Das Buch von Akio21 (Mein Tagebuch von Naruto) ================================================================================ Kapitel 19: Das Erbe -------------------- Ich hatte recht gehabt. Im Buchrücken war etwas versteckt. Mit einer langen Pinzette versuchte ich es herauszuholen, ohne das Buch zu beschädigen. Nur gut, das Mutter eine solche gehabt hatte. Es fühlte sich nach Papier an, das zusammen gefaltet worden war, und ganz oben steckte. Hoffentlich kein Pergament, dachte ich. Nicht das es am Ende noch zerriss. Nach den mehr als zwanzig Jahren. Mit der einen Hand am Buchrücken wo es steckte, und mit der anderen Hand, welche die Pinzette hielt glitt ich vorsichtig hinein, packte es und zog es ganz langsam heraus. Ich hätte nicht gedacht, das es so einfach ging und schon beim ersten Versuch klappte. Aber – fest im Griff von Mutters Pinzette wanderte es nach unten und ich konnte es einfach herausziehen. Ich legte das Buch auf mein Bett, und betrachtete das Päckchen. Zeitungspapier? Nein, da war etwas eingewickelt, oder? Hoffentlich der Beweis. Vorsichtig ließ ich es auf meine Hand fallen, legte auch die Pinzette weg und öffnete es, ständig darauf bedacht, nichts einzureißen. Der Inhalt der Zeitung lag endlich auf meiner Hand. Ich seufzte und ließ mich mit dem Oberkörper aufs Bett fallen. In meiner Hand hielt ich die zarte Goldkette mit dem flachen Anhänger. Das durfte doch nicht wahr sein. Ich hatte nur eine Antwort gefunden, nämlich wieso das sonst so sorgfältig behandelte Buch unten etwas zerfranst war. Und mit der Antwort hatte ich wahrscheinlich zehn oder mehr neue Fragen bekommen. Ein Anhänger aus Gold mit einer Gravur in einer Sprache, die ich nicht kannte. Ich fühlte mich wie der Akteur in einem Rollenspiel, der auf die Suche nach Schlüsseln geschickt wurde, einen fand, anschließend die passende Tür dazu suchen musste, von denen auch noch welche bewacht waren, und sobald er die passende Tür gefunden hatte und aufschloss in einen Raum kam, in dem zum Lohn zehn weitere Schlüssel lagen. Wenn das mal nicht zum Kotzen war. Aber vor allem - ich setzte mich auf und schrie gegen die Decke: „Naruto! Du NERVST!“ Das hatte einfach sein müssen. Puh! Leises Lachen. Ich fuhr herum. Itachi stand in der Tür und schien nicht zu wissen, ob er besorgt, amüsiert oder normal dreinschauen sollte. „Kannst du nicht klopfen, Itachi, und was gibt’s zu lachen?“ „Ich lach doch gar nicht.“ „Du hast doch grade eben gelacht.“ Itachi schüttelte den Kopf und hatte nun definitiv einen besorgten Gesichtsausdruck. Sehr langsam wagte er sich in mein Zimmer hinein, und ließ mich dabei keine Sekunde lang aus den Augen, als erwarte er ich würde ihn jeden Augenblick schreiend mit einem Messer in der Hand anspringen. Aber – wer hatte dann gelacht? „Ist der Fernseher an?“ Kopfschütteln. Ich sah zum Fenster. Es war zu. Wenn es von draußen kam, hätte ich es nicht gehört, aber ich wollte mich vergewissern, warf die Decke über die Sachen auf meinem Bett, und ging zum Fenster. Auch nichts. Keine Menschenseele. Nur die Kamelien der Dame von drüben stachen mir ins Auge und erinnerten mich daran, dass Naruto auch eine in der Hand gehalten hatte. In meinem Traum. Falls es einer war. „Ich mache mir Sorgen um dich, Sasuke. Wir alle machen uns Sorgen um dich.“ „Vater auch?“ Im Fenster sah ich Itachis Spiegelbild, er sah aus als sei ihm grade eine Erkenntnis gekommen. „Natürlich“, seine Stimme klang nun fest und sicher. „Wieso fragst du das, schließlich liebt dich Vater über alles.“ A so. Ich verstand. Es stimmte ja, ich benahm mich – seltsam, und mit Sicherheit anders als normalerweise. Man befürchtete wohl, ich sei verrückt geworden, und die Lösung war nun, das es mir zu schaffen machte, das ich von Vater keine Aufmerksamkeit bekam. Ein Grund zum Aufatmen, sozusagen. Nichts Schlimmeres. Die Wahrheit allerdings war, das ich mich wie ein Insasse bei einer Berg- und Talbahn fühlte. Und zwar mit Tempo 180. Ich drehte Itachi mein Profil zu. „Wenn du das sagst, Itachi, glaube ich dir. Mir geht’s im Moment ohnehin nicht so gut.“ „Warum, was hast du denn?“ „Seit ich in der neuen Schule bin fühle ich mich wie – tja, ähm – manchmal wie in einem dunklen Loch und manchmal als könnte ich fliegen.“ „Oohh. Du bist verliebt? Das hätte ich nun überhaupt nicht erwartet.“ Ich hatte gleich gewusst, dass es auf die Pubertät geschoben wurde. Deswegen sagte ich es ja. Damit er sich nicht noch mehr Gedanken machte. Denn das war echt nervig. Aber das er dachte ich sei verliebt? War ich das vielleicht sogar? Und wenn ja, in wen? Tatsache war, das ich mir selbst unsicher war, ob ich verrückt war oder nicht. Immerhin hörte ich schon Stimmen. Was ich brauchte, waren Beweise. Bestätigung von anderen, dass das alles keine Einbildung war, sondern die Wahrheit. Jemanden von hier, der mir erzählte, warum oder was eigentlich mit Naruto genau passiert war, jemand der mir glaubte und Erklärungen hatte. Was Itachi wohl sagen würde, wenn ich ihm vom Besuch im Standesamt erzählte? Er war nicht dabei gewesen. Und Sakura. Sie hatte den Namen ja gesehen auf der Platte, und trotzdem nicht darauf reagiert. Also keine Märchen im Kindesalter vom bösen Naruto Uzumaki. Ich sah wieder zum Nachbarsgarten. Und was, wenn Itachi selbst Erfahrungen damit machte? „Kann ich dich um einen Gefallen bitten, Itachi?“ „Klar, alles was du willst.“ „Ich habe ein Schmuckstück gefunden.“ Ich beschrieb Itachi die Kette mit Anhänger. 24 Karat, 50 cm lang, die einzelnen Glieder wie Ringe. Der Anhänger in rechteckiger Form, aber ohne harten Kanten, die linke Seite sogar etwas rund. Beschrieben mit arabischen Worten. Sehr fein. „Kannst du nachfragen?“ „Sicher. Gib ihn mir.“ „Ich hab ihn nicht hier. Deswegen habe ich ihn dir ja auch so genau wie möglich beschrieben.“ „Hm. Und du hast keine Ahnung, wem er gehören könnte?“ Gute Frage. Irgendwo musste er ja anfangen. „Na ja, ich bin nicht sicher. Hab kaum hingesehen. Also neulich habe ich meine Klassenkameradin zum Standesamt begleitet, dort war eine Frau, ich glaube sie trug ihn. Aber im Nachhinein bin ich nicht hundertprozentig sicher.“ „Na, das ist doch schon mal was.“ Itachi sah auf die Uhr. „Die müssten noch aufhaben, oder?“ „Ähm, nein. Also, ein Todesfall. Ich hörte heute in der Schule, die Frau sei gestorben. Sie wird gerade beerdigt.“ Welcher Teufel ritt mich hier zum Henker. Hör auf und halte wenigstens Itachi da raus. Du hast ihn schon genug angelogen. „Aber vielleicht freut sich die Verwandtschaft, wenn sie ihn wieder bekommt?“ „Das ist nett von dir gedacht, Sasuke.“ Itachi lächelte mich an. Er nickte mir zu und ging. Im Stillen leistete ich Abbitte. Entweder es passierte gar nichts. Itachi war diskret genug. Er würde auch nicht fragen, wenn es grade nicht ging, weil jemand am Zusammenbrechen war oder so. Oder es wurde verneint. Oder – sie kannten ihn, den Anhänger und damit auch seinen Besitzer und gerieten in Panik. Er sollte, nein er musste es selbst sehen. Vielleicht war es egoistisch, aber ich hoffte auf Letzteres. Langsam ging ich zum Bett zurück und zog die Decke weg. Ich nahm die Kette und hängte sie mir um den Hals. Sie hatte keinen Verschluss, aber sie war lang genug um sie einfach überzustreifen und im Hemdausschnitt verschwinden zu lassen. Jetzt musste ich auch noch herausfinden, was die Inschrift aussagte, oder? Naruto, du hast so viele Spuren hinterlassen, ich frage mich warum, und – wenn ich ihnen folge – wo komme ich an? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)