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Spiegelauge I-V

Aus der Tiefe...
von

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Aus der Tiefe

Beinahe geräuschlos ließ er den Schalldämpfer einrasten, richtete die Waffe auf sein Opfer. Die leeren Augen blickten emotionslos, seine Bewegungen waren ruhig, routiniert.
 

Es wispert leise aus der Tiefe

so als ob mich etwas riefe

wie der Wind mit weit entferntem Stöhnen

dessen Sinn man nicht erfasst
 

Tief in seinem Inneren hörte er ein aufbegehren. Doch der Rest von ihm war Taub. Die winzige Stimme in ihm war noch immer da, schrie, brüllte, wehrte sich nach Kräften. Doch der Rest drückte ab, wischte kurz über den lauf, und steckte die Waffe wieder ein, nicht gewahr der Worte in seinem Innern, abgeschottet von ihrer Bedeutung.

So drehte er sich um, trat and en Schwarzen Wagen, setzte sich auf den Beifahrersitz. Und so ging es weiter.
 

Es flüstert von verbotenen Dingen

Lullt mich ein mit seinem Singen

Sanft und sü߸, das Locken der Sirenen

In fremder Sprache ist´s verfasst


 

Unverständliches Reden in seinem Kopf. Sein Denken eine Maschine. Sein Dasein ein Zweck. Was redete sein Ich noch von Liebe? War es ein Nutzen, ein begehren, ein Flehen? Unnütz. Ermüdend. Schickte ihm kurz erfüllende Träume eines besseren Seins, stieß ihn ins kalte Leben zurück mit blutigen Dornen. Unverständnis.
 

Ich lehne mich über die Brüstung

Und schlag mein Herz in eine Rüstung

Vorsichtshalber, und für alle Fälle

Um diese Nacht zu überstehen


 

Kurz driftete er ab.

Erinnerung in der Kälte.

Warme Tage, helles Lächeln. Schöne Zeit…

Schmerz!

Angst vor Regung, Angst vor Sein.

Wand. Steh auf. Schütze mich.

Kälte komm, tanz mit mir.
 

Ich starr hinab fast unerträglich

Die Furcht, sie kommt, ich wimmre kläglich

Schlägt über mir zusammen, eine Welle

Und in ihr werd ich untergehen


 

Die Erinnerung kehrte zurück. Holte sein Selbst, sein Wesen ans Licht. Es schrie. Was musste er tun? Schützen. Was konnte er fühlen? Schmerz. Liebe. Was dürfte er fühlen? Nichts.

Wie lange tat er es schon? Lange.

Wie lange noch?

Verzweiflung machte sich breit.
 

Wie am Rückgrat kriecht sie höher

Und mein Herz tut weh und weher

Als wollt es dem Panzer gern entweichen

Und draußen heult der Sturm


 

Er hatte sie nie mehr gesehen. Er nicht mehr. Seine Augen hatten sie vernommen; Ihre zarte Gestalt, die blauen Augen. Die Tränen.

Der Schmerz zog an Ihm, die Agonie traf ein.

Das toben seines Selbst nahm weiter zu.

Das Äußere brach.
 

Ein Sturm weht aus den Höllenschlünden

Wohl aus narrativen Gründen

Um die Szene kalt zu unterstreichen

Und es erbebt der dunkle Turm


 

Ein Zittern ging durch seinen Körper.

Die Dunkle Botschafterin nahte, um ihn zu erinnern, ihn zu ermahnen.
 

Aus der Tiefe quillt ein fahler Glanz, ein Glühen

Das so wie ein Ton anschwillt und einem Blühen

Ähnlich, einer Feuerrose, die an Ranken alle Schranken

Überwindet und den Weg zum Ziele findet

und nicht rastend sich emporschleicht, leicht und

zaghaft tastend doch bestimmt auch die geheimsten Ecken, Winkel nimmt

es macht auch wirklich keinen Sinn, sich weiter zu verstecken,


 

Doch es war vorbei. Es hatte keinen Sinn mehr. Der Nutzen wurde nicht erfüllt, das Ziel nicht erreicht. Dieser Funken seines selbst, sollte diesmal oben bleiben.

Er konnte nicht mehr warten

es macht auch wirklich keinen Sinn, sich weiter zu verstecken.


 

Er musste zurückkehren. Zu sich selbst.

Spiegelaugen

Wie Splitter bohrten sich die Augen seines Spiegelbildes in Seele. Falls er diese noch besaß. Da war er gewesen. Ein kurzer Schimmer seines wahren Ichs, ein kleiner Lichtblitz. Und nun wieder Finsternis. Konnte er die Schreie einer Millionen verloschenener Sterne eben noch hören, erstarben seine Sinne nun gleich wieder.
 

Ein Fenster soll das Auge sein

Schau ich heraus, blickst Du hinein

Ein Fenster in die Seele, steig herein, greif zu und stehle
 

Dein Anblick hat mich blind gemacht

Um mich herrscht kalte schwarze Nacht

Und ich hab Spiegelaugen, die nicht mehr zum Sehen taugen


 

Finsternis umgab ihn erneut, legte ihre Klauen um ihn. Wieder sah er nichts.

Peng. Ein Schrei. Stille.
 

Erneut war er draußen, und doch im tiefsten Kerker.

Peng.

Schuss, Tod, Ende.

Wieder.

Und wieder.

Umsäumt von einem dunstigen Hauch der ihn von allem Abschnitt was ihn verletzte, wankte er weiter durch die Welt.
 

Das Meer umspült den dunklen Turm

Und um die Mauern fegt der Sturm

Zwängt sich durch jede Ritze und nimmt mir die Fieberhitze


 

Beschützend. Umsorgend.

Kalt.

So kalt.
 

Wir waren immer schon verwandt

Die Nähe nimmt mir den Verstand

Ein letztes Mal berühren und sich selbst im Andern spüren


 

Plötzlich war er geblendet. Ein Licht! So hell! Zu schnell, zu früh wieder erloschen, war es eben da, war es nun wieder vergangen, doch es hatte gereicht. Sein Wille kehrte zurück. Die eben noch völlig dunstige, schwarze Welt war nun nunmehr einem Grau gewichen, keiner Klarheit, keinem Schutz; doch weniger Verwirrung, und ein Wille.
 

Ein Fenster soll das Auge sein

Schau ich heraus, blickst Du hinein

Ein Fenster in die Seele, steig herein, greif zu und stehle
 

Dein Anblick hat mich blind gemacht

Um mich herrscht kalte schwarze Nacht

Und ich hab Spiegelaugen, die nicht mehr zum Sehen taugen


 

Sehen. Er musste sehen. Sie wiedersehen. Einziger Wunsch, größtes begehren. Nur Einmal noch…

Schützen konnte er sie so nicht mehr…Nein. Nicht mehr. Nicht vor seiner Maschine.
 

No kiss upon my lips

Not one

No saviour came to call

My name


 

Langsam ging er die Straße herunter.

Seine Lunge füllte sich mit Luft.

Er atmete.



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