Beyblade Metal Masters von _Nira_ (Rebirthing of Fighting Spirit) ================================================================================ Prolog: Ein Morgen wie jeder andere... oder?! --------------------------------------------- Begonnen am: 28. April 2011 Da bin ich wieder! Mit einer neuen FF im Schlepptau. Genauer gesagt, ist es die Fortsetzung von meiner Alten, die auf jetzt auf der Metal Masters Staffel basiert. Ich werde mich natürlich wieder total ins Zeug legen, damit diese Story – vielleicht sogar – besser wird, als meine Vorhergehende. Und wieder das Übliche vorneweg: Die Charaktere der Original Beyblade Metal Masters Serie (Metal Fight Beyblade Explosion) gehören nicht mir, sondern dem Mangaka davon und ich verdiene mit dieser Geschichte kein Geld. Prolog: Ein Morgen wie jeder andere… oder?! Ein halbes Jahr war seit dem Battle Blader Turnier vergangen. In dieser Zeit hatte sich Einiges getan. Jayden war zusammen mit Rafael, Kayla und Ashley in eine WG gezogen. Sie fanden es besser so und konnten so auch ihre Teamfähigkeit stärken, was auch notwendig war, denn es gingen diverse Gerüchte um, dass die WBBA eine Weltmeisterschaft im Tag-Team-Format plante. Noch waren es wilde Spekulationen, aber bald würde sich herausstellen, was es damit wirklich auf sich hatte. Ashley war immer noch mit Kyoya zusammen und die beiden führten seit fast 8 Monaten eine nahezu perfekte Beziehung, was Rafael natürlich überhaupt nicht in den Kram passte. Mittlerweile war Jayden ihm auf die Schliche gekommen und Rafael hatte seinem besten Freund nach einigem Auffordern erzählt, dass er schon längere Zeit in Ashley verliebt sei und es nicht akzeptierte, dass sie mit Kyoya zusammen war. Seine Antisympathie ihm gegenüber wurde dadurch natürlich nur noch mehr verstärkt, aber bisher hatten sich die beiden noch nicht in die Haare bekommen. Rafael wartete eigentlich nur darauf, dass die beiden ihren ersten großen Krach hatten, aber noch hatte sich nichts in der Hinsicht getan. Und Kayla war ein Thema für sich. Nach ihrer katastrophalen Niederlage bei Battle Blader war sie nicht mehr dieselbe. Die ersten drei Monate danach waren wahrscheinlich die Schlimmsten ihres bisherigen Lebens gewesen. Auch ein Grund dafür, dass die vier zusammen in eine WG gezogen waren, war, dass Kayla immer wieder in den ersten Nächten schreiend aus ihren Alpträumen aufgewacht war und die anderen einfach für sie da sein konnten, wenn sie die Nähe ihrer besten Freunde brauchte. Jayden, Rafael und Ashley waren irgendwann am Ende mit ihrem Latein, denn Kaylas Selbstbewusstsein schien wirklich in Trümmern zu liegen, bis sie sich irgendwann selbst „therapiert“ hatte, in dem sie mit Falcon wieder so kämpfte, wie sie es immer getan hatte. Danach ging es endlich wieder einigermaßen bergauf. Trotzdem hatte der Kampf gegen Ryuga seine Spuren hinterlassen – seelisch wie auch äußerlich sichtbar. L-Drago hatte bei seinem Angriff auf sie, tiefe Wunden in ihren Bauch gerissen, die immer noch als Narben zu sehen waren. Außerdem hatte sich eine Strähne auf der rechten Seite ihrer Haare weiß gefärbt. Die erste Zeit hat man davon nichts gesehen – erst etwa acht Wochen nach dem Turnier, hat sich plötzlich eine ca. zwei Zentimeter breite Strähne vom Scheitel ab immer heller gefärbt, bis sie irgendwann schneeweiß geworden war. Obwohl sie mittlerweile mit Tsubasa zusammen war und er sie durchaus verstehen konnte, da er das Gleiche erlebt hatte, wurden ihre besten Freunde das Gefühl nicht los, dass Kayla hinter ihrer Fassade immer noch so gebrochen war und es noch einige Zeit dauern würde, bis sie sich vollständig davon erholt hatte. Sie hatte die ganze Sache wahrscheinlich nur so gut verarbeitet und einigermaßen hinter sich gelassen, weil sie so unfassbar stark war und auf ihren Bey, sowie auf ihre Freunde vertraute und bauen konnte. Es war ein schöner, sonniger Märzmorgen. Die Vögel zwitscherten leise und die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg über das Land. Ein leises Piepsen riss einen blauhaarigen Jungen von etwa 15 Jahren aus seinem Schlaf. Müde blinzelte er ein paar Mal und sah sich um. Die Sonne schien sanft in sein Zimmer und erhellte den Raum. Seine ebenfalls blauen Augen schweiften an die Decke. Jayden streckte sich genüsslich und setzte sich auf. Sein Wecker zeigte eine Minute nach Neun an. „Frühstück“ murmelte er leise und schwang sich aus seinem Bett. Er nahm sich seine Klamotten, die über dem Stuhl vor seinem Schreibtisch hingen, und verschwand damit im Bad, welches sich eine Tür weiter rechts von seinem Zimmer befand. Als er wieder herauskam, schlurfte er gleich in die Küche und setzte Kaffee und Teewasser auf. Er gähnte herzhaft und begann den Tisch zu decken. Ein paar Minuten später hörte Jayden, dass jemand die Tür zur Küche hereinkam. Er hatte gerade die Marmelade aus dem Kühlschrank geholt und wirbelte nun mit dieser in der Hand herum. „Ha! Ich habe eine Marmelade und keine Hemmungen, sie einzusetzen!“ sagte er, spaßhaft drohend. Rafael sah ihn völlig verdattert an. Er war noch nicht ganz aufnahmefähig, da er von Natur aus als unheimlicher Morgenmuffel galt. „Dir auch einen guten Morgen“ nuschelte er zurück. Jayden stellte die Marmelade auf den Tisch und grinste ihn an. Rafael knurrte nur etwas Unverständliches zurück. „Wie kannst du so früh morgens schon SO ekelhaft gut drauf sein?“ fragte der Schwarzhaarige verständnislos. „Wie kannst du so früh morgens nicht so gut drauf sein?“ stellte Jayden verschmitzt die Gegenfrage und stellte drei Gläser auf den Tisch. Rafael verdrehte genervt die Augen. „Was macht der Kaffee?“ fragte er nach, bevor er sich unnötig aufregte. „Der braucht noch einen Moment“ antwortete Jayden und sah kurz zur Kaffeemaschine. Erst jetzt bemerkte Rafael, dass nur drei Gläser und Teller auf dem Tisch standen. „Jayden, wir sind zu viert“ erinnerte er den Blauhaarigen. „Ashley trainiert doch heute früh nicht mit“ erklärte Jayden. „Wieso?“ wollte Rafael wissen. Jayden schnaufte. Jetzt lag es wieder an ihm, Rafael die Situation schonend beizubringen. Aber, der Blauhaarige war noch nie ein Freund von großen Reden gewesen, also brachte er es einfach auf den Punkt. „Ashley hat gestern Nachmittag trainiert. Ein paar Stunden später kam Kyoya vorbei und ist über Nacht hiergeblieben. Sie hat damit ihre Trainingseinheit praktisch ‚vorgezogen’ und kann sich das von heute Morgen folglich sparen. Ich hoffe, das beantwortet deine Frage“ erklärte er. Rafael schnaufte. „Wow. Da krieg ich ja gleich richtig gute Laune.“ Der Sarkasmus war nicht zu überhören. Jayden verdrehte genervt die Augen. „Ich hab dir schon tausend Mal gesagt, dass du das einfach akzeptieren solltest. Ich kann mir die ganze Zeit von dir anhören, wie dir das auf die Nerven geht. Aber, daran kann niemand was ändern! Du solltest dich lieber freuen, dass Ashley so glücklich ist! Und wenn du es auch nur ansatzweise wagen solltest, dich an Ashley heranzumachen, dann Gnade dir Gott – denn, Kyoya wird es bestimmt nicht tun!“ meinte er. Rafael murrte. Das passte ihm ganz und gar nicht in den Kram. Er wollte lieber Ashley an seiner Seite sehen. Das sie mit Kyoya schon so lange zusammen war, bockte ihn wirklich. Er hatte es lange unterdrücken können, doch mittlerweile erwischte er sich immer häufiger dabei, wie er Kyoya den ein oder anderen bösen Blick zuwarf. Bevor die beiden ihr Gespräch weiterführen konnten, ging die Tür zur Küche ein weiteres Mal auf und Kayla stand darin, die bereits fertig angezogen war, und auf die anderen beiden zuging. „Morgen!“ sagte sie freundlich und setzte sich ebenfalls an den Tisch. „Guten Morgen“ begrüßte Jayden sie freudestrahlend. „Morgen“ grummelte Rafael zurück. „Na? Schon wieder schlechte Laune, weil Kyoya da ist?“ fragte Kayla sofort und sah zu ihm. „Erinnere mich nicht daran“ knurrte Rafael zurück. Kayla legte den Kopf leicht schief. „Darüber diskutieren wir später. Jetzt will ich erst mal frühstücken“ beschloss die 16-jährige sofort. Jayden musterte sie kurz. „Hast du nicht mal das Mittel vom Friseur ausprobiert?“ wollte er wissen. Kayla schnaufte und nahm die weiße Strähne zwischen Zeige- und Mittelfinger. „Das kannst du echt alles vergessen! Diese Haare sind echt wie abgestorben! Die nehmen wirklich keine Farbe an. Mein Friseur fragte mich schon, ob ich mit irgendeiner extrem laugenartigen Flüssigkeit in Berührung gekommen bin. Wobei nicht einmal das erklären würde, warum die Haare weiß nachwachsen“ erklärte Kayla. Sie warf die Strähne wieder nach hinten, stand auf und sah nach dem Kaffee. „Das ist schlecht. Ich dachte, damit würde es vielleicht funktionieren“ meinte Jayden nachdenklich. Kayla seufzte. „Nein, leider nicht. Na ja… dann muss es doch so bleiben. Ich kann es auch nicht ändern“ sagte sie schließlich resigniert. „Und noch mehr Experimente lass ich nicht mit mir machen!“ Jayden lächelte verstehend. „Ja, das kann ich irgendwie auch nachvollziehen.“ Kayla stellte die Kaffeemaschine ab und holte den Behälter mit der braunschwarzen Flüssigkeit darunter hervor. Sie schenkte in die Tassen ein und die drei begannen ihr Frühstück. Ein Stockwerk weiter oben wachte Ashley gerade auf und sah verschlafen auf die Uhr. Diese zeigte gerade viertel vor zehn an. Sie seufzte leicht und streckte sich ausgiebig. Kayla und die anderen mussten schon seit einer Viertel Stunde beim Training sein. Ashley kannte ihre beste Freundin nur zu gut und wusste auch, wie pünktlich sie war. Halb zehn war bei Kayla auch halb zehn und nicht eine, zwei oder fünf Minuten danach. Die Blonde atmete tief durch und drehte sich zur Seite. Kyoya schlief noch und eigentlich wollte sie ihn nicht wecken, aber es war spät genug, also würde er ihr das bestimmt nicht übel nehmen. Sanft strich sie ihm über die Wange und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Aufwachen, mein Schmusekater“ sagte sie lächelnd. Kyoya öffnete die Augen, blinzelte ein paar Mal und sah sie dann liebevoll an. „Morgen“ nuschelte er zurück und drückte sie enger an sich. Seltsamerweise war Ashley heute Morgen überhaupt nicht müde. Woran das lag, wusste sie nicht, aber es war ihr lieber, als dieses Gefühl ewig, vor lauter Müdigkeit, nicht aus dem Bett zu kommen. Ashley strich ihm sanft durch die Haare und er seufzte wohlig. „Willst du aufstehen?“ fragte sie. Kyoya schüttelte leicht den kopf und kuschelte sich an sie. „Noch ein paar Minuten“ erwiderte er leise. Ashley lächelte. >So ein Langschläfer!< dachte sie sich. Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den beiden und Ashley nutzte die Gelegenheit, um nachzudenken. Jetzt war sie seit über acht Monaten mit Kyoya zusammen und sie könnte wirklich nicht glücklicher sein. Eigentlich war es nahezu perfekt und Krach hatten sie bisher auch noch nicht gehabt, da keiner der beiden auf Streit aus war und selbst wenn Ashley das Feuer packte, ging Kyoya auf ihre Provokationen selten ein, wenn sie ernst gemeint waren. „Sind die anderen schon weg?“ fragte Kyoya plötzlich nach und riss sie damit aus ihren Gedanken. Ashley nickte leicht. „Ja, seit ungefähr einer Viertel Stunde“ antwortete sie. Kyoya nickte verstehend. Plötzlich knurrte Ashleys Magen ziemlich laut und sie wurde leicht rot. Kyoya grinste. „Tut mir leid“ nuschelte sie verlegen zurück. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du Hunger hast“ meinte er. Ashley nickte verlegen und setzte sich auf. Genüsslich streckte sie sich und gähnte herzhaft. Auch Kyoya setzte sich auf, legte seinen Kopf auf ihre Schulter und küsste sie sanft am Hals. Ashley lächelte, drehte ihren Kopf zu ihm und küsste ihn, als er den Kopf hob und ihre Lippen suchte. Als sie sich wieder voneinander lösten, sahen sie sich einen Moment an, bis Ashley schließlich grinste. „Wenn es nach mir ginge, könnte jeder Tag so anfangen“ sagte sie. „Wäre auch viel angenehmer, wenn du mich fragst“ erwiderte er. „Komm, lass uns aufstehen und frühstücken. Ich bin am verhungern!“ schlug sie schließlich vor und stand auf. Sie ging zu ihrem Schreibtischstuhl und nahm sich das türkisfarbene T-Shirt, welches darüber hin und streifte es sich über. Nur in Unterwäsche wollte sie dann doch nicht durch die Wohnung wandern. Auch Kyoya zog sich sein schwarzes T-Shirt und seine Hose drüber, dann verließen die beiden das Zimmer und machten sich auf den Weg in die Küche. Nach dem Frühstück saßen die beiden noch eine Weile am Tisch. „Ich bin erst Mal für eine Weile weg“ sagte Kyoya plötzlich. Ashley sah ihn fragend an. „Weg? Wohin?“ hakte sie interessiert nach. „Ich fliege nach Afrika und stelle mein Team für die Weltmeisterschaft zusammen“ antwortete er. „Wieso denn das?“ fragte Ashley weiter. „Wisst ihr noch Nichts von der bevorstehenden WM?“ stellte er schließlich die Gegenfrage, denn er glaubte nun ernsthaft, dass Ashley wirklich nichts davon wusste. Die Blonde schüttelte den Kopf. „Nein, woher denn? Ich weiß nur, was man so hört – dass die WBBA eine Weltmeisterschaft im Tag-Team-Format plant. Aber, das hängt nur in der Luft. Darüber weiß ich echt nichts“ erwiderte sie. „Dann müsstet ihr eigentlich auch bald die Informationen darüber bekommen“ meinte Kyoya schließlich. „Und warum willst du in Afrika dein Team zusammenstellen?“ fragte sie verwirrt nach. „Weil ich bei der Meisterschaft gegen Ginga antreten möchte – deshalb“ antwortete er. „Irgendwie hätte mir das klar sein müssen“ grummelte sie zurück. Kyoya grinste. „Wie lange lässt du mich dann allein?“ wollte Ashley schließlich wissen und der schmollende Unterton in ihrer Stimme war kaum zu überhören. Kyoya überlegte einen Moment, bevor er ihr antwortete. „Eine Weile“ sagte er schlicht. „Also, länger als ein Monat“ schlussfolgerte Ashley. „Vermutlich. Und das nächste Turnier, auf dem wir uns begegnen könnten, ist frühestens in acht Wochen“ antwortete er. „Das kannst du doch nicht machen“ protestierte sie. Kyoya seufzte. Eigentlich müsste Ashley langsam begriffen haben, dass er, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, es auch gnadenlos und ohne Rücksicht auf Verluste durchzog. „Du weißt, wie ich dazu stehe“ sagte er schließlich. Ashley ließ den Kopf auf der Tischplatte nieder und schielte ihn an. „Weißt du was für ein Tag heute ist?“ fragte sie schließlich. Kyoya sah sie nur fragend an und überlegte einen Moment. „Außer, dass heute Donnerstag ist?“ hakte er nach. Ashley nickte. „Unser Monatstag kann es nicht sein – den hatten wir erst vor zwei Wochen“ erwiderte er. Wieder ein Nicken. „Darauf wärst du auch nicht gekommen. Heute vor einem Jahr, sind wir uns das erste Mal begegnet“ erklärte sie schließlich. Kyoya dachte kurz zurück. „Ich hab mir das irgendwie behalten – warum, weiß ich auch nicht. Aber, das ist mir schon vor anderthalb Wochen oder so aufgefallen, dass das der Tag war, an dem ich mit Kayla in die Stadt kam, in der du mit Ginga und den anderen warst“ meinte Ashley und seufzte. „Und ausgerechnet an so einem Tag, sagst du mir, dass du mich für die nächste Zeit alleine lässt!“ „Daran kann ich jetzt auch nichts ändern“ erwiderte Kyoya. „Ja, ich weiß“ schmollte Ashley zurück. Eine Weile schwiegen die beiden. „Nimmst du mich vielleicht mit in dein Team?“ fragte die Blonde plötzlich. „Ich denke, wenn ihr ein Team gründet – was auch höchstwahrscheinlich so kommen wird – werden deine Leute dich höchstwahrscheinlich brauchen“ erwiderte Kyoya sachlich. Ashley dachte einen Moment darüber nach. Wenn es wirklich so kommen sollte, dass sie und ihre Freunde zusammen in Team, was auf das Tag-Team-Format passen sollte, gründen wollte, konnte sie die anderen drei wirklich nicht hängen lassen. „Ja, ich denke, dass du recht hast. Vielleicht kriegen wir ja die Möglichkeit noch mal gegeneinander anzutreten“ grinste sie schließlich. „Wenn du deinen Special Move im Griff hast“ sagte er. Ashley macht eine wegwerfende Handbewegung. „Ach, ich arbeite doch schon an meinem Dritten! Der Crash Tsunami sitzt schon lange“ erwiderte sie. „Dann freu ich mich umso mehr auf unser Match“ meinte Kyoya lächelnd. Ashleys Grinsen wurde breiter. „Dieses Lächeln kenn ich. Du freust dich da wirklich drauf“ schlussfolgerte sie. „Warum sollte ich das nicht?“ fragte er nach. Ashley zuckte ahnungslos die Schultern, woraufhin er lächelnd die Augen verdrehte. Doch, kurze Zeit später setzte Ashley wieder ihren Schmollmund auf und sah ihn mit großen Augen an. „Lass mich nicht zu lange alleine, ja?“ Kyoya lächelte, strich ihr über die Wange und küsste sie kurz. „Auf keinen Fall!“ Kapitel 1: Teamgründung ----------------------- Kapitel 1: Teamgründung „Wir sind wieder da!“ Pünktlich zum Mittagessen betraten Jayden, Rafael und Kayla die WG. Ashley stand gerade in der Küche und bereitete das Mittagessen vor. Kayla ging als Erste zu ihr und sah sich etwas fragend in der Küche um. „Wo ist Kyoya?“ fragte sie verwundert. Ashley seufzte. „Weg“ erwiderte sie. „Wohin?“ hakte Kayla nach. „Hat er endlich Schluss gemacht?!“ fragte Rafael laut, der im Flur stand. Jayden stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen. „Raff! Hör auf!“ fauchte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Ich mein ja nur“ grummelte er zurück und hielt sich die schmerzende Seite Ashley und Kayla sahen kurz verwundert zur offen stehenden Tür und blickten sich dann ebenso verwundert an, bevor Kayla das Gespräch wieder aufnahm. „Also?“ „Er ist nach Afrika, um sein Team für die bevorstehende Weltmeisterschaft im Beybladen zusammenzustellen“ erklärte Ashley. „Und da hat er dich nicht mitgenommen?“ fragte ihre beste Freundin verwundert. Die Blonde schüttelte den Kopf. „Nein, er meinte, wenn wir Vier ein Team gründen würden, dass es besser ist, wenn ich hier bleibe – im Endeffekt hat er auch nicht ganz Unrecht!“ Kayla nickte verstehend. „Ich hab von der WM gehört, aber bisher noch keinen festen Anhaltspunkt gehabt, ob das alles stimmt oder nicht“ sagte sie schließlich. Ashley seufzte. „Mach dir keinen Kopf um Kyoya. Der kommt klar“ meinte Kayla aufmunternd. Sie klopfte ihr leicht auf die Schulter und ging wieder aus der Küche, um nach der Post zu sehen. Gedankenversunken begann Ashley den Tisch zu decken, während die beiden Jungs die Küche betraten. Dann der Blonden etwas ein und sie wandte sich an Rafael. „Was war denn das eben für ein fieses Kommentar?“ fragte sie interessiert nach. Rafael zuckte die Schultern. „Ist mir so rausgerutscht“ erwiderte er beiläufig und setzte sich an den Küchentisch. Ashleys rechte Augenbraue zuckte, aber sie ging nicht weiter darauf ein. „Leute!“ sagte Kayla plötzlich laut. Alle wandten sich zur Tür und blickten zu Kayla, die aufgeregt mit einem großen Umschlag in der Hand wedelte. „Was ist das denn?“ wollte Jayden interessiert wissen. „Keine Ahnung. Aber, das ist bestimmt von der WBBA“ erwiderte Kayla, schnappte sich den Brieföffner und machte den Umschlag auf. Sie hatte Recht. Das Schreiben kam tatsächlich von der WBBA. Die vier setzten sich an den Tisch und Kayla holte den ganzen Papierkram aus dem Umschlug hervor. „Teilnahmebedingungen?“ fragte Ashley interessiert und drehte das Blatt zu sich. „Das ist aber eine ganze Menge Zeug“ stellte Rafael fest und ließ seinen Blick über das Regelwerk schweifen. „Ja, hier ist der Bogen für die Anmeldung“ sagte Kayla und hielt das entsprechende Blatt hoch. „Tag-Team?“ Jayden schaute ihr auf den Zettel. Kayla nickte daraufhin. Mit einer Büroklammer waren die vier Anmeldebögen für die einzelnen Teammitglieder und das Blatt, welches Kayla gerade in der Hand hatte, war für das komplette Team. Sie teilte die Zettel aus, stand auf und holte vier Stifte, die in dem Becher auf dem Küchenregal standen, welche sie an die anderen drei verteilte. Stumm füllten die vier die Anmeldebögen aus. Nachdem alle fertig waren, ordnete Kayla die Zettel und heftete sie mit der Büroklammer zusammen. „So, das ist erledigt“ meinte sie und legte die Blätter auf die Küchenzeile hinter ihr. „Wir müssen uns noch einen Teamnamen überlegen“ stellte Ashley fest. „Das könnte schwierig werden“ meinte Jayden. „Warum fragen die eigentlich nach Punktestand und Turnierteilnahme?“ fragte Rafael verwirrt. „Daran kann man sehen, wie viel Erfahrung die einzelnen Blader haben“ erklärte Kayla und begann den letzten Anmeldebogen auszufüllen. „Tag-Partner…“ sagte Ashley plötzlich. „Das können wir doch so gar nicht festlegen. Dafür müssen wir erst mal trainieren. Wir wissen ja schließlich nicht, wer mit wem harmoniert und welche Fähigkeiten sich gut ergänzen“ erwiderte Jayden sachlich. „Ja, ich lass das erst mal offen. Es sind ja noch drei Wochen, bis das eingereicht werden muss, aber wir sollten trotzdem keine Zeit verlieren“ meinte Kayla. Nachdem sie fertig war, sah sie sich um. „Teamname“ sagte sie nur. Das war ein schönes Diskussionsthema. Auch ein paar nicht ernst gemeinte Vorschläge waren dabei, sodass die vier teilweise ziemlich lachen mussten. „Wie wär’s mit ‚Axis’?“ fragte Ashley dazwischen. „Axis?“ Jayden sah sie verwirrt an. „Das ist das englische Wort für Strahl“ erklärte die Blonde. „Schlecht klingt es nicht. Kurz und knackig – so wie es eben sein muss“ meinte Kayla schließlich. Auch Rafael nickte. „Ich denke, dabei können wir bleiben, oder?“ Er schaute sich in der Runde um und stellte fest, dass alle damit einverstanden zu sein schienen. „Gut. Das haben wir. Jetzt fehlt nur noch der Teamchef“ stellte Kayla fest, nachdem sie den Teamnamen auf das Papier geschrieben hatte. Sie sahen sich alle gegenseitig an. Irgendwann blieben die Blicke auf Kayla hängen. Die Braunhaarige merkte schnell, was Sache war und winkte sofort ab. „Oh nein. Das kommt gar nicht in Frage. Ich hab keine Führungsqualitäten.“ „Ach, komm schon. Von uns kannst immer noch du am besten organisieren. Diese Position ist doch wie geschaffen für dich!“ meinte Jayden. „Außerdem, will das hier bestimmt kein anderer machen.“ Kayla verdrehte die Augen. „Na gut. Überredet. Um ehrlich zu sein, reizt mich der Posten auch ein wenig“ gab sie zu und trug ihren Namen in das Feld „Teamchef“ ein. „Wann fangen wir mit dem Training für die Tag-Partner an?“ fragte Ashley interessiert. „Nach dem Mittagessen, wenn ihr wollt“ schlug Kayla vor. Die anderen stimmten zu, denn sie mussten, wenn sie die Partner festgelegt hatten, die verbleibende Zeit vor dem ersten Turnier nutzen, um noch zusammen zu trainieren und die Fähigkeiten aufeinander abzustimmen. Nach dem Essen machten sie sich ans Training. Sie hatten in der Nähe ihrer WG eine Halle mit zwei großen Arenen, die allein für sie zum Training gedacht waren. Natürlich wurde an schönen Tagen auch draußen in der freien Natur trainiert, was dazu diente, ihre Instinkte und Fähigkeiten auf unebenem Gelände zu stärken. Außerdem, war es eine willkommene Abwechslung zum Training in einer einfachen Arena. „Wie gehen wir jetzt am besten vor?“ fragte Jayden nach. Kayla überlegte. „Ich schlage vor, dass wir ausprobieren. Wir werden alle vier erst gegeneinander antreten und während des Matches suchen wir uns unseren Partner. Das kann irgendwer sein – ganz egal. Wir wissen sowieso noch nicht, wer am besten mit wem harmoniert“ erklärte sie schließlich. Die anderen nickten verstehend. Sie verteilten sich an der Arena und machten ihre Beys startklar. Dann hielten sie alle ihre Starter hoch und zählten runter. „3… 2… 1… Let it rip!“ Zwei Stunden später standen die Tag-Partner innerhalb des Teams endlich fest. Kayla konnte den Thunder Dive gut mit Jaydens Special Move kombinieren und nach einer kurzen Trainingsphase, waren sich die beiden einig, dass ihre Spielweise doch ziemlich gut aufeinander abgestimmt war. Ashley sollte mit Rafael zusammenarbeiten, aber die beiden mussten noch sehr an ihrem Zusammenspiel arbeiten. Es war gar nicht so einfach, aber vorteilhaft. Sollte Ashleys Dolphin an die Grenzen seiner Ausdauer stoßen, konnte Rafael immer noch eingreifen, denn Vulpine hatte die längere Puste. Die beiden mussten sich arrangieren, aber Kayla war überzeugt davon, dass es schon klappen würde. Jayden war sich allerdings nicht ganz so sicher, wie seine Teamchefin. Später am Abend, klopfte er an ihre Zimmertür. „Ja?“ fragte Kayla und legte die Fusionsscheibe ihres Beys, den sie gerade polierte, beiseite. Jayden trat ein und schloss die Tür hinter sich. „Bist du dir sicher, dass du Ashley und Rafael zu Tag-Partnern machen willst?“ fragte er zögerlich. Kayla seufzte. „Ich hab deinen skeptischen Blick vorhin schon bemerkt. Ich weiß, dass das Ganze etwas gewagt ist, aber ich bin sicher, dass es funktioniert“ erwiderte sie. „Es geht mir nur darum, dass Rafael was von Ashley will. Es könnte sein, dass das es vielleicht ausartet“ wendete er ein. „Vielleicht hast du Recht – andererseits können wir beide unsere Fähigkeiten gut miteinander kombinieren. Ashley und Rafael können das auch. Die beiden werden sich schon irgendwie einig und ich werde darauf auch verschärft achten. Mach dir also keine Sorgen“ sagte sie überzeugt. Jayden lächelte leicht. „Ich hoffe, dass ich mich darauf verlassen kann. Immerhin stehen uns einige Turniere bevor und wenn wir schon genug mit den ganzen anderen Teams, die teilnehmen, zu schaffen haben, sollten wir uns nicht noch untereinander bekriegen!“ Kayla nickte. Einen Moment herrschte Schweigen. „Was steht morgen an?“ wollte Jayden schließlich wissen. „Ich bin morgen mit Tsubasa verabredet. Was ihr macht, ist euch überlassen. Wir haben heute gut trainiert und ein Tag Pause kann nicht schaden“ antwortete Kayla und schraubte ihren Beyblade wieder zusammen. Jayden nickte verstehend. „Gut, dann will ich dich nicht weiter stören“ erwiderte er und gähnte herzhaft. „Ich geh dann schlafen!“ „In Ordnung. Gute Nacht“ sagte Kayla lächelnd. „Nacht!“ Damit verschwand er aus der Tür und schloss diese leise hinter sich. Kayla schnaufte kurz und sah zu Storm Falcon, der immer noch in ihrer Hand lag. „Wir haben Einiges vor uns in der nächsten Zeit. Ich verlass mich darauf, dass du mich gut durch die Kämpfe bringst“ murmelte sie leise und strich über den Symbolbolzen. Kayla stand auf und legte Falcon auf die kleine Kommode neben ihr Bett. Sie streckte sich und gähnte. „Zeit für’s Bett. Ich hab morgen noch was vor!“ sagte sie zu sich selbst. Kayla zog sich ihren Schlafanzug an und legte sich mit einem leichten Lächeln ins Bett. Morgen würde bestimmt ein toller Tag werden. Sie hatte Tsubasa jetzt schon länger nicht gesehen und damit war die Wiedersehensfreude umso größer. Sie schloss die Augen, kuschelte sich in ihr Kissen und schlief nach einiger Zeit ein. Kapitel 2: Eifersucht und andere Probleme ----------------------------------------- Kapitel 2: Eifersucht und andere Sorgen Kayla war am nächsten Morgen als Erste wach und stand auch gleich auf. Sie freute sich so sehr, Tsubasa endlich wieder zu sehen. Fast zwei Monate hatten sie sich jetzt nicht zu Gesicht bekommen, weil ständig irgendwas anderes dazwischenkam. Doch den Termin heute hatten sich beide freigehalten – und es stand schon seit fast einer Woche fest, dass sie sich heute treffen würden. Kayla sprang noch schnell unter die Dusche. Eine halbe Stunde später saß sie noch mit leicht feuchten Haaren am Frühstückstisch. Sie überlegte gerade, ob sie Beyblade und Starter mitnehmen sollte und entschied sich schließlich dafür, denn man wusste ja nie, wer einem über den Weg lief. Sie räumte noch ihr Zeug weg und machte sich dann auf den Weg. Tsubasa wollte sich mit ihr unten am Fluss treffen. Ein bedeutungsvoller Ort, denn hier hatte er ihr zum ersten Mal klar gemacht, dass er sie liebte. Kayla lächelte bei dem Gedanken. Es war bisher eine schöne Zeit mit Tsubasa gewesen und sie bereute keinen Moment, den sie bisher mit ihm verbracht hatte. Ihr Leben war in letzter Zeit wieder nahezu perfekt und es war gut, dass es – nach so einer schweren Zeit – wieder bergauf ging. Trotz all dem, wurde Kayla das Gefühl nicht los, dass ihr doch irgendetwas fehlte. Sie konnte es nicht benennen, aber dieses seltsame Gefühl war einfach da. Kayla lief am Fluss entlang und als sie nach vorne sah, erkannte sie Tsubasa, der im Gras saß und auf das Wasser starrte. „Hey!“ sagte sie und blieb vor neben ihm auf dem sandigen Weg stehen. Tsubasa zuckte kurz zusammen und sah zu ihr. „Kayla. Schön dich zu sehen“ begrüßte er sie, stand auf und ging zu ihr. Sie lächelte und umarmte ihn. „Ich freu mich auch. Ist jetzt schon eine Weile her, dass wir uns gesehen haben“ meinte sie. Tsubasa nickte. „Ja, ich hab dich auch ziemlich vermisst“ lächelte er zurück und küsste sie kurz. „Und? Ist für heute irgendetwas Bestimmtes geplant?“ wollte Kayla interessiert wissen. „Ich hab mir für heute nichts weiter vorgenommen“ erwiderte Tsubasa. „Gut, ich freue mich nämlich auf einen schönen entspannenden Nachmittag. Nach dem gestrigen Tag brauch ich das auch“ meinte sie und seufzte. Tsubasa sah sie verwundert an. „Was war gestern los?“ „Wir haben gestern die Tag-Partner für unser Team festgelegt. Es war nicht ganz so einfach“ erzählte sie, befreite sich aus der Umarmung und lief langsam los. Tsubasa folgte ihr. „Und? Was kam dabei heraus?“ fragte er nach. „Ich bilde mit Jayden eine Einheit und Rafael mit Ashley – wobei ich bei den anderen beiden ein paar Bedenken habe“ gab Kayla ehrlich zu. „Inwiefern?“ „Ich weiß seit einiger Zeit, dass Rafael in Ashley verknallt ist – und sie ist ja mit Kyoya zusammen, was Rafael natürlich ein Dorn im Auge ist. Vielleicht war es keine gute Idee, die beiden zu Tag-Partnern zu machen, aber ich bin davon überzeugt, dass es funktioniert. Als Teamchefin hab ich das ja im Endeffekt zu entscheiden“ erklärte Kayla. Tsubasa nickte verstehend. Er ließ sich ihren letzten Satz noch einmal kurz durch den Kopf gehen und sah sie schließlich erstaunt an. „Du bist Teamchefin?“ fragte er. Kayla grinste und nickte. „Ja, wir Vier bilden für die Weltmeisterschaft das Team ‚Axis’. Und ich hab die Leitung des Teams übernommen. Eine ziemlich große Aufgabe, aber ich werde das schon schaffen“ erwiderte sie zuversichtlich. Tsubasa lächelte. „Das glaube ich auch. Ich bilde übrigens mit Yu ein Tag-Team und bin mit Ginga und Masamune im Team Gan Gan Galaxy“ sagte er schließlich. Kayla sah ihn leicht verwirrt an. „Masamune?“ fragte sie nach. „Ja, ein kleiner, etwas tollpatschiger Beyblader, der unbedingt die Nummer eins werden will. Mit seinem Bey Ray Unicorno ist er gar nicht so schlecht. Und Ginga hat übrigens auch einen neuen Beyblade“ erzählte Tsubasa. „Wirklich? Nicht schlecht. Jetzt würde ich gern noch einmal gegen ihn kämpfen. Schaden kann es ja nicht“ sagte sie freudig. Tsubasa lachte leise. „Auf den Kampf bin ich gespannt!“ Mit einem lauten Gähnen setzte Ashley sich auf. Sie streckte sich, rieb sich die Augen und sah sich kurz in ihrem Zimmer um. An ihrem Wecker blieb ihr Blick schließlich hängen. „Was? Schon halb elf?“ nuschelte sie verschlafen und schwang sich aus dem Bett. Die Blonde stand kurz unschlüssig im Raum und sah aus dem Fenster. Sie musste an Kyoya denken. Nicht, dass sie sich Sorgen deswegen machte – sie wusste, dass er alleine klar kam – aber, sie vermisste ihn einfach schrecklich. Ashley wusste, dass die ersten Turniere noch ein paar Wochen auf sich warten ließen und vorher würde sie ihn höchstwahrscheinlich nicht mehr sehen. Ein langgezogener Seufzer entwich ihr. Ohne ihren Kyoya, der eigentlich regelmäßig da war, fehlte ihr wirklich etwas. Die Beziehung war wirklich sehr intensiv und sie hingen aneinander wie die Kletten. Ashley genoss das einfach und auch Kyoya schien es nicht zu stören – und sie waren jetzt schon fast acht Monate zusammen! „Man“ schmollte sie schließlich und verließ ihr Zimmer. Als sie die Küche betrat, erkannte sie Rafael, der gerade sein Geschirr vom Frühstück wegräumte. „Guten Morgen!“ begrüßte Ashley ihn. Er drehte sich um und sah sie kurz an. „Morgen, Ashley“ meinte er und stellte seinen Teller in die Spülmaschine. „Und? Gut geschlafen?“ Ashley seufzte. „Nicht ganz so gut“ gab sie ehrlich zu, ging auf ihn zu und setzte sich auf die Küchenzeile. Rafael sah sie verwundert an. „Na, was ist los?“ wollte er wissen. „Du gehst nur wieder an die Decke, wenn ihr dir sage, wieso“ erwiderte Ashley sachlich. Rafael schnaufte verächtlich. „Ach, ist es wegen deinem Freund?“ fragte er nach. „Du weißt genau, dass ich glücklich mit Kyoya zusammen bin und das lass ich mir von dir bestimmt nicht kaputtmachen“ erwiderte sie sofort. „Ich weiß gar nicht, was du von ihm willst“ meinte er verständnislos. Ashley verdrehte die Augen. „Das würdest du auch nie verstehen! Das mit Kyoya und mir ist nun mal etwas Besonderes – und du solltest endlich anfangen, damit zu leben, dass ich mit ihm zusammen bin!“ Rafael sah sie an. „Und was ist, wenn ich das nicht will?“ fragte er. „Dann ist das nicht mein Problem!“ erwiderte Ashley entnervt. „Ich glaube gerade dann, wird es zu deinem Problem“ sagte Rafael unheilvoll. Ashley sprang von der Küchenzeile und funkelte ihn sauer durch ihre rotbraunen Augen an. „Wenn du es wagst, dich in unsere Beziehung einzumischen, kannst du was erleben! Und dann Gnade dir Gott, denn ich glaube Kyoya wird es nicht tun!“ „Das wollen wir doch erst mal sehen!“ erwiderte Rafael selbstsicher. Ashley schüttelte den Kopf und verließ die Küche wieder. Nach der Aktion, war ihr der Appetit definitiv vergangen. >Er ist so dreist! Ich will nur hoffen, dass er sich wirklich aus der Sache heraushält, denn so langsam werden seine Anmachen auch immer heftiger< dachte die Blonde, ging hoch in ihr Zimmer und zog sich um. Sie hatte Kyoya noch nicht davon erzählt, dass Rafael offenbar auch etwas von ihr wollte. Ashley wollte ihn nicht damit behelligen – außerdem hatte sie Angst, dass das Ganze irgendwie eskalierte. Doch, so langsam glaubte sie wirklich, dass es besser wäre, Kyoya vorzuwarnen, denn Rafael reagierte kaum noch auf ihre Ablehnung. Kyoya würde Rafael schon in seine Schranken weisen, damit Ashley endlich wieder ihre Ruhe hatte, denn sie selbst konnte im Moment auch nichts daran ändern. Leicht angesäuert schnaufte sie. Vielleicht sollte sie Kayla wenigstens einmal sagen, was los war. Rafael konnte ja nicht so weitermachen. Kurz entschlossen verließ sie fertig angezogen ihr Zimmer und macht sich auf den Weg in das von Kayla. Beherzt klopfte an die Tür. „Kayla?!“ Keine Antwort. Wieder klopfte Ashley an die braune Holztür, aber als dann immer noch nichts passierte, öffnete sie die Tür einfach. Kayla war nicht da. „Wo ist sie denn hin?“ murmelte sie verwundert. In just diesem Moment kam Jayden aus dem Bad. Er trug nur seine Jeans und rubbelte sich mit einem weißen Handtuch seine Haare trocken. Er hob den Kopf, nahm das Handtuch runter und lächelte Ashley an. „Guten Morgen!“ begrüßte er sie. „Morgen… Sag mal, wo ist Kayla?“ wollte Ashley gleich wissen. Jayden sah kurz in das leere Zimmer und überlegte einen Moment. „Kayla ist heute mit Tsubasa unterwegs. Ich denke, heute Nachmittag müsste sie wiederkommen“ erklärte er. Ashley nickte nur verstehend. „Was ist los?“ fragte Jayden nach, als er den entnervten Blick seiner Teamkollegin auffing. Ashley schnaufte. „Rafael geht mir auf die Nerven“ grummelte sie zurück. „Ach, mach dir da mal nichts draus. So lang du mit Kyoya zusammen bist, wird er es nicht mal wagen, dich falsch anzufassen. Dafür hat er zuviel Respekt“ meinte Jayden grinsend. „Glaubst du das wirklich? So langsam hab ich nämlich meine Zweifel daran“ erwiderte Ashley seufzend. „Keine Sorge. Ich bin ja auch noch da. Und wir drei sollten unseren freien Tag heute wirklich genießen“ schlug er schließlich vor. Ashley sah ihn kurz verwundert an, dann lächelte sie aber. „Ja, du hast Recht. Kommst du mit zum Frühstück?“ fragte sie nach. Jayden nickte eifrig. „Ich zieh mich nur schnell an“ erwiderte er und verschwand in seinem Zimmer. Ashley lehnte sich gegen die Wand, senkte den Blick und atmete tief durch. >Kyoya… willst du mich echt mit Rafael alleine lassen? Ich dreh hier noch durch!< Es war schon gegen Nachmittag, als sich Kayla und Tsubasa in ein Café mitten in der Stadt setzten. Entspannt ließ sich die Jüngere in dem bequemen Sessel nieder. „Du scheinst dein Leben ja im Moment richtig zu genießen“ meinte Tsubasa lächelnd. „Seit meiner Niederlage bei Battle Blader vor einem halben Jahr, weiß ich das Leben, das ich im Moment führe, wirklich zu schätzen“ erwiderte Kayla und seufzte. Tsubasas Blick wurde ernster. Er sprach nicht gern über das Turnier, denn es hatte für sie beide ein grausames Ende genommen. Und es war das erste Mal, dass Kayla das Thema anschnitt, seit das Turnier vorbei war. Vorher hatte nicht einer der beiden ein Wort darüber verloren. Tsubasa seufzte unmerklich. Auch wenn es ihm unangenehm war, darüber zu reden, wollte er das Thema nicht einfach so abwürgen. „Wie ist es dir nach dem Turnier eigentlich ergangen?“ wollte er deshalb wissen. „Gar nicht gut. Ich bin total abgestürzt, denn der Kampf gegen L-Drago hat nicht nur äußerlich Spuren bei mir hinterlassen… Ich stand eigentlich kurz vor der Depression“ gab Kayla ehrlich zu. Tsubasa sah sie erstaunt an. Es fiel im schwer das zu glauben. Kayla war eine unheimlich kämpferische Persönlichkeit und da sollte sie kurz vor dem Abgrund der Verzweiflung gestanden haben? „Wie bist du da wieder herausgekommen?“ fragte Tsubasa verwundert. „Wenn Storm Falcon nicht gewesen wäre, würde ich vielleicht nicht mehr Leben. Er und meine Freunde haben mir genug Kraft gegeben, um diese schwere Zeit durchzustehen. Falcon hätte es mir nie verziehen, wenn ich das Beybladen an den Nagel gehängt und aufgegeben hätte. Ich hab einfach wieder angefangen zu bladen, auch wenn es nach zwei Monaten ohne Training etwas schwierig war. Und nur so konnte ich die Krise überstehen“ erzählte Kayla. Sie wurde von Satz zu Satz ruhiger. Nur ungern erinnerte sie sich an diese Zeit zurück. Es war einfach nur schlimm gewesen. Tsubasa nickte verstehend. „Ich war die ersten Wochen danach auch nicht ganz bei mir. Ich weiß bis heute noch nicht, wie ich diese Zeit herumbekommen habe, ohne dabei völlig durchzudrehen“ erwiderte er. Kayla nippte an ihrem Cappuccino, stellte die Tasse wieder ab und strich nachdenklich über den Rand. „Deine Niederlage war wirklich brutal – und sie hat mir vor meinem Kampf ordentlich zu denken gegeben. Vielleicht wäre es besser gewesen, ich hätte das Match sausen lassen, aber mein Kampfgeist hätte da niemals mitgespielt“ meinte sie schließlich. „Ich hab gehört, dass du noch heftiger als ich verloren haben sollst“ sagte Tsubasa. Kayla nickte. „Eigentlich ist es Definitionssache, aber… noch einmal möchte es das nicht durchmachen. Es fühlte sich wie Sterben an“ erwiderte sie. Tsubasa nippte an seinem Kaffee und nickte leicht. Er stellte die Tasse wieder ab und sah seine Freundin einen Moment schweigend an, bevor er sich dazu äußerte. „Ich verstehe, was du meinst“ meinte er bedrückt. Kayla schnaufte schwer. „Was würdest du eigentlich machen, wenn du Ryuga noch mal über den Weg laufen würdest?“ fragte Tsubasa plötzlich unvermittelt. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich hoffe, dass ich ihm so schnell nicht wieder begegne“ erwiderte sie. „Weißt du… so kann man sich auch die Laune verderben. Und da das Thema bei uns beiden so beliebt ist, wie Fußpilz, schlage ich vor, wir reden über etwas anderes.“ Tsubasa verschluckte sich an seinem Kaffee. „Wie kommst du denn jetzt auf den Vergleich?“ wollte er halb lachend wissen. Kayla zuckte gleichgültig dich Schultern. „Keine Ahnung. Das sprang mir so in den Sinn“ grinste sie zurück. Die beiden lachten kurz. Tsubasa musterte Kayla einen Augenblick. Eine Frage brannte ihm allerdings noch auf der Zunge. „Wo hast du eigentlich diese weiße Strähne her?“ fragte er. Kayla sah ihn einen Moment verwundert an. „Die Strähne ist offenbar damals an L-Drago gekommen, als er mir den Kampfgeist genommen hat. Drei Monate nach dem Turnier hab ich gemerkt, dass die Haare an der Stelle immer heller wurden. Irgendwann waren sie schließlich ganz weiß. Sie lassen sich auch nicht überfärben, da sie keine Farbe annehmen, weshalb ich das wohl oder übel so lassen muss“ erklärte Kayla. Tsubasa nickte verstehend. Um die Narben an ihrem Bauch wusste er Bescheid, deshalb fragte er gar nicht weiter nach. Kayla hatte schon Recht, wenn sie sagte, dass man sich mit dem Thema wirklich die Laune verderben konnte. „Okay, wechseln wir das Thema. Was macht eigentlich das ‚Traumpärchen`?“ fragte Tsubasa, um die Rubrik Battle Blader und alles, was damit zusammenhing, beiseite zu schaffen. „Oh, du meinst Ashley und Kyoya? Lass mich raten… du fragst mich jetzt nur, weil Madoka wissen will, was Sache ist, oder?“ stellte sie verschmitzt die Gegenfrage. Tsubasa kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ja, so ungefähr. Da sie mit Ashley schon länger keinen Kontakt mehr hatte und von unserem Treffen heute wusste, hat sie mich gebeten, bei Gelegenheit einfach mach nachzufragen“ gab er ehrlich zu. Kayla lächelte wissend. „Kurzum… es läuft sehr gut. Die beiden sind schon acht Monate zusammen und bisher gab es keine größeren Schwierigkeiten. Nur…“ Nachdenklich brach sie ab und sah einen Moment in ihre fast leere Cappuccino Tasse. „Nur was?“ hakte Tsubasa nach, als Kayla nicht weiter sprach. „Rafael mischt sich ins Geschehen ein. Er ist wirklich schlecht auf Kyoya zu sprechen, und jetzt, da er nicht in der Nähe ist, nutzt Rafael langsam seine Chance. Die beiden sind Tag-Partner und ich hoffe, dass er sich allein schon deshalb etwas zurückhält“ erklärte sie. Tsubasa nickte. „Kyoya wird bestimmt sauer, wenn Rafael Ashley zu nahe tritt.“ „Er weiß gar nicht, dass Rafael was von Ashley will und ich glaube genau darin besteht die Gefahr. Sie wollte ihn nicht mit dem Thema behelligen, da er sowieso genug mit der Gründung seines Teams zu tun hat. Rafael wird bestimmt seinen Nutzen daraus ziehen. Das wird die Ruhe vor dem Sturm in den nächsten Wochen. Hoffentlich artet das nicht aus“ seufzte Kayla nachdenklich. Tsubasa nickte verstehend. Er konnte ihre Bedenken durchaus nachvollziehen. „Und trotzdem sind die beiden Tag-Partner, obwohl du um Rafaels Eifersucht Bescheid weißt?“ fragte er schließlich. Kayla schnaufte. „Ich kann nur hoffen, dass er sich ein wenig zusammennimmt. Das war mitunter auch ein Gedanke, warum ich die beiden in ein Team gesteckt ab“ erwiderte sie. „Und ich werde das Ganze gut im Auge behalten.“ „Das würde ich dir auch raten, nach dem, was du mir erzählt hast“ sagte Tsubasa. Sie nickte. „Auf jeden Fall.“ Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den beiden. Kaylas Blick schweifte auf die Uhr, die im Café hing. „Es ist ja schon so spät. Ich muss langsam wieder zurück“ stellte sie fest. Ein warmes Lächeln schlich sich auf Tsubasas Lippen. „Der Nachmittag war wirklich schön. Das sollten wir bald noch mal wiederholen, bevor die großen Turniere losgehen“ meinte er. „Ja, unbedingt“ lächelte Kayla zurück und stand auf. Die beiden machten sich auf den Weg zurück zum Fluss. Als sie dort ankamen, blieben sie stehen und sahen sich eine Weile an. Das Schweigen war Kayla unangenehm. „Wir sehen uns die Tage“ meinte sie schließlich. „Ja, bestimmt“ erwiderte er leise. Kayla setze schon zum Gehen an, als er sie plötzlich am Handgelenk packte. Erstaunt sah sie ihn an. „Was ist?“ fragte sie verwundert. Tsubasa ging einen Schritt auf sie zu und stand jetzt direkt vor ihr. Kayla war darüber ziemlich erstaunt, denn eigentlich war Tsubasa ziemlich schüchtern, was die Beziehung anging. Dann legte er die Lippen auf ihre. Seine rechte Hand, die eben noch ihr Handgelenk umfasst hatte, ließ es nun los und legte sich an Kaylas linke Halsseite. Kayla selbst war ziemlich erstaunt darüber, ließ es aber zu, denn sie wusste, dass sie ihm vertrauen konnte. Trotzdem war etwas anders. Sie konnte es nicht benennen, aber es fühlte sich anders an, als sonst, wenn er sie küsste. Nach einer Weile ließen die beiden wieder voneinander ab und Tsubasa sah seine Freundin sanft an. „Kannst du mir was versprechen?“ fragte er. Kayla nickte langsam. „Um was geht’s?“ wollte sie wissen. Tsubasa drückte sie an sich. „Bleibst du bei mir, egal was passiert?“ fragte er weiter. Sie staunte. „Tsubasa… was ist denn los?“ fragte sie schließlich besorgt. „Bitte. Versprich es mir einfach“ beharrt er. Kayla nickte langsam. „Okay. Ich verspreche es dir.“ Tsubasa löste die Umarmung und sah sie an. „Ich hab noch was für dich“ meinte er schließlich und griff in seine Hosentasche. Interessiert sah Kayla auf das kleine eingepackte Päckchen, welches er ihr, nach kurzer Suchaktion, auf der offenen Handfläche hinhielt. „Was ist das?“ wollte sie wissen. Tsubasa lächelte und gab es ihr in die Hand. „Mach es Zuhause auf. Und ich hoffe, dass du dich freust“ erwiderte er. Kayla blickte ihm leicht verwirrt in die bernsteinfarbenen Augen. „Na gut“ meinte sie schließlich. „Also, bis dann“ verabschiedete Tsubasa sich schließlich, drehte sich um und lief los. „Ja, wir sehen uns!“ rief Kayla ihm hinterher und winkte ihm noch kurz zu. Sie blieb noch einen Moment stehen und begutachtete das eingepackte Geschenk auf ihrer rechten Handfläche. >Warum sollte ich ihm das versprechen? Es ist doch selbstverständlich, dass ich bei ihm bleibe. Er ist immerhin mein Freund! Aber… irgendwas scheint nicht zu stimmen. Tsubasa, was ist bloß los mit dir?< fragte Kayla sich besorgt. Sie seufzte und machte sich dann auch auf den Weg nach hause. In der WG wurde sie von den anderen dreien schon erwartet. „Kayla! Schön, dass du wieder da bist. Wie war dein Tag?“ fragte Ashley freundlich und lächelte. Kayla rang sich ebenfalls zu einem Lächeln durch. „Super, danke der Nachfrage. Und? Wie war’s bei euch so?“ wollte sie im Gegenzug wissen. „Wäre Rafael mir nicht so auf die Nerven gegangen, hätte ich den Tag richtig genießen können“ grummelte Ashley zurück. Kayla seufzte. „Ich rede morgen mal mit ihm. So kann das ja nicht weitergehen“ entschied sie. „Danke“ meinte Ashley. „Ich geh erst mal nach oben und ruh mich noch einen Moment aus. Wir essen dann später“ beschloss Kayla und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer. Dort legte sie das Päckchen von Tsubasa auf den Schreibtisch, bevor sie sich ausgiebig streckte und ihren Bey auf die Kommode neben ihrem Bett legte. Das war sein Stammplatz und so fühlte Kayla sich auch am Wohlsten. Dann widmete sie sich dem Geschenk. Vorsichtig entfernte sie das einfarbig azurblaue Papier und zum Vorschein kam eine kleine weinrote sehr hübsche Schachtel aus Kunststoff. Vorsichtig öffnete sie diese und auf schwarzem Samt gebettet lag eine silberne Kette, die aus den dunklen Farben richtig heraus stach. Der Anhänger war auch in einem glänzenden Silber und zeigte einen Falken. Kaylas Augen wurden groß. Wo hatte Tsubasa den denn aufgegabelt? Im Deckel lag ein weißes zusammengefaltetes Papier. Sie schnappte sich den Zettel und begann die wenigen Zeilen darauf zu lesen: Eine kleine Aufmerksamkeit von mir. Ich hoffe, er gefällt dir, denn ich hab drei Wochen gebraucht, um einen Anhänger mit einem Falken zu finden. Alles Liebe Tsubasa Kayla lächelte. Das wäre weiß Gott nicht nötig gewesen. Sie wusste seine Mühe schon zu schätzen, aber er hätte sich deswegen nicht halbtot suchen müssen. Aber, offenbar hatte sich die Mühe gelohnt, denn der Falke sah wirklich hübsch aus. Kurz drehte sie sich um und sah zu ihrem Bey, der im Licht der Lampe leicht funkelte. Sie widmete sich wieder der Kette, die sie nun aus der Schachtel holte und den Anhänger auf die offene Handfläche legte. Sanft strich sie mit dem Daumen darüber. >Tsubasa… So eine Mühe, wegen so einem kleinen Ding? Du bist wirklich verrückt!< dachte Kayla und schmunzelte bei dem Gedanken. Sie stand auf, stellte sich vor ihren Schrankspiegel und zog die Kette an. Ein warmes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Die Kette passte zu ihr, als wäre sie für sie gemacht. Plötzlich klopfte es an der Tür. Kayla ließ die Kette schnell unter ihrem T-Shirt verschwinden. „Ja?“ fragte sie nach. Ashley öffnete die Tür. „Kommst du runter zum Essen?“ wollte sie wissen. Kayla nickte und ging mit Ashley hinunter in die Küche, um mit Rafael und Jayden den Tag ruhig ausklingen zu lassen. Kapitel 3: Getrübte Wiedersehensfreude -------------------------------------- Kapitel 3: Getrübte Wiedersehensfreude „3… 2… 1… Let it rip!“ gellte es durch die Trainingshalle. Jayden, Kayla, Rafael und Ashley schossen ihre Beys in die Arena. Sofort bildeten sich die einzelnen Partnerkonstellationen. Jayden und Kayla hatten ihr Teamwork ziemlich verbessert und sie kamen super zusammen klar. Ihre Fähigkeiten waren nahezu perfekt aufeinander abgestimmt. Bei Rafael und Ashley haperte es noch ordentlich, aber es ging schon wesentlich besser, als wie vor ein paar Wochen. Immerhin hatte das Team jetzt nur sieben Tage Zeit, um sich auf das kommende Turnier vorzubereiten – sehr viel war das leider nicht mehr. „Okay, Dolphin, los!“ rief Ashley enthusiastisch und ließ ihren Bey angreifen. „Zu früh!“ sagte Rafael warnend. Kayla sah ihre Chance und ging auf Rafael los, da dieser mit seinem Angriff zögerte. „Los, Falcon!“ befahl Kayla. Storm Falcon raste auf Vulpine zu und schoss ihn bis kurz vor den Rand der Arena. Rafael knurrte. „Ich hab dir gesagt, dass es nichts bringt, wenn du zu lange wartest“ meinte Ashley nur. „Vulpine ist ein Ausdauertyp! Ist doch klar, dass ich nicht sofort angreife! Der Kampf hat doch gerade erst begonnen“ wetterte Rafael sofort zurück. Während Rafael und Ashley noch diskutierten, fassten Kayla und Jayden die Gelegenheit beim Schopf und setzten ihre Attacken ein. „Los, Canine! Tornado Fang!“ befahl Jayden. Rafael und Ashley wandten sich wieder der Arena zu. Canine hatte einen nicht gerade kleinen Tornado entfacht. Falcon war auf Abstand gegangen, hielt jetzt aber direkt auf den Wirbelsturm zu. Die Blonde wusste, was jetzt kommen würde und sie musste versuchen, es zu verhindern. „Dolphin!“ rief sie. Ihr Bey legte noch einmal ordentlich an Tempo zu und war im Begriff Falcon einzuholen. Kayla knurrte. „Falcon, los!“ feuerte sie ihren Falken an, der daraufhin von einem weißen Kraftfeld umhüllt wurde. „Jetzt hab ich dich!“ rief Ashley triumphierend. Dolphin rammte Falcon und beförderte ihn an den Rand der Arena. „Rafael, jetzt!“ Der Angesprochene nickte. „Vulpine, Fire Hurricane!“ befahl Rafael. Vulpine nutzte das Gefälle der Arena, schoss zwischen Dolphin und Falcon hindurch und hielt mit einem Feuersturm auf Canine zu. Das Feuer wurde durch den Wind noch mehr angefacht und der Wirbelsturm von Jayden verlor seine Wirkung. Ashley sah ihre Chance. „Dolphin, Storm Wave!“ rief sie schnell und ihr blau/weißer Bey hielt auf den Feuersturm zu. Kurz bevor die beiden Attacken zusammenknallte, löste Vulpine das Feuer auf und Dolphin hielt direkt auf Canine zu. „Nein!“ platzte es Jayden erschrocken heraus. Canine war sowieso geschwächt von der Feuerattacke – diesen Zusammenprall würde er nicht überstehen. „Falcon, Thunder Dive!“ rief Kayla plötzlich. Die anderen drei sahen nach oben an die Decke der Trainingshalle, von der Falcon aus seinen Sturzflug auf die Arena zurück hielt. „Dolphin, Vorsicht!“ rief Ashley noch erschrocken, doch schon knallte Falcon auf ihren Bey. Einen Moment konnte Dolphin dem direkten Schlag noch standhalten, dann war es vorbei und klappernd landete der blau/weiße Bey außerhalb der Arena, vor Ashleys Füßen. „Danke!“ sagte Jayden erleichtert. „Keine Ursache. Einen haben wir noch“ erwiderte Kayla und grinste siegessicher. Rafael knurrte. „Verdammt. Vulpine!“ rief er und sein Bey hielt auf Falcon zu. „Canine, Tornado Fang!“ befahl Jayden ein weiteres Mal. Wieder entfachte Canine einen gewaltigen Wirbelsturm und dieses Mal war Falcon nah genug dran, um direkt in den Sturm zu springen. Von der Pfote aus Wind, die in dem Sturm erschien, wurde Falcon hoch getragen. „Falcon, Thunder Dive!“ rief Kayla wieder. Wie als würde er ihn werfen, schlug die Pfote nach vorne und katapultierte Falcon direkt zu Flame Vulpine. Rafael erschrak über dieses plötzliche Kontra und konnte Vulpine nicht mehr ausweichen lassen, was zur Folge hatte, dass er von Falcon direkt getroffen wurde und im Aus landete. Zufrieden fingen Kayla und Jayden ihre Beys auf. „Es funktioniert!“ freute Jayden sich. „Ja, es wird immer besser. Nur, ihr beiden solltet unbedingt an eurer Taktik arbeiten, wenn ihr in einer Woche am Turnier teilnehmen wollt. Im Moment seid ihr bei einem Viererkampf noch relativ unbeholfen“ meinte Kayla an Ashley und Rafael gewandt. Die Blonde seufzte. „Ja, ich weiß. Es muss auch unbedingt besser werden“ seufzte sie ergeben. Rafael schnaufte. „Wenn du nicht immer so überstürzt angreifen würdest, hätten wir das Problem vielleicht nicht!“ „Hey! Gib mir nicht die Schuld daran, dass unsere Zusammenarbeit nicht läuft! Du hast genauso dein Päckchen zu tragen!“ widersprach sie sofort. „Hört auf zu streiten, sonst wird das nie was. Arrangiert euch doch einfach ein bisschen, dann klappt das schon“ meinte Jayden aufmunternd. „Ja, er hat Recht. Gebt euch einen Ruck. Wir haben nur noch eine Woche, dann muss das Ganze sitzen. Also, reißt euch mal ein bisschen zusammen!“ sagte Kayla nun auch. „Ja, ja“ grummelte Rafael zurück. Kayla überlegte einen Moment, doch dann ergriff Jayden das Wort. „Wollen wir gehen? Trainiert haben wir heute gut und ich würde gerne das Abendessen kochen“ meinte er. Kayla sah ihn überrascht an, willigte aber dann mit einem Nicken ein. „Ja, gute Idee“ sagte sie schließlich. Sie wandte sich an die anderen beiden. „Wollt ihr noch bleiben, oder kommt ihr mit?“ wollte sie wissen. Rafael und Ashley sahen sich einen Moment gegenseitig an. „Nein, wir bleiben noch. Wir müssen unsere Taktik noch verbessern und sehr viel Zeit bis zum Turnier ist auch nicht mehr“ entschied Rafael schließlich. Ashley nickte zustimmend. „Okay, dann sehen wir uns später!“ verabschiedete Kayla sich und machte sich zusammen mit Jayden auf den Weg zurück zur WG. Zwei Stunden später waren Rafael und Ashley immer noch mit Training beschäftigt, aber da beide es auf biegen und brechen machten, klappte es nicht so, wie sie wollten. Erschöpft ließ Ashley sich auf die Bank fallen, die in der Ecke an der Wand stand, und seufzte. „So wird das nie was“ meinte sie verzweifelt. Rafael ging auf sie zu und blieb vor ihr stehen. „Nein, wird das auch nicht“ erwiderte er. Ashley sah auf. „Du hast den Optimismus mal wieder mit Löffeln gefressen, was? Wir haben in einer Woche das erste Turnier und wir müssen uns da behaupten, sonst wird uns die WBBA nicht zu dem Turnier in Nordamerika zulassen, welches das Wichtigste ist!“ erwiderte sie ernst. Rafael setzte sich neben sie. „Bis zum Turnier klappt das schon. Wir sollten vielleicht morgen weitermachen. Unsere Konzentration ist nämlich schon ganz schön runter“ meinte er. Ashley nickte. Sie fuhr sich durch ihre langen blonden Haare und atmete tief durch. Plötzlich rutschte Rafael ihr ziemlich auf die Pelle, sodass Ashley sich in die Ecke, in der die Bank stand drängen musste. „Weißt du eigentlich, wie mir das ein Dorn im Auge ist, dich mit Kyoya zu sehen?“ fragte er plötzlich unvermittelt. Die Blonde schluckte leicht, als sie den drohenden Unterton in seiner Stimme hörte. „Ziemlich, wenn man mal bedenkt, wie du ihn allein schon ansiehst. Die bitterbösen Blicke sind selbst mir nicht entgangen“ schnaufte sie zurück. Sie versuchte ihn von sich wegzudrücken, aber das ließ er nicht so einfach mit sich machen. „War es eine gute Idee, die beiden alleine zu lassen?“ fragte Jayden zweifelnd und setzte das Wasser für die Nudeln auf. Kayla seufzte. „Ich glaube nicht“ meinte sie schließlich zerknirscht und unterbrach das Schneiden der Tomaten. „Was willst du machen?“ wollte Jayden wissen und wandte sich ihr zu. „Ich glaub, ich schau noch mal nach den beiden. Ich hab da irgendwie kein gutes Gefühl“ sagte sie und legte das Messer auf das Brett. „Ja, ich denke, dass das sinnvoll wäre. Ich halte hier die Stellung. Geh ruhig“ erwiderte er und nickte in Richtung Tür. Sie nickte. „Okay. Danke, bis gleich!“ verabschiedete sich und verschwand aus der Küche. „Rafael… hör auf! Lass mich in Ruhe!“ fauchte Ashley ihn wütend an. Doch er blieb davon ziemlich unbeeindruckt. Er beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr. „Wie wär’s, wenn ich Kyoya mal ordentlich eins auswische?“ Ashleys Augen weiteten sich entsetzt, als sie merkte, was er vorhatte. Hektisch versuchte sie, ihn von sich zu schieben, aber sie hatte keine Chance. „Rafael, nein! Ich-“ Sie unterbrach sich selbst durch einen kurzen Aufschrei. Rafael hatte ihr auf der linken Seite in den Hals gebissen und ließ nicht locker. Ashley versuchte immer noch verzweifelt ihn von sich zu schieben, aber je mehr sie sich wehrte, desto fester biss er zu. „HÖR AUF!“ schrie sie ihn mit einer Mischung aus wütend und verzweifelt an. Doch er blieb davon völlig unbeeindruckt. In just diesem Moment betrat Kayla die Trainingshalle und sah sich suchend nach den beiden um. Als sie sie entdeckte, weiteten sich ihre Augen entsetzt. Ohne zu zögern rannte sie zu den beiden, packte Rafael am Kragen seiner Jacke und zog ihn mit einem Ruck von Ashley runter. Rafael verlor das Gleichgewicht, da er nicht auf die Aktion gefasst war, geschweige denn gehört hatte, dass Kayla eben die Halle betreten hatte und fiel hin. Verwirrt sah er sie an. Wenn Blicke töten könnten… Kaylas sonst so strahlenden blauen Augen, blitzen gefährlich auf und sie sah ihn eiskalt an. Rafael schluckte leicht. „Geh“ sagte sie hart. „Aber-“ setzte er an, doch Kayla unterbrach ihn sofort. „Geh! Bevor ich meinen Anstand vergesse!“ wiederholte sie nachdrücklich. Rafael rappelte sich auf und verließ die Trainingshalle. Kayla sah ihm so lange nach, bis er im Gang verschwunden war, dann wandte sie sich Ashley zu. Der Blonden liefen die Tränen über die Wangen und sie sah Kayla immer noch leicht verwirrt an. „Danke“ brachte sie schließlich atemlos hervor. „Alles okay?“ fragte Kayla besorgt und setzte sich neben sie. „Dieser Arsch!“ schluchzte Ashley und vergrub ihr Gesicht in den Händen. „Lass mich nie wieder alleine mit diesem Typen!“ Kayla nickte langsam. „Auf keinen Fall. Ich hab sowieso noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen deswegen. So geht das nicht weiter.“ Ashley nickte. „Sieht man es sehr?“ fragte sie nach einer Weile und rieb sich die schmerzende Stelle an ihrem Hals. Kayla warf einen prüfenden Blick darauf, als Ashley die Hand herunternahm. „Ja, ziemlich“ meinte die Braunhaarige besorgt. Ashley schluchzte. „Na toll. Und Kyoya und ich wollten uns morgen sehen“ sagte Ashley. „Das ist nicht so gut“ erwiderte Kayla zerknirscht. „Wenn ich Rafael in die Finger kriege, dreh ich ihm eigenhändig den Hals um“ beschloss Ashley sauer. „Überlass das mal mir“ sagte Kayla entschieden. Ashley schnaufte. „Gut, wenn ich es schon nicht mache, dann lass ich Kyoya gerne den Vortritt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich darüber freut“ meinte sie. Kayla lachte leicht. „Hier wird niemanden den Hals umgedreht. Wir regeln das diplomatisch“ erwiderte sie lächelnd und stand auf. „Dann mach ihn wenigstens verbal zur Sau“ grummelte Ashley zurück. „Ich geb mein Bestes“ versprach Kayla und reichte ihr die Hand. Ashley sah sie kurz an, ließ sich dann aber aufhelfen. „Komm, gehen wir. Und ich verspreche dir, dass ich dich auf keinen Fall noch einmal mit ihm alleine lasse.“ Die beiden machten sich zurück auf den Weg zur WG. Dort angekommen, ließ Kayla ihre beste Freundin in der Küche zusammen mit Jayden und sie selbst ging nach oben. Vor Rafaels Zimmertür blieb sie einen Moment stehen, bevor sie ohne zu Klopfen einfach eintrat und die Tür hinter sich mit einem lauten Knall zuschlug. Rafael, der nachdenklich auf der Fensterbank saß, sah sie nun leicht verwirrt an. „Was ist?“ fragte er nach, als Kayla nichts sagte. „Was sollte das eben?“ wollte sie wissen und ihre Stimmlage duldete keinen Widerspruch. Rafael lächelte wissend, sagte aber vorerst nichts. „Ich weiß, dass du Kyoya nicht leiden kannst, aber musst du deshalb so was mit Ashley machen?“ fragte Kayla verständnislos. Er ballte die Hand zur Faust. „Ich kann die beiden einfach nicht miteinander sehen!“ erwiderte er angesäuert. „Und deshalb täuschst du vor, dass Ashley Kyoya betrogen hat?! Die beiden wollten sich morgen treffen und was glaubst du, wie das endet, wenn sie diesen Knutschfleck an ihrem Hals nicht erklären kann?! Kyoya vertraut ihr, aber ich könnte ihn verstehen, wenn er denkt, dass Ashley ihm fremdgegangen sei – auch wenn sie nie so etwas tun würde!“ erklärte Kayla aufgebracht. „Die beiden treffen sich morgen? Das kommt mir sehr gelegen“ sagte Rafael daraufhin leicht lächelnd. Kayla knurrte. „Du bist so ein Idiot! Ich hab gedacht, wenn ich dich mit Ashley in ein Tag-Team stecke, dass du dich dann endlich mal zusammenreißt und anfängst, das Glück der beiden zu akzeptieren! Hätte ich gewusst, das so was dabei rauskommt, hätte ich dich niemals mit Ashley alleine gelassen!“ faucht sie sauer. „Weißt du, Kayla… eigentlich geht dich das ja gar nichts an. Das ist eine Sache zwischen Ashley und mir“ meinte er daraufhin. Kaylas Augen verengten sich zu schlitzen und sie funkelte ihn wütend an. „Wenn das Wohl des Teams deswegen gefährdet ist, dann geht es mich sehr wohl was an!“ widersprach sie fest. Rafael verdrehte entnervt die Augen, während Kayla zur Türklinke griff. „Wenn du Ashley noch einmal auch nur einen Zentimeter zu nahe kommst, wirst du des bereuen!“ drohte sie entschieden, machte die Tür auf, ging raus und knallte sie in einer unüberhörbaren Lautstärke wieder zu. Sie ging zurück in die Küche und wandte sich an die anderen beiden, die am Herd standen. Mit Jayden verstand Ashley sich auch prima, aber das war eine rein freundschaftliche Basis. Als Kayla die Küche betrat, drehten sich Ashley und Jayden zu ihr um. „Hast du mit Rafael geredet?“ wollte Jayden wissen. Kayla setzte sich auf die Küchenzeile und nickte. „Ich hab ihm klar gemacht, dass er Ashley vorerst nicht zu nahe treten soll – ansonsten wird’s für ihn ziemlich ungemütlich“ erwiderte Kayla. Man hörte noch immer die Wut aus ihrer Stimme heraus, auch wenn sie versuchte es zu verstecken – ganz so einfach war das nicht. Ashley seufzte niedergeschlagen. „Ich hab Angst vor morgen. Eigentlich hab ich mich ja auf das Treffen gefreut, aber jetzt… Ich hab Angst, dass Kyoya vielleicht was Falsches denkt!“ sagte sie unsicher. „Keine Sorge. Ich war ja dabei und wenn er dir nicht glaubt, klink ich mich ein und rede mit ihm. Es wird schon gut gehen“ erwiderte Kayla lächelnd. Die Blonde nickte leicht, aber ganz überzeugt war sie noch nicht. „Ich hoffe, dass Kyoya mir glaubt. Ansonsten könnte es schwierig werden, sich wieder aus der Situation herauszureden.“ „Du kriegst das schon hin. Lass nur nicht zu, dass Rafael die Beziehung kaputt macht. Kyoya wird das schon verstehen“ meinte Jayden aufmunternd. Ashley seufzte abermals. „Ich hoffe es…“ Ashley hatte die Nacht sehr schlecht geschlafen. Es war nicht das schlechte Gewissen, was sie plagte, – warum auch? Immerhin hatte sie nichts falsch gemacht – sondern die Angst vor Kyoyas Reaktion, wenn er diesen Flecken an ihrem Hals bemerken würde und sie sich nicht mehr herausreden könnte. >Vielleicht wird ja alles gar nicht so schlimm und ich kann ihm das ohne weitere Probleme einfach erklären< dachte sie sich, als sie aufstand und sich ihre Klamotten zusammensuchte. Egal, wie sehr sie sich einzureden versuchte, dass alles nicht so wild war – der unangenehme Knoten in ihrem Bauch wollte einfach nicht verschwinden. Trotz all dem versuchte Ashley guter Dinge zu sein und einfach so zu tun, als ob nichts wäre. Als sie beim Frühstück saß und ihr Blick auf die Uhr schweifte, stellte sie fest, dass sie noch fast drei Stunden Zeit hatte. Nachdem sie gegessen hatte, fuhr sie sich einmal kurz durch die Haare und stellte fest, dass es keine schlechte Idee wäre, vorher noch mal unter die Dusche zu springen. Als sie aus der Dusche stieg, fühlte sie sich schon um einiges besser. Sie konnte wieder klarer und vor allem optimistischer denken und das war fast wie ein Segen, nach den ganzen Sorgen, die sie sich gestern Abend und die letzte Nacht gemacht hatte. Grübelnd saß Ashley nun im Wohnzimmer und polierte ihren Bey. Dolphin war generell sehr gut gepflegt – sie kümmerte sich wirklich rührend um ihn. Sie unterbrach ihre Arbeit kurz und ihr Blick schweifte zur Uhr im Wohnzimmer. Immer noch fast zwei Stunden. Die Zeit zog sich hin wie Kaugummi. Ashley seufzte schwer. Plötzlich hörte sie, wie jemand die Treppe herunterkam. Sie drehte sich um und erblickte Kayla, die mit einem freundlichen Lächeln auf sie zu kam und sich neben ihr auf dem Sofa niederließ. „Morgen“ begrüßte sie die Blonde. „Morgen“ erwiderte Ashley monoton. Kayla seufzte unmerklich. „Mach dir keine Gedanken. Es wird schon gut gehen. Und ich hab noch eine gute Nachricht für dich“ sagte sie. Ashley sah sie erstaunt an. „Was denn?“ wollte sie sofort wissen. „Ich bin mit den zwei Jungs heute Mittag unterwegs. Das heißt, die WG ist mindestens bis heute Abend leer. Falls was ist, wir sind in der Trainingshalle oder draußen auf dem Platz vor dem Wald“ erklärte Kayla grinsend. Ashleys Augen wurden groß. Sie wollte, etwas sagen, doch Kayla klopfte ihr nur auf die Schulter und stand auf. „Keine Ursache. Hab ich gern gemacht“ grinste sie zurück. Ashley lächelte leicht. Sie sah ihrer besten Freundin hinterher, die wieder die Treppen nach oben lief. >Kayla hat was gut bei mir< dachte sie sich. „Auf wen warten wir hier?“ fragte Nile nach. Sein bester Freund Kyoya wollte ihm keine vernünftige Antwort geben. Selbst Benkei war völlig ratlos, aber er hatte einen Verdacht. Demure enthielt sich und wartete stumm mit den anderen auf die Person, die gleich kommen sollte. „Jetzt seid mal nicht so ungeduldig“ erwiderte Kyoya nur. „Wäre ich ja nicht, aber ich mag es nicht, wenn ich nicht weiß, worum es eigentlich geht“ meinte Nile grummelnd. „Hey, Leute!“ rief plötzlich jemand und die Vier drehten sich zur Seite. „Ashley!“ begrüßte Benkei sie. „Tut mir leid. Ich weiß, ich bin spät dran!“ entschuldigte Ashley sich sofort und blieb vor der Gruppe stehen. „Nicht so wild. Noch hat dich keiner vermisst“ winkte Benkei ab. Ashley wandte sich an Kyoya. „Alles klar bei dir?“ wollte er wissen. Die Blonde zögerte einen Moment. „Alles, bis auf eine Schwierigkeit, aber das erzähl ich dir später!“ antwortete sie schließlich. Kyoya sah sie verwundert an, lächelte dann aber leicht. Ashley sah sich kurz um. „Oh, wie unfreundlich von mir. Ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt“ meinte sie und reichte Nile die Hand. „Ich bin Ashley.“ „Nile. Freut mich“ stellte sich der junge Ägypter kurz vor. „Mich auch“ lächelte sie zurück. Ohne zu zögern ging Ashley auf das andere Mädchen zu und reichte auch ihr freundschaftlich die Hand. Etwas unsicher schüttelte Demure die Hand der anderen. „Hi. Ich bin Demure“ sagte sie. „Nicht so schüchtern. Ich beiß doch nicht!“ lachte Ashley zurück. „Das weiß sie doch nicht“ erwiderte Benkei lachend. „Vielleicht ist mein Bey ein bisschen bissig, aber ich ganz bestimmt nicht!“ sagte Ashley nachdenklich und zuckte dann die Schultern. „Was hast du für einen Bey?“ wollte Nile wissen. Ashley holte Dolphin hervor. „Earth Dolphin. Mein treuster Begleiter in all meinen Kämpfen“ sagte sie stolz. „Ein Angriffstyp mit einer Earth-Fusionsscheibe, 100er Drehfassung und einer HF Spitze. Eine interessante Kombination“ erklärte Demure plötzlich. „W-Was? Woher weißt du das?!“ wollte Ashley perplex und etwas verschreckt wissen. Demure schwieg und sah verlegen zur Seite. Ashley ging auf Kyoya zu und blieb neben ihm stehen. „Wo hast du sie denn aufgegabelt? Das ist ja so, als sie wäre sie ein wandelnder Computer! Und ich weiß wovon ich rede, denn Madoka gehört zu meinem engeren Freundeskreis“ meinte sie. Nile beobachtete die beiden einen Moment. Er hatte da so eine Ahnung, was es mit dem Treffen und Ashley auf sich hatte. Dennoch wartete er, bis er sich sicher war, dass er auch wirklich recht hatte. „Und ihr vier bildet also ein Team?“ fragte Ashley schließlich interessiert. Benkei nickte bestätigend. „Ja. Unser Team nennt sich ‚Wild Fang’“ Ashley sah wieder zu Kyoya. „Da hast du dir aber eine Truppe zusammengewürfelt“ meinte sie direkt heraus und erntete darauf ein paar verwunderte Blicke. Sie winkte sofort ab. „Das heißt nicht, dass ich euch nicht leiden kann oder so! Denkt jetzt nichts Falsches.“ „Na ja… Chaotischer, als eure Teamzusammenstellung, kann meine ja nicht sein“ erwiderte Kyoya. Ashley seufzte unmerklich. „Ja, vielleicht hast du recht“ meinte sie schließlich. Eine Weile später saßen die fünf zusammen in einem Café und unterhielten sich. Es fiel Ashley schwer, Kyoya nicht bei jeder Gelegenheit um den Hals zu fallen, denn sie freute sich wirklich tierisch ihn wieder zu sehen. Und diese Wiedersehensfreude, verdrängte schnell den Unmut, den sie heute Morgen noch hatte. „Und du nimmst auch an den Turnieren für die Weltmeisterschaft teil?“ fragte Nile interessiert. Ashley nickte. „Ja, zusammen mit Kayla, Jayden und Rafael“ antwortete sie. Das letzte Wort kam etwas geknurrt und widerwillig herüber, aber sie konnte es gut verstecken. Nur Kyoya fiel es auf. „Und was machst du dann hier?“ fragte Demure nach. Ashley zögerte einen Moment, schielte kurz zu Kyoya, der neben ihr saß, doch bevor einer der beiden irgendwas sagen konnte, ergriff Benkei das Wort. „Na was wohl? Ashley wollte ihren Freund Kyoya sehen, ansonsten wäre sie ja wohl nicht hier“ sagte er frei von der Leber weg. Nile und Demure staunten Bauklötze. Sie sahen etwas perplex zu dem vermeidlichen Pärchen. Ashley kratzte sich verlegen am Hinterkopf und Kyoya warf Benkei einen bitterbösen Blick zu. „Was? Du hast eine Freundin? Warum weißt ich nichts davon?“ fragte Nile verwundert. „Seiner Meinung nach, muss es nicht jeder wissen, wobei es mir schon lange egal ist“ erklärte Ashley. „Tut mir Leid, Kyoya“ sagte Benkei entschuldigend. Kyoya gab nur einen verächtlichen Laut von sich. „Nimm’s ihm nicht übel. Früher oder später wäre es sowieso herausgekommen, also kannst du froh sein, dass er dir das Kreuzverhör, was später gekommen wäre, erspart hat“ meinte Ashley. Ein paar Minuten später waren Benkei, Demure und Nile in ein Gespräch vertieft und Ashley ergriff die Gelegenheit. „Schaffst du es, dein Team nachher irgendwie abzuwimmeln?“ fragte sie leise. „Warum?“ wollte Kyoya im Gegenzug wissen. „Die WG ist frei. Bis heute Abend irgendwann. Kayla hat dafür gesorgt“ antwortete sie lächelnd. Auch Kyoya lächelte leicht. „Das lässt sich einrichten. Ich komm nachher mal vorbei.“ „Super!“ freute Ashley sich leise. Sie wandte sich den anderen zu und stand dann auf. „So, ich geh wieder“ sagte sie unvermittelt. „Schon? Kannst du nicht noch eine Weile bleiben?“ fragte Nile. „Nein, tut mir leid. Ich hab noch was zu erledigen“ bedauerte sie lächelnd. „Hat mich gefreut. Wir sehen uns wahrscheinlich sowieso auf dem Turnier.“ „Okay, bis die Tage“ verabschiedete Demure sich. „Ja, wir sehen uns“ sagte nun auch Nile. Auch Ashley verabschiedete sich, drehte sich um und ging. Die anderen vier sahen ihr noch kurz hinterher, bevor Nile das Wort ergriff. „Warum hast du nicht mal erwähnt, dass du eine Freundin hast?“ wollte er wissen. Kyoya zuckte die Schultern. „Du hast ja nicht danach gefragt“ erwiderte er banal. Nile murrte etwas, ließ die Sache aber vorerst auf sich beruhen. Später hatte er noch Gelegenheit genug, mit Kyoya darüber zu reden. Keine zwei Stunden später war das Team wieder im Hotel. Kyoya hatte geduscht, seine Haare waren noch etwas nass. Er saß nun auf dem großen Einzelbett in dem Zimmer, das er sich mit Nile teilte und polierte Leone. Nile lag auf dem anderen Bett, hatte einen Arm hinter dem Kopf verschränkt und die andere Hand ruhte auf seinem Bauch. Er sah kurz zu Kyoya, der nur in seinem schwarzen T-Shirt da saß und sich um seinen Bey kümmerte. Einen Moment wartete der junge Ägypter noch, dann ergriff er das Wort. „Jetzt sag mir doch mal, warum du es nicht für nötig gehalten hast, mir zu sagen, dass du eine Freundin hast“ sagte er entschieden und setzte sich auf. Kyoya sah ihn kurz an, schraubte Leone zusammen und legte ihn neben sich auf den kleinen Tisch, der neben dem Bett stand. „Warum hätte ich das erwähnen sollen? In Afrika hatten wir mit dem Turnier genug um die Ohren“ erwiderte er ruhig. „Hey, ich bin immerhin dein bester Freund. Sogar Benkei wusste das! Und mir hast du es vorenthalten“ beharrte Nile weiterhin. Kyoya seufzte unmerklich. „Dass Benkei das weiß, hat sich auch durch einen blöden Zufall ergeben. Ich hätte dir das schon noch gesagt – mach dir darüber keinen Kopf“ meinte er. „Hast du es vielleicht nicht erwähnt, weil du sonst zu sehr an sie hättest denken müssen? Immerhin habt ihr euch eine ganze Weile nicht gesehen. Wie lang ist das her? Acht Wochen? Neun Wochen?“ fragte Nile nach. „Neuneinhalb“ antwortete Kyoya sofort. „Eine ganz schön lange Zeit“ meinte Nile schließlich. Einen Augenblick herrschte Schweigen. „Ich finde, die Kleine passt zu dir“ sagte Nile plötzlich unvermittelt. Kyoya hob überrascht den Kopf und sah ihn verwundert an. „Vielleicht merkst du es nicht, aber in ihrer Gegenwart verhältst du dich anders als sonst. Es ist dir offenbar unangenehm zu zeigen, dass du sie liebst, wenn noch jemand dabei ist. Ashley scheint das zu akzeptieren, deshalb hat sie dich wahrscheinlich auch nicht überschwänglich umarmt, als sie dich gesehen hat. Ich denke, wenn ihr zwei alleine seid, sieht das anders aus“ spekulierte Nile. Kyoya zog eine Augenbraue hoch. „Bist du jetzt mein Psychologe?“ fragte er nach. Nile lachte. „Nein, bin ich nicht. Aber, ich denke, in allen Punkten schuldig, oder?“ meinte er leicht verschlagen. Kyoya schwieg. >Volltreffer!< triumphierte Nile in Gedanken, sagte das aber nicht laut. Kyoyas Blick schweifte zu der Digitaluhr, die auf dem Nachttisch stand. Kurz entschlossen stand er auf, zog sich seine Jacke und seine Handschuhe an, schnappte sich seinen Bey und wandte sich dann an Nile. „Wo willst du hin?“ fragte dieser verwundert. „Zu Ashley. Kannst du mir den Rücken freihalten?“ stellte Kyoya die Gegenfrage. „Wenn jemand fragt, du bist unterwegs“ sagte Nile nur. Kyoya lächelte kurz, steckte den Zweitschlüssel in die Jackentasche und ging in Richtung Tür. „Bis später“ verabschiedete er sich kurz. „Okay“ sagte Nile nur und dann fiel die Tür ins Schloss. Nile ließ sich wieder aufs Bett fallen und sah wieder an die Decke. Er seufzte kurz. >Die Kleine ist wirklich niedlich – und sie passt wirklich perfekt zu Kyoya. Ich kann verstehen, warum er von ihr so angetan ist. Ihre Art ist einfach der Wahnsinn!< dachte Nile und setzte sich erschrocken auf. „Was denk ich denn da?!“ fragte er sich verwirrt. >Komm, du machst dir zu viele Gedanken, Nile. Immer ruhig bleiben!< Mit einem resignierten Seufzer ließ er sich wieder aufs Bett fallen. Er sollte solche Sachen lieber gleich ins Nirwana verbannen, ansonsten könnte er vielleicht mit Kyoya Probleme kriegen, wenn ihm so was aus Versehen mal über die Lippen kommen würde. Kapitel 4: Ein folgenschweres Missverständnis --------------------------------------------- Kapitel 4: Ein folgenschweres Missverständnis Etwas ungeduldig wartete Ashley in der WG. Sie lief unruhig hin und her und jedes Mal, wenn sie sich setzte und versuchte die Ruhe zu bewaren, sprang sie gleich wieder auf und lief in der Wohnung umher. Sie wartete schon die ganze Zeit auf Kyoya, der eigentlich bald bei ihr aufkreuzen sollte. Unruhig fuhr Ashley sich durch die Haare. Sie zweifelte nicht daran, dass er es schaffte, sein Team irgendwie abzuwimmeln, aber es bockte sie ziemlich, dass er sie so lange warten ließ – war doch sonst nicht seine Art. Außerdem hatten sie sich jetzt über zwei Monate nicht gesehen! Blöderweise hatte Ashley wieder Zeit über diesen Flecken an ihrem Hals nachzudenken. Ein leises Seufzen entwich ihr. >Ich hoffe, dass ich ihm das erklären kann, bevor er sich seinen Teil dazu denkt!< dachte sie. Der Gedanke war gerade zu Ende geführt, als es an der Tür läutete. Ashley fuhr herum und ging schnurstracks auf die Tür zu, die sie mit einem Ruck öffnete. Kyoya stand jetzt direkt vor ihr und Ashley explodierte fast vor Freude. „Hey“ sagte sie gezwungen ruhig. Kyoya lächelte sie sanft an, betrat die WG, schloss die Tür hinter sich und umarmte Ashley sofort. „Ich hab dich so vermisst“ flüsterte er ihr ins Ohr und drückte sie fester an sich. „Und ich erst! Es ist mir so schwer gefallen, dir nicht um den Hals zu fallen, als ich dich vorhin gesehen hab“ erwiderte sie leise. „Mir ging es ehrlich gesagt auch nicht besser. Ich musste mich auch ziemlich zusammenreißen“ gab Kyoya ehrlich zu und löste sich etwas von ihr. Ashley lächelte glücklich. Nach über neun Wochen ohne ihren Freund, war sie einfach nur unendlich froh, ihn wieder zu sehen. Kyoya strich ihr sanft über die Wange, beugte sich vor und küsste sie. Ashleys Herz machte einen Hüpfer, sie schlang die Arme um seinen Nacken und zog ihn näher an sich heran. „Wie lange willst du uns heute eigentlich noch quälen?“ fragte Rafael und ließ sich einfach auf den Boden fallen. „Lang genug. Gerade du solltest dich eigentlich nicht beschweren – wenn dein Bey ein Ausdauertyp ist, solltest du mindestens eine genauso große Puste haben“ erwiderte Kayla banal. „Kayla, können wir nicht wenigstens mal eine längere Pause machen? Ich hab Hunger!“ nörgelte Jayden schließlich. Die Teamchefin fing ihren Bey auf, der in der Arena als Einziger kreiselte und wandte sich an ihren Tag-Partner. „Dann lasst uns was essen gehen, bevor du mir noch vom Fleisch fällst“ sagte sie leicht seufzend. „Super!“ freute er sich grinsend und stand von der Bank auf. Rafael atmete tief durch. „Und ich dachte schon, du folterst uns jetzt noch länger“ meinte er und streckte sich ausgiebig. Kayla lächelte leicht. „Na ja… Das Training, was ich hier mache ist noch harmlos. Es gibt wirklich schlimmere Trainer“ erwiderte sie, lief zur Bank und schnappte sich ihre Wasserflasche. „Das ist jetzt nicht dein Ernst! Das, was du mit uns hier machst, grenzt schon fast an Körperverletzung und dann willst du uns wirklich einreden, dass es noch schlimmer geht?!“ fragte Jayden fassungslos und schluckte. Kayla nickte, nachdem sie was getrunken hatte und stellte dann die Flasche wieder ab. „Natürlich“ erwiderte sie wie selbstverständlich. Rafael ließ sich nach hinten weg fallen. „Na super“ grummelte er sarkastisch und die beiden anderen grinsten. Kaylas Blick wurde nachdenklich, als sie an die Zeit dachte, in der sie bei Dark Nebula trainiert hatte. Schnell schluckte sie die aufkommenden Erinnerungen herunter. Doch, Jayden entging das nicht. „Alles okay?“ fragte er schließlich leicht besorgt. Kayla schreckte auf. „Ja, alles in Ordnung“ winkte sie schnell ab. „Wollen wir dann gehen?“ Jayden bedachte sie mit einem mitfühlenden Blick, sagte aber nichts weiter. Er wusste, dass Kayla mit dem Thema von vor einem halben Jahr und auch mit der ganzen Zeit davor, einfach in Ruhe gelassen werden wollte. Vermutlich einer der Gründe, warum sie nur selten oder fast gar nicht darüber sprach. Rafael schnaufte. „Ja, geht ihr schon mal vor. Ich muss noch mal kurz in die WG. Ich hab was vergessen“ sagte er schließlich. Jayden und Kayla sahen sich kurz an. „In Ordnung, aber wenn Ashley und Kyoya da sind, dann lass die beiden einfach in Ruhe, verstanden?“ meinte Kayla nach einem kleinen gedanklichen Hin- und Her. „Ja, ja“ winkte Rafael nur ab und stand auf. „Ich warne dich“ sagte Kayla drohend. „Ich hab’s kapiert!“ erwiderte er leicht angesäuert. Kayla zog skeptisch eine Augenbraue hoch, beschloss aber für sich, dass Rafael es wirklich verstanden hatte. Der Schwarzhaarige machte sich auf den Weg zur WG, nachdem er mit Kayla und Jayden abgesprochen hatte, wo sie sich anschließend treffen würden. „Man, du hättest ruhig früher wieder hier auftauchen können. Musstest du mich wirklich so lange warten lassen?!“ Der schmollende Unterton in Ashleys Stimme war wirklich nicht zu überhören. Kyoya lächelte. „Glaub mir, wenn ich gekonnt hätte, wäre ich eher wieder zurück gekommen“ erwiderte er ruhig. Ashley saß breitbeinig auf seinem Schoß, rutschte nun ein Stück vor und sah ihm tief in die schönen hellblauen Augen. Sie legte den Kopf leicht schief und setzte ein unschuldiges Lächeln auf. „Wirklich?“ fragte sie mit einer kindlichen Stimme. Als Antwort spürte sie nur seine Lippen auf ihren. Ashley lächelte in den Kuss hinein. Wie sehr sie das vermisst hatte. Es gab für sie kein schöneres Gefühl und nur er brachte sie dazu, alles, was irgendwie belanglos war oder ihr Sorgen bereitete, mit einem einzigen Kuss, einfach zu vergessen. Als sie sich wieder voneinander lösten, sah Kyoya sie etwas nachdenklich an. Er strich ihr mit der rechten Hand über die linke Wange. „Wolltest du nicht mit mir über irgendwas noch reden? Du meintest, du hättest Schwierigkeiten“ meinte er schließlich. Ashley seufzte leicht. „Ja… und es ist nicht so ganz einfach. Könntest du mir einen Gefallen tun?“ fragte sie. Kyoya sah sie fragend an. „Um was geht’s?“ wollte er wissen. „Wenn ich dir das Folgende jetzt erzähle, hör mir bitte erst zu. Ich will nicht, dass du was Falsches von mir denkst und du weißt, dass ich dich wirklich über alles liebe, nur… lass mich bitte erst ausreden“ sagte sie nachdrücklich. Er dachte einen Moment darüber nach. Ashleys Verhalten war ihm schleierhaft. Sonst druckste sie nie so herum, sondern kam gleich auf den Punkt. Es musste schon etwas Ernsteres sein, wenn sie so um den heißen Brei redete. Schließlich nickte Kyoya aber. „Okay.“ Ashley schluckte leicht. Irgendein Stimmchen in ihrem Hinterkopf herrschte sie an, dass sie sich nicht so anstellen solle und sie Kyoya das schon erklären könnte, ohne, dass er sie gleich in die Wüste schicken würde – immerhin hatte sie ja nichts falsch gemacht. Es war nur die Angst vor Kyoyas Reaktion, die ihr Bauchschmerzen bereitete. Zögerlich machte sie die Haare auf der linken Seite nach hinten und legte sie auf die andere Seite, bevor sie Kyoya den Flecken zeigte. Misstrauisch beäugte er die Rötung. „Woher-?!“ setzte er an, doch er unterbrach sich selbst, da sie ihn gebeten hatte, sie ausreden zu lassen. Auf Ashleys Erklärung dafür, war er nun mehr als gespannt. „Das war dieser Depp von Rafael. Und glaub mir, ich wollte dieses Ding da wirklich nicht“ schnaufte sie. „Ach, tatsächlich nicht?“ fragte plötzlich jemand verschlagen. Ashley und Kyoya sahen zur Tür, in der Rafael gelassen lehnte und so ein seltsames triumphierendes Grinsen auf den Lippen hatte. Genau auf so eine Gelegenheit hatte er gewartet. Kyoya war jetzt ohnehin schon misstrauisch und wenn er es jetzt richtig machte, dann wäre der Krach sicher. „Rafael, was machst du denn hier? Ich dachte, du bist mit den anderen beiden beim Training“ sagte Ashley überrumpelt. „Bin ich auch. Wir machen nur grad Pause und ich hatte hier noch was vergessen“ erwiderte er banal. Sein Grinsen wurde wieder breiter. „Jetzt erzähl deinem Freund doch mal, woher du dieses Ding hast. Ich denke mal, er ist genauso gespannt auf die Erklärung, wie ich.“ Ashley sprang wütend auf. „Halt die Klappe, Rafael! Du weißt genau, dass ich das nicht wollte!“ sagte sie aufgebracht. „Das kam bei mir aber nicht so an“ erwiderte er gelassen. Ashley hatte das Gefühl, dass sich der imaginäre Knoten in ihrem Bauch immer fester zusammenzog und die Panik schnürte ihr fast die Luft ab. „Es war nicht so, wie du es hier hinstellst!“ sagte sie sofort. „Ach, wirklich nicht? Gestern Abend sah das aber noch ganz anders aus“ meinte Rafael, verschränkte schon fast siegessicher die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen den Türrahmen. Kyoya stand langsam vom Sofa auf und beobachtete die ganze Sache mit einem gewissen Misstrauen. War Ashley etwa deshalb so angespannt gewesen? Wollte sie ihm allen Ernstes sagen, dass sie ihn mit Rafael betrogen hatte? Ashley rutschte das Herz in die Hose, als sie sich zu Kyoya umdrehte und seinen wütenden Blick auffing. Ihr Puls beschleunigte sich vor lauter Panik, um mindestens das doppelte. Jetzt war genau das eingetreten, wovor sie die ganze Zeit Angst gehabt hatte: Kyoya glaubte jetzt ernsthaft, dass sie ihn betrogen hatte! Selbst das Atmen wurde zur Nebensache, als ihr Freund an ihr vorbeilief und gehen wollte. Hektisch schnappte Ashley nach Luft und wollte ihm sofort hinterher rennen, doch Rafael hielt sie am Handgelenk fest. „Komm, lass ihn gehen. Er hat dich sowieso nicht verdient“ sagte Rafael ruhig. Wutentbrannt und mit Tränen in den Augen, riss sie sich los. „Du hast sie doch nicht mehr alle!“ fauchte sie ihn sauer an. Ashley warf ihm nur noch einen letzten wütenden Blick zu, bevor sie sich umdrehte und aus der WG stürmte, um Kyoya einzuholen. „Warte!“ rief sie ihm zu. Doch, Kyoya blieb nicht stehen, sodass Ashley sich beeilen musste, um ihn einzuholen. „Jetzt bleib stehen!“ forderte sie ihn auf und packte ihn am Arm. Kyoya wirbelte herum und schlug ihr die Hand weg. „Was?!“ fragte er sauer. „Es ist nicht so, wie du denkst!“ versuchte Ashley, die Situation zu retten, doch als sie seinen Blick auffing, wurde ihr plötzlich ganz anders. So kalt und verachtend hatte er sie noch nie angesehen. Die sonst so schönen hellblauen Seelenspiegel, blitzen sie nun wütend an. „Ach, und wie ist es dann? Denkst du etwa, es würde die ganze Sache verbessern, wenn du es mir sagst, bevor ich von selbst dahinterkomme?! Ich war jetzt zwei Monate nicht da und du weißt, dass du mein Vertrauen hast, aber nicht, wenn du so was hinter meinem Rücken abziehst!“ sagte er sauer. „Nein, verdammt! Es ist nicht so! Rafael hat mir den Knutschfleck gegen meinen Willen verpasst, um dich glauben zu lassen, dass ich dich betrogen hätte! Ich wollte dir das erklären und ich bin in Panik geraten, als er da in der Tür stand!“ erwiderte Ashley panisch. Ihr liefen die Tränen über die Wangen und sie konnte nur hoffen, dass Kyoya ihr glaubte. Eine Weile musterte er sie kalt und Ashley schwitzte Blut und Wasser, als er zu einer Antwort ansetzte. „Ich glaub dir kein Wort.“ Ashleys Augen weiteten sich entsetzt. In den ganzen letzten Monaten, hätte sie nicht im Traum daran gedacht, in so eine Zwickmühle zu geraten – schon gar nicht wegen Rafael! „Nein… bitte…“ hauchte sie verzweifelt. „Ich hab dir vertraut und wenn ich gewusst hätte, das so was dabei herauskommt, dann hätte ich mir das wirklich gespart!“ erwiderte er sauer. „W-Was wird denn jetzt aus uns?“ fragte Ashley verzweifelt und schluchzte. Kyoya sagte erst mal nichts, sondern drehte sich einfach um. „Ich muss erst mal nachdenken.“ Ashley liefen gerade noch mehr Tränen über die Wangen, als er ging. „Kyoya!“ Keine Reaktion. „KYOYA!“ Am frühen Abend kamen Kayla, Jayden und Rafael wieder zurück in die WG. Rafael war einfach sang- und klanglos wieder zurück zu den anderen gegangen und hatte den beiden nichts über seinen Triumph erzählt. „Wir sind wieder da!“ rief Kayla gut gelaunt. Doch, wider erwarten kam keine Antwort. Etwas verdutzt sah sie zu Jayden, der nur die Schultern zuckte. Verwundert sah Kayla nach oben. „Ich geh mal zu Ashley“ beschloss sie kurzfristig und lief die Treppe hoch. Vor Ashleys Zimmertür blieb sie stehen und klopfte an. „Ashley?“ fragte Kayla. Keine Reaktion. Wieder klopfte die Braunhaarige an die Tür. „Hey, Ashley!“ „Komm rein!“ kam es nur von drinnen. Kayla öffnete die Tür und als sie ihre beste Freundin sah, erschrak sie regelrecht. Ashley saß auf ihrem Bett und weinte bitterlich. „Was ist denn passiert?“ wollte Kayla sofort wissen und setzte sich neben sie. Ashley konnte im ersten Moment überhaupt nicht antworten, da sie wieder von heftigen Schluchzern geschüttelt wurde. Kayla nahm sie in den Arm und strich ihr beruhigend über den Rücken. Die Teamchefin war einfach nur ratlos. Was war denn los, dass Ashley so aufgelöst in ihrem Zimmer saß? „Beruhig dich erst mal und erzähl mir dann in aller Ruhe, was los ist, okay?“ schlug Kayla vor. Ashley nickte schwach. „Soll ich dir vielleicht einen Tee hochbringen?“ fragte Kayla vorsichtig. Ein weiteres Nicken. „Ja, bitte.“ Sie ließ die Jüngere wieder los, stand auf und ging zur Tür. „Ich bin gleich wieder da“ versprach Kayla, öffnete die Tür und machte sich auf den Weg in die Küche. Dort stand Jayden gerade und machte sich gerade Kaffee. „Und? Was ist mit Ashley?“ wollte er wissen. „Irgendwas ernstes. Sie ist total aufgelöst. Ich weiß nicht, was passiert ist“ erwiderte Kayla ratlos und holte zwei Tassen aus dem Schrank, die sie dann auf die Küchenzeile stellte. „Oh je. Glaubst du, sie wird mit dir reden?“ fragte er nach. Kayla nickte. „Bestimmt. Ashley frisst ihre Probleme nicht in sich rein – das passt nicht zur ihr. Ich gehe davon aus, dass sie mir erzählen wird, was los ist“ meinte sie schließlich. Nachdem sie den Tee so weit fertig hatte, ging sie mit den zwei Tassen nach oben und setzte sich auf den Schreibtischstuhl. Kayla wartete noch einen Moment, nahm einen Schluck von ihrer Tasse, stellte diese auf den Tisch und sah erwartungsvoll zu der Blonden. „Was ist passiert?“ wollte sie wissen. Ashley zögerte noch einen Moment, sah gedankenverloren in ihre Tasse, bevor sie sich dazu durchrang, Kayla den Vorfall von vorhin zu erzählen. Nachdem sie geendet hatte, war die Teamchefin absolut fassungslos. „Das… glaub ich nicht.“ „Es aber wirklich so! Kyoya denkt, dass ich ihn mit Rafael betrogen habe und ich hätte das verhindern können, wenn ich nur ein paar Minuten eher mit der Sprache herausgerückt wäre!“ schluchzte Ashley verzweifelt. Kayla stellte betont langsam ihre Teetasse auf den Schreibtisch und blickte einen Moment nachdenklich darauf. „Was soll ich denn jetzt machen?“ fragte die Blonde ratlos. Kayla dachte noch einen Moment darüber nach, bevor sie sich dazu äußerte. „Was hat Kyoya zu dir gesagt, bevor er gegangen ist?“ wollte sie wissen. „Er meinte, dass er seine Zeit bräuchte, um über alles in Ruhe nachzudenken“ antwortete Ashley und wischte sich mit dem Taschentuch die Tränen unter ihren Augen weg. „Dann lass ihm die auch. Er wird bestimmt wieder auf dich zukommen. Immerhin weiß er auch, dass es auf keinen Fall so gewesen sein kann, wie Rafael es hingestellt hat“ meinte Kayla zuversichtlich. „Und was ist, wenn nicht? Was ist, wenn er einfach nur auf mich zu kommt, um Schluss zu machen?“ stellte Ashley die Gegenfrage und brach wieder in Tränen aus. Kayla stand auf, setzte sich neben sie und nahm sie tröstend in den Arm. „Dann werde ich mich einmischen. Immerhin hab ich ja gesehen, was passiert ist und ich weiß, wie es war“ erwiderte Kayla. „Danke“ schluchzte Ashley. „Was machst du jetzt mit Rafael?“ Kayla schwieg vorerst. Das war eine gute Frage und ehrlich gesagt hatte sie sich noch keine Gedanken darüber gemacht. „Ich überleg mir was“ sagte sie schließlich. Ashley nickte langsam. „Danke“ „Kann ich dich alleine lassen oder soll ich noch einen Moment bleiben?“ fragte Kayla nach einer Weile, in der sie beide nichts gesagt hatten. „Ich würde jetzt gern alleine sein“ sagte Ashley matt. Kayla nickte, stand auf, nahm die beiden leeren Tassen mit und verließ das Zimmer. Jayden kam ihr gerade entgegen. „Was ist mit Ashley?“ fragte er nach. „Katastrophe“ erwiderte Kayla nur und seufzte. „Inwiefern? Was ist los?“ wollte Jayden wissen. „Ashley hat versucht, Kyoya zu erklären, woher der Knutschfleck kommt und dabei hat Rafael es so hingestellt, als hätte Ashley Kyoya betrogen und er hat das geglaubt, weil Ashley sich nicht rechtzeitig herausreden konnte“ erzählte Kayla schnell. Jayden zog die Stirn kraus. „Und was gedenkst du jetzt zu unternehmen?“ fragte er. „Ich weiß es noch nicht“ seufzte Kayla. „Mit Rafael hab ich aber erst noch ein Hühnchen zu rupfen. Das lass ich ihn garantiert nicht durchgehen.“ Jayden sah sie verwundert an. Trotz der eigentlich heiklen Situation, war Kayla ungemein ruhig. Vielleicht war das auch nur die Ruhe vor dem Sturm, denn jeder andere wäre schon fünfmal an die Decke gegangen. „Jetzt ist er aber auch eindeutig zu weit gegangen“ meinte er schließlich. Kayla nickte. „Oh ja. Und dafür wird er sich jetzt verantworten müssen. Ich hab ihn gewarnt und er hat nicht auf mich gehört.“ Ihr Blick wurde ernst. Jayden lehnte sich nachdenklich an die Küchenzeile. „Er war doch sonst nicht so ein Charakterschwein. So wie er sich im Moment benimmt, hab ich ihn noch nie erlebt“ meinte er. „Ich denke, das liegt an seiner Eifersucht wegen Ashley und Kyoya. Ich kenn ihn nämlich auch nicht so“ schlussfolgerte Kayla. „Ich red jetzt erst mal mit ihm.“ Jayden nickte und Kayla ging wieder nach oben, wo sie schließlich vor Rafaels Zimmertür stehen blieb. Beherzt klopfte die Teamchefin an und betrat den Raum, nachdem sie hineingebeten wurde. Bevor Rafael etwas sagen konnte, fiel Kayla ihm ins unausgesprochene Wort. „Ich glaub, du hast sie nicht mehr alle!“ sagte sie sofort. Rafael runzelte fragend die Stirn und stand von der Fensterbank, auf der er saß, auf. „Wegen dir haben Ashley und Kyoya Streit! Ich hab dir gesagt, dass du die beiden in Ruhe lassen sollst!“ wetterte Kayla weiter. Rafael legte den Kopf leicht schief. „Und was willst du jetzt machen?“ wollte er wissen. „Ganz einfach. Du hältst dich die nächsten Tage so weit es geht von Ashley fern – zum Training ist der Kontakt eben unvermeidlich, aber das wird schon gehen, wenn Jayden und ich dabei sind – und wenn du dich bis nach dem Turnier nicht eingekriegt hast, schmeiß ich dich aus dem Team!“ erwiderte sie entschieden. Rafael sah sie erstaunt an. „W-Was? Du würdest mich rausschmeißen?“ fragte er nach. Er versuchte es zu verstecken, aber er war ziemlich entsetzt über diese Drohung. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass Kayla so weit gehen würde. „Ja, ich würde dich rausschmeißen. Das ist deine letzte Chance! Wenn du dich nicht änderst, kannst du gehen! Ich werde schon jemanden finden, der deinen Platz einnimmt und damit den Tag-Partner für Ashley bildet“ antwortete sie. Kayla ging zur Tür, blieb davor stehen und schaute noch einmal kurz zu Rafael. „Vielleicht fängst du jetzt mal an, darüber nachzudenken, was du hier für einen Mist verbockt und was du Ashley damit angetan hast. Die Ärmste sitzt nämlich völlig aufgelöst in ihrem Zimmer, weil sie Angst hat, Kyoya zu verlieren – und das ist DEINE Schuld!“ sagte sie ernst. Und damit ging Kayla. Die Tür fiel ins Schloss und einen Moment starrte Rafael etwas entsetzt darauf. Kayla drohte damit, ihn aus dem Team zu werfen? Hatte er es vielleicht doch etwas übertrieben und Ashley damit jetzt todunglücklich gemacht? Nachdenklich setzte sich der Schwarzhaarige auf sein Bett. >Das war wohl doch keine so gute Idee< stellte er fest und ließ sich rücklings in die Matratze fallen. Er wollte ja, dass Ashley und Kyoya Streit bekamen, weil er sie nicht zusammen sehen konnte, da er in Ashley verschossen war – aber, dass er sie deshalb gleich ins Unglück stürzte, musste beim besten Willen nicht sein. Seufzend sah er an die Decke. Eine Entschuldigung wäre vielleicht nicht verkehrt, aber heute und in den nächsten ein oder zwei Tagen brauchte er seiner Tag-Partnerin nicht mehr unter die Augen zu treten. Rafael sah zur Seite und nahm sich seinen Bey, der auf dem Nachttisch lag. Sanft strich er mit dem Daumen über den Symbolbolzen. „Ich würde mal sagen, ich hab’s gründlich verbockt…“ murmelte er und seufzte abermals. Die letzten Tage vor dem ersten Turnier konnten noch richtig heikel werden… Kapitel 5: Rache ist... schockierend ------------------------------------ Kapitel 5: Rache ist… schockierend Zwei Tage später war die Situation immer noch nicht besser. Ashley versuchte auf Kyoya zuzugehen, aber er gab ihr einfach keine Chance. Er hatte gesagt, dass er eine gewisse Zeit brauchte, um über alles nachzudenken, aber Ashley konnte sich nicht in Geduld üben, denn immerhin hatte Kyoya ein falsches Bild von der Lage. Die Blonde lag auf ihrem Bett und versuchte verzweifelt ihn übers Handy zu erreichen, doch nachdem sie schon das gefühlte tausendste Mal von ihm weggedrückt wurde, verlor sie langsam die Hoffnung, dass sich die Wogen wieder glätteten. Kyoya selbst war ziemlich hin- und hergerissen, weil er langsam nicht mehr wusste, was er glauben sollte. Er braucht seine Zeit, doch Ashley schien ihm die nicht zu lassen. Er würde ihr vermutlich auch noch einige Zeit aus dem Weg gehen, zumindest bis er wusste, wie er weiter vorgehen sollte. Nile entging die Angespanntheit seines besten Freundes nicht. So unruhig hatte er ihn noch nie erlebt. Kyoya versuchte es zu verstecken, doch er war emotional ziemlich aufgewühlt. „Was ist denn los?“ fragte Nile leicht entnervt, denn diese Nervosität machte auch ihn ziemlich unruhig. „Seit du von Ashley zurück bist, benimmst du dich seltsam.“ „Es ist nichts“ winkte Kyoya ab. „Das glaub ich dir beim besten Willen nicht. Du bist total aufgekratzt“ erwiderte Nile und legte seinen Bey, den er gerade poliert hatte, auf die kleine Kommode neben seinem Bett. Kyoya schnaufte, setzte sich auf sein Bett und fuhr sich unruhig durch die Haare. Nile bedachte ihn mit einem mitfühlenden Blick. So hatte er ihn schon lange nicht mehr erlebt. Es musste schon was Ernstes passiert sein, wenn er sich so benahm und seiner Freundin so aus dem Weg ging. Der junge Ägypter seufzte. Er gehörte zu einem der wenigen, die Kyoyas Geschichte kannten. Er hatte ihn damals als aufgeschlossenen, immer fröhlichen Jungen kennengelernt – aus einer Zeit, in der er diese furchtbaren Narben noch nicht trug und einfach frei sein konnte. Als er noch Menschen an sich herangelassen hat. >Ob er es Ashley erzählt hat? Ich denke nicht. Sie kennen sich nicht mal ein Jahr und er muss sich absolut sicher sein, dass er ihr vertrauen kann, ansonsten wird er ihr das nie sagen< dachte Nile bei sich. „Was ist?“ fragte Kyoya auf einmal und riss ihn damit aus seinen Gedanken. Nile hatte gar nicht gemerkt, dass er Kyoya die ganze Zeit angestarrt hatte. „Oh, entschuldige. Ich war in Gedanken“ winkte er lächelnd ab. Kyoya schnaufte. Einen Moment war es still, dann vibrierte sein Handy wieder. Entnervt nahm er das Ding in die Hand, drückte Ashley ein weiteres Mal weg und machte es aus. Er legte es wieder auf den Tisch und sah eine Weile nachdenklich darauf, bevor er sich auf sein Bett warf und tief durchatmete. „Verdammt…“ flüsterte er leise und starrte an die Decke. Nile fragte nicht weiter nach. Wenn Kyoya es ihm nicht sagen wollte, war nichts zu machen. „Wenn du reden willst…“ bot Nile schließlich an, doch wieder winkte Kyoya ab. „Nein“ erwiderte Kyoya sofort. „Es geht dir nicht gut und das sieht man dir an der Nasenspitze an. Vielleicht solltest du mir mal sagen was los ist, ich-“ fing Nile an, doch Kyoya unterbrach ihn. „Nile, das ist nett gemeint, aber ich muss allein damit klar kommen“ sagte er ernst. Der Jüngere sah ihn erstaunt an, nickte dann aber. „Okay.“ Ashley schluchzte verzweifelt, setzte sich auf ihrem Bett auf und schlug mit der Faust in ihr Kissen. „Scheiße…“ fluchte sie mit tränenerstickter Stimme. >Jetzt hat er sein Handy auch noch ausgemacht und ich weiß nicht mal, in welchem Hotel er mit seinem Team ist! Ich muss ihm das doch erklären! Kyoya…< dachte die Blonde und wieder liefen ihr die Tränen über ihr Gesicht. Plötzlich ging die Tür auf. Ashley sah zur Seite und erkannte Kayla, die sie mitfühlend anblickte. „Hey“ begrüßte Kayla sie ruhig. „Hallo“ erwiderte Ashley. Kayla ging auf sie zu und setzte sich neben sie. „Hast du Kyoya erreicht?“ fragte die Teamchefin nach. „Nein. Er hat mich die ganze Zeit weggedrückt und jetzt ist sein Handy aus. Ich weiß nicht, was ich noch machen soll!“ weinte Ashley unglücklich. Kayla seufzte leicht. „Soll ich vielleicht mal mit ihm reden?“ fragte Kayla nach. Ashley sah sie an. „Und was soll das bringen?“ wollte sie wissen. „Mir wird er eher zuhören und vielleicht glaubt er mir sogar, wenn ich ihm in aller Ruhe erzähle, was los ist“ erwiderte Kayla zuversichtlich. „Kannst du damit noch bis morgen warten? Wenn er sich bis dahin nicht gemeldet hat, dann redest du mit ihm“ sagte Ashley entschieden. Kayla nickte. „Ist gut.“ Damit stand sie auf und verließ den Raum. Draußen lehnte sie sich gegen die Tür und atmete tief durch. „So ein Mist“ flüsterte Kayla leise und machte sich auf den Weg in ihr eigenes Zimmer. >Das Turnier ist in vier Tagen. Wenn sich die ganze Situation bis dahin nicht beruhigt, haben wir ein ernsthaftes Problem. In dem Zustand kann sie nicht konzentriert kämpfen. Und wenn wir dann noch gegen Kyoyas Team antreten… Verdammt< dachte die Teamchefin und schnaufte. Sie sah kurz auf ihren Bey, der auf ihrem Schreibtisch lag. Die ganze Situation drückte die Stimmung erheblich – nicht nur bei Ashley, sondern auch bei Kayla und Jayden. Rafael hatte sich seit gestern nicht mehr groß bei seinen Kameraden gemeldet. Offenbar fing er an, über seinen Mist, den er da verbockt hatte, nachzudenken. Kayla seufzte schwer. Wenn das so weitergehen würde, dann konnten sie zu zweit an dem Turnier teilnehmen – und das durfte einfach nicht passieren. Sie setzte sich unschlüssig an ihren Schreibtisch, nahm ihren Bey und betrachtete ihn nachdenklich. >Das wird schon werden< dachte sie zuversichtlich und lächelte leicht. Am nächsten Tag war Ashley wirklich am verzweifeln. Schon am frühen Morgen stand sie bei Kayla im Zimmer und bat sie um Hilfe. Die Teamchefin gähnte herzhaft und streckte sich. „Ich brauch erst einen Kaffee – dann können wir reden“ meinte sie müde und trottete aus ihrem Zimmer. Ashley nickte verstehend. Immer noch ziemlich verschlafen, setzte Kayla den Kaffee auf und setze sich an den Tisch. „Hat sich Kyoya gemeldet?“ wollte sie wissen. Die Blonde schüttelte niedergeschlagen den Kopf. „Nein. Ich konnte die ganze Nacht kaum schlafen. Kayla, bitte! Du musst mir helfen“ sagte Ashley. Nachdenklich sah Kayla einen Moment vor sich hin und nickte schließlich. „Keine Sorge. Ich rede mit Kyoya. Versprochen.“ Ashley lächelte glücklich und umarmte ihre beste Freundin. „Danke!“ „Keine Ursache“ erwiderte Kayla noch leicht verschlafen. Ashley löste sich wieder von ihr und sah sie schief an. „Man, du bist echt der totale Morgenmuffel. Nicht, dass du schlechte Laune hast, oder so, aber man merkt, dass du noch schlafen willst“ meinte sie grinsend. Kayla rang sich zu einem kleinen Lächeln durch. „Da hast du gar nicht so unrecht“ gähnte sie zurück. Ashley lachte. Sie sah kurz nach der Kaffeemaschine, nahm dann den vollen Behälter aus dieser heraus und füllte die Tasse, die auf dem Tisch stand. „Dankeschön…“ murmelte Kayla zurück und nahm sich die volle Tasse. Ashley lächelte sie kurz an. Sie war froh, dass sie so eine gute Freundin hatte, denn die zögerte nicht lange und war nach dem Frühstück wach genug, um sich auf den Weg zu machen. Fertig angezogen stand die Teamchefin nun im Flur und schnappte sich noch den Haustürschlüssel, der am Brett hing, bevor sie gehen wollte. „Also, versprechen kann ich dir nichts, aber was ich dir auf jeden Fall sagen kann, ist, dass ich alles versuchen werde, damit er es sich anders überlegt“ meinte Kayla zu Ashley, die mit ihr im Flur stand. Ashley nickte verstehend. „Versprich mir einfach nur, dass du es versuchst.“ Kayla lächelte zuversichtlich. „Na klar.“ „Okay, dann bis später“ verabschiedete Kayla sich und verließ die WG. Nachdenklich starrte Ashley auf die Tür. Kayla war ihre letzte Chance. Wenn sie es nicht schaffte, Kyoya umzustimmen, sah es nicht gut für die Beziehung aus – um ehrlich zu sein, sogar rabenschwarz. Eine grauenhafte Vorstellung, vor allem weil Ashley schon seit über acht Monaten mit Kyoya zusammen war. Wegen des Turniers war in der Stadt eine Menge los. Es waren schließlich nur noch drei Tage bis zum Turnier. Die Beyarenen waren alle belegt. Kayla stand gerade im Park und fragte sich, wo sie wohl anfangen sollte zu suchen. Wenn sie wenigstens Benkei treffen würde. Die anderen beiden aus Kyoyas Team kannte Kayla nur vom Namen. Wie sie aussahen, wusste sie nicht. >Das hilft alles nichts. Ich muss Kyoya einfach finden. Irgendwie wird das doch zu machen sein!< dachte sie und seufzte leise. Gedankenversunken trottete sie schließlich weiter und lief am Fluss entlang. Sie machte sich wirklich Sorgen – gerade um Ashley. Aber, auch den Rest des Teams ließ sie dabei nicht außer Acht. Rafael war einfach zu weit gegangen, aber wahrscheinlich hatte er es selbst eingesehen, denn seit zwei Tagen hatte er sich nicht mehr viel blicken lassen. Offenbar brauchte auch er seine Zeit zum Nachdenken. Kayla seufzte leicht. Sie sah auf und blieb mit einem erstaunten Blick stehen, als sie Kyoya sah. Das war der Zufall, der ihr mehr als gelegen kam. Kyoya hatte beide Hände in den Hosentaschen und kam ihr gerade entgegen. Auch er war ziemlich verwundert darüber, Kayla anzutreffen. Kayla ging ihm entgegen und blieb vor ihm stehen. „Hast du mal kurz Zeit?“ fragte sie direkt heraus. „Was ist?“ wollte er wissen. „Es geht um Ashley“ erwiderte Kayla wahrheitsgemäß. Kyoyas Blick wurde ernster. „Schickt sie dich jetzt schon vor?“ fragte er und man merkte, dass er ziemlich sauer war. „Nein“ widersprach Kayla sofort fest. „Da du Ashley ja nicht zuhörst, hab ich für mich beschlossen, dir zu sagen, was eigentlich los ist. Denn, ich bin die einzige, die gesehen hat, was passiert ist.“ Kyoya wurde hellhörig. Dennoch blieb er ziemlich stur. „Willst du sie jetzt noch in Schutz nehmen, oder was? Sie hat mich mit Rafael betrogen und-“ „Nein“ unterbrach Kayla ihn abermals. „So war es eben nicht. Das ist deine Ansicht und Rafael wollte, dass du genau das denkst.“ Kyoya stutzte. „Was meinst du damit?“ fragte er schließlich nach. „Es stimmt, was Ashley gesagt hat. Rafael hat ihr diesen Knutschfleck gegen ihren Willen verpasst, damit du in dem Irrglauben bist, dass sie dich betrogen hat. Und dabei war es nicht so. Ich hab Rafael noch von Ashley runtergezerrt, ansonsten wäre es wahrscheinlich schlimmer ausgegangen. Er ist schon seit Längerem in Ashley verliebt und es passt ihm überhaupt nicht, dass du mit ihr zusammen bist.“ Kyoya sah sie erstaunt an. „Ist das dein Ernst?“ wollte er wissen. Kayla nickte. „Mein voller Ernst.“ Kyoya sah sie einen Moment unschlüssig an. Wenn es stimmte, was Kayla ihm eben gesagt hatte, änderte das die Sache grundlegend. Jetzt, wo er darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass Rafael ihm das ein ums andere Mal ziemlich böse Blick zugeworfen hatte – warum wusste Kyoya bis eben nicht. Kayla wandte sich zum Gehen. „Ich hab dir jetzt gesagt, wie es war. Was du damit anfängst, ist deine Sache. Nur, ich würde dir raten mit Ashley noch mal zu reden. Sie hängt wirklich ziemlich an dir und es wäre schade um die Beziehung“ meinte sie schließlich. Kyoya nickte langsam. „Vielleicht sollte ich wirklich noch mal mit ihr reden.“ „Gut“ sagte sie. „Wir sehen uns dann beim Turnier. Hoffentlich krieg ich noch mal die Chance gegen dich zu kämpfen. Es war nämlich ärgerlich, dass ich es bei Battle Blader nicht konnte.“ „Stimmt. Das ist blöd gelaufen. Auf das Match würde ich mich auch freuen“ gab Kyoya ehrlich zu. Kayla grinste. „Ja, ich mich auch. Also, dann. Bis in zwei Tagen“ verabschiedete sie sich und ging. Kyoya sah ihr einen Moment hinterher. „Der kann was erleben…“ murmelte er leise und seine rechte Hand ballte sich zur Faust. Jayden versuchte inzwischen Ashley etwas aufzumuntern. Er saß zusammen mit ihr in der Küche am Tisch und die beiden hatten sich einen Kaffee gemacht. Ashley saß immer noch recht betrübt da und versuchte sich nicht irgendwelche Horrorszenarien auszumalen. So ein seltsames, erdrückendes Gefühl hatte sie schon einmal gehabt – kurz nachdem Kayla und Kyoya bei Battle Blader besiegt wurden. Damals hatte sie wirklich schon fast Todesängste um die zwei wichtigsten Personen in ihrem Leben ausgestanden. „… was hältst du davon?“ fragte Jayden plötzlich und riss sie damit aus ihren Gedanken. Ashley schreckte hoch und sah ihn an. „Von was?“ fragte sie monoton. Jayden seufzte. „Schon okay. Vergiss es. Ich will dich damit nicht behelligen, wenn du sowieso schon so viel um die Ohren hast“ meinte er schließlich. Ashley nickte einfach nur abwesend. Dann hörten die beiden, wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Sie sahen sich verwundert an und Jayden sprang auf. Ashley blieb sitzen und sah zur Tür. „Du bist schon wieder da?“ fragte Jayden erstaunt. Kayla hängte ihren Haustürschlüssel ans Schlüsselbrett und nickte. „Ja“ erwiderte sie nur leicht lächelnd. Nun kam auch Ashley dazu. Sie sah ihre beste Freundin mit einer Mischung aus ängstlich und hoffnungsvoll an. „Und? Hast du Kyoya getroffen?“ wollte sie wissen und schluckte leicht. „Ja, hab ich. Ich hab ihm gesagt, was Sache ist. Was er jetzt mit der Erkenntnis macht, ist seine Sache, aber ich glaube, dass er noch mal auf dich zurückkommt, da er mir offenbar geglaubt hat“ erzählte Kayla. Ashley fiel ein kiloschwerer Stein vom Herzen. Jetzt ging es endlich wieder bergauf. Und sie hoffte, dass Kyoya sich noch einmal ihre Version der Geschichte anhören würde. „Gott sei Dank“ seufzte Ashley. „Nein, Kayla sei Dank“ lachte Jayden zurück. Ashley lächelte und umarmte ihre beste Freundin. „Kein Thema“ sagte Kayla nur. „Trotzdem vielen Dank!“ Am nächsten Morgen wachte Ashley das erste Mal seit ein paar Tagen endlich wieder gut gelaunt auf. Sie ließ ihren Blick zu ihrem Wecker schweifen und der sagte ihr, dass es bereits viertel nach zehn war. Ausgiebig streckte die Blonde sich und stand schließlich auf. Sie schnappte sich ihre Klamotten, verschwand im Bad und zog sich um, bevor sie sich auf den Weg in die Küche machte, um zu Frühstücken. Auch Rafael und Kayla saßen am Küchentisch und schienen sich zu unterhalten. „Guten Morgen!“ sagte Ashley gut gelaunt und zog damit die Aufmerksamkeit der beiden auf sich. „Morgen! Wow, du siehst ja mal wieder morgens richtig gut aus. So super gelaunt hab ich dich seit drei Tagen nicht mehr gesehen“ meinte Kayla erstaunt. Ashley grinste. „Ja, ich fühl mich auch wesentlich besser“ erwiderte sie. Sie wandte sich an Rafael. „Dir auch einen guten Morgen“ meinte sie schief lächelnd. „Morgen“ grüßte Rafael nur monoton zurück. Ashley seufzte unmerklich und wandte sich wieder an Kayla. „Was steht heute an?“ wollte sie wissen. „Noch nichts Besonderes. Du und Rafael solltet noch trainieren. In zwei Tagen ist das Turnier. Ansonsten nichts weiter“ erwiderte Kayla und stellte ihren Kaffee auf den Tisch. „Okay, dann sollte ich-“ fing Ashley an, wurde aber durch das Klingeln an der Tür unterbrochen. Die drei sahen verwundert in Richtung Haustür und schenkten sich dann erstaunte Blicke. Ashley zeigte mit dem Daumen auf die Tür. „Hat Jayden seinen Schlüssel vergessen?“ fragte sie. „Nein, den hat er mitgenommen“ erwiderte Kayla. „Ich geh mal hin“ beschloss Ashley und öffnete die Tür. Ihre Augen wurden groß und sie schwankte plötzlich zwischen überschwänglicher Freude und großer Verwunderung, als da auf einmal Kyoya vor ihr stand. „Hey“ Ashley schluckte. „Hi. Was machst du denn hier?“ fragte sie erstaunt. „Was klären“ erwiderte Kyoya. Ashley trat einen Schritt zur Seite und ließ ihn rein. Kayla kam aus der Küche und blieb im Türrahmen stehen. Auch Rafael trat neben ihr hervor, da er noch dahinter gekommen war, wer denn jetzt da war und irgendwie rutschte ihm bei Kyoyas Anblick mit einem mal das Herz in die Hose. Ashley war immer noch ziemlich erstaunt, über Kyoyas Auftauchen. Aber, sie sollte gleich merken, dass er nicht nur wegen ihr gekommen war. Ohne Umschweife wandte er sich an Rafael. „Kann ich dich mal kurz sprechen?“ fragte Kyoya ruhig. Irgendwas beunruhigte Ashley an seinem Tonfall. Es hörte sich ziemlich drohend ruhig an. Obwohl Rafael nicht ganz wohl bei der Sache war, nickte aber trotzdem und die beiden gingen ins Wohnzimmer. Ashley ging auf Kayla zu, die den beiden Jungs misstrauisch hinterher sah und auch keine Sekunde zögerte, sondern sofort hinterher ging. „Ich hab da kein gutes Gefühl“ meinte die Blonde besorgt. Kayla stimmte ihr mit einem Nicken zu. Rafael und Kyoya blieben im Wohnzimmer stehen. „Was ist?“ fragte Rafael nach. Kayla und Ashley, die im Türrahmen standen, ahnten schon nichts Gutes, denn die Frage von ihrem Teamkollegen war taktisch ziemlich unklug. Kyoya zögerte noch einen Moment, bevor er etwas sagte. Dann, völlig unerwartet, hob er seine rechte Faust und schlug Rafael mit aller Kraft auf die linke Wange. Der Schwarzhaarige war so überrascht über dieses plötzliche Kontra, dass er sein Gleichgewicht nicht halten konnte und rücklings nach hinten umfiel. Kayla sah völlig geschockt zu Rafael, der wie in Zeitlupe zu fallen schien, bevor er auf dem Boden aufknallte. Selbst Ashley war vollkommen perplex von seinem Handeln. Kalt sah Kyoya auf Rafael hinab. „Wenn du Ashley noch einmal gegen ihren Willen anfasst, wirst du nicht mehr in den Spiegel sehen können, wenn ich mit dir fertig bin!“ sagte er drohend. Rafael hielt sich die schmerzende Wange. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Kyoya steckte die Hände in die Hosentasche und ging zu Ashley. „Musstest du ausgerechnet meinen Tag-Partner verkloppen?“ fragte sie leicht vorwurfsvoll. Kyoya sah zu Rafael, der sich gerade wieder auf die Beine kämpfte. „Das nennst du verkloppen? Er blutet ja nicht mal!“ erwiderte er schulterzuckend. „Für das, was er angestellt hat, sollte ich ihn eigentlich zusammenschlagen.“ „Und warum machst du das dann nicht?“ wollte Ashley wissen. „Weil das Turnier in zwei Tagen ist, und ihr zu dritt nicht teilnehmen könnt“ erklärte er sachlich. „Warum müsst ihr Männer eigentlich immer gleich draufhauen? So was kann man doch auch anders klären“ meinte sie skeptisch. Kyoya zog eine Augenbraue hoch und sah sie etwas zweifelnd an. „Schon gut. Vergiss was ich gesagt hab“ seufzte Ashley schließlich. Die beiden verschwanden im oberen Stockwerk. Kayla stand im Türrahmen, lehnte sich mit verschränkten Armen dagegen und musterte Rafael, der sich immer noch die Wange hielt. „Ich hab dich gewarnt. Du wolltest ja nicht hören“ sagte sie beiläufig. „Ja, ich weiß“ schnaufte Rafael. „Soll ich dir ein Eis zum Kühlen bringen?“ fragte Kayla nach. Rafael nickte leicht. „Wäre nett. Kyoya hat nämlich einen ganz schönen Wumms drauf.“ Kayla verschwand in der Küche. „Wie gesagt: Hättest du dir alles sparen können, wenn du die Finger von Ashley gelassen hättest“ hörte Rafael sie sagen. Kurze Zeit später stand sie wieder vor ihm und hielt ihm einen Kühlakku im Handtuch eingewickelt hin. „Ich hoffe, das war dir eine Lehre.“ „Auf jeden Fall“ erwiderte Rafael mürrisch und presste das kühle Handtuch an die Wange. Die beiden hörten, wie die Haustür aufgeschlossen wurde und kurz darauf stand Jayden im Wohnzimmer. „Hallo!“ begrüßte er die beiden fröhlich. „Hi“ kam es einstimmig zurück. „Raff, was ist denn mit dir passiert?“ wollte Jayden verwundert wissen. „Kyoya hat ihm eine Reingehauen“ erklärte Kayla kurz und seufzte. „Wegen der Sache mit Ashley?“ hakte Jayden nach. Kayla nickte. „Toll“ freute der Blauhaarige sich. „Kameradenschwein“ grummelte Rafael. „Hey, du hast es wirklich nicht anders verdient“ erwiderte Jayden. „Auf wessen Seite stehst du eigentlich?“ fragte Rafael leicht verärgert. „Wie immer auf meiner!“ grinste Jayden gut gelaunt zurück. Rafael knurrte. >Na super!< Kapitel 6: Unüberlegte Handlung ------------------------------- Kapitel 6: Unüberlegte Handlung Hallo! Okay, es hat etwas gedauert, dieses lange Kapitel fertig zu schreiben, aber jetzt ist es da :D Aufgrund des Flashbacks war ich gezwungen die Altersempfehlung von P12 auf P16 anzuheben. Wenn ihr den gelesen habt, werdet ihr verstehen wieso. Und noch eine wichtige Ankündigung an alle Ryuga-Fans (damit die mir als Leser nicht verloren gehen): Also, wie euch schon aufgefallen sein sollte, fällt sein Name das ein oder andere Mal, aber er ist ja bis jetzt noch nicht aufgetaucht. Und - nach meiner jetzigen Planung - wird er das auch erst FRÜHSTENS in Kapitel 16 *hust* Ihr müsst euch wohl noch etwas gedulden, aber ich werde die Zeit, bis dahin, so gut es eben geht, versüßen ^^ Und jetzt viel Spaß beim Lesen! „Ich weiß jetzt nicht, ob ich schockiert oder glücklich sein soll“ meinte Ashley plötzlich unvermittelt. Sie strich Kyoya, der mit dem Kopf auf ihrer Brust lag, sanft durch die Haare. Nur die weiche Bettdecke verdeckte die beiden. „Wieso?“ wollte Kyoya wissen. „Wegen Rafael. Ich meine, ich find’s ja super, dass du mich so verteidigst. Deine Eifersucht ist auch in keinem Maße übertrieben. Aber… du hättest ihn doch nicht gleich schlagen müssen“ meinte sie. „Ich denke nicht, dass er auf mich gehört hätte, wenn ich ihn nur verbal in den Boden gestampft hätte“ nuschelte Kyoya zurück. Ashley lachte leicht auf. „Das glaube ich allerdings auch nicht. Und da du sowieso kein Freund von großen Worten bist, kam dir diese Art der Kommunikation wohl sehr gelegen“ schlussfolgerte sie. Kyoya nickte leicht. „So ungefähr“ stimmte er zu und schloss die Augen. Er genoss die Streicheleinheiten seiner Freundin. Auch ihm hatte der ganze Krach ziemlich zugesetzt. Spurlos war es auf keinen Fall an ihm vorbeigegangen. Der Gedanke, dass Ashley ihn vielleicht wirklich betrogen hatte, saß ihm wie ein Raubtier im Nacken und erst jetzt merkte er, wie erleichtert er eigentlich war, seit die ganze Sache sich geklärt hatte. Ashley strich ihm sanft über die Wange und berührte dabei mehr oder weniger aus Versehen, eine der kreuzförmigen Narben unter seinen Augen. Ungewollt zuckte Kyoya ein bisschen zusammen. „Tut mir leid“ sagte sie sofort entschuldigend. „Schon okay“ erwiderte er und atmete tief durch. Ashley schluckte leicht. Sollte sie wirklich? In der ganzen Zeit, die sie sich jetzt kannten, war die Blonde eigentlich brennend daran interessiert, woher die Narben kamen. Doch, sie hatte sich nie so wirklich getraut, danach zu fragen. Kyoya schien diese Kreuze nicht unbedingt mit Stolz zu tragen. Und dennoch waren sie da und für Ashley nicht mehr wegzudenken. Ashley brannte die Frage auf der Zunge, aber sie traute sich nicht so wirklich sie auszusprechen. Kyoya merkte, wie sich der Körper unter ihm leicht anspannte. Er öffnete die Augen und sah hoch zu seiner Freundin. „Was ist los?“ fragte er nach. Ashley schluckte wieder. Sie gab sich einen Ruck, nahm all ihren Mut zusammen und stellte die Frage. „Wo… hast du diese Narben eigentlich her?“ Die Vorsicht und Zurückhaltung waren Kyoya keinesfalls entgangen. Er zögerte einen Moment, dann richtete er sich auf und sah einen Moment lang nachdenklich aus dem Fenster. Ashley merkte, dass sie nun ein Thema angeschnitten hatte, auf das er wohl nicht so ohne weiteres antworten würde. „Du musst es mir nicht erzählen!“ sagte sie sofort und setzte sich ebenfalls auf. „Nein. Ist schon in Ordnung. Ich denke, dir kann ich es sagen“ erwiderte er ruhig. Besorgt sah Ashley zu ihm. „Kyoya… du musst nicht. Ich weiß nicht, wo du Dinger her hast, aber es scheint ja nicht unbedingt angenehm gewesen zu sein, als du sie gekriegt hast.“ Er sah sie erstaunt an. Offenbar war seine Reaktion auf die Frage von ihr verräterischer gewesen, als er es zulassen wollte. „Nur wenige kennen die Geschichte. Nile weiß es auch nur, weil wir uns schon seit Kindertagen kennen und weil ich an dem Tag mit ihm zusammen unterwegs war. Ansonsten hätte ich ihm vermutlich auch nie etwas davon gesagt“ erklärte er. Ashley blinzelte verwundert. „Willst du mir das wirklich erzählen?“ wollte sie zweifelnd wissen. Kyoya beugte sich zu ihr vor und küsste sie. Wieder mal vergaß Ashley für diese Zeit alle ihre Sorgen und Ängste – das Einzige, was blieb war dieses wunderbare Gefühl der Unbeschwertheit. Er ließ wieder von ihr ab und strich ihr sanft über die Wange. „Ich weiß jetzt, dass ich dir vertrauen kann, deshalb kann ich dir auch erzählen, was damals vorgefallen ist“ meinte er. Ashley nickte leicht. „Okay.“ Kyoya zögerte noch einen Moment, dann begann er zu erzählen… ~Flashback ~ „So wird das doch nie was!“ lachte Kyoya. Nile schmollte. „Und das kommt ausgerechnet von dir“ erwiderte er. Der 7-jährige setzte sich schmollend auf den Boden. Ohne zu zögern ging Kyoya auf ihn zu und klopfte dem Jüngeren auf die Schulter. Nile flog bei dieser übermäßigen Geste fast nach vorne über. „Komm schon. Aufstehen und weitermachen“ grinste Kyoya zurück. Nile lächelte leicht und stand auf. Die beiden ließen gerade ihre Beys im Starter einrasten, als Kyoya etwas einfiel. „Verdammt…“ fluchte er. „Was ist?“ wollte Nile verwundert wissen. „Ich muss nach Hause“ stellte Kyoya fest und packte Beyblade und Starter wieder weg. „Jetzt schon?“ fragte Nile enttäuscht. „Ja. Du weißt doch, wie mein Vater ist, wenn ich zu spät komme“ erwiderte er. Der kühle Unterton war Nile nicht entgangen, aber er fragte nicht weiter nach, da er über die Familienverhältnisse bei Kyoya Bescheid wusste. „Okay. Dann sehen wir uns morgen“ meinte Nile schließlich. „Vielleicht auch heute Abend noch. Ich schleich mich bestimmt wieder raus“ erwiderte Kyoya nach einigem hin- und her. „Na gut. Aber, lass dich nicht erwischen!“ warnte Nile ihn lächelnd. „Auf keinen Fall“ grinste Kyoya zurück. Nile hob seine rechte Faust und Kyoya drückte seine Eigene kurz dagegen, bevor der Grünhaarige sich umdrehte und ging. Eigentlich ging Kyoya nie gerne nach Hause. Er hasste seinen Vater so sehr. Seine Mutter verteidigte ihn jedes Mal mit aller Kraft, aber trotzdem konnte auch sie ihn nicht vor der ein oder anderen Tracht Prügel retten. Er schnaufte schwer. Seine Mutter hatte das nicht verdient. Sie war so ein herzensguter Mensch. Sie hatte ihren „Mann“ nicht verdient. Kyoya sah in dieser Person schon lange nicht mehr seinen Vater. Er war einfach nur ein Tyrann, dem es offensichtlich Spaß machte, andere leiden zu sehen. Seit Kyoya Nile kannte, hatte er endlich jemanden, dem er davon erzählen konnte, auch wenn er eigentlich absolutes Stillschweigen über das bewahren sollte, was zuhause abging. Nile war wirklich sein allerbester Freund. Mit ihm teilte er seine Sorgen, Ängste, aber auch seine Freude. Nile selbst verstand nicht, wie Kyoya trotz des ganzen Stresses, so gut gelaunt sein konnte. Auf diese Weise schien er wohl sein Unwohlsein zu verbergen. Anders konnte Nile sich das nicht erklären. Es musste schwer für Kyoya sein, den ganzen Tag mit einem aufgesetzten Dauergrinsen durch die Gegend zu rennen. Irgendwann würde diese Fassade einfach zusammenbrechen und Nile hatte Angst, dass Kyoya daran kaputt gehen konnte. Schnaufend stand Kyoya nun vor seiner Haustür. Er dürfte sich bestimmt gleich wieder was anhören, obwohl er überpünktlich zuhause war. Sein Vater fand immer einen Grund, ihn zur Sau zu machen. >Na super< dachte Kyoya demotiviert und betrat die Wohnung. „Bin wieder da!“ rief er laut, nachdem er die Haustür geschlossen hatte. Seine Mutter kam aus dem Wohnzimmer in den Flur, schloss die Tür und ging auf ihren Sohn zu. Sie hatte wieder geweint. Ihre hübschen blauen Augen waren gerötet und blickten den kleinen Jungen trübe an. „Mama…“ murmelte Kyoya mitfühlend. Sie umarmte ihn. „Verschwinde. Geh zu Nile und bleib bitte da“ flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. Kyoyas Augen weiten sich erschrocken. „Warum denn? Ich will bei dir bleiben, Mama!“ Ihre Umarmung wurde fester und Kyoya spürte ihre Verzweiflung. Es war seltsam, aber sie schien dieses Mal wirklich am Ende mit ihren Nerven zu sein. Sie löste die Umarmung und legte ihm die Hände auf die Schultern. „Kyoya… bitte“ flehte sie ihn an. Langsam nickte ihr Sohn. Plötzlich wurde die Tür vom Wohnzimmer aufgeschlagen und sein Vater stand im Flur. Er blickte die beiden abwertend an. Seine Mutter sprang sofort auf und stellte sich schützend vor ihren Sohn. „Lass ihn in Ruhe!“ sagte sie umgehend. Etwas verängstigt sah Kyoya der Szene zu, denn er ahnte, was jetzt gleich passierte. Er hatte es schon oft genug miterlebt. Es hatte sich brutal in sein Gedächtnis eingebrannt und sollte auch in Zukunft immer wieder ein unangenehmes Gefühl bei ihm auslösen, wenn er daran dachte. Sein Vater war recht unbeeindruckt von den Beschützungsversuchen seiner Mutter. Kyoya hatte Angst. Dieses Mal war es anders. Er wusste nie, warum sein Vater immer gleich so sauer war. Er suchte sich wahrscheinlich einfach nur irgendeinen Vorwand. Brutal schubste er seine Frau einfach beiseite. „Kyoya, LAUF!“ rief sie ihm zu. Der 7-jährige wollte sich umdrehen und davonlaufen, weg von alldem, was ihm so wehtat, auch wenn das hieß, dass er seine Mutter hierlassen musste, doch bevor er auch nur einen Schritt machen konnte, packt sein Vater ihn an den dichten dunkelgrünen Haaren und zog ihn nach oben. Kyoya schrie kurz schmerzhaft auf. „LASS MICH LOS!“ brüllte er. Sein Vater herrschte ihn an, doch geblendet von dem Schmerz, hörte er nicht was er sagte. Ehe Kyoya sich versah wurde er mit voller Wucht gegen die Wand geknallt. Die Sicht verschwamm vor seinen Augen. Das Letzte, was er sah, war seine Mutter die ihn verzweifelt ansah, dann wurde alles schwarz um ihn herum. Es war bereits dunkel, als Kyoya wieder zu sich kam. Sein Kopf schmerzte. Langsam kehrten seine Sinne wieder zurück. Der metallische Geruch von Blut stieg ihm in die Nase. Vorsichtig setzte er sich auf und sah auf den Boden. An der Stelle, an der er mit dem Gesicht aufgelegen hatte, hatte sich auf dem hellen Holzboden ein großer Blutfleck ausgebreitet, der stellenweise schon geronnen war. Kyoya blinzelte verwirrt. Auf einmal durchzuckte ein stechender Schmerz seine beiden Wangen. Er hielt sich die Hände darauf und als auf seine Handflächen sah, waren auch diese voller Blut. Seine Augen weiteten sich entsetzt. Was war denn passiert? Vorsichtig rappelte er sich auf und ging zu dem Wandspiegel im Flur. Im nächsten Moment erschrak er noch mehr und taumelte zurück, bis er mit dem Rücken an die Wand knallte, an der er kraftlos herunter sank. Sein Blick ruhte immer noch auf seinem Spiegelbild. Vorsichtig strich seine rechte Hand über die teilweise verkrusteten Schnittwunden. Sie sahen beide aus, wie Kreuze, die man symmetrisch in sein Gesicht geritzt hatte. Ihm stiegen die Tränen in die Augen. „Nein…“ schluchzte er fassungslos. Als die Tränen liefen, brannten die Wunden barbarisch in seinem Gesicht und er presste seine Hände dagegen um den Schmerz irgendwie zu unterdrücken. Aber, dadurch wurde es nur noch schlimmer. >Wie konnte mein eigener Vater mir das nur antun?! Warum, verdammt?!< fragte er sich und schluchzte heftig auf. Im nächsten Moment dachte er an seine Mutter. Wo war sie? Kyoya rappelte sich auf und versuchte den Schmerz in seinen Wangen zu unterdrücken. Immer wieder rief er nach ihr. Er suchte die einzelnen Räume nach ihr ab – und hoffte in erster Linie seinem Vater nicht über den Weg zu laufen. Als Kyoya vor der Badtür stehen blieb, wurde ihm plötzlich eiskalt. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und sein Atem ging nur noch flach. Aus irgendeinem Grund hatte er Angst davor, den Raum zu betreten. Warum, wusste er nicht, aber sein Instinkt sagte ihm, dass er es bleiben lassen sollte. Wider besseren Wissens, betrat der Kleine das Bad. Vorsichtig öffnete er die Tür und lugte hinein. „Mama?“ fragte er zaghaft. Als er seine Mutter erblickte, war er absolut fassungslos. Er schwang die Badtür ganz auf und seine ganze Haltung schien in sich zusammen zu sacken, als er seine Mutter an der gefliesten Wand lehnen sah und unter ihr die Blutpfütze immer größer wurde. Auch die weißen Fliesen an der Wand waren teilweise blutverschmiert. Kyoya schluckte hart. „Mama!“ rief er verzweifelt, lief auf sie zu und ließ sich neben ihr auf die Knie fallen. Träge öffnete die junge Frau die Augen und blickte ihren Sohn mit einer seltsamen Verwunderung an. „Kyoya…“ hauchte sie zärtlich und lächelte dann. „Du brauchst Hilfe! Warte, ich hol einen Arzt!“ sagte Kyoya sofort panisch. Doch seine Mutter packte ihn sachte am Arm. „Nein… Es ist sowieso schon zu spät“ flüsterte sie leise. Kyoya ignorierte das Brennen in seinen Wangen, als die Tränen über die Wunden perlten. „Aber, Mama!“ protestierte er verzweifelt. „Kannst… du mir was versprechen?“ fragte sie leise. Kyoya nickte einfach nur und nahm ihre Hand in seine. „Versprich mir einfach, dass du nie so werden wirst, wie dein Vater… Wenn du eine Freundin hast, liebe sie von ganzem Herzen und beschütze sie… so wie ich es bei dir getan habe, auch wenn es mir nicht immer gelungen ist…“ sagte sie schwach. Kyoya stiegen noch mehr Tränen in die Augen. „Ja, ich verspreche es dir“ weinte er zurück. „Vergiss es bitte nicht“ bat sie ihn lächelnd und hob mit letzter Kraft die Hand, um ihm über die Wange zu streichen. Wieder nickte Kyoya. „Bestimmt nicht“ versprach er. „Danke, mein Schatz. Danke, für alles“ hauchte sie lächelnd und auch ihr stiegen die Tränen in die Augen. Sie fielen erst, als sie die Augen schloss und ihr Atem stoppte. Kyoya wusste nicht, wie lange er noch da saß und weinte. Seine Mutter hatte ihn verlassen und er war zu schwach gewesen, um sie zu beschützen. Ein furchtbares Gefühl. Es schien ihn innerlich zu zerreißen. Wieder hallten ihre Worte in seinem Kopf wider und er schwor sich – sollte er eines Tages jemanden finden, den er über alles liebte – diese Person mit aller Kraft zu beschützen… ~Flashback End ~ Ashley liefen die Tränen über die Wangen. Sie hatten sich beide mit dem Gesicht zueinander wieder ins Bett gelegt, als er angefangen hatte, die Geschichte zu erzählen. Die Blonde war absolut fassungslos. „Wie… wie hast du das denn überstanden?“ fragte sie schluchzend. Kyoya strich ihr sanft eine Träne von der Wange. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich hab die nächsten Wochen nur noch auf Durchzug geschaltet. Wie ich die Zeit nach ihrem Tod herumbekommen habe, weiß ich bis heute nicht. Stellenweise kann ich mich auch einfach nicht mehr an die Zeit erinnern, die danach war“ erzählte er und seufzte. Ashley schluckte hart. „Was… war dann mit deinem Vater? Hast du ihn danach noch mal gesehen?“ wollte sie wissen. Kyoya schüttelte leicht den Kopf. „Er hat sie in den Selbstmord getrieben und ist nicht mal zu ihrer Beerdigung erschienen“ erwiderte er. „Bist du dann bei Nile untergekommen?“ fragte Ashley. Er nickte. „Ja, bis ich alt genug war, dann bin ich hier nach Japan abgehauen und mich noch ein paar Jahre alleine durchgeschlagen, bis ich die Face Hunter gegründet habe“ erklärte Kyoya. Ashley nickte verstehend. „Warum genau hat dein Vater dir das angetan? Wofür sollen diese Kreuze stehen?“ fragte sie nach, denn ihr war es immer noch nicht ganz klar geworden. „Vermutlich wollte er mir damit ein schlechtes Gewissen, für das, was meine Mutter getan hat, machen. Aber, ich weiß, dass ich nicht daran schuld bin. Für mich haben die Narben nur eine Bedeutung: Sie erinnern mich an eine Zeit, die ich am liebsten vergessen würde, aber es nicht kann“ erklärte Kyoya. Die Blonde schluckte hart. „Es war ja für mich damals schon schwer gewesen, als meine Eltern sich getrennt haben. Ich hätte mich von der nächsten Brücke gestürzt, wenn meine Mutter sich das Leben genommen und ich das auch noch so mitbekommen hätte“ meinte sie und wischte sich die letzten Tränen weg. Kyoya seufzte schwer und nahm sie in den Arm. Einen Moment herrschte Schweigen. „Du hast dein Versprechen gehalten, oder?“ fragte Ashley plötzlich. Kyoya nickte leicht. „Ja, ich denke schon“ seufzte er zurück. Ashley lächelte glücklich. Einen größeren Beweis, als die Tatsache, dass er ihr das gerade erzählt hatte, brauchte sie nicht. „Ich hatte echt Angst dich zu verlieren“ sagte die Blonde plötzlich unvermittelt. „Mir ging es genauso. Der Gedanke, dass ich dich an jemand anderen verlieren könnte, hat auch mir ziemlich zu schaffen gemacht“ gab Kyoya ehrlich zu. Ashley löste sich etwas aus der Umarmung und sah ihm in die Augen. „Jetzt ist ja alles vorbei“ hauchte sie glücklich und küsste ihn sanft. >Zum Glück< dachte Kyoya erleichtert. „Morgen geht das Turnier los. Nehmt ihr eigentlich auch teil?“ fragte Kayla interessiert. Tsubasa blieb stehen. Kayla tat es ihm gleich und sah ihn an. „Nein. Wir fliegen in zwei Tagen nach Spanien“ erwiderte er. Kayla nickte leicht. Sie sah kurz zum Fluss, an dem sie entlangliefen. „Wir sehen uns viel zu selten“ stellte Kayla seufzend fest. „Ich weiß. Aber, ich kann daran im Moment auch nichts ändern“ erwiderte er, ging auf sie zu und strich ihr sanft die weiße Haarsträhne hinter die Ohren. „Die Turniere finden jetzt in verschiedenen Ländern statt. Es könnte ewig dauern, bis wir uns wieder begegnen“ meinte Kayla. Tsubasa seufzte. „Ich weiß“ stimmte er ihr zu. „Tsubasa… Ich will nicht, dass wir die Beziehung auf Eis legen, nur weil wir uns jetzt eine zeitlang nicht sehen. Wir müssen alles dafür tun, dass wir den Kontakt irgendwie trotz allem halten“ sagte Kayla ernst. Er nickte verstehend. „Keine Sorge. Daran soll es nicht scheitern“ erwiderte er sanft lächelnd. Kayla lächelte zurück. „Nein, es wäre schade drum.“ Sie zögerte einen Moment, bevor sie das Folgende aussprach. „Was ist eigentlich los mit dir? Seit einiger Zeit verhältst du dich merkwürdig.“ Tsubasa blickte sie verwundert an. „Wie meinst du das?“ „Ich kann es nicht erklären, aber irgendwie benimmst du dich… anders“ erklärte sie zaghaft. „Das ist der Stress wegen den Turnieren“ winkte er lächelnd ab. Kayla lächelte wieder, blieb aber weiterhin misstrauisch. Sie wusste einfach, dass etwas nicht stimmte. Vielleicht sollte sie mal Yu oder Madoka fragen, ob er sich auch ihnen gegenüber anders als sonst benahm. >Was denk ich denn da?! Das ist Tsubasas Sache und so lange es nicht auf mich zurückfallt, ist mir das egal< dachte sie energisch. „Bereitest du dich heute Abend noch mit deinem Team vor?“ fragte Tsubasa, um das Thema zu wechseln. „Ja, aber nur auf theoretischer Basis. Wir haben die letzten Tage genug trainiert und jetzt, da es Ashley wieder gut geht, muss ich mir keine großen Sorgen machen. Wir gehen die Sache einfach an. Wenn es nicht klappt, wäre es zwar schade um den ganzen Aufwand, aber, wenn es funktioniert, ist es umso besser“ erwiderte sie. „Ich würde mich für euch freuen, wenn ihr gewinnen würdet. Aber, ich denke Kyoya und sein Team werden das größte Hindernis sein, wenn ich mich nicht täusche, oder?“ fragte er nach. Kayla nickte. „Ja, das wird die größte Hürde bei diesem Turnier. Aber, wir werden unser Bestes geben und ich hoffe, dass es reicht, um zu gewinnen“ sagte sie entschieden. Tsubasa lächelte. „Ich drück dir die Daumen.“ „Danke.“ Sie wartete noch einen Moment, dann wurde ihr klar, dass sie jetzt so langsam gehen musste. „Ich muss los“ sagte Kayla schließlich. „Schon?“ fragte Tsubasa etwas enttäuscht nach. Kayla nickte bedauernd. „Ja, ich will mich noch etwas mit meinem Team zusammensetzen“ antwortete sie und seufzte schwer. Tsubasa umarmte sie. „Wie gesagt – ich wünsch dir viel Glück. Ihr kriegt das hin“ meinte er zuversichtlich. „Das denke ich auch“ sagte Kayla lächelnd. Sie löste sich aus der Umarmung, gab ihm noch einen Kuss auf den Mund, drehte sich dann um und ging. Tsubasa sah ihr nachdenklich hinterher. Er liebte Kayla wirklich von ganzem Herzen und er merkte ihr immer wieder an, wie sehr sie versuchte, seine Gefühle zu erwidern, aber genauso spürte er auch diese furchtbare Blockade, die sie zu überwinden versuchte, damit sie das auch hemmungslos konnte. Kayla schob es nicht auf Tsubasa, sondern auf sich selbst. Sie hatte in ihrem Leben bisher nicht unbedingt die positivsten Erfahrungen in Sachen Liebe und Freundschaft gemacht – ihre Eltern und Ryuga trugen wahrscheinlich den größten Teil dazu bei. Tsubasa seufzte schwer, als plötzlich ein starker Schlag seinen Körper pulsieren ließ. Sein Atem stockte und seine Hand krallte sich in seinem Oberteil fest, an der Stelle, wo sein Herz saß, welches heftig gegen seinen Brustkorb zu hämmern schien. Es dauerte einen Moment, dann ging es glücklicherweise wieder. „Verdammt“ fluchte er leise. Er wusste nicht, was er hatte, aber diese Schmerzen in der Herzgegend, wurden von Mal zu Mal stärker. Tsubasa seufzte schwer. Er holte seinen Bey hervor und strich vorsichtig mit dem Daumen über Eagles Symbolbolzen. „Wir schaffen das schon – irgendwie“ murmelte er entschlossen und umfasste seinen Bey fester. Kayla blieb stehen und schluckte hart. Mittlerweile war sie aus Tsubasas Sichtfeld verschwunden und hatte seinen seltsamen „Anfall“ nicht mitbekommen. Ryuga… Sie gab es nicht gern zu, aber sie dachte noch ziemlich oft an ihn. Die Sache mit Battle Blader würde sie ihm nie verzeihen, aber alles was davor war, – vor allem vor der Zeit bei Dark Nebula – war immer noch mit einem angenehmen Gefühl verbunden. Kayla versuchte die Sache abzuwürgen, aber sie konnte es einfach nicht. Ein schweres Seufzen entwich ihr und sie schaute kurz in den Himmel. >Ich darf nicht daran denken. Ich hab morgen ein wichtiges Turnier mit meinem Team vor mir und sollte mich von so was nun wirklich nicht ablenken lassen< dachte die Braunhaarige schließlich entschieden und sah mit entschlossenem Blick wieder nach vorne. „Ich muss langsam los“ sagte Kyoya schließlich und zog sich seine Jacke drüber. Ashley streifte ihr T-Shirt über und fing an, sich ihre Socken anzuziehen. „Jetzt schon? Kann ich vielleicht mitkommen? Nicht für lange, aber mir war die Zeit mit dir jetzt doch etwas kurz“ meinte sie und schlug ihren eingekrümpelten Socken ein paar Mal gegen die Bettkante. Kyoya grinste leicht. Ashley merkte schnell, dass das nichts brachte, also musste sie ihren Socken so auseinanderziehen. „Grins mich nicht so an. Das war nur ein Versuch“ meinte sie sofort und wurde rot um die Nase, bevor sie den Socken anzog und aufstand. „Von mir aus, kannst du noch einen Augenblick mitkommen. Morgen geht das Turnier los, also solltest du nicht zu lange bleiben. Ich denke, Kayla wird mit euch noch etwas deswegen zu besprechen haben“ sagte er schließlich, nach einer kurzen Überlegung. „Echt? Super!“ freute Ashley sich. „Ich zieh noch schnell meine Schuhe an, dann können wir gehen.“ Ashley konnte fast alles – nur keine Ordnung halten. Sie war von Natur aus ziemlich chaotisch und auch in ihrem Zimmer spiegelte sich das wider. Es war nicht übermäßig staubig oder dreckig, aber fast überall lagen Sachen herum, die da definitiv nicht hingehörten. Trotzdem schaffte sie es, immer an alles zu denken. Vergessen tat sie selten etwas. Ashley prüfte noch mal kurz, ob sie alles dabei hatte. „Gut, wir können los“ stellte sie fest und verließ zusammen mit Kyoya das Zimmer. Unten in der Küche saß Jayden und schraubte an seinem Bey herum. Ashley ging kurz zu ihm, um ihm Bescheid zu sagen. „Hey, Jayden!“ Der Blauhaarige schreckte hoch und sah sie an. „Was gibt’s, Ashley?“ fragte er nach. „Ich bin mit Kyoya unterwegs. Sag Kayla, dass ich nicht zu spät heimkomme. Ich weiß ja um das Turnier Bescheid und dass sie sich mit uns noch mal zusammensetzen will“ erklärte Ashley kurz. Jayden nickte verstehend. „Ist gut. Ich sag es Kayla.“ „Danke. Bis später dann!“ verabschiedete sich die Blonde und verschwand mit Kyoya aus der Haustür. Die beiden machten sich auf den Weg ins Hotel. Als sie schließlich vor der Tür zum Hotelzimmer standen, kramte Kyoya den Schlüssel hervor und schloss die Tür auf. Nile saß gerade auf seinem Bett und polierte die Fusionsscheibe seines Beys. Als er die Tür aufgehen hörte, unterbrach er seine Arbeit und sah auf. „Oh. Hallo, Kyoya. Du bist wieder da?“ fragte Nile freundlich und legte die Fusionsscheibe beiseite. Hinter ihm schaute Ashley hervor und sie grinste, als sie ihn sah. „Hey. Hallo Nile!“ begrüßte sie ihn freundlich und ging auf ihn zu. „Hi, Ashley. Was machst du denn hier?“ fragte er verwundert, aber erfreut nach. Nile stand auf und gab ihr die Hand. „Ich bin noch mal kurz mitgekommen. Wir sehen uns zwar morgen auf dem Turnier, aber irgendwie konnte ich Kyoya einfach nicht gehen lassen“ gab Ashley ehrlich zu und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Kyoya lächelte warm, als er das hörte und die Tür schloss. Ashley setzte sich neben Nile und betrachtete interessiert die Einzelteile seines Beys. „Ich hab noch gar nicht gefragt, was du eigentlich für einen Bey hast. Meinen hab ich euch ja schon gezeigt“ meinte sie schließlich. „Mein Bey ist Vulcan Horuseus“ erwiderte er kurz und schraubte den Symbolbolzen fest, nachdem er sich sicher war, dass er alle Teile richtig gereinigt hatte. Er hielt Ashley den gold/schwarzen Bey hin. „Ein Verteidiger?“ fragte sie nach und Nile nickte. „Wow. Hoffentlich krieg ich mal die Chance richtig gegen dich zu kämpfen. Das könnte interessant werden“ grinste Ashley zurück. Nile wurde unmerklich etwas rötlicher um die Nase. Was machte dieses Mädchen mit ihm und was zum Geier dachte er sich eigentlich dabei? Ashley war mit Kyoya zusammen! Und dieser würde ihn bestimmt durch den Fleischwolf drehen, falls er Ashley auch nur einmal falsch anfassen sollte. „Vielleicht kriegen wir beide ja morgen schon die Chance dazu“ sagte Nile deshalb einfach nur. Ashley grinste, stand auf und setzte sich neben Kyoya, der sich auf dem gegenüberliegenden Bett niedergelassen hatte. „Ich würde mich auf jeden Fall freuen“ meinte sie gut gelaunt. Kyoya lächelte sie leicht an. Er freute sich wirklich, dass die ganze Sache endlich geklärt war und Ashley endlich wieder unbeschwert lachen und sich freuen konnte. Auch Nile fiel auf, dass Kyoya wesentlich entspannter war. Die ganze Zeit war er so unruhig und nervös gewesen. Nile vermutete, dass irgendwas zwischen den beiden vorgefallen und Kyoya sich deshalb so benommen hatte. Kyoya hatte ja nicht darüber geredet, weshalb Nile nicht wusste, was genau passiert war, aber die Wogen schienen sich geglättet zu haben. Der Teamchef und seine Freundin unterhielten sich einen Moment, aber Nile hörte nicht so wirklich zu, was die beiden da sprachen. Viel zu sehr war er von Ashleys Erscheinungsbild fasziniert. Der junge Ägypter konnte es nicht leugnen, dass er Ashley wirklich hübsch fand. Sie hatte so eine liebenswürdige und direkte Art. Nicht zu schroff, sondern – egal, was sagte – immer annehmbar und umgänglich. Nile hatte eine gute Menschenkenntnis und er glaubte zu wissen, dass sie es, trotz ihres unschuldigen Auftretens, faustdick hinter den Ohren hatte. Unbemerkt und nicht mal mit Absicht, hatte sie Nile von ihrer ersten Begegnung an, wirklich den Kopf verdreht. Kyoya würde ihn für diese Gedanken vermutlich kreuzigen, aber es war egal, solange er nichts davon mitbekam. Nile lächelte leicht bei dem Gedanken. Ob er sich nun vielleicht tatsächlich in Ashley verliebt hatte? Ein seltsamer Gedanke, den Nile nicht so richtig einzuordnen wusste. Wie von selbst, stand er plötzlich auf, ging auf Ashley zu, legte beide Hände an ihre Taille und küsste sie. Ashley hatte die Augen schreckensweit offen. Sie war viel zu erstaunt, um großartig zu reagieren – dafür kam die Situation einfach viel zu unerwartet. Selbst Kyoya, der daneben saß und das durchaus mitbekommen hatte, glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Ihm fiel regelrecht die Kinnlade herunter. Als das Pärchen den anfänglichen Schrecken verdaut hatte, machte es bei Ashley und Kyoya nahezu gleichzeitig „Klick“. Ashley schubste Nile von sich und Kyoya packte seinen besten Freund am Kragen und schleuderte ihn regelrecht zurück auf das Bett. Ashley sah immer noch völlig perplex auf Nile, bevor sie sich Kyoya zuwandte. „Was… war das?“ fragte die Blonde ratlos. Kyoya blieb für seine Verhältnisse noch ungemein ruhig. „Ich glaube, du gehst jetzt besser“ sagte er schließlich. Ashley war immer noch viel zu verwirrt und leistete keine Widerworte, als Kyoya sie zur Tür begleitete. Die Blonde stand schon im Flur und Kyoya war im Begriff die Tür zu schließen, als sie ihn aufhielt. „Kyoya.“ „Hm?“ „Hau ihn bitte nicht“ sagte sie nur und ging dann. Kyoya sah ihr noch kurz hinterher, dann schloss er die Tür ziemlich kräftig. Nile stand langsam auf. >Was ist denn da in mich gefahren?! Bin ich jetzt völlig bekloppt?!< fragte er sich, immer noch nicht ganz glaubend, was er da gerade getan hatte. Kyoya sah ihn kurz kalt an, dann ging er zu dem Schreibtisch, der ebenfalls in dem Zimmer stand, zog seine Jacke aus, hängte diese über den Stuhl und zog seine braunen Handschuhe aus, die er dann auf den Tisch selbst legte. Er packte seinen Bey aus, setzte sich im Schneidersitz auf sein Bett und begann Leone auseinander zu bauen, damit er die einzelnen Teile säubern konnte. Nile schluckte leicht. Es beunruhigte ihn, dass Kyoya zu dem Vorfall bis jetzt noch nichts gesagt hatte. „Kyoya. Ich-“ fing Nile an, doch als Kyoya den Kopf hob und ihn mit seinen blauen Augen durchbohrend ansah, unterbrach er sich selbst. „Wenn du nicht willst, dass ich dir eine reinhaue, solltest du die Klappe halten. Und mach das nie wieder, sonst wirst du es bereuen!“ sagte Kyoya schneidend. Nile nickte nur verstehend und versuchte Kyoya einfach nicht zu stören. Dieser war jetzt ziemlich geladen und da er weder sich, noch Nile oder dem Team schaden wollte, musste er erst herunterkommen und das ging nur, wenn er völlig in Ruhe gelassen wurde. Ansonsten würde er richtig ausrasten und das wäre alles andere als positiv. Ashley schloss die Tür zur WG und betrat diese ohne Umschweife. Jayden erwartete sie bereits. „Ah, hallo Ashley! Du bist wieder da!“ freute er sich. „Ja, Hi“ erwiderte sie nur monoton. „Was ist los? Ist was passiert?“ fragte Jayden verwundert nach. „Um ehrlich zu sein: Ich bin ziemlich verwirrt“ gab sie ehrlich zu. „Wieso denn das?“ wollte der Blauhaarige wissen. „Ich erzähl es dir gleich. Ist Kayla auch da?“ stellte Ashley die Gegenfrage. Jayden nickte. „Ja, sie sitzt mit Rafael in der Küche. Wir wollen noch mal über die Planung für das Turnier reden und haben auf dich gewartet“ erklärte er. „Okay. Danke“ meinte Ashley leicht lächelnd und ging mit Jayden in die Küche. Dort wurde sie bereits von Kayla und Rafael erwartet. „Schön, dass du da bist und-“ Kayla brach ab. „Was ist denn los?“ fragte sie verwundert. Ashley setzte sich an den Tisch und wurde von den anderen dreien erwartungsvoll angeschaut. Knapp und bündig erzählte sie ihren Teamkollegen, was eben passiert ist und Rafael verschluckte sich deshalb an seinem Tee. Kayla blieb die Kinnlade offen stehen und Jaydens Augen wurden groß. „WAS?!“ kam es im Chor zurück. „Wie hat Kyoya darauf reagiert?“ wollte Rafael sofort wissen und stellte die Tasse auf dem Tisch ab. „In meiner Gegenwart noch ziemlich souverän. Ich hab ihm aber, kurz bevor ich gegangen bin gesagt, dass er Nile nicht hauen soll deswegen“ erzählte Ashley. „Also… Ich kenne Nile jetzt nicht persönlich, aber er scheint ja nicht sehr an seinem Leben zu hängen, wenn er so was auch noch direkt vor Kyoya macht“ war Jaydens Schlussfolgerung. „Nein, offenbar nicht“ stimmte Ashley ihm zu. Einen Moment herrschte schweigen. Die anderen drei mussten das erst mal irgendwie verdauen, aber nachdem der anfängliche Schreck überwunden war, würgte Kayla das Thema ab und lenkte die Aufmerksamkeit ihres Teams auf das bevorstehende Turnier morgen. Nach einer Stunde war das Wichtigste besprochen. Die beiden Tag-Teams gingen noch mal ihre Taktiken durch und auch kleinere Diskussionen über den Stil im Einzelkampf wurden aufgerollt. „Gut, ich denke das sollte reichen“ beschloss Kayla schließlich und stand auf. „Ja, wir sollten uns keinen allzu großen Kopf jetzt machen, sonst werden wir noch ganz verrückt“ stimmte Rafael ihr zu. Jayden streckte sich und sah auf die Uhr. „Es ist zwar erst halb zehn, aber ich denke ich werde mich gleich ins Bett hauen. Für morgen muss ich ausgeruht sein“ sagte er. „Ich hau mich auch aufs Ohr. Ich bin total kaputt“ gähnte Rafael zurück. Ashley und Kayla grinsten. Die Teamchefin wandte sich an ihre beste Freundin. „Wir sollten auch gehen“ meinte sie. Ashley nickte. „Auf jeden Fall.“ Ein Glück, dass die WG zwei Bäder hatte. So teilten sich Jayden und Rafael eins und Kayla und Ashley. Als die beiden Mädchen aus dem Bad im Erdgeschoss kamen, wollte Ashley gerade in ihrem Zimmer verschwinden, doch Kayla hielt sie auf. „Hey“ „Was ist?“ fragte Ashley verwundert nach. „Mach dir keinen Kopf wegen der Sache mit Nile“ meinte Kayla. Ashley nickte leicht. „Ja, aber weißt du, es kam so unerwartet. Vor allem, weil er das auch noch so leichtsinnig in Kyoyas Beisein gemacht hat“ erwiderte sie. Kayla lächelte. „Das ist schon ziemlich merkwürdig, aber, wie gesagt…“ Sie klopfte Ashley auf die Schulter. „Nicht drüber nachdenken. Wir haben morgen ganz andere Hürden vor uns.“ „Ja, ich weiß. Und wir werden das schon schaffen!“ meinte die Blonde zuversichtlich. „Ich geh jetzt schlafen. Bis morgen“ verabschiedete Kayla sich und verschwand in ihrem Zimmer. „Gute Nacht!“ sagte Ashley noch schnell und ging dann ebenfalls in ihr Zimmer. Sie streckte sich genüsslich und sah auf ihren Bey, der auf dem Schreibtisch lag und lächelte zuversichtlich. Dann legte sie sich in ihr Bett und schlief mit einem vorfreudigen Lächeln ein. Kapitel 7: Das erste Turnier ---------------------------- Kapitel 7: Das erste Turnier Am nächsten Morgen herrschte allgemeiner Trubel in der WG. „Man, ich bin so aufgeregt!“ sagte Jayden vorfreudig und lief in der Küche auf und ab. „Wir gehen ja auch gleich“ erwiderte Kayla leicht entnervt. Sie nahm das alles ziemlich zuversichtlich hin. Sie hatten alle gut trainiert und die Zusammenarbeit in den einzelnen Tag-Teams funktionierte mittlerweile ausgezeichnet. „Ich kann’s kaum abwarten! Ähm… Kayla? Wer wird eigentlich antreten?“ fragte Ashley interessiert. „Eigentlich sind es ja alles Einzelkämpfe. Es geht zwei auf drei Runden. Eine Vierte wird es nur geben, wenn es bei den ersten dreien kein eindeutiges Ergebnis gibt. Ich hatte vor selbst zu kämpfen und noch dich und Rafael mit einzuspannen. Jayden und ich würden dann in der Tag-Team Runde gehen – falls es zu einer kommt“ erklärte die Teamchefin. „Ich glaub, das sagst du nur, weil du noch mal gegen Kyoya antreten willst“ schlussfolgerte Jayden frech. „Nachdem ich damals nicht die Chance hatte gegen ihn bei Battle Blader zu kämpfen, lass ich mir dieses Mal, die Gelegenheit bestimmt nicht nehmen“ sagte Kayla sachlich. Ashley lächelte. Sie wusste, dass Kayla und Kyoya sich nahezu ebenbürtig waren. Dieser Kampf könnte also jetzt ziemlich interessant werden. „Das ist typisch für dich“ meinte Rafael nur. „Ja, ich weiß. Es wäre aber auch schlimm, wenn es nicht so wäre“ lächelte Kayla zurück. Einen Moment herrschte Schweigen. „Wir sollten gehen“ sagte Jayden schließlich, als er auf die Uhr sah. Die anderen stimmten zu und machten sich auf den Weg zum Stadion. Das Turnier wurde mit donnerndem Applaus eröffnet. Die Vorrunden waren für die guten Teams, die hier teilnahmen wirklich einfach. Schnell stand die Paarung für das Finale fest: Axis gegen Wild Fang. Kayla und ihr Team warteten noch im Aufenthaltsraum. Ashley hielt es irgendwie kaum auf dem Stuhl. „Man, ich kann es gar nicht abwarten“ meinte sie hibbelig. Kayla lächelte leicht. Sie konnte Ashleys Vorfreude durchaus verstehen, aber die Teamchefin hatte andere Sorgen. Das Finale dieses Turniers würde nicht einfach werden und auch die beiden Jungs waren sich dessen durchaus bewusst. Sie warteten noch ein paar Minuten, dann machten sie sich auf den Weg ins Stadion, wo sie mit donnerndem Applaus begrüßt wurden. „Herzlich willkommen zu einem der ersten Qualifikationsturniere weltweit für die bevorstehende Weltmeisterschaft, die in 5 Monaten in Nordamerika stattfindet! Das Turnier war schnell und hart und unsere Finalisten haben sich schnell gefunden! Team Axis wird gegen Team Wild Fang antreten! Und der erste Kampf wird in wenigen Augenblicken beginnen!“ verkündete Blader DJ laut. Die Menge tobte. Kayla wandte sich in Ruhe an Rafael. Sie konnte, ähnlich wie die anderen, den ganzen Tumult sehr gut ignorieren und sich auf den Kampf konzentrieren. „Okay, Rafael. Ich verlass mich auf dich“ sagte die Teamchefin lächelnd. „Ich bin in Null Komma Nichts wieder hier“ versicherte der Schwarzhaarige grinsend. Sein Gegner stand schnell fest. Rafael sollte gegen Benkei antreten. Rafael machte sich auf den Weg zur Arena und der Rest des Teams stellte sich auf die kleine Empore unter den Zuschauerreihen an der Wand. „Okay! Unsere ersten beiden Gegner werden Rafael und Benkei sein! Wir dürfen uns auf einen spannenden Kampf freuen!“ sagte Blader DJ laut. Das Publikum zählte mit, als der Countdown gestartet wurde. „3… 2… 1… Let it rip!“ Flame Vulpine und Dark Bull schossen in die Arena und begannen ihre Kreise zu ziehen. Rafael war der Erste, der einen Angriff auf den Gleichgewichtstyp wagte. „Vulpine, los!“ rief er und sein Fuchs hielt auf den Bullen zu. „Schlechte Idee, Kleiner! Bull, Red Horn Uppercut!“ befahl Benkei. Sein Bulle war drauf und dran, den Fuchs auf die Hörner zu nehmen, aber Vulpine wich mit einem geschickten Manöver aus, machte eine 90° Wendung und rammte Bull mit voller Kraft. „Ja, bleib dran, Rafael!“ rief Jayden enthusiastisch von der Seitenlinie aus. „Er hat seinen Angriff ganz schön verbessert“ stellte Kayla fest. „Findest du?“ fragte Ashley interessiert nach. „Ja, im Gegensatz zu seinem Angriffsmuster bei den anderen Turnieren vor einem halben Jahr, greift Vulpine wesentlich stärker an“ erklärte Kayla. „Das ist mir auch schon aufgefallen“ meinte Jayden schließlich. Der Kampf näherte sich langsam seinem Höhepunkt. Vulpine und Bull attackierten sich immer wieder heftig, doch noch war nicht klar, wer die Überhand hatte. Die beiden schienen sich fast ebenbürtig zu sein. „Vulpine, Fire Hurricane!“ befahl Rafael und sein Fuchs entfachte einen gewaltigen Feuersturm. „Bull, Red Horn Uppercut! Komm schon, zeig’s ihm!“ rief Benkei. Die beiden Attacken knallten aufeinander und es gab eine Explosion. Als sich der Rauch verzogen hatte, kreiselte nur noch ein Bey in der Mitte des Stadions. „Vulpine dreht sich nach diesem Schlagabtausch noch! Rafael gewinnt die erste Runde!“ verkündete Blader DJ laut und die Menge brach in Jubelrufen aus. Rafael fing seinen Bey auf und machte sich auf den Weg zurück zu den anderen. Ashley machte eine elegante Hockwende über das Geländer und kam sicher auf ihren Füßen auf. „Gut gemacht, Rafael! Ich hol uns gleich den nächsten Sieg“ rief sie ihm motiviert entgegen und lief auf ihn zu. „Na, dann viel Glück. Ich glaube nicht, dass sich Nile einfach schlagen lassen wird. Wir drücken dir die Daumen“ meinte er. „Ich schaff das schon“ erwiderte die Blonde zuversichtlich, ging an ihm vorbei und machte sich auf den Weg zur Arena. >Wenn ich jetzt gewinne, haben wir schon mal die größte Hürde geschafft!< dachte Ashley sich und blieb vor dem Arenarand stehen. Auch Nile lief die wenigen Stufen zur Arena hoch und blieb davor stehen. „Hi“ begrüßte er sie etwas verlegen. „Ich wollte mich wegen gestern entschuldigen.“ Ashley sah ihn erst etwas verblüfft an, grinste dann aber. „Schon okay. Das nehm ich dir nicht ganz so krumm. Und jetzt, wo wir das geklärt hätten, können wir ja anfangen!“ meinte sie freudig. Dolphin rastete im Starter ein. Nile lächelte erleichtert und ließ auch seinen Bey im Starter einrasten. „Seid ihr soweit?“ fragte Blader DJ die beiden Gegner und diese hielten ihre Starter hoch. „3… 2… 1… Let it rip!“ Zwei Beys kamen gekonnt in der Arena auf. Horuseus platzierte sich in der Mitte, während Dolphin seine Runden zog. „Okay, dann wollen wir mal! Dolphin, los!“ befahl sie ihrem Bey, der auf Horuseus zuraste. Dolphin knallte seinen schwarz/goldenen Gegner und drängte ihn zurück. Doch noch vor dem Arenarand machte Horuseus einen Schlenker und wehrte Dolphins Attacke damit ab. Entsetzt ließ Ashley Dolphin eine scharfe Kurve drehen, denn sonst wäre er im hohen Bogen aus der Arena geflogen. Auch der Rest von Ashleys Team war ziemlich erschrocken. „Habt ihr das gesehen? Unglaublich! Wie hat er das gemacht?!“ fragte Rafael erschrocken. „Ich weiß es nicht“ gab Kayla ehrlich zu. „Die Bladespitze ist breit genug, dass er seinen Bey ohne Mühe bis zu einem gewissen Winkel kippen kann. Ähnlich wie bei Earth Eagle, aber da ist es ja noch extremer, wegen der Wide Defense Bladespitze“ erklärte Jayden sachlich. „Dolphin!“ rief Ashley und ließ ihren Bey abermals angreifen. „Horuseus! Gegenangriff!“ befahl Nile sofort. Sein Bey hielt direkt auf Dolphin zu und die beiden knallten zusammen. Es gab eine kleine Explosion und als der Rauch sich verzog, drehten sich beide Beys noch. „Wow. Ich hätte jetzt nicht gedacht, dass du so stark bist“ gab Ashley ehrlich zu. Sie überlegte krampfhaft, wie sie durch die Verteidigung kam, was sich als äußerst schwierig erwies. „Was dachtest du denn, wie stark ich bin?“ wollte Nile wissen. „Keine Ahnung. Aber, auf jeden Fall nicht in dem Ausmaß“ erwiderte Ashley. Dolphin zog seine Runden und griff hin und wieder an, aber ohne großen Erfolg. „Was hat Ashley gesagt, wie der Bey heißt, den Nile benutzt?“ wollte Jayden plötzlich wissen. „Vulcan Horuseus“ antwortete Kayla sofort. „Sicher?“ fragte der Blauhaarige zweifelnd nach. „Ja, warum?“ wollte Kayla im Gegensatz wissen. „Vulcan gilt als die drittbeste Verteidigungsfusionsscheibe der Welt! Ich weiß nicht genau, wie sie aufgebaut ist, aber sie hat eine sehr effektive Verteidigung, die auch zum Angriff nicht gerade ungeeinigt ist“ erklärte Jayden. „Was?!“ platzte es den anderen beiden heraus. Jayden wandte sich nach vorne. „Ashley! Du musst ihn anders angreifen, bevor Dolphin die Puste ausgeht! Es wird Zeit für die Storm Wave!“ rief er ihr zu. Die Blonde konzentrierte sich weiterhin auf den Kampf, aber sie hatte gehört, was Jayden ihr gesagt hatte. Und nach einer kleinen Überlegung, in der ihr auch nicht besseres einfiel, entschied sie sich dem Vorschlag Folge zu leisten. „Los, Dolphin!“ rief Ashley. Dolphin schoss über den Arenarand hinaus und in die Luft. Sein Symbolbolzen blitzte auf und kurz darauf erschien der Delfin mit einer Flutwelle. „Storm Wave!“ Er hielt direkt auf Horuseus zu und klatschte regelrecht mit dem Wasser in die Arena. „Nicht schlecht“ murmelte Nile. Seine smaragdfarbenen Augen fixierten seinen Bey, der unter dem Wasser verschwunden war. Ashley sah sich praktisch schon als Siegerin, doch sie hatte die Rechung ohne Nile gemacht. „Horuseus!“ rief er unerwartet. Sein Bey verdrängte das ganze Wasser. Ashley zog erschrocken die Luft ein und brachte Dolphin in Sicherheit. Doch plötzlich schossen kleine Kugeln aus komprimierter Luft auf Dolphin zu. Der Delfin wich schnell und geschickt aus, aber Ashley konnte nicht zu einem Angriff übergehen, bis sie das Muster dieser seltsamen Geschosse erkannt hatte. „Das sieht nicht gut aus“ meinte Jayden schließlich zerknirscht. „Nein, nicht wirklich“ stimmte Kayla ihm zu. „Los, Ashley! Häng dich rein! Du schaffst das!“ rief Rafael. Ashley knurrte. „Okay. Schluss mit Lustig. Ich geb’s ja zu, dass ich dich ziemlich unterschätzt hab, aber das zwingt mich wohl dazu meinen neuen Special Move gegen dich einzusetzen, sonst trag ich hier nicht den Sieg davon“ sagte sie entschieden. Ein Lächeln legte sich auf Niles Lippen. „Dann zeig mir mal, was du kannst. Auf die Attacke bin ich gespannt“ erwiderte er. Ashley grinste. „Die beiden sind sich echt ähnlich“ meinte Rafael plötzlich. „Inwiefern?“ wollte Jayden wissen. „Das Gesicht wie ein Engel und beim Beybladen können sie beide so richtig auf den Putz hauen. Ihnen sieht man ihre Stärke wirklich nicht an“ antwortete Kayla und lächelte dabei leicht. „Hm“ machte Jayden und widmete sich wieder dem Kampf. Dolphin zog seine Runden um Horuseus, der immer noch in der Mitte verharrte. >Der Crash Tsunami hat in diesem Fall überhaupt keinen Sinn. Ich werde gleich zu meinem neuen Special Move übergehen< beschloss Ashley für sich. Nachdenklich sahen auch die anderen zur Arena. Noch war der Ausgang des Kampfes nicht klar. Die beiden Gegner schienen sich nämlich ebenbürtig zu sein. Ashley atmete tief durch. „Dolphin!“ Der Bey sprang in die Höhe. Der Symbolbolzen blitze auf und der Delfin erschien. Nile behielt ihn gut im Auge und wartete nur darauf seine eigene Spezialtaktik einsetzen zu können. „Special Move: Deep Ocean Corkscrew!“ Dolphin drehte sich selbst um die eigene Achse und hielt mit einem blauen Licht umhüllt auf Horuseus zu. Nile musste zugeben, dass er von dieser Taktik ziemlich beeindruckt war, aber er hatte keineswegs vor, sich von dem Schlag treffen zu lassen. „Horuseus! Special Move: Mystic Zone!“ Sein Bey zog eine Mauer aus leuchtenden Platten, die wie Papyrusblätter aussahen, um sich herum. Dolphin hielt weiterhin mit aller Kraft auf dieses Verteidigungsaufgebot zu und knallte direkt dagegen. „Dolphin!“ rief Ashley, in der Hoffnung, ihrem Bey damit noch etwas anzuspornen. Es gab eine furchtbare Explosion, die ein gleißendes Licht zur Folge hatte, was alle Personen, die im Stadion anwesend waren, völlig blendete. Als man wieder etwas sehen konnte, quoll dicker Rauch aus der Arena, der das Ergebnis des Kampfes verdeckte. Hoffnungsvoll sah Ashley zu ihrem Bey. Auch der Rest der beiden Teams blickte sehr erwartungsvoll in die Arena und paar Minuten später konnte man endlich etwas erkennen. Ein Bey drehte sich noch. Es war Vulcan Horuseus. Im nächsten Moment kam Dolphin klappernd neben ihm am Boden auf. „Wir haben einen Sieger! Nile konnte dieses spektakuläre Match für sich entscheiden! Die zweite Runde geht an das Team Wild Fang!“ verkündete Blader DJ laut und das Publikum brach in Jubelrufen aus. Ashley sammelte geknickt ihren Bey auf und seufzte schwer. „So ein Mist“ murmelte sie frustriert. Damit wollte sie sich umdrehen und gehen, aber Nile hielt sie auf. „Hey!“ Ashley drehte sich um. „Was denn?“ fragte sie interessiert nach. „Deine Attacke eben war ziemlich gut“ meinte er anerkennend. „Findest du? Um dich zu schlagen hat’s ja wohl nicht gereicht“ gab Ashley zurück und schnaufte. „Ist doch egal. Der Special Move hat Potential. Vielleicht kannst du ihn noch etwas besser machen“ schlug er lächelnd vor. Ashley sah ihn verdutzt an, dann grinste sie aber. „Oh ja. Und beim nächsten Mal, feg ich dich vom Feld!“ Nile lächelte ebenfalls und reichte hier ihr die Hand. Ashley schlug ein, bevor sie sich beide wieder zurück zu ihren Teams machten. „Das war wohl nichts, oder?“ war Jaydens erste Bemerkung, als Ashley wieder bei den anderen war. Sie zuckte nur die Schultern. „Nein, nicht wirklich. Aber, wenigstens weiß ich, dass mein neuer Special Move funktioniert – auch wenn ich deshalb trotzdem verloren hab. Kayla wird die nächste Runde schon regeln!“ sagte sie zuversichtlich. „Ich geb mein Bestes!“ versprach sie. Der nächste Kampf würde für Kayla nicht leicht werden, da sie es mit Kyoya aufnehmen musste. Sie hatte ihn zwar schon mehr als ein Mal in der Vergangenheit geschlagen, aber er hatte bestimmt trainiert und sich dadurch wahrscheinlich auch um einiges verbessert. Ehe einer der vier weiter zum nachdenken kam, wurde durchgesagt, dass es bis zum nächsten Kampf noch eine halbe Stund war. „Kommt, gehen wir. Ich will mich noch ein bisschen vorbereiten, bevor ich mich in die Höhle des Löwen begebe“ meinte Kayla. „Im wahrsten Sinne des Wortes“ stimmte Rafael ihr zu. „Oh ja!“ nickte auch Jayden. Das Team machte sich auf den Weg zum Aufenthaltsraum. Kayla hatte in einer halben Stunde ein hartes Match vor sich. Und falls sie gewinnen sollte, könnten sie sich die vierte Runde sparen. Aber, nur falls sie einen Sieg davon tragen sollte. Kapitel 8: Ein stürmischer Kampf -------------------------------- Kapitel 8: Ein stürmischer Kampf Etwas geknickt saß Ashley auf der Bank im Aufenthaltsraum. Der verlorene Kampf ging ihr doch ziemlich an die Nieren. Sie hatte Nile gar nicht so stark eingeschätzt. Umso größer war das böse Erwachen, als Dolphin durch einen Stillstand verloren hatte. Ein schwerer Seufzer entwich der Blonden, dann schielte sie zu Kayla, die auf der Bank im Schneidersitz saß und Falcon in der leicht geschlossenen Faust hielt, die auf ihren Knöcheln lag. Sie hatte gleich einen harten Kampf vor sich und ein bisschen Meditation davor konnte nicht schaden. Jayden und Rafael verhielten sich auch ziemlich ruhig, da sie wussten, wie sehr Kayla sich jetzt konzentrieren musste. Die Braunhaarige ordnete ihre Gedanken und ging noch mal die Kämpfe durch, die sie in der Vergangenheit mit Kyoya bestritten hatte und legte sich dabei schon eine Strategie zurecht. Plötzlich klopfte es an der Tür. Kayla schreckte leicht auf und auch die anderen sahen überrascht nach vorne. „Ja?“ fragte die Teamchefin überrascht. Die Tür wurde geöffnet und ein freudestrahlender Yu kam herein. Die anderen vier schauten ihn verwundert an, als er gefolgt vom Rest des Teams eintrat. „Was macht ihr denn hier?“ fragte Ashley verblüfft und stand auf. „Wir wollten euch noch viel Glück wünschen. Ich weiß, dass Kayla jetzt einen harten Kampf vor sich hat, deshalb sind wir noch mal kurz vorbeigekommen“ sagte Madoka freudestrahlend. „Glaubst du, dass du das schaffst, Kayla?“ fragte Yu. Kayla lächelte vielsagend. Ginga lachte. „Natürlich schafft sie das“ meinte er. „Klar“ nickte sie zurück. Sie ließ ihr Blick über das Team schweifen und wandte sich dann wieder an Ginga. „Wo ist Tsubasa?“ fragte sie interessiert. „Ihm ging es vorhin nicht gut. Er meinte, er müsste sich ausruhen“ sagte Yu und ließ den Blick sinken. Er klang ziemlich besorgt. >Dann scheint es nicht nur mir aufgefallen zu sein. Ich wusste doch, dass etwas nicht stimmt!< dachte Kayla. Sie schüttelte leicht den Kopf. Sie hatte andere Probleme. Ein harter Kampf stand ihr nämlich bevor. Um die Sache mit Tsubasa konnte sie sich immer noch kümmern. Die Teamchefin stand auf. „Ich muss dann langsam los“ meinte sie. Die anderen nickten verstehend. „Wir drücken dir die Daumen“ sagte Ginga grinsend. „Und alles, was sich sonst noch so anbietet“ lachte Yu. Er konnte Kayla gut leiden, auch wenn sie in der Vergangenheit bei Dark Nebula gewesen war. Seit er ihre wahre Geschichte – oder zumindest einen Teil davon – kannte, war er erstaunt darüber, was dieses Mädchen schon alles auf sich genommen hatte. „Danke“ lächelte Kayla zurück und sah auf ihren Bey, den sie noch in der Hand hielt. Storm Falcons Symbolbolzen glänzte im Licht und auch sonst war der Bey in einem Topzustand. Das würde sie auch brauchen, um gegen Kyoya zu gewinnen. Einfach würde es nämlich bestimmt nicht werden. Die vier machten sich auf den Weg ins Stadion. „Ich weiß gar nicht, wen ich anfeuern soll“ meinte Ashley plötzlich. „Das ist wirklich nicht einfach für dich. Mit Kyoya bist du zusammen und Kayla ist deine beste Freundin, sowie deine Teamkameradin. Eine fiese Zwickmühle“ stellte Jayden nachdenklich fest. Ashley schnaufte. „Genau deswegen ja!“ jammerte sie frustriert zurück. „Ach, das wird schon. Wir brauchen den Sieg, dann haben wir das Finale dieses Turniers gewonnen!“ meinte Jayden optimistisch. „Ich geb mein Bestes, aber ich kann nichts versprechen“ mischte Kayla sich ein. „Wissen wir doch. Und wenn es in die Hose geht, ist das auch kein Weltuntergang“ sagte Rafael lächelnd. „Stimmt“ nickte Kayla. Das Team betrat die Arena. Ashley und die anderen beiden, wünschten ihrer Teamchefin nochmals viel Glück, die sich zur Arena begab. Kyoya wartete bereits auf der anderen Seite am Rand. Kayla stieg die wenigen Stufen hoch und blieb ebenfalls stehen. Sie lächelte vielsagend. „Eine wunderbare Gelegenheit unser Match nachzuholen, was wir bei Battle Blader nicht austragen konnten“ meinte Kayla. „Ganz meine Rede. Aber, glaub nicht, dass ich es dir leicht mache“ erwiderte Kyoya. „Ich hab es nicht anders gewollt“ sagte Kayla gelassen und holte Starter und Beyblade hervor. Auch Kyoya ließ Leone in seinen Starter einrasten und die beiden warteten auf das Startsignal. „Und jetzt zur dritten Runde in diesem Finale! Kayla und Kyoya stehen sich jetzt gegenüber! Es sind zwei ebenbürtige Gegner und es ist unklar, wer den Sieg davon tragen wird! Wir dürfen uns auf jeden Fall auf ein spannenden Match freuen!“ rief Blader DJ. „Dann wollen wir euch nicht länger auf die Folter spannen! Seid ihr soweit? 3… 2… 1… Let it rip!“ Leone und Falcon knallten schon in der Luft zusammen und schrammten heftig aneinander. Einen Moment lang bangten das Publikum und der Rest der beiden Teams darum, wer diesen Schlagabtausch gewinnen würde, dann knallten die beiden Beys regelrecht in die Arena und ließen voneinander ab. Falcon zog seine Runden und jagte hinter Leone her. „Los!“ feuerte Kayla ihren Falken an und dieser legte noch mal an Tempo zu, um Leone einzuholen. Falcon knallte gegen den grünen Verteidiger und schleuderte ihn in Richtung Arenarand. Falcon selbst machte in der Mitte der Arena wieder Kehrt und knallte noch mal gegen Leone, um ihn weiter abzudrängen. „Ja, Kayla! Bleib dran!“ rief Jayden enthusiastisch. Ashley hatte irgendwie kein gutes Gefühl bei der Sache. Leone ließ sich doch nicht einfach so umherschubsen und dass Kyoya das einfach so hinnahm, obwohl es augenscheinlich ziemlich schlecht aussah, machte sie auch stutzig. Falcon war gerade dabei Leone noch weiter abzudrängen und Kayla schien die Lage auch im Griff zu haben. Ein Geistesblitz zuckte durch Ashleys Kopf. „Kayla, pass auf! Das ist eine Falle! Verschwinde da! Schnell!“ rief sie ihrer besten Freundin zu. Die Teamchefin hatte durchaus gehört, was Ashley ihr zugerufen hatte, doch bis sie dahinterkam, was die Blonde damit meinte, war es schon zu spät. „Lion Gale Force Wall!“ befahl Kyoya unvermittelt. Leone erzeugte die berühmte Windwand und schleuderte Falcon damit zurück. Der hellblau/weiße Bey drohte durch ein Arena-Aus zu verlieren, aber Kayla konnte die Situation gerade noch so retten. Jetzt war es der Löwe der zum Angriff überging und den Falken zurückdrängte, indem er immer wieder auf ihn einschlug. Kayla knurrte und versuchte eine Lücke in der Angriffsserie zu finden, um zurückzuschlagen zu können. „Los, Leone!“ rief Kyoya. „Falcon!“ Kayla konnte es nur versuchen und startete einen unerwarteten Gegenangriff, der Leone leicht ins Schwanken brachte. „Lightning Thunder Storm!“ befahl sie sofort. Falcon glühte weiß auf und rammte Leone erneut, der daraufhin zurückgeschleudert wurde. Der Falke setzte zum zweiten Schlag an, doch was dann geschah, konnte im ersten Moment keiner glauben. Leone stemmte sich dagegen und blockierte die Attacke. „Was?!“ entfuhr es Ashley und Jayden entsetzt. Kayla war im ersten Moment ebenfalls ziemlich perplex, aber sie fing sich recht schnell wieder. „Ich bin ziemlich erstaunt. Du hast offenbar ordentlich an Stärke zugelegt“ meinte sie schließlich. „Ich hab mich das letzte halbe Jahr auch bestimmt nicht ausgeruht“ erwiderte Kyoya und grinste siegessicher. „Hab ich nicht erwartet. Aber, ich bin doch überrascht darüber, was du hier fertig bringst. Nicht jeder schafft es, meine Attacken einfach so zu blockieren“ sagte Kayla und eine gewisse Anerkennung schwang in ihrer Stimme mit. >Ich werde wohl nicht drum herum kommen, den Lightning Slash einzusetzen. Das wäre das erste Mal, seit meinem Kampf mit Ryuga, dass ich diesen Special Move wieder benutze – und das soll wirklich was heißen< stellte Kayla fest. Bis dahin hatte es aber noch etwas Zeit. Sie durfte ihn nicht überstürzt einsetzten, denn wenn die Attacke fehlschlug, hatte Falcon vielleicht keine Kraft mehr, um weiterzukämpfen. Die Attacke kostete dem Falken jedes Mal sehr viel Kraft. Dass sie es damals im Kampf gegen Ryuga geschafft hatte, die Attacke zweimal hintereinander zu benutzen, war schon fast wie ein Wunder. Falcon zog seine Runden um Leone, der sich in der Mitte platziert hatte. Plötzlich schoss er über den Arenarand hinaus und hoch in die Luft. „Falcon, Thunder Dive!“ rief Kayla ihm zu. Der Symbolbolzen blitzte auf und kurz darauf erschien der weiße Falke mit der hellgrauen Musterung. Im Sturzflug, mit vorgestreckten Krallen, hielt er auf Leone zu. Kyoyas siegessicheres Lächeln verhieß nichts Gutes – zumindest nicht für Kayla. „Ich hab da kein gutes Gefühl bei der Sache“ sagte Jayden zerknirscht. „Kayla könnte gleich ernsthafte Probleme bekommen“ schlussfolgerte Rafael. „Das glaube ich allerdings auch“ stimmte Ashley zu. „Lion Gale Force Wall!“ befahl Kyoya abermals. „Das wird nicht funktionieren! Falcon, halt voll drauf!“ rief Kayla ihrem Falken zu. Falcon knallte auf die Windwand und schaffte es wieder erwarten nicht, sie zu durchbrechen und wurde zurück in die Luft geschleudert. Geschockt sah Kayla auf ihren Bey, der immer noch kreiselnd, aber schwankend wieder in der Arena aufkam. „Was… war das? Warum ist Kayla da nicht durchgekommen?“ fragte Rafael entsetzt. „Eine doppelte Wand“ sagte Jayden plötzlich. „Was meinst du damit?“ wollte Ashley wissen. „Ich kenne das von Canine. Der Tornado Fang bildetet innerhalb des Wirbelsturms einen weiteren Sturm. Kyoya hat mit Leone dasselbe gemacht – nur nicht in Form einer Pfote, wie bei mir, sondern mit einer zweiten Wand“ erklärte der Blauhaarige. Rafael schnaufte. „Da wird Kayla heute alle Register ziehen müssen, um gegen Kyoya anzukommen.“ „Um den Lightning Slash wird sie wohl nicht herumkommen“ vermutete Ashley. „Wird sie auch nicht“ stimmte Jayden ihr zu. Ashleys Griff festigte sich um das Geländer vor ihr. >Komm schon, Kayla! Lass uns nicht hängen!< dachte sie nur. Die Teamchefin knurrte. „Ich hätte die ersten zwei Monate nach Battle Blader das Training vielleicht doch nicht ausfallen lassen sollen“ sagte sie schließlich. „Das nutzt dir jetzt auch nichts. Diesen Kampf wirst du nicht gewinnen!“ erwiderte Kyoya entschieden. „Noch bin ich nicht geschlagen! Und solange Falcon sich noch dreht, werde ich auch weiterkämpfen!“ konterte sie entschlossen. Ihr Bey machte einen Schlenker und knallte gegen Leone, der daraufhin zurückgedrängt wurde. Nile, der den Kampf natürlich auch beobachtete, merkte nun auch, wie ernst es Kyoya war. „Kayla scheint für ihn ja eine ziemlich ebenbürtige Gegnerin zu sein“ stellte er schließlich fest. Benkei nickte bekräftigend. „Ja, wir haben damals schon gemerkt, dass sie ziemlich gut ist. Bei ihrem ersten Kampf gegen Kyoya, hat sie ihm ohne große Mühe ein Unentschieden abgerungen, was Kyoya ziemlich gebockt hat. Und bei den Qualifikationsturnieren von Battle Blader, hat sie ihn dann das erste Mal ernsthaft geschlagen und bei Battle Blader selbst, hatten sie nicht mehr die Möglichkeit gegeneinander anzutreten, weil Kayla vorzeitig von Ryuga besiegt wurde“ erklärte Benkei. „Er hat schon gegen sie verloren?“ fragte Nile verwundert nach. Benkei nickte bekräftigend. „Auch Storm Falcon selbst ist offenbar ziemlich gut. Ein Bey, der sowohl Angriffskraft, als auch eine ernorme Ausdauer besitzt, gibt es nicht oft“ mischte Demure sich ein. Nile nickte. „Ja, vermutlich zieht Kayla auch daraus ihre Stärke.“ Der Kampf war nach wie vor unerbittlich. Falcon und Leone schenkten sich absolut nichts und versuchten immer wieder den jeweiligen Gegner abzudrängen. Kayla musste sich sehr konzentrieren, denn sie durfte ihre Deckung nicht eine Sekunde aus den Augen lassen. Falcon steckte einen Volltreffer ein und wurde zurückgeschleudert. Leone jagte sofort hinter ihm her und drängte den hellblau/weißen Bey bis vor den Arenarand. „Falcon!“ rief Kayla sofort. Er glühte weiß auf und drängte Leone bis zum anderen Rand und schoss zusammen mit dem grünen Verteidiger darüber hinaus. Falcon knallte in der Luft noch mal gegen Leone und kickte ihn zurück in die Arena, wo er etwas schwankend aufkam. Kayla sah ihre Chance und ließ Falcon sofort noch mal angreifen, aber Kyoya blieb nicht untätig und ließ Leone sofort einen Gegenangriff starten. „King Lion Tearing Blast!“ befahl er. Der Löwe entfesselte drei gewaltige Tornados und Falcon blieb nur mit Mühe in der Arena. Kayla knurrte und suchte abermals einen Weg aus dieser Falle. >Ich kann nicht anders! Wenn ich meinen Special Move nicht gleich benutze, ist es zu spät!< stellte sie notgedrungen fest. „Falcon!“ Der Falke platzierte sich schnell in der Mitte der Arena und mit einem Mal ging von ihm ein starker Impuls aus, der die Arena leicht erzittern ließ. Die Stürme von Leone lösten sich auf und der Verteidiger wartete noch einen Moment ab, bevor er auf Falcon zuraste. „Special Move: Lightning Slash!“ befahl Kayla. Falcon glühte leuchtend weiß auf und zog blitzschnell seine Runden um Leone. Nur ein weißer Lichtkreis war noch erkennbar. Leone verharrte noch in der Mitte und wartete anscheinend darauf, dass der Falke angriff. Plötzlich knallte Falcon gegen Leone und schickte ihn in die Luft. Der Falke selbst jagte ihm hinterher und war im Begriff anzugreifen. „Zu früh“ sagte Kyoya plötzlich. Kayla sah ihn verwundert an, bis sie dahinterkam, was er damit meinte und dann schlug ihr Gesichtsausdruck in einen geschockten um. „Wie meinst du das denn jetzt?“ fragte sie verwirrt, aber die Antwort wollte ihr jetzt schon nicht gefallen. „Egal, wie effektiv dieser Special Move ist – Falcon hat nicht die Kraft, um die Attacke zweimal einzusetzen“ erwiderte Kyoya siegessicher. „Das brauch ich auch nicht! Falcon muss diese Attacke nur einmal einsetzten, um seinen Gegner zum Stehen zu kriegen!“ konterte Kayla sofort. „An deiner Stelle wäre ich mir da nicht so sicher!“ widersprach Kyoya ihr. „Das schaffst du nicht! Nicht einmal Ryuga hat es geschafft, diese Attacke zu blockieren!“ erwiderte Kayla fest. Jayden schluckte leicht. „Ich wäre mir da gar nicht so sicher, an Kaylas Stelle“ meinte er zweifelnd. „Aber, sie hat es doch eben selbst gesagt – keiner hat es bisher geschafft diese Attacke zu blockieren“ sagte Ashley sofort. „Der Lightning Slash ist Kaylas wirkungsvollste Waffe und Ryuga hat damals nicht einfach die Attacke blockiert, sondern sie sogar besiegt! Aber, vielleicht auch nur, weil sie diesen Special Move schon zum zweiten Mal einsetzten musste. Wer weiß schon, wie viel Kyoya an Stärke im letzten halben Jahr zugelegt hat. Ich traue ihm durchaus zu, dass er die Attacke irgendwie blockt und wenn Falcon keine Kraft mehr hat, dann wird Kyoya seine Chance wohl auch nutzen“ spekulierte Rafael. „Das glaub ich nicht! So stark KANN Kyoya einfach nicht geworden sein. Das letzte Mal, als die beiden gegeneinander gekämpft haben, hat er doch noch verloren“ widersprach Jayden. „Das ist länger als ein halbes Jahr her. In der Zeit ist bestimmt viel passiert“ erwiderte der Schwarzhaarige. Ashley nickte besorgt. „Ich gebe ihm recht. Wir können nur hoffen, dass Kayla das Ganze mit dem Lightning Slash auf Anhieb beenden kann, sonst wird Falcon diesen Kampf nicht überstehen.“ Falcon attackierte Leone erbarmungslos in der Luft. Der Falke holte zum letzten Schlag aus und wollte Leone damit auf den Boden der Arena drücken, aber plötzlich schlug der Löwe mit seiner Pranke gegen den weißen Vogel und wehrte ihn damit ab. Falcon krachte zurück in die Arena und wirbelte dabei Staub auf. Als man wieder etwas sehen konnte, kreiselte der Bey von Kayla noch, aber er schwankte ziemlich. Leone kam ebenfalls wieder in der Arena auf und attackierte Falcon sofort. „Das sieht nicht gut aus“ stellte Ashley besorgt fest. „Ich frage mich, wie tief das sitzt“ meinte Jayden plötzlich. „Was meinst du?“ wollte Ashley sofort wissen. „Der Kampf gegen Ryuga bei Battle Blader. Kayla spielt uns immer die Starke vor, aber sie kann Falcons wahre Stärke immer noch nicht richtig nutzen. Der Kampf war ein regelrechtes Trauma – für Kayla selbst, sowie für Falcon. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das nach zwei Monaten komplett auskuriert hat. Dafür ist sie immer noch nicht hundertprozentig fit. Und gerade bei so einem Kampf, wie jetzt, macht sich das wohl am meisten bemerkbar“ erklärte Jayden. Rafael nickte zustimmend. „Wir können nur hoffen, dass Kayla es bald in den Griff kriegt, denn wenn jetzt die Weltmeisterschaft richtig losgeht, können wir uns verlorene Kämpfe nicht leisten.“ Ashley sah besorgt zu ihrer Teamchefin. Ihr schossen wieder die Bilder von ihrer brutalen Niederlage durch den Kopf und je mehr sie über Jaydens Worte nachdachte, desto klarer wurde ihr das Ganze. „Und so lange sie noch so drauf ist, wird sie es nicht schaffen, mit Falcon einen neuen Special Move zu kreieren“ sagte Jayden nun und seufzte nachdenklich. „Sie wollte einen neuen Special Move entwickeln?“ fragte Ashley erstaunt. „Sie hat es mal beiläufig erwähnt, aber ich glaub nicht, dass sie schon damit angefangen hat“ erwiderte Jayden. Ashley nickte verstehend und widmete sich wieder dem Kampf. Falcon versuchte den Angriffen von Leone auszuweichen, weil er nicht mehr die Kraft hatte, diese groß zu kontern. „Kayla! Los, hau rein! Wir brauchen diesen Sieg!“ rief Jayden ihr zu. >Ich weiß, Jayden, ich weiß es doch! Falcon wird noch einen Moment brauchen, dann muss ich den Lightning Slash einfach noch mal einsetzten. Ich tue Falcon damit keine Gefallen, aber es geht nicht anders!< dachte Kayla und schluckte leicht. Endlich schaffte Falcon es wieder, Leone Kontra zu geben und schlug nun selbst wieder zurück. Es knallte noch ein paar Mal und Falcon konnte sogar seine Rotation wieder etwas erhöhen. >Verzeih mir, Falcon, aber du wirst selbst merken, dass es leider nicht anders geht!< dachte Kayla leicht wehleidig. „Special Move: Lightning Slash!“ befahl sie wieder. Falcon zog abermals in rasantem Tempo seine Runden um Leone und raste dann direkt auf ihn zu. Leone wich nur gekonnt aus und ließ Falcons Angriff ins Leere laufen. Kayla knurrte und sah Falcon nach, der in die Luft schoss. „Egal! Falcon, los!“ rief Kayla. Sie konnte nur hoffen, dass die Attacke in dieser spontan abgewandelten Form, immer noch denselben Effekt aufwies. „King Lion Furioust Blast Shot!” befahl Kyoya plötzlich. Leone leuchtete grün auf und schoss mit einem Wirbelsturm auf Falcon zu. Falke und Löwe krachten aufeinander. Im nächsten Moment gab es eine gewaltige Explosion, die die beiden Gegner fast von den Füßen fegte und dann wurde alles von einem grellweißen Licht erhellt. Als sich das Licht wieder legte, qualmte es aus der mittlerweile völlig demolierten Arena heftig. Nach ein paar weiteren Augenblicken, konnte man endlich etwas erkennen. Falcon und Leone lagen beide in der Mitte und keiner drehte sich mehr. „Wow! Kaum zu glauben, aber dieser spektakuläre Kampf endet in einem Unentschieden! Beide Blader haben ihr Bestes gegeben, aber im Endeffekt gibt es keinen eindeutigen Sieger! Das veranlasst uns dazu, noch eine vierte Runde zu machen, da wir in den ersten Drei kein eindeutiges Ergebnis haben! Diese vierte und letzte Runde wird im Tag-Team-Format abgehalten! Morgen um dieselbe Zeit geht es weiter!“ verkündete Blader DJ und die Menge brach in Jubelrufen und Beifall aus. Kayla atmete erleichtert aus. Wenigstens war dieser nervenaufreibende Kampf vorbei. Für einen Sieg hatte es nicht gereicht, aber mit einem Unentschieden konnte sie leben. Ashley lief zu ihr. „Alles okay?“ fragte sie ihre beste Freundin. „Ja, es geht schon. Ich hatte mir einen Sieg erhofft, aber es hat leider nicht gereicht“ antwortete Kayla matt. Ashley nickte verstehend. „Komm, lass uns gehen“ sagte sie schließlich. Kayla sammelte noch kurz ihren Bey ein und Ashley winkte Kyoya noch zu, bevor sie sich auf den Weg zurück in die WG machten. Kapitel 9: Geburtstagsgeschenke und ein Hasi -------------------------------------------- Kapitel 9: Geburtstagsgeschenke und ein Hasi Erschöpft ließ Kayla sich auf der Couch im Wohnzimmer nieder. Besorgt setzte Ashley sich neben sie. „Ist wirklich alles in Ordnung?“ fragte sie. „Ja, ich bin nur etwas kaputt und sauer darüber, dass ich nicht gewonnen hab“ erwiderte Kayla. Die Blonde seufzte. „Traust du dir den Kampf morgen zu?“ Kayla sah sie verdutzt an. „Was soll die Frage? Natürlich werde ich morgen kämpfen“ sagte sie sofort. Ashley sah ihre Teamchefin an. „Nur so als Angebot… Rafael und ich würden morgen auch kämpfen, wenn du damit einverstanden wärst. Wir haben heute alle bemerkt, dass du noch nicht ganz auf der Höhe bist. Wir wissen, dass du morgen kämpfen könntest, aber wir machen uns eben Sorgen. Der Kampf gegen Kyoya hat uns klar gemacht, dass es dir immer noch nicht ganz gut geht“ erklärte sie. Kaylas Augen weiteten sich. Sie wollte etwas sagen, um sich da herauszureden und klar zu stellen, dass das alles gar nicht stimmt, aber ihre Vernunft gab Ashleys Worten Recht. Ergeben seufzte die Teamchefin und sah betrübt zu Boden. „Wir machen dir keine Vorwürfe. Die anderen beiden und ich wissen, was du durchgemacht hast – wir waren immerhin dabei und haben dich auch die Zeit danach noch begleitet. Und du kannst wirklich stolz auf dich sein. Hikaru hat ja mit dem Beybladen aufgehört, weil sie ihre Niederlage damals nicht verkraftet hat“ sagte Ashley. „Hikaru hat aufgehört?“ fragte Kayla verwirrt nach. „Ja, Madoka hat es mir neulich erzählt. Hikaru meinte, dass sie zuviel Angst davor hätte, dass ihr so was noch mal passieren könnte. Ich glaube, dass es dir vielleicht genauso geht, aber du hast dich im Griff und kannst das unterdrücken. Trotzdem leidet Falcons Kraft darunter. Das Unentschieden heute war eine großartige Leistung, aber man hat gesehen, dass Falcon sich noch gegen deine Befehle sträubt. Deshalb wäre es vielleicht besser, wenn du morgen lieber Rafael und mich rausschicken würdest“ beharrte Ashley weiterhin. Es tat ihr leid, ihrer besten Freundin das vorschlagen zu müssen, aber taktisch gesehen, war das die bessere Alternative. Kayla nickte verstehend. „Ja, das war heute wirklich nicht mein Tag. Und morgen ist die letzte Chance, das Finale zu gewinnen. Wir dürfen kein Risiko eingehen. Sag Rafael, dass ihr beiden morgen kämpfen werdet. Ich sag Jayden Bescheid“ sagte sie monoton und stand auf. Sie wollte gerade losgehen, als Ashley sie am Arm festhielt. „Kayla… es tut mir wirklich leid“ meinte die Blonde bedauernd. Die Braunhaarige schluckte leicht, wandte sich dann Ashley und lächelte aber. „Es ist schon okay. Ich verstehe die Bedenken und die der anderen beiden durchaus“ erwiderte Kayla verständnisvoll. Ashley lächelte sie an. „Danke!“ Kayla lief zur Treppe und wollte gerade nach oben gehen, als Ashley sie ein weiteres Mal aufhielt. „Ähm… Kayla? Ich wollte nachher noch mal weg. Ist das in Ordnung für dich?“ fragte die Blonde. „Na klar. Aber, bleib nicht zu lange. Du hast morgen einen harten Kampf vor dir“ sagte Kayla. Ashley nickte. „Geht klar!“ Die beiden Mädchen liefen nach oben und meldeten sich jeweils bei ihren Tag-Partnern und teilten ihnen die neuen Änderungen mit. „Glaubst du, Kyoya haut mir wieder eine rein?“ fragte Rafael zweifelnd. Ashley lachte. „So ein Quatsch! Wir sind morgen in einer Beyarena und nicht im Boxring!“ „Man weiß ja nie“ erwiderte Rafael schulterzuckend. „Ich würde mich morgen über ein ausgeglichenes Match eher, als über eine Prügelorgie freuen“ grinste die Blonde. „Steht dann nicht die ganze Vierecksgeschichte an einer Arena?“ fragte Rafael unvermittelt. Ashley überlegte einen Moment. „Stimmt. Du und Nile, weil ihr beide irgendwie was von mir wollt, Kyoya, der den ganzen Stress irgendwie regeln muss und ich, die mit drin hängt und gar nichts dafür kann“ zählte sie schließlich auf. „Na das kann ja heiter werden“ grummelte Rafael. „Wird schon werden. Also dann, bis später. Ich geh noch mal kurz weg“ verabschiedete sich die Blonde. „Okay. Bis dann“ sagte Rafael nur, denn er konnte sich denken, wo seine Tag-Partnerin jetzt hin wollte. Nachdem sie auch Kayla Bescheid gesagt hatte, machte Ashley sich auf den Weg. Sie lief durch die belebten Straßen und ihre Beine führten sie fast automatisch zu dem Hotel, in dem Kyoya mit seinem Team zurzeit war. Kurze Zeit später stand sie vor Kyoyas und Niles Zimmertür und klopfte ein paar Mal beherzt dagegen. Es dauerte einen Moment, dann wurde die Tür geöffnet und Kyoya sah sie verblüfft an. „Hi“ begrüßte er sie. „Hey. Hast du Zeit?“ fragte Ashley nach. Er nickte und öffnete die Tür ganz. „Klar, komm rein“ sagte er und trat beiseite. Ashley sah sich verwundert um. „Wo ist Nile?“ fragte sie nach. „Beim Training“ antwortete Kyoya. Ashley blieb stehen und drehte sich breit grinsend zu ihm um. „Warum bist du hier?“ fragte Kyoya verwundert. „Ich wollte dir zum Geburtstag gratulieren“ grinste sie freudig. Kyoya runzelte die Stirn. „Du hast dran gedacht?“ fragte er verblüfft. „Natürlich. So etwas vergesse ich doch nicht. Ich wusste, dass du heute hast, aber ich hatte noch keine Gelegenheit, dir zu gratulieren“ sagte sie lächelnd. Kyoya lächelte. „Nile hat auch dran gedacht. Seltsam, dass immer andere Leute für mich an meinen Geburtstag denken. Ich vergesse es nämlich meistens.“ „Wie kann man denn seinen eigenen Geburtstag vergessen? Mir passiert so was nie“ meinte sie verständnislos. Kyoya zuckte die Schultern. „Kommt vor“ meinte er und blieb vor ihr stehen. Er legte seine linke Hand an ihre Hüfte und mit der rechten strich er ihr sanft eine verirrte Haarsträhne nach hinten. Dann beugte er sich vor und küsste sie. Ashley lächelte in den Kuss hinein, schlang ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn enger zu sich. Sanft, aber bestimmt, bettelte seine Zunge um Einlass, der ihm kurz darauf auch gewährt wurde. Es war jedes Mal ein sinnliches Spiel, was Ashley alles um sich herum vergessen ließ. Der Luftmangel brachte beide dazu, sich wieder voneinander zu lösen. Ashley sah ihn an. „Wie lange ist Nile beim Training?“ fragte sie nach. Kyoya beugte sich vor und küsste sie am Hals, arbeitete sich dann weiter nach oben und knabberte an ihrem Ohrläppchen. Seine Hände lagen beide an ihrer Hüfte und wanderten langsam unter ihr T-Shirt. „Lang genug“ hauchte er ihr ins Ohr. Ashley lächelte vielsagend. „Worauf warten wir dann noch?“ wollte sie mit einem verschmitzen Grinsen wissen. Kyoya lächelte, packte sie an den Oberschenkeln, sodass sie ihre Beine um seine Taille schlang und sich von ihm hochheben ließ. „Das frag ich mich auch gerade“ schnurrte er zurück und legte Ashley sanft mit dem Rücken auf das Bett. „Du willst wirklich morgen nicht antreten?“ fragte Jayden verwirrt. „Von wollen kann nicht die Rede sein. Ich kann einfach im Moment nicht und du weißt, wieso“ erwiderte Kayla und hängte das Handtuch, mit dem sie sich eben die Haare abgetrocknet hatte, an einen Haken an der Badezimmertür. „Wirklich schade. Ich hatte mich eigentlich auf den Kampf gefreut“ meinte er. „Ja, ich auch. Aber, Ashley hat schon recht. Ich bin immer noch nicht ganz auf der Höhe. Beim Training merkt man davon nichts, aber sobald es an härtere Kämpfe geht, macht sich das wieder bemerkbar“ seufzte Kayla zurück und lief an ihm vorbei. „Du warst noch nie gut darin, einfach loszulassen, oder?“ fragte Jayden mitfühlend. Kayla blieb stehen und drehte sich halb zu ihm um. „Nein. Und die Sache mit Dark Nebula sollte wohl als Beweis dafür genügen“ erwiderte sie monoton und verschwand in ihrem Zimmer. Jayden seufzte schwer. „Man, sie wirkt echt mitgenommen“ sagte Rafael plötzlich, der im Türrahmen zu seinem Zimmer lehnte und die Konversation zwischen den beiden eben verfolgt hatte. Jayden zuckte vor Schreck heftig zusammen. „Erschreck mich doch nicht so“ maulte er sofort. „Entschuldige“ gab Rafael schief lächelnd zurück. Besorgt sah er dann aber in die Richtung, in der seine Teamchefin gerade verschwunden war. „Obwohl man bei dem Kampf heute eigentlich nicht meckern könnte, aber man merkt, dass sie noch etwas daneben ist“ meinte Jayden schließlich. „Ja. Und genau das bereitet mir Sorgen“ seufzte Rafael. „Glaubst du, dass sie wieder auf die Höhe kommt?“ fragte Jayden. „Ich kann es dir nicht sagen, aber Kayla ist ein Kämpfertyp. Sie schafft das, aber es wird wohl noch eine zeitlang dauern“ erwiderte Rafael entschieden. Jayden nickte verstehend. Kayla ließ sich frustriert auf ihr Bett fallen. Es bockte sie unheimlich, dass sie Falcons wahre Stärke nicht mehr nutzen konnte, aber sie konnte es genauso wenig erzwingen. Genau das hatte sie beim Kampf gegen Kyoya versucht und wenn es geklappt hätte, dann wäre dieser Kampf ganz anders ausgegangen. Sie vermisste dieses Gefühl des leichten Sieges unheimlich. Vor und bis zu einem gewissen Punkt bei Battle Blader, war das auch noch so gewesen. Kayla schluckte, als dunkle Erinnerungen hochkamen. Sofort sprang sie auf und lief einen Moment unruhig in ihrem Zimmer auf und ab. Mal wieder schaffte sie es, die aufkommenden Erinnerungen im Keim zu ersticken. Verdrängen. Anders wusste sie nicht damit umzugehen. Es war eigentlich die völlig falsche Taktik, denn sie musste sich dem Problem stellen, um es zu bekämpfen. Kayla war noch nie vor einem etwas davon gelaufen. Warum fing sie jetzt auf einmal damit an? Sie konnte es sich nicht erklären. Irgendwann würde der Punkt kommen, an dem sie von allem unvorbereitet überrollt wurde, aber Kayla hoffte, dass dieser Moment noch fern – sehr fern – war. Wieder ließ sich die Braunhaarige auf ihr Bett fallen und schnaufte. Sie drehte sich um und sah zu ihrem Bey, der neben ihr auf dem Nachttisch lag. Langsam setzte sie sich auf und nahm ihn vorsichtig in die Hand. „Wie sehr hat uns dieser Kampf nur zerstört?“ hauchte sie leise und im nächsten Moment spürte sie heiße Tränen in ihren Augen brennen. Kayla versuchte noch die Tränen herunterzuschlucken, aber es war schon zu spät und der erste kleine Wassertropfen benetzte ihren Bey. Sie schloss verkrampft die Augen, nahm Falcon in die geschlossene Faust und drückte sie auf ihre Brust – an der Stelle, an der ihr Herz saß. Sie spürte es nur noch selten schlagen. Tsubasa konnte sie den Schmerz, den sie schon seit Jahren mit sich trug, für einen Moment vergessen lassen, aber selbst er konnte ihr diese Last nicht nehmen. Sobald sie wieder alleine war, ging es wieder von vorne los. Auch wenn ihre Teamkameraden es nicht mitbekamen, es gab noch häufig Nächte, in denen Kayla sich in den Schlaf weinte. Stumm und heimlich. Meistens völlig ungewollt. Die Tränen waren einfach da und es gab keine Möglichkeit mehr, sie zurückzuhalten. Sie konnte Tsubasa gegenüber nicht die nötigen Gefühle zeigen. Er versuchte, ihr zu helfen, damit es funktionierte, aber Kayla hatte einfach Angst, dass die ganze Sache irgendwann kaputt gehen würde, wenn sie ihm nicht bald entgegenkam. Tsubasa war wirklich sehr geduldig mit ihr. >Warum geht es denn nicht? Warum kann ich mich nicht einfach mal gehen lassen, wenn ich in seiner Nähe bin? Was blockiert mich?< fragte Kayla sich, obwohl die Antwort klar auf der Hand lag. Sie kauerte sich zusammen, immer noch mit dem Bey in der Hand, der soviel mit ihr durchgestanden hatte. Die Braunhaarige versuchte die heftigen Schluchzer, die sie schütteln wollten, zu unterdrücken, damit die andern es nicht hörten. Es sollte keiner wissen – es DURFTE einfach keiner wissen. Sie war seelisch einfach immer noch völlig hinüber und es konnte noch Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern, bis sie wieder ganz die Alte war. Kayla wünschte sich einfach, dass es wieder so war wie vorher. Vor Battle Blader. Vor dieser katastrophalen Niederlage, die sie bis in ihre Träume verfolgt. Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Langsam richtete sie sich auf und sah zu dem Spiegel in ihrem Zimmer, auf den sie zuging. Ihr Spiegelbild sah furchtbar aus. Die geröteten Augen blickten ihr trübe entgegen. Kayla seufzte schwer. „Das wird schon werden“ murmelte sie leise und lächelte zaghaft. Wieder fiel ihr Blick auf Falcon, den sie noch in der Hand hielt. Sanft glänzte der Bey im abendlichen Sonnenlicht, welches durch das Zimmerfenster fiel. >Wir müssen jetzt einfach durchhalten. Es geht bald wieder bergauf< dachte sie. Genüsslich streckte Nile sich, als er auf dem Weg von der Trainingshalle in sein Zimmer war. Das Training hatte gut getan. Kyoya war heute bewusst nicht mehr mitgekommen, da er sich nach seinem Kampf gegen Kayla ausruhen wollte. >So, und jetzt unter die Dusche. Ich bin total verschwitzt< stellte Nile fest. Er nahm die letzten zwei Stufen auf einmal und stand nun in dem langgezogenen Flur. Ohne zu Zögern ging er zu der Zimmertür, holte seinen Schlüssel hervor und steckte ihn ins Schloss. Es klackte vernehmlich, als er ihn umdrehte und die Tür aufschwang. „Bin wieder-“ fing er an, doch unterbrach sich abrupt, als er auf Kyoyas Bett sah. Ashley lag friedlich schlafend in den Armen seines Teamchefs, der selbst auch im Land der Träume war. Nile lächelte bei dieser Szene. Es sah einfach zu niedlich aus, aber als er sich so umsah, konnte er sich gut denken, was hier gelaufen war. Leise ging er ein paar Schritte zurück und schloss langsam die Tür. >Ich lass die beiden noch eine Weile alleine. Solange kann ich ja bei Benkei und Demure bleiben. Die werden nichts dagegen haben< dachte Nile sich. Noch einmal lugte er kurz durch den sich langsam schließenden Türspalt auf das schlafende Pärchen und ließ dann leise die Tür ins Schloss fallen, bevor er sich auf den Weg zu seinen anderen beiden Teamkameraden machte. Kurz nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, schlug Ashley die Augen auf. Sie hatte durchaus gehört, dass Nile eben hier gewesen war. Langsam drehte sie sich um. „Kyoya“ sagte sie leise. Der Angesprochene murrte nur etwas Unverständliches und vergrub sein Gesicht tiefer im Kissen. „Kyoya“ wiederholte Ashley. „Was denn?“ kam es genuschelt zurück. Die Blonde lachte kurz auf. „Nile war gerade hier“ meinte sie schließlich. „Ist doch egal“ kam es nur desinteressiert zurück. Ashley musste grinsen. Kyoya drehte sich von der Seite auf den Rücken und atmete tief durch. Ashley legte ihren Kopf und ihren linken Arm auf seine Brust und seufzte wohlig. „Was glaubst du, wie lange wir uns jetzt nicht sehen?“ fragte sie. „Ich weiß es nicht“ gab Kyoya ehrlich zu und legte einen Arm um sie. Den anderen verschränkte er hinter dem Kopf. „Die Zeit ohne dich ist immer so unerträglich. Ich will nicht noch mal zwei oder drei Monate ohne dich verbringen. Das halte ich einfach nicht aus“ meinte Ashley und drückte sich enger an ihn. Kyoya seufzte. Auch für ihn würde die kommende Zeit nicht einfach werden. Die Sehnsucht nach seiner Freundin in der Zeit, die er in Afrika verbracht hatte, war teilweise so stark gewesen, dass es fast körperlich wehtat. Wenn er gekonnt hätte, wäre er nicht von ihr weg, aber es ging einfach nicht anders. Und jetzt war wieder der Punkt da, an dem sie sich vermutlich wieder eine ganze Zeit lang nicht sehen würden. Ein furchtbarer Gedanke – für beide Seiten. „Hast du Angst?“ fragte Ashley plötzlich unvermittelt. Kyoya zögerte einen Moment, drehte sich dann auf die Seite und sah Ashley direkt in die Augen. Sanft streichelte er ihr die Haare nach hinten. „Ich hab nur Angst davor, dass dir etwas passiert und ich nicht da bin, um dich zu beschützen“ gab er ehrlich zu. Ashley sah ihn verblüfft an, lächelte dann aber. „Ich kann doch auf mich aufpassen“ erwiderte sie sicher. Kyoya lächelte zurück. Doch sein Lächeln ähnelte eher einem Grinsen. „Ob ich das meinem kleinen Tollpatsch glauben kann?“ Ashley zog einen Schmollmund. „So ein Dussel bin ich jetzt aber auch wieder nicht“ grummelte sie zurück. „Wirklich nicht? Das hab ich aber ganz anders in Erinnerung“ neckte Kyoya sie. Der Schmollmund wurde nur noch breiter und er musste lachen. Unwillkürlich lachte Ashley mit. Sie genoss jede Sekunde, die sie mit ihm verbrachte und trotzdem ging die Zeit jedes Mal zu schnell rum. Nachdem sich die beiden wieder beruhigt hatten, kuschelten sie sich wieder aneinander. „Man“ maulte Ashley plötzlich. „Hm?“ „Ich müsste eigentlich langsam mal zurückgehen, aber ich will nicht“ grummelte sie. Kyoya lachte leicht. „Ich kann dich verstehen“ meinte er. Ashley lächelte. „Wenn ich morgen nicht kämpfen müsste, dann würde ich Kayla eine SMS schreiben und einfach über Nacht hier bleiben“ meinte sie. „Du kämpfst morgen?“ fragte Kyoya verblüfft. „Ich dachte, Kayla und Jayden werden Morgen antreten.“ „So war es eigentlich auch geplant. Aber, nach dem Kampf heute haben wir uns um entschieden und deshalb gehe ich morgen mit Rafael an den Start“ erklärte Ashley. „Wieso lasst ihr nicht Kayla kämpfen?“ wollte Kyoya wissen. „Sie kann nicht. Uns ist heute allen aufgefallen, dass sie immer noch nicht richtig kämpfen kann. Die Niederlage damals bei Battle Blader sitzt unheimlich tief. Sie kann Falcons wahre Stärke nicht richtig nutzen, sonst wäre der Kampf wahrscheinlich ganz anders ausgegangen“ erzählte sie und seufzte schwer. „Hat das denn bei dir überhaupt nichts hinterlassen? Hikaru hat aufgehört und Kayla hat auch das Gefühl, dass mit Tsubasa irgendwas nicht stimmt.“ „Es kommt immer darauf an, wie man mit so einer Situation umgeht. Ich hab es einfach weggesteckt und mich weiter aufs Training konzentriert. Das Einzige, was mich wirklich an der Niederlage gestört hat ist, dass ich Ryuga nicht besiegen konnte“ erwiderte er. „An die Zeit will ich gar nicht denken“ meinte sie, drehte sich auf den Rücken und zog sich Decke über den Kopf. Kurz darauf schlug sie diese aber wieder nach vorne und schnaufte schwer. Kyoya küsste sie auf die Wange und ließ seinen Kopf auf ihrer Schulter nieder. „Ich auch nicht“ hauchte er zurück. Sie lächelte und streichelte ihm sanft über die Wange. Die Tatsache, dass sie wieder zu ihrem Team musste, schlich sich wieder in ihr Gedächtnis. Sie hob den Blick und sah auf die kleine Digitaluhr, die auf dem Tisch neben dem Bett stand. Ein Schnaufen entwich der Blonden. „Wie spät ist es?“ fragte Kyoya nach. „Zu spät“ grummelte Ashley zurück und setzte sich auf. Sie schwang sich widerwillig aus dem warmen Bett und sammelte ihre Klamotten ein, die quer auf dem Boden verstreut lagen. Wieder setzte sie sich auf das Bett und zog sich an. Kyoya setzte sich auf und beobachtete Ashley einen Moment. Dann stand auch er auf, sammelte ebenfalls seine Klamotten ein und verschwand im Bad. Ashley schmollte. >Warum muss immer alles so kurz sein? Ich kann doch nicht schon wieder eine gefühlte halbe Ewigkeit ohne ihn auskommen. Da werde ich ja verrückt< dachte sie frustriert und stand auf, damit sie ihre Hose anziehen konnte. Kurz darauf zog sie sich ihr T-Shirt über den Kopf und setzte sich wieder, damit sie in Ruhe ihre Socken auseinanderziehen und anziehen konnte. Sie war gerade dabei ihre Turnschuhe zu schnüren, als Kyoya aus dem Bad kam. Er setzte sich neben sie auf das Bett und sah sie einen Moment lang gedankenverloren an. Ashley richtete sich langsam wieder auf. „Wie soll ich das bloß aushalten?“ fragte sie murmelnd. Kyoya seufzte. „Du hältst das aus. Es ist ja nicht für immer“ meinte er aufmunternd. „Ja, aber für eine ganze Zeit“ erwiderte sie maulend und stand auf. „Mir passt das auch nicht in den Kram, aber wegen den Turnieren geht es ja nicht anders. Irgendwie kriegen wir die Zeit schon rum“ sagte er. Ashley seufzte schwer. „Du hast recht. Morgen sehen wir uns ja noch mal, aber wir fliegen zwei Tage später nach Russland weiter. Das nächste Turnier wartet dort auf uns“ erklärte sie. „Für uns geht es weiter nach Spanien. Aber direkt morgen nach dem Turnier.“ „Na super“ grummelte Ashley. „Dann sehen wir uns morgen ja nur noch beim Endkampf.“ Beleidigt verschränkte sie den Arme und zog ihren Schmollmund. Kyoya stand auf, nahm sie in den Arm und drückte ihr einen kleinen Kuss in die Haare, die so schön nach Vanille rochen. „Besser als gar nicht, oder?“ fragte er. „Stimmt“ meinte sie schließlich. Einen Moment herrschte Schweigen. „Tut mir Leid, aber ich muss los“ sagte Ashley dann entschuldigend. Kyoya nickte verstehend. „Okay. Wir sehen uns morgen.“ Ashley küsste ihn noch einmal, dann verließ sie das Zimmer. Kurz blieb sie noch vor der Zimmertür stehen und ließ etwas betrübt den Blick sinken. >Das sind ja tolle Aussichten< dachte sie nur und drehte sich um. Sie wollte gerade loslaufen, als sie erschrocken im Schritt innehielt, da sie fast in jemanden hineingelaufen wäre, der um die Ecke geschossen kam. „Oh, hallo Ashley“ begrüßte Nile sie überrascht. „Hi. Sorry, ich hätte dich ja fast umgelaufen“ meinte sie verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. „Ist ja nichts passiert“ winkte Nile gelassen ab. „Hast du Kyoya zum Geburtstag gratuliert?“ Ashley nickte. „Ja, deswegen war ich auch da“ antwortete sie. Nile grinste. „Vielleicht nicht nur deswegen.“ Ashley wurde rot. „Stimmt, du warst ja vorhin mal kurz im Zimmer. Ich hab dich gehört.“ „Er hängt wirklich an dir. Du hättest ihn mal erleben sollen, als ihr den Krach wegen Rafael hattet. Kyoya war ja völlig daneben“ erzählte er. „Nicht nur er. Mir ging es ja auch nicht sehr viel besser“ gab Ashley ehrlich zu. Nile sah etwas verlegen zur Seite. „Ich hab ja auch nicht zur Besserung der Situation beigetragen“ meinte er. Ashley lachte. „Das mit Rafael war zu dem Zeitpunkt schon längst geklärt“ sagte sie abwinkend. „Gut. Weil, so angefressen, wie Kyoya danach war, dachte ich, es wäre nur noch schlimmer geworden“ gab er zurück. „Nein, keine Sorge“ winkte Ashley ab. „Wir sehen uns morgen übrigens noch mal in der Arena.“ Verwundert sahen ihr die grünen Augen entgegen. „Ich dachte, Kayla und Jayden kämpfen.“ „So war es ursprünglich auch gewesen, aber wir mussten kurzfristig umdeponieren“ erklärte sie. „Okay. Wenn das so ist, dann freu ich mich auf den Kampf“ meinte er grinsend. „Super. Ich mich auch“ lächelte Ashley zurück. „Tut mir leid, aber ich muss jetzt gehen. Wir sehen uns.“ „Ja, bis morgen“ verabschiedete Nile sich. Ashley verschwand kurze Zeit später an der Treppe und machte sich auf den Rückweg. Nile packte den Zimmerschlüssel, der sich in seiner Hosentasche befand und schloss damit die Tür auf. Die Balkontür stand offen und frische, aber kühle Nachtluft strömte in den Raum. Nile legte seine Sachen auf den kleinen Tisch neben seinem Bett und schritt dann durch das Zimmer auf den Balkon zu und sah Kyoya am Geländer stehen. „Hey“ begrüßte der Ägypter ihn lächelnd. „Hi“ erwiderte Kyoya nur. „Ich hab grad mit Ashley geredet“ sagte Nile ohne Umschweife. „Und?“ fragte Kyoya nach. Es war eine neutrale Frage. Kein lauernder oder drohender Unterton lag in seiner Stimme. Nile legte seine Arme auf das Geländer und sah zu seinem besten Freund. „Kayla und Jayden werden morgen nicht antreten?“ wollte Nile wissen. „Nein. Ashley sagt, sie mussten umwerfen, weil Kayla sich nicht im Stande dazu fühlt anzutreten“ erklärte der Teamchef. „Das sah heute irgendwie noch ganz anders aus. Immerhin hat Kayla dir ein ernsthaftes Unentschieden abgerungen. Es ist das erste Mal, dass ich sie habe kämpfen sehen und ich war beeindruckt“ gab Nile ehrlich zu. „Das war heute einer ihrer schlechteren Kämpfe. Kayla kann eigentlich viel mehr“ widersprach Kyoya. Nile sah ihn ungläubig an. „Das ist nicht dein Ernst!“ „Doch. Ich hab schon einmal gegen Kayla verloren.“ „Benkei hat es erzählt. Ich kann verstehen, warum du sie als ebenbürtige Gegnerin ansiehst und es ist schade, dass ich nicht auch mal die Möglichkeit bekomme, gegen sie zu kämpfen“ meinte Nile und seufzte leicht. Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den beiden. Sie sahen beide hinunter auf die Stadt, die noch recht belebt war. Die Nacht war kühl, aber dadurch, dass es windstill war, war es eigentlich sehr angenehm. Nile atmete tief durch. „Wie lange siehst du Ashley jetzt nicht?“ fragte er unvermittelt. Kyoya seufzte leicht, sah kurz zum Vollmond, der aber noch von einer recht großen Wolke verdeckt wurde, dann wieder zu Nile. Er verschränkte die Arme auf dem Geländer und schluckte leicht. „Länger, als mir lieb ist“ gab er ehrlich zu. „Ich weiß ja, dass du kein Softie bist und wegen Liebeskummer gleich in Tränen ausbrichst, aber das wird dir auch ziemlich an die Nieren gehen“ schlussfolgerte Nile. „So lange sich das nicht auf meiner Kampftaktik niederschlägt, kann außerhalb der Arena sein, was will“ sagte Kyoya. Nile lächelte. „Stimmt.“ Die dicke Wolke, die eben noch vor dem Vollmond hing, zog vorüber und gab diesen preis. Das weißliche Licht legte sich wie ein sanfter Schleier über die Stadt. Kyoya streckte sich. „Ich hau mich aufs Ohr. Wie sieht’s mit dir aus?“ fragte er nach. Nile überlegte einen Moment, nickte dann aber, als er merkte, wie kaputt er von diesem langen Tag war. „Ich geh auch.“ Ein wenig abgehetzt stand Ashley nun vor der WG und drehte den Haustürschlüssel im Schloss herum. Jayden kam ihr sofort entgegen. Er war schon im Schlafanzug. Ein dunkelblauer Pyjama mit weißen Häschen drauf. Sehr originell. Wohlgemerkt, Jayden ist bereits 16. Ashley musterte ihn erstmal verdattert, als er in diesem Aufzug vor ihr auftrat. Der Blauhaarige merkte einen Moment später selbst was Sache war und während er knallrot anlief, musste Ashley sich bemühen nicht gleich im Lachkrampf auszubrechen. „Wie siehst du denn aus?!“ fragte sie quietschend. Jayden wusste gar nicht, was er sagen sollte. Das war ihm einfach nur peinlich. Ashley hielt sich die Hand vor den Mund und versuchte sich zwanghaft wieder zu beruhigen, um die anderen beiden nicht wieder zu wecken. „Okay, wir wissen, dass es lustig ist. Könntest du dich also wieder einkriegen?“ fragte er beleidigt. Ashley atmete tief durch. „Entschuldige“ gab sie immer noch leicht lachend von sich. Jayden sah mit einer Mischung aus „Ich-will-hier-im-Boden-versinken“ und „Ich-weiß-gar-nicht-was-die-hat“ zur Seite. „Ashley?“ fragte er beschämt. „Ja, Hasi?“ stellte sie lachend die Gegenfrage. Jayden verdrehte genervt die Augen. „Behalt’s bitte für dich, okay?“ bat der Blauhaarige sie. Ashley nickte nur lachend. Mittlerweile hatte sie schon Tränen in die Augen, weil sie das Lachen so krampfhaft unterdrücken musste. „Ja, ist in Ordnung. Kein Wort kommt darüber über meine Lippen.“ „Danke“ seufzte Jayden nur. „Hat Kayla was gesagt, wann es morgen losgeht?“ wollte Ashley noch wissen und wischte sich die letzten Lachtränen weg. „Um 11:00 Uhr geht das Turnier los, also denke ich mal, dass du gegen 9:00 Uhr aufstehen solltest. Kayla hat nichts weiter gesagt. Sie hat vorhin nur noch geduscht und ist dann in ihrem Zimmer verschwunden. Nach Rafaels Auffassung, wirkt sie ziemlich mitgenommen“ erklärte er. Ashley nickte verstehend. „Okay, dann geh ich jetzt gleich schlafen“ beschloss sie und ging ohne Umschweife die Treppe hoch. Jayden folgte ihr und machte sich auf den Weg in sein Zimmer. „Gute Nacht“ sagte er noch schnell. „Nacht, Hasi“ erwiderte sie kichernd. „Ashley…“ grummelte er. „Tut mir leid. Ich weiß!“ lachte sie gezwungen ruhig zurück und verschwand in ihrem Zimmer. Immer noch gelegentlich lachend, zog sie sich um und setzte sich dann auf ihr Bett, um ihren Wecker auf ihrem Handy einzustellen. „Man, davon hätte ich ein Foto machen sollen“ sagte sie leise zu sich selbst und legte das Handy auf den Nachttisch. Dolphin wurde daneben gelegt, dann ließ Ashley sich in ihr weiches Kissen fallen. Sie schloss die Augen und schlief dann auch relativ schnell ein. Kapitel 10: Einer weniger ------------------------- Kapitel 10: Einer weniger „Herzlich Willkommen zurück zu unserem Qualifikationsturnier! Da gestern kein eindeutiges Ergebnis zwischen unseren beiden Finalistenteams erzielt werden konnte, erfolgt heute die vierte und letzte Runde zwischen Team Wild Fang und Team Axis! Sie wird im Tag-Team-Format abgehalten, weshalb wir uns heute noch mal auf einen starken Kampf freuen können!“ verkündete Blader DJ laut. „Oh ja, da freu ich mich drauf!“ meinte Ashley motiviert. „Immer langsam mit den jungen Pferden. Bleibt bei eurer Taktik und behaltet euer Ziel im Auge. Eure Zusammenarbeit ist super, also keine Streitigkeiten“ sagte Jayden. „Keine Sorge. Das vergessen wir schon nicht“ erwiderte Rafael sicher. „Ganz bestimmt nicht. Aber, der Kampf soll doch Spaß machen, oder?“ fragte die Blonde gut gelaunt. „Natürlich – aber ein Sieg wäre nicht verkehrt“ mischte Kayla sich ein. „Wir schaffen das schon. Stimmt’s, Rafael?“ Ashley wandte sich an ihren Tag-Partner, der daraufhin nickte. „Macht euch keine Sorgen“ winkte er gelassen ab und machte sich dann mit Ashley auf den Weg zur Arena. Auch Kyoya und Nile nahmen noch die letzten Glückwunsche ihres Teams entgegen und begaben sich dann ebenfalls nach vorne. „Okay Leute! Für beide Teams ist ein Sieg wichtig, also werden die vier hier hoffentlich alles geben, was in ihnen steckt!“ rief Blader DJ laut und das Publikum brach in Jubelrufen aus. Die beiden Tag-Teams machten sich startbereit und warteten auf das Signal. „Seid ihr soweit? 3… 2… 1… Let it rip!“ Vier Beys landeten gekonnt in der Arena und umkreisten sich. „Ich lass dir gern den Vortritt, Ashley“ sagte Rafael und wandte sich an seine Tag-Partnerin. „Vielen Dank. Dolphin!“ rief die Blonde enthusiastisch. Mit vollem Karacho schoss der dunkelblau/weiße auf Leone zu. Doch dieser wich geschickt aus. Nile wollte sofort Horuseus parieren lassen, doch Rafael bekam schnell mit, was Sache war und blockte mit Vulpine den Angriff. Nile knirschte kurz mit den Zähnen. „Ruhig bleiben“ sagte Kyoya nur. „Bin ich“ erwiderte Nile monoton. „Los, Dolphin!“ rief Ashley abermals. Ihr Bey knallte gegen den von Nile, doch Horuseus’ Verteidigung ließ nicht zu, dass dieser Angriff sein Ziel erreichte. Ehe Ashley sich versah, wurde Dolphin in die Luft geschossen. „Ashley, pass auf!“ sagte Rafael warnend. „Ich weiß!“ erwiderte Ashley hektisch. Dolphin kam wieder in der Arena auf und zog mit Vulpine seine Runden um die beiden Verteidiger. „Wie sollen wir jetzt vorgehen? Mit einfachen Angriffen kommen wir hier nicht weit. Dafür ist die Defensive der beiden einfach zu groß“ meinte Ashley nachdenklich. „Wenn wir unsere Attacken einsetzen, haben wir vielleicht eine Chance“ erwiderte Rafael nachdenklich. „Jetzt schon? Ist das nicht etwas früh?“ fragte die Blonde zweifelnd. Rafael lachte leicht auf. „Sonst bist du doch immer diejenige, die es nicht abwarten kann.“ Ashley schnaufte. „Ist jetzt auch egal. Aber, du hast recht. Lass uns loslegen, bevor meinem Bey die Puste ausgeht.“ „Alles klar“ nickte Rafael zurück. „Dolphin! Los, Storm Wave!“ rief Ashley. Ihr Bey schoss über den Arenarand und Dolphins Symbolbolzen blitzte auf, bevor der dunkelblaue Delfin erschien und eine Flutwelle hinter sich herzog. „Lion Gale Force Wall!“ befahl Kyoya sofort. Auf Rafaels Lippen legte sich ein wissendes Lächeln. „Fire Hurricane!“ rief er. Vulpine schoss, von Feuer umhüllt, auf Leone zu, verharrte kurz vor der Windwand und entfachte dann seinen Feuersturm. Wie erwartet wurde das Feuer durch den Wind noch verstärkt und Kyoya war gezwungen, die Attacke abzubrechen. Sein Löwe stoppte den Windsturm, der sich sofort auflöste. In der Zwischenzeit war Dolphin im Begriff wieder in die Arena zu knallen und da Rafael die Lion Gale Force Wall erst mal unschädlich gemacht hatte, hatte der Delfin freie Schussbahn. „Los!“ feuerte sie ihren Bey an. Dolphin krachte mit Vollkaracho in die Arena und direkt auf Leone. Nile hatte nicht mehr die Gelegenheit, sich groß einzumischen – dafür kam alles viel zu schnell. Es knallte gewaltig, als Leone in die Luft geschossen wurde. „Wow! Ashley und Rafael legen ein vielversprechendes Teamwork an den Tag! Da macht sogar mal Leone den Abflug!“ kommentierte Blader DJ lautstark. Kyoya knurrte. Gerade so kam sein Bey wieder in der Arena auf und schwankte dabei etwas. „Ha! Ich wusste, dass das klappt!“ meinte er siegessicher. „Du solltest dich lieber nicht zu früh freuen!“ erwiderte Kyoya. „Tu ich aber! Wir haben euch doch schon so gut wie in der Tasche!“ triumphierte Rafael. Ashley verdrehte entnervt die Augen. „Reiz ihn nicht so. Das bekommt dir nicht“ meinte sie. „Ach komm schon. Lass mir doch meinen Spaß“ erwiderte er. „Hallo?! Hast du nicht mehr alle Latten am Zaun?! Vielleicht ist es dir entgangen, aber er hat dir vor ein paar Tagen noch eine reingehauen, du Idiot! Und glaub mir, Leone kann schlimmer zuhauen, als Kyoya selbst, also reiß dich gefälligst zusammen! Ich will diesen Kampf hier gewinnen, aber nicht, wenn du hier so herumprovozierst und das alles im Streit ausartet!“ polterte sie sofort. Rafael schnaubte verächtlich. „Lass das mal meine Sorge sein.“ „Lass ich nicht! Ich bin genauso hier am Kampf beteiligt!“ erwiderte Ashley. „Was soll schon großartig schief gehen?“ wollte Rafael schon fast gelangweilt wissen. Kyoya und Nile sahen sich gegenseitig etwas verwundert an. Nile wandte sich wieder an die Arena. „Was schief gehen kann? Wie wär’s denn damit! Horuseus!“ rief Nile und sein Bey schoss auf die anderen beiden zu. Rafael und Ashley wandten sich hektisch wieder zur Arena und ließen ihre Beys sofort ausweichen. „Lion Wild Wing Fang Dance!“ befahl Kyoya plötzlich unvermittelt. Vulpine lief ihm direkt in die Falle. Während Dolphin einfach seiner Bahn parallel zum Rand gefolgt war, hatte Vulpine zur Arenamitte abgedreht und Rafael selbst, hatte nur darauf geachtet, dass Horuseus nicht hinter ihm her war. An Leone hatte er gar nicht mehr gedacht. Der dreifarbige Ausdauertyp wurde in die Luft geschickt. „Vulpine!“ rief Rafael erschrocken aus. Ashley sah kurz hoch zu Vulpine, dann wieder zu ihrem Bey. „Dolphin, schnell!“ rief sie hastig. Ihr Bey schoss Vulpine hinterher und über ihn hinweg. Blitzschnell schoss Dolphin wieder nach unten und änderte die Laufbahn von Rafaels Bey so, dass er wieder zurück in die Arena flog. Dolphin kam kurze Zeit später ebenfalls auf. Beide atmeten erleichtert aus. „So viel zum Thema: ‚Ich hab alles im Griff’! Nichts hast du im Griff! Und weil du die Klappe so weit aufreißt, wärst du rausgeflogen, wenn ich es nicht wieder geradegebogen hätte!“ regte Ashley sich auf. „Leute! Hört auf euch zu streiten! Ihr seid doch ein Tag-Team! Also, verhaltet euch auch so!“ rief Jayden ihnen zu. Gleichzeitig drehten sich die beiden zu ihrem Teamkollegen um. „Ruhe dahinten!“ riefen sie synchron. Jayden zuckte leicht zurück. „Was geht denn mit denen ab?“ fragte er erschrocken. „Ist doch egal. Wenn die beiden es nicht gleich geregelt kriegen, dann haben wir den Kampf eigentlich schon so gut wie verloren“ meinte Kayla und griff sich an den Kopf. „Warum gleich so pessimistisch? Das sind Rafael und Ashley! Die kriegen das schon hin“ versuchte Jayden seine Teamchefin aufzuheitern. Der zweifelnde Blick mit der hochgezogenen Augenbraue seitens Kayla, brachte Jayden schnell dazu, seine Meinung zu revidieren. Schnaufend sah der Blauhaarige wieder in die Arena. >Mensch… macht doch nicht so einen Quatsch ihr beiden!< dachte er nur zerknirscht. Rafael und Ashley versuchten sich irgendwie zu arrangieren, denn um diesen Kampf zu gewinnen, mussten sie einfach zusammenarbeiten. Dolphin raste auf Leone zu, drehte dann aber unerwartet ab und knallte gegen Horuseus. Vulpine war unmittelbar hinter Dolphin und krachte nun gegen Kyoyas Bey. Doch, die beiden Verteidiger blockten die Attacken ab und schlugen selbst zurück. „Und jetzt?“ fragte Ashley ihren Tag-Partner ratlos. „Wieso fragst du mich? Ich hab doch selbst keine Ahnung!“ erwiderte Rafael. „Ich glaube, wir haben nur noch eine Möglichkeit. Unsere Beys rackern sich hier sonst nur unnötig ab, ohne dabei was zu erreichen“ meinte Ashley schließlich. Rafael sah zu Vulpine der geschickt den kombinierten Attacken auswich und hin und wieder selbst austeilte. Schließlich nickte der Schwarzhaarige aber. „Aber, neutralisieren sich unsere Attacken dann nicht gegenseitig?“ fragte er zweifelnd. „Egal. Halt mir einfach nur den Rücken frei“ sagte Ashley einfach nur. Rafael zuckte leicht die Schultern und brachte Vulpine in Position. Kyoya und Nile wussten nicht so genau, was sie von der ganzen Situation überhaupt halten sollten. Dass Rafael und Ashley sich so stritten – während eines Kampfes – war ja nicht normal. Andererseits konnte Kyoya Ashleys Standpunkt ganz gut nachvollziehen, denn der Fleck an ihrem Hals war immer noch nicht ganz weg. Und alles, was dadurch ausgelöst wurde, machte die Situation auch nicht unbedingt einfacher. Trotzdem mussten die beiden jetzt zusammenhalten, auch wenn es schwierig war und die Spannung einfach unerträglich schien. „Vulpine, Fire Hurricane!“ befahl Rafael. „Das wird dir nichts nützen! Horuseus!“ rief Nile. „Dolphin, Special Move: Deep Ocean Corkscrew!” rief Ashley daraufhin. Ihr Bey glühte bläulich auf und hielt direkt auf Horuseus zu, der gerade damit beschäftigt war, den Feuersturm von Vulpine irgendwie zu neutralisieren. Dolphin raste aber an Horuseus vorbei, brach durch die Feuerwand und schnellte auf Leone zu. Kyoya merkte schnell, was Sache war und ließ Leone umgehend parieren. „King Lion Tearing Blast!“ rief er sofort. Die drei gewaltigen Tornados entfachten erst das Feuer von Vulpine nur noch mehr, aber Nile ließ Horuseus gegen Vulpine knallen, der daraufhin von einem der drei Stürme erfasst und in die Luft geschleudert wurde. Rafaels Bey flog mit einem wahnsinnigen Tempo aus der Arena und verfehlte dabei nur knapp sein Gesicht. Entsetzt drehte er sich schnell um und sah nur noch, wie sein Bey mit einem leisen metallischen Klappern auf dem Boden, einige Meter hinter ihm selbst, aufkam. Dolphin konnte sich wieder fangen und landete kurze Zeit später wieder in der Arena. „Das war’s offensichtlich! Rafael ist raus, das heißt-“ fing Blader DJ an, doch Ashley unterbrach ihn. „Nein! Ich werde weiterkämpfen!“ widersprach sie sofort. Alle sahen sie mehr oder weniger schockiert an. „Aber, Ashley! Der Kampf ist entschieden! Du kannst nicht alleine gegen Kyoya und Nile antreten!“ rief Jayden ihr zu. „Doch, ich kann! Und ich werde hier nicht die Hand heben, sagen, dass ich aufgebe und Dolphin aus der Arena zurückpfeifen! Das macht einen wahren Blader nicht aus! Egal, wie aussichtslos die Lage ist – solange Dolphin sich noch dreht, werde ich hier nicht klein bei geben!“ erwiderte Ashley entschlossen. „Aber, du kannst nicht weiterkämpfen. Das Match ist entschieden!“ versuchte Blader DJ es erneut. „Nein! Es ist doch egal, ob ich jetzt alleine antreten muss – wichtig bei der ganzen Sache ist mir einfach, dass ich das hier zu Ende bringe!“ beharrte Ashley weiterhin. „Aber…“ setzte Blader DJ an. „Dann lasst sie doch kämpfen!“ mischte Kyoya sich nun ein. „Wenn sie unbedingt will und Dolphin dazu in der Lage ist, warum denn nicht?“ schloss Nile sich an. Verwundert sah Ashley zu ihren beiden Gegnern, musste dann aber Lächeln, denn offensichtlich wollten sie auch keinen geschenkten Sieg. „Ashley! Lass das doch bleiben! Dolphin wird sowieso verlieren! Wieso sich also die Mühe machen?!“ versuchte Rafael sich von ihrem Vorhaben abzubringen. Er war mittlerweile zu seinem Bey gelaufen, hatte ihn aufgelesen und starrte nun verständnislos zu seiner Tag-Partnerin, die an der Arena stand und keine Anstalten machte, sich davon zu entfernen. Ashley drehte sich zu ihm um und ihre rotbraunen Augen blitzen ihn schon fast zornig an. „Du hast gar nichts kapiert, oder?! Mein Kampfgeist und mein Stolz als Bladerin verbieten mir regelrecht, hier jetzt aufzugeben! Es ist egal, ob ich diesen Kampf verliere – wenn, dann will ich mit Würde verlieren, als einfach davonzulaufen!“ sagte sie wütend. Auf Kaylas Lippen stahl sich ein zufriedenes Lächeln. „Du hast meine volle Unterstützung, Ashley! Mach keine halben Sachen und bring diesen Kampf zu Ende!“ rief sie ihrer besten Freundin zu. „Was?! Aber, Kayla!“ meinte Rafael fassungslos. Ashley grinste. „Danke!“ Sie drehte sich wieder zur Arena. „Ähm… so wie es aussieht, geht es offenbar doch weiter! Rafael ist zwar ausgeschieden, aber Ashley weigert sich aufzugeben! Dann setzten wir die Partie mal vor!“ rief Blader DJ laut und das Publikum brach in Jubelrufen aus. „Gut, auf geht’s! Dolphin!“ rief Ashley enthusiastisch. Rafael ging derweil zu seinen Teamkollegen zurück und stellte sich neben Jayden. „Ein wunderbarer Auftakt, um die Weltmeisterschaft zu beginnen“ seufzte der Schwarzhaarige. „Ja, ganz klasse. Hättest du mal deine Klappe nicht so weit aufgerissen und ein wenig mehr deine Äuglein aufgesperrt, müsste Ashley jetzt nicht alleine kämpfen“ erwiderte Jayden kopfschüttelnd. „Kyoya hat mich kalt erwischt. Wenn das nicht so gewesen wäre, würde ich jetzt auch noch kämpfen“ grummelte Rafael zurück. „Ist jetzt auch egal. Hoffen wir einfach nur, dass Ashley das Beste draus macht“ mischte Kayla sich ein. Ashley selbst, steckte in unheimlich großen Schwierigkeiten. Dolphin musste sich jetzt auf die Angriffe aus jeweils zwei Richtungen gefasst machen und wenn Ashley sich auch nur einen Moment zu lange auf einen Bey konzentrierte, war ihr der andere wieder auf den Fersen. Sie setzte alles auf eine Karte und hielt direkt auf Horuseus zu. Leone wollte den Angriff blocken, aber Dolphin kam ihm zuvor und knallte gegen den grünen Verteidiger. „Storm Wave!“ befahl sie schnell. Der Symbolbolzen blitzte auf und Dolphin setzte binnen Sekunden die Arena unter Wasser. „Horuseus! Special Move: Mystic Zone!“ rief Nile. Die Wand aus den leuchtenden Papyrusblättern krachte unter dem Wasser hervor. Ashley steckte ihre letzte Kraft in eine einzige Attacke und konnte nur hoffen, den Spieß doch noch zu ihren Gunsten zu wenden. „Dolphin! Ein letztes Mal, Special Move: Deep Ocean Corkscrew!“ rief Ashley ihrem Delfin zu. Wieder glühte der Bey blau auf und hielt direkt auf Leone zu. „Leone! Lion Gale Force Wall!“ befahl Kyoya sofort. Die Attacken knallten aufeinander und es gab eine gewaltige Explosion, die eine heftige Druckwelle zur Folge hatte. Alle drei Spezialattacken lösten sich auf und als der Rauch sich verzog, war endlich das Ergebnis zu sehen. Horuseus kreiselte noch in der Mitte der Arena. Dolphin lag außerhalb des Stadiums und neben ihm kreiselte noch Leone, der durch ein Arena-Aus verloren hatte. Fassungslos sahen alle Anwesenden auf das Geschehen. Blader DJ fand seine Sprache wieder. „Wow! Das war’s jetzt aber wirklich! Ashley verliert durch ein Arena-Aus! Und da Niles Bey sich noch innerhalb der Arena befindet, heißt das, dass dieser Turniersieg an das Team Wild Fang geht!“ verkündete er laut. Das Publikum brach in tosenden Jubelrufen aus. Ashley schnaufte und sammelte ihren Bey ein. Einen Moment lang starrte sie etwas geknickt auf den Symbolbolzen. „Es war gut, dass du nicht gleich aufgehört hast“ meinte Nile plötzlich. Ashley sah auf. Sie lachte leicht und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Es war abzusehen, dass ich verliere, aber einfach so das Handtuch werfen wollte ich dann auch nicht“ meinte sie. „Einen geschenkten Sieg wollten wir ja auch nicht“ sagte Kyoya. Ashley sah ihn an. Kyoya verstand ihren Blick und lächelte ihr zu. „Halt die Ohren steif“ meinte er daraufhin nur. Ashley grinste. „Da kannst du dich auf mich verlassen“ nickte sie zuversichtlich zurück. „Vielleicht sieht man sich ja noch mal in der Arena“ meinte Nile schließlich. Ashley zuckte nur die Schultern. „Immer wieder gerne“ grinste sie. Die Blonde setzte zum Gehen an. „Man sieht sich!“ Ohne Umschweife machte sie sich zurück zu ihrem Team. Am Abend war in der WG der Ausnahmezustand ausgebrochen. Rafael und Ashley waren sich wirklich nur noch am streiten. Jayden versuchte sich einzumischen, wurde aber nach ein paar Versuchen umgehend aus dem Wohnzimmer verbannt und war nun machtlos gegen diesen Krach. Kayla kam die Treppe herunter und sah zu ihrem Tag-Partner, der vor der verschlossenen Tür stand. „Was ist denn da los?“ fragte Kayla verwirrt und ging auf ihn zu. „Die beiden schieben sich gegenseitig die Schuld für die Niederlage von vorhin in die Schuhe. Ich wollte schlichten, aber sie haben mich kurzerhand ausgesperrt“ erklärte Jayden und seufzte schwer. „Lass mich mal“ meinte Kayla und legte die Hand auf die Klinke. Ohne zu Zögern schlug die Teamchefin die Tür auf und die beiden anderen verstummten schlagartig. „Kann mir mal bitte einer von euch erklären, was zum Teufel hier los ist?“ fragte Kayla ernst. „Nur wegen ihm haben wir heute verloren! Wenn er sich mal ein bisschen mehr zusammengerissen hätte, dann wäre das nicht so ausgegangen!“ sagte Ashley sofort. „Ach ja? Du bist doch in der Hinsicht keinen Deut besser!“ fauchte Rafael zurück. „LEUTE!“ brüllte Jayden entnervt dazwischen. „Hört doch auf, verdammt noch mal! Wir sind ein Team, kapiert?!“ Ashley schnaufte genervt und schielte Rafael bitterböse an. „Von mir aus, kann er verschwinden! Unser Team wäre echt besser ohne dich dran, Rafael!“ knurrte die Blonde wütend. „Nein, hier geht keiner! Und jetzt regt euch endlich mal ab. Das ist ja nicht zum aushalten. Am besten, ihr verschwindet beide mal auf eure Zimmer und schlaft mal eine Nacht drüber. Und wenn ich auch nur einen Ton noch von euch höre, dann kracht’s gewaltig, verstanden?!“ sagte die Teamchefin ernst. Ashley stand auf, ging an Jayden und Kayla vorbei und ging dann die Treppe hoch. Rafael blieb noch eine Weile auf dem Sofa sitzen und starrte gedankenverloren auf dem Tisch vor ihm. „Raff, kann ich-“ setzte Jayden an, aber er wurde gleich wieder von Jayden unterbrochen. „Geh bitte einfach“ sagte er monoton. Jayden nickte verstehend und verließ das Wohnzimmer. >Wenn Ashley wirklich denkt, dass sie ohne mich besser dran ist, dann soll sie es doch beweisen< dachte Rafael und sah entschlossen auf. Er wartete noch, bis oben alles ruhig war und wog in der Zwischenzeit das Pro und Contra seiner Entscheidung ab. Am nächsten Morgen war die ganze Anspannung nahezu vergessen. Jayden wachte aus seinem erholsamen Schlaf auf und streckte sich in seinem gemütlichen Bett ausgiebig, bevor er sich voller Tatendrang dort heraus schwang und hinunter in die Küche lief. Er ging zur Kaffeemaschine und stutzte, als er den Zettel, der darauf lag erspähte. Müde rieb er sich die Augen, gähnte noch mal kurz und begann dann die wenigen Zeilen zu lesen. Mit jedem weiteren Wort, entgleisten ihm die Gesichtszüge etwas mehr. Zitternd ließ er den Zettel sinken und sah geschockt nach vorne. „Oh mein Gott…“ hauchte er fassungslos. Er schluckte hart, drehte sich mit dem Zettel in der Hand um und stürmte die Treppe hoch. Er wollte in Kaylas Zimmer stürmen, rannte aber blöderweise gegen die Tür, weil er es sehr eilig hatte, bevor er sie dann doch beherzt aufschwang. „KAYLA!“ brüllte er panisch. Die junge Teamchefin saß plötzlich kerzengerade im Bett. „Spinnst du?!“ fragte sie atemlos. „Rafael ist weg!“ sagte Jayden sofort. Kurz darauf kam Ashley verschlafen zu den anderen beiden und gähnte erst mal herzhaft. „Was ist denn hier los?“ fragte sie müde. „Jayden hat Wahnvorstellungen…“ murmelte Kayla nur und legte sich bäuchlings wieder in ihr Bett. „Und das so früh am Morgen“ gähnte Ashley zurück. „Hört mir zu! Rafael ist weg! W-E-G! Wir müssen OHNE IHN nach Russland fliegen!“ wiederholte Jayden eindringlich. Erst jetzt realisierte Kayla wirklich, was ihr Teamkamerad da gerade gesagt hat. Sie setzte sich auf. „Was meinst du mit weg?“ fragte sie nach und hatte ein ganz mieses Gefühl bei der Sache. „Das hier“ erwiderte Jayden und hielt ihr den Zettel hin. Kayla blinzelte ein paar Mal und las dann laut die Zeilen auf dem Zettel vor. Hey Leute, wenn ihr glaubt, dass ihr ohne mich klarkommt, dann beweist es beim Turnier in Russland. Ich werde nämlich da definitiv nicht auftauchen. Ich weiß, es ist krass, dass ich euch einfach so ins kalte Wasser werfe, aber nachdem, was gestern Abend vorgefallen ist, brauche ich einfach mal ein bisschen Abstand zu der Sache. Ashleys Kommentar hat mich doch ziemlich hart getroffen und um unnötigen Streit zu verhindern, werde ich euch erst mal nicht zur Last fallen. Solltet ihr das Turnier in Russland gewinnen, werde ich auf jeden Fall in Frankreich wieder da sein. Ansonsten ist die Weltmeisterschaft für uns sowieso gelaufen. Viel Glück! Gruß Rafael Kayla schluckte. „Verdammt!“ fluchte Ashley wütend. „Das ist alles meine Schuld!“ „Das bringt uns jetzt auch nicht weiter. Wir stehen vor einem viel größeren Problem“ erwiderte Kayla und legte den Zettel neben sich. Rat- und mutlos sahen sich die drei an. Wie sollte es denn jetzt weitergehen? Kapitel 11: Aufs Kreuz gelegt ----------------------------- Kapitel 11: Aufs Kreuz gelegt Seufzend blieb Rafael stehen und starrte in den strahlendblauen Himmel. Gestern Nacht hatte er sich einfach aus dem Staub gemacht. Wie er es schon in seinem Brief erwähnt hatte, brauchte er einfach Abstand zu der ganzen Sache. >Wie die anderen wohl reagiert haben?< fragte er sich und sein Blick wurde nachdenklich. Mühsam streckte er sich und richtete seine Augen wieder nach vorne. „Ich sollte aufhören darüber nachzudenken. Die sollen sehen, wie sie klar kommen“ murmelte er und setzte seinen Weg fort. Er war einfach losgezogen, ohne Plan, raus aus der Stadt und jetzt befand er sich irgendwo an einem Waldrand. Ein leises Plätschern verriet ihm, dass er sich in der Nähe eines Flusses befand. Wieder blieb er stehen und überlegte, was er nun machen sollte. Schließlich kam Rafael zu dem Schluss, eine Pause einzulegen, da er schon seit ein paar Stunden durchgehend unterwegs war. Er folgte dem Geräusch des Wassers und kam wenig später tatsächlich an besagtem Fluss an. Er stellte seinen Rucksack neben sich und kniete sich am Flussufer nieder. Er formte seine Hände zu einer Schale und spritzte sich das kühle Nass ins Gesicht. „Ah, das tat gut“ seufzte Rafael erleichtert und wischte sich das überschüssige Wasser mit seinem T-Shirt aus dem Gesicht. Er setzte sich auf den steinigen Boden und atmete tief durch. Plötzlich hörte er hinter sich etwas aus dem Wald kommen. Sofort rappelte er sich auf und sah gespannt, wer oder was da jetzt auf ihn zukam. >Das ist jetzt nicht wahr< dachte er entnervt, als sich eine Gruppe von etwa zehn Jungs auf ihn zu bewegte. „Hey, was hast du hier verloren?!“ fragte einer schroff. „Ich bin nur auf der Durchreise“ erwiderte Rafael ruhig. „Tja, Pech für dich! Wenn du gegen uns verlierst, kriegen wir deinen Bey, verstanden?!“ sagte ein anderer. Rafael verdrehte die Augen, holte aber Vulpine hervor und ließ ihn im Starter einrasten. „Von mir aus… Ihr gewinnt doch sowieso nicht“ meinte er herablassend und stellte sich in Position. „Dann zeig mal, was du kannst!“ kam es nur zurück. „Let it rip!“ rief die Gruppe und zehn Beys landeten auf dem Boden. Rafael feuerte seinen ebenfalls ab und wurde sofort von seinen Gegnern umzingelt. „Als ob mir das was ausmachen würde. Vulpine!“ rief er und sein Bey haute schon drei Gegner mühelos weg. Die anderen scharrten sich weiterhin um ihn und versuchten so anzugreifen. Rafael wartete noch einen Moment bis alle nah genug dran waren, damit er seinen Special Move einsetzten konnte. Der würde reichen um die Gegner zum Stehen zu bekommen. Plötzlich schoss aus dem Wald von einem Ast aus ein weiterer Bey auf den Boden und mischte sich ins Geschehen ein. Verdutzt sah Rafael auf den hellblau/schwarzen Bey. Er konnte auf den ersten Blick nicht sagen, was es für ein Typ war. „Corvus!“ rief plötzlich jemand. Aus dem Bey erhob sich ein schwarzer Rabe, der von einer hellblauen Aura umgeben war. Gebannt sah Rafael auf den Vogel, der jetzt mit seinen Flügeln ausholte und im wahrsten Sinne des Wortes mächtig Wind machte. Die anderen sieben Beyblades wurden einfach weggefegt und landeten vor, neben oder hinter ihren Besitzern. Vom Ast, von dem aus der Bey gerade abgefeuert wurde, sprang nun jemand und näherte sich der Gruppe. Es war ein junges Mädchen, vermutlich so alt wie Rafael, vielleicht etwas jünger. Ihre kupferroten Haare, die sie zu einem Zopf am Hinterkopf zusammengebunden hatte, wehten leicht im Wind und ihre dunkelblauen Augen fixierten die Bladergruppe ernst. „Wah, die schon wieder! Nichts wie weg!“ rief einer und auch der Rest der Gruppe verschwand wieder im Wald. Gebannt sah Rafael auf das Mädchen und musterte sie nun etwas genauer. Sie trug ein Top, das aussah, als hätte sie zwei an. Das untere war schwarz, das obere hatte eine mittelrote Farbe und betonte ihre schlanke Figur perfekt. Außerdem trug sie eine schwarze Jeans, welche an der Hüfte zwei Gürtel hatte – einer in rot, einer in dunkelgrau. Ihre Schuhe waren einfache Turnschuhe in einer schwarz/weißen Färbung. Sie kam nun auf ihn zu und fing ihren Bey auf. „Man, diese Typen nerven wirklich“ schnaufte sie genervt und wandte sich an Rafael. Der Schwarzhaarige musste erst mal seine Sprache wiederfinden. Energisch rang er sich dazu durch, etwas zu sagen, denn er war von ihrem Aussehen einfach nur geplättet. „Ja, stimmt. Wer waren die?“ wollte er wissen. „So ein paar Möchtegerns aus der Stadt, hier in der Nähe. Sie halten sich für was Besseres, dabei müssen sie sich zusammentun, um gegen schwächere Gegner zu kämpfen. Einfach nur erbärmlich“ erwiderte sie. Rafael nickte verstehend und sah zu seinem Bey, den er kurz darauf auffing. „Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt“ lachte sie plötzlich verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. „Mein Name ist Kaori Akane.“ Rafael nahm die dargebotene Hand und stellte sich ebenfalls kurz vor. „Ich bin Rafael Saitoh.“ Kaori lächelte ihn an. „Was hast du da denn für einen Bey? Du hast eben einen ziemlich beeindruckenden Angriff hingelegt“ meinte er schließlich. Die Blauäugige hielt ihm seinen Bey hin. „Das ist Dark Corvus“ präsentierte sie stolz. „Wow, nicht schlecht. Er ist bestimmt stark“ sagte Rafael. „Natürlich“ grinste Kaori zurück. „Flame Vulpine ist aber auch nicht schlecht“ meinte er und hielt nun seinen Bey hoch. „Das können wir ja mal in einem Kampf klären“ sagte Kaori. „Später. Ich will erst mal was Essen. Sagtest du nicht, dass es hier in der Nähe eine Stadt gibt?“ hakte er nun nach. „Ja, in der Nähe ist gut. Es sind bestimmt locker zehn Kilometer bis dahin“ erwiderte sie nachdenklich. Rafael packte seinen Bey weg und hob seinen Rucksack auf. „Dann lass uns mal loslaufen“ meinte er nur. Kaori sah ihn erstaunt an, doch dann gingen sie schließlich beide los. Eine Weile herrschte Stille zwischen den beiden, doch dann ergriff Kaori das Wort. „Jetzt weiß ich auch wieder, wo ich dich schon mal gesehen hab. Du hast doch auch an Battle Blader teilgenommen und erst vorgestern bei der Weltmeisterschaft gekämpft, oder?“ fragte sie nach. Rafael nickte. „Ja, das ist wohl wahr“ seufzte er zurück. „Wieso bist du dann nicht bei deinem Team?“ hakte Kaori interessiert nach. „Eine längere und etwas komplizierte Geschichte“ erwiderte Rafael nachdenklich. „Was ist passiert?“ wollte sie wissen. Rafael schnaubte. Vielleicht war es doch mal ganz gut mit jemanden darüber zu reden. Immerhin nagte die ganze Sache doch ziemlich an ihm – ansonsten würde er sich wohl kaum so seltsam benehmen. „Also… ich hab ein Mädchen bei mir im Team. Sie heißt Ashley und ist mit Kyoya zusammen“ fing er nun an. „Kyoya? Meinst du Kyoya Tategami?“ fragte Kaori nach. Rafael nickte. „Ich wusste gar nicht, dass er eine Freundin hat“ meinte sie nur verblüfft. „Das wissen die Wenigsten. Und dabei hat er sie jetzt schon seit fast einem Jahr“ ergänzte Rafael. „Wow“ machte Kaori erstaunt und zog die Augenbrauen hoch. „Jedenfalls, war ich schon lange in Ashley verliebt – wir beide kennen uns auch eine kleine Ewigkeit – aber ich hatte eben nie eine Chance bei ihr. Nachdem sie dann auch noch mit Kyoya zusammengekommen ist, war ich richtig angepisst und ich hab in den letzten Monaten einen fatalen Fehler gemacht, als ich die beiden auseinanderbringen wollte. Es hätte auch fast geklappt, aber selbst wenn… Ashley wäre sowieso nicht zu mir gekommen“ erklärte er. „Du hast wohl nach dem Motto: ‚Wenn ich sie nicht haben kann, dann auch kein anderer’ gehandelt, oder? Vielleicht unbewusst, aber ich denke, das war der Hintergedanke“ schlussfolgerte Kaori schließlich. „Ja, kann sein“ seufzte Rafael zurück. „Was war die Konsequenz daraus?“ wollte sie wissen. „Eine geschwollene Wange und eine sehr gereizte Tag-Partnerin, wegen der wir das Finale verloren haben“ antwortete er schlecht gelaunt. „Du schiebst deiner Partnerin die Schuld in die Schuhe?“ hakte Kaori nach. „Nicht so ganz“ gab Rafael zu. „Ich weiß schon, warum ich lieber alleine kämpfe. Da muss ich mich mit so was nicht auseinandersetzen“ erwiderte Kaori schulterzuckend. „Ist das der Grund, warum du nicht an der Weltmeisterschaft teilnimmst?“ fragte Rafael nach. „Auch. Ich hätte letztes Jahr zu gerne an Battle Blader teilgenommen, aber ich hab den Aufruf zu spät gehört und als das Turnier angefangen hat, hatte ich gerade 45.000 Punkte. Es hat nicht gereicht, auch wenn ich eigentlich ziemlich nah dran war“ erwiderte Kaori. „Im Endeffekt kannst du froh sein, dass du nicht teilgenommen hast. Das Turnier war ziemlich… katastrophal“ meinte Rafael schließlich. „Ich hab’s mir damals in den Zuschauerreihen angesehen. Am meisten haben mir Kyoya und Kayla Leid getan“ gab Kaori ehrlich zu. „Kayla kenn ich auch schon ewig. Es war ziemlich schlimm sie so zu sehen, aber die Zeit nach dem Turnier war noch härter als der Kampf selbst“ erzählte Rafael. „Warum?“ fragte Kaori. „Kayla war von dem Kampf regelrecht traumatisiert. Sie ist davon seelisch und körperlich vermutlich für den Rest ihres Lebens gekennzeichnet. Zwar spielt sie uns immer die Starke vor, aber man merkt irgendwo doch, dass sie nicht mehr die Alte ist“ meinte er. Kaori nickte verstehend. Auf einer kleinen Anhöhe blieben die beiden schließlich stehen. Einige Kilometer vor ihnen befand sich die Stadt, von der Kaori gesprochen hatte. „Wir sind ja schon fast da“ stellte Rafael erstaunt fest. „Na ja, der letzte Teil bis dahin zieht sich noch eine Weile, aber wir haben ja Zeit und können uns noch ein wenig austauschen“ meinte sie gutgelaunt und ging weiter. Rafael lächelte. Irgendwie musste er ein wenig an Ashley denken, wenn er sie so sah, aber mit jeder weiteren Minute stellte er fest, dass zwischen den beiden Mädchen wirklich Welten lagen. Kaori strahlte etwas Geheimnisvolles aus, während man bei Ashley eher das Gefühl hatte, man traf den Sonnenschein persönlich. Eine lustige Vorstellung, bei der Rafael leicht grinsen musste. Vielleicht würde sich mit Kaori ja irgendwas ergeben, aber dazu musste er sie erst besser kennenlernen und ihren Charakter einschätzen. Schlecht wäre es ja nicht, aber er hatte seinem Team versprochen, in Frankreich wieder dabei zu sein, denn ewig wollte und konnte sie nicht hängen lassen. „Was ist los?“ fragte Kaori plötzlich. „Nichts, schon okay“ winkte Rafael nur ab. „Weißt du, auf was ich jetzt mal so richtig Lust hab?“ fragte Kaori grinsend. „Auf was denn?“ stellte Rafael erwartungsvoll die Gegenfrage. „Auf eine richtig gute Pizza. Ich hab ewig keine mehr gegessen“ meinte sie. Rafael grinste. „Ich auch nicht. Na, dann lass uns Pizza essen gehen“ stimmte er zu. Beide mussten lachen. Als sie sich wieder beruhigt hatten, setzten sie ihren Weg eine Weile schweigend fort. „Wo willst du heute die Nacht verbringen?“ wollte Kaori wissen. „Ich weiß es noch nicht“ gab Rafael ehrlich zu. „In einem Hotel oder einer Pension, denk ich mal.“ Kaori nickte verstehend. „Werde ich wohl auch.“ „Okay, dann gehen wir jetzt was Essen, schauen uns anschließend nach einer Bleibe für die Nacht um und lassen den Abend gemütlich ausklingen. Was hältst du davon?“ fragte Rafael nach. „Gerne doch. Und morgen will ich mal gegen dich kämpfen“ forderte Kaori ihn auf. „Das wäre mein nächster Punkt gewesen“ lachte Rafael zurück. „Schön, dass wir uns einig sind“ meinte sie grinsend. Eine halbe Stunde später waren sie schließlich in der Stadt. Es war keine große Stadt, trotzdem gab es hier alles, was man so brauchte. Diverse Geschäfte, Restaurants, kleinere Pensionen und Hotels, sowie ein kleiner Park, der mit Beyarenen versehen war. „Da können wir dann morgen kämpfen, wenn die kleinen Kinder mal Platz machen“ sagte Kaori grummelnd. „Das soll mal nicht unsere Sorge sein“ lächelte Rafael zurück. Die beiden sahen sich noch eine Weile um, dann ließen sie sich in einem Restaurant nieder und bestellten sich ihre Pizzen. „Was war der ausschlaggebende Grund, warum du die anderen sitzen gelassen hast? Immerhin nehmt ihr an der Weltmeisterschaft teil – so eine Chance würde ich mir an deiner Stelle nie entgehen lassen“ fragte Kaori nach. „Ashley hat mir gestern an den Kopf geworfen, dass das Team besser ohne mich dran wäre. Ich weiß nicht, aber der Satz hat mich hart getroffen, vor allem, weil ich schon immer Probleme hatte mich mit jemand zu arrangieren – besonders im Kampf. Aber, ich hab dran gearbeitet und eigentlich hat es auch funktioniert, bis das dann mit Ashley und Kyoya war“ erklärte Rafael seufzend. „Deshalb kämpfe ich ungern im Team. Corvus und ich sind schon Team genug. Ein zweiter Spieler würde mehr kaputt machen als von Nutzen zu sein“ erwiderte Kaori sachlich. „Genug von mir. Erzähl mal was von dir“ forderte Rafael sie auf. „Hm… von mir“ überlegte Kaori. Sie lächelte ihn vielsagend an. „Ich komme hier aus Japan und bin leidenschaftliche Bladerin. Freunde hab ich nicht so wirklich, nur hin und wieder mal eine Beziehung, aber ansonsten ziehe ich meistens alleine durch die Gegend“ erzählte sie. Rafael nickte verstehend. Er wollte gerade noch etwas sagen, aber in diesem Moment kam die Kellnerin mit den Pizzen auf den Händen und stellte sie auf dem Tisch ab. „Dann mal guten Appetit“ wünschte Kaori ihm. „Dir auch“ lächelte Rafael zurück. Nachdem die beiden mit dem Essen fertig waren, machten sie sich daran, eine Bleibe für die Nacht zu suchen. „Also, wir haben noch ein Doppelzimmer frei“ sagte die junge Frau an Rezeption freundlich. „Gut, ich denke hier können wir bleiben, oder?“ Rafael wandte sich an Kaori, die nur nickte. „Dann haben sie die Zimmerschlüssel. Unsere Frühstückszeiten sind von 8.00 bis 10.30 Uhr. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt“ meinte die Rezeptionistin freundlich und legte den Schlüssel auf den Tisch. Die beiden liefen in den zweiten Stock und fanden dort ihr Zimmer vor. Rafael warf seinen Rucksack ungeachtet in die Ecke und schmiss sich auf die eine Hälfte des Doppelbettes. Zufrieden atmete er durch. Kaori stellte ebenfalls ihre Sachen ab und setzte sich auf die andere Hälfte. „Warum hast du eigentlich keine guten Freunde?“ fragte Rafael interessiert und drehte sich zu ihr. „Keine Ahnung“ seufzte Kaori zurück. „Irgendwie gerate ich immer an die Falschen.“ Dass hinter diese Aussage etwas ganz anderes steckte, sollte Rafael erst erfahren, wenn es schon zu spät war. Stattdessen nickte der Schwarzhaarige nur verstehend. Kurz darauf setzte er sich auf und sah sie eine Weile an. „Was ist?“ wollte Kaori wissen. „Ich weiß auch nicht… Du machst mich total verrückt“ erwiderte er. Ein schelmisches Grinsen schlich sich auf das Gesicht der Orangehaarigen. Sie drehte sich um und setzte sich im Schneidersitz ihm gegenüber. „Ach, tu ich das?“ wollte sie wissen. Das abenteuerlustige Funkeln in ihren Augen unterstrich ihre Aussage nochmals. Rafael grinste und beugte sich zu ihr vor, sodass ihre Gesichter nicht mehr weit voneinander entfernt waren. „Ja, tust du“ bestätigte er und sah ihr tief in die unergründlichen Seelenspiegel. Nun grinste auch Kaori, bevor sie sich zu ihm vorbeugte, die letzten Zentimeter schamlos überbrückte und ihn küsste. Rafael riss die Augen auf. Er hatte eher damit gerechnet, dass sie ihm eine Scheuern würde, aber das kam nun wirklich unerwartet. Es dauerte einen Moment, bis er sich von dem kleinen Schock erholt hatte, doch dann küsste er vorsichtig zurück. Etwas schüchtern hob er die Hand und legte sie in ihren Nacken. Kaori seufzte kurz auf und löste sich dann wieder von ihm. „Hm… du kannst gut küssen“ stellte sie nüchtern fest. Rafael wurde leicht rot. „Seltsam, wenn man bedenkt, dass ich der Hinsicht eigentlich gar keine Erfahrung hab“ erwiderte er und sah zur Seite. „Komm schon. Das kann doch jeder“ meinte sie grinsend. Verwundert sah er sie an. Wie weit war sie denn bereit zu gehen? Immerhin kannten sie sich erst einen halben Tag. „Also, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist“ sagte Rafael nachdenklich. „Wenn du nicht willst, soll’s mir recht sein, aber ich verspreche dir…“ Kaori legte den Kopf auf seine Schulter. „… du würdest es nicht bereuen.“ Rafael schluckte. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. Sein ganzer Körper spielte verrückt und es fühlte sich an, als würden Ameisen in seinem Bauch Tango tanzen. Ein geniales Gefühl, was er vorher noch nie gehabt hatte. Dieses Mädchen machte ihn wirklich wahnsinnig und obwohl er sie erst so kurz kannte, zweifelte er nicht an ihrem Versprechen. Ob er es wahr haben wollte oder nicht – Kaori hatte ihm total den Kopf verdreht. Kaori lehnte sich zurück und sah ihn eindringlich an. „Und?“ fragte sie nach. Rafael musste seine Sprache erst mal wieder finden. Selbst wenn er wollte, er konnte einfach für ein paar Sekunden nichts sagen – so perplex war er. „Kann ich wirklich darauf vertrauen, dass du dein Wort hältst?“ fragte er schließlich. „Natürlich“ bestätigte Kaori ohne zu Zögern. Rafael beugte sich zu ihr vor und küsste sie erneut, dieses Mal jedoch viel intensiver. Fordernd strich er mit der Zunge über ihre Lippen und bat um Einlass, welcher ihm kurz darauf auch gewährt wurde. Kaori ließ sich offenbar darauf ein, denn sie leistet keinen Widerstand, als er ihre Mundhöhle erkundete und ihre eigene Zunge neckte. Kurze Zeit später mussten sich beide wegen des Luftmangels voneinander lösen. „Gut“ meinte er schließlich, beugte sich über sie und drückte sie sanft auf die Matratze. „Weil… es wäre nämlich mein erstes Mal.“ Wieder wurde Rafael bei dieser Aussage leicht rot. Kaori grinste. „Für mich ist das kein Problem“ erwiderte sie ruhig. „Na dann“ lächelte Rafael zurück. Er küsste sie erneut, sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn näher zu sich. Das Weckerklingeln riss die beiden aus dem Schlaf. Müde angelte Rafael, der auf dem Rücken lag, nach seinem Handy und brachte es zum Schweigen. Kaori, die auf seiner Brust lag und auch so brutal aus dem Schlaf gerissen worden war, gab einen unwilligen Laut von sich und kuschelte sich enger an den Schwarzhaarigen. Rafael sah an die Decke. Er hätte sich nie erträumt, dass sein erstes Mal so toll sein würde. Kaori war einfach… genial. Er hatte sich wirklich Hals über Kopf in sie verliebt und er hoffte, dass das Ganze, trotz der Verantwortung gegenüber seinem Team, eine Zukunft hatte. Vorsichtig sah er zu ihr hinunter und lächelte leicht. Schläfrig blinzelte Kaori ihm entgegen. „Guten Morgen“ sagte Rafael sanft. „Morgen“ nuschelte sie zurück. Rafael zog sie ein Stück zu sich hoch und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Kaori seufzte wohlig auf und schloss genüsslich die Augen. „Heute steht unser Match an“ sagte sie plötzlich unvermittelt. Rafael überlegte kurz. „Stimmt. Nach der Nacht gestern hatte ich es fast vergessen“ gab er ehrlich zu. Kaori lächelte verschlagen. „Tja, ich nicht“ erwiderte sie nur. Damit drehte sie sich um, stand auf und sammelte ihre Klamotten ein, bevor sie kurz darauf im Bad verschwand. Rafael stützte sich auf seinen linken Ellenbogen und sah verwundert zur Badtür. Was war denn plötzlich los? Gestern Nacht hatte sie sich ihm völlig hingegeben, hatte kein Anzeichen von Ablehnung an den Tag gelegt und jetzt benahm sie sich auf einmal so seltsam. Irgendwas stimmte doch da nicht. Rafael ließ sich wieder in sein Kissen sinken und griff sich an den Kopf. Das würde sich bestimmt gleich alles klären – hoffte er zumindest. Kurze Zeit später kam Kaori fertig angezogen ins Zimmer zurück. „Gehen wir dann frühstücken?“ wollte sie interessiert wissen. „Ja, ich zieh mich nur noch an“ erwiderte er und schwang sich aus dem Bett. Schnell sammelte er ebenfalls seine Klamotten ein und verschwand kurz darauf ebenfalls im Bad. Rafael blieb einen Moment vor dem Spiegel stehen und besah sich darin. Irgendwie wurde dieses seltsame drückende Gefühl immer intensiver. Fast so, als wollte sein Instinkt ihn warnen. Aber wovor? Vor Kaori? >Ach, so ein Quatsch!< dachte er energisch und schüttelte den Kopf. „Rafael, du leidest an Wahnvorstellungen“ murmelte er zu sich selbst und bürstete noch mal kurz über seine Haare und verließ dann wieder das Bad. Er blickte zu Kaori, die sich gerade noch ihre Schuhe anzog, noch einmal prüfte, ob sie alles dabei hatte und sah dann zu dem Schwarzhaarigen. „Komm, lass uns gehen“ sagte sie einfach und öffnete die Zimmertür. Rafael folgte ihr. Das Frühstück verlief schweigend. Rafael traute sich nicht so wirklich sie auf ihr Verhalten anzusprechen. Nachdem sie fertig waren, liefen die beiden durch die Stadt und suchten nach einem geeigneten Platz, um ihr Match auszutragen. In dem kleinen Park, an dem sie gestern vorbei gelaufen waren, war nun nichts los. Alle Arenen waren leer. Das war auch ziemlich gut, denn es sollte auch schließlich keine Verletzten geben, wenn sie hier ordentlich aufdrehten. „Na dann. Auf geht’s“ meinte Kaori und machte Corvus startklar. Rafael holte Vulpine hervor und ließ ihn ebenfalls im Starter einrasten. Die beiden stellten sich in Position. „3… 2… 1… Let it rip!“ riefen sie synchron. Vulpine und Corvus kamen perfekt in der Arena auf und zogen ihre Runden umeinander. „Los, Corvus!“ rief Kaori. Ihr Bey raste auf Vulpine zu, der gekonnt auswich und kurz darauf selbst angriff. Immer wieder knallten die beiden Beys hart aufeinander und versuchten den jeweils anderen abzudrängen. Rafael knurrte. Er konnte Gleichgewichtstypen noch nie wirklich leiden. Sie waren die kompliziertesten Gegner, denn durch einen Stillstand verloren sie fast selten und auch ein Arena-Aus war schwer zu erzwingen. „Nicht schlecht. Du hältst dich ziemlich gut“ gab Kaori ehrlich zu. „Ich hab doch noch gar nicht richtig angefangen, Kleine. Da geht noch mehr! Vulpine!“ rief Rafael enthusiastisch. Vulpine legte an Tempo zu und rammte Corvus mit aller Kraft. Der hellblau/schwarze Bey wurde zurückgedrängt, doch Kaori machte sich nicht wirklich was daraus. Sie war eine ausgezeichnete Bladerin, hielt aber ihr Talent im Hintergrund. Ihre Fähigkeit, den Gegner allein durch bloßes zusehen, genau einzuschätzen, war wirklich einzigartig. Vulpine schien die Oberhand zu haben, doch so schnell gab Corvus nicht auf. Blitzschnell wich er aus und schlug erbarmungslos zurück. Rafael war überrascht über diesen heftigen Konterangriff und merkte schnell, dass er auf keinen Fall den Fehler machen und Kaori unterschätzen sollte. „Komm schon, Vulpine!“ feuerte er seinen Bey an. Der Fuchs ging auf Abstand, nur um den Schwung zu nutzen und mit alle Kraft gegen Corvus zu knallen. „Corvus, Gegenangriff! Lass dir das nicht gefallen!“ rief Kaori sofort. Wieder knallten die beiden Beys mit aller Kraft gegeneinander. >Sie ist wirklich wie ein unentdecktes Talent. Wäre sie damals schon bei Battle Blader angetreten, hätte sie in einem Kampf vielleicht ihre ganze Stärke gezeigt. Aber so… Vulpine und ich sind keine Gegner für sie< stellte Rafael knurrend fest. „War das alles? Du hast doch bestimmt noch mehr drauf! Wenn du in einem Weltmeisterschaftsteam bist, erwarte ich etwas mehr!“ meinte Kaori nun provozierend. Rafael versuchte ihre Provokation zu ignorieren. Er durfte nicht darauf eingehen. „Vulpine, los!“ befahl er deshalb. „Machen wir dem ganzen ein Ende! Corvus, Special Move: Cryptic Scythe Feather!” rief Kaori. Kurz darauf erschien ihr mächtiger Falke und breitete seine pechschwarzen Flügel aus. Als er sie niederschlug, flogen schwarze Federn wie Sicheln auf Vulpine zu. „Ausweichen!“ rief Rafael. Sein Bey wich tatsächlich gekonnt den gefährlichen Geschossen aus. Kaori sah erschrocken in die Arena. Ihr Special Move hatte noch nie versagt. Es war das erste Mal, dass es jemand schaffte, ihm auszuweichen. Corvus feuerte die letzten Federn auf Vulpine ab. „Und jetzt Special Move: Vulpine, Fire Hurricane!“ befahl Rafael. Der Symbolbolzen blitzte auf und der Fuchs erschien mit einem gewaltigen Feuersturm, der Corvus in die Luft katapultierte. „Tja, ich würde mal sagen, das war’s“ grinste Rafael triumphierend. Kaori gab nur einen verächtlichen Laut von sich. „Das denkst aber auch nur du!“ erwiderte sie selbstsicher und sah nach oben. Rafael schaute sie verwundert an und folgte ihrem Blick. „Corvus! Los!“ rief Kaori. Man sah den Bey im Licht aufblitzen und kurz darauf kam er mit einer wahnsinnig hohen Geschwindigkeit wieder zurück auf die Arena zu. „Vulpine!“ versuchte Rafael die Situation noch zu retten, aber es war schon zu spät. Corvus knallte mit voller Wucht auf seinen Bey, der dadurch total aus der Bahn geworfen wurde und kurz darauf kam Vulpine klappernd vor den Füßen seines Besitzers auf dem Boden auf. Geschockt sah der Schwarzhaarige auf den Boden. Kaori fing inzwischen ihren eigenen Bey auf. Corvus flog ihr gekonnt in die offene Handfläche. Sie sah zu Rafael und seufzte leicht. „Komm schon. Nimm’s nicht so schwer. Das kann jedem mal passieren“ meinte sie aufmunternd. Rafael hob Vulpine auf und sah seinen Bey an. Er schnaufte. „Das war eine blamable Niederlage.“ Kaori lachte. „Ach quatsch. Es gibt viel Schlimmeres!“ „Meinst du?“ fragte Rafael zweifelnd. „Klar. Hier hat niemand deinen verlorenen Kampf gesehen. In einer öffentlichen Arena wäre es nicht so gewesen“ erwiderte Kaori. Rafael nickte zustimmend. „Stimmt“ erwiderte er abwesend. Eine Weile herrschte Schweigen. „Und? Was machen wir heute?“ fragte Rafael nach einer Weile. Kaori überlegte einen Moment. „Ich weiß es noch nicht genau. Kleine Kinder zu besiegen macht keinen Spaß mehr, also sollten wir uns was anderes überlegen“ meinte sie entschieden. „Schwebt dir da irgendwas vor?“ wollte er wissen. „Noch nicht so ganz“ erwiderte sie. „Dann lass uns doch vielleicht noch etwas die Stadt erkunden. Heute Abend können wir vielleicht irgendwo was trinken gehen. Morgen oder Übermorgen muss ich mich dann nämlich langsam mal auf den Weg machen, um mein Team wieder einzuholen“ sagte Rafael. „Gut, dann sollten wir die Zeit noch sinnvoll nutzen, die uns bleibt“ war Kaoris Urteil und sie lächelte. Am Abend saßen die beiden zusammen in einer kleinen Bar und ließen entspannt bei einem Cocktail den Abend ausklingen. Sie hatten irgendwie die Zeit totgeschlagen. Der ganze Mittag war völlig ereignislos gewesen. Nachdenklich fuhr Rafael mit den Fingerspitzen über sein Cocktailglas. „Machst du dir Sorgen wegen deinem Team?“ fragte Kaori unvermittelt und stellte ihr Glas auf dem Tresen ab. „Nein, ich mach mir über etwas anderes Gedanken“ gab Rafael ehrlich zu und seufzte. „Und um was?“ hakte Kaori interessiert nach. Rafael sah sie an. „Ob das mit uns beiden auch zukünftig was werden würde“ erwiderte er. Kaori sah ihn mit großen Augen an. „Vielleicht“ meinte sie daraufhin und lächelte hintergründig. „Kannst du mir nicht eine klare Antwort geben?“ wollte er wissen und schnaufte leicht. „Ich weiß nicht, wie das mit uns aussieht. Du hast dein Team und bist erst mal eine zeitlang unterwegs“ erwiderte sie nachdenklich. „Komm schon. Mit Ashley und Kyoya funktioniert das doch auch“ widersprach er hartnäckig. „Die beiden sind aber auch schon viel länger zusammen und können ihrem Partner vertrauen“ sagte Kaori daraufhin. „Heißt das, dass du mir nicht traust?“ wollte er wissen. „Genau“ bestätigte Kaori und zog an dem Strohalm ihres Getränkes. „Und warum hast du dann mit mir gleich am ersten Abend geschlafen, wenn du mir nicht vertraust?“ wollte er perplex wissen. „Dafür muss ich dir nicht vertrauen“ erwiderte Kaori kaltherzig. Rafael war absolut fassungslos. „Du vertraust mir nicht, schläfst aber mit mir. Ist das die weibliche Logik?“ fragte er nach und zog eine Augenbraue hoch. Kaori lachte. „Nein. Das ist meine Logik.“ Rafael schnaufte. „Das wird mir zu viel. Ich geh erstmal aufs Klo“ beschloss er und stand auf. Kaori sah ihm kurz nach. Als er außer Reichweite war und sie sich sicher war, dass sie von niemand beobachtet wurde, griff sie in ihre Hosentasche und holte etwas hervor, mit dem sie sich an Rafaels Glas zu schaffen machte. Schnell rührte sie den Inhalt mit dem Strohalm um. Ein paar Minuten später kam Rafael wieder. „Also, wenn ich so recht darüber nachdenke, dann versteh ich deine Logik einfach nicht“ meinte er schließlich. „Keine Sorge. Da bist du nicht der einzige“ erwiderte sie grinsend. „Na, dann bin ich ja beruhigt“ meinte er und trank von seinem Cocktail. Etwa eine Stunde später befanden sich die beiden wieder im Hotelzimmer. Rafael hatte Kaori breitbeinig auf dem Schoß, sodass sie ihn direkt ansah. Wieder küssten sich die beiden leidenschaftlich, sodass Rafael den Glauben an ihre Worte, die sie vorhin gesagt hatte, langsam verlor. Kaori hatte eine seltsame Persönlichkeit und trotz seiner guten Menschenkenntnis, war Rafael nicht imstande sie wirklich zu verstehen. Die Rothaarige drückte ihn sanft aber bestimmt auf die Matratze. Rafael merkte plötzlich, dass irgendwas nicht stimmte. Seine rechte Hand, die er eben noch in Kaoris Nacken hatte, fiel schlaff auf das Bett. „Warte mal“ brachte er hervor. Kaori richtete sich auf. „Was ist denn?“ wollte sie verwundert wissen. „Ich weiß es nicht“ erwiderte Rafael unschlüssig und versuchte sich aufzurichten, doch seine Arme krachten einfach wieder weg. Sein ganzer Körper fühlte sich schlapp an und er schaffte es nicht mehr Spannung in den Armen oder Beinen aufzubauen. >Was zum-?!< fragte er sich verwirrt. Kaoris gemeines Lachen unterbrach seinen Gedanken. „Endlich fängt es an zu wirken.“ „Was hast du mit mir gemacht?“ fragte Rafael atemlos. Kaori strich ihm sanft an der Halsseite entlang. Der Schwarzhaarige versuchte ihr die Hand wegzuschlagen, doch er schaffte es nicht einmal seine eigene richtig zu heben. „Bleib ganz ruhig“ sagte sie nur. „Ich hab dir ein Mittel für Muskelentspannung in den Cocktail gemischt. Keine Sorge, es ist nicht lebensgefährlich, aber du wirst dich die nächsten Stunden nicht bewegen können.“ Fassungslos sah er sie an. Sein Blick wechselte in einen Wütenden, so weit wie ihm das eben möglich war. „Du… du Miststück“ knurrte er angesäuert. Kaori kicherte. „Ich bin’s gern“ erwiderte sie und stieg von ihm runter. Rafael versuchte aufzustehen, aber dieser Versuch endet nur damit, dass er mit einem polternden Geräusch vom Bett fiel. Kopfschüttelnd ging Kaori auf ihn zu, hob seinen Oberkörper an und lehnte ihn gegen das Bett. „Egal, wie sehr du dich anstrengst, du wirst dich nicht so schnell bewegen können. Und bis es wieder so weit ist, bin ich verschwunden. Ach ja, und ich hoffe es stört dich nicht, wenn ich die hier mitnehme“ sagte sie eiskalt und hielt zwischen Zeige- und Mittelfinger eine kleine dunkelblaue Karte mit dem Logo der WBBA hoch. Das kreditkartengroße Kärtchen war die Bestätigung für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft. Rafael hütete sie wie seinen Augapfel, denn sollte er sie verlieren, wäre seine Teilnahme an der WM gestorben. Und sollte Kaori sie an sich nehmen, hatte sie die Möglichkeit in Kaylas Team zu kommen. Denn ohne Rafael waren sie zu dritt und ein vierter Spieler musste zwangsläufig einfach sein. „Lass die hier“ fauchte er mühselig. „Ganz bestimmt nicht. Mir egal, was du für Idioten in deinem Team hast – das hier ist das Ticket für mich zur Weltmeisterschaft und diese Chance lass ich mir bestimmt nicht entgehen“ erwiderte Kaori entschieden und steckte die Karte in ihre Hosentasche. Wieder versuchte Rafael sich aufzurappeln, aber er schaffte es einfach nicht. Durch die ständige Anstrengung, lief ihm der kalte Schweiß über die Stirn. „Ich hab dir gesagt, dass du es bleiben lassen sollst. Glaub mir, damit verteilt sich das Mittel nur noch schneller“ belehrte sie ihn und fing an ihr Zeug zusammenzupacken. „Warum machst du das denn? Bin ich dir nicht gut genug, oder was?“ fragte Rafael verletzt und sah sie stechend an. „Die Nacht mit uns, hat mir nichts bedeutet. Ich mach das mit allen Typen, von denen ich irgendwas haben will, aber genau weiß, dass sie es mir nie geben würden. So komm ich über die Runden“ erklärte sie gefühllos. „Das fass ich nicht… Wenn ich dich in die Finger kriege, kannst du was erleben“ fauchte er wütend. Kaori lächelte sicher. „Das wollen wir doch erst mal sehen. Bis du wieder aufstehen kannst, bin ich längst weg. Kannst mir ja Glück wünschen für die Weltmeisterschaft“ erwiderte sie verschlagen. Kaori lief zur Tür. „Bleib hier!“ rief Rafael ihr zornig hinterher. Als er versuchte aufzustehen, fiel er nach vorne und landete auf der Seite. Das Letzte, was er hörte, war wie die Tür ins Schloss fiel, danach war alles ruhig, bis auf seinen schweren Atem, den er nicht in den Griff bekam. Rafael wusste nicht, wie lange er da lag. Seine Versuche, wieder auf die Beine zu kommen waren irgendwann nur pure Verzweiflungsakte, weil er es nicht ertrug, so wehr- und hilflos auf dem Boden zu liegen. „Verdammt!“ fluchte er mit zusammengebissenen Zähnen und stützte sich erneut auf die Hände. >Komm schon, steh auf!< drängte er sich selbst in Gedanken. Ihm tropfte ein Schweißtropfen von der Nase und benetzte den Boden. Die Sicht verschwamm vor seinen Augen, doch er zwang sich weiterzumachen. Tatsächlich schaffte er es sich halbwegs aufzurichten und sich gegen das Bett zu lehnen. Rafael war völlig außer Atem. Er musste mehrere Male tief durchschnaufen, um wieder richtig Luft zu bekommen. Mit mattem Blick sah er an dem Bett hoch und dachte unfreiwillig an die Nacht, die er mit Kaori verbracht hatte. Hätte er es nur früher gewusst – oder hätte er vielleicht eher auf sein Bauchgefühl gehört – wäre das alles vielleicht nicht passiert. Dieses Mädchen hatte ihm damit das Herz aus der Brust gerissen und ein blutendes Loch hinterlassen. Er hatte Schmerzen – aber nicht körperlich. In seiner Seele brannten Wut und Verzweiflung dicht beieinander und versuchten das jeweils andere Gefühl zu bekämpfen. Rafael hätte nie gedacht, dass es ihm eines Tages mal so ergehen würde. Es war einfach furchtbar. Und wenn er nicht bald etwas unternahm, dann würde er auch nicht mehr zu Weltmeisterschaft können und damit auch sein Team im Stich lassen. >Nein! Das darf einfach nicht passieren. Kayla, Jayden, Ashley… sie alle verlassen sich darauf, dass ich wieder in Frankreich auftauche und sie dort unterstütze. Ich muss Kaori finden und ihr die Karte wieder abnehmen!< dachte Rafael entschlossen. Es fiel ihm schwer, aber er zog sich an dem Bett hoch, was ein wahrer Kraftakt war, und saß nach ein paar Minuten darauf. Schwer atmend sah er zur Seite und erblickte seinen Bey. Er leuchtete kurz rot auf. „Komm, Vulpine. Die schnappen wir uns“ murmelte er entschlossen. Er griff nach seinem Bey und hatte ihn kurz darauf in der Hand. Rafael kämpfte mit aller Kraft gegen dieses Mittel, was sich in seinem Körper befand an, und sein energisches Durchhaltevermögen zeigte Wirkung. Er schaffte es aufzustehen, musste sich aber an der Wand abstützen um nicht gleich wieder umzufallen. Als ihm die Beine einzuknicken drohten, machte er schnell einen schwerfälligen Schritt nach vorne und stand wieder einigermaßen stabil. Rafael sah sich kurz im Raum um und entschied sich, seinen Kram – außer Starter und Beyblade – einfach hier zu lassen. Später würde er noch mal hier her zurückkommen um alles zu packen, aber im Moment hatte er keine Zeit dafür. Kaori hatte ihren Vorsprung vielleicht schon gut ausgebaut. Er musste sie einfach einholen, damit er die Karte zurückbekam. Knurrend stolperte Rafael mehr schlecht als recht aus dem Hotelzimmer, nur mit einem Ziel vor Augen. Die kühle Nachtluft wehte ihr durch die Haare und der Vollmond schien auf ihren Weg. Mit einem zufriedenen Lächeln lief Kaori an dem Flussufer entlang, an dem sie Rafael vor knapp drei Tagen das erste Mal getroffen hatte. Ihr Triumph war dieses Mal größer gewesen als gedacht. Dass Rafael zu einem Weltmeisterschaftsteam gehörte, kam ihr mehr als gelegen. So hatte sie die Möglichkeit, an der WM teilzunehmen. Das war verwährt geblieben, da sie kein gescheites Team hatte. Aber, sie hatte schon von Kayla und den anderen gehört. Und Kaylas Beyfähigkeiten waren wirklich beeindruckend. Kaoris zufriedenes Lächeln wich in ein fieses. Eventuell konnte man ja noch innerhalb des Teams für etwas Zwietracht sorgen. Schlecht war der Gedanke nicht. Unbehelligt setzte sie ihren Weg fort, als plötzlich etwas an ihr vorbeischoss. Es kam ein paar Meter vor ihr auf dem Boden auf und brachte sie dazu, stehen zu bleiben. „Ein Bey?“ fragte sie sich erstaunt. Plötzlich leuchtete der Bey rot auf und etwas schoss aus ihm heraus und versperrte ihr den Weg. Ein großer roter Fuchs stand vor ihr, von Feuer umhüllt, angriffsbereit und fauchte sie wütend an. „Das ist… unmöglich…“ murmelte sie fassungslos und starrte den Fuchs an. „KAORI!“ brüllte plötzlich jemand. Erschrocken fuhr die angesprochene herum und erblickte, an einen Baum gelehnt und ziemlich außer Atem, Rafael, der sie wütend ansah. Er ließ seinen Starter sinken. „Nein… das gibt’s nicht…“ sagte sie erschrocken. „Her mit der Karte!“ forderte er sofort. Kaori fand ihre Fassung wieder. „Erstaunlich, dass du mich trotz deines Zustandes, eingeholt hast. Aber, die Karte kriegst du nicht“ erwiderte sie hart. „Dann fordere ich dich zum Kampf heraus! Wenn du verlierst, krieg ich die Karte, wenn ich verliere, kannst du sie behalten!“ sagte Rafael jetzt. Kaori sah ihn erst völlig verdattert an, dann fing sie unerwartet an zu lachen. „Komm schon. Das ist jetzt nicht dein Ernst. Wie willst du denn so kämpfen? Da hab ich ja schon gewonnen, bevor Corvus den Starter verlässt“ erwiderte sie herablassend. „Das ist mir scheiß egal! Kampflos gebe ich die Karte bestimmt nicht auf. Wenn ich verliere, dann weiß ich wenigstens, dass ich es versucht hab!“ widersprach Rafael entschlossen. Vulpine kam wieder zu ihm und sprang seinem angeschlagenen Besitzer in die Hand. Kaori lachte kalt auf. „Wenn du unbedingt willst“ meinte sie nur verächtlich und zog Starter und Beyblade. Corvus und Vulpine rasteten in ihren Startern ein. „Let it rip!“ riefen beide synchron. Die beiden Beys kamen auf dem Boden auf und umkreisten sich. „Los, Vulpine!“ rief Rafael. Kaori zog eine Augenbraue hoch. „Corvus“ sagte sie nur. Mühelos wehrte Corvus den Ausdauertypen ab. „Noch mal!“ befahl Rafael wieder. Wieder setzte Vulpine zum Angriff an und stürzte auf den Raben los. Er gab nicht auf, egal wie aussichtslos die Lage für ihn oder Rafael war. Nach einer Weile wurde es Kaori zu blöd. „Mal ehrlich, Rafael. Was bezweckst du damit? Das sind doch nur sinnlose Angriffe. Damit verschwendest du nur deine Energie“ schnaufte sie. „Ich geb nicht auf! Egal, was mich das kostet, er es nicht wagt, anzutreten, hat schon verloren! Du machst es doch genauso, oder? Erst verführst du die Kerle, steigst mit ihnen ins Bett und wenn du das hast, was du willst, lässt du sie eiskalt fallen, ohne dir über die Konsequenzen Gedanken zu machen oder mit ihnen die direkte Auseinandersetzung zu suchen! Das ist in meinen Augen einfach nur arm! Du hast kein Rückrad, aber bist ein durchtriebenes Miststück!“ fauchte Rafael wütend. „Na und? Lass mich doch. Was funktioniert ist auch erlaubt – außerdem gehen dich meine Methoden überhaupt nichts an!“ erwiderte Kaori angesäuert und ließ Corvus angreifen. „Aber nicht, wenn du anderen damit schadest! Keiner hat so was verdient!“ widersprach Rafael sauer und Vulpine konterte kraftvoll den Angriff. Kaori gab einen verächtlichen Laut von sich. „Es kann dir doch egal sein. Willst du jetzt den Moralapostel für alle Kerle, die ich verarscht hab, spielen? Komm schon, das zieht nicht!“ erwiderte sie. „Nein“ konterte Rafael. „Was?“ fragte Kaori erstaunt. „Nein! Ich will mein Team beschützen!“ sagte er entschlossen. Kaori sah ihn verwirrt an. „Ich will nicht, dass du in unser Team kommst. Du machst da bestimmt nichts als Ärger. Wir sind alle Freunde und auch wenn es mal schlecht läuft, können wir einander verzeihen! So leicht reißt uns nichts auseinander! Und deshalb werde ich unter keinen Umständen zulassen, dass du in unser Team kommst!“ rief Rafael entschieden. „Was für eine tolle Ansprache… Fertig?“ wollte sie gelangweilt wissen. „Du kapierst es nicht. Im Herzen eines wahren Bladers brennt der Kampfgeist! Ein Feuer, das alle teilen und alle verbindet! Jeder, der das Beybladen zu niederen Zwecken missbraucht, ist in meinen Augen kein wahrer Blader!“ sagte Rafael entschlossen. „Komm schon, Vulpine! Zeigen wir ihr, wie hell unser Feuer strahlt!“ Der Fuchs entfachte seinen Feuersturm. „Corvus, Special Move: Cryptic Scythe Feather!“ rief Kaori. „Special Move: Vulpine, Vulcanic Impact!“ befahl Rafael lautstark. Der Feuersturm vergrößerte sich dadurch, dass Vulpine die Klauen an der Drehfassung öffnete und zerschlug somit die Attacke von Corvus. Dann bündelte sich das Feuer in Rafaels Bey und Vulpine raste mit vollem Karacho auf den hellblau/schwarzen Bey zu. „Corvus!“ rief Kaori erschrocken aus. Es gab eine Explosion und Staub wurde aufgewirbelt. Es dauerte eine Weile, bis man wieder etwas sah, aber als es dann so weit war, kreiselte nur noch ein Bey. Vulpine drehte sich stolz neben dem geschlagenen Corvus. Kaori sackte fassungslos auf die Knie. Rafael fing zufrieden seinen Bey auf und lächelte leicht, als er auf den Symbolbolzen sah. >Auch wenn ich grad nicht bei euch bin, Leute… mein Bey und ich merken, dass ihr im Geiste bei uns seit. Und das hat mir geholfen einen neuen Special Move einzusetzen und Kaori zu schlagen< dachte er und umfasste Vulpine fester. Er sah nach vorne und wandte sich an Kaori, die immer noch fassungslos über diese Niederlage war. Langsam ging Rafael auf sie zu. „Du weißt, was wie abgemacht haben“ sagte er schließlich. „Wie… wie hast du das gemacht?“ wollte sie fassungslos wissen. „Du hättest hier gar nicht aufkreuzen können… Und dass du das Match noch gewonnen hast… ich fass das einfach nicht.“ Rafael seufzte. „Ich wiederhol mich nur ungern. Denk mal drüber nach, was ich dir eben gesagt hab. Und jetzt her mit der Karte“ forderte er und hielt ihr die Hand hin. Widerwillig packte Kaori die Karte aus ihrer Hosentasche und übergab sie Rafael. Erleichtert atmete er auf und steckte sie weg. Dann sah er zur Seite und hob Dark Corvus auf. Er drückte Kaori den Bey in die Hand und sah ihr in die Augen. „Du bist eine gute Bladerin, aber dir fehlt die innere Einstellung. Lass das mal sacken“ sagte er sanft. Dann richtete er sich auf und machte sich auf den Weg zurück ins Hotel. Kapitel 12: Auf der Suche nach einem Partner -------------------------------------------- Kapitel 12: Die Suche nach einem Partner ~Zwei Tage zuvor~ Mit geknickten Blicken, packte das unvollständige Team seine Koffer. Es war gerade ein paar Stunden her, dass sie die Nachricht von Rafael gelesen hatten und der Verlust traf die restlichen Teammitglieder sehr schwer. Sie konnten nur hoffen, dass es in Russland keine Tag-Team-Matches gab. Ansonsten würden sie für diese Runde vielleicht gar nicht zugelassen werden. Kayla verstaute die letzten Sachen in ihrem Koffer und seufzte schwer. >Oh man. Ich wollte nicht, dass es soweit kommt< dachte sie betrübt und warf noch ihren Schlafanzug in den Koffer. „Kayla?“ Ashley stand in der Tür und sah zu ihrer Teamchefin. „Ja?“ fragte sie nach und sah auf. Ashley ging auf sie zu. „Es tut mir so leid“ meinte sie entschuldigend. „Das war doch nicht deine Schuld. Rafael hat das einfach nur in den falschen Hals gekriegt. Wir müssen das Turnier in Russland irgendwie rumkriegen. Wenn wir in Frankreich sind, wird er auch wieder auftauchen. Immerhin hat er es versprochen“ erwiderte Kayla aufmunternd. „Ich hab trotzdem ein schlechtes Gewissen“ sagte Ashley und sah betrübt zu Boden. Kayla klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter. „Mach dir keinen Kopf darüber. Der taucht schon wieder auf. Wir müssen uns jetzt erst mal um das Team in Russland kümmern. Danach sehen wir weiter“ meinte Kayla entschieden. Ashley nickte. „Ja, vielleicht hast du recht“ stimmt sie schließlich zu. Kayla lächelte. „Das wird schon.“ „Was anderes… Wie lange haben wir noch Zeit?“ fragte Ashley nach. „Nicht mehr lange. Ich pack jetzt noch fertig und schau mal, wie weit Jayden ist. Wir müssen in einer halben Stunde am Flughafen sein“ erklärte Kayla. „Scheiße“ entwich es Ashley leise. „Warum?“ wollte Kayla wissen. „Ich wollte mich – wenn es geht – noch mal mit Kyoya vorher treffen. Ich weiß, dass ich ihn jetzt lange nicht sehe, aber wie lang ist ja noch nicht ganz klar“ erwiderte Ashley. Die Teamchefin nickte verstehend. „Tut mir leid, aber ich glaube das wird nichts. Wir stehen echt unter Zeitdruck“ sagte Kayla bedauernd. „Ist schon in Ordnung“ winkte Ashley lächelnd ab. „Bist du so weit fertig?“ fragte Kayla nach. „Ja, bin ich. Jayden ist auch soweit. Wenn du dann fertig bist, können wir ja gehen“ sagte Ashley. Anderthalb Stunden später saßen die drei schließlich in dem Flugzeug, das sie nach Russland bringen sollte. Jayden wirkte etwa blass um die Nase herum. „Geht’s dir nicht gut?“ fragte Ashley, die sich ans Fenster gesetzt hatte, interessiert. „Doch, alles okay“ gab Jayden verkrampft zurück. Kayla musterte ihn mit einem prüfenden Blick. „Das ist jetzt nur geraten, aber kann es sein, dass du Flugangst hast?“ wollte sie wissen. „Hehe. Wie kommst du darauf?“ stellte Jayden leicht unsicher die Gegenfrage. „Na ja. Du bist leichenblass im Gesicht, krallst dich an den Sitz wie ein Bescheuerter und machst auch so einen recht verkrampften Eindruck“ sagte Ashley entschieden. „Stimmt“ nickte Kayla. „Okay, ihr habt mich erwischt. Ich hab Angst vor Flugzeugen und großen Höhen… und dass wir hier vielleicht eine Bruchlandung hinlegen“ erklärte Jayden zittrig. Ashley verdrehte die Augen. „Mein Gott. Es sterben jährlich mehr Menschen auf der Straße bei Autounfällen, als bei Flugzeugabstürzen“ meinte sie. „Aber, bei Autounfällen ist die Wahrscheinlichkeit, dass man überlebt viel höher“ protestierte Jayden. Ashley beugte sich zu Kayla, die in der Mitte saß rüber. „Er ist ein ziemlicher Angsthase, oder?“ raunte sie ihrer besten Freundin entgegen. „Ja, kann man so sagen. Ich hab gar nicht gewusst, dass er so eine Angst vorm Fliegen hat“ erwiderte Kayla und sah zu ihrem Teamkollegen. Jayden versuchte seine Atmung zu beruhigen, aber gerade, als er es offensichtlich geschafft hatte, setzte sich das Flugzeug in Bewegung und rollte auf die Startbahn zu – und die Panik brach von neuem aus. Kayla seufzte. „Komm schon. Bis nach Russland ist es ein ganzes Stück und du willst doch nicht ernsthaft so verkrampft da sitzen. Damit holst du dir doch nur eine unnötige Verspannung“ meinte sie. „Kayla hat recht. Chill einfach mal“ sagte Ashley gut gelaunt. „Ihr habt gut reden“ grummelte Jayden zurück. „Reg dich einfach ab“ seufzte Kayla und ließ ihren Kopf gegen die Lehne sinken. Das Flugzeug war nun auf der Startbahn und die Turbinen heulten auf, als der Flieger auf seine Startgeschwindigkeit beschleunigte. Kayla und Ashley nahmen das gelassen hin, während Jayden aussah, als würde er gleich seinen Sitz auseinandernehmen. Kurze Zeit später befanden sie sich in der Luft und Jayden machte immer noch keine Anstalten sich abzuregen. „Jayden, wir werden die nächsten 15 Stunden hier verbringen, also entspann dich“ sagte Kayla schließlich. „Ich hab aber Angst!“ jammerte er. Ashley seufzte genervt. „Gut, dann viel Spaß“ grummelte sie. Es war bereits spät abends. Die Sonne ging langsam unter. Den Zwischenstopp in Peking hatten sie schon lange hinter sich gebracht und es waren noch drei Stunden, bis sie in Moskau landen würden. Während die anderen seelenruhig schliefen, bekam Kayla kein Auge zu. Sie würde nach über fünf Jahren das erste Mal wieder nach Hause kommen. Es war ein seltsames Gefühl. Obwohl sie schon so lange in Japan lebte, war sie immer noch auf eine gewisse Weise an Russland gebunden. Ihre Mutter war damals mit ihr nach Japan gezogen, nachdem Kaylas Vater sie und ihre Mutter eiskalt sitzen gelassen hatte. Die Braunhaarige seufzte schwer. Seitdem hatte sie ihren Vater nicht mehr gesehen – und das war noch ein knappes Jahr, vor ihrem Umzug nach Japan. Kayla wünschte sich mal wieder ihr altes Haus zu sehen. Es hingen doch noch sehr viele Erinnerungen an ihrem alten Zuhause. Vermutlich würde alles überschwappen, wenn sie eine Weile in Moskau umhergelaufen war. Aber, eigentlich tat es das jetzt schon. Und das Hotel, in dem sie sich die nächste Woche aufhalten sollten, befand sich nur ein paar Kilometer von ihrer ehemaligen Heimat entfernt. Kayla überlegte, ob sie es Jayden erzählen sollte. Er und Rafael wussten nicht einmal, dass sie ursprünglich aus Russland kam. Nur Ashley wusste davor, und wenn sie keiner danach fragte, sagte sie es auch niemanden. Kayla musste leicht schmunzeln, als sie an Ashleys Nationalitäten dachte. Das war ein ziemliches Chaos und es war schon eine größere Aktion, jemanden die Situation zu erklären. Die Teamchefin wusste aber Bescheid. Ashleys Mutter war damals für kurze Zeit in Spanien gewesen und hatte dort einen Deutsch/Spanier kennengelernt. Offenbar hatte es auf Anhieb gefunkt. Als ihre Mutter merkte, dass sie schwanger war, war sie schon längst wieder in Japan. Und da sie selbst Russin war, hatte Ashley heute drei Nationalitäten: Russisch, Spanisch und Deutsch. Natürlich ist ihr Vater der kleinen Familie hinterher gezogen, aber das Glück hielt nicht lange und als Ashley neun war, ließ ihr Vater die beiden einfach stehen – ähnlich wie bei Kayla. Die Braunhaarige schnaufte. Warum musste alles so kompliziert sein? Hätte sie nicht einfach in einer stinknormalen Familie aufwachsen können? Dann wäre sie vielleicht auch niemals zu Dark Nebula gekommen. Ein weiterer Grund, warum Kayla damals von ihrer Mutter Reißaus genommen hatte. Irgendwann hatte es zwischen den beiden nur noch gekracht, es gab kaum noch schöne Momente. Kayla liebte ihre Mutter, aber sie konnte nicht bei ihr bleiben, wenn sie sich furchtbar benahm. Die Trennung von ihrem Vater hatte ihr sehr zugesetzt. Kayla hatte es auch nie wirklich verarbeitet, aber irgendwie konnte sie weiter gehen, im Gegensatz zu ihrer Mutter, die immer noch in der Vergangenheit lebte. Die Teamchefin schluckte. >Tust du das nicht auch? Oder warum bist du Ryuga damals hinterher gejagt? Und kannst du ihn deshalb bis heute nicht wirklich vergessen?< fragte eine hämische Stimme in ihrem Kopf. Kayla schüttelte sich kurz. Nein, das stimmte so nicht. Sie lebte im hier und jetzt und war mit ihrem Team bei der Weltmeisterschaft. Sie hatte viel zu viel um die Ohren, als dass sie sich über vergangene Dinge Gedanken machen könnte. Wieder seufzte sie schwer. Sie sah aus dem Fenster und den Sternen, sowie dem Vollmond entgegen. >Was mich wohl Zuhause erwartet?< „Man, es ist kalt hier“ schlotterte Ashley und zog ihre Jacke enger um sich. „Natürlich ist es kalt hier. Wir sind immerhin in Russland und nicht auf den Bahamas“ gab Jayden zurück. Er war wesentlich entspannter und auch nicht mehr so blass, wie noch im Flugzeug. Sie standen noch im Flughafengebäude und hatten gerade ihr Gepäck abgeholt, was über eine halbe Stunde auf sich hatte warten lassen. Der Flug war wirklich anstrengend und die Nacht nicht sehr erholsam gewesen. Sie wollten alle einfach nur noch ins Hotel. „Wir müssen noch mit dem Zug in die Innenstadt. Von hier aus kommen wir nicht weit. Der Flughafen ist etwas abgelegen“ erklärte Kayla und sah sich die Zugfahrpläne an. „Wie lang dauert das?“ wollte Jayden wissen und sah auf die Tafel. Bis auf die in Englisch verfassten Sätze konnte er nichts davon lesen. „Nur eine viertel Stunde. Vom Bahnhof aus sind es dann nur noch zehn Minuten Fußmarsch bis zum Hotel“ erklärte Kayla und wandte sich an ihr Team. „Woher weißt du das?“ fragte Jayden verblüfft. Kayla lächelte. „Ich hab hier früher gelebt“ erklärte sie. „Du… was?!“ Jayden fiel die Kinnlade runter. „Warum weiß ich davon nichts?!“ Kayla zuckte die Schultern. „Du hast ja nie danach gefragt, wo ich herkomme“ erwiderte sie banal. „Los, kommt, sonst verpassen wir unseren Zug“ sagte Ashley und ging in Richtung des Bahnhofs. Die anderen folgten ihr und geduldig warteten sie, bis der Zug einfuhr. Als sie darin saßen und sich ein Abteil genommen hatten, wurde Kayla von Jayden erst einmal ausgefragt. „Sag mal, warum hast du es nie für nötig gehalten, mir und Rafael zu sagen, dass du ursprünglich hier aus Russland kommst?“ wollte er wissen. „Keine Ahnung. Hat sich irgendwie nie ergeben“ meinte Kayla. „Warum lebst du dann in Japan, wenn du hier geboren wurdest?“ fragte Jayden weiter. „Lange Geschichte“ seufzte Kayla und sah hinaus auf die schneebedeckte Landschaft. Ashley, die neben Jayden saß, stupste ihm sacht ein die Rippen. Als er sie ansah, schüttelte sie leicht den Kopf. Jayden verstand die Aufforderung und hakte nicht weiter nach. Er sah wieder zu Kayla, deren trüber Blick starr nach draußen gerichtet war. Mitleidig seufzte der Blauhaarige. Den Rest der Zugfahrt über, schwieg sich das Team einfach nur an. Durch eine Panne hatte der Zug über eine Stunde Verspätung. Vollkommen entnervt verließen die drei den Zug und waren erst mal wieder froh endlich aus diversen Transportmitteln draußen zu sein. Der Bahnhof war wirklich groß, aber der Ausgang war gut ausgeschildert, weshalb das Team nicht lange herumsuchen musste. Nun standen sie vor dem riesigen Gebäude und wussten im ersten Moment nicht weiter. „Und wo müssen wir jetzt hin? Moskau ist ja gigantisch!“ sagte Ashley ratlos und sah sich erstaunt um. Kayla setzte ihren Rucksack ab und packte eine Stadtkarte aus. Sie wusste eigentlich genau, wo sie war, aber sie wollte sicher gehen, dass sie sich nicht irrte. „Wir müssen da lang“ sagte sie und zeigte in eine Richtung. „Bist du dir da sicher?“ wollte Jayden zweifelnd wissen. „Aber na klar“ grinste Kayla zurück. Die drei nahmen ihr Gepäck und wollten gerade losgehen, als plötzlich jemand lautstark Kaylas Namen durch die Menge brüllte. Verblüfft blieben die drei ein weiteres Mal stehen, als ein blondhaariges Mädchen auf sie zugerannt kam. Stürmisch umarmte sie Kayla. „Kayla! Mein Gott! Wer hätte gedacht, dass ich dich noch mal hier treffe!“ rief die Blonde außer sich vor Freude. Ashley und Jayden sahen sich perplex an. „A-Arina?!“ stammelte Kayla überrascht, als ihr Gedächtnis schaltete und das Mädchen zuordnen konnte. Die Blonde ließ die Teamchefin und los und macht zwei kleine Hüpfer auf der Stelle. „Ich freu mich so dich wieder zu sehen! Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt?!“ fragte sie freudig. „In Japan. Ich war letztes Jahr bei Battle Blader dabei. Hast du das Turnier nicht gesehen?“ stellte Kayla die Gegenfrage. „Nein, ich hab von dem Turnier gehört, aber es nicht gesehen. Du hast bestimmt den ersten Platz gemacht, oder?!“ meinte Arina grinsend. Kayla schnaufte. „Ich hab katastrophal verloren“ murmelte sie zurück. Arina blickte sie verwundert an. Ashley bemerkte, dass Kayla das Thema unangenehm war, deshalb lenkte sie kurzerhand die Aufmerksamkeit von Arina auf sich. „Hey, wer bist du eigentlich? Und woher kennst du Kayla?“ fragte Ashley. Arina drehte sich zu ihr um. „Ich bin Arina. Arina Sorokin. Kayla und ich kennen uns schon seit Kindertagen. Wir sind früher in dieselbe Klasse gegangen“ grinste sie. „Oh. Ich bin Ashley Sharma“ stellte sie sich kurz vor. „Freut mich dich kennenzulernen“ meinte Arina und schüttelte ihr kurz die Hand. Dann wandte sie sich an Jayden. „Und du bist?“ „Jayden Sakurada“ sagte Jayden und reichte ihr ebenfalls die Hand. „Und was hast du mit denen beiden zu schaffen?“ fragte Arina an Kayla gewandt. „Wir sind ein Team“ lächelte sie stolz. „Aber, fehlt euch nicht einer? Ihr müsst doch eigentlich mindestens zu viert sein“ schlussfolgerte Arina. „Unser vierter Mann hat uns vor etwa zwei Tagen einfach im Stich gelassen. Ist eine längere Geschichte“ erklärte Jayden. Arina nickte verstehend. „Können wir bitte langsam ins Hotel? Ich kann meine Füße nicht mehr spüren“ schlotterte Ashley. „Klar. Arina, bringst du uns hin?“ fragte Kayla. Arina nickte eifrig. „Natürlich. Kommt mit!“ Eine halbe Stunde später saßen sie zu viert in einem der beiden Doppelzimmer. Jayden hatte dieses Mal ein Zimmer für sich allein, da Rafael nicht da war. Ashley schlotterte schon die ganze Zeit. Sie hatte zwar schon einen dicken Pullover und ein T-Shirt darunter an, aber trotzdem schien das nicht auszureichen, um sie warm zu halten. „Hoffentlich erkältest du dich nicht“ meinte Arina und setzte sich neben sie. „Ich auch nicht“ erwiderte Ashley zitternd. Kayla seufzte. „Ich hab mal die Turnierregeln durchforstet“ begann sie nun. Alle wurden hellhörig. „Und?“ hakte Jayden nach. „Wir können nicht zu dritt antreten“ antwortete Kayla. „Wieso nicht?“ fragte Ashley empört. „Die Regeln besagen, dass ein Team aus vier Stammspielern bestehen muss. Wir sind nur drei“ erwiderte Kayla, grinste aber seltsamerweise. „Und das findest du noch lustig?!“ fragte Jayden skeptisch und zog eine Augenbraue hoch. Kayla lachte kurz. „Nein, natürlich nicht. Aber, wir müssen uns eigentlich keine Sorgen machen, denn wir dürfen zum Ersatz für diese Runde einen anderen Blader, der nicht in einem Team, das an der WM teilnimmt, nehmen. Und es ist egal, wer es ist.“ Alle sahen sie perplex an. „Und an wen hast du da gedacht?“ hakte Ashley nach. Kayla sah direkt zu Arina. „Na, hast du Lust, an der WM teilzunehmen?“ fragte die Teamchefin. Arina fielen fast die Augen heraus, so perplex sah sie Kayla an. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“ sagte sie nur. Kayla lachte. „Komm schon. Ja oder Nein. Wenn nicht, fahren wir gleich wieder heim und schauen uns die WM vom Fernseher aus an. Wenn wir diese Runde verlieren, sind wir sowieso draußen.“ „Also, ich kann dich ja nicht einfach hängen lassen. Auch wenn wir uns Jahre nicht gesehen haben. Und außerdem wollten Cygnus und ich gerne mal unsere Fähigkeiten gegen richtig gute Gegner ausprobieren“ nickte Arina zurück. „Du hast Cygnus noch?“ fragte Kayla erstaunt. Arina packte ihren Bey aus. „Natürlich! Ich hab ihn etwas umgebaut seit damals und er ist ein durch und durch ausdauernder Typ“ präsentierte sie stolz. Der dreifarbige Bey, der überwiegend in Silber, Weiß, sowie Hell- und Dunkelblau gehalten war, hatte auf seinem Symbolbolzen einen kleinen silbernen Schwan. Ashley und Jayden staunten nicht schlecht und betrachteten den Bey genauer. „Inferno Cygnus 125ES. Noch kein Angriffstyp hat gegen ihn gewonnen, da er sich wirklich extrem lange dreht“ grinste Arina. „Wow. Nicht schlecht. Damit könntest du uns echt bei der WM helfen! Du bist unsere Rettung!“ freute Jayden sich. Arina grinste. „Ich hab schon in der Vergangenheit mal öfters Held des Tages gespielt“ lachte sie. Kayla nickte zustimmend. „Da hast du allerdings recht. Treffen wir uns morgen Vormittag vor dem Hotel? Wir müssen zusammen trainieren und unsere Fähigkeiten aufeinander abstimmen“ sagte sie. Arina nickte verstehend. „Na klar. Es ist auch schon spät. Ich muss langsam nach Hause“ meinte sie und stand auf. „Gut, dann sehen wir uns morgen. Ich ruf an, wenn sich was ändert“ erwiderte Kayla. Vorhin hatten sie noch schnell ihre Handynummern ausgetauscht, als sie auf dem Weg ins Hotel waren. „Okay, bis dann“ verabschiedete Arina sich und ging. Die Tür fiel ins Schloss und das Team sah sich verwundert an. „Das ging ja jetzt schnell. Und ich dachte schon einen Moment lang, dass für uns die Weltmeisterschaft gelaufen wäre“ meinte Ashley. „Auf Arina kann ich mich verlassen. Das konnte ich schon immer. Sie hat mich noch nie hängen lassen“ sagte Kayla entschieden und stand ebenfalls auf. „Ich will mich jetzt aufs Ohr hauen. Jayden, ich denke du kommst alleine klar, oder?“ „Na klar“ lächelte er zurück. „Gute Nacht, Jayden“ sagte Ashley noch schnell, bevor sie mit Kayla aus der Tür verschwand und sich auf den Weg in ihr Zimmer machten. Kayla verschwand als Erste im Bad. Als sie ein paar Minuten später wieder dort herauskam und zu Ashley sah, hatte diese sich schlotternd in die Decke ihres Bettes eingekuschelt. „Man, wenn ich dich so ansehe, wird mir gleich noch kälter“ zitterte die Blonde. Kayla trug nur ein Top und eine kurz Shorts. Sie hatte kein Problem mit kalten Temperaturen. Zumindest nicht so wie Ashley. Hier im Hotelzimmer war es doch behaglich warm. „Zieh dir am besten mal deinen dicken Schlafanzug an. Vielleicht wird dir ja gleich wärmer“ schlug Kayla vor. Schlotternd richtete Ashley sich auf und ging ins Bad. Kurze Zeit später kam sie wieder ins Zimmer und rieb sich die kalten Oberarme. Kayla hatte sich bereits hingelegt und wartete darauf, das Licht ausmachen zu können. Nach der letzten Nacht im Flieger, wollte sie endlich wieder in einem richtigen Bett schlafen. Ashley kuschelte sich in ihre Decke. „Nacht“ sagte Kayla noch und knipste die Lampe aus. „Nacht“ erwiderte Ashley ebenfalls. Es verging eine halbe Stunde. Ashley versuchte ihr unkontrolliertes Zittern in den Griff zu kriegen. Ihr war so furchtbar kalt. Sie versuchte an Situationen zu denken, bei denen Kyoya immer neben ihr lag, aber nicht einmal das half ihr, sich zu entspannen und diese schreckliche Kälte zu vergessen. Ein genervtes Seufzen drang vom Nachbarbett zu ihr. Ashley sah kurz zur Seite, konnte aber nichts erkennen, da es stockfinster war. Dann wurde sie von hinten angetippt. „Rutsch mal ein Stück. Bei diesem Zähneklappern kann ich nicht schlafen“ sagte Kayla. Ashley machte Platz und ehe sie es sich versah, lag ihre beste Freundin bei ihr unter der Decke. Die Betten waren zum Glück groß genug, dass sie ohne Probleme zu zweit da hinein passten. Ohne zu Zögern kuschelte Ashley sich an die Wärmequelle. „Mensch, du bist ja eiskalt“ sagte Kayla mitfühlend. „Und du verbrennst bestimmt gleich“ schlotterte Ashley zurück. „Nein, nicht so wirklich“ lachte Kayla zurück und legte einen Arm um die Jüngere. Einen Moment herrschte Schweigen. „Wenn Kyoya das jetzt sehen würde“ schmunzelte die Blonde plötzlich. „Der hätte sich gleich zu dir ins Bett gelegt“ grinste Kayla zurück. Ashleys Blick wurde traurig. „Ich vermisse ihn“ murmelte sie. Kayla seufzte. „Kann ich verstehen.“ „Was ist mit dir? Vermisst du Tsubasa nicht?“ wollte die Blonde wissen. Kayla schluckte leicht. „Ich weiß es nicht“ hauchte sie ehrlich zurück. „Das versteh ich nicht“ sagte Ashley. „Das mit dir und Kyoya passt wirklich perfekt. Ihr seid das Traumpaar schlechthin und durch deinen Einfluss, hat sich Kyoya auch ziemlich verändert. Ich hab ihn vorher nie so oft so ehrlich lächeln sehen, wie wenn er bei dir ist. Und bei Tsubasa… Ich hab das Gefühl, dass ich ihm nicht das geben kann, was er braucht und dass es umgedreht genauso ist“ versuchte Kayla es zu erklären. „Darf ich mal ehrlich sein?“ fragte Ashley. Kayla nickte. „Klar.“ „Ihr beiden passt überhaupt nicht zusammen“ meinte Ashley. Die Braunhaarige seufzte. „Es ist seltsam.“ „Ja, dass du dich so an ihn klammerst. Mein Gott, du bist total hübsch! Such dir doch jemand anderen. Im Ernstfall könnte Tsubasa dich sowieso nicht beschützen“ erwiderte Ashley und schnaufte. „So etwas mach ich sowieso selbst. Ich mag es nicht, wenn andere sich so für mich aufopfern. Nach allem, was passiert ist, hab ich das nicht verdient“ sagte Kayla. „Quatsch. Auch du brauchst irgendwann mal Hilfe. Eines Tages kommt der Punkt, an dem du nicht mehr alleine weiterkommst“ widersprach die Blonde entschieden. Kayla seufzte schwer. „Vielleicht hast du recht“ meinte sie schließlich. Die beiden hüllten sich in Schweigen und schliefen irgendwann ein. Morgen hatten sie einen anstrengenden Tag vor sich. Kapitel 13: Konfrontation mit der Vergangenheit ----------------------------------------------- Kapitel 13: Konfrontation mit der Vergangenheit Als Ashley am nächsten Morgen aufwachte, lag sie wieder alleine in ihrem Bett. Draußen war es schon hell und ein Blick auf ihre Uhr verriet ihr, dass es viertel nach Acht war. Die Blonde kuschelte sich wieder in ihre Decke. Ihr Wecker würde sowieso gleich losgehen und damit auch Kayla wecken. Ashley hörte die Bettdecke von Kayla rascheln und die Blonde drehte sich zu ihr um. Kayla streckte sich genüsslich. „Morgen“ sagte Ashley. Kayla sah sie an und gähnte herzhaft. „Morgen“ erwiderte die Teamchefin und setzte sich auf, nur um sich kurz darauf wieder in ihr Kissen zu werfen. „Ich will nicht aufstehen“ grummelte Ashley daraufhin. „Denkst du, mir geht es besser? Durch diese verdammte Zeitumstellung, hab ich viel zu wenig geschlafen. Wir machen heute ein oder zwei Stunden Training und dann hau ich mich wieder aufs Ohr“ maulte Kayla und vergrub ihr Gesicht in ihrem Kissen. Ashley lächelte. „Die Idee ist gar nicht so schlecht. Jayden wird wohl auch dafür sein“ meinte sie schließlich. „Bestimmt“ seufzte Kayla zurück. Eine Weile blieben die beiden noch liegen, dann schwang Kayla sich widerwillig aus dem warmen Bett und stand auf. Sie ging zu dem großen Fenster und blieb davor stehen. Über Nacht hatte es wohl geschneit. Die Dächer waren ganz weiß und die Schneemenge, die auf ihnen lag, zeugte von einem recht heftigen Schneeschauer. Auch Ashley stand nun auf und stellte sich neben Kayla. „Wow“ sagte die Blonde perplex. „Ich hab noch nie richtigen Schnee gesehen!“ Kayla sah sie erstaunt an. „Wirklich nicht?“ „Nein. Ich hab mit meiner Mutter in einer recht warmen Region gewohnt und da, wo wir jetzt sind, sind die Winter auch meistens nur verregnet oder von Temperaturen her kalt. Aber, Schnee hab ich so noch nie zuvor gesehen!“ erklärte Ashley. „Früher haben wir auf der Straße oder im Garten Schneemänner gebaut oder Schneeballschlachten gemacht. Die russischen Winter sind kalt und lang. Da bleibt genug Gelegenheit für so was“ erzählte Kayla. „Wir? Meinst du damit dich und deine Familie?“ wollte Ashley wissen. Kayla nickte leicht. „Ja, meistens ich und mein Papa. Mama wollte nie so wirklich.“ Nachdenklich sah die Teamchefin aus dem Fenster und ließ ihren Blick über die verschneiten Dächer schweifen. Ashley nickte verstehend. „Wirst du dein altes Zuhause noch einmal besuchen?“ fragte sie vorsichtig. Kayla seufzte schwer. „Ich weiß es nicht. Insgeheim hab ich Angst davor“ gab sie ehrlich zu. „Aber, du wurdest hier geboren und hast die ersten zehn Jahre deines Lebens hier verbracht. Da wird es dir schon keiner übel nehmen, wenn du wieder nach Hause kommst“ sagte Ashley gut gelaunt. Sie drehte sich um und suchte sich ihre Sachen aus ihrem Schrank zusammen. Kayla sah ihr kurz nach, bevor Ashley im Bad verschwand. Mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck wandte Kayla sich wieder zum Fenster und sah hinaus auf die weiße Stadt. Ein schweres Seufzen entwich ihr. >Ashley hat vielleicht gut reden< dachte sie frustriert, beschloss aber dann auch sich anzuziehen. Nach dem Frühstück traf sich das Team mit Arina im Park. Es war bitterkalt, aber Jayden und Kayla trotzten der Kälte in ihren dicken Winterjacken nahezu mühelos. Nur Ashley hatte Probleme, ihr unkontrolliertes Zittern in den Griff zu bekommen. „Man, warum muss es denn hier so klirrend kalt sein?!“ fragte sie schlotternd. „Ist für den Juni auch recht ungewöhnlich. Eigentlich fällt im Mai der letzte Schnee. Es ist das erste Mal, dass es im Juni noch mal schneit. Die letzten Tage waren nämlich ziemlich warm“ erklärte Arina. „Morgen sieht das Wetter bestimmt wieder anders aus“ meinte Jayden aufmunternd. „Na, ich hoffe es“ schnaubte Ashley. Kayla unterbrach die Konversation. „Also, so wie es aussieht, werden Ashley und Arina ihre Fähigkeiten aufeinander abstimmen müssen. Jayden und ich sind ja schon ein eingespieltes Team und da Rafael fehlt, wird Arina seinen Platz vorerst einnehmen“ sagte sie sachlich. „Und wie wollen wir das anstellen?“ fragte Arina verwirrt. „Ich hatte noch nie solche Tag-Team-Kämpfe.“ >Na super< war Ashleys gedankliches Kommentar dazu. >Kayla schleppt uns hier die totale Anfängerin an. Da können wir auch gleich das Handtuch werfen.< Sie wusste nicht, ob es an der Kälte lag, dass sie so schlecht drauf war, oder wirklich wegen Arina. Dass Ashley sie als Tag-Partnerin bekommen sollte, behagte ihr nicht wirklich. Auch wenn Ashley es ungern zugab – jetzt wäre ihr Rafael wesentlich lieber. „Ach, keine Sorge. Das kriegen wir schon hin“ grinste Jayden optimistisch. „Er hat recht. Auch wenn das Turnier schon morgen losgeht – es ist immer noch genug Zeit, um dich einzuweisen“ schloss Kayla sich an. „Ich schlage vor, dass wir einfach mal einen Zwei-Gegen-Zwei-Kampf machen. Ashley, du kämpfst mit Arina und Jayden du mit mir. Alles klar?“ Die anderen drei nickten. Zu viert stellten sie sich nun an die Arena und machten ihre Beys startklar. Zusammen zählten sie runter: „3… 2… 1… Let it rip!“ Die Beys kamen gekonnt in der Arena an und zogen ihre Runden. Ashley war sofort erstaunt darüber, dass Arinas Bey mit ihrem vom Tempo her mithalten konnte. Nach der Aussage der Russin, handelte es sich doch um einen Ausdauertypen. „Cygnus, los!“ rief Arina motiviert und griff Rock Canine an. Jayden erschrak über die Angriffskraft, ließ seinen Bey aber sofort kontern. Kayla bekam das mit und wollte Jayden aus der Patsche helfen, aber Ashley verhinderte das. „Dolphin, jetzt!“ befahl Ashley. Es krachte, als Dolphin Falcon rammte. Kayla grinste. „Nicht schlecht“ lobte sie schließlich. „Ich fang doch gerade erst an“ erwiderte Ashley. Dolphin stemmte sich immer weiter gegen Falcon. Kayla lächelte vielsagend. Falcon machte einen Schlenker und attackierte Dolphin immer wieder mit heftigen Schlägen, die den kleineren Angriffstyp zurückdrängten. „Cygnus!“ rief Arina plötzlich. Ihr Bey knallte gegen Falcon und schickte ihn ein Stück weit in die Luft. Knapp kam der Bey von Kayla wieder in der Arena auf. Wieder sah Ashley erstaunt auf Cygnus. „Sag mal, Arina? Ist dein Bey wirklich ein Ausdauertyp? Die Angriffskraft lässt nicht unbedingt darauf schließen“ meinte sie zweifelnd. Arina sah sie an und grinste. „Ja, das denken alle. Der starke Angriff kommt durch die Eternal Sharp Bladespitze. Durch die Stabilität ist er in der Lage so heftig anzugreifen“ erklärte sie. „Aber, das ist noch nicht alles, was er kann.“ „Halt dich nicht zurück. Ich will sehen, was du kannst, damit ich sichergehen kann, dass du dich für die Kämpfe morgen auch wirklich eignest“ sagte Kayla entschieden. „Na gut, wie du willst“ meinte Arina daraufhin. Cygnus griff Falcon heftig an. Kayla merkte, dass eine Menge Power hinter den Angriffen steckte und das hatte sie nicht anders erwartet. „Canine, Tornado Fang!“ rief Jayden plötzlich. Sein Bey entfachte einen gewaltigen Sturm. „Gute Idee! Falcon, los!“ rief Kayla enthusiastisch. Ihr Bey schoss furchtlos in den Sturm hinein und ließ sich auf der Pfote, die durch den Wind im Inneren entstanden war, nach oben tragen. Ashley zog erschrocken die Luft ein. „Das ist ihre Kombinationsattacke! Pass auf!“ warnte Ashley ihre vorübergehende Partnerin. Arina nickte verstehend. „Falcon, Thunder Dive!“ befahl Kayla sofort. Dolphin schoss auf den Arenarand zu und sprang in die Luft. „Storm Wave!“ rief Ashley. „Cygnus, Special Move: Blizzard Crash!“ rief Arina daraufhin. Die Spezialattacken krachten zusammen. Dolphin knallte auf Canine, der dadurch zum Stehen kam, aber durch den Sturm, wurde auch Ashley mit ins Aus geschickt. Falcon und Cygnus knallten in einer spektakulären Kollision aufeinander. Schwan und Falke bekämpften sich noch einen Moment, dann wurde Arinas Bey im hohen Bogen aus der Arena geschossen. Falcon kreiselte als Einziger noch in der Arena. Gekonnt fing Kayla ihren Beyblade auf und grinste. „Wie immer. Ich hab dich damals schon kaum besiegt. Es gibt wohl Dinge, die sich nie ändern“ meinte Arina und hob Cygnus auf. „Kayla ist die Beste in unserem Team. Ohne sie wären wir verloren“ sagte Jayden lachend und klopfte der Teamchefin auf die Schulter. „Ja, vielleicht“ lachte Kayla zurück. „Und was machen wir jetzt?“ fragte Ashley in die Runde. „Weiteres Training ist eigentlich unnötig, da ihr beiden ganz gut miteinander harmoniert. Ich schlage einfach mal vor, dass wir uns den Rest des Tages freinehmen“ erwiderte Kayla daraufhin. „Eine gute Idee“ freute Jayden sich. „Ja, finde ich auch“ stimmte Arina zu. Ashley gähnte laut. „Die Zeit werde ich sinnvoll nutzen und mich noch ein paar Stunden aufs Ohr hauen“ meinte sie müde. „Arina, hättest du Lust mir die Stadt zu zeigen?“ fragte Jayden interessiert. Die Blonde sah ihn erst etwas verblüfft an, dann nickte sie aber. „Gerne doch. Und was machst du, Kayla?“ fragte sie nach. Kayla atmete tief durch. „Mal schauen, was sich in meinem alten Zuhause so verändert hat“ gab sie ehrlich zu. Ashley nickte mitfühlend. „Willst du dich jetzt noch vor dem Turnier damit belasten? Übermorgen ist auch noch ein Tag“ meinte sie skeptisch. „Nein. Den Tag nach dem Turnier brauchen wir zum Koffer packen und außerdem ist es mir dann zu stressig. Jetzt hab ich die Zeit, also werde ich es auch nutzen“ erwiderte Kayla entschieden. „Wie du meinst“ sagte Jayden daraufhin. „Also, dann. Bis nachher“ verabschiedete sich Kayla, drehte sich um und ging. Nachdem sie außer Sichtweite war, wandte Jayden sich an Ashley. „Was ist denn damals vorgefallen?“ wollte er wissen. Ashley seufzte, doch bevor sie etwas sagen konnte, nahm Arina ihr die Erklärung ab. „Ihre Eltern haben sich, als sie gerade einmal zehn war, im Streit getrennt. Ein Jahr später ist sie mit ihrer Mutter nach Japan gezogen und hat ihren Vater seitdem nicht mehr gesehen. Sie weiß nicht, was sie von ihm denken oder halten soll und ist deshalb ziemlich verwirrt. Sie will endlich Gewissheit. Ich kann das gut verstehen“ erklärte Arina. „Ja, so hat sie es mir auch damals erzählt. Ich war die Einzige von uns vieren, die wusste, dass sie aus Russland kommt und das mit ihren Eltern“ nickte Ashley betroffen. „Warum hat sie denn nie etwas erzählt?“ fragte Jayden verständnislos. „Das weiß ich auch nicht so genau. Vermutlich wollte sie kein Mitleid und dass wir uns Sorgen um sie machen“ meinte Ashley nachdenklich. „Das ist typisch für Kayla. So war sie schon immer. Keine Schwäche zeigen und immer durchhalten“ bestätigte Arina. „Ja. Ohne diese Einstellung hätte sie es nie zur-“ fing Jayden an, doch Ashley unterbrach ihn. „Jayden“ sagte sie einfach nur eindringlich. Er verstand den Wink und sagte nichts weiter. Es war nicht allgemein bekannt, dass Kayla bei Dark Nebula gewesen war. Nur die Leute, mit denen sie engeren Kontakt hatte, wussten davon. Es war nie an die Öffentlichkeit gekommen, da Kayla noch vor dem Turnier ausgestiegen war und vorher durch ihre Nachdrücklichkeit – auch wegen Ashley – nichts bekannt gemacht wurde. „Muss ich das jetzt verstehen?“ fragte Arina verständnislos. „Nein“ kam es im Chor zurück. „Sie soll es dir selbst erzählen“ meinte Jayden daraufhin. Arina nickte verstehend. „So, ich geh jetzt. Viel Spaß bei eurem Stadtrundgang“ sagte Ashley und setzte zum Gehen an. „Ja, bis später“ verabschiedete Jayden sich. Als sie außer Sichtweite war, begannen er und Arina ihren Stadtrundgang. Kayla sah sich in einer so vertrauten Umgebung um. Hier war sie damals jeden Tag nach der Schule entlang gelaufen. Ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Es war schön mal wieder hier zu sein. Nach all den Jahren hatte sie vergessen, wie es sich anfühlt, nach Hause zu kommen. Und dabei war das irgendwann mal selbstverständlich gewesen. Unbeirrt setzte Kayla ihren Weg fort. In eine ganz bestimmte Richtung. Zu einem ganz besonderen Ort. Es vergingen noch ein paar Minuten, bis sie ihr Ziel erreichte. Sie verlangsamte ihren Schritt, als sie durch das Villenviertel lief und stoppte vor einem Haus, das in einer langgezogenen Kurve lag. Kayla schluckte schwer. Sie trat an den Zaun und sah sich im Vorgarten um. Er war hübsch bepflanzt, doch ein Teil der Blumen lag noch unter dem bereits wieder schmelzenden Schnee. Verschiedene Szenen spielten sich vor ihrem geistigen Auge ab. Gedankenverloren ließ sie ihren Blick über jeden Winkel des großen Hauses schweifen, bis sie plötzlich aus ihren Gedanken gerissen wurde. „Was machst du da?“ fragte eine weibliche Stimme neben ihr. Kayla zuckte zusammen und zog erschrocken die Luft ein. „Sie haben mich erschreckt“ sagte Kayla ein wenig atemlos. Die Frau, die neben ihr stand, hatte schwarze Haare und braune Augen. Argwöhnisch und misstrauisch wurde die junge Bladerin von diesen gemustert. „Was machst du da?“ wiederholte die Frau abermals. Dieses mal nachdrücklicher und schon fast drohend. Kayla ließ sich davon nicht einschüchtern. „Ich hab früher hier gewohnt“ erwiderte sie deshalb einfach. „Das kann jeder sagen. Verschwinde hier!“ fauchte die Frau wütend. Kayla verstand die Welt nicht mehr. Wer war sie? Und was fiel ihr ein, so mit ihr zu reden?! „Nein, das werde ich nicht“ widersprach Kayla ruhig. „Erst möchte ich etwas wissen.“ „Und was?“ fragte ihre Gegenüber nach. „Wohnt Alexander Hiwatari noch hier?“ fragte Kayla und schien damit die junge Frau vor ihr aus dem Konzept zu reißen. Einen Moment herrschte ein angespanntes Schweigen. „Ja, er wohnt noch hier in diesem Haus“ erwiderte sie. „Wer bist du, wenn ich fragen darf?“ „Ich bin seine Tochter“ antwortete sie fest. Plötzlich wurde der Gesichtsaudruck der Frau vor ihr weich und sie lächelte. „Dann musst du Kayla sein, nicht wahr? Ich bin Anja, seine Verlobte“ erklärte sie. Kayla schluckte schwer. „Ich… Ich wusste nicht, dass er wieder verlobt ist. Nach der Sache mit Mama…“ Sie brach ab. Anja sah sie mitfühlend an. „Komm doch erst mal mit rein. Hier draußen ist es ziemlich kalt. Alex kommt bestimmt bald von der Arbeit“ schlug sie vor. Kayla willigte mit einem Nicken ein. Sie folgte Anja zu dem Haus, in dem sie einst selbst gewohnt hatte. Eine seltsame Anspannung machte sich in ihr breit, als Anja die Haustür öffnete und sie hereinbat. Kayla schluckte schwer und trat ein. Es hatte sich viel verändert, das erkannte sie auf den ersten Blick. Die Treppe war neu, die Bilder an der Wand waren auch nicht mehr dieselben, selbst der Boden war anders. Kayla brauchte einen Moment um sich aus ihrer Starre zu lösen. „Es hat sich eine Menge verändert, oder?“ fragte Anja lächelnd. „Ja, stimmt“ nickte Kayla etwas abwesend. „Komm mit in die Küche. Da können wir uns zusammensetzen“ schlug Anja vor. Kayla nickte nur. Langsam bewegte sie sich durch den Flur in die Küche. Jeder Winkel war hier noch so vertraut für sie. Ein magischer Moment, den sie nicht mehr missen wollte. „Wie lange sind Sie schon mit ihm verlobt?“ fragte Kayla nach und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Sag du. Ich bin Anja. Schon seit zwei Jahren“ erzählte die Schwarzhaarige verträumt. Kayla nahm sich die Zeit, die Frau vor ihr etwas genauer zu mustern. Ihre langen schwarzen Haare fielen ihr über die Schultern. Sie war schlank und auch ziemlich groß. Kayla schätzte sie ungefähr Mitte dreißig. Älter war Anja auf keinen Fall. „Doch schon so lange. Ich war schon seit sechs Jahren nicht mehr hier. Aber, wenn ich mich so umsehe kommt es mir vor, als ich wäre ich das Doppelte oder dreifache der Zeit weggewesen“ meinte Kayla. „Du warst damals ja auch noch ziemlich jung. Vielleicht sind einige Erinnerungen nicht mehr ganz so klar, wie damals“ vermutete Anja und bot Kayla mit einer einfachen Geste an, sich zu setzen. Die Braunhaarige nahm das Angebot dankend an und ließ sich auf den Stuhl sinken. Eine Weile herrschte Schweigen zwischen den beiden. Als Anja etwas sagen wollte, unterbrach sie das Klacken der Haustür. „Ich bin wieder zuhause!“ rief jemand. Kaylas Augen wurden groß, als sie die Stimme erkannte. Anja sprang auf und begrüßte ihren Verlobten im Flur. „Alex, du wirst nicht glauben, wer da ist“ meinte sie lächelnd. „Wieso, wer ist denn gekommen?“ fragte Alex verdutzt. In dem Moment kam Kayla aus der Küche und sah ihren Vater erstaunt an. Es war ewig her, dass sie ihn gesehen hatte. „Papa…“ hauchte sie monoton. „Kayla? Bist du das?“ fragte er verwirrt. „Ja, sie war vorhin hier und ich hab sie hereingebeten. Ich hoffe, das war in Ordnung“ meinte Anja. Irgendein unangenehmer Stachel piekste in Kaylas Herz, als sie ihren Vater mit dieser Frau sah. Sie war zwar nett und alles, aber es zerstörte das Bild der glücklichen Familie, welches die Braunhaarige immer noch vor Augen hatte. Alex ging auf seine Tochter zu und umarmte sie. Kayla konnte die liebevolle Geste nicht erwidern. Sie musste erst einmal den stechenden Schmerz in ihrem Brustkorb unter Kontrolle bekommen. „Wie geht es dir?“ fragte Alex lächelnd. Als er sich von ihr löste, sahen sie sich eine Weile in die Augen und plötzlich spürte Kayla heiße Tränen in ihren blauen Seelenspiegeln brennen. Bevor sie etwas dagegen tun konnte, schwappten alle Emotionen über und sie fing an zu weinen. „Papa!“ schluchzte sie und umarmte ihn stürmisch. Alex war völlig überrumpelt von diesem plötzlichen Gefühlsausbruch. Er schloss seine Tochter in die Arme und ließ die Laptoptasche, welche er über der linken Schulter trug, einfach achtlos auf den Boden fallen. Es dauerte ein paar Minuten, bis Kayla sich wieder beruhigt hatte. „Hey, was ist denn los?“ fragte er vorsichtig. „Du… du weißt gar nicht, wie sehr ich dich in den letzten Jahren gebraucht hätte! Wo warst du verdammt?! Mama ist so durchgedreht, nachdem du Schluss gemacht hast! Ich hatte nichts von dir. Keine Nummer, keine Möglichkeit dich irgendwie zu erreichen. Selbst unsere alte Adresse wollte Mama mir nicht verraten!“ weinte Kayla und wischte sich die Tränen weg. Anja sah Kayla mitfühlend an und holte dann ein Taschentuch aus der Küche. „Was ist denn passiert?“ wollte Alex wissen. „Ich hab so viel durchgemacht. Ich hätte dich gebraucht und du warst nicht da!“ schluchzte Kayla abermals. Alex nahm sie tröstend in den Arm. Er verstand die Verzweiflung seiner Tochter durchaus. Er hätte sich allein um ihretwillen darum kümmern sollen, wenigstens ein paar Mal im Jahr nach Japan zu fliegen, um sie zu besuchen. „Bist du von Zuhause abgehauen oder wohnst du immer noch bei deiner Mutter?“ fragte Alex schließlich. „Ich hab schon mit 13 von Zuhause Reißaus genommen“ erklärte Kayla und schluckte schwer. Alex nickte verstehend. „Hat sie sich so sehr nach der Trennung verändert?“ „Ja, verdammt. Ich hab es nicht mehr ausgehalten. Sie hat danach alles in den Sand gesetzt. Um mich hat sie sich auch kaum noch gekümmert. Irgendwann war es mir dann zu bunt. Ich bin abgehauen. Auch wegen meines ehemaligen besten Freundes“ erwiderte Kayla und atmete tief durch. „Was hat er denn damit zu tun?“ fragte Alex verwirrt. Kayla winkte ab. „Lange Geschichte. Ich will auch ehrlich gesagt nicht darüber reden“ erwiderte sie wahrheitsgemäß. Alex nickte daraufhin. „Und bist du wegen des Turniers jetzt hier?“ wollte er wissen. „Ja. Ich und mein Team treten morgen an“ antwortete Kayla. Sie hatte sich endlich wieder beruhigt. Warum es eben so übergekommen war, wusste sie selbst nicht. Vermutlich war sie einfach nur überglücklich ihren Vater nach so langer Zeit wiederzusehen. Verübeln konnte man ihr das nicht. „Weißt du was?“ sagte Alex plötzlich. „Hm?“ Kayla hob den Kopf und blickte ihn erwartungsvoll an. „Wir sollten das zukünftig ändern. Ich würde auch gern wieder Kontakt mit dir haben. Ich weiß ja so gut wie nichts über dich – und dabei bist du meine eigene Tochter“ meinte Alex. Kayla lächelte und nickte. „Ja, dafür wäre ich auch. Aber, kannst du es dir denn leisten, ein oder zweimal im Jahr nach Japan zu kommen?“ fragte sie nach. „Ich hab im Übrigen auch Kunden in Japan. Von daher komme ich da so oder so mal hin“ erwiderte Alex. „Ich würde mich freuen, wenn es klappen würde“ lächelte Kayla zurück. Alex umarmte sie. „Ich mich auch. Danke“ erwiderte die Braunhaarige und atmete tief durch. Eine Weile herrschte Schweigen. Die beiden lagen sich einfach nur in den Armen und genossen die Nähe des jeweils anderen. Anja, die dabei stand, hatte ebenfalls kleine Tränen in die Augen. Die Szene war einfach schön. Noch nie hatte sie so einen bewegenden Moment miterleben dürfen. Nach einer Weile lösten sich Vater und Tochter wieder voneinander. „Versprichst du mir, dass du dich bei mir meldest?“ fragte Kayla. „Natürlich. Und du versprich mir, dass du auf dich aufpasst“ erwiderte Alex. Kayla nickte zuversichtlich. „Na klar.“ Dann stand sie auf. „Ich muss auch so langsam wieder gehen. Die anderen sollen sich keine Sorgen machen“ sagte Kayla schließlich. „Kann ich verstehen. Ich werde mich auf jeden Fall bei dir melden und dich auch besuchen kommen“ meinte Alex. Nun mischte sich auch Anja wieder ein. „Ich würde mich auch freuen, dich wieder zu sehen.“ „Garantiert. Man sieht sich immer zweimal im Leben“ grinste Kayla zurück. Die beiden begleiteten die Jüngere noch zur Tür und verabschiedeten sich dort. Kayla machte sich ohne Umschweife auf den Rückweg zum Hotel. Ein leichtes Lächeln zierte ihre Lippen, auch wenn sie sich eigentlich für ihren übertriebenen Gefühlsausbruch schämte. Abrupt blieb sie stehen. >So etwas sollte ich ganz schnell wieder vergessen. Ich muss meine Gefühle nicht mehr unterdrücken. Außerdem ist so was besser, als es in einer Tour in sich reinzufressen< dachte sie energisch und schnaubte, bevor sie ihren Weg fortsetzte. Eine viertel Stunde später war sie endlich wieder im Hotel. Sie machte sich auf den Weg in das Zimmer, dass sie sich mit Ashley teilte. Beherzt klopfte Kayla an die Tür. Kurz darauf wurde diese geöffnet und Ashley stand darin. Sie grinste. „Hi“ begrüßte sie ihre beste Freundin. „Hey“ meinte Kayla nur lächelnd und betrat das Hotelzimmer. Die Braunhaarige zog ihre dicke Jacke und ihre Schuhe aus und schmiss sich auf ihr Bett. Ashley war verwundert über diese Euphorie. So kannte sie Kayla nicht. „Was ist denn los? So gut drauf?“ wollte die Blonde interessiert wissen. „Ich war wieder zuhause“ erzählte Kayla stolz und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Und? Wie ist es gelaufen?“ fragte Ashley interessiert und setzte sich auf ihr Bett. Kayla sah sie an und erzählte ihr alles. Nachdem sie geendet hatte, lag ein warmes Lächeln auf Ashleys Lippen. „Ich freu mich für dich.“ „Und ich mich erst! Ich hätte mir nicht mal mehr im Traum denken können, dass ich Papa noch mal eines Tages wiedersehen werde. Wäre er damals von dort weggezogen, hätte ich ihn nicht getroffen. Das war ein absolut perfekter Zufall“ sagte Kayla grinsend. „Jayden und Arina sind wohl auch ein ‚absolut perfekter Zufall’“ meinte Ashley plötzlich. Kayla richtete sich auf und sah ihre beste Freundin verwundert an. „Wie meinst du das?“ wollte die Teamchefin verwirrt wissen. „Sie scheinen sich echt gut zu verstehen. Jayden hat mir vorhin eine SMS geschrieben, dass er noch eine Weile bei Arina ist und erst heute Abend zurück kommt“ grinste Ashley. Kayla machte einen Schneidersitz und sah Ashley immer noch perplex an. „Ach was“ war Kayla einziges Kommentar dazu. „Ja. Aber ich freu mich für Jayden. Die beiden würden gut zusammenpassen. Wer weiß… Wir sind ja noch ein paar Tage hier. Vielleicht ergibt sich etwas“ meinte Ashley nur. „Ich würde mich auch für ihn freuen“ sagte Kayla schließlich. „Arina ist wirklich nicht verkehrt.“ Einen Moment herrschte Schweigen. „Hast du eigentlich irgendwas von Rafael gehört?“ fragte Kayla schließlich. Ashley nickte eifrig. „Ja, hab ich“ bestätigte sie und holte ihr Handy vom Nachttisch. „Er hat mir vorhin eine SMS geschrieben.“ Kayla stand auf und setzte sich neben ihre beste Freundin, die nun auf ihrem Handy die SMS aufrief. Kayla las sich die Kurzmitteilung durch. Hey Leute! Ich hatte in Japan noch einige Probleme. Sorry, dass ich mich nicht gemeldet hab. Bis zum Turnier in Frankreich bin ich da. Macht euch keine Sorgen. Gruß, Raff „Gut, dann müssen wir uns keine Gedanken machen, wenn wir diese Runde hier gewonnen haben“ meinte Kayla schließlich. „Was er wohl mit ‚einigen Schwierigkeiten’ meint?“ fragte Ashley sich. „Das wird er uns erzählen, wenn er wieder da ist“ erwiderte Kayla überzeugt. „Und was machen wir, wenn er nicht in Frankreich auftaucht?“ wollte Ashley wissen. „Locker bleiben. Noch ist es nicht so weit. Rafael war zwar ziemlich frustriert nach dem Turnier, aber wenn er sagt, dass er bis zum nächsten Turnier wieder da ist, dann wird das auch so sein“ widersprach Kayla fest. „Du hast einen Optimismus…“ schnaubte die Blonde. „Nach allem, was passiert ist, ist das eigentlich ein Wunder“ grinste Kayla. Ashley fing an zu lachen. Warum, wusste sie nicht so ganz. Ihr war einfach danach. Unwillkürlich lachte Kayla mit. Es war das erste Mal seit Wochen, dass sie wieder so ausgelassen war. Nachdem sie sich wieder von ihrem Lachkrampf erholt hatten, sahen sie sich an. „Und jetzt?“ fragte Ashley ratlos. Kayla legte sich wieder auf ihr Bett. „Faulenzen. Morgen haben wir einen harten Kampf vor uns“ erwiderte sie. „Das kriegen wir hin, oder?“ fragte Ashley grinsend. „Na klar“ stimmte Kayla optimistisch zu. Kapitel 14: Brandheißer Kampf in einer eiskalten Stadt ------------------------------------------------------ Kapitel 14: Brandheißer Kampf in einer eiskalten Stadt Arina kugelte sich fast vor Lachen. Jaydens Sprüche waren wirklich lustig. Der Blauhaarige musste nur grinsen. „Man, wie kommst du immer auf so was?“ wollte sie wissen und versuchte sich wieder zu beruhigen. „Keine Ahnung“ erwiderte Jayden ebenfalls lachend. Es dauerte einen Moment, bis sich Arina wieder eingekriegt hatte, aber es gelang ihr relativ gut. „Schade, dass ihr schon bald wieder abreisen müsst“ meinte sie schließlich etwas geknickt. „Wir sind nach dem Turnier noch knapp anderthalb Tage hier – vorausgesetzt, wir gewinnen die Partie morgen“ sagte er. „Das schaffen wir schon. Ich bin ja auch noch dabei. Vielleicht schaffen wir es ja, gleich die ersten zwei Runden zu gewinnen. Das russische Team soll nicht so gut sein“ erklärte Arina. „Ich weiß noch gar nicht, wer morgen antreten wird. Wenn es klappt, kannst du auch kämpfen“ vermutete Jayden. „Außerdem müssen wir diese Runde gewinnen, um nach Frankreich zu fliegen, weil Rafael dort auf uns warten wird.“ Er seufzte schwer und ließ den Blick sinken. Arina stützte die Ellenbogen auf den Küchentisch und legte ihr Gesicht in ihre Hände. „Du vermisst ihn, oder?“ fragte sie schließlich. „Ja, er ist mein bester Freund. Wir zwei haben schon einiges durchlebt. Ohne ihn wird es eigentlich nie langweilig. Rafael ist manchmal schwierig, aber wenn man mit seinen Launen umzugehen weiß, dann ist er unglaublich zuverlässig und man kann mit ihm nahezu jeden Scheiß veranstalten. Was wir gerissen haben, als wir noch Kinder waren, geht auf keine Kappe mehr“ erzählte Jayden und schwelgte kurz in Erinnerungen. „Wahrscheinlich hilft er dir auch nicht, verrückt zu werden, bei den beiden Mädels“ vermutete Arina. „Ja, das auch. Aber, ich komm mit Kayla und Ashley sehr gut klar“ erwiderte er. „Weiß ich. Ich hab mich früher mit Kayla auch verdammt gut verstanden, aber sie ist mir irgendwie fremd geworden“ meinte Arina nachdenklich. Jayden hob verdutzt den Kopf. „Inwiefern?“ „Ich kann es nicht genau sagen, aber sie ist so… anders“ sagte Arina nachdenklich. Der Blauhaarige schnaufte. „Nach allem, was in den letzten drei Jahren passiert ist, kann ich es ihr nicht übel nehmen, dass sie sich verändert hat“ meinte er. „Wieso? Was ist eigentlich passiert?“ wollte Arina interessiert wissen. „Ich glaube, es ist besser, wenn sie es dir selbst erzählt. Es ist wirklich ziemlich hart und bevor ich irgendwas verdrehe, solltest du Kayla selbst danach fragen“ erwiderte Jayden. Arina nickte verstehend. „Das sollte ich tun.“ Sie sah nach draußen. Es wurde langsam dunkel. Auch Jayden folgte ihrem Blick und sah etwas erschrocken auf die Uhr. „Schon so spät?! Hoffentlich machen sich die anderen keine Sorgen“ meinte er und stand auf. Arina erhob sich ebenfalls und Jayden lief schon etwas überstürzt zur Tür, als Arina ihn plötzlich am Arm packte. Verwirrt drehte er sich zu ihr um. Die Blonde gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange und grinste ihn an. Jayden war knallrot. Selbst eine Ketchupflasche würde gegen ihn im Moment blass aussehen. „Wir sehen uns morgen“ grinste sie. „Okay“ erwiderte Jayden langsam und sichtlich perplex. Wie betäubt ging er die Tür raus und erst als er schon einige Meter von Arinas Haus weg war, blieb er stehen und griff sich vorsichtig an die Wange. „Das Mädel bringt mich noch mal um den Verstand“ murmelte er und drehte sich kurz um. Dann grinste er und machte sich gut gelaunt auf den Weg zurück ins Hotel. Völlig erledigt ließ Kayla sich auf ihr Bett fallen. Ashley sah sie besorgt an. „Es geht schon“ erwiderte die Braunhaarige matt, als sie den Blick ihrer besten Freundin auffing. „Du siehst ganz schön erledigt aus. Dabei haben wir jetzt weder lang, noch hart trainiert. Was macht dir denn zu schaffen?“ wollte Ashley wissen. „Zeitumstellung… das Wetter…“ murmelte Kayla und schloss erschöpft die Augen. Ashley seufzte besorgt. „Willst du wirklich morgen kämpfen? Du bist doch-“ Abrupt hielt sie inne, als sie merkte, dass Kayla eingeschlafen war. Ashley seufzte abermals. >Jeder merkt doch, dass es ihr nicht gut geht. Es ist ein ständiges Auf und Ab und manchmal fehlt ihr einfach die Kraft, um sich gegen die Erinnerungen, die sie so quälen zu wehren. Das könnte eine lange Nacht werden< vermutete sie. Bevor sie sich noch weiter darüber Gedanken machen konnte, klopfte es an der Tür. Ashley stand von ihrem Bett auf und öffnete diese. „Oh, hallo Jayden“ begrüßte sie ihn überrascht. „Hi“ grinste er zurück. „Ich-“ Ashley unterbrach ihn sofort. „Nicht so laut. Kayla schläft. Komm, wir gehen rüber“ erwiderte sie, schnappte sich leise den Zimmerschlüssel und verließ den Raum. „Sie schläft schon? Es ist doch erst halb neun“ meinte er verständnislos. „Es geht ihr nicht so gut“ erwiderte Ashley besorgt. „Oh je. Müssen wir heute Nacht wieder Schichten schieben?“ fragte er nach. „Nein, ich denke so schlimm ist es nicht“ erwiderte Ashley und blieb vor Jaydens Zimmertür stehen. Jayden schloss diese auf und Ashley setzte sich auf den Stuhl, während der Blauhaarige sich auf dem Bett niederließ. „Was hat sie denn? War sie nicht heute Mittag noch so gut gelaunt?“ fragte Jayden verwirrt. „Ja, aber seit dem Training geht es ihr wieder verdammt schlecht. Ihre körperliche Verfassung spielt bei den ganzen Faktoren im Moment einfach nicht richtig mit. Wir sind alle müde – ich auch – aber es geht mir trotzdem so gut, dass ich beim beybladen Vollgas geben kann“ meinte Ashley. „Weißt du, was ich gemerkt hab? Kayla macht einen gravierenden Fehler. Anstatt einfach mal zu akzeptieren, dass alles so ist, wie es nun mal ist, versucht sie es zu verdrängen und baut eine Mauer um sich diese grässlichen Erinnerungen vom Leib zu halten. Auf der einen Seite kann ich das verstehen, auf der anderen Seite ist es bei Weitem keine Dauerlösung“ erklärte Jayden. „Ist doch sonst nicht ihre Art“ murmelte Ashley. „Ja, aber der Kampf hat sie ziemlich mitgenommen. Ihr Sturkopf, ist das einzige, was sie wieder zum Training gebracht hat. Wäre der nicht gewesen, würde Kayla heute nicht mehr kämpfen“ meinte er und stützte die Hände auf die Bettdecke. „Was glaubst du, würde passieren, wenn Ryuga wieder auftauchen würde?“ fragte Ashley unvermittelt. „Je später, desto besser“ erwiderte er seufzend. „Mal was anderes… wie war’s bei Arina?“ fragte die Blonde daraufhin um das Thema zu wechseln. „Schön. Ich war nur etwas überrumpelt, als sie mir einen Kuss auf die Wange gegeben hat“ erzählte Jayden. Er wurde leicht rot, was Ashley nicht entging. „Ich glaube unser kleines Hasi ist verliebt“ grinste sie verschmitzt. Jayden schnaubte. „Das ist nicht lustig“ grummelte er zurück. Ashley lachte. „Doch, finde ich schon. Und ich würde mich für dich freuen, wenn das mit Arina was werden würde. Sie passt ganz gut zu dir“ meinte sie nun. „Ja, der Meinung bin ich auch“ gab er ehrlich zu und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Einen Moment herrschte Schweigen zwischen den beiden. „Willst du dann wieder rüber gehen? Ich brauch meine Ruhe. Wir haben morgen einen anstrengenden Tag vor uns“ sagte Jayden schließlich. Ashley nickte verstehend. „Wir sehen uns dann morgen früh“ verabschiedete sie sich und verließ das Hotelzimmer. Sie ging den Flur entlang, bis zu dem Raum, den sie sich mit Kayla teilte. Langsam drehte sie den Schlüssel im Schloss herum und lugte hinein. Kayla schlief immer noch. Sie hatte sich auf die andere Seite gedreht und lag in voller Montur auf der Bettdecke. Ashley seufzte und bedachte Kayla mit einem besorgten Blick. Vorsichtig ging sie auf das Bett ihrer besten Freundin zu, setzte sich langsam darauf und rüttelte diese sanft an der Schulter. „Kayla“ sagte Ashley leise. Langsam öffnete die Braunhaarige die Augen und sah Ashley verschlafen an. „Hm?“ machte die Teamchefin nur. „Willst du dich nicht noch umziehen?“ fragte Ashley. Kayla sah an sich herunter. „Sollte ich vielleicht machen“ murmelte sie zurück und schwang sich aus dem Bett. Müde kramte sie ihren Schlafanzug aus dem Koffer und begab sich ins Bad. Ashley sah ihr mitfühlend hinterher. >Ich kann ihr doch nicht schon wieder an den Kopf werfen, dass sie morgen nicht antreten sollte!< dachte sie frustriert. Eine Weile später kam Kayla wieder aus dem Bad und trottete mehr schlecht als recht zu ihrem Bett. „Kayla, willst du morgen-“ fing Ashley an. „Ich kämpfe morgen“ beschloss Kayla sofort. Sie drehte sich zu Ashley und sah ihr fest in die Augen. „Es geht mir gut, nur der Tag war anstrengend. Verlass dich drauf. Dieses Mal nicht. Ich werde morgen kämpfen.“ Ashley sah sie erstaunt an, nickte dann aber. Sie wollte Kayla nicht schon wieder einen Kampf ausreden. Das war für beide Parteien nicht angenehm. „Okay“ nickte Ashley schließlich. Kayla lächelte sanft. „Das wird schon“ meinte sie zuversichtlich. „Hoff ich doch“ grinste Ashley zurück. Sie stand auf und ging ebenfalls ins Bad, um sich dort umzuziehen. Als sie fertig war, legte sie sich ebenfalls ins Bett. „Gute Nacht“ meinte Ashley noch und machte das Licht aus. Doch, als keine Antwort kam, war ihr schnell klar, dass Kayla wieder eingeschlafen war. >Ich hoffe, du weißt was du tust< dachte sie und schloss die Augen, um langsam im Land der Träume zu versinken. Der nächste morgen begann früh, da das Turnier schon auf zehn Uhr angesetzt war. Das Team Axis machte sich deshalb schon zeitig auf den Weg zum Stadion. Dort warteten sie auf Arina. „Sie ist spät dran“ stellte Ashley fest. „Wir haben noch eine halbe Stunde“ beruhigte Jayden sie. „Wer kämpft eigentlich?“ „Ich geh im ersten Kampf und den zweiten überlass ich Arina. Ich will mal sehen, was sie kann. Den dritten übernimmt dann Jayden, da er in der ersten Runde nicht kämpfen durfte“ sagte Kayla entschieden. „Dann machst du für uns gleich die erste Runde klar?“ fragte Jayden erstaunt. „Natürlich. Damit ist der Grundstein für den Sieg schon gelegt“ erwiderte Kayla. Ashley sah sie etwas zweifelnd an. Gestern Abend ging es Kayla noch so schlecht, doch sie schien wieder voll auf der Höhe zu sein. Hoffentlich war das auch nicht nur optisch so. „Hey, Leute!“ rief plötzlich jemand und zog die Aufmerksamkeit der drei auf sich. Das Team drehte sich um und erkannte Arina, die auf sie zukam. „Hi, du bist etwas spät“ meinte Ashley sofort. „Entschuldigt. Ich hatte noch ein paar Schwierigkeiten. Also, wer kämpft?“ fragte Arina. „Erst ich, dann du und Jayden zum Schluss“ antwortete Kayla. „Okay, dann lasst uns mal reingehen“ beschloss Arina einfach und betrat das Stadion, gefolgt von den anderen. Die vier gingen in den Aufenthaltsraum. Kayla zog ihre dicke Winterjacke aus und packte Storm Falcon aus, um ihn noch einmal gründlich durchzuchecken. Ihr skeptischer Blick blieb am Energiering hängen. „Was ist los?“ fragte Jayden verwundert. „Ich weiß nicht…“ erwiderte Kayla und schraubte ihren Bey auseinander. „Oh. Das ist los.“ Sie hob den Energiering hoch und zeigte den anderen die gebrochene Stelle. „Hast du Ersatz dabei?“ fragte Ashley sofort. „Ja, aber der zweite Energiering liegt im Hotel“ erwiderte Kayla zerknirscht und sah auf die Uhr. Diese sagte ihr, dass sie noch etwa zwanzig Minuten hatte. „Ich flitze noch mal schnell zurück. Das könnte Falcon zum Verhängnis werden, wenn ich mit dem kaputten Energiering kämpfe“ meinte sie und stand auf. „Beeil dich“ sagte Arina nur. Kayla zog ihre Jacke an, schnappte sich ihren Bey und nickte ihr zu. „Bis gleich“ verabschiedete sie sich und verschwand aus dem Raum. Sie rannte den Weg bis zum Hotel durch die belebten Straßen und wurde von dem einen oder anderen Passanten etwas schräg angeschaut, aber darauf konnte sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Im Hotel angekommen, hastete sie die Treppe bis zum zweiten Stock hoch. Schnell lief sie zu ihrem Zimmer und schloss die Tür auf. Hektisch kramte sie in ihrem Koffer, um die keine Federtasche mit den Ersatzteilen herauszusuchen. Es gab nicht viele Teile, die für Storm Falcon passten. Die meisten waren Spezialanfertigung, die sie noch aus der Zeit von Dark Nebula hatte. Deshalb hatte sie zu jedem Bauteil nur jeweils ein Ersatzteil. Nur einen weiteren Symbolbolzen besaß sie nicht. Es ging selten etwas kaputt, aber wenn es mal der Fall war, war es gut, immer etwas dabei zu haben. Schnell legte Kayla Falcon auf den Tisch und schraubte ihn auseinander. Sie nahm den alten Energiering ab und wollte den neuen einsetzten, aber ihre rechte Hand zitterte so stark, wegen der Hektik, dass sie diese mit der anderen festhalten musste. Kayla beeilte sich, damit der Bey schnell wieder zusammengebaut war und flitzte dann wieder aus dem Hotelzimmer zurück zum Stadion. Dort lief sie dann, etwas gemächlicher, durch die Gänge. Die anderen warteten schon ungeduldig auf die Teamchefin, die kurze Zeit später auch wieder den Mannschaftsraum betrat. „Bin wieder da“ verkündete Kayla und setzte sich neben Ashley. „Gut. Wir haben noch zehn Minuten. Dann kannst du dich etwas von deinem Marathon erholen“ meinte Arina. „Ja, das sollte ich wohl tun“ stimmte Kayla zu. Man merkte, dass sie doch ziemlich außer Atem war, aber das sollte sich gleich wieder bessern. Das Team machte sich dann auf den Weg zur Arena. Der Applaus, als das Team angekündigt wurde und das Stadion betrat, war eher dürftig. „Hassen die uns alle?“ fragte Jayden skeptisch. „Nein, aber wir sind die Gegenspieler des einheimischen Teams. Ist doch klar, dass wir hier nicht mit donnerndem Applaus empfangen werden“ entgegnete Arina. „Okay, Leute! Herzlich Willkommen zu dem heutigen Turnier in Moskau! Unser Team, Lavushka, hat heute das Team Axis als Gegner! Zur Erinnerung: Sollte Axis heute verlieren, ist das das Ende für sie bei dieser Weltmeisterschaft!“ verkündete der Sprecher laut. „Wir drücken dir die Daumen Kayla“ grinste Ashley. „Ich hab den Sieg schon in der Tasche“ meinte Kayla siegessicher. „Als erstes werden Kayla, die Teamchefin von Team Axis und Nowaguma gegeneinander antreten!“ rief der DJ durch die Halle. „Das kriegst du hin“ meinte Jayden zuversichtlich. „Na klar. Ich hau mal ordentlich auf den Putz“ grinste Kayla gut gelaunt zurück und zwinkerte Ashley, die sie etwas skeptisch ansah, zu. „Wir drücken dir die Daumen. Viel Glück“ sagte Arina optimistisch. „Danke“ erwiderte Kayla und machte sich auf den Weg zur Arena. Auch auf der gegnerischen Seite wünschten Aleksei und Leira ihrem Teamkollegen viel Glück. Nun standen sich die beiden Kontrahenten gegenüber und warteten auf das Startsignal. „Bist du schlecht gelaunt, Ashley?“ fragte Arina interessiert. „Nein, eigentlich nicht. Mir missfällt es nur etwas, dass Kayla kämpfen will. Gestern war sie noch nicht ganz auf der Höhe“ erwiderte Ashley seufzend. „Lass sie einfach mal machen. Sie kriegt das schon hin“ entgegnete Jayden daraufhin. „Um die ganze Sache etwas interessanter zu machen, wird das ein Kampf werden, der nur durch einen Stillstand entschieden werden kann!“ verkündete der Sprecher plötzlich. Kayla sah sich verwundert um. Die Arena war gängiger Standard. Sie fand nichts, was daraufhin deuten konnte, dass hier ein Arena Aus nicht möglich war. Plötzlich schossen Käfigwände aus dem Boden rund um die Arena. Kayla erschrak sich heftig und wirbelte herum. Auch ihr Team war nicht gerade erfreut über diese Wende der Ereignisse. „Was zur Hölle soll das denn jetzt?!“ fragte Jayden erschrocken. „So verhindert man ein Arena Aus“ erwiderte Arina banal. „Das ist doch absolut unfair! Ich finde einen Blader sollte man bei einem Turnier schon klar machen, womit man es zu tun hat“ sagte Ashley aufgebracht. „Hier ist man wohl anderer Meinung. Ich hab schon gehört, dass das russische Team angeblich nicht ganz sauber ist“ gab Arina ehrlich zu. Jayden und Ashley sahen sie verstört an. „Und damit rückst du erst jetzt raus?! Wer weiß was passiert, wenn Kayla da jetzt kämpft!“ sagte der Blauhaarige sauer. „Sie kommt schon klar“ erwiderte Arina sicher und sah zur Arena. Tatsächlich hatte Kayla sich von dem anfänglichen Schock gut erholt und ließ nun in aller Ruhe ihren Bey im Starter einrasten. „Okay, seit ihr so weit? 3… 2… 1… Let it rip!“ Die beiden Gegner ließen ihre Beys in die Arena schnellen. Kayla fackelte überhaupt nicht lange und ging sofort in die Offensive. „Wow! Kayla verliert wirklich keine Sekunde und attackiert ihren Gegner sofort, um ihre Stellung zu behaupten!“ rief der DJ dazwischen. Mit immer wieder harten Schlägen attackierte Storm Falcon den gegnerischen Rock Orso, um ihn weiter abzudrängen. „Los, Falcon! Bleib dran!“ befahl Kayla. Falcon schlug wieder heftig zu, nahm Anlauf und kickte Orso gegen die Käfigwand. Der Bey prallte davon ab und landete wieder schwankend in der Arena. Falcon verlor keine Zeit, sammelte noch mehr Geschwindigkeit, um dann wieder anzugreifen. „Und du machst dir Sorgen um sie?“ fragte Jayden verständnislos und zog die Augenbraue hoch. „Ich bin selbst gerade etwas überrascht“ gab Ashley verblüfft zu. „Falcon, Lightning Thunder Storm!“ rief Kayla. Ihr Bey wurde von einem weißen Kraftfeld umhüllt und schoss auf Orso zu. „Orso, jetzt!“ befahl Nowaguma plötzlich. Falcon hielt weiterhin auf den Gegner zu und es schien, als würde er gegen eine Wand prallen. Orsos Verteidigung war plötzlich so stark, dass Kayla es nicht mehr schaffte mit einem Schlag mühelos dort hindurch zu brechen. „Was?!“ entfuhr es Kayla erschrocken. „Wieso kommt sie da nicht durch?!“ fragte Jayden verwirrt. „Weil Orso jetzt erst seine wahre Stärke ausspielt. Er hat darauf gewartet, dass Kayla sich erst etwas verausgabt. Jetzt kann er ohne Probleme zurückschlagen“ erklärte Arina. „Kayla hat ihn wohl nicht richtig ernst genommen. Sie hat es auf einen schnellen Sieg abgesehen“ schlussfolgerte Jayden. „Aber warum fällt sie so einfach darauf rein?!“ fragte Ashley verständnislos. „Das wäre jeder“ antwortete Arina nur. Kayla versuchte weiterhin die Verteidigung von Orso zu durchbrechen, aber der Versuch endete damit, dass Falcon gegen den Arenarand flog und kurz nach der Landung direkt von Orso attackiert wurde. „Das Blatt hat sich offenbar gewendet! Jetzt ist Nowaguma am Zug und der Bär lässt dem Falken keine Sekunde, um sich auszuruhen!“ rief der Sprecher dazwischen. Falcon wurde immer weiter abgedrängt. Kayla musste sich schnell etwas überlegen. „Falcon!“ rief sie. Durch ein geschicktes Manöver, schaffte der Falke es auszuweichen und einen Gegenangriff zu starten. „Orso, los wehr dich!“ befahl Nowaguma daraufhin. Der Bär schlug mit seiner Pranke zu und wehrte den weißen Vogel einfach ab. Falcon knallte gegen die Käfigwand und schrie kurz auf. >Das ist nicht gut!< stellte Kayla fest und sah zur Käfigdecke. Den Thunder Dive konnte sie nicht einsetzten. Die Höhe reichte einfach nicht und es würde Falcon einfach zu viel Energie kosten, dort hindurchzubrechen. Aber, ohne einen gezielten Angriff aus der Luft war dieser Kampf sinnlos. Orsos Verteidigung war einfach zu stark. Nowaguma ließ ihn immer wieder aggressiv angreifen und Kayla konnte sich nur mit starken Frontalangriffen oder mit kleinen Sprüngen über den Arenarand zur Wehr setzten. Wieder sah Kayla an die Käfigdecke und dann wieder zu ihrem Bey, der von Orso heftig angegriffen wurde. Sie knurrte kurz, hatte sich aber zum Glück schon etwas überlegt, um den Spieß wieder umzudrehen. „Los Kayla, mach was!“ rief Jayden ihr zu. Arina stupste ihn an. „Lass sie mal machen. Sie kriegt das hin“ meinte sie. Jayden sah sie etwas verwirrt an, nickte dann aber. Kayla hatte mittlerweile ein keckes Grinsen auf den Lippen, was Nowaguma verwundert drein blicken ließ. „Wieso grinst du so? Du hast den Kampf doch so gut wie verloren!“ meinte er nur. „Denkst du das echt? Ich werde dir und deinem Team mal zeigen, was passiert, wenn man es wagt den Falken in einen Käfig zu sperren!“ erwiderte Kayla entschlossen. Falcon schnickte Orso in die Arenamitte. „Sie wird doch nicht-“ fing Ashley an und unterbrach sich wieder selbst. „Doch, jetzt setzt sie ihren Special Move ein!“ grinste Jayden. „Falcon!“ rief Kayla. Ihr Bey schickte einen starken Impuls aus. „Special Move: Lightning Slash!“ Falcon umkreiste Orso in Form eines weißen Lichts und als er aus dem Lichtring herausschoss und Orso traf, nahm er ihn mit in die Höhe. Als die beiden Beys die vergitterte Käfigdecke trafen, durchzog ein grelles weißes Licht das gesamte Stadion und jedem Zuschauer wurde die Sicht auf die Arena versperrte. Es dauerte ein bisschen, bis das gleißende Licht verschwand. Jeder sah gebannt auf die Arena, die unter einer dicken Staubwolke war. Kayla stand selbstsicher am Rand und sah in die Arena. Erst jetzt wurde das Ausmaß ihrer Attacke klar. Falcon hatte scheinbar ohne Mühe die Käfigdecke durchbrochen, deren Gitter jetzt in alle Himmelsrichtungen abstanden. Falcon selbst kreiselte in der Mitte der Arena und Rock Orso kam klappernd hinter dem Käfig auf dem Boden auf. Es herrschte Totenstille. „Es… es ist vorbei! Die erste Runde geht an Kayla und damit an Team Axis!“ verkündete der Sprecher lautstark. Das Publikum brach in Jubelrufen aus. „Ja, sie hat’s geschafft!“ freute Arina sich. Nachdem der Käfig wieder eingezogen worden war, machte Kayla sich wieder auf den Weg zurück zu ihrem Team. Grinsend sah Kayla zu ihrer besten Freundin. „Weshalb hast du dir Sorgen gemacht?“ fragte sie verschlagen. Ashley schnaufte. „Okay, okay. Ich geb’s ja zu. Das war ein supertolles Match und ich bin beeindruckt.“ Jayden lächelte zufrieden. „Offenbar geht’s dir ja wieder blendend“ meinte er. Kayla streckte sich. „Aber wie“ bestätigte sie. „Kommt, wir haben noch eine halbe Stunde, bis der nächste Kampf anfängt.“ Die anderen folgten der Teamchefin zurück in den Aufenthaltsraum. Ashley bemerkte Kaylas Unruhe und es machte sie selbst etwas nervös. Kayla blickte nervös vor sich hin und schien mit den Gedanken woanders zu sein. „Alles okay?“ fragte die Blonde schließlich. „Du bist so unruhig.“ Kayla schreckte auf. „Der Kampf eben hat mich angestachelt. Ich würde am liebsten gleich noch mal loslegen. Das hat mir eben so gut getan“ sagte sie schließlich. „Kann ich verstehen. Du warst nach dem Unentschieden gegen Kyoya auch ziemlich frustriert. Da war dieser Sieg wahrscheinlich mehr als angenehm“ meinte Jayden. Kayla nickte. „Oh ja, das war es.“ „Hast du echt bei deinem ersten WM Kampf verloren?“ fragte Arina erstaunt. „Nein, es war ein Unentschieden. Trotzdem war es für mich ziemlich unangenehm, da ich in der Vergangenheit schon mehr als einmal gegen Kyoya gewonnen habe“ erwiderte Kayla. „Wobei man dazu sagen muss, dass er sich unglaublich verbessert hat“ warf Jayden noch ein. Ashley nickte. „Er hat trainiert wie ein Verrückter und offenbar hat es was gebracht.“ „Na ja… Jetzt kann es nur noch besser werden. Ein gewonnener Kampf ist manchmal Goldwert“ grinste Jayden zuversichtlich, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und lehnte sich bequem im Stuhl zurück. „Jayden hat recht“ stimmte Arina zu. „Ja, der Meinung bin ich auch“ schloss Kayla sich an. Das Team wartete noch etwas, dann machten sie sich wieder auf den Weg zurück in die Arena. Dieses Mal war Arina an der Reihe. Jayden hoffte insgeheim, dass der Kampf vielleicht mit einem Unentschieden endete, denn er wollte unbedingt auch einmal kämpfen. Bisher war er ja leider noch nicht dazu gekommen und Kayla hatte ihn für die dritte Runde eingeteilt. Arina ging zur Arena und wartete mit einem siegessicheren Grinsen auf ihren Gegner. „Das könnte entweder ein sehr langes oder sehr kurzes Match werden“ vermutete Kayla. „Wie meinst du das?“ fragte Ashley nach. „Arina kickt ihre Gegner entweder sofort raus, oder zieht alles ellenlang“ seufzte sie zurück. „Na super“ grummelte die Blonde. Schnell stand fest, dass Arina gegen den Teamchef Aleksei antreten sollte. „Das könnte spaßig werden“ grinste sie. „Nimm das lieber nicht so locker. Ich werde für mich und mein Team gewinnen!“ erwiderte Aleksei entschieden und ließ Burn Wolf in seinen Starter einrasten. Arina machte ebenfalls Inferno Cygnus startklar und stellte sich in Position. „3… 2… 1… Let it rip!“ rief der DJ und die beiden schossen ihre Beys in die Arena. Cygnus umkreiste Wolf in sicherer Entfernung und wartete noch mit seinem Angriff. „Los!“ rief Aleksei. „Schlechte Entscheidung. Cygnus, jetzt!“ befahl Arina. Die beiden Beys knallten aufeinander und attackierten sich gegenseitig. Arina merkte schnell, dass Wolf nicht viel Power hatte, aber sie wollte es nicht gleich beenden. Das wäre für sie langweilig gewesen. Aleksei wurde schnell klar, dass er es hier mit einer sehr hartnäckigen Gegnerin zu tun hatte. Arina ließ nicht locker und startete immer wieder Speerfeuerangriffe auf ihren Gegner. „Mehr hast du nicht zu bieten? Das ist ja öde! Ich hab mich auf einen richtig guten Kampf eingestellt. Dafür wollte ich eigentlich zur Weltmeisterschaft!“ sagte Arina nach einer Weile. „Ich bin ja auch noch nicht fertig“ widersprach Aleksei. „Dann zeig mal, was du drauf hast!“ forderte Arina ihn selbstsicher auf. „Wie du willst! Wolf!“ rief er. Was dann geschah, verschlug Team Axis und dem Publikum die Sprache. Wolf schwebte erste einige Zentimeter, dann in luftiger Höhe über dem Boden. „Was geht denn da ab?!“ fragte Ashley perplex. „Wenn ich das wüsste…“ erwiderte Jayden ratlos und kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. „Das ist definitiv Betrug!“ sagte Kayla wütend. „Arina! Lass dich davon nicht verwirren! Schlag zurück!“ Die Blonde nickte verstehend. „Na klar“ bestätigte sie. „Cygnus!“ Der Bey sprang über den Arenarand direkt auf Wolf zu, der aber elegant auswich. Arina wiederholte das Spiel noch zwei oder dreimal, dann wurde es ihr zu viel. „Das ist nur ein mieser Trick“ knurrte sie angesäuert. „Selbst wenn es so ist… Was willst du dagegen machen?“ stellte Aleksei die Gegenfrage. Arina gab nur einen verächtlichen Laut von sich. „Wenn du schon so fragst…“ fing sie an und sah auf ihren Bey. „Cygnus! Special Move: Blizzard Crash!“ Der Bey glühte eisblau auf und hüllte die ganze Arena in dieses Licht. Dann stieg der majestätische Schwan aus seinem Bey auf und hielt von einem Eissturm auf Wolf zu und erfasste ihn erbarmungslos. Aleksei konnte da nur zusehen, wie sein Bey in die Luft geschleudert wurde und hinter ihm klappernd aufkam. Einen Moment herrschte Stille, dann brach das Publikum in Jubelrufen aus. „Das war’s mit einem Zwei-zu-Null-Sieg geht das Team Axis hier als Sieger hervor!“ verkündete der Sprecher laut. „Ja!“ freute Ashley sich lautstark. „Super gemacht, Arina!“ rief Jayden ihr zu. Sie drehte sich um und ging zu den anderen. „Das war ja langweilig. Ich hatte mich auf einen heftigen Kampf gefreut“ schmollte sie. Jayden wuschelte ihr durch die Haare. „Nächstes Mal wird’s besser“ meinte er gut gelaunt. „Na hoffentlich“ lachte Arina zurück. Am Abend saßen die vier zusammen in Kaylas und Ashleys Hotelzimmer und unterhielten sich über den Tag. „Wann fliegt ihr Morgen?“ fragte Arina nach. „Um viertel vor eins geht unser Flug“ antwortete Jayden und seufzte leicht. Er wandte sich an Ashley. „Noch irgendwas von Rafael gehört?“ fragte er. Sie schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein, er hat sich nicht mehr gemeldet. Ich will nur hoffen, dass er es rechtzeitig schafft. Zu dritt können wir in Frankreich einfach nicht antreten“ antwortete sie. „Er wird das schaffen. Ganz bestimmt. Auch wenn Rafael manchmal etwas bockig ist. Er würde niemals sein Team hängen lassen!“ schloss Jayden sich an. „Jayden hat recht. Er wird auftauchen, mach dir darüber keine Sorgen“ bestätigte Kayla und lehnte sich im Stuhl zurück. Ashley nickte verstehend. „Schade, dass ihr morgen schon fliegen müsst. Ich hätte gern noch etwas mehr Zeit mit euch verbracht“ meinte Arina bedauernd. Jayden legte ihr die Hand auf die Schulter und lächelte. „Kann man halt nicht ändern, aber man sieht sich bestimmt wieder“ meinte er. Ashley und Kayla sahen sich an und schenkten sich vielsagende Blicke. Dann wandten sie sich wieder an die anderen beiden. „Leute, lasst die Heimlichtuerei. Man sieht euch an der Nasenspitze an, dass ihr ineinander verknallt seit“ sagte Kayla trocken. Jayden und Arina wurden knallrot. Ashley musste lachen. Kayla war manchmal einfach genial. „Also… ähm…“ stammelte Jayden und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Schon gut. Dafür musst du dich nicht rechtfertigen oder so. Ich freu mich für euch“ grinste Ashley. „Ich hoffe, dass nimmst du mir nicht übel, Kayla“ sagte Arina nun und wandte sich an die Teamchefin. Kayla zog eine Augenbraue hoch. „Seh ich aus wie seine Mutter?“ fragte sie skeptisch. Ashley musste wieder lachen. „Sag mal, was ist denn heute los mit dir?! Solche Sprüche bin ich von Jayden gewöhnt, aber bei dir ist das ja mal was ganz Neues“ meinte sie. „Ich hab einfach gute Laune. Kampf gewonnen und unser kleiner Jayden ist vergeben. Was will man mehr?“ erwiderte Kayla grinsend. „Eigentlich nichts“ bestätigte Ashley. Arina sah auf die Uhr. „Ich muss langsam gehen. Es ist schon spät“ stellte sie fest und stand auf. Jayden stand ebenfalls auf. „Ähm… begleitest du uns morgen noch zum Bahnhof?“ fragte er. Arina lächelte und gab ihm unerwartet einen Kuss auf die Wange, was Kayla und Ashley zum Grinsen brachte. „Na klar“ sagte sie gut gelaunt. „Bis morgen!“ „Tschüss“ verabschiedeten Ashley und Kayla sich noch gut gelaunt. Die Tür fiel ins Schloss und Jayden entwich ein verträumter Seufzer. „Ihn hat’s schwer erwischt“ meinte Kayla. Ashley nickte. „Ist ja schlimmer als bei mir.“ Kayla lachte. „Stimmt. Wobei ihr beiden immer noch so verliebt wie am ersten Tag seit.“ „Ich find das schön“ grinste Ashley. „Ach, das Gefühl möchte auch nicht mehr missen wollen“ sagte Jayden. „Ich geh dann mal rüber.“ Die beiden Mädchen wünschten ihm noch eine gute Nacht, bevor er aus dem Raum verschwand. „Ich mache mir Sorgen“ meinte Kayla plötzlich und schielte zu Storm Falcon, der neben ihr auf dem Tisch lag. „Warum?“ wollte Ashley wissen und suchte nach ihrem Schlafanzug. „Rafael. Was ist, wenn er vielleicht doch nicht auftaucht und wir keine zwei Siege in Folge schaffen? Wenn er sagt, dass er in Schwierigkeiten steckt, dann muss das was wirklich Ernstes sein. Wir kennen ihn doch und normalerweise gibt er so was nie offen zu“ erklärte Kayla. Ashley hielt inne und dachte einen Moment darüber nach. „Jetzt wo du es sagst… Was mag wohl passiert sein?“ fragte sie sich. „Wir fragen ihn einfach, wenn wir ihn wieder sehen. Wenn er die Weltmeisterschaften verfolgt – wovon ich stark ausgehe – dann wird er mitbekommen haben, dass wir nach Frankreich fliegen werden“ erwiderte Kayla. Ashley nickte verstehend und ging dann ins Bad. Kayla dachte noch eine Weile darüber nach. Sie seufzte schwer. Rafael würde kommen, bestimmt. Dennoch machte sie sich Sorgen um ihren Teamkollegen. Die Zeit rann ihnen durch die Finger. Er musste einfach auftauchen, ansonsten wäre die Weltmeisterschaft gelaufen. Am nächsten Tag trafen Arina und die anderen sich am Bahnhof. „Wir sehen uns bestimmt wieder. Ich komm meinen Vater öfters mal besuchen“ meinte Kayla lächelnd. „Na klar. Nachdem alles geklärt ist, kannst du das ja tun. Ich würde mich freuen, wenn du mal bei mir vorbeischneien würdest“ erwiderte Arina. „Vielleicht komm ich mal mit“ meinte Ashley. „Und ich sowieso“ warf Jayden ein. Die anderen drei lachten. „Na klar. Du kannst doch deine Freundin nicht einfach alleine lassen“ scherzte Ashley. „Und das kommt von dir? Kyoya hat dich einfach für die Weltmeisterschaft über einen Monat lang sitzen lassen. Findest du das nicht etwas unfair?“ fragte Jayden dreist. Ashley schnaubte. „Glaubst du, dass du schneller wieder nach Russland kommst?“ stellte sie die Gegenfrage. „Ja… irgendwie halt… Ich lass mir was einfallen!“ erwiderte er. Kayla lachte. „Darauf bin ich gespannt“ grinste sie. Sie drehte sich halb um und bemerkte, dass soeben der Zug, der sie zum Flughafen bringen sollte, am Bahnsteig hielt. „Also dann. Man sieht sich“ sagte Arina. Ashley und Kayla wurden von ihr herzlich umarmt, Jayden bekam einen Kuss auf die Lippen gedrückt und dann machten sie sich auf den Weg. Im Zug suchten sie die drei ein Abteil und ließen sich dort nieder. Noch einen Moment war die Stimmung ausgelassen, dann wurden sie alle wieder ernster und der Gedanke, der die drei beschäftigte, war fast zum greifen nah. „Rafael“ sagte Ashley schließlich besorgt. „Er wird kommen“ erwiderte Jayden fest. „Er muss einfach“ meinte Kayla entschieden. >Bitte, lass uns nicht im Stich!< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)