Gegen den Strom des eigenen Blutes von _Shirley ================================================================================ Kapitel 16: „Exorcizamus te,… ----------------------------- Kapitel 16. „Exorcizamus te,… …omnis immunde spiritus, omnis santanica potestas“, rezitierte Castiel und ein schmerzhafter, monströser Schrei begleitete seine Worte. Könnten Wände reden, dann würde das Haus von Bobby Singer vieles zu erzählen wissen. Meist trauriges, oder schreckliches aber auch viele Geschichten von Hoffnung und Vertrauen wären tief eingebrannt, bis in die Grundmauern. Tapeten verziert mit seltsamen Symbolen, in den dunkelsten Ecken versteckte Hexenbeutel, Talismane und Zauber waren in dem alten Haus verteilt, verwoben mit der Substanz an sich, machten sie es zu einem sicheren Hafen für jeden Sturm. Wäre den Hausbewohnern klar, wie vieles von dem was sie in ihrem täglichen Leben taten, Abdrücke in ihren 4 Wänden hinterließ, dann wären sie mit dem was sie sagten und taten wohl umsichtiger gewesen. Wie oft war in diesem Raum schon ein Exorzismus ausgesprochen worden? Mit weißer Farbe ein großes Pentagramm auf den dunklen Holzboden gemalt worden? Hier in diesem Raum stapelten sich Bücher, viele davon älter als das Haus und seine Bewohner zusammen. Geschrieben in Sprachen längst vergangener Zeiten, von Menschen die ihm Mahlstrom der Geschichte längst verschwunden waren. Bücher nicht nur angefüllt mit Wissen, sondern auch mit Macht. Macht gebannt auf Papyrus gleiches Blatt und gebunden in schweres, altes Leder. Erdacht vor Jahrhunderten, verdammt und verehrt von jeder kommenden Generation, weiter gereicht von Jäger zu Jäger, von Sammler zu Sammler. Begehrt von jedem der Wissen suchte, sich Macht erhoffte und den seine Träume über den Rand der wirklichen Welt hinaus zu tragen imstande waren. Inmitten dieser jahrhunderte alter Macht, umgeben von den Geheimnissen jahrtausende alter Meister stand im 21. Jahrhundert ein alter Jäger und ein Engel gemeinsam um einen gefangenen Dämon herum. Ein starker menschlicher Körper, beschmutzt mit einem unreinen Geist. Schwarze Augen blickten unter den langen Strähnen des braunen Haares zu seinen Peinigern auf, während er zischend und stöhnend Luft in seine Lungen zog. Die schmerzen des Exorzismus nagten an der alten, der Hölle zugedachten Seele. Castiel konnte es deutlich sehen, wie das schwarz der teuflischen Seele waberte, versuchte sich in dem lebenden, atmenden Körper eines Unschuldigen fest zu krallen. Jedes weitere Wort ließ den Dämon erzittern, schmerze ihn und rang ihm alles an Kraft ab, das er besaß. Lange würde er sich nicht mehr halten könne, dann würde ihn die Worte Gottes aus dem Leib des unschuldigen Spülen und er würde zurückgeschickt in die Tiefen der Hölle. „Omis incursio infernalis adversarii, omnis legio…“ Wieder zerriss ein gellender Schrei die Luft. Die gefesselte Gestallt krümmte sich unter den Schmerzen. Zufrieden mit seiner Arbeit blieb der Engel dicht neben dem Stuhl stehen. Er sagte nichts, beobachtete seinen Gefangenen nur von oben herab und ließ ihn die Macht spüren, die ihm gegenüber stand. Das er sich mit einem Engel anlegen müsste, damit hatte dieser billige Diener der Hölle sicher nicht gerechnet. Er war schwach, nicht mehr als ein Laufbursche. Für Bobby Singer daher ein Leichtes Spiel. Schließlich war der Jäger erfahren genug und ob es sich Castiel eingestehen wollte oder nicht, Bobby überraschte ihn durch aus öfters mit Wissen, welches er keinem Menschen zugetraut hätte. So abgekämpft und müde der alte Mann auch manches Mal wirken mochte, er trug des Wissen und die Macht der Jahrhunderte mit sich. Das machte ihn zu einem starken Verbündeten und einen wahrlich gefährlichen Gegner, den man lieber nicht unterschätzen sollte. Cass hob seine Hand, griff nach dem Kinn des Dämonen und drehte dessen Gesicht zu sich. „Sprich!“ forderte er seinen Gefangenen auf. „Verrate mir was ich wissen will und ich lasse dich laufen.“ „Du wirst mich in die Hölle zurück schicken“, kam es zwischen zusammengebissenen Zähnen als Antwort. „Besser die Hölle als das endgültige Beenden deiner Existenz oder siehst du das anders?“ „Wenn ich zurückkehre, dann wird mein Boss mich töten. Er wird wissen das ich euch und eurer Folter nachgegeben habe.“ Auf Cass Lippen erschien ein leichtes aber böses Lächeln. „Glaubst du ich werde dir deinen Tod schenken, Dämon? Ich bin ein Engel, ich habe eine menge Ideen auch wenn man uns diese Kreativität nicht zutraut.“ Der Dämon biss sich auf die Lippen. Er glaubte dem Engel, und war als Diner der Hölle der Gnade eines Engels ausgeliefert zu sein nicht gefährlicher als das, was Crowley mit ihm machen würde? Egal was da kam, sein Ende war ohnehin besiegelt. Jetzt ging es nur darum so schmerzfrei wie möglich aus der Sache raus zu kommen. „Wenn ich rede, dir deine Fragen alle beantworte…“ „Dann werde ich dich im Gegenzug schnell und schmerzfrei hinrichten“, beendete der Engel diesen Satz. „Ganz im Gegensatz zu deinen Kollegen da unten, die erst noch ihren Spaß mit dir haben werden. Darin besteht der Unterschied zwischen euch und uns. Wir haben hieran keinen Spaß, wir tun das weil es notwendig ist. Also, bist du mit der Bedingung einverstanden?“ Der Dämon schluckte, sein Blick suchte den Raum ab, traf auf Bobby und wusste sogleich, dass er von dem Jäger keinerlei Mitgefühl erhalten würde. Die Ränder der Teufelsfalle besah er sich gründlich, doch auch hier war kein entkommen. Als sein Blick wieder auf dem amüsierten Gesicht des Engels haftete, wusste er was zu tun war. Keiner in diesem Raum hatte etwas zu verlieren und am wenigsten dieser Engel… „Was möchtest du wissen?“ Cass ließ sich den Sieg nicht anmerken, der Hauch des Lächelnd der eben noch seine Mundwinkel umspiel hatte, war weg und sein Pokervase wieder perfekt. Er legte die Hände verschränkt auf seinem Rücken ab und umrundete den Gefangenen in unheilvollem Schweigen. „Wer hat dich geschickt?“ „Crowley“ „Was genau war deine Aufgabe?“ „Ich sollte den Aufenthaltsort von Dean Winchester herausfinden.“ „Richte deinem Boss aus, er kann mich mal!“ schimpfte Bobby dazwischen. Die schwarzen Augen des Dämons wanderten zu dem Menschen. Der stand immer noch außerhalb des Pentagramms und wirkte so verärgert wie neugierig. „Du würdest dich wundern“, lachte der Dämon und bleckte seine Zähne zu einem gackernden Laut. „Mein Boss mag dich, er hat befohlen dir nichts zu tun. Also ich meine nichts tödliches, ein wenig Foltern für die nötigen Infos wäre schon drin gewesen.“ Bobby schien sichtlich überrascht von dieser Offenbarung, Castiel weniger. Er kannte Bobbys potenzial, die Macht des Wissens über die er waltete. Außerdem mochte der Dämon Bobbys Art, Einstellung und Denkweise. Solange Crowley den Menschen interessant fand und glaubte ihn noch gebrauchen zu können, solange würde der neue Boss der Hölle Bobbys Leben nicht einfach beenden. Aber das gehörte nicht zu den Informationen die sich Castiel wünschte. „Warum sucht ihr nach Dean? Was will Crowley von ihm?“ Die Aufmerksamkeit des Dämon kehrte mit dem strengen Blick aus den schwarzen Augen wieder zu Cass zurück. „Er ist uns egal, wir wollten nur seine Informationen oder die deinen, das war meinem Boss egal. Er will das Kind, um jeden Preis.“ Jetzt wurde das ganze Interessant. „Warum?“ Wieder gab der Dämon einen gackernden Laut von sich, „du weißt das wirklich nicht?“ frage er über die Unwissenheit des Engels belustigt. „Dabei hat der Himmel es doch auch gehört! Warum hat man dich nicht eingeweiht? Bist du vielleicht auch nur ein dummer, kleiner Handlanger der keine Ahnung vom großen Plan seines Bosses hat?“ „Omnis congregatio et secta diabolica…“ sprach Cass weiter. Äußerlich ungerührt von den Worten des Dämonen, aber innerlich angegriffen und verwundert. Sein Gespür war bestätigt worden, alles was er von Anfang an befürchtet hatte…da steckte also doch was Größeres dahinter. Der Himmel sammelte nicht seien Truppen nur um ein Kleinkind zu bekämpfen. Die Schreie ignorierend, die sein Gefangener machte, fragte er weiter. „Was will Crowley von dem Kind?“ „Vielleicht will er es töten, nach dem was der alte Mann prophezeit hat. Ich weiß es nicht!“, spuckte der Dämon die Wörter aus und versuchte die Kontrolle über seinen Wirt zurück zu bekommen. Er versuchte vergebens zu verbergen, dass er mehr wusste als er preisgab. Alter Mann? …alles wäre gut gegangen wenn nicht dieser alte Mann gewesen wäre… Die Worte seines Bruders kamen Cass wieder in den Sinn. War es möglich das sich beide auf denselben alten Mann bezogen? Hatte Cyriac im Himmel etwas mitbekommen dessen Auswirkungen bis hinab in die Hölle geklungen hatten? „Ja dieser alte Mann aus Jerusalem.“ „Sprich weiter!“ befahl Cass. Innerlich kochend und sich doch zu Ruhe mahnend, lauschte er etwas, das sein Leben für immer verändern sollte. „Ein blinder Mann, bettelarm sitzt er auf der Straße und hofft auf die Gnade der Menschen und der Gottes. Wir hatten ihn schon länger im Blick, er sprach über die Apokalypse und er irrte sich nie. All seine Prophezeiungen gingen in Erfüllung und jetzt steht zu befürchten, dass auch seine neue Verkündung sich bewahrheitet.“ „Was hat der Mann vorhergesagt?“ fragte Bobby, der jetzt auch Feuer und Flamme wirkte. „Er sprach von der neuen Welt, eine Welt die sich erheben wird, jetzt da die Apokalypse verhindert wurde. Nennen wir es einfach Gottes Plan B. Offenbar war das scheitern der Apokalypse nicht direkt geplant, aber für Gott auch nichts all zu neues. Vielleicht hatte er sogar damit gerechnet. Wer weiß, die Bibel hat sich geirrt, das heißt nicht das Gott das auch getan hat.“ „Was genau hat der Mann vorhergesagt?“ fragte Cass erneut und dieses Mal in einem strengeren Ton. Ihm war jetzt ganz egal was die Anwesenden von seiner mangelnden Geduld hielten Er wollte jetzt endlich die ganze Geschichte hören! „Der Mann erzählte von einem Kind das geboren wurde. Ein Kind zweier Welten, genauer gesagt einen Nephilim. Doch dieses Kind wäre nicht wie die anderen vor ihm. Nein, er prophezeite das dieses Kind zu einem Engel würde, doch einem der auf Erden heranwächst. Das würde ihn prägen und aus diesem Kind würde der stärkste Engel der Schöpfung hervorgehen.“ Diesen Worten folgte von allen Seiten ein langes, nachdenkliches Schweigen. „Das heißt Crowley macht sich Sorgen um seinen Arsch, weil irgendwann ein super Engel auftauchen und ihm in den Allerwertesten treten könnte?“ fragte Bobby mit zweifelnd gehobener Augenbraue. „Man sagt dieses Kind würde eine neue Ära des Friedens einleiten. Es vermag der Erde und dem Himmel gleichermaßen den ersehnten Frieden zu bringen. Klingt nicht ganz nach unserem Geschmack, meinst du nicht?“ kam es fragend von dem Dämon. Bobby nickte, „ja aber warum macht ihr euch die Hände schmutzig? Offenbar will der Himmel das Kind auch tot sehen, also warum nicht einfach warten bis die Engel euch die Arbeit abgenommen haben?“ „Idiot“ spie der Dämon aus. „Keiner sagt das wir das Kind töten wollen.“ „Das glaub ich auch“, meldete sich Cass wieder zu Wort. Er spürte das der Dämon jetzt wirklich die ganze Wahrheit sprach. „Ein so mächtiges Kind wäre ein guter Verbündeter gegen den Himmel. Schließlich ist es ein künftiger Engel, ihn von Dämonen unterweisen und somit als Waffe gegen den Himmel auszubilden wäre sicher in Crowleys Interesse.“ Der Engel und der Jäger musterten sich. Sie glaubten den Worten des Dämons, aber wo würde sie das hinführen? Gab es wirklich eine Ära des Friedens für alle? War sie etwa gar ein Geschenk Gottes, der sich froh darüber zeigte, dass die Welt von seinen Kindern nicht zu Grunde gerichtet worden war? Was auch immer die Zukunft bringen würde, das Kind hatte jetzt schon mächtige Feinde. Schweigen herrschte im Haus von Bobby Singer, als der Engel Castiel zu dem Gefangen schritt, seine Hand auf dessen Stirn legte und ihm seine Gnade in den Körper fließen ließ. Das helle, reine weiß erhellte auch die dunkelste Stelle der Seele. Reinigte das schwarz und treib das Böse aus. Der Dämon schrie, als sich seine Seele im Licht der Erlösung verlor und für immer auseinander stob um in Nichts der Unendlichkeit verloren zu gehen. ******* „Du bist also nicht mein Feind? Freut mich das zu hören. Würde es dir dann was ausmachen, wenn ich dich bitte zu gehen?“ fragte Dean und tastete vorsichtig nach dem Fläschchen mit der Gnade. Cass hatte es ihm gegeben und es steckte in seiner hinteren Hosentasche. Vielleicht hatte dieser Engel es ja gerade auf die Gnade seines toten Bruders abgesehen? „Ich werde gehen, jedoch mit dem Kind.“ „So läuft das nicht, Freundchen“, konterte Dean. Er hoffte das man ihm seine Unsicherheit nicht all zu sehr ansah. Vielleicht halfen ja die flapsigen Sprüche es zu überdecken? „Warum willst du so einem süßen, kleinen Ding überhaupt etwas antun? Es kann doch nicht gefährlich sein, es ist ja nur ein Kind. Gut, es ist ein Nephilim und ihr wollt sicher verhindern, dass noch mehr Engel auf die Idee kommen, ihre Gene mit den Menschen zu vermischen. Daher müsst ihr wohl so hart vorgehen, aber könnt ihr nicht einmal eine Ausnahme machen?“ Hoffnungsvoll blickte Dean den Engel an. „Du verstehst das nicht, ich möchte dieses Kind nicht töten.“ „Ehrlich?“ seine Überraschung darüber konnte Dean nicht unterdrücken. „Dann ist das nur ein Höflichkeitsbesuch um deiner kleinen Nichte mal Hallo zu sagen?“ „Du begreifst wirklich nicht. Ich möchte das Kind nicht töten, aber es ist nun mal mein Befehl. Ich bin ein guter Sohn, ich gehorche. Immer.“ Dean verdrehte die Augen. Diese ganze >guter Sohn< Nummer ging ihm langsam auf die Nerven. „Weißt du, ich…“ „Spar dir dein Gerede. Auf mich hast du keinen solchen Einfluss wie auf Castiel.“ Erneut verblüfft von einer Aussage des Engels blieben Dean seine nächsten Worte im Hals stecken. Warum sollte er Einfluss auf Cass haben? Er hatte ihm doch stets nur die Wahrheit gesagt, zwar nackt und ungeschminkt aber auch nicht mehr, oder? „Mein Bruder und du, ihr seid verbunden. Du hast das ausgenutzt und Zweifel in ihm geschürt. Das wird dir bei mir nicht gelingen. Ich habe meine Befehle und ich führe sie aus. Sei dankbar.“ „Wofür?“ rief Dean wütend. Der Engel hatte ihm zwar viel Stoff zum nachdenken gegeben, jetzt hieß es aber erst einmal sich auf das Geschehen hier zu konzentrieren. „Raphael hat mich dazu auserkoren das Kind zu suchen und zu töten. Den Engel den er hinter dem Verräter Castiel hergeschickt hat, ist weit gefährlicher als ich es je sein werde. Sophus kennt kein Erbarmen und er hätte dich bereits in dem Moment getötet, in dem du den Raum betreten hattest. Er würde seine Zeit nicht mit einem Gespräch verschwenden, also sei dankbar.“ Dean schluckte. Das waren wahrlich keine guten Aussichten, ob Cass auf sich acht gab? „Jetzt geh und überlass mir das Kind!“ forderte der Engel und kam einen Schritt näher. In seiner Verzweiflung griff Dean an. Der Engel hatte nicht damit gerechnet und so schaffte es der Jäger, den Angreifer aus dem Gleichgewicht zu bringen. Aber dieser kleine Sieg brachte Dean nichts, er wollte zwar das Kind hohlen, mit ihm fliehen doch der Engel war schneller. Er packte ihn am Kragen und hob ihn mühelos hoch. Das nächste was Dean spürte war Schmerz der ihn durchzuckte. Der Engel hatte ihn gegen die Wand geworfen und kaum das Dean wieder klar sah, war der Angreifer auch schon wieder vor ihm. Packte erneut nach dem Kragen und der Stoff des Shirts gab ein ächzendes Geräusch von sich. Erneut in die Luft gehoben drückte ihn der Engel jetzt mit voller Kraft gegen die Wand. Sein Kopf schlug hart auf und der Sauerstoffmangel ließ ihn Sternchen sehen. „Du bist wirklich undankbar“, hörte er die Stimme des Engels dicht an seinem Ohr. „Eigentlich wollte ich dich nicht töten. Ich hätte dir und Castiel noch ein wenig Zeit zusammen geschenkt. Solange bis Sophus euch gefunden und es beendet hätte. Doch du musstest dich währen.“ Bei Dean gingen langsam die Lichter aus. Sein Körper wurde schwer und plötzlich bemerkte er es! Das Pulsieren der Gnade in seiner Tasche. Mit tauben Fingern tastete er danach und trotz der zittrigen Finger bekam er die Phiole frei. Der Engel bemerkte zu spät was im Begriff war zu geschehen. Dean gelang es mit dem letzten Rest an Kraft den Verschluss zu öffnen und einer inneren Stimme folgend, warf er das kleine Fläschchen in die Richtung des Kindes. Dieses saß noch immer weinend neben der Tür zum Badezimmer. Die Phiole landete vor den Füßen des Kindes und als ob es die Lebensenergie ihres Vaters darin spüren könnte, griff es danach. Jetzt hatte auch der Engel die Situation ganz begriffen, er ließ Dean los, der hart zu Boden viel. Ein lautes „Nein!“ drang an seine Ohren und verzweifelt mühte er sich seine Augen offen und auf das geschehen fixiert zu halten. Timotheus hatte nie etwas gegen Castiel oder Cyriac gehabt. Das alles war nichts persönliches, nur Befehle. Er hätte diesem Menschen und seinem Bruder gerne noch etwas Zeit gelassen, sie war ohnehin begrenzt. Er wollte auch das Kind nicht töten, auch hier war einzig ein Befehl der Urheber seiner Anwesenheit. Jetzt sah er jedoch all seine Befehle in sich zusammenbrechen, wie ein Kartenhaus nach einem Windstoß. Der Mensch hatte die Gnade von Cyriac besessen und sie dem Kind zugeworfen. So konnte Timotheus nur noch hilflos mit ansehen, wie das Kind danach griff und wie sich das weiße Licht in den kleinen Körper drängte. Das hatte er nicht gewollt, das würde alles nur noch komplizierte machen! Das würde Raphaels Zorn erst richtig entfachen und nur die Hölle wusste, was das wirklich bedeutete! Hatte die Prophezeiung Recht? Was brachte ihnen die Zukunft das Raphael es so zu fürchten schien? Jegliche weitere Gedanken gingen verloren, denn in diesem Moment erstrahlte das volle Potenzial der Gnade im Körper des Mädchens und Timotheus spürte, wie ihn die Macht die einst Cyriac inne wohnte, von hier vertrieb. Dean konnte nur schwach erkenne, was geschah. Erst als sich das Licht ausbreitete, begriff er was passierte. Das letzte was er bewusst tat, war seine Augen zu verschließen, die Hand darüber zu legen um nicht geblendet zu werden. Er konnte sich nur zu gut an Annas zweite Engelsgeburt erinnern und so wusste er was geschehen würde. Das Licht war blendend, doch nicht unangenehm. Es war warm und friedlich und erinnerte ihn irgendwie an Cass. Sein letzter wacher Gedanke war bei seinem Engel. Ob es ihm gut ging oder hatte dieser fiese Engel namens Sophus ihn bereits gefunden? Nicht wissend, dass er hier und heute die Weichen für ihr aller Schicksal gestellt hatte, verlor Dean das Bewusstsein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)