Drachenchronik von Rainbowdragon (~ Erstes Buch ~) ================================================================================ Kapitel 7: Neue Ziele --------------------- Kapitel 7: Neue Ziele ~~~~~~~~~~~~~~~~ Was beim letzten mal geschah ~~~~~~~~~~~~~~~~ Beim Kampf in der Akademie gerät Nicole in ausweglose Situation, und die anderen können ihr nicht helfen. Doch bevor der böse König ihr irgendetwas antun kann, erwacht in ihr die ziemlich mächtige Lichtmagie. Dadurch kann sie Tinúviel heilen und gemeinsam mit ihr den König besiegen. Wie sich jedoch heraus stellt, wurde dieser von einem bösen Wesen unter kontrolliert. Nach dem Kampf lernen die drei die Prinzen des Landes kennen. Sie machen ihnen jedoch keine Vorwürfe, im Gegenteil danken sie ihnen sogar, dieses Problem gelöst zu haben. Die Prinzen bringen sie dazu, in der Stadt zu bleiben, so das sie schließlich an der Trauerzeremonie des Königs, welcher ein paar Tage nach dem Kampf stirbt, teilnehmen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Drei Tage später versammelten sie sich wieder in der Kathedrale. Der Priester trat nun vor. Er trug nun wieder seine übliche grüne Robe und den goldenen Hut, und auch die Prinzen und die anderen Gäste waren nun nicht mehr in schwarzer Trauerkleidung gekleidet. Die meisten der Bediensteten und der Soldaten sind im Schloss geblieben, so dass nun mehr Bürger diesem Teil beiwohnen konnten. “Wir haben uns hier heute versammelt, um unseren Geliebten Herrn, König Arín Ifíriel, das letzte Geleit zu geben.“ Er trat noch einen Schritt vor, so dass er nun in der Mitte der Zuschauerränge stand. Er wandte sich zu der Drachenstatue und hob beide Hände. “Oh Fendrir, Herr der Wälder! Ewiger Beschützer all derer, die deinen Wald ihre Heimat nennen! Geleite deinen Sohn zu seinen Ahnen!“ Die Smaragdaugen der Statue begannen zu leuchten, als der Priester kurz darauf begann, in einer fremdartigen Sprache zu singen. Der gewaltige Obsidiankörper der Statue begann sich langsam zu bewegen. Er streckte die Flügel ein wenig mehr, bewegte zwei Klauen, ehe er den Blick senkte und grollte. Aus dem Boden neben dem Altar schossen Ranken in die Höhe, welche den Sarg mit sich nahmen, auf Höhe der Brust des Drachen. Dieser senkte den Kopf und schnupperte an dem Sarg. Kurz darauf hob er den Sarg von den Ranken und schloss die Flügel um ihn. Als die Statue die Flügel fünf Minuten später wieder öffnete, war der Sarg verschwunden. Der Drache nahm seine alte Position wieder ein, und als der Priester zu singen aufhörte, erstarrte er vollständig. “Unglaublich.“ Murmelte Ryu leise. “Wo ist der Sarg hin?“ “Seine Brust.“ Erklärte Tinúviel und zeigte drauf. Dort gab es im Obsidian ein kleines Fenster, hinter welchem man nun das helle Grün des Jadesargs sehen konnte. “Jeder Tote Herrscher wird eins mit unserem Schutzgott, um gemeinsam mit ihm seine Untertanen zu beschützen.“ Erzählte sie ihm und lächelte. “Aber er nimmt nur gute Herrscher in sich auf. Deshalb war ich ein wenig nervös, als der Drache am Sarg geschnuppert hatte. Doch offenbar hat er bemerkt, das er es nicht aus freien Stücken getan hatte.“ “Was wäre denn geschehen, wenn der Drache ihn als böse erkannt hätte?“ “Dann hätte er den Sarg stattdessen gefressen. Als Zeichen, das er und seine Verwandten vom Schutzgott verlassen wurden. Man hätte die Prinzen unverzüglich aus dem Schloss gejagt, und dann hätte der Streit begonnen, welche unserer vielen, alten Adelsfamilien im Land wohl nun die Herrschaft übernimmt.“ Sie seufzte. “Dummerweise testet Fendrir die potentiellen Herrscher nicht vorher, sondern richtet erst hinterher über sie.“ Tinúviel stand auf und streckte sich. “Kommt, gehen wir.“ Meinte sie zu den anderen beiden. “heute Nachmittag findet Prinz Celegs Krönungszeremonie statt. Lass uns davor noch ein wenig entspannen.“ Sie nickten und gingen hinaus, zurück zum Schloss. Die Krönungszeremonie begann mit dem Glockenschlag um drei Uhr nachmittags. Die Gäste hatten sich im Thronsaal versammelt und unterhielten sich miteinander. Als die Glocke drei schlug, verstummten sie jedoch. Die Türen zum Saal öffneten sich, und Prinz Celeg trat ein. An seiner Seite ging Tinúviel, welche sich leicht unbehaglich umsah. Wieder einmal war sie in einer Position, die ihr ganz und gar nicht passte. Erst beim Trauerzug, wo sie direkt neben dem Sarg laufen sollte, und nun das hier. Normalerweise war es Aufgabe der Frau des Prinzen. Doch dummerweise war Prinz Celeg nicht verheiratet. Sie seufzte leise und ging mit ihm Richtung Thron. Neben dem Thron wartete bereits der Priester. Die Krone lag auf einem rotem Samtkissen auf dem zweiten Thron, welcher normalerweise der Königin gehörte. Celegs drei Brüder hatten sich auf der anderen Seite des Thrones aufgebaut. Als Celeg und Tinúviel den Thron erreicht hatten, ging er in die Knie und senkte sein Haupt vor dem Priester. “Prinz Celeg Ifíriel. In Anbetracht der jüngsten Ereignisse ist es nun an dir, den Platz deines Vaters einzunehmen und dein Land zu führen.“ Begann der Priester würdevoll. “Wirst du immer alles in deiner Möglichkeit stehende Tun, um das Land auf dem Weg weiter zu führen, auf dem dein Großvater es einst gebracht hatte?“ “Das werde ich!“ Antwortete der Prinz, ohne aufzusehen. “Wirst du immer weise handeln, niemals Impulsiv, um deinem Land nicht zu schaden?“ “ich werde immer weise handeln, werter Hohepriester.“ “Sehr gut.“ Der Priester lächelte und reichte ihm eine runde, weiße Kugel. “Nimm diesen Stein, schließe ihn fest in deine Hand und schließe die Augen.“ Celeg tat, wie der Priester sagte, und schloss die Augen. Eine Minute kniete er so vor dem Priester. Nichts schien zu passieren. Dann öffnete er die Hand wieder und hielt sie dem Priester hin. “Hm.“ Der Priester nahm die Kugel. Doch sie war nun nicht mehr weiß. Sie gelb-braun mit Runden Mustern. “Das Tigerauge. Sehr schön.“ Der Priester lächelte zufrieden und nahm vorsichtig die Krone von ihrem Kissen und befestigte die Kugel in einer speziellen Halterung. “In Fendrirs Namen kröne ich dich hiermit zum fünfundfünfzigsten König von Elodinir!“ Sämtliche Gäste begannen zu Applaudieren. Anschließend waren die Prinzen wieder einmal mit Gesprächen mit den Prinzen der anderen Länder beschäftigt. Tinúviel seufzte erleichtert und kam wieder zu Ryu und Nicole. “Endlich!“ murmelte sie und sah zu den Prinzen. “Wieso grade ich?“ “Was hast du denn, Tinúviel?“ fragte Nicole und schmunzelte. “Was ich habe?“ sie seufzte erneut. “Das ich nun schon zum zweiten mal in eine Position gezwungen wurde, in die ich nicht gehöre. Das stört mich!“ “Positionen?“ Nicole legte den Kopf schief. “Was meinst du?“ “Erst einmal bei der Trauerprozession. Es hat uns nicht zugestanden, direkt neben dem Sarg herzulaufen.“ Sie schüttelte den Kopf. “Und dann grade eben. Das ich ihn bis zum Thron begleitet habe. Das ist normalerweise Aufgabe der Frau des Prinzen.“ “Hm? Seiner Frau?“ Nicole sah zu den Prinzen. “Vielleicht hat das was zu bedeuten?“ “Was soll das denn schon bedeuten?“ “Na was wohl?“ Nicole grinste und stupste Tinúviel in die Seite. “Vielleicht mag er dich. Vielleicht sollte das eine Art indirekter Heiratsantrag sein.“ “Ein Antrag?“ die Halbelfe wurde leicht rot. “So ein Unsinn. Ich bin keine Adelige!“ “Na und? Das ist der Liebe doch egal.“ “Ein Prinz kann doch keine einfache Kriegerin heiraten!“ “Also, bei uns ist das gar nicht so unnormal.“ Meinte Nicole nippte an ihrem Drink. “ich meine, das Adelige Bürgerliche heiraten. Oder, Ryu?“ “Hm.“ brummte er nur und ging einen Schritt weg. Aus solchen Gesprächen hielt er sich lieber raus. So schnell was das Thema bei den Frauen aber nicht durch. Tinúviel hatte sich schnell von diesen gefährlichen Gesprächen abgesetzt, während Nicole im Beisammensein anderer Frauen sich darüber ausließ. Tinúviel seufzte leise und ging in den Garten des Schlosses. Sie öffnete den oberen Kragen ihres Kleides und grübelte. Die Krönungszeremonie war nun durch. Das bedeutete, dass sie morgen endlich weiter reisen konnten. Sie überlegte und sah noch mal zurück zum Thronsaal. Vielleicht sollte sie Nicole stoppen. Auf diese Weise entstanden sonst schnell Gerüchte. Dann aber schüttelte sie den Kopf und setzte sich an den Brunnen. Sie sah hinein und bemerkte Ryu, welcher dort am Geländer stand und über die Stadt blickte. “Hast du dich auch von der Party abgesetzt?“ fragte sie und ging zu ihm. Ryu nickte, sah aber nicht zu ihr. “Sieht so aus.“ Meinte er und überlegte. “Ich bin kein Freund solch großer Veranstaltungen.“ “Ich auch nicht. Das habe ich schon immer gehasst.“ “Warst du schon öfters auf solchen Veranstaltungen?“ “Naja, in dieser Größenordnung noch nicht. Aber früher musste ich alle paar Wochen vor irgendeinen Herrscher treten und irgendein Fest über mich ergehen lassen, wenn Kyle und ich irgendwas gemacht haben, was ihn gefreut hatte.“ Sie seufzte und legte den Kopf auf die steinerne Brüstung. “Bin ich froh, wenn wir morgen endlich weiter können.“ “Ja, das bin ich auch.“ Murmelte Ryu. “Wir waren viel zu lange in dieser Stadt.“ “In der Tat.“ Tinúviel begann zu Gähnen. “Oh. Ich lege mich dann schon mal hin.“ “Mach das. Ich bleib auch nicht mehr lange.“ Meinte Ryu und sah ihr nach. Am nächsten Morgen standen die drei zur Abreise bereit im Thronsaal. Nicoles neue Kleidung war wieder weiß und sah aus wie eine Mischung aus einer Uniform und einem Karateanzug. Es bot kaum Schutz, dafür aber ziemliche Bewegungsfreiheit. An den Händen trug sie nun neue Handschuhe, aus weißgefärbtem Leder. An den Knöcheln waren Metallnieten angebracht und die Fütterung der Handschuhe war ein Metallgewebe eingearbeitet, so dass sie nicht mehr so schnell zerschnitten werden konnten. Tinúviels Kleidung ähnelte stark ihrer alten. Nur trug sie dieses Mal ein ärmelloses, asiatisch geschnittenes Oberteil in feurigem Rot mit schwarzen Akzenten. Ihre Hose war aus braunem Leder mit leichtem Rotstich und mehreren Taschen an den Beinen. An Armen trug sie nun Schienen, welche an ihren Handgelenken anfingen und leicht über die Ellenbogen hinaus ragten. Ihre Beinschienen fingen kurz über den Knöcheln an und ragten bis leicht über die Knie. Die schienen glänzten silbern und hatten Einlagen aus Obsidian und Smaragd. In jeder Schiene waren versteckte Messerscheiden. Über dem allem trug sie einen Bodenlangen, schwarzen Mantel mit roten Akzenten am Kragen, der Knopfleiste und den Armausschnitten. Ryu trug nun einen schwarzen Rollkragenpullover und eine sehr schmal geschnittene, schwarze Hose. Am Gürtel hing der Holster seiner neuen Waffe, ein um einige Nummern größerer Revolver mit sieben Schuß-Trommel. Nachdem er sie gekauft hatte, hatte sich die restliche Munition, die er noch aus dem Fendrir-Tempel hatte, dieser neuen Waffe angepasst. Darüber trug er einen langen schwarzen Mantel mit Stehkragen, dem der Schneider aus irgendeinem Grund mit Lederresten ein schuppiges Aussehen verpasst hatte. Der Mantel war ziemlich schwer, da in sein Futter Kettengewebe eingearbeitet worden war, um ihn vor Schnitten zu schützen. “Was ist nun unser erstes Ziel?“ fragte Nicole die beiden anderen. “Wie geht’s weiter?“ “Nun, am logischsten wäre es, erstmal Feuerland anzusteuern. Dafür reisen wir am besten zurück nach Nirás, oder, wofür ich eher wäre, wir steuern Carvahal an, um in einer der beiden Städte ein Schiff zu nehmen.“ Antwortete Tinúviel, während sie ihre Ausrüstung noch einmal überprüfte. “Sonst müssten wir über den Drachenrücken und durch Kiri reisen.“ Ryu hatte den Atlas wieder raus genommen, während Tinúviel gesprochen hatte, und untersuchte die Karte. Carvahal war eine Stadt südwestlich von Landir. Den Informationen im Buch zufolge hatte Carvahal etwa halb so viele Einwohner wie Nirás, war flächenmäßig aber beinahe gleich groß. Der Drachenrücken, den sie erwähnt hatte, war offenbar ein erster Ausläufer der Berge, ehe es im Nachbarland Kiri schließlich richtig bergauf ging. Er steckte das Buch wieder weg und sah zu Tinúviel. “Ein Schiff zu nehmen wäre mir lieber. Lass uns nach Carvahal gehen.“ “Dann wäre Carvahal also beschlossene Sache.“ Stellte Tinúviel fest und sah auf die Uhr. “Wo bleiben sie? Wir sollten uns wenigstens noch vom König und den Prinzen verabschieden, ehe wir uns auf den Weg machen.“ Sie warteten noch eine Weile, ehe irgendwann ein Diener mit Staubwedel bewaffnet in den Raum kam. Als er die drei dort stehen sah, stutzte er und fragte: “Wartet ihr auf etwas, Lady Auríel?“ Tinúviel drehte sich abrupt um und sah zu dem Diener. “Wir habt ihr mich genannt?“ fragte sie verwirrt. “Lady Auríel?“ “Ja. So war es.“ Antwortete der Diener, ein wenig Irritiert aufgrund dieser Reaktion. “Ihr und eure Begleiter seid Freunde unserer Herrscher, also gehört es zur Etikette, euch so zu nennen.“ Tinúviel seufzte nur kurz und schüttelte den Kopf. “Wie ihr wollt. Wisst ihr, wo König Celeg bleibt?“ “Um ehrlich zu sein warten der König und seine Brüder schon seit geraumer Zeit am Westtor auf, um euch zu verabschieden.“ Nach dieser Antwort sah Tinúviel äußerst missmutig drein und schnaubte. Sie griff ihre Tasche und warf sie sich über die Schulter. “Da hätten wir hier noch ewig warten können.“ Zu dritt verließen sie den Saal. Im Hof trafen sie auf den Anführer der Torwächter, welcher ein wenig aussah, als er die drei bemerkte. “Ihr seid noch hier.“ Bemerkte er verwirrt. “Ich dachte, ihr wolltet gegen Mittag abreisen.“ “Ein kleines Missverständnis.“ Antwortete Tinúviel knapp. “Wir haben auf den König und die Prinzen im Thronsaal gewartet, während diese eigentlich längst am Westtor auf uns warten.“ Der Soldat begann zu lachen und schüttelte den Kopf. “Oh Mann, was für eine Geschichte.“ Dann beruhigte er sich aber wieder und sah zu den dreien. “Ich begleite euch zum Tor.“ Zu viert verließen sie den Palast. Er lag im Ostteil der Stadt, und wenn sie zum Westtor wollten, mussten sie nun einmal durch die Stadt. Doch zum glück waren die Straßen recht simpel angelegt: Vom Platz vor dem Palast aus musste man einfach immer nur grade aus der Hauptstraße folgen. Die Passanten machten ihnen Platz, wenn sie vorbeikamen. Zum einen wohl, weil sie einen der königlichen Ritter dabei hatten, der größere Grund war aber wohl eher, das sie nach den letzten Tagen mittlerweile selbst sehr bekannt waren und offenbar für adelige gehalten wurden. Manchmal konnten sie aus der Menge Rufe hören wie: “Seht, das ist Lady Auríel, die Feuerklinge!“ - “Oh, dieser Mantel steht Sir Tanaka wirklich sehr gut.“ - “Lady Nicole ist einfach niedlich!“ Ryu geriet kurz ins Straucheln, als er im vorbeilaufen hören konnte, wie man ihn `Sir` nannte. Das sollte doch wohl ein Scherz sein. Nach fünf Minuten erreichten sie das Westtor, welches geschlossen war. Als sie sich näherten, ertönte vom Wehrgang über ihnen einen Fanfare und die drei Prinzen erschienen auf der Mauer. “Wolltet ihr euch etwa einfach so davon schleichen?“ fragte Prinz Kimaro und sah zu ihnen hinab. “Doch so schnell entkommt ihr uns nicht. Wir haben extra hier…“ “Um ehrlich zu sein hatten wir im Thronsaal gewartet, um uns zu verabschieden.“ Unterbrach Ryu die Rede des Prinzen. Wie erwartet sahen alle drei Gruppe verdutzt an, als sie das hörten, und Prinz Kimaro kratzte sich am Kopf. “Oh, Ach so.“ murmelte er verlegen. Nun ja… Ähm… Ich bin aus dem Konzept.“ Aus dem Turm neben dem Tor hörten sie das Lachen von König Celeg, welcher nur die Türe öffnete und hinaus trat. “Da hätten wir uns wohl doch besser abgesprochen.“ Meinte er und trat auf die drei zu. Er reichte Tinúviel die Hand und lächelte. “Es hat mich gefreut, dich einmal wiederzusehen, Feuerklinge.“ Tinúviel, die Hand bereits erhoben, um die Hand Celegs zu schütteln, sah verwirrt zu ihm. “Wieso wiedersehen?“ “Weil wir uns schon einmal gesehen hatten.“ Erklärte er und schmunzelte. “Als du das erste mal aktiv warst und gemeinsam mit dem Captain Landir vor einer Gruppe starker Magier beschützt hattest.“ Tinúviel sah ihm in die Augen und überlegte. An diesen Zwischenfall erinnerte sie sich. Sie grinste und schüttelte nun Celegs Hand. “Dann wart ihr der junge Prinz, der sich schüchtern im Hintergrund rumgedrückt hatte und sich nicht traute, uns anzusprechen?“ Alle Anwesenden, selbst der König selbst, begannen zu lachen. Anschließend wandte Celeg sich an Ryu und reichte auch im die Hand. “Es hat mich gefreut, euch kennen zu lernen, Weltenreisende. Ich hoffe, ihr findet eine Möglichkeit, zurück zu kehren.“ Ryu nickte und schüttelte die Hand des Königs. “Das hoffe ich auch. Aber vielleicht werden wir uns noch einmal wieder sehen.“ Celeg nickte und schüttelte auch Nicole die Hand, ehe er zur trat und rief: “Öffnet das Tor!“ Aus dem Turm kam gedämpft die Bestätigung der Soldaten, ehe das Tor knirschend langsam aufschwang. Als es weit genug geöffnet war, traten Ryu, Nicole und Tinúviel hindurch. Sie winkten den Prinzen, König Celeg und den Soldaten noch einmal zu, ehe sie weiter gingen und irgendwann am Horizont verschwanden. “Endlich wieder unterwegs.“ Seufzte Tinúviel und ließ ihre Tasche sinken. Sie hatten Landir vor beinahe Vier Stunden verlassen und machten nun grade Pause auf einer Lichtung. Nicole hatte eine Decke auf einem Baumstumpf ausgebreitet und sah schmunzelnd zu ihr. “Es war doch schön in der Stadt.“ Meinte sie und holte etwas Proviant aus der Tasche. “Ich hätte es gerne noch länger so haben können.“ “Naja.“ Tinúviel lehnte ihr Schwert an den Baum und sah zu ihr. “Obwohl, noch so eine große Zeremonie hätte es vermutlich nicht eh nicht mehr gegeben. Aber ich glaube, das hätte Ryu nicht gefallen, noch länger dort zu bleiben.“ “Gut möglich. Es stört ihn ja eh schon, das es in der Akademie keine Lösung gab und wir nun diesen langen Marsch nach Feuerland machen müssen.“ Sie stellte nun noch eine Flasche mit einem Getränk auf dem Stumpf. Ryu reagierte nicht darauf, dass sie über ihn redeten, das er Feuerholz am Sammeln war. “Wo wir grade dabei sind: Du warst nicht sonderlich überrascht, als Ryu erklärt hatte, wir kämen aus einer anderen Welt.“ Fügte sie mit fragendem Blick an Tinúviel gewandt hin zu. “Ein bisschen überrascht war ich schon.“ Antwortete Tinúviel und schloss die Augen. “So etwas hätte ich mir in meinen Träumen nicht auszumalen gewagt, aber das irgend etwas normal war, das dachte ich mir schon. Denn wärt ihr nur aus einem anderen Land von einem fremden Kontinent gekommen, dann hättet ihr schon in Nirás einfach ein Boot nehmen können. Aber nein, ihr wolltet nach Landir und in der Akademie um Hilfe fragen.“ Sie zuckte mit den Schultern. “Klingt logisch.“ Meinte Nicole mit einem Nicken und sah zu Tinúviel. Diese war nun ein wenig eingedöst. Erst, als sie Ryu hörten, der mit dem Holz wieder kam, wurde sie wach und setzte sich zu ihnen an dem Baumstumpf, welcher nun als Provisorischer Tisch diente. Tinúviel entzündete ein Feuer und begann das gepökelte Fleisch, welches sie vom Hofkoch unter anderem als Wegproviant eingepackt bekamen, gemeinsam mit einigen Wurzeln und Beeren zuzubereiten. Zur Neutralisierung des starken Salzgeschmackes gab sie etwas wilden Honig hinzu. Nach dem Essen lehnte Tinúviel sich wieder an den Baum und streckte sich zufrieden, während Nicole die Reste wieder einpackte. Das Besteck putzte sie schnell mit einem Lappen ab, während sie die Großen Blätter, die sie als Tellerersatz benutzt hatten, einfach neben dem Baumstumpf vergrub. Ryu holte den Atlas hervor und suchte nach dem Kürzesten Weg von Landir nach Carvahal. “Was meinst du, Tinúviel? Wie lange werden wir brauchen?“ fragte er die Halbelfe. Diese öffnete ein Auge und sah zu ihm. “Wenn wir auf den festen Wegen bleiben, schätze ich ein bisschen mehr als eine Woche. Zehn Tage vielleicht. Bis nach Carvahal. Erfahrene Waldläufer könnten auf sechs Tage abkürzen, wenn sie die Wege verlassen würden.“ Antwortete sie und streckte sich. “Die Passage von Carvahal nach Feuerland würde dann noch mal vier Tage dauern. Allerdings weiß ich nicht, wie es vom Hafen in Feuerland dann bis zur Schule weiter geht.“ Sie stand auf und zog ihr Messer aus ihrer Armschiene. “Wer will trainieren?“ “Ich!“ Nicole sprang auf und baute sich einige Schritte vor Tinúviel auf. “Dann kann ich meine neuen Fähigkeiten direkt ausprobieren!“ “Dann zeig, was du kannst!“ meinte Tinúviel und beobachtete sie. Nicole tat erst einmal nichts. Sie beobachtete Tinúviel und schlich sich leicht kreisförmig um sie herum. Doch natürlich ließ Tinúviel nicht zu, dass Nicole hinter sie kam. “Dann anders!“ rief Nicole und spurtete plötzlich vor. Ziemlich schnell stand sie plötzlich vor Tinúviel und schlug zu. Doch sie traf nur ihre Armschiene, welche bei dem Schlag leicht knirschte. Tinúviel holte mit dem Messer aus, doch Nicole packte Tinúviels unbewaffneten Arm und stemmte sich hoch, so dass sie nun kopfüber in der Luft stand, auf Tinúviels Arm abgestützt. Ehe diese Nicole abschütteln konnte, stieß sie sich von ihrem Arm und landete hinter ihr. Aus dieser Position heraus versuchte sie nun, Tinúviel zu Boden zu ringen, in dem sie Versuchte, ihr das Bein weg zutreten, doch die Halbelfe stand felsenfest. Tinúviel drehte sich nun um und legte Nicole die Klinge ihres Messers an den Hals. “Und wieder habe ich gewonnen.“ Meinte Tinúviel und sah Nicole an. “Doch du bist um einiges besser geworden.“ “Nicht so schnell.“ Gab Nicole mit einem Schmunzeln zurück. “Ist es dir noch nicht aufgefallen?“ “Was aufgefallen? Was?“ Tinúviel sah Nicole fragend an, dann fiel es ihr ein. Doch zu spät: Mit nun hell leuchtenden Händen schlug Nicole gegen Tinúviels Handgelenk. Durch die Magie um einiges verstärkt, schaffte Nicole es so, ihr das Messer aus der hand zu schlagen. Dem Tritt in den Magen konnte Tinúviel grade noch ausweichen. Sie brachte einige Schritte zwischen sich und Nicole und beobachtete ihre Begleiterin: Das war richtig. Nicole hatte ja nun auch Magie, mit der sie rechnen musste. Und dann auch noch ausgerechnet Lichtmagie, welche die Gegner des Anwenders blenden konnte. Doch so schnell gab Tinúviel nicht auf. Auch wenn es nur ein Trainingskampf war, wollte sie gewinnen. Sie zog nun das Messer aus ihrer anderen Armschiene und aus ihrer linken Beinschiene, da stand Nicole plötzlich schon wieder vor ihr und schlug zu. Tinúviel blockte den Angriff mit gekreuzten Klingen ab. Sie wich wieder zurück, gefolgt von Nicole. Nicole duckte sich und versuchte einen Fußfeger, doch Tinúviel sprang auf den Baumstumpf und Nicole traf nur das Holz. Doch zum Glück hatte ihre Magie ihr Bein geschützt, so dass sie nur einen dumpfen Schlag gespürt hatte. Nun brachte sie den Abstand zwischen sich und Tinúviel, doch diese schleuderte nun ihre beiden Messer auf sie, in Richtung ihre Beine. Sie blieb stehen und die Messer verfehlten. Sie atmete kurz tief ein, dann stürmte sie wieder vor. Sie sah, wie Tinúviel ihr Verbliebenes Messer aus der Rechten Beinschiene zog und auf Nicole richtete. Doch Nicole war schneller. Sie war nur noch zwei Schritte vom Baumstumpf entfernt… …Als ein Schmerz ihre Beine durchfuhr und sie ins Straucheln brachte. Während des Sturzes sah sie Tinúviels Messer, welche durch dünne Flammen mit dem Messer in Tinúviels Hand verbunden waren. Schnell versuchte sie sich aufzurappeln, doch da stand die Halbelfe neben ihr und drückte sie sanft runter, während sie ihr ein Messer an den hals hielt. “Jetzt habe ich dich aber.“ Meinte sie und sah sie an. Nicole lag auf dem Bauch, und so lange Tinúviel sie so runter drückte, konnte sie nichts mehr tun. Schließlich gab Nicole auf und seufzte. “Okay, du hast wieder gewonnen.“ Bestätigte sie und setzte sich auf, nachdem Tinúviel sie los gelassen hatte. “Ich bin noch nicht gut genug.“ “Du hast deine Magie erst seit wenigen Tagen. Du musst sie noch richtig beherrschen lernen, dann wird das schon.“ Erklärte Tinúviel und kniete sich zu ihr, um Nicoles Füße zu untersuchen. “Und hiermit können wir gleich anfangen.“ “Was?“ fragte Nicole und sah zu ihr. “Womit anfangen?“ “Ich meine damit, das du versuchen sollst, deine Kratzer hier zu heilen.“ Sie zeigte auf Nicoles Fußgelenke. Dort hatte sie zwei dünne Schnitte, die leicht bluteten. “Und wie mache ich das?“ Nicole sah Tinúviel fragend an. “Wie machst du das denn, wenn du deine Hände und Füße so leuchten lässt?“ “Wie ich das mache? Eine Gute Frage.“ Nicole seufzte und sah in den Himmel. “Ich hab keine Ahnung.“ “Dann fangen wir eben klein an.“ Schlug Tinúviel überlegte und grübelte. “Wie war das noch gleich?“ “Als erstes muss sie den Fluss ihrer magischen Energie kennen lernen.“ “Genau. Du musst den Fluss deiner magischen Energie kennen… Was?“ Überrascht drehte Tinúviel sich um. Es war Ryu gewesen, der ihr auf die Sprünge geholfen hatte. “Woher weißt du darüber Bescheid?“ “Hier.“ Antwortete er und hielt das Zauberbuch hoch. “Steht doch alles drin.“ “Stimmt ja. Ich hatte vergessen, dass du dieses Buch hast. Dann kannst du es ihr ja erklären. So bekommst du auch gleich ein bisschen Erfahrung mit Magie. Vielleicht erwacht ja dann auch in dir welche.“ Tinúviel setzte sich nun auf den Baumstumpf, während Ryu sich neben Nicole kniete. Diese sah ihn erwartungsvoll an. “Was muss ich tun, Herr Lehrer?“ “Als erstes Musst du deine Augen schließen.“ Antwortete Ryu, während er das Buch nahe an sein Gesicht hielt. Die Seiten für Lichtmagie waren strahlend weiß, und zusammen mit der goldenen Schrift sorgte das dafür, dass es nur schwer zu lesen war. “Schließe deine Augen und entspanne dich erst einmal vollständig.“ “Augen zu und entspannen. Okay.“ Sie schloss die Augen holte tief Luft. Nach einer Weile merkte sie, wie sie sich entspannte. Und sie konnte noch etwas spüren. Direkt neben ihrem Herzen war etwas. Etwas überaus Helles. “Ich sehe etwas Helles.“ Hauchte sie leise, ohne die Augen zu öffnen. “Direkt neben meinem Herzen.“ “Sehr gut.“ Ryu nickte. “Das ist die Quelle deiner magischen Energie. Versuche, deine Hand zum leuchten zu bringen, und beobachte, wie sich die Energie dabei bewegt.“ Nicole tat, wie Ryu es erklärte. Sie ließ ihre Hand leuchten und beobachtete die Magie. Ein kleiner Teil davon floss durch ihren Arm zu ihrer Hand. “Ich sehe es.“ Erklärte sie. “Und nun?“ “Heilmagier leiten ihre Heilmagie hauptsächlich durch ihre Hände. Versuch daran zu denken, das du Wunden heilen willst, und manipuliere den Magiestrom.“ Nicole nickte und versuchte es. Sie wollte heilen. Sie wollte nicht angreifen. Mit diesen Gedanken konzentrierte sie sich auf ihren Magiestrom, und nach einer Weile konnte sie spüren, wie der Strom sich veränderte. “ich glaube, ich habe es.“ Sie öffnete ihre Augen nun wieder und legte ihre Hand auf die Schnitte an ihren Fußgelenken. Sie glühten kurz auf, ehe sie einfach verschwanden. Kurz sah sie auf ihre Gelenke, dann sprang sie auf. “ICH HABE ES GESCHAFFT!!!“ rief sie glücklich. “ICH BIN EINE GÖTTIN!“ Ryu und Tinúviel sahen sie nur verwirrt an. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 7 Ende ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Beim nächsten mal: Das neue Ziel unserer Freunde heißt nun Feuerland. Um dieses zu erreichen, wollen sie in die Hafenstadt Carvahal, um von dort aus ein Boot zum Feuerland zu nehmen. Doch auf dem Weg dorthin kommen sie an einen erschreckenden Ort vorbei, der ihnen die Gänsehaut die Arme hochjagt. Das nächste Kapitel heißt: Geisterdorf Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)