Between Potions and Quidditch von stone0902 (Draco x Ginny) ================================================================================ Kapitel 15: Weihnachten ----------------------- Draco apparierte vor sein Elternhaus. Das Anwesen der Malfoys ragte vor ihm auf, inmitten der schneeweißen Landschaft von Wiltshire. Zum Glück war er zu solch einer frühen Uhrzeit angereist. Im Dezember wurde es früh dunkel und wäre er ein paar Stunden später angekommen wäre ihm dieser umwerfende Anblick verwehrt geblieben. Der prächtige Garten hatte sich in eine bezaubernd schöne Eislandschaft verwandelt. Natürlich hätte Draco auch durch den Kamin reisen können, wodurch er nicht einmal seinen Reiseumhang benötigt hätte, aber er hatte noch etwas zu erledigen.   Er stapfte durch den Schnee. Seine Stiefel gaben bei jedem Schritt ein knirschendes Geräusch von sich. Früher hatte Draco es geliebt, im Garten zu spielen, herumzutoben und Schneemänner zu bauen.   Eine Sache hatte ihm besonders Spaß bereitet.   „Wicked!“, rief Draco und augenblicklich erschien ein Hauself mit einem lauten Plopp.   „Ah, Master Malfoy, Sir“, grüßte der Hauself mit einer tiefen Verbeugung. „Eure Eltern erwarten Sie schon, Sir.“ Und in dem Moment, als er wieder aufsah, landete ein Schneeball in seinem Gesicht.   Ein zufriedenes und fieses Grinsen schlich sich auf Dracos Lippen. Schon früher hatte er immer die Hauselfen mit Schneebällen beworfen. Inzwischen traf er auch viel besser. Er rieb sich die Hände, die wegen des Schnees eiskalt waren. Er hätte auch seinen Zauberstab benutzen können, aber mit den eigenen Händen machte es viel mehr Spaß.   Gönnerhaft entließ er Wicked aus seinen Diensten. Ein Schneeball reichte ihm heute aus. Früher hätte er unzählige nach ihm geworfen, doch nun war er älter, reifer, weiser. Er verschwendete kaum noch Zeit mit Hauselfen, denn Zeit war kostbar und schien wie Sand durch die Finger zu gleiten. Draco hatte sein Zuhause vermisst und auch seine Eltern. Es war schön an Weihnachten wieder daheim zu sein.   Ihm war klar, dass er sich bald eine eigene Wohnung suchen musste, denn immerhin war er bereits Mitte zwanzig. Ein anständiger Zauberer sollte in diesem Alter nicht mehr bei seinen Eltern wohnen. Aber die letzten Jahre waren schwierig gewesen, nicht nur für ihn sondern auch für seine Eltern. Und er wusste, es würde seiner Mutter das Herz brechen, wenn er auszog.   Nur wenige Sekunden, nachdem er durch die Eingangstür getreten war kam auch schon Narzissa Malfoy. Bei ihrem Anblick musste er unweigerlich lächeln. Obwohl seine Mutter nicht mehr die jüngste war, war sie immer noch eine unbeschreiblich schöne Frau. Das lange blonde Haar elegant hochgesteckt, blasse unbefleckte Haut und strahlend blaue Augen. Sie trug eins ihrer schönsten Kleider, in den Farben Bordeaux und Grün, passend zu Weihnachten.   „Frohe Weihnachten, mein Schatz“, begrüßte sie ihren ersten und einzigen Sohn und schloss ihn in eine feste Umarmung.   Der Krieg hatte auch etwas Gutes an sich gehabt: Seit den Dunklen Tagen verstanden er und seine Eltern sich viel besser. Umarmungen hatte es früher in Malfoy Manor nicht gegeben, höchstens vielleicht mal zum Geburtstag. Aber wenn man einmal dem Gedanken ausgesetzt war, dass man ein Familienmitglied verloren haben könnte, so nutzte man anschließend nur alle mögliche Zeit, um den gemeinsamen Moment auszukosten. Draco hatte seinen Eltern vieles zu verdanken. Ohne sie wäre er nichts.   Draco sah über Narzissas Schulter und erkannte auf dem Treppenanstieg seinen Vater stehen. Er mochte seine Gefühle im Gegensatz zu seiner Ehefrau nicht so gern zur Schau stellen, doch Draco wusste, dass diese väterlichen Gefühle da waren. Früher hatte er das oft in Frage gestellt, doch der Krieg hatte ihm eine andere Seite von Lucius Malfoy gezeigt. Er war nun weniger streng und auch wenn seine Eltern nie dem typischen Bild von Vorzeige-Eltern entsprechen würden, so wusste er, dass sie ihn liebten und alles für ihn tun würden.   Narzissa fasste ihn an den Schultern und hielt ihn auf Armeslänge auf Abstand, um ihn genau betrachten zu können.   „Gut siehst du aus“, sagte sie. Draco wusste das natürlich, aber ihm war klar, worauf seine Mutter hinauswollte. Sie machte sich Sorgen um ihn. Aber was stellte sie sich bitte vor? Dass er in Hogwarts verhungern würde? Glücklicherweise sind die aufregenden Abenteuer, die ihn während seiner Schulzeit ständig in Gefahr gebracht hatten, nun vorüber. Und ohne Potter ließ es sich in Hogwarts ganz gut aushalten.   Nachdem ihm ein Hauself seinen Reiseumhang abgenommen hatte legte Narzissa eine Hand an seinen Rücken, als wolle sie ihm die Richtung zeigen wollen. „Du kommst genau richtig. Das Essen ist jeden Moment fertig.“ Sie sprach, als würde sie selbst den Kochlöffel schwingen, doch Draco war sich ziemlich sicher, dass seine Mutter noch nie ein Küchenutensil benutzt, geschweige denn die Küche überhaupt einmal in ihrem Leben betreten hatte.   Gemeinsam gingen sie in den Salon. Es schien kaum noch möglich, aber seiner Mutter war es erneut gelungen die Weihnachtsdekoration des Vorjahres zu übertreffen. Für Narzissa Malfoy war nichts unmöglich. Immer wenn er dachte, es ginge nicht noch pompöser zeigte sie ihm, dass es doch ging. Ein riesiger Weihnachtsbaum stand an einem Ende des Raumes, geschmückt mit goldenen und silbernen Kugeln, sowie kostbaren Figuren und funkelndem Lametta. Darunter sammelten sich viele mit Liebe verpackte Geschenke. Zahllose Girlanden und Tannenzweige schmückten die kalten Steinwände und von der Decke des Raumes schienen Schneeflocken zu fallen, die nie den Boden erreichten. Ein bezaubernder Duft von Weihnachtskeksen lag in der Luft und das flackernde dämmrige Licht der Kerzen tauchte alles in eine romantische Atmosphäre. Im Hintergrund hörte man leise Weihnachtsmusik spielen.   Später würde er die Minz-Sterne, die er für seine Mutter im Honigtopf gekauft hatte unter den Baum legen, zusammen mit den anderen Geschenken, die sich momentan noch in seinem Koffer befanden, den er bereits mit der Eulenpost geschickt hatte.   Was folgte war ein dekadentes Drei-Gänge-Menü, bestehend aus den feinsten Speisen, bei dem selbst das Essen in Hogwarts nicht mithalten konnte. Immerhin war Heiligabend. Da gab es nur das Beste vom Besten.   Sie waren gerade beim Dessert, als Narzissa fragte: „Draco, die Notts haben uns dieses Jahr zu Silvester eingeladen. Du wirst uns doch sicher begleiten, oder?“   Draco sah von seiner Crème brûlée auf und begegnete dem Blick seiner Mutter.   „Ich denke“, fuhr Narzissa fort, „dass Theodore ebenfalls da sein wird. Ihr wart doch im selben Jahrgang. Wäre das nicht schön, einen ehemaligen Mitschüler wiederzusehen?“   Nott und er kannten sich von Hogwarts, aber sie waren nie Freunde gewesen. Nach der Schulzeit hatte sich der Kontakt zu ihm wie zu den meisten anderen Slytherins verloren. Außerdem erinnerte ihn Nott zu sehr an Vincent Crabbe und Draco mochte nicht gerne an ihn denken. Es hatte lange gedauert, bis er seinen Tod verarbeitet hatte.   Draco legte seinen Löffel zur Seite und bereitete sich innerlich auf das Gespräch vor, auf welches er sich schon seit Tagen vorbereitet hatte. „So gerne ich euch begleiten würde“, sagte er, „ich muss leider ablehnen. Ich habe bereits einer anderen Einladung zugesagt.“   Seine Mutter und sein Vater tauschten einen Blick. Narzissa zog irritiert die Augenbrauen zusammen. Anscheinend hatten sie fest mit ihm gerechnet. Sie wussten natürlich, dass Draco nicht mehr so viele Freunde hatte, wie früher, deshalb kamen nicht viele Möglichkeiten in Frage.   „Bist du etwa bei den Parkinsons?“   Draco schnaubte unweigerlich. „Merlin bewahre, nein!“ Meinte seine Mutter das ernst? Noch eine Slytherin zu der er den Kontakt mied. Die Male, die er sie nach ihrer gemeinsamen Zeit in Hogwarts getroffen hatte, konnte er an einer Hand abzählen. Auch mit Pansy verband er viele Dinge, die er lieber verdrängen wollte.   „Wo bist du dann?“, fragte diesmal Lucius.   Die Malfoys hatten, ähnlich wie ihr Sohn, nach dem Krieg die meisten ihrer Gönner und Bekanntschaften verloren. Die Schuldigen saßen in Askaban und die Unschuldigen wollten nichts mit den ehemaligen Todessern zu tun haben. Es war ein tiefer Fall von ganz oben bis nach ganz unten. Lange hatte es gedauert, bis sie halbwegs zu ihrem normalen Leben zurückkehren konnten. Es würde aber niemals wieder so sein, wie früher.   Draco versuchte seinen Eltern zu helfen so gut es ging. Allein die Tatsache, dass er an Hogwarts unterrichtete, hatte ein anderes Licht auf den Namen Malfoy geworfen. Denn wenn die Schulleiterin ihm vertraute, würden viele andere ihrem Beispiel folgen. Er bemühte sich um gute Kontakte, um Anerkennung und Wertschätzung.   „Ich werde auf dem Silvesterball der Holyhead Harpies sein.“   Narzissa und Lucius sahen ihn eine Sekunde an. Verwirrt und beeindruckt zugleich.   „Du hast eine Einladung bekommen?“, fragte sein Vater. Man hätte diese Frage als Beleidigung auffassen können, doch Draco wusste selbst, wie seltsam diese Situation war.   „Nun, ich wurde nicht selbst eingeladen“, begann Draco. Sein Hals schnürte sich zusammen. Vom Nachtisch würde er jetzt nichts mehr herunter bekommen. Er räusperte sich, um den Kloß in seinem Hals wegzubekommen. „Genau genommen begleite ich jemanden.“   Seine Eltern sahen ihn an. Dann hauchte seine Mutter: „Ach du liebe Güte.“   Lucius sah Narzissa fragend an und sie warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu. Dann schien es auch bei ihm Klick zu machen. Er seufzte niedergeschlagen. „Du meinst doch nicht etwa diese Virginia Weasley?“, fragte Lucius entsetzt.   „Ihr Name ist Ginevra.“   Sein Vater machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wie auch immer!“   Einige Sekunden herrschte eine Totenstille im Salon. Nur das leise Summen der Weihnachtsmusik war zu hören. Draco fühlte sich ziemlich unwohl in seiner Haut.   Sein Vater schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Ich wusste gleich, dass das nichts Gutes bedeuten kann, als ich das Bild im Tagespropheten gesehen habe.“   Draco rollte innerlich mit den Augen. Er hatte sich bereits auf alles eingestellt, was sein Vater hätte sagen können. Natürlich würde er nicht begeistert sein. Jahrelang hatte eine tiefe Feindschaft zwischen ihren beiden Vätern bestanden.   Seine Mutter versuchte zumindest verständnisvoll zu wirken. „Das … ist doch schön“, sagte sie so verkrampft, dass man ihr kein Wort glauben konnte. Ihr Gesicht sprach Bände.   Draco gab ihnen einen Moment, um diese Information zu verarbeiten. Dann sagte er: „Es ist nur die Einladung zu einem Ball und keine verfluchte Hochzeit. Regt euch nicht so auf.“   Narzissa schüttelte gedankenverloren den Kopf, als würde sie das, was auch immer sie dachte, verdrängen wollen. Er erinnerte sich an ihren Brief, den sie ihm vor einer Weile geschickt hatte, nachdem der Bericht mitsamt dem Foto von ihm und Ginevra im Tagespropheten erschienen war. Wenn er einen von beiden überzeugen konnte, dann seine Mutter. Sie war die leichtere Nuss, die es zu knacken galt.   „Seht es doch mal so“, begann Draco. „Der Silvesterball der Holyhead Harpies ist eine der bedeutendsten Veranstaltungen in England. Wenn man mich dort sieht wird das ein gutes Licht auf den Namen Malfoy werfen. Dann bringt man den Namen vielleicht einmal mit etwas anderem in Verbindung.“   Den stechenden Seitenhieb in Richtung seines Vaters konnte er sich einfach nicht verkneifen. „Pass auf, was du sagst, Junge“, zischte Lucius und Draco wusste, dass er zu weit gegangen war. Er sollte seinen Vater nicht reizen, sondern überzeugen. „Zeig ein wenig mehr Respekt!“   Draco murmelte eine Entschuldigung, was Lucius wenigstens ein bisschen besänftigte.   „Wer hätte denn gedacht, dass mein Sohn sich mit den Weasleys abgibt.“ Lucius schüttelte den Kopf, dann griff er nach seinem Glas und leerte den Feuerwhisky in einem Zug.   Narzissa legte eine Hand auf seine Schulter. „Lucius, hör auf aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Vertrau unserem Sohn. Er weiß schon, was er macht.“   Lucius warf erst seiner Frau, dann seinem Sohn einen ungläubigen Blick zu. Danach folgte ein langer Seufzer.   Draco spürte, dass die Anspannung langsam von ihm glitt. Es war nicht schlecht gelaufen, fand er. In seinen Vorstellungen hatte er eine viel schlimmere Reaktion erwartet.   Sie waren nicht in der Lage zu urteilen. Die Malfoys hatten den Weasleys, und allen voran Harry Potter, viel zu verdanken. Ohne seine Aussage und die von Weasley und Granger wären sie alle drei in Askaban gelandet. Nur ihnen hatten sie es zu verdanken, dass sie frei gesprochen wurden. Das war Draco mehr als bewusst. Auch wenn er das nie aussprechen oder zugeben würde, war er ihnen dankbar. Und nach dem Fall von Lord Voldemort würde es kein gutes Licht auf sie werfen, wenn sie über Schlammblüter und Blutsverräter herziehen würden.   „Wie gesagt, es ist nur ein Ball“, wiederholte Draco, der sich nun wieder seinem Nachtisch widmete. Er wusste, dass das gelogen war, und seine Eltern wussten es auch. Aber so waren sie zumindest schon eimal vorgewarnt, sollte nach dem Ball irgendetwas über ihn in der Zeitung stehen.   Er dachte an Ginny und wie ihr Weihnachtsfest wohl verlaufen würde und ob sein Geschenk schon bei ihr angekommen war.   Er hoffte nur, dass seine Überraschung ihr gefiel …   ***   Weihnachten verbrachten sie dieses Jahr in einer großen Runde. Man hätte kaum glauben können, dass so viele Personen in den Fuchsbau passten, doch durch Zauberei war alles möglich. Arthur und Molly Weasley hatten alle Familienmitglieder eingeladen und da nun fast alle ihrer Kinder einen Partner oder bereits ebenfalls Kinder hatten, platzte der Fuchsbau fast aus allen Nähten. Bill und Fleur waren aus Shell Cottage angereist, gemeinsam mit ihren beiden Kindern Victoire und Dominique. Fleur war bereits mit dem nächsten Kind schwanger. Ebenso wie Audrey, die Frau von Percy. Ron hatte natürlich Hermine eingeladen, die ohnehin schon seit Jahren zur Familie gehörte. Nur Charlie und Ginny kamen ohne Begleitung. Und George …   George hatte es sich zur Aufgabe gemacht die Kinder zu bespaßen und auch die anderen durch seine Witze möglichst oft zum Lachen zu bringen. Weihnachten, das Fest der Liebe und Familie, war seit dem Tod seines Zwillingsbruders immer besonders hart für ihn.   Harry, der sonst immer Weihnachten mit ihnen gefeiert hatte, war dieses Jahr nicht eingeladen. Das war nun das erste Weihnachtsfest, das Ginny und er nicht zusammen feierten, und unweigerlich musste sie sich fragen, wie er wohl die Feiertage verbrachte. Sobald sie sich dabei erwischte, wie sie an ihren Ex-Freund dachte, verdrängte sie die Gedanken an ihn schnell wieder.   Es war der Weihnachtsmorgen und die beiden Töchter von Bill stahlen allen die Show. Weihnachten mit Kindern war eben doch etwas anderes. Ihre Augen wurden groß und fingen bei dem Anblick der vielen Geschenke an zu leuchten. Molly und Arthur waren besonders stolz. Als Großmutter und Großvater gab es doch nichts schöneres, als die Enkelkinder zu verwöhnen. Alle Augen waren auf Victoire und Dominique gerichtet, wie sie ungeduldig das Geschenkpapier aufrissen und sie vor Freude kicherten und giggelten.   Ginny saß auf einem Sessel, noch im Schlafanzug. Die Nacht hatte sie im Fuchsbau verbracht. Es war ein komisches, aber auch ein wohliges Gefühl wieder in ihrem Elternhaus zu übernachten. Neben ihr saß Charlie. Auch wenn man keinen Lieblingsbruder haben und alle gleich lieben sollte mochte sie Charlie von allen am meisten. Sie waren sich so ähnlich. Als er damals nach Rumänien gezogen war hatte sie geweint wie die Maulende Myrte.   „Und du bist sicher, dass du es nicht lieber im Sommer machen möchtest?“, fragte er.   Ginny hatte ihre Beine über seine gelegt. Während sie sprach, schaute sie weiter Dominique und Victoire zu, die mit ihren neuen Puppen spielten. „Das dauert mir zu lange“, antwortete sie. „Am besten machen wir es im Januar, bevor wir nach Hogwarts zurück müssen.“   Charlie nickte. „Also schön. Was immer meine kleine Schwester will.“   Ginny grinste ihn spitzbübisch an. Ihr älterer Bruder hatte ihr noch nie etwas abschlagen können.   Letzte Nacht hatten sie alles bis ins kleinste Detail geplant. Und Ginny konnte es kaum erwarten Dracos Gesicht zu sehen, wenn sie ihm sagen würde, was sie sich für ihn ausgedacht hatte. Sein Geschenk wollte sie nicht mit der Eulenpost schicken, nein, sie würde es ihm persönlich überreichen, da sie unbedingt seine Reaktion miterleben wollte.   In diesem Moment klopfte es am Fenster. Augenblicklich wanderten alle Köpfe in die Richtung.   „Na sowas“, meinte Arthur, der mit einem Ächzen schwerfällig aufstand. Er war eben nicht mehr der Jüngste.   „Kennt jemand diese Eule?“, fragte George und alle schüttelten den Kopf.   Arthur öffnete das Fenster, um die Eule hineinzulassen, doch sie blieb stur auf dem Fenstersims sitzen und schuhute laut. Arthur steckte den Kopf aus dem Fenster. „Ui, das sieht nach etwas größerem aus.“   Nun wurde das Interesse geweckt. Bill, George und Ron standen fast gleichzeitig auf und eilten zum Fenster.   „Was ist denn das?“, fragte Ron verdutzt.   Und Bill sagte: „Ginny, ich glaub, da steht dein Name drauf.“   Augenblicklich wanderten alle Köpfe zu ihr. Verwirrt überlegte sie, wer ihr etwas geschickt haben könnte, denn immerhin waren alle ihre Familienmitglieder hier. Doch dann fiel ihr jemand ein. „Oh“, war alles, was sie sagte.   „Oh?“, fragte George, der die Arme skeptisch vor der Brust verschränkte.   Ginny stand auf und eilte zum Fenster. Sie schob ihre Brüder beiseite und steckte den Kopf hinaus. Im Schnee lag ein Paket. Ein sehr großes Paket.   „Oh!“   Die Eule schuhute noch einmal, dann flog sie davon. Mit einem Schwenker ihres Zauberstabs ließ Ginny das Paket durch das Fenster hineinfliegen.   „Von wem ist das?“, fragte Molly.   „Was ist da drin?“, fragte Ron.   Und George drängte: „Na los, mach es schon auf!“   Ungeduldig riss die jüngste Weasley das Geschenkpapier auf. Sie hatte schon eine Vermutung, was es sein könnte. Die längliche und schmale Form konnte nur eins bedeuten.   „Das ist ein Besen!“, stellte Bill fest.   Und Charlie hauchte: „Das ist nicht irgendein Besen. Das ist der neue Meteor. Der kostet ein Vermögen!“ Charlie war ebenso wie seine kleine Schwester ein begeisterter Quidditchspieler. Ehrfürchtig betrachtete er den Besen in ihren Händen.   „Ginny, Schätzchen“, meldete sich nun auch Molly Weasley zu Wort. „Wer schenkt dir so ein kostpiel– ich meine so ein wunderschönes Geschenk?“   Doch Ginny hörte ihnen nicht zu. Ihre Hand strich über das glatte dunkle Holz des Besenstiels, in dem der Name Meteor eingefräst war. Der Besen war ungewöhnlich leicht. Er sah genauso aus, wie das Abbild aus dem Überflieger, das sie so oft bewundert hatte. Er war einfach perfekt.   Sie strahlte regelrecht vor Freude. Wie lange schon hatte sie von diesem Besen geträumt? Sie konnte es nicht fassen, dass er tatsächlich diesen Besen für sie gekauft hatte. Wann bitte hatte er das gemacht? Sie konnte nicht anders als bis über beide Ohren zu grinsen. Ihr Herz schlug ganz aufgeregt in ihrer Brust.   Ohne ein weiteres Wort rannte sie hinaus, obwohl sie nur einen Schlafanzug und Pantoffeln trug. Sobald sie durch die Haustür war, stieg sie auf den Besen und erhob sich in die Lüfte. Wie ein Blitz schoss sie davon. Einige rote Haarschöpfe lugten aus dem noch offenen Fenster und sahen ihr nach.   „Und weg ist sie“, murmelte George.   Arthur und Molly sahen sich an. „Hast du ihr den Besen gekauft, Molly-Liebling?“   „Nein. Aber ich wüsste zu gern, wer ihr den geschenkt hat.“   Charlie starrte auf das zerrissene Geschenkpapier. Zwischen dem ganzen Rot und Grün lugte etwas Weißes hervor. Er bückte sich und hob die Karte auf. Schnell überflog er die Zeilen, die darauf standen.   „Nun“, seufzte er. „Die Antwort auf diese Frage wird euch vermutlich nicht gefallen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)