Findelkind von -Kelpie- (Allein unter Trollen) ================================================================================ Zorn ---- An die Kommischreiber: Erst mal Danke :) freut mich dass es euch gefällt. Die Länge der Kapitel hängt meist von meinen Gedanken zu der Geschichte ab. Sie werden denke ich bald länger werden, wenn ich mehr Handlungsstränge und mehr Sichtweisen habe^^ Dann also hier das 3. Kapitel. Viel Spaß damit. Das Erste, woran sich Ikana nach einer langen Bewusstlosigkeit erinnerte, waren Stimmen. Fremdartig klingende Stimmen. Eine Sprache die sie nur bruchstückhaft beherrschte. Schlagartig schlug sie die Augen auf und blickte in fremde, menschliche Gesichter.Männer, durchweg. Die junge Jägerin versuchte sich zu befreien, doch sie spürte Fesseln an ihren Händen. Es dauerte eine Weile, bis sie sich ihres derzeitigen Aufenthaltsorts bewusst wurde. Ein dunkler, muffiger Kerker. Feucht und modrig. Zornig schrie sie auf und rüttelte an dem Metall, was sie fest hielt, doch gab es kein Entkommen. Die Männer waren bei ihrem Aufschrei einige Schritte zurück gewichen und tuschelten miteinander. Ikana ärgerte sich, dass sie nur einige Brocken beherrschte in dieser grauenvollen Sprache und nicht so viel wie andere Trolle, also verlegte sie sich darauf einfach nur zu beobachten. Als nach einer Weile immer noch nichts geschah und die Kerle immernoch miteinander am Reden war, hielt sie es nicht mehr aus. „Wo ist Go'nuh?!“ Erschrocken, fast so als hätten sie ihre Anwesenheit vergessen, drehten diese sich zu ihr. Einer der drei, ein alter grauhaariger Mann, trat auf sie zu mit einer strengen Miene. Seine Worte verstand sie nicht, aber sie klangen alles andere als freundlich. Immer wieder wiederholte Ikana ihre Worte, bis einer endlich wohl zu verstehen schien, was sie von ihnen wollte. Dieser entblöste nun ein lückenhaftes, gräßliches Gebiss mit einem ekelerregenden Grinsen. Ein kurzer Wink zu zwei Wachen im Hintergrund, welche sich sofort in Bewegung setzten. Die Schritte verklangen unweit von ihrer eigenen Zelle, ein Quietschen und Scharren ertönte, dann eine Weile Ruhe ehe ein schleifendes Geräusch die angespannte Ruhe unterbrach. Die Gruppe Männer vor ihr teilte sich und die Wachen schleiften Go'nuh an den Haaren in die Zelle. Er sah furchtbar aus. Überall zierten dunkle lila-blaue Flecken die Haut ihres Bruders, Striemen und blutige Wunden waren überall. Mit schmerzverzerrter Miene sah er seine Schwester an. Wieder versuchte sich die junge Frau von ihren Fesseln zu lösen und wütend zischte sie Beschimpfungen zu den Männern. Die schwache Stimme ihres Bruders ließ sie jedoch inne halten. „Ikana... achte nicht auf mich... sie wollen dich haben... sie werden dich nich bekommen... lass dir nichts einreden...“ Verzweifelt sah die junge Jägerin den Troll an. „Was können sie schon von mir wollen?“ Ein Anflug von Trauer durchlief das Gesicht ihres Bruders und er schien nicht antworten zu wollen. Ein Tritt in die Rippen ließ ihn verzweifelt aufstöhnen vor Schmerz. „Sie wollen dich...hier behalten. Du sollst 'n Kerl heiraten von denen...sie meinten du wärst 'n Bastard der Herrin hier...“ In Ikanas Kopf ratterten alle Details durch, die sie zu dem Begriff Hochzeit bei Menschen wusste. Junge Frauen und alte Männer. Frauen werden gezwungen zur Hochzeit, mussten Welpen zur Welt bringen ohne Ende. Keine freie Wahl. Geschockt ließ sie den Blick zu den anderen Männern schweifen. Diese grinsten sie nun ebenso gemein und hinterhältig an. „Ikana... weiger dich. Dir werden sie nix tun. Achte nich auf mich.“ Ein weiterer Tritt in die Seite. Ikana wollte ihren Bruder nicht so leiden sehen. „Sie wollen deine Antwort wissen...“, keuchte Go'nuh gequält vor sich hin. Das Bild ihres misshandelten Bruders und der rohen Brutalität, mit der die Menschen ihn behandelten, ließen ihr selber gefühlsmäßig keine andere Wahl. Ikana nickte zu den Männern hin als stummes Einverständnis und machte dann eine aufschließende Geste zu ihrem Bruder hin. Verblüfft und fast schon erleichtert über die schnelle Entscheidung trat einer der Männer zu Go'nuh hin, gab den Wachen einen Wink und einen Schlüssel. Go'nuh selber sah seine Schwester verzweifelt an. „Ikana....ich werde dich retten. Ich verspreche es dir!“ Die letzten Worte wurden immer leiser, da er weggeschleift wurde. Weg von ihr.Weinend brach die junge Frau zusammen und schluchzte leise vor sich hin. Viel Zeit ließ man ihr jedoch nicht um sich zu trösten. Grob wurde sie am Arm nach oben gezogen, bevor die Fesseln gelöst wurden. Sofort übernahm der „Troll“ in ihr wieder die Kontrolle. Wild schlug sie um sich, kreischte und versuchte ihre Widersacher zu beißen und zu kratzen. Es dauerte nicht lange und den Männern wurde das Spielchen zu bunt. Mit einem kleinen Knüppel zog man Ikana eine über. Wieder umfing sie eine Schwärze und sie verlor das Bewusstsein. Go'nuh fluchte laut und vernehmlich auf dem Weg nach draußen. Die Wachen hatten große Mühe den wütenden Troll zu bändigen. Doch er selber hatte nicht die Absicht mehr Schwierigkeiten zu machen als nötig. Schließlich ging es in diesem Fall um das Leben seiner kleinen Schwester. Er musste sicher und zum Reden fähig im Dorf ankommen. Es musste schnellstmöglichst eine Truppe aufgestellt werden um Ikana zu retten. Die Wachen ließen ihn fernab von der Burg los und öffneten schnell die Fesseln, ehe sie in Verteidigungsstellung gingen und ihre Schild und Schwerter hoben. Doch Go'nuh warf ihnen nur einen kalten Blick zu und wendete sich ab. Hinkend und vor Schmerz ächzend schleppte er sich in Richtung Sen'jin. Ein Weg, den er vorher locker langgesprintet wäre und wo er innerhalb kürzester Zeit in Sen'jin angekommen wäre, machte ihm nun eine so große Mühe, sodass er mehrere Stunden benötigte. Viele und lange Pausen musste der junge Troll auf seinem Weg machen, sodass er erst in die Nähe des Dorfes kam, als die Sonne schon ganz tief über dem Horizont stand. Zitternd und kraftlos taumelte er noch wenige Schritte in Richtung Sen'jin. Das letzte, was noch in sein Bewusstsein eindrang, war ein erschreckter Aufruf der Wachen, quasi ein Alarm. Danach wurde alles dunkel. Das nächste, was er dann bemerkte, war die aufgeregte Stimme seiner Mutter. Er spürte ihre heilenden Hände auf seiner Stirn und auf seinen Wunden. Der Schmerz ließ immer weiter nach und ein angenehmes Gefühl breitete sich langsam in den geschundenen Gliedern aus. Schwerlich öffnete der junge Troll seine Augen und blickte direkt in das geliebte Gesicht seiner Mutter. Schlagartig riss er die Augen auf und versuchte sich aufzurichten. Mit sanfter Gewalt wurde er von seiner Mutter, der man ihre Kraft nicht ansah, wieder auf das Krankenlager zurück gedrückt. „Ikana... wir müssen ihr helfen“, ächzte er noch. Mit einem traurigen, aber auch sanftem Blick nickte Shi'mira. „Ruh dich aus mein Sohn. Wir werden uns um alles kümmern.“ Mit einem sanften Wink entzündete die erfahrene Schamanin mit Hilfe der Elemente die Räucherstäbchen im Raum, welche Go'nuh schnell einnebelten und ihn wieder sanft einschlafen ließen. Als die Schamanin sicher war, dass ihr Sohn schlief, fiel die starke Maske von ihr ab. Was hatte man ihren Kindern nur angetan? Was hatten sie mit Ikana vor? Eine Träne bahnte sich ihren Weg über die Wange der Trollin. Wieso hatte man eines ihrer Kinder misshandelt und das andere ihren Armen entrissen? Diese Menschen hatten gar keine Ahnung, wessen Zorn sie sich mit dieser Tat heraufbeschworen hatten. Nicht nur den Zorn einer Schamanin, einer Herrin über die Elemente. Nicht nur einer Trollin, welche in wilde Raserei verfallen und dutzende in den Tod reißen konnte. Nein. Sie hatten sich auch den Zorn einer liebenden Mutter zugezogen. Diese Menschen würden bereuen, was sie getan haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)