Lieber Gott... von _Supernaturalist_ (Gebete der Nacht) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Sammy…?“, flüsterte eine leise, zarte Stimme in die Tiefe der Nacht. Die müden, kleinen Augen konnten deutlich die leeren Decken und Kissen des Bettes neben sich sehen, deutlich die weißen, runden, großen Kreise, die der helle, große Mond am Himmelszelt auf diesen zeichnete. Dunkle Schatten malten sich daneben, durch die in Falten geworfenen Decken. Eine kleine Hand reichte rasch zu dem Schalter der Nachttischlampe, welche auf dem hölzernen Tischchen zwischen den zwei Betten stand. „Sammy?“, säuselte die Stimme erneut, furchtvoller dieses Mal. „Sammy? Wo bist du?“ Als keine Antwort kam, stand die kleine Gestalt sofort von seinem Bett auf und schlich sich leise zum Schrank, dessen Türen fest verschlossen waren. „Sammy, das ist nicht lustig! Du weißt das genau.“ Der kleine Junge schluckte, bevor er die Ohren an die Tür legte, mit seinen Händen neben den Kopf und genau lauschte. „Sammy, jetzt komm da raus! Und wenn du noch böse bist…Das können wir auch morgen anders klären. Bitte Sammy…“ Noch immer blieb es auf seine Worte still. Mit zittrigen Händen reichte er zur Klinge, drückte sie langsam runter und öffnete einen Spaltbreit die Tür, sodass das helle Licht der Lampe die Dunkelheit fluten konnte. Alles, was der kleine Junge sehen konnte, waren T-Shits, Jacken, Hosen, Mäntel und Hüte. Er seufzte. Doch plötzlich schreckte er hoch, als er von unten etwas krachen hörte, ihm lief ein leichter Schauer über den Rücken und es bildete sich auf seinen Armen Gänsehaut. Innerlich fühlte er sich plötzlich zwiegespalten. Einerseits wäre er jetzt schleunigst zu seinem Vater gerannt, hätte ihn geweckt. Doch andererseits wollte er auch zeigen, wie stark und mutig er wirklich war. Außerdem musste er sich schnell entscheiden, denn wer wusste schon, was Sammy erwarten würde? Bewaffnet mit seiner Taschenlampe, die er neben sein Bett gelegt hatte und seinen Pantoffeln an den Füßen, öffnete er ganz sacht die weiß-leuchtende Zimmertür und betrat den dunklen, dunklen Flur, in dem die Stille nur so zu schallen begann. Bereits jetzt merkte er, wie seine Beine unter ihm zu zittern begannen, doch er blieb standhaft, schloss die Tür hinter sich und schaltete seine Taschenlampe ein. Er schluckte leicht, begann dann langsam und doch gleichzeitig schnell seinen Weg durch den für ihn plötzlich zu lang erscheinenden Korridor. Die Dielen knarrten unter seinen kleinen Füßchen und mit jedem Schritt hielt er erneut kurz den Atem an. Schon bald hatte er die Treppe erreicht und konnte bereits helles Licht aus der Küche fluten sehen. Erneut schluckte er, als er die Stufen beleuchtete und in die untere Etage ging. Unten angekommen, schaute er erstmal um die Ecke, ins Wohnzimmer, um sich zu vergewissern, ob dort jemand - oder etwas war. Der Junge konnte den schwarz-weiß flackernden Fernseher sehen und seinen Vater, der mit zurückgelegtem Kopf im Sessel eingeschlafen war. Das erste Mal, dass er ihn überhaupt schlafen sah…, das musste er schon zugeben. Leise schlich er sich vorbei an der weitgeöffneten Tür, in Richtung Küche und sah schließlich durch den Handbreiten Spalt. Dort, auf der anderen Seite, konnte er den braunen Haarschopf ausmachen, der den Kopf seines kleinen Bruders bedeckte. Er hockte auf der Theke, mit dem Rücken zur Tür gewandt und er konnte nicht erkennen, was klein Sammy da tat. Doch plötzlich konnte er die zarte Stimme hören, welche leise gegen das Glas des Fensters flüsterte: „Lieber Gott in dieser Nacht, halt über meiner Seele Wacht. Sterb’ ich jedoch vor Morgenschein, Soll meine Seele mit dir sein.“ „Sammy?“, fragte der Junge in den Raum hinein und öffnete die Tür, um hineinzugehen und schloss sie schließlich hinter sich. „Was machst du da? Du…betest?“ Erschrocken drehte sich der erst fünf Jahre alte Junge zu seinem großen Bruder um, seine großen Augen wirkten dunkel und mysteriös, da er bemerkt hatte, dass er ertappt wurde. Doch sofort drehte er sich wieder schmollend um und es sah aus, als würde er auch seine kleinen Ärmchen verschränken. „Was willst du Dean?“, murmelte der jüngere der beiden, fast schon vorwurfsvoll. „Hey? Darf ich nicht mal nach meinen kleinen Bruder sehen? Du warst nicht in deinem Bett und da dachte ich mir, ich suche nach dir.“ „Hättest du nicht tun brauchen.“ Der kleine Dean seufzte. „Warum hast du gebetet, Sammy?“ „Nenn mich nicht so! Das klingt wie von einem kleinen Kind.“ „Das bist du doch auch.“ „Bin ich nicht!“, protestierte der kleinere der beiden. „Bist du wohl!“ „Nein, bin ich nicht!“ „Doch, Sammy! Und jetzt hör auf damit! Warum hast du gebetet?“ Sam murmelte nur leise etwas in die Nacht, etwas, was Dean nicht verstehen konnte. Doch noch immer drehte er sich nicht zu ihm um. „Geh es doch Dad sagen, dass ich gebetet habe.“ „Ich bin keine Petze.“ „Doch! Du bist böse, also bist du auch eine Petze.“ „Ich bin nicht böse!“ „Doch, bist du Dean. Du bist der böseste aller Brüder, die ich kenne. Und ich kann dich ganz und ganz und gar nicht leiden!“ „Ach Sammy…“, seufzte Klein-Dean leise, schüttelte dabei leicht seinen kleinen Kopf. „Du kennst doch keine anderen Brüder. Und ich bin nicht böse. Ich bin dein Bruder und du hast mich gern, nicht wahr, Sammy?“ Erneut murmelte Sam etwas in seinen nicht vorhandenen Bart, bevor er sich umdrehte. Ein dunkler Schatten war unter dem Auge des Jüngeren zu sehen und Dean wusste genau, dass er der Grund für das Feilchen ist und wich dadurch, teils aus Entsetzen, teils vor unerklärlicher Angst zurück, sodass er die Tür hinter sich anstieß. Diese fiel mit einem leisen Knall zu. „Gerade habe ich dich überhaupt nicht gerne, Dean!“ Dabei verschränkte er seine Arme erneut vor der Brust. „Weil du böse zu mir bist!“ Dean begann leicht zu schmollen, richtete dabei seinen Blick leicht auf den Boden, sodass einige seiner braunen Strähnen vor seine Augen fallen konnten. „Es tut mir doch leid, Sammy!“ Hecktisch schüttelte der Kleine seinen Kopf. „Nein, tut es dir nicht! Tut es dir nie. Eilig nickte Dean. „Doch, tut es mir! Ich wollte dich nicht schlagen. Das ist einfach so passiert.“ Sam schmollte. „Ist es nicht. Das sagst du nur so. Du wolltest mich schlagen.“ „Und warum sollte ich das? Ich habe doch gar keinen Grund dafür meinen kleinen Bruder zu schlagen. Oder? Wir haben uns außerdem gegenseitig geschlagen und da ist meine Faust halt auf deinem Auge abgerutscht.“ Wieder schüttelte der Kleinere, noch immer schmollend, den Kopf, erinnerte sich sehr wohl an die kleine Keiler, welche die beiden vor dem Abendessen mal wieder wegen einer Kleinigkeit hatten. „Nein, hast du nicht. Du hast keinen Grund.“ „Siehst du. Und jetzt komm da runter. Und dabei kannst du mir auch gleich sagen, warum du gebetet hast.“ „Ich habe doch nicht gebetet.“ „Doch, hast du, ich habe es doch gehört.“ „Ja, weil du gelauscht hast. Machst du immer, auch wenn Dad mit jemanden telefoniert.“ Sofort legte Dean einen Finger auf seine Lippen. „Psst… Sag das doch nicht so laut. Du weißt, dass Dads Ohren überall sind.“ „Na und? Es stimmt aber.“ „Trotzdem.“ Langsam kletterte der Kleinere der beiden zurück auf den Stuhl, den er neben die Küchentheke gestellt hatte und schließlich zurück auf den Boden, wobei seine Pyjamahose, welche einst Dean gehörte, deutlich den Boden schliff, als er zu seinem Bruder hinüber ging. „Nichts trotzdem. Also…?“, fragte der Ältere den anderen erwartend. Sam seufzte, sich geschlagen gebend. „Ich hatte Angst. Dad ist immer weg um Monster und böse Geister zu fangen und, und ich dachte du bist böse und willst mich nicht beschützen, wenn eines kommt um mich zu holen. Und da habe ich gebetet. Ich wollte nicht, dass du es hörst. Ich will nicht das Dad es weiß.“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf die Lippen des Älteren und so legte er auch seine kleinen Hände auf die Schultern seines kleinen Bruders. „Du brauchst keine Angst haben. Ich sage es Dad nicht!“ „Wirklich? Versprichst du es mir?“ Dean nickte. „Ja, versprochen.“ „Versprichst du auch mich zu beschützen?“ Erneut nickte er, sein Lächeln wuchs dabei zu einem leichten Grinsen an. „Natürlich mache ich das, Sammy! Ich werde dich immer beschützen, sodass du nie mehr für Schutz beten brauchst.“ „Versprochen?“ „Versprochen. Super-Mega Ehrenwort!“ Müde rieb sich Sam seine kleinen Äugchen, welche von Sekunde zu Sekunde kleiner und kleiner wurden. „Okay. Dann halt dein Versprechen! Sonst werde ICH böse…“, murmelte er leise. „Mach ich. Und weißt du was?“ „Was…?“ „Morgen darfst du mir eine ins Auge verpassen.“ Mit einem Mal wurden die Augen des Jüngeren wieder größer, bevor er blinzelte. „Das mache ich doch nicht!“ „Du darfst es aber. Ich habe es dir erlaubt.“ Erneut blinzelte Sam, „Okay, wie du meinst.“, und gähnte. „Los, jetzt ab mit dir ins Bett. Sonst schläfst du noch im Stehen ein. Und dann muss ich dich tragen. Willst du das?“ Hecktisch schüttelte Sam seinen Kopf, wich gleich zurück. „Nein! Natürlich nicht. Ich gehe schon.“ Mit diesen Worten ging er an Dean vorbei, doch im Türrahmen drehte er sich noch einmal um. „Übrigens, Dean? Ich glaube nicht, dass Gebete klappen. Hab’s einfach mal so gemacht. Nur damit du das weißt!“ Erneut lächelte Dean und nickte diesmal. „Natürlich weiß ich das, und nun Husch Husch, ab ins Bett!“ „Kommst du auch?“ Erneut nickte er. „Ja, ich räum nur den Stuhl zurück, sodass Dad nichts merkt. Ich komme gleich nach.“ Somit ging Sam los, vorbei am Wohnzimmer, wo noch immer der Fernseher lief, hoch die Treppe, über den dunklen Korridor und in das Zimmer, in welchem der Mond weiße Kreise auf die Decken malte. Doch Dean blieb einen Moment so stehen, wie er stand, horchte den kleinen Tippelschritten seines Bruders zu, bevor er sich sicher war, dass er das Zimmer erreicht hatte. Dann wand er sich um, kletterte selbst den Stuhl hoch, ans Fenster und sah für einen Moment still in die Welt draußen, welche im Dunkeln lag. Dann führte er seine Hände zusammen, verflocht seine kleinen Fingerchen ineinander und dachte kurz nach. Durfte er eigentlich beten? Machte er es richtig? Würde er dafür ärger bekommen? Er schluckte, bevor er seine Augen schloss. „„Lieber Gott in dieser Nacht, halt über meinen Sammy Wacht. Kann ich ihn nicht beschützen Und Sterbt’ er vor Morgenschein, Soll seine Seele mit dir und Mami sein.“ Ein seichtes Lächeln wich über die Lippen von John Winchester, als er mit dem Rücken an den Türrahmen gelehnt stand, an der Tür, welche auch das Wohnzimmer und Küche miteinander verband. Auch wenn er es nicht zugeben würde, war er gerührt, wie sehr seine Söhne sich um einander kümmerten und das wohl auch ein kleiner brüderlicher Kampf nichts daran ändern würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)