Soul von _Suzuko_ ================================================================================ Prolog: Das Erwachen -------------------- Zitternd hebt eine dunkel uniformierte Gestalt den Arm an. Lässt die von Narben und Schwielen überzogene, durch die schwere Arbeit der Jahre gezeichnete Hand dicht über den tausenden Knöpfen des großen Mischpultes schweben. Der Blick haftet starr auf einem der vielen Monitore, direkt in seinem unmittelbaren Sichtfeld. Angstschweiß zeichnet sich langsam auf seiner Stirn ab, bis sich regelrechte Schweißperlen auf dessen faltigem Gesicht gebildet haben. Nur wenige Sekunden verrinnen, in denen seine Hand durch die Luft gleitet, weiter über die Knöpfe, Schalter und unzähligen Lämpchen, zielstrebig auf eine kleine, integrierte Scheibe zu. Erst hier wendet er seinen Blick kurzzeitig von den Bildschirmen ab. Darauf folgt eine minimale Bewegung, nur ein kleiner Ruck mit dem Handrücken und das Glas zerbricht in tausenden von Scherben klirrend herunter. Ein kleiner Ruck durchfährt den Körper des Mannes ehe er unsicher seinen Zeigefinger zu recken beginnt, den Blick dabei starr auf dem nun vor ihm liegenden großen roten Knopf. Wieder folgt eine kleine, aber schnelle Bewegung und binnen Sekunden dringt das Heulen lauter Sirenen an sein Ohr und schallt durch die Flure des riesigen Gebäudes. Das flackernde Licht der roten Alarmlämpchen spiegelt sich leicht wieder in den tiefbraunen Augen des Mannes wieder. Dessen Blick nun schnell wieder zu den Monitoren umspringt und sich abrupt auf einem flimmernden Bildschirm in der rechten unteren Ecke fixiert. Seine eigenen Augen nun kaum mehr trauend, verharrt er regungslos auf dem klapprigen Schreibtischstuhl, vollkommen bewegungsunfähig. Tausende von Fragen hallen wie leise Stimmen durch seinen Kopf. Lassen ihn keinen klaren Gedanken fassen. Etwas bewegt sich zielstrebig durch die sterilen Korridore. Bahnte sich immer weiter langsam seinen Weg durch die augenscheinlich kein Ende finden wollenden Verzweigungen der Flure. Jeder Schritt den es zurücklegt lässt die Angst tief im Inneren des Mannes hinter den Monitoren heranwachsen. Ansteigen bis ins Unermessliche. Denn er ist sich deren genau bewusst, was nun so frei durch die Gänge wandelt. Doch die Frage, wie das geschehen konnte, bleibt ihm ungeklärt. Wusste er doch genau über die schweren Maßnahmen bescheid, die es sonst in seiner Kammer fern allen Menschenlebens, tief unter der Erde hielten. Egal wie viele Ideen ihm auch kamen, keine führte ihn zu einer Lösung. Es schien ihm einfach unmöglich, dass es nicht mehr in Ketten lag. Dann aber rissen ihn leise Geräusche, die er glaubte trotz Sirenengeheul wahrzunehmen, aus den Gedanken und eine Stimme begann ihm durch den Kopf zu hallen. Fast so als wäre diese in sein Inneres eingedrungen. Ohne jegliche Reaktion lauschte er der Melodie, die jene Stimme leise summte. Ihr Klang war unheimlich und lies ihm fast das Blut in den Adern gefrieren und doch lastete ein trauriger Unterton auf ihr. Langsam hob der Mann seinen Blick wieder, blickte zurück zu den Monitoren und beobachtete Es, dieses Wesen, weiter. Das sich monoton, wie das Summen der Stimme in seinem Kopf, durch die Gänge bewegte. Für einen kleinen Moment glaubte er in dem Wesen ein verängstigtes Mädchen zu sehen. Wobei ihm sehr wohl bewusst war, dass es kein normales Mädchen war, mit dem er es hier zu tun hatte, empfand er beinahe sogar Mitleid mit dem Wesen. Diesen Gedanken noch nicht einmal zu Ende verfolgt, sah er mit an wie das Wesen, dass er lieber als Mensch betiteln würde, mit einem Ruck stockte. Still ruhte es auf der Stelle und hob nicht einmal den Blick vom Boden an. In der Lage, nun jeden einzelnen Schritt der sich nähernden Männern zu hören, verklang allmählich das Summen. Den Alarm auszulösen hatte Früchte getragen und die Männer waren bereit. Bereit sich dem Wesen in den Weg zu stellen, bereit, das ihnen Unbekannte aufzuhalten. Doch als sie nun wirklich vor ihm standen, das Wesen zum ersten Mal mit eigenen Augen erblickend, fingen sie an zu zweifeln an den Befehlen die sie erhalten hatten. Denn trotz all den Gruselmärchen, die man ihnen im Laufe der Jahre eingebläut hatte, stand nun doch nichts weiter als ein Mädchen vor ihren Augen. Zierlich, zerbrechlich und augenscheinlich vollkommen ungefährlich stand es den Männer mit seinem schmalen Leib gegenüber. Lange, weißblonde Strähnen verdeckten die Augen. Verdecken das ganzes Gesicht, bis es vorsichtig den Kopf anhob und seinen Blick vom Boden löste. Die Strähnen glitten zart aus dem Gesicht und zum Vorschein kamen eisblau leuchtende Augen, die die Männer, weit aufgerissen, mit einem starr wirkenden Blick anstarrten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)