Cenerentula von Buchi (ein Halloweenmärchen) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Cenerentula Ah, endlich bin ich wieder zurück! Bitte? Ihr merktet nicht, dass ich weg war? Das ist ein Scherz, nicht wahr? Ihr Narren, ihr solltet zumindest merken, wenn euer Lord nicht da ist. Ich nehme an, dass ihr dann auch gar nicht wissen wollt, wo ich war? Nein, ich war nicht auf dem Jupiter. Der ist nicht in meinem Zuständigkeitsbereich. Auf der Erde war ich, richtig. Nein, ich habe dort keine Raptoren gesehen… man merkt dass es bei dir bereits ein Weilchen her ist seit du dort warst, Liniales. In der heutigen Zeit sind das Gefährlichste auf diesem Planeten keine Dinosaurier, sondern sogenannte “Twilight Fans”. Aber darum geht es jetzt nicht… Ich war dort aufgrund einer Beschwörung. In der Tat, ein Mensch beschwor mich, denjenigen der das letzte Mal gerufen worden war von Napoleon, auf dass ich ihm helfe. Und das habe ich gerade gehört… wer noch einmal “Waterloo” sagt, dem schäle ich die Kopfhaut ab! Und nun hört auf, mich ständig zu unterbrechen, sonst werdet ihr nie erfahren, wie es mir dort erging. Diese Geschichte könnte etwas länger werden… Los Tikis, geh auf alle Viere und lass mich auf deinem Rücken Platz nehmen… ah, schon besser. Diese Geschichte handelt von einem kleinen Menschenmädchen und einer Menge Zufällen. Und natürlich von meiner genialen Magie, auch wenn diese leider kaum vorkommt. Was soll ich sagen, jeder hat mal seine zauberfaulen Tage. Jetzt wo ich darüber nachdenke… hätte ich zwischendurch den einen oder anderen Zauber ausgeführt, hätte ich sicherlich schneller zurückkehren können. So, nun seid still und lauscht… Es war einmal ein kleines Mädchen, das war ganz allein auf der Welt. Seine Mutter und sein Vater waren gestorben (oder vielleicht auch einfach nur abgehauen). Es lebte zusammen mit vielen anderen Kindern in einem Waisenhaus. Eines schönen Tages, bei -10 °C und einem starken Schneesturm, kam eine reiche Frau zu dem Waisenhaus und wollte es adoptieren. Dies ging auch relativ schnell, wenn man ein 6 Stunden langes Gespräch als kurze Zeit sieht, und danach durfte die reiche Frau es mitnehmen. Die Frau besaß ein riesiges Gehöft mit Ländereien und einem Pferdehof, wobei ein angrenzender Schlachthof natürlich nicht fehlen durfte. Auf so einem großen Hof gab es natürlich viel zu tun und daher hatte die reiche Frau sich entschlossen, ein Kind als billige Hilfskraft zu adoptieren. Die Frau selbst hatte auch zwei eigene Kinder. Die Schwestern Accursia und Adamina. Diese mussten jedoch nicht auf dem Hof helfen, sondern gingen stattdessen stundenlang in einen Kosmetikladen. Als könnte man bei ihnen noch irgendwas retten. Von nun an lebte das Mädchen also auf dem Gehöft und verrichtete dort verschiedene Arbeiten. Es musste sich um die Pferde kümmern, den Hof sauber halten und manchmal auch im Schlachthof aushelfen. So vergingen mehrere Jahre und inzwischen war das Mädchen, dessen Name Cenerentula ist, in der 10. Klasse. Doch auch diese ging nun langsam ihrem Ende zu und dies hieß für viele, dass alle Abschlussprüfungen geschrieben worden waren und das Abschlussfest nahte. Na ja, jedenfalls für die, welche die Prüfungen bestanden hatten. Man hatte sich darauf geeinigt, ein Halloweenfest zu veranstalten. Mal etwas anderes, als jedes Jahr ein langweiliger Ball. Dies freute Cenerentula, da sie Gruseliges sehr mochte und auf einen Ball nicht gegangen wäre. Schöne lange Kleider waren nichts für sie. Im Gegensatz zu ihren Schwestern, die lange nörgelten, weil sie lieber einen Ball haben wollten. Sie wurden aber glücklicherweise komplett ignoriert. Und da Luciano, der Star der Schule zum Halloweenfest kommen würde, würde man die zwei vermutlich auch dort antreffen können. Luciano war ein absoluter Mädchenschwarm. Gutaussehend und aus einem reichen Elternhaus. Fast die komplette Schülerschaft stand auf ihn. Die Mädchen schwärmten für ihn und selbst die Jungs blickten zu ihm auf. Man sah ihn nie alleine, ständig folgten ihm seine acht Gefolgsleute und eine Traube Mädchen lief hinter ihm her. Cenerentula fand dieses Verhalten albern und konnte nicht verstehen was alle an Luciano fanden. Sie fragte sich ob Luciano auch mit seinen Gefolgsleuten aufs Klo ging, jedoch hatte sie das bisher noch nicht herausfinden können, doch manchmal ist Unwissenheit vielleicht auch besser. Sie unterhielt sich daher lieber mit ihrer besten Freundin Tea über das kommende Halloweenfest, während Luciano mit Gefolge den Flur entlang ging. Cenerentula diskutierte mit Tea was sie denn anziehen würden. Tea hatte sich überlegt ein Dracula-Kostüm in der Karnevalabteilung zu kaufen. Cenerentula hatte jedoch kein Geld um sich ein Kostüm zu leisten. Sie wollte sich daher etwas selber zurechtschneidern. Um ihr dabei zu helfen, gab Tea ihr ein Buch mit verschiedenen Kapiteln über Dämonen und anderen dunklen Kreaturen. Schließlich entschied sich Cenerntula dazu, aus einer alten schwarzen Pferdedecke ihr Kostüm zu nähen. So saß sie also in ihrer Kammer und überlegte sich wie sie die Decke bearbeiten sollte. Da kam ihre Schwester Adamina herein und sagte ihr, dass sie im Schlachthof aushelfen sollte. Als sie jedoch die Decke sah meinte sie voller entsetzten: „Du willst doch wohl nicht auch auf das Abschlussfest gehen, oder?!“ Sie weigerte sich, zu dem Fest „Halloweenfest“ zu sagen, da sie und ihre Schwester immer noch einen Ball haben wollten. Zu Adaminas Unglück bejahte Cenerentula jedoch die Frage, ließ ihre entsetzte Schwester alleine stehen und ging zum Schlachthof. Adamina rannte daraufhin, wenn man dazu wirklich noch „rennen“ und nicht „rollen“ sagen konnte, zu ihrer Schwester Accursia und berichtete, was sie erfahren hatte. Diese war genauso entsetzt und zusammen überlegten sie wie sie das verhindern konnten. Es war schließlich unter ihrer Würde mit ihrer ´Schwester` auf dasselbe Fest zu gehen. Es reichte schon, dass sie zusammen auf eine Schule gehen mussten, aber das auch nur, weil es sonst keine andere gab. So überlegten die zwei hin und her, wie sie das Unglück verhindern konnten. Nach ewiger Überlegung kam ihnen die geniale Idee das Kostüm zu zerstören, sodass Cenerentula nicht zum Fest gehen könnte. Sie schlichen daher ganz leise, einer Elefantenherde gleich, zu Cenerentulas Zimmer und schnitten die Decke kaputt. Sie hätten gar nicht leise sein müssen, da Cenerentula weit weg auf dem Schlachthof half aber dazu waren die zwei Schwestern nicht klug genug. Und so kam es, dass Cenerentula kein Kostüm mehr für das Fest hatte. Natürlich hätte sie auch nur in Unterwäsche gehen können, was heutzutage ohnehin anerkannte Mode zu sein scheint. Das jedoch war nicht ganz ihr Stil. Zwei Tage und zwei Nächte weinte sie daher ununterbrochen durch (am Ende musste sie einen ganzen Wasserkanister trinken um das wieder auszugleichen), jedoch offenbarte sich ihr keine Lösung. Da blieb ihr Blick an dem Buch hängen, welches sie von Tea bekommen hatte. Wegen ihrer tiefen Trauer wusste sie kaum was sie tat und so blätterte sie in dem Buch bis sie auf folgendes stieß: Beschwörungen aller Art: Chupacabra Dämon für kleine Notfälle Dämon für mittlere Notfälle Dämon für große Notfälle Dämon für gigantische Notfälle X Edward Cullen für Arme Aufgeregt las sie die Beschreibung der Beschwörung durch. Nicht, dass sie wirklich an eine funktionierende Beschwörung geglaubt hätte… 1x was dir am Wichtigsten ist 1x Grund der Beschwörung 1x Opfer Genervt verdrehte sie die Augen. Der Dämon wollte also diesen 08/15 Kram haben? Gut, konnte er kriegen. Sie folgte der weitern Anleitung und zeichnete einen Formelkreis mit Pferdeblut in den Schnee. Anschließend legte sie das zerrissene Kostüm in die Mitte, um die zweite Bedingung zu erfüllen. Punkt eins und drei konnte sie direkt auf einmal erfüllen, indem sie ihre Katze tötete… jedoch erschien ihr das zu drastisch. Außerdem wusste sie ohnehin nicht wo das Tier gerade herum lief. Also riss sie ein paar Blumen ihrer ach so geliebten `Mutter` aus und warf sie frei nach dem Motto `auch Pflanzen sind Lebewesen` ebenfalls in den Kreis. Nebenbei hoffte sie, dabei nicht versehentlich Däumelinchen zu beschwören. Letztlich nahm sie ihre Kette vom Hals, welche eine der wenigen Erinnerungen an ihre leibliche Mutter war. Gedankenverloren wiegte sie diese in der Hand. Was sollte sie tun, wenn es tatsächlich glückte? Nun, sie würde es früh genug sehen… Kapitel 2: ----------- Und so kam ich in die Welt der Menschen. Ist das nicht unvorstellbar? Sein Kleid geht kaputt und es wählt “gigantischer Notfall”. Naives Mädchen! Vermutlich muss die Feuerwehr anrücken wenn es nicht an das Toilettenpapier kommt. Wie bitte? Was die Feuerwehr ist? Eine Organisation besonderer Menschen… Sie bekämpfen Feuer, retten jene die verschüttet sind und helfen kleinen Kätzchen aus Bäumen. Und nein, “Toilettenpapier” werde ich nicht auch noch erläutern. Ähem, wo war ich? Ach ja, ich beschwerte mich soeben. Also, des Weiteren hat es ausgerechnet Rosen verwendet! Dieser Geruch ist kaum wegzubekommen. Merkt ihr es? Ich rieche noch immer danach. Gut dass meine verehrte Mutter schon längst bei den Würmern verrottet, ich hätte ihr nicht entgegentreten wollen mit diesem Gestank. Was ist so schlimm an traditionellen Menschenopfern? Selbst eine Kuh hätte es getan… Oder eine dieser hornlosen Kühe die ich dort zuhauf sah. So, da stand ich also plötzlich in diesem Kreis. Und das erste was mir auffiel war, dass das Mädchen keine Ahnung von Geometrie hat. Denn dieser “Kreis” reichte schon eher an “Dreieck” heran. Und wir alle wissen, was man mit Dreiecken beschwört, nicht wahr? Ganz genau, Ahnen. Ich hätte gerne seinen Gesichtsausdruck gesehen wenn plötzlich sein Großvater vor ihm aufgetaucht wäre. Wie auch immer, Cenerentula erzählte mir von all den schlimmen Dingen die… bitte? Ja doch, sie heißt Cenerentula. Ich beliebe niemals zu scherzen, das ist euch doch klar? Und natürlich ist mir bewusst dass das bei uns ein gängiger Name für Höllenhamster ist. Vielleicht war das auch den Leuten bewusst die sie so nannten… denn ganz ehrlich, was die Vorderzahnpartie angeht sah sie einem Höllenhamster gar nicht so unähnlich. Nun, dann kamen jedenfalls all die schlimmen, schlimmen Dinge. Ich muss es wahrlich erstaunt angesehen haben, denn es äußerte die Frage, ob ich beschränkt sei. Ich, Xephir! Einer der ranghöchsten Dämonen. Es wagte es, einen Dämonenlord zu beleidigen! Wäre es zu diesem Zeitpunkt nicht mein Gebieter gewesen, ich hätte es aufgeschnitten und es mit seinen Gedärmen an der nächsten Astgabel aufge- ich scheine abzuschweifen, nicht wahr? Das passiert bei Zeiten, ich bitte darum darüber hinwegzusehen. Ich hörte mir also all diese Armeskleinesdummesmenschenmädchenteenagerprobleme an und dachte mir meinen Teil dazu. Weshalb ich nicht einfach abgelehnt hatte? Seid ihr noch bei Sinnen? Liest keiner von euch die AGBs? “Unabhängig vom Beschwörer hat der Dämon allen Aufforderungen nachzukommen. Sollte er mit der Art der Beschwörung oder den Wünschen des Beschwörers nicht einverstanden sein, ist eine Reklamation dennoch nicht zulässig. Verstößt ein Dämon gegen diese Auflagen, so ist ihm die Rückkehr in seine Dimension bis auf unbestimmte Zeit verwehrt. Außerdem färbt sich seine Haut rosa” Ihr versteht doch sicher, dass ich mir vornahm alles zu tun was dieses Mädchen verlangte… Mein Aussehen sollte nicht auch noch meinem neuen Geruch angepasst werden. Ich bot ihm also verschiedene Arten von Hilfe an. Am liebsten wäre es mir natürlich gewesen wenn ich einfach sämtliche Festbesucher hätte töten und essen können. So hätte ja keiner gemerkt dass es kein Kostüm hatte, nicht wahr? Doch aus irgendeinem Grund wollte das Mädchen das nicht. Vielleicht hatte es Angst dass ein solch umfangreicher Dienst extra kosten würde. Dabei hatte es nichts was mich interessierte… Allenfalls seine Augen sahen recht wohlschmeckend aus. Letztlich einigten wir uns jedenfalls darauf, dass ich es neu einkleidete. Doch auf meine Frage hin was genau es sich vorstellte, zuckte es lediglich mit seinen Schultern. Es sei mir überlassen, es würde meinem Sinn für Ästhetik trauen. Ha, das Problem war bloß dass mein Sinn für Ästhetik sagte dass man das Äußere des Mädchens mit Kleidung allein nicht mehr retten konnte. Es war hässlich, wie alle Menschen eben. Ja doch Sarinalis, ich weiß dass du Menschen schön findest. Aber sieh dich doch mal an! Eine wie du findet vermutlich sogar Kadaverwürmer schön. Das Ergebnis meiner Überlegungen war schließlich dass ich den gesamten Körper des Mädchens wandeln musste um es einigermaßen ansehnlich zu machen. Ich gab ihm also Flügel, mit denen es allerdings nicht fliegen konnte. Dieses dumme Gör wäre sonst sicherlich vor den nächsten LKW geflogen, und ihr alle wisst welchen Stress die Behörden machen können wenn ein Beschwörer stirbt bevor die Mission beendet ist. Wofür LKW steht? Was bin ich, ein Lexikon? Dann gab ich ihm Krallen, wunderschöne, schwarze, scharfe Krallen. Lang genug um sie in die Nase eines Mitschülers einzuführen, im Gehirn zu verhaken und dieses dann herauszu- ja, ich merke, dass ich vom Thema abweiche. Dann bekam es eine Schuppenhaut, glatt und weich wie die einer Knochenschlange. Nur ohne dass sie Gift absonderte… Denn, wie ich bereits erwähnte, ich glaubte nicht, dass die Intelligenz des Mädchens hoch genug gewesen wäre, um damit umgehen zu können. Sein Unterkörper war verhüllt in Federn von leuchtendem schwarzblau, welche wie ein Kleid um seine Hüften wallten. An sich war ich damit zufrieden, aber es bestand noch darauf dass ich seine Brust verdeckte. Und zwar mit etwas anderem als Metallnippeln. So sind sie, die Frauen! Erst überlassen sie einem alles und dann beschweren sie sich doch, egal was man tut. Und guck nicht so böse, Jehalia! Glaubst du tatsächlich, ich würde dich mit einbeziehen wenn ich “Frauen” sage, du Mannsweib? Ich ließ also auch einige Federn auf der Vorderseite seines Oberkörpers wachsen. Dann verlangte es, dass ich sein Gesicht unkenntlich machte. Das erschien mir lächerlich… Weshalb wollte es nicht erkannt werden, wo es doch zum ersten Mal im Leben fast schon “gut” aussah? Aber nun ja, Wunsch ist Wunsch. Ich änderte also noch etwas an seinem Gesicht, ließ maskenhafte Knochenplatten seine Augen umrahmen. Und auch mir gefiel es so um ehrlich zu sein besser! Dem Mädchen gefiel es auch, jedenfalls stieß es einen begeisterten Schrei aus als es in den Spiegel sah. Kurz wirkte es als wollte es mich umarmen, es kam mit erhobenen Armen auf mich zu… dann entschloss es sich aber doch stehen zu bleiben. Zu meinem Glück! Eine ekelhafte Vorstellung, von einem dreckigen Tier wie dem Menschen umarmt zu werden. Allein die Vorstellung ist schauderhaft. Was meinst du, Chiharas, Menschen sind keine Tiere denn Tiere können nicht beschwören? Ich wette du würdest dich sogar von einem Eichhörnchen beschwören lassen… So, als diese erste Aufregung vorüber war wollte Cenerentula auch direkt loseilen, zu diesem Fest. Was für ein Fest genau? Ein Halloweenfest… Ja natürlich, ähnlich wie Weihnachten! Wie beschränkt bist du eigentlich, Mehalor? Nicht jedes menschliche Fest ist wie Weihnachten bloß weil das das einzige ist, welches du kennst. Der große Unterschied zwischen Halloween und Weihnachten? Na, die Kostüme. Hätte das Mädchen mich zur Weihnachtszeit gerufen, hätte ich ihm rote Schuppen und weißen Fellwuchs im Gesicht geben müssen, ganz einfach. Jedenfalls sprach es auf einmal davon, wie erstaunt alle sein würden von seinem neuen Äußeren. Und dass es ihm Spaß machen würde, dass es bis zum nächsten Tage weg bleiben würde. Nun, da musste ich dann doch einschreiten. Ich klärte es über die Formel auf die besagt dass der Zauber eines Nachtdämons, wie ich es bin, in allen geraden Monaten nur eine Dauer von 日+/- 1 hat. Und für die Laien hier: Dass mein Zauber in etwa zur Zeit des Sonnenaufgangs verblassen würde. Das schien Cenerentula gar nicht zu gefallen. Aber das war erstens nicht zu ändern und zweitens völlig egal. So ermahnte ich es also noch einmal bis Sonnenaufgang wieder zurück zu sein. Außerdem wies ich es darauf hin, die Flügel schön eingeklappt zu lassen wenn es es nicht darauf anlegte, anderen Menschen versehentlich den einen oder anderen Zahn auszuschlagen. Wobei natürlich ohnehin die Frage besteht wozu Menschen Zähne brauchen… Ihr Hauptnahrungsmittel, Schokolade, kann man lutschen. Anschließend machte ich klar dass mein Verweilen auf der Erde nur bis zur Erfüllung dieses Auftrags gelten sollte. Ich wollte noch am nächsten Tag zurück hierher… Hastig stimmte es mir zu. Scheinbar war es selbst nicht sonderlich erpicht darauf, mich länger als nötig bei sich zu behalten. Die Menschen von heute, nicht einmal den (erzwungenen) Besuch eines Dämonenlords wissen sie zu schätzen… Dann schoss es auch schon zur Tür hinaus. Als ich das anschließende Krachen und kurze Aufschreien gefolgt von einem Ton, als würde nicht ein kleines Mädchen die Treppe herunterpurzeln sondern eine Seekuh, hörte musste ich beinahe schmunzeln. Ja, ich fand seine Tollpatschigkeit recht interessant. Hätte ich gewusst, was es mit seiner Tollpatschigkeit noch anrichten würde hätte ich sicherlich anders gedacht… Kapitel 3: ----------- Und so konnte das Mädchen doch noch zu dem Halloweenfest gehen. Und das war auch gut so, denn es war ein wahrlicher Blickfang. Das vermeintliche Kostüm erregte viel mehr Aufmerksamkeit als die Kostüme aller anderen zusammen. Und natürlich, wie sollte es auch anders sein, war Luciano sofort gefesselt von seinem Anblick. Gut, um genau zu sein bemerkte er es erst, als einer seiner Gefolgsleute ihm wiederholt (etwa 30x) den Ellenbogen in die Rippen gebohrt und in Cenerentulas Richtung gezeigt hatte. Aber DANN konnte er seine Augen nicht mehr abwenden. Langsam schritt er auf sie zu, um sie zum tanzen aufzufordern. Von diesem Moment an sah man die zwei den ganzen Abend lang nur noch zusammen. Sie klebten wie Kaugummi aneinander und es gab keine Chance, sie zu trennen. Zwischen dem tanzen wurde das Halloweenbüfett von ihnen in gemeinschaftlicher Arbeit leer geräumt. Danach tanzten sie weiter. Und sie tanzten lange, lange bis man in der Ferne schon den orangenen Streifen der aufgehenden Sonne sehen konnte. Richtig, die aufgehende Sonne! Erschrocken blieb Cenerentula stehen. Sie hätte wohl noch eine Weile weiter den Horizont angestarrt, wäre Luciano nicht genau in diesem Moment auf ihre Füße gelatscht. Unglaublicherweise beschwerte der sonst so kleinliche Junge sich nicht einmal darüber, dass sie es gewagt hatte, ihn zu behindern. Doch diese großzügige Geste fiel leider niemandem auf, denn im nächsten Moment rannte das Mädchen fast schon panisch los. Die Worte des Dämons hallten in seinem Kopf wieder. Völlig in Gedanken versunken übersah es daraufhin die Stufen im Eingangsbereich und legte sich der Länge nach hin. Schnell sprang es wieder auf und lief weiter. Und vielleicht hätte es es noch rechtzeitig nach Hause geschafft, wäre es nicht blind in die falsche Richtung gelaufen. So verpasste es seinen Bus und musste voller Ungeduld an der Haltestelle auf den nächsten warten. Leider meinte es das Schicksal nicht gut mit ihm… und so spürte es schon bald die Strahlen der Sonne. Langsam fing seine Haut an zu jucken und die Verwandlung löste sich immer mehr auf. Und erst jetzt sah es den Hip-Hopper, welcher ebenfalls auf den Bus wartete. Dieser starrte es gebannt an und verfolgte voller Neugierde die Rückverwandlung. Schon nach kurzer Zeit war diese beendet, jedoch fühlte sich das Mädchen nun irgendwie komisch. Als es an sich hinab blickte erkannte es den Grund dafür und seine Augen weiteten sich vor Schock. Es war splitterfasernackt! Panisch schaute es immer wieder von sich zum Hip-Hopper und zurück. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren und bevor es wusste was es eigentlich tat, schlug es den Hip-Hopper kurzerhand bewusstlos. Nun stand es also da. Nackt und vor sich einen bewusstlosen Hip-Hopper liegend. Und plötzlich bekam es einen Lachflash. Es lachte so doll, dass ihm die Tränen kamen und es wollte gar nicht mehr aufhören zu lachen. So bemerkte es auch nicht den Postboten, welcher vorbei fuhr und bei dieser Szene fast vom Fahrrad gefallen wäre. Nach ungefähr 20 min hörte das Mädchen endlich auf zu lachen. Es entschied sich dazu, die Klamotten des Hip-Hoppers zu nehmen um nicht nackt nach Hause gehen zu müssen. Dazu entkleidete es diesen und zog selbst die Kleidung an. Als nun der Bus kam, stieg es fröhlich ein und ignorierte komplett den verwirrten Blick des Busfahrers. Ich verspürte während des Wartens eine gewisse… Langeweile. Das ist doch normal, oder? Ich hatte schließlich nichts zu tun während ich wartete. Wirklich rein gar nichts! Und anfangen konnte ich mit den Dingen im Zimmer des Mädchens auch nicht wirklich viel. Nachdem ich einen seltsamen, billig wirkenden weißen Kasten mit der Aufschrift “Nintendo” habe fallen lassen entschloss ich mich, hinaus zu gehen. Dort gab es Ställe voll mit diesen hornlosen Kühen. Wie? Pferde? Woher weißt du das denn, Vetiuf? Tu nicht so als wärest du intelligenter als ich es bin! Wachen, führt ihn ab und lasst ihn im Steinloch verhungern! So… ja doch, ich habe mich beruhigt. Nun denn, ich entschloss mich also, diese „Pferde“ zu besuchen. Sie wirkten um einiges schlauer als die Menschen, dennoch ließen sie diese scheinbar freiwillig auf sich reiten. Das konnte ich so gar nicht verstehen, also versuchte ich die Tiere zu einer Art Revolution zu überreden! Ich sprach auf eines der Viecher ein, aber das glotzte bloß vor sich hin. Es ignorierte mich regelrecht, könnt ihr das glauben? Meine Wut war so enorm dass ich ihm den Kiefer zur Strafe auseinanderbog, bis er brach. Ich weiß, das war falsch. Ich hatte den weißen Kasten kaputt gemacht und dazu noch ein Pferd. Also schwor ich mir, nett zu dem Mädchen zu sein wenn es wieder kam. “Nett“ zu einem Menschen sein, nett zu überhaupt wem sein, das entsprach natürlich nicht im geringsten meiner Ar… ich meinte, ich war natürlich so oder so immer nett. In diesem speziellen Fall jedoch hatte ich dazu halt ein schlechtes Gewissen. Natürlich nicht direkt Cenerentula gegenüber, wie kommt ihr auf diese Idee? Ich befürchtete bloß dass das Mädchen sich mit dem Ministerium hier in Verbindung setzen würde. § 26, Absatz 3b: „Das Eigentum des Beschwörers darf nicht vernichtet werden. Bei Verstoß ist damit zu rechnen dass zwischen ein und vierzehn Gliedmaßen des Dämons abgetrennt werden, je nachdem, wie viele er im ursprünglichen Zustand aufweisen kann.“ Und das erschien mir nun wirklich etwas unangenehm. Du sagst, das hat nichts mit Gewissen sondern mit Eigennutz zu tun? Noch ein Wort in diese Richtung und ich stecke dich auf die Erde in einen Philosophiekurs, Decciaz. Ich nahm also etwas Stroh und versuchte das nun zuckende Tier so gut es geht zu verstecken, als ich hörte wie das Mädchen sich näherte. Ja, ich hörte es in der Tat, es war derartig laut, unerträglich! Ich war schon fast dabei, wütend auf diese Ruhestörung zu werden, welche die melodisch verzweifelten letzten Atemzüge des Pferdes übertönten, als ich mich daran erinnerte, dass ich mir vorgenommen hatte nachsichtig zu sein. Ich folgte also dem Lärm den die Fußtritte Cenerentulas auf der Treppe verursachten in sein Zimmer zurück. Mir stockte fast der Atem als ich die gravierende Veränderung sah: Es war gekleidet in einer Hose, welche derartig weit war dass seine beiden Schwestern auch noch mit reingepasst hätten. Wobei… wenn ich an den Umfang derer Gesäße denke, hätte vielleicht doch nur eine von ihnen noch reingepasst. Ich werde den Kleidungsstil der Menschen nie begreifen… Aber eigentlich war das auch noch nicht das verwunderlichste. Denn Cenerentula weinte. Einen Moment wusste ich nicht was ich tun sollte… Denn im Normalfall wäre mir sein Geheule wirklich gleich gewesen. Nun hatte ich aber geschworen nett zu sein und wo kämen wir denn hin wenn selbst Lords ihre Schwüre nicht einhalten würden? Also wollte ich mich gerade erkundigen was passiert war, als ich es murmeln hörte: “Verzeih mir, Mama”. Ich wusste nicht was mich mehr schockierte, für ein menschliches oder ein weibliches Wesen gehalten zu werden. Gerade wollte ich es freundlich und mit Hilfe meines Gebisses darauf hinweisen, dass ich mit dieser Anrede nicht einverstanden war, als ich merkte dass es bloß Selbstgespräche führte. Beruhigt sprang ich neben das Mädchen auf das Bett und wartete, bis es fertig war mit ihren Entschuldigungen an eine nicht mehr existierende Frau. Irgendwann in diesem Gemurmel verstand ich schließlich “deine schöne Kette verloren”. So… wer erinnert sich noch an den Anfang? Richtig! Die Kette seiner Mutter hatte das Mädchen verwendet, um mich herzuholen. Und wer erinnert sich an die Auflagen um zurückzukehren? Genau, der Schlüsselgegenstand wird benötigt. Ja Chhakara, in diesem Falle ist das die Kette, du Idiot. Ich musste mich also nun wirklich sehr, sehr zusammenreißen um “nett” zu bleiben. Denn am liebsten hätte ich Cenerentula einfach zerrissen und die Stücke dann falsch zusammengepuzzelt an die Wand genagelt! Es hatte tatsächlich die Kette verloren die meine sichere Rückkehr bedeutete! Es folgte ein winziger Wutanfall meinerseits… nun, nach diesem war das Zimmer wenigstens insgesamt so übel zugerichtet, dass gar nicht mehr auffiel, dass diese weiße Box zuvor kaputt gegangen war. Ja, das war auch nicht sehr nett, ist mir ebenfalls schon aufgefallen. Aber wenn man überlegt dass ich das nur Tat um nicht auf das Mädchen loszugehen um es um ein paar Kilo Organe zu erleichtern war es doch recht nachsichtig, nicht wahr? Kapitel 4: ----------- Eine Woche war nun schon seit dem Halloweenfest vergangen. In der Schule herrschte eine ungewöhnliche Unruhe. Es gab nur noch ein Gesprächsthema: Wer war die Schönheit von dem Fest? Überall hörte man Spekulationen und es wurden sogar Suchplakate angebracht. Die ersten Nachahmungen konnte man auch schon durch die Gänge stolzieren sehen. Als ob diese auch nur annähernd so aussahen wie das geheimnisvolle Mädchen von dem Fest! Jedoch waren nicht alle positiv auf dieses geheimnisvolle Mädchen zu sprechen. Die Fangirls von Luciano waren neidisch auf es und zeigten ihren Hass nur zu deutlich. Überall sah man sie mit Drohungen und Verwünschungen um sich werfen. Bei soviel Hass war es nicht verwunderlich, dass das Mädchen sich bisher nicht zu erkennen gegeben hatte. Diese Fangirls konnten schon sehr furchteinflößend sein. Auch die beste Freundin von Cenerentula war nicht gut auf das geheimnisvolle Mädchen zu sprechen. Sie erzählte, wie hässlich es doch sei, wie schlecht es getanzt hätte und überhaupt wie arrogant es gewesen sei. Cenerentula wusste währenddessen nicht, was sie machen sollte. Sie hatte Tea noch nichts von der Verwandlung berichtet, sodass diese natürlich nicht wusste dass das geheimnisvolle Mädchen eigentlich ihre Freundin war. Als es nun zur nächsten Stunde klingelte, schickte sie daher Tea schon mal vor um alleine erstmal ihre Gedanken zu ordnen. So lief sie also alleine langsam den Flur entlang und überlegte, was sie als nächstes tun sollte. Sie überlegte hin und her und verzweifelte fast, da sie einfach zu keiner zufriedenstellenden Lösung kam. In ihren Überlegungen vertieft bemerkte sie nicht die Person, welche gerade mit schnellen Schritten um die Ecke kam. Auch diese Person war in Gedanken versunken und so kam, was kommen musste. Beide liefen frontal ineinander. Und so fanden sie sich kurz später auf dem Boden sitzend wieder, wobei die Bücher von Cenerentula überall verstreut waren. Eine Entschuldigung auf den Lippen blickte sie auf und erstarrte. Kein geringerer als Luciano persönlich saß vor ihr und rieb sich den schmerzenden Po. Ärgerlich blickte nun auch Luciano auf. Als er jedoch die Bücher überall verstreut sah, seufzte er nur und fing an, diese stillschweigend wieder einzusammeln. Cenerentula, etwas überrascht, half nach kurzer Zeit (ungefähr nach zwei Minuten in denen sie ihn verdattert anstarrte), ebenfalls mit. Plötzlich hielt Luciano inne. Er hatte das Familienbuch ihrer leiblichen Mutter in der Hand, auf dem das Familienwappen zu sehen war. Das Wappen erinnerte ihn an irgendetwas und er war sich sicher, es schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Doch er wusste nicht mehr, wo. „Ist das dein Familienwappen?“, fragte er daher Cenerentula. Verwundert bejahte sie die Frage und stand auf um das letzte Buch von Luciano entgegen zu nehmen. Sich nichts weiter darüber denkend ging sie danach ihren Weg weiter. Am nächsten Tag lag Luciano gelangweilt in seinem Zimmer und spielte wie so oft mit der Kette, die das geheimnisvolle Mädchen verloren und die er anschließend bei der Treppe gefunden hatte. Doch auf einmal saß er senkrecht im Bett und schaute erstaunt auf die Rückseite der Kette. Dort war ein Wappen eingraviert worden, was aber nur noch leicht zu sehen war. So ein Wappen hatte er doch vor kurzem noch gesehen. Genau, das Buch! War nicht das gleiche Wappen auf dem Buch des Mädchens, welches er umgerannt hatte? Doch tatsächlich, genau so sah es aus. Aber konnte wirklich dieses Mauerblümchen die Schönheit von dem Halloweenfest sein? Unmöglich! Es musste reiner Zufall sein, dass es das gleiche Wappen besaß. Hatte es nicht vielleicht eine Schwester, die die Schönheit sein könnte? Aufgeregt nahm er das Jahrbuch der Schule und blätterte nach ihm. Schon nach kurzer Zeit fand er, was er suchte. Es hieß Rotonda mit Nachnamen und hatte wirklich zwei Schwestern. Nur welche von ihnen war nun die Schönheit vom Fest? Das musste er noch herausfinden. Und er wusste auch schon, wie. An der Kette war ein kleiner Verschluss, den er jedoch nicht aufbekam. Die Besitzerin der Kette musste jedoch wissen wie man sie öffnete. Und so würde er das geheimnisvolle Mädchen erkennen. Zufrieden entschloss er, seine Entscheidung am nächsten Morgen zu verkünden. Leider brachte ihn diese Vorgehensweise nicht weiter, da von nun an zahlreiche Mädchen aus der Schule ankamen und behaupteten, die Besitzerin der Kette zu sein. Doch keiner gelang es, die Kette zu öffnen. Selbst Cenerentula war erstaunt als sie hörte, dass man die Kette öffnen konnte. Das war ihr bisher nicht aufgefallen und so wusste selbst sie nicht wie man sie öffnete. Ich saß gerade unter Cenerentulas Tisch, als… wie bitte? Emo? Was soll das heißen!? Ich habe nicht geheult, ich habe nach achtbeinigen Leckerbissen gesucht! Für diese Unverschämtheit soll ihm auf der Stelle der Brustkorb aufgebrochen werden! Ja, ich beruhige mich ja schon. Wo war… ach ja. Ich hörte also plötzlich einen erstickten Schrei. Nein, ein “erstickter Schrei” ist nicht dasselbe wie “der letzte Schrei”, auch wenn beides nach Tod klingt. Ich war sofort alarmiert, denn ich wähnte das Mädchen in Gefahr. Und auf die Probleme, die der Tod eines Beschwörers mit sich führt wies ich euch bereits hin… Ich lief also zur Quelle der Geräusche, was in diesem Falle das Zimmer der Zwillinge war. Ich gab gut acht, dass sie mich nicht sahen, was bei meiner Größe relativ einfa… Ach, streicht das. Ich lugte durch einen Türspalt und was sah ich? Diese beiden nilpferdartigen Geschöpfe, wie sie Cenerentula bedrängten. Eines von ihnen hielt das Mädchen fest, während das andere schnell auf es einsprach. Die beiden schienen etwas zu verlangen... Und mein Herz wäre beinahe stehen geblieben als ich hörte, worum es ging. Warum nur “beinahe”? Weil ich keines habe, ihr unterbelichteten Trottel! Das Thema dieses, nun, “Streits” war die Kette von Cenerentulas Mutter. Eben jene Kette, welche mich nachhause bringen konnte. Eben jene Kette, welche allem Anschein nach doch nicht verschwunden war! Die Zwillinge wussten, wo sie war. Und auch Cenerentula wusste es, wahrscheinlich wusste es die ganze Stadt, die ganze lächerliche Menschenwelt! Nur mir verheimlichte sie es, was mich unsagbar wütend machte. Da machte ich mir so lange Gedanken um den Gegenstand, und er war die ganze Zeit mehr oder weniger vor meinen Augen! Ein Junge hatte sie, einer, der auf Cenerentulas Schule ging und wohl ganz in der Nähe lebte. “Luciano” war der Name... ich muss zugeben, diese Menschen haben keinen Geschmack. Er hatte die Kette wohl gefunden und suchte nun nach der Besitzerin, denn nur diese war in der Lage, das Medaillon zu öffnen. Warum er allerdings unbedingt sehen wollte was darin war, keine Ahnung. Wenn es ihn so interessiert hat, hätte er auch einfach mit einem Stein darauf einschlagen können, bis der Inhalt sich offenbart, aber Menschen haben diese gewisse Abneigung gegen alles, was einfach ist. Deswegen zwingen sie ihre Nachkommen zum Erlernen von Polynomdivisionen und Gedichtsinterpretationen. Zurück zur Geschichte, sie drohten dem Mädchen also seine Katze zu töten, wenn es nicht kooperierte. Davon zeigte es sich jedoch wenig beeindruckt. Dann drohten sie mit dem Tod seines Lieblingspferdes, was jedoch noch weniger Wirkung hatte. Wie sich nämlich herausgestellt hatte handelte es sich dabei um jenes Tier, welches ich bereits auf dem Gewissen hatte. Ich rechnete schon damit, dass sie als nächstes diese weiße Box als Druckmittel einsetzen würden, als sie auf einmal damit drohten, dem Mädchen auch noch sein kostbares Armband zu nehmen. Der Schrecken auf Cenerentulas Gesicht erstaunte mich und augenblicklich hörte es auf, Gegenwehr zu leisten. Stattdessen senkte es den Kopf und verkündete, dass es selbst keine Ahnung vom Mechanismus der Kette habe. Die Schwestern glaubten dies nicht, ließen aber von ihm ab. Sie gaben ihm ein paar Tage Zeit, um mit der Wahrheit herauszurücken, doch für mich war es eindeutig, dass das Mädchen tatsächlich keine Ahnung hatte. Ich hätte beinahe Mitleid mit ihm gehabt, wäre ich wegen der verlorenen Kette nicht noch immer in dieser Mordsstimmung gewesen. Als ich sah, dass es sich wieder auf den Rückweg in sein Zimmer machte, huschte auch ich schnell zurück. Und natürlich konfrontierte ich es sofort mit der Tatsache, dass ich genau wusste, dass alle außer mir wussten, wo die Kette war! Und das Mädchen? Bereute seine freche Lüge nicht einmal! Genau, Yaquu, es hat nicht “gelogen”, sondern “verschwiegen”, aber beides sollte man einem Dämonenlord gegenüber nicht machen! Außer man ist der Dämonenkaiser, aber den lassen wir mal außen vor. Das Gör fing plötzlich an, frech zu werden. Erzählte was von wegen es sei SEINE Kette, SEINE einzige Erinnerung an SEINE Mutter. Ihr merkt, ganz schön ich-bezogen, nicht wahr? Das ganze wurde zu einem richtigen Streit, wir fauchten uns gegenseitig an. Ein Zickenkrieg gewissermaßen, ja.. Ähn, nein! Wie kommt ihr darauf? Im Eifer des Gefechts also riss ich dem Mädchen das Armband vom Handgelenk. Nicht ganz unabsichtlich, das gebe ich zu, schließlich schien ihm dieses Schmuckstück ebenfalls sehr wichtig zu sein. Doch mit dem was dann kam, hätte ich nie gerechnet: Es schlug zu! Jawohl, mitten ins Gesicht. Ich war zunächst so verwirrt, dass ich gänzlich vergaß, wütend zu sein. Ich sah es bloß groß an und es starrte… nun, es starrte nicht zurück. Wäre auch zu klischeehaft gewesen, dass sich die beiden Hauptakteure irgendwann anstarren. Nein, es sah zu Boden, zu dem Armband. Und es erklärte, dass eben dieses Armband eine Erinnerung an seine Mutter sei. Ebenso wie die Kette, ja. Und was fällt uns auf? Genau, erst behauptet es, die Kette sei seine einzige Erinnerung, dann hat es auf einmal dieses Armband. Frauen beginnen schon früh, zu lügen. Oder sie kriegen früh Alzheimer, sucht es euch aus. Doch allein die Tatsache, dass dieses Armband seiner Mutter gehört hat, ließ mich aufhorchen. Das war doch mal interessant! Ich hob das Armband also auf und inspizierte es zum ersten Mal genauer. Und ich fand natürlich sofort, was ich suchte. Es war schmucklos, bis auf eine kleine Stelle an welcher Verzierungen eingelassen waren. Und genau diese Verzierungen hatte ich in Verdacht, eine Art Schlüssel zu sein. Wie ich so schnell auf diese doch ziemlich abwegige Idee kam? Ganz einfach, da stand “nach rechts drehen” in Dämonensprache drauf. Und jetzt fragt mich bitte nicht, wieso die Mutter des Mädchens dämonische Artefakte hatte. Vielleicht ist die Frau ja mal eine Bohnenranke hochgeklettert und hatte den Kram da gefunden… Ich drückte dem Mädchen das Band also in die Hand und erläuterte auch gleich meine Vermutung dazu. Aufgeregt lief es direkt los, um seinen Schwestern von dem Geheimnis zu berichten, als ich es aufhielt. Würden die Schwestern diesem Luciano eintrichtern, dass sie die echten Besitzerinnen sind, so würde es im Endeffekt schwerer sein, wieder an die Kette zu kommen! Und dies war der Punkt, an dem wir einen zweiten Pakt eingingen: Ich versprach, dem Mädchen seine Schwestern vom Hals zu schaffen, wenn es dafür die Kette zurück eroberte und mich nachhause gehen ließ… Kapitel 5: ----------- Das Armband war also der Schlüssel. Alleine wäre Cenerentula nie darauf gekommen. Woher soll man das auch wissen? Kette und Armband hatten ja auch nur die gleichen Muster und wurden von jeher immer zusammen getragen. Aber das war ja so weit hergeholt und natürlich viel zu hoch für Cenerentulas Verstand. Nun war sie also am überlegen, wie sie sich zu erkennen geben sollte. Es gab ja immer noch den Fanclub, welcher darauf lauerte, sich auf jeden zu stürzen, der Luciano zu nahe kam. Da dieser aber nicht wusste, wer das geheimnisvolle Mädchen war, wurden alle von ihm angegiftet. Diese Fangirls wollte Cenerentula lieber nicht am Hals haben und machte deshalb einen weiten Bogen wann immer sie diese sah. So war sie auch gerade wieder auf einem Umweg durch die Bibliothek um ihnen nicht zu begegnen. Sie grübelte wieder einmal darüber, wie sie sich zu erkennen geben sollte ohne, dass der Fanclub auf sie losging. Dies stellte sich als äußerst schwierig heraus, da der Fanclub Luciano in letzter Zeit gar nicht mehr aus den Augen ließ. Sie liefen ihm ständig hinterher, als wären sie seine Kindermädchen. Nicht, dass das ein Unterscheid zu vorher gewesen wäre, jedoch waren sie vorher nicht so angriffslustig gewesen. Und so verwarf sie eine Idee nach der anderen. „Wie soll ich es Luciano bloß sagen?“, murmelte sie vor sich hin. „Was willst du mir denn sagen?“, tönte plötzlich die Stimme von Luciano hinter einem Regal. Erschrocken drehte sie sich um und, wie sollte es auch anders sein, knallte gegen den Drucker. Schmerzerfüllt schaute sie auf und erblickte das breit grinsende Gesicht von Luciano. Es schien ihm viel Spaß zu bereiten ihre Tollpatschigkeit zu beobachten/sie leiden zu sehen. „Also was wolltest du mir jetzt sagen?“ Verwirrt schaute sie ihn an, bis ihr klar wurde, dass er ihr Gemurmel meinte. „Äh…“, mehr bekam Cenerentula nicht raus. Jetzt direkt darauf angesprochen zu werden, verbesserte ihre Lage nicht unbedingt. Immer noch nach einer Idee suchend starrte sie ihn eine Weile lang an. Luciano bekam derweil das Gefühl, ein interessantes Tier im Zoo zu sein. So stellte er es sich wenigstens vor. Auf einmal bekam Cenerentula einen Geistesblitz. Sie lächelte ihn an, schritt langsam auf ihn zu und streckte die Hand nach ihm aus. Ihr Tun wurde dabei von Luciano gebannt verfolgt. Ihre Hand näherte sich Lucianos Gesicht. Dieser hielt den Atem an und wartete gespannt was jetzt kommen mochte. Kurze Zeit später spürte er es. Ein kurzer, kräftiger Ruck an seinem Hals und in Cenerentulas Hand baumelte die verlorene Kette. Luciano hatte diese bisher immer um den Hals getragen, um sie nicht zu verlieren. Nun hatte er dort nur noch einen roten Strich. Wütend fing Luciano an zu schreien: „Sag mal spinnst du? Du kannst doch nicht einfach so die Kette abreißen. Hast du sie nicht mehr alle?“ Unberührt von dem Geschrei nahm Cenerentula ihr Armband ab und öffnete damit die Kette. Erstaunt hielt Luciano in seinem Geschrei inne und starrte sie verdutzt an. Derweil schaute Cenerentula erwartungsvoll in das Innere der Kette. Was mochte wohl darin sein? Ein Goldschatz vermutlich nicht. Zum Vorschein kam … ein altes Foto. Es zeigte eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm. Es war zwar schon etwas vergilbt und ausgefranst, aber dennoch relativ gut erhalten. Sofort erkannte Cenerentula in der jungen Frau ihre leibliche Mutter, obwohl sie bisher keine Ahnung hatte wie diese ausgesehen hatte. Jedoch sagte es ihr Instinkt ganz deutlich. Langsam kamen ihr die Tränen. Da hatte sie immer wissen wollen wie ihre Mutter aussah dabei trug sie die Antwort die ganze Zeit um den Hals! Währenddessen stand Luciano ratlos neben ihr und wusste nicht was er machen sollte. `War ich echt zu hart bei meinen Gemecker oder ist sie einfach so empfindlich? ´, fragte er sich innerlich. Laut sagte er jedoch: „Hey, ich hab das nicht so gemeint. Du brauchst doch deswegen nicht gleich zu weinen.“ Dann fiel sein Blick auf die offene Kette und erst nun realisierte er, was das bedeutete. „Du…? Bist du…? Nein, oder? Bist du etwa das geheimnisvolle Mädchen vom Halloweenfest?“ Als Cenerentula daraufhin wieder hoch sah, erblickte sie nicht nur Luciano, sondern auch den gesamten Fanclub und die halbe Schule, welche sich in der Bibliothek versammelt hatten. Sie alle waren von Lucianos Geschrei angelockt worden. Fassungslos starrten die Fangirls Cenerentula an, die es geschafft hatte, an ihnen vorbei zu kommen um mit Luciano zu reden. Als Luciano sie jetzt mit dem geheimnisvollen Mädchen in Verbindung brachte, brach für sie die Welt zusammen. Das kann man auch ganz wörtlich nehmen, da sie beim hineingehen den Globus am Eingang zerschmettert hatten. Aber das nur nebenbei. Nun hatte Cenerentula sich also vor der halben Schule als das geheimnisvolle Mädchen geoutet. Wie würde sie hier bloß wieder heile rauskommen? Doch darüber musste sie sich keine weiteren Gedanken machen, da Luciano, nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, ganz außer sich war und sie gleich auf der Stelle heiraten wollte. Na ja, ganz so begeistert war er dann doch nicht, aber er versprach, eine Beziehung in Betracht zu ziehen. Wochen später suchte Luciano dann auch wieder ein Gespräch mit ihr auf. In diesem erklärte er ihr, dass er zunächst nur für Freundschaft bereit sei, da sie nicht seinem Idealtyp (hübsches, intelligentes Mädchen) entsprach und man sehen müsste was sich daraus entwickeln würde. Seit diesem Tag ist nun schon einige Zeit vergangen und es hat sich eine enge Freundschaft zwischen den Beiden entwickelt. Unglaublicherweise wurde sie sogar vom Fanclub akzeptiert und es wurde schon ihr eigener gegründet. Doch der Weg zum Liebespaar war noch weit entfernt. Und so lebten sie lange und glücklich bis an ihr Lebensende und vielleicht zum Schluss auch als Paar. Ende gut, alles gut könnte man meinen, nicht wahr? Ha, von wegen! Überlegt doch mal, da fehlt noch was… Schließlich habe ich zugestimmt, Cenerentula seine Schwestern vom Halse zu schaffen. Und dieses Versprechen wollte ich auch einhalten! Zugegeben, als ich darauf einging, war ich nicht etwa selbstlos oder dergleichen gewesen. Der Gedanke, den beiden übel mitzuspielen, reizte mich ohnehin. Wie einen der Gedanke bei jedem Menschen reizt. Sie sind einfach viel wehleidiger als andere Tiere, solch ein Spaß! Ich versteckte mich also in ihrem Zimmer unter dem Bett. Ich weiß, dass das ein dämliches Versteck ist, Litionz! Aber für so dämliche Weiber reicht auch ein so dämliches Versteck. Schon kurz darauf hörte ich, wie die erste das Zimmer betrat. Ich schoss unter dem Bett hervor und zog ihr meine Krallen quer durch die Augen, noch bevor sie die Chance hatte, zu erkennen, was sie da angriff. Sie weinte, schrie und blutete. Als sie aus dem Zimmer stürzte, versteckte ich mich erneut unter dem Bett. Denn ich wusste genau, sie würde ihrer Schwester erzählen was passiert war. Und diese würde ihr nicht nur nicht glauben, obwohl ja deutlich zu sehen war was passiert war, sie würde auch noch unter das Bett gucken wollen um sich zu vergewissern. So sind sie, diese…ah, ich glaube, das muss ich nicht erneut wiederholen. Das ganze endete jedenfalls damit, dass auch das zweite Walross sein Augenlicht verlor. Leider werden sie nun ihre Fehler niemals einsehen können… Und hier endet die Geschichte von… wie bitte, Nabkadur? Was es mit dem Medaillon letztlich auf sich hatte? Weshalb sollte euch das interessieren? Das ist doch unwichtig... also gut. Natürlich bestand ich darauf, mir anzusehen, worum es eigentlich die ganze Zeit ging. Und so zeigte Cenerentula mir den Inhalt der Kette. Und ich sage euch, niemals war ich überraschter! Denn wer blickte mir aus dem Amulett entgegen? Lady Proxifa! Ja doch, ich spreche von einer der Oberdämoninnen. Natürlich sah sie gänzlich anders aus als wir sie kennen, sie hatte sich vollständig in ein hässliches Menschenkostüm gekleidet. Versteht ihr nun, weshalb ein so einfaches Mädchen ohne Vorwissen mal eben einen Lord um Hilfe bitten konnte? Ob ich es ihm gesagt habe? Natürlich nicht! Es war so glücklich, dieses Bild zu sehen, da konnte ich ihm doch nicht einfach sagen, dass seine Mutter ein Dämon… gut, ihr habt recht, darum ging es mir nicht wirklich. Aber hätte ich ihm gesagt, dass ich seine Mutter kenne, dass ich als Kind sogar mit ihr auf Riesenkakerlakenjagd war, es hätte mich sicher ausfragen wollen. Und ehrlich, ich wollte nur noch nach Hause. Ist doch verständlich, oder? Schließlich will ich endlich mal diesen Rosenduft loswerden! Also lasst mir ein Schlammbad ein und gönnt mir endlich meine wohlverdiente Ruhe. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)