Schenk mir ein Lächeln von Rinchi (Tsurugi x Tenma) ================================================================================ Kapitel 1: Schenk mir ein Lächeln --------------------------------- Sein Atem hing heiß in der Luft, trocknete die kalte Brise der Nacht seinen Schweiß, als der anstrengende Tag langsam sein Ende nahm und auch somit die Erkenntnis kam, für heute der Nacht den Rücken zu kehren. Einige salzene Tropfen rannten seinen Schläfen hinab, während sein braunes Haar von all den Stürzen ganz verwüstet worden war. Doch es störte den Besitzer dieser Haarpracht nicht, in seinem Gesicht fand sich auch nach solch langer Zeit der schweren Arbeit noch immer ein Lächeln. Entzückend glitzerten die grauen Iriden im Mondlicht, spiegelten Lebensfreude und Zufriedenheit wieder, als er nun seine Sachen packte und den Platz verließ. Langsam lief er auf das Grün, zog eine dunkle Aura mit sich, die diesen hasserfüllten Körper umhüllte. Ein Fußballfeld - er begriff es einfach nicht, warum sich dieser Dummkopf für ein aussichtsloses Spiel so abmühte. "Matsukaze Tenma." Die tiefe Stimme des Bösen erklang, als er nun dort stand, auf demselben Feld, wo zuvor ein anderer trainiert hatte - eine ihm bekannte Gestalt. Er verachtete ihn. Ihn und seine hoffnungsvollen Augen und diese unbedachten Worte, die ständig meinten, dass alles in Ordnung sei. Er hatte keinerlei Sorgen, keinerlei Verpflichtungen. Alles was ihn beschäftigte war sein Spaß und nicht zu vergessen Fußball. Der Ball unter seinen Füßen, starrten er diesen an, als sei er Schuld an alle dem, was ihn quälte. Höchstwahrscheinlich war er das sogar, aber auch wenn er das nicht zugab, so mochte er dieses Spiel genau wie diese Affen aus dem Team, zu dem er gesandt wurde - Raimon. Schweigend hob er das Leder mit dem Fuß an, ließ den runden Gegenstand hin und her hüpfen, ehe er ihn mit einem wütenden Schrei ins Tor beförderte. Nein! Er hasste Fußball, er hasste es so sehr und er wollte Raimon vernichten. Doch zu aller erst musste er diesem Braunschopf all seine Hoffnungen nehmen. Dass er sich den Befehlen des Fifth Sector widersetzt hatte, war einzig und allein seine Schuld und dafür wollte er sich revanchieren. Es wurde kalt und spät, die kühlen Lichter der Straßenbeleuchtung erhellten die Nacht schwach. Es war nicht üblich, dass Schüler um diese Uhrzeit noch auf der Straße waren, aber so vertrieb er sich nun einmal die Zeit. Müdigkeit verspürte er nicht, stattdessen dachte er darüber nach, wie er Raimon endlich den Gar aus machen konnte, und vielleicht könnte Tenma da eine entscheidende Rolle spielen. Schweigend zog er sein Mobiltelefon aus der Tasche, betrachtete den Display und entschied sich für heute doch zurück zu kehren, morgen würde wieder ein arbeitsreicher Tag vor ihm stehen, als Seed der Fifth Sector. Ihm; Tsurugi Kyousuke. Der nächste Tag kam viel zu früh und seine Schicht als Beobachter des Raimons Fußballclubs reizte ihn ungemein. Sie hatten einen freien Tag, eigentlich hätte der Blauhaarige diesen heutigen Tag eher damit verbracht, sich zu entspannen, aber ihm wurde aufgetragen das Team zu kontrollieren, sei es eben auch zu solch einer Zeit. Dieser neue Coach, Endou Mamoru, der sich für so intelligent hielt, dass er den Sector herausfordern musste, ging ihm auf die Nerven. Allen voran jedoch dieses dümmliche Grinsen und seine gute Laune. Und als wäre das nicht schon genug, musste er immer und immer wieder den unwilligen Seed dazu auffordern, Fußball zu spielen - er tat das alles nicht zum Spaß! Schweigend setzte er sich auf die Ersatzbank, betrachtete das halb zusammen gekommene Team. Er hätte es gerne wie die Hand voll Teammitglieder gemacht und wäre erst gar nicht aufgetaucht, denn so musste er wieder diese Glückseligkeit von zwei Mitglieder ertragen. Tenma schien es geradezu zu genießen, an einem freien Schultag hier zu sein und Fußball zu spielen. Was stimmte mit diesem Jungen nicht? Müde verschränkte er die Arme vor seiner Brust. Letzte Nacht hatte er ihm beim Training zugeschaut, um herauszufinden, was hinter all seiner Kraft steckte, er hatte so viel Ausdauer, doch er verstand immer noch nicht warum. Woher nahm dieser Anfänger nur all die Kraft her? "Tsurugi?" Eine helle Stimme rief nach ihm, als er merkte, dass es um seine geschlossenen Lider dunkler wurde und kein Licht mehr auf sie strahlte. Etwas verwundert öffnete er langsam die Augen, doch gerade in dem Moment, als seine Blicke das Bild vor ihm erkannt hatten, wünschten sie sich, doch lieber nicht hingesehen zu haben. Diese gute Laune blendete sein stures Gemüt, wie ertrug sein Umfeld das nur? "Wollen wir zusammen trainieren?", fragte der kleine Braunschopf glücklich, hielt den Ball in seinen Händen dem Sitzenden entgegen. Nicht zu fassen, was gab diesem Weichei das Gefühl, dass er tatsächlich so aussah, als wäre er hier, um zu trainieren? Seine gelben Augen fixierten diese nunmehr sichtlich nervösen grauen Iriden, ehe er die Zunge schnalzend den Kopf wegdrehte. "Na los, verschwinde.", meinte er abwertend, wedelte mit der Hand, um ihn etwas zu verscheuchen und kaum zu fassen, er tat, wie man ihm befohlen. Etwas enttäuscht kehrte der Braunschopf auf das Feld zurück, wo bereits sein kleiner Freund mit den großen Zacken als Haar, auf ihn wartete. Er fragte, was er gesagt habe, doch Tenma gab keine Antwort. Es beschäftigte ihn, dass der blauhaarige Stürmer so zwiespältig war. Einerseits hatte er ihnen zum Sieg verholfen, und andererseits verachtete er Raimon. Natürlich. Er wusste, dass er das Team vernichten wollte, doch niemand, der so unglaublich Fußball spielte, konnte doch tatsächlich so viel Hass auf dieses Spiel haben, richtig? Es musste einen anderen Grund geben, warum er Raimon zerstören wollte, als nur seine Verachtung. Schweigend kickte er nun den Ball mit seinem besten Freund hin und her, dachte aber weiterhin schwer über Tsurugi nach und was wohl tatsächlich seine Beweggründe sein könnten. Er hatte ihn vor einer ernsthaften Verletzungen bewahrt und sogar das Spiel für sie gewonnen, doch warum war er immer noch so abweisend? Die Trainingszeit kam dem Ende nahe, ihr Trainer klatschte in die Hände, um das Zeichen für Feierabend zu geben, als die sechs Leute, die heute gekommen waren, abgesehen von Tsurugi, sich vor dem dunkelhaarigen Profi-Torwart aufreihten und auf seine letzten Worte warteten. "Gut, das war's für heute. Versucht den anderen zu zeigen, was wir heute gemacht haben.", meinte er zufrieden mit seinem immer fröhlichen Grinsen, ehe er die anderen gehen ließ. Ein arrogantes Schnauben seitens Tsurugi, als er aufstand, um sich auf den Weg zum Krankenhaus zu machen. Er hatte seinem Bruder versprochen, dass er ihn heute wieder besuchen kam. Das war er dem Älteren schuldig, nachdem er schon schuld daran war, dass er überhaupt im Krankenhaus lag. Schweigend trennte er sich von dieser Gruppe Kleinkarierter, um so schnell wie möglich von diesem Platz zu kommen. Doch was er nicht wusste war, dass er diesmal nicht alleine blieb. Tenma hatte sich hastig über die verschwitzten Sachen seinen Jersey angezogen und folgte dem Blauhaarigen im Stillen. Er war nun einmal neugierig und da sie zwei in einem Team waren, war es seiner Meinung nach nur berechtigt, dass er mehr über den geheimnisvollen Blauschopf erfahren wollte. Alles was er über ihn wusste war, dass er von Fifth Sector geschickt worden war, um sie zu kontrollieren, aber das konnte doch nicht alles sein! Vielleicht würde er Tsurugi ja besser verstehen können, wenn er mehr über ihn wusste. Momentan war er in seinen Augen noch ein einziges Rätsel. Und auch wenn sich das nicht gehörte, vielleicht würde es ihm ja doch Aufschluss bieten, wenn er ihm folgte... Nur ein wenig. Sein dunkles Haar flatterte im Wind zusammen mit dem violetten Cape, während er die Straße entlang lief, den Blick wie immer gen Boden gerichtet, um sich nicht diese traurigen Gestalten um sich herum ansehen zu müssen. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Seine Schritte beschleunigten sich etwas, so auch die Schritte seines Verfolgers, doch Tsurugi machte trotz allem keine Anstalten, sich nach hinten umzusehen. Sicherlich wurde er nur paranoid, wer konnte ihm denn auch schon hinterher laufen wollen? Lächerlich. Doch er irrte sich, weit hinter ihm war der kleine Braunschopf, beobachtete gebannt den anderen, wie er an der Ampel stand. Mit einem Mal wurde die Luft um ihn herum viel Kälter, sein Herz setzte für einen kleinen Moment aus, als er die sorgenvollen gelben Augen des sonst so selbstbewussten und ignoranten Tsurugi sah. Was war dieses Gefühl in seiner Brust? Alles zog sich zusammen, als er ihn so sah, es war als wäre der gleichaltrige plötzlich ganz anders, viel reifer und ein noch viel größeres Geheimnis. Seine Wangen schimmerten rötlich, sein Mund wurde trocken, doch all das realisierte er gar nicht. Und erst, als der andere fast aus seinem Blickfeld verschwunden war, konnte er sich wieder fangen und im letzten Moment hinter ihm über die Straße rasen. Etwas außer Atem stütze er sich an seinen Beinen, jemanden zu verfolgen war wirklich anstrengender, als es in Filmen immer aussah, doch lange musste er das glücklicherweise nicht mehr mitmachen, als Tsurugi nämlich endlich an einem Ort stehen blieb. Das Krankenhaus. Wieso ging Tsurugi in ein Krankenhaus? Auch wenn es ab hier vielleicht etwas verboten wurde, er konnte seiner Neugier einfach nicht widerstehen und lief auch den letzten Weg zum Eingang hin mit. Überrascht blinzelnd darüber, dass er nicht das Gebäude betrat sondern auf die Grünfläche ging, blieb er erst einmal hinter der Backsteinmauer stehen. Also war er nur zu Besuch hier? Und seine Vermutung bestätigte sich, denn nach wenigen Metern blieb er vor einem Jungen im Rollstuhl stehen. Etwas verwirrt blinzelte der kleine Braunschopf - hatte er gerade ein Lächeln im Gesicht des Blauhaarigen gesehen? Tsurugi setzte sich zu seinem Bruder, fragte ihn, wie es ihm mittlerweile so ging und ob seine Behandlung Fortschritte gemacht hatte. Sein Bruder hatte ein warmherziges Lächeln auf dem Lippen, als er über seine Tage hier berichtete. Kurz lachte er, während er sich über seine Krankenschwester lustig machte, was dem Jüngeren auch ein Schmunzeln auf die Lippen zauberte. Tenma konnte nicht viel hören, doch er würde zu gerne verstehen, was sie besprachen. Denn neben dem Jungen im Rollstuhl, schien sein Teamkollege wie ausgewechselt. Er wollte sich den Beiden nähern, doch dann hätte Tsurugi ihn sicher bemerkt. Was sollte er nur tun? Er wollte den Blauschopf besser kennen lernen, koste es, was es wolle! Und doch konnte er sich nicht dazu bringen, ihnen mit zu hören. Tsurugi sah ganz anders aus, wenn er mit diesem Jungen zusammen war. Sie sahen sich sehr ähnlich, bestimmt waren sie Brüder. Aber warum saß dieser im Rollstuhl? Ehe der Braunschopf sich die Frage beantworten lassen konnte, stand der Blauhaarigen auf, verabschiedete sich von seinem Bruder und machte sich auf Richtung Ausgang. Etwas hektisch versteckte sich Tenma schnell hinter dem nächsten Baum, damit er ihn beim Vorbeilaufen nicht noch sah und ließ den Blauschopf passieren. Seine Chance etwas mehr über ihn herauszufinden war somit dahin. Enttäuscht seufzend rutschte er den Baumstamm hinunter, durchwühlte seine schweißgebadeten Haare, da er sich innerlich dafür verflucht hatte, nicht etwas herausgefunden zu haben. Es wäre die perfekte Gelegenheit gewesen und er hatte es vermasselt! "Hey, alles in Ordnung?", hauchte eine freundliche tiefe Stimme. Verwirrt hob er leicht den Kopf und sah zwei Beine, die nicht standen. Seine Augen wanderten weiter hoch und erkannten eine Person, die fast so aussah wie der blauhaarige Seed. "Ich hab dich uns beobachten sehen. Bist du ein Freund von Kyousuke?", fragte er erneut mit engelsgleicher Stimme, die ganz anders als war als die seines Bruders. Sein Lächeln war charmant und gab dem beschämten Braunschopf Erleichterung. Er war also nicht böse, das beruhigte ihn ungemein. Doch jetzt hieß es erst mal auf die Frage antworten. "Mein Name ist Matsukaze Tenma.", antwortete er schlussendlich mit seinem von Kyousuke so verhassten süßen Lächeln. "Ich bin... Ein Teamkamerad von Tsurugi." Die letzten Worte stimmten leider nur so halb, denn eigentlich war der Blauschopf nicht in ihrem Team, er war nur so eine Art Spion, doch das schien sein Gegenüber nicht zu wissen. Schweigend rollte dieser seinen Wagen vor ihn, damit er ihn besser ansehen konnte. Wieder hatte er ein bezauberndes Lächeln auf den Lippen, als er in die unsicheren Augen des Fremden sah. "Freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin Kyousukes Bruder, Tsurugi Yuuichi.", stellte er sich nun selbst vor, hielt dem verwirrten Braunschopf die Hand hin. Etwas überfordert von dieser Freundlichkeit gab er nur zaghaft die Hand, zog diese nach wenigen Sekunden aber wieder zurück, um die angewinkelten Knie festzuhalten. Tenma hatte sie beobachtet, doch das schien den Blauhaarigen wenig zu stören, stattdessen schenkte er ihm noch immer solch ein vertrautes Lächeln, als würden sie sich schon so lange kennen. "Warum hast du uns beobachtet, Matsukaze-kun?" Sich ertappt fühlend, strich er sich eine Strähne aus dem Gesicht, die großen grauen Augen fixierten für einen Moment das Gras unter seinen Füßen, ehe er nun etwas Luft einatmete, um auch auf diese Frage zu antworten. "Ich wollte... Tsurugi besser kennen lernen. Er ist so kalt und abweisend und ich wollte verstehen warum.", fing er nun an, konnte dabei dem jungen Mann, der fast so aussah wie der Stürmer, nicht in die Augen sehen. "Im Spiel gegen Mannouzaka hätte mir einer von den Spielern fast das Bein gebrochen und er hat mich davor geschützt und dann hat er uns sogar zum Sieg verholfen." Seiner trockenen Kehle entkam ein raues Seufzen. Er bereute es ohne etwas zu trinken hier her gerannt zu sein, doch er würde es wohl noch aushalten müssen. Was der Bruder seines Teamkameraden zu berichten hatte, interessierte ihn genug, dass er das Trinken auf die leichte Schulter nahm. Etwas überrascht blinzelte ihn Tsurugis Bruder an, als hätte er all diese Worte nicht erwartet, denn er selbst kannte seinen lieben Bruder nun mal als verschlossen, aber nicht als abweisend. Womöglich war das seine Masche, aber vielleicht brauchte er ja genau so einen Sonnenschein wie Tenma, um ihn aus seinem Schutzwall zu holen. "Weißt du, Matsukaze-kun. Als Kyousuke und ich noch klein waren, hat er das Fußballspiel sehr geliebt.", begann er nun, erzählte davon, dass er damals in der Unterstufe unbedingt Stürmer sein wollte, weil er ein großer Fan von Gouenji Shuuya war und dass er jeden Tag mit ihm trainiert hatte. "Einen Sommertag jedenfalls hat er den Ball in einen Baum geschossen und wollte ihn runter holen. Doch der Ast, an dem er sich festgehalten hatte, brach durch. In letzter Sekunde konnte ich ihn noch auffangen, aber beim Sturz habe ich mir die Beine gebrochen." Seine großen grauen Augen blinzelten den älteren Tsurugi mit Mitleid an, hätte er mit allem gerechnet, aber nicht damit. Jetzt wusste er, warum er so anders reagiert hatte, als er ihm geholfen hatte und jetzt verstand er auch seinen Hass auf Fußball. Vielleicht konnte er ja jetzt mit ihm reden. Entschlossen schwang sich der Braunschopf sich auf seine Beine, ballte die Hände zu Fäusten und sah den Älteren nun mit zufriedener Haltung an. "Vielen Dank, Yuuichi-san, dass du mir das erzählt hast. Jetzt verstehe ich Tsurugi etwas besser.", meinte glücklich, was auch den Blauschopf zum Lächeln brachte. "Das freut mich.", meinte er mit ruhigem Ton, wandte sich ihm dabei wieder zu. "Sei ein guter Freund für Kyousuke." Er sprach noch einige Worte zu dem kleinen Braunschopf, ehe dieser auch schon zufrieden grinsend aus dem Krankenhaus lief. Jetzt wusste er, was zu tun war! Es wurde langsam dunkel. Ihr Training hatte lange gedauert und zusammen mit der Zeit, die er mit Tsurugis Bruder gesprochen hatte und seinem Nachhauseweg, lagen schon so einige Stunden mittlerweile in der Vergangenheit. Doch es war noch genug Zeit, um etwas an seinem Dribbling zu üben. Im Vergleich zu den anderen Teammitgliedern und vor allem im Vergleich zu dem blauhaarigen Stürmer, hatte er wirklich noch viel zu lernen. "Also dann, los geht's!", rief er sich selbst motiviert zu, als er mal wieder ausgeknobelt hatte, welche Felder er diesmal umspielte und es kam blau dabei raus. Tsurugi war lange durch die Gegend gelaufen, hatte über vieles nachgedacht. Über Fifth Sector, über das letzte Spiel und über Tenma. All diese Faktoren ließen ihn nicht mehr in Ruhe. Tat er wirklich das Richtige? Er wusste, wenn ihn der Sector raus warf würde sein Bruder nie die Gelegenheit bekommen, wieder laufen zu lernen. Aber dieser Tenma und seine Art sich gegen die Regeln zu stellen und richtiges Fußball zu spielen, trieb ihn zur Weißglut. Und wenn man schon vom Teufel sprach, da war er wieder, trainierte in der eisigen Kälte für ein Spiel, dass er eh nicht gewinnen konnte. Holy Road war eine Meisterschaft in der alle Siege und Niederlagen schon festgeschrieben waren und er meinte sich dagegen wehren zu müssen. "Tsk!", entkam es ihm abfällig, als er dabei zusah, wie dieser Dummkopf hin fiel und wieder aufstand, so wie er es immer tat. Woher nahm er bloß all die Kraft? Vor einigen Stunden hatte er hart trainiert gehabt und jetzt tat er es wieder, wurde dieser Bengel denn nie müde? "Nochmal!", rief er, wollte gerade wieder durchstarten, als er ausrutschte, den Ball zu tief traf und so hoch in die Luft beförderte, direkt vor die Füße seines Beobachters. Dieser stampfte wütend auf den Ball, sah den kleinen Braunschopf knurrend an, während dieser viel weniger von der Wut sondern mehr von seiner bloßen Anwesenheit überrascht war. "Tsurugi!" "Ich weiß, wie ich heiße.", entkam es ihm sarkastisch, als der Verschwitzte nun auf ihn zu lief. Regungslos blieb der Blauschopf stehen. Seine Haare wehten im Gleichtakt mit dem Wind, als er dastand und sie sich beide für einen Moment schweigend ansahen. "Warum... Hast du mich beobachtet?", fragte der Kleinere mit hoffnungsvollen grauen Augen. Dem Angesprochenen jedoch kam nur ein arroganter Laut, ehe er sich wegdrehte und gerade gehen wollte, doch Tenma reagierte schnell, packte sein Handgelenk fest, damit er nicht verschwand. "Warte, Tsurugi! Bitte...", hauchte er leise. "Wenn du den Ball willst-" Mit einer geschickten Fußbewegung hob er das Leder an, nahm es in die freie Hand und hielt es ihm hin. "Hier" "Nein!" Seine Augen glitzerten ihn traurig an, während sein Griff immer lockerer wurde, aber er trotz allem mit letzter Kraft noch daran fest hielt. "Ich versteh dich nicht! Erst bist du gemein, dann plötzlich hilfst du uns und jetzt hasst du Fußball wieder?" Verwirrt hob er eine seiner dunkelblauen Augenbrauen, drehte sich dann wieder zu dem Kleineren, da er nicht ganz verstand, worauf dieser hinaus wollte. "Ich weiß Bescheid, du brauchst dich nicht mehr verstellen! Ich hab heute mit deinem Bruder gesprochen, er hat mir alles erzählt...", beichtete der Kleinere leise, verhinderte mit seinem reuevollen Blick aber nicht die wutentbrannten Augen des Angesprochenen. "Woher kennst du meinen Bruder.", begann er mit der ersten Frage. "Ich bin dir heute gefolgt, weil ich dich besser kennenlernen wollte." Die Antwort kam leise aus seinem Rachen, als er nun doch langsam die Hand des sichtlich Gereizten wieder frei gab. Sein Atem war deutlich zu hören, das Schnauben machte einen wirklich nervös. Tenma konnte nicht leugnen, dass er Angst hatte. Das wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen, dass der Blauhaarigen ihm ohne zu zögern wehgetan hatte. Ohne ein Wort wartete Tsurugi auf den Rest seiner Erklärung. "Also dein Bruder hat mich gesehen und mit mir geredet und mir erzählt, was passiert ist... Aber ich verstehe nicht, warum du Fußball deswegen so hasst! Das war alles nur ein Unfall und-" "Halt die Klappe!", brüllte der Blauhaarige nun lautstark, da er sein lächerliches Trösten nicht hören wollte. "Denkst du, das weiß ich nicht selbst? Ich bin nicht so dumm wie du!" Sein Herzschlag blieb stehen, so schmerzhaft traf die Beleidigung auf ihn ein. Reuevolle Blicke beobachteten den Kleinen, wie er mit seinen Tränen kämpfte. Vielleicht waren die letzten Worte doch etwas zu harsch gewesen, doch was konnte er jetzt tun? "Ich wollte doch nur, dass wir Freunde werden... Und zusammen Fußball spielen können, so wie wir es wollen." Die ersten Tränen liefen dem Braunschopf über die zarten Wangen, da lief ein Schauer über den Rücken des sonst so gefühlskalten Kyousuke. Wie in Trance hob er langsam die Hand strich dem Kleinen die Tropfen von den Wangen. Wieder wurde es zwischen ihnen heißer, als ihr Atem zwischen ihnen hing. Tiefes grau traf auf stechendes Gelb, während sie sich schweigend ansahen, ihre Gesichter einander immer näher kommend, bis sich ihre Lippen zu einem zarten Kuss vereinten. Ohne es kontrollieren zu können ergriff der Größere den Hinterkopf des Braunhaarigen, zog ihn somit etwas mehr in den Kuss, der so heiß war, dass er diese kalte Nacht aufwärmte. Das naive Herz des Braunhaarigen klopfte nervös, als ihre halb geöffneten Lippen aufeinander lagen und keiner von ihnen sich traute, einen Schritt weiter zu gehen, aber auch niemand diesen Kuss lösen wollte. Doch da sie beide starr an ihrer beider Lippen verharrten, diese nur zaghaft bewegten, entschieden sich nun wohl die Gezeiten, ihnen eine Möglichkeit aufzuzwingen, denn mit einem Mal blitzte es und es begann zu regnen. Die ersten Sekunden des Regens nicht bemerkend, lagen ihre Lippen noch immer auf einander, als plötzlich ein prasselnder Schauer sie aufschrecken ließ und beide einen Rückzug antreten mussten. Hastig liefen sie unter die nächste Brücke, doch waren bereits vom Regen durchnässt hier angekommen. Die Zwei sahen sich an, als hätten sie etwas furchtbar verbotenes getan, da wichen die Blicke abrupt voneinander. Der Braunhaarige hatte nun mehr rot schimmernde Wangen, seine Lippen schmeckten noch immer diesen süßen Kuss, einen Kuss den er von Tsurugi nicht erwartet hätte. In seinen Augen war der Stürmer immer so gefühllos gewesen und jetzt hatte er ihre Lippen zu einem Kuss vereint und es schien ihn ebenso zu überfordern wie den Braunschopf. "Tsurugi ich - ähm - wohne hier in der Nähe... Wenn du möchtest, kannst du vorerst mitkommen, um die Sachen zu trocknen.", bot der Kleinere nun etwas nervös an. Immerhin hatten sie sich gerade geküsst und allen voran war das sein Erster gewesen. Komischerweise hatte es sich nicht abstoßend angefühlt, dafür dass sie beides Jungen waren. Er könnte fast meinen, sich genau so seinen ersten Kuss vorgestellt zu haben. Etwas bitter und doch Honig süß, wie... die Liebe. Schweigend drehte er sich zu Tenma um, sah ihm blinzelnd in die großen Seelenspiegel, die etwas Ängstliches, Verstörtes und doch so Niedliches an sich hatten. Dieser Anblick allein reichte aus, um ihm blind zu vertrauen und mit einem Nicken zu ihm nach Hause zu folgen. Es kam kein Ton von den beiden Jungen, die Haushälterin war heute nicht zu Hause, denn als er aufschloss, war die Tür zweimal verriegelt worden. Tenma schluckte hart, da diese Begebenheit wirklich mehr als nur merkwürdig war, denn normalerweise war die braunhaarige Hausbesitzerin immer da. Noch immer lag das Schweigen über den beiden Jungen, ehe der Kleinere endlich das Eis brach und ihn in sein Zimmer lotste. "Hier.", meinte er, als er aus seinem Schrank zwei Handtücher heraus wühlen konnte, ihm eines davon hinhaltend. Dankend nahm sein etwas anderer Gast die Geste an, trocknete sich seine blaue Mähne ab, wo nun die Frisur etwas anders aussah, als zuvor. Das leicht durchnässte Haar stand ihm gut, wie der Gastgeber fand, als er ihn ausgiebig und fast schon unhöflich dabei zu sah, wie er sich abtrocknete, während er eher langsam an seinen herum tupfte. Die scharfen gelben Augen legten sich wieder auf die seine, da es den Größeren sichtlich irritierte, wie ihn der Bengel ansah, wo hingegen dieser nur beschämt zu Boden blickte. Seine Wangen färbten sich erneut rötlich - jetzt hatte Tsurugi endgültig genug. "Ich kann nicht mehr...", knurrte er, packte den Jungen am Handgelenk und entledigte ihn seiner Klamotten. Ein Kleidungsstück nach dem anderen fiel auf den Boden, während seine hungrigen Zähne sich in das zarte Fleisch seines Halses bohrten. "Tsurugi... ah...! Was?" Ein verzweifeltes Keuchen gefolgt von einem schwachen Stöhnen entkam der rauen Kehle, als sein jungfräulicher Körper unter den Berührungen erzitterte. Seine kalten Hände strichen unter sein nasses Trikot, schoben es langsam nach oben, um dieses nun auch achtlos auf den entstandenen Haufen zu werfen. "Du wolltest mich besser kennen lernen, ich zeige dir mein wahres Ich.", raunte er verführerisch in sein Ohr, ehe er ihn auf das Bett presste und sich an diesem schmackhaften Körper verging... Der nächste morgen kam viel zu früh, er hatte nicht ein mal genug Zeit gehabt, die Gardinen zu schließen, so schnell war der gierige Lustmolch auf ihn los gegangen. Murmelnd blinzelte er die Sonne aus seinen Augen, erkannte dadurch vor sich das schlafende Gesicht seines Teamkollegen, den er nun wohl seinen Freund nennen durfte, auf eine ganz spezielle Art und Weise. Wortlos kuschelte er sich an den warmen Körper, der ihn nach dem Regen gestern ziemlich aufgeheizt hatte, natürlich auch auf Kyousukes Art. Aber das war in Ordnung. Auch wenn es eine ganz eigene Erfahrung war und auch, wenn es weh getan hatte, so etwas hatte er noch nie zuvor gespürt. Ein wenig überrascht war er dann jedoch, als eine Hand seinen Hinterkopf kraulte. Keuchend blickte er auf, erkannte die gelben Iriden vor sich, die ihn ausgiebig ansahen, womöglich versuchten sich an diesem Anblick satt zu sehen. "Guten morgen.", erklang die freudige Jungenstimme des kleinen Braunen, als dieser mit einem zuckersüßen Lächeln Tsurugi empfing. "Morgen...", murmelte dieser noch immer schlaftrunken darauf zurück, konnte eher wenig fassen, wie aktiv ein Mensch schon in einer so frühen Tageszeit sein konnte. Er selbst zählte sich nun mal zu den Morgenmuffeln. Und doch blendete ihn diese strahlende Aura, die ihm nicht mal ein Blinzeln zuließ, weswegen er sich eben dazu entschied, wenigstens etwas von dieser Lieblichkeit zu erwidern. Er hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Stirn, schenkte ihm ein kleines Lächeln, ehe er nun aufstand und sich die Haare ausschüttelte. Mit großen Augen wurde der Stehende angeschaut, als hätten sie gerade etwas Unglaubliches gesehen und ja, für den Kleinen Besitzer dieses Augenpaars war es auch kaum zu fassen. "Tsurugi... Da, ein Lächeln! Du hast gelächelt!", stotterte er in Ekstase, sprang auf die Beine direkt in seine Arme. Der Andere, der noch immer mit dieser Situation nicht ganz zu recht kam, klopfte ihm nur bestätigend auf den Rücken, verstand er nicht, was es sich da so zu freuen gab. "Schenkst du mir noch ein Lächeln?" "Lass den Unsinn!" Mürrisch schob er ihn von sich weg, griff nach seinen Klamotten, die noch immer durchnässt waren. Also so konnte er auf jeden Fall nicht zur Schule gehen. Nun folgte auch Tenma den gleichen Schritten, besah sich seinem Jersey, der vollkommen durchweicht war. Seufzend wand sich der Blauhaarige wieder dem Kleinen zu, sah ihn dann mit einem etwas herausforderndem Grinsen an. "Wie wäre es, wenn wir heute die Schule sein lassen?", kam Tsurugi mit einem Mal eine brillante Idee, wo hingegen der Braunschopf nur lachend nicken konnte. Da war es wieder, dieses ganz besondere Lächeln, dass er sein eigen nennen durfte, weil er der einzige war, dem er es schenkte. Die ganze Welt war ihnen in diesem Moment egal, hier zählten nur sie beide und das Bett in das sie sich warfen, um noch etwas weiter zu schlafen - die Gardinen diesmal natürlich zu gezogen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)