Baru Dunia von Ran34 ================================================================================ Kapitel 6: Tränen ----------------- ... „Um ehrlich zu sein, bin ich total hungrig. Wie wär`s, wenn du dich stattdessen zu mir setzt und mit mir zusammen isst?“, er setzte sich mit dem Tablett an den niedrigen, hölzernen Tisch. „Ich kann auch später noch Criadas Essen essen, das läuft mir nicht weg.“, winkte er ab. „Und wenn ich dir sage, dass ich diesmal einen Großteil zum Essen beigetragen habe?“ Avenir stockte kurz und sah ihn mit großen Augen an, das künstliche Funkeln war gewichen: „Dann könnte ich es mir doch überlegen.“, er kam zu ihm herüber und setzte sich seitlich an den Tisch, während er wahllos eine der Fruchtspalten ergriff und begann zu essen. Recuro tat so, als würde er in sein Essen vertieft sein, doch er warf seinem Sitznachbarn immer wieder heimliche Seitenblicke zu. Er selbst hatte viele dieser Früchte noch nicht gekostet und war überrascht, wie gut ihm diese schmeckten, nur die gekochte Frucht sagte ihm nicht zu. Auch das Fleisch schmeckte ihm, es war zwar recht zäh und hinterließ einen Geschmack auf der Zunge, von dem er sich sicher war, das er diesen schon einmal gekostet hatte, doch er war sich nicht sicher, was es war. Plötzlich tauchte vor seinem geistigen Auge das Bild verschiedener Pflanzen auf, die ihm später als Kräuter in Erinnerung traten. Er war über diese Tatsache sehr verwundert, dachte er doch, dass die Elomanen sich ausschließlich von Fleisch ernährten. „Magst du das nicht?“, fragte Avenir und brach die Stille, die sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte, während er auf die Schale mit den gekochten Früchten deutete. „Um ehrlich zu sein, trifft es nicht wirklich meinen Geschmack, magst du das?“ „Ja, komm wir tauschen, ich mag die Carana nicht, die kannst du haben.“, die Frucht war gelb und länglich und wenn man sie in Scheiben schnitt, dann sahen diese aus, wie Blüten. „Erzähl mir etwas über dich, Avenir.“, forderte er den Goldhäutigen auf, während er sich die Carana zur Gemüte führte. „Hmm… da gibt es nicht so viel zu erzählen.“ „Wohl mehr, als bei jemanden mit Amnesie, oder?“, sagte Recuro lachend, während er ihm sanft mit der Faust gegen die Schulter stupste. „Ja, das stimmt wohl… Meine Eltern leben ein ganzes Stück entfernt, aber sie sind den Majia sehr dankbar, dass sie mich bei sich aufgenommen haben. Die beiden sind wirklich nett, aber Boe verkriecht sich in letzter Zeit sehr, aber dafür gewinnt Viga immer mehr an Stärke. Mit Salva verstehe ich mich mal mehr, mal weniger. Manchmal ist er mir einfach zu sachlich.“ „Avenir? Wolltest du mir nicht etwas über dich erzählen? Du lenkst vom Thema ab. Wie geht es dir?“, fragte Recuro mit sanfter Stimme und sah in die überraschten Augen seines Gegenübers. Klick. Der erste Riegel des Schlosses war beiseitegeschoben und die künstliche Schönheit war zur Gänze verschwunden, sodass nun das nackte Schloss zu erkennen war. „Mir geht es gut, warum sollte es mir nicht gut gehen?“, fragte er verwirrt. „Avenir…“ Er seufzte: „Mir… mir geht es in dieser Zeit nie besonders prickelnd.“ Das war schon mal ein Anfang, aber dennoch nicht die Antwort auf die Frage, die er hatte hören wollen: „Wie sieht es in deinem Innern aus, wie fühlst du dich?“ „Um ehrlich zu sein… es geht mir gar nicht gut. Gestern hat mir das Essen zum ersten Mal seit langem geschmeckt. Ich habe seit Monaten nicht vernünftig geschlafen, wenn ich alleine bin, dann wiederholt sich immer wieder dieselbe Szene vor meinen Augen und zeigt mir meine Machtlosigkeit. Ich verliere sie wieder und wieder, jeden Tag aufs Neue, doch nicht ein einziges Mal habe ich geweint. Dann frage ich mich, ob ich sie nicht genug geliebt habe, als dass ihr Verlust Tränen wert gewesen wäre. Mein Leben besteht nur noch aus einem Zirkel von Selbstzweifeln, der mich nach und nach innerlich zerfrisst.“, gestand er. Klick. Damit hatte sich ein weiterer Riegel beiseitegeschoben und er gab ein verschmutztes Fenster frei, durch das Recuro eine grobe Vorstellung von dem, was sich hinter der Tür verborgen hielt, erheischen konnte. Er hob sein Gesicht an seinem Kinn an, sodass Avenir ihm direkt in die Augen sehen musste: „Ich denke nicht, dass du sie zu wenig geliebt hast, Avenir. Und vielleicht hast du ja geweint, ohne es zu merken, so wie jetzt.“, während er dies sagt, streichelte er ihm sanft über die Wange. Ehe er es sich versah, benetzten klare Tränen seine Hand und Avenir brach in schluchzenden Tränen aus. Er zog ihn an seine Brust und streichelte ihm über das türkisene, sanfte Haar, während der Größere seiner Trauer und seinen Tränen freien Lauf ließ. Er hoffte, dass er nun endlich die Tür öffnen konnte, doch es würde wohl noch dauern, bis er dies herausgefunden hatte. Er gab dem Goldhäutigen alle Zeit, die dieser brauchte und streichelte ihm beruhigend über den Rücken. „Sag`s niemandem, ja?“, ihm war diese Situation nicht unbedingt unangenehm, doch er wollte, dass diese Sache innerhalb des Turmes blieb und nicht nach außen drang. „Ja, keine Angst… geht es wieder?“ „Ja, danke.“, Avenir schaute ihm in die Augen und zum ersten Mal erblickte er darin ein echtes Gefühl, eines das um ein vielfaches schöner war, als die unechte Fröhlichkeit, auch wenn sie dem Tor zum geheimen Garten längst nicht solch einen Glanz verlieh. Selbst der Krampf, der den jungen Jaím überkam, konnte seinen Blick nicht trüben. Recuro fühlte sich wohl in Avenirs Gegenwart und er hoffte, dass es diesem ebenso ergehen würde, deshalb versuchte er erneut etwas mehr über ihn herauszufinden: „Wie alt bist du eigentlich, Avenir?“ „22, eigentlich sollte ich in meinem Alter schon längst verbunden sein, aber das lässt sich nun einmal nicht ändern. Und du? Kannst du dich daran erinnern?“ „Nein, ich habe nicht den blassesten Schimmer.“, sagte er lachend. Er wusste nicht warum, aber auf einmal kam ihm seine Situation zum Lachen komisch vor. Sein Lachen zauberte ihm Grübchen auf die Wangen und es schien hochansteckend zu sein, denn plötzlich begann sein Gegenüber, das eben noch so bitterlich geweint hatte, schallend zu lachend. Das Lachen Avenirs war hell und klar und vermittelte ein Gefühl von Fröhlichkeit, einer Fröhlichkeit, die von innen, aus dem geheimen Garten nach außen drang. Recuros Lachen war verstummt, doch das Lächeln zierte noch immer seine Lippen, während er Avenir liebevoll ansah und dem Klang seines Lachens lauschte. „Du bist etwas ganz Besonderes, Recuro. Nicht wegen deiner Augen- oder Haarfarbe, sondern deine ganze Art. Wir Jaím sind zwar füreinander da, aber nicht auf diese Art und Weise.“, sagte er noch immer mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht, nachdem sein Lachen verstummt war und ergänzte fast flüsternd: „Danke.“ Als Recuro aufstand, folgte ihm Avenirs Blick: „Gehst du schon?“ „Ja, tut mir leid. Ich… Salva wollte mir noch etwas zeigen und er meinte irgendetwas davon, dass ich den Magen bekommen würde.“ „Lebst du noch bei Salva?“ „Ja.“ „Dann wirst du vielleicht dein eigenes Pita bekommen.“, Avenir wusste nicht warum, aber dieser Gedanke machte ihn glücklich, bedeutete es doch, dass Recuro Abstand von Salva gewann. „Pita?“, fragte Recuro verwirrt. „Ja, wir alle leben in Pitas. Unsere Wohnungen bestehen aus abgestorbenen, parasitären Pflanzen, den Pitaya-Pflanzen.“, erklärte Avenir amüsiert. „Das wäre wirklich schön, dann hätte ich ein wenig mehr Freiraum. Ich mag Salva sehr gerne, aber scheinbar bin ich jemand, der die eigene Unabhängigkeit liebt. Ich komme morgen wieder vorbei.“, sagte er achselzuckend, bevor er sich von dem Goldhäutigen verabschiedete und zum Platz zurückkehrte, auf dem zuvor noch der tote Elomane gelegen hatte und von dem nichts mehr zu sehen war. „Da bist du ja!“, sagte der orangehäutige Schamane, als er Recuro erblickte: „Wir haben dir ein eigenes Pita eingeräumt und Salva hat den Magen bereits dort verstaut. Komm, ich bringe dich hin.“, sagte der Ältere lächelnd und begleitete ihn, während er ihn aufmerksam beobachtete. „Du wirkst erleichtert, lebst du nicht gerne mit Salva?“ „Doch, aber ich fühle mich einfach zu abhängig. Ich mag Salva und ich glaube, ich würde ihn als meinen Freund bezeichnen.“ „Das freut mich, denn Salva mag dich ebenfalls gerne.“, er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und schaute grade aus. „Könnten wir uns vielleicht morgen treffen, Sanando? Ich würde dich gerne ein paar Dinge fragen, von denen ich denke, dass Salva sie mir nicht beantworten können wird.“ „Natürlich, morgen Nachmittag habe ich Zeit für dich, ich komme dich dann in deinem neuen Zuhause besuchen.“, er blieb stehen und deutete auf einen der hölzernen Tunnel, der sein neues Zuhause, sein Pita sein würde. „Danke, bis dann.“, der Dunkelhaarige nickte ihm zu, bevor er das Tunnelsystem betrat und begann sich umzusehen. Der Tunnel schien in drei Räume zu münden, einer davon war die Küche, ein anderer schien sein Schlafzimmer zu sein und der Dritte schien zu seiner freien Verfügung zu stehen. Er ging in das Schlafzimmer und ließ sich auf das Bett aus Elomanenfellen fallen, als plötzlich ein Schatten durch den Eingang fiel. „Hey.“, sagte der Grünhaarige, der mit einem Bündel aus Stoffen beladen war. „Hey.“, erwiderte Recuro und sah zu Salva auf. „Hier sind deine Gewänder… es wird echt einsam sein, ohne dich.“, sagte er seufzend, während er ihm seine Kleidung reichte. „Du kannst gerne diese Nacht hier schlafen, wenn du magst.“, schlug Recuro, erschöpft von diesem Tag, vor. „Nein, du brauchst sicherlich ein wenig Zeit für dich.“ Ja, die brauchte er tatsächlich, doch entgegen seiner eigenen Erwartung sagte er: „Wir breiten die Felle ein wenig aus und dann passt das schon, ich hab noch den Rest meines Lebens genug Zeit für mich, also komm her.“, er packte den Kleineren am Arm und zog ihn zu sich herunter. Salva fiel dabei so ungeschickt, dass ihre Gesichter so nahe beieinander waren, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten und Recuro erkannte, dass sich seine türkisene Haut plötzlich auf den Wangen intensiver färbte und fast leuchtend hervorstach. Um die peinliche Starre und Stille zu durchbrechen, nahm er Salva seine Gewänder ab, buchsierte sie in eines der Deckennetze und legte sich neben ihn. Nach kurzem Zögern legte auch Salva sich auf die Felle: „In zwei Nächten feiern wir eine Verbindung.“ „Wirklich? Kommen dann alle Jaím?“ „Ja, zumindest alle, die noch laufen können.“, sagte er grinsend, während er sich auf die Seite rollte und Recuro betrachtete. --------------------------------------------------------------------------------------- Endlich mal wieder ein neues BD Kapi^^ Ich hoffe, dass es euch gefällt, und ihr noch mit den Vokabeln mitkommt. Vielleicht haben ja sogar einige von euch eine Vermutung, wie es weitergeht? lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)