Der Sündenfall von -Rui- ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- 3 Tage ließ Stephan sich schon nicht am Gymnasium blicken, bis irgendwann ein Anruf seiner Lehrerin ihn aus dem Schlaf holte. „..Mmh..?“ Seine Stimme klang müde, abweisend und alles andere als begeistert. Aber seine Lehrerin war davon nicht abzuhalten. „Stephan? Ist alles in Ordnung bei dir? Ich meine, du bist jetzt schon 3 Tage nicht mehr in der Schule gewesen und hast dich auch sonst bei Niemandem gemeldet. Was ist denn jetzt, sag schon!?“ So war Stephans Lehrerin. Überdurchschnittlich besorgt und dazu redete sie wie ein Wasserfall, ohne Punkt und Komma. Und da man nicht zum Antworten kam (und sie freundlicher Weise nicht unterbrechen wollte), ließ sie daraus schließen, dass man entweder nicht zuhörte oder sie schlichtweg ignorierte. „Ist schon okay, mir geht es den Umständen entsprechend...“ „Was denn, willst du reden? Was liegt dir auf dem Herzen?“ Klar. Sie ließ einen nicht mal ausreden. „Schon gut. Ich bin bald wieder da, machen Sie sich keine Sorgen. Auf Wiedersehen.“ Bevor Stephans Lehrerin noch etwas sagen konnte hatte der Junge schon den roten Knopf gedrückt und das Telefon unter seinem Kissen verstaucht. Wieso genau er das tat, wusste er auch nicht so wirklich. Am 6. Tage betrat Stephan erstmals das Schulgebäude wieder. Ihm grauste jetzt schon die Begegnung mit Marcel. Stephan hatte sich mit seinem Bruder unterhalten und ihm von Marcel erzählt und berichtete, was zwischen ihnen vorgefallen war. Nachdem ihn sein jüngerer Bruder ausgelacht hatte, aufgrund der Tatsache, dass er sich so leicht überrumpeln ließ, legte er Stephan ans Herz, sich doch zu entschuldigen. Nicht, dass Stephan sowieso nichts mit Entschuldigungen am Hut hat, musste er sich auch noch bei dem entschuldigen, der innerhalb einer Woche schon viele Leute kennengelernt und Freunde gefunden hat. Nicht nur die männlichen waren ihm auf den Fersen, auch schon einige weibliche. Stephan plante, sich möglichst früh (oder möglichst spät) zu entschuldigen, dann, wenn nicht allzu viele Leute da waren, doch daraus wurde zu Stephans Leiden nichts. Nach der Schule hatte er Boxtraining und musste sofort los, und seltsamerweise waren auch schon morgens überdurchschnittlich viele Leute da. Stephan schoss es durch den Kopf, dass er sich auch am nächsten Tag entschuldigen könnte, doch ihm grauste der Vorwurf seines kleinen Bruders. Dieser hatte ihm schon gedroht, wenn Stephan sich nicht persönlich entschuldigen würde, sondern entweder über Handy oder Internet. Nachdem die Mutter der beiden Geschwister verstarb und ihr Vater sie aufgab, wurde Stephan zum Oberhaupt der Familie. Durch diese Umstände kamen sich die Brüder wieder näher und unternahmen viel zusammen, bis Stephans Bruder aufgrund seines Schulwunsches wegziehen musste. Stephan seufzte schwer und sah zu Marcel, der auf seinem Tisch saß – auf Stephans Seite -, als auch dieser ihn ansah. Stephan hielt den Blickkontakt aufrecht, bis eine Mitschülerin ihm die Sicht versperrte. Heute allerdings war in Marcels Blick nichts von Anfeindungen oder Gehässigkeit zu sehen. Er sah Stephan einfach nur an. „Steve!“ Stephan wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Laura, eine Freundin, ihn rief. „Mh?“ Er drehte sich zu ihr und sah sie schon auf sich zukommen. „Was gibt’s?“ Laura grinste, was Stephan ein wenig verunsicherte. „Du und Marcel.“ Schon als der Blauäugige diesen Namen hörte entfuhr ihm ein lauter Seufzer. „Was ist mit diesem Spasten?“ Sein Blick verfinsterte sich, was Laura ein wenig zurückschrecken ließ. Sie wusste, dass Stephan nicht der sanfteste war, aber wie schnell er sein Verhalten änderte ließ ihr immer noch ein wenig das Blut gefrieren. Das blonde Mädchen räusperte sich kurz und fuhr dann fort. „Nun sei doch nicht so. Vielleicht ist er ja ganz nett.“ Sie lächelte. Klar. Nett. Dann spring doch gleich mal mit ihm in die Kiste, so wie du es immer machst. Laura war bekannt dafür. Und das wusste sie. Manchmal glaubte Stephan sogar, dass Laura ein wenig stolz darauf war. „Ich hab gehört, was vorgefallen ist. Willst du dich nicht entschuldigen? Schließlich hast du ihn angegriffen und nicht andersherum.“ Sie boxte ihm leicht gegen die Schulter. „Ist dir das nicht irgendwie ein bisschen peinlich?!“ Das war genug. Stephan drehte sich um, verließ die Klasse ohne ein Wort und ließ Laura ohne weiteres stehen. Bitch. Da Stephan sich nicht noch einmal umgedreht hatte, konnte er nicht sehen, dass Marcel die Beiden beobachtet hatte und nun ihm hinterher sah. Nach kurzer Überlegung sprang Marcel auf und verließ ebenfalls den Klassenraum, um dem Jüngerem zu Folgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)