Drachenchronik von Rainbowdragon (~ Erstes Buch ~) ================================================================================ Kapitel 4: Fendrir ------------------ Kapitel 4: Fendrir ~~~~~~~~~~~~~~~~ Was beim letzten mal geschah ~~~~~~~~~~~~~~~~ Gemeinsam mit Sharion erreichen Nicole und Ryu endlich Die Hafenstadt Nirás, in welcher grade ein großes Fest stattfindet. Hier kann Ryu sein Problem Lösen und findet eine Waffe, mit welcher er umgehen kann. Während dessen Festes treffen sie unter anderem auch auf die Gastwirtin Tinúviel, bei welcher sie für die Nacht unterkommen. Als sie am nächsten Tag alleine weiter reisen, geraten sie jedoch in eine verfahrene Situation, aus der sie sich nicht alleine befreien können. Doch dann werden sie von niemand anderem als Tinúviel gerettet… ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ “Wer ich bin? Mein Name ist Tinúviel.“ Sie löste ihre Waffe vom Rücken und richtete sie auf den Fremden. “Tinúviel Auríel, die Feuerklinge!“ “Feuerklinge? Das ich nicht lache!“ Der Fremde sprang einen Schritt zurück. “Die Feuerklinge war vor fünfzig Jahren eine wahre Koryphäe unter den Kopfgeldjägern. Das bedeutet, heute müsste sie eine alte Frau sein. Und nun lass ebenfalls Alles fallen, was du bei dir trägst!“ Tinúviel seufzte nur leise und schüttelte den Kopf. “Mein Name ist nicht vergessen, aber offenbar meine Geschichte.“ Sie löse einen Knopf an der Schwertscheide und nahm die obere Hälfte ab. Dabei strich sie mit dem Finger über die Klinge, welche sofort Feuer fing. Der Fremde wich noch einen Schritt zurück. “Wie kann das sein?“ fragte er nervös. “Du müsstest alt und verschrumpelt sein!“ “Normalerweise. Nur dein Pech, das ich eine Halbelfe bin!“ Mit einer schnellen Drehung schlug Tinúviel zu, jedoch schirmten die Wassermassen den Fremden ab. Es zischte laut und Dampf trat auf. Er sah nur zu und lachte. “Und selbst wenn du es sein solltest: Es bedeutet Feuer gegen Wasser. Ich denke, der Gewinner steht bereits fest.“ Tinúviel jedoch sah ihn nur einem regungslosen Ausdruck an. “Glaubst du, du wärst der erste Wasserelementar, gegen den ich je gekämpft habe? Da täuschst du dich.“ Sie legte eine Hand auf die brennende Klinge, und die Flammen schossen in die Höhe. Das Wasser verdampfte und Tinúviels Schwerthieb hatte nun freie Bahn auf den Körper des Fremden. Mit Mühe hatte er den Angriff grade so mit seinem eigenen Schwert parieren können, doch die pure Wucht des gigantischen Schwertes schleuderte ihn zurück gegen einen Baum. Mit einer Handbewegung färbte sie die die Flammen, die ihr Schwert umgaben, zu einem eisigem Blau, ehe sie erneut zuschlug. Die Klinge schlug in die Seite des Baumes ein, bis sie von der anderen Hälfte der Schwertscheide, gestoppt wurde. Dabei grub sie sich auch einige Zentimeter in die Seite des Fremden, welcher laut aufschrie. Von dem Punkt, an dem das Schwert ihn getroffen hatte, begann sein Körper zu gefrieren. Tinúviel zog ihr Schwert wieder aus dem Baum richtete seine Spitze nun auf das Gesicht des Fremden, doch schob sie die die andere Hälfte der Schwertscheide wieder über die Klinge und versiegelte damit die Flammen. “Alles Okay bei euch?“ fragte sie und sah zu Ryu und Nicole, welche sich zwischenzeitlich aufgerappelt und vom Ort des Kampfes entfernt hatten. Als Tinúviel sie ansprach, nickten die beiden. “Ja, danke. Du hast uns wirklich gerettet.“ Nicole trat vor und schüttelte ihre Hand. “Danke.“ “Ich muss mich auch bedanken. Aber was tust du hier?“ fragte Ryu und musterte sie. Im Gasthaus hatte Tinúviel meist Kimonos getragen, welches im Vergleich zum Aussehen der Stadt ein wenig deplaziert gewirkt hatte, aber immer ziemlich gut aussah. Nun trug sie stattdessen einen ärmellosen, bodenlangen schwarzen Mantel, welcher auf dem Rücken eine stilisierte Flamme trug und einen roten Pelzkragen hatte, welcher ein wenig an Flammen erinnerte. An den Armen trug sie stabile Armschienen aus Metall mit rotgoldenem Dekor, ebenso an den Beinen. Unter dem Mantel trug sie eine schwarze Hose und ein rotes Oberteil mit langen Ärmeln. Ihr Feuerrotes haar trug sie nun offen. Selbst wer sie noch nie kämpfen gesehen hatte, in diesem Outfit konnte man spüren, das sie eine überaus erfahrene Kämpferin war. Sie sah zu Ryu, schloss dann aber die Augen. Sie nahm sich die Zeit, Ihr Schwert wieder auf ihrem Rücken zu befestigen, ehe sie ihm antwortete: “Ich bin euch gefolgt. Ich finde euch überaus interessant.“ Sie schmunzelte leicht. “Ein Land ohne Magie? So etwas habe ich noch nie gehört. Deshalb habe ich mich etwas später nach eurem Aufbruch entschlossen, euch zu folgen.“ “Das wird eine große Hilfe sein. Offenbar kommen wir ohne eigene Magie nicht weit.“ “Sieht so aus.“ Meinte nun auch Nicole und blickte zu dem Fremden, welcher mittlerweile ohnmächtig geworden war. Das Eis hatte sich mittlerweile über seinem gesamten Brustkorb ausgebreitet. “Was passiert nun mit ihm?“ “Mit dem? Das Eis wird sich ausbreiten, bis er völlig eingeschlossen ist. Nach etwa einer Woche wird es sich wieder auflösen. Wenn er bis dahin überlebt hat, hat er Glück gehabt.“ Tinúviel zuckte mit den Schultern und sah wieder zu den beiden. “Ihr solltet euch umziehen. Ihr seid völlig durch nässt.“ “Wir haben aber nichts zum Wechseln dabei.“ Nicole sah zu Ryu. “Das haben wir völlig vergessen in der Stadt.“ “Stimmt. Daran hatte ich auch nicht gedacht. Dann müssen sie eben so trocknen.“ Er sah sich um. “Sammeln wir etwas Holz, um ein Feuer zu machen.“ Sie teilten sich auf und kamen nach einigen Minuten mit genügend Holz wieder zurück. Tinúviel reichte Nicole ein einfaches, weißes Kleid, mit welchem sie im Gebüsch verschwand, während Ryu sich bereits auszog und seine Sachen auf Ästen neben dem Feuer auf hing. Seine Hose trug er noch, da es ihn nur am Oberkörper erwischt hatte. Er setzte sich auf einen Baumstumpf und sah zu Tinúviel. “Was war das für Magie?“ fragte er sie neugierig. “Das? Das war die so genannte Bändigungsmagie. Die, die diese Magie nutzen, sind nicht in der Lage, die Elemente aus eigener Kraft zu erzeugen. Stattdessen manipulieren die Elemente in ihrer Umgebung.“ Erklärte Tinúviel und sah zu ihm. “Diese Magie kann durchaus mächtig sein. Aber sie hat nun mal den Nachteil, dass man eine äußere Elementare Quelle braucht. Ist diese nicht gegeben, hat man Pech gehabt.“ “Und was ist mit deiner Magie?“ “Meine Magie? Sogenannte Waffenmagie.“ Sie zog ein kleines Messer aus ihrem Stiefel. “Ich kann meine Magie nur durch eine Klingenwaffe Kanalisieren. Ohne ein Schwert oder Messer kann ich mit meiner Magie nur wenig anfangen.“ “Wie verwirrend.“ Ryu seufzte und lehnte sich zurück. Waffenmagie… Bändigungsmagie… Wie sollten sie dagegen ankommen? “Und welches ist die mächtigste Magieart?“ fragte er nach einiger Zeit Tinúviel wieder. “Die mächtigste? Das ist Schwer zu sagen.“ Nachdenklich blickte sie in den Himmel. “Wenn du erfahren im Umgang mit Magie bist, ist jede Magieart mächtig. Aber meiner Meinung nach ist Beschwörungsmagie eine sehr mächtige Art, zu zaubern.“ “Beschwörungen? Ich verstehe. Das klingt logisch.“ “Wenn du mehr wissen willst, dann schau in den schlaues Buch.“ Tinúviel steckte das Messer wieder weg. “Deine Begleiterin braucht aber lange.“ “Bin ja schon da.“ Nicole kam aus dem Gebüsch und seufzte leise. “Ich mag keine Kleider.“ “Aber es sieht doch nett aus.“ Meinte Ryu und sah zu ihr. “Und bei unserem ersten Treffen hast du doch auch eines getragen.“ “Aber auch unfreiwillig.“ Sie seufzte und setzte sich. “Ich wollte die Uniform erst am Sonntag anziehen, aber dummerweise war das Kleid sonst das einzigste, was meine Mutter mir eingepackt hatte.“ “Ich verstehe.“ Ryu schmunzelte und schloss die Augen. “Wir sollten uns für heute ein Nachtquartier suchen.“ Tinúviel stand auf der Kuppe eines kleinen Hügels und sah sich um. “Es sieht nach Regen aus. Wir sollten also das zelt aufbauen.“ Sie drehte sich um und sah zu Nicole und Ryu, welche grade zu ihr den Hügel hinauf gekommen waren. Sie hatten so lange am Fluss gerastet, dass der Fremde am Baum mittlerweile völlig vom Eis eingeschlossen worden war. Eigentlich waren sie noch nicht müde, doch Tinúviel hatte Recht: wenn es anfing zu regnen, dann konnten sie nicht weiter. Und diesen Wolken nach zu urteilen war es nicht nur ein leichter Schauer. Tinúviel ging zu einer flachen Stelle auf der Kuppe des Hügels und holte ein Paket aus ihrer Tasche, aus welchem sie Stoffbahnen und Holzstangen entnahm. Nach wenigen Minuten hatte sie ein Zelt von der Größe eines Pavillons aufgebaut. Sie sah zu Nicole und Ryu, welche staunend zu gesehen hatten. “Nach euch. Nur herein.“ Meinte sie und lächelte. Ryu war der erste, der hinein ging. Es war groß genug, das sie sogar noch zu sechst genug Platz gehabt hätten. Und in der Mitte war eine Öffnung im Dach, so das man im Zelt sogar ein Feuer entfachen konnte. Ryu stellte den Rucksack ab und sah zu Tinúviel, welche nun ebenfalls mit Nicole herein kam. “Wirklich erstaunlich. Bei dem kleinen Päckchen, das du aus der Tasche geholt hattest, hatte ich nicht erwartet, das es doch so groß ist.“ “In der Tat.“ Bestätigte auch Nicole. “Bei uns hätte man an so einem Zelt ziemlich schwer zu schleppen. Das ist wirklich praktisch.“ “Das ist nur ein Taschenspielertrick, welcher nun einmal mittels Magie möglich ist. Ihr werdet schon noch sehen, das dort noch um ein vielfaches mehr geht.“ Tinúviel warf ihre Tasche in eine Ecke und hing ihr Schwert an einer Halterung an einem der Stützpfosten auf. “Ich würde sagen, wir bereiten unser Lager vor und essen in aller Ruhe.“ “Gute Idee.“ Nicole nickte. “Ich helfe dir beim Vorbereiten.“ “Dann hole ich eben Holz.“ Sagte Ryu und verließ das Zelt wieder. Eine halbe Stunde später saßen sie an einem prasselnden Feuer. Und mittlerweile hatte es auch angefangen zu regnen. Und wie sie vermutet hatten, war es nicht nur ein Schauer. Der Regen kam in Bindfäden runter und prasselte hart auf das Zeltdach. “Richtig gemütlich.“ Meinte Nicole schmunzelnd, während sie nach draußen sah. “Draußen regnet es, und wir sitzen hier schön am prasselndem Feuer. Das könnte ich ruhig öfters so haben.“ “Wäre gut möglich, das dass so kommt. Hier in Elodinir regnet es oft. Mal mehr, mal weniger stark.“ Auch Tinúviel sah raus, während sie im Feuer rumstocherte. Ab und sah auch nach dem Fleisch, welches über dem Feuer hing. “Das hier ist jetzt momentan schon ein stärkeres Gewitter.“ “Ist das nicht schwer, wenn es so oft regnet?“ “Aber nein. Ihr seht doch, dem Wald tut es gut.“ Tinúviel stach nun mit einem Messer ins Fleisch und überlegte. “Das Fleisch ist fertig. Wollt ihr etwas?“ Oh ja. Liebend gerne.“ Nicole schnappte sich einen der hölzernen Teller und rutschte näher ans Feuer. Das Fleisch roch bereits gut und erfüllte das Zelt mit seinem Duft. Tinúviel schnitt es an und verteilte Fleisch auf drei Teller. Als Beilage gab es frisches Brot und Wurzelgemüse, das sie zufällig in der Nähe ihres Lagers gefunden hatten. Ryu hatte noch nicht mit bekommen, das dass Essen fertig war. Er saß auf seinem Lager und blätterte in dem Atlas, den er sich besorgt hatte. Er hatte den Ort gefunden, an dem sie rasteten. Auf der Karte jedoch sah es aus, als hätten sie sich kaum von Nirás entfernt. Wenn es in dem Tempo weiter ging, dann bezweifelte er, das sie die Hauptstadt in einer Woche erreichen würden. Und das hieß, noch länger in dieser Welt bleiben, während ihre Familien sich Sorgen um ihn und Nicole machten. Oder zumindestens Nicoles Familie. Immerhin war sie noch Schülerin und wohnte bei ihren Eltern, wie sie ihm mal verraten hatte. Ryu hingegen war ein erwachsener Mann ohne Frau oder Kinder, und seine Eltern und Geschwister lebten weit weg von Tokyo. Am ehesten waren es wohl die Mitarbeiter seines Verlages, die ihn vermissen würden. “Ryu.“ Ryu überlegte weiter. Würde man ihnen in der magischen Akademie helfen können? Es war sicherlich kein einfacher Zauber, sie beide zurück zu schicken. Zumindestens vermutete er das. “RYU!“ “Hm? Was ist?“ verwirrt sah er auf. Nicole stand vor ihm und hielt ihm einen Teller hin. “Na, das Essen ist fertig.“ Sie seufzte. “Meine Güte, bist du am träumen?“ Sie stellte den Teller ab und setzte sich neben ihn. “Hast du etwas?“ “Nein. Nein, es ist alles in Ordnung.“ Er nahm den Teller und aß etwas. Nicole sah noch mal zu ihm und seufzte, dann begann sie ebenfalls zu essen. Am nächsten Morgen kam Ryu als erster aus dem Zelt. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört, stattdessen lag nun dicker Nebel unterhalb des Hügels, auf welchem sie gerastet hatten. Der war klar und die Luft frisch. Er atmete tief ein und schloss die Augen. Diese frische Luft tat wirklich gut. Und zusammen mit dem Duft des Waldes erinnerte es ihn an die Campingausflüge, die er früher gerne mit seiner Familie unternommen hatte. Er überlegte und schlug noch mal den Atlas auf. Sie hatten gestern nur so wenig Weg zurück gelegt, weil sie am Bach zu lang gewartet hatten, bis ihre Kleider trockneten. Doch heute würden sie hoffentlich weiter kommen. Nach einigen Minuten ging er wieder rein und schnitt die Reste des Fleisches von gestern Abend klein. Ein sehr gehaltvolles Frühstück, doch was anderes hatten sie nicht. Also musste es damit gehen. Erst nach einer halben Stunde wurde auch Nicole wach. Sie streckte sich und gähnte ausgiebig, ehe sie sich verschlafen umsah. “Du bist schon wach, Ryu.“ Nuschelte sie verschlafen und befreite sich aus ihrer Decke. “Wie lange schon?“ “Noch nicht lange. Eine halbe Stunde vielleicht.“ Er sah zu ihr. “Hast du gut geschlafen?“ “Sehr gut! Und du?“ Sie sah sich um. “Wo ist eigentlich Tinúviel?“ Ryu sah zum Lager der Halbelfe. Tatsächlich war dieses leer. Die Felldecke lag ordentlich gefaltet am Fußende. Doch ihr Gepäck war noch da, also gab es keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Er zuckte mit den Schultern und reichte Nicole etwas vom Fleisch. “Offenbar ist sie raus gegangen. Sie kommt sicherlich bald wieder.“ “Vermutlich.“ Nicole überlegte und sah zu ihm. “Bist du sicher, das wir in der Hauptstadt Hilfe bekommen werden?“ “Ich will es hoffen. Es gibt dort eine magische Akademie. Und das bedeutet, das es dort sehr mächtige Magier geben muss.“ Er überlegte und aß etwas. “Probieren schadet nicht.“ “Und wenn es nicht funktioniert?“ “Dann weiß ich auch nicht.“ Er schüttelte den Kopf. “Dann müssten wir erstmal weiter sehen.“ “Eigentlich will ich aber gar nicht so schnell wieder von hier weg.“ Sie grinste. “Ist doch spannend hier.“ “Spannend? Wir wären gestern von diesem Typen beinahe getötet worden. Ohne eigene Magie kommen wir hier nicht weit.“ “Weiß ich auch.“ Nicole seufzte. “Ich bin hin und her gerissen.“ Sie stand auf. “Aber egal. Lass uns schon mal alles vorbereiten für die Abreise, bis Tinúviel wieder da ist.“ Ryu nickte und ging mit Nicole hinaus. Während sie die Teller abwusch, baute Ryu das Zelt ab. Das hieß, er versuchte es. Denn irgendwie war diese Konstruktion doch so fremdartig, dass er einfach nicht zu Recht kam. Nach einigen Minuten kam Tinúviel schließlich wieder. Ryu kämpfte immer noch mit den Zeltbahnen, mittlerweile unterstützt von Nicole. Als sie Tinúviel merkte, sah sie zu ihr. “Hilf uns. Wir kommen nicht klar.“ “Was für ein Chaos.“ Tinúviel seufzte und kam zu ihnen. Mit einem Handgriff hatte sie die beiden befreit, mit einem weiteren das Zelt verstaut. “So macht man das.“ “Danke, Tinúviel.“ Nicole grinste. “Das war wirklich kompliziert.“ “Das ist doch leicht. Aber egal.“ Tinúviel sah die beiden an. “Ich nehme an, ihr seid bereit, weiter zu reisen?“ “Natürlich. Allzeit bereit.“ Meinte Nicole grinsend und legte sich ihre Tasche um. “Gehen wir.“ Sie sah noch mal zu den beiden, ehe sie los lief. Die nächsten drei Tage reiste die kleine Gruppe ereignislos weiter. Kleinere Pausen nutzte Tinúviel, um mit Ryu und Nicole zu trainieren. Wenn sie schon keine Magie hatten, dann mussten sie ihre Fähigkeiten mit der Waffe verbessern. Nicole als Martial Arts Kämpferin zeigte einiges an Talent. Einmal hätte sie es sogar beinahe geschafft, einen Treffer gegen Tinúviels Schulter zu landen. Ryu, als Schütze hingegen, war unzufrieden. Die Waffe, die er in Nirás gekauft hatte, war einfach zu schwach. Das Kaliber war einfach zu klein, sämtliche Kugeln schmolzen, bevor sie auch nur annähernd an Tinúviel ran kamen. Tinúviel sah zu den beiden und beobachtete ihre Bewegungen. Dieses Mal kämpften Nicole und Ryu gemeinsam gegen sie. Dabei benutzte sie ihr Schwert nicht, sondern eines der Messer, welches immer in ihrem Stiefel steckte. Langsam schlich Ryu sich von links an sie heran. Wenigstens einmal wollte er einen Treffer landen. Als Tinúviel ihn plötzlich angriff, sprang er zurück und schoss auf ihre Schulter. Doch erneut schmolz die Kugel, bevor sie Tinúviel auch nur annähernd treffen konnte. Er blockte den Angriff des Messers mit seinem Revolver, ehe er ihrem Arm packte. “Ich hab dich!“ Während er Tinúviel fest hielt, griff Nicole sie von der Seite an. Doch Sie verzog keine Mine. “Es ist ein böser Fehler, einen erfahrenen Kämpfer derart fest zu halten.“ Sie warf das Messer von einer Hand in die andere, welches sie blitzschnell an Nicoles Hals legte. Mit der anderen drehte sie Ryu den Arm auf den Rücken. “Argh! Okay. Okay.“ Keuchte Ryu vor Schmerz, worauf sie ihn wieder los ließ. Er rieb sich die Schulter und seufzte. Keine Chance. Er hatte einfach keine Chance gegen sie. Und Nicole erging es kaum anders. Diese hatte ihren Angriff gestoppt, nachdem sie die Klinge an ihrem Hals gespürt hatte. Tinúviel steckte das Messer wieder weg. “Das wird schon noch. Ihr seid beide ziemlich gut.“ Beurteilte sie das Training und sah zu den beiden. “Wir müssen einfach so weiter machen.“ “Wenn es dann noch nötig ist, so bald wir die Hauptstadt erreichen.“ Ryu klopfte sich den Dreck vom Mantel und seufzte, ehe er seine Waffe wieder lud. Zum Glück hatte der Händler in Nirás ihm sämtliche Munition mit gegeben, die er gehabt hatte. Er sah auf, als man plötzlich ein Knirschen hören konnte. Auch Tinúviel und Nicole sahen sich verwirrt um. Die drei rückten näher zusammen, Rücken an Rücken und spannten sich an. Die Geräusche wurden stärker, und nun begann sich auch der Boden unter ihnen zu bewegen. “Könnte… Könnte das Erdmagie sein, Tinúviel?“ “Gut möglich.“ Tinúviel legte eine Hand an den Griff ihres Schwertes. “Seid auf jeden Fall wachsam!“ Ryu und Nicole nickten. Ryu entsicherte seine Waffe, Nicole ging in Angriffsposition. Doch es half nichts. Mit einem Lauten Knirschen riss der Boden zwei Meter neben ihnen auf, und sie stürzten hinab in die Dunkelheit. Tinúviel kam als erste wieder zu sich. Sie richtete sich auf und blickte sich um. Sie waren in einem Tunnel. Wie tief, das wusste sie nicht, doch das Licht aus dem Riss, durch welchen sie gestürzt waren, konnte den Tunnel kaum noch erleuchten. Auf diesen Weg kamen sie nicht so schnell wieder raus. Sie seufzte und zog das Messer aus ihrem Stiefel, welches daraufhin wie eine Fackel Feuer fing. “Rausklettern können wir nicht.“ Murmelte sie und blickte sich um. Und in eine Richtung war der Tunnel versperrt, also gab es nur einen Weg, den sie gehen konnten. Sie seufzte und stieß Nicole und Ryu an, welche schließlich auch zu sich kamen. “Mein Kopf.“ Stöhnte Nicole auf und stand auf. Sie hielt sich den Kopf. “Was ist geschehen?“ “Wie es aussieht, haben wir mit unserem Training für den Zusammenbruch dieses alten Tunnels gesorgt.“ Tinúviel sah zu ihnen. “Alles okay bei euch?“ “ich denke schon. Mit Ausnahme der Kopfschmerzen.“ Seufzte Nicole und blickte sich um. “Bei mir nicht.“ Ryu hielt sein Handgelenk. “Ich glaube, ich habe mir was gestaucht.“ “Auch das noch. Zeig mal her.“ Tinúviel kniete neben Ryu und steckte das brennende Messer in die Wand. Sie tastete Ryus Handgelenk ab. “Scheint zum Glück wirklich nur gestaucht zu sein. Da hab ich was.“ Sie holte eine kleine Flasche, eine Tube und einen Verband aus der Tasche. Zu erst rieb sie eine Salbe auf sein Handgelenk, ehe sie die Verbände mit einer Flüssigkeit tränkte und ihn verband. “So. Fürs erste sollte es reichen. Aber in der Hauptstadt solltest du einen Heiler aufsuchen.“ Ryu tastete den Verband ab. Die Mittel wirkten, es tat bereits nicht mehr weh, die Hand zu bewegen. Und dennoch wusste er, dass er sie nicht überbeanspruchen sollte. “Danke.“ Er nickte und stand auf. Tinúviel räumte ihre Sachen wieder ein und nahm das Messer aus der Wand. “Wie es aussieht, gibt es nur einen Weg.“ Meinte Ryu, nachdem er sich umgesehen hatte. Tinúviel nickte und ging voran, da sie das Licht trug. Der Tunnel war lang und ohne die kleinste Abzweigung. Sie wanderten eine Stunde, sie wanderten zwei Stunden, doch es war einfach kein Ende in Sicht. “Kennst du diese Tunnel hier, Tinúviel? Wo führen sie hin?“ fragte Ryu, während sie weiter gingen. Doch Tinúviel schüttelte den Kopf. “Keine Ahnung. Doch diese Gänge scheinen uralt zu sein.“ Sie drehte sich zu den beiden um. “Ich vermute, es ist wohl eine Art Fluchtunnel. Entweder kommen wir irgendwo im Freien wieder raus, oder aber in irgendeinem alten Gemäuer.“ “Ein altes Gemäuer?“ Ryu holte ein Buch aus seinem Rucksack hervor und schlug es auf. Es war ein Buch über Schlösser, Klöster und Ruinen in Elodinir. Die nächste Stunde verbrachte er mit Lesen, während sie weiter gingen. Doch irgendwann schlug er das Buch wieder zu und seufzte. Es gab viele alte Gemäuer in diesem Land, doch alleine aus diesem hatte er leider auch nicht schließen können, wo sie wohl waren. “Ich glaube, ich sehe da vorne ein Licht.“ Nicole lief etwas vor und blieb neben Tinúviel stehen. Tatsächlich, in einigen hundert Metern war ein heller Lichtpunkt zu sehen. “Wer zuerst da ist!“ Nicole grinste und lief los. Die anderen beiden sahen ihr jedoch nur nach und gingen normal weiter. Nach zehn Minuten erreichten sie Nicole, welche bereits vor ihnen den Tunnel verlassen hatte. Der Tunnel hatte die Gruppe in Gebäude geführt. Sie standen nun einem langem Korridor, von dem einige Türen und weitere Gänge abgingen. Der Staub lag Zentimeterdick auf dem Boden und es gab viele Spinnenweben. Offensichtlich ist lange niemand mehr hier gewesen. Und doch wurden die Gänge durch Fackeln mit strahlend weißen Flammen erhellt. Tinúviel löschte das Feuer an ihrem Messer und ließ es in ihre Armschiene gleiten. “Ewige Flammen.“ Sie nahm eine der Flammen aus ihrer Halterung. “Einer der schwierigsten Feuerzauber überhaupt. Seit fünfhundert Jahren gibt es niemanden mehr, der sie beherrscht.“ Sie sah zu den anderen beiden. “Das hier ist vermutlich eine über fünfhundert Jahre alt Ruine.“ “So sieht es hier auch aus.“ Nicole grinste. “Sollen wir die Räume durchsuchen? Vielleicht finden wir einen Schatz.“ “Wir sollten lieber schauen, das wir hier raus kommen, Nicole.“ Meinte Ryu und schüttelte den Kopf. “Ich weiß, ich weiß.“ Nicole seufzte. “Aber vielleicht führt einer dieser Räume ja auch hier raus.“ “Ich wäre auch dafür, uns hier umzusehen, Ryu.“ Fügte Tinúviel hinzu. “Vielleicht findest du hier eine neue, stärkere Waffe.“ “In solch einem alten Gemäuer?“ er schüttelte den Kopf. Das bezweifelte er stark. Dennoch stand es zwei gegen einen. “Na gut, dann sehen wir uns eben ein wenig um.“ “Juhu. Dann mal los.“ Nicole wollte die erste Türe aufreißen, doch Tinúviel hielt ihre Hand fest. “Steh nicht so offen direkt vor der Türe.“ Meinte sie und zog Nicole ein wenig zur Seite. “Es könnte Fallen geben, also seid immer vorsichtig, wenn ihr eine Türe öffnet und den Raum betretet.“ Tinúviel drehte am Griff und öffnete die Türe vorsichtig. Nichts geschah. Sie ließ das Messer wieder aus ihrer Armschiene gleiten und warf es in den Raum. Ein metallisches Knirschen ertönte und aus dem Boden schossen Metallstacheln. “Seht ihr?“ Sie betrat nun den Raum und blickte sich um. Es gab einen Bett, einen Schrank, einen Tisch und Stühle. Generell sah der Raum danach aus, als hätte eine Person hier gelebt. Doch gab es hier nichts Wertvolles. Offenbar hatte der ehemalige Bewohner nicht gewollt, dass jemand hier rumschnüffelt. Sie durchsuchten Raum an Raum in diesen unterirdischen Gängen, doch finden taten sie nur wenig. Der größte Fund war ein kleiner Sack mit Gold, den jemand in einem Geheimfach im Schrank versteckt hatte. Doch nach Tinúviels Meinung waren die Münzen als Zahlungsmittel nicht mehr zu gelassen, da sie ebenfalls über fünfhundert Jahre alt waren. Im letzten Korridor schließlich fanden sie eine Treppe, welche nach oben führte. “War ja nicht sehr ergiebig, diese Schatzsuche.“ Seufzte Nicole, während sie nach oben gingen. “Vermutlich waren schon viele andere vor uns hier.“ “Gut möglich. Aber es hat Spaß gemacht.“ Antwortete Tinúviel und machte kurz. Ryu sprach derweil überhaupt nicht. Er war wieder in das Buch über die Schlösser in Elodinir vertieft. Er hatte jetzt so einiges von diesem Gemäuer gesehen, doch eine Identifikation war immer noch schwierig. Er wurde erst aus seinen Gedanken gerissen, als er Tinúviel flüstern hörte: “Da sind Stimmen. Wir sind nicht alleine.“ Sie sah zu den beiden. “Haltet euch bereit.“ Nicole nickte und zog ihre Handschuhe an, während Ryu seine Waffe entsicherte. Die Treppe hatte die Gruppe in einen kleinen Raum mit großen Rundbogenfenstern geführt, durch welche man allerdings nur in eine Höhle sehen konnte. Auch hier lag dicker Staub, als wäre er Jahrhunderte nicht mehr genutzt worden. Die fremden Stimmen drangen durch ein großes Portal mit großen Flügeltüren. “Sehr schön. Wir haben es endlich gefunden.“ Hörte man eine Stimme lachen. “Vor fünfhundert Jahren verschollen gegangen, doch nun von uns wieder gefunden.“ Mann konnte lautes Gegröle holen. Es hörte sich nach einer größeren Gruppe an. “Und niemand seiner Anhänger ist hier. Niemand kennt mehr diesen Ort. Wir können also unsere Aufgabe ohne Störung voll richten.“ Wieder antwortete die Gruppe mit lautem Gegröle. “Verzeih uns, großer Fendrir, das wir hier einfach so eindringen.“ Dann wurden die Stimmen leise, so dass sie nichts mehr hören konnten. “Fendrir.“ Murmelte Tinúviel leise starrte auf die Türe. Sie hatte eine Gänsehaut. “Sind wir hier etwa in Fendrirs verschollenem Tempel?“ Sie ging einen Schritt von der Türe zurück. “Der verschollene Tempel.“ “Tinúviel? Was ist los?“ Nicole hielt sie am Arm fest. “Wer oder was ist Fendrir?“ “Fendrir.“ Tinúviel sah zu ihr. “Fendrir ist die Schutzgottheit unseres Landes. Aus bisher unbekannten Gründen verschwand sein Tempel vor fünfhundert Jahren aber von der Karte.“ Sie fasste sich langsam wieder. “Was haben diese Fremden nur mit dem Tempel vor?“ Sie sah zur Türe durch welche man nun wieder die Stimme hören konnte: “Okay! Dann wollen wir mal anfangen, ihr Irrlichter!“ “Die Irrlichter? Oh nein!“ Tinúviel knurrte auf und stürzte aus dem Raum. Sie konnten Schreie hören, ehe Nicole und Ryu ihr folgten. Hinter den Türen erwartete sie eine gigantische, aber beinahe völlig leere Kammer. Auf dem Boden war ein großes Mosaik, welches einen Moosgrünen Drachen zeigte. Die Wände und Säulen waren mit goldenen Platten bedeckt. Die beiden standen vor einem goldenen Altar, welcher zwischen den Beinen einer gigantischen Statue zu stehen schien. Tinúviel war mitten in eine Versammlung von fünfzehn Personen gestürmt. Sie hatte ihr Schwert gezückt, welches sie nun mit dem eines großen Mannes mit Glatze kreuzte. Die anderen Männer standen geschockt um die beiden herum. “Nicole! Ryu!“ rief Tinúviel ihnen zu. “Haltet diese Typen um jeden Preis auf!“ sie stieß den Glatzkopf weg und löste eine Hälfte ihrer Schwertscheide vom Schwert. “Ihr werdet es bereuen, hier her gekommen zu sein!“ rief sie dem Glatzkopf zu. “Sie scheint aus irgendeinem Grund ziemlich wütend zu sein.“ Meinte Nicole zu Ryu, während sie einem Angriff der anderen Männer auswich. Auch Ryu wich aus und nickte. “Sie wird es uns sicherlich noch erklären.“ Antwortete er und schoss auf einen der Männer. Er traf ihn in die Schulter, und der Mann wich keuchend zurück. Ryu beobachtete das und schmunzelte. Also war diese Waffe doch nicht ganz nutzlos. Gemeinsam schalteten Ryu und Nicole viele Männer der aus. Am Ende standen nur noch zwei von ihnen: einer, etwa so groß wie Nicole, mit olivgrünem, fettigem Haar, bewaffnet mit zwei Dolchen. Der andere war deutlich größer und kämpfte mit einer Axt. “Die sehen deutlich härter aus.“ Meinte Nicole und spannte sich an. “Das wird vermutlich schwer werden.“ “Höchstwahrscheinlich.“ Er öffnete die Trommel seines Revolvers und ließ die verbrauchten Patronen zu Boden fallen. Er griff in seine Munitionstasche und erstarrte. Langsam zog er die Hand raus. Nur noch drei Patronen? Wie konnte das sein? So viele hatte er in diesem Kampf doch gar nicht verbraucht. Hatte er etwa welche verloren, als sie in diesen Tunnel hinab gestürzt waren? “Sie kommen, Ryu. Alles okay bei dir?“ “Muss es wohl.“ Er lud die Waffe und zielte, doch da war der große schon bei ihm und schlug zu. Er blockte wieder mit seiner Waffe ab, doch die Wucht des Schlages schleuderte ihn zurück. Er prallte gegen den Altar und keuchte auf. Er sah, wie der große näher kam und mit der Axt zuschlug. Er rutschte an dem Altar runter, so dass sein Gegner nur dessen goldene Oberfläche traf. Er schoss ihm in die Schulter und rutschte weg. Sein Gegner schien die Wunde jedoch kaum zu spüren. Er griff einfach immer weiter an, und Ryu hatte Probleme, erneut anzugreifen. Er musste den Schwachpunkt dieses Mannes heraus finden, um ihn lahm zu legen. Er hatte nur noch zwei Patronen, und wenn er ihn damit außer Gefecht setzten konnte, hatte er ein Problem. Nicole kämpfte mit dem kleineren der beiden. Sie war sehr schnell, allerdings war es ihr Gegner auch. Sie hatten schon einige Treffer ausgetauscht, ihre Arme waren mit Schnittwunden übersät, und ihre Handschuhe waren ebenfalls leicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Sie beobachtete ihn und überlegte. Er hatte keine festen Angriffsmuster, also musste sie versuchen, einen Glückstreffer zu landen. Sie lief auf ihn zu und täuschte einen Angriff auf die Brust an. Als er diesen abblocken wollte, ging sie runter und trat ihm die Beine weg, ehe sie mit der flachen Hand auf seine Brust zielte. Doch er rollte sich weg und Nicole traf nur den blanken Boden. Sie verzog das Gesicht und rutschte schnell weg, ehe ihr Gegner sie angreifen konnte. Ryu wich einem Axthieb des großen aus. Er sprang auf den Altar und lief zur Seite, so dass er hinter seinen Gegner kam. Er zielte und schoss erneut in die Schulter, die er beim ersten mal schon getroffen hatte. Und dieses Mal zeigte es offenbar Wirkung. Der große stöhnte vor Schmerz auf und hielt die Hand an die Wunde. Ryu nutze den Moment und schoss erneut, dieses mal auf die Hand, mit welcher sein Gegner seine Wunde bedeckte. Wenn er seine Schulter und seine Hand nicht würde bewegen können, dann würde er Ryu auch nicht mehr angreifen können. Er packte ihn am Kragen und trat ihm gegen die Knie, um ihn zu Boden zu bringen. Sein Gegner war jedoch stärker. Er packte Ryu und schleuderte auf den Altar. Mit seiner durchlöcherten Hand hielt er Ryu auf dem Altar fest, während er mit der anderen die Axt hob. Das war es. Ich habe versagt. Überlegte er und zappelte. Er wollte hier nicht sterben. Doch was sollte er tun? Nicole und Tinúviel waren zu beschäftigt, um ihm helfen. Ein plötzliches Klicken erregte seine Aufmerksamkeit. Die Trommel seines Revolvers, welcher neben ihm lag, hatte sich selbstständig weiter gedreht, auf die leere Kammer. Doch diese war nicht mehr leer. Dort war auf einmal eine vierte Patrone drin. Er packte die Waffe und schoss. Er traf die Schneide der Axt, welche in tausend Stücke zersprang. Überrascht ließ der Große Ryu los, welcher sofort aufsprang. Auf dem Altar lag eine Munitionskiste, welche er sich griff und nachlud. Erneut schoss er auf seinen Gegner, welcher nicht mehr reagieren konnte. Er traf die Schulter, Oberschenkel und in die Füße. Der Große ging in die Knie und Ryu sprang vor. Er schlug ihn mit dem Griff der Waffe gegen die Schläfe und knockte ihn damit aus. Keuchend lehnte er sich an den Altar und schloss die Augen. Er hatte es geschafft. Nicole wankte und wich zurück. So langsam wurde sie müde. Sie schaffte es einfach nicht, diesen Typen fertig zu machen. Sie beobachtete ihn und zischte wütend. Er griff wieder an. Sie wollte ausweichen, doch sie strauchelte über den Körper eines der anderen Männer, welche immer noch am Boden lagen. Ihr Gegner holte zum Schlag aus und sie riss die Arme hoch zum Schutz. Er traf ihre Handschuhe. Doch sie spürte nichts. Es war, als läge eine unsichtbare Panzerung um ihre Hände. Kurz sahen beide verwirrt auf das Schwert, dann packte sie seine Hand. Sie zog ihn zu sich und schlug ihm die Faust in den Magen. Sie konnte es spüren: Irgendwas war anders. Sie schlug mit voller Kraft zu, doch irgendwie war es um ein Vielfaches Stärker, als sie es normalerweise kannte. Sie ließ ihn zurück taumeln, dann sprang sie vor und griff erneut an. Er blockte noch ab mit seinen Schwertern, Doch ihr schlag zertrümmerte die Klingen einfach. Sie traf ihn an der Brust und er wurde zurück geschleudert, gegen den Altar, ehe er auf seinem Partner landete. Keuchend ging sie in die Knie und schloss die Augen. Sie war so erschöpft. “Wirklich sehr gut.“ Tinúviel kam zu ihr. “Ihr habt gut gekämpft.“ Sie strich eine Salbe auf Nicoles Wunden. “Was war hier los? Wieso hast du diese Typen so plötzlich angegriffen?“ fragte Nicole und sah sie an. “Diese Typen nennen sich Irrlichter.“ Erklärte sie und versorgte Nicole weiter. “Sind die Anhänger einer Religion, die den Drachen Rhyot verehrt. Er ist der Schutzgott des gleichnamigen Nachbarlandes und ihren Augen der größte Rivale Fendrirs. Sie wollten diesen Ort hier zerstören.“ Sie schüttelte den Kopf und verband die vielen Schnitte an Nicoles Armen, ehe sie zu Ryu ging. “Alles in Ordnung bei dir?“ “Bis auf mein Handgelenk, das wieder schmerzt, und ein paar blaue Flecken geht es mir gut.“ Bestätigte er und seufzte. “Aber was ist geschehen? Ich war in der Klemme und hatte keine Munition mehr. Doch als drauf und dran war, zu sterben, habe ich das hier auf dem Altar gefunden.“ Er zeigte Tinúviel die Munitionskiste, die er gefunden hatte. Sie nahm eine der Kugeln raus und musterte sie. “Munition, mit Erdmagie ummantelt. Damit könntest du leichtere Panzerungen durch schlagen.“ Sie reichte ihm die Kiste wieder und zog Ryu vom Altar weg. Mit der anderen Hand nahm sie Nicole an der Hand und führte die beiden in die Mitte des Bodenmosaiks. “Seht, das ist Fendrir. Der Hüter des Waldes, Schutzgott Elodinirs und der Waldelfen.“ Sie zeigte auf die Statue, unter welcher der Altar gestanden hatte. Nicole und Ryu kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Die Halle war an die fünfzig Meter hoch und dreimal so breit. Der Altar stand zwischen zwei goldenen Sockeln, auf welchen wiederum die gigantische Statue eines Drachen aufgebaut war. Er stand auf den Hinterbeinen, die Vorderbeine leicht gestreckt wie zum Sprung, den Kopf zu einem stummen Brüllen erhoben. Seine Flügel waren beinahe auf die gesamte Länge des Raumes ausgebreitet, gehauen aus Obsidian, mit Einlagen aus Smaragden und Gold. Und obwohl hier seit fünfhundert Jahren keiner mehr gewesen muss, war die Statue immer noch blank poliert. “Die Munition, die du gefunden hast, war wahrscheinlich ein Geschenk von ihm. Weil du für den Erhalt seines Tempel gekämpft hast.“ Erklärte Tinúviel und sah zu ihm. “Und dir hat er vermutlich auch geholfen, Nicole.“ “Vermutlich.“ Nicole überlegte. “Dieser Typ hatte auf einmal meine Handschuhe nicht mehr treffen können. Als hätte eine unsichtbare Panzerung drüber gelegen. Und meine Schläge fühlten sich plötzlich auch um einiges stärker an.“ “Das war auch Fendrir.“ Tinúviel sah hoch zu der Statue, dann ging sie in die Knie und schloss die Augen. Nicole und Ryu tauschten ein paar fragende Blicke aus, dann taten sie es Tinúviel einfach gleich. Sie richteten in Gedanken beide dieselben Worte an die Statue: Danke, Fendrir. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 4 Ende ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Beim nächsten mal: Nach dem Erschöpfenden Kampf in Fendrirs Tempel erreicht die Gruppe endlich Landir, die Hauptstadt. Doch als sie sich ihr nähern, bemerkt Tinúviel, das etwas nicht stimmt. Etwas scheint in der Stadt und vor allem in der magischen Akademie, vor sich zu gehen. Um doch noch Hilfe zu erlangen, müssen sie also schon bald wieder kämpfen. Und dann erwacht auch noch etwas, womit keiner gerechnet hätte. Das nächste Kapitel heißt: Das Erwachen des Lichtes Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)