Ein letzter Tanz von -Menami- ================================================================================ Kapitel 9: Tag 5 - Ehrlich währt am längsten (1/2) -------------------------------------------------- Mamoru schloss seine Augen, spürte Motokis Atem. Seine Gedanken und Gefühle gerieten vollkommen außer Kontrolle. Er wollte einen Schritt nach hinten machen, wollte sich wehren, wollte sich von dem Drang lösen, ihn einfach zu küssen. Aber wieso eigentlich nicht?! Mädchen küssten sich doch auch gelegentlich und dann war es okay … Wieso zur Hölle war es bei Kerlen eigentlich nicht das Gleiche? Und warum war es unter Mädchenfreunden vollkommen in Ordnung und Männer wurden dafür zur Verantwortung gezogen? Was zur Hölle war eigentlich manchmal mit den Ansichten der Gesellschaft los? Und warum kümmerte sich Mamoru überhaupt darum, wie es öffentlich angesehen wurde? Wenn es für Mädels okay war, dann… Der Regeln prasselte noch immer unermüdlich gegen die Fensterscheiben und das Läuten der Kirchturmglocken um Mitternacht kündigte einen neuen Tag an. Mamorus Gehirn schaltete sich langsam vollkommen ab und er dachte nicht mehr nach – falls er das seit der dämlichen Abmachung überhaupt schon einmal getan hatte. Denken. Manchmal glaubte Mamoru, er wusste schon gar nicht mehr, wie das überhaupt ging. „Motoki…“, flüsterte Mamoru, in der Hoffnung, im letzten Augenblick noch die Vernunft zu finden und sich nicht von seiner verdammten Neugierde leiten zu lassen (neugierig zu sein gehörte in manchen Fällen – vor allem in solchen – verboten, fand Mamoru). Aber es war zu spät. Motoki ergriff seine Hand, drückte sich gegen Mamoru. Er atmete schwer ein und aus und dann… Ihre Lippen berührten sich. Alles um Mamoru herum verschwamm. Er schloss seine Augen, geriet in einen Strudel des Chaos. Motokis Lippen auf seinen. Tatsächlich. Sie küssten sich! Mamoru hörte Motoki in den Kuss hinein stöhnen. Aufhalten konnte er sowieso nichts mehr. Fordernd drückten sie ihre Lippen gegeneinander. Aus einem vorsichtigen Kuss wurde einer, bei dem beide ganz genau wussten, was sie wollten. Langsam öffnete Motoki seinen Mund und gewährte Mamorus Zunge Einlass. Erst berührten sie sich vorsichtig, erkundigten langsam das Gefühl, dann wurden sie schneller, fordernder, gieriger. Sie gewöhnten sich in sekundenschnelle aneinander. Motokis Hand vergrub sich in Mamorus Haaren, er drückte ihn gegen die Wand und vollführte ein gekonntes, heißes Zungenspiel mit ihm. Für einige Momente ließ es Mamoru geschehen, dann löste er sich atemlos von ihm. Was war da gerade geschehen? „Das hätte nicht passieren dürfen!“, hauchte Mamoru sofort und fuhr mit seinem Handrücken über seinen Mund. Noch immer glaubte er, Motokis Lippen auf seinen zu spüren. „Wieso nicht?“, murmelte Motoki und wollte ihn erneut küssen, doch Mamoru wandte sich ab. „Bunny“, flüsterte er nur. Das schlechte Gewissen baute sich sofort auf. Was hatte er sich bei dieser ganzen Sache eigentlich nur gedacht? Die Abmachung war von Anfang an Schwachsinn gewesen! Er hätte es weder darauf anlegen sollen, sie zu verführen, noch sich von Motoki verführen zu lassen! „Wie betrunken waren wir eigentlich an diesem Abend?“, fragte Mamoru kopfschüttelnd. „An welchem?“, fragte Motoki keck. Mamoru hob fluchend seine Hände in die Luft. „Der, an dem wir diese lächerliche Abmachung gemacht haben!“ „Keine Ahnung, wir haben darüber geredet, dass bei euch im Bett nix läuft, haben dann miteinander getanzt und dann kam eins und eins zusammen.“ „Du als mein bester Freund hättest mich von so etwas abhalten müssen“, sagte Mamoru klagend, auch wenn er wusste, dass er es auch genauso gut selbst gekonnt hätte – einfach nein sagen. „Es sind fünf Tage schon fast rum. Die anderen beiden schaffen wir auch noch.“ „Es geht nur um unsere Ehre, auf die kann ich verzichten?“ „Kannst du?“, fragte Motoki herausfordernd und drückte ihn erneut gegen die Wand. Mamoru wehrte sich wieder nicht. Wieso war eigentlich so schwach, wenn er Motoki direkt vor sich sah? Mamoru ließ sich küssen, ließ sich in den Rausch der Gefühle einfangen, erlaubte es, seine Zunge und seine Lippen erneut zu spüren. Es war schön, aber… Mamoru löste sich ein weiteres Mal von ihm und beobachtete ihn ausgiebig. Egal, wie süß er ihn fand, er blieb und war sein bester Freund. Und Bunny seine Herzensdame. „Es wird keinen letzten Tanz geben“, murmelte Mamoru und lief Richtung Tür. Motoki folgte ihm tapsend. „Schade“, flüsterte er, legte seinen Kopf schief und lächelte. „Auch wenn ich darauf bestehe, dass die zwei Tage ebenfalls laufen.“ Mamoru verdrehte seine Augen. „Meinetwegen, schlimmer kann es sowieso nicht mehr werden. Ach, übrigens. Der Kuss hier zählt nicht als Verführen, damit das klar ist. Ich habe Bunny immerhin auch geküsst.“ „Schon klar, Chef. Also, was ist dein Plan?“ „Mich nicht von dir verführen lassen! Bunny von dem Kuss erzählen und innerhalb der sieben Tage Bunny verführen.“ Motoki bekam einen Lachanfall und beruhigte sich erst nach einigen Minuten. „Als bester Freund gesprochen – du steckst total in der Scheiße.“ „Als bester Freund gesprochen – das habe ich auch dir zu verdanken!“ Mamoru öffnete die Tür und hielt inne. Zu allem Überfluss konnte er ihm nicht einmal böse sein. Sie beide waren schuld an der gestörten Situation und es war nur ihrer Dummheit zu verdanken, dass sie die Abmachung im nüchternen Zustand nicht wieder aufgelöst hatten. „Sicher, dass du ihr davon erzählen willst?“, fragte Motoki zweifelnd. „Ja, bin ich…“ „Gott, wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid. Wenn ich nur noch Überreste von dir finde, weiß ich ja Bescheid.“ „Danke, du machst mir wirklich Mut manchmal.“ Motoki schlug ihm aufmunternd gegen den Oberarm. „Ach, weißt du. Dafür sind Freunde doch da.“ Er sah ihm nach, wie Mamoru auf die Straße tat, rief ihn dann aber noch einmal zurück. „Du küsst übrigens gut!“, sagte er grinsend. Mamoru wusste, wie er es aufzufassen hatte. Dieses Mal nicht so, als würde Motoki darauf bestehen, es nun täglich zu spüren. Gott sei Dank. „Tja, Mister. Das wird aber dein einziges Erlebnis gewesen sein. Sag mal, können wir so tun, als seien wir betrunken dabei gewesen?“ „Logo. In ein paar Wochen glauben wir es uns selbst, dass wir sturzbesoffen waren.“ „Sehr gut… Naja, dann mal auf zu Bunny.“ „Mein Beileid!“ Mamoru winkte ihm zu und lief los. Schön, dass das mit Motoki geklärt war, auch wenn die zwei Tage noch laufen sollten, aber… Aber wie um Gottes Willen sollte er das Bunny beibringen und auch noch überleben?! Mamoru versuchte in dieser Nacht noch Schlaf zu finden. Er wollte nicht mitten in der Nacht vor Bunnys Haustür stehen, nur um ihr mitzuteilen, dass er Motoki geküsst hatte. Er konnte dann nicht einmal mit Sicherheit sagen, von wem er zuerst geköpft wurde. Von ihr selbst oder ihrem Vater. Aber hey, es war nicht ganz so schlimm, wenn es ein Mädchen gewesen wäre. Immerhin etwas. Immerhin war es Motoki. Und das alles war auch nur passiert, weil sie sich an einem Abend nicht mit dem Alkohol zurückhalten konnten und sich so eine Abmachung ausgedacht hatten! Er schlief fürchterlich schlecht, wälzte sich andauernd hin und her und überlegte sich alles Mögliche, um es ihr so schonend wie möglich beizubringen. Aber wie er es drehte und wendete, es klang einfach bescheuert. „Hallo, Bunny, tut mir leid, ich habe Motoki geküsst!“ „Ich habe übrigens Motoki geküsst, aber nehme es mir nicht so krumm, okay? Es war ja immerhin nur ein Kerl und mein bester Freund.“ „Wenn ihr Mädchen mit euren Freundinnen rummachen dürft, dachte ich mir, küsse ich mal Motoki!“ „Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt, wie man einen Mann küsst.“ „Wir haben übrigens diese Abmachung, wer wen zuerst ins Bett kriegt.“ Es war, auf Deutsch gesagt, eine beschissene Situation, aus der er niemals wieder herausfinden würde! Er stand grummelnd am nächsten Morgen auf und traute sich erst nach der dritten Tasse Kaffee das Haus zu verlassen. Er war auf den Weg zur Höhle des Löwen. Und er war komplett selbst schuld daran, dass er nun quasi Selbstmord beging. Für einen kurzen Moment überlegte er, ihr doch einfach nichts zu sagen, aber das konnte er ihr nun wirklich nicht antun. Da war er eindeutig nicht der Typ dafür. Er lief die vertraute Strecke zu ihrer Wohnung und klingelte an. Es war ihr kleiner Bruder, der ihm die Tür öffnete und es wunderte Mamoru nicht, dass Bunny noch im Bett lag, als er in ihr Zimmer ging. Behutsam schloss er die Tür hinter sich und setzte sich zu ihr. Die Gardinen waren noch zugezogen und verschlafen öffnete sie ihre Augen. Sein Herz raste wie wild. Er liebte sie. Und würde ihr jetzt solch ein bescheuertes Geständnis machen. Seine Gedanken gerieten vollkommen außer Kontrolle, er wusste nicht mehr ein und aus. Als Bunny ihn mit verschlafenen Augen und verliebt ansah, verkrampfte sich sein Inneres. Er war so bescheuert. Ehrlich. Er war einfach bescheuert. „Bunny, ich liebe dich!“, platzte es aus ihm heraus. „Ich liebe dich wirklich“, stammelte er und Bunny sah ihn total verwirrt an. „Was ist denn mit dir los?“, murmelte sie leise, noch halb im Schlaf. Mamoru schluckte. Er musste es ihr sagen. Jetzt, wo sie so vor ihm saß, so unschuldig und verliebt… Er konnte es nicht für sich behalten. Er musste zu seinem dummen Fehler stehen. „Motoki. Ich. Kuss.“ Mehr brachte er nicht heraus. Langsam wurden Bunnys Augen immer größer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)