Für jede Lösung ein Problem von Flederkueken ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Klischeehafter hätte er sich die Kammer, in der er seinen Fluch wirken lassen wollte, nicht vorstellen können. Klein, modrig und Zauberbücher, die auf dem Boden verstreut lagen. Lediglich ein paar Kerzen und die Fackel, die er noch in der Hand hielt, erhellten Raum. Die Fackel wurde kurzerhand in eine Halterung an der Wand geschoben, dann einige der Bücher zur Seite gefegt und letzten Endes die mitgebrachten Utensilien inspiziert. Ein schwarzes Tuch wurde auf dem Boden ausgebreitet, auf dem er die Asche eines Toten streute. Auf diese bettete er kleine Knochen bevor eine Glaskaraffe mit einer dunkelroten Flüssigkeit aus dem Beutel zog. Die Karaffe wurde kurzerhand geöffnet, eine schwarze Feder zu ihr gelegt und zum Schluss ein Spiegel auf einen freien Platz auf dem schwarzen Tuch gelegt. Mit Hilfe der Feder und der roten Flüssigkeit wurden auf Knochen, Tuch und Spiegel seltsam anmutende Symbole geschrieben, während er Worte einer längst vergessenen Sprache murmelte. „... Kraft dieser Macht befehle ich euch Fesseln von Raum und Zeit, brecht auf!“ Interessiert betrachtete er den leuchtenden Spiegel und ein entzücktes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Es hatte tatsächlich funktioniert! Aber nicht zu früh freuen, der Fluch war noch nicht gesprochen! Noch konnte alles schief gehen... Er sammelte sich, konzentrierte sich auf sein Ziel und riss erschrocken die Augen auf, als er es tatsächlich im Spiegel erblickte, schlafend, wie zu dieser späten Stunde zu erwarten war. In die Luft über dem Spiegel wurden wieder Symbole gezeichnet. Fasziniert betrachtete der Magier die dunkelrot aufleuchtenden Runen, die er selbst mit geschwungenen Linien hervorgebracht hatte. Eine alte Sprache, die heute kein menschliches Wesen mehr kennen sollte. Wieder ein Grinsen, dieses Mal jedoch weit teuflischer. Klappte dieser Zauber, war die Macht, die er so verzweifelt begehrte bald sein... Ein Zischen, aus dem ganz deutlich ein Zauber herauszuhören war, versetzte die komplette Dienerschaft im Schloss in Alarmbereitschaft, doch keiner der „Normalsterblichen“ vermochte zu sagen, woher er kam oder wem er galt. Einer der höheren Magier jedoch stürmte durch die Gänge, vorbei an protestierenden Wachen, vorbei an den Mägden, die Teller und Körbe mit Wäsche fallen ließen. Auf sie alle konnte er keine Rücksicht nehmen, seine einzige Sorge galt dem Zauber und der Zeit, die ihm noch blieb. Vor einer hohen und reich verzierten Doppeltür blieb er stehen. Völlig außer Atem tastete er mental nach dem Schutzzauber der Tür. Unangetastet lag er vor ihm, nichts desto trotz war der Fluch an ihm vorbeigekommen. Dem Magier war schleierhaft, wie das möglich war, er löste den Schutzzauber um eintreten zu können, stieß die Tür mit einem gewaltigen Ruck auf und betrat das Schlafgemach ohne ein weiteres Wort. Das Ziel des Zaubers hatte es mittlerweile geschafft sich im Bett aufzusetzen und im Halbschlaf die roten Linien zu betrachten, die sich um ihn bildeten. Ohne eine Erklärung, die jetzt zu lange gedauert hätte, stürmte der Magier auf den Prinzen zu, legte ihm eine Hand auf den Kopf. Er murmelte etwas in einer dem Prinzen fremden Sprache, zeichnete seinerseits grüne Symbole und verschlungene Linien in die Luft, um den Fluch irgendwie abzuwenden. Normalerweise hätte er den Fluch studieren müssen, doch dazu war keine Zeit, wer wusste schon, was mit dem Thronfolger passierte, wenn der Magier sich zu viel Zeit nahm? Gehetzt murmelte er immer schneller und zog schneller die Linien seines Zaubers, aber es half nichts. Die Linien des Fluches leuchteten stärker und stärker und drohten jeden Moment ihre teuflische Wirkung zu entfalten. Der Magier schloss resigniert die Augen, ein Teil des Fluches war ihm ins Auge gesprungen, den er entziffern konnte. Den Fluch verhindern konnte er nicht, aber zumindest seine Wirkung hinauszögern. „Mein Prinz, verwendet jetzt bitte all eure Konzentration auf ein Tier eurer Wahl.“ Der angesprochene betrachtete den Magier entgeistert und fragte sich, ob dieser zu viel Wein getrunken hatte. „Beeilt Euch!“, zischte der Magier bedrohlich und zog nun neue Symbole. Als er sicher war, dass der Prinz seinem Befehl Folge leistete, murmelte er seinen Fluch, der nun ebenfalls rot aufleuchtete und weit unkomplizierter war als der dem Magier unbekannten Fluch, den es abzuwenden galt. Diese Einfachheit bewirkte, dass der Fluch des höfischen Magiers seine Wirkung weit schneller entfaltete, dennoch setzten beide Wirkungen unmittelbar nacheinander ein und von dem Prinzen war für einen Moment nicht mehr zu sehen als ein gleißendes Licht. Als das Licht schwächer wurde, staunte der Magier nicht schlecht, da an der Stelle des Prinzen nun ein schwarzer Kater hockte. „Hm... ich hätte Euch sagen sollen, was es mit dem Tier auf sich hat...“ Der Kater funkelte den Magier bedrohlich an, die Tatsache dass der Magier den Kater im Nacken packte und hochhob besserte die Laune des Prinzen nicht unbedingt. „Eure Majestät, ich weiß Ihr seid jetzt sauer auf mich, aber es blieb mir nichts anderes übrig. Jemand versuchte Euch zu verfluchen, ich erkenne den Fluch leider nicht, nur ein einziger Teil daraus ist mir bekannt: Wird er nicht auf einen Menschen angewandt, hat er keine Wirkung. Ich werde Euch Eure Gestalt zurückgeben, sobald ich den Fluch von Euch nehmen kann. Bis dahin sollten wir ein sicheres Versteck für Euch finden...“ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel 1: Resigniert seufzend warf der Rotschopf das Buch in die Ecke des Zimmers und sah zum Fenster. „Das geht nie in meinen Kopf!“, jammerte sie mit weinerlicher Stimme. „Wenn du die Wolken anstelle des Buches betrachtest, ist das auch kein Wunder, June!“, tadelte eine junge Frau sie und hob das schon leicht mitgenommene Buch auf, schlug es zu und las laut den Titel vor: „Bannsymbole für Anfänger. June, das ist Stoff, den wir vor drei Monaten abgeschlossen hatten!“ „Ich weiß, ich weiß, aber es geht halt nicht in meinen Kopf. Die Symbole ähneln einander viel zu sehr und die Symbole, die ich kenne, ähneln so sehr einem anderen, dass ich plötzlich etwas in die Luft jage, was ich eigentlich verschließen will. Wenn ich noch eine Tür in der Schule hochjage, killt mich die Rektorin!“ An dieser Stelle plummste laut lachend jemand vom Sessel auf den Boden und ein weiteres Schulbuch landete unsanft auf eben diesem. „Sen, das ist nicht lustig!“, wurde das lachende Wesen, das sich auf dem Boden befand, nun ebenfalls getadelt. Saphira schüttelte den Kopf und hob auch Sens Schulbuch auf. Wenigstens war der Titel aufbauender, da er verkündete, dass Sen sich mit dem aktuellen Thema beschäftigte, dem Aussprechen von Zaubern auf höherem Niveau. „Entschuldige Saphira“, meinte Sen und versuchte das Lachen zu unterdrücken. Sie setzte sich in den Schneidersitz, strich sich den Pony der blonden Haare aus dem Gesicht und zupfte das grüne Top zurecht, „Aber ich frage mich langsam ernsthaft, ob wir nicht schon Mal für Junes Beerdigung sparen sollten und uns überlegen, an was wir ihren Geist binden wollen. Wenn das so weitergeht hat die komplette Lehrerschaft sie im Visier für einen Mordanschlag.“ Erneut lachte Sen und auch Saphira kam nicht umhin zu kichern. „Ha ha ha“, meinte June trocken und plusterte die Wangen auf, „Und so was nennt sich Freunde...“ Saphira kam zu June, die noch immer vor dem Fenster kauerte und zupfte dem Rotschopf ein paar Locken zurecht, die mal wieder alles taten, außer das was sie sollten und nahm dann ihre Freundin in den Arm. „Och Juneyleinchen, das war doch nicht böse gemeint, und du musst zugeben, dass es nicht mehr viele Lehrer gibt, die dir noch nicht gedroht haben.“ Resigniert seufzte June. Ihre Freundin hatte Recht. Es gab kaum noch Lehrer, die ihr nicht aufgrund mangelnder Fähigkeiten gedroht hatten, worauf der Rotschopf alles andere als stolz war. „Ich kann doch auch nichts dafür, dass mir das zu hoch ist...“, murmelte sie und legte den Kopf auf die Schulter der Braunhaarigen und vergrub das Gesicht in den leicht gewellten hellbraunen Haaren. Schmunzelnd tätschelte diese June den Rücken und redete ihr gut zu, von wegen sie und Sen würden ihr doch helfen, wenn sie etwas nicht versteht, selbst wenn sie ihr alles zwanzig Mal erklären müssten. Schniefend schaute der Rotschopf zu ihren Freundinnen auf. „Und ihr meint, 20 Erklärungen reichen bei mir?“, fragte sie und war den Tränen nahe. Anstelle von Mitleid jedoch bekam sie einen Klaps mit dem Buch, welches sie kurze Zeit vorher in die Ecke geworfen hatte. „June, jetzt jammere doch nicht schon wieder! Meine Güte, du solltest wirklich mehr Vertrauen in deine Fähigkeiten haben! Meinst du, dein Onkel kam an seinen Job im Schloss, weil er dauernd geheult hat?“ Das Klopfen an der Tür wurde von den beiden völlig überhört, aber Gott sei Dank war Sen aufmerksam genug es zu hören und ging zu besagter Tür, um sie zu öffnen. „Wenn man vom Teufel spricht“, grinste die Blondine den Besucher an und ließ ihn in die kleine Hütte, die sich die Mädchen während der Ferien teilten. „Teufel?“, fragte der hochgewachsene Mann im Reiseumhang amüsiert. „Ich hoffe doch sehr, dass keiner vorhat zu kommen.“ Als sie die tiefe Stimme vernahmen, drehten sich nun auch die beiden Mädchen im Wohnzimmer zur Tür herum. „Isemir!“, rief der Rotschopf aufgeregt und rannte auf ihren Onkel zu, um diesem um den Hals zu fallen. Der Mittdreißiger fing seine Nichte auf und lachte. „Hey, hey, hey, nicht so stürmisch junges Fräulein, ich bin nicht mehr der Jüngste und du wirst leider auch nicht kleiner!“ Ihre beiden Freundinnen betrachteten die Szene schmunzelnd. Auch wenn die Mädchen mittlerweile fast zwanzig Jahre alt waren, sobald Isemir da war, wurden sie nacheinander wieder zu Kindern. „Ich mache uns einen Tee!“, rief Saphira in die Runde und war schon am Kamin um mit ein wenig Magie ein Feuer zu entfachen. June, deren Augen nun regelrecht strahlten vor Freude, nahm den Arm ihres Onkels und zog ihn zu dem Sessel, von dem Sen nur kurze Zeit vorher gefallen war. „Komm, setz dich, die Reise war bestimmt anstrengend, oder?“ Isemir schenkte seiner Nichte ein müdes Lächeln. „Das war sie, aber mein Ziel habe ich noch lange nicht erreicht. Ich bin hier nur auf der Durchreise, da ich euch ein kleines Geschenk überreichen wollte.“ Kaum hatte er dies ausgesprochen, sahen ihn drei Gesichter betreten an. „Jetzt schaut nicht so“, lachte der Blauhaarige, „Kommt schon Mädels, ihr wollt mir doch kein schlechtes Gewissen machen!“ „Doch, genau das war der Plan!“, antwortete Sen und zog ihren schönsten Schmollmund. Ein erneutes Seufzen war von dem Magier zu hören. „Das wird nur nicht viel bringen, ich bin im Auftrag des Königs unterwegs.“ Damit war der Schmollmund Sens verschwunden. „Ein geheimer Auftrag? Was musst du denn tun? Wohin führt dich die Reise? Sag schon, sag schon, sag schon!“ Der Magier legte einen seiner behandschuhten Finger auf die Lippen. „Das... ist ein Geheimnis kleine Sen. Wenn du dich anstrengst und hart arbeitest, den hohen Anforderungen der Prüfungen entsprichst und dich aus der Masse hervorhebst, dann bekommst du Arbeit am Hof und wenn du dann noch beweist, dass du zu den mächtigsten Magiern des Landes gehörst, werde ich dich in ferner Zukunft sicher auch mit auf meine Reisen nehmen können.“ „Unfair! June hast du auch schon mitgenommen!“ „Ich war klein, ich kann mich ja nicht mal mehr daran erinnern!“, schaltete der Rotschopf sich ein. Isemir beugte einen Streit vor, indem er in seinen Reisebeutel griff und einen schlafenden schwarzen Kater hervorzog. „Ihr habt ja noch gar nicht gefragt, was ich euch schenken will“, sagte er an die Mädchen gewandt und hielt den Kater sicher im Arm. „Ach Gottchen, der ist ja süß.“ Die Brünette schaltete sich wieder ein und stand beinahe sofort vor dem Magier um das Kätzchen an sich zu nehmen. Ohne große Wiederworte ließ der Hofmagier dies geschehen und schmunzelte. „Sein Name ist Leodecano, ich denke er wird ein gutes zu Hause hier haben. Oder wollt ihr ihn nicht haben?“ Mittlerweile hatten die drei Mädchen sich um den Kater versammelt und ihn angeherzt. Als Antwort bekam der Magier daher ein eindeutiges: „Doch!“ „Dann gehört er jetzt euch“, lachte der Magier, „Nichts desto trotz muss ich mich jetzt auf den Weg machen, mein Ziel ist noch in weiter Ferne. Hätten die Damen die Güte mich zu verabschieden?“ Auch wenn es den Mädchen nicht wirklich gefiel, sie konnten den Magier schlecht aufhalten, wenn der König ihm einen Befehl gegeben hatte. Wahrscheinlich hatte er schon dreißig Gesetze gebrochen um die Mädchen kurz zu besuchen. „Schade...“, murmelte June und begleitete ihren Onkel zur Tür. An dieser angekommen umarmte sie Reisenden noch ein Mal. „Pass gut auf dich auf, versprich mir das!“ Zwei besorgte braune Augen blickten zu dem Magier auf. Dieser legte eine Hand auf den Kopf des Rotschopfes. „Versprochen. Und du lernst fleißig. Eure Prüfungen sind nicht mehr lange hin, nicht wahr?“ Das Mädchen nickte, wagte jedoch nicht ihrem Onkel die Wahrheit zu sagen. Sie selbst traute sich die Prüfungen der Schule nicht zu, von den Prüfungen des Palastes ganz zu schweigen. Mit einer letzten Umarmung verabschiedete sich der Magier, um sein nächstes Ziel noch heute zu erreichen. Ihm stand ein wichtiges Gespräch bevor und durfte auf keinen Fall seinen Termin verpassen. Der Rotschopf kam wieder ins Wohnzimmer, in dem die beiden anderen auf dem Boden um den Kater herum saßen, der langsam aufzuwachen schien. „Leodecano...“, murmelte June. Irgendwie kam ihr der Name des Katers bekannt vor, sie konnte ihn momentan allerdings nicht zuordnen. Der Kater drehte sich zu der Rothaarigen herum, da er aus dieser Richtung seinen Namen vernommen hatte. Er streckte sich und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen, ehe er dem Mädchen einen weiteren Blick zuwarf und nun erschrocken die Augen aufriss. „Wer seid ihr?“, schrie der Kater und sprang wie von der Tarantel gestochen auf. Auch Saphira und Sen sprangen auf und wichen zurück. „Der Kater spricht!“, rief Sen und betrachtete den Kater erschrocken. „Nein, er schreit“, kam es trocken von der Brünetten, die Magie in ihrer Hand bündelte. Der Rotschopf hatte sich zwar ebenfalls erschreckt, doch sah June keinen Grund gleich handgreiflich zu werden. „Leute, mein Onkel wird uns kaum einen Kater hier reinbringen, der uns etwas tut, oder?“ „Wo ist Isemir?“, kam es von dem Kater und Sen deutete auf die Tür. „Vor ein paar Minuten gegangen, wieso?“ „Gegangen? Wieso gegangen?“ „Weil er etwas erledigen musste“, kam die verwirrte Antwort von der Blondine. Das Mädchen sah besorgt zu Saphira, die noch immer zum Angriff bereit war, und June, die fasziniert auf den Kater blickte. „Saphi, könntest du das mit der Magie lassen? Irgendwie macht mich das nervös“, fügte die Blondine noch an, die quasi roch, dass es gleich richtig bösen Ärger gab. „Nein“, kam es trocken von der Brünetten und sämtliche Anwesende blickten nun entgeistert auf sie. „Nein?“, fragte June nach, „Wieso nein?“ „Der Kater ist nicht normal. Mal abgesehen davon, dass er spricht, trägt er einen Fluch. Ich will erst wissen, was es damit auf sich hat.“ „Einen Fluch?“, fragten ihre Freundinnen zeitgleich und blickten nun Leodecano entgeistert an. „Es sind zwei Flüche“, sagte dieser und setzte sich auf den kuscheligen Teppich nahe des Kamins, in dem noch immer ein Feuer brannte. „Dann halt zwei“, schnaubte Saphira. June legte den Kopf schief. „Wer verflucht bitte eine Katze? Und wozu?“ „Isemir?“, schlug Sen vor, wobei die Frage „Warum verfluchte Isemir eine Katze?“ noch absurder war als „Warum verflucht irgendjemand eine Katze?“ Der Kater schüttelte zur Antwort den Kopf. „Nein, zumindest nicht ganz. Isemir hat den zweiten Fluch auf mich gelegt, jedoch nur um den ersten abzuwenden. Eigentlich bin ich keine Katze. Ich bin...“ Der Kater zögerte kurz. Das Bild von Isemirs besorgtem Gesicht und der Klang seiner eindringlichen Stimme kamen ihm ins Gedächtnis. Was hatte er gleich gesagt? Niemand durfte erfahren, dass er der Prinz war? „Ich bin ein Mensch. Jemand versuchte mich mit einem Fluch zu belegen, das hat er auch geschafft, aber der Fluch zeigt seine Wirkung nicht, da Isemir mich vorher zu einem Kater gemacht hatte. Soweit verständlich?“ Saphira hatte eine Augenbraue in die Höhe gezogen. „Ein Fluch, den Isemir nicht blocken kann? Nur hinauszögern? Wer bist du, dass man dich mit so hoher Magie bekämpft?“ „Niemand bin ich, wahrscheinlich lag eine Verwechslung vor. Ich war gerade vor dem Zimmer des Prinzen, da ich das Bett machen wollte.“ Saphi wollte eben zu einer Antwort ansetzen, da hatte June schon den Kater auf ihren Arm genommen. „Das reicht jetzt, streiten bringt nichts.“ „Glaubst du ihm etwa?“, fragte Saphira empört und blitzte den Kater bitterböse an. „Nicht alles. Aber Isemir hat ihn uns überlassen. Er wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Wäre der Kater gefährlich, hätte er ihn einsperren lassen oder mitgenommen. Hat er aber nicht. Und ehe das hier alles ausartet, gehe ich ins Bett und nehme den Kater mit in mein Zimmer. Morgen geht die Schule wieder los, ihr solltet auch nicht mehr zu lange machen.“ Saphira ließ endlich die Magie in ihrer Hand verpuffen, funkelte den Kater aber noch immer an. „Wenn du dich umziehst, binde ihm die Augen zu. Wer weiß, was für ein Kerl hinter dem Pelz steckt.“ Zur Antwort bekam sie ein wütendes Fauchen und ein resignierendes Seufzen. „Gute Nacht“, sagte June und ging dann mit dem Kater in ihr Zimmer. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2 „Wie lange habe ich euch nun schon gesagt, dass ihr eure Sachen packen sollt?“, fragte Saphira gelangweilt, die es sich auf einem großen Sitzkissen bequem gemacht hatte, welches sie zum Schweben gebracht hatte. June, die den Kater Isemirs auf der Schulter hatte, lachte und strich sich eine rote Locke hinters Ohr. Wenn sie sich schon nicht in der Haarklammer halten ließ, dann doch hoffentlich dort. „Aber meine Sachen sind doch gepackt, alles was ich jetzt packe ist für das Mietzekätzchen.“ „Würde es Euch etwas ausmachen, mich nicht Mietzekätzchen zu nennen?“, fragte der Kater. In seinem richtigen Leben war er ein gestandener junger Mann, der bald ein Königreich leiten sollte. Die Bezeichnung Mietzekätzchen war deshalb mehr als diskriminierend. „Wie wäre es mit Spanner?“, fragte Saphira, und blätterte die Seite ihres Buches um, „June, du hast ihm doch die Augen verbunden, als du dich umgezogen hast, oder?“ Das Gesicht des Rotschopfes nahm dieselbe Farbe an, wie ihre Haare und sie schüttelte den Kopf. Ehe sie eine Standpauke bekam, tat sie äußerst beschäftigt, als sie ein Kissen für das Mietzekätzchen in eine kleinere Reisetasche packte. „Was soll das denn bitte heißen?“, fauchte der Kater und funkelte die Brünette bösartig an, „Stellt Euch vor, mir hat man Manieren beigebracht!“ „Scheinbar zu viele“, murmelte Sen, die ihre Schulbücher in ihrem Koffer nun schon zum dritten Mal umpackte, da jedes Mal irgendwas nicht passte, „Hör mal, wir wissen, dass man am Hofe des Königs so geschwollen redet, aber uns musst du nicht so ansprechen. Wir sind weder adelig noch hätten wir eine solch förmliche Anrede in irgendeiner anderen Weise verdient... Ach verdammt, passe da rein du dummes Buch!“ Besagtes Buch wurde just in diesem Moment von Saphira verzaubert und schwebte nun in Junes Hände. „Pack das mal mit in die Tasche, ehe unsere Kleine es noch kaputt macht.“ „Geht klar“, lachte June und packte das Buch kurzerhand zu Leodecanos recht überschaubaren Sachen. Die Brünette auf dem Sitzkissen schlug das Buch zu und blickte von oben zu ihren Freundinnen. „Seid ihr dann endlich soweit?“ June nahm den Kater von ihrer Schulter und packt diesen ebenfalls in die halb geschlossene Reisetasche, ehe sie diese schulterte. „Ich für meinen Teil schon.“ „Wir können los“, meinte auch Sen strahlend, nachdem sie ihren Koffer geschlossen hatte. „Wurde ja langsam mal Zeit“, schimpfte Saphira, lächelte dabei allerdings und nahm ihren Koffer auf. Sie ließ June mit Koffer und Reisetasche und auch Sen mit ihrem Koffer voran, damit sie die Tür schließen konnte. Einen Schlüssel suchte man bei den drei jungen Frauen vergebens, sie arbeiteten mit Magie, sofern sie sie beherrschen konnten. Da die Brünette von den Dreien schon immer am weitesten voraus war, wenn es um Magie ging, verschloss sie die Hütte mit einem Bann. Sie schrieb die Standartformel zum Verschließen von Türen auf die Holztür und verschlüsselte diese dann mit ihrer eigenen Handschrift. Durch das Handschriftprinzip konnte man sogar die einfachsten Flüche zu höchst komplizierter Magie machen. Erst musste die Handschrift gelöst werden, dann konnte der Bann gelöst werden. Mit einem Gähnen zog Sen den Reißverschluss ihrer grauen Jacke zu. „Wird langsam kalt“, murmelte die Blondine und ihre Freundinnen konnten da nur zustimmen, während die drei sich auf den Weg durch den Wald in das nächste Dorf machen. Von dort würde die Reise dann mit der Kutsche fortgeführt. Der schwarze Kater hielt sich aus dem folgenden Gespräch über die Schule heraus. Was sollte er auch großartig sagen? „Und du Leo?“, fragte June plötzlich und blickte den Kater lächelnd an, „Du warst doch bestimmt auch auf der Schule, hattest du Schwierigkeiten die Magie zu erlernen?“ „Äh...“ Der Kater blickte den Rotschopf an und überlegte, was er sagen sollte. Er konnte schlecht sagen, dass die besten Privatlehrer des Landes an ihm verzweifelten, wobei das weniger an seinen Fähigkeiten und mehr an seiner damals nicht vorhandenen Disziplin lag. Tatsächlich brauchte es erst jemanden wie Isemir, damit er sich die Mühe machte und einem Lehrer auch zuhörte. „Ich war auf keiner Schule“, sagte er schließlich, nachdem er sich erinnerte, was Isemir ihm einst über die verschiedenen Wege Magie zu erlernen erzählte, „Ich war Lehrling bei einem Meister.“ „Das stelle ich mir immer richtig übel vor“, meinte Sen und schüttelte den Kopf, „Andauernd in einem neuen Umfeld, niemand, der dauerhaft bei einem bleibt außer einem alten Magier oder einer alten Magierin...“, damit bedachte sie ihre beiden besten Freundinnen mit einem fast schon flehenden Blick und entlockte Saphira ein Lachen. „Keine Angst Kleine, ich bleibe dir auf jeden Fall erhalten und June ersparen wir auch noch irgendwie das Schicksal einem Mordanschlag zum Opfer zu fallen.“ „Ihr beide seid heute mal wieder richtig witzig“, sagte das potenzielle Opfer und plusterte wieder die Wangen auf. „Mordanschlag?“, fragte Leodecano verwirrt und blickte die drei Mädchen eine nach der anderen an. Sen grinste verlegen, ehe sie mit Blick auf June antwortete: „June hat so... ihre Schwierigkeiten mit Magie, weshalb nicht wenige Lehrer ihr bereits gedroht haben.“ „Was erstaunlich ist, wenn man überlegt, dass ihre Familie zu den begabtesten des Landes gehört... Ich meine mich erinnern zu können, dass sie vor Jahrhunderten sogar zur Königsfamilie gehörten.“ Der Rotschopf seufzte genervt auf. „Ja, ich wäre heute Teil der Königsfamilie hätte meine Vorfahrin damals nicht die Krone niedergelegt um mit jemandem aus dem einfachen Volk glücklich zu werden. Aber hätte sie sich anders entschieden, sähe meine Blutlinie anders aus und ich wäre nie geboren worden. Also sind wir froh, dass alles kam, wie es kam und es mich gibt. Außerdem sind wir glücklich, dass ich ein Menschenkind aus dem einfachen Volk bin. Isemir hat den Prinzen des Landes in Magie unterrichtet und er meinte, dass der Prinz recht einsam sein muss. Er lernte bei Privatlehrern und trifft eher selten mal jemanden in seinem Alter.“ Der Kater zuckte mit den Ohren. Was tratschte Isemir da über ihn? Und vor allem mit wem? In welcher Beziehung bitte stand die junge Frau mit ihm, dass er ihr solch wichtige Geheimnisse anvertraute? Kinder hatte er keine, dessen war der Prinz sich sicher, er wusste jedoch nichts über weitere Familienzweige, vorausgesetzt es gab sie überhaupt. War die junge Frau am Ende seine Geliebte? War sie nicht ein wenig jung? Immerhin, Isemir könnte wahrscheinlich ihr Vater sein! Sen blickte durch die Baumkronen in den Himmel hinauf. „Muss wirklich hart für den Prinzen sein... So toll scheint das Leben im Schloss also nicht zu sein. Auf der anderen Seite, wir Normalsterblichen hätten eine sichere Arbeitsstelle, zumindest solange keiner eine Revolution plant.“ „Na, momentan sieht es ja nicht so aus, als würde irgendjemand den König stürzen wollen“, lachte Saphira. Recht hatte sie, da niemand unzufrieden war, sah auch niemand einen Grund zu rebellieren. Die drei gingen von friedlichen Zeiten aus, wie jeder andere im Königreich auch. Lediglich die Königsfamilie und Isemir wussten es besser. Doch das konnten sie nach außen nicht zeigen, das hätte nur für zu viel Unruhe gesorgt, Leodecano wusste das, allerdings ruhte sein Blick nun wieder auf June, die interessiert der Debatte ihrer Freundinnen lauschte. Wieder fragte er sich, in welcher Beziehung sie zu dem blauhaarigen Magier stand. Hätte er doch nur seine und Isemirs Ankunft bei den Mädchen nicht verschlafen, sicher hätte er es dann herausgefunden. Mittlerweile waren die vier im Dorf angekommen und wie üblich hörten sie das Getratsche der Marktweiber, ob sie wollten oder nicht. „Hast du gehört? Die Geburtstagszeremonie für den Prinzen soll wohl abgesagt werden!“ Wie June auch blickte Saphira zu den beiden Frauen, die über die abgesagte Zeremonie tuschelten, wobei beide stehenblieben und der schwarze Kater in der Reisetasche keine andere Möglichkeit hatte, als ebenfalls zuzuhören. „Ja, aber warum? Es wurde kein Grund genannt, nur herausgegeben, dass es keine Zeremonie geben wird. Ob dem Prinzen etwas zugestoßen ist?“ „Ach was. Ich glaube ja, er hat einfach nur Angst endlich als Erwachsener angesehen zu werden“, sagte die korpulentere von beiden mit herausgestreckter Brust, „War bei meinem Jungen genauso, kaum hatte er das Erwachsenenalter erreichte, hing er wieder an meinem Rockzipfel!“ „Oha, der Prinz ist also nicht nur einsam, sondern auch noch ein Weichei?“, fragte Saphira und Leodecano brauchte einiges an Selbstbeherrschung um sie nicht wütend anzufauchen, dass sie ihn ja gar nicht kenne. „Saphi!“, zischte June und setzte sich wieder in Bewegung, „Wer weiß, was da los ist. Vielleicht ist er krank-“ „Es gibt Heilmittel.“ „Vielleicht hat er sich etwas gebrochen.“ „Auch dagegen gibt es sehr effiziente Tränke. Ich bin sicher, Isemir kann diese sogar herstellen.“ „Vielleicht hat er sich ein Mädchen wie dich angelacht und wurde totdiskutiert?“ „Das... Hey! Werd nicht frech!“ Der Rotschopf streckte ihrer Freundin die Zunge heraus, als sie Sen eingeholt hatten, die ihr Gepäck bereits dem Kutscher übergeben hatte. „Da seid ihr ja! Mensch, jagt mir nicht so einen Schrecken ein! Ich dachte schon, ich hätte euch beide verloren!“ „Ach, keine Sorge, uns wirst du nicht los. Wir haben nur über eine Möglichkeit nachgedacht, den Kater loszuwerden“, sagte die Brünette und gab nun ihren Koffer ebenfalls dem Kutscher. June ihrerseits seufzte theatralisch. „Was hast du eigentlich gegen ihn?“ „Leider nichts das wirkt...“, murmelte sie leise genug, dass June es nicht hören konnte, „Ich trau ihm einfach nicht. Er soll ein einfacher Angestellter sein, aber wurde mit einem Fluch belegt, den selbst Isemir nicht brechen kann? Nenne mir nur einen agier aus dem einfachen Volk, der mächtiger ist oder war als Isemir!“ „Sens Großvater“, kam es sofort von dem Rotschopf und die Blondine lief rot an. „Hey, lasst bitte meine Familie da raus, die kann nun wirklich nichts dafür, dass unsere Saphi ein Problem mit schwarzen Katzen hat!“ „Ich habe nur ein Problem mit dieser schwarzen Katze, die a eigentlich nicht mal eine Katze ist.“ Wieder seufzte June. Auch wenn das Leben in der Schule ganz angenehm war, manchmal konnte sie nicht umhin sich vorzustellen, wie es wohl wäre, einem Meister zu folgen. Von Isemir wusste sie, dass er beides gemacht hatte, erst die schulische Ausbildung beendet und dann folgte er drei Jahre lang einem Meister, von dem er sich viel Versprach: Der Großvater von Sen. Auch wenn dieser bereits verstorben war, Isemir hatte eine Menge von ihm gelerntund es nie geschafft, seinen Meister einzuholen. Außerdem hatten sich June und Sen dadurch erst kennen gelernt. Der Rotschopf nahm den Kater aus der Tasche und reichte diese dann ebenfalls dem Kutscher, ehe sie mitsamt Kater einstieg. „Versucht bitte euch auf dem Weg nicht zu streiten. Sonst schmeiße ich irgendeinen von euch raus... Im Zweifelsfall euch beide!“ Ihre Worte wurden unterstrichen vom Knallen der zugeschmissenen Tür der Kutsche und einem Peitschenhieb in die Luft des Kutschers. Die Reise zur Schule würde noch einige Zeit in Anspruch nehmen, aber zumindest keinerlei Anstrengungen mehr für die drei Mädchen mit sich ziehen – vorerst. Der blauhaarige Magier versuchte sein bestes, die Verfolger abzuwimmeln, aber es wollte ihm einfach nicht gelingen. Wer verdammt noch mal waren diese Leute? Er vermochte nicht ein Mal zu sagen, ob sie männlich oder weiblich waren, da sie recht weite Gewänder trugen und dazu Masken. Es kam ihm beinahe vor, als hätte man ein Tötungskommando aus dem Schloss entsandt, aber das war unmöglich! Das Königspaar waren die einzigen, die das Kommando befehligen konnten und diese beiden würden kaum Isemir töten lassen wollen. Er hatte nie ein Geheimnis ausgeplaudert oder war in irgendeiner anderen Weise dem Palast untreu geworden. Gerade war er wieder einem vergifteten Pfeil entwischt, als er auch schon mit einem neuen Problem zu kämpfen hatte: Bäume, die versuchten ihn zu fressen. Ein magischer Wald war so schon gefährlich genug, wenn man sich aber auf irgendwelche blitzschnellen Pfeile und Flüche konzentrierte, dann konnte man schon mal eine Baumkrone übersehen, die nach einem schnappte. Den Magier selbst hatte es zwar verschont, aber sein Umhang wurde gerade von einer Säure zersetzt, die diese Sorte Baum in dem produzierten, waas man wohl ein Maul nennen konnte... „Den brauchte ich noch!“, informierte Isemir den Baum, sprang dann jedoch schnell zur Seite, da der Baum weitere Äste in seine Richtung streckte und versuchte den Magier zu fassen zu bekommen. „Okay, okay, behalte ihn ruhig... Aber mehr bekommst du nicht von mir, klar?“, damit drehte der Magier sich um, damit er überhaupt erst ein Mal einen Überblick über seine Situation bekam. Er hatte die beiden Gestalten bereits bemerkt. Eine hockte über ihm auf einen nicht magischen Baum, eine stand nun in seinem Rücken, hinter einem Strauch, der bei der kleinsten Erschütterung Unmengen eines einschläfernden Puders von sich gab. Kein Wunder, dass der gefräßige Baum sich daneben angesiedelt hatte. Der Strauch konnte mit schlafenden Wesen nichts anfangen, der Baum hatte so seine Beute. Perfekte Symbiose. „Wie werde ich euch jetzt los, ehe ihr mich loswerdet...“, murmelte der Magier. Ihm entging nicht, dass die Gestalt auf dem Baum ein Blasrohr an die Lippen hob. Der Magier hab beide behandschuhte Hände an seine Lippen, flüsterte etwas hinein und drehte sich just in dem Moment zu der Gestalt herum, als diese den Pfeil abgeschossen hatte. Die linke Hand hatte, er ihr entgegen gestreckt und nur wenige Zentimeter vor seiner Hand schwebte der Pfeil, den mit einer ausladenden Bewegung der Hand zurückscheluderte. Zeitgleich sprach er einen Bann, den er der anderen Gestalt entgegenschleuderte, diese jedoch konnte abblocken. Das wunderte den Magier nicht, jedoch ärgerte er sich sein Ziel verfehlt zu haben: Den Strauch. Ein weiterer Fluch wurde ausgesprochen, dieses Mal traf er Strauch, aber die Gestalt war schnell genug geflohen – Überraschungsmoment verpasst. Um den Magier wurde es wieder still. Von den Verfolgern war keine Spur mehr zu sehen und er ließ sich für einen Moment auf die Knie sinken. „Was zum Geier wollen die...?“ fragte er einen leuchtenden Schmetterling, der gerade an ihm vorbeikam. Als er weiter über den Schmetterling nachdachte, runzelte er die Stirn. Ein gelb leuchtender Schmetterling? Hier? Das konnte nicht sein... das DURFTE nicht sein, erschrocken riss er die Augen auf, zum Ausweichen war es zu spät, also schrieb er in Windeseile grüne Bannsymbole in die Luft, rief mehr als dass er es sprach ein Wort und gerade als mehrere dieser Schmetterlinge sich um ihn versammelt hatten und explodierten, hatte er eine Schutzbarriere aufgebaut. „Beinähe schief gegangen...“, murmelte der Magier und wusste nun nicht recht, was er glauben sollte. Es gab durchaus leuchtende Schmetterlinge in allen Farben in diese Wald, aber jede Art an einem bestimmten Platz. Auf der anderen Seite gab es Magier, die ihre Magie als eben solche Schmetterlinge bündelten. Er selbst hielt nicht viel von dieser Schmetterlingsmagie, da vertraute er lieber auf die verschiedenen Bannsymbole, die ihm gelehrt wurden, allerdings hatte er Saphira schon des Öfteren beobachtet, wie sie sich versuchte diese Art der Magie anzueignen. Nur waren die Schmetterlinge der jungen Frau rosa, nicht gelb, außerdem wagte er zu bezweifeln, dass sie Isemir in die Luft jagen wollte... Oder? Im Schneidersitz saß der Magier in seiner kugelartigen, grün schimmernden Barriere, als die drei Gestalten sich endlich um ihn versammelt hatten. „Meine Damen“, begrüßte er sie. Mittlerweile war er sich sicher, dass es sich um Frauen handelte. zwei von ihnen hatte ein paar der bunten Schmetterlinge um sich. Diese wurden hauptsächlich von Frauen benutzt, zumindest kannte er keinen Mann, der sie benutzte. Die dritte nutzte keine Schmetterlinge, aber Libellen. Und das bewies nun endgültig, dass Isemir ein Problem hatte. Er kannte nur eine Person, die grüne Libellen als Magieüberträger nutzte, und diese war angestellte am Hofe: Felanie Giunda. Eine der besten Assassine des Königs. „Habe ich falsch geparkt?“, fragte der Blauhharige mit vor Sarkasmus triefender Stimme. Was zum Henker hatten der König und die Königin ein Problem mit ihm, dass sie ihm drei Assassine hinterherschickten? Er hoffte zumindest, dass es nur drei waren und nicht noch ein vierter oder gar ein fünfter hinter den Mädchen her waren! Statt zu antworten, griffen die Frauen an. Dem Magier jedoch machte das herzlich wenig aus, hinter seiner Barriere war er sicher. Allerdings konnte er nur weg, wenn er die Barriere aufgab. Selbst wenn er sich teleportieren würde, müsste er dazu erst die Barriere lösen. Das konnte also noch heiter werden. Die Frauen griffen noch weitere drei Mal an, jedes Mal gleich erfolglos, Isemir jedoch kam nicht umhin ihre Ausdauer zu bewundern. Er selbst meditierte, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er musste sich konzentrieren und seine Kraft bündeln. Schon für einen einfachen Schmetterling brauchte ein Magier nicht wenig Energie, vorausgesetzt er sollte nicht einfach nur in einer Rauchwolke verpuffen. Als die Frauen zum vierten Angriff ansetzten, öffnete der Magier seine Augen, löste selbst die Barriere, dies allerdings mit einem ohrenbetäubenden Knall und einer nicht gerade kleinen Rauchwolke und nutzte die während der Meditation gebündelte Magie um drei goldgelb leuchtende Greife zu erschaffen, von denen jeder einen der Angreifer überrumpelte. Festgesetzt waren die Frauen, einen Ton gaben sie noch immer nicht von sich. Durften Assassine nicht mal aufschreien? Arme Dinger... Isemir ging zu Felanie, sie wird wohl die Anführerin sein. „So. Ich habe eine Menge Zeit verloren, als ich vor dir und deiner Truppe weggelaufen bin. Mein Umhang wurde gefressen und ich habe verdammt viel Kraft gebraucht um die Greife zu erschaffen. Also wirst du mir jetzt sagen, was ich angestellt haben soll, das eine solche Behandlung rechtfertigen könnte.“ Keine Antwort. Der Magier wartete eine Weile, eher er entnervt meinte: „Ach komm schon Felanie, ich hab dich schon längst...“ Er hatte während des Sprechens ihre Maske abgenommen und blickte in zwei leer gen Himmel starrende Augen. Mit den Zähnen zog er einen seiner Handschuhe ab, fühlte ihren Puls. Es war keiner ausfindig zu machen... und nicht nur das, ihr Körper war eiskalt. Felanie musste schon eine ganze Weile tot sein. „Nekromantie?“, fragte der Magier mehr sich selbst als irgendwen sonst und ging auf die beiden anderen Frauen zu. Auch sie waren wie er vermutet hatte Assassine des Königs. Und auch sie waren tot. Hatte am Ende nicht das Königspaar es auf ihn abgesehen gehabt, sondern jemand anderes? Fassungslos blickte er auf die Frauen und ließ sich wieder ins Gras sinken. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Fehlgeschlagen. Immer und immer wieder schallte dieses Wort durch seinen Kopf. Fehlgeschlagen, fehlgeschlagen, fehlgeschlagen, fehlgeschlagen... Und warum? Wegen diesem verfluchten Magier! Nun gab es zwei Möglichkeiten, den Fluch des Magiers Isemir vom Prinzen zu nehmen: Ihn lösen, was sicher ein zu schweres Unterfangen sein wird, oder den Magier töten. Magie hatte ihre Grenzen und bezog ihre Kraft aus der Energie ihres Anwenders. War der Anwender verschieden, konnte die Magie durch gewisse Vorkehrungen noch eine gewisse Zeitspanne überdauern, aber Isemir wird diese Vorkehrungen nicht bei dem Prinzen getroffen haben. Das hoffte er, das MUSSTE einfach so sein... und falls doch, konnte man die Magie noch immer versuchen zu lösen, was im Falle des Todes des Blauhaarigen sogar leichter werden würde. Allerdings war dieser verfluchte Magier ein stärkerer Gegner, als er es für möglich gehalten hatte. Wut durchströmte ihn, als er auf die verloschenen Flammen schaute. Diese Flammen waren notwendig für die uralte Form der Nekromantie, die er sich angeeignet hatte. Er hatte vorsichtig sein müssen, sehr, sehr vorsichtig. Diese Art der Magie war verboten. Auf ihr stand die Todesstrafe. Niemand durfte merken, was er tat, niemand konnte ihm helfen und niemand durfte all die verbotenen Schriften in seiner damaligen Kammer sehen. Er war sich seiner Sache so sicher gewesen, Isemir beherrschte keine Nekromantie. Aber er hatte seine Puppen dennoch ausschalten können. Ob er wusste, dass es sich um Tote handelte? Er kannte doch alle drei Frauen, er hätte sie bestimmt nicht angegriffen. In einem Anfall von Wut schleuderte er den Kerzenhalter und die drei Schälchen, in denen die magischen Flammen ihre Plätze gefunden hatten, vom Tisch und stützte sich schnaufend auf diesem ab. Ein Plan musste her und das schnell. Er musste irgendwie an Isemir kommen, da der Prinz bei ihm war. Selbst wenn Isemir nicht aufzuhalten war, so konnte er ihm vielleicht die Katze, die der Prinz nun war, abnehmen. Einige Stunden sowie Reibereien zwischen Saphira und Leodecano später stiegen die drei Mädchen aus der Kutsche. Der Fahrer kannte die Magierinnen, fuhr er sie doch immer zur Schule und wieder nach Hause, und so wusste er auch, dass er sie nicht bis ganz an die Schule bringen konnte. In der Ferne sah er die die Dächer der prächtigen Schule aus den Baumkronen ragen, jedoch wusste er auch, dass er nie mehr von der Schule sehen würde, war ihm doch der Zutritt verwehrt. Nur wer Magie beherrschte konnte sich der Schule nähern. Er reichte den Mädchen ihre Koffer, sowie die Tasche, die June für den Kater noch schnell zusammengepackt hat und machte sich allein auf den Rückweg. Leodecano sprang währenddessen von Junes Schulter, wollte er dem Mädchen den Gefallen tun und selber laufen, außerdem musste er sich langsam die Beine, oder eher die Pfoten vertreten. Immer getragen werden war auf die Dauer auch anstrengend und eines Mannes unwürdig. „Pass auf wo du hintrittst.“, meinte Saphira nur, ließ sowohl ihren als auch Junes Koffer schweben, ehe der Rotschopf diesen auch noch in die Luft jagte und ging den anderen voran in den dichter werdenden Wald, „Der Wald hier ist zwar nicht in dem Sinne magisch, dass einen die Pflanzen anfallen könnten, aber magische Wesen leben hier dennoch. Und Elfen haben es nicht so gerne, wenn man auf sie tritt.“ Der Kater schnaubte. „Würde ich auf eine Elfe treten, hätte sie zumindest nicht das Gefühl, ein Elefant würde auf ihr stehen.“ Die Brünette blitzte den Kater an. „Was willst du damit sagen?!“ „Die Wahrheit, du bist um einiges schwerer als ich“, antwortete der Kater mit stolz empor gehobenem Kopf. „Auseinander!“, mischte sich jetzt June ein und trat zwischen die beiden Streithähne, „Ihr benehmt euch schlimmer als kleine Kinder, wisst ihr das?“ „Er ist vielleicht noch ein kleines Kind?“, schlug Saphira vor und deutete auf Leodecano. „Ich bin so gut wie erwachsen!“, fauchte dieser zur Antwort. „Aha? Ich auch, und was bringt mir das jetzt?“ Sen seufzte. „Können wir uns jetzt bitte alle lieb haben?“ „Ich glaube, die beiden werden sich nie lieb haben... Und wie beinahe erwachsen kommen mir gerade beide nicht vor“, murmelte June und schnappte sich den Kater. „Ich kann selber laufen!“ „Ich weiß, aber wenn du selber läufst, streitest du nur mit Saphi, und das haben die Elfen genauso wenig gern wie Menschen wie auch Tiere, die auf sie treten.“ Der Rotschopf deutete auf einen Baum um den sich bereits die ersten Elfen gesammelt haben. „Schaut mal, ihr habt sie bereits auf uns aufmerksam gemacht. Elfen spielen gerne Streiche und Elfen können richtig böse Streiche spielen, wenn man sie nervt. Wollt ihr unbedingt Ziel eines solchen Streiches sein?“ Saphira zog eine Augenbraue in die Höhe. „Also... wenn ich ehrlich bin, mache ich mir darüber keine Sorgen. Ich kann ihre Magie abwehren. Ich mache mir da doch eher Sorgen um dich Juneyleinchen.“ „Ich mir auch“, meinte der Rotschopf mit einem Schulterzucken, „Und genau deshalb werdet ihr beide euch jetzt am Riemen reißen.“ Während die Brünette und der Kater den Rotschopf verwirrt ansahen, lachte Sen und folgte der nun vorausgegangenen June in Richtung Schule, natürlich nicht ohne ihren Koffer hinter sich her schweben zu lassen. Der Rotschopf genoss die nun einkehrende Ruhe und betrachtete eingehender die Umgebung. Isemir hatte einst versucht den drei Mädchen beizubringen, Magie in ihrer Umgebung wahrzunehmen und auch wenn June sonst eher ein hoffnungsloser Fall war, ein wenig hatte Isemir ihr in der Hinsicht beibringen können. So hatte sie auch die Elfen einige Zeit zuvor sehen können. Wollte ein magisches Wesen nicht gesehen werden, wurde es auch von Magiern nicht gesehen. So zumindest die einfache Theorie. Diese wurde erweitert durch die Fähigkeiten der Magier, ihren Geist für die Umwelt zu öffnen und Magie jeder Form zu erkennen, auch wenn sie noch so versteckt war. Ob es ihnen gelang, hing von mehreren Faktoren ab: Die Stärke, die dem Magier selbst inne wohnte, die Art und Stärke der versteckten Magie und dem Anwender der versteckten Magie. Eine starke Aura war schwerer zu verstecken als eine schwache, auf der anderen Seite konnte aber ein mächtiges Wesen oder ein mächtiger Magier seine Aura besser verstecken als ein schwaches Wesen, vorausgesetzt er wollte das. „June, hörst du mir eigentlich zu?“, fragte Sen und fuchtelte mit ihrer Hand vor dem Gesicht ihrer Freundin. Der Rotschopf schüttelte kurz den Kopf und blickte die Blondine verwirrt an. „Huh?“ „Saphi sagte, dass uns etwas folgt. Sie hat eine magische Aura ausfindig gemacht, die nicht zu einem Schüler oder Lehrer gehört.“ Damit war der Beweis erbracht. Saphira hatte eine bessere Kontrolle über ihre Magie als June, also konnte sie die Aura des Verfolgers bemerken, June aber nicht. Nun wo der Rotschopf in die Realität zurückgekehrt war, bemerkte sie auch dass der Kater in ihren Armen sich versteift hatte. „Du kannst es auch spühren?“ Der Kater nickte. „Nicht nur das... Ich kenne diese Aura. Sie war da, als ich mit dem von Isemir abgewandten Fluch belegt wurde.“ Nun wurde auch die sonst so taffe Saphira blass. „Dann sollten wir uns beeilen. Wenn Isemir es mit diesem... Ding schon nicht aufnehmen konnte, haben wir keine Chance.“ Die Brünette beschleunigte ihre Schritte und auch die beiden anderen taten es ihr gleich. Wenn Saphi nicht genau definieren konnte, um was für ein Wesen es sich handelte, hieß das schon nichts Gutes, aber wenn es noch die Aura von etwas war, dessen Magie einer der mächtigsten Hofmagier am Schlosse des Königs nicht aufzuhalten vermochte, bedeutete das für die Mädchen ganz üble Schwierigkeiten... Isemir hatte es geschafft. Er war endlich und vor allem lebend an der einsamen Hütte in Mitten des magischen Waldes angelangt. Zuvor hatte er noch eine ganze Weile bei den Leichen gesessen und überlegt, wer dahinter stecken könnte. Ihm war nur diese Person eingefallen, die er ohnehin aufsuchen wollte und die bereits wartend vor der einsamen Hütte stand. „Du bist spät“, ertönte die rauchige Stimme der Frau. Isemir setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. „Zumindest komme ich. Die meisten deiner Besucher werden auf ihren Wegen bestimmt gefressen, oder?“ Die bildhübsche junge Frau schmunzelte. „Man hat hier seine Ruhe“ „Um verbotene Dinge zu tun?“, fragte der Magier. „Ich unterstehe nicht euren Gesetzen.“ „Mord ist immer ein Verbrechen.“ Die junge Frau blitzte den Magier aus roten Augen, die zuvor noch bernsteinfarben gewesen waren an. „Wen soll ich ermordet haben? Bist du nur deshalb hier? Im Königreich ist etwas passiert, was ihr euch nicht erklären könnt, also muss ich dahinter stecken?“ Isemir hob abwehrend die Hände, sprang jedoch zur Seite, als er merkte, dass ein freundlich aussehendes Blümchen neben ihm begann an seinem Schuh zu knabbern. „Ich kam mit einer einfachen Frage zu einer speziellen Art der schwarzen Magie zu dir und wurde hier im Wald angegriffen. Ich habe lediglich den einzigen Menschen verdächtigt, den ich für mächtig genug für diesen Angriff halte.“ Die Magierin schnaubte und drehte sich herum. „Lass uns drinnen weitersprechen, ehe du meinem Garten als Futter dienst.“ Ohne ein weiteres Wort war sie in ihrer Hütte verschwunden. Der junge Mann folgte ihr und schloss hinter sich die Tür. Anders als bei seinem letzten Besuch hier lagen keine Bücher im vorderen Raum verstreut. Er bemerkte ebenfalls, dass einige der Utensilien der schwarzen Magie verschwunden waren. „Hast du umgeräumt?“ „Aufgeräumt“, antwortete sie, „Du bist ein angekündigter Gast dieses Mal. Setz dich, ich habe Tee gekocht. Ich würde dir ja deinen Mantel abnehmen lassen, aber mir scheint, dieser fiel dem Wald zum Opfer?“ Isemir lachte während er sich auf einen Stuhl an einem schweren Eichentisch fallen ließ. „Dem Baum hatte er zumindest geschmeckt, so sehr, dass er gleich noch von dem Träger des Mantels kosten wollte.“ Die junge Frau stellte eine Tasse Tee vor Isemir ab und lächelte. „Dann bin ich froh, dass du nur deinen Mantel geopfert hast und nicht noch dich selbst.“ „Ganz so selbstlos bin ich dann doch nicht.“ Er wartete bis die junge Frau sich ihm gegenüber gesetzt hatte und das reich verzierte schwarze Spitzenkleid zurecht gezupft hatte. „Tariell, ich wurde hier im Wald angegriffen.“ Die Magierin winkte ab, „Das werden viele, man muss ein wenig Acht auf die Umgebung hier geben-“ „Nein, nicht von den Pflanzen, von Menschen.“ „Und du meinst, ich habe sie geschickt?“ „Tariell, sie waren tot! Nekromantie! Lebende Leichen! Ich wünschte ich könnte es jemand anderem in die Schuhe schieben, ich habe mich mit Nekromantie beschäftigt, soweit meine Studien im Königreich es erlaubten. Ich wurde von drei Toten angegriffen, die ihre eigene Magie anwenden konnten. Ich bin nicht blöd, es braucht verdammt viel Kraft um so etwas auf die Reihe zu bekommen. Ich kenne nicht viele, die über die Nötige Menge an Energie verfügen und ich kenne nur eine Person, die die Energie aufbringen kann und sich mit Nekromantie soweit beschäftigt hat, dass sie sie anwenden kann.“ „Du glaubst also, ich hecke etwas aus.“ Isemir nickte. Er wusste, wozu seine Gegenüber in der Lage war, er wusste, warum sie hier lebte und er wusste, dass er sich gerade auf dünnem Eis bewegte. „Würde ich dich nicht schon mein gesamtes Leben lang kenne, wärst du dafür jetzt tot, das weißt du?“ Isemir nickte. „Und ich weiß zu schätzen, dass du mich am Leben lässt. Aber bitte versteh mich. Ich kenne niemanden sonst.“ „Wäre es kein ernstes Thema, könnte ich das schon als Kompliment auffassen“, murmelte die Hexe und lehnte sich zurück, „Ich kann nur sagen, was ich weiß. Ich habe mich mit Nekromantie beschäftigt, ich kann sie anwenden, aber ich kenne meine Grenzen nicht. Ich habe nie versucht mehr als einen Toten zu beschwören, und ich habe nie versucht einen toten Magier zu beschwören um dessen Magie zu nutzen.“ Der Blauhaarige nickte. Er zog seine Handschuhe aus und legte sie neben sich auf den Tisch um die Tasse in die Hände zu nehmen. „Du hast dich zwar lange nicht mehr im Königreich blicken lassen, aber kennst du irgendjemanden, der dazu in der Lage wäre?“ „Unser Meister“, meinte sie und ihr Blick wurde wehleidig, „Zu seiner Zeit war Nekromantie nicht verboten. Er war es ja erst, der sie verbot, weil er das volle Ausmaß ihrer Schattenseiten bemerkte. Er hätte es auch geschafft mehrere Personen auferstehen zu lassen... Hättest du ihn nach drei gefragt, hätte er dich wohl ausgelacht.“ Der junge Mann schmunzelte. „Ja, das ist wahr. Allerdings ist auch er tot Tariell. Er scheidet somit als verdächtiger aus.“ Tariell zuckte nun mit den Schultern und strich sich eine schwarze Haarstähne aus dem Gesicht. „Ansonsten fiele mir nur einer ein, der dazu in der Lage wäre, wenn er sich mit der Materie beschäftigt. Und dieser jemand sitzt mir gerade gegenüber. Allerdings wirst du dich kaum selbst angreifen.“ „Nein, so verzweifelt bin ich noch nicht“, lachte der Magier, „Nun gut... Vielleicht kannst du mir aber bei etwas anderem helfen.“ Er zog ein Blatt Papier aus seiner Tasche und schob es der jungen Frau zu. „Kennst du diese Magie?“ Tariell beäugte erst Isemir, dann das Blatt misstrauisch. Als ihr Blick auf das Blatt fiel zog sich ihre Stirn in Falten. „Woher hast du das?“ „Jemand griff den Prinzen an, mit diesem Zauber.“ „Ist er tot?“ „Ich konnte den Zauber hinauszögern.“ „Alle Achtung... Ohne dich wäre er wohl tot. Wer ist mächtig genug diesen Zauber anzuwenden?“ „Ich weiß es nicht.“ Die Hexe sah Isemir überrascht an. „Aber du warst doch dabei?“ „Ich schon, der Anwender aber nicht.“ Der Hexe fiel die Kinnlade herunter. „Du willst mir allen Ernstes erklären, dass jemand mächtig genug war, diesen Zauber anzuwenden und das ohne selbst anwesend zu sein?“ „Ist das so verwunderlich?“ „Isemir, ich habe diesen Zauber selbst ein Mal versucht anzuwenden. VERSUCHT! Hätte ich ihn nicht abgebrochen, wäre ich tot! Und mein Ziel war eine Forelle, die auf dem Tisch vor mir lag!“ Nun war es an Isemir die junge Frau erschrocken anzusehen. „Du scherzt.“ „Sehe ich aus, als machte ich Scherze?“ Tatsächlich. Tariell sah nicht aus, als mache sie Scherze, eher als würde sie einen Schüler tadeln, der die grundlegendsten Dinge der Magie nicht verstand. Der Blauhaarige ließ sich nun zurücksinken und massierte seine Schläfen. „Wir haben ein Problem?“ „Und zwar ein gewaltiges... Ich kann mir niemanden vorstellen, der die bewerkstelligt haben könnte, allerdings wird dieser jemand wohl auch deine Leichen geschickt haben. Vielleicht hat es jemand auf dich abgesehen.“ „Auf mich?“, fragte der Magier tonlos. „Stell dich nicht dümmer als du bist. Jemand wollte den Prinzen töten, du hast den Fluch aufgehalten, wer wird nun also vor dem Prinzen dran glauben müssen, damit der Prinz ins Gras beißt?“ Isemir schloss die Augen. Nun wo die Hexe es sagte, ergab das Sinn. „Wie hast du den Zauber aufgehalten?“ „Er wirkt nur auf Menschen-“ „Tut er nicht.“ „Schau ihn dir genau an.“ Die Hexe legte die Stirn wieder in Falten und blickte wieder auf das Papier. Isemir zeigte ihr die Stelle, die ausschlaggebend für die Wirkung ausschließlich auf Menschen war. „Hm... Na gut, er wirkt in dieser Form nur auf Menschen“, langsam dämmerte es ihr, „In was hast du den Prinzen verwandelt?“ „Katze...“, murmelte er und lauschte dem schallenden Gelächter der Hexe. „Euer künftiger König ist eine Katze?“ Der Magier strafte die Hexe mit einem genervten Blick. „Tariell, bitte.“ Die Hexe versuchte sich wieder zu beruhigen. „Entschuldige Isemir, aber du musst zugeben, das ist zu köstlich.“ „Kannst du den Zauber rückgängig machen?“ „Rückgängig? Isemir, das ist ein Zauber, der den Tod bringt. Ein ausgehauchtes Leben kommt nicht zurück.“ „Kannst du ihn von einem Lebewesen nehmen? Auch wenn der Prinz nun eine Katze ist, der Fluch liegt auf ihm und lauert darauf aktiviert zu werden, durch die Verwandlung in einen Menschen.“ Seine Stimme wurde eindringlicher und das machte nun auch der belustigten Hexe den Ernst der Lage klar. „Ich weiß es nicht...“, gestand sie, „Hast du ihn bei dir?“ Isemir schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn in einem guten Versteck gelassen.“ Die Hexe nickte. „Bring ihn mir. Ich werde mir den Fluch genau ansehen und dann werde ich dir mehr sagen können.“ Isemir nickte und erhob sich. „Ich werde sicher ein paar Tage brauchen.“ „Ich kann warten.“ Auch die Hexe erhob sich und wandte sich zu einem Schrank. Sie nahm einen kleinen Handspiegel aus einem der Fächer und reichte ihn Isemir. „Den wirst du brauchen.“ „Wozu?“ „Um mit mir in Kontakt zu treten. Da draußen rennt ein Irrer rum, der wahrscheinlich mächtiger ist als wir beide zusammen. Ich werde mein Haus für absolut jeden unerreichbar machen... und ich bitte dich, pass gut auf dich auf. Du bist bereits in seinem Visier. Und wo auch immer du den Prinzen versteckt hast, wiege ihn nicht zu sehr in Sicherheit. Du weißt nicht, mit wem du es zu tun hast.“ Isemir lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter, als er den Gesichtsausdruck seiner Gegenüber deutete. Er legte ihr eine Hand auf die Wange. „Tariell... hast du Angst?“ „Natürlich du Idiot! Du hast mir wahrscheinlich den Tod ins Haus geschleppt!“ „Du hast nicht nur Angst um dich...“ Sie blickte zur Seite. „Wir kennen uns, seit wir klein waren. Das geht nicht spurlos an einem vorbei.“ Isemir lächelte. „Und ich habe zwei Frauen, auf die ich aufpassen muss. Ich sterbe nicht so einfach.“ „Zwei? Deine Nichte und...?“ „Du“, antwortete er knapp, nahm den Spiegel, packte diesen ein und verließ das Haus. Tariell sah ihm erst eine Weile hinterher, ehe sie den Kopf schüttelte. „Idiot“, murmelte sie, verließ ebenfalls das Haus und sammelte sich. Sie brauchte eine große Menge Energie um ihr Haus vor jemandem zu verstecken, der wahrscheinlich mächtiger als sie war, mächtiger als Isemir... vielleicht sogar mächtiger als ihr Meister... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)