Drachenchronik von Rainbowdragon (~ Erstes Buch ~) ================================================================================ Kapitel 2: Calagas und Nirás ---------------------------- Kapitel 2: Calagas und Nirás ~~~~~~~~~~~~~~~~ Was beim letzten mal geschah ~~~~~~~~~~~~~~~~ Ryu Tanaka, ein international renommierter Schriftsteller, trifft nach einer Autogrammstunde auf der Frankfurter Buchmesse eine junge Frau Namens Nicole Felicitas. Auch wenn sie sich grade erst getroffen haben, verstehen sie sich sofort gut und verbringen die beiden Messetage gemeinsam. Doch als sie am zweiten Tag die Messe verlassen und er sie zu der Gaststätte bringen will, in der sie ein Zimmer gemietet hat, beginnt es zu gewittern. Dabei wird auch Ryus Wagen vom blitz getroffen und prallt gegen eine Hauswand. Doch als Passanten näher kommen, ist der Wagen leer! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ryu stöhnte auf und öffnete die Augen. Was war geschehen? Wieso war er ohnmächtig? Vorhin hatte er doch noch am Steuer seines Wagens gesessen. Hatte er etwa einen Unfall gebaut? Schnell setzte er sich auf, bereute es aber sofort, als ihm dadurch schwindelig wurde. Er hielt sich den Kopf. “Ah, du bist endlich aufgewacht.“ Hörte er Nicoles Stimme. Er sah auf und bemerkte, das sie grade ins Zimmer gekommen war. “Wie fühlst du dich, Ryu?“ “Kopfschmerzen.“ Antwortete er leicht brummend und sah zu ihr. “Was ist geschehen? Wo sind wir?“ “Was geschehen ist, darüber können wir nur spekulieren. Aber wo wir sind, das weiß ich. Wir sind im Haus einer Heilerin in Calagas.“ “Wo Bitte?“ “Calagas. Das ist eine kleine Stadt im grünen Herzen von Elodinir.“ Erklärte sie lächelnd. Doch Ryu schüttelte nur den Kopf. “Ich versteh kein Wort. Was erzählst du da?“ er blickte sich ein wenig im Raum um und stutzte. Die gesamte Einrichtung wirkte überaus fremdartig. An der Wand hingen viele Dekoelemente, welche offenbar aus Stoff gefertigt waren. Der Nachttisch hatte eine polierte Oberfläche mit Intarsien und der Kleiderschrank feine Schnitzereien. Doch nichts, was er irgendeiner Epoche zuordnen konnte. Nicole nahm seine Hand und zog ihn mit zum Fenster. “Sieh es dir an. Das ist einfach Unglaublich.“ Sie blickte mit ihm gemeinsam hinaus. Vor Überraschung entfuhr Ryu ein: “Was ist das?“ Er blickte auf einen runden, gepflasterten Platz, auf welchem offenbar grade Markt war. Überall standen Karren, von Pferden oder Ochsen gezogen, von denen aus Händler, Bauern und Handwerker ihre Waren und Dienstleistungen anboten. Die Häuser, die den Platz umsäumten, hatten nur zwei Stockwerke und waren zum Großteil aus Fachwerk und mit Schiefer gedeckt. Dies kannte er noch so mancher Altstadt in Europa, welche Manchmal mehrere Jahrhunderte überdauert hatten. Aber hin und wieder konnte er dort unten auch Gebäude sehen, welchen Komplett aus Holz oder Stein gefertigt waren und viele feine Schnitzereien aufwiesen, die er erneut keinerlei Epoche zuordnen konnte. “Was ist hier nur los?“ murmelte Ryu und legte eine hand aufs Glas. So langsam kam ihm ein Verdacht. Doch war das möglich? Sie waren hier doch nicht in irgendeinem Manga. “Ich nehme an, du denkst grade an das selbe wie ich, oder?“ fragte Nicole und sah Ryu von der Seite her an. “Das wäre die einzigste logische Erklärung.“ “Wirklich unglaublich.“ Ryu ging einen Schritt von der Scheibe weg und überlegte. Und ob er an dasselbe dachte wie Nicole. Wenn sie sich nicht täuschten, dann waren sie offenbar in eine fremde Welt transportiert worden. “Wer hätte gedacht, das so etwas möglich ist?“ “Nun, bisher hast du ja immer nur darüber geschrieben. Nun bist du einmal mitten drin.“ Meinte Nicole schmunzelnd und sah zu ihm. “Die Frage ist: Was machen wir nun?“ “Ist das nicht offensichtlich? Wir müssen versuchen, zurück zu kommen.“ “Und wie stellst du dir das vor?“ “Eine gute Frage.“ Seufzte Ryu und starrte an die Wand. Wie sollten sie zurück kommen? Gab es hier in dieser vielleicht Magie? Dann könnten sie könnten sie ja einen Zauber zur Reise durch Dimensionen nutzen, falls es so etwas gab. “Also, ich denke, die Antwort ist einfach.“ Unterbrach Nicole Ryus Grübeleien. “Wie ist das den normalerweise in solchen Geschichten?“ “Das Hauptmotiv für solche Geschichten?“ Ryu seufzte. Wieso hatte er nicht gleich so überlegt? “Das Hauptmotiv wäre eine Mission. Normalerweise wird eine Person in eine fremde Welt transportiert, um dort eine Mission zu erfüllen, die die Bewohner selbst nicht erledigen können.“ “Genau. Also haben wir vermutlich auch eine. Aber was für eine?“ “Du warst vor mir wach. War denn niemand da, um uns einzuweihen?“ “Nein. Ninim sagte, sie hätte uns ohnmächtig im Wald gefunden.“ “Wer ist Ninim?“ fragte Ryu und sah verwirrt zu Nicole. “Hm?“ sie blickte zu Ryu, dann lächelte sie. “Oh. Das ist die Heilerin, bei der wir momentan zu Gast sind. Und wo wir grade dabei sind…“ Sie ließ sich von der Fensterbank, auf welcher sie zwischenzeitlich Platz genommen hatte, fallen und ging zu Ryu. “Lass uns runtergehen. Ich bin mir nicht sicher, wie viel Zeit vergangen ist von unserem Verschwinden in Frankfurt bis zu unserem Aufwachen hier. Aber ich hab mittlerweile tierischen Hunger.“ “Ja, jetzt wo du es sagst, bekomme ich auch Hunger.“ Also nickte Ryu und ging gemeinsam mit Nicole runter. Auch der Rest des Hauses war so fremdartig geschmückt wie das Zimmer, in dem er aufgewacht war. Auch unten war das Haus rustikal eingerichtet. Der Tisch sah aus, als wäre er einfach der länge nach aus einem Baumstamm geschnitten worden, und auch die Stühle bestanden aus schwerem, massivem Holz. Und dort, mit dem Rücken ihnen zugewandt, schien eine junge Frau grade an irgendwas zu arbeiten. Nicole lächelte und ging zu ihr. “Kann ich ihnen helfen, Ninim?“ fragte sie freundlich. Die angesprochene sah zu ihr und schüttelte den Kopf, während sie antwortete: “nicht mehr nötig, ich bin grade fertig geworden.“ Ryu setzte sich und stutzte, als er die Heilerin genauer ansah. Ihre Ohren waren ungewöhnlich spitz. War sie etwa eine Elfe? Er sah zu Nicole, als diese sich neben sich ihn setzte, und flüsterte ihr zu: “Hast du ihre Ohren gesehen?“ “Natürlich.“ Antwortete sie leise und schmunzelte. “Eine Elfe. Erstaunt dich das etwa?“ sie kicherte kurz, dann sah sie zum Essen, welches Ninim auf den Tisch stellte: frisch gebackenes Graubrot, ein dickes Stück Käse, ein ebenso dickes Stück Schinken, frische Butter, dazu für jeden eine Schüssel mit Brei-ähnlichem Inhalt und Gläser mit einer Honigfarbenen Flüssigkeit. Eine richtig rustikale Mahlzeit. “Wie geht es euch, nachdem ihr endlich aufgewacht seit?“ fragte Ninim sanft und sah ihn an. Ninim hatte wie Nicole grüne Augen, nur das ihre wie tiefe, dunkle Smaragde wirkten. “Soweit ganz gut.“ Ryu sah sie ebenfalls an. “Ich habe nur noch ein wenig Kopfschmerzen.“ Kopfschmerzen?“ Ninim legte einen Finger an Ryus Stirn und schloss für einen Moment die Augen. Während dessen blickte Ryu verwirrt zu Nicole, welche anfing zu kichern. “Das scheint ihre Methode zu sein, Diagnosen anzustellen. Mach dir keinen Kopf darum.“ Meinte sie schmunzelt und begann schon mal Schinken und Käse in Scheiben zu schneiden. “Ich spüre es.“ Flüsterte Ninim nach einigen Sekunden und nahm den Finger von Ryus Stirn, ehe sie sich einem Schrank zu wandte. Diesem entnahm sie eine kleine smaragdgrüne Flasche, aus welcher sie drei Tropfen in Ryus Glas tropfen ließ. “Nimm einen Schluck, das wird helfen.“ Ryu sah kurz zu ihr, dann nickte er und nahm einen Schluck. Es half wirklich. Die Kopfschmerzen klangen bereits ab. Und nach dem zweiten Schluck waren sie schon völlig verschwunden. “Unglaublich. Sie sind wirklich weg.“ Er sah wieder zu Ninim. “Danke.“ “Das ist meine Aufgabe. Du brauchst mir nicht danken.“ Antwortete sie lächelnd und setzte sich zu ihnen. Gemeinsam frühstückten sie und unterhielten sich. Natürlich kam dabei auch die Frage auf, wo Ryu und Nicole herkamen und was sie weiter tun sollten. Natürlich antworteten sie nicht ehrlich, dass sie aus einer anderen Welt kamen, sondern einfach von einem anderen Kontinent. Und so wurde auf Ninims Vorschlag hin der Entschluss gefasst, nach Nirás zu gehen, einer Hafenstadt und dazu auch die größte Stadt im Land. “Und wir kommen wir da am besten hin?“ fragte Ryu später nach dem Essen, während sie gemeinsam mit Ninim den Tisch abräumten und das Geschirr abwuschen. “Ihr fragt am besten einen der Händler, ob er euch mit nimmt.“ Antwortete Ninim und räumte das Geschirr weg. “Ich glaube, ich kenne da einen, der Morgen nach Nirás reisen wollte. Wir können ihn gleich mal fragen.“ “Gute Idee. Du bist uns wirklich eine Hilfe, Ninim.“ Meinte Nicole lächelnd und klopfte ihr auf die Schulter. Etwas später verließen sie zu dritt das Haus und gingen auf den Markt. Im Haus hatte man es kaum bemerkt, doch nun hier draußen merkte man, wie laut der Markt war. Die Tiere schrien durcheinander, die Händler boten lautstark ihre Waren an und die Kunden antworteten ebenso lautstark auf die Angebote. Eine Atmosphäre, wie er sie normalerweise nur von Mittelaltermärkten kannte. Der Stand von Ninims Bekannten, welchen sie Fragen wollten, war ganz am anderen Ende des Platzes, gleich neben dem Laden eines Schmiedes. Der Händler hatte ihnen grade den Rücken zugedreht und hantierte an seinem Pferdekarren. “Hallo, Sha. Lange nicht mehr gesehen.“ Begrüßte Ninim den Händler, welcher sich umdrehte und lachte: “Ninim! Aber wirklich. Wie lang ist das letzte Treffen her? Sechs Monate?“ Schließlich umarmte er sie freundschaftlich. Währenddessen musterte Ryu ihn irritiert. Der Händler hatte beinahe Goldfarbenes, etwas längeres Haar mit schwarzen Strähnen und goldene Augen mit schlitzförmigen, Katzenähnlichen Pupillen. Zudem ragten aus seinem Haar große gelbe Katzenohren mit schwarzen Streifen. “Auch wenn wir uns lange nicht mehr gesehen haben.“ Meinte Ninim und sah ihn an. “ich hab gehört, das schon morgen nach Nirás weiter willst, habe ich Recht?“ “Allerdings. Aber ich wäre heute Abend schon noch bei dir vorbei gekommen, keine Sorge.“ Er lächelte. “Ich habe einen klasse Tee in Rhyot ergattern können. Da wollte ich dir was zum Probieren vorbei bringen.“ “Klingt gut. Aber es geht um meine Gäste hier.“ Ninim wies auf Nicole und Ryu. “Sie wollen auch nach Nirás. Da wollte ich fragen, ob du sie mit nehmen könntest.“ “Generell kein Problem.“ Er ging um die beiden rum und musterte sie. “Aber habt ihr auch was drauf? Der Weg ist nicht ungefährlich, und ich hab keine Lust, neben meinen Waren auch euch beide beschützen zu müssen.“ Nicole und Ryu beobachteten jeden Schritt des Händlers. Irgendwie war das unangenehm, wie er sie musterte. Schließlich trat Nicole vor ihn. “Das wird kein Problem sein. Wir können uns schon selbst verteidigen. Nicht wahr, Ryu?“ “Hm?“ Ryu blickte zu ihr und nickte leicht. Er war immer noch leicht abgelenkt vom außergewöhnlichen Aussehen des Händlers. “Na dann gibt es ja kein Problem. Ich komme heute Abend vorbei. Und morgen gegen Sonnenaufgang ziehen wir los.“ Erklärte der Händler grinsend und schüttelte Ninim noch mal die Hand, ehe er sich dem Kunden zuwandte, welcher mittlerweile näher gekommen war. Zu dritt gingen sie dann wieder ins Haus. “Ryu! Wach auf, Ryu!“ rief Nicole und schüttelte ihn. Nach einer Weile schließlich öffnete er die Augen und setzte sich auf. “Was soll denn dieser Krach?“ murmelte er und gähnte ausgiebig, ehe er zu Nicole sah. “Es ist ja noch dunkel.“ “Bist du immer so eine Schlafmütze?“ Nicole schüttelte den Kopf und seufzte. “Der Händler sagte doch, bei Sonnenaufgang würde er los ziehen.“ “Ach ja. Stimmt ja.“ Seufzte Ryu und stand schließlich auf. Er wusch sich in der Wasserschüssel, die bereit stand und blickte im Spiegel zu Nicole. “Wie lange willst du dieses Kostüm eigentlich noch tragen?“ Kostüm?“ sie sah fragend zu ihm, ehe sie auf ihrem Kopf tastete. “Oh, ich habe gar nicht bemerkt, das ich das noch trage. Aber wieso nicht?“ sie kicherte. “Sieht doch süß aus.“ “Na, wenn du meinst.“ Er trocknete sich ab und kam zu ihr. “Gehen wir dann runter?“ “Ja. Sofort.“ Nicole zog nun doch an den Ohren. Doch dann stutzte sie. Sie gingen nicht ab. Hieß das etwa, dass sie nun echt waren? “Ist irgendwas, Nicole?“ fragte Ryu, welcher bereits an der Türe war, und sah zu ihr. Schnell nahm sie die Hände weg und lachte: “Nein nein, es ist alles in Ordnung. Gehen wir.“ Schnell ging sie mit ihm hinab. Offenbar waren beim Transport in diese Welt ihre Katzenohren echt geworden. Doch Ryu dachte immer noch, es wäre ein Kostüm. Wie lange würde es dauern, bis er es bemerken würde? Bei dem Gedanken musste sie leise kichern. Unten angekommen sahen sie nur Ninim. Offenbar schlief der Händler noch. Als sie die beiden bemerkte, lächelte sie. “Gut, ihr seid wach.“ Meinte sie lächelnd. “Sha ist auch bereits wach. Er ist schon im Stall und bereitet den Karren vor.“ “Er ist also bereits wach? Mist. Sind wir doch nicht die ersten.“ Murrte Nicole und setzte sich. Das Frühstück stand bereits bereit, wovon sie sich auch gleich bedienten, während Ninim noch an etwas auf der Arbeitsfläche arbeitete. Nach einigen Minuten kam auch der Händler wieder hinein. Als er Ryu und Nicole sah, grinste er. “Sehr schön, Sehr schön. Ich hätte euch nämlich nicht geweckt, wenn ihr nicht rechtzeitig wach gewesen wärt.“ Erklärte er und setzte sich zu ihnen. “Wenn ihr fertig seit, brechen wir gleich auf.“ Ryu und Nicole nickten. Als sie fertig waren, räumten sie noch gemeinsam mit Ninim den Tisch ab, ehe sie zu viert das Haus verließen. Der Karren des Händlers stand bereits vor dem Haus bereit. Er sprang auch gleich vorne auf den Kutschbock und sah zu den anderen beiden. “Einer kann mit hier vorne drauf, der andere muss in den Wagen klettern.“ Also kletterte Ryu vorne neben dem Händler auf den Bock, während Nicole es sich im Wagen auf einigen Fellen bequem machte. Ninim reichte ihnen noch einen Korb mit rauf. “ich wünsche euch eine gute Reise.“ Sie schüttelte allen zum Abschied noch mal die Hand, ehe der Wagen sich in Bewegung setzte. Die erste Zeit verlief die Fahrt schweigend. Ryu sah sich um und analysierte die Umgebung. Diese Welt war nicht hundertprozentig fremd. Jetzt hier im Wald sah er auch viele Sachen, die genau gleich waren mit ihrer Welt. Das waren Hauptsächlich Tiere wie Kaninchen und Rehe, aber auch Pflanzen wie Efeu und Eichenbäume. Nach einigen Stunden brachte der Händler den Wagen auf einer Lichtung zum stehen und sprang ab. “Machen wir Pause.“ Meinte er schmunzelnd und ging zum Wagen, wo er den Korb von Ninim raus holte und diesen auf einem Baumstumpf abstellte. Dann sah er zu Nicole und Ryu, welche immer noch im Wagen saßen, und seufzte. “Nun kommt schon. Nicht so Schüchtern. Sie hat auch für euch was eingepackt.“ Schließlich kamen die beiden zu ihm und setzten sich neben dem Stumpf auf den Boden, während der Händler den Korb auspackte. “Hm. Der Schinken scheint dieses mal ganz besonders gut zu sein.“ Meinte der Händler und schnupperte an dem Fleischstück. Dumm nur, das er sich nur bedingt als Handelsware eignet.“ Meinte er seufzend und verteilte kleine Brotlaibe an die anderen, ehe er den Schinken kleinschnitt und ebenfalls verteilte. “Lasst es euch schmecken.“ Wünschte er noch, ehe er herzhaft in den Schinken biss. Auch die anderen beiden aßen nun. “Wie lautet dein Name nun eigentlich genau?“ fragte Ryu den Händler. “Soweit ich verstanden habe, nennt Ninim dich immer `Sha`?“ “Das ist richtig. Das ist die Abkürzung für Sharion.“ Erklärte der Händler und schmunzelte. “Ihr könnt mich bei einen der beiden Namen nennen, wie ihr auch wollt.“ Bot er an und verschlang noch ein Stück Fleisch. “Und eure Namen waren Nicole und Ryu?“ “Ryu Tanaka, um genau zu sein.“ Stellte er sich vor. “Aber Ryu reicht.“ “Und ich heiße Nicole Felicitas.“ Stellte auch Nicole sich vor und lächelte. “Danke für deine Hilfe.“ “Nix zu danken.“ Sharion trank einen Schluck. “Aber ich mach es wohl nur, weil ihr in Begleitung von Ninim wart.“ “Magst du sie etwa?“ fragte Nicole grinsend. “Natürlich. Aber nicht so, wie du denkst!“ fügte er hinzu, als er Nicoles Grinsen bemerkte. “Wir sind schon seit langem Freunde.“ “Und wie habt ihr euch kennen gelernt?“ “Das ist Privat. Das tut nichts zur Sache.“ Sharion seufzte und lehnte sich gegen einen der Bäume. “Mal eine andere Sache: Wann werden wir in Nirás ankommen?“ fragte Ryu nun. Sharion überlegte. “Morgen gegen frühen Abend sollten wir ankommen.“ Antwortete er schließlich und schloss die Augen. “Entspannt euch etwas, wir machen ein wenig Pause hier.“ Meinte er gähnend und streckte sich. Nicole und Ryu nickten und legten sich ebenfalls ins Gras. Die Reise ging nach einer Stunde schließlich ereignislos weiter. Während der Reise lernten sie von Sharion ein paar Sachen, unter anderem über die Rasse, welche er angehörte. Die so genannten Felyn waren Katzenmenschen. Erkennbar waren sie wie Sharion und Nicole an den Katzenohren und Schweifen. Manchmal hatten sie aber auch Fell, Tatzen und wirkten generell mehr Katzenartig. In den meisten Fällen kämpften Felyn mit blossen Fäusten, im Umgang mit Waffen waren sie nicht sehr begabt. Gegen Abend stoppten sie am Ufer eines großen Sees. Sharion spannte die Pferde vom Karren ab und band sie an einem Baum fest, nahe genug, das sie trinken konnten. Nicole stieg vom Wagen und sah sich um. “Wo sind wir hier?“ fragte sie und überlegte. “Ist eine schöne Gegend hier.“ “Schön, aber nicht ungefährlich.“ Erklärte Sharion schmunzelnd und striegelte die Pferde. “Der See wird Tränensee genannt. Um ihn rankt sich eine interessante Legende. Wollt ihr sie hören?“ “Natürlich. Besonders du, nicht wahr, Ryu?“ sie sah grinsend zu ihm. Ryu zuckte nur mit den Schultern. “Wenn wir grade dabei sind, kann es nicht schaden.“ Meinte er und lehnte sich an den Wagen. “Ach komm.“ Sie piekste ihn in die Seite. “Du stehst doch auf solche Geschichten, nicht wahr? Als kleine Inspiration?“ “Du liest offenbar gerne meine Interviews, was?“ Das Gespräch der beiden verfolgte Sharion mit leicht verwirrter Mine. Er verstand nicht, wovon sie sprachen, die ganze Sache mit Inspiration und Interview. “Okay, okay. Ich erzähl es euch.“ Unterbrach er sie schließlich und warf die Pferdebürste auf den Wagen. “Vor langer Zeit, wie lang genau ist unbekannt, soll sich an dieser Stelle nur ein Krater mit unbekannter Herkunft befunden haben. Eines Tages geschah es, Das in diesem Krater eine kleine Kampftruppe auf eine mächtige Dämonin stieß. Nach einem langen, harten Kampf gelang es der Truppe, die Dämonin zu töten, doch zu einem harten Preis.“ Begann Sharion zu erzählen. “Nicht nur, das die vorher sechsköpfige Gruppe auf grade einmal drei Personen dezimiert wurde. Mit ihrem letzten Atemzug verfluchte die Dämonin den Helden, den Anführer der Gruppe, so das dieser sich in ein abscheuliches Wassermonster verwandelte. Über diesen Verlust sollen die beiden übergebliebenen Mitglieder, seine kleine Schwester und seine Verlobte dermaßen traurig gewesen sein, das sie den Krater nach und nach mit ihren Tränen füllten.“ Sharion blickte ins Wasser. “Und irgendwo dort drinnen soll das Seeungeheuer immer noch leben.“ “Was für eine tragische Story.“ Kommentierte Nicole leise, als Sharion seine Geschichte beendete. “Sie gewannen gegen die Dämonin und haben doch so viel verloren.“ “Da hast du Recht. Aber es ist eine Legende, mehr nicht.“ Meinte Sharion mit einem Schulterzucken und holte einige Decken aus dem Wagen. Er warf jedem eine zu und gähnte. “Wir sollten uns hin legen. Wir waren lange unterwegs und ich bin müde.“ Nicole und Ryu stimmten zu. Also legten sie sich ins weiche Moos und waren bald eingeschlafen. “Sie schlafen, Boss.“ Murmelte der Räuber und sah zum Boss der Bande, welcher im Schatten eines Baumes stand. “Jetzt ist der perfekte Moment gekommen.“ “Lohnt es sich denn?“ fragte der Boss und sah ebenfalls zum Wagen. “Ist das Opfer bekannt?“ “Allerdings. Es ist kaum zu glauben, aber wahr.“ Der Räuber grinste zufrieden. “Es ist Sharion, der Katzenhändler. Unterwegs mit zwei Passagieren, die wir allerdings nicht einordnen können.“ “Der Katzenhändler? Oh, wirklich eine fette Beute.“ Der Boss stieß sich vom Baum ab und lachte. “Macht euch bereit, wir greifen an. Aber weckt sie nicht!“ Die Räuber nickten und schlichen langsam näher. Sie waren zu sechst, und bewaffnet mit Dolchen. Der erste erreichte Sharion und grinste. Leise kniete er neben dem Händler und zog den Dolch aus der Scheide. “Das ist leider dein Ende, Katzenhändler.“ Flüsterte er leise und schlug zu. Doch bevor er traf, sprang auf einmal eine kleine Pelzkugel aus Sharions Gewand und grub dem Räuber die Klauen tief ins Gesicht. Vor Schmerzen jaulte er laut auf und weckte dadurch Sharion, Ryu und Nicole auf. “Was? Räuber!“ Schnell sprang Sharion auf, grade rechtzeitig, da der Räuber nun zuschlug, allerdings nur den weichen Moosboden traf. Sharion schlug dem Räuber mit dem blanken Handrücken gegen die Schläfe, ehe er ihm gegen die Brust trat. Auch Nicole und Ryu kamen nun auf die Beine. Nicole trat ihrem Angreifer die Beine weg, ehe sie aufsprang und den Angriff eines anderen abblockte. Ryu hingegen hatte es schwerer. Dem hinterhältigen Angriff im Schlaf hatte er nur knapp ausweichen können, was einen kleinen Schnitt auf seiner Wange hinterlassen hatte. Nun verteidigte er sich eher notdürftig mit einem dicken Ast gegen zwei der Räuber. “Ryu! Ich helfe dir!“ Nicole sprang dazwischen. Sie packte einen der beiden Räuber am Kragen und zog ihm die Beine weg. Kurz abgelenkt, gelang es Ryu, den anderen mit einem gezielten Hieb auf dem Kopf außer Gefecht zu setzen. “Ich wusste gar nicht, das du so gut kämpfen kannst, Nicole.“ Er sah zu ihr. “Wirklich erstaunlich.“ “So erstaunlich ist das nicht.“ Sie sah grinsend zu ihm. “Ich mache seit der ersten Klasse verschiedene Kampfsportarten. Judo, Karate, Aikido und so. In Karate bin ich sogar Europameisterin.“ “Na dann kein Wunder. Aber wir sollten Sharion helfen.“ Er sah zum Händler. Nur dieser brauchte keine Hilfe mehr. Sharion hatte den Anführer der Bande bereits erledigt und sah zu Nicole und Ryu. “Alles klar bei euch beiden?“ Er kam zu ihnen und sah Nicole an. “Du warst wirklich gut. Aber war auch nicht anders zu erwarten von einer Felyn.“ Er grinste und sah dann zu Ryu. “Aber du… Kann es sein, das du eigentlich eine andere Waffe gewohnt bist?“ “Richtig. Ich bin nicht sonderlich bewandert im Umgang mit dem Schwert oder ähnlichen Waffen.“ Ryu seufzte und warf den Stock weg. “Doch ich bezweifle, das ich hier irgendwas passendes für mich finde.“ “Nicht, wenn man den passenden Händler fragt.“ Sharion holte einige Seile aus dem Wagen und grinste. “ich kann dir in Nirás jemanden vorstellen. Aber jetzt helft mir erstmal, diese Typen zu fesseln.“ Er warf den beiden einige Seile zu und begann den Anführer der Gruppe zu fesseln. Auch Nicole und Ryu fesselten die übrigen Mitglieder. “Was machen wir nun mit ihnen, Sharion?“ fragte Nicole dabei. “wir nehmen sie mit. Auf diese Bande ist ein recht ansehnliches Kopfgeld ausgestellt.“ Er warf die Räuber auf den Wagen und seufzte. “Legen wir uns noch ein wenig hin. Ich bin müde.“ Ryu und Nicole stimmten zu. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 2 Ende ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Beim nächsten mal: Nach einem ersten Vorgeschmack auf die Gefährlichkeit dieser fremden Welt in Form von Räubern, erreichen Ryu, Nicole und Sharion endlich Nirás, die größte Stadt des Landes. Und das grade rechtzeitig, den es findet dort ein großes Fest statt! Im Rahmen dessen lernen Nicole und Ryu viele neue Leute kennen und Ryu kann sein Problem mit der Waffe lösen. Das nächste Kapitel heißt: Tinúviel Auríel, Feuerklinge Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)