Findelkind von -Kelpie- (Allein unter Trollen) ================================================================================ Jagdtrophäen ------------ Hier ist auch schon das erste Kapitel. Ich hoffe, es findet Anklang. Kommentare erwünscht :) Kapitel 1 – Jagdtrophäen ~*16 Jahre später*~ Grunzend tat sich der Eber gütlich an dem kleinen Wasserloch. Er hatte die Gefahr, in der er schwebte noch nicht begriffen. Langsam und bedächtig richtet sich die junge Jägerin auf hinter den Felsen. Sie hatte ihn genau im Blick. Vorsichtig griff sie in ihren Köcher und zog einen grob gehauenen Pfeil hervor. Er würde seinen Zweck erfüllen. Fließend streift sie den Bogen von der Schulter, ohne auch nur das geringste Geräusch zu verursachen. Das Tier süffelte immer noch weiter, friedlich. Es war windstill. Perfekte Bedingungen. Der Pfeil wird angelegt und die Sehne gespannt. Ein letzter Blick gilt dem Tier, ehe sie den Pfeil loslässt. Das surrende Geräusch lässt den Eben aufhorchen, doch es ist schon zu spät. Der Pfeil bohrt sich gezielt in den Hals. Aus der Wunde mag kurz das Blut spritzen, der Eber taumelt noch einige Schritte vorwärts, ehe er umfällt. Eine kleine Lache bildet sich um seinen Kopf herum. Zufrieden nickt die Jägerin und erhebt sich aus ihrem Versteck. Sie hatte lange warten müssen auf ein passendes Opfer, nun wurde ihre Geduld belohnt. Kurz dankte sie innerlich den Göttern, die ihr wohl gewogen waren heute. Ruhig ging sie dann auf ihre erlegte Beute zu. Das Tier hatte ein schnelles Ende gefunden. Nur wenige Sekunden Todeskampf. Mit einem kräftigen Ruck zog Ikana, so hieß die junge Jägerin, den Pfeil aus dem blutigen Fleisch und wischte ihn grob sauber mit einem Lederfetzen, ehe sie ihn wieder zu den anderen Pfeilen in ihrem Köcher dazu steckte. Grübelnd betrachtete sie den toten Körper, ehe sie einen schrillen Pfiff ausstieß. Es dauerte eine Sekunden, eh sie hastige Schritte hinter sich vernahm und ihr geliebter Raptor Kal'mar neben ihr auftauchte. Liebevoll strich sie dem Wesen über den Kopf, ehe sie sich dem Eber zuwendete. Von außen betrachtet, mag diese Szene sehr seltsam wirken. Raptoren gehorchten normalerweise nur Trollen, doch Ikana war kein Troll. Sie war ein Mensch, leider. Doch sie lebte in Sen'jin unter diesem stolzen Volk mit ihrer Mutter Shi'mira und ihrem Bruder Go'Nuh. Sie wusste zwar, dass es nicht ihre Blutsverwandten waren, doch sie gehörte zu dieser Familie und sie wurde als Tochter und Schwester angenommen. Hätten ihre wahren Eltern sie gewollt, hätten diese Ikana bei sich behalten. So dachte sie. Äußerlich gehörte sie zwar der verhassten Menschenrasse an, doch innerlich war sie ein Troll. Sie lebte wie ein Troll, sie aß wie ein Troll, sie kleidete sich wie ein Troll und sie fühlte sich selbst wie ein Troll. Äußerlich war sie wohl das, was Menschen als ansehnlich bezeichneten. Sie hatte lange, kupferrote Haare, welche zu langen Zöpfen geflochten waren. Sie war klein und schmal von der Figur her und nicht wie die Trollfrauen groß und gut gebaut. Ihre Oberweite war durch eine schmale Brustrüstung gerade so bedeckt. Alles andere würde auf der Jagd nur stören. Aus eben diesen Gründen trug sie auch nur einen beidseitig geschlitzten Lederrock mit viel Bewegungsfreiheit. Die meiste Zeit lief sie barfuß. Ihre Haut war durch die Sonne von einem angenehmen hellen Braunton und auf ihrem rechten Arm trug sie die Insignie der Horde, von der sie ein Teil war. Und sie war stolz darauf. All das lieferte ein stimmiges Gesamtbild ab. Sie fühlte sich wohl und anders wollte sie nicht sein. Mit einer Kraft, die man dem kleinen Körper nicht zutrauen würde, wuchtete sie den toten Eber hinter den Sattel auf ihrem Raptor. Geschickt zurrte sie diesen fest mit einigen Handgriffen, ehe sie sich selbst auf den Sattel schwang und Kal'mar sanft einen Stoß in die Seite gab. Dieser ließ sich das nicht zweimal sagen und lief fröhlich los. Ikana genoss den Wind in ihren Haaren und summte leise vor sich hin, bis die Häuser Sen'jins in Sichtweite waren. Kal'mar verlangsamte sein Tempo und sie trabten gemütlich in das Dorf. Hier und da sah man geschäftige Trolle bei ihrem Tagewerk oder die Krieger des Dorfes, die die Augen und Ohren offen hielten in alle Richtungen. Lächelnd betrachtete Ikana ihre große Familie, ihre Umwelt und das Meer, welches in Reichweite war. Etwas schöneres konnte sie sich nicht vorstellen. Vor ihrer Familienhütte ließ sie den Raptor anhalten und sprang selbst schnell herunter. Sie wollte Kal'mar nicht länger belasten als notwendig. Sofort löste sie die Schnüre um ihre Beute und ließ diese auf den Boden fallen. Ebenso öffnet sie die Gurte vom Sattel und hiefte ihn vom Rücken ihres Gefährten. Mit einem sanften Klaps deute sie ihm an, dass er nun gehen könne, was er auch tat. Als sie sich wieder umdrehte, blickte sie schon in das grinsende Gesicht von Go'nuh. „Na Kleines, haste uns wat mitgebracht?“, gurrte er in breitem Trollisch. Lächelnd nickte sie und antwortete ebenso in ihrer „Muttersprache“: „Natürlich, bin ich jemals erfolglos von der Jagd heimgekommen Brüderchen?“ Beschwichtigend hob der junge Troll die Hände und besah sich dann die Beute. „Musst noch pellen das Vieh.“ Wieder nickt Ikana und zieht aus einer kleinen Satteltasche ein Kürschnermesser hervor. Mit einigen wenigen Schnitten trennte sie die Haut vom Fleisch. Das Fleisch selbst wurde erst mal zum Ausbluten und Trocknen neben der Hütte aufgehängt. Go'nuh übernahm diese Aufgabe gerne, denn schließlich war die Stange dafür in Trollhöhe angebracht und nicht in Ikanas Reichweite. Go'nuh selbst hatte sich, vor allem in den letzten Jahren, prächtig entwickelt. Seine Hauer wurden immer länger, er schoss in die Höhe und sein violettes Haar zog die Blicke auf sich. Vor allem die Blicke der rolligen Trollfrauen, die ihn umgarnten. Innerlich seufzend sah Ikana an sich herab. Kein Trollmann würde sie begehren. Sie besaß einfach nicht die Vorzüge der anderen Frauen. Doch sie konnte sich nur eine Zukunft mit einem Trollmann vorstellen, mit einem bestimmten Mann. Kurz ließ sie den Blick schweifen und entdeckte ihn auch daraufhin. Seine lange, rote Mähne, seine Statur, sein Aussehen...einfach alles passte. Doch er zeigte kein Interesse an ihr. Schon lange hatte sie sich damit abgefunden, dass sie kein Objekt der Begierde war in den Augen der männlichen Trolle. Sanft wurde sie an der Schulter berührt und Ikana wusste, dass es ihr Bruder war bevor sie seine Stimme vernahm. „Komm, lass uns den Pelz aufhängen, damit jeder sieht, dass du wieder erfolgreich warst Kleines. Hab auch schon die Hauer rausgebrochen für dich. Kannste an deine Kette machen.“ Er drückte ihr die blutigen Hauer des Ebers in die Hand und lächelte, ehe er den Lappen Haut nahm und auf einer anderen Stange neben der Hütte aufhängte. Ikana selbst hängte daraufhin nur noch ihren Köcher und ihren Bogen daneben, als Symbol für ihr Handwerk. Der Duft von gebratenem Fleisch lockte beide dann in die Hütte, wo ihre Mutter schon wartete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)