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When Dreams came True

von

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Ein neuer Anfang

Weite grüne Graslandschaften zogen am Autofenster vorbei. Es war stickig im Auto, da die Klimaanlage kaputt war. Ich griff mit der Hand zur Fenster Kurbel und kurbelte das Fenster ein Stück herunter. Einer kühle Brise wehte durch mein goldblondes Haar und blies mir eine Strähne ins Gesicht. Mir war so heiß, obwohl ich mein blaues Sommerkleid an hatte, welches am Saum durch ein weißes Rankenmuster geziert wird. „Sind wir bald da?“ fragte ich nach vorn zu meiner Schwester gebeugt. „Bald. Wir können ja eine kleine Pause machen, was meinst du Miki?“ entgegnete sie und lächelte mich an. „Ja das wäre super!“ rief ich erleichtert darüber mir die Beine ein wenig vertreten zu können. Elen, meine Schwester, fuhr rechts ran und schaltete den Motor aus, dann öffnete sie ihre Autotür und stieg aus. Auch ich stieg aus dem Wagen, der kühle Wind strich mir übers Gesicht und blies mir erneut eine Strähne meines hüftlangem Haars ins Gesicht. Langsam strich ich sie mir aus dem Gesicht und schloss für einen Augenblick die Augen um die Stille und die kühle Brise zu genießen. „Miki kannst du mir helfen die Picknick-Decke auszubreiten?“ fragte Elen als sie die Decke gerade aus dem Kofferraum geholt hatte. Ich nickte lief zu ihr herüber und nahm das andere Ende der Decke,welches sie mir entgegen hielt, und half ihr dabei die Decke auf dem Boden auszubreiten. Elen ging noch einmal zum Kofferraum und holte einen Picknick-Korb heraus, als sie wieder zurück kam setzte sie sich auf die Decke und begann den Korb auszupacken. Ich setzte mich ebenfalls auf die Decke und half ihr beim auspacken. Als wir fertig waren nahm ich mir ein Stück von dem Erdbeerkuchen und aß zuerst die Erdbeeren vom Kuchen herunter. Elen nahm sich ebenfalls ein Stück Kuchen doch stellte es dann wieder auf die Decke zurück „Tut mir Leid mit der Klimaanlage Miki.“ sagte sie dann und sah mir ins verschwitzte Gesicht „Ist schon OK, kann ja mal passieren und außerdem ist es ja nicht so als würde ich meinem Verlobten verschwitzt gegenüber treten sondern du.“ erwiderte ich lachend und setzte noch einen drauf indem ich sagte: „Wer weiß ob er dich noch heiraten möchte wenn er dich so sieht.“ Elen funkelte mich böse an und erwiderte: „Ryo liebt mich nicht wegen meines Aussehens sondern wegen meinen charakteristischen Eigenschaften“, dann streckte sie mir die Zunge heraus, nahm sich wieder das Kuchenstück und begann ebenfalls zu essen. „Weiß ich doch, war ja nur ein Scherz.“ sagte ich grinsend und begann zu lachen, auch Elen stimmte fröhlich mit ein und zusammen lachten wir bis mir der Bauch weh tat. Nachdem wir uns wieder einbekommen hatten aßen wir weiter.

Während ich Elen ansah musste ich an früher denken. Soweit ich mich erinnern konnte waren wir immer zusammen gewesen, nach dem Tod unserer Eltern wollte keiner unserer Verwandten uns bei sich aufnehmen worauf hin wir in einem Waisenhaus untergebracht wurden, damals war Elen erst fünf und ich gerade mal ein Jahr alt. Elen hatte sich immer um mich gekümmert und mich in Schutz genommen und als sie dann achtzehn wurde beantragte sie das Sorgerecht für mich und zusammen bauten wir uns unser eigenes kleines Leben auf und waren glücklich. Noch im gleichen Jahr traf Elen zum ersten mal Ryo und verliebte sich in ihn. Ich mochte ihn sehr gerne, er war schon wie ein Bruder für mich, mit seinen freundlichen, strahlend blauen Augen war es einem auch kaum möglich ihn nicht zu mögen. Auch sein übriges Aussehen war dem eines Engels gleich, seine Haare waren kurz und schwarz und sein leichter Teint verlieh seinem Aussehen eine natürliche Schönheit.

Seitdem Elen Ryo kennen gelernt hatte waren nun zwei Jahre vergangen und im letzten Monat hatte Ryo Elen dann einen Heiratsantrag gemacht. Deshalb führen wir nun zu Ryo´s Haus, denn dort sollte die Hochzeit stattfinden und dort würden wir von nun an wohnen. Das Wort „Haus“ war vermutlich noch ein wenig untertrieben, denn eigentlich war es ein riesiges Anwesen, Ryo stammte nämlich von einer Adelsfamilie ab und hatte das Anwesen geerbt. Bisher hatte ich das Haus, welches einem Schloss glich, nur auf Bildern gesehen und auch ein Bild von dem riesigen Garten mit all den wunderschönen Blumen.

„Miki? Was ist los hast du keinen Hunger?“ fragte Elen und riss mich aus meinen Tagträumen „Doch, ich habe nur nachgedacht.“ erwiderte ich und fuhr damit fort meinen Kuchen zu essen.

Ich musste lächeln als ich Elen noch einmal kurz ansah, ich konnte es einfach immer noch nicht fassen wie sehr wir uns glichen. Und doch war ich froh darüber dass ich meiner geliebten Schwester so sehr glich, obwohl ihr blondes Haar kürzer war und ihr nur bis zu den Schultern reichte und ihr Gesicht schmaler war als das von mir, war es als würde ich in einen Spiegel schauen und dort mein älteres Selbst sehen.

„Wollen wir dann wieder fahren?“ fragte Elen und sah zu mir herüber. „Ist gut.“ sagte ich und aß den letzten Bissen von meinem Kuchenstück, dann half ich Elen dabei alles wieder im Auto zu verstauen und genoss noch ein einmal für einen kurzen Augenblick die kühle Brise auf meiner Haut.

Dann stiegen wir wieder ins Auto und fuhren weiter.

Nachdem wir eine Stunde gefahren waren, wurden die ersten Häuser des Dorfes sichtbar. Die Häuser waren alle in einem gepflegten Zustand obwohl sie schon mehrere hundert Jahre alt sein mussten, denn sie waren nach einem alten Barockstil gebaut worden. Ich hatte noch nie so ein schönes und friedliches Dorf gesehen und obwohl ich genau wusste dass ich nie hier gewesen war kam es mir so vor als wäre ich hier zu Hause und ein Gefühl der Geborgenheit füllte mich aus.

„Wollen wir uns noch ein wenig frisch machen? Ryo hat mir von einem See erzählt ganz in der Nähe des Anwesens.“ sagte Elen und riss mich zum zweiten mal aus meiner Tagträumerei. „Ja gerne.“ erwiderte ich und sah wieder nach draußen. Elen bog in eine kleine Seitenstraße ein und fuhr ein Stück aufs Land hinaus. Überall blühten wunderschöne Blumen in allen Farben, es war ein atemberaubender Anblick und mit nichts vergleichbar. Als ich nach vorne schaute, sah ich ein kleines Funkeln in der Ferne. „Dass muss der See sein.“ flüsterte ich leise und blickte weiter in die Ferne, es war einfach unglaublich, das Glitzern schien in allen Regenbogenfarben zu funkeln und beim näher kommen sah man sich sanft kräuselnde Wellen die ans Ufer schlugen.

Als wir ankamen stieg ich langsam aus dem Wagen und ging auf das Ufer zu, man konnte durch die funkelnd klare Flüssigkeit bis auf den sandbedeckten Grund blicken. „Du solltest dir ein Handtuch und frische Sachen aus dem Auto holen“ sagte Elen und kam bereits selbst mit einem Handtuch und einem sauberen Kleid vom Auto zurück und begann sich auszuziehen. Ich lief zum Auto und holte mir ebenfalls ein Handtuch und ein sauberes, weißes Kleid und ging dann zurück ans Ufer wo ich beides auf den Boden legte, mich auszog und ins Wasser stieg. „Es ist schön warm, nicht.“ sagte Elen fröhlich und lächelte. „Ja, aber dass ist auch nicht verwunderlich, die Sonne scheint vermutlich so gut wie die ganze Zeit auf das Wasser und somit erwärmt es sich ziemlich schnell.“ entgegnete ich und lächelte ebenfalls.

Nachdem Elen ein paar Runden geschwommen war stieg sie aus dem Wasser und wickelte sich am Ufer in ihr Handtuch. Auch ich stieg aus dem Wasser und wickelte mir das Handtuch um, „Sind wir bald da?“ fragte ich, während ich mich anzog und mein Haar nach oben steckte. „Es dauert nicht mehr lange, zumindest wenn es stimmt was Ryo gesagt hat.“ antwortete sie und zog sich ebenfalls an. Schnell packten wir die Handtücher und unsere verschwitzten Kleider in de Kofferraum, stiegen ins Auto und fuhren dann weiter.

Elen behielt recht, schon nach wenigen Minuten konnte man das riesige, weiß gestrichene Anwesen sehen und danach dauerte es auch nicht mehr lange bis wir durch ein großes Tor und direkt auf einen Platz vor dem Eingang fuhren. Ich musterte alles aus dem Autofenster mit großer Neugier und kam bei dem Anblick des riesigen Gebäudes kaum noch aus dem Staunen heraus. Gerade als ich die Autotür öffnen wollte, wurde sie schon von einem freundlichem, Mitte dreißig altem, Mann geöffnet.Überrascht stieg ich aus dem Wagen und lächelte dem Mann dankend an, er lächelte zurück und öffnete dann auch Elens Tür. „Danke sehr Sebastian.“ sagte Elen zu dem Mann und lächelte ihm freundlich zu. „Willkommen zu Hause, My Lady.“ erwiderte der Mann, namens Sebastian, freudestrahlend und machte eine kleine Verbeugung. Dann fuhr er fort zu sprechen: „Der Herr wartet schon auf sie in der Eingangshalle. Ist sie ihre kleine Schwester?“ fragte er dann und deutete auf mich. „Ja, dass ist Miki. Eigentlich heißt sie ja Misaki, aber Miki ist ihr Spitzname.“ antwortete Elen und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Ich heiße auch sie, herzlich willkommen. Meine Name ist Sebastian, ich bin der Butler, wenn sie etwas brauchen dann sagen sie es einfach und ich werde sehen was ich machen kann, Miss Misaki. Doch jetzt begleite ich sie zuerst einmal ins Haus, ihr Gepäck wird ihnen dann ins Zimmer gebracht.“sagte Sebastian freundlich und bat uns dann ihm zu folgen.

Neue Bekanntschaften

Im Inneren des Anwesens war es angenehm kühl und die Farben der Räume waren in hellen Weißtönen gehalten. Erstaunt sah ich mich um, während Elen mir schmunzelnd dabei zusah.

Ja, für Elen war diese Umgebung nicht mehr neu, denn sie war schon einmal hier gewesen. Es ist schon fast ein Jahr her, damals war ich ganz allein und zuerst wollte Elen nicht wegfahren, weil sie nicht wollte dass ich mich alleine fühlte. Ich musste ihr tausendmal versichern dass es schon in Ordnung wäre, dabei hatte ich solche Angst gehabt allein zu sein. Es gab nichts was ich mehr fürchtete als die Einsamkeit, die Dunkelheit und die Stille des allein seins. Meine Angst damals war so groß dass ich dachte sie würde mir die Luft abschnüren und dennoch sagte ich Elen jeden Abend am Telefon es ginge mir gut.

„Schön, dass ihr da seid.“ sagte eine freundliche Stimme und riss mich aus meinen Gedanken. „Ryo.“ flüsterte Elen leise, sie war den Tränen nah, dann ging sie in die Richtung aus der die Stimme gekommen war und ließ sich von Ryo in die Arme nehmen. „Hallo, Elen.“ flüsterte er leise und vergrub sein Gesicht in Elens Haar. Ich lächelte, es war schön Elen so glücklich zu sehen, immer wenn Ryo bei ihr ist wird sie so ruhig und entspannt wie ich es vorher noch nie bei ihr gesehen hatte. „Verzeih Miki ich habe fast vergessen dass du ja auch hier bist.“ sagte Ryo lachend und kam auf mich zu, gespielt rümpfte ich die Nase und streckte ihm die Zunge raus. „So frech wie eh und je.“ erwiderte Ryo und zwickte mich in die Seite. Wir lachten beide, während Ryo mich in den Arm nahm. „Ihr habt ganz schön lange gebraucht.“ sagte er dann und sah mich fragend an, „Wir mussten ein paar mehr Pausen einlegen da unsere Klimaanlage kaputt war, ansonsten wären wir im Auto gebraten worden.“ erwiderte ich und lächelte. „Ach so, verstehe.“ gab er zurück und verwuschelte mir mein Haar, schnell zog ich mir die Spangen aus dem Haar damit Ryo meinen Scheitel nicht zu sehr durcheinander brachte. Er lachte leise und wand sich dann zu Sebastian, „Ist Ethan noch nicht zurück?“ fragte er freundlich. „Nein, Herr, er sagte es würde noch ein wenig dauern.“ antwortete Sebastian entschuldigend, als wäre es seine Schuld. „Ist in Ordnung, dann werde ich den beiden schon mal ihre Zimmer zeigen.“ erwiderte Ryo und nickte Sebastian dankend zu. „Wer ist denn Ethan?“ fragte ich verwirrt, „Oh, entschuldige bitte Miki, ich habe vollkommen vergessen dir zu sagen dass Ryo einen Bruder hat. Er ist siebzehn, also nicht viel älter als du.“ sagte Elen entschuldigend. „Verstehe.“ erwiderte ich und lächelte Elen aufmunternd zu, doch fragte ich mich ob ich wirklich gut mit ihm auskommen würde. „In Ordnung, da wir dass jetzt geklärt hätten, möchte ich Miki gern ihr Zimmer zeigen. Wenn ihr damit Einverstanden seid natürlich.“ sagte Ryo und nahm Elens Hand. „Ist gut.“ erwiderte ich und folgte den beiden eine Treppe hinauf.

„Dein Zimmer liegt im Westflügel des Hauses, gegenüber vom Bad.“sagte Ryo und führte uns einen Flur entlang zu einer Tür. „Da wären wir. Geh ruhig rein, immerhin ist es jetzt dein Zimmer.“ sagte er zu mir gewandt und deutete mit eine Hand auf die Tür. Langsam legte ich meine Hand auf die Klinke und drückte sie vorsichtig nach unten. Dann drückte ich die Tür sanft auf.

Schon der erste Blick in mein Zimmer raubte mir den Atem, die gegenüber liegenden Wand bestand vollkommen aus Glas und durch eine Tür konnte man nach draußen auf einen Balkon gehen. An der linken Wand direkt am Fenster war eine Art Kuschelecke und direkt daneben stand ein riesiges Bücherregal und ein Schreibtisch. Neben der Tür stand ein kleiner Kosmetiktisch mit einem Spiegel. Und rechts an der Wand stand ein riesiges Bett mit einem kleinem Nachtschrank auf dem eine Vase mit roten Rosen stand, neben dem Bett war noch eine zweite Tür. „Wohin führt denn diese Tür?“ fragte ich Ryo und sah ihn neugierig an, „Sieh doch einfach rein.“ erwiderte er und lächelte. Langsam ging ich auf die Tür zu und öffnete sie. „Es ist ein Kleiderschrank, ein riesiger Kleiderschrank!“ rief ich begeistert und sah mich zwischen den Fächern und Bügeln um, dann ging ich wieder in mein Zimmer. Die Wände waren weiß, doch über dem Bett war eine rote Rose gemalt worden, auch die Vorhänge der Fenster waren rot und der Teppich auf dem Boden. „Gefällt dir dein Zimmer?“fragte Ryo und schmunzelte, „Es ist wunderschön.“ erwiderte ich freudestrahlend und umarmte Ryo.

„Mein Herr, der junge Herr Ethan ist jetzt da.“ sagte Sebastian, der ohne dass jemand es bemerkt hatte ins Zimmer gekommen war. „Danke Sebastian, wir kommen.“ erwiderte Ryo und lächelte dem freundlichem Butler zu, dieser lächelte zurück, drehte sich dann auf dem Absatz um und ging wieder.

Nachdem Sebastian verschwunden war machten auch wir uns auf den Weg nach unten, neugierig lief ich hinter Elen und Ryo her, ich war sehr auf Ethan gespannt. Ich wusste nicht genau warum, doch irgendwie beschlich mich das Gefühl, dass uns beide schon jetzt irgendwas verband und dabei hatte ich ihn noch nicht einmal gesehen oder mit ihm gesprochen, aber ich wurde dieses Gefühl einfach nicht los. Langsam lief ich die letzten Treppenstufen hinab, strich mir mein Haar hinters Ohr und sah neugierig zwischen Ryo und Elen hindurch, und dort stand er. Vollkommen bewegungslos stand er da, seine Haut war leicht gebräunt, was im starken Kontrast zu seinen himmelblauen Augen stand die uns freundlich entgegen blickten. Sein kurzes, schwarzes Haar hing ihm ins Gesicht, als hätte der Wind versucht ihm sanft übers Haar zu streicheln. Ein Lächeln hing auf seinen Lippen, es war das bezauberndste Lächeln dass ich je gesehen hatte, seine unglaubliche Ausstrahlung raubte mir fast den Atem. Ich hatte nicht geglaubt dass jemand so gut aussehen konnte und doch war es wahr. An seinem linken Ohr war oben ein silberner länglicher Stecker, der sich vom vorderen des Ohres bis zum hinteren des Ohres wand. Doch das silberne Glitzern wurde fast vollständig vom schwarzen Haar bedeckt. „Ethan, das ist Misaki, Elens kleine Schwester. Elen kennst du ja schon.“ sagte Ryo und zog mich an der Hand nach vorne und legte eine Hand auf meine Schulter. „Dass,ist mein Bruder, Ethan.“ fuhr er dann fort und deutete auf seinen Bruder. Ich ging einen Schritt nach vorne und streckte eine Hand nach vorne „Hallo, ich bin Miki, freut mich dich kennen zu lernen Ethan.“ sagte ich und lächelte ihm freundlich entgegen. „Hallo, ich freue mich auch dich kennen zu lernen, Miki.“ erwiderte Ethan und schüttelte mir die Hand, während er mich mit seinem bezauberndem Lächeln ansah.

„Gut so wie es aussieht scheint ihr ja gut miteinander aus zu kommen. Dann kannst du ja die Führung durchs Haus übernehmen.“ sagte Ryo und schmunzelte, als er meine roten Wangen sah. „Klar, kann ich machen.“ erwiderte Ethan und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.

Ryo grinste als ich Ethan langsam folgte.

Erst jetzt betrachtete ich seine Kleidung und den Rest seines Körpers. Er trug eine schwarze, lange Hose und ein weißes Hemd, von dem er die Ärmel nach oben gekrempelt hatte und die ersten drei Knöpfe offen gelassen hatte. Sein Körper war gut trainiert und er war fast einen ganzen Kopf größer als ich.

Als er mich von der Seite ansah wand ich schnell den Blick ab, damit er nicht sehen konnte wie rot ich wurde. Nachdem er mich durch das gesamte Haus geführt hatte ging er mit mir nach draußen in den Garten und blieb vor einem kleinem Springbrunnen stehen.

„So, das ist unser Garten. Sebastian kümmert sich um alle Pflanzen hier.“ sagte Ethan und schenkte mir sein bezauberndes Lächeln. „Ganz allein?“ fragte ich erstaunt und sah mich um, der Garten war riesig und dann waren da ja auch noch der Park und die Wiesen zu bewirtschaften. „Ja, er sagt immer der Garten muss auf besondere Art behandelt werden und niemand außer ihm könne dass. Aber für den Park und die Wiesen haben wir einen Gärtner.“ erwiderte Ethan, als hätte er meine Gedanken gelesen. „Auf besondere Weise?“ fragte ich neugierig und sah Ethan in die himmelblauen Augen. „Sieh mich nicht so an, auch ich weiß nicht was er damit meint.“ sagte er lachend und pflückte eine weiße Lilie, die er mir dann ins Haar steckte. „Ich wusste doch, dass weiße Blumen deine blonden Haare und deine blauen Augen zur Geltung bringen.“ stellte er dann mit einem zufriedenem Lächeln fest. „Meinst du, wirklich?“ fragte ich mit leicht stockendem Atem und versuchte meine glühenden Wangen mit den Händen zu verdecken. Ethan lachte leise und wand sich dann noch einmal den zarten Blumen zu und strich sanft mit den Fingern über die Blüten. „Magst du Blumen?“ fragte ich, als ich sah wie glücklich er lächelte während er sanft über die Blüten strich. „Nun ja, schon irgendwie. Ich mag sie, weil sie mich an jemanden erinnern.“sagte er und sah mich mit seinen himmelblauen Augen an und lächelte auf seine bezaubernde Art.

„An wen erinnern sie dich?“ fragte ich neugierig und hielt seinem durchdringendem Blick stand. „Sie erinnern mich an...“ noch bevor Ethan zu Ende sprechen konnte wurden wir von Sebastian unterbrochen, er kam zu uns und sagte dann: „Junger Herr, junges Fräulein, das Abendessen ist fertig.“ Ethan wand sich Sebastian zu und nickte dankend „Wir kommen sofort.“ sagte er dann und wand sich zum gehen um. „Warte auf mich Ethan.“ rief ich und lief zu ihm, doch noch bevor ich ihn erreichte geriet ich ins stolpern. Erschrocken schloss ich die Augen, doch als ich nur sanft mit dem Kopf an Kleidung stieß und sich Arme um meine Taille schlossen öffnete ich sie wieder. Ich sah auf und sah in Ethans erschrockenes Gesicht, „Du solltest ein wenig aufpassen. Hast du dich verletzt?“ fragte er dann und sah mir tief in die Augen. „Nein, mir ist nichts passiert. Danke, dass du meinen Sturz gebremst hast.“ erwiderte ich und lief erneut rot an. Ethan löste langsam seine Arme von meiner Taille sah mich aber weiterhin besorgt an. „Mir ist wirklich nichts passiert.“ sagte ich und lächelte, dass schien ihn zu überzeugen er lächelte ebenfalls und dann gingen wir ins Haus.

Vergangene Erinnerungen

Als wir im Speisesaal ankamen saßen Ryo und Elen bereits an dem großen Holztisch. Ich ging zum Tisch und setzte mich gegenüber von Elen auf den Stuhl. „Hat Ethan dir alles gezeigt?“ fragte Elen und lächelte. „Ja, ich denke schon.“ erwiderte ich lachend. „Was heißt denn hier denke schon.“ sagte Ethan und setzte sich auf den Stuhl neben mir. „Naja, da ich mich hier nicht auskenne weiß ich auch nicht ob du vielleicht doch irgendwas ausgelassen hast.“ erwiderte ich und sah ihn an. Zuerst sah er mich nur an, dann brach er in Gelächter aus, er klang so ausgelassen wie ein kleines Kind und sein Lachen war wie Musik. „Warum lachst du denn jetzt?“ fragte ich verwirrt und vollkommen durcheinander. „Du bist wirklich seltsam.“ stellte Ethan amüsiert fest und versuchte sich das Lachen zu verkneifen, doch es gelang ihm nicht und er brach erneut in Gelächter aus. Wütend stieß ich ihm mit dem Fuß gegen das Schienbein, doch dass hatte nur einen weiteren Lachanfall zur Folge. Amüsiert sah Ryo zwischen uns beiden hin und her, „Ihr scheint euch ja schon angefreundet zu haben.“ sagte er und zwinkerte Elen zu. „Ryo!!“ schrie ich und stieß ihm ebenfalls gegens Schienbein, auch Ryo brach darauf hin in Gelächter aus und Elen und ich stimmten mit ein.

Nachdem unsere Stimmen verhallt waren kamen zwei Dienstmädchen in den Saal und brachten uns dass Abendessen. „Was hätten sie gerne zu trinken?“ fragte das eine Dienstmädchen höflich und sah in die Runde. „Ich hätte gern ein Glas Wasser.“ sagte Elen, „Und ich gern ein Glas Saft.“ fuhr Ryo fort, „Ich hätte auch gern ein Glas Wasser.“ sagte Ethan und ignorierte die Versuche des Dienstmädchens mit ihm zu flirten. „Und was ist mit ihnen?“ fragte sie dann leicht gekränkt und sah mich unfreundlich an. „ Ich hätte gern ein Glas Apfelschorle.“ erwiderte ich freundlich. Das Dienstmädchen gab jedem das gewünschte Getränk, und nach einem letzten Versuch Ethans Blick auf sich zu ziehen, ging sie zusammen mit dem anderen Dienstmädchen fort.

Das Abendessen verlief ruhig, als wir fertig waren ging ich auf mein Zimmer und setzte mich auf einen der Korbstühle auf den Balkon. Der kühle Wind strich mir über die Wangen und für einen kurzen Augenblick schloss ich die Augen. Ich sah nach unten auf die bunten Blumenbeete und den Springbrunnen den man von meinem Zimmer aus sah, dann ging ich noch einmal nach draußen in den Garten. Mit nackten Füßen ging ich durch das saftig, grüne Gras und ging vor dem Beet mit den weißen Rosen in die Hocke. „Wunderschön. So weiß wie die Unschuld eines jeden einzelnen, so zart obwohl sie sich so stark gibt und so verletzt weil niemand in ihr mehr sehen will als eine Blume zur Verschönerung geboren und zum verwelken verdammt.“ flüsterte ich leise und strich mit den Fingern über die Blüten, „Keine Sorge ich werde euch dabei helfen in voller Schönheit zu blühen und euch jeden Tag betrachten, denn ich glaube ihr seid mehr als nur einfache Blumen, ich glaube ihr seid etwas besonderes und wacht über jeden von uns.“ sagte ich dann leise und lächelte traurig.

„Oh, Miss Misaki.“Sebastians verdutzte Stimme ließ mich aufsehen, „Hallo Sebastian.“ sagte ich und wischte mir schnell die Tränen von den Wangen. „Warum sind sie denn so spät noch draußen?“ fragte Sebastian freundlich und ging vor mir in die Hocke. „Ich wollte mir noch einmal die Blumen ansehen.“ erwiderte ich und lächelte dankbar als er mir ein Taschentuch reichte. „Mögen sie Blumen?“ fragte Sebastian freundlich. „Ja ich mag Blumen sehr gerne, sie erinnern mich an meine verstorbenen Eltern.“ antwortete ich und sah liebevoll auf die zarten Blütenblätter. Sebastian strahlte vor Freude, dann sagte er: „Wenn sie möchten, dann kann ich ihnen jeden Tag einen Strauß Blumen aus dem Garten bringen. Den können sie sich dann ins Zimmer stellen.“, überrascht sah ich ihn an. Doch dann machte sich eine wohlige Wärme in meinem Körper breit und noch bevor ich darüber nachdachte umarmte ich Sebastian freudig „Würden sie dass wirklich tun?“ fragt ich leise und Tränen der Freude liefen über meine Wangen. „Natürlich, ich habe ihnen doch gesagt ich werde alles tun was mir möglich ist um ihnen eine Freude zu bereiten und außerdem freue ich mich dass jemand der so jung ist wie sie Blumen liebt und in ihnen mehr als nur eine Blume sieht.“ erwiderte Sebastian lachend. Vorsichtig löste er sich aus meiner Umarmung und sah mich an „Aber warum weinen sie denn?“ fragte er erschrocken, ich lachte und dann erwiderte ich: „Weil ich so glücklich bin.“ Zuerst schien er nicht zu wissen was er darauf erwidern sollte, doch dann lächelte er und sprach: „Wissen sie, sie erinnern mich an die frühere Hausherrin. Sie liebte die Blumen in diesem Garten und pflegte sie stets selbst. Jeden Tag kam sie mit Ethan in diesen Garten und brachte ihm die verschiedenen Arten bei und pflegte zusammen mit ihm die Blumenbeete. Bis zu dem Tag an dem sie verstarb kam Ethan jeden Tag in den Garten, betrachtete die Blumen freudestrahlend und pflegte sie.“ traurig betrachtete ich die Blumen „Ich verstehe, die Blumen erinnern ihn an seine Mutter deshalb versucht er den Kontakt mit ihnen zu vermeiden.“ flüsterte ich leise und strich sanft mit dem Finger über die Blüten einer Lilie. „Könnten sie mir sagen wie Ethans Mutter gestorben ist?“ fragte ich dann und sah Sebastian mit flehendem Blick an.

„Es war vor zehn Jahren an Ethans Geburtstag. Ethan war nicht zufrieden mit seinen Geschenken gewesen, weil er nicht bekommen hatte was er sich gewünscht hatte. Seine Eltern fuhren mit dem Auto los in den Sturm der draußen tobte um ihm das Geschenk zu kaufen was er sich gewünscht hatte. Der kleine Ethan saß die ganze Zeit an dem Esstisch im Speisesaal und wartete auf seine Eltern, selbst als uns die Nachricht überbracht wurde dass der Hausherr und die Hausherrin verstorben waren wollte er nicht vom Fleck weichen. Er schrie uns an: Sie haben es versprochen!!!! Seitdem kam er nicht mehr oft in den Garten und verschloss sich Fremden gegenüber nur seinen Bruder ließ er an sich heran.“ erzählte Sebastian und betrachtete traurig die Blumen. „Warum weinen sie?“ fragte er entsetzt, als er die Tränen auf meinen Wangen sah. „Es muss schrecklich sein. Man hängt an einem Menschen sammelt Erinnerung und dann wird einem dieser Mensch genommen.“ flüsterte ich leise und vergrub mein Gesicht in den Händen.

„Was hat sie denn?“ertönte Ethans sanfte Stimme, „Ich weiß nicht genau, ich habe ihr nur von ihren Eltern erzählt.“ antwortete Sebastian verwirrt. „Miki, komm schon wegen so etwas solltest du nicht weinen.“ sagte er trocken und zog meine Hände von meinem Gesicht, „Wie kannst du nur so emotionslos sein, deine Mutter hat diese Blumen geliebt. Warum zeigst du nicht was du fühlst, was ist falsch daran zu hassen oder traurig zu sein. Du solltest dich an all die schönen Dinge erinnern. Wenigstens hast du Erinnerungen an deine Eltern.“ schrie ich ihn an, bevor ich es bereuen konnte. Langsam sah ich ihm in die strahlend blauen Augen und erschrak, seine sonst so freundlichen Augen blickten mich verletzt an. Schnell zog ich meine Hände aus seinen und rannte, nur fort von diesen verletzten, blauen Augen und dem schmerzerfülltem Gesicht. Ich rannte bis in mein Zimmer und schlug die Tür hinter mir zu. Was hatte ich getan, warum hatte ich solch grausame Sachen zu ihm gesagt? Schluchzend ließ ich mich auf den Boden gleiten und umfasste mit den Armen meine Beine und weinte leise, während die Sonne sich rot färbte und unterging.

Ich weinte bis ich all meine Tränen vergossen hatte, dann stand ich auf setzte mich vor den Kosmetikspiegel und nahm die weiße Lilie aus meinem Haar, dann nahm ich meine Bürste und kämmte mein Haar. Nachdem ich mir mein Nachthemd angezogen hatte ging ich noch einmal hinaus auf den Balkon und sang:

„ My heart is broke

My soul is cry

My love is gone

I never thought

That you let me alone
 

What have I do

That is just my fault

You die because of me

I´m so sorry

I loving you so much
 

Second for second

The pain is inside

And my dream is end

I´m so sorry, I loving you

My heart is in such pain
 

What have I do

That is just my fault

You die because of me

I´m so sorry

I loving you so much
 

It´s my fault

That you gone

I have no memories

I no longer remember your faces

I wish I would have died with you
 

What have I do

That is just my fault

You die because of me

I only wished I have died

and not you

I´m so sorry

But I´m loving you so much“
 

Meine Stimme verhallte mit dem letzten Sonnenstrahl und einsam stand ich auf dem Balkon und sah in den Himmel „Es tut mir so Leid.“ flüsterte ich leise, dann ging ich ins Zimmer, schloss den Balkon und zog die Vorhänge zu.

Ein neuer Tag

Am nächsten Morgen klopfte es leise an der Tür, langsam öffnete ich die Augen und blinzelte ins Sonnenlicht, dass durch den Vorhangspalt drang. „Miss, sie müssen aufstehen.“ sagte das Dienstmädchen, dass in mein Zimmer gekommen war, und zog die Vorhänge auf. Müde setzte ich mich in meinem Bett auf und rieb mir verschlafen die Augen. Das Dienstmädchen lächelte mich freundlich an, dann sagte sie: „Guten Morgen, Miss Misaki. Soll ich ihnen Wasser in die Badewanne laufen lassen?“ Ich lächelte freundlich und nickte dankend „Ja, bitte.“ antwortete ich und schlüpfte aus dem Bett. Leicht wankend ging ich zu meinem Kleiderschrank und nahm mir ein weißes Sommerkleid mit einer Schleife am Rücken heraus, dann ging ich hinaus auf den Flur ins Bad dass gegenüber von meinem Zimmer lag. Das Dienstmädchen drehte sich zu mir und lächelte freundlich, dann ging es aus dem Bad. Ich zog mir mein Nachthemd aus und stieg ins warme Wasser. Die Wanne war so groß wie ein Whirlpool und überall auf der Wasseroberfläche trieb Schaum umher. An den Innenwände der Badewanne waren Sitzbänke und mit einem leisen Seufzen ließ ich mich auf eine davon sinken. „Heute ist der Todestag von Mutter und Vater.“ flüsterte ich leise, schloss die Augen und begann zu singen. Meine sanfte Stimme hallte von den Wänden wieder und verteilte das Lied im ganzen Raum:

„Whisper in the wind

My heart is beating fast

And a little melody

Was playing in the past
 

I love you my Darling

I hold your hand in mine

I hope you never let me fall

I´m loving you so much
 

Always you were by my side

never let me down

And a little melody

is full of love from you
 

I love you my Darling

I hold your hand in mine

I hope you never let me fall

I´m loving you so much
 

Please never let me alone

Be always by my side

I will always loving you

And hold your hand in mine“
 

Meine Stimme verhallte und ein kleines Lächeln zog sich über meine Lippen. „Miki?“ erklang Elens Stimme, „Darf ich rein kommen?“ ich sah zur Tür und rief: „Ja, komm ruhig rein.“ Leise öffnete Elen die Tür und zog sie dann wieder hinter sich zu. „Ich hab gedacht du könntest Hilfe dabei gebrauchen deine Haare zu waschen.“ sagte Elen lachend und setzte sich an den Badewannenrand. „Dass könnte ich wirklich.“ erwiderte ich lachend und drehte mich so, dass Elen ungehindert meine Haare waschen konnte. Während Elen mir das Haar wusch fragte sie: „Die Melodie die ich eben gehört habe, war die nicht von Mutters Schlaflied?“ Ich nickte, „Ja, Mutter sang es uns doch jeden Abend vor oder? Deshalb hab ich es gesungen zum Todestag unserer Eltern heute.“ erwiderte ich und sah auf die sich leicht kräuselnde Wasseroberfläche. „Ich verstehe, du wolltest es für sie singen, so wie sie früher es für uns getan haben.“ sagte Elen leise und spülte mir das Shampoo von den Haaren. Ich nickte nur und schloss die Augen damit ich nichts von dem Shampoo in die Augen bekam. „Heute ist es schon fünfzehn Jahre her. Na, wie wärs heute machen wir mal nur worauf wir Lust haben. Wir könnten shoppen gehen, was meinst du?“ fragte Elen und trocknete meine Haare mit einem Handtuch. „Ja, dass wäre sehr schön.“ sagte ich und nickte. „Gut, dann zieh dich jetzt an und komm runter frühstücken.“ erwiderte sie, stand auf und ging aus dem Bad. Auch ich stieg langsam aus der Wanne. Nachdem ich mich abgetrocknet hatte zog ich mir das weiße Kleid an und ging nach unten in den Speisesaal.

„Guten Morgen, Miki!“ riefen Ethan und Ryo im Chor und Elen lächelte. „Guten Morgen. Wow, dass war ja richtig Synchron.“ sagte ich und lächelte den beiden zu. „Natürlich.“ erwiderten beide, nochmals im Chor. Zusammen fingen wir an zu lachen, während ich mich auf den Stuhl neben Ethan setzte.

Tag des Todes

Die ganze Zeit während des Frühstücks plapperten Ethan und Ryo freundlich mit einander, auch Elen beteiligte sich mit an dem Gespräch, nur ich blieb still und starrte in die Luft.

Aufmunternd lächelte mich Elen an, „Hey Miki, schau nicht so traurig.“ sagte sie und wischte sich schnell eine Träne aus dem Augenwinkel. „Tut mir Leid, aber ich kann einfach nicht. Ich kann nicht lachen, wenn mein Herz bis zum Rand voll ist mit Trauer und ich am liebsten weinen würde. Wie kann ich nur ein einzelnes Lächeln zustande bringen, wenn ich weiß, dass Heute der Todestag unserer Eltern ist. Ich bin allein, Elen. Du hast Ryo, doch ich bin allein, ich habe niemanden mit dem ich mein Leid teilen kann, niemanden der mich in den Arm nimmt und versucht mich zu trösten.“ schluchzte ich und vergrub mein Gesicht in den Händen. „Aber Miki, du hast doch mich.“ erwiderte Elen, ich hob meinen Kopf und sah sie an, „Nein hab ich nicht. Ich hatte dich und du hattest mich, doch nun hast du Ryo und ich bin überflüssig geworden. Es ist nicht schlimm, dass du jemanden gefunden hast den du liebst, jemanden der dir wichtiger ist als ich. Damit kann ich leben und ich freue mich für dich, aber ich habe es nicht verdient getröstet zu werden. Ich bin Schuld an allem.“ sagte ich und lächelte sie traurig an. Ja, ich war allein, niemand konnte verstehen wie ich mich fühlte. Ich war Schuld an all dem Unglück, ich hatte es verdient zu leiden. Verständnislos sah Elen mich an und wollte gerade erneut zum sprechen ansetzen, als die Tür aufflog und ein Mann herein kam. „Guten Morgen Ryo! Guten morgen Ethan!“ rief er und warf mir und Elen einen abfälligen Blick zu. „Guten Morgen Onkel Cedric, ich habe gedacht sie würden erst in einem Monat wieder kommen.“ erwiderte Ryo und sah wenig begeistert aus. „Dass hatte ich eigentlich auch vor, doch ich wollte unbedingt kommen um dir vielleicht doch noch ausreden zu können diese armselige Frau zu heiraten.“ sagte der Mann, namens Cedric, als wäre es das normalste der Welt. „Was soll dass Onkel? Ich habe...“ weiter kam Ryo nicht denn sein Onkel unterbracht ihn. „Sie ist es nicht würdig, auch nur dieses Haus zu betreten, dass musst du doch verstehen Ryo. Und außerdem ist sie doch so oder so nur hinter deinem Geld her, also gib ihr den Laufpass. Was ist denn aus der Gräfin aus dem Nachbardorf geworden?“ sagte er mit knurriger Stimme und achtete nicht im geringsten auf Elens Gefühle, es schien eher als würde er mit Absicht auf ihnen herum trappeln. „Hör auf, Onkel!“ schrie Ryo, noch bevor sein Onkel mit dem sprechen fortfahren konnte. Überrascht sah Cedric seinen Neffen an, mit drohender Stimme fuhr Ryo fort:

„Ich liebe Elen und egal ob sie deinen Vorstellungen entspricht oder nicht, ich werde sie heiraten. Du solltest dich damit abfinden.“ dann nahm Ryo, Elens Hand und ging mit ihr auf die Tür zu. „Was hat dir deine Mutter versprochen, dass du bekommst wenn du Ryo heiratest du kleines Biest. Nun sprich schon. Oder war es vielleicht dein Vater der dir damit gedroht hat dich einzusperren, wenn du ihn nicht heiratest? Na los sag schon!“ schrie Cedric und abrupt blieb Elen stehen, doch noch bevor sie etwas sagen konnte, stand ich so schnell auf dass der Stuhl polternd zu Boden fiel und schrie: „Halten sie den Mund!“ ich wand mich dem Mann zu und schrie ihn weiter an: „Wie können sie so etwas über Menschen sagen die sie nicht mal kennen. Haben sie auch nur die geringste Ahnung wie unsere Eltern sind. Nein, also erlauben sie sich kein Urteil über sie!“ Finster starrte Cedric mich an „Ach du glaubst also ich irre mich in deinen Eltern, dann beweise es. Wo sind deine ach so tollen Eltern, stell sie mir doch vor.“ sagte er drohend, „Was denn, haben sie euch etwa im Stich gelassen?“ fuhr er mit einem hämischen Grinsen fort, als ich nichts sagte. „Nein, meine Eltern sind auf den Tag genau vor fünfzehn Jahren wegen mir gestorben.“ flüsterte ich mit ausdrucksloser Miene und sah in Cedrics bestürztes Gesicht. Dann rannte ich aus dem Speisesaal hinaus in den Garten.

Schmerz der Erinnerung

Als ich draußen vor den Blumenbeet mit den weißen Rosen stand ließ ich mich auf die Knie fallen und strich mit den Fingern über die Blütenblätter. „Miki?“ erklang Ethans sanfte Stimme, ich sah auf und blickte direkt in seine freundlichen Augen, in ihnen war kein bisschen mehr von dem Schmerz den ich gestern in ihnen gesehen hatte. „Was mein Onkel gesagt hat war nicht richtig, aber er sorgt sich um uns, vielleicht ein bisschen zu sehr. Er will nicht dass Ryo verletzt wird. Ich möchte natürlich nicht schön reden was er euch an den Kopf geworfen hat, aber ich möchte dich bitten ihm zu verzeihen.“ sagte Ethan schnell, damit ich ihm nicht dazwischen reden konnte. „Erinnerst du dich noch an deine Eltern?“ fragte ich und starrte auf die Rosen, verwirrt sah Ethan mich an. „Ja natürlich erinnere ich mich an sie.“ antwortete er dann verwundert. „Wie waren sie so?“ fragte ich weiter und strich erneut mit den Fingern über die Blüten. Obwohl Ethan nicht zu wissen schien warum ich dass alles wissen wollte antwortete er mir: „Vater war oft unterwegs, aber wenn er zu Hause war spielte er immer mit uns und lächelte stets. Er spielte sehr gerne Klavier für uns.

Mutter lächelte stets und war eher ruhig, aber wenn es um Blumen ging war sie beim reden nicht zu stoppen. Sie ging oft mit mir in den Garten, wo ich ihr half die Blumenbeete zu versorgen und auch selbst Blumensamen säen durfte. Aber wenn Vater zu Hause war, fuhren wir oft irgendwo hin und amüsierten uns wie jede normale Familie auch. Wir waren zusammen sehr glücklich.“ ich starrte weiterhin auf die Blumen, während ich Ethans Stimme lauschte. „Siehst du sie manchmal, wenn du schläfst?“ fragte ich dann und sah ihm in die Augen. „Ja, ab und zu sehe ich sie auch in meinen Träumen.“ erwiderte er, mit einem traurigen Lächeln ich wand mein Gesicht ab. „Weißt du, ich kann mich nicht mal mehr an ihre Stimmen erinnern. Ich weiß nicht wie sie waren, wie sie aussahen, ich weiß nicht mal mehr wie ihre Stimmen klangen. Elen erzählt oft von Sachen die sie getan haben, aber ich kann mich an keine davon erinnern. Ich kann sie nicht einmal vermissen, wie soll man auch etwas vermissen was man nicht kennt. Das einzige woran ich mich noch erinnere ist eine kurze Abfolge von Bildern und diese machen mich nicht glücklich. Ich habe nichts in meiner Vergangenheit gehabt, nur Elen war immer für mich da, aber es tut weh mit ansehen zu müssen wie sie lächelt wenn sie von unseren Eltern spricht, es tut so weh.“ sagte ich leise und pflückte eine der weißen Rosen. Traurig sah Ethan mich an „Miki..“ bevor er zu Ende sprechen konnte unterbrach ich ihn, „Es tut mir Leid was ich gestern zu dir gesagt habe.“ flüsterte ich, dann stand ich auf und ging ins Haus, hinauf in mein Zimmer. Langsam ließ ich mich auf die Kissen am Fenster sinken. „Miki?“ erklang Ethans melodische Stimme vor meiner Tür, „Darf ich herein kommen?“ fragte er und klopfte an die Tür. Ich antwortete nicht, ich wusste genau dass er nur gekommen war um mit mir zu reden aber mir war nicht nach reden zumute. „Ich komme jetzt herein!“ rief er und öffnete leise die Tür, ich wand mein Gesicht ab und sah mit starrem Blick aus dem Fenster. In den Fenster konnte ich Ethans Spiegelbild sehen, zuerst blieb er in der Tür stehen, dann schloss er die Tür und kam zu mir herüber und sah, genau wie ich, schweigend aus dem Fenster. Nach etlichen Minuten hielt ich die Stille nicht mehr aus und sah ihn an, „Warum sagst du nichts?“ fragte ich und machte mich schon auf das schlimmste gefasst. Doch Ethan ging vor mir auf die Knie und sah mich mit seinen strahlend, blauen Augen an und sagte ruhig: „Ich hatte das Gefühl du würdest nicht mit mir reden wollen.“Verdutzt sah ich ihn an, dann füllten sich meine Augen mit Tränen, als er mich anlächelte. Warum war er nur so freundlich zu mir, ständig verletzte ich ihn mit meinen Worten, doch er lächelte nur. Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in den Händen, dann spürte ich wie Ethan mich sanft an seine Schulter zog und mir sanft über den Kopf strich. „Ich glaube du gibst dir selbst die Schuld für etwas was du nicht beeinflussen konntest und stößt alle Menschen von dir weg aus Angst noch einmal etwas falsch zu machen, aber ich lasse mich nicht so einfach weg stoßen.“ flüsterte er leise, während er mir über den Kopf strich. Zögernd legte ich meine arme um seinen Hals und ließ meine heißen Tränen an seinem Hals hinab rinnen und ließ mich von ihm trösten. Ich wusste nicht wieso, doch bei ihm fühlte ich mich am sichersten und am wohlsten.

Leise klopfte es an der Tür, „Miki? Bist du da?“ ertönte Elens Stimme und die Tür wurde geöffnet und Elen kam herein, hinter ihr trat auch Ryo ins Zimmer. Vorsichtig löste ich mich aus Ethans Umarmung und wischte mir noch einmal über die Wangen. „Geht es dir gut Miki?“ fragte Elen besorgt, ich nickte „Alles in Ordnung.“ erwiderte ich und lächelte. Elen erwiderte das Lächeln, dann sagte sie: „Habt ihr Hunger? Das Mittagessen ist schon fertig.“ Ethan nickte und stand auf, doch ich schüttelte den Kopf und lächelte entschuldigend, „Ich würde mich bis zum Abendessen gern etwas hinlegen. Aber ich verspreche dafür werde ich zum Abendbrot mehr essen.“ sagte ich und stand langsam auf, Elen musterte mich besorgt und strich mir dann übers Haar. „Bist du sicher?“ fragte sie noch einmal, ich nickte nur, der Tag hatte mich doch mehr Anstrengung gekostet als ich zuerst gedacht hatte. „Ist gut wir wecken dich dann wenn das Abendessen soweit ist.“ sagte Elen und dann gingen sie aus meinem Zimmer. Müde legte ich mich ins Bett, schloss die Augen und schon kurz darauf war ich eingeschlafen.

Geschenk des Himmels

„Miki, los aufwachen das Abendessen ist fertig.“ sagte Elen und rüttelte sanft an meiner Schulter, mit verschlafenen Augen sah ich sie an und setzte mich in dem Bett auf. Elen schmunzelte, dann ging sie zu meinem Kosmetiktisch nahm die Bürste, die darauf lag, und begann mir vorsichtig die Haare zu kämen. Wir beide sagten nichts. Elens ruhiger Atem strich mir über den Nacken, ich lächelte glücklich, es war wie früher wenn sie mir die Haare kämmte, obwohl wir nicht sprachen wussten wir genau was der Andere gerade dachte. Es reichte mir vollkommen aus Elen einfach in meiner Nähe zu wissen und ihre Anwesenheit zu spüren um mich geborgen zu fühlen. Noch einmal fuhr mir Elen mit der Bürste durchs Haar, dann gab sie mir einen Kuss auf die Wange, legte die Bürste zurück an ihren Platz und lächelte mich an. „Kommst du?“ fragte sie freudig, ich war froh dass es Elen gut ging, ich nickte und hackte mich bei ihr ein und zusammen gingen wir hinunter in den Speisesaal.

Ryo und Ethan saßen schon am Tisch und alberten herum, Elen hackte sich bei mir aus und ging zu ihrem Platz auch ich nahm auf meinem Stuhl platz. „Guten Abend Miki!“ riefen Ethan und Ryo im Chor und brachen in Gelächter aus, lächelnd sah ich ihnen zu wie sie sich gegenseitig Grimassen schnitten und immer wieder in Gelächter ausbrachen, ja dass war meine neue Familie und ich liebte sie mehr als alles andere.

Während des gesamten Abendessens lachten Ryo und Ethan, ich hatte sie noch nie zuvor so ausgelassen gesehen, doch es freute mich dass sie sich beide so gut verstanden und miteinander lachen konnten. Nachdem wir mit dem Abendessen fertig waren nahm Elen mich an die Hand und zog mich nach oben in ihr Zimmer. „Halt Elen, wo willst du denn hin?“ fragte ich verwirrt und gab mir die allergrößte Mühe nicht zu stolpern. „Ich möchte dir etwas geben.“ erwiderte Elen und zog mich weiterhin hinter sich her. Als wir in ihrem Zimmer ankamen ließ sie meine Hand los, ging auf eine Tür zu und kam kurz darauf mit einer kleinen Schatulle zurück. Neugierig ging ich zu Elen, die sich auf das Bett gesetzt hatte, und setze mich zu ihr. „Wo hast du diese schöne Schatulle her?“ fragte ich und sah auf das kleine Kästchen in Elens Händen. „Es ist nicht nur eine Schatulle.“ erwiderte Elen und gab mir das kleine Kästchen und eine Kette mit einem Schlüssel daran. Verwirrt sah ich sie an, doch Elen lächelte nur aufmunternd. Vorsichtig drehte ich die Schatulle hin und her, bis ich das kleine Schlüsselloch fand in das ich dann den Schlüssel steckte. Nachdem ich den Schlüssel ein paar mal gedreht hatte öffnete sich der Deckel und eine Melodie erklang. „Dass ist doch die Melodie von Mutters Lieblingslied!“ rief ich verwundert und sah mir den Inhalt genauer an. In dem Kästchen lagen ein paar Fotos, vorsichtig nahm ich sie heraus und betrachtete sie. Auf dem ersten Foto waren ein Mann und eine Frau zu sehen die mir glücklich entgegen lächelten, „Mutter und Vater.“ flüsterte ich glücklich und strich über das Foto eh ich mir das nächste ansah, hier standen Mutter und Vater vor einem Haus, an der einen Hand hielt Mutter Elen und mit der Anderen strich sie einem kleinen Mädchen mit blondem Haar über den Kopf, welches auf den Armen ihres Vaters saß und glücklich lächelte. Schnell wischte ich mir eine Träne aus dem Augenwinkel, „Dass sind wir, kurz vor dem Unfall, es wurde für deinen Geburtstag aufgenommen der bald darauf kam.“ sagte Elen leise und strich mir übers Haar. Ich legte beide Fotos zur Seite und nahm ein kleines Armkettchen aus der Schatulle. „Dass hatte Vater für dich gekauft zum Geburtstag, er wusste zwar dass du es noch nicht tragen könntest doch es hatte ihm so gefallen.“flüsterte Elen und half mir das Armkettchen um zu machen. Ich sah erneut in die Schatulle doch es lag nur noch ein kleines Samtsäckchen darin, behutsam legte ich die Fotos wieder in das Kästchen und klappte den Deckel zu. „Auch die Schatulle hat er dir als Geburtstagsgeschenk gekauft.“ fuhr Elen fort und legte eine Hand auf das Kästchen. Ich lächelte glücklich, „Danke Elen.“ flüsterte ich leise und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Mit Tränen in den Augen betrachtete ich das Armkettchen an meinem Handgelenk, zierliche kleine Anhänger in Form von Noten und Notenschlüsseln baumelten an den Gliedern und schimmerten silbern. „Vater wusste wie sehr du die Musik liebst deshalb die Anhänger in Form von Noten und Notenschlüsseln. Deine musikalische Begabung musst du von ihm haben, doch deine Stimme hast du eindeutig von Mutter.“sagte Elen und strich mit einem Finger über einen der Anhänger, „Manchmal wünschte ich mir ich hätte Mutters Stimme oder Vaters musikalisches Talent geerbt und nicht nur das Aussehen unserer Mutter und den Dickkopf unseres Vaters.“ fuhr Elen lächelnd fort und strich mir dann über die Wange. „Du hast nicht nur diese beiden Sachen von ihnen geerbt, deine Fürsorglichkeit ist die Gleiche wie die von Mutter und dein Beschützerinstinkt für mich gleicht dem von Vater. Ich weiß ich kenne unsere Eltern nicht besonders gut, doch ich weiß genau dass ich mich bei dir genauso geborgen fühle wie ich mich früher auch bei ihnen geborgen fühlte.“ erwiderte ich und lächelte. Elen strahlte mich glücklich an und nahm mich dann in den Arm. Es klopfte leise an der Tür, dann trat Ryo ins Zimmer und lächelte uns zu. „Oh, beinahe hätte ich es vergessen Miki.“ fuhr Elen erschrocken auf, öffnete eine Nachttischschublade und nahm einen Bogen Papier heraus. Dann setzte sie sich wieder aufs Bett und gab ihn mir. Vorsichtig nahm ich das Papier entgegen und sah verdutzt auf die feinen gezeichneten Noten. „Aber, dass ist ja Vaters Komposition.“ rief ich erstaunt aus und las dann den Titel des Stücks. Über den Noten stand in sanft geschwungener Schrift: „Ein Schlaflied, für meine geliebte Tochter Misaki.“

Die Schrift verschwamm vor meinen Augen, schnell wischte ich mir die Tränen fort damit sie nicht auf die Blätter tropften. „Dieses Stück hatte Vater für dich kurz nach deiner Geburt geschrieben und Mutter hatte es dir dann jeden Abend vorgesungen. Ich weiß nicht ob du dich noch daran erinnern kannst.Leider erinner ich mich nur noch schwach an die Melodie, aber vielleicht fällt sie dir wieder ein, wenn man sie dir Kurz auf einem Klavier vorspielt.“ sagte Elen und sah mich fragend an, ich nickte nur denn ich war nicht in der Lage auch nur ein Wort zu sagen.

Schmunzelnd nahm Elen mich an die Hand und führte mich in ein Musikzimmer im Westflügel des Hauses. In der Mitte des Raumes stand ein Flügel, als wir ins Zimmer traten sah ich dass schon jemand an dem Flügel saß. Ich trauten meinen Augen kaum, dass war doch Ethan, er saß mit geschlossenen Augen am Flügel und seine Finger schwebten über die Tasten ohne sie zu berühren. Es war als würde er eine Melodie spielen die nur er hören konnte, aber dennoch wurde mir bei seinem Anblick schwer ums Herz, er sah so einsam und traurig aus wie er dort am Klavier saß und dennoch auf eine komische Weise glücklich. Langsam trat Ryo hinter Ethan und legte ihm eine Hand auf die Schulter sofort stoppten Ethans Hände, dann öffnete er seine Augen und er sah seinen Bruder an.

„Könntest du bitte dieses Stück spielen Ethan?“ fragte Ryo und hielt seinem Bruder Vaters Komposition hin, als wäre Ethan noch nicht ganz bei der Sache nickte er und nahm seinem Bruder die Blätter aus der Hand. Er sah sie sich kurz an, dann reihte er sie so auf dass er alle Noten sehen konnte und begann zu spielen. Mit einer unglaublichen Leichtigkeit glitten Ethans Finger über die Tasten und spielten das Vorspiel. Langsam näherte sich Ethan dem eigentlichen Stück und ohne darüber nachzudenken begann ich die Zeilen von Vaters Stück zu singen:

„Every breath of you

Every little smile

Makes me so happy

I don´t know why
 

Your sweet voice

Your brightly mind

Is such a wonder

I don´t know why
 

All I know

Is I´m loving you

All of you my little doll

I can not believe

How much I love you

But I think it´s OK

Simply because I´m loving you
 

I wished I could

ever protect you

I wished you

would never leave me
 

But I know

all my wishes

are meaningless

Because I´m loving you
 

All I know

Is I´m loving you

All of you my little doll

I can not believe

How much I love you

But I think it´s OK

Simply because I´m loving you
 

I hope you will understand

And will love me too
 

Because
 

All I know

Is I´m loving you

All of you my little doll

I can not believe

How much I love you

But I think it´s OK

Simply because I´m loving you“

Langsam verhallte meine Stimme, ich konnte nicht fassen dass ich mich noch an jede Zeile des Liedes erinnerte, meine Wangen waren feucht, wehmütig lauschte ich mit geschlossenen Augen dem Nachspiel ehe die Melodie ebenfalls verhallte. Ich schlug die Augen auf und sah in Elens erstauntes Gesicht, „Ich wusste nicht dass du dich noch an das Lied so gut erinnerst.“ hauchte sie verwundert, „Das wusste ich auch nicht, aber als ich die Melodie hörte konnte ich nicht mehr denken und begann einfach zu singen so als hätte ich dieses Lied schon tausendmal gesungen.“ erwiderte ich ebenso verwundert wie sie und wischte mir die nassen Spuren meiner Tränen von den Wangen, ich hatte nicht mal gemerkt dass ich geweint hatte. Ich drehte mich zu Ethan um und wollte mich bei ihm bedanken dafür dass er das Stück gespielt hatte, als ich sah wie er erneut mit geschlossenen Augen am Flügel saß und zu spielen begann. Als ich Vaters Stück hörte glaubte ich seine Melodie wäre die schönste und süßeste von allen, doch nun stellte ich fest dass Ethans Stück noch viel schöner und süßer klang als dass von meinem Vater, obwohl dieses Stück ein klein wenig traurig klang. Genüsslich schloss ich die Augen und lauschte der Melodie, es war als würde ich auf einmal an einem kleinen Fluss stehen und leise das Geplätscher des Wassers und das Gezwitscher von Vögeln hören können dabei war ich immer noch in dem Musikraum und nicht an einem Fluss. Und dennoch kam es mir so vor als würde mir eine kühle Sommerbrise durchs Haar wehen.

Mit einem traurigen und schier unendlich schweren Akord verhallte die Musik. Langsam öffnete ich die Augen und sah zu Ethan. Er hatte sich vom Flügel weg gedreht und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Ich konnte es kaum fassen als ich sah wie seine Schultern bebten, weinte er etwa? Ohne darüber nachzudenken was ich tat ging ich vor ihm auf die Knie, nahm seine Hände von seinem Gesicht und nahm in dann in den Arm. Zuerst schien Ethan überrascht zu sein doch dann begann er lautlos zu weinen, während seine Tränen in meinen Nacken liefen sah ich aus dem Fenster in den Himmel, ich konnte nicht fassen dass etwas Ethan so traurig machen konnte. Den Ethan den ich bisher kannte hatte immer gelacht und war gut drauf gewesen, ich hatte geglaubt nichts könnte seine Gedanken trüben und ihm Tränen in seine tiefblauen Augen zwingen. Traurig darüber warum Ethan weinen musste begann auch ich zu weinen. Nach einer Weile versiegten Ethans Tränen er schien vollkommen erschöpft zu sein, vorsichtig legte er seinen Kopf auf meine Schulter und atmete tief durch. Sein Atem kitzelte mich am Hals und doch beruhigte es mich so dass auch ich aufhörte zu weinen. Nachdem erneut mehrere Minuten vergangen waren hob Ethan seinen Kopf und löste sich aus meiner Umarmung, seinem Gesicht war nicht anzusehen dass er eben noch Tränen vergossen hatte, im Gegenteil er lächelte mich mit seinem bezauberndem Lächeln an und auch seinen blauen Augen strahlten wieder genauso wie vorher. „Danke Miki.“ flüsterte er leise und wischte mir die Tränen von den Wangen, „Ich danke dir wirklich sehr.“ fuhr er fort und strich mir nochmal über die Wange. „Warum warst du auf einmal so traurig? Und was war dass für ein Stück?“ fragte ich und versuchte die Röte die mir ins Gesicht stieg zu ignorieren. Ethan lächelte, „Das Stück habe ich für meine Mutter komponiert, ich wollte es ihr zu meinem Geburtstag vorspielen, doch bevor ich dass tun konnte starb sie.“ erwiderte er und sah aus dem Fenster. „Du hast es selbst komponiert im Alter von acht Jahren?“ fragte ich erstaunt und sah ihn bewundernd an, Ethan schmunzelte und nickte dann.

Ein Krankheitsfall und ein See

Wir saßen eine Weile einfach nur da und sahen aus dem Fenster, dann stand Ethan auf und sagte: „Wir sollten jetzt schlafen gehen es ist schon spät.“, dann hielt er mir seine Hand hin um mir aufzuhelfen. Ich nickte, ergriff dankbar seine Hand und ließ mir von ihm aufhelfen. Da Elen und Ryo schon fort waren gingen wir alleine zurück zu unseren Zimmern. Im ganzen Haus war es bereits dunkel, ängstlich griff ich nach Ethans Arm und umklammerte mit dem anderen Arm die Schatulle die mir Elen gegeben hatte und hielt in der Hand den Bogen Papier von Vater. Leise gingen wir wieder hinüber in den Ostflügel, wo unsere Zimmer waren, als wir vor meiner Tür ankamen ließ ich Ethans Arm los und sah ihm in seine himmelblauen Augen. „Gute Nacht.“ sagte ich und lächelte, gerade als ich mich von ihm abwenden wollte trat Ethan näher an mich heran und küsste mich auf die Wange, mein Herz überschlug sich förmlich und begann wie wild zu rasen, dann flüsterte er leise: „Gute Nacht, schlaf gut.“, und ging leicht schmunzelnd in sein Zimmer, es lag gleich neben meinem. Mein Herz klopfte noch immer wie wild, selbst als Ethan schon gegangen war, stand ich noch an meiner Tür. Langsam legte ich eine Hand an die Wange auf die Stelle wo Ethan mich geküsst hatte und lächelte und dann betrat ich strahlend meine Zimmer und legte mich mit meinen Sachen ins Bett. Schon kurz darauf war ich eingeschlafen.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte schmerzte mein Kopf wahnsinnig und als ich mich aufsetzte, um mir ein Glas Wasser zu holen, begann sich alles um mich herum zu drehen. „Oh nein!“ stöhnte ich und legte mir eine Hand auf die Stirn, sie war so heiß dass man darauf hätte Spiegeleier braten können. „Verflixt!“ schimpfte ich leise, warum musste ich ausgerechnet jetzt krank werden so kurz vor Elens Hochzeit. Vorsichtig stand ich auf und lief einige Schritte auf meine Zimmertür zu, mein Magen überschlug sich. „Oh, bitte nicht auch dass noch.“ flehte ich und hoffte inständig mich nicht übergeben zu müssen. Langsam ging ich den Flur entlang aufs Badezimmer zu, immer eine Hand an der Wand damit ich mein Gleichgewicht halten konnte. Als ich vor der Badezimmertür stand legte ich eine Hand auf die Klinke, öffnete ich die Tür leise, um Ethan nicht zu wecken und ging auf Zehenspitzen ins Bad. „Miki?“ fragte jemand hinter mir, erschrocken fuhr ich herum und bereute es sofort mich so schnell bewegt zu haben, denn dadurch nahm mein Schwindelgefühl nur noch zu. Ich versuchte das Gefühl zu ignorieren und sah Ethan an, der mich so erschreckt hatte, er war vermutlich gerade fertig geworden sich zu waschen, seine Haaren waren noch nass und er hatte sein Hemd noch nicht zugeknöpft. „Ist alles in Ordnung Miki? Du siehst irgendwie krank aus.“ fragte Ethan besorgt und kam auf mich zu. „Danke für das Kompliment.“ erwiderte ich scherzend obwohl mir gar nicht nach Spaß zumute war, alles was ich wollte war das Ethan ging ich mir einen Schluck Wasser nehmen konnte um dann wieder ins Bett zu verschwinden. „Du weißt wie ich es gemeint habe.“ sagte Ethan vollkommen ernst, meine Knie zitterten lange konnte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten. Ethan kam noch ein paar Schritte auf mich zu bis er kurz vor mir stand. Und dann geschah es meine Beine gaben unter mir nach und ich sackte einfach zusammen, doch noch bevor ich auf dem Boden aufkam fing Ethan mich auf. Er legte eine Hand auf meine Stirn und schüttelte tadelnd den Kopf, „Man Miki, du hättest mir sagen müssen dass es dir nicht gut geht und mit so hohem Fieber herum zu laufen war auch nicht gerade deine beste Idee.“ sagte Ethan und hob mich hoch. „Tschuldige.“ murmelte ich leise, ich war vollkommen fertig es war zu anstrengend auch nur einen Muskel zu bewegen und so ließ ich mich widerstandslos von Ethan zurück ins Zimmer tragen. Vorsichtig legte er mich auf mein Bett und deckte mich zu, ich hatte gedacht wenn ich liegen würde dann würde mein Schwindelgefühl abebben, doch das Schwindelgefühl blieb, schlimmer noch es wurde noch stärker und ich begann schwarze Punkte zu sehen. Oh, dass war nicht gut. „Ich hole schnell ein Fieberthermometer.“ sagte Ethan nachdem er mich zugedeckt hatte und stand auf. Panik machte sich in mir breit, schnell griff ich nach seinem Arm, „Bitte geh nicht weg!“ flehte ich und sah ihn an was gar nicht so einfach war denn er begann vor meinen Augen zu verschwimmen. Langsam ging Ethan neben meinem Bett in die Knie und strich mir das Haar aus der Stirn, „Es wird alles gut ich geh nicht weg.“ sagte er bekümmert und strich mir mit eine Hand über den Handrücken, dann nahm er sein Handy aus seiner Hosentasche und begann eine Nummer zu wählen. Immer mehr schwarze Punkte begannen vor meinem Augen zu tanzen, krampfhaft hielt ich Ethans Hand umklammert und versuchte mich zu beruhigen. Ich kämpfte gegen meine Ohnmacht an die mir kurz bevor stand, nicht vor Ethan, ich durfte nicht vor Ethan ohnmächtig werden. „Ryo? Kannst du bitte schnell einen Arzt rufen, Miki geht es nicht so gut und ich kann hier nicht weg. Nein. Ja ist okay, ich bleib bei ihr.“ hörte ich Ethans Stimme von weit weg. Nein, ich konnte nicht mehr, ich war zu schwach um weiter gegen meine Ohnmacht anzukämpfen. „Ethan?“ flüsterte ich ehe ich dass Bewusstsein verlor.
 

Als ich wieder aufwachte waren das Schwindelgefühl und die Übelkeit abgeklungen, doch die Kopfschmerzen waren geblieben nur etwas weniger schmerzhaft. Langsam öffnete ich die Augen, mein Zimmer war leicht abgedunkelt worden so dass nur wenig Licht ins Zimmer eindringen konnte. Im Moment war ich froh für das dunkle Dämmerlicht denn ich glaubte nicht dass meine Augen mit dem normalen Sonnenlicht klar gekommen wären. Als ich den Kopf zur Seite drehte zog ein stechender Schmerz durch meinen Hinterkopf, sofort kniff ich die Augen zu und wartete bis der Schmerz abgeklungen war, dann öffnete ich die Augen wieder. Erstaunt sah ich in Ethans schlafendes Gesicht, meine Wangen glühten, sein Gesicht war dem meinem so nah. „Du hast ihn einfach nicht loslassen wollen, selbst als du ohnmächtig warst hattest du seine Hand noch fest umklammert.“ sagte eine bekannte Stimme schmunzelnd, als ich über Ethans Kopf hinwegsah konnte ich Ryo sehen der auf einem Stuhl saß und neben ihm saß Elen. Sie hatte den Kopf an Ryos Schulter gelehnt und schien zu schlafen. „Ethan konnte sich selbst nicht einmal das Hemd zuknöpfen, er war ganz schön müde davon die ganze Zeit bei dir zu sitzen und da ist er eingeschlafen, ihr saht wirklich süß zusammen aus.“ fuhr Ryo grinsend fort. „Blödmann!“ erwiderte ich leise und lachte, auch Ryo begann leise zu lachen. Vorsichtig zog ich meine Hand aus der Hand von Ethan, dann setzte ich mich langsam auf. „Und was hat der Arzt gesagt?“ fragte ich und gab mir Mühe mich so wenig wie möglich zu bewegen um Ethan nicht zu wecken. „Er sagt, es war vermutlich der Umzugsstress, aber wenn du dich ein bisschen ausgeruht hast dann sollte es dir wieder besser gehen.“ antwortete Ethan anstatt Ryo. „Oh entschuldige, hab ich dich geweckt?“ fragte ich entschuldigend, Ethan schüttelte den Kopf und setzte sich mit den Rücken zu mir ans Bett und streckte sich. „Man tut mir der Nacken weh. Diese Schlafhaltung war echt nicht die bequemste.“ sagte Ethan lachend und rieb sich den Nacken. „Dass ist meine Schuld, tut mir echt Leid.“ entschuldigte ich mich erneut und senkte den Kopf. „Blödsinn.“ murmelte Ethan, „Wenn ich gewollt hätte, dann hätte ich dir meine Hand einfach entziehen können. Aber irgendwie schien es dich zu beruhigen meine Hand zu halten, also hab ich es nicht getan. Es ist nicht deine Schuld, klar?“ fuhr er fort und sah mich prüfend an, ich nickte lächelnd und versuchte dass kribbeln in meinem Bauch zu ignorieren. Ethan schenkte mir sein bezauberndes Lächeln und stand dann vom Fußboden auf um sich in meinem Zimmer ein wenig die Beine zu vertreten. Sein Lächeln raubte mir fast den Atem, wie konnte es nur jemanden geben der so ein strahlendes Lächeln hat. So ein Lächeln hätte ich Engeln zugetraut aber keinem Menschen. Lächelnd schüttelte ich den Kopf über meine eigenen Gedanken, ich dachte eindeutig zu oft an Ethan ob ich vielleicht zum ersten Mal verliebt war? „Ist irgendetwas?“ fragte Ethan als er meinen Blick bemerkte, langsam schüttelte ich den Kopf, „Nein, nichts.“ flüsterte ich leise und lächelte Ethan zu. Beruhigt nickte er und ging weiter in meinem Zimmer umher. Vorsichtig nahm ich die Schatulle, die Elen mir gestern gegeben hatte, von meinem Nachtisch und öffnete sie. Leise erklang Mutters Lied und ebenso leise begann ich singen:„Whisper in the wind

My heart is beating fast

And a little melody

Was playing in the past

I love you my Darling

I hold your hand in mine

I hope you never let me fall

I´m loving you so much

Always you were by my side

never let me down

And a little melody

is full of love from you

I love you my Darling

I hold your hand in mine

I hope you never let me fall

I´m loving you so much

Please never let me alone

Be always by my side

I will always loving you

And hold your hand in mine“
 

Leise beendete ich die letzte Strophe und lauschte den letzten Tönen der Melodie. „Du hast wirklich eine wunderschöne Stimme.“ sagte Ethan und sah mich an. Ich lächelte dankend, „Die Stimme unserer Mutter, ein Klang gleich dem Gesang eines Engels.“ erwiderte eine Stimme neben mir. Ich drehte den Kopf zur Seite und lächelte Elen an. „Nein, die Stimme eines Engels klingt bestimmt anders.“ gab ich zurück. Elen schüttelte den Kopf, „Hast du selbst schon einmal deine Stimme gehört? Ich glaube nicht das es einen schöneren Gesang geben kann.“ erwiderte sie und strich mir über den Kopf. Ich zuckte mit den Schultern und begann zu lachen, auch Elen, Ryo und Ethan begannen zu lachen. „Jetzt solltest du dich aber anziehen, damit wir Mittag essen können.“ sagte Ryo dann und stand von seinem Stuhl auf. „Es gibt heute dein Mittagessen.“ fuhr er fort und zwinkerte mir zu. „Wirklich?“ rief ich strahlend und sprang aus dem Bett, dann eilte ich in meinen Kleiderschrank, meine Kopfschmerzen schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Schnell zog ich mir ein blaues Kleid an mit dunkelblauen Streifen am Saum, dann eilte ich zurück in mein Zimmer wo die Anderen schon auf mich warteten. Elen kämmte mir noch kurz die Haare und dann gingen wir nach unten ins Esszimmer. Auf dem Tisch standen bereits die Teller und auf jedem von ihnen war eine Portion Lasagne aufgetan. Sebastian stand am Kopfende und lächelte mir freundlich zu. „Sebastian wollte dir unbedingt eine Freude machen und hat Elen gefragt was dein Lieblingsgericht ist. Na, dass ist doch eine tolle Idee gewesen oder?“ sagte Ryo und nickte Sebastian zu. Freudestrahlend lief ich auf Sebastian zu und umarmte ihn, „Danke Sebastian. Danke, danke!“ rief ich lachend. Sebastian lachte ebenfalls, dann geleitete er mich zu meinem Platz, zog den Stuhl zurück und schob ihn wieder heran als ich mich gesetzt hatte. „Ich freue mich, wenn ihnen meine Überraschung gefällt.“ sagte Sebastian und seine treuen, braunen Augen leuchteten vor Freude auf. Auch Elen, Ryo und Ethan setzten sich an den Tisch. „Guten Appetit!“ rief ich fröhlich und gemeinsam begannen wir zu essen.

Nachdem wir mit dem Essen fertig waren ging ich nach draußen in den Garten um die letzten Sonnenstrahlen auf meiner Haut zu genießen. Draußen wehte ein angenehm frischer Wind, langsam schlenderte ich durch den Park und lief auf den Hügel der am Ende des Parks war. Von hier oben konnte man direkt hinunter auf die Stadt sehen, etwas abseits der Stadt stand eine Ruine, was diese Ruine damals wohl mal gewesen war? Mit geschlossenen Augen stand ich auf dem Hügel und genoss die Sommerluft und das leise Rascheln der Blätter im Wind. All das Land was um mich herum war schien mir so vertraut als hätte ich hier schon immer gelebt. Ja, hier war mein zu Hause, hier fühlte ich mich wohl. Vermutlich würde ich das Anwesen, Sebastian, Elen und Ryo sehr vermissen wenn ich mit Ethan auf die Schule gehen werde, immerhin war es ja ein Internat und eine dreistündige Zugfahrt entfernt, aber immerhin hatte ich ja Ethan. „Es wird alles gut!“ rief ich zum Dorf hinab, „Alles wird gut.“ flüsterte ich und legte eine Hand auf mein Herz. „Ich werde mein bestes geben, dass verspreche ich. Mutter, Vater, ich werde alles geben.“sagte ich und sah hinauf in den Himmel. Dann drehte ich mich um und lief zurück zu den Rosenbeeten. Vor den Rosenbeeten angekommen ging ich in die Hocke und strich mit den Fingern über die Blüten einer dunkelroten Rose und leise begann ich ein Schlaflied zu singen:

„Leiser Wind,

Flüsterndes Gras

Rauschende Blätter

Leise, leise
 

Langsam geht

die Sonne schlafen

Langsam wacht

der Mond nun auf.
 

Kleine Blümlein

schlaft schnell ein,

Der Tag ist zu Ende

und die Nacht beginnt
 

Leise, leise,

schlaft schnell ein.

Morgen wird

ein neuer Tag sein.“
 

Ich strich noch einmal über die Rosenblüten, dann stand ich auf und wand mich zum gehen um. Beinahe wär ich in Ethan herein gelaufen, doch gerade noch rechtzeitig bemerkte ich dass er vor mir stand und blieb stehen. „Hey hey vorsicht, du rennst mich ja fast um!“ rief Ethan lachend. „Tschuldige, aber was machst du hier?“ erwiderte ich und sah ihn fragend an. „Ich habe deine Stimme gehört und wollte sehen für wen du singst. Es war ein schönes Lied dass du für die Rosen gesungen hast, hast du es selbst geschrieben?“ fragte Ethan und sah mich neugierig an. Ich nickte und sah schnell zu Boden damit Ethan nicht sehen konnte wie ich erötete. Ethan lachte leise, dann hockte er sich hin und pflückte eine weiße Rose. Dann stand er wieder auf, drehte sich zu mir und steckte die Rose in mein Haar. „Weiße Rosen in deinem Haar lassen dich noch hübscher aussehen.“ sagte Ethan und strich mir über die Wange. „Dankeschön.“ hauchte ich vollkommen außer Atem und lächelte glücklich. Ich war so glücklich darüber, dass er mir ein Kompliment gemacht hatte und außerdem hatte er meine Wange berührt, mein Herz schien vor Freude zu tanzen. Ethan schenkte mir sein bezauberndes Lächeln, dann nahm er mich an die Hand und zog mich hinter sich her. „Warte Ethan, wo bringst du mich denn hin?“ fragte ich überrascht, immer weiter liefen wir in den Park bis hin zu einem Abhang. Erstaunt betrachtete ich das glitzern eines Sees direkt unterhalb des Abhangs. „Dass ist der See der Hoffnung. So wird er zumindest von den Bewohnern dieser Stadt genannt. Zwar gehört dieses Gelände noch zu unserem Anwesen, doch haben wir es für alle Bürger öffentlich gemacht damit diese einen Badesee in der Nähe haben.“sagte Ethan als er meinen erstaunten Blick sah und schmunzelte leicht. „Der See der Hoffnung, also? Ein wunderschöner Name, ich finde ihn sehr passend.“ erwiderte ich und setzte mich an den Abhang, das Licht der untergehenden Sonne spiegelte sich auf der Wasseroberfläche und tauchte das Wasser in ein helles orange. „So schön!“ rief ich bewundernd aus. „Ja, es ist sehr schön. Zu diesem See sind schon viele Leute gekommen, wenn sie traurig waren oder all ihre Hoffnung verloren hatten, doch aus diesem See und aus diesem Schauspiel schöpften sie neue Kraft und neue Hoffnung und waren bereit sich ihren Problemen zu stellen.“ erwiderte Ethan und schloss verträumt die Augen. „Bist du auch schon einmal zu diesem See gegangen, als du traurig warst?“ fragte ich neugierig und sah ihn von der Seite an. „Ja, ich war auch schon an diesem See als ich mich hilflos gefühlt hatte. Es war kurz nach dem Tod meiner Eltern. Dieser See gab mir die Kraft nach vorne zu sehen und so weiter zu machen wie ich es wollte.“ antwortete Ethan mit geschlossenen Augen und lächelte glücklich als würde er sich an etwas schönes erinnern. Wie er da so saß, er sah aus wie ein Engel vollkommen umgeben von den letzten Strahlen der Sonne die versuchte ihre Finger nach ihm auszustrecken um ihn ein letztes Mal vorm schlafen gehen zu berühren. Er war einfach zu bezaubernd auf eine komische Art und Weise, sein Anblick war kaum mit Worten zu beschreiben. „Komm lass uns rein gehen es wird Zeit schlafen zu gehen, ab Morgen werden die Hochzeitsvorbereitungen auf Hochtouren laufen.“ stöhnte Ethan und stand auf, dann reichte er mir seine Hand, lächelnd ergriff ich diese und ließ mich von ihm zurück zum Haus ziehen. Ja hier war ich zu Hause, hier bei Ethan, Elen, Ryo und Sebastian. Sie alle waren meine Familie und Nichts würde dass ändern können.

Lachend liefen wir durchs Haus nach oben, noch immer hielt Ethan meine Hand, es war so ein schönes Gefühl am liebsten wollte ich dass es niemals endete. Ethan begleitete mich in mein Zimmer und ließ sich auf mein Bett sinken. Er seufzte leise und schloss die Augen. „Ethan, hast du schon ein Hochzeitsgeschenk?“ fragte ich in die Stille, „Nein noch nicht.“ flüsterte er. „Wie wäre es wenn wir ihnen zusammen etwas schenken, am liebsten wäre es mir wenn ich für Elen singen könnte und du könntest mich ja auf dem Flügel begleiten.“ schlug ich aufgeregt vor und beugte mich über sein Gesicht. Ethan sah mich an, dann sagte er: „Dass ist gar keine so schlechte Idee. Es klingt sogar ziemlich gut immerhin käme unser Geschenk von Herzen und ich wette die beiden würden sich sehr über deinen Gesang freuen. Und die Gäste wären bestimmt auch begeistert.“ Er lächelte freudig und tippte mir auf die Nasenspitze. „Super, dass heißt du wirst mich begleiten?“ fragte ich und sah ihn an, „Klar warum nicht.“ erwiderte Ethan, „Morgen sind Ryo und Elen unterwegs um die Blumen auszusuchen, da könnte wir doch üben!“ rief Ethan nun richtig begeistert und lachte als würde er sich schon jetzt darauf freuen. Für uns beide war Musik etwas ganz besonderes, Musik war etwas sehr wichtiges in unserem Leben womit wir unsere ganze Seele der Welt darlegten. Die Musik machte uns beide lebendig. Wir saßen noch eine ganze Weile da und überlegten welches Lied wir ihnen am besten widmen, oder ob wir ihnen nicht einfach selbst ein Lied schreiben sollten.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Raila
2012-06-26T21:16:56+00:00 26.06.2012 23:16
XD aber es muss doch so spannend sein ansonsten macht es doch gar keinen spaß ^^
gut dann mach ich mich gleich daran weiter zu schreiben wenn es dir gefällt :)
Von: abgemeldet
2012-06-26T21:14:54+00:00 26.06.2012 23:14
Wieder ein Tolles Kapitel :)
Und..waaargh.. Cedric! Dieser...narf >__< Wie kann er nur >_<
Ich will wissen wie es weitergeht...mach es nicht so spannend xD
Von:  Raila
2012-06-23T11:03:55+00:00 23.06.2012 13:03
Danke, du bist der erste der mal Rückmeldung gibt.
Es freut mich dass dir die GEschichte gefällt und ich werde mir weiterhin Mühe geben, hoffentlich seh ich noch ein paar Kommis von dir ^^
Tschau gerne mal bei deiner FF wird bestimmt witzig.
Von: abgemeldet
2012-06-20T21:29:56+00:00 20.06.2012 23:29
So, da ich in deinem Weblog sah das du Kommentare zu deiner FF brauchst - dachte ich mir mal: Hey, les die Geschichte und schreib das erste Kommi :D
So, und da bin ich auch schon :)
Im großen und ganzen finde ich deine Geschichte sehr interessant. Dein Schreibstil liest sich (zumindest für mich) sehr flüssig, an manchen Stellen hapert es vielleicht noch aber..kommt Zeit, kommt Erfahrung.
Ich denke du bist schon auf den richtigen Weg Geschichten zu schreiben :)
Mach weiter so, bin gespannt wie es mit der Story so weitergeht.
*Kekse dalass*
Vielleicht hast du ja Lust auch mal bei meiner FF 'Pokerface' vorbeizuschauen *zwinker*
Wenn nicht, auch nicht tragisch - aber bissel Werbung musste jetzt einfach sein XD


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