Gegen den Strom des eigenen Blutes von _Shirley ================================================================================ Kapitel 2: Auf dem Polizeirevier… --------------------------------- Kapitel 2. Auf dem Polizeirevier… …musste Dean erst einmal warten. Eine dickliche, jedoch sehr nette Sekretärin brachte den trotz der Hitze im schwarzen Anzug gekleideten FBI Agenten einen Kaffee und die gewünschte Akte. Sie deutete mit einem Lächeln auf ein Büro und bat ihn Platz zu nehmen, bis sich der Zuständige hier einfinden würde. So saß Dean in dem angenehm kühlen Büro und nippte an dem heißen Pulverkaffee, dessen Geschmack ihn irgendwie an Spülwasser erinnerte. Aber zumindest pries die Tasse die nette Sekretärin als „Beste Mutter“ an und so konnte der adrette Agent Conner dieser Dame nicht einmal böse sein. Bestimmt hatte sie das Beste aus dem Kaffeepulver herausgeholt, was allein schon ein schlechtes Zeichen für die hiesige Polizeistation war. Der Bericht auf seinem Schoß war jedoch überraschend Gründlich. Auch wenn er alle nennenswerten Details nach dreißig Minuten Wartezeit dem Bericht entnommen hatte, und der Zuständige Beamte immer noch nicht aufgetaucht war. Die Sekretärin hatte ihren Kopf mit der krausen Lockenfrisur mehrmals zur Türe herein gesteckt, sich für die Wartezeit entschuldigt und dem Agent einen weiteren Kaffee angeboten, den Dean jedoch jedes Mal dankend abgelehnt hatte. So wartete Dean und seine Gedanken schweiften unweigerlich ab. Es schien alles eine Ewigkeit her, bestand nur noch aus verschwommenen Bildern und Wortfragmenten. Dabei waren es doch nur ein paar Jahre. Genau, vor einigen Jahren noch war ein Job wie dieser hier ganz alltäglich gewesen. Ein Monster und nicht mehr. Keine Dämonen, keine Engel nur er und Sam. Oh wie wünschte er sich dies alles zurück, die Einfachheit und das normale Leben mit seinem Bruder. Doch egal wie sehr er Sam auch vermisste oder die Ereignisse verfluchte, die ihn letzten Endes genau hier her geführt hatten…gerne würde er behaupten Glücklich zu sein wenn all das nicht geschehen wäre. Aber es stimmte nicht. Da wir diese widerliche, säuselnde Stimme tief in seinem Innersten die stets Castiels Namen flüsterte. Dean konnte es noch so verabscheuen, in diesen Konflikt zwischen Himmel und Hölle hineingezogen worden zu sein, doch keine Sekunde tat es ihm Leid wenn er daran dachte, dass er dadurch Cass begegnet war. Cass der Engel der ihn aus der Hölle gezogen hatte, der ihn beschützte und den er genauso schmerzlich vermisste wie Sam. Cass der nicht hier war… Cass der… „Agent Conner?“ Dean drehte sich, erleichtert seinen eigenen, trüben Gedanken zu entkommen um und erblickte einen im kurzen Polizeihemd bekleideten Mann mit großem Schnurrbart und kleinen Augen. Der kleinere, drahtige Mann streckte ihm eine Hand entgegen. „Tut mir wirklich leid das Sie warten mussten“, meinte er und lächelte breit. „Aber draußen auf den Straßen ist heute die Hölle los! Das ist diese verdammte Hitze, die macht die Leute ganz verrückt!“ schimpfte er und gestikulierte dabei mit den Händen. „Schon gut“, war alles was Dean dazu sagte. Immerhin hatte er die letzte halbe Stunde in angenehmer Umgebung verbracht und allein der Gedanke bald nach draußen in die drückende Hitze zu müssen missfiel ihm. „Warum interessiert sich das FBI für die fünf toten Männer?“ fragte der Polizist nachdem er sich an seinem Schreibtisch niedergelassen hatte. „Nun“, begann Dean und legte die Akte auf den Tisch, „es sterben nicht einfach fünf junge Männer an völligem Blutverlust. Ihre Leute und auch die Angehörigen haben ausgesagt, das kein Tropfen Blut am Tatort gefunden wurde, aber die Autopsieberichte sind sich diesbezüglich einig“, und hier legte Dean eine gewichtige Pause ein, um den Polizisten dabei direkt anzusehen „das alle Opfer verblutet sind.“ Unruhig rutschte der Mann in seinem Stuhl hin und her. „Gut, da ist schon was dran.“ Dean wusste nicht recht ob es dem Herrn ihm Gegenüber nur unangenehm war einen FBI Agenten an seinem Schreibtisch sitzen zu haben oder ob es doch daran lag das er als Chef der Polizeistation den Morden nicht die gleiche Priorität zuwies, wie es offensichtlich das FBI tat. Um jedoch weitere Zeitverschwendung in Vorm von sinnlosen Diskussionen vorzubeugen, erhob sich Dean. „Könnte ich mir die Leichen ansehen?“ fragte er im Befehlston eines Agenten der es gewöhnt war zu bekommen was er wollte. Auch hier wirkte die harsche Stimme und rasch erhob sich der Polizist und geleitete ihn in die Leichenhalle. ******* „Agent Conner, das hier ist Dr. Baltener. Doktor, das ist Agent Conner vom FBI.“ Dean reichte dem älteren Herrn die Hand. Sein ergrautes Haar hing kurz geschoren auf seiner dunklen Haut und die Falten auf seiner Stirn ließen seine Ratlosigkeit erkennen. „Ich wusste ohnehin nicht mehr weiter“, meinte er kurz angebunden und geleitete Dean in den Autopsiebereich. „Es war an keinem der Opfer etwas ungewöhnliches zu erkennen“, berichtete Dr. Baltener während er die Tücher von den Leichen zog. „Sie schienen einfach gestorben zu sein, ganz natürlich“, berichtete er mit resignierter Stimme. „Aber dann das hier“, und dabei deutete er auf den Mund eines der Opfer und reichte Dean eine Lampe. „Sehen Sie sich das an Agent Conner“, bat er und der Angesprochene trat näher. Die Zunge des ersten Leichnams hing wie ein vertrocknetes Stück Fleisch vor einem sehr geschundenen Rachen. Dean schluckte einen Witz über Halsschmerzen hinunter, für den er von Sam an dieser Stelle sicher einen knuff bekommen hätte. Seinen Bruder wieder verdrängend konzentrierte er sich auf seinen Job. „Ist das bei allen fünf gleich?“ Der Arzt nickte. „Gut, sonst noch etwas…ungewöhnliches?“ Ein verneinendes Kopfschütteln. „Als wäre das nicht ungewöhnlich genug, was soll da noch mehr sein?“ fragte Dr. Baltener und hob die Augenbrauen. Sie steile Falte auf seiner Stirn war jetzt noch deutlicher zu sehen. Wohl wissend wie schwer es war mit solch ungewöhnlichen Dingen konfrontiert zu werden, zumindest wenn man ein ganz normaler Mensch war, versuchte Dean ein aufmunterndes Lächeln. „Ihrem Bericht nach zu urteilen war kein Blut mehr in den Leichen.“ „Ja, ja das stimmt. Kein einziger Tropfen, als hätte man sie ausbluten lassen.“ Seine Stimme wurde leiser. „Aber am Tatort wurde kein Blut gefunden und die Leichen wurden auch nicht nachträglich bewegt“. „Ja“, kam es von Dean und er reichte dem Doktor die Hand. „Danke für Ihre Hilfe“, meinte er knapp und bevor er die Leichenhalle verließ drehte er sich noch einmal um. „Machen Sie sich keine Sorgen, ich bin sicher es gibt eine vernünftige Erklärung für all das“. Doch aufmuntern konnte er den niedergeschlagenen Arzt damit nicht. ******* „Ich hab da was für dich“, drang Bobbys Stimme aus dem Handy. Dean hatte ihn gleich nach verlassen des Polizeireviers angerufen und ihn auf den neusten Stand gebracht. Jetzt war es bereits Abend und der jüngere Jäger saß mit Cheeseburgern und Pommes in seinem Motelzimmer. „Ich glaube du jagst eine Churel.“ „Nie gehört“, meinte Dean kauend. Wieder kam leichtes Lachen und das Rascheln von Buchseiten aus dem Lautsprecher. „Wundert mich nicht, die Biester sind echt selten.“ „Woher willst du dann wissen das es ein Chu… wie war das ist?“ „Churel und ich weiß es nicht mit Sicherheit.“ „Toll“, motzte Dean und biss wieder in seinen Burger. „Was hat du denn erwartet, Junge?“ fragte ihn Bobby missmutig. „Das du da mal schnell auftauscht, mir ein paar Brocken an Informationen hinwirfst und ich dir nach nur ein paar Stunden genau sagen kann mit was du es zu tun hat? Wann war es jemals so einfach?“ Darauf antwortete Dean nicht. „Jetzt hör mal zu, laut der Legende taucht eine Churel entweder als dürre Greisin mit verfilzten Haaren auf, oder als schöne junge Frau. Sie saugen mit ihrer langen, schwarzen Zunge den Menschen das Blut aus. Am liebsten tun sie das bei jungen Männern. Das mit der Zunge und den geschundenen Rachen würde zusammenpassen. Weiter heißt es man erkennt eine Churel sofort daran, dass ihre Füße nach hinten zeigen.“ Dean lachte auf und erntete ein abfälliges Schnauben aus der Leitung. „Sei doch mal bitte ernst“, murrte der ältere Jäger. „Churel sind Wiedergängerinen, also sei auf der Hut. Finde heraus warum sie diese fünf Männer getötet hat und ich werde derweil herausfinden wie du die Churel tötest.“ ******* Wieder schlief Dean unruhig. Es lag nicht an dem Surren der Klimaanlage und gerne hätte er der unbequemen Matratze die Schuld dafür gegeben das er sich ständig hin und her wälzte. In einem Zustand zwischen wach und noch gefangen in einem Alptraum vergrub er sein verschwitztes Gesicht im Kissen. Der Geruch von billiger Seife vermischte sich im Traum mit den Bildern seines Bruders. Als Dean gänzlich aus seinem unruhigen Schlaf aufschreckte, war es halb sieben Uhr morgens. Noch im Bett liegend starrte er wie auch gestern zur Decke und versuchte die restlichen Bilder aus seinem Kopf zu verdrängen. Er hatte ihn gesehen, Sam, seinen Sammy. Gefangen in der Hölle und er hatte ihn beschimpft, ihn angeschrieen und verurteilt… Mit schwitzigen Fingern fuhr sich Dean durch sein schwarzes, kurzes Haar und stand auf. Den Blick nach vorne gerichtet, fokussiert auf das was er zu tun hatte. Er hatte einen Job, er würde Leben retten, das Monster töten. Warum nur fühlte sich das alles ohne Sammy so viel weniger wichtig, so viel weniger sinnvoll an? Vielleicht weil du ihn nicht retten konntest? Weil er in der Hölle ist und du hier Monster jagst? Wie soll irgendwas davon wichtig oder gar sinnvoll sein? Fragte eine leise Stimme in Dean. Nachdem er geduscht hatte, kalt versteht sich, war sein Kopf einigermaßen frei von den schrecklichen Gedanken und als ihn die Hitze vor seiner Zimmertür in Empfang nahm, war jeder Rest Unsicherheit von Dean gewichen und hatte Agent Conners zuversichtlichem Auftreten Platz gemacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)