Das Buch von Akio21 (Mein Tagebuch von Naruto) ================================================================================ Kapitel 10: Der Fremde auf der Mauer ------------------------------------ Mittlerweile war es spät geworden, ich hatte meine Schultasche gepackt, das Tagebuch lag neben mir im Bett. Zuerst hatte ich es unters Kopfkissen legen wollen, aber – ich wollte es lieber neben mir haben. Und sah es an. Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass es schon so alt war. Zehn – nun gut – maximal auch fünfzehn Jahre, aber siebenundzwanzig? So sah es nicht aus. Ich nahm es in die Hand. Zum wievielten Male jetzt schon? Und strich mit der Hand zärtlich darüber. Dann legte ich es wieder zurück. Also musste ich nach einem 43jährigen Mann suchen, oder? Wie die Stecknadel im Heuhaufen. Alte Männer gab es viele. Lebte er noch hier? War die Mondfinsternis schuld an dem seltsamen Traum? Warum hatte er sie nicht erwähnt. Oder wusste er es nicht? Finden wollte ich ihn mehr denn je. Irgendwie, selbst wenn ich eine Antwort auf eine Frage fand, kamen zehn neue Fragen hinzu. Das – war doch nicht normal. Egal, diesmal finde ich dich, Naruto. Warum hast du dein Tagebuch so sorgfältig behandelt und es doch so leicht finden lassen? Warum hast du keine Jahreszahl dazugeschrieben, tut man das nicht normalerweise bei Tagebucheinträgen? Oder wolltest du, das ich dein Buch finde? Kurz fiel mir auf, das meine Gedanken recht wirr waren. Na gut, ich war eben auch sehr müde. Trotzdem lächelte ich erwartungsvoll vor mich hin. Ich hatte, was ich brauchte. Vorname, den gab es nicht gerade oft und genaues Geburtsdatum. Selbst wenn er hier nicht geboren war, wenn er weggezogen war, am 28. Oktober 1985 war er hier. Ich dachte an Kakashis Andeutung die wie eine Warnung geklungen hatte und wurde wütend. Kakashi war überhaupt noch nicht so alt. Er war niemals Narutos Lehrer gewesen, dennoch hatte er so getan, als ob. Verärgert streckte ich die Hand nach dem Buch aus um darüber zu streichen und mich zu beruhigen. Mit dem wollte ich noch ein oder auch zwei Worte reden. Am besten gleich Morgen. Und das Gerede meiner Großmutter war, auch wenn ich sie mochte, sehr anstrengend gewesen. Mehr noch als Schule. Kaum zu glauben, aber Tatsache. Langsam fielen mir die Augen zu. „Hoffentlich fragt sie mich beim nächsten Besuch nicht, ob ich ihr...chrr...Erdbeer....chrrr..“ Irgendwann in der Nacht wurde ich wieder wach. Auch das noch. Ich stützte mich auf den Ellbogen und sah auf das Buch runter. Wie ein Kleinkind mit seinem Teddybär schlief, schlief ich mit diesem Buch. Unfassbar, ausgerechnet ich. Obwohl ich noch so müde war, war es schon hell. Am besten, ich brachte die Toilettengeschichte so schnell wie möglich hinter mich, und schlief noch die eine Stunde, oder vielleicht auch zwei. Also beeilte ich mich und schwang meine Beine über die Bettkante, mit den Armen wollte ich mich beim Aufstehen abstützen, als mir etwas seltsam vorkam. Ich musste überhaupt nicht zur Toilette. Ich sah zum Fenster, ohne mir etwas dabei zu denken. Vollmond, dachte ich. Darum war es so hell, wahrscheinlich hatte der mich geweckt. Ich hatte vergessen, den Laden zu schließen. Wenigstens hatte ich keine seltsamen Träume gehabt, die eher an Rituale als an Träume erinnerten. Ich gähnte und stand auf. Kurz warf ich einen Blick auf die Uhr. Wie gedacht, es war noch relativ früh. Erst halb drei. In gewisser Weise erleichterte mich das. Mein Blick fiel wieder auf das Buch und ich setzte mich. Als ich es in die Hand nahm, schlug es sich wie von allein auf. Die Seite mit dem Traum, den ich bis jetzt gelesen hatte. Ich nahm das Blatt vorsichtig in die Hand, auch ich wollte sorgfältig damit umgehen, und schlug es um. Auf der anderen Seite ging der Traum weiter. Unwillkürlich musste ich grinsen und schlug die Seite wieder zurück. Ich beugte mich zu meiner Schulmappe hinunter und holte aus der Seitentasche einen Stift. Du kannst es ruhig wissen, flüsterte ich leise, und schrieb an den unteren Rand – Ich werde dich finden, Naruto. Zufrieden lächelnd legte ich den Stift auf meinen Nachttischschrank. Ow, ich klappte das Buch schnell zu. Das war nicht normal, ich war nicht mehr normal. Das lag an der Müdigkeit, genau. Und.... Vollmond, also. Ich legte das Buch diesmal auf den Nachttisch, stand auf und ging zum Fenster. Ich streckte die Hand aus, nach dieser Kurbel, diesem unpraktischen Teil, um den Laden zu schließen. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite entdeckte ich jemanden. Und dieser Jemand stand genau unter der Laterne. Dann war es wohl kein Räuber oder so, auch wenn die Gestalt vermummt war. Meine Eltern hatten mir eingebläut bei verdächtigen Personen Vorsicht walten zu lassen. Wir waren nicht gerade arm, ich fand es zwar übertrieben, aber meine Eltern fürchteten sich immer davor, dass man mich entführen könnte. Trotzdem, was machte dieser Typ so spät, mitten in der Nacht vor unserem Haus. Das es ein Typ war erkannte ich an seiner Haltung. Er saß auf der kleinen Mauer gegenüber, mit dem Profil zu mir. Das eine Bein lässig auf der Mauer, mit dem anderen sich am Boden abstützend. Die Hände lagen im Schoß. Und was sollte diese Aufmachung? Wir hatten doch kein Halloween. Die Kutte, die er trug, war offen, dort wo die Beine waren. Blaue Jeans, weiße Turnschuhe. Wirklich keine gute Tarnung. Unter der Kapuze konnte ich blondes Haar erkennen, welches ihm ins Gesicht hing. Ob ich rausgehen und ihn verjagen sollte? Nein, er saß ja nicht auf unserer Mauer. Er wandte den Kopf und sah mich an. Zumindest dachte ich das, aber das war nicht möglich, von draußen konnte man nicht durch die Vorhänge sehen, also – wieso sah er mir direkt in die Augen? Es waren keine Monsteraugen, sie waren nicht rot, sondern blau, trotzdem lief mir ein Schauer nach dem anderen den Rücken hinunter. Er sah mich an. Ich war mir sicher, dass er mich ansah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)