Vom Winde verweht von _Leigh_ ================================================================================ Kapitel 1: Piano, Piano... -------------------------- Vom Winde verweht Ein lauer Frühlingswind frischte die Luft ein wenig auf und lies die gerade eben erblühende Flora sanft in seinen Wiegen schaukeln, als Maka die Fenster ihrer Wohnung öffnete und die Morgenluft tief einatmete. Der Tag war wie gemacht dafür, ihn in vollen Zügen zu genießen und durch die Straßen von Death City zu schlendern aber allein? Nun ja, wenn sie Freunde gehabt hätte, dann hätte sie mit diesen sicherlich etwas unternommen und auch wahnsinnig viel Spaß gehabt aber die Dinge lagen nun mal anders. Als Einzelgängerin hatte man es eben nicht so einfach aber wem sollte man denn schon die Hand geben? Ihr Vater war das beste Beispiel dafür, dass Zwischenmenschliche Beziehungen nicht von allzu langer Dauer waren. Bei dem Gedanken an ihren Rückratlosen, untreuen Vater pulsierte ihr das Blut gefährlich schnell in den Adern. „Aaah…“ Sich selbst tadelnd griff sie sich an den Kopf und machte sich daran, sich etwas zum Frühstück zu zaubern. Das Ende vom Lied waren verbrannte Spiegeleier und etwas, das ursprünglich mal Toast sein sollte. Der Tag konnte ja nur besser werden. Wenige Minuten später war sie schon auf dem Weg in den Park und sich ein bisschen die Beine zu vertreten und den schönen Tag zu genießen. Was sollte sie denn heute mit sich anfangen? Freie Tage waren wirklich nicht ihr Ding. Auf Arbeit konnte sie sich wenigstens beschäftigen und wusste etwas mit sich anzufangen. Als sie durch die Straßen ging, fiel ihr Blick auf ein Plakat, das an einer Mauer hing. „Piano Konzert…“ Sie betrachtete sich das Plakat noch eine Weile und schlug dann die Richtung zum Konzertsaal von Death City ein. Es konnte ja nicht schaden sich mal wieder etwas Klassisches anzuhören. Die Uhrzeit war nicht sonderlich gut gelegt, wie sie fand, aber es waren ja nicht ihre Einnahmen die ihr da durch die Lappen gingen. Als sie den Saal betrat stellte sie jedoch fest, dass er trotz allem reichlich gefüllt war. Dabei war es nicht mal Mittagszeit. Es musste wohl ein sehr bekannter Pianist sein, wenn so viele Leute sich um die Uhrzeit aus dem Bett quälten. Maka suchte sich einen Platz in den vorderen Reihen und wartete dann gespannt auf den Anfang des Konzertes, bis sich endlich der Vorhang erhob und den Blick auf einen jungen Mann am Flügel frei gab. Gebannt starrte sie ihn an und musterte sein Erscheinungsbild. Er sah außergewöhnlich aus. Sein Haar war schneeweiß und als er seinen Blick über die Menge schweifen lies, blieb sein Blick einen Augenblick lang an ihr hängen. Er hatte leuchtend rote Augen. Für einen kurzen Moment erlag sie dem Irrglauben, dass er ihr bis in ihr Innerstes hinein sehen konnte und dann war der Moment auch schon vorbei. „Sehr geehrte Damen und Herren.“, ertönte eine Stimme aus der rechten Ecke der Bühne. „Ich freue mich Ihnen heute einen ganz besonderen Pianisten vorstellen zu dürfen. Extra für uns angereist: Soul Evans!“ Als ein allgemeines Applaudieren durch die Reihen ging, schloss Maka sich diesem an und beobachtete wie sich die Hände des Pianisten hoben und dann auf die Tasten des Flügels nieder gingen. Die Melodie die darauf erklang, war einfach atemberaubend ebenso wie die Art, mit der Soul sie spielte. Fasziniert von seiner Art den Flügel zu spielen, traute sich das braunhaarige Mädchen nicht einmal zu blinzeln, bis der letzte Ton verklungen war. Wie von selbst erhob sie sich von ihrem Sitz und klatschte in die Hände. Sie bemerkte gar nicht, wie sie von den anderen Zuschauern begutachtet wurde. Ihre ganze Aufmerksamkeit gehörte dem glühend roten Paar Augen, dass sie jetzt musterten und sie nicht mehr los ließen. Wenn sie nicht irgendwann hätte blinzeln müssen, damit ihr die Augen nicht vertrocknen, wäre sie wohl nie aus ihrer Trance erwacht. Mit leicht geröteten Wangen setzte sie sich wieder auf ihren Platz und faltete die Hände in ihren Schoß. Wieso stand denn sonst niemand auf und klatschte? Wenige Augenblicke später wurde ihre Frage schon beantwortet, als erneut die Melodie des Flügels den Raum erhellte – Das Stück war einfach noch nicht zu Ende gewesen. Peinlich berührt versank Maka immer tiefer in ihrem Sitz und lauschte einfach weiterhin der schönen Melodie. Mit geschlossenen Augen legte sie ihren Kopf nach hinten an die Sitzlehne und entspannte sich, während ihr die verschiedensten Bilder und Erinnerungen durch den Kopf schossen. Damals, als ihr Papa noch mit ihr und ihrer Mama Eis essen war. Als er sie noch auf seinen Schultern getragen und seiner Frau einen Kuss auf die Wange gegeben hatte, bevor er und Maka raus zum spielen gegangen sind. Damals, als ihre Welt noch perfekt war und ihre Eltern sich liebten. Mittlerweile war das nur noch ein innerer Wunsch von ihr, der tief in ihren Eingeweiden saß und sie nicht los lassen wollte. Ihre Mutter war damals spurlos verschwunden und ihr Vater jagte lieber einem Rock nach dem anderen hinterher, als sich um seine Tochter zu kümmern und so stand Maka mit 16 Jahren auf ihren eigenen Beinen und hatte es bis heute auch ohne fremde Hilfe geschafft. Sie hatte einen tollen Job, jede Menge Bücher und ein großes Allgemeinwissen. Ein lautes Getöse und plötzlich lauter werdende Stimmen rissen sie schließlich aus ihrem Tagtraum und sie schreckte auf und schaute sich verwirrt um. Das Konzert war vorbei. Sie musste eingeschlafen sein und ihr starrer Nacken bestätigte ihr nach dem zweiten Aufstehversuch ihren Verdacht. Als sie nach oben sah, durchbohrten sie zwei feuerrote Augen und hielten ihren Blick gefangen. Nervös trat sie von einem Fuß auf dem anderen und als sich dann ein Grinsen auf dem Gesicht des Pianisten abzeichnete, wurde Maka schlagartig bewusst wie sie gerade aussehen musste. Störrisch reckte sie ihr Kinn in die Höhe und funkelte ihn wütend an. Als sein Grinsen nur breiter wurde, machte sich schon wieder ein altbekannter Wutausbruch bei ihr bemerkbar und in ihren Fingern zuckte schon der Impuls etwas zu werfen aber stattdessen drehte sie sich auf dem Absatz um und stapfte aus dem Saal hinaus an die frische Luft. Arroganter Kerl! Grinst sie an, als wäre sie leichte Beute! Schnaubend machte sie sich auf den Weg zum nächsten Supermarkt um ihren leeren Kühlschrank wieder aufzufüllen und stöberte nach getanem Einkauf nochmal durch die Buchhandlung um schließlich tot müde in ihre Wohnung zu kommen. Sie räumte noch schnell die Einkäufe weg und machte sich dann noch ein paar Brote und einen Salat, bevor sie sich völlig kaputt auf ihre Couch fallen ließ und den Fernseher einschaltete. Nachdem sie gegessen hatte, schob sie ihr Geschirr mit den Füßen auf die äußere Kante ihres Couchtisches und schlief beim nächst besten Liebesfilm schließlich ein. Stunden später ließ sie eine kalte Briese erzittern und sie rollte sich auf ihrer Couch zusammen, als sie das Gefühl hatte von zwei warmen Händen berührt zu werden. Sie fuhren die Konturen ihres Gesichtes nach und strichen ihre vereinzelten Haarsträhnen aus dem Gesicht um dann weitere ihren Hals entlang nach unten zu fahren. So warm… Sich der Wärme entgegen streckend, ließ sie ihre Beine von ihrem Körper hinunter gleiten und drückte sich der warmen Berührung entgegen. Sie hätte nicht gedacht, dass sich Träume so real anfühlen können. Seufzend drehte sie den Kopf zur Seite, während diese warmen Hände weiter ihren Körper erkundeten. Sie strich von ihrem Schlüsselbein an ihrer Seite entlang und wanderten dann vom Rumpf wieder aufwärts wo sie bei ihren Brüsten verweilten. Als ihr der Stoff ihres Oberteils über den Bauch geschoben wurde, und eine der Hände ihre Brust umfassten und diese sacht massierten, machte sich eine schleichende Erkenntnis in ihrem Bewusstsein breit und sie drehte den Kopf unruhig hin und her. Als die eben noch so angenehme Wärme plötzlich verschwand, schreckte Maka hoch und schaute sich suchend im Dunkel ihrer Wohnung um, doch es war Niemand zu sehen. Das einzige, was darauf hinwies, dass dieser Traum nicht wirklich ein Traum gewesen war, war ihr verrutschtes Oberteil und das offen stehende Wohnzimmerfenster, durch das die kühle Nachtluft ungehindert in ihre Wohnung strömen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)