Mit ungetrübtem Blick von RoseAkaShi (Großvaterparadoxon) ================================================================================ Prolog: Alte Zeiten ------------------- Prolog: Alte Zeiten Ich hab nicht dran geglaubt Hab es verleugnet und dagegen gekämpft Doch nun holt es mich ein Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschwimmen Ich weiß nicht wo ich hin gehör Ich weiß nicht was ich tun soll Ich weiß nicht wen ich wählen soll Ich sehne mich zurück in die alte Zeit Da wo alles einfach war Wo noch nichts kompliziert war Wo ich einfach nur ich war Es war doch alles Mal so einfach Es war doch alles Mal so gut Es war doch alles Mal so anders als nun Wieso ist das alles geschehen? Wieso verfolgt es mich? Wieso kann ich nicht hassen, wo ich sollte? Wieso kann ich nicht lieben, wo ich sollte? Alles ist so verdreht Ich bin verwirrt Find mich nicht mehr zurecht Wo sind die alten Zeiten, in denen ich fand mich am besten zu Recht? Kapitel 1: Reisepläne --------------------- Kapitel 1: Reisepläne „Irgendwann wirst du vielleicht aufwachen und feststellen, was dir an mir liegt. Dann werde ich vielleicht aufwachen neben jemandem, der das schon weiß…“ (Autor unbekannt) Elenas Sicht: Zusammen mit Jeremy ging ich den Hügel hinauf, der nun voller kleiner Gärten war, ganz anders als damals, wo alles eine Wildwiese gewesen war. Alles sah so anders aus. Ich hatte Jeremy die Wahrheit gesagt, was mit mir passiert war und fairerweise auch Damon. Sie waren die beiden, die ich trotz allem was geschehen war, am meisten vermisst hatte. Doch Damon hatte ich damit mehr als alles andere verletzt, aber was ich nicht geglaubt hatte von den beiden zu bekommen war, Verständnis. Am Ende waren sie doch die Brüder, für die ich sie auch immer ausgegeben hatte. Bonnie hatte ich nichts gesagt, von ihr würde ich die schlimmste Reaktion erwarten. Auch den anderen nicht. Was sollte ich auch sagen? Hey, es ist so das entweder Niklaus oder Elijah mein Seelverwandter ist und womöglich fällt es mir schwer zu entscheiden, ob ihr mir wichtiger seid oder sie und ihre Familie. Das würde sicher gut ankommen. „Der Hügel war ganz frei, eine Wildwiese mit vereinzelten Blumen, wie Disteln und an einigen Stellen Sonnenblumen. Oben auf den Hügel stand Ayannas Hütte. Sie lebte abseits von allem“, erzählte ich meinen Bruder und er hörte mir interessiert zu. Ich hatte ihm und Damon alles bis ins kleinste Detail erzählt. Alles woran ich mich erinnern konnte. Das waren fast zwei Tage gewesen, in denen ich nur geredet hatte. Aber ich wollte dass sie mich verstanden, meine Reaktionen und auch meine momentanen Gefühle. Der Hügel war jetzt vollkommen leer, da war nur ein riesiger Baum. Konnte es tatsächlich sein, das es der Baum war, den ich für Gideon damals gepflanzt hatte? Zumindest war es auch eine Kiefer und diese konnten bekanntlich Tausend Jahre alt werden. Ich legte Vergissmeinnicht, die ich gesammelt hatte, davor. „Ich glaube, das ist der Baum den ich für Gideon gepflanzt habe. Ich kann es nicht glauben, dass er immer noch steht.“ Jeremy drehte sich um, besah sich alles ganz genau. „Dort stand die Hütte, sie war ganz klein. Sie hatte nur eine große Essküche, ein kleinen Speiseraum und ein Schlafzimmer. Oben drüber war eine Art Dachboden, wo Heu gelagert war. Ich hab mich wie Heidi gefühlt“, meinte ich schmunzelnd, sobald ich mich an die skurrile Szene erinnerte. Es war witzig zu hören, aber eigentlich sehr gewöhnungsbedürftig gewesen. „Dahinter hab ich den Kräutergarten gepflanzt und danach Sonnenblumen. Es wachsen jetzt überall hier welche, sie haben sich anscheinend verteilt.“ Jeremy kam zu mir und sah an dem Baum hinauf, dann legte auch er einen Blumenstrauß an den Baum. „Scheint mir nicht sehr groß gewesen zu sein, das alles hier“, fand er und da hatte er verdammt recht. Es war wirklich nicht sehr groß gewesen, doch es war alles, was ich gebraucht hatte. „War es auch nicht“, stimmte ich ihm zu. „Doch es hat vollkommen genügt.“ Traurig sah ich dem Baum hinauf und spürte wie Jeremy mir einen Arm um die Schulter legte, gemeinsam gingen wir wieder herunter. Zu gern legte ich meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Es war schön wieder bei ihm zu sein. Doch jetzt wo ich diejenigen wieder hatte, die ich in der Vergangenheit vermisst hatte, so vermisste ich nun die Personen aus der Vergangenheit. Besonders Gideon, aber auch Kol, Finn, Henrik, Rebekah und Elijah und Niklaus. Ein wenig sogar Ayanna. „Es scheint schön gewesen zu sein, wie du es beschreibst.“ Leicht traurig nickte ich. Irgendwie vermisste ich sogar die Zeit, auch wenn hier vieles einfacher war und ich viele Neuheiten von hier doch sehr schätzte. „Wollen wir ins „Grill“ gehen? Wir könnten zumindest etwas essen“, schlug ich meinem Bruder vor und wir gingen durch eine kleine Gasse, um wieder in die Stadt zu gelangen. Gerade als wir aus der Gasse kamen, kam uns jemand entgegen und erschrocken zuckten Jeremy und ich zusammen, als er beinah gegen uns lief. Ich hatte den Mann noch nie gesehen, aber irgendwie beschlich sich mir ein ungutes Gefühl. „Entschuldigung, ich hab nicht richtig aufgepasst“, meinte er sofort und mein Herz schlug vor Schreck höher. Mein Bruder gab ihm den Weg frei. „Das macht doch nichts, man“, erklärte er grinsend und der Mann verschwand in der Gasse. Mit klopfenden Herzen sah ich ihm hinterher, das ungute Gefühl hatte mich noch immer nicht losgelassen. „Was hast du denn, Lena? Du warst ja ganz schreckhaft?“, fragte mein Bruder mich, doch ich schüttelte nur den Kopf. Versuchte das Gefühl abzuschütteln. „Nichts. Es ist nichts“, versicherte ich ihn dann lächelnd und trat wieder neben ihn, sodass er mir wieder seinen Arm um die Schulter legte. Im „Grill“ war es noch nicht wirklich voll, allerdings war es auch noch nicht besonders spät. Jeremy und ich bestellten uns jeweils eine Portion Pommes und eine Cola. Irgendwie fühlte ich mich nun mehr denn je mit meinen Bruder verbunden, vielleicht weil ich ihn viel zu lang nicht gesehen hatte. Ich hatte wohl ganz eindeutig Entzugserscheinungen nach ihm, denn wir wischen uns nicht mehr von der Seite, zumindest ich ihm nicht mehr. So allerdings vertraute auch Jeremy sich mir an. Erzählte mir wie leid er das Leben hier war und fast war ich gewillt mit ihm zu verschwinden, doch ich versicherte ihn dass alles wieder gut werden würde. „Aber was ist wenn du dich irrst, Elena? Ich glaube dir, was du mir erzählt hast, doch für sie sind tausend Jahre vergangen. Was ist wenn es schief gehen wird?“, fragte er nach und sah mich ein wenig verzweifelt an. „Dann gehen wir weg. Wohin du willst, Jer. Du bist das wichtigste für mich“, versicherte ich ihm. Mein Bruder war derjenige dem meine Loyalität gerade gehörte. Wenn es sein Wunsch war, dann würde ich mit ihm zusammen weg gehen. „Wohin würdest du wollen?“, fragte ich lächelnd nach und fragte mich, was er sich vorstellte, an welchen Ort er wohl schon immer gerne sein wollte. Jeremy grinste mich an. „San Francisco wäre doch ziemlich cool. Ich meine New York wäre auch toll, aber nur um Urlaub zu machen, aber auf Dauer wären mir das dann doch zu viele Menschen an einem Fleck.“ Da hatte er wohl recht. Ich stand auch nicht darauf, auf einer Insel eingesperrt zu sein mit acht Millionen weiteren Menschen. Lächelnd nahm ich einen Schluck Cola. „Dann also San Francisco, hört sich ziemlich gut an. Dort wäre unser größtes Problem ein mögliches Erdbeben“, meinte ich amüsiert. Jeremys Gesicht wurde auf einmal ernst. „Versprichst du es?“ Seine Augen sahen mich so flehend an. Er konnte den Schmerz und das Chaos hier wirklich nicht mehr ertragen. Ich legte meine Hand auf seine. „Ich verspreche es“, versicherte ich ihm ehrlich. „Das ist ja wirklich rührend.“ Eine Stimme die ich überall wieder erkennen würde, doch die Stimmlage war so verächtlich, das ich zusammen zuckte, denn das war ich nicht gewohnt. Ich hatte mich daran gewöhnt das er liebevoll und sanft zu mir war. Jetzt musste ich mich wieder an meine alte Lage gewöhnen, allerdings wollte ich das kaum. Mein Herz schlug höher und ich hoffte dass er das meiner Angst vor ihm zuordnete. Kurz schlug ich meine Augen nieder, bevor ich all meine Kraft sammelte und mich zu ihm umdrehte. „Niklaus“, sagte ich und hoffte es klang genug unbeeindruckt. Wie ich es auch gesagt hatte, es bewegte ihn dazu das Gesicht zu verziehen, wobei er vorher noch ein Grinsen auf dem Gesicht hatte. „Ihr beide wisst schon, das auch wenn ihr eure tollen Reisepläne habt, ich immer in eurer Nähe sein werde, oder? Ich meine Elena, du bist gerade meine Lieblingsblutblank.“ Mir wurde schlecht. Ich hasste es, wie er mich hier behandelte und ich hatte das Gefühl weinen zu müssen, von seinen abscheulichen Worten. Jeremy zog mich hinter sich zurück und sah Niklaus hasserfüllt an. „Hör auf meine Schwester so zu behandeln!“, fauchte er. Oh Jer, bitte sei nicht so verdammt mutig. Es gab keinen Grund mich zu beschützen. Niklaus grinste wieder so selbstgefällig, dass es einen krank machen konnte. „Wirklich eine amüsante Drohung, kleiner Gilbert. Allerdings bin ich nur hier um mich zu amüsieren und mit einem Kumpel was zu trinken. Los bestell schon mal was zu trinken, Tony“, wandte er sich an einem Typen hinter ihm und ich konnte es kaum fassen, aber es war der Mann aus der Gasse, was auch Jer begriff. Er erfreute sich eindeutig an meinem geschockten Blick. „Gibt es einen Grund uns hinterher zu spionieren oder hast du einfach nicht genug Freunde, dass du anderen deine Gesellschaft aufzwingen musst?“, fragte ich verächtlich. Einen Dank an Damon und Kol, für die großartigen Lehrstunden im verspotten. Niklaus kniff verärgert die Augen zusammen, wenn er glaubte ich war das kleine nette schüchterne Mädchen, das Angst vor ihm hatte, dann irrte er sich gewaltig. „Meine Schwester scheint verschwunden zu sein. Das will ich noch klären.“ Rebekah, natürlich. Ich hatte daran gedacht ihr den Dolch aus der Brust zu ziehen und ihr die Wahrheit zu sagen. Wenn ich bei irgendwen den Anfang machen sollte, dann war sie kein schlechter Weg, die einzige Alternative war zurzeit sowieso nur Niklaus und das wagte ich mir nicht. „Gibt es noch einen weiteren Grund außer den Launen deiner Psycho-Schwester, weswegen du uns belästigt oder wars das?“, fragte mein Bruder nach und nahm sich anscheinend an mir ein Beispiel. Grinsend hob Niklaus den Finger. „Da wäre noch etwas. Ich hätte gern den Aufenthalt von Stefan. Denn ich will ihn einen kleinen Besuch abstatten.“ „Wahnsinnig tolle Idee wie ich finde. Ich hoffe du bist wütend auf ihn, dann kannst du ihn für mich noch einmal schlagen, bevor du ihm den Kopf abreist“, gab ich sofort zurück. Berechnend sah mich Niklaus an, trat einen Schritt auf mich zu und sah mir direkt in die Augen. „Dann scheint es wohl das wir auf einer Seite sind, Süße. Dein offensichtlicher Hass ist wirklich amüsant und inspirierend zugleich. Dein Ex-Freund hat mich bestohlen. Ich schlage vor wir arbeiten zusammen an diesem Problem, sonst sind die einzige Reisepläne die du machen wirst, die Überführung der Leiche deines Bruders ins Mausoleum.“ Er klopfte Jeremy auf die Schulter, bevor er verschwand. Gut, das war eindeutig. Kapitel 2: Klar sehen --------------------- Kapitel 2: Klar sehen „Manchmal muss man die Augen schließen um klarer zu sehen.“ (Autor unbekannt) Elenas Sicht: „Bist du sicher, dass es die Särge sind, die Stefan gestohlen hat?“, fragte Damon nach, während wir zusammen durch den Wald liefen. „Hundertprozentig. Nichts anderes würde ihn so aufregen. Niklaus kann sagen was er will, aber seine Familie ist ihm immer noch am wichtigsten. Also hat Stefan seine Geschwister gestohlen. Wenn wir sie zuerst finden, dann können wir sie…“ Damon packte mich am Handgelenkt, drehte mich zu sich um und zwang mich ihn anzusehen. „Dann können wir was, Elena? Sie wieder erwecken? Okay, ich versteh dass du durch deine Forschungsreise eine ganze neue Sicht der Dinge entwickelt hast, aber von dem hier hast du keine Ahnung. Vier wütende nicht berechenbare Urvampire aufwecken? Keine gute Idee!“ Ich hatte doch auch schon mehrmals die Karten hin und her geschoben und über alles genau nachgedacht, doch das erschien mir bisher die beste Lösung. „Sie sind gar nicht so unberechenbar. Am launischsten wird Rebekah sein und die kennen wir. Elijah ist…“ „Er hat uns das letzte Mal verraten!“ „… anständig, sodass er sicher nicht diejenige ermorden wird, die ihn aufwecken werden. Kol ist so wie du…“ „Oh, das beruhigt mich ungemein!“ „… und Finn ist gut. Er ist wie Elijah, vielleicht sogar noch netter!“, sagte ich vollkommen überzeugt. Sie würden extremer in den Eigenschaften sein, die sie früher haben mochten, aber sie waren auf keinen Fall Monster. Sie waren eine Familie, sie waren meine Familie. „Ich glaube Elena, du siehst nicht klar“, offenbarte er mir seine Meinung, doch ich schüttelte entschieden den Kopf. Da war ich ganz anderer Meinung, aber daran war ich mittlerweile gewohnt, da unsere Meinungen öfters auseinander gingen. „Ich sehe sogar vollkommen klar. Damon, vertrau mir!“, bat ich ihn und er sagte nichts. Keine Zustimmung und auch keine Ablehnung. Wir gingen weiter, den Weg entlang, den Bonnie für uns beschrieben hatte, denn sie hatte uns verraten, wo die Särge zu finden waren. Wir traten in das Hexenhaus hinein, doch sobald Damon ins Licht trat, griff die Sonne ihn an. Sofort verschwand er an die Wand. „Im ernst? Auch jetzt noch?“, rief er ins Haus hinein. Verwirrt runzelte ich die Stirn und sah ihn an. „Die Hexen haben etwas gegen mich. Sie sind nicht wirklich Fans von mir.“ „Dann geh raus. Ich schaff das auch allein.“ Protestierend sah mich Damon an, merkte aber, dass er keine Einwände bringen konnte und verschwand nach draußen, während ich nach unten ging. „Stefan“, rief ich in das Haus hinein. „Du bist umsonst hier, Elena.“ Fest blickte ich ihm in die Augen, es brachte nur noch negative Gefühle hervor ihn zu sehen, wie Ärger und Zorn. In der Vergangenheit hatte ich genug Zeit, um mein Herz von ihm zu entwöhnen. Nie würde ich unsere einstige Liebe vergessen, doch sie beeinflusste mich nicht mehr. Es machte mich einfach nur noch wütend, wenn ich daran dachte, was er mir alles angetan hatte, während ich die ganze Zeit gehofft und gekämpft hatte. „Ich weiß, dass du Niklaus Familie gestohlen hast. Sag mir wo sie ist!“, forderte ich ihn auf und er runzelte die Stirn. Anscheinend hatte er damit gerechnet, dass ich wollte dass er sie Niklaus wiedergab, aber das war nicht in meinem Sinne. Ich hatte Angst dass Niklaus sie nur einfach weiter in diesen Särgen aufbewahrte, doch das konnte ich nicht zulassen. Ich wollte sie befreien. „Um sie Klaus zu übergeben? Sicher nicht“, erwiderte er. Ich schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, um sie zu erwecken“, sprach ich meine ernsten Absichten aus und er sah wirklich, trotz seiner sonst harten Miene, ziemlich überrascht aus. Aber er verstand das nicht. Das konnte er nicht und würde er auch nie. „Bist du jetzt vollkommen Wahnsinnig geworden?“, fragte er mich zornig. Wieder schüttelte ich den Kopf. „Nein. Ich sag es dir, wie auch Damon. Ich sehe vollkommen klar.“ Nie hatte ich so klar gesehen, wie jetzt. Alle konnten sagen was sie wollten, doch niemand hatte es verdient für Jahrhunderte über in einen Sarg gesperrt zu werden. „Du solltest gehen, Elena“, sprach er ernst aus. „Nein! Weißt du was Niklaus tut, wenn er seine Familie nicht wieder bekommt? Er hat gedroht Jeremy zu töten, er wird ihn umbringen!“, schrie ich ihn an und hoffte damit noch ein Gefühl in ihm hervorzurufen, aber wie ich es befürchtet hatte, ließ es ihn vollkommen kalt. „Das ist nicht mein Problem“, antwortete er mir. Ich tat das, was ich schon lange tun wollte. Ich holte aus und schlug ihn mit voller Kraft ins Gesicht, wie er diesen Schlag noch hundert weitere Male verdient hatte, denn das war auf jedenfall nicht genug. „Sollte Niklaus dich töten, wird das der Mord sein für dem ich ihn dankbar sein werde.“ Ohne ihn noch einmal anzusehen, ging ich nach draußen. Das wars dann wohl, ich würde einen neuen Plan brauchen. „Nicht gut gelaufen?“, fragte Damon, als ich wütend herauskam. Ich zeigte zu dem Haus, Wut zeichnete sich sicher eindeutig auf meinem Gesicht ab. „Er ist… er ist…“ Mir fehlten die Worte, um ihn wirklich eine Beleidigung zu verpassen, die angemessen genug war. Damon drückte mir die Autoschlüssel in die Hand. „Fahr zu deinem Bruder, ich werde meinen einen Besuch abstatten“, meinte er und ich konnte nur leicht nicken. Was sollte ich nun tun? Irgendwas musste ich tun, denn ich hatte keinen Zweifel daran, dass Niklaus seine Drohung gegenüber Jeremy ernst meinte. Ich könnte Rebekah erwecken, aber ich fragte mich ob ich bei ihrer momentanen Wut auch nur zu einem Wort kommen würde. Ich wählte die Nummer, die Niklaus mir mit einer Karte gegeben hatte. „Hallo, Elena. Hast du das was ich will?“, kam er auch gleich zur Sache, sobald er abnahm, um wohl keine Zeit zu verschwenden. „Nein“, antwortete ich ehrlich und wohl auch ein wenig frustriert. „Das ist zu schade, dann sollte ich dir wohl demonstrieren, wie ernst es mir ist.“ Mein Herz schlug höher und die Angst um Jeremy packte mich. „Das wird nicht nötig sein. Stefan hat deine Familie“, erklärte ich ihm, das was er natürlich schon wusste. „Bravo. Du hast also ganz allein rausbekommen worum es geht, aber ich will sie wieder haben und keine Information bekommen, die ich schon hatte.“ Natürlich, Überflüssiges mochte er nicht. Mochte wohl keiner. Außer vielleicht Caroline. Aber sie war sowieso ein spezieller Fall nur für sich. „Er wird nicht darauf eingehen, falls du dich erinnerst, du hast seine Gefühle abgeschaltet, selbst das schauspielerischste Flehen, was ich vollbringen könnte würde mir gar nichts bringen. Find dich damit ab, dass dich das Drohen bei mir nicht weiter bringt. Allerdings könnte ich dir Rebekah geben“, räumte ich ein. Vielleicht würde er sie aufwecken, wenn sie sich beruhigte konnte ich vielleicht mit ihr reden. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das sie wollte, dass ich ihr sagte, wer ich bin. Ich wusste nicht wieso, es war vielleicht nur so ein Gedanke. „Du könntest, mein Schatz? Du wirst!“, sagte er sicher und auch mit einem Befehlston. „Lass die Kosenamen weg, die benutzt man nur, wenn man jemand mag.“ Er schwieg und bevor er etwas erwidern konnte, sprach ich weiter. „Ich gebe dir deine Schwester, dafür lässt du meine Familie und Freunde in Ruhe“, bot ich ihm einen Deal an. Dabei wusste ich genau, dass es zu wenig war, dass er sich darauf einließ. Trotzdem hoffte ich nun einmal. Eine Weile war es am Ende der Leitung still, bevor er wieder sprach. „Meine Schwester gegen alle deine Liebsten? Du musst nicht klar bei Verstand sein!“ Genervt söhnte ich auf. „Verdammt noch mal! Was habt ihr eigentlich heute alle? Ich sehe klar und ich bin auch klar bei Verstand! Niklaus, sie ist deine Schwester und du willst sie zurückhaben. Lass diejenigen, die ich liebe, aus dem Spiel und trag deinen Krieg mit Stefan allein aus. Solltest du ihn besiegen oder sogar töten, werde ich dich sogar bejubeln, aber lass uns da raus“, sprach ich genervt. Am liebsten wollte ich irgendwo gegen schlagen, da ich so frustriert von allen war. Bitte Niklaus, sei einsichtig! „Vorerst sind du und deine Familie sicher, im Austausch gegen Rebekah.“ „Komm zum Salvatore-Anwesen“, erwiderte ich und legte auf. Sofort rief ich Damon an, um ihn von meinen Plan zu unterrichten und obwohl er protestierte konnte er nichts dagegen tun, sondern leitete nur andere Maßnahmen ein. Kapitel 3: Verlorener Respekt? ------------------------------ Kapitel 3: Verlorener Respekt? „Der Mensch ist vielerlei. Aber vernünftig ist er nicht.“ (Oscar Wilde) Niklaus Sicht: Woher schöpfte dieses Mädchen in letzter Zeit nur ihren Mut? Sie war frecher als sonst und schien kaum noch Angst vor mir zu haben. Eigentlich war das etwas, was ich so schnell wie möglich ändern sollte und ihr erneut Angst einjagen sollte. Ich sollte ihr eine Lektion erteilen, irgendeine geeignete Machtdemonstration. Elena machte mir die Tür auf und ließ mich hinein. „Eine Sache haben wir noch nicht geklärt, wo ist Stefan?“ Elena zog trotzig eine Augenbraue hoch. „Erwarte dafür jetzt bloß keine Gegenleistung, ich war schon großzügig genug mit deinen Freunden“, sprach ich verächtlich. Allerdings musste ich zugeben, dass sie mir wenig eine Wahl dafür gelassen hatte. „Wie? Mit dem Wörtchen, vorerst? Mir wäre ein Vertrag unterschrieben mit deinem Blut eindeutig lieber.“ Wieso hatte sie nur all diese dämlichen Sprüche von dem Salvatore-Jungen lernen müssen? Damon war eindeutig kein guter Umgang für sie. Das machte sie frech und aufmüpfig. „Du…“ „Er ist im Hexenhaus. Die werden dich allerdings nicht mögen und den Tageslichtschutz für dich abstellen. Du solltest also bis zum Abend warten. Kleine Empfehlung.“ Sie ging an mir vorbei, voran Richtung Keller. „Dir scheint an Stefans Leben wirklich nichts mehr zu liegen“, versuchte ich sie zu necken, da ich es nicht glauben konnte, schließlich hatte sie vor kurzen noch alles getan um ihn zurückzuholen. Sie machte eine Tür auf und da lag meine Schwester. Erdolcht. Der Dolch war in ihren Rücken gebohrt. „Ehrlich gesagt, kann ich sogar sagen, dass mir selbst an deinem Leben mehr liegt, als an seinem.“ Dabei Lächelte sie mich auf wirklich charmante Weise an, das es mein Herz zum schlagen gebracht hätte, wenn sie nur eine andere wäre. Ich konnte mir ein Lächeln, über ihre harte Stimme nicht verkneifen. „Wundervoll. Verbitterung, das tut gut, meine Liebe, nicht wahr?“, fragte ich fröhlich nach und sie kniff die Augen zusammen. „Ich sag auch bitte, aber lass diese Kosenamen weg“, sprach sie noch einmal. Bedrohlich ging ich einen Schritt auf sie zu, weil sie sich eindeutig zu viel auf einmal in letzter Zeit erlaubte. „Machen wir einen weiteren Deal, du hörst auf mich Niklaus zu nennen!“ Ihre Augen weiteten sich geschockt und mir wurde klar, dass sie sich bisher überhaupt noch nicht bewusst gewesen war, dass sie mich so nannte. Was war nur mit der Doppelgängerin los? „Des Weiteren hätte ich noch eine interessante Frage an dich, seit wann, duzt du mich?“ Bisher war sie mir immer mit einem gewissen Respekt gegenüber getreten, doch jetzt waren es nicht nur die losen Sprüche, die mir zeigten, dass sie den verloren hatte. Sie machte den Mund auf und schloss ihn wieder. Anscheinend war sie selbst geschockt. War ihr das wirklich nicht aufgefallen? Ich konnte sehen wie sie schluckte und versuchte sich zu sammeln. „Das hab ich nicht bemerkt“, flüsterte sie so verloren, das es allem widersprach was sie vorher zu mir gesagt hatte. Doch ihre unsichere Art mochte ich eindeutig lieber. „Weißt du, das glaube ich dir sogar“, antwortete ich ihr dann und ging zu meiner Schwester, um den Dolch aus ihren Rücken zu ziehen. Meine arme kleine Schwester, da wurde ihr einfach in den Rücken gestochen. „Du solltest wissen, dass ich das gewesen bin.“ Überrascht schaute ich in Elenas ernstes Gesicht. Sie hatte meine Schwester erstochen? Wie Rebekah sich wohl gefühlt hatte, von dem Mädchen abgestochen zu werden, dass das Gesicht ihrer besten Freundin hatte? „Sie wird also versuchen mich umzubringen.“ Wahrscheinlich war das bei Rebekahs Temperament eine durchaus logische Option. „Ich hab Rebekah im Griff, mach dir darüber keine Gedanken.“ Elena sah mir fest in die Augen und ich hasste diesen Blick, doch ich wagte es nicht wegzublicken. Allerdings beherrschte sie aus irgendeinem Grund denselben Blick wie Tatia, irgendwer schien mich verhöhnen zu wollen. „Dann solltest du noch wissen, dass ich mit Jeremy vorhabe Urlaub zu machen. Also hoffe ich mal, das du dich an unsere Abmachung hältst und niemand schadest, nur weil ich nicht da bin.“ Sie hatte wirklich nicht das geringste Vertrauen in mich, was für eine uncharmante Eigenschaft von ihr, aber vielleicht auch verständlich. „Keine Sorge, wir kommen auch wieder“, versprach sie kalt, ging dann wieder an mir vorbei. „Ich nehme an, du findest alleine raus.“ Sie duzte mich noch immer. Ich kam beim Hexenhaus an, wo Stefan schon davor stand, an der Wand gelehnt. „Noch mehr Besuch heute? Will mein Bruder es mir heimzahlen in dem er mich von dir umbringen lässt?“, fragte Stefan amüsiert. Wo war nur der Respekt bei allen geblieben? Erst Elena, jetzt auch noch er. Damon verstand ich ja, der hatte anscheinend immer Todessehnsucht, aber wieso die beiden auch noch? „Nein, ich muss dich enttäuschen. Es ist Elena die dich so sehr hasst“, antwortete ich ihm. Das fand ich allerdings eine sehr interessante Wendung in dem ganzen Spiel. Sie schien tatsächlich nichts mehr für ihn übrig zu haben, allerdings fragte ich mich, wann das geschehen war. „Ja, sie hat sich heute gewünscht, dass du mich tötest.“ Wahnsinn! Sie hatte es auch ihm gesagt? Das hatte ich wirklich nicht von ihr erwartet, aber es war wirklich beeindruckend. „Ich bin wahrlich geneigt ihr diesen Wunsch zu erfüllen, allerdings gibt es vorher noch eine Sache die ich wieder haben will. Du hast nämlich noch immer etwas, das mir gehört.“ Er hatte es gewagt meine Familie zu entführen und das würde ich ihn bereuen lassen, noch früh genug würde er dafür bezahlen. „Tritt ein. Allerdings glaubst du wirklich ich hab sie am selben Ort untergebracht, wo ich jetzt lebe?“ Ich sah mich um, aber er hatte recht, sie waren wirklich nicht da. Wie konnte das nur so sein? Wo hatte er sie dann versteckt? Wütend wandte ich mich zu ihm um. „Wo sind sie?“, fragte ich zornig, doch er lächelte einfach nur. Ich griff nach seiner Kehle und drückte ihn an die nächste Wand, doch er sah nicht beeindruckt aus. „Wenn du mich tötest wirst du es nie erfahren. Übrigens wusstest du eigentlich, dass du dich mit Elena im Wettstreit um Schnelligkeit befindest? Sie will die Särge nämlich auch finden, sie hat vor die Dolche herauszuziehen“, erklärte er mir und ehrlich, das war ein Schock. Wieso wollte sie das tun? War sie verrückt geworden? Doch dann fiel mir auf, dass sie gesagt hatte, dass heute sie das schon viele gefragt hatten und sie hatte mir versichert, dass sie bei klarem Verstand war. Was hatte sie also vor? Was versprach sie sich davon meine Geschwister aufzuwecken? Vertraute sie so sehr auf Elijahs Hilfe? Ich brach einen Ast von einem Baum ab und rammte ihn Stefan ohne zu zögern in den Bauch, wenn es niemand bedauerte, nicht einmal Elena, wieso sollte ich es dann tun? „Ich rate dir, mir meine Familie wiederzugeben oder wir werden ein neues Spiel von Leid beginnen und dafür hab ich eine persönliche Freigabe“, zischte ich ihm zu, bevor ich ihn schwer verletzt da liegen ließ. Erst einmal musste ich mich um meine Schwester kümmern und dann musste ich herausfinden, warum Elena meine Familie erwecken wollte. Kapitel 4: Eine Auszeit ----------------------- Kapitel 4: Eine Auszeit „Reisen sind das beste Mittel zur Selbstbildung.“ (Karl Julius Weber) Elenas Sicht: Zusammen mit Damon trat ich zu den Särgen, sie waren noch alle da, Niklaus hatte sie tatsächlich nicht sehen können. Ich hatte Stefans Aufenthalt mit Absicht verraten, denn eine Lüge hätte mich nicht weiter gebracht, aber ich hatte Damon und Stefan vorher noch gewarnt. Irgendwie hatte ich gewusst, dass Niklaus wissen wollte, wo Stefan sich befand. Ich hob einen Deckel an, nur um darin Kol zu entdecken. Kol. Mein Bruder. Ich strich ihm sanft über die Wange und unterdrückte meine Tränen. Ich erinnerte mich daran, wie wir zusammen eine Angel gebaut hatten und ich ihm davon erzählt hatte, das es manchmal Orte gab, wo man ein Meter vor treten konnte, wo es nicht regnete und wenn man einen Schritt wieder zurück trat, es auf einen hernieder prasselte. Diese Regengrenzen hatten mich schon immer fasziniert und ich wusste, das Kol so etwas witzig finden würden. Wir hatten uns ausgemalt wie wir zusammen an dieser Grenze vor und zurücksprangen. Meine Hand wanderte automatisch zum Dolch in seiner Brust und ich war kaum dabei zu bemerken, wie ich ihn herausziehen wollte, da hielt mich auch schon jemand davon ab. „Kommt nicht in Frage!“, sagte Stefan eindringlich zu mir. „Ausnahmsweise stimme ich meinen Bruder da sogar mal zu“, fügte Damon hinzu und so wenig mir das auch gefiel, ich wusste die beiden würden es nicht zulassen. Bedauernd sah ich zu Kol. Was hatte er nur getan, um es zu verdienen, einen Dolch in die Brust gestochen zu bekommen? Ich drückte ihn einen Strauß Vergissmeinnicht in die Hand, die ich für ihn gesammelt hatte, wie ich es auch bei Finn und Elijah tat. Es war mein Versprechen, das ich sie nie vergessen hatte. Natürlich nicht, es war auch nicht wirklich viel Zeit vergangen, aber es war auch meine Hoffnung, das sie mich nicht vergessen hatten. „Hat das einen bestimmten Zweck?“, fragte Stefan nach. Kalt sah ich ihn an. „Das geht dich nichts an. Beschäftige dich doch lieber mit der Frage, was in den vierten Sarg ist, denn ich versichere dir, das ich keine Ahnung habe, was darin sein könnte.“ Henrik war gestorben, ich hatte gesehen wie er beerdigt wurde, Mikael war verbrannt, Esther war ein Mensch geblieben und Niklaus hatte ihr das Herz heraus gerissen. Meiner Meinung gab es keine weitere Möglichkeit. Ich konnte auch nicht glauben, dass es Ayanna war und auch wenn ich mir vorstellen könnte, das Niklaus so verrückt wäre meine Leichnam aufzubewahren, ich lebte schließlich noch. Ich blickte zu Damon und er nickte mir zu. Wir gingen nach draußen, ließen Stefan wieder in dem Hexenhaus allein. Damon brachte mich nach Hause, wo ich mich fürs erste von ihm verabschiedete. Dann begann ich meine und Jeremys Sachen zu packen. Ich hatte ihm noch nichts gesagt, aber ich wusste dass er sich freuen würde. Er brauchte das und ich auch, wenn ich ehrlich war. Jeremy sah verwirrt aus, als er in sein Zimmer kam und mich hier packen sah. „Du packst meine Sachen?“, fragte er verwirrt nach und ich nickte leicht bestätigend. „Ich hab beschlossen, dass wir beide in Urlaub fahren. Zwar nicht für immer weg, aber wir brauchen eine kleine Auszeit. Ich dachte an New York, so viele Menschen, das wir mit unseren Problemen, dort vielleicht untergehen“, meinte ich schmunzelnd an ihn gewandt. Er sah total ungläubig aus. Anscheinend hatte er nicht wirklich damit gerechnet, dass ich irgendwie gedachte von hier wegzugehen. Aber das tat ich und ich sah nun ein, das Jeremy und ich eine Auszeit von Mystic Falls brauchten. Damon hielt es ebenfalls für eine gute Idee, obwohl ich glaubte, das es vor allen deswegen war, damit von der Gefahrenquelle wegkamen. Jeremys Gesicht hellte sich auf, wie es lange es nicht mehr getan hatte und eifrig begann er mit mir zusammen Sachen zu packen. Dabei machten wir die Musik laut an, sangen zusammen und versuchten zu vergessen, wie schrecklich alles hier gerade war. Wir wollten einfach nur noch weg. Zusammen. Deswegen packten wir unsere Sachen in den Kofferraum meines Autos und ohne noch weiter zu zögern, fuhren wir erst einmal davon. Wenn es noch andere wüssten oder wir uns viel verabschiedeten, dann würde sicher wieder irgendetwas wichtiges dazwischen kommen. Aber sobald wir erst einmal genug Abstand hatten, würde ein Zurückkommen aufwendiger sein, als fortzubleiben und darauf legte ich es an. „Wie lange wollen wir wegbleiben?“, fragte Jeremy interessiert und auch hoffnungsvoll, denn er wollte wohl eine lange Zeit nicht mehr zurückkehren. „Lass uns erst einmal kein Ende unserer Reise planen“, befand ich und Jeremy nickte begeistert. Grinsend lehnte er sich im Sitz zurück und ich konnte sehen wie er seine Augen schloss. „Ich finde wir sollten all die Dinge tun, die wir uns immer vorgenommen haben, aber zu denen wir nie gekommen sind“, schlug er vor. Ich musste kichern, denn das waren eine Menge Sachen. Das würde eine lange Liste werden. „Auch die langweiligen Dinge?“, fragte ich nach, weil wir uns auch mal vorgenommen hatten, ein Museum zu besuchen und ein Musical anzusehen und ich ahnte, dass das auf keinen Fall Jeremys Ding sein würde. Das hatte ich einmal auf unsere imaginäre Liste gesetzt. „Nicht nur die, auch die verrückten Dinge. Mit einem Bungee-Seil von einer Brücke springen, Motorcross ansehen, surfen gehen“, zählte Jeremy einige Dinge von unserer Liste auf und ich ahnte, dass das nicht unbedingt ein entspannender Urlaub werden würde. Ich würde wohl mehr Aufregung bekommen als in Mystic Falls. Ich nickte zustimmend. „Dann ein paar Regeln. Keine Gespräche über Vampire und Stefan“, entschloss ich mich, da ich davon erstmal nichts mehr hören wollte. Schließlich wollten wir doch Abstand davon bekommen. „Auch keine Werwölfe, Hexen, Hybriden oder andere magische Wesen. Ich finde Ex-Freunde der letzten Zeit sollten auch ausfallen, sowie das „wahre Liebe“ Thema.“ Dabei sah er mich genau an. Wahrscheinlich war es schrecklich dabei zuzuhören wie ich über Niklaus und Elijah philosophierte. Da konnte ich seinen Unmut nur zu genau verstehen. „Aber von mir aus kannst du über Gideon reden, wenn du willst“, erlaubte er mir. Dankbar lächelte ich meinen kleinen Bruder an. Er hatte bemerkt, wie sehr ich Gideon vermisste und wie sehr ich ihn liebte. Es war eine Quälerei zu wissen, dass ich ihn nie in meinem Leben wiedersehen würde. Ich vermisste es mich jeden Tag um diesen kleinen Jungen zu kümmern. Es hatte sowas schönes natürliches gehabt. Ein Stück Normalität. „Ich bin einverstanden“, sagte ich lächelnd zu ihm und wir schlugen kurz ein, bevor ich mich wieder ganz auf die Straße konzentrierte. Wir fuhren weg, hinaus aus Mystic Falls und immer weiter, über die Autobahn und Landstraßen. Nur zum Tanken hielten wir an und wir schliefen im Auto, wie früher klappten wir die Rückbank auf und schliefen dann hinten. Wir wechselten uns mit fahren ab und erzählten uns Erinnerungen aus unserer Kindheit. Zum ersten Mal seit langem riefen wir die Gedanken an unsere Eltern wieder wach und dachten dabei, wie schön es doch alles gewesen war. Seit langem blickten wir ohne Trauer zurück, sondern nur mit einem guten Gefühl. Es waren schöne Erinnerungen, die wir uns durch nichts kaputt machen lassen wollten. Wir wollten die Zeit, die wir hatten, soweit es ging genießen und uns weitere schöne Erinnerungen schaffen. Außerdem wollten wir unsere Zeit gemeinsam verbringen. Wir erkannten, wie wichtig wir uns einander waren. Jeremy und ich waren Geschwister und das war etwas, das wir nie vergessen wollten. Wir wollten zusammenhalten und nichts zwischen uns lassen, wie es Damon und Stefan getan hatten oder auch Elijah, Niklaus, Rebekah, Kol und Finn. So wollten wir nicht sein. Unsere Eltern hatten uns gelehrt zusammenhalten und das verzeihen das wichtigste und auch schönste auf der ganzen Welt war. Etwas das wir nie vergessen sollten. Wut und Hass dagegen brachten nur Schmerz und davon hatten wir eindeutig schon genug in unserem Leben. So beschlossen wir immer zusammen zu halten. Wir schwuren uns einander nie zu verlassen, uns zu vertrauen und immer für einander da zu sein und füreinander einzugestehen. Kapitel 5: Telefonate --------------------- Kapitel 5: Telefonate „Phantasie ist unser guter Genius oder unser Dämon.“ (Immanuel Kant) Damons Sicht: Stefan schien meiner Meinung immer verrückter zu werden. Er wollte Klaus dazu zwingen seine Hybriden aus der Stadt zu jagen, aber ihm fehlte das nötige Druckmittel. In dem Augenblick war ich so froh, dass Elena gerade nicht in der Stadt war. Dafür brachte er nun systematisch Klaus seine Hybriden um und ich musste es versuchen auszubaden, bevor es zu sehr ausartete. Denn wie lange würde sich Klaus an den Deal mit Elena halten? Seine gute Seite, von der Elena erzählt hatte, war nun einmal verschwunden und ich fragte mich, ob sie auftauchen würde, wenn er wüsste, wer Elena in seiner Vergangenheit gewesen war. Ich war mir nicht sicher, ob uns das helfen würde, aber in, aller größter Not, wäre es doch der beste Trumpf, den wir hatten. Es würde ihn auf jedenfall schocken. Doch allerdings ahnte ich schlimmes, was er dann tun könnte. Ich wusste was ich tun würde und Niklaus war noch um einiges erbarmungsloser. Das würde nicht ganz gut ausgehen. Außerdem würde ich Elena dann endgültig verlieren. Zumindest jetzt war sie noch bei mir und ich war derjenige den sie gerade am meisten vertraute, das war etwas, das ich nicht wieder verlieren wollte. Ein weiteres Problem auf der Liste, war die aufgewachte Rebekah. Erst einmal hatte sie wohl ihren Kampf mit Klaus gehabt und obwohl ihre Differenzen wohl immer noch nicht ganz geklärt waren, so war es nicht gut, dass sie wieder auf der Bildfläche erschienen war. Die beiden waren leider, so musste ich zugeben, eine tödliche Kombination. Wieder war ich froh, das Elena mit ihrem Bruder einen Ausflug machte, denn ich war sicher das Klaus Barbie noch eine offene Rechnung mit Elena hatte. So ging alles drunter und drüber. Caroline wollte ihren Geburtstag nicht feiern und ich bot ihr an sich mit mir zu betrinken, was sie annahm. Wir stießen an, auf ihren Tod, wie es sich für einen Vampir gehörte. Sie wollte nicht fröhlich sein und ich verstand sie, die ersten Jahre in denen man sich nicht veränderte, waren die schlimmsten von allen. Als eine weitere Problematik erwies sich der vierte Sarg, von dem wir keine Ahnung hatten, was sich darin befand, noch wussten wir, wie wir ihn öffnen konnten, um ihn aufzubekommen. Bonnie versuchte es mit Zaubersprüchen, Stefan und ich wandten Gewalt an. Doch egal was wir ausprobierten, dieser verdammte Sarg wollte nun einmal einfach nicht aufgehen. Des Weiteren wollte die Stadt nun Schritte gegenüber Stefan unternehmen, sofern ihn niemand aufhielt, was Klaus in die Wege geleitet hatte. „Blöder Urvampir“, knurrte ich ins Telefon, als ich Elena von all dem berichtete. Doch von ihr bekam ich nur ein Kichern, klar sie war ja auch gerade irgendwie ein Fan von ihm oder so. Dämliche Zeitreise. „Dann hat Bonnie von ihrer Mutter geträumt und jetzt macht sie einen Ausflug sie zu finden. So das wars erst einmal“, beendete ich meinen ziemlich umfassenden Bericht. „Scheint ja mächtig viel los bei euch zu sein. Jeremy und ich haben uns heute das Empire State Building angesehen und wir saßen in einem Café im zweiundzwanzigste Stockwerk eines Hochhauses auf der Dachterrasse. Wir gehen heute Abend uns ein Musical ansehen und morgen wollten wir etwas außerhalb ein wenig wandern und schwimmen gehen“, berichtete sie mir. Das was sie machte, hörte sich eindeutig viel schöner an. Aber ich gönnte ihr die Zeit mit ihren Bruder, sie hatten sie beide wirklich nötig. „Mach ein paar Fotos, am besten da wo du im Bikini bist“, schlug ich vor und versuchte mir das gleich einmal vorzustellen. „Damon!“, rief Elena mit ihrem warnenden Tonfall. „Ich weiß, ich weiß… Wahre Liebe und so weiter und du kannst dich nicht dagegen wehren. Flirten spricht trotzdem nicht dagegen“, meinte ich schmunzelnd, obwohl ich mich hundeelend deswegen fühlte. Die Vorstellung dass sie entweder zu Elijah oder Niklaus gehörte, machte mich ehrlich gesagt rasend. „Wir machen viele Fotos, welche wo ich in Bikini bin, werden wohl auch dabei sein. Aber du wirst nett zu mir sein müssen, wenn du sie sehen willst und dann ist da immer noch Jeremy, dessen Bruderinstinkte, immer größer zu werden scheinen“, philosophierte sie. Bei dieser Vorstellung musste ich lachen, es war ein amüsanter Gedanke. „Wie auch immer. Ich muss jetzt Schluss machen, Damon. Ruf mich an wenn es etwas Neues gibt“, meinte sie. „Ja, natürlich. Mach ich. Bis dann“, verabschiedete ich mich. „Tschüss“, sagte sie und seufzte sobald ich das Tuten hörte. Sie hatte aufgelegt. War das nicht etwas tolles Neues zu berichten? Allerdings wusste ich nicht, ob Elena das auch so toll finden würde. „Was gibt es Damon?“, fragte sie, sobald sie abgenommen hatte. Im Hintergrund hörte ich diesmal vollkommende Stille. „Wo bist du?“, fragte ich interessiert nach. „Du weißt doch, wie ich dir Vorgesten gesagt habe, dass wir wandern wollten?“, fragte sie nach und natürlich erinnerte ich mich daran. Ich erinnerte mich immer an alles was sie sagte, denn jedes ihrer Worte war für mich wichtig. „Sicher, Elena und baden wolltet ihr auch. Gibt es tolle Fotos davon, wie das Wasser deinen Körper herunter rinnt, während du nicht weiter als einen knappen Bikini trägst?“, fragte ich interessiert nach. „Ja, und bei der Szene fahr ich mir auch noch durch die Haare. Aber es geht darum, dass wir daraus eine kurze Campingphase gemacht haben. Jetzt besichtigen wir einige schöne Naturpunkte, du kannst froh sein, das ich hier Empfang habe. Was ist bei dir passiert?“ Oh, jetzt kamen wir zu diesem einen Augenblick. Ich war wirklich gespannt wie sie darauf reagieren würde. „Also Mutter Hexe und Tochter Hexe sind erst einmal wieder glücklich vereint, fürs erste oder so. Klaus hat seine Särge wieder, bis auf den fest verschlossenen und ich hab vorher noch unseren Lieblings-Original wiedererweckt.“ Mit diesem würde ich mich auch gleich treffen und ein kleines Plauschen halten, wie wir Klaus am besten töten konnten. Denn egal wie sehr Elena ihn mochte, wenn einer von den beiden ihre wahre Liebe war, so hoffte ich dann doch dass es Elijah war. Oder zumindest würde ich ihn zu ihrer einzigen Option machen. „Du weißt doch gar nicht wen ich am liebsten von ihnen mag, besonders zurzeit“, meinte sie und da hatte sie schon recht. Aber ich hatte da so eine Ahnung. „Du magst ihn sowohl hier als auch da“, erklärte ich lapidar. „Kol? Du magst Kol am liebsten, nur von meinen Berichten?“ Gut, das war jetzt unerwartet. Dann war er also zurzeit ihr Lieblings-Original. Dabei kannte sie ihn in dieser Zeit nicht einmal. Ob sie einfach wusste, dass sie ihn hier auch weiter mögen würde? „Gut, du bist für Kol, ich bin für Elijah. Eigentlich…“ „DU HAST ELIJAH WIEDERERWECKT?!“, schrie sie mir panisch ins Ohr und ich hatte gewusst, dass ihre erste Reaktion zu ruhig gewesen war. Mit sowas in der Art, hatte ich dann doch schon eher gerechnet. „Warst es nicht du, die alle von ihnen wiedererwecken wollte?“, fragte ich nach, denn das hatte sie mir doch erzählt. Da fand ich Elijah doch am besten, er war am leichtesten von ihnen einzuschätzen, da wir ihn kannten und sein Temperament nicht zu groß war. „Ja, schon, aber dazu hatte ich einen Plan. So hatte ich es nicht vor gehabt.“ Wie dann? Sie anketten und ihnen in Ruhe alles erklären? Aber ich sprach meine Gedanken lieber nicht laut aus, sie schien schon genug aufgebracht zu sein. Kein Grund, das weiter zu verstärken. Ich sah Elijah auf der Wiese, vielleicht hundert Meter von mir jetzt entfernt, das bedeutete er konnte jetzt alles mit anhören. „Wie auch immer ich treff mich jetzt mit ihm. Noch ein paar abschließende Worte deines Berichtest? Ich würde die Information interessant finden, welche Farbe dein Bikini hat, um meine Fantasie näher ins Detail zu bringen“, erklärte ich ihr. Sie verstand den Wink mit dem Zaunpfahl eindeutig und würgte mich sofort ab. „Geh kalt duschen. Bye, Damon“, sagte sie und legte dann einfach auf. „Elijah. Mein liebster Ursprünglicher zurück von den Toten“, meinte ich amüsiert. Kapitel 6: Von Scherzen und Plänen ---------------------------------- Kapitel 6: Von Scherzen und Plänen „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Bibel) Elijahs Sicht: Ich sah wie Damon auf mich zu kam und endlich konnte ich verstehen, was er da redete. „Wie auch immer ich treff mich jetzt mit ihm. Noch ein paar abschließende Worte deines Berichtes? Ich würde die Information interessant finden, welche Farbe dein Bikini hat, um meine Fantasie näher ins Detail zu bringen“, sagte Damon einen seiner schrecklichen Witze und ich ahnte, wer dort am anderen Ende des Telefons war. Ich war nur überrascht, dass er ihr berichtet hatte, dass er sich mit mir traf. „Geh kalt duschen. Bye, Damon“, verabschiede sich Elenas Stimme. Ich hatte also recht gehabt. „Elijah. Mein liebster Ursprünglicher zurück von den Toten“, meinte Damon amüsiert. Ich zog einen Zettel aus meiner Jackentasche, den ich vorhin bemerkt hatte. „Du hast dich nett raus geputzt.“ Ungeachtet seiner Scherze hielt ich den Zettel hoch, um zur Sache zu kommen. Solche Spiele war ich zu genüge von meinen jüngsten Bruder gewohnt und legte keinen Wert darauf, sie auch noch mit Damon auszutragen. „Du hast etwas in meiner Jackentasche gelassen.“ „Oh, ja. Lieber Elijah, arbeiten wir zusammen und verschwören uns, um deinen Bruder zu vernichten“, zitierte er etwas, was ganz sicher nicht so darin stand, denn sonst würde ich ihn schlagen und eine Therapie wegen Selbstmordgefährdung empfehlen. „XOXO“ „Damon“, beendete ich seinen Scherz. Zumindest hatte ich so erfahren, dass er es war, der mir den Dolch aus dem Herz gezogen hatte und so ungern ich es zugab, so schuldete ich ihm doch etwas. „War es richtig von mir dich zu entdolchen, oder werden wir ein Problem haben?“, fragte er nach und sah mich dabei durchaus ernst an. Er hatte trotz all seinen Scherzen, doch noch einen Verstand und Instinkte, die ihn zur Vorsicht warnten, wie gut zu wissen. Ich zuckte leicht mit den Schultern und konnte mir ein mildes Lächeln nicht verkneifen. „Ich bin hier. Lass uns reden.“ Sicher hatte ich Interesse daran meinen Bruder tot zu sehen, allerdings war es für mich erst einmal wichtiger, alle meiner Familie wiederzuerwecken. Zu meiner Überraschung war Rebekah bereits wach. „Nun fangen wir mit einer leichten Frage an. Irgendeine Idee, welche Art von Waffe, die Klaus töten kann, sich in einem mysteriösen, magisch verschlossenem Sarg befinden könnte?“ In einem verschlossenem Sarg? War das sein ernst? Vielleicht hatte Niklaus allerdings in Bezug auf unseren Vater doch gelogen, es war ihm durchaus zuzutrauen, obwohl er bei sowas eigentlich nicht scherzen würde. „Unser Vater…“ „Mikael ist tot. Mein Bruder war so frei, alles zu vermasseln, als wir Klaus gerade für immer loswerden wollten. Dann hat Klaus den Spieß umgedreht und Mikael mit seiner eigenen Waffe umgebracht. Ich hab gesehen wie er verbrannt ist. Elena schwört das es nicht Henrik sein kann, denn sie hat von deiner Psycho-Schwester erfahren, dass dieser starb, sowohl auch eure Mutter, die zu der Zeit eine Hexe war.“ Mikael war also wirklich tot. Henrik konnte es wahrlich nicht sein und Mutter ebenso nicht, Elena hatte also recht, obwohl ich mich fragte, warum sie sich dabei so sicher war. „Dann sollten wir den Sarg aufbekommen, um es herauszufinden“, schlug ich vor und traf damit wohl seine Zustimmung. „Wir sind dabei, daran zu arbeiten. Bloß brutale Gewalt und Zauber sind bisher fehlgeschlagen.“ Was konnte darin sein? Es war gut verschlossen und Klaus trug es über Jahrhunderte wie seine Familie bei sich. Soweit ich wusste lebte Gideon noch. Tatia war tot und wenn sie es wäre, dann wäre es höchstens ein gläserner Sarg, in dem er sie immer betrachten konnte. „Gut, offensichtlich hast du keine Ahnung. Dann eine Einschätzungsfrage, würden deine restlichen Brüder sehr viel Ärger veranstalten, wenn wir sie herauslassen und würde die Party dann platzen?“ Auf jedenfall wären sie wütend auf Niklaus, dabei wusste ich nicht wer mehr, Finn oder Kol. „Ich hätte nicht gedacht, dass das dein Plan sein würde“, antwortete ich und ging nicht auf seine Worte ein. Ich hatte Damon immer für impulsiv und verrückt gehalten, aber eigentlich nicht für dumm. Etwas freizulassen, was er nicht einschätzen konnte und wo er die Befürchtung hatte, dass es Elena gefährden würde, gehörte eigentlich nicht auf seine Wunschliste. „Ist es nicht. Ich bin sogar schrecklich dagegen, wie auch Stefan. Es ist Elenas Plan. Sie ist in letzter Zeit nicht ganz klar, muss was mit ihrem zeitweiligen Tod zu tun haben.“ Charmant. Aber es klang wirklich sehr verrückt von Elena, so etwas tun zu wollen. Sie hatte keine Ahnung, wie meine Familie auf sie reagieren würde und auf die Umgebung und im Allgemeinen wollte sie auch immer dass ihre Familie in Sicherheit war. „Trotzdem ziehst du es in Erwägung?“, fragte ich nach und Damon zuckte mit den Schultern. „Sie hatte ziemlich überzeugende Argumente. Ich würde ja sagen, du kannst sie selbst fragen, aber sie macht gerade einen kleinen Trip mit ihrem Bruder in die Natur und so weiter. Pflegen der geschwisterlichen Beziehung“, erzählte er. Sowas in der Art hatte Niklaus auch bereits erwähnt, dass sie Urlaub machen wollte. „Also befreien wir meine Geschwister. Wie gut, das du auf Elena hörst, nicht wahr?“, fragte ich lächelnd nach, obwohl ich eigentlich keinen Grund dazu hatte. Die Schwäche für einen Petrova-Doppelgänger hatte auch ich schon einmal geteilt, ganz zu schweigen vom Original. Damon öffnete den Mund, offensichtlich zu einem Gegenargument bereit, allerdings verwunderte es mich, dass er dann doch davon abließ. Dabei würde er doch eigentlich jede Chance dafür nutzen, auch wenn er deswegen riskierte meinen Zorn zu spüren zu bekommen. „Ist eine weit verbreitete Eigenschaft“, sagte er dann etwas anderes, als er ursprünglich wollte. Eigentlich sollte es mich nicht kümmern, aber wenn Damon einmal den Mund hielt, so sollte es einen doch sehr verwundern. „Kommen wir zu dem Plan deine Geschwister abzulenken. Ich schlage eine Ablenkung vor, meinen Bruder. Deiner und meiner haben gerade einen kleinen Konflikt, weswegen das kein sehr großes Problem darstellen sollte.“ Wir besprachen, das Damon und Stefan vorbei kommen würden, um mit Klaus zu reden. Dieser würde daraus sicher ein großes Ding machen und die Gelegenheit zu Befreiung meiner Geschwister würde sich dabei ergeben. Das größte Problem stellte tatsächlich dieser Sarg da. Damon wollte mir nicht sagen, wo er sich befand und er selbst war voll von Eisenkraut, allerdings meinte er, dass er sich darum gekümmert wurde. Da wir gerade auf derselben Seite waren, ließ ich von einem Gewaltakt ab. „Pass nur auf, dass deine süße kleine Psycho-Schwester nicht alles versaut“, warnte er mich und er hatte wohl schon Bekanntschaft mit Rebekahs weniger schönen Seiten gemacht. Sie konnte in der Tat sehr speziell sein. „Mach dir darum keine Sorgen. Übrigens der Scherz mit den Blumen hättest du nicht bringen müssen.“ Er war ein Schock für mich gewesen, mit diesen Blumen in den Händen aufzuwachen. Es war etwas, das Tatia getan hätte. Sie hatte mit solchen Blumen immer ihre Trauer ausgedrückt oder sie zum Abschied verwendet. „Das war nicht mein Scherz, sondern Elenas. Im Übrigen hat sie das bei euch allen getan.“ Wirklich überrascht musste ich blinzeln. Ich hatte bemerkt, dass auch meine anderen Brüder diese Blumen in der Hand gehabt hatten und deswegen hatte ich es Damon zugeschrieben. Doch wieso hatte Elena das getan? Es musste eine Bedeutung für sie haben, denn solche Scherze passten nicht zu ihr. „Ich schätze es bleibt dann bei heut Abend. Ich werde Elena von dir Grüße ausrichten, wenn wir uns sprechen“, meinte er, bevor er wieder verschwand. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das ich irgendwas verpasst hatte. Kapitel 7: Es ist etwas passiert -------------------------------- Kapitel 7: Es ist etwas passiert „Der schlimmste aller Fehler ist, sich keines solchen bewusst zu sein.“ (Mark Twain) Stefans Sicht: Ich ahnte schon, dass etwas passieren würde, das mir nicht gefiel, als Damon zwei Hemden hochhielt, als ich aus der Dusche kam. Mit Ruhe würde das wohl heute nichts werden, dabei versuchte ich von meinem Bruder Abstand zu gewinnen, wie er selbst auch. „Zieh dich an!“, forderte er mich sogleich auf und bestätigte somit meine Vermutung. „Wir gehen aus.“ Ja, es gefiel mir absolut nicht. Wie schön dass mein Bruder mal wieder Pläne verfolgte, in denen ich nicht eingeweiht war und dennoch mitspielen sollte. Es war doch eigentlich immer wieder dasselbe. Ich beachtete ihn nicht weiter und ging einfach an Damon vorbei. „Ja, sorry. Kein Interesse.“ Natürlich interessierte ihn meine Antwort mal wieder gar nicht, was eigentlich doch auch auf seine Probleme hindeutete. Er konnte einfach kein „Nein“ akzeptieren, das war schrecklich. „Das war keine Bitte. Elijah und ich haben eine altmodische Zusammenkunft mir dir und Klaus geplant. Ich würde sagen nimm das Schwarze, dann siehst du wie ein Bösewicht aus“, kam er mir wieder einmal mit einen seiner dummen Scherze und schaffte das Ganze auf seine besondere Weise zu betonen. Dass er kein „Nein“ akzeptieren konnte, war nicht wirklich das schlimmste, weitaus schlimmer waren seine Scherze, die er in einer Tour von sich gab. Er schaffte es einfach nicht damit aufzuhören. „Klaus geht niemals einen Deal ein, Damon“, meinte ich überzeugt und dieser warf darauf hin, die Hemden beiseite. Ich wusste, dass das kein Zeichen für Aufgeben bei ihm war. Jetzt kam sein ausgefuchster Plan, der mir mit Sicherheit nicht gefallen würde. „Ist auch nicht nötig. Wir wollen nur ein bisschen Zeit gewinnen um unseren bösen Hexen die Gelegenheit zu geben den Sargdeckel zu öffnen.“ Das hörte sich ja großartig an, genauso toll wie Elenas Plan einfach alle Ursprünglichen wiederzuerwecken. Vielleicht feierten wir demnächst zusammen noch eine Grillparty. „Das ist also dein Plan. Klaus hinzuhalten.“ Das hörte sich doch ganz fantastisch an, er würde das ganz bestimmt nicht durchschauen. Außerdem wussten wir immer noch nicht, ob das was im Sarg war, uns auch wirklich helfen konnte, Klaus zu besiegen. Also bisher war ich da noch skeptisch. „Hättest du dich nicht an seinen Hybriden ausgetobt, hätten wir noch ein paar andere Optionen!“, warf er mir vor und ich fragte mich welche das gewesen sein sollten. In letzter Zeit heckten er und Elena nur einen blödsinnigen Plan nach den anderen aus. Die beiden waren sich anscheinend auch immer einig. Elena vermied den Kontakt zu mir vollkommen und Damon behandelte sie wie ein lang verlorenes Familienmitglied. „Du befreist also einen Urvampir damit er ihm helfen kann.“ Das war noch so ein toller Plan von ihm gewesen. Einen der Urvampire zu befreien, so wie Elena Elijah immer vertraut hatte und dann enttäuscht wurden war, war sicher in beider Interesse. Nein, wenn Elena das getan hätte, dann würde ich es verstehen, aber Damon? Das war Elenas Handschrift! „Elijah den Dolch rauszuziehen war klug, Stefan. Begreifst du nicht? Nachdem was Klaus ihn angetan hat, ist er im Rachemodus, das ist perfekt“, befand er seinen Plan natürlich mal wieder für gut. Doch ich hielt davon nicht viel. Er war doch immer der Nachtragende von uns beiden. Hatte er den Verrat von Elijah vergessen oder ignorierte er ihn einfach geflissentlich? „Es ist nichts Kluges daran, diesen Elijah zu vertrauen, Damon. Er hat uns schon mal reingelegt, als er uns mit Klaus helfen wollte“, erinnerte ich ihn an ein kleines Detail, das hier anscheinend alle vergessen wollten. Hatten sie denn alle den Verstand verloren? „So wie du dich verhalten hast, vertrau ich ihn ebenso sehr wie dir“, warf mir Damon an den Kopf und wies mich somit ganz Dezent auf meinen Verrat hin, der ihn aber den Arsch gerettet hatte. Ich rettete mal wieder das Leben meines Bruders und auf einmal war ich der Bösewicht. Elena hatte seitdem einen Hass auf mich entwickelt, der keine Grenzen zu haben schien und wünschte mir von einem Urvampir den Tod. Damon spielte Familie mit meiner Ex-Freundin und ihren Bruder, die drei hingen nur noch zusammen rum. Außer gerade jetzt, weil sie auf einen Urlaubstripp waren. Ein Wunder das er sie nicht begleitete. „Hmm. Ich schätzte das beruht auf Gegenseitigkeit“, eröffnete ich ihm und trank einen Schluck Alkohol, der wirklich hochprozentig war. Wenn er sich mit Elena verbündete, konnte ich genauso gut allein arbeiten. Ich brauchte ihre Hilfe nicht, für gar nichts. „Ah ja. Worum geht es hier genau, Stefan? Das deine Freundin dich nicht mehr mag oder das ich mit ihr Zeit verbringe?“, erkannte er mal wieder messerscharf. Wie auch ich, konnte er die Situationen genau durchschauen. Sein Blick war kalt, so wie es auch Elenas gewesen war und ich wusste nicht was mehr schmerzte. Er kam auf mich zu und sein Blick war irgendwie selbstgerecht. „Vergiss nicht, wenn Klaus nicht gewesen wäre, wärst du nicht zu so einem Arsch geworden und alle Streitereien wären nie passiert“, warf er mir wie immer schonungslos an den Kopf. Typisch Damon. „Also mach dich fertig und muntere dich auf. Wir handeln einen falschen Waffenstillstand aus und du solltest mit deiner Haltung nichts versauen.“ Und Abgang Damon. Wie nett. Irgendwie war etwas passiert, von dem ich nichts mitbekommen hatte. Das was ich nicht erfassen konnte, gab Auskunft darüber, wieso Elena sich vollkommen von mir abgewandt hatte und bereits emotional über mich hin weg war, aber auch wieso ihre Beziehung sich zu Damon so gefestigt hatte. Vor wenigen Wochen hatte sie mich noch gebeten irgendetwas zu fühlen, da ich sie sonst verlieren würde und jetzt war es bereits geschehen? Sie hatte mich schon überwunden. Nun, noch nicht ganz, denn anscheinend hatte sie noch genug Hass für mich übrig, um mir meinen Tod zu wünschen. Ganz eindeutig war etwas passiert, nur konnte ich nicht sagen was. Kapitel 8: Das Abendessen ------------------------- Kapitel 8: Das Abendessen „Man muss schon etwas wissen, um verbergen zu können, dass man nichts weiß.“ (Marie von Ebner-Eschenbach) Damons Sicht: Elijah war es, der uns die Tür öffnete. „Niklaus, unsere Gäste sind eingetroffen“, teilte er seinen Bruder mit und wir traten in die Höhle des Löwen hinein. Sollten wir mal an Elenas Plan arbeiten und hoffen dass sie mit ihrem Optimismus zu den letzten zwei Brüdern nicht falsch lag. „Damon. Stefan. Elijah hat mir erzählt, dass ihr eine Audienz anstrebt. Ziemlich frech.“ So in der Art konnte man es auch ausdrücken. Aber ich war nun einmal direkt und frech, selbst er müsste das mittlerweile erkannt haben. Rebekah saß an einem Tisch an dem fünf Stühle standen, sie hatte ihr Beine überschlagen und trug ein ziemlich kurzes schwarzes Cocktailkleid. Ich versuchte die Vorstellung Elena in demselben Kleid zu verdrängen. „Lasst uns die Bedingungen unseres Abkommens wie zivilisierte Männer aushandeln, wollen wir?“, fragte er ziemlich gelassen und deutete auf den Tisch. Eine Dinner-Party, wie witzig. „Es ist besser, ihm nachzugeben“, meinte Elijah und machte sich daran hinzusetzen. Gut, dann würde das hier wohl noch ein wenig länger dauern. „Ich bin nicht hergekommen, um zu essen, Klaus. Tatsächlich wollte ich nicht mal herkommen. Aber mir wurde gesagt, dass ich es muss, weil du uns anhören würdest.“ Tja, mein Bruder die Spaßbremse, es war wirklich ein Stück Arbeit gewesen, ihn zu überreden hierher mitzukommen. Ich hatte ihn ja nicht in den wirklichen Plan eingeweiht, aber er war ein wesentlicher Teil davon. „Nun, wir können sitzen und essen, oder ich kann durch eure Kehlen greifen und euer Inneres herausziehen. Die Wahl liegt bei euch.“ Wundervoll. Elena konnte tolle Geschichten erzählen über ihn so viel sie wollte, hier war es eine Tatsache, dass er gefährlich war und kein netter Zeitgenosse. Ob die Änderung seines Wissenstandes das besser machen würde bezweifelte ich ebenfalls. Höchstens für sie, allerdings wäre sie dann für immer unerreichbar. Also setzten wir uns zusammen. Stefan zeigte keinen Funken Angst und so leider auch wenig Respekt, sodass das ganze hier schnell kippen konnte. Uns wurde allen Wein eingegossen und wir aßen, man könnte fast sagen zivilisiert. „Danke dir, Liebes“, bedankte ich mich bei der durchaus wunderschönen Frau, die mir den Wein eingegossen hatte. „Du hast deinen Appetit verloren“, meinte Klaus fröhlich zu Stefan, der wirklich kaum etwas aß. Mein Bruder war wirklich ein schlechter Gast. „Iss. Ich dachte, wir hätten ausgemacht, den mürrischen Stefan zu Hause zu lassen“, wandte ich mich an meinen kleinen Bruder und warnte ihn unterschwellig. Er sollte das hier bloß nicht versauen. Stefan zwang sich zu einem Lächeln und fing dann doch an zu essen, allerdings konnte das Lächeln einem eher Angst machen. „Das ist die richtige Einstellung“, fand Klaus. „Ist das nicht nett? Wir fünf essen zusammen. Was für ein Vergnügen. Hattest du das im Sinn, als du den Dolch aus meinen Bruder gezogen hast?“ Bei diesen Worten sah mich Klaus ganz genau an, aber auch die Blicke von den anderen wurden interessiert. Ich hätte es wohl auch getan, wenn Elena nicht dafür gewesen wäre, denn generell betrachtet konnte Elijah ein wertvoller Verbündeter sein. „Ich weiß, wie er über dich denkt, also dachte ich, je mehr desto besser“, meinte ich und sah dabei zu Rebekah, dann zu Elijah und als letztes auf Klaus. Elena hatte mir erzählt, das sie Klaus mit Absicht nichts darüber gesagt hatte, das Rebekah etwas über den wahren Tod ihrer Mutter wusste. Sie wollte, das er Rebekah zurückholte und ich fand es interessant auch noch Elijah aufs Schachbrett zu setzten. Außerdem würden bald noch Finn und Kol dazu kommen und einer sollte so sein wie ich, das konnte doch nur spannend werden. „Nun, Elijah und ich hatten unsere Streitigkeiten im Laufe der Jahrhunderte, aber wir konnten uns immer versöhnen.“ Klar, so wie ich und Stefan, in der Art etwa. Nie hatte sich geklärt, wer von beiden Tatias Herz gehörte, da Elena so nett war sie beide abzuservieren. Ein charmanter Wesenszug von ihr. „So wie du und Rebekah, richtig? Anscheinend habt ihr euch beide wieder vertragen. Der Verlust eurer Mutter muss wohl auch nur so ein kleiner Streitpunkt gewesen sein vergleichbar mit…“ „Halt die Klappe!“, unterbrach Rebekah ihn wütend. Ihre Augen funkelten Stefan vor Zorn an. Er musste auch, in letzter Zeit, immer wieder solch dämlichen Dinge sagen. „Wir sind noch dabei diese Unstimmigkeit zu klären“, zischte sie, diesmal an ihren Bruder gewandt. Also war das kein Thema, was bereits aus der Welt geschafft wurde. „Hey, Stef! Erinnerst du dich noch, als du Dad getötet hast? Du möchtest vielleicht erst nach dem Dessert urteilen“, schlug ich ihm vor. „Wir sind hier um einen Deal zu machen, Damon. Das bedeutet nicht, dass wir ihn während der sieben Gänge den Hintern küssen müssen.“ Wir mussten ihn aber auch nicht unnötig dazu veranlassen uns das Herz heraus zu reißen. „Ich meine ja nur, dass wir einen langen Abend vor uns haben. Lass es uns ruhig angehen.“ Alles mit der Zeit, es würde schon bald genug Fetzen regnen, mit denen wir uns dann befassen konnten. Wieso allerdings musste ich hier den vernünftigen Bruder spielen? „Stefan. Was unternimmt die liebenswürdige Elena heute Abend in ihrem Urlaub?“, fragte Elijah auf einmal an meinen Bruder gewandt und mir fiel auf, das er von den neusten Entwicklungen noch gar nicht in Kenntnis gesetzt wurde. „Ich weiß es nicht. Frag Damon“, schlug Stefan im Gegenzug vor. Klaus lachte sich halb kaputt deswegen, wie auch Rebekah, wobei Elijah seine Hände zu einer unwissenden Geste zeigte. Es war wirklich witzig, wenn man seinen letzten Wissensstandpunkt betrachtete. „Tut mir leid, du hast so viel verpasst. Ärger im Paradies“, erklärte Klaus und deutete dabei auf Stefan. „Mehr als nur Ärger würde ich sagen, da liegt eine ganze Umpolung der Ereignisse vor“, sprach Rebekah amüsiert die Wahrheit aus. Wenn sie wüsste wie sehr verdreht alles war. „Ein weiteres Wort über Elena und das Abendessen ist vorbei“, sagte Stefan ziemlich angepisst. Elena hatte ihren Unmut gegenüber ihn gut zum Ausdruck gebracht, spätestens als sie Klaus ohne zu zögern Stefans Aufenthalt preisgegeben hatte. „Weißt du, es ist wohl am besten, wenn wir nicht über Elena reden würden“, schlug ich vor, generell weil ich mich dazu lieber nicht äußern wollte. Nicht weil es mir etwas herausrutschen konnte, sondern einfach weil mir der Gedanke nicht behagte, das sie zu einem der beiden gehören sollte. Mich ärgerte dieses Wissen immer wieder von neuen. „Du hast wahrscheinlich recht“, stimmte Klaus mir zu und begann weiter zu essen. „Ja“, sagte ich nur. Doch dann legte er seine Gabel weg und es kam das Thema, worüber ich mehr wusste, als sie ahnten und selbst wussten. „Es ist nur, dass die Anziehungskraft der Petrova Doppelgängerin immer noch so stark ist. Was meinst du, Bruder? Sollten wir ihnen von Tatia erzählen?“ Bloß nicht. Ich kannte diese Geschichte leider schon zu genüge. Elena reiste in die Vergangenheit, nahm ein Kind auf, das sie als ihres ausgab, nannte sich Tatia, Elijah und Klaus verliebten sich in sie, sie auch bald in die beiden und sie mochte ihre ganze Familie, am Ende lehnte sie beide Heiratsanträge ab und gab ihr Blut, damit sie heute hier sitzen und kehrte dann zurück. Das war meine lapidar erzählte Kurzfassung, aber ich kannte so viele kleine Details, das ich meinen konnte, dabei gewesen zu sein. „Warum sollten wir Angelegenheiten besprechen, die lange geklärt sind?“ So geklärt waren die noch nicht. Schließlich hatte sie beide auf charmante Weise angelogen und die Wahrheit gut behütet mit zurück in diese Zeit genommen. „Nun, angesichts ihrer gemeinsamen Zuneigung für Elena und Katerina, denke ich, dass unsere Gäste wohl an der Quelle der Petrova-Blutlinie interessiert sind.“ Oh, ja. Total. Quelle, wohl eher verdrehtes Zeit-Rad oder was auch immer. Ich schwieg, wie alle. „Erzähl es ihnen doch einfach, Elijah. Ich hab die Geschichte lang nicht mehr gehört“, bat Rebekah ihren Bruder und trank ein Schluck des Weines. „Als unsere Familie sich hier das erste Mal ansiedelte, gab es da ein Mädchen namens Tatia. Sie war eine wahrhafte Schönheit.“ War sie immer noch. „Jeder volljährige Junge verehrte sie. Trotz dessen sie schon ein Kind von einem anderen Mann hatte. Und niemand liebte sie mehr als Niklaus.“ Das überraschte mich jetzt schon. Klaus sollte sie am meisten geliebt haben? „Oh, ich würde sagen, es gab einen, der sie mindestens genauso liebte.“ Dabei sah er zu Elijah. Wie witzig. „Wartet kurz, also ihr beide habt dasselbe Mädchen geliebt?“, fragte Stefan amüsiert und ließ seine Finger dabei zwischen ihnen wandern. Ich hatte diese Tatsache, von allen, auch am meisten witzig gefunden. Eine Ironie des Schicksals, würde man sagen. „Was ist passiert, hat sie euch beide nicht gewollt?“ Ich trank einen Schluck und sah Klaus dabei ganz genau an, dessen Augen sich weiteten und egal ob er es gezeigt hätte oder nicht, ich wusste die Antwort sowieso schon. Nur sie halt nicht. Nicht wirklich. „Unsere Mutter war eine sehr mächtige Hexe. Sie wollte unsere Fehde wegen Tatia beenden, deswegen hat sie sie entführt. Und Klaus und ich sollten später erfahren, dass es Tatias Blut im Wein war, mit dem unsere Mutter in jener Nacht den Spruch sprach, der uns in Vampire wandelte.“ So wurde die Geschichte um Elenas Verschwinden also gestaltet. Sie dachten damit, dass sie tot war. „Tatia würde sich nicht zwischen uns beiden entscheiden, also entfremdeten Niklaus und ich uns eine Zeit lang voneinander.“ Woher wussten sie, dass sie sich nicht entschieden hatte? Dann fiel mein Blick auf Rebekah, Elena hatte ihr die Wahrheit gesagt und sie musste es ihren Brüdern erzählt haben. „Raue Worte wurden gewechselt. Wir wurden sogar handgreiflich. War es nicht so, Bruder?“ Davon hatte Elena gar nichts erzählt, dann hatte sie davon wohl gar nichts mitbekommen. „Aber letzten Endes haben wir den heiligen Bund der Familie geehrt“, befand Klaus. Hatte Elena das nicht von ihm verlangt? „Familie über alles“, stimmte Elijah zu und stieß zusammen mit Klaus an. „Familie über alles“, stimmte dieser zu. Ich sah zu Rebekah, die sich daran nicht beteiligte. Kapitel 9: Deal? ---------------- Kapitel 9: Deal? „Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind allein der Lenker, die Fahrgäste und die Straße.“ (Franz Kafka) Rebekahs Sicht: Ich stellte mein Glas weg, denn das hier, diese Worte waren nicht ihre. „Eigentlich war das Tatias Einstellung“, sagte ich und Niklaus sah mich warnend an, doch ich würde sicher nicht zu viel verraten. Doch wenn wir schon einmal über meine beste Freundin sprachen, dann wollte ich das über sie die Wahrheit gesagt wurde und nicht das etwas weggelassen wurde, so das auch nur der witzigste Anschein entstand, das sie ein schlechter Mensch war. Sie war die beste von uns allen gewesen. „Familie über alles, das war Tatias Gedanke. Elijah hatte sich diesem angeschlossen und Niklaus hätte nie widersprochen, weil er den Gedanken nicht ertragen könnte, dass es etwas gab, weswegen sie ihn verurteilen würde. Sie würde sich im Grabe herumdrehen, wenn sie wüsste, das du Mutter getötet hast“, sprach ich das Thema an, weswegen wir uns nun täglich in der Wolle hatten. Wütend funkelten Niklaus und ich uns an, keiner von uns wollte den Blick vom anderen abwenden und damit aufgeben. Ich wusste, dass ich recht hatte. „Also wieso machen wir mit dem Abend nicht weiter und besprechen die Bedingungen des Vorschlags?“, fragte Elijah und beendete so unseren Blickwechsel. Damon schaute von seinem Handy auf. „Nun, es ist sehr einfach. Klaus bekommt seinen Sarg zurück. Im Gegenzug verlassen er und die erweiterte, ursprüngliche Familie Mystic Falls für immer. Elena und ich leben glücklich bis an unser Lebensende, keinen Groll und Stefan kommt auch noch irgendwo dazwischen“, meinte Damon lapidar, als wäre dieser unwichtig, wobei er wohl gerade recht damit hatte. Mit zusammengekniffenen Augen sah ich ihn an. „Daran glaubst du wirklich, oder?“, fragte ich nach und sah in sein ernstes Gesicht, aber es zeigte keine Zuversicht, sondern Ausdruckslosigkeit. Wusste er etwas, das wir nicht wussten? Was verbarg er? Was plante er? „Der Deal klingt fair, Bruder“, stimmte Elijah ihm auch noch zu. Was? Wir sollten abhauen, weil die so eine fixe Idee hatten? Das konnten sie vergessen! Das hier war unser Zuhause, wir waren zuerst hier! „Ich glaube, ihr versteht nicht, dass Elenas Doppelgängerblut dafür sorgt, dass ich immer mehr Hybriden haben kann, um die zu bekämpfen, die sich mir entgegensetzen.“ Wie uns zum Beispiel? Gehörten wir auch zu seinen Feinden? Oder nur wenn es ihm gerade passte? „Ich werde sie nie zurücklassen.“ Sicher, die Schlampe, die sich als meine Freundin ausgegeben hatte, so getan hatte als wäre sie Tatia, die wollte er mitnehmen. Was war mit uns? Wieso konnte er uns so leicht in Särge sperren? Das war nicht fair! Klaus nahm sein Glas und stand auf. „Sagen wir, ich lasse sie hier, unter eurer Aufsicht. Was dann? Wie lange wird es dauern, bis einer von euch beiden sie in einen Vampir verwandelt? Oder schlimmer. Wie lange, bis sie stirbt, weil sie zwischen eurer Fehde steht? Ihr seht, jeder von euch glaubt tatsächlich, der eine zu sein, der sie beschützen kann. Und dass ist, simpel gesagt, eine Illusion. Meine Herren, das schlimmste für Elena Gilbert seid ihr beide.“ Am Anfang hatte Damon die ganze Zeit auf seinen Teller gestarrt doch nun war er es, der sich zurücklehnte. „Das schlimmste für Elena seid ihr beide“, sagte Damon und sah von Elijah zu Niklaus. „Du willst sie benutzen“, meinte er und sah dabei zu Niklaus, dann wandte er sich an Elijah mit den Worten: „…und du würdest sie ohne zu zögern für deine Rache verwenden.“ Schon irgendwie wahr, allerdings waren er und Stefan trotzdem noch das schärfste Schwert, was gegen sie gerichtet war. Damon allerdings schien noch nicht fertig zu sein. „Elena hat ihren eigenen Kopf und darin stehen weder mein Bruder noch ich, offensichtlich.“ „Sie hat euch beide abgelehnt“, erkannte ich grinsend und ich wusste dass ich recht hatte, als ich ihm in die Augen sah. Hatte sie es aus demselben Grund getan, wie Tatia? Liebte sie beide? Aber nein. Sie wollte Stefans Tod, aber mit Damon verstand sie sich noch perfekt. Sie hatte die beiden aus einem anderen Grund abgelehnt. Damon schluckte. „Ich gehe ein wenig an die frische Luft“, entschloss er sich, stand vom Tisch auf und ging dann nach draußen. Elijah erhob sich ebenfalls. „Ich kümmere mich darum“, beschloss mein Bruder und so waren nur noch wir drei übrig. Niklaus trank sein Glas aus, bevor er es wegstellte. „All dieses Gerede hat mich durstig gemacht.“ Mein Bruder schaute zu der blonden Kellnerin und sie kam bei diesen Worten zu ihm. Wundervolle Manipulation. „Was sagst du, Stefan? Kann ich dich für einen Digestif begeistern?“, fragte Niklaus nach und der alte Stefan hätte da niemals nein gesagt. Aber das war nicht mehr der Stefan, den ich so geliebt hatte. Allerdings war es auch nicht der, den Elena anscheinend so geliebt hatte. Es war eine hässliche Mischung aus beidem, unhöflich, arrogant und trotzdem stinklangweilig. Niklaus trank von der Frau, bis sie leer oder einfach nur ohnmächtig war und ließ sie dann achtlos zu Boden fallen. „Lecker. Zur Perfektion gereift.“ Sicher. Blut war Geschmackssache, wie alles andere auch. „Nun, ich schätze, der einzige Grund, warum du diesen Abend zugestimmt hast, Klaus, ist einen Keil zwischen mich und meinen Bruder zu bringen.“ Ich musste leicht kichern. Als ob da, das nachhelfen nötig war. Niklaus schüttelte auch entschieden den Kopf. „Oh nein, das kriegt ihr auch ganz alleine hin“, stimmte auch Niklaus meinen Gedanken zu. „Denn wegen Elena wirst du deinen Bruder verlieren und wirst nur dir dafür die Schuld geben können.“ Da hatte er wirklich recht, allerdings wenn sich Elena gar nicht entschied, sowie Tatia, könnte ihr gemeinsame Trauer sie verbinden, wie bei meinen Brüdern. „Was sagst du, Klaus?“, fragte Damon, als er mit Elijah zusammen in den Raum zurückkehrte. Wurde es jetzt endlich mal interessant? „Es ist Zeit für dich, etwas anzubieten. Wir haben unser Angebot gemacht. Jetzt setzt ihr dagegen.“ Ich schaute erwartungsvoll zu Niklaus, ich hoffte für ihn sein Angebot beinhaltete nicht, dass wir von hier verschwinden würden. Niklaus lächelte und setzte sich an den Platz, wo zuvor Elijah gesessen hatte, der hatte seine Hand auf der Lehne abgelegt. „Okay.“ Man konnte die Uhr ticken hören, weil wir alle schwiegen und genau auf seine nächsten Worte achteten. „Ich biete Elenas zukünftiges Glück. Wisst ihr, was sie im Moment braucht ist von euch loszukommen, auch noch physisch, denn eine Ablehnung an euch allein, wird euch beiden wohl kaum zurückhalten. Dann kann sie sich in einen Menschen verlieben.“ Damon schaute weg, etwas war in seinen Augen, doch ich konnte das Gefühl nicht erkennen. „Vielleicht dieser nette Footballspieler, wisst ihr, der Blonde.“ Damon schaute zu seinen Bruder Stefan. „Matt Donovan? Echt?“ Der Gedanke war in der Tat etwas lächerlich. Eine High-School-Liebe aufs kitschigste. Waren sie nicht schon einmal zusammen gewesen? „Ja, warum nicht? Sie heiraten, leben ein langes fruchtbares Leben und gründen eine perfekte Familie.“ „Und setzten die Petrova-Linie fort“, erkannte Stefan ganz klug, was dahinter steckte. „Alle paar Jahrhunderte würdest du einen neuen Doppelgänger zum Anzapfen haben und die Hybriden würden dir niemals ausgehen. Ist dem nicht so, Klaus?“ Es war dem sogar exakt so. „Nehmt es als Rendite für meine Investition in ihr Wohlbefinden. Schaut, nachdem ihr mir den Sarg gegeben habt, werde ich ihre Sicherheit für den Rest ihres natürlichen Lebens sichern. Ihr wisst, dass es das Beste für sie ist. Also. Was sagst du, Stefan? Haben wir einen Deal?“, fragte Klaus und trat dabei vor den Kamin. Zu meiner Überraschung sagte Stefan: „Haben wir“ und nahm Klaus dargebotene Hand. Damon schien das ganz offensichtlich nicht zu gefallen. „Netter Versuch, Klaus“, sprach dann Stefan. „Aber kein Deal.“ Kapitel 10: Aufgewacht ---------------------- Kapitel 10: Aufgewacht „Alle schlechten Eigenschaften entwickeln sich in der Familie. Das fängt mit Mord an und geht über Betrug und Trunksucht bis zum Rauchen.“ (Alfred Hitchcock) Damons Sicht: Augenblicklich wurde Klaus wütend, bracht Stefan den Arm und dann sein Bein. Als er seine Hand ins Feuer hielt, wollte ich ihn aufhalten, doch Elijah ging dazwischen, packte mich an der Kehle und drückte mich gegen die Wand. „Was machst du?“, fragte ich nach, weil ich seine Handlung nicht verstand. Er wollte meinen Bruder sterben lassen? Stefan schrie und ich wollte wieder eingreifen, doch Klaus Worte hielten mich zurück, wie auch Elijah. „Stopp! Jetzt bring mir meinen Sarg, bevor ich ihn lebendig verbrenne.“ Klaus sah mich überlegen an und das war die Chance. „Ich werde ihn holen“, sagte ich und versuchte meinen Widerwillen genug Ausdruck in meiner Stimme zu verleihen. Als ich ging, rempelte ich Elijah gezielt an. Hoffentlich hatte er noch nicht unseren ganzen Plan vergessen. „Geh mit ihm, Bruder“, forderte Klaus auch noch Elijah auf. Wie praktisch. „Bei dir bleibt er brav. Wenn du wiederkommst, löse ich mein Versprechen ein und werde unsere Familie aushändigen.“ Das würde er ihn jetzt doch nicht tatsächlich glauben? Als Elijah mich einholte, gab er mir einen Blick, das unser ganzer Deal noch stand. Wir kamen in den Raum, wo sowohl Finn, als auch Kol wartet. Ich breitete präsentierend meine Arme aus. „Showtime“, sagte ich und Kol gab mir einen Blick, das er mir am liebsten den Hals umdrehen wollte. Das sah in der Tat ganz nach mir aus. Vielleicht hatte Elena ja recht. Elijah nickte ihnen zu und dann ging ich mit ihm zurück. Stefan und Klaus hatten gerade wieder eine Auseinandersetzung, während Rebekah einfach nur abwartend zusah und ein Glas Rotwein trank, als würde das ganze hier sie nicht kümmern. Mit uns kam auch eine der Kellnerinnen mit einem Tablett, die in dem Fall Elijah manipuliert hatte. „Elijah. Wieso seid ihr nicht weg?“, fragte Klaus nach und klang noch gar nicht mal wirklich zornig. Er ahnte also noch nichts Böses. Sein Fehler. „Wo bleiben deine Manieren, Bruder?“, fragte Elijah und breitete seine Arme aus. Ich hatte immer gedacht, dass er meinen Humor nicht verstand und nicht beherrschte, doch anscheinend hatte ich mich geirrt. „Du hast den Nachtisch vergessen.“ Er zog das Tuch vom Tablett weg und präsentierte die beiden Dolche, die wir aus Finn und Kol heraus gezogen hatte. „Was hast du getan?“, fragte Klaus und wich ein wenig zurück. Rebekah sprang bei der Entdeckung auf. „Was hast du getan? Sieh mal, ich habe gelernt, deinen ordinären Versprechen nicht zu glauben, Klaus. Wir tun das jetzt nach meinen Bedingungen.“ Wie aufs Stichwort erschien Kol zwischen Elijah und mir. „Kol“, meinte Klaus entsetzt und wich noch weiter nach hinten. Das hier machte wirklich Spaß zuzusehen. „Lange her, Bruder“, sagte Kol amüsiert. Oh, ja, das hörte sich nach mir an. Abwehrend hob Klaus die Hände, doch bevor Kol etwas tun konnte, erschien Finn in Vampir-Geschwindigkeit und nahm einen Dolch. „Finn, nicht!“, bat Klaus, doch Finn stach ihm den Dolch in die Hand, weswegen Klaus sofort aufschrie. Rebekah flitzte währenddessen zum Tablett und nahm sich einen Dolch. Mit diesem stand sie dann vor Klaus. „Rebekah“, versuchte Klaus zu sagen, doch schon stach sie ihm den Dolch in den Bauch. „Das ist für unsere Mutter“, sprach sie. Wirklich eine sehr rachedurstige Familie. Rebekah stieß Klaus weg und Kol packte ihn von hinten, hielt ihn fest. „Ihr könnt gehen“, meinte Elijah und ich gab Stefan einen Wink zu verschwinden. Hier würde es sicher gleich ganz ungemütlich werden. Wir beide verschwanden, während Klaus eindeutig in der Klemme war, denn seine Geschwister sahen nicht gerade Wiedersehensfreudig und Versöhnlich aus. „Das ist eine Familienangelegenheit.“ Sicher, das war es und da wollten wir uns auch unbedingt raushalten, zumindest ich. Stefan ging nach Hause, doch ich ging erst noch langsam durch die Straßen, um die Chance wahrzunehmen mit Elena zu telefonieren. Dafür brauchte ich keine neugierigen Stefan-Ohren. Ich wählte ihre Nummer und drückte den grünen Hörer. Es dauerte ein bisschen bis sie abnahm. „Hallo, Damon. Elena fährt gerade. Ich stell dich auf Lautsprecher“, meinte Jeremy. „He, ihr beiden. Ihr fahrt noch um diese Uhrzeit? Was ist das nur für ein Benehmen bei der Jungend heutzutage?“ Immer mussten sie bis um Mitternacht aufbleiben und noch länger, das war doch einfach nicht zu fassen. „Gibt es etwas zu berichten oder willst du uns einfach nur verspotten?“, fragte Elena nach. Wieso zeigte sie sich immer nur so unbeeindruckt? Aber so oder wenn sie Konter gab, da machte es wenigsten richtig Spaß. Leute die nicht zurückschlagen konnten waren wenig interessant. „Eigentlich wollte ich dir erzählen, dass alle von deiner Lieblingsfamilie wieder wach sind und jetzt Familienzusammenkunft spielen. Sie werden sich also die Köpfe einreißen. Willst du nach Hause kommen und einschreiten oder willst du nach Hause kommen und einfach nur zusehen?“, fragte ich nach. Nach Hause kommen war vielleicht nicht das sicherste für sie, aber langsam vermisste ich sie wirklich. Außerdem glaubte ich einfach, dass sie wiederkommen wollte. „Jeremy und ich sind sowieso gleich da. Du kannst vorbei kommen und bei den Taschen auspacken helfen. Caroline hat mich angerufen und gesagt, dass ich es mir bloß nicht wagen sollte, die Spenden-Woche zu versäumen, die sie organisiert hat. Weißt du welche ich meine? Die wo andauernd Versteigerungen und alles andere Mögliche sind. Da ich dieses Mal Single bin, ist meine Hilfe noch mehr als sonst erwünscht.“ Das klang nach Caroline. Nur sie konnte sowas wichtig finden und es fertig bringen einen zu zwingen dabei auch noch mitzumachen. „Gegen Caroline kann man sich kaum erwehren, mit ihr will es keiner zu tun bekommen“, gab ich zu. Auch ich ehrlich gesagt nicht. Ich konnte gern auf eine Diskussion mit ihr verzichten, denn sie war wirklich nicht meine Wunschfreundin. „Sie sind also wirklich alle wach?“, fragte Elena dann nach und ihre Stimme klang hoffnungsvoll und glücklich. Wollte sie die wirklich wiedersehen? Ich hatte heut ein wenig Familiendrama von denen schon mitbekommen und das was ich gesehen hatte gefiel mir gar nicht. Sie dazwischen, es schien mir wie eine Katastrophe. „Sind sie. Ich hab im Übrigen erfahren, das Rebekah wohl ihren Brüdern verraten hat, das du sie doch beide geliebt hast. Ich und Stefan haben heute nämlich die geschnitten Kurzversion deines Abenteuers gehört. Eigentlich nichts was ich schon wusste. Sie haben dich beide geliebt und sich deswegen bekriegt. Im Übrigen denken sie ihre Mutter hat dich getötet oder ihr Vater, was weiß ich…“, berichtete ich ihr von unserer kleinen Unterhaltung beim Abendessen. Ich dachte das waren ein paar Fakten, die sie vielleicht interessierten. Konnte ja sein. „Damon, komm bitte auf jedenfall vorbei und erzähl mir alles genau“, bat sie mich und natürlich konnte ich mich ihren Wunsch nicht erwehren. Nicht bei ihr. „Sicher, Elena. Ich bin gleich da!“, versprach ich ihr und legte dann auf. Kapitel 11: Unmöglich --------------------- Kapitel 11: Unmöglich „Ich kann vergeben doch nicht vergessen.“ (Bushido) Elenas Sicht: „Sieh dir das an, das ist die Liste, auf der steht, wie Caroline mich foltern will. Eine Woche voller…“ „… wirklich guter Ideen. Andauernd musst du dich verkleiden!“, meinte Damon total begeistert und mir klappte der Mund auf. Das konnte er wohl nicht wirklich ernsthaft befürworten. Als Damon meinen Blick bemerkte, legte er den Zettel schnell weg. „Ich meine das ist schrecklich. Vollkommen grauenvoll. Wie kann sie nur“, sagte er und schüttelte missbilligend den Kopf. Wenn er das nur ernst meinen würde. Seine Tonlage bewies mir auf jedenfall das Gegenteil- Ich verdrehte die Augen und nahm einen Schluck von meinem Kaffee. Damon hielt mir dann die Einladung vor die Augen, die ich heute Morgen bekommen hatte. „Gehst du hin?“, fragte er nach. Ich zog eine Augenbraue hoch. Die Frage konnte er doch nicht tatsächlich ernst meinen, oder doch? „Zu einem Ball, wo alle Ursprünglichen versammelt sind, denen ich versuche aus dem Weg zu gehen und die Mutter mich persönlich eingeladen hat, die wohl auch behauptet hat, das sie mich getötet hat und dann auch schon mal wirklich versucht hat mich zu töten? Sicher nicht.“ Damon nickte leicht. Wir teilten die Meinung also, dass das keine sehr gute Idee sein würde. Ich wollte Esther nicht wirklich begegnen. Sie war eine Hexe. Was wenn sie die Wahrheit herausfand, weil ihr die Geister irgendwas sagten? Geister interessierte sowas wie Zeit nicht, das hatte Ayanna mir gesagt und da wollte ich der Frau so lang und oft wie möglich aus dem Weg gehen. Vielleicht sollte ich doch mit Jeremy wegziehen, Damon würde sicher mitkommen. „Ist wahrscheinlich besser so“, stimmte Damon mir zu. „Vielleicht will sie dich wirklich umbringen, wenn sie es schon mal einfach behauptet hatte“, sinnierte er. Aber vielleicht war dieser Gedanke gar nicht mal so abwegig. „… und als sie dich versucht hat, durch Vicki töten zu lassen“, fiel ihm dann noch ein und ja, das waren eindeutig alles starke Gegenargumente für meine dortige Anwesenheit und mögliche Unterredung mit der Frau. „Gehst du hin?“, fragte ich nach. Ich wollte nicht, dass er sich in Gefahr begab. „Klar ist ein gesellschaftliches Ereignis und dann kann ich ein paar Dinge von Liz und Carol erfahren, wenn die was Neues wissen. Du weißt, ich halt mich immer auf den laufenden.“ Ich verdrehte die Augen. Allerdings hatte er recht, das tat er in der Tat und das war nicht mal eine schlechte Eigenschaft von ihm. „Ich hab Jeremy gesagt, dass er nicht hingehen soll, aber er hatte nicht mal das Bedürfnis nach so einer Veranstaltung verspürt und hat mir das auch in einer netten sarkastischen Bemerkung gesagt. Caroline wird mich heute Abend mit dem Ablauf der Woche nerven, so sind wir beide gut von allem abgelenkt. Willst du mitkommen zum Baum? Ich wollte ein paar Blumen hinbringen“, erzählte ich Damon und sofort wusste er welchen Baum ich meinte. Es kam auch wirklich nur einer in Frage. Ich ging öfters dahin. Auch wenn sich alles verändert hatte, so war es dennoch ein vertrauter Gang. Ich zog mir eine Jacke über, bevor wir beide nach draußen gingen. Bevor wir uns auf den Weg machten, pflückte ich noch ein paar Vergissmeinnicht, die auf unserem Grundstück wuchsen. Bald würde ihre Blütezeit vorbei sein. „Ich hatte mir überlegt, dass ich Caroline von allem erzähle. Ich glaube ich brauche einfach eine Freundin, mit der ich über alles reden kann. Du weißt schon, Mädchen-Rat und sowas…“ Das brauchte ich wirklich, einen guten Rat und am liebsten wäre ich deswegen zu Rebekah gegangen, doch das war gerade nicht möglich. Mädchen aber konnten bessere Ratschläge in sowas geben. Auch wenn Elijah und Niklaus gefährlich waren, so würde es die Liebesgeschichte sein, die Caroline darin sah und nicht das große Problem, was es nun mal wirklich war. „Wundervoll und ich werde Finn und Kol kennenlernen. Mal sehen, ob sie so sind wie du denkst.“ Das würde mich wirklich interessieren. Ein Bild stieg mir den Kopf, wo Kol eine Frau austrank und sie einfach zu Boden fallen ließ. Ich hatte das Gefühl, das er meinen Namen sagte. Dass er nach mir rief. „Das hoffe ich“, flüsterte ich nur und wir sahen uns in die Augen. Mein trauriger Blick veranlasste ihn dazu seinen Arm auf meine Schulter zu legen und ich drückte meinen Kopf gegen seine Brust. Ich hoffte, dass mich wegen dem Bild was ich von Kol vor Augen hatte, irrte. Wir gingen den Hügel hinauf und Damon erzählte mir von Stefan, dass er noch immer sein eignes Ding durchzog und dass er keine Ahnung hatte, wie er ihn einschätzen sollte. Stefan war so eine Randsache geworden, die wir nicht durchschauen konnten, die uns aber auch wenig interessierte, besonders mich. Ich wollte ihn nicht mehr in meinem Leben haben. Er hatte mir viel so sehr weh getan und das war etwas, das ich nie vergessen konnte, selbst wenn ich es irgendwann schaffen würde ihm zu verzeihen. Vielleicht verzeihen, aber niemals vergessen. Das war unmöglich. Er hatte mir zu viele grauenvolle Dinge angetan und ich konnte das Monster nicht vergessen, das so gefühllos gewesen war, das ich vor ihm mehr Angst gehabt hatte, als vor Niklaus in all seinen Aktionen. Damon küsste mich auf die Schläfe. Irgendwie verstand er mich, auch ganz ohne dass ich etwas sagte. Auch wenn Damon nicht meine wahre Liebe war, so teilten wir ein engeres Band, als ich bisher einzuschätzen vermochte. Vielleicht war er wirklich der Bruder, für den ich ihn in der Vergangenheit ausgegeben hatte und von dem ich immer wieder erzählt hatte. Zumindest war er mir genauso wichtig, wie Kol und Finn und auch auf dieselbe Art und Weise. Obwohl Damon es nicht auf dieselbe Art sah, wie ich, hoffte ich, dass es irgendwann so sein würde. Das er mein Bruder war und ich seine Schwester. An dem Baum, von dem ich jetzt einfach nur noch glaube das er der für Gideon war, weil ich es so wollte, legte ich die Blumen ab und faltete meine Hände zu einem Gebet. Ich hoffte, dass er da wo er war, Frieden gefunden hatte. Damon legte eine Hand auf meine Schulter. „Sicher hatte er ein schönes Leben gehabt“, versicherte er mir voller Überzeugung und ich wollte auch daran glauben. Tränen bildeten sich in meine Augen und ich warf mich in Damons Armen. „Gott, ich vermisse ihn so sehr“, gestand ich ihm und weinte an Damons Schulter. Tränen über Tränen flossen aus meinen Augen und ich schaffte es einfach nicht aufzuhören. Es wollte mir einfach nicht gelingen. Gideon war doch mein Sohn. Ich hatte ihn so sehr lieb gehabt und ihn zurückzulassen, war das schwerste was ich je hatte tun müssen. Von Elijah und Niklaus hatte ich wenigstens gewusst, dass ich sie wiedersehen würde. Bei Gideon war das allerdings was ganz anderes. Er war schon lange gegangen und ich würde ihn nie wiedersehen. Es tat so weh. Es war so verdammt schmerzhaft. Nur für ihn wollte ich am liebsten in der Zeit bleiben, in der ich geschickt wurde. Zu gern hätte ich ihn aufwachsen sehen wollen, ihn weinen und lachen sehen, jeden Unfall und jede Freude beobachten. Für immer bei ihn sein. Ich hatte ihn so sehr geliebt und ich würde ihn nie vergessen. Das wusste ich. Die Erinnerungen an ihn, würden mir für immer klar erhalten bleiben. Kapitel 12: Nicht anwesend -------------------------- Kapitel 12: Nicht anwesend „Das Wort "Familienbande" hat einen Beigeschmack von Wahrheit.“ (Karl Kraus) Finns Sicht: Wie viel Zeit auch verging, die Doppelgängerin erschien einfach nicht. Nur die beiden Salvatore-Brüder. Wir alle hatten geglaubt, dass sie kommen würde und besonders Mutter und ich hatten damit gerechnet, schließlich würden wir ihre Hilfe brauchen. Das war die perfekte Gelegenheit gewesen, den Zauber zu sprechen. Aber sie war einfach nicht hier erschienen. Elijah hatte doch gesagt, das sie mutig und selbstlos war. Wieso also kam sie nicht? Diese Frage stellte auch mein Bruder Elijah einem der Salvatore-Brüder. Ich hatte keine Ahnung, wer von ihnen wer war, aber das war der schwarzhaarige und soweit ich es beurteilen konnte, auch der ältere. „Wo ist Elena heute Abend?“, fragte Elijah interessiert nach und ich lauschte der Antwort genau. „Elena macht mit ihrer Freundin Caroline irgendwelches Mädchen-Zeug. Die beiden hatten wohl wichtigeres im Kopf. Aber ich soll dir Grüße übermitteln, sie freut sich das du wieder atmest“, war die Antwort. Dieser Junge und sein Bruder mussten das Mädchen wohl davon abgehalten haben hierher zu kommen und diese Caroline spielte dann wohl Aufpasserin. Eigentlich schon schade. Ich interessierte mich für Tatias Nachkommin. Katerina war wohl anscheinend wenig wie sie gewesen, dabei fragte ich mich, ob Elena ihrem Bild näher kam. Elijah war dieser Meinung, Rebekah allerdings nicht. Sie hasste sie voller Inbrunst. „Ich bin sicher so hat sie es nicht ausgedrückt, wenn sie überhaupt etwas gesagt hat“, meinte Elijah und anscheinend musste man bei den Worten des Salvatore-Bruders ganz genau aufpassen. Auch das noch. „Nein, hat sie nicht. Sie freut sich allerdings für dich, dass deine Familie wieder komplett ist. Du weißt sie ist so eine Art Familien-Typ. Versteh ich nicht ganz, ich würde meinen Bruder zu gern irgendwo eintauschen. Ich hab nur noch nichts Passendes gefunden.“ Die Doppelgängerin war ein Familienmensch? Vielleicht hatte sie doch etwas von Tatia, dann würde sie sicher alles tun wollen, um die Bedrohung von Klaus gegenüber ihrer Familie loszuwerden. Ich ging zu meiner Mutter, die sich unter die Gäste gemischt hatte, weil sie immer noch auf die Ankunft der Doppelgängerin wartete. „Sie wird nicht kommen, Mutter“, erzählte ich ihr und somit verlief unser Plan erst einmal ins Nichts. Sicher würde es aber noch einen weiteren Weg geben und eine neue Gelegenheit, wenn es auch nur ein wenig länger dauerte. „Dabei war ich mir sicher, dass sie erscheinen würde“, sprach sie und schaute noch einmal bedauernd zur Tür. Ich nickte zustimmend. „Ich auch“, antwortete ich ihr. Anscheinend hatten wir sie falsch eingeschätzt. Ich ging zu Elijah, als der sein Gespräch mit dem Salvatore-Bruder beendet hatte. „Sag mal, Elijah, warst du in der letzten Zeit bei dem Baum?“, fragte ich nach und ich musste nicht erst erklären welchen Baum ich meinte. Ich war erstaunt gewesen, das dieser nach neunhundert Jahren noch immer dort stand. Als würde er mit Gideons Leben dort verbleiben und all die Zeit überdauern. „Nein, war ich nicht. Wieso?“, fragte er verwirrt nach. „Dort lagen Blumen. Frische, die heute erst jemand hingelegt hatte und auch ein paar welke, die vor ein paar Wochen dort hingelegt wurden sind.“ Jemand besuchte diese Stelle in unbestimmten Abständen und legte dort Blumen hin. Ich hatte vermutet, dass es Elijah sein könnte. Niklaus traute ich es nicht zu, ebenso Rebekah und auch wenn Kol dieses Gemüt hätte haben sollte, so war er erst mit mir erweckt wurden. Obwohl Elijah wohl auch noch nicht allzu lange wach war. „Vielleicht hatte jemand dort einen Unfall, ist gestorben oder…“ „Es waren Vergissmeinnicht“, unterbrach ich ihn. Elijah sah mich tatsächlich etwas geschockt an, also hatte er damit in keinster Weise gerechnet. Ich allerdings auch nicht. Ebenfalls hatte ich diesen Ort besucht, um Blumen abzulegen. Es war die Stelle an die ich kam, um Tatia bestmöglich nah zu sein. Wir hatten keine Leiche oder ein Grab für sie gehabt, wir hatten Boote das Meer hinaus ziehen gelassen, aber das war es. Also kam ich immer an den Ort, den ich am meisten mit ihr verband. „Elena hat, aus irgendeinem mir nicht bekannten Grund, Kol, dir und mir, Vergissmeinnicht in die Hände gedrückt.“ Ich hatte den Strauß bemerkt, als ich aufgewacht war. Er kam also von der Doppelgängerin? Wie war sie auf den Gedanken gekommen? Hatte sie einfach dieselbe Einstellung wie Tatia? Verband sie das mit Abschied? Jetzt war ich nur noch mehr gespannt auf die Doppelgängerin, die Tatias Gesicht haben würde. „Wer würde außer mir dort hochgehen? Hast du Gideon gesehen?“, fragte ich nach, weil das die einzige Möglichkeit war, die mir noch einfallen würde. Aber Elijah schüttelte den Kopf. „Nein, er hätte auch sicher vorbei geschaut. Ich meine er versteht sich sogar mit Niklaus, er hat keine Angst vor einen von uns und er würde uns auch alles vergeben. Er hat Niklaus auch vergeben, dass er dir einen Dolch in die Brust gejagt hatte.“ Gideon war wirklich ein guter Junge. Er war Tatia sehr ähnlich, was allerdings auch daran lag, das ich versucht hatte ihn so zu erziehen. Immer wieder hatte ich ihm von seiner Mutter erzählt und all den guten Eigenschaften, die sie gehabt hatte. Die hatte Gideon für sich selbst angenommen und er hatte nach ihren Werten gelebt, mehr als ich es tat. Ich war sicher, sie wäre stolz auf ihren Sohn. Allerdings bedauerte ich, dass er ein Vampir geworden war und seine Familie hatte verlieren müssen. Das hatte ich nicht für ihn gewollt. Ich hatte ihm ein langes menschliches Leben gewünscht, wie auch Tatia. Sicher hätte sie sich nicht ein unsterbliches Leben als Monster für ihn gewünscht. Obwohl sie es sicher anders gesehen hätte und ihn trotzdem noch geliebt hätte. „Gideon hat einfach zu viel von seiner Mutter, um irgendeinem Wesen auf der Welt böse zu sein.“ Er war anders als meine Geschwister und ich. Nie hatte er einem Menschen auf irgendeine Weise geschadet und auch als Vampir tötete er keine Menschen. Nicht einmal ich konnte das von mir behaupten. Gideon allerdings hatte das geschafft. Ich sah mich um und bedauerte die nicht Anwesenheit der Doppelgängerin, so hatte hier das alles für mich gar keinen Zweck. Eine Familienzusammenführung, daran glaubte ich nicht. Ich war mir sicher, dass unsere Chance eine gemeinsame Familie zu sein, schon längst verstrichen war. Unser Tod war einfach schon lange überfällig. Wir sollten die Menschen nicht mehr mit unserer Anwesenheit tyrannisieren. Kol war ein Monster aus Überzeugung und fand keinen Frieden. Er war sich bewusst, der Dinge die er tat und suchte darin selbst, die Erlösung. Rebekah war verzweifelt und ein ewiges Kind, deren Spielchen durch die Unsterblichkeit einfach nur grausam geworden waren. Außerdem hielt sie uns für etwas Besseres als die Menschen. Niklaus rechtfertige sein Dasein mit allem was er konnte und er genoss es Angst und Schrecken zu verbreiten. Er wollte keine Hoffnung und Erlösung mehr. Elijah war mir mit seiner Einstellung am nächsten, doch hatte er sich mit allem abgefunden. Auch er benutzte seine Macht, um anderen zu schaden, wenn er meinte, dass die Situation es verlangte. Ich hasste mich für das was ich getan hatte, für die Menschen die ich getötet hatte. Ich wollte dem endlich ein Ende bereiten und unserer kaputten Familie Erlösung verschaffen. Die Bande unserer Familie dauerte einfach schon viel zu lange. Kapitel 13: Wieder Freundinnen? ------------------------------- Kapitel 13: Wieder Freundinnen? „Entfernung kann zwar Freunde trennen, doch wahre Freunde trennt sie nie.“ (Autor unbekannt) Elenas Sicht: Ich stellte den Picknickkorb, den ich neu gekauft hatte, sowie die Einkaufstüten, auf die Bank der Veranda ab, um aufzuschließen. Gerade als ich den Schlüssel herumdrehen wollte, wurde ich selbst umgeworfen und gegen die Tür gedrückt. Erschrocken stellte ich fest, dass es Rebekah war. Sie fasste mich an die Kehle und wendete noch mehr Gewalt an, um mich gegen die Tür zu drücken. „Überrascht? Du hast mir einen Dolch in den Rücken gejagt, Elena. Das hat weh getan.“ Ich hatte gewusst, dass mich das verfolgen würde. Die Adern unter ihren Augen traten schwarz hervor und ihre Zähne verlängerten sich, doch bevor sie mir diese in den Hals rammen konnte, hauchte ich unter ihrem Griff hervor: „Becky, bitte nicht!“ Mein Flehen brachte sie dazu erschrocken zurückzuweichen und ihr Vampir-Gesicht verschwand auf der Stelle. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. „Wie hast du mich genannt?“, fragte sie hilflos. Bevor sie sich wieder fassen konnte und versuchte mich umzubringen, wollte ich die Chance nutzen und das klären. Ich ging auf sie zu und nahm ihre Hände in meinen. „Bitte, Becky! Du musst mir zuhören. Ich will dir auch alles erklären, ich verspreche es!“, versicherte ich ihr. Sie sah mich immer noch so entsetzt an, ich fühlte mich unter ihrem Blick wie ein Geist, der ich wohl ihrer Meinung sein musste. „Wir sollten vielleicht reingehen“, schlug ich vor, da sie noch immer sprachlos war. Ich wandte mich wieder zur Tür, schloss auf und nahm meine Sachen, um dann reinzugehen. Bevor ich weiterging, wandte ich mich zu Rebekah, die dort noch stand. Sie blinzelte, versuchte wohl alles zu ordnen, in die richtigen Bahnen zu lenken. „Komm doch bitte herein“, bat ich sie und wie eine Maschine setzte sie sich in Bewegung und trat hinein. Ich ging in die Küche um meine Sachen abzulegen, bevor ich mich wieder an Rebekah wandte. Zu sagen, dass ich nervös war, war nur eine leichte Untertreibung. „Setzt dich doch“, schlug ich vor, doch sie blieb einfach stehen, rührte sich keinen Millimeter. Unsicher vergrub ich meine Hände in meinen Hosentaschen und versuchte es zu vermeiden mich anzusehen, während sie dabei war jeden Zentimeter meines Körpers direkt im Augenschein zu nehmen. „Möchtest du Blut oder Alkohol?“, fragte ich nach, doch noch immer antwortete sie nicht. Kein Laut entkam ihr. „Ich denke Alkohol wäre das richtige. Wir haben Bourbon in der Abstellkammer.“ Sofort ging ich dahin, nahm einen Hocker, um an das oberste Regal heran zu kommen. „Damon und Alaric haben ihn dort versteckt. Sie haben hier eine Art Vorrat angelegt, aber mir nichts davon gesagt. Sie glaubten wohl dass sie es vor mir verstecken müssen, weil ich sie sonst dafür verurteilen würde. Allerdings hätte ich das nur getan, wenn Jeremy von dem Zeug trinken würde“, erzählte ich ihr, weil ich nun einmal redete, wenn ich nervös war. Ich nahm ein Glas, goss es voll und drückte es ihr in die Hand. Angsterfüllt sah ich in ihre ziemlich rational gewordenen Augen. „Becky?“, fragte ich nach, weil sie immer noch nicht reagierte und langsam bekam ich Angst davor, wie würde sie nur reagieren? Die ganze Zeit über hatte ich mich vor diesem Augenblick gefürchtet. Jetzt war er da. „Wer bist du?“ Eine einfache Frage und ich wusste nicht, wie ich sie ihr beantworten konnte. Es tat mir alles so leid. Was geschehen war. „Bist du Elena? Bist du… Tatia? Aber das ist unmöglich du müsstest tot sein! Du bist ein Mensch, kein Vampir. WARUM BIST DU NICHT TOT?“, schrie sie mich an. Das Glas knallte zu Boden und sie fasste mich an meine Schulter und schüttelte mich heftig. „Bitte, Becky“, flehte ich und Tränen brachen aus ihr heraus. Ihr Griff wurde deswegen lockere und ich nahm sie in die Arme, strich ihr durch die Haare. „Es tut mir alles so leid, ich wollte nicht dass das geschah“, versuchte ich mich zu entschuldigen, aber ich wusste selbst, dass das viel zu wenig war. Wie leblos lag Rebekah in meinen Armen und ich strich ihr über den Rücken, doch es kam wieder keine Reaktion von ihr. „Es tut mir leid, dass ich dich erdolcht habe.“ Das hatte ich wirklich nicht tun wollen, aber Niklaus war nun einmal ihr Bruder und sie hätte uns aufhalten können. Natürlich war ich jetzt im Nachhinein froh, dass er immer noch lebte. „Bist du Tatias Wiedergeburt oder hast du nur ihre Erinnerungen? Hat dir jemand alles erzählt oder…“ Rebekahs Stimme verlor sich, aber bevor sie weitere Theorien aufstellte erzählte ich ihr lieber die Wahrheit. Wir waren Freundinnen, sie war meine beste Freundin. Keine Lügen mehr. „Ich bin Tatia“, flüsterte ich und sah ihr dabei die Augen. Entsetzt sah sie mich an und schüttelte dann verzweifelt den Kopf. „Nein, das kann nicht sein!“ Sie wollte es nicht wahrhaben, wie damals als ich ihr erzählt hatte, dass Niklaus ihre Mutter getötet hatte. „Becky, sieh mich bitte an. Es ist wahr. Den Spitznamen hab ich dir gegeben und du hast mich Tia genannt. Dabei hatte ich gedacht mein Name war so kurz, das man ihn nicht weiterverkürzen konnte.“ Das hatte mich tatsächlich damals überrascht, aber Rebekah schüttelte weiterhin hartnäckig den Kopf. Sie konnte wirklich so stur sein. „Nein, Elijah war dabei und er hat dir davon erzählt…“ „Ich hab dir das schwimmen beigebracht. Eines Nachts warst du am See und hast mich und Gideon beobachtet wie wir schwammmen. Ich hab dir vorgeschlagen es uns gleich zu tun, aber du sagtest du kannst nicht schwimmen. Der See war unser Lieblingsort, wir saßen immer da und haben erzählt. Entweder wir haben dort gebadet, dort Wäsche gewaschen oder einfach nur auf den Felsen gesessen und Steine ins Wasser geworfen. Wir wollten immer versuchen…“ „…das sie so oft wie möglich springen oder das wir es vielleicht schafften eine Schneise ins Wasser zu werfen. Dein Stein ist wenigstens einmal gesprungen, meiner hat einfach nur Plumps gemacht“, vollendete sie meine Worte und ich nickte zustimmend. Fasziniert sah sie mir in die Augen und schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich war das alles ziemlich viel und sie musste erst ihre Gedanken wieder ordnen, das konnte ich ihr nicht verübeln. „Das ist unmöglich“, hauchte sie. Ich zuckte mit den Schultern, weil es ja doch irgendwie möglich war, wenn ich es mir auch selbst kaum erklären konnte. „Ich würde sagen, es ist nicht üblich“, verbesserte ich sie schmunzelnd und ich führte sie zum Sofa, um mich dort mit ihr hinzusetzen. „Es fing alles damit an, das mich für Damon entscheiden wollte und Stefan endgültig aus meinem Leben verbannen wollte. Deswegen bat ich Bonnie einen Zauber zu sprechen, um meine wahre Liebe zu finden, denn eigentlich war ich mir sicher dass es Damon sein musste. Doch dann wurde alles schwarz und auf einmal war ich in einen Wald und sah deine Brüder“, begann ich mit der Geschichte und ich wusste nicht wie lange es dauerte das alles zu erzählen. Rebekah unterbrach mich kein einziges Mal, sie hörte mir nur zu. Ich erzählte was ich getan hatte, welche Entscheidungen ich getroffen hatte und warum ich was getan hatte. Ihre Augen leuchteten, als ich ihr erzählte, dass ich mich in ihre beiden Brüder verliebt hatte und dass dieser Zauber bedeutet, dass einer von ihnen meine wahre Liebe sein musste. „Oder beide“, warf Rebekah da, das einzige mal ein und wie beim letzten Mal konnte ich über ihre Idee nur den Kopf schütteln. „Am Ende wollte ich da bleiben, ich wollte es tatsächlich, doch ich konnte nicht. Es war nicht meine Zeit und ich musste alle die ich liebte zurücklassen, um hierher zurückzukommen. Für mich ist also kaum Zeit vergangen, seit all diesen Ereignissen. Ich könnte dir jedes Detail noch beschreiben. Unser letztes Gespräch war das in der Höhle“, endete ich mit meiner Geschichte. Sie sah mich an, musterte genau mein Gesicht, als versuchte sie zu verstehen was in mir vorging. Ich glaubte auch, dass sie jetzt besser darin war, als früher. „Wie willst du es ihnen sagen?“, fragte sie nach und das war auch so eine Sache, an dem mein Plan bisher noch nicht ins Detail ausgearbeitet war. Das mit Rebekah war gerade ziemlich in der Hitze des Gefechtes passiert. „Ähm… irgendwie hatte ich an gar nicht gedacht. Schweigen ist manchmal gar nicht so schlecht“, befand ich. Manche Dinge sollten lieber ein Geheimnis bleiben. Rebekah sprang vom Sofa auf und überrascht sah ich sie an. „Wenn du es ihnen nicht sagst, dann werde ich es tun!“ Es klang nicht wütend, sondern einfach nur hitzig, als würde sie gleich losrennen, um es ins Haus hinein zu schreien. Schnell sprang ich auf. „Bitte nicht, Rebekah! Sag es ihnen nicht, ich will nicht das… es… Es würde nichts ändern“, sagte ich traurig. Rebekah ergriff meine Hände und sah mir fest in die Augen. „Nichts ändern? Es würde ändern, dass dich mein Bruder so behandelt! Es ändert alles. Du hast mir damals nicht geglaubt, aber wenn es eines gibt, was ich weiß, dann das meine Brüder dich lieben!“ Das glaubte ich nicht, Elijah und Niklaus liebten mich nicht mehr, es war ein Jahrtausend seit dem vergangen. „Becky, nein. Bitte sag es ihnen nicht. Du bist doch meine Freundin.“ Traurig sah ich zu Boden. „Zumindest warst du es und wenn du willst…“ „Wir haben nie aufgehört Freundinnen zu sein. Ich dachte einfach nur du seist tot“, flüsterte sie gebrochen und ich erwiderte ihren Blick. Aber ihre aufkommenden Tränen wischte sie wieder weg. „Wir müssen wieder Freundinnen-Sachen zusammen machen. Ich hab dich so vermisst, nur mit dir bekomm ich dieses Zeug gut hin“, murmelte sie und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Auch mit ihr war mir das immer am leichtesten gefallen, sie musste mich nicht mal dazu nötigen. „Morgen beginnt die Spenden-Woche. Caroline hat mich gezwungen da mitzumachen. Komm doch auch. Morgen waschen wir im Bikini Autos. Es wird mir leichter fallen, wenn du dabei bist“, schlug ich vor und sie nickte leicht. Dann wurde ihr Blick wieder vollkommen ernst. „Du hast die eine Woche, um meinen Brüdern die Wahrheit zu sagen, sonst werde ich es tun. Manche Dinge müssen einfach gesagt werden und ich kann nicht zulassen, das sowohl du als auch meine Brüder unglücklich sind.“ Entsetzt sah ich sie an, doch ich wusste, dass ich sie da nicht mehr umstimmen konnte. Kapitel 14: Was ist passiert? ----------------------------- Kapitel 14: Was ist passiert? „Liebe wächst und blüht. Warum sollte sie nicht auch welken, wie alles andere auf der Erde?“ (Jeanne Moreau) Elijahs Sicht: Ich saß auf dem Sofa und las ein Buch, während Kol auf dem Sessel mit seinem Glas Alkohol herumspielte. „Begleitest du mich in die Stadt, Elijah?“, rief Rebekah und ich wusste zwar nicht warum sie das wollte, aber was solls. „Sicher“, sagte ich nur, schaute aber nicht auf. Sie war meine Schwester, meine einzige, wieso sollte ich ihr diesen Gefallen nicht tun? Kol ließ sein Glas fallen und verwundert sah ich zu ihm, da sein Mund offen stand. „Unsere Schwester ist nackt!“, sagte er überrascht und entsetzt. Was hatte er da gerade gesagt? Ich folgte seinem Blick und sah Rebekah im Bikini vor uns stehen. Sie hatte ein paar Sachen auf dem Sofa abgelegt und zog sich nun ein T-Shirt und einen Minirock über. „Red keinen Schwachsinn, Kol! Das ist ein Bikini. Geh an einem Strand und dann siehst du alle Frauen dort so rumlaufen“, gab sie vollkommen unbeeindruckt zurück. Sie hatte schon recht, aber sie lag fast hundert Jahre in einem Sarg und hatte diese Wandlung nicht mitbekommen, außerdem erinnerte ich mich noch an die Zeiten, wo es nicht gestattet war mehr Haut zu zeigen, als bei den Händen und dem Gesicht. „Und wieso bitte hast du einen Bikini an? Hier ist kein Strand!“ Dieser Einwand war durchaus berechtigt. „Heute beginnt die Spenden-Woche. Ich werde in einem Bikini Autos waschen“, sagte sie, als wäre dass das normalste auf der Welt und eine Erklärung für alles. „Ja, aber wieso?“, fragte Kol und seine Stimme klang schon fast hilflos, weil er diese Entwicklung genauso wenig, wie ich verstand. Sie sah uns einfach nur an, hatte dabei die Hände an ihre Hüfte gestemmt. „Elena hat mich gefragt und ich hab ja gesagt“, antwortete sie und ich konnte nicht glauben was ich da hörte. Elena hatte sie gefragt und sie hat ja gesagt? Wieso sollte Elena sie sowas fragen? Wieso sollte sie selbst bei sowas mitmachen? Und wieso würde Rebekah dann auch noch zustimmen? Kol sah verwirrt und fragend zu mir. „Sei ehrlich, war ich zwischendurch tot und lag wieder im Sarg?“, fragte er nach, weil da ein paar Puzzelteile fehlten. Rebekah warf ein Kissen nach ihm, das ihn direkt am Kopf traf. „Sei still, du Idiot! Elena und ich sind jetzt Freundinnen, also lass deine dummen Kommentare.“ „Freundinnen“, sagten Kol und ich gleichzeitig, wobei mein Ausruf fragend und eindeutig leiser kam, als Kols. Ich gab Kol einen Blick zurück, der ihm sagte, dass auch ich etwas verpasst hatte. Wo war meine Gedächtnislücke? „Ganz ehrlich, Kol. Ich hab auch in einem Sarg gelegen.“ Rebekah verdrehte demonstrativ die Augen, aber sie war doch schuld! Ich konnte schwören, dass sie gestern noch beteuert hatte, wie sehr sie Elena hasste. Das war dasselbe wie damals mit Tatia… Tatia… Ungläubig sah ich meine Schwester an. „Reist euch beide zusammen! Wolltest du mich nun in die Stadt fahren oder nicht, Elijah?“, fragte sie nach und ging dann bereits zur Haustür. Verwirrt sah ich noch einmal zu Kol, bevor ich mein Buch zuklappte, es weglegte und Rebekah folgte. Kurz darauf sprang auch Kol auf. „Das will ich sehen! Wenn schon nicht wegen unserer Schwester und der Doppelgängerin, dann wegen den vielen nackten Mädchen“, meinte er und das war so typisch Kol. „Nicht nackt, sondern im Bikini!“, zischte Rebekah und verbesserte ihn so. Doch Kol störte sich nicht daran und so fuhr ich die beiden streitenden Geschwister in die Stadt. Sie sollten endlich selbst den Führerschein machen, aber ehrlich gesagt, wollte ich das auch sehen. Ich konnte kaum glauben dass meine Schwester auf einmal mit Elena befreundet sein sollte. An der Schule angekommen, sprang Kol fast förmlich aus dem Auto. „Ich liebe diese Zeit!“, befand er und seufzend stieg ich aus dem Wagen. Ich sah mich um, konnte Elena aber nicht entdecken. Rebekah zog sich bis auf ihren Bikini wieder aus und ging zu ein paar anderen Mädchen, unter denen ich auch Caroline erkannte. Das hier war wirklich nicht mein Ding. „Ich fass es nicht, dass wir deswegen hierher zurückkommen mussten“, hörte ich Jeremys Stimme sagen. Elenas jüngerer Bruder. Ich drehte mich in die Richtung, aus der die Stimme kam und entdeckte die beiden, wie sie über den Parkplatz gingen. „Beschwer dich nicht bei mir, sondern bei Caroline. Das war nicht meine Idee!“ Das glaubte ich ihr sogar, das hier war nicht etwas das nach ihr klang. Als sie aufsah, trafen sich unsere Blicke und wie immer musste ich sie anschauen. Ich konnte nicht anders, als an Tatia zu denken, wenn ich sie sah. Am Anfang war das auch bei Katerina so gewesen, doch das war lange her, jetzt verfluchte ich das, da sie es nicht wert war, ihr Gesicht zu tragen. Anders als bei Elena. Sie schlug ihren Bruder kurz auf die Schulter und kam dann auf mich zu. „Elijah, was machst du denn hier? Ich hatte dich nicht hier erwartet.“ Das war auch ehrlich kein Ort wo ich freiwillig irgendwie hin wollte. „Ich bring nur meine Schwester vorbei“, erklärte ich ihr und sie nickte leicht. Sie schien nicht überrascht von meiner Aussage zu sein, waren sie also wirklich Freundinnen? Es war schwer vorstellbar. Ich konnte ihren Blick nicht deuten, doch er war anders, als sonst. Sie sah zu mir auf, kniff ihre Lippen zusammen und lächelte leicht. „Deine Haare sind kurz“, stellte sie fest und ich sah sie überrascht an. Es war etwas was ich getan hatte, weil die Zeit nach dem ich im Sarg lag, nach einer Veränderung rief. „Sieht gut aus, keine Sorge“, meinte sie und bevor ich irgendwie reagieren konnte, hörte ich die Stimme meiner Schwester rufen. „Elena!“ Sie lächelte mich noch einmal an, bevor sie zu Rebekah und den anderen Mädchen ging. „Was ist das?“, fragte Caroline und deutete entsetzt auf sie. Ich konnte nicht sehen, wie Elena reagierte, aber ich hörte Rebekah kichern. „Was ist was, Caroline? Dachtest du ich komm in Bikini hierher?“, fragte Elena nach. „Hosen runter und T-Shirt ausziehen!“, befahl Caroline und wenn sie ein Junge gewesen wäre, dann wäre das noch komischer gewesen. Elena wandte sich an meine Schwester, die amüsiert lachte. „Klingt das nur für mich komisch oder war das jetzt doch etwas verdreht?“, fragte sie nach. Es war verdreht, da hatte sie recht. „Doch, es war äußerst anspielend“, stimmte Rebekah ihr zu. Die beiden verstanden sich. Sie waren tatsächlich Freundinnen? Wann und wie hatte sich die Situation in diese Bahnen gelenkt? Rebekah hatte sie doch gestern noch töten wollen. „Ist mir egal wie das klang!“, ereiferte sich Caroline und Elena seufzte ergeben. Meine Augen weiteten sich und ich schaffte es nicht mich abzuwenden, als sie das T-Shirt über den Kopf zog und dann auch noch ihre Jeanshose auszog. „Weißt du, jetzt hast du wenigstens eine Vorstellung davon, wie Tatia nackt ausgesehen hätte, wenn ihr irgendwie weiter gekommen wärt“, meinte Kol, der auf einmal wieder neben mir stand und ich gab ihnen einen Blick, das er zu weit ging und die Klappe halten sollte. Allerdings konnte ich mich dieser Vorstellung wirklich nicht entziehen. Sie trug einen schwarzen Bikini, weiß gepunktet mit rosanen Schnüren, die das Oberteil nur am Nacken und Rücken zusammenhielten und das Unterteil an den Seiten. „Ich mag es hier. Lass uns noch eine Weile bleiben. Außerdem sehen wir vielleicht dann etwas, womit wir unsere Schwester aufziehen können“, befand Kol und lehnte sich zurück. Großartig, das würde ein langer Tag werden. Kapitel 15: Die Spenden-Woche ----------------------------- Kapitel 15: Die Spenden-Woche „Wenn man nicht mal bei seiner Schwester egoistisch und pubertär sein kann, wozu hat man dann eine?“ (Kevin Brooks) Elenas Sicht: Rebekah und ich hatten uns zu einem Team zusammen gefunden, was Caroline verstand, da sie die Wahrheit kannte, bei Bonnie aber nur auf wütende Blicke für Rebekah führte. Vor einer Beichte über alles bei Bonnie war ich aber so gar nicht bereit, ich wusste sie würde mich für meine Gefühle verurteilen. „Also du hast gesagt, das diese Spenden-Aktion die ganze Woche ist. Was machen wir dann also den Rest der Woche?“, fragte Rebekah interessiert und mich verwunderte es, das sie davon nichts wusste. Sonst interessierte sie sich doch auch für die Feste hier und machte Cheerleading mit, wie auch allerlei andere Dinge. „Wieso weißt du eigentlich nichts davon?“, fragte ich erst einmal zurück und warf ihr das Handtuch zu, was sie geschickt auffing. Während ich noch den Rest des Autos wusch, begann sie schon es abzutrocknen. „Meine Familie ist wieder aufgewacht und da hatte ich mich darauf konzentriert.“ Gut, das klang äußerst logisch und war wohl auch verständlich. „Morgen ist Flohmarkt. Dafür spenden wir Dinge, die wir nicht mehr brauchen, damit sie verkauft werden können. Am Ende aber finde ich immer genauso viele Dinge, wie ich hergebracht habe. Ich hab eine Kaffemühle bei uns auf dem Dachboden gefunden, keine Ahnung wie alt die schon ist, aber sie hatte bereits viel Staub aufgefangen.“ Dabei verzog ich angeekelt das Gesicht. Jeremy und ich hatten den Dachboten, wegen dem Flohmarkt, durchwühlt und ich hatte dabei so einige Niesunfälle gehabt. Rebekah fand das anscheinend witzig, denn sie lachte einfach nur. „Ich werde einfach ein paar Sachen von Niklaus klauen und dann ersetze ich sie durch Schrott. Mal sehen wann er das bemerkt und dann einen Tobsuchtsanfall bekommt.“ Ich musste mich auf der Heckscheibe des Autos abstützen und versuchte mein Lachen einigermaßen zu bremsen, doch es gelang mir nicht wirklich. Die Vorstellung war einfach zu genial. „Achte dann beim einkaufen, das die Dinge besonders hässlich sind“, riet ich ihr und jetzt lachten wir beide, konnten uns einfach nicht mehr halten. Das Gesicht von Niklaus würde ich dann zu gern sehen. „Elena, Elena!“, hörte ich die Stimme meines Bruders rufen und er sah ziemlich aufgebracht aus, als er auf uns zu kam. Anscheinend hatte er es entdeckt. „Warum steht mein Name auf dieser Liste?“, fragte er nach. „Auf welcher Liste?“, fragte ich völlig unschuldig und ahnungslos nach, obwohl er es mir natürlich nicht abkaufte. Aber ein Versuch war es doch alle Mal wert. „Auf dieser Liste.“ Bei diesen Worten hielt er mir genau die Liste vor, die ich nur zu genau kannte. „Hmm… die verstehe… Schätze ich hab deinen Namen darauf gesetzt“, sagte ich ziemlich unbekümmert. Jeremy allerdings sah so aus, als würde er jeden Moment verzweifeln, weil ich ihm das schlimmste Elend der Welt beschert hatte. „Aber wieso hast du das getan? Hasst du mich wirklich so sehr?“, fragte er nach. Er übertrieb maßlos. „Nein, natürlich nicht, Jer“, antwortete ich ihm und legte eine Hand auf seine Schulter. „Außerdem steht mein Name auch auf der Liste, siehst du, sogar zweimal. Einmal für Freitag und einmal für Sonntag.“ Bei meinen Worten zeigte ich jeweils auf meinen Namen auf der Liste. Jeremy riskierte nur einen kurzen Blick, bevor er mich wieder wütend ansah. „Du hast mich dazu angemeldet versteigert zu werden. Das ist eine Art von Sklaverei“, entrüstete er sich. Gut, ein wenig hatte er recht, auf der anderen Seite aber übertrieb er dennoch maßlos. Ich runzelte die Stirn. „So wie du das sagst, klingt das wirklich böse was ich getan habe“, gab ich zu, denn seine Stimme war tatsächlich voller Entsetzen. Ich wusste dass er diese Aktionen nicht wirklich mochte und sich bei den Veranstaltungen sowieso so oft wie es ging drückte. „Wieso hast du das nur getan? Hat Caroline was damit zu tun?“, fragte er nach und sah sich bereits nach ihr um. „Nein, Carol Lockwood hat mich einfach nur gefragt, ob ich noch Singles dafür wüsste, die teilnehmen würden. Du weißt ja, Jer, es ist nicht einfach in dieser Stadt Junggeselle zu sein, ist wie eine Strafe und ein bindender Vertrag für solche Veranstaltungen. Da hab ich gedacht ich setzte deinen und Damons Namen drauf, wenn ich schon gezwungen werde mitzumachen. Wie nach dem Prinzip, wenn ich leide musst du das auch.“ So in der Art waren wirklich meine Gedanken gewesen und dafür wurde ich jetzt mit einem fassungslosen Blick meines jüngeren Bruders führte. Das Gesicht war einfach Gold wert. „Bekomm ich die Liste? Ich glaub mir fallen auch noch Namen ein“, meinte Rebekah fröhlich und nun sah Jeremy mit aufgeklappten Mund zu ihr. „Es ist eine Pflicht für Schwestern ihre Brüder zu ärgern“, gab sie meiner Aktion recht. Wirklich sehr nett ausgedrückt. „Ob das wirklich so irgendwo als Gesetzt aufgeschrieben ist?“, fragte ich mich, weil es eine tolle Vorstellung war. Außerdem war es ja nicht so, dass Jeremy mich zuweilen nicht mindern ärgerte. Er zeigte auf mich, dann auf Rebekah. „Du und du, ihr beide seid bösartig. Du hast mich zu einer Versteigerung angemeldet, dabei bin ich minderjährig!“, regte er sich auf, bevor er wegging, doch ich konnte nur lachen, genauso wie auch Rebekah. Es war aber auch zu witzig. Ich schüttelte den Kopf. „Jetzt beruft er sich darauf minderjährig zu sein, aber wenn ich sage er soll um elf Zuhause sein, dann sagt er: Ich bin kein Kind mehr, Elena!“ Zu meiner Zustimmung schüttelte auch Rebekah den Kopf. „Das Brüder auch immer die Fakten verdrehen müssen und sie sich zu der Situation zurechtbiegen. Das ist wirklich sehr mies von ihnen.“ Stimmt, so in der Art war es wirklich immer. Aber dafür waren wir auch Geschwister, das solche witzige Situationen entstanden. „Was ist das überhaupt für eine Versteigerung, von der er sprach?“, fragte Rebekah nach, während wir zum nächsten Auto gingen, um dieses in Angriff zu nehmen. Erst spritzten wir das Auto mit einem Wasserschlauch ab, damit das grobe davon abkam. „Das gehört zu der Spenden-Woche. Am Freitag ist eine Art Picknick. Frauen packen Picknickkörbe zusammen, die dann versteigert werden, dabei weiß eigentlich niemand wer welchen Korb gehört, aber deine Gesellschaft gehört dann dazu. Letztes Jahr hab ich mich davor gedrückt, davor das Jahr hatte ich einen netten Opa Gesellschaft geleistet“, erzählte ich ihr und Rebekah musste sofort lachen. „Es war nicht mal wirklich schlimm gewesen. Er war sehr liebenswürdig gewesen und hat mir Geschichten erzählt. Außerdem hat er mein Essen gelobt, das hauptsächlich aus Fertigprodukten bestand. Ehrlich, ich bedauere eigentlich jeden der meinen Korb haben will und auch noch dafür Geld bezahlt“, erklärte ich ehrlich. Kochen war nicht irgendwas, was ich sehr gut beherrschte. Ich wollte es meistens nicht einmal versuchen. „Aber das ist nicht das, wozu du deinen Bruder angemeldet hast, oder?“, fragte Rebekah nach. Ich schüttelte den Kopf. „Am Samstag ist so ein Disko Abend, der Höhepunkt dessen ist, dass Junggesellen für ein Date versteigert werden. Dafür kaufen Frauen im Vorfeld Lose. Dafür hab ich sowohl Jeremy, als auch Damon angemeldet. Alaric wollte ich das nicht antun, weil er auch gerade mit Meredith zusammen ist oder zumindest sowas in der Art.“ So wirklich wusste ich nicht, wie die Situation zwischen ihnen war, doch Alaric mochte sie anscheinend ziemlich gern und das gönnte ich ihn. Nach Jenna war er sehr lange unglücklich gewesen, sodass er jedes Glück einfach nur verdient hatte. „Welche Versteigerung gibt es noch? Es muss noch eine geben, wenn eure Namen zweimal drauf stehen.“ Da hatte sie in der Tat recht. „Am Sonntag wird alles mit einem Ball abgeschlossen. Da werden einmal Tänze mit Männern versteigert und einmal mit Frauen. Dafür werde ich noch ein Kleid brauchen“, erklärte ich seufzend und sofort warf Rebekah ihren Lappen in die Luft. „Shoppen!“, rief sie begeistert und ich schüttelte grinsend den Kopf. Lag es daran, dass sie früher so wenig Kleider gehabt hatte oder war sie wohl das Typ Mädchen, das einkaufen liebte? Vielleicht eine Mischung aus beidem. „Was ist mit Mittwoch und Donnerstag? Was ist da?“, fragte Rebekah interessiert. „Mittwoch ist Jahrmarkt, das ist eigentlich das Beste, zumindest wenn man nur Besucher ist. Caroline hat mich aber dafür eingeschrieben ihr beim Café zu helfen und deswegen werde ich irgend so ein komisches Dienstmädchenkostüm tragen. Das darf Damon auf keinen Fall erfahren. Am Donnerstag ist eine Modenschau, wo die Kleider später verkauft werden. Das ist das einzige wo ich es geschafft habe mich zu weigern.“ Das hatte ich auch sehr standkräftig getan, dafür half ich hinten den anderen Mädchen beim anziehen. Rebekah schien der Gedanke zu gefallen, denn sie grinste nur. „Ich liebe diese Spenden-Woche und an jedem einzelnen Tag davon wirst du die Gelegenheit haben…“ Ich warf ihr einen Lappen ins Gesicht, zumindest versuchte ich es, da sie ihn auffing. Aber es hatte geholfen sie davon abzuhalten, weiterzusprechen. „Wofür sind die ganzen Spenden?“, fragte sie dann weiter nach, als ich einen Blick zu dem Auto ihres Bruders warf. Obwohl Elijah nirgends zu sehen war, wusste ich nicht wer zuhörte. „Für irgendwelche Bauprojekte oder Restaurierungsarbeiten. Letztes Jahr haben wir damit ein neues Abteil für die Stadtbibliothek finanziert. Es hat auf jedenfall bereits Tradition und Caroline nimmt das sehr ernst. Deswegen mussten Jeremy und ich auch unseren Urlaub beenden“, erzählte ich ihr. Spenden-Woche war halt genau Carolines Ding. Kapitel 16: Nicht wirklich gut ------------------------------ Kapitel 16: Nicht wirklich gut „Bereue nie was du getan hast, wenn du dabei glücklich warst.“ (Autor unbekannt) Niklaus Sicht: „Okay, sag mir dass es sich lohnt, dass ich hierher gekommen bin“, forderte ich Kol auf, der mich angerufen hatte und gesagt hatte, dass es hier etwas gab, das ich unbedingt sehen wollte. Grinsend deutete Kol auf ein Auto und ich erkannte da Rebekah stehen in einem Bikini, wie sie den Wagen wusch. „Ist das unsere Schwester?“, fragte ich ungläubig nach. Sie war es doch immer, die sich über die Freizügigkeit dieser Zeit beschwerte und dann tat sie so etwas? „Mit“, meinte Kol und zog das Wort extra lang. Ich schaute noch ein weiteres Mal hin und dann sah ich, wie Elena hinter dem Auto hervorkam. Die beiden lachten miteinander und warfen sich immer wieder den Lappen oder das Handtuch zu. „Meiner Doppelgängerin?“, fragte ich fassungslos. „Rebekah hat Elijah und mir erzählt, dass sie jetzt Freundinnen sind.“ Bitte was? Wo war das mit, Ich-werde-diese-Doppelgänger-Schlampe-töten, geblieben? Ich wusste wirklich nicht, ob mir diese Entwicklung gefallen sollte. Sie konnte wahrlich beunruhigend sein. „Wo ist Elijah?“, fragte ich nach, da nur er die beiden hierher mit dem Auto gefahren haben konnte. Es war doch einfach unfassbar. Wieso waren sie befreundet? „Irgendwohin, keine Ahnung. Übrigens sollten wir aufpassen, dass wir von Rebekah nicht auf eine Liste gesetzt werden, wo sie uns dann versteigern.“ Versteigern? „Wie bitte? Wovon redest du?“, fragte ich nach, da ich wirklich gerade keine Ahnung hatte, wovon er sprach. „Anscheinend haben sie hier ziemlich interessante Feste und Veranstaltungen. Ich liebe diese Stadt einfach. Das wird hier sicher noch lustig“, befand Kol. Ungläubig sah ich von meinen Bruder zu meiner Schwester, die scheinbar wirklich Spaß zu haben schien. Sie wirkte so heiter und locker. „Man könnte fast meinen, es wie bei…“ Blitzschnell schnappte ich sein Handgelenk und knurrte ihn an. „Sag nicht ihren Namen!“, fauchte ich. Ich wollte ihn nicht von ihm hören und auf keinen Fall wollte ich, dass er Elena oder jemand anderes mit ihr verglich. Es gab kein Vergleich! Tatia war einzigartig und sie war tot. Nie wieder würde ich sie wiedersehen. Kol befreite sich aus meinen Griff und funkelte mich ohne Angst an. Er war wirklich aufmüpfig geworden und mutig. „Ich sag ihren Namen so oft und so viel ich will! Du wirst mich sicher nicht davon abhalten! Tatia. Tatia. Tatia! Wenn du es nicht hören kannst, dann geh woanders hin!“, forderte er mich heraus. Das war einer der Gründe warum ich ihn in einen Sarg gelegt hatte. Seine Art wurde als Vampir unausstehlich und er schien es zu lieben alle um sich herum zu reizen, ganz besonders mich. Wütend funkelte ich Kol an, entschied mich dann aber zu Rebekah zu gehen, nur um sicher zu gehen und sie notfalls zu warnen, wenn sie irgendwelche Hintergedanken hatte. „Rebekah“, sagte ich, um die Aufmerksamkeit meiner Schwester zu bekommen. Sie sah mich aber nur unbeeindruckt an. „Kann ich dir in irgendeiner Weise helfen, Niklaus?“, fragte sie kühl. Eigentlich hatte sich unser Verhältnis wieder gebessert, seit Mutter wieder lebte, zumindest stritten wir nicht mehr täglich und das war durchaus angenehmer. „Ich wollte dich nur warnen. Wag es nicht ihr etwas…“ „Ich bin auch anwesend, Niklaus. Du kannst mich also ruhig mit in dem Gespräch mit einbeziehen“, sagte Elena herausfordernd und stemme provozierend eine Hand gegen ihre Hüfte. Sie hatte doch keine Ahnung, wovon sie da redete. Ich ließ meinen Blick bewusst über ihren Körper wandern. Nur weil sie nicht Tatia war, hieß es nicht, dass sie nicht schön war. Da sie exakt genauso aussah, war sie sogar ebenso schön und jetzt zu wissen, was sich unter ihren Kleidern verbarg, war mehr als nur erregend. „Gut, wieso macht ihr es nicht wie früher und haltet voneinander Abstand?“, fragte ich nun direkt an Elena gewandt, da ich bei ihr auf eine Antwort wirklich gespannt war. Was hatte sie veranlasst sich mit meiner Schwester abzugeben, wo diese doch in einigen Momenten wirklich hässlich zu ihr gewesen ist? „Wir sind Freundinnen, Nik“, wies mich Rebekah auf die Tatsache hin, von der sie genau wusste, dass ich dasselbe schon von Kol gehört hatte. Doch auch, wenn sie es sagte, klang es in meinen Ohren noch unglaubwürdig. „Tatsächlich? Wie kommt das?“, fragte ich interessiert nach, legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. Elena und Rebekah Freundinnen? Ich schüttelte den Kopf. Nein, sie waren zu unterschiedlich. Andererseits… nein nichts andererseits. Außerdem besaß Rebekah keine Freundinnen mehr, sie wollte nie wieder eine haben, zumindest hatte sie keinen Versuch in die Richtung unternommen. „Weißt du, Mädchen haben da so ihre Geheimnisse“, meinte Elena und wandte sich wieder von mir ab, während Rebekah fröhlich grinste. „A secret makes a woman woman“, benutzte sie bewusst Tatias Ausspruch. Leicht unterschwellig knurrte ich, damit nur sie es hören konnte. Was brachte sie dazu, mich so zu provozieren? Elena und Rebekah lachten, weswegen auch immer, die beiden hatten sich anscheinend gegen mich verbündet, was mir überhaupt nicht gefiel. Meine Schwester und das Mädchen, das so aussah wie meine verlorene Liebe, arbeiteten zusammen, sodass ich das Bild von früher vor den Augen hatte. Am liebsten hätte ich den beiden eine Decke übergeworfen und sie von hier weg gebracht. Ich wusste warum ich es so sehr hasste, das die beiden Freundinnen waren. Jetzt würde ich sie ständig zusammen sehen und so noch mehr an Tatia denken. Wieso tat Rebekah so etwas? Hatte sie vor mich extra damit zu quälen? Ich versuchte die Erinnerungen zu verdrängen, an die Zeit wo die beiden unzertrennlich waren und andauernd miteinander gelacht haben. Noch einmal knurrte ich Rebekah an, die aber nur unbeeindruckt so tat, als hätte sie davon nichts mitbekommen. Ich sah Elijah und nahm das als Chance, von den beiden wegzukommen. „Das ist alles andere als leicht zu ertragen“, zischte ich und Elijah wusste sofort was ich meinte. Mein Bruder allerdings zuckte nur unbekümmert mit den Schultern. „Besser als wenn sie versuchen würde sie umzubringen“, befand er. Ja, natürlich. Elijah schätzte die Doppelgängerin und wollte nicht das sie starb. „Jeremy was soll das?“, hörte ich Elena rufen und drehte mich sofort zu ihnen um. „Sozusagen meine Rache, wenn du es so willst. Was glaubst du wie lange dich Damon damit ärgern würde, wenn ich ihm die Fotos gebe.“ Ewig, war meine Einschätzung dazu. Dieser Gilbert-Junge sah seine Schwester triumphierend an und als sie nach der Kamera greifen wollte, hielt er sie einfach hoch. Elena kam nicht heran und ich musste lächeln. Doch dann griff Rebekah danach und hielt sie dem Jungen grinsend vor die Nase. „Suchst du die hier?“ Ich schaute zu Elijah und zog eine Augenbraue hoch. „Ich denke ich mochte es mehr als sie sich noch gehasst haben“, befand ich, denn die beiden als Verbündete konnte eine tödliche Kombination sein. Außerdem erinnerte es mich viel zu sehr an früher. „Ich hasse euch alle beide“, beschloss der Junge und ich konnte ihn in dem Moment nur zustimmen. Kapitel 17: Zueinander finden ----------------------------- Kapitel 17: Zueinander finden „Jemand hat mal gesagt, dass man sich nichts vergibt, wenn sich entschuldigt und derjenige hat ein großes Herz, der dem anderen verzeiht.“ (In guten wie in schweren Tagen) Elenas Sicht: „Also im Grunde genommen kann ich sagen, das Kol ein Monster geworden ist, Finn ist Selbstmordgefährdet, Niklaus ist Wahnsinnig und Elijah schwankt gern zwischen allen drein“, schloss Rebekah ihre Erzählung. Sie hatte mir ein paar wichtige Ereignisse über die letzten Jahrhunderte gegeben, aber vor allem einen ausführlichen Bericht über ihre Veränderungen und Gefühlslagen. Ich war nicht an allen Schuld, hatte sie gesagt, aber mein Verlust hatte sie wohl alle schwer getroffen. Ich legte den Kopf ein wenig schief. „Und du? Was ist mit dir?“, fragte ich nach. Rebekah sah mir in die Augen. Ihre wundervollen blauen Augen wirkten ganz anders als früher, als hätten sie bereits viel zu viel auf der Welt gesehen. „Ich? Ich bin genauso grausam wie die anderen, das hast du doch bereits gesehen“, sagte sie und ihre Stimme war dabei abweisend und kalt. Ich griff nach ihrer Hand, hielt sie in meinen fest und schüttelte entschieden den Kopf. „Du bist nicht grausam, nur ein wenig fehlgeleitet, vom Weg abgekommen, ein bisschen verloren. Ich hab es gesehen, dir fehlt deine Mutter und du wolltest noch nicht erwachsen sein“, verriet ich ihr das, was ich gesehen hatte, auch schon bevor ich in die Zeit zurück gereist war. Rebekah sah nach unten, auf meine Bettdecke. Wir saßen uns beide auf meinem Bett gegenüber im Schneidersitz. „Du denkst zu gut von mir“, befand sie. „Nein, ich weiß was du getan hast und es war nicht richtig. Aber ich glaube einfach nicht, dass du abgrundtief böse bist. Der beste Beweis ist, dass du hier mit mir zusammen sitzt. Wir alle sind verantwortlich für das was wir tun, aber wir können die Dinge auch wieder gut machen, wenn wir einander um Verzeihung bitten, dann wird sie uns auch irgendwann gewehrt.“ Rebekah sah mich an, als würde sie mich nicht verstehen, als spreche ich in einer Sprache, die sie nicht kannte. „Wie kannst du so denken?“, fragte sie nach. Ich zuckte mit den Schultern, es war einfach so. „Wir erreichen einfach nichts auf der Welt, wenn wir an unserem Hass und Zorn festhalten und manchmal ist es einfach wichtig, den ersten Schritt zu machen. Es ist doch so, dass man sich nichts vergibt, wenn man um Entschuldigung bittet, doch derjenige, der dem anderen seinen Fehler vergibt, hat ein großes Herz. Wir haben alle Fehler gemacht, Becky und hiermit möchte ich dich um Verzeihung bitten, bitte vergib mir.“ Die letzten Worte sprach ich nur flüsternd, zu groß war meine Angst, dass ich etwas an unserer wackligen Freundschaft zerbrechen konnte. Ich wünschte mir nichts mehr, als das wir uns vergeben konnten und wieder Freundinnen sein würden, denn ich vermisste sie sehr. „Ich kann dir nur vergeben, wenn du auch mir vergibst“, meinte sie und ihre Lippe zitterte. Langsam nickte ich und schlang dann meine Arme um sie. Wir wiegten uns gegenseitig in den Armen und ich wusste nicht, ob sie ebenfalls weinte. Mir allerdings flossen die Tränen nur so den Augen. „Ich vergebe dir, Becky. Du bist meine beste Freundin, damals und auch noch jetzt, wenn du willst“, versprach ich ihr. „Ich vergebe dir, Tatia. Du warst immer meine einzige und beste Freundin und ich hab dich so vermisst“, gestand sie mir und als wir uns voneinander lösten, wischte ich ihr die Tränen aus dem Gesicht. „Wir sollten unsere Freundschaft nicht mit Tränen besiegeln, sondern eigentlich mit einem Lächeln“, befand ich und zwang mich zu einem Lächeln. Sie tat es mir gleich, wischte ihre Tränen weg und lächelte mich an, auch wenn es noch ein wenig traurig und zaghaft wirkte. Wir müssten wohl noch ein wenig daran arbeiten, wieder Freundinnen zu sein. Wir mussten ehrlich zueinander sein und uns neu kennenlernen. Rebekah schluckte leicht. „Soll ich dich eigentlich Elena nennen, weil eigentlich ist das ja dein richtiger Name.“ Da hatte sie schon irgendwie recht, aber eigentlich machte mir das nicht sehr viel aus, wahrscheinlich weil ich mir den Namen selbst gegeben hatte. „Ehrlich gesagt, ist das ziemlich irrelevant, obwohl ich wohl im Moment sogar besser auf Tatia höre“, gab ich zu. Es war so, wie am Anfang als ich mich an den Namen gewöhnen musste. Manchmal hatte ich gar nicht reagiert, wenn sie mich so nannten, jetzt registrierte ich meistens gar nicht, dass ich bei dem Namen Elena gemeint war. „Meine Brüder verstehen mal wieder gar nichts“, meinte sie schmunzelnd, aber auch leicht traurig. Ich wusste, dass ich es ihnen sagen musste. Sie würde es sonst tun und dann würde ich wohl bestürmt mit Fragen werden. Alles auf einmal, das würde ich kaum hinbekommen. Ich wusste nur noch nicht, wie ich es ihnen sagen sollte. „Männer verstehen im Allgemeinen nie etwas, dafür sind sie Männer“, sprach ich belustigt aus und wir beide mussten leicht kichern. Männer waren in der Tat wirklich eine spezielle Spezies für sich. „Also treffen wir uns morgen zum Flohmarkt. Du kannst mir helfen besonders hässliche Dinge auszusuchen, die wir in Niklaus Haus aufstellen.“ Diesmal war ich es, die über Rebekahs Aussage lachen musste. „Das machen wir“, stimmte ich ihr zu. Eine fabelhafte Idee. Dass man ihn wohl mit solchen Kleinigkeiten ärgern konnte, war einfach nur großartig. „Wir könnten auch wieder zusammen schwimmen gehen. Jetzt müssen wir nicht einmal mehr nackt baden“, meinte sie und ich erinnerte mich daran, wie sie sich am Anfang dagegen gesträubt hatte. „Und auch nicht mehr in dem See. Es gibt hier eine Schwimmhalle“, fügte ich hinzu. Das war ein großer Vorteil, wenn man bedachte, dass das Wasser im See doch zu einigen Jahreszeiten sehr kalt würde. „Es gibt auch einen Pool in Niklaus Haus. Ein großer Vorteil, wenn du mich fragst, lass ihn uns morgen nutzen, wir können auch allen aus dem Weg gehen, wenn du willst“, sagte sie, als sie meinen Blick begegnete. Das bevorzugte ich in der tat. In einem Haus, das überall Ohren hatte, wollte ich bestimmt nicht irgendwem begegnen. Ich hielt ihr meine beiden Hände hin und sie legte ihre dagegen, dann beugte ich mich zu ihr vor und lehnte meinen Stirn an ihre. „Abgemacht.“ „Abgemacht“, erwiderte sie und wir verweilten eine Weile in der Position. Wir hatten wieder zueinander gefunden und würden wieder als Freundinnen, in allen Situationen zusammenhalten. Es war immer so, das Caroline und Bonnie, die besten Freunde waren, das sagten sie sogar selbst voneinander. Sie waren die besten Freunde die ich hatte, aber Rebekah war meine eine Freundin. Der, der ich alles sagen konnte. Ich konnte ihr all meine Gefühle und Gedanken offenbaren und sie würde mich nicht verraten, sondern nur unterstützen und mir Rat geben. Das wir uns verzeihen konnten, nahm eine schwere Last von meinem Herzen. Ich wollte nie mit ihr in Feindschaft stehen, weil sie mir viel zu viel bedeutete. Sie war meine Freundin, zu der sich immer wieder zurückfinden wollte. Kapitel 18: Flohmarkt --------------------- Kapitel 18: Flohmarkt „Lass uns lachen, das Leben ist ernst genug.“ (Autor unbekannt) Elenas Sicht: „Grauenvoll. Schrecklich. Absolut hässlich. Wieso haben wir nur so schrecklich viele hässliche Dinge? Sag mir wozu brauchen wir einen Schottenrock? Hatte jemand den freiwillig getragen oder ist das eine Verschwörung gegen mich, in der du mich zwingen wolltest den zu tragen?“, fragte Jeremy und hielt mir den Schottenrock vor, als wir all die Sachen auspackten. „Sag du mir lieber, wozu wir so viele Kochbücher besitzen? Es ist nicht so als würde einer von uns kochen können oder es freiwillig machen würde“, meinte ich und stapelte die ganzen Bücher aufeinander. „Generell glaube ich, dass wir viel zu unnützes Zeug haben. Wieso haben wir eigentlich dieses scheußliche Service, glaubst du wirklich unsere Mutter stand auf dieses Blumenmuster?“ Jeremy hielt mir einen Teller des Services hin und dieses war wirklich grauenvoll hässlich. Wir packten die Kisten aus und ich fragte mich, ob irgendwer diesen Schrott kaufen würde. „Ich stimme euch zu, derjenige, der das gekauft hat oder auch hergestellt hat, der hatte einen miserablen Geschmack“, sagte Damon, der plötzlich bei uns stand. Erschrocken fasste ich mir ans Herz und war nur froh, dass ich gerade nichts in den Händen hielt. „Damon! Musst du mich so erschrecken?“, warf ich ihn wütend vor. Manchmal hasste ich Vampire in der Tat. Damon kümmerte sich allerdings nicht um meinen beinah Herzinfarkt, sondern verdrehte nur die Augen. „Deine Freundin ist angekommen“, meinte er und deutete mit seinen Kopf nach rechts, weswegen ich seinen Blick folgte. Da war Rebekah, die ein paar Kisten bei Carol Lockwood abgab und dann zu uns rüber kam. „Hey, Becky. Ich hab das erste grausame Mitbringsel für Niklaus gefunden. Wie findest du dieses schrecklich Tischservices?“, fragte ich und sie nickte zustimmend. „Wirklich nicht schlecht, obwohl ich den Schottenrock noch viel lieber in seinen Kleiderschrank verstecken würde“, fand sie und ich musste bei den Gedanken lachen. Erst stellte ich mir nur sein Gesichtsausdruck vor, wie er ihn in den Schrank entdeckte, aber dann wanderte meine Gedanken weiter, wie er ihn anhatte und das wurde mir dann doch zu gruselig. Manches wollte man besser nicht wissen oder sehen. Rebekah hakte sich begeistert bei mir unter. „Wir werden jetzt einmal ein paar Dinge aussuchen, die Niklaus auf jedenfall nie in seinem Haus haben wollte“, entschied sie und lotste mich von den beiden weg. Kurz nickte ich den beiden noch zu, bevor ich mit Rebekah von einem Stand zum anderen wanderte. „Also wir brauchen Sachen, die auffallen, schrecklich skurril sind, eine grauenvolle Farbe haben und am besten noch alles drei in sich vereinigen.“ Verstehend nickte ich und sah mich aufmerksam um, ob ich auch etwas Passendes fand. Mir fiel etwas rot Leuchtendes auf, das mir auf alle Fälle gefiel. „Wie wäre es mit einer roten Lavalampe? Das steht doch sicher im Kontrast mit seinem sonstigen Geschmack, oder?“, fragte ich und zeigte dabei auf die Lampe, die ich entdeckte hatte. Rebekah war sofort begeistert und kaufte die Lampe, wir taten sie in eine grauenvoll hässliche Männerhandtasche, die sie Niklaus schenken wollte. Wahrscheinlich würde seine Laune dabei an die Decke gehen. Ich wusste nicht, ob ich dabei sein wollte oder so weit wie möglich entfernt sein wollte. „Mag er kleine niedliche Kätzchen?“, fragte ich und hielt ihr eine Katzenfigur hoch, von der es an diesem Stand allerhand gab. Rebekah grinste, hob dann allerdings ein Titanic-Poster hoch, das sie entdeckt hatte. „Ich hab eines seiner Gemälde geklaut. Ich denke, das hier ist ein passender Ersatz“, beschloss sie und kaufte dann, sowohl das Poster, als auch die Katzenfiguren. Sie kaufte noch künstliche Blumengestecke und eine Hundefigur mit einem Willkommensschild. „Bist du sicher, dass er dir nicht allein für diesen Scherz wieder einen Dolch in dein Herz rammt?“, fragte ich irgendwann nachdenklich nach. Er würde das hier sicher nicht so witzig finden, wie wir es taten. Rebekah schüttelte aber sicher den Kopf. Sie schien ganz überzeugt zu sein. „Wird er sicherlich nicht. Er gibt sich gerade Mühe, weil Mutter da ist, aber einen Anfall wird er schon kriegen, in dem Fall kann ich dann aber darüber lachen“, meinte sie amüsiert. Ich zog eine Augenbraue hoch, hoffte aber dass sie mit ihrer Aussage recht hatte. „Wer würde bitte ein gebrauchtes Toupet kaufen?“, fragte ich und deutete auf die Perücke, die dort auf Bürste lag. „Leute die eindeutig verrückt sind“, antwortete sie mir und wir gingen ungeachtet des Haarteils weiter, da überlegten wir nicht mal, ob wir es Niklaus antun wollten, das war selbst für uns zu extrem. Ich fand einen niedlichen Frosch, den ich bei uns Zuhause in den Garten stellen wollte. Er saß auf einer Kugel und hatte das Maul offen. „Schau mal, Elena. Eine Affenlampe. Die widerspricht doch jeden Geschmack und Stil, findest du nicht?“ Mir klappte der Mund auf als ich sie sah und ich konnte erst einmal nur nicken. Es war eine hässliche grüne Lampe und um das Standbein herum, waren drei Affen, deren Hintern sich rausstreckten und die Kokosnüsse im Mund hatten. Wer würde sich sowas hinstellen? „Das ist eine sehr pornografische Affenlampe“, stellte ich fest und genau dieses Urteil überzeugte Rebekah sie zu kaufen. In dem Moment tat mir Niklaus sogar fast ein wenig leid. Aber nur fast. Es hielt sich noch in Grenzen. Als letztes kaufte sie eine große Statur mit Hunden die kläffen, sobald ein lautes Geräusch in der Nähe passierte. Dabei reichte schon ein Klatschen, zu lautes Trampeln oder das Schlagen der Haustür aus. Rebekah erzählte mir, dass es der Ersatz für die Statur war, die sie mitgehen ließ. Als wir alles einigermaßen durch hässliche Dinge ersetzt hatten, packten wir alles zusammen und suchten Damon auf, der uns zu ihr nach Hause fahren sollte. Skeptisch beäugte er uns, als wir die Kiste zur Haustür brachten. „Ihr wollt das wirklich machen? Grenzt das nicht an Selbstmord?“, fragte er nach. „Damon, ärgerst du deinen Bruder nicht auch?“, fragte Rebekah rhetorisch nach. Klar machte er das, andauernd. Es war seine absolute Lieblingsbeschäftigung. „In letzter Zeit bin ich wenig dazu gekommen, muss ich leider zugeben, war zu sehr damit beschäftigt ihn davon abzuhalten unsere Pläne zu vereiteln“, meinte er und hielt uns die Tür auf, während Rebekah gleich die Hundefigur hinstellte mit dem Willkommensschild. Damon wandte sich ab, als er das sah. „Ich bin weg, will nicht dabei sein, wenn er das mitbekommt. Pass ja auf, dass Elena bei dem Scherz nicht draufgeht“, warnte er Rebekah und ich verdrehte die Augen. „Ignorier ihn ruhig, so wie ich auch“, riet ich ihr. Ich wusste das Rebekah mich beschützen würde, bevor etwas geschehen würde, würde sie wahrscheinlich noch meine Identität aufdecken und dann war der Scherz wohl eines der letzten Dinge an die er denken würde. Rebekah stellte die Sachen überall dahin, wo sie etwas weggenommen hatte. Zuletzt hingen wir das Titanic-Poster auf. „Hast du den Film eigentlich schon gesehen?“, fragte ich interessiert nach. Zurzeit, wo die Titanic untergegangen war, hatte sie ja noch gelebt. „Nein, ich kenne die reale Situation“, gab sie zurück und hielt mit einer Hand, die Ecke des Posters oben fest und die andere hielt sie auffordernd in meine Richtung. Ich gab ihr das Klebeband, mit der sie das Poster anheftete. Während ich mit einer Hand ebenfalls eine Ecke hielt, sah ich auf das Armband, das Niklaus mir in der Vergangenheit geschenkt hatte. Meist bemerkte ich es gar nicht mehr, zumindest spürte ich es kaum, da ich es auch nicht mehr abnahm. „Wir sollten eigentlich mal einen Filmabend machen. Es gibt tolle DVDs, im normalen Fernsehe läuft allerdings nur Schrott.“ Das musste ich immer wieder aufs Neue feststellen und konnte darüber nur den Kopf schütteln. Es war erschütternd. „Ich hab in der Schule die Mädchen reden gehört, dass es sowas wie eine Videothek gibt, wo man sich Filme ausleihen kann. Dort könnten wir hingehen“, meinte sie, als sie den Klebestreifen wieder in ein Schubfach packte. Als die Haustür aufging drehte ich mich um, natürlich waren wir in einem anderen Raum, sodass ich nicht sehen konnte, wer eingetreten war. Rebekah packte mich am Handgelenk und zog mich mit sich. „Komm, gehen wir etwas schwimmen.“ Nachdem ich die Haustür zuschlagen hörte, erklang das Bellen, der großen Hundestatur und ein Kichern konnten sowohl ich als auch Rebekah uns nicht verkneifen. Kapitel 19: Panik ----------------- Kapitel 19: Panik „Wenn dir das Wasser bis zum Hals steht, lass den Kopf nicht hängen.“ (Autor unbekannt) Elenas Sicht: Wir versuchten uns zu entspannen, als wir, auf den Liegen lagen, die beim Pool aufgestellt waren, aber das war eindeutig schwieriger als gedacht, wenn wir immer wieder irgendwo im Haus jemand fluchen hörten und wir uns dann ein Kichern nicht verkneifen konnten. Erst waren wir ein paar Runden geschwommen und wollten dann ein wenig tauchen, aber alles gestaltete sich so schwer, wenn man immer wieder von Lachanfällen heimgesucht wurde. Deswegen versuchten wir jetzt uns anders zu erholen, aber uns wollte das nie gelingen. Vielleicht waren wir da ein wenig selbst schuld, weil wir das alles in die Wege geleitet hatten. „KOL!“, hörte ich Niklaus Stimme schreien und mit aufgeklapptem Mund schaute ich zu Rebekah. Wieso Kol? Glaubte er, dass er sowas getan hatte? „Kol steht bei uns immer als erstes auf der Verdächtigen-Liste, das müsstest du doch noch wissen“, meinte sie grinsend und lehnte ihren Kopf wieder zurück. Stimmt, Kol war immer irgendwie das Opfer gewesen, aber meist war er mit seinen Kommentaren auch noch selbst schuld. Trotzdem hatte er mir immer leid getan. Er hatte mich so sehr an Damon erinnerte. Ein Poltern ließ mich von der Liege auffahren und dann hörte ich irgendwas zu Bruch gehen. Ob es ein Möbelstück war oder irgendeines unserer „Souvenirs“? „Sie prügeln sich“, gab Rebekah als Erklärung ab, als wäre das vollkommen normal und unwichtig, aber ich nahm das nicht so leicht auf. Ich hatte es nie gemocht, wenn sie sich gestritten hatten. Wo Niklaus und Kol sich geprügelten hatten, da war ich so voller Angst gewesen. Es sah einfach so brutal aus. Welchen Schaden konnten sie sich erst jetzt als Vampire zufügen? Schließlich heilten ihre Wunden ja. Ich wollte es mir eigentlich lieber nicht vorstellen. „Das machen sie doch nicht öfter?“, fragte ich vorsichtig nach, aber ich ahnte schlimmes. „Das haben sie schon gemacht als wir noch Menschen waren. Du hast das nur nie mitbekommen“, erklärte sie mir. Na toll. Ein Haufen von Urvampiren, die sich anscheinend regelmäßig prügelten und als kleiner Zusatz kam noch dazu, dass sie sich ab und zu einen Dolch ins Herz stachen. Hier lebte es sich sicher super. Nervös fuhr ich über meinen Arm. Meine Haut war wieder trocken und war auch nicht mehr runzlig vom Wasser. Dann bemerkte ich dass mein Arm nackt war! Dabei meinte ich nicht, das ich nicht angezogen war, das war offensichtlich und nicht das was mich störte. Aber mein Armband war nicht da! Es war weg. „Rebekah!“, rief ich panisch aus und sie schreckte sofort vom Liegestuhl hoch. Fragend sah sie mich an. „Mein Armband ist weg.“ Verwirrt runzelte sie die Stirn, verstand meine offensichtliche Aufregung nicht. „Das was ich von Niklaus bekommen habe, es ist nicht mehr da.“ Angst breitete sich in mir aus und ich stand auf und sah mich hektisch um. Mein Blick fiel auf den Pool, hatte ich es darin verloren? „Wann hattest du es als letztes gesehen?“, fragte sie und ich dachte daran, wann es mir das letzte Mal offensichtlich aufgefallen war. Ich hatte Rebekah das Klebeband gereicht und mein Blick fiel dabei auf meinen Arm. „Als wir das Poster auf gehangen haben! Es muss irgendwo hier im Haus sein!“, erklärte ich aufgeregt, denn das konnte bedeuten, dass es auch die anderen finden konnte und das wollte ich ganz gewiss nicht. Rebekah sprang in den Pool, während ich die Fließen alle gründlich absuchte. Ich sah auch in der Umkleidekabine nach, doch da lag es nicht, auch nicht zwischen meinen Sachen. Ich nahm es nie ab, weder zu baden, noch duschen, noch schwimmen, noch schlafen, einfach gesagt, nie! Es durfte einfach nicht weg sein. Das Armband bedeutete mir auch einfach viel zu viel. Der Gedanke, dass es weg war, war einfach nur unerträglich. Rebekah kam in die Umkleidekabine, doch sie hatte es nicht dabei. So ein Mist aber auch! „Wir ziehen uns schnell um, dann suchen wir es da wo wir langgegangen sind. Es muss irgendwo da sein.“ Ja, irgendwo. Irgendwo wo wir lang gegangen waren oder wo wir die Sachen verteilt hatten, über die sich gerade alle aufregten und wenn sie die sahen, vielleicht bemerkten sie dann auch das Armband. Meine innere Unruhe wuchs. Ich zog mich aus, aber gerade als ich meine Unterwäsche anziehen wollte, zischte Rebekah zu mir: „Nimm das Handtuch!“ Verwirrt sah ich sie an, doch sie sah zur Tür und geschockt verstand ich nun was sie meinte. Schnell griff ich zu einem Handtuch und wickelte es um mich drum. „REBEKAH!“, schrie Niklaus, bevor er die Tür aufriss und mit Wut verzerrtem Gesicht hineintrat. „RAUS!“, schrie Rebekah sogleich zurück. In dem Moment bemerkte er auch mich und verdutzt weiteten sich seine Augen. Doch bevor er reagieren oder etwas sagen konnte, schubste Rebekah ihn aus der Kabine heraus. „Ich sagte raus“, rief sie und schmetterte die Tür zu. Sie schloss die Augen und schien innerlich zu zählen oder vielleicht hörte sie auch nur hin, was geschah. Ein paar Augenblicke später wandte sie sich wieder an mich. „Jetzt kannst du“, meinte sie und im Akkord, wie auch schon vorher, zog ich mich an. Rebekah war dann natürlich schon längst fertig. „Du suchst dein Armband und ich kümmere mich um Niklaus“, teilte sie die Aufgaben leise auf, mit denen ich sehr zufrieden war. Knapp nickte ich, bevor sie die Tür aufmachte. Da stand auch schon Niklaus mit verschränkten Armen. Ich huschte an ihn vorbei und danach hörte ich Teile des Gespräches, bevor ich außer Hörweite kam. „Wo sind meine Sachen?“ „Welche Sachen?“ „Verarsch mich nicht, Rebekah. Die, die du mit diesen scheußlichen Dingen ersetzen musstest, weil du anscheinend einen neuen Humor entwickelt hast.“ „Ich hatte schon immer diesen Humor, dein Pech wenn du es erst jetzt bemerkt hast.“ „Wo sind meine Sachen?“, wiederholte Niklaus und diesmal klang eindeutig ein warnendes Knurren in der Frage mit. „Wohltätigen Zwecken gespendet. Die Stadt dankt dir dafür.“ Die Antwort bekam ich nicht mehr mit, aber ein paar Sekunden später hörte ich wieder was zu Bruch gehen und das gab mir Erklärung genug. Auf den Boden, wo wir langgegangen waren, fand ich nichts und mein Herz klopfte wie wild. Es musste hier irgendwo sein. Gott, was wenn es jemand gefunden hatte? Ich kam in den Raum, wo wir das Poster auf gehangen hatten und zum Glück war niemand dort. Erst suchte ich oben auf der Kommode, worüber das Poster abgerissen wurden war, Reste davon hangen aber noch. War wohl eine Zorneshandlung gewesen. Auf der Kommode war es nicht. Hier allerdings hatte ich es zu Letzt gesehen. Ich hockte mich hin und suchte auf den Boden danach. Ich tastete alles genau ab, aber es war einfach nicht da! Aus Instinkt und Frustration wollte ich mir die Haare raufen, doch eine Stimme lenkte mich ab. „Hat es einen bestimmten Grund, weswegen du unseren Fußboden absuchst?“, fragte jemand amüsiert und panisch stand ich auf. Elijah. Er sah mich neugierig an, während ich versuchte mich aus meinen Schock zu erholen. Ich sah mich noch einmal um, fand allerdings nichts. „Ich hab etwas verloren, was mir wichtig ist. Allerdings kann es auch sein, das ich es wo anders verloren habe“, räumte ich ein und fuhr mir dabei unwillkürlich übers Handgelenk. Doch eigentlich war das nicht möglich. Vielleicht hatten wir nur etwas übersehen. Dass es jemand gefunden hatte, daran wollte ich lieber nicht denken. Ich nickte Elijah noch einmal kurz zu. „Ich geh jetzt besser nach Hause“, beschloss ich und kehrte dann schnell um, sodass ich verschwinden konnte. Das war so schrecklich. Kapitel 20: Verlorenes Armband ------------------------------ Kapitel 20: Verlorenes Armband „Die größte Liebe ist immer die, die unerfüllt bleibt.“ (Peter Ustinov) Elijahs Sicht: Ich besah mir das Armband, das ich nur zu genau kannte. Ich kannte es, weil ich gesehen hatte, wie Niklaus daran gearbeitet hatte. Ich wusste wem es gehörte, weil ich es an Tatias Arm gesehen, wie sie es immer getragen hatte, bis zum letzten Tag. Und ich war schockiert, nicht weil ich es einfach bei der Kommode gefunden hatte, sondern weil es noch genauso neu aussah, wie vor tausend Jahren. Es hatte sich kein Stück verändert, zumindest nicht so erheblich, wie es sein sollte. Ich hörte ein wild schlagendes Herz und neugierig ging ich das Wohnzimmer zurück, wo ich Elena sah, die hektisch nach etwas suchte. Zumindest schien es den Anschein zu haben. Erst sah sie auf der Kommode nach, dann darunter. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Hat es einen bestimmten Grund, weswegen du unseren Fußboden absuchst?“, fragte ich amüsiert. Sie stand auf und sah mich panisch an. Ich musste sie wohl ziemlich erschreckt haben. Ich hab etwas verloren, was mir wichtig ist. Allerdings kann es auch sein, das ich es wo anders verloren habe“, räumte sie ein und ich sah wie sich dabei übers Handgelenk fuhr, wohl aber eher unbewusst. In diesem Moment machte es in meinen Kopf „Klick“, wie als hätte sich ein Schalter umgelegt. Elena sah sich noch einmal um, voller Angst, schien aber nicht zu finden was sie suchte, wohl deshalb weil ich es in meiner Hand verborgen hatte. Sie nickte mir noch einmal zu, bevor sie meinte: „Ich geh jetzt besser nach Hause.“ Dann rannte sie fast panisch aus unserem Haus heraus. Wenn Rebekah davon wusste, dann würde es erklären, warum die beiden Freundinnen waren. Es würde erklären warum sie meinen Bruder plötzlich Niklaus nannte, weshalb sie so wenig Angst vor uns allen hatte und warum sie uns Vergissmeinnicht in die Hände gedrückt hatte. Aber wie konnte das möglich sein? War es überhaupt wahr oder verfing ich mich zu sehr in diesen Gedanken? „Was hat sie verloren?“, fragte Niklaus nach, als er in diesen Raum trat, doch ich konnte nicht antworten. Ich wollte das auch noch gar nicht. Was ist wenn ich mich irrte? Doch was war erst, wenn ich recht hatte? Es gab nur einen Weg das herauszufinden. Als mein Bruder keine Antwort von mir bekam, ging er einfach wieder und ich beschloss Elena zur Rede zu stellen. Noch einmal besah ich das Armband in meiner Hand, bevor ich ihr zu sich nach Hause folgte. Bevor sie auf die Veranda trat, hielt ich sie auf. „Elena“, sagte ich und überrascht drehte sie sich zu mir um. Ich ging auf sie zu, blieb nur zwei Meter vor ihr stehen, damit ich ihren Gesichtsausdruck genau betrachten konnte. „Könnte es sein, das es das ist, was du verloren hast?“, fragte ich ernst nach und hielt das Armband hoch. Ihre Augen weiteten sich panisch, als sie das Armband in meiner Hand sah. Sie schluckte und ich konnte hören, wie schnell ihr Herz auf einmal schlug. Als hätte man einen Schalter umgelegt, geriet ihr ganzer Körper in Aufruhr. Das war mir Antwort genug. Ihr Mund öffnete sich leicht, aber kein Wort kam heraus. Langsam wanderte ihr Blick zu mir und ihre Augen waren angsterfüllt. Das konnte einfach nicht sein. Sie. „Willst du es nicht bestreiten oder eine Ausrede benutzen?“, fragte ich nach und sie zuckte dann nur hilflos mit den Schultern. „Weißt du, ich bin nicht sehr gut im lügen“, erklärte sie mir das, was ich ebenfalls schon wusste. Ihr Körper war auch nicht sehr gut darin. Sie streckte ihre Hand aus. „Dann darf ich es wohl wiederhaben“, meinte sie und ich bemerkte, wie sie versuchte gelassen zu klingen und sich auch versuchte zu beruhigen. Ich ging einen Schritt auf sie zu und sogleich trat sie panisch zurück. „Tatia“, sprach ich den Namen aus, an den ich seit Jahrhunderten über an jeden Tag, in jeder Stunde gedacht hatte. Immer war es sie gewesen. Tatia atmete ein und aus, etwas hektisch und ihr Herz schlug viel zu schnell. „Ich dachte es wäre komisch, wenn ich meinen richtigen Namen sagen würde und ihr mich tausend Jahre später treffen würdet“, erklärte sie und ihre Antwort klang so leichthin. Viel zu leicht. Aber das erklärte noch nicht dass wie, dass warum. Noch mehr als Antworten wollte ich allerdings meine Lippen auf ihre legen, sie in den Arm nehmen und nie wieder fortgehen lassen. Ich runzelte die Stirn. „Du bist Elena?“, fragte ich nach, weil ich mir nicht mehr so sicher war, wer sie nun war. Vorsichtig nickte sie. „Geboren als Elena Gilbert, allerdings nur adoptiert.“ Ein Knurren entkam meiner Kehle. „Keine Scherze. Wieso warst du in dieser Zeit?“ Sie war bei uns gewesen, mit dem Wissen was sie jetzt hatte? Wie konnte das sein? Alles klang so verdreht. „Ein schiefgelaufener Zauber von Bonnie, obwohl, schiefgelaufen ist nicht das richtige Wort, er hat einfach nur anders funktioniert als gedacht und dann musste ich eben irgendwann zurück.“ Sie sprach schnell und viel. Auch damals hatte sie so gesprochen und zum ersten Mal erkannte ich, dass das daher rührte, das sie nervös war. „Wieso hast du nichts gesagt?“ Sie machte eine hilflose Geste mit den Händen. „Wann? Hier oder in der Vergangenheit? Weil für ersteres muss ich gestehen, dass ich vielleicht einfach nur feige war und als weiteren Aspekt, das ich noch nicht lange wieder da bin. Was die Vergangenheit angeht, das wäre sicher ein lustiges Gespräch geworden. Hey, Elijah, eigentlich komme ich aus der Zukunft, bin die Doppelgängerin offensichtlich von mir selbst, in tausend Jahren wirst du immer noch leben, weil du ein Vampir bist und dein Bruder ist ein Monster, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, mich als lebendigen Blutbeutel zu benutzen und nebenbei versucht mich regelmäßig umzubringen. Oh ja, das wäre sicher toll geworden“, sprach sie sarkastisch aus und ich merkte, wie sehr sie sich bei ihren Worten aufregte. Als sie in meine Augen sah, senkte sie ihren Blick entschuldigend. „Tut mir leid, hab wohl zu viel Zeit mit Damon und Kol verbracht. Das hat anscheinend auf meinen Humor Einfluss gehabt.“ Ich ließ meinen Blick über ihr Gesicht wandern, dann besah ich den Rest ihres Körpers. Tatia war für uns immer perfekt gewesen, übermenschlich schön. Es lag daran, dass wir so anders gewesen waren und dass das hier eine andere Zeit war, wo der Körper nicht von Arbeit und anderen Umweltfaktoren mitgenommen wurde. Das änderte allerdings nichts an ihrer Perfektion. „Offensichtlich“, stimmte ich ihr zu. Sie hatte so oft von Damon gesprochen, erzählt es sei ihr Bruder und das er Kol ähnlich war. Sie hatte recht gehabt, die beiden waren sich verdammt ähnlich. Wieso war mir das alles nicht aufgefallen? Spätestens als ich Elena kennengelernt hatte. „Es ist egal. Jetzt ist alles vorbei“, sprach sie aus und verwirrt runzelte ich die Stirn, wusste nicht was sie meinte. Was war vorbei? Ich sah ihr in die Augen und versuchte eine Antwort zu finden. Sie hielt ihren Arm ausgestreckt. „Würdest du es mir umbinden? Es ist schwierig, das alleine hinzubekommen“, gestand sie und ich tat das, worum sie mich bat, band ihr das Armband um und berührte dabei ihre Haut. Mehr, ich wollte so viel mehr von ihr. „Rebekah weiß es“, fiel mir auf und sofort sprach ich es aus. Sie hatte es gewusst und uns nichts gesagt. Tatia, nein Elena, zuckte kurz mit dem Kopf. „Ich hab sie Becky genannt, als sie mir das Blut aussagen wollte, hab mich irgendwie selbst verraten. Eigentlich wollte ich das alles nicht, ich wollte nicht das ihr es erfahrt.“ Geschockt weiteten sich meine Augen und ich widerstand den Drang, sie an ihren zerbrechlichen kleinen Armen zu nehmen und sie durchzuschütteln. „Wieso nicht? Wieso wolltest du nicht, dass wir es erfahren?“, fragte ich und meine Stimme klang schon wütend. Wie auch nicht, wenn sie so etwas sagte? Elena wich meinem Blick aus. Sie hatte damals dasselbe gemacht, es war keine Schüchternheit, sondern Unwohlsein, eine Befreiung aus der Lage. Sie antwortete nicht, deswegen versuchte ich es mit einer anderen Frage. „Rebekah hat gesagt, das du…“ Ich stoppte, aber sie verstand was ich meinte. „Das war nichts was sie euch hätte sagen sollen. Ihr hättet das nie wissen sollen.“ Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, so lange hatten Rebekahs Worte mein Herz auf ihre Ablehnung geheilt. Zumindest das. „Es ist nicht wahr“, flüsterte ich und ich konnte meinen Schmerz wohl kaum aus meiner Stimme verbergen. Ich fühlte mich wieder so schwach, in ihrer Gegenwart, wie damals, als Mensch. Elena runzelte die Stirn und verzog dann das Gesicht. „Natürlich, Elijah. Wusstest du nicht, dass ich meine beste Freundin ständig anlüge? Ich denk mir irgendwas aus, manipuliere nebenbei meine eigenen Gefühle und erzähle ihr das dann.“ Ihre Stimme war voller Sarkasmus. Sie hatte tatsächlich zu viel Zeit mit Damon und Kol verbracht. Elena schüttelte den Kopf, sah mir allerdings diesmal in die Augen. „Ich bin so eine schlechte Lügnerin, dass sogar ein Mensch das durchschauen könnte. Ganz besonders Rebekah, sie hatte schon immer ein Gespür dafür, was in mir vorging.“ Rebekah hatte nicht gelogen, sie liebte uns beide und für sie war kaum Zeit vergangen. Sie liebte Niklaus und mich. Elena. Tatia. „Es ändert nichts, Elijah“, sprach sie dann und jetzt wusste ich, worauf ihre Worte sich bezogen hatten. „Wieso?“, fragte ich nach. Ich konnte es mir nicht erklären. Wenn sie uns liebte, wieso wollte sie uns dann nicht? „Hast du etwa vergessen, was ich dir damals gesagt habe?“ Natürlich nicht, kein Wort davon. „Ich glaube nicht daran, dass ihr mich ewig lieben werdet.“ Die Worte standen wie eine Gewitterwolke über mir, der Schock wollte mich nicht loslassen. Kapitel 21: Kein Glauben daran ------------------------------ Kapitel 21: Kein Glauben daran „Liebe hat die Eigenart, nicht vernünftig sein zu können.“ (Jozef Ignacy Kraszewski) Elenas Sicht: „Tatia“, flüsterte er gebrochen, als er sich aus seiner Starre zu erholen schien, doch ich schlug die Hand weg, die mich an der Wange berühren wollte. „Nein!“, sagte ich mit fester Stimme und trat einen Schritt von ihm zurück. Ich schüttelte den Kopf. Sein verlorener Ausdruck in seinen Augen versuchte mir das Herz zu brechen, doch ich kämpfte dagegen an, versuchte es abzuschütteln. „Wieso? Wieso konntest du uns nicht glauben?“, fragte er und seine Stimme klang zum ersten Mal wieder so schwach, wie als Mensch. Der Mann in den ich mich verliebt hatte, war noch immer in ihm. „Weil du es mir selbst gesagt hast. Du hast gesagt, du würdest diesen Fehler nicht noch einmal begehen. Wie kannst du Liebe als Fehler betrachten und gleichzeitig behaupten mich noch zu lieben?“ Er trat wieder auf mich zu, doch ich hob meinen Finger und stoppte ihn. „Tatia.“ „Nicht. Außerdem hab ich es dir gesagt. Das wenn wir uns in tausend Jahren wiedersehen, das du mich nicht erkennen würdest. Hast du nicht. Es sind tausend Jahre vergangen und du hast nicht erkannt, dass ich derselbe Mensch war. Vielleicht weißt du, dass ich nicht Katherine bin, aber wer ich wirklich war, hast du nicht gewusst. Du hast mich einfach nur als weiteren Doppelgänger gesehen, den du herum schubsen konntest und dazu verwenden konntest deinen Bruder zu zerstören. Das versteh ich, wirklich, allerdings behaupte dann nicht, das du mich lieben würdest“, sprach ich verbittert aus, doch ich meinte jedes Wort genauso wie ich es sagte. Meine Worte schienen ihn hilflos zu machen, was ich nur noch in seinen Augen erkennen konnte. Er konnte seine Gefühle viel besser als früher verstecken, doch seine Augen verrieten ihn noch. „Ich kannte die Zukunft und konnte deswegen zu keinen von euch ja sagen. Aber auch hier will ich ganz gewiss nicht mit einen von euch beiden zusammen sein. Es ist nicht mal deswegen, was ihr mir alles angetan habt und das war ehrlich gesagt eine ganze Menge. Mein Leben ist schrecklich wegen euch, vollkommen Kopf gestellt. Doch der wirkliche Grund ist, dass ich euch nicht glauben kann, dass ihr mich liebt. Sag mir, wie sollte ich das?“, fragte ich nach und auch wenn diese Frage nicht wirklich nach einer Antwort verlangte, so hätte ich doch alles dafür gegeben, das Elijah eine passende hatte, die ich akzeptieren konnte. „Also wählst du einen der Salvatores?“, fragte er nach und ich merkte, wie er seine Wut unterdrückte, dabei ballte er auch seine Hand. Doch es war an mir wütend zu sein. „Zu Eifersucht hast du gar kein Recht und du kannst es dir auch sparen. Ich hab bestimmt oft genug gesagt, das Damon mein Bruder ist. Das hab ich nicht gemacht, weil es mir als nächstbestes eingefallen ist, dann hätte ich ihn auch als meinen Mann ausgeben können.“ Damon war wirklich einfach nur mein Bruder, auch wenn er das nicht wirklich so sah. Aber vielleicht irgendwann. „Und Stefan?“, fragte er nach. „Stefan?“, fragte ich und in mir loderte wieder diese Flamme. „Stefan. Also wenn du ihn das nächste Mal siehst bitte ich dich ihn für mich zu schlagen, denn wenn ich das tun würde, hätte das leider wenig Auswirkungen. Beantwortet das deine Frage? Ich hab nicht vor mit irgendwen zusammen zu sein. Ich dachte daran ins Kloster oder so einzutreten.“ Erst war er überrascht, von dem was ich wegen Stefan sagte, dann verzog er das Gesicht, wegen meinen letzten Worten. „Keine Scherze darüber“, meinte er und seine Augen flackerten. Ich wiegte meinen Kopf ein wenig. „Das war nicht mal wirklich ein Scherz. Hatte vor all das abzuharken und nur noch Freundschaften zu pflegen“, erklärte ich. Es hatte keinen Sinn mich zwischen Niklaus und ihm zu entscheiden, ich wollte sowieso mit keinem von ihnen zusammen sein. Zumindest nicht wirklich. Ich liebte sie, natürlich wollte ich da eigentlich für immer bei ihnen sein oder bei einen von ihnen, aber ich konnte es nicht glauben. Ich konnte ihnen nicht vertrauen. Mein Herz tat weh, aber besser so, als mit einer Illusion zu leben und zusammen zu sein. Ich wandte mich von Elijah ab und wollte hineingehen, doch er hielt mich auf, indem er mich am Handgelenk packte. Sein Blick war voller Verzweiflung. „Das letzte Mal, als ich dich gehen ließ, starbst du“, erklärte er seine Handlung und ich musste zugeben, dass das sicher schrecklich für sie gewesen war. „Ich bin nie gestorben, Elijah. Doch, warte, das einzige Mal war, als dein Bruder mich geopfert hat. Da bin ich in der Tat gestorben. Ich weiß es ist hart, aber ich habe wirklich nicht vor zu sterben, zumindest nicht freiwillig. Ich werde da sein.“ Ich wusste auch nicht, warum in meiner Stimme das Verspreche mitklang, aber mein Herz zog sich so schmerzhaft zusammen, wenn ich ihm in die Augen sah. Er ließ mich los. Ließ mich gehen und ich konnte es fast nicht glauben, dass er das tat. Wieso hielt er mich nicht weiter auf? Wieso wollte ich das überhaupt? Sobald ich hinter mir die Tür verschlossen hatte, lief ich hinauf in mein Zimmer. Ich warf mich auf mein Bett und verbarg mein Gesicht in mein Kopfkissen. Tränen brannten in meinen Augen, taten mir weh. Ich wollte schreien, doch kein Ton verließ meine Lippen. Irgendwie fühlte ich mich so kraftlos, wie noch nie. Dann ging ich zu meinem Fenster, schaute hinaus, ob Elijah noch zu sehen war, doch er war nicht mehr da. Deswegen lief ich hinaus, ich lief immer weiter. Ich lief die Straßen entlang und dann den Weg, den ich am besten kannte. Den Hügel hinauf, zwischen die Gärten, bis zu dem Baum, den ich so sehr liebte. Kraftlos lehnte ich mich an ihn, nur um mich dann daran herunter gleiten zu lassen und meinen Tränen wieder freien Lauf zu lassen. Das was ich getan hatte war doch richtig. Zumindest rational betrachtet, oder etwa nicht? Warum aber verdammt nochmal, musste es dann so sehr weh tun? Wieso musste alles in meinem Leben wieder einmal so verdammt kompliziert sein? Ich wollte schreien, so laut, bis alles raus war, bis ich leer war, aber das würde mir nie gelingen, vorher würde ich heiser werden. Zu viel Schmerz war in mir drin. Elijah, Niklaus, Finn, Kol, Rebekah, Gideon. Ich nahm einen der Sträuße Blumen, die ich selbst hierher gebracht hatte und lehnte mich dann wieder nach hinten. Ich schloss meine Augen, versuchte abzuschalten. „Hallo, Tatia“, sagte eine mir zu gut bekannte Stimme. Kapitel 22: Immer mehr ---------------------- Kapitel 22: Immer mehr „Entscheide dich, ob du leben oder sterben willst… nur darum geht es.“ (Die Verurteilten) Elenas Sicht: „Hallo, Tatia“, sagte eine mir zu gut bekannte Stimme. Überrascht öffnete ich wieder meine Augen und sah Finn vor mir. Erst wollte ich ihn freudig begrüßen, doch dann fiel mir auf, dass ich ihn doch gar nicht kennen dürfte. „Wer bist du?“, fragte ich nach und stand höflicher Weise auf. Finn schmunzelte leicht, wie hatte ich sein Lächeln doch vermisst. Finn. „Komisch, das du dich daran erinnerst, das du mich nicht kennen dürftest, aber das du dich nicht darüber aufregst, das ich dich Tatia genannt habe“, sagte er und schockiert weiteten sich meine Augen, als ich erkannt hatte, welchen Fehler ich gerade gemacht hatte. Ich hatte mich so an den Namen Tatia gewöhnt, das es mir nichts ausmachte, wenn man mich so nannte. Es fiel mir nicht mehr wirklich auf. „Hat Elijah dir gesagt, das ich es bin?“, fragte ich nach und schien ihn nun mit meinen Worten zu überraschen. Er war soweit von mir entfernt, kam jetzt aber ein paar Schritte auf mich zu, sodass ich ihn genauer betrachten konnte. Er hatte sich nicht verändert, nun bis auf seinen neuen modernen Haarschnitt. „Ich hatte nicht gedacht, dass er es wusste. Ich bin allein drauf gekommen, schon bevor Rebekah es irgendwie rausgefunden haben musste.“ Meine Freundschaft zu ihr, war offensichtlich sehr auffallend. „Wie?“, fragte ich blinzelnd, weil ich zu gern wissen würde, wieso ausgerechnet er von allen es herausgefunden hatte. Nicht dass ich es ihn nicht zutraute, aber trotzdem, wieso nicht Kol oder Niklaus? Bei Rebekah hatte ich mich verraten, bei Elijah war es irgendwie eine verdrehte Art von Unfall. „Jemand legte immer wieder Blumen an diesen Baum, den ich und Elijah als einzige besuchen würden und dessen Bedeutung nur wir kennen würden. Die Doppelgängerin legte dieselben Blumen in unsere Särge und ich habe zu viel im Leben gesehen, um an Zufälle zu glauben.“ Ich nickte leicht, Tränen wollten erneut meine Augen verlassen und ich tat einfach das, wonach ich mich sehnte. Ich lief auf Finn zu und schloss meine Arme um meinen Bruder. „Finn“, sagte ich und hielt mich an meinem Rettungsanker fest. Alles war auf einmal so schrecklich, aber als ich das letzte Mal dasselbe gedacht hatte, war er es gewesen, der mir geholfen hatte. Er legte seine Arme um mich und drückte mich an sich, während ich meinen Kopf an seiner Schulter vergrub. „Ich vermisse ihn so sehr, Finn. Bitte sag mir, du hast dich gut um ihn gekümmert! Bitte sag mir, er hatte ein gutes Leben!“, flehte ich ihn an und ich spürte wie er durch meine Haare strich. „Du kannst stolz auf ihn sein. Er ist so gut wie du“, sagte er mir und ich konnte nur nicken. „Du bist hier, um ihm nah zu sein, richtig?“, fragte er dann nach und ich konnte nur mit den Schultern zucken. „Nun es gibt kein Grab“, antwortete ich hilflos. „Oder zumindest weiß ich nicht, wo es liegt.“ Finn nahm mein Gesicht in seine Hände und so sah ich ihm in die Augen. „Das liegt daran, dass es kein Grab gibt, weil er nicht tot ist, Tatia. Er lebt. Zurzeit weiß ich nicht wo, aber ich finde ihn für dich“, versprach er mir und meine Augen weiteten sich ungläubig. Gideon lebte? Er war ein Vampir? Das war einfach so unglaublich! Panisch schüttelte ich den Kopf. „Nein, nicht Finn“, bat ich ihn und sah zu Boden. „Er ist ein Monster, ich weiß aber…“ Verständnislos sah ich Finn an und trat einen Schritt von ihm zurück. „Finn, er ist kein Monster!“ Entschieden schüttelte ich den Kopf. Das konnte er doch nicht wirklich glauben. „Nur was ist, wenn er mich nicht liebt? Wenn er mich hasst? Ich hab ihn allein gelassen, auch wenn ich es nicht wollte“, flüsterte ich und Schuld überkam mich deswegen. Er allein wäre mir Grund genug gewesen in dieser Zeit zu bleiben. „Er liebt dich, Tatia! Ich weiß es. Selbst als Monster lieben wir noch und…“ „Ist es das was du glaubst?“, unterbrach ich ihn fassungslos. Das konnte er doch nicht wirklich ernst meinen. Hasste er sich selbst so sehr? „Denkst du, dass du ein Monster bist?“ Der Schmerz in seinen Augen bestätigte mir, dass ich recht mit meiner Vermutung hatte und das verletzte mich unendlich. „Ich habe Menschen verletzt und getötet, Tatia. Das macht mich zu einen Monster. Ich verdiene es nicht zu leben.“ Entsetzt sah ich den Mann, den ich bisher immer so sehr bewundert hatte, den ich für so stark gehalten hatte. Ich nahm all meine Kraft zusammen und gab ihn eine Ohrfeige, um ihn meine Verachtung zu zeigen. „Derjenige der denkt, er verdient es nicht zu leben, der verdient es nicht zu sterben und Ruhe zu finden. Du hast einfach nur aufgegeben und das hätte ich nie von dir erwartet.“ Er sah mich fassungslos an und meine Worte waren wohl eine schlimmere Ohrfeige, als die richtige, die ich ihm gegeben habe. Wir beide sahen uns entsetzt an, konnten das Verhalten des anderen nicht verstehen. „Noch nie hab ich dich so wenig verstehen können, Finn. Ich hab immer gedacht, du würdest so denken wie ich und das Leben schätzen, egal in welcher Form, aber du scheinst es nur noch zu hassen. Du bist kein Monster, du bist das, zu dem du dich selbst machst. Entscheide dich zu leben, entscheide dich glücklich zu sein, entscheide dich deine Fehler die du gedenkst getan zu haben wieder gut zu machen, aber mach es dir nicht einfach und gib auf, wenn es mal nicht so ist wie du gedacht hast.“ Die Worte standen zwischen uns und ich wusste nicht, ob sie uns für immer trennen würden. Finns fassungsloses Gesicht gab mir keine Schlüsse auf seine Gedanken. Dann aber kam er wieder einen Schritt auf mich zu und mein Herz schlug schnell, was wohl daran lag, das er ein Ursprünglicher war, den ich gerade auf unverblümte Weise gesagt hatte, was ich dachte. Doch anstatt mich anzugreifen oder mir etwas zu tun, nahm er einfach nur meine Hände in seine. „Wie…? Wie kann es sein, das du so jung bist und so viel weiser bist, als wir alle?“, fragte er hilflos und seine Augen waren voller Schmerz. Verstand er was ich ihm gesagt hatte? Er war immer klug gewesen und ich hatte gedacht, dass uns so viel verbinden würde. Eben war ich mir dessen aber nicht mehr so sicher gewesen, doch was war jetzt? Er lehnte seine Stirn gegen meine. „Ich werde dir Gideon zurückbringen“, versprach er mir und sah mir in die Augen. „Eine Schuld die ich wohl wieder gut zu machen haben.“ Wir schwiegen, aber ich hatte das Gefühl, das es vielleicht doch noch eine Chance gab, meinen Bruder wieder zubekommen. Den, den ich so sehr liebte. Kapitel 23: Neumodisch ---------------------- Kapitel 23: Neumodisch „Küssen ist die Sprache der Liebe. Also komm her und sprich dich aus.“ (Autor unbekannt) Rebekahs Sicht: Nachdenklich blätterte ich in der Zeitschrift herum. Ich wusste immer noch nicht genau, ob ich mich mit der Mode zu dieser Zeit anfreunden konnte oder nicht. Eigentlich war jetzt irgendwie alles möglich, was man sich vorstellen konnte und doch fanden sie immer wieder was Neues. Aber wieso war weniger auf einmal mehr geworden? Das verstand ich immer noch nicht. Zumindest nicht bei diesem Aspekt. „Rebekah“, holte mich Elijahs Stimme ins hier und jetzt und neugierig sah von meiner Zeitschrift auf. Elijah setzte sich mir gegenüber, während Finn sich einen Drink eingoss. „Ah, meine beiden anständigsten Brüder“, meinte ich und wollte mich wieder meiner Lektüre zuwenden. Doch Elijah machte mir mit seiner nächsten Bemerkung einen Strich durch die Rechnung. „Warum hast du uns nicht gesagt, dass Elena Tatia ist?“ Sofort schaute ich auf, Elijahs Gesicht war todernst. Dann sah ich von ihm, zu meinen Bruder Finn, der auch mich aufmerksam beobachtete. „Sie hat es euch beiden gesagt?“, fragte ich verwirrt nach, weil wenn ich auf jemand tippen müsste, den sie es als erstes sagen würde, dann war es eher Kol. Gut, Finn war auch eine gut denkbare Alternative, aber Elijah? Sie hatte doch viel zu sehr Angst vor ihren Gefühlen. „Eigentlich nicht, wir haben es selbst herausgefunden.“ Oh, natürlich. „Wie?“, fragte ich nach. Hatte sie sich verraten, aber warum hatte Elijah es dann nicht schon früher bemerkt? „Das Armband“, antwortete Elijah und dann sah ich zu Finn. „Sie hat Vergissmeinnicht an den Baum für Gideon gelegt.“ Gut, Finn hatte klug geschlussfolgert und Elijah hatte das verlorene Armband gefunden. Bei mir war es, dass Elena es raus geplatzt ist, zumindest mein Spitzname. Erwartungsvoll sahen mich meine Brüder immer noch an. Ach ja, die Frage, warum ich es ihnen nicht gesagt hatte. „Ich hätte es euch gesagt, am Ende der Woche, wenn sie es nicht getan hätte oder sich nicht verraten hätte. Haben wir so abgemacht.“ Elijahs Blick wurde um einiges kälter, klar er missbilligte meine Entscheidung. „Ihr seid meine Brüder, aber sie ist meine beste Freundin. Ihr könnt nicht von mir erwarten, dass ich sie andauernd verrate. Sie verrät meine Geheimnisse ja auch nicht und sie hat mich gebeten nichts zu sagen“, erklärte ich und zuckte mit den Schultern. Was hatte ich tun sollen? Ich hatte ihr doch bereits ein Ultimatum gestellt. Mehr konnte ich auch nicht tun. Es war eigentlich sowieso an ihr, ob und wie sie ihnen die Wahrheit erzählte. Ich hatte ihr nur keinen Ausweg gelassen, weil ich nicht wollte, dass sie oder meine Brüder unglücklich waren. Elijah und Finn tauschten einen Blick aus. Sie verstanden mich, allerdings unterstützten sie meine Entscheidung trotzdem nicht. „Sagt den anderen nichts. Lasst ihr zumindest Zeit bis Ende der Woche, das habe ich ihr versprochen.“ Dabei sah ich genau Elijah an, denn ihm war sowas immer wichtig, er hielt sein Wort immer. Also sollte er auch akzeptieren, wenn ich mein Wort jemand gab. Bevor alle noch weiter in trübsinnige Stimmung fielen, meinte ich: „Aber mal ehrlich, ist es nicht toll das sie wieder da ist?“ Elijah, Niklaus und ich hatten nie darüber gesprochen, weil es zu schmerzhaft für uns gewesen war und doch es war klar gewesen, dass sie Tatia einfach nur wiederhaben wollten. Jetzt war es so, also war das eigentlich ein Grund zur Freude. Elijah gab mir einen gebrochenen Blick. Den Schmerz in seinen Augen kannte ich nur zu gut, ich hatte ihn schon einmal bei ihm und Niklaus gesehen. „Oh, sie hat dir wieder das Herz gebrochen.“ Wirklich, sie besaß darin ein großes Talent. Allerdings verstand ich sie jetzt, wo ich alle Seiten des Würfels kannte, eindeutig besser. „Sie glaubt mir nicht, dass ich sie liebe.“ Sowas in der Art hatte sie mir auch bereits gesagt, obwohl ich ihr immer wieder versicherte, dass sie sich irrte. Sie konnte es aber wirklich nicht sehen, was logisch war. „Ja, würde ich auch nicht. Also ich meine an ihrer Stelle. Ich würde dir glauben, glaube dir auch, aber an ihrer Stelle würde ich es nicht.“ Es war seltsam logisch, wenn man genauer darüber nachdachte. „Und wieso das?“ Elijah sah mich mit gerunzelter Stirn an und auch Finn schien neugierig auf die Antwort zu sein. „Weil ich Rückblickend sogar weiß, warum sie damals schon nicht geglaubt hat“, neckte ich sie weiter, das ich mehr wusste als sie. Es war ein tolles Gefühl in alles eingeweiht zu sein und sie ein wenig ahnungslos herum zappeln zu lassen. „Rebekah, erleuchte uns doch einfach“, sprach Elijah genervt aus und ein kleines unterschwelliges Knurren war zu hören. Er war wütend und seine vampirische Seite wollte ausbrechen, um das Mädchen das er so sehr liebte zu behaupten, aber er unterdrückte seine Instinkte und genau das war sein Fehler. „Ihr beide seid so altmodisch, deswegen versteht ihr das nicht. Ist doch ganz einfach, Elijah. Sie stammt nicht aus dem Mittelalter, sondern aus dieser Zeit. Worte sind schön und nett, aber hier wird die Liebe meist mit Taten geschrieben, anstatt mit Worten. Steck ihr deine Zunge in den Hals-“ „Rebekah!“ Es war Finn, der mich mit seinen Worten warnte, aber auch Elijah sah ziemlich fassungslos aus. Aber wenn die beiden so blind, engstirnig und altmodisch waren, konnte ich doch auch nichts dafür. „Ich mein es ernst, küss sie, hab Sex mit ihr, sag ihren Namen immer und immer wieder, dann glaubt sie dir.“ Ob Elijah dabei war innerlich auszurasten? Man konnte es fast meinen. Wahrscheinlich tobte in ihm ein Sturm. „Sie hat nicht mal geglaubt, dass ihr sie irgendwie mehr mögt, als Finn und Kol, weil sie einfach nicht so sah wie wir. Was denkst du wie ihre Beziehung zu Stefan entstand? In dem er ihr immer ihre Schultasche getragen hat? Ich versteh diese Zeit nicht so gut, weil ich noch nicht lange da bin, aber zumindest weiß ich, das man einfach sagt, was man denkt, fühlt oder will.“ Zumindest konnte ich in ihren Augen erkennen, dass die Erkenntnis doch noch eintraf. Elena war ein Mädchen aus dieser Zeit, sie würde versteckte Andeutungen und Aufmachungen nicht verstehen. „Sie hat mal gesagt das mit…“ Finn sah bei seinen Worten zu mir. „Wie nanntest du ihn? Stefan? Dass es mit ihm irgendwie direkter war.“ Ich schnippte mit dem Finger und nickte zustimmend und grinste dabei. „Du hast es verstanden“, meinte ich an Finn gewandt, der das Gesicht verzog, bevor ich mich zu Elijah drehte. „Ich sag ja nicht, dass du es so extrem machen musst, wie Damon, denn ich glaube manches davon zählt sogar in dieser Zeit noch unter sexueller Belästigung, aber irgendwie solltest du ihr schon zeigen, dass du sie liebst.“ Niklaus würde das sicher besser hinbekommen, er war viel mehr angepasst. Elijah war irgendwie noch viel zu sehr von der alten Schule. Chauvinist. „Dann viel Erflog“, meinte Finn und schien gehen zu wollen. Verwirrt runzelte ich die Stirn. „Wo willst du hin?“, fragte ich, weil wo, könnte Finn schon hingehen? Er hasste diese neue Zeit, was wohl daran lag, das er viel länger in dem Sarg gelegen hatte. Man konnte es wohl so sagen, dass er einen gewaltigen Kulturschock bekommen hatte. „Ich suche Gideon. Hab Tatia versprochen, ihn hierher zu bringen und sie vorzustellen“, erklärte er und verschwand dann einfach. Das war sicher eine gute Idee. Elena vermisste ihn sehr stark. „Wir sollten sie anfangen Elena zu nennen“, murmelte Elijah und er schien immer noch in seinen Gedanken gefangen zu sein. Mein armer Bruder. „Eigentlich ist das ihr egal. Sie hat zu mir gesagt, dass ich das halten kann wie ich will. Sie hört gerade sowieso besser auf Tatia, weil sie mehr an den Namen gewöhnt ist“, erklärte ich als ich und nahm wieder meine Zeitschrift in Augenschein. Ich fand heute hatte ich mich genug um die Probleme meiner Brüder gekümmert. Kapitel 24: Eigene Folterungsgemeinde ------------------------------------- Kapitel 24: Eigene Folterungsgemeinde „Es kann nichts Gutes ohne Böses geben.“ (Russisches Sprichwort) Jeremys Sicht: „Stefan hat den Dolch entwendet. Zwar bin ich des Gedankenlesens doch nicht mächtig, wie Edward Cullen es vorzuweisen hat, aber ich ahne was er damit vorhat. Nur kann ich nicht wirklich sagen, wen er vor hat, damit abzustechen“, erklärte Damon mal wieder auf eine Weise, von der ich nicht wusste, ob ich sie nun humorvoll finden sollte oder ob ich nicht doch riskieren sollte, ihn dafür zu schlagen. Bei Damon war das öfters mal so eine Sache. „Können wir ihn nicht irgendwie davon abhalten?“, fragte Elena hilflos und ich wusste dass ihre Sorge nicht um Stefan begründet war, nicht mehr. Das war längst vorbei und irgendwie war ich dankbar darum. Wenn die Wahl bestand zwischen einen Vampir, von mir aus auch Urvampir oder krankhaften sich nicht kontrollierenden Vampir, dann wählte ich für sie immer noch lieber das erstere. „An was denkst du? Ihn einsperren? Denn wie hält man anders einen Psychopathen davon ab, ich weiß nicht… psychopatisch zu sein?“, fragte Damon in den Raum. Dabei hatte er recht, selbst wenn es Kliniken für sie gab, sie würden nie wieder richtig geheilt werden, sie würden nie damit aufhören. Elena seufzte frustriert, besann sich dann aber, als sie einen Wink bekam und ging weitere Gäste zu bedienen. Es war noch nicht sehr voll, deshalb hatten Damon, Elena und ich, eher wenig zu tun. Es war eben noch morgens. „Ich wünschte Stefan würde abhauen. Was will er überhaupt noch hier?“, fragte ich in den Raum. „Unheil stiften, den Reiz des verbotenen ausprobieren, seine Grenzen austesten, wie weit er gehen kann, bevor einer der Ursprünglichen ihn den Kopf abhackt…“, schweifte Damon aus und stellte ein paar Möglichkeiten in den Raum. Vielleicht war es das, aber wenn dann sicher nur unbewusst. So dumm konnte man selbst als Psychopath nicht sein, zumindest glaubte ich das, denn in Stefans Psyche vermochte ich mich dann doch nicht hineinzuversetzen. Eine Weile schwieg ich, bis ich einen Kommentar abgab, den ich haben konnte, weil ich zu viel Zeit mit Damon verbracht hatte. „Am besten wäre es wenn Stefan, sagen wir mal zweihundert Kilometer von meiner Schwester entfernt wäre. Sagen wir ein sich abstoßender Magnet würde dafür sorgen, das wäre die genialste Lösung“, befand ich eindeutig. „Noch besser wäre es, wenn wir die Entfernung darauf bemessen, dass ich an diesem Ende der Welt bin und Stefan am anderen. Das wäre der beste Abstand“, meinte Elena, als sie mit einem Tablett zurückkam. Ich sah den Blick, den Damon meiner Schwester zuwarf und konnte mir ein Augenverdrehen nicht verkneifen. „Du bist eingestellt, Elena“, erklärte Damon grinsend. Meine Schwester sah in dem Moment tatsächlich so aus, als wollte sie ihm eine scheuern. Irgendwie musste ich zugeben, dass er es verdient hatte. „Damon, hör gefälligst auf mit meiner Schwester zu flirten!“, warnte ich ihn, allein schon deswegen, weil auch sie es nicht wollte. Zweitens, weil die meisten seiner Kommentare bei mir für Abstoßung sorgten. Er sollte nicht so mit meiner Schwester reden. Caroline hatte uns dazu abkommandiert in diesem Café mit ihr zu arbeiten. Es war in Freiem, in eine Art Garten. Wir hatten überall Tische und Stühle aufgebaut, ebenso einen großen Stand mit Kuchen und Kaffee. Dafür hatten wir sogar Kuchen gebacken, der allerdings nur durch Damons Hilfe gelungen war. Jetzt hatten wir uns als Kellner verkleiden müssen und Elena in einem französischen Hausmädchen-Outfit, über das Damon immer wieder Kommentare abließ. Caroline und noch zwei weitere Mädchen arbeiteten mit hier. Ich fing an Carol Lockwood dafür zu hassen, die Leitung dieser Spenden-Woche Caroline übergeben zu haben, denn die hatte Folterungsreiche Ideen. Wie konnte man überhaupt irgendwas Caroline überlassen? Sie war gruselig und schaffte es jeden zu allem zu überreden. „Lässt Damon wieder einen seiner uncharmanten Kommentare ab?“, fragte hinter uns eine Stimme und als wir uns umdrehten, war da Rebekah und auch Elijah. Elena hatte mir erzählt das Elijah jetzt ebenfalls alles wusste, wie auch Finn. Das würde ja eine wunderbare Party werden. „Wenigstens hab ich keine psychischen Störungen, Barbie“, meinte Damon und Rebekah ging bedrohlich einen Schritt auf ihn zu. Elena packte Damon am Arm, damit er sie nicht weiter reizte. „Ignorier ihn einfach, Becky, so wie wir alle. Wollt ihr euch setzen oder mithelfen?“, fragte Elena nach. Rebekah sah Elijah grinsend an, als würde sie, das eine tolle Idee finden, allerdings wusste ich dass sie es bereuen würde. „Setzt euch lieber, sonst werdet ihr auf Ewig von Damon gehänselt, für das Outfit in das euch Caroline stecken würde“, riet ich den beiden und führte sie dann zu einem Tisch. Während ich die Bestellung aufnahm, bemerkte ich, dass Elijahs Blick immer wieder zu meiner Schwester wanderte. Eigentlich wünschte ich mir einen Mensch für sie, aber das war wohl nicht möglich. Dann war Elijah auf jedenfall besser als Damon. Doch die Auswahl bestand sowieso nur zwischen Elijah und Klaus und auch da bevorzugte ich Elijah. Kein psychotischer Stefan zumindest, das war ein kleiner Sieg. „Sag Gilbert-Junge“, begann Rebekah, nachdem ich alles aufgeschrieben hatte. „Jeremy“, warf ich ein, weil es schon reichte, wenn Damon mich so nannte. Aber sie winkte einfach nur grinsend ab, als würde es sie nicht weiter kümmern. „Hat dich deine Schwester hierzu gezwungen oder ist das dein heimliches Hobby?“, fragte sie nach und stützte dabei lächelnd ihren Kopf auf ihrer Hand ab. „Hast du dich mit ihr zusammen gegen mich verschworen?“, fragte ich zurück und dachte daran, wie sie mir am Montag die Kamera geklaut hatte und wie die beiden immer schrecklicher Weise einer Meinung waren. Es war grausam, dass sie Freundinnen waren. Es war wie eine verschworene Einheit, gerichtet gegen mich. Meine eigene Folterungsgemeinde. „Wo denkst du hin? Sowas würden wir nicht tun“, meinte sie ernst und bestimmt, aber ich kannte die Wahrheit. Das würden sie ganz gewiss. Ich verdrehte die Augen und ging um die Bestellung fertig zu machen. „Ich hasse deine Freundin, genauso sehr wie dich“, beschloss ich und reichte Elena den Notizzettel, den sie lächelnd entgegen nahm. Schwestern konnten schrecklich sein, noch mehr wenn sie mit ihrer besten Freundin kombiniert waren. „Geisterjunge bekommt Komplexe“, kommentierte Damon das grinsend und wenn es ihm etwas ausmachen würde, dann würde ich ihn dafür schlagen. Allerdings wusste ich, dass das wenige Auswirkungen haben würde, deswegen begnügte ich mich mit einem vernichtenden Blick. Nicht wirklich eindrucksvoll, das wusste ich selbst. Auf einmal klang von irgendwoher ein Schrei, ein lautes Brüllen voller Schmerzen. Gar nicht sehr weit weg. Erschrocken schauten Elena und ich uns an, bis sich ihre Augen erkennend weiteten und sie los lief, genauso wie es Elijah und Rebekah taten. Natürlich konnten sie keine Vampir-Geschwindigkeit benutzen, sodass wir alle ziemlich gleich auf waren, zumindest mehr als sonst. Wir kamen in einen anderen Garten, der eine Szene bot, die sicher für Elena schmerzhaft war. Denn nach Elenas Beschreibung, musste das Kol sein, dieser hatte einen Dolch im Rücken. Eine Frau stand mit dabei, ganz eindeutig manipuliert wurden, so gerade wie sie stand und sie war wohl diejenige, die ihn den Dolch in den Rücken gestochen hatte. Stefan musste Kol wohl abgelenkt haben oder anders herum oder beides. Doch bevor ich etwas Weiteres erkennen konnte, stürzte sich Rebekah voller Wut auf ihn und begann ihn zu verprügeln. Immer wieder schlug sie auf ihn ein und er konnte sich kaum wehren. Es sah ziemlich blutig aus, äußerst unschön. Elena lief zu Kol und zog ihm sofort den Dolch aus der Brust. Als wir bemerkten, dass Zuschauer dazu kamen, begannen Damon und Elijah sie zu manipulieren und ich ging, um weitere Zeugen vorzeitig zu verscheuchen. Das hier war wirklich nichts was sie anging. Kapitel 25: Meine Seele ----------------------- Kapitel 25: Meine Seele „Was die Ebbe nimmt, bringt die Flut wieder.“ (Aus Afrika) Kols Sicht: Ich glaube, ich liebte diese Zeit wirklich. Ich mochte die Frauen, die Freizügigkeit und Offenheit, Handy waren ziemlich praktisch und sicher auch Autos, wenn ich gelernt hatte, sie zu fahren. Besonders mochte ich die Art, wie die Frauen sich benahmen. Wie die Blonde, dessen Namen ich nicht einmal kannte und die mich zu sich gewunken hatte. Wer konnte so etwas schon wiederstehen? Wir gingen in einen leeren Garten, fern ab von diesem Straßenfest und den Menschen. Sie begann meinen Hals zu küssen, während ich auf ihren Hals starrte und überlegte, ob ich erst ihr Blut nehmen sollte oder mich vorher noch mit ihr Vergnügen sollte. Mein Hunger überwog und gerade wollte ich meine Zähne in ihren Hals rammen, als ich einen Schmerz in meinem Rücken spürte, der weiteres denken verhinderte. Was…? Ich drehte mich wütend um, wollte denjenigen den Kopf abreißen. Mein innerer Dämon schrie, aber dann schrie ich aus Schmerzen. Ich fasste an mein Herz und… und… Ich versank in Dunkelheit. Ich schlug meine Augen wieder auf, hatte das merkwürdige Gefühl, das ich nicht lange weggewesen war. Irgendwie war ich nicht mal viel hungriger als vorher. „Kol, geht es dir gut? Bitte, Kol, sag doch etwas! Antworte mir!“, rief mich Tatias liebliche Stimme. Eindeutig musste ich träumen, wach zumindest konnte ich nicht sein. Dann aber registrierte ich wieder meine Umgebung. Ich fühlte dass ich wach war und doch sah ich im nächsten Augenblick in das Gesicht von Tatia. Sie hielt ihre Hände an mein Gesicht und sah mir in die Augen. Ein paar Mal blinzelte ich, dann sah ich auch ihre Kleidung und meine Umgebung. Das hier war die Wirklichkeit, die Gegenwart und das Mädchen bei mir war dann wohl die Doppelgängerin. Tatia war bereits lange tot. Ich sah an ihr vorbei, zu meiner Schwester die Stefan gerade verprügelte und ziemlich übel zurichtete, aber er hatte es verdient. Zu gern würde ich ihm dafür das Herz herausreißen. „Kol, bist du in Ordnung? Bist du verletzt?“, fragte mich dieses Mädchen, das sogar noch unverschämter weise dieselbe Stimme wie sie hatte und auch denselben Klang besaß. Ich runzelte die Stirn. Weswegen war sie nicht bei diesen Salvatore-Jungen, bat für ihn um Verzeihung? Woher kannte sie meinen Namen? „Bist du jetzt etwa auf unserer Seite?“, fragte ich spöttisch und wollte aufstehen, aber die nächsten Worte von ihr, ließen mich meine Kraft verlieren. „Ich werde immer auf deiner Seite sein, Kol. Zumindest dann wenn du es verdienst oder alle gegen dich sind.“ Ungläubig sah ich das Mädchen an. Tatia. Tatia! Ich fasste nach ihrem Gesicht, sah sie mir an. Natürlich glichen sie sich, wie ein Ei dem anderen, aber das war auch bei Katerina so gewesen. Sie allerdings, sie war nicht Katerina. War sie Tatia? Ich sah in ihre Augen und wusste es. Sie waren so warm und weich, so sorgevoll und zeigten mir Mitleid, das ich nicht wirklich verdient hatte. Es war als wäre ich tausend Jahre zurückversetzt, aber das war sie. Ich erkannte es, sah es in ihren Augen. Meine Schwester, mein Gewissen, meine Seele. Meine Arme schlangen sich um sie, hielten ihren kleinen zerbrechlichen Körper an mich und ich hörte ihr Herz an meiner Brust schlagen. Ungläubig fuhr ich ihr durch ihre Haare und vergrub meinen Kopf in ihrer Kehle. Ich schloss meine Augen und sog ihren Duft ein. Ich hatte nicht vor, sie je wieder loszulassen, sie gehen zu lassen. Sie war da! Das war zwar unmöglich, aber es war wahr und ich wollte diese wundervolle Situation sicher nicht hinterfragen. Nicht das diese Realität wie eine Seifenblase zerplatzte. Tatia war wieder da, der einzige Mensch auf Erden, der mir je das Gefühl gegeben hat, mich bedingungslos zu lieben und zu schätzen. Ich spürte wie ihre Hand beruhigend über meinen Rücker fuhr und sie wiegte mich, wie ein Kind. Doch es war mir egal, ich liebte all ihre Gesten, die sie mir gab, denn nur von ihr hatte ich sie je bekommen. Als ich meine Augen öffnete, sah ich wie Rebekah Stefan schwer verletzt laufen ließ. Irgendwie war dieser mir gerade ganz egal. Dann sah ich meinen Bruder mit diesem anderen Salvatore Jungen, wie sie die Leute manipulierten und wieder wegschickten. Und auf den Rasen saß ich immer noch mit Tatia oder wer sie auch immer war. Ich war mir nur sicher, dass sie meine Schwester war und dass ich sie aus irgendeinem Grund zurückbekommen hatte. Es war sicher nicht deswegen, weil ich es verdient hatte. Tatia löste meine Arme sanft von ihrem Rücken, rückte aber gottseidank nicht von mir ab. Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und küsste mich dann auf die Stirn. „Ich hab dich auch vermisst, Kol. Jetzt sag mir bitte, geht es dir gut?“, fragte sie mich, sah mir in die Augen und legte dabei eine Hand auf meine Wange. Ich konnte nicht anders als zu nicken. Es war die Wahrheit. „Jetzt schon“, gab ich zu. Wenn ich ihr in die Augen sah, dann ging es mir gut, jetzt wo sie bei mir war, hatte ich das Gefühl meine Seele würde zurückkommen und mit ihr kam all die Schuld, die ich auf mich geladen hatte. Sie zog mich nach oben, aber ich ließ nicht zu, dass sie einen Schritt von mir weg wich, sondern umarmte sie erneut. Ich klammerte mich an sie, als wäre sie der einzige Rettungsanker, den es auf dieser Welt gab und als konnte ich nicht schwimmen, in dieser Welt. Vielleicht war es das, vielleicht war ich dieses schwächliche Kind, das nicht allein leben konnte und sie war die einzige Hilfe, die ich je gewollt hatte. „Kol, lass sie los. Sie ist real, aber du wirst sie irgendwann noch zerquetschen“, meinte Rebekah spöttisch und zugleich tadelnd. Ich wollte auf sie hören, schließlich war sicher wirklich merkwürdig mich so an Tatia festzuhalten, aber als ich von ihr ablassen wollte, griff sie einfach nach meiner Hand und verschränkte sie mit der ihren. Lächelnd sah sie mich an. „Das ist schon in Ordnung, Kol. Ich bleib bei dir, solange du das wünschst“, versprach sie mir und ich liebte sie für ihr Verständnis und Mitgefühl oder was immer sie dazu antrieb, so nett zu mir zu sein. Sie wandte sich an Rebekah. „Kannst du mich bei Caroline entschuldigen und auch bei Jeremy?“, fragte sie und Rebekah nickte zustimmend. Tatia warf einen Blick zu Elijah und den Salvatore-Jungen. In ihren Augen erkannte ich, dass sie bereits wussten, wer Tatia war. Sie wussten es. Ich schaute auf Tatias Hand, die noch immer mit meiner verstrickt war und bereitwillig ließ ich mich von ihr mitziehen. Zu lang hatte ich darauf gewartet und doch nie geglaubt dass es wieder so sein konnte. Doch meine Seele war da, meine Schwester. Liebe, Schuld, Sehnsucht, Hass, Erleichterung, Wut, Freude, Selbstzerstörung, Glück, Trauer, Geborgenheit, Vorwurf, Liebe und Zweifel überrollten mich. Gefühle wüteten wie ein Sturm in mir, aber ich wollte sie um nichts auf der Welt missen. Kapitel 26: Verloren -------------------- Kapitel 26: Verloren „Wer den Regenbogen haben will, muss den Regen akzeptieren.“ (Dolly Parton) Elenas Sicht: Ich brachte Kol weg von all dem, ein Bild kam in meinen Kopf, indem er in Verzweiflung nach mir rief, während er einem unschuldigen Mädchen die Kehle aufriss. Ich wusste nicht, ob es wahr war, doch wie er sich an mich geklammert hatte, zeigte mir, dass meine Abwesenheit etwas Schreckliches in ihm ausgelöst haben musste und ein nicht zu beschreibendes Loch hinterlassen haben musste. Es tat mir leid. Das was ich getan hatte, ob gewollt oder nicht, hatte ihn verletzt und das war etwas, was ich nie beabsichtigt hatte. Er war mein Bruder und ich liebte ihn, wie Jeremy, wie Damon, wie Finn. Irgendwie hatte ich eine größere Familie, als mein Blut mir zugesprochen hatte, aber das machte gar nichts. Es war mir egal, wie komisch das für andere klang, aber ich hatte eine Familie, die mir genauso viel bedeutete, wie andere ihre wirkliche Familie liebten. Wo war der Unterschied? Ich schaute zu Kol, der leicht hinter mir ging, nur auf unsere Hände schaute, die ineinander verflochten waren. „Kol, ich bin wirklich hier“, sprach ich zu ihm und verwirrt sah er mich an, so als wüsste er nicht, wovon ich redete. Leicht strich ich ihm über die Hand. Zusammen mit ihm ging ich den Hügel hinauf, wollte mit ihm an den Ort gehen, wo ich mich sicher fühlte und den ich liebte. Kol sah sich um und ich konnte die Gefühle in seinen Augen nicht lesen. Früher war das so einfach gewesen. Ich führte ihn an den Baum und setzte mich mit ihm zusammen darunter. Ich schlang meine Arme um seine Oberkörper und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Ich wusste nicht, ob ich etwas zu ihm sagen sollte, denn er reagierte nicht wirklich gut, deswegen blieb ich einfach nur mit ihm hier sitzen, hoffte, dass er zu sprechen begann. „Gibt es einen bestimmten Grund, warum du dieses Outfit trägst?“, fragte er nach einer Weile und seine Stimme klang dabei ganz ruhig, allerdings war der Spott trotzdem nicht versteckt, sondern offen heraus. Als ob ich mir von Damon deswegen nicht schon genug Sprüche anhören musste. „Ja, schon. Aber keinen, der in deiner Fantasie herumspringt“, antwortete ich ihm frei heraus. Ich hasste dieses Kostüm wirklich abgrundtief. „Du weißt gar nicht was in meinen Kopf vorgeht!“, konterte er fröhlich, doch beim nächsten Satz, war seine Stimme fast schon überflutet mit Trauer. „Wenn du es wüsstest, würdest du mich nicht mehr mögen.“ Ich sah in sein Gesicht, das von Schmerz gezeichnet war und jetzt war ich mir sicher, dass die Bilder, die ich von ihm in meinem Kopf hatte, der Wahrheit entsprachen. Was hatte er wohl alles getan? „Kol“, sprach ich sanft zu ihn und wusste nicht was ich sagen sollte. Ich konnte nicht sagen, dass es ok war. Ich konnte nicht sagen, dass ich ihm verzieh. Ich konnte nichts sagen, was es ungeschehen oder besser machen würde. Leidvoll wandte Kol sein Gesicht ab, doch ich ließ es nicht zu, zwang ihn dazu mir in die Augen zu sehen. „Das was du getan hast war nicht richtig und es schlimm, sodass du dafür sühnen müsstest. Aber ich höre deswegen nicht auf dich zu lieben. Du bist für mich mein Bruder und als deine Schwester werde ich dich immer lieben.“ Wie könnte ich auch nicht? Schließlich war es bei Damon genauso. Ich konnte nicht einen von ihnen anders behandeln. Einen verurteilen und den anderen nicht. Besonders konnte ich Kol nicht hassen, ich hatte ihn als Menschen kennengelernt, egal wie lang das für ihn her sein mochte, aber damals war er gut gewesen. Wie ein kleiner Junge. „Ich weiß nicht ob ich aufhören kann“, flüsterte er und klammerte sich wieder an mich, stärker und noch verzweifelter, als vorhin. „Ich glaub an dich“, erwiderte ich. Ich wollte Kol nicht aufgeben, niemals. Er war nicht grausam. Niemals würde ich glauben dass er wirklich so war, er war nicht sadistisch, nur irgendwie ein wenig verloren. Doch ich wollte ihn retten und wenn er es auch wollte, dann war das doch machbar, oder? Wenn er sich von mir retten lassen würde. „Du bist die einzige, die das tut.“ Seine Stimme klang bitter und ich wusste nicht ob ich dankbar sein sollte, das er sich mir so offenbarte oder ob ich ihn mitleiden sollte, das er es anscheinend nur bei mir konnte. „Wenigstens das, oder?“, fragte ich und bettete meinen Kopf wieder auf seiner Schulter. Ich schloss meine Augen und wollte an das Gute denken. Da gab es so viel, doch es fiel mir manchmal schwer mich daran zu erinnern, wenn so viele schreckliche Gedanken auf mich warteten. „Ich will nicht dass du wieder gehst“, meinte Kol nach einer Weile und anscheinend war das die Sorge von allen. „Werde ich nicht, Kol“, versprach ich ihm. Nicht freiwillig. Aber damals wollte ich auch nicht gehen, aber ich musste zurück in meine Zeit. Irgendwann wurde es dunkler, als die Sonne begann unterzugehen und dabei wurde es leider auch kälter. „Ich sollte nach Hause gehen.“ Ich bekam keine Erwiderung auf meine Aussage und auch keine Geste, dass er überhaupt registriert hatte, was ich gesagt hatte. Obwohl ich mir ziemlich sicher war, das er mich gehört hatte. Also musste es einen anderen Grund für sein Schweigen geben. „Du kannst auch mitkommen, wenn du möchtest“, schlug ich vor und diesmal stand Kol mit mir auf. Wir gingen zurück und ich wusste ehrlich nicht, wieso er schwieg. Kol war eigentlich ein Mensch der am laufenden Band plapperte, egal wie unwichtig es war. Hatte sich das etwa in den Jahrhunderten verändert? Irgendwie glaube ich das nicht. „Du bist so lakonisch, hast du keine Fragen?“ Rebekah hatte alles genau wissen wollen und Finn hatte ebenfalls gefragt, wie das alles möglich war, nur Elijah hatte ich dazu einfach keine Chance gegeben. Wahrscheinlich hatte aber auch er eine Menge Fragen. „Doch, ungefähr zehntausend“, antwortete er trotzdem ganz ruhig und ich dachte, dass er jetzt damit anfangen würde, doch er sagte einfach kein Wort. Also begann ich damit einfach zu erzählen, wie ich es auch bei Rebekah getan hatte, nur das ich in dem Fall die romantischen Details außer acht ließ, weil es doch etwas war, was man eher seiner Freundin, als seinen Bruder erzählte. Dafür sagte ich ihn aber alles was wichtig war und zu meiner Überraschung hörte Kol wirklich geduldig zu. Wir kamen zu mir nach Hause und ich bat Kol hinein. Wir setzten uns ihn Wohnzimmer, wo ich die Geschichte weitererzählte. „Und dann musste sie zurückkommen, denn wenn sie es nicht getan hätte, dann hätte ich ihr in den Hintern getreten, egal wie unmöglich das klingt“, endete Jeremy meine Geschichte, als er zu uns ins Wohnzimmer kam. „Caroline hat Rebekah dazu verdonnert deine Aufgaben zu übernehmen und ich glaube jetzt hassen die beiden sich nur noch mehr.“ Jeremy war so charmant und schubste mich zu Kol, sodass auch er Platz auf den Sofa bekam und ich versuchte mir derweil vorzustellen, wie Caroline Rebekah gezwungen hatte. Andererseits redeten wir hier von Caroline, da war wohl nichts wirklich unmöglich. Zumindest glaubte ich das nicht. „Dann bist du gar nicht gestorben?“, fragte Kol nach, während Jeremy den Fernseher einschaltete. „Denn unsere Eltern haben das gesagt, das sie dich geopfert haben, damit wir Vampire sein konnten und um Niklaus Werwolf-Seite zu bannen.“ Na großartig. Das musste ja noch mal extra schön gewesen sein. Hätte es nicht ausgereicht zu sagen, dass ich irgendwie ganz normal gestorben bin? „Nein, bin ich nicht. Der Zauber, um euch in Vampire zu verwandeln, konnte allerdings nur funktionieren, wenn ich euch freiwillig mein Blut gebe. Irgendwas von selbstloser Tat. Ayanna hat mir gesagt, das die meisten großen Zauber auf so etwas beruhen. Da ich wollte das ihr lebt, hab ich euch mein Blut gegeben, freiwillig.“ Ich betonte das letzte Wort genau. Bevor Kol ansetzen konnte, fing Jeremy an zu reden, der das Thema sichtlich nicht mochte. „So, es kommt nichts im normalen Programm. Hat jemand eine Idee welchen Film wir gucken wollen?“, fragte mein kleiner Bruder nach und Kol zog eine Augenbraue hoch. Im Endeffekt verschoben wir das Thema aber dennoch und entschieden uns schlussendlich Fluch der Karibik zu gucken, wobei Kol sehr beeindruckt davon war, das es sowas gab. Kapitel 27: Verschlafen ----------------------- Kapitel 27: Verschlafen „Weil wir Engel ohne Flügel nicht Engel nennen können, nennen wir sie Freunde.“ (Autor unbekannt) Rebekahs Sicht: „Das glaub ich jetzt einfach nicht!“, rief ich fassungslos aus, als ich ins Wohnzimmer trat. Als hätte ich eine Art Knopf gedrückt schreckten alle drei auf und Jeremy und Elena schafften es dabei, sich am Kopf zu stoßen. „Au!“, schrien die beiden zeitgleich und Elena ließ sich nach hinten fallen, direkt wieder auf Kol, der dadurch ein Keuchen von sich gab und spätestens jetzt wach war. Eine Minute davor hatte ich die drei übereinanderliegend auf dem Sofa entdeckt, wobei Elena auf Kol geschlafen hatte und Jeremy halb auf den beiden, aber zur anderen Seite gelehnt. Jeremy hielt sich den Kopf und schaute dann hektisch umher. „Ich bin wach! Ich bin wach!“, beteuerte er schnell, aber als er mich erblickte, stöhnte er genervt und lehnte sich wieder zurück. „Was machst du denn hier?“, fragte er mich und schien nicht begeistert von meiner Anwesenheit zu sein. Aber das war mir wirklich egal. „Was macht ihr hier?“, konterte ich und deutete auf die drei. Sie alle sahen zerzaust und total fertig aus. Was hatten die den ganzen Abend gemacht? Elena versuchte sich aufzurichten, schaffte es aber irgendwie nicht, weswegen sie es anscheinend aufgab. „Es ist nicht wonach es aussieht“, meinte Jeremy solgleich, runzelte dann aber die Stirn. „Warte! Wonach sieht es denn aus?“ Oje, hatten die getrunken? Aber es roch hier eindeutig nicht nach Alkohol. Kol half Elena sich aufzurichten, sodass sie einigermaßen gerade auf dem Sofa saß, aber sie schwankte noch gefährlich. „Es sieht so aus, als hättet ihr alle aufeinander geschlafen“, sagte ich, ganz ohne sexuelle Anspielung. Elena nickte nur monoton und wischte sich den Schlafsand aus den Augen. Jeremy zuckte mit den Schultern und nickte dann langsam. „Dann ist es wohl so, wie es aussah.“ Er sah sich um und suchte anscheinend etwas auf dem Fußboden. „Hat jemand meine Schuhe gesehen?“, fragte er in den Raum, aber Kol zuckte nur unwissend mit den Schultern und Elena ignorierte seine Frage ganz. Die waren alle noch total verschlafen, aber bitte von was? „Wieso habt ihr das gemacht?“ Die konnten doch nicht die ganze Nacht aufgeblieben sein, ohne Alkohol oder sonst etwas. Was konnte man da gemacht haben? „Wir haben irgendwas…“, fing Kol an, fand aber anscheinend nicht das passende Wort dazu. „…geguckt“, beendete Elena für ihn den Satz. „Wir haben Filme geguckt.“ Na großartig. „Alle Fluch der Karibik Teile und die können ziemlich lang sein, besonders wenn man alle drei hintereinander guckt. Ich glaub das Ende hab ich nicht mehr mitbekommen“, erzählte Elena total verschlafen. Was um Himmelswillen war Fluch der Karibik? Ich hatte wirklich keine Ahnung, wovon sie da redeten. „Alles war wie immer. Ich wollte euch noch wecken, damit wir ins Bett gehen und ich erinnere mich auch noch, dass ich den Fernseher ausgemacht habe, aber danach… danach ist alles weg…“, berichtete Jeremy. Offensichtlich eine Gedächtnislücke oder er war wirklich einfach nur eingeschlafen. Elena zuckte mit den Schultern. „Es war ziemlich spät“, meinte sie überlegend. Ich schüttelte den Kopf, über die drei, die noch etwas verloren auf der Couch saßen. „Es ist jetzt ziemlich spät! Ihr drei habt den halben Tag verschlafen. Ich war bei der Modenschau, die jetzt Übrigends vorbei ist und ich bin für dich als Assistentin eingesprungen. Man Caroline hat wirklich einen Befehlston drauf, erinnert mich irgendwie an mich selbst“, musste ich unweigerlich zugeben. Elena sah mich gequält an, als konnte sie sich das Leid genauestens vorstellen, das mir widerfahren war. „Danke, Rebekah. Auch für gestern“, bedankte sie sich bei mir, aber ich winkte einfach nur ab. Das war wirklich nicht weiter schlimm gewesen, irgendwie hatte es sogar Spaß gemacht, obwohl es mit Elena zusammen wohl noch lustiger gewesen wäre. „Wie auch immer, ich bin wirklich nicht deswegen hier. Ich wollte mit dir einkaufen gehen, du hast gesagt, du brauchst noch ein Kleid für Sonntag. Jetzt ist ein toller Zeitpunkt dafür“, trieb ich sie an und Elena sah nicht wirklich begeistert aus, aber das machte gar nichts. Dazu würde ich sie auf jedenfall überreden. Ich liebte shoppen und es war etwas, das man am besten mit seiner besten Freundin zusammen tat. „Was ist mit Frühstück?“, fragte sie hoffnungsvoll und ich verdrehte die Augen. „Das kannst du unterwegs bekommen. Los, auf! Wir haben nur noch die Hälfte des Tages übrig.“ Schwermütig stand Elena tatsächlich auf und wollte hochgehen, doch ich hielt sie am Handgelenk fest. „Du kannst dich gleich im nächsten Laden umziehen. Ich hab nicht nur vor das Kleid mit dir zu kaufen.“ Jetzt stöhnte Elena erst recht genervt, ja da musste sie halt durch. Ein wenig leiden war gut für die Seele. Sie wandte sich an ihren Bruder und meinen Bruder, die noch immer faul auf der Couch saßen/lagen und sich anscheinend nicht bewegen wollten. „Seid nett zueinander und esst Frühstück“, meinte sie vor allem an Jeremy gewandt, der sofort das Gesicht verzog. Er deutete auf meinen Bruder. „Ich muss ihn doch nicht mein Blut deswegen anbieten?“, fragte er angeekelt. Jetzt war es an Elena die Augen zu verdrehen. „Schwachsinn. Du sollst Kaffee machen und keine Blutspende tätigen. Also du bist älter, also passt du auf ihn auf“, verteilte Elena die Aufgaben und Kol sah sie fragend an. Sie selbst runzelte dann aber wohl über sich die Stirn. „Warte! Nein. Du bist vernünftiger, also passt du auf ihn auf“, entschied sich Elena dann um und ich musste über Kols genialen entgleisten Gesichtsausdruck lachen. Er sah nicht so aus, als hätte er das große Los gezogen. Elena beugte sich zu Jeremy und küsste seine Wange, weswegen er das Gesicht verzog und sich ihr schnell wieder entzog. Ich beobachtete Kol, der die beiden einfach nur ansah. Ich wusste genau, dass er niemals einen Kuss oder eine andere Zuneigungsbekundung von Elena ablehnen würde. Tatsächlich küsste sie auch Kol auf die Wange, der deswegen glücklich lächelte. „Wehe einer von euch ist verletzt, wenn ich wiederkomme. Schlagt euch ja nicht die Köpfe oder sowas ein“, warnte sie die beiden, wobei Jeremy genervt nickte und Kol ziemlich brav. Hmm, wie gemein. Auf Elena hörte er natürlich wieder. Allerdings war es schön zu sehen, wie gut Elena ihm tat und wie ruhig er zu sein schien. Ich wollte dass sie das bei allen meinen Brüdern tat, wie es schon einmal geschafft hatte. Ich richtete Elenas Haare ein wenig, sodass sie zwar noch immer etwas zerknittert aussah, aber im Großen und Ganzen nicht so schlimm, um raus zu gehen. Außerdem würden wir das schon bald behoben haben. Jetzt war es erstmal Zeit, ein schönes Kleid für sie zu finden und noch ein paar andere tolle Outfits. Shoppen mit meiner besten Freundin, das war wirklich etwas, das ich noch nie getan hatte. Bisher hatte ich es immer nur allein gemacht oder zusammen mit meinen Brüdern. Es war wie eine neue Erfahrung, als würde ich es zum aller ersten Mal machen und sobald Elena etwas zu Essen im Magen hatte, war sie auch wieder witziger. Was so ein Frühstück alles bewegen konnte. Kapitel 28: Neue Komplikationen ------------------------------- Kapitel 28: Neue Komplikationen „Die Liebe ist wie ein Schmetterling, hält man sie zu fest wird sie erdrückt, zu locker fliegt sie einfach davon...“ (Autor unbekannt) Rebekahs Sicht: Fragend hielt ich die zwei verschiedenen Oberteile hoch, da ich mich entscheiden konnte, welches besser war. Zwar waren beide gleich, aber nicht von der Farbe her. „Du solltest das hellblaue nehmen. Blau ist wirklich deine Farbe. Es passt einfach hervorragend zu deinen Augen“, erklärte sie mir und ich sah prüfend zu der hellblauen Bluse. Sie sah wirklich sehr ansprechend aus. Ich ging in die Umkleidekabine und probierte es an. Ein schwarzer Rock wurde hineingehalten. „Probier den dazu an. Ich weiß er ist kurz, aber wenn du dazu eine dünne hautfarbende Strumpfhose anziehst, dann sieht das klasse aus.“ Skeptisch sah ich den schwarzen Rock an, der wirklich sehr kurz war, aber das hier war auch eine andere Zeit. Ich musste mich dennoch erst an den Kleidungsstil gewöhnen. Es gab eine Zeit, wo jegliches zeigen der Haut verpönt war und Elena hatte das auch für ein paar Monate erlebt. Als ich mich umgezogen hatte, kam ich heraus und zeigte mich ihr präsentierend, weswegen Elena lachen musste. Sie machte ein Foto mit einer Einwegkamera, die sie vorhin gekauft hatte. „Genial! Das ist schick und sexy zugleich. Jegliches anderes Mädchen wird neben dir verblassen und Caroline innerlich explodieren“, meinte sie überzeugt. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, denn das gefiel mir tatsächlich sehr gut. Zumindest besser als Caroline wollte ich alle mal sein. „Du nicht. Du wirst jeden Blick von mir wegziehen.“ Ich wusste genau, dass meine Brüder sie schon immer schöner gefunden hatten als mich, das hatten sie mir damals unverblümt mitgeteilt. Elena aber schüttelte weiterhin den Kopf. „Blond ist heutzutage beliebter. Also hast du für morgen ein gutes Outfit, ich dachte du hast dich auch auf die Liste zum versteigern gesetzt.“ Ich schnippte mit den Fingern. „Stimmt, das hab ich in der Tat. Ich hoffe ich bekomme einen tollen Partner“, überlegte ich mir. „Am besten ich verrate Elijah wie dein Korb aussieht.“ Ich hatte ihn ja damals gesehen, als ich sie angreifen wollte. Das könnte sehr witzig werden. „Mach das und ich sage Damon, das dein Korb meiner ist. Dann kannst du mit ihm den ganzen Nachmittag verbringen.“ Ich schmollte, wie gemein wie das denn von ihr? Elena und ich suchten uns für morgen ein Outfit aus, das warm, aber dennoch gut aussah, vor allem aber elegant. Wir hatten auch Kleider für Sonntag und noch vieles mehr, also waren wir wirklich gut ausgerüstet. Elena war zwar nicht ganz so sehr, wie ich zum shoppen zu begeistern, doch wenn sie erstmal drin steckte, dann fand sie es anscheinend gar nicht mehr so schlimm. „Lass uns noch einen Kaffee trinken gehen und ich werde auf jedenfall ein Stück Kuchen essen oder vielleicht auch zwei“, schlug Elena vor und wir suchten uns ein Café. Wir konnten von unserem ausgesuchten Café die Wiese beobachten, wo die Modenschau heute stattgefunden hatte und wo morgen das Picknick sein würde. Viele Leute arbeiteten daran und mitten drin von allem war Caroline, die überall mit anpackte und sonst die Aufgaben verteilte. „Macht Caroline eigentlich überall mit?“, fragte ich nach, weil mir auffiel, dass sie irgendwie alles organisierte und leitete. Es schien als würde sie sich für alles in der Stadt arrangieren. „So wie ich früher“, erzählte Elena mir. Fragend sah ich meine Freundin an. Wieso hatte sie damit aufgehört? „Nach dem meine Eltern starben, kam mir das alles auf einmal so sinnlos vor und ich hab mich von allem und jeden distanziert. Aus meiner Trauerphase bin ich erst irgendwie wieder durch Stefan gekommen, aber kurz danach kamen auch schon all diese anderen Probleme und jetzt wünsche ich mir fast, ich wäre in meiner Trauer stecken geblieben.“ Ich legte meine Hand auf ihre, wie sie es öfters bei mir getan hatte und hoffte, dass es irgendwie half. „Aber jetzt hasst du Stefan?“, fragte ich nach. Ich wusste dass es so war, nur wollte ich zu gern wissen, wie es zu dieser Wandlung gekommen war, denn sowas passierte nicht von heute auf morgen. Ihre Gefühle waren sehr extrem. Elena legte den Kopf ein wenig schief. „Ich weiß nicht. Auf einmal war ich bei euch und ich war von all dem abgeschnitten und ich hatte wirklich niemand den ich kannte. Ich war von allem weg. So hatte ich jede Menge Zeit zum nachdenken und von dem ganzen Gefühlschaos bekam ich so Abstand. Dann konnte ich es sehen. Ich konnte sehen, was alles in meinem Leben passiert war, wie viel schlechtes da war. Ich wusste langsam, wie ich wirklich fühlte, wer mir wichtig war und ich sah auch, was Stefan mir alles angetan hatte. Über wie viel ich hinweggesehen hatte und was ich vergeben hatte. Dinge für die ich Damon immer verurteilt hatte, die tat Stefan mit Absicht und ich begann ihn langsam für alles zu hassen.“ Sie schüttelte den Kopf, aber ich sah, dass sie ihre Trauer nicht ablegen konnte. Sie hatte einen neuen Blickwinkel auf alles bekommen, nicht nur auf uns, sondern auch auf ihr altes Leben. Ich hörte eine Stimme, die ich nur zu genau kannte und blickte auf die Wiese. Da war Niklaus. Bei Caroline? Was sollte das denn? „Wieso sollte das eine schlechte Idee sein?“, fragte Niklaus nach und ich sah an seinem Grinsen genau, das er mit ihr flirtete. „Was hast du, Becky?“, fragte Elena mich verwirrt und folgte meinen Blick. Gerade in diesem Moment, hasste ich meinen Bruder. Gut, er wusste nicht, was er da tat, aber dennoch! Wie konnte er es wagen mit diesem Miststück zu flirten, wenn seine wahre Liebe hier bei mir saß? „Es ist eine schlechte Idee, weil ich einen Freund habe“, fing Caroline an und sah meinen Bruder wütend an. „Der-“ „Der von dir manipuliert wurde und deswegen nicht bei mir sein kann. Nicht zu vergessen hast du eigentlich jeden Menschen, der mir wichtig war verletzt oder bedroht. Ein weiterer guter Grund ist, das ich dich nicht leiden kann“, wies sie ihn ab, aber ich war mir sicher, das sich mein Bruder davon nicht zurückweisen ließ. Er konnte wirklich sehr hartnäckig sein. „Ach komm schon, Caroline. Lern mich kennen! Oder traust du dich nicht?“, fragte er sie und wütend wandte ich mich von ihnen ab. Gerade hatte ich Fantasien, wie ich meinen Bruder verprügeln würde, so lange, bis er verstand, was für ein Arschloch er war. Ich sah zu Elena, die auf meinen Blick mit den Schultern zuckte. „Hey! Geh gefälligst zu ihm rüber und unterbinde das!“, verlangte ich von ihr, aber sie zog nur amüsiert eine Augenbraue hoch. „Wieso? Das hier ist ein freies Land.“ Was für ein dummes Argument war das denn? Das hatte doch damit nichts zu tun. „Er würde das nicht tun, wenn er wüsste wer du bist und dir sollte das gefälligst etwas ausmachen! Sei Eifersüchtig, mach ihn eine Szene und verrat ihn dabei gleich wer du bist!“ Elena aber lachte nur wieder über meine Äußerungen, die ich allerdings vollkommen ernst meinte und am liebsten würde ich alle zusammen schreien. Das konnte doch nicht wahr sein! Alles lief aus dem Ruder! Elena gehörte zu meinen Brüder und sie zu ihnen! Wenn das nicht hinhaute, dann… oh, sowas durfte ich gar nicht erst denken! „Becky, dein Bruder kann machen was er will und ganz ehrlich, falls es dich beruhigt, ich glaube nicht, dass er Caroline rumkriegt und wenn doch, dann ist das seine Sache. Ich bin nicht eifersüchtig“, erklärte sie mir ruhig. „Das solltest du aber sein!“, ereiferte ich mich. Sie hatte jegliches Recht dazu und mein Bruder war ein Idiot! Was wollte er nur von dieser blöden Kuh? Bei Tatia hatte er wenigstens Geschmack bewiesen. Ich hasste Caroline jetzt nur noch mehr. „Bin ich aber nicht, weil wie ich dir bereits gesagt habe, ich will nichts von, deinen Brüdern. Sie können machen was sie wollen, genauso wie ich.“ Elena stand auf und ich sah ihr traurig hinterher, als sie ging. Seufzend sah ich ihr hinterher und wünschte nur, dass alles so wie früher wäre, wo es nur uns und sie gegeben hatte. Kapitel 29: Irgendetwas ----------------------- Kapitel 29: Irgendetwas „Was dir einmal viel bedeutet hat, wir dir nie egal sein.“ (Autor unbekannt) Elijahs Sicht: „Elijah, darf ich dich kurz sprechen?“, bat meine Mutter und verwundert sah ich zu ihr auf. Meine Mutter war eigenartig, doch es schien sonst niemand zu bemerken. Rebekah hatte gemeint, das es normal war, da sie so lange tot gewesen war. Aber genau das war es, was mich daran verwunderte. Müsste sie Klaus nicht eigentlich hassen? Sie wusste was er getan hatte und er hatte auch sie umgebracht, das konnte sie ihm doch niemals einfach so vergeben. „Sicher, Mutter“, antwortete ich ihr freundlich und sie reichte mir etwas. Es war eine Einladungskarte. Fragend sah ich meine Mutter an. „Würdest du sie bitte Elena geben, ich würde mich gerne einmal persönlich mit ihr unterhalten“, erzählte sie mir. Wieso? Wieso wollte sie mit Elena sprechen? Hatte das einen bestimmten Grund? „Natürlich, Mutter“, antwortete ich ihr und sie sah mich freundlich lächelnd an. Ich wusste nur nicht, ob Elena damit einverstanden wäre, aber sie kannte meine Mutter noch von früher und da waren sie zumindest gut miteinander ausgekommen. „Sag, mir was hast du? Du scheinst sehr nachdenklich und deprimiert in letzter Zeit zu sein“, meinte sie besorgt und strich mir über die Wange. Deprimiert, ja. Das Mädchen, was ich die letzten tausend Jahre geliebt hatte, liebte mich zwar ebenfalls, verzichtete aber darauf mit mir zusammen zu sein, weil sie nicht an meine Liebe zu ihr glaubte. Wer hatte dieses Problem schon? Ich nahm die Hand meiner Mutter, von meiner Wange und hielt sie von ihren Aufmunterungsversuch ab, indem ich ihre Hand küsste. „Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen um mich. Ich werde Elena die Einladung überbringen“, versprach ich ihr und ging dann. Es war nichts, worüber ich mit ihr reden wollte. Sie hatte schon immer nichts von Niklaus und meinen Gefühlen für Tatia oder auch Elena gehalten. Ich fand Elena, noch bevor ich sie zu Hause aufsuchen konnte. Sie war in der Stadt und verließ gerade meine Schwester, mit der sie anscheinend Kaffee getrunken hatte. Schnell folgte ich ihr und schloss zu ihr auf. „Hallo, Elena“, begrüßte ich sie und überrascht sah sie zu mir. Allerdings wandte sie sich gleich wieder von mir und ging noch schneller weiter. Vielen Dank, für das Zeichen. „Hallo, Elijah. Ich möchte sicher nicht darüber reden“, sagte sie mir und ich wusste was sie damit meinte. „Läufst du deswegen so schnell?“, fragte ich nach. Wollte sie vor ihren Gefühlen davonlaufen, vor meinen oder vor beidem. „Unser Präsident sagt, laufen ist gesund. Ich bin sehr patriotisch!“, konterte sie und eigentlich war das eine wirkliche clevere Antwort. „Abgesehen von der neu entdeckten Liebe zu unserem Land, lass mich dich beruhigen, ich will nicht mit dir über uns reden. Nun… zumindest bin ich deswegen nicht hier. Ich wollte dir etwas von meiner Mutter geben.“ Damit brachte ich sie tatsächlich dazu, stehen zu bleiben und sie sah erst schuldbewusst zu Boden und dann in mein Gesicht. Ich merkte, dass es ihr genauso schwer fiel, wie mir. Ich überreichte ihr die Einladung meiner Mutter, sie faltete sie auf und las sie sich durch. „Deine Mutter lädt mich zum Tee ein“, erzählte sie mir den Vorwand, unter dem meine Mutter anscheinend mit ihr reden wollte. Elena faltete die Einladung wieder zusammen und reichte sie mir. „Sag ihr, du hast die Karte verloren oder sowas“, meinte sie und verwirrt runzelte ich die Stirn. Das konnte sie wohl kaum ernst meinen. „Das wird sie kaum glauben, Elena.“ Elena seufzte und ich merkte, dass es ihr wohl unangenehm war, genauso wie auch mit mir zu reden. „Dann sag ihr, ich danke ihr für ihre Einladung und freu mich wirklich, das sie… ähm wieder lebt oder so und das ich dennoch darauf verzichte mit ihr zu sprechen.“ Wahnsinn, ihre Ablehnung zum Kontakt mit meiner Familie, beschränkte sich nicht nur allein auf mich. „Darf ich den Grund dafür erfahren?“, fragte ich, denn es war natürlich nicht derselbe Grund, wie bei mir. Elena sah mich skeptisch an, als untersuchte sie mich, weswegen ich nicht selbst darauf kam. Könnte ich es wissen? Sollte ich es wissen? „Hat sie vergessen zu erwähnen, dass sie versucht hat mich umzubringen?“ Meine Augen weiteten sich überraschend. Tatsächlich hatte ich das nicht gewusst. „Es ist noch gar nicht so lange her, da hat sie es einen Geist ermöglicht, Fuß auf dieser Erde zu fassen, wenn dieser mich dafür umbringt. Sie wollte verhindern, dass Niklaus weiter Hybriden machen kann. Sie hat alles dafür getan, damit Niklaus nicht erfährt, dass mein Blut dazu notwendig ist. Dabei hat sie auch behauptet, dass ich dafür getötet werden müsste. Also, wieso sollte ich mit jemanden reden, der offensichtlich meinen Tod will, nur damit ihr Sohn seine Ziele nicht erreicht?“, fragte sie mich direkt und ich sollte eigentlich nicht geschockt sein, aber ich war es. Elena hatte recht. Sie hatten keinen Grund, wieso sie meiner Mutter vertrauen sollte und ich hatte recht gehabt. Sie hatte Niklaus niemals verziehen. Das konnte nicht sein. Nicht, wenn sie bis vor kurzem noch so viel Energie darauf verwendet hatte, sie von seinen Zielen abzubringen. Ich steckte die Einladung wieder weg und nickte leicht. „Du hast wohl recht“, stimmte ich ihr zu. Jetzt wollte ich auch nicht mehr, dass sie mit meiner Mutter sprach und ich wusste nun auch so, dass ich ihr nicht vertrauen konnte. „Gut. Ich liebe es recht zu haben“, meinte Elena und ich sah ein Lächeln auf ihrem Gesicht, ein echtes Lächeln. „Tut mir leid, für alles was geschehen ist. Ich hätte dich wohl mit den tausend Jahren wörtlich nehmen sollte.“ Ich hatte nicht erkannt, wer sie war, als sie direkt vor mir stand und wie sie mir mit jeder ihrer Handlungen zeigte, dass sie so wie Tatia war. Dass sie ein und dieselbe Person waren. Elena schüttelte den Kopf. „Ist schon gut. Ich hätte es wissen müssen, eigentlich hab ich es ja gewusst“, sagte sie traurig und schüttelte den Kopf. Klar, sie hatte gewusst, wie die Zukunft sein würde. Sie wusste wie alles ausging, was ich ihr antun würde und ich hatte ihr gesagt, gezeigt, dass ich sie hier nie lieben würde. Ich hatte mich so dagegen gewehrt, Elena zu lieben, das Mädchen, dem ich beweisen wollte, dass ich nur sie allein liebte. Ich war so dumm gewesen und hatte meine Augen verschlossen. „Bist du jetzt glücklich?“, fragte ich sie und meine Worte klangen bitter, dabei wollte ich wirklich nur wissen, ob sie glücklich war. Das war das wichtigste für mich, war es schon immer gewesen. „Nun, ich liebe es recht zu behalten, hab ich doch gesagt“, wiederholte sie und drehte sich dann um, entfernte sich langsam von mir und ich sah ihr hinterher, wie schon so oft. Immer wieder ging sie und ich hielt sie nicht auf, konnte es nie. Sie drehte sich noch einmal zu mir um. „Aber ich hatte nie gedacht, dass es so weh tun könnte, recht zu haben.“ Ich sah ihr in die Augen und erkannte, dass sie genauso litt, wie auch ich. Wieso musste das so sein? Ich hasste es! Ich wollte das nicht! „Liebst du mich noch?“, fragte ich sie direkt, weil sie das nie wirklich gesagt hatte. Sie hatte es nie ausgesprochen und ich war mir nie wirklich sicher gewesen. Ich wollte nur das wissen. Wenn sie Gefühle für mich hatte, dann konnte doch nicht alles verloren sein. Dann musste es doch etwas geben, worauf ich aufbauen konnte. „Ja, das tue ich“, antwortete sie mir. „…und ich werde nie damit aufhören, aber das reicht nicht.“ „Was kann ich tun?“, fragte ich sie, bevor sie sich wieder umdrehen konnte. „Was kann ich tun, damit du mir glaubst?“ Aber sie drehte sich dennoch wieder um, ging einfach und ich schaffte es nicht, mich zu bewegen. Sie sah noch einmal zu mir und lächelte mich traurig an. Irgendetwas, es musste doch irgendwas geben, damit ich ihr beweisen konnte, das ich sie liebte. Kapitel 30: Spielabend ---------------------- Kapitel 30: Spielabend „Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis.“ (Woody Allen) Elenas Sicht: Ich entfernte mich immer weiter von ihm und ging nach Hause, wobei mein Herz mit jedem Schritt mehr schmerzte. Es tat so unglaublich weh. Ihn so zu gehen, von ihm wegzugehen, obwohl ich ihn liebte. Aber ich konnte mich nicht etwas hingeben, was nicht wirklich echt war. Ich hasste es, wie er mich auf einmal ansah, wie er mich jetzt behandelte. Ein anderer Name, machte mich nicht zu einem anderen Menschen, aber genau so wurde ich von ihm behandelt. So wurde ich von ihnen allen jetzt behandelt. Von Rebekah, Kol und vielleicht auch bald von Niklaus. Abgesehen von Finn hatte niemand erkannt, wer ich wirklich war. Es war nur ein Zufall, dass es rausgekommen war. Gut, Kol hatte keine Chance dazu es zu erkennen, aber dennoch war das nicht fair. Ich fühlte mich so betrogen. Von den Menschen, die ich liebte, nicht erkannt zu werden, war schlimmer als ich es mir hatte vorstellen können und dabei hatte ich es doch gewusst. Ich hatte gewusst, dass es so sein würde und war dennoch verletzt. Das war doch irgendwie verrückt. Bevor ich eintrat versuchte ich mich zu beruhigen, mir nicht anmerken zu lassen, wie es mir ging und was gerade passiert war. Ein tiefes ein und ausatmen bewirkte dabei Wunder. Ich ging hinein und hörte Stimmen und Geräusche von der Spielkonsole aus dem Wohnzimmer. Es war schon lange her, dass Jeremy sowas spielte. Nicht das er sowas nicht mehr mochte, doch wir hatten einfach so viele andere Probleme und das gehörte zur Normalität, die uns schon lange fern war. Verwundert trat ich ins Wohnzimmer, wo nicht nur Jeremy saß und spielte, sondern auch Kol und Damon. Mit der Hand fuhr ich mir über die Augen, um mir auch sicher zu sein, dass das hier Wirklichkeit war. Ja, war anscheinend wahr. Oh mein Gott, was hatte ich denn heute hier verpasst? Aber wenn ich weiter darüber nachdachte, dann gefiel mir diese Entwicklung sehr gut. Ich ging zum Sofa und beobachtete lächelnd, wie vertieft sie in das Spiel waren. „Hey, Jungs. Habt ihr Spaß?“, fragte ich, weil es war wirklich eine merkwürdige Zusammenstellung der drei. Ich hatte ja bemerkt, das Damon und Kol sich ähnlich waren, aber sie hätten sich deswegen auch genauso gut an die Gurgel gehen können. Jeremy dagegen passte fast gar nicht darein, obwohl wenn man sein früheres Ich betrachtete, dann vielleicht schon. „Ja, schon, aber ich hasse Vampire. Die lernen zu schnell“, meinte Jeremy beleidigt und er schien sich wirklich sehr anstrengen zu müssen, da ging das bei Damon und Kol viel lockerer. „Wir haben halt schnelle Reflexe“, erklärte Kol und ich bemerkte wie er das Autorennen gewann. Genervt ließ sich Jeremy nach hinten fallen. „Das hab ich schon einmal gehört“, sagte er und blickte dabei auf Damon, der sowas anscheinend auch schon einmal gesagt hatte. „Gut, hat jemand von euch einen Vorschlag, was ihr essen wollt?“, fragte ich nach, denn zumindest Jeremy und ich mussten normal essen. „Ich bin für griechisch“, entschied sich Jeremy und ich fand das war eine wirklich gute Wahl, denn das hatten wir eine Weile nicht mehr gehabt. „Bestellst du so, dass es für die nächsten Tage reicht?“ „So wie immer“, bejahte ich und suchte nach dem Telefon. „Ihr solltet nicht immer sowas ungesundes essen. Ihr sterbt sonst noch am Vitaminmangel“, warf Damon auf, der schon unsere ungesunden Nahrungsgewohnheiten miterlebt hatte. „Die Küche ist da hinten. Dir steht es frei für uns zu kochen, wenn du um unsere Ernährung so besorgt bist.“ Bei meinen Worten deutete ich hinter mir, doch Damon winkte gleich wieder ab und ich sah Jeremys Grinsen, wobei Kol dagegen eher skeptisch aussah. „Heute nicht. Außerdem habt ihr sowieso nichts da. Ich wundere mich sowieso, das ihr nicht bereits 100 Kilo wiegt, in eurem Kühlschrank befindet sich nur Joghurt, Pudding, Milch und Plätzchenteig und im Gefrierschrank habt ihr nur Eis und Pizza.“ Eine wohl wirklich ungewöhnliche Ernährungsweise, aber wir waren halt so. Konnte man wohl nichts machen. „Stimmt, da fehlen Hamburger und die passende Soße dazu“, meinte Jeremy und es war wirklich selten für uns, das keine Hamburger da waren. Wir liebten Hamburger, gehörte zu unseren Lieblingsessen. „Nun, wieso wiegt ihr keine 100 Kilo?“, fragte Damon noch einmal nach und runzelte tatsächlich die Stirn. Jeremy lachte einfach nur. Wir wussten auch nicht, wie das funktionierte. Es war schon so gewesen, bevor wir trainiert haben, um uns gegen Vampire wehren zu können, dabei waren wir beide keine Sportliebhaber. „Keine Ahnung, die Wissenschaft nennt es das Gilbert-Phänomen“, antwortete ich und ging in die Küche, um unser Essen zu bestellen. Die Bestelllisten hatten wir in einer Schublade, von allen möglichen Restaurants, die es hier gab, sodass wir eine gute Auswahl hatten. Ich bestellte fast ein Viertel der Speisekarte mit Nachtisch und Vorspeise. So konnten wir uns auch noch die nächsten Tage davon ernähren, auch wenn es mit jedem Tag widerlicher schmeckte. Aber so hatte es bei uns Tradition und solche mussten man aufrecht erhalten. Ich ging zurück ins Wohnzimmer, wo die drei immer noch beschäftigt waren, aber es war gut zu sehen, dass sie sich verstanden. Ich setzte mich neben Jeremy, auf die Lehne. „Also wer von euch gewinnt die ganze Zeit?“, fragte ich interessiert. Sie sahen alle sehr ehrgeizig gerade aus. „Bisher noch Damon, aber das werde ich noch ändern“, meinte Kol entschlossen und ich konnte nicht anders als zu lachen. Aber ich bemerkte, dass Jeremy tatsächlich am meisten unterging. Damon aber gewann, wenn auch nur knapp. „Gut, dann bin ich jetzt dran“, befand ich und Jeremy reichte mir grinsend sein Kontroller. Ich konnte mir vorstellen, dass ihm das folgende gefiel. Damon und Kol waren skeptisch, als die nächste Runde begann, aber nicht mehr sehr lange. Es dauerte nicht sehr lange, bis ich die beiden abgehängt hatte. „Hey, verdammt!“, rief Damon frustriert aus, aber ich konzentrierte mich ganz auf das Spiel und ich gewann auch. Ziemlich baff schauten die beiden auf dem Bildschirm, konnten es nicht wirklich begreifen. „Wieso bist du so gut?“, fragte Damon und sah mich an. Tja, er wusste halt nicht alles über mich. „Ich war schon immer gut darin. Die ganzen Rekorde, sind von mir, manche auch von Caroline. Aber eigentlich mag ich Dynasty Warriors mehr“, erklärte ich und gab Jeremy den Kontroller zurück, als es an der Tür klingelte. „Mach sie fertig, Jeremy“, feuerte ich ihn an. „Ich geb mir Mühe“, gab er zurück und ich hoffte, Jeremy schaffte es etwas aus ihrer Fassungslosigkeit heraus zu gewinnen. Ich hatte das Spiel immer mit Jeremy gespielt und er fand es gar nicht witzig, dass ich in seinen Spielen immer besser war als er. Mit Caroline hatte ich das auch öfters zusammen gespielt, war eine gute Möglichkeit seine Wut heraus zu lassen. Den ganzen Abend beschäftigten wir uns zu viert damit, alle möglichen Spiele an der Konsole auszuprobieren, nebenbei aßen wir die griechischen Speisen, wobei wir jede Menge zu lachen hatten. Es war toll mit den drein zusammen rum zu hängen. Es war wirklich witzig. Ich genoss die Zeit mit meinen Brüdern, von denen ich nicht sagen konnte, wer von ihnen am kindischsten war. Aber das alles machten die Sorgen, die auf mein Herz drückten, erheblich leichter. Kapitel 31: Zurückversetzt -------------------------- Kapitel 31: Zurückversetzt „Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle.“ (Albert Einstein) Niklaus Sicht: Irgendwie mochte ich doch das neue Mystic Falls, es gab einen so viele Möglichkeiten, Menschen zu treffen, die einem aus dem Weg gehen wollten. Wie Caroline. Ich fand das Mädchen wirklich interessant und sie war es wert, mich anzustrengen. Ich liebte ihre feurige Art, mit der sie es in den letzten zwei Tagen geschafft hatte, Rebekah einzuspannen, als meine Doppelgängerin ausgefallen war. Das schaffte niemand so leicht. Rebekah war stur und dickköpfig, sie ließ sich von niemand einfach was sagen. Umso beeindruckender war es, dass ausgerechnet Caroline das schaffte. Sie war schön, selbstbewusst, stark, temperamentvoll und das wichtigste, sie war ganz anders, als Tatia es gewesen war. Das komplette Gegenteil und so würde ich nicht an meine Liebe erinnert werden. Die ganze Stadt schien heute auch in Aufregung zu sein. Selbst meine Schwester machte aus Gründen, die sich mir entzogen, mit. Aber auch Caroline und sie war mein Grund, um hier zu sein. Sie war gerade dabei die Körbe zu nummerieren, als ich zu ihr trat. „Welcher von denen ist deiner?“, fragte ich interessiert, weil ich ihn unbedingt ersteigern wollte, um mit ihr den Nachmittag zu verbringen. Die Gesellschaft bekam man dann nämlich dazu, wie ich erfuhren hatte. „Der Zweck einer anonymen Versteigerung ist es, das niemand weiß, wer welchen Korb gehört und man dann einfach für den bietet, der einem am besten gefällt. Nur wenn jemand mit einem zusammen oder verheiratet ist würde es so sein, das man es seinem Partner verrät. Mein Freund ist allerdings da und du bist weit entfernt davon, irgendwas für mich zu sein, also schätze ich, du musst raten.“ Sie lächelte mich süßlich an, aber wie ihre Augen glitzerten und wie sie ihr Kinn hob, zeigte mir, wie sehr sie ihren Triumpf genoss. Ich schüttelte den Kopf. „Wieso sollte man überhaupt bei der Versteigerung mitmachen, wenn man einen Freund hat oder verheiratet ist?“, fragte ich zweifelhaft. Das war doch einfach nur unsinnig. Caroline zuckte mit den Schultern. „Es ist ein lustiges Ereignis und die Spenden gehen an wohltätige Zwecke. Es ist Tradition dabei mitzumachen und schaden kann es auch nicht, wenn dein Freund sich mal ein wenig für dich anstrengen muss“, befand sie und ich sah sie interessiert an. Vielleicht vernachlässigte Tyler sie ja, das wäre dann eine sehr gute Gelegenheit, sie für mich zu gewinnen. „Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich hab noch was zu tun und wenn es nur daraus besteht, dir aus dem Weg zu gehen“, meinte sie schnippisch und ging dann weg von mir. Grinsend sah ich ihr hinterher. Ich fand es klasse, dass sie sich nicht von mir einschüchtern ließ, obwohl ich es wieder ärgerlich bei Elena fand. Sie erinnerte mich mit ihren Worten auch zu sehr an Tatia, Caroline sprach irgendwie anders. Tatia hatte immer Wahrheiten ausgesprochen und Elena erfasste Tatsachen genauso gut wie sie, außerdem waren beide immer sehr überraschend. Caroline dagegen verhöhnte mich mit ihren Worten und man konnte es eigentlich schon erwarten, dass sie nicht so einfach nachgab. Dass sie stark war, sah man ihr an. Jeder aus dieser Stadt schien hier zu sein, zumindest jeder den ich kannte. Ich entdeckte sogar meine kleine Doppelgängerin, die mit ihren Bruder zusammen rote Laternen an einer Schnur auf hingen. Ihr Bruder stand dabei auf der Leiter, während Elena ihn die Laternen reichte, die er befestigte. In der letzten Zeit verbrachte sie ihre Zeit meist nur noch mit Damon und Jeremy, manchmal auch noch mit Caroline. Aber fast mit keinem anderen mehr. So zeigte sie mir wirklich leicht, wer ihr besonders am Herzen lag und wen ich weh tun musste, um etwas bei ihr zu erreichen. Obwohl wir eigentlich ausgemacht hatten, das ich dies unterließ. So wirklich merkwürdig war allerdings, dass sie neuerdings ihre Zeit auch mit Rebekah verbrachte und deswegen sogar bei uns Zuhause war. Das war es, was mich störte und das alles so eigenartig machte. Jeremy schien sich nicht wirklich auf seine Arbeit zu konzentrieren, was anscheinend auch Elena bemerkte, die den Blick ihres Bruders folgte. „Was denkst du?“, fragte sie ihn und ich sah, wie er die kleine Bennett-Hexe beobachtete. Waren die beiden nicht in einer Beziehung gewesen? Anscheinend war das nun vorbei. „Gib mir einen Penny, dann verrate ich es dir.“ Ich erfror beinah bei den Worten von Elenas jüngeren Bruder. Er hatte diesen Satz so ernst ausgesprochen, wie Tatia damals. Ich hatte bemerkt, dass dieser Satz gar nicht so unüblich war und eigentlich kannte ihn auch jeder, doch er wurde nicht unbedingt in der Form oft verwendet. „Ich hab leider keinen Penny, nur einen Dollar“, meinte Elena ernst und kramte aus ihrer Tasche einen Dollarschein heraus. Grinsend nahm ihn ihr Bruder weg. „Den nehme ich auch sehr gerne.“ Ich beobachtete das mit offenem Mund und ehrlich gesagt, hasste ich es. Ich hasste es immer wieder, wenn ich Ähnlichkeiten zu Tatia entdecke. Sie war einzigartig gewesen und sie war schon lange tot, deswegen sollte es eigentlich nichts geben, das mich an sie erinnerte. So war es allerdings nicht. Immer wieder fand ich etwas, das mich zurück in die Zeit versetzte, als sie noch präsent gewesen war und als ich glaubte, dass ich eine Chance bei ihr hatte. Ich hatte davon geträumt mit ihr zusammen zu sein, um jeden Preis. Der Traum war abgestürzt, nicht nur mit ihrer Ablehnung, sondern vor allem mit ihrem Tod. Er hatte mich zurück auf den Boden der Tatsachen gebracht und mir gezeigt, dass Liebe viel zu zerbrechlich war. Es war so leicht, dass jemand starb und der andere dann zurück blieb. „Ich denke, das Bonnie mir nie wegen Anna vergeben wird und dass das vielleicht in Ordnung ist. Ich meine, ich hab irgendwie für Anna entschieden, ohne wirklich darüber nachzudenken und wahrscheinlich würde ich das wieder tun. Es ist wohl auch so, dass ich nie mit Bonnie zusammen gekommen wäre, wenn Anna noch leben würde. Vielleicht ist das ganz in Ordnung. Ich meine, womöglich sollte ich erst wieder mit jemand zusammen kommen, wenn ich genau wüsste, dass ich sie über Anna wählen würde“, erzählte Jeremy seiner Schwester seine Überlegung. Eine wohl kluge Überlegung, aber besonders für einen Menschen würde dass sein Leben schwer machen. Elena schien genau nachzudenken, bevor sie antwortete. „Es könnte allerdings sein, das du dann sehr lange warten musst. Vielleicht sogar ewig. Du wirst in der Zeit allein sein. Was ist wenn dieser Moment nie kommt?“ Jeremy zuckte auf die Frage seiner Schwester mit den Schultern. „Dann kann ich sagen, dass ich nur einmal in meinem Leben wirklich verliebt war und dass diese Liebe leider bereits tot ist. Alles andere ist dann nicht echt.“ Nicht echt. Wenn ich Caroline nicht über Tatia stellen würde, dann war es nicht echt. Er hatte recht. Allerdings auch Elena, wenn sie sagte, dass man sonst, die ganze Zeit allein war und dass war traurig. Deswegen konzentrierte ich mich auch auf Caroline, sie lenkte mich ab, denn sie war nicht so wie Tatia und sie brachte mich auch, anders als Elena und ihr Bruder, nicht mit meinen Gedanken in die Zeit zurück, die nie wieder kommen würde. Sie war einfach vorbei und ich musste mich damit abfinden. Kapitel 32: Für mich selbst --------------------------- Kapitel 32: Für mich selbst „Das Verhalten eines Menschen ist immer das Resultat des Zustandes in dem er sich gerade befindet.“ (Anthony Robbins) Kols Sicht: „Also… ich hab da eine Frage“, begann ich und sie erschreckte sich so sehr, dass sie alles, was sie in den Händen hatte, einfach fallen ließ. Lachend half ich ihr, es wieder aufzuheben und sie sah mir prüfend in die Augen. „Du bist Kol, richtig? Oder doch Finn?“, fragte sie skeptisch nach und ich grinste sie fröhlich an. „Kol Mikaelson, zu ihren Diensten!“ Spöttisch nahm ich dabei meinen nicht vorhandenen Hut ab und verbeugte mich vor ihr. Ich schaffte es so, ihr sogar ein Grinsen über meine Geste zu entlocken. „Gut, was für eine Frage hast du?“, warf sie mein Thema wieder auf, weswegen ich zu ihr gekommen war. Stimmt, das war mir wichtig. Caroline sah mich auffordernd an und im Gegensatz zu dem Gespräch mit meinem älteren Bruder, unterbrach sie dafür sogar ihre Tätigkeit. „Welchen Trick gibt es bei den Spielen? Es muss doch irgendeinen Trick geben, weswegen ihr überall in jedem Spiel Rekorde aufgestellt habt“, merkte ich an und Caroline fing leicht an zu lachen. Ich fand das gar nicht witzig. Tatia hatte uns gestern Abend ganz schön fertig gemacht. Sie war wirklich in allem besser gewesen als wir und dabei waren wir doch die Vampire, mit den super tollen Reflexen. „Du willst Elena und meine Rekorde knacken und uns besiegen?“, fragte sie erfassend nach und ich nickte begierig. Das wollte ich auf jedenfall. Seit Jeremy mir diese Spiele gezeigt hatte, war ich davon begeistert und ich wollte unbedingt besser sein, als die anderen. „Jeremy hat gesagt, das ihr nach ein paar Tagen spielen schon nicht mehr zu schlagen gewesen seid, da muss doch ein Trick dahinter stecken!“ Ich meine, wenn Jeremy viel mehr als Tatia und Caroline spielte, dann hatte er mehr Übung als sie und deswegen musste es ein Trick bei der ganzen Sache geben. „Kein Trick, Kol. Geschick, Übung und Erfassen. Außerdem hat jedes Spiel seine Kniffe und es gibt Bonusse und andere Spezialdinge, mit denen man weiter kommt und besser wird. Mädchen sind so, dass sie sich gegenseitig helfen und wenn sie etwas herausfinden, es dem anderen sagen. Das ist alles, wir helfen uns gegenseitig und werden so besser.“ Finster sah ich die Blondine an. Hieß das jetzt indirekt, ich sollte mich mit Damon austauschen, damit wir beide besser wurden? Und dann auch noch mit Jeremy? Aber wo blieb da der Spaß, dass man besser war als alle anderen? „Das gefällt mir nicht“, meinte ich schmollend und schon wieder kicherte Caroline über mich. Großartig, jetzt machte sie sich auch noch über mich lustig. „Wieso hast du eigentlich nicht Elena deswegen gefragt?“ „Das hab ich! Aber sie hat dann nur gesagt: A secret makes a woman woman. Wenn sie das bei Niklaus gesagt hat, dann fand ich das immer witzig, aber so ist das blöd“, beschwerte ich mich. Ich mochte es nicht, wenn sie gegen mich war. Gegen jeden anderen, das war toll, aber nicht gegen mich. „Ist ja genial. Das Zitat aus Detektiv Conan“, meinte Caroline fröhlich und fragend sah ich sie an. Was war Detektiv Conan? Irgendwie hatte ich das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Aber so war das wohl nun einmal, wenn man hundert Jahre in einem Sarg gelegen hatte. „Ich hab da auch eine Frage an dich, besser gesagt eine Bitte“, sagte Caroline und so wandte ich mich wieder mit meiner Aufmerksamkeit ihr zu. Fragend sah ich die Blondine an, für die mein Bruder neuerdings so ein Interesse entwickelt hatte. Ich fragte mich, wie lange das Anhalten würde, wenn er spätestens am Sonntag erfahren würde, das Tatia noch lebte. „Wir suchen für morgen noch Jungen zur Versteigerung, du könntest da mit machen“, schlug sie mir vor und ich erinnerte mich an das Gespräch von Rebekah und Tatia. Skeptisch runzelte ich die Stirn. „Du willst, dass ich mich versteigern lasse?“, fragte ich nochmals nach, aber sie nickte einfach nur. „Viele Mädchen und Frauen, die für dich Lose kaufen werden und eine gewinnt dann ein Date mit dir. Wichtige Bedingung von mir ist, dass du sie dann nicht aussaugen oder manipulieren wirst. Du wirst charmant sein, freundlich und interessant.“ Ich verzog das Gesicht. Die Bedingungen gefielen mir weniger, als die Idee an sich. So könnte ich ja nicht einmal einen Vorschlag für mich heraus schlagen. „Komm schon, dafür verrate ich dir auch, welcher Picknickkorb Elenas ist. Das kannst du dann deinen Bruder oder so verraten.“ Oh, das klang nach einem fairen Handel, obwohl das mit meinen Bruder, würde ich eindeutig weglassen. „Gut, einverstanden“, stimmte ich zu und Caroline schien eine Sekunde später eine Lister herauszuziehen, reichte sie mir und einen Stift dazu. „Deinen Namen und deine Unterschrift bitte!“ Ich schluckte bei diesem Grinsen, das war mir irgendwie unheilvoll. Das war so, als würde sich meine Schwester und Tatia zusammen gegen mich verschwören und sowas gefiel mir gar nicht. Dennoch gab ich meine Unterschrift dafür. „Es ist der kleine Korb, der mit rot durchflochten ist und wo ein rotes Band um den Henkel schräg gewickelt ist“, verriet sie mir und mit einem kurzen Blick fand ich ihn auch. „Nett, dass du deinen Bruder hilfst.“ Entschieden schüttelte ich den Kopf, denn das kam gar nicht in Frage. Sowas würde ich niemals tun, nicht einfach so zumindest. „Tu ich nicht. Ich mach das für mich selbst. Ich will Zeit mit Tatia verbringen“, erzählte ich ihr und prüfend runzelte sie die Stirn. „Wie auch immer. War schön mit dir Geschäfte zu machen“, sagte sie und wandte sich dann wieder von mir ab. Gut, für mich war klar, dass ich mich vor Caroline in acht nehmen musste, aber diesmal hatte ich für mich auch was Gutes erreicht, wie ich fand. Ich hatte kein Interesse daran, meinen Brüdern dabei zu helfen, dem Mädchen näher zu kommen, das sie liebten. Ob sie das schafften oder nicht, Tatia war meine Schwester und jetzt ich hatte sie zurück, was ich nie für möglich gehalten hatte. Sie war der einzige Mensch, der jemals ohne Hintergedanken oder Verpflichtungsgefühl nett zu mir gewesen war. Tatia war meine wahre Familie und ich wollte bei ihr bleiben. Wenn ich bei ihr war, dann fühlte ich mich besser und ich mochte es, wenn sie mir Aufmerksamkeit schenkte. Die würde ich sicher nicht zu Gunsten meiner Brüder abgeben. Ich tat das für mich selbst, weil ich es wollte, weil ich es brauchte. Kapitel 33: Schwerer als man denkt ---------------------------------- Kapitel 33: Schwerer als man denkt „Was das Herz begehrt, wird der Verstand wohl nie begreifen.“ (Autor unbekannt) Elenas Sicht: Ich fand meinen kleinen Bruder an der Bar im Grill. Ich nahm das Bier aus seiner Hand und stellte es zur Seite, weil ich nicht wollte, dass er bereits am Nachmittag trank. „Zwei Kaffee, bitte“, bestellte ich bei Matt, der leicht registrierend nickte. „Wieso bist du nicht draußen und bietest für irgendeinen Korb?“, fragte ich ihn. Auch wenn es unwahrscheinlich war, das er für etwas bieten würde, hatte er sonst zumindest immer zugesehen. „Wieso bist du nicht draußen und schaust zu, wer für deinen Korb bietet?“, konterte er und ich musste unwillkürlich lächelnd. Ich nickte Matt dankbar zu, als er uns Kaffee eingoss. „Nun… ich bin hier bei dir und außerdem würde Damon nur versuchen, an meiner Reaktion abzulesen, welcher Korb meiner ist, um dafür zu bieten.“ „Wie recht du hast und so hast du mir einen Strich durch die Rechnung gemacht“, äußerte sich eine Stimme hinter uns und lächelnd drehte ich mich zu Damon um. Ich reichte ihm das Bier von Jeremy. Er war ein Vampir und er konnte das ruhig trinken, außerdem konnte ich ihn sowieso nicht davon abhalten, Alkohol zu trinken. Bei Jeremy allerdings hatte ich noch Hoffnung. „Das tut mir ja so unendlich leid“, meinte ich und achtete darauf meine Stimme besonders sarkastisch klingen zu lassen. Damon hob kurz eine Augenbraue, setzte sich dann aber zu uns und trank das Bier. „Wir sind echt alle drei Versager“, sprach Jeremy nach einer Weile aus und ich folgte meinen ersten Instinkt und fing an zu lachen. Dann aber dachte ich näher drüber nach und konnte dem eigentlich nur zustimmen. „Shit, du hast recht.“ Das waren wir wirklich. „Ich meine, Elena hat niemand der ihren Korb ersteigern würde-“ „Hey, ich hoffe immer noch, auf den alten Mr. Jefferson, der war sehr charmant“, warf ich ein, weswegen Jeremy aber auch nur die Augen verdrehte. Ja, ich wusste das war sehr schwach. „Gut, sie hätte einen Opa als möglichen Verehrer. Damon müsste betrügen, damit er erfährt, welchen Korb er ersteigern will und bei mir gibt es nicht mal jemand, dessen Korb ich ersteigern will. Wir sind wirklich alle-“ „Versager“, schnitte ich ihn das Wort ab, stimmte dem aber voll und ganz zu, denn es hörte sich verdammt traurig an. Da waren natürlich Elijah und Niklaus, aber diese Liebe brachte auch genügend Schmerz mit sich, weswegen ich es vorzog, darauf zu verzichten. Ich war mir sicher, dass ich nicht mehr allzu viele Enttäuschungen ertragen konnte und deswegen sorgte ich vor. Ich ging ihm aus dem Weg. Damon hob zur Zustimmung sein Bier hoch und Jeremy und ich unsere Kaffeetasse, wobei wir danach alle gemeinsam austranken. Unser Leben war schon auf gewisse Weise traurig, obwohl wir es uns vielleicht schwerer machten, als es war, aber was solls. Mein Herz sah vielleicht eine Lösung, aber mein Verstand kam damit einfach nicht klar. „Da bist du ja!“, hörte ich eine aufgeregte Stimme und verschluckte mich beinah, streicht das, ich verschluckte mich. Rebekah packte mich und zog mich auf. „Dein Korb wird gerade versteigert und du bist nicht dabei!“, warf sie mir vor und schnell warf ich einen warnenden Blick zu Damon, damit er nicht gleich raus rannte und mitbot. Aber er hob abwehrend seine Hände und ich konnte nichts dagegen tun hinausgezogen zu werden. Mein Blick fiel auf Elijah, der neben Niklaus stand und als ob er meinen Blick spürte, wandte er sich zu mir um. Es war als wollte mich alles wieder zu ihm ziehen, mein Herz schmerzte, dafür dass ich nicht bei ihnen war und bestrafte mich so. Ich kniff meine Augen zusammen und fragte mich, ob er dasselbe spüren konnte oder ob es Niklaus war, der diesen schrecklichen Schmerz mit sich trug. Ich konnte es nicht einmal erahnen. Ich musste mich zwingen, meinen Blick wieder von ihm weg zu nehmen, es war wirklich schwerer als gedacht. „Verdammt, jetzt haben wir deine Versteigerung verpasst“, meinte Rebekah total enttäuscht und ich musste mir ein Lächeln verkneifen. Dafür schüttelte ich theatralisch den Kopf. „Mist aber auch, das ist ja so traurig. Das Leben ist wirklich hart“, befand ich, auch wenn viel Sarkasmus in meinen Worten mitschwang, aber das mal außen vor. Rebekah sah mich strafend an, eindeutig nicht zufrieden mit meiner Einstellung. „Also, wer ersteigert deinen Korb?“, wechselte ich das Thema. Ich hasste es, wenn wir von mir sprachen, noch mehr mit Elijah und Niklaus in der Nähe. Das musste nun wirklich nicht sein. „Niemand der noch bei klaren Verstand ist“, tat Damon sich mit seiner Meinung kund, der mit Jeremy zu uns stieß. Sofort sah Rebekah ihn mörderisch an, so als wollte sie ihn auf der Stelle in Stücke reißen. „Die Versteigerung ist anonym, Damon. Aber wenn du das so sagst, das Argument trifft doch vollsten auf dich zu, dann kannst du das doch machen“, schlug ich ihm grinsend vor. Auf Damons Gesicht bildete sich blankes Entsetzen, als wäre er mit der Hölle konfrontiert wurden. „Keine Chance! Ich will keinen Nachmittag mit Psycho-Blondie verbringen, das sterben meine Nerven ja mündlich ab.“ Jeremy runzelte die Stirn, während Rebekah kochte und wahrscheinlich den verlockenden Drang widerstand, Damon in Grund und Boden zu stampfen. „Ist das ein Unterschied zu sonst?“, fragte mein Bruder und ich konnte mir ein Lachen wirklich nicht mehr verkneifen. Damon schien sich davon aber nicht viel auszumachen. „Würdest du mit ihr ausgehen wollen oder sowas?“, konterte er. Jetzt sah Jeremy entsetzt aus. „Gott, nein!“, antwortete er sofort schockiert. Dann aber sah er schnell panisch zu Rebekah. „Nicht, das du nicht hübsch bist und so. Du siehst sogar ziemlich genial aus, aber du bist so nervig wie meine Schwester und dazu kommt noch dieser Angst-Faktor“, verteidigte er sich schnell und Rebekah sah jetzt mehr verwirrt aus, als ärgerlich und wütend. Zornig war sie vielleicht nicht mehr, aber irgendwie mussten sie Jeremy Worte merkwürdiger Weise aus der Fassung gebracht haben. „Du findest mich hübsch?“, fragte sie nach und ich konnte nur lächeln. Das ihr das noch nicht klar war. Sie war doch wirklich offensichtlich schön. „Klar, ist ja unbestreitbar“, meinte Jeremy locker und zuckte mit den Schultern, als wäre es das normalste der Welt und so empfand ich es auch. Niemand konnte das bei Rebekah leugnen. „Gut, ich will hier nicht länger sein. Wollen wir Dynasty Warriors spielen?“, fragte Jeremy an Damon gewandt. Dieser nickte sogleich zustimmend. „Klar, klingt toll.“ Verständnislos sah Rebekah mich an, als würden sie in einer Geheimsprache reden, was sie auch irgendwie taten. „Was ist dieses, Dynast… keine Ahnung. Ich kann das nicht mal aussprechen.“ Es war auch wirklich ein Zungenbrecher, so hatte ich es am Anfang auch empfunden. „Dynasty Warriors. Ist ein Videospiel“, erklärte ich ihr und ich schaffte es so, sie vollkommen aus der Fassung zu bringen. „Videospiel? Ihr spielt Videospiele?“, fragte sie nach. „Videospiel? Welches?“, fragte jemand total aufgeregt und es war Kol, der auf einmal hinter uns stand. Vor Schreck fasste ich mir ans Herz und sah ihn böse an, weil er genau wusste, dass ich es nicht mochte, wenn er sich anschlich. Er lächelte mich entschuldigend an. „Sag mir nicht, du machst auch bei solchen Spielen mit“, meinte Rebekah vollkommen entsetzt. Sie schien dafür anscheinend keinen Sinn zu haben oder sie hatte es einfach noch nicht ausprobiert. „Klar. Elena und Caroline auch, sie haben die Rekorde aufgestellt.“ Mit großen Augen, wandte Rebekah sich an mich. „Macht Spaß“, gab ich ihr als knappe Erklärung und sie schien beinah in Ohnmacht zu fallen. Das war wohl ein extremer Schock. Ich drehte mich deswegen erst einmal zu Kol. „Was machst du eigentlich hier?“, fragte ich interessiert, da ich nicht gedacht hatte, ihn hier vorzufinden, aber irgendwie schien heute jeder hier zu sein. „Du bist meine Begleitung“, erzählte er mir und verwirrt runzelte ich die Stirn. Wovon genau redete er da bitte. „Ich hab einen Korb gewonnen und man sagte mir, dass du meine Begleitung dazu bist.“ Ein wissendes Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, da ich mir so ungefähr vorstellen konnte, was passiert war. „Caroline oder Rebekah?“, fragte ich, da es nur eine von ihnen gewesen sein konnte. Nur sie beide wussten, wie mein Korb aussah. „Was meinst du?“ Aber er schaffte es nicht lange meinen Blick standzuhalten und schlug seufzend die Augen nieder. „Caroline“, antwortete er mir und ich konnte nicht anders als wissend zu grinsen. Natürlich. „Das ist wirklich süß von dir“, meinte ich und küsste ihn auf die Wange. Lächelnd harkte ich mich bei ihm unter. „Süß? Wenn ich das gemacht hätte, hättest du mir die Hölle heiß gemacht!“, warf Damon mir vor und mit seiner Aussage hatte er verdammt recht. „Worauf willst du damit hinaus, Damon?“, fragte ich ihn direkt. „Dass das ungerecht ist! Du bist netter zu ihm, als zu uns.“ Bei diesen Worten deutete er auf sich und Jeremy. Sofort stieß ich Kol in die Rippen. „Grins nicht so selbstgefällig, Kol, das ist nämlich nicht wahr. Außerdem hattet ihr beide euch gerade entschlossen der Nachmittagsbeschäftigung Videospiele nachzukommen, wovon ich euch nicht abhalten will.“ Ich spürte einen Blick auf mir und wenn ich mich umdrehte, sah ich Elijah, der nun allein da stand. Es war schwerer Abstand zu halten, als ich mir ausgemalt hatte. Kapitel 34: Abfuhr in jeder Hinsicht ------------------------------------ Kapitel 34: Abfuhr in jeder Hinsicht „Liebeskummer ist das banalste von der Welt. Außer es ist der eigene.“ (Erhard Blanck) Niklaus Sicht: Ich musste lächeln, als Caroline wütend auf mich zugeschritten kam. „Was denkst du dir dabei, du Idiot!“, rief sie aufgeregt und ich ihre Augen schienen feurigen Blitz zu sprühen. Ihr Zorn amüsierte mich nur noch viel mehr. „Wobei?“, fragte ich ahnungslos. Wir wussten beide, das ich es nur hinauszögerte, aber es machte so Spaß sie zu reißen. Obwohl sie kein Mensch war, war ihr Kopf rot vor Wut und ihre Fäuste weiß, so doll ballte sie ihre Hände. „Dabei meinen Korb abzukaufen. Falls ich dir mein Missfallen noch nicht deutlich genug gezeigt habe, dann sage ich es dir hier noch einmal in aller Form! Ich will nichts mit dir zu tun haben und vor allem will ich, dass du dich von mir fern hältst. Ich hasse dich und eine wichtigere Rolle darin spielt mein Freund, den du versklavt hast, weil du sonst anscheinend keinen Menschen findest, der sich mit dir abgibt!“ Ich versuchte gegen meine aufkommende Wut zu kämpfen, die mich zweifellos überrollen wollte. Wie konnte sie es wagen so mit mir zu reden? So etwas zu mir zu sagen? Ich hatte ihr nicht einmal etwas getan, sondern war nur nett zu ihr gewesen. Caroline sah mich aber weiter unbeeindruckt an, legte nur ein wenig ihren Kopf schief. „Und jetzt willst du am liebst ausrasten, oder? Ich nehme an das tust du immer, wenn jemand dir die Meinung sagt. Aber dir muss doch selbst klar sein, das nicht immer alles so laufen kann, wie du es dir vorstellst. Lass mich ab jetzt gefälligst in Ruhe!“, zischte sie mir zu, bevor sie sich umwandte und davon ging. Sie hatte recht und dafür verfluchte ich sie gerade. Ich ertrug es nicht, wenn andere recht hatten und mir das dann auch noch ins Gesicht sagten. In der letzten Zeit passierte das bedauerlicher Weise öfters als sonst. Fast schon regelmäßig. Doch das konnte ich mir nicht wirklich länger gefallen lassen. Es reichte bereits, dass mir meine Geschwister regelmäßig auf den Nerven herumtanzten, da musste das bei anderen nicht auch noch folgen. Darauf konnte ich allzu gut verzichten. Ich suchte nach Caroline und fand sie, bei dem Mann, dem ich ihren Korb abgekauft hatte. Ich hatte ihn sogar gekauft und nicht den Mann einfach manipuliert, aber ihr war das anscheinend in keiner Weise recht. „Kann ich behilflich sein?“, fragte ich freundlich als ich zu ihnen trat. Sofort bekam ich einen eiskalten Blick von Caroline, der mich wohl töten sollte. „Nein, danke!“, sagte sie heftig. „Du hast schon genug getan.“ Sie konnte ihr Missfallen nicht in ihrer Stimme verbergen und ich fragte mich, ob sie einen Kreuzzug gegen mich führen wollte. „Ist schon gut, Miss Forbes. Er hat mir einen fairen Preis gemacht“, erklärte der Mann ihr und die beiden lächelten sich an, bevor er ging. Danach wandte sie sich sofort wieder an mich. „Hab ich dir nicht gesagt, das-“ „Ist es nicht anstrengend, mich so sehr hassen zu wollen?“, fragte ich und runzelte dabei die Stirn, weil ihre Gefühle bestimmt neue Rekorde aufstellen könnten. Sie zuckte mit den Schultern und sah mich selbstgefällig an. „Eigentlich nicht. Es ist das leichteste der Welt. Ich denke der einzige, der dich wirklich überbieten kann ist Hitler oder vielleicht auch Stalin, aber Mussolini übertriffst du bestimmt.“ Autsch. Das war wirklich hart. „Ist das nicht ein wenig extrem?“, fragte ich nach, denn sie hatte mich gerade mit keinem wirklich unbeschriebenen Diktator verglichen. Sie sah mich aber nur locker an. „Nein, nicht wirklich.“ Schön, ich hatte einen schlechten Ruf, weil ich ihr und ihren Freunden Schaden zugefügt hatte. Da war ein wenig Wut wohl sicher nicht verkehrt. „Gut, abgesehen von den offensichtlichen Gründen. Sonst bin ich eigentlich nicht so schlimm, ich hab auch-“ „Abgesehen von den vielen offensichtlichen Gründen, ist es auch noch so, dass ich es nicht mag, die zweite Wahl zu sein“, unterbrach sie mich. Die zweite Wahl? Ich runzelte die Wahl und sah sie verwirrt an. Wieso glaubte sie denn sowas. Seit ich hier war, war sie die erste Frau, der ich wirklich Aufmerksamkeit schenkte und für die ich mich interessierte. „Besonders nicht bei…“ Sie unterbrach sich selbst, schaute kurz zur Seite, bevor sie erneut ansetzte. „Besonders will ich nicht mit einer Toten konkurrieren!“ Geschockt sah ich sie an. Wie kam sie darauf? Tatia war… sie kam nie zur Sprache. Niemand könnte wissen, dass sie mir noch heute was bedeutete und sie konnte das kaum aus Stefan und Damons offensichtlicher Wiedergabe schlussfolgern. „So ist es nicht!“ „Doch, so ist es! Abgesehen davon, bin ich in einer glücklichen Beziehung. Konzentrier dich also auf jemand der frei ist oder bleib bei mit deinen Gedanken bei… Tatia. Es ist mir wirklich egal, für was du dich entscheidest, aber ich werde dir nie verfallen, also such dir eine andere Beschäftigung. Verstanden?“, fragte sie nach und ich sah sie ungläubig an. Sie sagte mir hier offen, das ich eine andere liebte und verdammt nochmal, auch wenn ich nicht wusste, wie sie das herausgefunden hatte, so hatte sie natürlich recht. Ich hatte Tatia immer geliebt, aber das war etwas was ich vergessen wollte. Wieso musste sie mich daran erinnern? „Ich will es von dir hören! Sag mir, das du mich verstanden hast!“, forderte sie mich ohne Furcht auf und das war entweder sehr dumm oder sehr bewundernswert. In diesem Fall, entschied ich mich für das letztere. Zögernd nickte ich. „Ich hab es verstanden“, antwortete ich ihr und sie nickte mir noch einmal zu, bevor sie ging. Ich fuhr mir durch die Haare. Tatia. Verdammt! Ich hasste es, wenn man mich an sie erinnerte. Der Schmerz über ihren Verlust, war noch immer so präsent, wie vor tausend Jahren. Ich sah mich um, suchte nach meinen Geschwistern, aber Elijah war ganz verschwunden. Rebekah war anscheinend mit einem Mann verschwunden, der ihren Korb ersteigert hatte und Kol war, ja wo war eigentlich Kol? Wahrscheinlich war er mit irgendeinem Mädchen verschwunden. In den letzten beiden Tagen war er kaum dagewesen und wenn, dann schien er noch aufgedrehter als sonst zu sein. Ich wollte ins Grill gehen, denn das war noch eine Möglichkeit, wo er sein konnte, aber auf dem Weg sah ich das, was mich dazu bringen würde, meinen Bruder bald wieder in einen Sarg zu verfrachten. Das war doch nicht sein ernst! Was dachte Kol sich dabei? Er saß zusammen mit Elena auf einer Bank und die beiden schienen sich angeregt zu unterhalten. Den Korb, den sie wohl zusammengepackt hatte, stand achtlos unter der Bank. Ich lauschte, um mitzubekommen, was Kol von ihr wollte. „Eine tolle Regengrenze war einmal, wo ich in einem Haus war. Da konnte ich zur einen Seite raus sehen und da schien die Sonne und auf der anderen Seite hatte es geregnet!“, erzählte Kol ihr. Sie unterhielten sich über Regengrenzen? „Hier in Mystic Falls war auf einmal eine tolle. Ungefähr an der Stadtgrenze, da hat es angefangen zu regnen und man konnte die Grenze genau auf dem Asphalt sehen. Ich bin vor und zurück gesprungen, das war lustig“, berichtete sie ihm. „Aber ich stell mir eine tolle Regengrenze auf einer Achterbahn vor. Wenn man fährt, von einmal in den Regen und dann wieder ins Trockene! Das wäre doch wirklich interessant!“ Verständnislos sah Kol sie an. „Was ist eine Achterbahn?“, fragte er nach und ich erinnerte mich, dass er das ja verpasst hatte. Aber ich war mir sicher, dass ihm sowas wohl gefallen würde. „Oh Gott, du warst noch nie in einem Vergnügungspark, oder?“, fragte sie schockiert nach und schlug sich die Hand vor den Kopf. Es war komisch, wie die beiden miteinander umgingen, als würden sie sich schon eine ganze Weile kennen, aber das konnte gar nicht stimmen. „Eigentlich ist das ganz praktisch. Ich geh mit dir und Jeremy hin, dann könnt ihr euch zusammen in die schrecklichen Achterbahnen setzen und ich seh euch zu, wie ihr euch vor Freude lauthals schreien werdet.“ Kols Augen glitzerten begeistert, als Elena ihn davon berichten zu begann, was Achterbahnen sind und was man alles in einem Freizeitpark machen konnte. Allerdings fragte ich mich, wie er sie kennengelernt hatte. Er hasste alle und jeden, sodass er sich nie freiwillig in so ein Gespräch begeben würde. Irgendwas ging hier vor und ich würde es jetzt herausfinden! Kapitel 35: Klarstellungen -------------------------- Kapitel 35: Klarstellungen „Handle immer richtig. Das wird einige Leute zufrieden stellen und den Rest in Erstaunen versetzen.“ (Mark Twain) Elenas Sicht: „Die schrecklichste Achterbahn ist die, wo man einfach nur drin sitzt und wo die Beine frei herum hängen und sie dann über Kopf geht. Ich glaub immer mein Herz bleibt stehen und schrei dann wirklich, ich will nicht sterben“, erzählte ich Kol lächelnd, aber es war wirklich grausam. Irgendwie hatte ich keinen Draht zu mörderischen Achterbahnen, aber irgendwie quälte ich mich für meinen Bruder immer wieder da rein. Und jedes Mal aufs Neue musste ich feststellen, wie schrecklich das Ganze war. Als ob einmal nicht schon schlimm genug wäre. „Ist ja sehr amüsant! Was haben wir denn da? Meine Doppelgängerin und mein kleiner Bruder! Versuchst du dich mit meiner ganzen Familie anzufreunden?“, fragte er mich, aber Kol stand sogleich auf und stellte sich zwischen uns. Er wollte mich beschützen und ich hatte das ungute Gefühl, dass das alles nur noch mehr verschlimmern würde. Bitte nicht! Bitte, bitte nicht! Ich hatte irgendwie die Angst, dass das hier ganz böse enden würde und das wollte ich ganz gewiss nicht. Nicht bei ihnen. Sie waren meine Familie. „Verschwinde Nik, niemand interessiert was du zu sagen hast!“, zischte Kol ihm zu und ich hatte Angst dabei, wie die beiden sich anschauten. Es sah so aus, als wollten sie sich gegenseitig umbringen. Nur einmal hatte ich das gesehen, aber das hier, das hier war viel schlimmer und ich wollte das ganz gewiss nicht. Schnell stand ich auf, aber Kol ließ es nicht zu, das ich mich zwischen ihnen stellte. „Ich will wissen, wieso ihr euch alle auf einmal so für meine Doppelgängerin interessiert!“, forderte er eine Antwort. Ich hasste es, wie er mich als seinen Besitz sah, so auf materielle Art, was einfach nur widerwärtig war. „Ich bin nicht deine Doppelgängerin!“, protestierte ich. Niklaus warf mir einen eiskalten Blick zu, der mein Herz zerquetschen zu versuchte. Es tat so weh, so von ihm angesehen zu werden. Immer und immer wieder aufs Neue. „Liebes, es wäre besser, wenn du dich einfach wieder setzen würdest, denn eine Einmischung deinerseits würde dir nicht gut bekommen“, prophezeite er mir und der Schreck, den er mir bereitete, quälte meinen Magen auf übelste. Schnell wich einen Schritt zurück und plumpste so eigentlich nur wieder auf Bank, wie er es auch von mir verlangt hatte. Kol packte Niklaus sogleich am Kragen. „Wage es nicht so mit ihr zu sprechen!“, wies er ihn zurecht und ich hatte immer mehr Angst, dass er sagen würde, wer ich war. Dann würde Niklaus wirklich ausrasten und ich fürchtete mich vor dem, was er tun würde, was er auch Kol antun würde. „Was soll das, Kol? Du interessierst dich sonst auch für niemand anderen als dich! Also tu nicht so, als wäre es auf einmal anders!“ Kol stieß ihn zurück, sodass Niklaus einige Schritte nach hinten stolperte. „Hör auf! Oder ich schwöre dir, das ich dir das Genick brechen werde!“, meinte Kol zornig und mein Herz schlug schneller denn je. Ich hielt das nicht mehr aus. Ich konnte es einfach nicht mehr mit ansehen. „Hört auf!“, schrie ich und stand nochmals auf. Diesmal drückte ich mich an Kol vorbei und stellte mich zwischen ihnen. „Alle beide!“ Ich sah von Kol zu Niklaus, wobei letzteres besonders ungläubig aussah und auch total geschockt. „Du bist wohl ein verrückt geworden, Liebes. Was denkst du nimmst du dir heraus?“, fragte er mich und er schien dennoch immer noch mit seiner Fassung zu ringen. Mein Gesicht verhärtete sich und ich löste mich von all meiner Angst. „Ich nehme mir heraus, dich daran zu erinnern, dass ihr beide Brüder seid und das ihr aufhören sollt euch wegen mir zu streiten. Ich will nicht, dass ihr euch wegen mir etwas tut. Du brauchst dich nicht aufzuregen, wenn ich mich mit ihm unterhalte“, meinte ich an Niklaus, der aus seinem Schock nicht mehr heraus kam. Dann wandte ich mich an Kol. „Und du brauchst mich nicht zu verteidigen. Vor allem nicht gegen ihn, auch wenn es lieb von dir war.“ Kol sah gequält aus und ich wollte nur meine Hand auf seine Wange legen oder ihn umarmen, aber das war vielleicht nicht der richtige Moment. Ich wandte mich wieder Niklaus zu, der anscheinend immer noch mit seinen Gefühlen kämpfte. „Willst du noch etwas sagen?“, fragte er zornig, aber es schwang auch eine Hilflosigkeit in seinen Worten mit. Ich nahm etwas aus meiner Handtasche heraus und schrieb etwas auf einen Zettel, da jedes Wort jetzt nur gefährlich sein konnte, doch das etwas war, was ihm wohl mal gesagt werden musste. Ich reichte ihm den Zettel, den er verwirrt annahm. „Zur Einprägung der Tatsachen“, erklärte ich ihm. Ich nahm meinen Korb und dann Kols Hand, um mit ihm von hier wegzugehen. Ich hatte das Gefühl, Niklaus nicht länger ertragen zu können, denn er tat mir nur noch weh. Mir hätte das bewusst sein müssen, dass es wieder so sein würde, aber es war schmerzhafter, als je zuvor. Eine Weile ging ich mit Kol nur, ohne dabei zu merken, wie ich die Richtung zu mir Nachhause antrat. Aber wenn man wohl nicht weiter nachdachte, dann ging man wohl immer automatisch zu bekannten Orten. Ich schaute hinter mich, aber natürlich war Niklaus nicht mehr zu sehen. Gottseidank. „Es tut mir leid, Kol. Ich wollte dich nicht verletzen, ich wollte nur nicht das ihr euch wegen mir schlagt oder so…“ Ich wusste es nicht anders auszudrücken, aber ich verabscheute einfach Gewalt und niemals, wirklich niemals, wollte ich der Grund für ein solches Handeln sein. „Das haben wir schon oft, Tatia“, erzählte er mir und obwohl ich es schon geahnt hatte und Rebekah es öfters angedeutet hatte, schockte es mich dennoch. Es trieb mir Tränen in die Augen. „Und ich finde es nicht schlimm. Du bist es mir wert, ich würde dich vor allem und jeden verteidigen. Du gehörst doch auch mit zur Familie, oder? Ich meine, du bist doch meine Schwester…?“, fragte er etwas hilflos nach. Ich konnte gar nicht anders als zu lächeln, denn seine Worte machten mich widererwartend glücklich. Dass er mich als seine Familie, seine Schwester sah. „Das bin ich, Kol“, bestätigte ich ihm und legte meine Hand auf seine Wange, wodurch er so glücklich aussah, dass es auch mein Herz erwärmte. Ich konnte nichts anderes als den Jungen von vor tausend Jahren vor mir sehen, auch wenn er wohl jetzt anders war, wie er selbst sagte, grausam, wie Rebekah mich stets erinnerte. „Und du bist mein Bruder, du bist mir genauso wichtig wie Jeremy, Damon und Finn. Ihr seid einfach meine Brüder und ich würde keinen von euch missen wollen“, erzählte ich ihm und er nahm meine Hand, küsste meine Handinnenfläche und ich fühlte es. Unsere Verbundenheit, das wir eine Familie waren, auch wenn wir nicht als solche geboren wurden sind. Kapitel 36: Der Vergleich ------------------------- Kapitel 36: Der Vergleich „Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.“ (Antoine de Saint-Exupéry) Niklaus Sicht: Ich konnte nicht glauben, was Elena da alles gesagt hatte. Irgendwie hatte ich da kein Wort raus bringen können, keine Zurechtweisung, die sie wirklich verdient hätte. Denn die ganze Zeit konnte ich nur an Tatia denken. Dass sie so etwas Ähnliches gesagt hatte, das diese Worte genauso gut auch von ihr gestammt haben konnten. Nie hatte ich geglaubt, dass es nochmal jemand geben konnte, der wollte, dass wir unser Geschwisterband nicht ignorierten, vor allem nicht, wenn wir damit die Gunst verwehrten. Niemals würde Katerina so etwas wollen, sagen, dass man wegen ihr nicht stritt. Sie provozierte so etwas und die meisten andern wünschten sich so etwas ebenfalls. Tatia war eine Ausnahme gewesen und wie ich mir jetzt wohl unweigerlich eingestehen musste, so war es bei Elena auch so. Ich faltete den kleinen Schnipsel auseinander, den Elena mir überreicht hatte und den ich irgendwann zusammen gedrückt haben musste. Zur Einprägung von Tatsachen, hatte sie mir gesagt. Du bist ein Arschloch. Gut, das war wirklich sehr direkt, aber irgendwie war ich nicht einmal verwundert. Ich hatte eigentlich schon gar nichts anderes mehr von ihr erwartet. Es war auch irgendwie witzig. Sie hatte wirklich das recht mir so etwas zu sagen oder auch zu schreiben. Eine Weile schaute ich auf das geschriebene, bis es mir wie Schuppen von den Augen fiel und ich es einfach nicht glauben konnte. Das konnte auch gar nicht sein. Ich musste mich irren, dass war eine Halluzination, eine Sinnestäuschung, einfach nur Wunschdenken. Es war einfach unmöglich. Aber ich konnte es nicht ignorieren. Das nicht. Ich musste es einfach überprüfen. Ich hatte da keine andere Wahl. So schnell ich konnte, raste ich nach Hause und ignorierte Mutter, die im Wohnzimmer war und begrüßte sie nicht einmal, was wirklich unhöflich von mir war. Ich ging in mein Zimmer und holte etwas hervor, das von äußerster Wichtigkeit war und das ich immer bei mir hatte. Es war so wichtig, wie die Särge, in denen ich meine Familie gelagert hatte. Es war ein kleines schwarzes Buch, in dem jede Menge stand. Alles an Gideon gerichtet, die Schlaflieder, die sie ihm immer vorgesungen hatte und noch andere Geschichten. Irgendwie alles unwichtige Kleinigkeiten, wie es schien, aber sie hatten ihn sehr glücklich gebracht und seine Mutter ihm näher. In diesem Buch steckte mehr Liebe, als ich und meine Geschwister je von unseren Eltern erfahren hatten. Ich klappte eine beliebige Seite auf und legte Elenas Zettel daneben. Ich hatte das Buch so oft durchgelesen und ich sah es genau. Ich verglich die Schriften von Elena und Tatia. Sie waren identisch. Sie stimmten bis aufs i-Tüpfelchen überein. Ich musste mich zwingen, das Buch festzuhalten und nicht einfach auf den Boden fallen zu lassen, aber gerade fiel mir diese einfache Geste durchaus schwer. Elena und Tatias Schrift waren identisch und sobald sich dieser Gedanke in meinem Kopf gebildet hatte, schien es mir so logisch. Wie hatte ich nur so dumm sein können? Wie hatte ich das nicht bemerken können? Wie hatte mir das nie auffallen können? Ich kannte sie doch so genau, dass ich sie praktisch vor mir sehen konnte, sie mir vorstellen konnte, wenn ich es nur wollte. Ich hatte Elena beobachtet, genauestens, seitdem ich hierher nach Mystic Falls gekommen war. Wie hatte ich all diese Übereinstimmungen übersehen können? Meine Familie hatte es offensichtlich nicht. Deswegen benahmen sich alle so eigenartig. Deshalb war Kol so überaus fröhlich und verteidigte sie. Natürlich, der einzige Mensch, der ihn je außer sich selbst interessiert hatte, den er wirklich geliebt und geschätzt hatte, war Tatia gewesen. Kein Wunder, das er sie vor mir verteidigte. Ich wusste, dass er sich immer für sie entscheiden würde, auch wenn er dafür unsere ganze Familie opfern müsste, das war ihm egal. Tatia hatte ihn so sehr, in seinem menschlichen Leben berührt, das er das als Vampir nicht ablegen konnte und sie war sein Halt, selbst mit ihrem Tod. Finns plötzliches Verschwinden musste auch mit ihr zu tun haben. Was auch immer er tun wollte, es war etwas für sie. Vielleicht… Ich sah noch einmal auf das Buch. Natürlich, es musste Gideon sein. Finn hatte Gideon immer als die stärkste Verbindung zu Tatia gesehen und sie hatte ihren Sohn mehr als alles andere geliebt. Deshalb war auch Rebekah mit ihr befreundet. Sonst hätte sie Elena nie dafür vergeben, aber sie war nicht nur Elena, sie war das Original. Wie konnte das nur sein? Wie konnte es sein, das Elena und Tatia dieselbe Person waren? War sie ihre eigene Vorfahrin? Aber wie funktionierte das Ganze, was lag dem zu Grunde und wie passte Gideon in die ganze Geschichte herein? Ich war sicher, da gab es viel zu erfahren und ich war entschlossen das herauszufinden, wenn meine Geschwister mich schon nicht von allein darin einweihen wollten. Wie konnten sie mir das verheimlichen?! Alles, aber nicht das! Nicht sie! Es ging hier um Tatia, um sie! Um Tatia… Elena… wie es auch war… Es war alles so kompliziert und ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich es nicht gesehen hatte. Das ich ihre Selbstlosigkeit, ihr Mitgefühl und ihre Stärke nicht richtig hatte einordnen können. Natürlich war sie Tatia. Auf einmal erschien es mir so logisch. Wenn man es nur wusste… Wenn… Aber es passte so genau, alles. Sie war es und ich konnte das nicht leugnen. Und sie alle hatten es gewusst! Kol, Finn, Rebekah, Elijah! Elijah! Wie hatte er mir das verschweigen können? Wir hatten eine Abmachung! Wie er es gesagt hatte, das hatten wir schon vor langer Zeit geklärt und er hatte mich nicht eingeweiht! Selbst Caroline hatte es gewusst, jetzt machten ihre Andeutungen erst wirklich Sinn. Auch sie hatte es gewusst. Und Elena! Elena… Tatia… Wieso? Wie hatte sie mir das nicht sagen können? Es hing doch so viel davon ab. Ich hing davon ab, meine Einstellung, meine Gefühle, mein Handeln, meine Gedanken, einfach nur alles… Wirklich alles. Kapitel 37: Zielsetzung ----------------------- Kapitel 37: Zielsetzung „Wenn man etwas wirklich Großes wollte… vielleicht durfte es einem dann gar nicht leicht gemacht werden. Denn wenn es zu einfach war, wäre ja alles groß, großartig, grandios. Am wertvollsten waren die Dinge, um die man kämpfen, für die man sich quälen musste. Und wenn man sie erreicht hatte, kämpfte man umso mehr darum, dass man sie nicht verlor.“ (Sarah Dessen) Elijahs Sicht: Meine Gedanken kreisten um Tatia, Elena, noch mehr als in den Jahrhunderten zuvor, jetzt, wo sie wieder so präsent war. Sie war da und doch so unerreichbar, wie bisher. Es machte mich wahnsinnig, dass sie nicht bei mir war, dass ich nicht bei ihr war. Wie konnte ich sie so vermissen, wenn sie doch nicht einmal zu mir gehörte? War das da nicht völlig verkehrt? Aber ich liebte sie, schon seit Jahrhunderten, daran gab es weder einen Zweifel in meinem Kopf, noch in meinem Herzen, gerade dort nicht. Nur musste ich es ihr irgendwie begreiflich machen, ich musste. Jeder Moment ohne sie schien trostlos und leer, besonders mit dem Wissen, das es möglich war, das sie lebte und mich sogar liebte. Nie war die Gewissheit darüber stärker gewesen, nicht einmal, als Rebekah es uns verraten hatte. Aus ihren Mund klang es irgendwie anders. Dennoch war es nicht einfach. Das war es irgendwie nie, egal wie sehr ich es mir auch wünschte. Von einem zum anderen Moment spürte ich einen tödlichen Schmerz in meinem Hals und ich konnte nicht anders, als zu schreien und zu Boden zu sinken. Schnell griff ich an meinem Hals, wo ich tatsächlich einen Dolch herauszog. Was zum Teufel sollte das? Waren nicht alle Dolche in unseren Besitz. „Tat das etwa weh, Bruder? Das war noch nicht einmal annähernd so viel Schmerz, wie du verdient hast, bedenkt man, dass du unseren heiligsten Schwur gebrochen hast“, hörte ich die Stimme meines jüngeren Bruders. Ich schloss meine Augen kurz und stand dann wieder auf. Wenn ich in seine Richtung blickte, war nichts anderes als purer Zorn in seinem Gesicht zu sehen und ich wusste, dass es dafür nur einen möglichen Faktor gab. „Ich hab ihn nicht gebrochen, du hättest es erfahren.“ Ich wusste, dass es keine gute Idee gewesen war, Niklaus nicht von Anfang an einzuweihen, aber ich hatte zu Rebekah gehalten, weil sie auf Elenas Wunsch gehandelt hatte. „Wann? In einem Jahr? In zehn Jahren? Oder hättest du bis zum nächsten Jahrhundert gewartet?“, spottete Niklaus, doch ich wusste, dass er mir am liebsten den Hals umdrehen würde. Wahrscheinlich wäre auch ich kaum weniger wütend gewesen. „Am Ende der Wochen“, antwortete ich, dabei wusste ich genau, dass es ihn nicht besänftigen würde. Doch es war die einzige Wahrheit, die ich ihn anbieten konnte. „Wahnsinn, am Ende dieser Woche. Nicht am Ende des Jahres? Ich bin beeindruckt“, meinte mein Bruder und seine Stimme überschlug sich beinah vor Sarkasmus. Ab sofort würde alles wohl noch viel schwieriger werden. „Rebekah hat es Elena versprochen, aber am Ende der Woche hätte sie es dir gesagt.“ Als Reaktion auf meiner Aussage schmiss Niklaus ein Regal um, um seinem Zorn dabei freien Lauf zu lassen. „Du hättest es mir sagen müssen! Es ist mir egal was Elena…“ „Ist es dir wirklich egal?“, unterbrach ich ihn und sein ganzer Körper versteifte sich daraufhin. Ich kannte die Antwort. Das war auch der Grund, weswegen ich geschwiegen hatte. Es war uns ist immer wichtig was Tatia, oder eben Elena, gesagt, gedacht oder gewollt hatte. „Du bist sauer, weil sie nicht zu dir gekommen ist und ich versichere dir, das ist bei mir nicht anders. Sie will offensichtlich mit keinen von uns beiden etwas zu tun haben.“ Wie sehr uns das auch schmerzen mochte. Das war es auch, was Niklaus am meisten getroffen hatte. Dass sie uns nicht wollte, mit uns nichts zu tun haben wollte und uns mied. Ich wusste es, weil es mir ganz genauso ging. „Dann werden wir sie eben davon überzeugen. Ich werde nicht aufgeben!“, prophezeite Niklaus und ich konnte ihm das ohne Zweifel glauben, denn wenn er eine herausstechende Eigenschaft besaß, dann war es Hartnäckigkeit. „Dann solltest du dennoch vorher mit einer Entschuldigung anfangen, denn wenn du dich erinnerst, hast du viel getan, was ihr das Recht gibt dich ein Leben lang zu hassen“, erinnerte ich ihn an eine ganz bestimmte Tatsache. Denn eigentlich waren sie Feinde und bis vor kurzem, hatte ihr Wohlbefinden ihn nicht im Geringsten interessiert, wenn es nicht um ihr Blut ging. Es schien meinen Bruder ganz und gar nicht zu gefallen, aber das war jetzt durchaus ein Thema, mit dem er sich auseinander setzen musste. Er hatte genug getan, was Elenas Ablehnung ihm gegenüber rechtfertigte. „Dann pass du auf, dass du nicht wieder etwas sagst, das uns unsere Chance vermasselt“, warnte er mich und ahnungslos runzelte ich die Stirn. Ich hatte keine Ahnung, worauf er damit anspielte. „Wann soll ich das getan haben?“ Ich ging alle Ereignisse in meinen Kopf durch und ich fand keinen Moment, der Niklaus Aussage rechtfertigte. „Seid ihr beide zusammen?“, fragte er mich direkt. Was hatte diese Frage mit seiner vorherigen Aussage zu tun. Aber ich musste ehrlich antworten, das gehörte bei diesem Thema dazu. „Nein“, gab ich zu, wie sehr diese Tatsache auch schmerzen mochte. Der Gedanke, dass sie nicht bei mir war, das ich nicht bei ihr war, war einfach nur unerträglich grausam. Niklaus zuckte mit den Schultern, als wäre das bereits Antwort genug. „Dann hast du irgendwas getan, das es nicht dazu gekommen ist.“ Ein schmerzverzerrtes Lächeln bildete sich auf mein Gesicht. Er stellte es sich wieder einmal so einfach vor, das passte zu ihm. „Sie hat gesagt, ich soll sie in Ruhe lassen.“ Neue Wut blitzte in seinen Augen auf und er trat einen Schritt auf mich zu, bedrohlich, ansatzweise zumindest. Aber ich wusste es besser. Es war auch ein großer Teil, der sich auf sich selbst bezog und die Situation an sich, vielleicht auch ein Teil der auf Elena gerichtet war. „Und du hast darauf gehört? Wir lassen sie nicht noch einmal gehen, egal was passiert! Wir werden sie nicht noch einmal verlieren und du wirst gefälligst deinen Teil dazu beitragen!“, schrie er seine letzten Worte, während er sich bereits entfernte. Seufzend fuhr ich mir durch die Haare. Mit Niklaus neu einzukalkulierender Wut, könnte alles vielleicht noch viel schwerer werden oder es sich überraschender Weise zum Guten wenden. Wie es auch war, es könnte brenzlich werden. Ich sollte bei ihm bleiben, damit er nichts Unüberlegtes und dummes tat, das vielleicht wirklich alles vermasseln würde, wie er es beschrieb. Das gab mir gleichzeitig eine gute Ausrede nah bei Elena zu sein, obwohl ich dafür sowieso schon jede Möglichkeit suchte. Ich lauschte der Stille im Haus. Niklaus war raus gestürmt und ich bin sicher, er suchte sich ein Ventil, um seinen Zorn herauszulassen. So verrückt war er auch nicht, in diesem Zustand zu Elena zu gehen. Wo Rebekah und Kol waren, war eine gute Frage. Sicher war einer von ihnen bei Elena, vielleicht auch beide. Finn war auf der Suche nach Gideon gegangen, um ihn für Elena zurückzubringen, was sicher einiges auslösen würde. Esther dagegen war irgendwo, nur nicht hier. Ich hatte ihr den Brief zurückgegeben und wortlos kannten wir einander den Grund und das wir nicht miteinander in unseren Meinungen übereinstimmten. Es konnte gut sein, das uns noch etwas Gefährliches bei ihr erwartete, doch bisher hatte ich dafür keinen weiteren Anhaltspunkt, wie auch keinen Beweis. Wie alles andere, war auch das schwierig. Kapitel 38: Eine kleine Schlacht -------------------------------- Kapitel 38: Eine kleine Schlacht „Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können.“ (Zsa Zsa Gabor) Jeremys Sicht: Skeptisch besah ich mir mit Damon und Kol den Kuchen, den Elena mitgebracht hatte, wie viele andere auch. Bei ihr allerdings war es natürlich was ganz anderes. Abgesehen, dass Elena nicht backen konnte und es auch nie freiwillig tun würde, machte dieser Kuchen mich nachdenklich. Er sah gut aus. Wie konnte bei Elena ein Kuchen gut aussehen? Das passte doch überhaupt nicht zusammen! Gestern hatten wir noch Essen bestellt. Sie würde bestimmt nicht über Nacht ihr heimliches Talent zum kochen und backen entdeckt haben, wobei es sich die letzten Jahren doch so gut versteckt hatte. „Findet ihr das auch so seltsam wie ich?“, fragte ich nach und bekam ein zustimmendes nicken von Damon und Kol. Wenigsten stimmten sie mir da zu. „Was, das ihr drei euch so intensiv und fasziniert einen Kuchen anseht?“, spottete mal wieder Rebekah, wie schon in so letzter Zeit oft, über uns. Andauernd war sie da, weil sie jetzt Elenas beste Freundin war und zog mich bei jeder Gelegenheit mit irgendwas auf. Reichte es nicht, dass ich meine Schwester für sowas hatte? „Elena hat ihn dort hingestellt!“, gab Kol als handfeste Begründung und ich nickte bestätigend, dass das ein sehr wichtiger Aspekt war, den man nicht einfach außer Acht lassen konnte. Rebekah sah uns verständnislos an. Das konnte auch kein Mädchen verstehen, das die Kunst des Kochens und Backens wohl beherrschte. „Und?!“ Sie verstand es wirklich nicht. Hilflos deutete ich auf den Kuchen, weil uns das sofort aufgefallen war. Da stimmte einfach etwas nicht! „Sie kann weder kochen, noch backen. Der Kuchen da aber, sieht gut aus!“, wies ich sie auf etwas ganz offensichtliches hin. Schließlich wurde man eigentlich mit der Nase darauf getunkt, da es einen einfach ins Auge sprang, dass da etwas nicht stimmte. „Das hab ich auch gedacht, als ich ihn im Tiefkühlfach entdeckt hatte. Natürlich hab ich ihn nicht selbst gebacken. Wann sollte ich das getan haben? In der Nacht, nachdem ich mir als Abendlektüre ein Backbuch durchgelesen und verinnerlicht hatte?“, fragte mich Elena sarkastisch, als sie ebenfalls zu uns trat. Aus dem Tiefkühlfach, das erklärte so einiges. Ich seufzte erleichtert. „Gut, die Welt geht nicht unter“, meinte ich erleichtert und bekam dafür einen bitterbösen Blick von meiner Schwester. „Was? Ich hatte gedacht, dass wir uns möglicherweise in einem Paralleluniversum befanden! Mit all den Zeitreisegeschehnissen wäre das doch gar nicht mal so unwahrscheinlich!“, rechtfertigte ich mein Argument, was äußerst gut war, wenn ich mich mal selbst loben durfte. „Jeremy, weißt du…“ Elena hob bei ihrer angefangenen Antwort den Finger, ließ ihn dann aber wieder sinken. „Ach, vergiss es einfach.“ Als sie sich bei Rebekah einhakte und mit ihr verschwinden wollte, fiel mir noch etwas Wichtiges ein, das auf jedenfall nicht warten konnte. Möglicherweise, war ich andernfalls verloren. „Elena, kaufst du ein Los für mich? Ich will nicht von irgendwelchen kreischenden und kichernden Mädchen ersteigert und dann missbraucht werden.“ Meine Schwester verdrehte auf meine durchaus übertreibende Aussage hin die Augen, aber was hatte ich sonst vorzubringen? „Ist das alles?“, fragte sie gefühlslos nach. Meine Schwester war bösartig, ja genau! Sie war tief in ihrem Inneren böse und als Satan auf die Erde gekommen, nur um allein mich zu foltern. Das wollte ich jetzt aber nicht laut aussprechen, das würde mir sicher jegliche Restchancen in alle Winde verstreuen. „Nun, ich könnte auch versuchen für mich selbst ein Los zu kaufen, aber das wäre armselig und ich hoffe du würdest mir das ersparen.“ Elena zog eine Augenbraue hoch, als glaubte sie, dass ich völlig den Verstand verloren hatte, was aber keinesfalls so war. „Und mich anzuflehen, für dich eins zu kaufen, ist weniger armselig?“, fragte sie nach, was wirklich ein hervorragender Konter war. Ich wiegte den Kopf ein wenig hin und her. „Ein Stück weniger zumindest.“ Aber tatsächlich war es nicht sehr eindrucksvoll von seiner Schwester ersteigert zu werden. Das würde auch gut Gelächter bringen. Elena wandte sich an Rebekah. „Du könntest ihn ersteigern, dann hättest du einen ganzen Abend um ihn zu foltern.“ Panisch weiteten sich meine Augen und noch bevor Rebekah auf diesen Vorschlag antworten konnte, platze es auch schon aus mir heraus. „Der… der Boden… spaltet sich gerade vor mir. Da… da… sind Flammen und Schwefel. Die Hölle!“, rief ich erschrocken aus und wich einen Schritt zurück, wobei ich Kol und Damon hinter mir lachen hörte. Elena sah mich mit verengten Augen an, während Rebekah womöglich bald zu explodieren begann. Damon klopfte mir auf die Schulter. „Der war echt gut. Besonders mit der begleiteten panischen Stimme und dem stottern“, lobte er mich, was wohl ein Weltereignis an sich war. „Ich bring dich um!“, rief Rebekah aus und ihre Augen schienen Blitze zu schleudern, Elena hielt sie aber sanft zurück. Danach sah sie uns strafend an. „Ihr drei seid pubertierende Vollidioten, was bei euch beiden noch trauriger ist, wenn man bedenkt wie alt ihr wirklich seid“, richtete sie ihre Worte an uns, zuletzt vor allem an Kol und Damon. Ich grinste nur fröhlich, da es toll war, dass auch mal die Mädchen etwas ab bekamen. Das Argument war schwach gewesen, in Gegensatz zu meiner passenden und schauspielerisch überzeugenden Aussage. „Gut, dann bezieh ich mich auf etwas Handfestes. Diese Versteigerung hat was von Sklaverei?“ Elena rollte nur die Augen, weswegen ich fortfuhr. Jede Möglichkeit ergreifend, mich vor dieser Aktion zu drücken, egal wie schwach die Chancen auch standen. „Was ist, wenn ich mich beim Jugendamt darüber beschweren würde?“, fragte ich, weil das doch ein ziemlich guter Beleg war. Zumindest dachte ich das, bevor ich Elenas Antwort dazu hörte. „Dann würdest du im Heim landen, dir ein Zimmer mit vielen anderen Jungen teilen, die aus weitaus schlimmeren Gründen da wären, als das sie sich über ihre Schwester beschwert haben und du würdest dich auf die Tage freuen, wo ich eine Besuchererlaubnis bekomme. Natürlich muss ich mir dann überlegen, ob ich dich sehen will oder Zeit für dich habe.“ Autsch, der war jetzt wieder richtig gut und das Elena und Rebekah darüber auch noch so dämlich kicherten, gab mir den Rest. „Das sind die kreischenden und kichernden Mädchen von denen du geredet hast, oder?“, fragte Damon unschuldig nach und sofort verstummten die beiden. Man, das wurde ja heute eine richtige Schlacht. „Hoffentlich ersteigert dich eine Oma, die dir regelmäßig in die Wange kneift“, giftete Rebekah ihm zu. „Besser als du, Schwesterherz. Da verliert jeder Mann restlos den Verstand“, half nun auch noch Kol. Gut, dass wir uns gegenseitig so unterstützten, sonst würden wir wohl auch nicht gegen die beiden ankommen oder gegen Frauen an sich. Lieblich zuckte Rebekah mit den Schultern. „Das mag dann wohl kein großer Verlust zu sein, wenn ihr so wenig Vorrat vorzuweisen habt.“ Hilfe! Da kamen wir ja gar nicht mehr wieder raus. Damon öffnete den Mund, aber anscheinend fiel ihm darauf auch nichts mehr ein. „Das sind Pech“ Dabei deutete ich auf Elena, die sofort die Augen zusammenkniff, weil sie wusste, was ich damit meinte. „… und das ist Schwefel.“ Dabei zeigte ich auf Rebekah. Diese Aussage verwirrt Damon, Rebekah und Kol. Nur Elena wusste was ich damit meinte. „Nett, Jeremy. Du vergleichst uns mit den Disney Figuren aus Hercules, den Gehilfen des Hades und was gründet ihr dann? Den Club der Teufelinnen?“ Okay, mies. „Hat sie uns weiblich gemacht?“, fragte Kol stirnrunzelnd nach. „Noch schlimmer, sie hat uns zu veralteten abgeschobenen Frauen gemacht“, erklärte ich ihm die Sachlage. Filmargumente zogen nicht bei Elena, sie hatte alle mit mir zusammen gesehen. Elena seufzte und verdrehte die Augen, bevor sie ihre Schultern hochzog, bereit etwas Vernünftiges zu sagen. „Gut, lassen wir das auf sich beruhen. Ihr drei werdet heute versteigert, wir lachen über euch und morgen haben wir uns wieder alle lieb. Jeremy, trag es mit Würde!“, meinte sie zu mir und klopfte mir auf die Schulter, bevor sie mit Rebekah verschwand. „Findet es noch jemand unschön, dass die beiden befreundet sind?“, fragte ich nach, weil mir das immer wieder aufs Neue auffiel. „Eine gefährliche Kombination“, stimmte Damon mir zu. „Nicht wünschenswert“, fand auch Kol, das es schlecht war. Da hatten wir sicher noch viel vor uns. Kapitel 39: Entzweit -------------------- Kapitel 39: Entzweit „Sie glauben, miteinander zu streiten, und fühlen das Unrecht von beiden Seiten.“ (Johann Wolfgang von Goethe) Elenas Sicht: Rebekah und ich machten die Kandidaten für die Verlosung aus, wo Kol, Damon und Jeremy nicht die einzigen war. Aber sie waren mit die begehrtesten, vor allem Kol und Damon. Lag daran das sie „jung“ und gutaussehend waren. Ich kaufte Rebekah ein Los, sagte ihr aber nicht für wen, auch wenn sie wohl davon ausging, dass es für ihren Favoriten war, den blonden Mann Mitte zwanzig, der Rechtsanwalt war, wie wir erfahren hatten. Wir diskutierten gerade über die Auswahl, als eine bekannte Stimme hinter mir erklang. „Darf ich dich kurz mal sprechen, Elena?“, bat eine Stimme, um meine Aufmerksamkeit und überrascht drehte ich mich um. Freundlich lächelte ich. „Aber sicher, Bonnie“, stimmte ich ihr zu und nickte Rebekah kurz zu, bevor ich mich mit Bonnie entfernte. „Ich möchte mich mit dir über etwas wichtiges unterhalten“, begann sie ernst und ich hatte das Gefühl, das etwas sehr ernstes Geschehen war, was ich womöglich verpasst hatte. Sofort sah ich mich um, ob jemand nicht da war, der mir wichtig war, verletzt war. Ich machte sofort Rebekah, Kol, Damon, Jeremy, Caroline und auch Alaric und Matt aus. Niklaus und Elijah würden auf sich selbst aufpassen können. „Gut. Was ist es?“ Ich konnte die Neugier und leichte Aufregung nicht aus meiner Stimme verbergen, besonders da ich Bonnies Anspannung sah. „Ich möchte dich bitten, mir zu erklären, weswegen du nicht nur mit Rebekah, sondern auch noch mit diesem anderen Urvampir herumhängst.“ Dabei deutete sie leicht in Kols Richtung. „Oh Bonnie“, begann ich, weil ich ahnte, wie schwer das würde werden, zu erklären. Sie schüttelte verständnislos den Kopf. Sie war jetzt schon, bevor ich angefangen hatte. „Ich hab es noch nachvollziehen können, das du mit Stefan und Damon rumgehangen hast, da du dort mehr oder weniger hineingezogen wurdest-“ „Hier wurde ich auch hineingezogen!“, versuchte ich ihr zu sagen, aber sie redete einfach weiter. „Obwohl du wusstest wie gefährlich sie waren, das sie Vampire waren! Aber Urvampire? Im Ernst Elena? Hast du vergessen was sie dir getan haben?“ Verteidigend schüttelte ich den Kopf. „Kol und Becky haben mir nie etwas getan!“, argumentierte ich gleich zu Gunsten meines Bruders und meiner besten Freundin. Das schien Bonnie aber nur noch wütender und verständnisloser zu machen. „Du nennst sie Becky? Elena merkst du denn nicht mal, dass du mir nicht einmal sagst, dass du nicht vergessen hast, was alles Schlimmes durch sie passiert ist? Du verteidigst sie! Von einem Mal aufs andere! Du hängst mit ihnen rum und lässt deinen Bruder bereitwillig in ihre Nähe! Und du bist auf einmal mit Damon, wie selbstverständlich die ganze Zeit zusammen, obwohl er so viel Schlimmes getan hat!“ „Damon ist-“ „Jetzt verteidigst du ihn auch noch, obwohl du vor ein paar Wochen noch nach jedem Strohhalm gegriffen hast, um ihn zu verurteilen. Stefan aber, der wieder da ist, ignorierst du völlig. Den Mann, den du geliebt hast.“ Jetzt waren es meine Gefühle, die mich überrollten, denn Stefan war kein gutes Thema bei mir. Es gab kein schlechteres Argument, das sie hervorbringen hätte können. „Stefan ist derjenige, der das schlechte in mein Leben gebracht hat! Hast du vergessen, was er mir angetan hat? Ich kann es nicht und will es auch nicht mehr. Damon dagegen hat alles für mich getan, damit es mir gut ging. Seit er Gefühle für mich hat, tut er alles für mich, damit ich in Sicherheit bin und das keiner mir schaden kann. Und Becky und Kol kennst du überhaupt nicht! Sie sind ganz anders.“ Bonnie wich ein Schritt von mir zurück, sah mich mit panischen Augen an. „Bist du auf den Kopf gefallen? Merkst du denn nicht, dass du eine völlige Kehrtwende gemacht hast? Du bist ein völlig anderer Mensch!“ Ich hob meine Hand und trat einen Schritt auf sie zu, nur damit sie gleich wieder einen Schritt zurück wich, als konnte sie mich nicht ertragen. „Nein, bitte Bonnie. Lass es mich dir erklären! Es ist nicht so einfach, da steckt eine Geschichte dahinter. Der Zauber den du gesprochen hast, erinnerst du dich? Da…“ „Nein, Elena! Ich will deinen Geschichten nicht lauschen. Du lügst doch, du… du bist manipuliert wurden!“, rief sie eine erschreckende Erkenntnis aus, die so falsch und weit entfernt von der Wahrheit war. Panisch schüttelte sie den Kopf. Das konnte sie doch nicht glauben. Das durfte sie doch nicht glauben! „Nein, Bonnie! Ich wurde nicht manipuliert, das musst du mir glauben! Du musst mir zuhören, dann werde ich dir alles erklären, ich verspreche es“, erklärte ich ihr aufrichtig. Doch Bonnies Miene verhärtete sich und ihre Augen wurden sogar kalt. „Ich will dir nicht zuhören, Elena. Du hast alles verraten, wofür wir das letzte Jahr gekämpft haben und keine Erklärung, die auf nicht Manipulation beruht, kann für mich dein Verhalten rechtfertigen.“ Traurig sah ich Bonnie an, meine Freundin seit Kindertagen und Tränen drohten mich gerade zu überwältigen. „Der Zauber, den du gesprochen hast, Bonnie“, sagte ich verzweifelt, den Namen meiner Freundin, die sich immer weiter von mir entfernte. Nicht körperlich, aber geistig und emotional, ich konnte es fast spüren. „Er zeigte mir… Er brachte mich zu ihnen, als sie Menschen waren. Ich weiß wie sie früher waren und sie waren gut, Bonnie.“ Bonnies Blick war absolut kalt, wobei Caroline allein dieser Einwurf schon zum zuhören gebracht hatte, schloss sie sich einfach zu. „Es ist egal wer sie früher waren. Es zählt was jetzt ist und sie sind Monster. Das du zu ihnen hältst macht dich ebenfalls zu einem Monster, nicht mehr wert als sie.“ Geschockt sah ich sie an und wusste kein Wort, um sie aufzuhalten, als sie sich von mir abwandte und ging. Es ließ mich zweifeln, an das was ich tat. Aber sie waren doch meine Familie, wie konnte ich sie da verraten, nicht verteidigen? Doch sie hatten auch schlimme Dinge getan. Machte es mich ebenso verwerflich, weil ich zu ihnen hielt? Auf einmal spürte ich Arme um und hilfesuchend krallte ich mich an Rebekah fest, deren Aura ich spüren konnte. „Es tut mir leid, Elena“, sagte Rebekah nur. Sie verteidigte nicht sich, mich oder Bonnie. Gab niemanden recht und vielleicht hatte auch keiner von uns Recht. Vielleicht war die Wahrheit und das Recht und Unrecht in all diesem Chaos nur verloren gegangen. Vielleicht beruhte es nur darauf, welchen Blickwinkel man hatte. Vielleicht tat ich mit meinen Entscheidungen etwas Grausames. Ich wusste nur, dass meine Handlungen mich von Bonnie entzweit hatten und ich hatte in ihrem Blick sehen können, dass es etwas war, das nicht mehr zu reparieren war. Kapitel 40: Ablenkung --------------------- Kapitel 40: Ablenkung „Wenn Mensch-sein bedeutet, andere Menschen zu verletzen, so bedeutet es auch, anderen Menschen zu helfen.“ (Gokusen) Damons Sicht: Elena war verletzt und das war das eigentliche Unglück in dieser Geschichte. Bonnie war gegangen und egal wie sehr ich die Hexe nicht hatte leiden können, am meisten hasste ich sie dafür, was sie zu Elena gesagt hatte und das sie jetzt ihre Freundschaft gebrochen hatte. Ich hasste diese selbstgerechten Hexen, die glaubten immer mit ihrer Moral auf der richtigen Seite zu stehen. Sie waren nichts weiter als Heuchler. „Ich bring diese Hexe um!“, platzte es aus Kol heraus, als er wie ich beobachtete, wie Jeremy und Rebekah versuchten Elena zu beruhigen und sie zu trösten, in mitten all dieser Menschen. Obwohl wir uns bereits an einem Tisch an der Seite zurückgezogen hatte. „Ich denke das ist keine gute Idee“, meinte ich. Zwar drückte diese Spontanhandlung auch sehr auf mich, doch ich wusste, dass es nichts besser machen würde. Womöglich zogen wir uns damit nur Elenas Wut auf uns. „Wieso nicht? Ich denke das wir uns einig sind, das wir diese kleine Hexe hassen und das wir nicht wollen das Tatia unglücklich ist!“, argumentierte er eigentlich mich mit allem, was mich früher dazu verleitet hätte, einfach nachzugeben. Aber so einfach war das nun einmal nicht. „Schon. Aber sie ist Elena nicht plötzlich egal. Sie würde das nicht wollen“, erklärte ich ihm. Leider. Zu gern würde ich der Hexe das Herz aus der Brust reißen und mit einem Urvampir würde die Chance dazu gar nicht so schlecht stehen, das mir das gelang. Kol fluchte neben mir und ich lächelte innerlich. Elena hatte recht gehabt, er war schon irgendwie wie ich. „Ich hasse jeden der meine Schwester verletzt!“, fauchte er und da war der Unterschied zwischen uns beiden. Er sah sie nur als seine Schwester, für mich war Elena noch mehr, aber langsam konnte ich mich damit abfinden, dass sie nie meine Gefühle erwidern würde. Ich wusste auch so, dass ich einen festen Platz in ihrem Herzen hatte und sobald ich alles akzeptieren konnte, wusste ich, dass ich sie irgendwann so lieben würde, wie es gut für uns beide war. Nicht weniger als jetzt, aber auf eine andere Weise. „Wir sollten was trinken. Das hilft zumindest ansatzweise“, meinte ich und ging mit Kol zur Bar. Alaric saß in unserer Nähe mit dieser Ärztin und ich prostete ihn kurz, mit dem Glas das ich bekam, zu. Kol spielte mit dem Glas in seiner Hand und musterte genau die klare Flüssigkeit darin. „Ich wünschte mir ausnahmsweise mal, das Finn hier wäre. Er würde das wieder hinkriegen. Er war schon immer gut darin, sie zu trösten“, erzählte er mir und das stimmte auch mit Elenas Aussagen überein. Finn und sie hatten sich verstanden und sie hielten sich einander fest, sodass ihre Emotionalität sie nie vollkommen aus der Bahn warf. So in der Art hatte sie es beschrieben und aufgrund dessen, wünschte ich mir ebenfalls, das Finn hier wäre. Mein Trinknachbar runzelte die Stirn. „Ich frag mich, was er ihr sagen würde. Sicher irgendetwas Weises. Etwas was Tatia sonst zu mir sagt, wenn es mir nicht gut geht“, philosophierte er und ich erkannte, das Elena das bei mir genauso machte. Sie sagte etwas, wodurch ich mich auf jedenfall besser fühlte. Wenn auch nur ein wenig. Aber eine Umarmung hatte immer etwas unglaublich tröstendes bei ihr. „Er tut das was er am besten kann und sie ebenso. Das ist es was uns hilft, weil sie uns damit helfen, wovon sie am meisten verstehen“, erkannte ich das Geheimnis. „Ich bin gut darin, andere zu zerstören und umzubringen“, meinte Kol und trank einen großen Schluck. Ich konnte mir ein Grinsen, aufgrund seiner Aussage nicht verkneifen. Dann fiel es mir auf. Das worin wir gut waren. Ich schnippte mit den Fingern. „Wir sind gut darin, Elena zu lachen zu bringen, in den unmöglichsten und unpassendsten Augenblicken.“ Ich nahm die Flasche und mein Glas mit und hörte wie Kol mir gleich folgte. Wir setzten uns zu den anderen mit an den Tisch und auf Elenas fragenden Blick reichte ich ihr grinsend die Wodka-Flasche. „Hier, die brauchst du jetzt. Das Glas behalte ich. Alkohol ist durchaus eine Lösung für den Moment“, befand ich und gleich darauf sah sie mich tadelnd an. Gut, sie ging drauf ein, wie ich es geplant hatte. „Keine gute, Damon. Auch nicht für dich, wenn ich dich daran erinnern darf.“ Kol verstand anscheinend, was ich tun wollte und machte deswegen mit. „Aber es macht fröhlicher und geht es nicht darum im Leben, das man so viel Spaß wie möglich hat?“, fragte er sie. Elena würde in der Verteidigung ihrer Lebensphilosophie sicher aufgehen. Das tat sie immer. Es würde sie somit zumindest von ihrer Trauer ablenken. „Es geht darum im Leben glücklich zu sein!“, widersprach sie. Ich runzelte die Stirn. „Aber bedeutet es nicht, wenn man fröhlich ist, das man auch glücklich ist?“, forderte ich sie weiter zum mitreden auf. Sie diskutierte einfach zu gern, auch wenn sie das selbst nicht merken sollte. „Glücklich zu sein, ist langhaltiger. Es kann auch ein großer Zeitraum sein, in dem man fröhlich und auch mal traurig ist. Es ist ein Zustand, wo man in seinem Leben glücklich ist, auch wenn nicht alles darin perfekt sein sollte, so wird ein Zweifel ein nicht daraus herausreißen!“ Ein Lächeln bildete sich auf mein Gesicht, darüber das ich es geschafft hatte, sie selbst dazu zu bringen, das zu sagen, was uns helfen würde. „Also dann bist du jetzt glücklich?“, fragte Kol nach und Elena war noch immer vollkommen überrascht. Sie musste gerade erkennen, dass wir sie zur Lösung hingeschoben hatten, dessen Erkenntnis sie sich nicht mehr erwehren konnte. „Ich möchte die Kandidaten für die Verlosung zu mir auf die Bühne bitten“, sagte Carol Lockwood, in einem etwas unpassenden Moment. „Wer hat dieser Frau nur ein Mikrofon in die Hand geben können?“, fragte ich mich ärgerlich und nach einem kurzen schweigen, fing Elena auf einmal an zu kichern. Glücklich sah ich zu, wie Rebekah sich nun bemühen musste, das sie nicht vor Lachen auf den Boden fiel, anstatt sie zu trösten, während ich mich mit Kol und Jeremy zu unserer kommenden „Versklavung“ begab, wie Jeremy es benannt hatte. Es war gut zu sehen, dass Elena gerade so stark lachte, bei so einem wirklich nicht überwältigend witzigen Kommentar. Aber es wirkte wohl einfach stark gegen ihre Trauer. Irgendwie brachte diese Lösung des Problems sogar mehr Befriedigung, als hätte ich der Hexe in den Hintern getreten, denn so war Elena wieder einigermaßen fröhlich. Dennoch hätte es mich auch nicht gestört, ihr mal einen unmoralischen Arschtritt zu verpassen. Verdient hätte sie es auf jedenfall. Doch vielleicht würde ich ein anderes Mal die Gelegenheit dazu bekommen. Jeremy wurde tatsächlich an ein kreischendes Mädchen versteigert, wie er es befürchtet hatte, was mich nur zum Lachen brachte und nicht zu einem mitleidigen Blick. Ein weiterer guter Grund, um ihn aufzuziehen. Kol dagegen wurde von einer Frau im mittleren Alter gewonnen, was ihn so entsetzte, das man bei ihm tatsächlich meinen konnte, das sich die Hölle vor ihm auftat. Mein Nachname war weit hinten, weswegen ich als letztes dran kam. Carol rief eine Nummer auf und eine Weile war es still, bis Elena plötzlich Rebekahs Arm hochhob und rief: „Hier ist die Gewinnerin!“ Rebekah sah so schockiert aus, wie ich mich fühlte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das sie nicht damit gerechnet hatte, sodass eher Elena etwas damit zu tun hatte. Es gab auch Gründe, warum ich es nicht mochte, wenn Elena ihre fröhlichen Phasen hatte. Kapitel 41: Noch einmal ----------------------- Kapitel 41: Noch einmal „Manchmal laufen wir davon, nur um zu sehen, ob wir jemanden so viel wert sind, dass er uns folgt.“ (Autor unbekannt) Elenas Sicht: „Du hast das Los gekauft!“ „Ja, aber ich hab es Becky geschenkt.“ „Ich hab gedacht es ist für diesen Anwalt!“ „Du wolltest mit einem Anwalt schlafen?“ „Du weichst gerade vom Thema ab!“, wies Rebekah ihn auf was Wichtiges hin, da die beiden sich eben noch einstimmig gegen mich verbündet hatten. Aber Rebekahs Geschmack hatte Damon wohl stutzig gemacht. „Wie es auch war, ihr beide habt jetzt ein Date. Ihr könnt doch auch nur zusammen trinken oder ihr schafft es euch in der Zeit näher kennen zu lernen und anzufreunden“, schlug ich natürlich ganz dezent mein beabsichtigtes Ziel vor. Es wäre schön, wenn die beiden sich nicht mehr angiften würde, denn ich hatte das Gefühl, das es bei ihnen ernst gemeint war, anders als wenn Jeremy das tat. Stur schüttelte Rebekah den Kopf. „Ich will ihn aber nicht näher kennen lernen. Ihn allein zu kennen, ist schon eine Strafe an sich!“, war ihr gefestigte Meinung über ihn. „Gut, in gewisser Weise hast du recht, aber-“ „Hey, warte! Wo ist es für dich eine Strafe mich zu kennen?“, äußerte sich Damon beleidigt, nachdem ich Rebekah kurz zugestimmt hatte. Ich musste bei meinem Beispiel wirklich nicht lange nachdenken, es sprang mir eigentlich sofort ins Gedächtnis. „Heute Morgen!“, erinnerte ich ihn. Damon allerdings schien vollkommen ahnungslos zu sein und runzelte nur die Stirn. „Was war heute Morgen?“, fragte er verwirrt. Meinte er das ernst, erkannte er es nicht an oder hatte er es einfach verdrängt? Was es auch war, ich erinnerte mich genau daran. „Du lagst sechs Uhr morgens neben mir im Bett und hast mich mit irgendeinem dummen Kommentar geweckt!“ Okay, das tat er ziemlich oft und es war so keine Überraschung, aber das machte die Sache nicht besser. Damon verzog lächelnd das Gesicht. „Das tu ich öfters!“, benannte er das Argument, was die Tatsache für mich nur noch schlimmer machte. „Ja, genau! Und immer um diese blöde Uhrzeit, wenn wir mal den Umstand weglassen, das du damit meine Privatsphäre verletzt.“ Es war dennoch immer wieder aufs Neue erschreckend ihn in meinem Bett wiederzufinden. Er hatte da wirklich nichts zu suchen. Damon runzelte die Stirn. „Welche blöde Uhrzeit?“ War er so bescheuert oder tat er einfach so? „Sechs Uhr morgens, Damon! Sechs Uhr! Da schlafen die meisten Menschen eigentlich gerne, besonders wenn sie die Möglichkeit haben auszuschlafen. Abgesehen davon, frag ich mich sowieso wie du rein gekommen bist, denn ich bin mir sicher, dass ich die Fenster verschlossen habe, damit eben kein psychopatischer Vampir einfach hinein kommen konnte. Die Türen waren auch verschlossen!“ Rebekah zog eine Augenbraue hoch und sah skeptisch zu Damon, wegen meinem kurzen Vortrag. Dann ließ ich mir das alles nochmal durch den Kopf gehen und als es wirkte, weiteten sich meine Augen panisch. „Warte, alles war verschlossen! Wie bist du reingekommen? Du hast doch kein Fenster kaputt geschlagen?!“, regte ich mich auf und Damon seufzte theatralisch, aber das war eine durchaus berechtigte Frage, wenn er sowas immer wieder schaffte. „Ich hab natürlich kein Fenster kaputt geschlagen!“ „Gut, wie hast du dann…? Ach, vergiss es! Womöglich will ich es gar nicht wissen“, gab ich auf und Rebekah lachte über uns beiden, wobei das gar nicht witzig war. Ich wurde immer wieder in meinem wohlverdienten Schlaf gestört. Sowas gehörte sich nicht. Becky allerdings schien das furchtbar witzig zu finden. „Du tauchst also immer wieder in ihrem Zimmer auf und legst dich zu ihr ins Bett, was machst du da eigentlich?“, fragte sie feixend nach. Damon öffnete den Mund, um zu antworten, doch eine kalte und wütende Stimme kam ihn zuvor. „Das wüsste ich auch sehr gerne!“ Mein Herz schien stehen zu bleiben und meine Augen weiteten sich vor Angst, als ich hinter mir Niklaus entdeckte. Der aber sah nicht mich an, sondern fixierte Damon mit seinem Blick. Er griff nach meinem Handgelenk und zog mich plötzlich hinter sich, bedrohlich trat er dann einen Schritt auf Damon zu. Jetzt konnte mein Herz gar nicht schneller schlagen vor Angst und ich wollte am liebsten schreien. „Niklaus!“, japste ich, doch es ging in dieser Stimmung völlig unter. „Nik, das war doch nur Spaß“, versuchte ihn Rebekah ihren Bruder zu beruhigen, doch es schien keinen Anklang zu finden. Niklaus ließ in seiner Haltung nicht nach und Damon erwiderte seinen Blick fest, obwohl er zwischendurch oft besorgt zu mir sah. „Ach, glaubst du das Rebekah? Soweit ich mich erinnern kann, haben er und sein Bruder uns wegen ihrer Liebe zu ihr bisher nur Probleme bereitet. Warum sollte es jetzt anders sein?“ Ich zuckte unweigerlich zusammen. Es stimmte. Aus seiner Sicht, war alles was Damon je getan hat, mit seiner Liebe zu mir begründet und es war wahr. Schwer zu glauben, dass es jetzt anders war. „Was ist dein Problem? Das hast du doch schon vorher gewusst!“, schaltete sich jetzt Damon ebenfalls sauer ein. Aber ich hatte die leise Ahnung, dass Niklaus es wusste und das gekoppelt mit seiner Wut, war vielleicht wirklich nicht sehr gut. „Mein Problem ist es, das du im Bett meines Mädchens schläfst!“ Jetzt fing das schon wieder an. „Ich bin nicht dein…“ Ich stoppte, weil es mir erst bei der Wiederholung auffiel, weswegen ich die Stirn runzelte. „Warte! Du hast nicht Doppelgängerin gesagt, du hast… oh…“ Panisch weiteten sich meine Augen und jetzt ergriff mich die Angst. Oh, oh, oh. Oh mein Gott, das war… nicht mit Worten zu beschreiben. Er wusste es tatsächlich. Es zu ahnen und wissen war für mich ein Unterschied, denn jetzt zog die Furcht ungehemmt in meinen Körper Einzug und spülte mich beinah weg. Es ertrank einfach alles andere in mir. „Tatia“, begann Niklaus Stimme und dann sah ich ihm in seine Augen. Er hatte sich jetzt mir zugewandt. Aber ich konnte es nicht ertragen und tat das, was ich schon einmal gemacht hatte, ich kehrte um und lief einfach davon. Noch einmal lief ich weg, wobei ich auch an Elijah vorbei lief, der anscheinend alles beobachtet hatte. Kapitel 42: Erneute Abfuhr -------------------------- Kapitel 42: Erneute Abfuhr „Geliebt zu werden kann eine Strafe sein. Nicht wissen, ob man geliebt wird, ist Folter.“ (Autor unbekannt) Niklaus Sicht: Elijah sah mich an und sein Blick war nicht strafend, nur belehrend. Das war eigentlich noch viel schlimmer. Er wollte ihr hintergehen, doch ich hielt ihn auf. „Ich mach das“, meinte ich entschlossen und eilte Tatia… Elena… hinterher nach draußen. Sie hatte aufgehört zu rennen, dennoch ging sie immer noch im eiligen Tempo davon. „Tatia, warte bitte!“, rief ich ihr hinterher, aber sie hielt nicht an. „Elena, bitte!“, flehte ich, aber es schien keinen Unterschied zu machen. Es war nicht der Name, der sie störte. Ich fühlte mich so lächerlich menschlich, wusste einfach nicht was zu tun war, was das richtige war. Sie lief über die Straße und ich musste einem Auto ausweichen, um ihr hinterher zu gelangen, wofür der Fahrer wütend hupte. Ich lief zu ihr und berührte sie sanft an der Schulter, um sie aufzuhalten. „Bitte, warte doch!“, bat ich sie eindringlich und tatsächlich blieb sie stehen, nachdem sie sich noch einige Schritte von mir entfernt hatte. Ihr Herz schlug schnell, aber ich konnte es nicht wirklich mir zu rechnen, wo sicher auch noch Angst und das schnelle gehen mit einberechnet werden mussten. „Tut mir leid, das mit Damon. Ich mag es nur nicht wenn er in deiner Nähe ist“, gestand ich ihr leise. Innerlich wollte ich aber vor Eifersucht zerspringen, wenn ich mir nur vorstellte, dass er mit ihr zusammen in einem Bett lag. „Muss es auch nicht!“, antwortete sie hart. Wusste sie eigentlich, wie viele Schmerzen sie mir damit bereitete? Das nur sie das konnte, auf diese Weise? „Bitte, sieh mich doch wenigstens an!“, bat ich sie eindringlich. Ich wollte ihr ins Gesicht sehen, in ihr wahres Gesicht, das ich bisher einfach nicht erkannt hatte. Langsam drehte sie sich zu mir um und ich sah ihr zum ersten Mal nach tausend Jahren wieder bewusst in ihre wunderschönen Augen. „Tatia“, flüsterte ich. „Elena.“ Sie waren ein und dieselbe Person. Mein Blick wanderte über ihren Körper und an ihrem Handgelenk sah ich etwas blinzeln. Wie hatte ich das nicht bemerken können? Hatte ich es mit Absicht übersehen? Wollte ich so ignorant sein? Vorsichtig trat ich auf sie zu, wollte sie nicht dazu bewegen zurückzuweichen oder wieder wegzulaufen. Obwohl ihr Herz wie wild schlug, ließ sie es zu. Auch das ich ihr Handgelenk berührte und ihrem Ärmel zurückschob. Da war das Armband, das ich ihr gemacht hatte und damals umgelegt hatte, fast noch genauso neu, wie in dem Moment, wo ich es ihr überreicht hatte. Keine Spuren der letzten tausend Jahre, die seit dem Tag vergangen waren. „Du trägst es noch“, erkannte ich und das war doch zumindest ein gutes Zeichen, wie ich fand, dass sie mein Geschenk nicht abgelegt hatte, obwohl ich es hätte entdecken können. Leicht strich sie über das Armband und streifte damit meine Hand von ihr ab. Diese Geste wiederrum schaffte es mich unsäglich zu verletzten. Ich war in einem Wechselbad der Gefühle gefangen. „Es schien dir damals wichtig zu sein“, gab sie mir als Erklärung und ich hasste das „damals“ in ihrer Formulierung. Es gehörte ihr, auf ewig. Ich hatte die ganze Zeit an sie gedacht, als ich es gemacht hatte und es gehörte nur ihr allein. Da gab es keine Zeitbegrenzung. „Es ist mir jetzt immer noch wichtig“, verbesserte ich ihre Aussage, aber in ihren Augen war nur Unverständnis und Schmerz. Sie schüttelte den Kopf, als wäre ich ein Narr und vielleicht hatte sie damit sogar recht. „Niklaus, allein das Opfer, wo du nicht nur eine Unschuldige hast umgebracht, sondern auch meine Tante, nicht zu vergessen…“ Sie schüttelte wieder den Kopf. „Du hast mich an diesem Tag getötet und mir damit genug bewiesen. Das du nicht lieben kannst. Das du mein Gesicht sogar so sehr hasst oder zumindest so gleichgültig ist, das du mich töten konntest. Ich bedeute dir gar nichts.“ Diese Worte, ausgesprochen aus ihrem Mund, zeigten mir einen Abgrund unbekannter Tiefe, vor dem ich schon lange nicht mehr gestanden hatte. „Nein! Du bedeutest mir alles!“, beteuerte ich ihr und wollte nach ihren Händen greifen, doch diesmal wich sie zurück. Sie sollte nicht vor mir zurückweichen, nicht sie! „Wegen deiner Hybriden vielleicht“, räumte sie ein und meine Augen weiteten sich schockiert. Sicher, das hatte ich gesagt und immer wieder behauptet. Doch es jetzt in dieser Situation auf mich zurückgefedert zu bekommen, war schlimmer als jeder Schlag ins Gesicht. „Nein, niemals. Weil du es bist, Tatia“, versuchte ich es zu erklären. Aber sie schüttelte den Kopf, dabei konnte ich auch in ihren Augen Schmerz erkennen. „Mein Name ändert nichts an der Tatsache, wer ich bin oder wie du mich behandelt hast. Als du dachtest, ich sei einfach noch Elena, hat es dich nicht im Geringsten interessiert, was ich fühle.“ Leider hatte sie recht. Das war nicht einmal etwas, dem ich widersprechen konnte. Das war eine unumstößliche Tatsache, die mir im Nachhinein das Genick zu brechen drohte, wo sie mich wieder einholte. Wenn mir jemand vor kurzem gesagt hätte, das ich sowas wie Reue empfinden würde, dann hätte ich ihn einfach ausgelacht. Jetzt zwang sich mir das Gefühl förmlich auf. „Du kannst nicht einfach deine Gefühle für mich ignorieren!“, sprach ich verzweifelt auf und stützte mich damit gewaltig auf allein Rebekahs Aussage, dass sie mich und Elijah geliebte hatte und um Gotteswillen hoffentlich noch immer liebte. Elena lächelte traurig und kam gottseidank wieder auf mich zu. Sie warf sich in meine Arme und ich drückte ihren zierlichen Körper erleichtert an mich. „Ich liebe dich, Niklaus“, versicherte sie mir und küsste mich auf die Wange. Dann aber schüttelte die bedauernd den Kopf und die Tränen liefen ihr über die Wangen. „Aber so mag ich dich nicht mehr.“ Sie entwand sich meinem Griff und ich ließ sie tatsächlich einfach gehen. Ich wusste nichts zu sagen und stand wie eingefroren da, sah ihr nach. Weil ich genau wusste, dass ich daran gerade nichts ändern konnte. Es war eine Tatsache, die unumstößlich war. Ich war ein Mensch den sie nicht mochte, selbst wenn sie mich liebte, aber es brachte ihr nur Schmerzen und wie konnte ich von ihr verlangen, diese zu fühlen, wenn mich die Gewissheit innerlich zerstören würde? „Ich gebe nicht auf!“, rief ich ihr nach, voll bewusst, dass sie mich noch hörte, auch wenn sie ohne Zögern weiterging. „Das werde ich nie!“ Sie würde mich wieder mögen. Ich hatte es schon einmal geschafft, auch wenn es da unbeabsichtigt war. Aber müsste ich mit Absicht dann nicht bessere Chancen haben? In der Vergangenheit hatte sie mich bereits gekannt, als sie mich kennengelernt hatte. Am Anfang nannte sie mich Klaus. Sie gab mir diesen Spitznamen nicht, weil sie mich mochte, sondern weil sie mich nur unter den Namen gekannt hatte. Aber irgendwann hatte sie mich Niklaus genannt und als wieder kam, hatte sie in dieser Zeit nicht aufgehört. Irgendwann nach meines Vaters Tod, war die Zeit in der Vergangenheit einzuordnen. Wie oder was auch geschehen sein mochte, in der Zeit hatte sie mich gemocht, geliebt und das war etwas, worauf man aufbauen konnte. Ich ging zurück ins Innere des Grills, wo Elijah an der Bar auf mich wartete und mir einen Drink zuschob. Ich ignorierte seinen Blick von Anfang an. „Gut, du hattest recht gehabt. Sie ist schwierig und es wird auf keinen Fall leicht werden, wahrscheinlich hast du es nicht verpatzt“, gab ich zu. Was dieses Thema anging, waren wir immer ehrlich zueinander, wie sehr es uns auch weh tat. Schließlich hatten wir ein gemeinsames Ziel. „Sie mag mich zurzeit nicht und sie ist zurecht sauer, über das was ich ihr alles angetan habe“, erzählte ich ihm ihre Gründe. Die waren verdammt gut. Ich hatte mir mit meinen Aktionen sicher keinen Platz auf ihrer Wertschätzungsliste gemacht. „Wenn du diese Hürde überwunden hast, kannst du dich damit auseinandersetzen, dass sie dir nicht glaubt, dass du sie liebst.“ Auf diese Aussage hin, schaffte ich es locker, den Drink mit einem Schluck herunter zu bekommen. „Ist ja großartig“, meinte ich sarkastisch. Davon war ich sicher aber noch sehr weit entfernt. „Wenn du fertig bist, dich selbst zu bemitleiden, kommen wir zu einem wichtigeren Thema“, fing Elijah an und allein für die Formulierung warf ich ihn einen kalten Blick zu. Mein Bruder ließ sich davon aber offensichtlich nicht beeindrucken. „Es gibt kein wichtigeres Thema, als sie!“ Bereits seit tausend Jahren nicht und das obwohl sie tot gewesen war, na gut nicht wirklich. Was für eine Ironie, in der wir gefangen waren. „Ich hab sie ja auch nicht ausgeschlossen. Sie gehört dazu und unsere Mutter.“ Gut, jetzt war ich aufmerksam. Kapitel 43: Schlussfolgerungen ------------------------------ Kapitel 43: Schlussfolgerungen „Je weiter wir in die Vergangenheit schauen können, desto weiter können wir wahrscheinlich in die Zukunft schauen.“ (Winston Churchill) Elijahs Sicht: „Beginnen wir an dem Punkt, wo Esther uns erzählt hat, das sie Tatia geopfert hat, damit sie deine Werwolf-Seite bannen konnte und das ihr Blut in dem Wein war, wodurch wir zu Vampiren wurden“, fing ich am bekannten Anfang unserer Ewigkeit an. Mich störten da so einige Faktoren. „Du nennst sie nicht mehr Mutter?“, warf Niklaus schmunzelt ein, der das anscheinend noch nicht ernst nahm. Aber er würde es bald auch merkwürdig finden. „Warum hat sie das gesagt?“, versuchte ich ihn selbst auf den Gedanken zu bringen. Auch ich hatte es immer wieder hinterfragt und war mit den anderen Puzzelteile nur auf eine mögliche Antwort gekommen. Niklaus zuckte ahnungslos mit den Schultern. „Um uns den Schmerz zu ersparen, das sie einfach weg war?“ So würde es gut sein. Eine schön Geschichte, aber daran glaubte ich bei unserer Familiengeschichte nicht. „Klingt logisch, vielleicht wenn man eine aufopferungsvolle und liebevolle Mutter hat, wie Elena, aber nicht bei uns. Sie starb nicht vor tausend Jahren bei einem Ritual. Das einzige Mal, das sie starb ist, als du sie geopfert hast!“ Bei dieser Aussage zuckte er ein klein wenig zusammen, fing sich aber schnell wieder. „Verstehst du? Sie ist beim ursprünglichen Ritual nicht geopfert wurde, aber uns wurde erzählt, dass das Opfer des Doppelgängers dich wieder befreit. Wieso sollte bei dem ersten Ritual ihr Tod unwichtig sein, beim zweiten aber nicht?“, fragte ich ihn und diesmal schien er es zu erkennen. Den einen Fehler, den unsere Mutter gemacht hatte. Seine Augen weiteten sich erkennend. „Aber was ist dann dafür nötig gewesen? Es gab den Doppelgänger und das nicht ohne Grund!“ Das wusste ich auch noch nicht, aber ich war mir sicher, dass es nicht unmöglich war, das herauszufinden. „Ich denke, dass Elena die Antwort weiß und Rebekah wohl auch, zumindest hat sie erwähnt, dass sie die ganze Geschichte kennt. Von ihr werden wir es wohl eher erfahren.“ Rebekah hätte es uns immerhin sowieso morgen gesagt und das obwohl Elena ihre beste Freundin war, zu der sie hielt und die sie nie verraten würde. „Gut, also hat uns unsere Mutter damals aus irgendeinen Grund angelogen. Du bist der Meinung, da gibt es noch mehr?“, fragte Niklaus, jetzt durchaus aufmerksam und neugierig und bald auch wütend, wie ich spekulierte. Aber das war etwas worum ich nicht herum kam. „Dann hat Elena mir erzählt, dass du erst herausfinden musstest, dass ihr Blut notwendig dafür war, um weitere Hybriden zu erschaffen. Mutter aber dagegen gab dir als Antwort zur Lösung dass Problems, das du sie hättest töten müsstest.“ Darauf grinste Niklaus stolz, offensichtlich das Wesentliche in diesem Zusammenhang überhört, übersehen. „Ja, war ziemlich clever von mir. Sie dachte, dass ich auf sie hören würde, aber ich wusste, dass sie niemals zulassen würde, dass ich meine Ziele erreichte. Deswegen hab ich das Gegenteil gemacht und ihr Blut verwendet, das scheint ja für alles der Schlüssel zu sein.“ Er hatte tatsächlich das Argument in meinen Worten überhört. „Niklaus, sie wollte dass du deine Ziele nicht erreichst! Sie wollte das du Elena tötest und das ist alles gar nicht so lange her!“ Schockiert weiteten sich seine Augen und dann warf er den Kopf nach hinten, eindeutig eine Geste, das er sich innerlich für seine eigene Dummheit schlug, aber wohl auch um sich zu beruhigen. „Dieses Miststück!“, fluchte er, endlich bewusst, was eigentlich um uns vorging. „Danach hat sie es einem Geist ermöglicht in dieser Welt Fuß zu fassen, damit dieser Elena tötet, wusstest du das?“ Es war egal. Es war nur ein weiteres Argument von den zahlreichen, die alle gegen das Wohlwollen unserer Mutter sprachen und auch ihre Worte von Frieden. „Sie wollte nicht dass du deine Ziele erreichst. Jetzt hat sie behauptet, das sie will, das unsere Familie wieder zusammen ist, wobei wir doch genau wissen, dass das was wir getan haben genau dem widerspricht, was sie so sehr zu schützen versucht.“ Niklaus wollte etwas sagen, eindeutig, dass wir ihr nicht vertrauen konnten und das sie was im Schilde führte. Das ließ sich durch all die Dinge einfach schlussfolgern, schließlich zogen sich die Argumente, wie ein roter Faden durch unsere Geschichte. Ich ließ ihm aber keine Chance zu reden, weil mich noch etwas beschäftigte. „Sie setzt seitdem alles daran, um mit Elena alleine zu sprechen. Was denkst du, will sie von ihr? Sie einfach nur umbringen oder könnte sie noch etwas Schlimmeres vorhaben? Unsere Mutter ist eine durchaus starke und fähige Hexe, die tausend Jahre alles beobachtet hat und so sicher eine enorme Menge an Wissen hat.“ Ein Lächeln schlich sich auf Niklaus Gesicht. „Sie will uns töten, mindestens mich, vielleicht auch uns alle, am besten wahrscheinlich noch Elena dazu oder sie benutzt sie als Werkzeug.“ Ich nickte zustimmend. Sowas ungefähr hatte ich mir auch zusammengereimt. Das würde so perfekt zu unserer Mutter passen. Sie war nicht liebevoll, so wie Elenas Mutter es wohl gewesen war, sodass so zwei anständige Menschen wie sie und Jeremy heraus kommen konnte. Sie war auch nicht wie Elena, die Gideon unzählige Schlaflieder vorsang, nur damit er einen ruhigen Schlaf fand. Als Mensch, war unsere Mutter nicht schlecht zu uns gewesen, aber sie hatte uns auch nicht vor Vaters Zorn geschützt. Sie war distanziert und man konnte ihre Liebe einfach nicht so greifbar spüren, wie Elena sie für Gideon mit einem kleinen Blick aufgebracht hatte. Wir hatten den Unterschied von Anfang an sehen können, wir alle. „Ihr Gerede von Friede und Familie, es ist ein Dreck wert!“, fluchte Niklaus und das Glas in seiner Hand zitterte. Er hatte recht, unserer Mutter konnten wir wirklich nicht vertrauen. Ich beobachtete unsere Schwester, die sich mit Damon unterhielt und die beiden lachten sogar zusammen. Sollten wir unsere Geschwister von den Plänen unserer Mutter erzählen oder sie noch weiter in ihrer Seifenblase leben lassen? Es konnte ihnen ganz gut darin gehen. Besonders, wo sie jetzt Tatia wieder hatten, Elena. Aber irgendwann würden sie es sowieso erfahren. „Diesmal ist es anders, Niklaus.“ Fragend sah er mich an. „Wir haben etwas, weswegen wir zusammen kämpften werden und uns nicht verlieren werden.“ Ein Halt, der uns in den letzten tausend Jahren gefehlt hatte. Es würde nie wieder so werden wie früher, aber besser vielleicht wie in all dieser Zeit, in der wir uns gegenseitig für alles die Schuld zugeschoben hatten und schnell ausgerastet waren. „Elena“, sagte ich ihm. „Sie liebt jeden von uns. Lieben tut sie uns und das haben wir sonst zu leicht vergessen.“ Aber das machte uns zu einer Familie, diese Liebe. Natürlich fehlte Henrik darin, aber unsere Eltern waren nie dafür nötig gewesen. Niklaus hob sein Glas an. „Familie über alles.“ Diesmal konnte ich ehrlich zustimmen. Ich hob mein Glas und stieß mit ihm zusammen an. „Familie über alles“, bestätigte ich ihm und nachdem wir getrunken hatten, überlegten wir, was als nächstes zu tun war. Auf jedenfall durften wir Elena nie mit Mutter allein lassen und wir mussten herausfinden, was sie vor hatte. Wichtig war genauso, das Geheimnis unserer Verwandlung. Wie passte der Doppelgänger darein? Kapitel 44: Weitere Erkenntnisse -------------------------------- Kapitel 44: Weitere Erkenntnisse „Manchmal muss man anfangen der Wahrheit ins Auge zu blicken, auch wenn man es nicht will, es ist besser so, denn erst dann kannst du lernen zu vergessen, und anfangen glücklich zu sein.“ (Autor unbekannt) Damons Sicht: Der Abend mit Rebekah war gar nicht so schlimm. Wir hätten auch einfach auseinander gehen können, aber es war seltsam witzig mich mit ihr zu unterhalten. Wir wollten immer einander übertreffen und uns gegenseitig beleidigen, was zu vielen witzigen Sprüchen und Situationen führte. Aber in einem waren wir uns einig, weswegen das ganze nie überhand nehmen würde. Uns war beiden, Elena wichtig, wenn auch wegen anderer Aspekte. Rebekah verdrehte die Augen, aber erst ihr Kommentar gab mir Aufschluss darüber, weshalb sie das tat. „Was wollt ihr beiden? Ich dachte es wäre geklärt, dass es nicht weiter wichtig ist“, verteidigte mich Rebekah zu meiner Überraschung. Ich dachte, dass sie immer zu ihren Brüdern hielt, besonders weil sie auch die Beziehung von ihnen und Elena wollte. „Es ging auch vor allem um die Uhrzeit, bei der ich bei ihr war“, argumentierte ich und wies auf das Detail hin, wegen dem sich Elena so geärgert hatte. Es war wohl auch nicht wirklich nett von mir, sie um diese Uhrzeit zu wecken. Klaus sah mich mit verengten Augen an und seine ganze Körperhaltung zeigte mir, dass er damit überhaupt nicht zufrieden war, egal aus welchem Grund es geschah. „Darüber reden wir später noch. Eigentlich sollst du uns etwas sagen, Rebekah!“, wandte er sich immer noch zornig, an seine Schwester. Elijah setzte um einiges ruhiger als sein psychopatischer Bruder an. „Wir wollten dich fragen, ob du weißt, was damals genau zu unserer Verwandlung geführt und zu Niklaus Bannung seiner Werwolf-Seite.“ Wieso interessierte sie das? „Ihr Blut“, antwortete Rebekah ohne zu zögern. „Die freiwillige und selbstlose Abgabe ihres Blutes“, korrigierte ich sie und jetzt hatte ich die Aufmerksamkeit der Urvampire. Großartig, nur weil ich die Geschichte genauso gut kannte, wie Elena. Auf diese Rolle war ich wirklich nicht scharf. „Eure Eltern wollten euch in Vampire verwandeln. Dafür hatte Esther diesen Zauberspruch, aber es war noch Blut eines Menschen nötig und zwar freiwillig gegeben und durch selbstloser Überzeugung. Ayanna war nicht damit einverstanden, aber durch sie hat es Elena erfahren. Elena wollte nicht dass ihr sterbt und sie hat euch geliebt, deswegen hat sie euch auch geholfen und ihr Blut gegeben, bevor sie hierher zurück musste. Ayanna wollte das Blut dann eurer Mutter übergeben.“ Zumindest musste es so gewesen sein, aber daran zweifelte ich nicht. Überrascht sahen mich die drei Urvampire an, wobei ich nur mit den Schultern zucken konnte. „Was, ich kenn die Geschichte, aus Elenas Sicht eben“, konnte ich nur zu meiner Verteidigung sagen, aber ich fand, das reichte aus. Sie wusste irgendwie doch am meisten und wie ich fand, den entscheidenden Teil der Geschichte. „Gut, dann weißt du auch sicher, wie der Doppelgänger da rein passt.“ Ich verzog das Gesicht, denn das konnte ich wirklich nicht mit Sicherheit sagen. „Das ist eines der Dinge, worüber wir nur spekuliert haben. Elena und Gideon waren durch ein Blut-Ritual verbunden, das Ayanna gesprochen hatte, damit Gideon einen Verwandten hatte. Er war nicht ihr richtiger Sohn. Sie hat ihn gefunden und wurde von seiner richtigen Mutter gebeten, auf ihn aufzupassen, wobei sie kurz darauf verstarb. Seine ganze Familie wurde von Werwölfen getötet. Elena muss durch den Zauber irgendwie ihre eigene Vorfahrin geworden sein und das mit dem Doppelgänger ist womöglich, weil alles einen Ausgleich brauch und ein Schlupfloch. Wir glauben nicht, dass es durch den Blut-Zauber geschah, sondern durch den eurer Mutter, um deine Werwolf-Seite zu bannen. Es brauchte einfach einen Weg, es wieder aufzuheben. Das Blut eben.“ Besser hatten wir es uns einfach nicht erklären können, aber Hexen tickten halt so. In der Natur brauchte es ein Gleichgewicht, ein Ausgleich für alles. Das Klaus ein Hybrid war, war natürlich da er so geboren wurden war, auch wenn irgendjemand das gerne außer Acht lassen wollte, wie seine Mutter. Aber Klaus war nun einmal ein Hybrid. Das konnte nicht für ewig verdrängt werden. „Also war allein ihr Blut der Schlüssel?“, fragte Klaus nach. Sie hätte nicht sterben müssen, das stand zumindest ungesagt im Raum, auch wenn es nicht ausgesprochen wurde. „Ich denke es hat sogar nur funktioniert, weil sie es dir freiwillig, zum Schutz ihrer Familie und Freunde gegeben hat. Wenn du sie einfach so getötet hättest, hätte es womöglich gar nicht funktioniert.“ Das schockte zumindest Rebekah und Klaus, Elijah lächelte nur leicht verstehend. „Darauf hat Mutter spekuliert, sie wollte dass es schief geht und dass du bei dem Ritual den Doppelgänger tötest, ohne dass es etwas bewirkt. Damit hätte es nicht nur geklappt, sondern auch deine Chance auf Befreiung zerstört. Deswegen hat uns Mutter auch von ihrem Tod in der Art berichtet und uns die Wahrheit und die Umstände nicht nur verschwiegen, sondern zu ihren Gunsten zu Recht gebogen.“ Da sprach Elijah wohl ein wahres Wort. Das hatte er in der Art wohl ganz richtig erkannt. Wenn ihre Mutter schon so manipulativ und bösartig war, brauchte man sich nicht zu wundern, dass ihre Kinder so verkommen waren. „Sie will Elenas Tod auch noch immer“, warf ich ein, überraschte damit diesmal aber nur Rebekah, nicht die anderen beiden. Rebekah sah zu ihren Brüdern, die bestätigend nickten, was sie vollkommen aus der Bahn zu werfen schien. „Ach komm, das ist doch fast schon alter Tratsch. Außerdem, Hexen sind bösartig und selbstgerecht, man kann ihnen nicht vertrauen.“ Das war meine Einschätzung zu Hexen. Natürlich konnten sie manchmal sehr nützlich sein, aber sollte ihnen nie sein uneingeschränktes Vertrauen schenken, das konnte böse enden. Bonnie hatte uns das schon einige Male bewiesen, wobei sie sogar ihre Freundin angelogen hatte. Sie hasste alle Vampire und sie war sogar zu ihrer besten Freundin ungnädig gewesen, als diese sich in einen Vampir verwandelt hatte. Sie hielten sich für was besseres, eben selbstgerecht. „Mutter will ihren Tod? Wir müssen sie davon überzeugen, es nicht zu tun! Wir sagen ihr, wer Elena ist und dann wird sie von ihren Plänen absehen.“ Die Hoffnungen eines kleinen Mädchens? War sie wirklich so naiv? Ich glaubte nicht eine Sekunde, dass diese Hexe von ihrem Plan abweichen würde, so waren Hexen einfach nicht. Elijah schüttelte den Kopf und sah seine Schwester bedauernd an. „Darauf würde ich nicht spekulieren, denn wir sind uns mit dem Zusammentragen aller Fakten ziemlich sicher, dass sie auch unseren Tod will.“ Gut, das war überraschend und wahrscheinlich auch hart. Rebekah sah gerade so aus, als würde ihre Welt einstürzen und ich wusste, dass es nicht angenehm war, wenn die Eltern den Tod ihres Kindes wollten. Vater war ebenso gewesen, er hatte mich und Stefan erschossen, nur für den Verrat. Als er wusste was Stefan war, hatte er ihn nur noch mehr gehasst, er hatte uns für Monster gehalten. Das Rebekahs Mutter ihren Tod wollte, war sicher alles andere als angenehm. „Dann müsst ihr eurer Mutter zuvorkommen oder sie einsperren, was auch immer.“ Skeptisch sah mich Klaus an. „Seit wann bist du denn auf unserer Seite?“, fragte er nach und ihm schien das auch nicht ganz so zu gefallen. Es passierte auch nicht aus reiner Nächstenliebe. „Bilde dir nichts ein, es ist nicht wegen dir. Elena würde sich die Augen ausheulen, für jeden von euch, das könnte ich nicht reparieren. Außerdem ist Kol sogar ganz in Ordnung“, befand ich. Seufzend verdrehte Klaus die Augen, als wäre ihm das alles bereits genug. „Toll, das passt.“ Ich wandte mich an Rebekah, die immer noch neben der Spur zu sein schien, weswegen ich was wusste, was sie ganz gewiss ablenkte. „Du bist auch okay, zumindest, wenn du nicht den Mund auf machst.“ Empört klappte Rebekah daraufhin der Mund auf und ich konnte fast zusehen, wie der Zorn in ihr hochstieg. Ablenkung war mir da gut gelungen. „Willst du sterben?“, fragte sie mit eisiger Kälte in der Stimme. „Nein, danke Psycho-Barbie.“ Sie sah so aus, als würde sie mich wie ein Tier anfallen wollen und während Klaus sich abwandte, weil es ihn zu nerven schien, sah ich bei Elijah sogar Erkenntnis. Bei Rebekah war es auch sehr einfach, sie abzulenken und es war so leicht sie wütend zu machen. Kapitel 45: Vorbereitungen -------------------------- Kapitel 45: Vorbereitungen „Eines Tages wird alles gut sein, das ist unsere Hoffnung. Heute ist alles in Ordnung, das ist unsere Illusion.“ (Voltaire) Elenas Sicht: Als ich die Tür aufmachte, stand da Caroline und trat lächelnd ohne zu zögern hinein. „Ich bin heute deine Begleitperson und bevor du fragst oder darauf spekulierst, ja ich bin deine Ablenkung, von Damon in Auftrag gegeben, aber es ist alles nur zu deinem besten und du wirst keinen Unterschied zu sonst merken, denn irgendwie bin ich auch nur deine Schutzperson“, erzählte sie mir sofort bereitwillig. Wundervoll, ich wurde mal wieder aus einem mir nicht gesagten Grund unter Schutz gestellt. Urvampire konnten es nicht sein, denn die wussten jetzt alle mein Geheimnis, da blieben noch Stefan und Bonnie zur Auswahl. Obwohl, das mit Bonnie bezweifelt ich. Es schien, als wären wir einfach keine Freunde mehr und deswegen brauchte ich keine Angst zu haben, dafür allerdings hatte ich mir die ganze Nacht die Augen ausgeheult. Dass und Niklaus hatte auch einen gewaltigen Anteil daran. „Ist ja fantastisch und was machen wir an diesem Tag, wo du mich ablenkst?“, fragte ich, weil ich wusste, dass ich bei dieser Einstellung, nichts aus ihr heraus bekommen würde. Caroline grinste übermütig und ich wusste, dass es nichts war, worüber ich mich freuen würde. „Gut, das du fragst. Heute ist der letzte Tag, der Spenden-Woche. Pack dein Kleid und Schminkzeug ein, du kommst heute nicht mehr nach Hause, erst nach dem Ball, den wir zusammen vorbereiten werden!“, erzählte sie mir aufgeregt. Großartig, ein Tag voller sozialer Arbeit, ich war jetzt schon begeistert. Ich tat, wie sie mir praktisch befohlen und holte meine benötigten Sachen. Das würde spezielle Folter einer Blondine werden. Nein, warte. Das war eine Beleidigung, besonders da Rebekah ebenfalls blond war. Am besten ich nannte es einfach Carolines Spezialfolter, ja genau, das klang auf jedenfall besser. Caroline schleppte mich zum Lockwood-Anwesen, wo das ganze Theater heute stattfinden würde. Das bedeutete auch noch eine übereifrige Carol Lockwood, wunderbar. „Caroline, Elena, es ist so schön das ihr beiden da seid. Ihr habt diese Woche wirklich viel getan, damit alles glatt läuft. Danke dafür.“ Ich lächelte gezwungen, doch wie ich hoffte auch überzeugend, denn eigentlich hatte ich das alles nur getan, weil Caroline mich dazu genötigt hatte. Na gut, einiges davon hatte sogar einigermaßen Spaß gemacht. Aber nur einigermaßen und etwas. Caroline und Carol verstanden sich dagegen anscheinend umso besser und am Ende landeten wir dabei den Ballsaal zu dekorieren. Es war zu kalt, es draußen zu machen. „Erst werden die Männer versteigert, dann der Tanz dazu und noch zwei weitere. Dann werden die Frauen versteigert, danach wieder der dazu gehörige Tanz und dann jede Menge weitere Tänze. Willst du für einen Mann bieten?“, fragte mich Caroline interessiert. Ich nickte tatkräftig, wie als wäre ich ein braves Mädchen wie sie, die zu allem ja und ahmen sagte. Das war ich allerdings schon lange nicht mehr. „Ja, unbedingt“, antwortete ich lächelnd und Caroline verengte die Augen, so wie ich es tat, wenn ich auf Jeremy sauer war. „Sei nicht sarkastisch. Auch wenn du offensichtlich nichts mit Elijah und Klaus zu tun haben willst, du könntest für irgendjemand anderen bieten, dann machst du sie eifersüchtig“, schlug sie grinsend vor. Caroline liebte alles, was eine Liebesgeschichte ausmachte und am laufenden hielt, auch Eifersucht oder ganz besonders das. „Oh, ja. Das ist das was mir noch gefehlt hat. Zwei eifersüchtige Urvampire und das dann nicht einmal aufeinander, sondern auf jemand unschuldigen, nur weil du denkst, das es witzig ist.“ Caroline grinste mich weiter fröhlich an, wahrscheinlich immer noch begeistert von ihrer Idee. Gut, das man hier nur selbst bieten konnte. Irgendwie machte es dann doch Spaß, alles mit blauem Tüll zu verziehen, unzähligen Kerzen und anderem Müll. Caroline war noch immer meine Freundin und das aus gutem Grund, sie war witzig und konnte mich mitreißen, auch wenn ich mich gern dagegen wehrte, aber das machte ihr wohl Spaß. Wir gaben uns Mühe und machten alles perfekt, so wie sie es haben sollte, denn Caroline war eine Perfektionistin, wie sie im Buche stand, das war nicht von der Hand zu weisen. Irgendwann tauchte auch Rebekah auf mit Tüten in der Hand. „Becky, was machst du denn hier?“, fragte ich überrascht. Sie deutete auf die Uhr an ihrem Handgelenk. „Helfen, damit wir alle umwerfend aussehen, damit es jedem die Sprache verschlägt und das noch bevor die ersten Gäste eintreffen!“, meinte sie. Wir gingen nach oben und halfen uns gegenseitig fertig zu machen. Rebekah und Caroline verstanden sich sogar irgendwie, weil sie das zumindest gemeinsam hatten, auch wenn sie es nicht zugeben würden. „Wie war der Abend gestern mit Damon?“, fragte ich Rebekah interessiert, nachdem ich ihr von der Unterhaltung mit Niklaus erzählt hatte. Wie immer gefiel ihr meine Interpretation der Dinge nicht, aber wir waren oft unterschiedlicher Meinung. „Nervig, ich hasse ihn schließlich!“, erzählte sie mir überzeugt. Vielleicht ein wenig zu überzeugt. Sie konnte ihn nicht einfach so abgrundtief hassen, das glaubte ich nicht. „Also hattet ihr viel zum lachen?“, fragte ich erkennend nach, weil ich die Unterhaltungen und Beleidigungen eigentlich schon immer witzig zwischen ihnen fand. Strafend sah mich Rebekah an, weil ich natürlich dafür mitverantwortlich gewesen war, das die beiden an diesem Abend zusammen gekommen waren, wenn auch der Zufall ein gutes Stück dazu beigetragen hatte, wenn ich das so anmerken durfte. Ich hatte das Los nur für Rebekah gekauft. Dass es gewinnen würde, hatte ich nicht gewusst. „Es war in Ordnung. Es hat mich nicht umgebracht“, gestand sie mir und das freute mich. Ich hoffte, das Damon sie zum Lachen gebracht hatte, denn das konnte er wirklich sehr gut. Darin hatte er auf jedenfall ein Talent. Caroline klatschte in die Hände. „Die ersten Gäste kommen, lasst uns sie begrüßen und solange noch wenige da sind, können wir auch noch viel essen oder das jemand denkt, wie gefräßig feine Damen sind!“ Ich kicherte über ihre Aussage. Das hörte sich ja wie eine Weisheit aus dem neunzehnter Jahrhundert an, wo vornehmende Frauen sich durch ihren geringen Appetit auszeichneten. Ich hakte mich sowohl bei Rebekah, als auch bei Caroline ein. „Dann wollen wir doch mal die schicksalhafte Nacht hinter uns bringen, in der wie als Ware angeboten werden.“ Meine Wortwahl gefiel Caroline sichtlich nicht, aber ich hatte sie doch mit sehr viel Optimismus vorgetragen. Ich fand das machte sie wieder gut. „Hoffentlich gibt es eine schöne Schlägerei um dich“, konterte sie, was zu meinem Leidwesen bei Rebekah Zustimmung fand. Die beiden waren sich ähnlicher, als sie glaubten und zugeben wollten. Kapitel 46: Ein wenig fatal --------------------------- Kapitel 46: Ein wenig fatal „Der ganze Emanzipationsrummel hat nichts daran geändert, dass Frauen sich schön machen, um Männern zu gefallen.“ (Marcello Mastroianni) Elenas Sicht: „Du siehst unglaublich schön aus, Elena!“, hörte ich Damon, der von einen auf den anderen Moment vor mir stand, meine Hand nahm und diese küsste. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, besonders bei der Tonlage, die er eingeschlagen hatte. Es ging gar nicht anders. „Abgesehen von deinen Fingernägeln, die sind grauenvoll, aber die sind gottseidank unter den Handschuhen versteckt“, warf Caroline ein, einen Punkt in meinem nicht perfekten Erscheinungsbild, wie sie fand. Ich verdrehte die Augen über diese Aussage. „Das ist für mich auch von großer Bedeutung“, antwortete ich sarkastisch. Irgendwie war das nicht mehr so schlimm, seit ich in der Vergangenheit jeden Tag gearbeitet hatte. Jetzt waren immer noch öfters Dreck unter meinen Nägeln und sie viel zu kurz. Aber es störte mich auch nicht mehr wirklich. Damon hörte gar nicht auf Caroline, sondern wandte sich Rebekah zu. „Psycho-Barbie, du siehst auch sehr schön aus. Die Farbe steht dir“, lobte er sie und küsste auch ihren Handrücken, was Becky wohl zu überraschen schien. Ich konnte nicht anders als zu kichern, weil auch ich der Meinung war, dass dieses blau ihr am besten stand. Als letztes wandte sich Damon an Caroline. „Vampir-Blondie, wie immer ist schön wieder von dir wegzukommen!“, meinte er, bot mir seinen Arm an, wo ich mich lächeln einhakte und ging mit ihm von den beiden weg. Auch wenn Damon unverschämt, direkt und beleidigend war, war er immer noch witzig. Er brachte mich oft genug zum Lachen und das war eines der vielen Dinge, für das ich ihn dann doch gerne hatte. „Also, erzählst du mir, warum du Caroline zu meinem Schutz abkommandiert hast?“, fragte ich ihn direkt, weil das der Grund war, weswegen ich mich von meinen Freundinnen entfernt hatte. Es waren langsam wirklich viele Leute da und bald würde die erste Versteigerung beginnen, wo auch Damon, dank mir, zur Auswahl stand. Als ich mit ihm durch die Räume spazierte, bemerkte ich auch kurz Bonnie, die den Kopf hochmütig anhob und mir dann einen kalten, missbilligenden Blick zuwarf. Es schmerzte mehr, als ich zugeben mochte. „Reine Vorsichtsmaßnahme wegen Esther. Außerdem nicht nur auf Wunsch von mir allein, sondern auch von deinen zwei Verehrern.“ Geschockt sah ich ihn an. Niklaus und Elijah? Jetzt sprach er sich schon mit ihnen ab und verbündete sich gegen mich? Es wurde ja immer bunter. „Du bekommst aber nicht nur Caroline als Begleitperson, auch deine Psycho-Familie wird dir einzeln öfters Gesellschaft leisten. Du wirst also fast keinen Unterschied zu sonst bemerken. Du kannst mit Psycho-Barbie shoppen gehen, mit Vampir-Barbie Wohltätigen Zwecken nachgehen und mit Kol Videospiele den ganzen Tag spielen.“ Ich seufzte genervt, wusste aber, das Widersprechen keinen Sinn hatte. Ich wollte nicht wie damals eingesperrt werden. Außerdem spielten Klaus und Elijah auch da mit und ich fragte mich, ob es da überhaupt eine Chance gab, sich zu wehren. „Also hast du einen Favoriten für den du bietest? Mich?“, fragte Damon grinsend und auch ziemlich selbstgefällig nach. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. „Das kannst du vergessen, Damon!“, antwortete ich sicher, da ich wirklich niemals für ihn bieten würde. Wenn schon eher für Kol, wenn er mir leid tun würde. Damon aber verdiente das sogar manchmal, wie ich fand, das tat seinem Ego einen guten schönen Dämpfer. „Dann bietest du also für jemand anderen?“, fragte er interessiert. Ich schüttelte den Kopf. „Ich werde mich ganz brav zurückhalten.“ Es war außerdem nur ein Tanz, obwohl das eigentlich beliebter war, als für ein Date zu bieten, wieso auch immer. „Dann wirst du aber kein Sex bekommen, wenn du dich zurückhältst.“ Ich stöhnte, widerstand aber den Drang mir vor den Kopf zu schlagen. Sowas blödes konnte aber wirklich allein nur von ihm kommen. „Will ich auch nicht!“, warf ich ein. Vielleicht sollte ich doch ins Kloster gehen, um meinen Standpunkt zu untermauern? Das wäre zumindest ein deutliches Zeichen. „Wir könnten Sex haben“, schlug er spielerisch vor und dafür schlug ich ihn dann leicht gegen die Schulter, konnte aber nicht anders als zu grinsen. Seine Stimme war nicht ernst und er wusste, dass er das auch so nicht bei mir zu versuchen brauchte. „Such dir jemand anders. Jemand der verzweifelt ist. Ich zumindest werde kein Sex mit dir haben!“, antwortete ich sicher. Bei dem Wort „verzweifelt“ verzog Damon das Gesicht, weil ihm das ganz eindeutig nicht gefiel. „Ist doch keine große Sache, Elena. Es wäre nur Sex!“, argumentierte er, spinnte das Spiel weiter und ich ging darauf ein. Es machte einfach viel zu viel Spaß. „Ich denke es könnte böse, in unser beider Namen enden, wenn wir diesem Bedürfnis nachgeben würden.“ Sex war ein Bedürfnis, eines das auch ich hatte, weswegen ich in letzter Zeit noch länger und öfter duschte. Mein letztes Mal war wirklich eine Weile her gewesen. „Das ist es nicht, oder? Ich wette du bist feige!“, warf er mir grinsend vor und machte es wie eine Mutprobe, weswegen ich nur lachen konnte und zwar gewaltig. Kein schlechter Konter, ehrlich. „Wenn du Adrenalin brauchst, wieso springen wir dann nicht von einer Brücke oder wir spielen Tennis?“, hielt ich dagegen. Damon schwieg eine Weile, eindeutig überlegen seinen nächsten Zug. Mit was wollte er mich jetzt in die Enge treiben. „Wie wäre es mit Oral-“ „Ich sagte keinen Sex!“, blieb ich standhaft und verdrehte bei seinem schwachen Argument die Augen. Der davor war eindeutig besser gewesen. „Aber-“„Nein-“ „Aber es ist nicht wirklich-“ „Es ist Oralsex, natürlich ist es Sex!“ Damon seufzte, als er merkte, dass er verloren hatte und ich grinste siegesgewiss. Er sah aus wie Jeremy, als er klein gewesen war und wie ich dann mit seinen Lieblingsfeuerwehrauto gespielt hatte. Ich kicherte. „Das am Ende war schwach“, sagte ich rückblickend auf unser Gespräch. „Aber witzig“, fand er. Ich runzelte kurz die Stirn und dachte darüber nach. „Nur geringfügig. Andere würden dir dafür gar keine Punkte geben, ich gestehe dir dafür einen von fünf zu“, antwortete ich ihn und wir grinsten uns beide an. Es war lustig mit Damon solche Gespräche zu führen und über sowas Blödsinniges zu diskutieren. „Von mir bekommst du dafür Minuspunkte.“ Die kalte Stimme, die uns unterbrach, erschreckte mich, aber wieder war sie allein auf Damon gerichtet. Ich drehte mich um und Damon schob mich leicht zur Seite, sodass er und Niklaus sich gegenüberstanden. „Niklaus, das war nichts. Das war nur ein Scherz“, versuchte ich zu sagen, aber sein Blick nahm nicht eine Nuance von Zorn deswegen ab. Damon schien aber keine Angst zu haben. „Ist schon gut. Ich lass euch beide allein, muss sowieso meinen Part auf diesem Ball übernehmen.“ Mit dieser Erklärung verschwand er auch schon und ließ mich mit Niklaus allein. „Was soll das, Niklaus? Willst du jetzt immer wütend sein, wenn ich mich mit Damon unterhalte?“, fragte ich genervt und verschränkte die Arme. „Ich will nicht dass du dich mit Damon unterhältst!“ Der Wut schwang deutlich in seiner Stimme mit. Mir allerdings klappte deswegen nur der Mund auf. „Wie bitte?“, fragte ich nach, fest in der Hoffnung, dass ich mich verhört hatte. Niklaus schien sich seiner Wortwahl erst dann bewusst zu werden und verbesserte sich sogleich. „Ich will nicht, dass du dich so mit Damon unterhältst.“ Gut, das mir das egal war. „Du bist eifersüchtig“, erkannte ich, aus seinem Zorn heraus und ich fragte mich wieso. War seine Besitzergreifung so hoch gestochen? „Natürlich bin ich eifersüchtig! Ich will nicht, dass irgendjemand so mit dir redet!“, befand er, doch ich verdrehte deswegen nur die Augen. Auf einmal interessierte ihn sowas, ganz toll. „Mein Name macht mich nicht zu etwas anderem. Du hast mich vorher wie Dreck behandelt, wieso tust du es nicht einfach wieder?“, fragte ich sauer, denn das würde ich nicht lange aushalten. Niemand sollte über mich bestimmen. Er wollte irgendetwas zu mir sagen, entschied sich dann aber offensichtlich um. „Lass uns nicht streiten, Elena. Würdest du bitte mit mir tanzen?“, bat er mich und verbeugte sich leicht vor mir. Er sollte seinen Spott für sich behalten, wie gut er ihn auch mit vorgeschobenem Interesse verstecken konnte. „Nein, danke. Ich werde heute Abend wohl nur einmal tanzen und das nur weil ich dann gezwungen bin“, lehnte ich ab und ging dann an ihm vorbei. „Das wird dann mit mir sein, Elena. Ich bin auch berechtigt zu bieten“, erinnerte er mich und ich blieb kurz stehen. „Das lässt sich dann wohl nicht vermeiden“, meinte ich zähneknirschend und gab ihm einen kühlen Blick. Aber lächelte mich einfach nur an. Es war dieses wunderschöne Lächeln, das mir in seiner Zeit so ein Herzklopfen bereitet hatte. „Du siehst im Übrigen umwerfend aus, Elena.“ Ich hoffte, dass er nicht hörte, wie mein Herz schneller schlug, als ich davon ging, denn ich wollte nicht, dass er wusste, dass mir sein Kompliment etwas bedeutete. Kapitel 47: Nicht so einfach ---------------------------- Kapitel 47: Nicht so einfach „Was immer Du tun kannst oder träumst es zu können, fang damit an.“ (Johann Wolfgang von Goethe) Elijahs Sicht: Ich erkannte Elena, bei meiner Schwester und ihrer anderen Freundin, der Klaus vor kurzem noch hinterher gestellt hatte, Caroline. Elena sah wunderschön aus, mit ihrem gewellten Haar, das locker hochgesteckt war. Es sah so aus, wie vor tausend Jahren, wo es nie so glatt gewesen war, wie jetzt meist. Sie trug ein langes weinrotes Kleid, das sich vorteilhaft an ihren Körper schmiegte und im Nacken zusammen gebunden war. Es legte ihren Rücken in gewisser Weise frei, aber dünne Schnüre verbanden die Seiten. Sie trug weiße dünne Handschuhe dazu und passende Schuhe. Meine Schwester trug dasselbe Kleid, nur in blau und es war offensichtlich, dass die beiden Spaß zusammen hatten. Als ich zu ihnen trat, bemerkte mich meine Schwester sofort, lächelte mich an und ging weg. Verwundert sah Elena ihr hinterher, da sie es wohl nicht verstand. „Elena“, forderte ich ihre Aufmerksamkeit und ihr Herz schlug schneller, als sie sich zu mir umdrehte. Ich wünschte mir, dass es allein wegen ihrer Zuneigung zu mir geschah, doch das konnte ich mir momentan wohl nur einbilden. Ich nahm ihre Hand und küsste sie auf ihren behandschuhten Handrücken und verbeugte mich dabei leicht vor ihr. „Du siehst traumhaft schön aus, Elena“, sagte ich zu ihr und zu meinem erstaunen bildete sich sogar eine zierliche Röte auf ihren Wangen. Es war schön zu wissen, dass meine Anwesenheit sie doch nicht ganz kalt ließ. Sie wich meinen Blick aus, lächelte aber zumindest ein wenig. „Danke“, flüsterte sie und schaute auf unsere Hände, die immer noch miteinander verbunden waren, da ich mich nicht überwinden konnte sie loszulassen. Ich wollte das auch gar nicht. Dennoch entzog sie sich mir und trat auch einen kleinen Schritt von mir zurück, um Abstand zwischen uns zu bringen. Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Wirst du dich auch zum versteigern anbieten?“, fragte sie fröhlich, obwohl ihre Stimme ein wenig heiser dabei klang. Sie wollte sich selbst ablenken. „Würdest du denn für mich bieten?“, antwortete ich mit einer Gegenfrage, denn ich wollte nicht, dass sie ablenkte. Ich wusste, es war nichts worüber sie ernsthaft sprechen wollte und wenn ich das Thema genau anschlagen würde, dann würde sie schnellstmöglich die Flucht ergreifen. Deswegen versuchte ich es mit einer anderen Methode und wenn ich einfach immer wieder Andeutungen machen musste. Sie lächelte schüchtern und sanft, wich dabei meinen Blick aus. „Nein.“ Natürlich würde sie das nicht. „Aber ich hätte gern zu gesehen wie du auf der Bühne stehen würdest und dich dort windest.“ Charmant. Ihr Lächeln war nun wieder ein wenig frecher und ein Glitzern war in ihren Augen zu sehen, was wirklich nur davon zeugen konnte, das sie viel Zeit mit Damon und Kol verbracht hatte. Das machte sie selbstbewusster und schlagfertiger. Ich hatte das Gespräch zwischen Damon und ihr gehört, nebenbei als ich mich mit jemand vom Gründerrat unterhalten hatte. Im Gegensatz zu Nik auch von Anfang an und auch wenn ich es ebenso nicht witzig gefunden hatte, wusste ich, dass es für sie einfach nur ihre Art Humor war, wie ein Spiel. Es traf nicht meinen Geschmack, aber Kol würde sowas auch schaffen. Elena würde stottern, rot anlaufen, immer verlegen sein und sich hilflos fühlen, wenn sie dabei nicht kontern konnte und Damon hätte dann leichtes Spiel mit ihr. So wusste sie sich zu wehren. Leider auch gegen andere und wieder glaubte sie gewonnen zu haben, doch so nicht. Bevor sie sich abwenden konnte, nahm ich ihre Hand in meine, sanft und zog sie zu mir zurück. „Du könntest mit mir tanzen, genau der richtige Zeitpunkt“, schlug ich vor und deutete mit meinen Kopf leicht Richtung Tanzfläche. Der Tanz begann, für diejenigen, die dort oben gestanden hatten und von jemand ersteigert wurde. „Ich tanze heute nur einmal und zwar…“ „…wenn Niklaus deinen Tanz ersteigern wird. Ich weiß. Ich hab zugehört.“ Sie schien geschockt zu sein und wich von mir zurück, zumindest soweit die Länge unserer Arme es zuließ. Dann runzelte sie die Stirn, als ob sie etwas Weiteres erfasst hatte, das ihr nicht gefiel. „Du wirst nicht für mich gegen Niklaus bieten?“, fragte sie, da ihr das komisch vorkam und ich konnte darüber nur lächeln. Sie wusste nichts davon und vielleicht würde es die Sache interessanter machen, das noch eine Weile vor ihr zu verheimlichen, besonders da sie es womöglich gleich wieder als Gegenargument verwenden würde. Ich legte den Kopf ein wenig schief und trat wieder näher an sie heran, damit wir nicht so weit entfernt standen, dass es wie Hass aussah. „Damit verdiene ich doch einen Tanz mit dir, meinst du nicht? Als eine Art Ausgleich. Fair ist fair.“ Grinsend legte ich den Kopf schief und versuchte es auf diesen Weg, der nur auf den ersten Blick logisch und fair erschien. Schon lange hatte ich nicht mehr auf diese Weise mit ihr gesprochen. Ruckartig entzog sie mir ihre Hand. „Nein! Bitte Elijah, kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“, bat sie mich und ihre Stimme klang so flehend, das ich, wenn es ein anderes Thema gewesen wäre, ihr sofort zugestimmt hätte und nachgeben würde. „Wieso machst du es mir so schwer?“, japste sie und ihre Stimme verlor sich. Ich hörte denselben Schmerz darin, den ich ebenfalls die ganze Zeit über spürte. Sanft strich ich ihr mit dem Handrücken über die Wange. „Das ist der Grund warum ich es nicht lassen kann, weil ich denselben Schmerz spüre, wie du auch, Elena. Können wir damit nicht aufhören? Ich will mit dir zusammen sein, wie auch schon früher, wie die gesamte Zeit über“, verriet ich ihr meinen Wunsch. Seitdem ich sie kannte, vor tausend Jahren kennengelernt hatte, war es einzig und allein sie, die ich liebte. Aber das schien sie nicht zu sehen, zu begreifen. Hartnäckig schüttelte sie den Kopf. „Du weißt nicht was du da redest. Du denkst nur weil du mich früher geliebt hast, tust du es noch heute, aber…“ „Nein, kein aber! So ist es wirklich. Ich hab dich nur nicht…“ „…erkannt?“, erriet sie und unterbrach mich wiederrum, wie ich es eben bei ihr getan hatte. Ich wusste, dass es schrecklich für sie war, das ich nicht hatte sehen können, wer sie wirklich war, obwohl ich so viele Hinweise dafür gehabt hatte. Ihr Charakter, ihr Mitgefühl, das war alles dasselbe. Wie sie sich bewegte und lächelte, die kleinen Details in ihrem Verhalten stimmten perfekt überein, sodass es einem eigentlich direkt ins Auge sprang. Es war traurig dass ich es nicht erkannt hatte. Ich wünschte, ich hätte wie Finn nicht einfach an einen Zufall geglaubt und mich so vor der Wahrheit verschlossen. „Du hast es geschafft, Rebekah zu vergeben, das sie es nicht gemerkt hat. Kannst du das dann bei mir nicht auch?“, bat ich sie eindringlich. Ich konnte hören wie sie schluckte und die Tränen regelrecht wegdrückte, der Kampf war nicht zu übersehen. „Kann ich nicht.“ Ihre Stimme war leise und heiser, nur ein Hauchen, ein Flüstern, das zu mir drang. „Ich weiß nicht wieso, aber das ist was anderes. Es ist ein Unterschied zwischen dem Verzeihen ihr gegenüber oder dir.“ Ich konnte es nicht verstehen. Wieso? Wieso fiel es ihr so leichter ihrer Schwester zu vergeben, als mir? Sie waren doch beste Freundinnen, war das nicht genauso schlimm? Elena sah sich um, der dritte Tanz hatte bereits begonnen und die anderen versammelten sich langsam. „Ich muss jetzt los. Lass uns…“ Kurz stockte sie, fing sich dann aber wieder, mit neuer Kraft in der Stimme. „… nicht mehr darüber reden.“ „Später“, verbesserte ich sie, bevor sie wegging. „Nicht nie, Elena.“ Sie hörte es, ging aber dennoch ohne Kommentar. Ich wollte nicht gegen ihren Willen arbeiten, im gleichen Zug hatte ich aber nicht vor, so einfach aufzugeben, besonders da ich wusste, dass auch sie mich liebte. Kapitel 48: Ein Tanz -------------------- Kapitel 48: Ein Tanz „Vergangenes kann man nicht ändern, aber sich kann man ändern: für die Zukunft.“ (Hans Fallada) Niklaus Sicht: Es war interessant zuzusehen, wie Elena versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr es sie störte, dass ich für sie bot. Aber immer wieder konnte ich den Ärger in ihren Augen aufblitzen sehen, besonders als ich dem Theater ein Ende machte und sie ganz einfach für 5000 Dollar ersteigerte. Wahrscheinlich wollte sie mich dafür erwürgen, zumindest sah sie ganz danach aus. Ich fand das Geld nicht der Rede wert und hatte mich extra zurückgehalten, um nicht ganz zu übertreiben, dennoch war es die größte Geldsumme die heute für einen Tanz geboten wurde. Das und die Tatsache, dass ich es war, ärgerten sie wohl. Sie machte auch keinen Hehl daraus, ihre Gefühle für mich zu verbergen, als sie zu mir trat. „Ein Tanz, aber nur weil ich muss und nur damit du es weißt, ich hasse dich!“, fauchte sie mich vollkommen ohne Furcht an. Zumindest war es schon einmal ein gutes Zeichen, das sie keine Angst mehr vor mir hatte, auch nicht in dieser Zeit. Auch wenn sie es nicht zugab, ihr Unterbewusstsein wusste anscheinend, das ich sie zu sehr liebte, um ihr weh zu tun. Es war egal was sie tat oder zu mir sagte, es würde nichts an meinen Gefühlen für sie ändern. „Tust du nicht“, gab ich grinsend zurück. Erst schien sie mich wieder mit ihrem Blicken töten zu wollen, dann aber reichte sie mir ihre Hand, die ich zu gern in meine nahm. Ich küsste ihren Handrücken und lächelte sie freundlich an. Sie seufzte allerdings nur genervt. „Gut, lass uns tanzen“, meinte sie und ich führte sie zur Tanzfläche. Ich sah ihr direkt in die Augen, als ich meine Hand auf ihre Hüfte legte und die anderer mit der ihren verschloss. Charmant lächelte ich sie an. „Wie immer werde ich versuchen deinen Tonfall nicht persönlich zu nehmen.“ Ihr Blick verfinsterte sich auf meine Aussage, doch dann begann die Musik und wir fingen an zu tanzen. Auch wenn es nur so war, unter diesen Umständen, genoss ich es ungemein sie in den Armen zu halten. „Das solltest du aber, denn es ist persönlich! Ich will nicht dass du für mich bietest, mit mir tanzt oder dich sonst irgendwie in meiner Nähe aufhältst. Wieso kannst du das nicht verstehen?“ Ich verstand es. Natürlich, verstand ich das genau. Wäre sie nur das Mädchen aus dieser Zeit, würde ich ihr zumindest diese Art von Frieden gewähren. Doch so war mir das nicht möglich. Sie war damals in der Vergangenheit bei uns gewesen und ob sie es gewollte, beabsichtigt hatte oder vielleicht doch nicht, sie hatte mich dazu gebracht sie zu lieben und das ließ mich einfach nicht los. Es verfolgte mich bis in diese Zeit und bisher hatte ich kein anderes Mädchen gefunden, das mich dazu brachte meine Gefühle für sie überbieten. Jetzt musste das nicht einmal mehr so sein, weil sie lebte! Ihr Herz schlug wie wild und ich hoffte dass es wegen mir war. Wahrscheinlich war auch, dass es wegen der Gefühle war, die in ihr vorgingen. „Ich weiß, das was ich dir angetan habe, ist nichts was man irgendwie verzeihen kann und darum bitte ich auch gar nicht. Du sollst nur wissen, dass ich dir nie weh tun wollte und dass jedes Versprechen von früher heute noch immer gilt. Ich kann dich nicht noch einmal loslassen, das kannst du nicht von mir verlangen. Nicht das. Und ich werde auch nicht aufhören damit dich zu lieben.“ Elena war geschockt und ihr Gesicht hielt sich nur schwer unter Kontrolle. Sie sah aus, als müsste sie womöglich weinen, aber das war vielleicht besser, als die Miene aus Hass. Tränen könnten ihre wahren Gefühle sein. „Was wirst du dann tun?“, fragte sie und ihre Stimme klang so schwach, wie zu dem Zeitpunkt als sie mit Elijah gesprochen hatte. Sie war nicht so stark, wie es immer den Anschein hatte. „Dich nicht mehr verletzen. Für dich da sein. Immer auf dich achten und dich beschützen“, antwortete ich ihr ehrlich und offenbarte ihre meine neuen Absichten. Sie hatte recht, das ich wusste wer sie war, änderte nicht was ich getan hatte, aber es änderte was ich tun würde. Noch viel wichtiger war, es änderte mich. „… und wenn du es zulässt, dich lieben“, vollendete ich das wichtigste und sah ihr dabei in ihre wundervollen braunen Augen. Das Licht im Raum konnten sie nicht wirklich erfassen und durch ihre Trauer erschienen sie dunkler als sonst. Ich mochte es am meisten, wenn sie durch die Sonne Golden wurden. Ich konnte fast spüren, wie sie in meinem Armen schwerer wurde, weil ihr Herz es wohl in diesem Moment wurde. Sie schien mir so verloren. Wieso konnte sie nicht einfach nachgeben? Innerlich schmunzelte ich, weil das eine dumme Frage war, auf die ich die Antwort doch ganz genau wusste. Weil sie Elena war und auch Tatia. Es war egal wie sie hieß, aber sie war dennoch, die wunderbare mitfühlende und starke Elena. Sie war stark und hatte Kraft, aber sie war auch stur und sie hatte Angst verletzt zu werden, noch einmal. Das war verständlich. Deswegen verschloss sie sich vor uns und ließ es nicht zu. Aus all diesen Gründen, die sie ebenso zu den Menschen machten, den ich bereits seit tausend Jahren liebte. Ich ließ sie sich unter meinem Arm drehen und zog sie danach wieder nah zu mir. Sie schwieg, antwortete nicht auf meine Aussage, was dennoch eine Antwort war, eine die natürlich negativ war. Dafür kam sie auf etwas anderes zu sprechen. „Wieso hat Elijah nicht für mich geboten?“, fragte sie. Ah, das war etwas interessantes, davon wusste sie ja nichts. Aus dem Blickwinkel bemerkte ich Elijah, der kaum merklich den Kopf schüttelte und mir so sagte, dass ich es ihr nicht verraten wollte. Hatte ich auch nicht vor. Das könnte im richtigen Moment gewählt ein großer Triumpf sein, jetzt aber wäre es für sie nur eine weitere Kraft, die sie von uns fern hielt. „Hättest du das denn gewollt?“, konterte ich grinsend. Sie verdrehte auf mein Ausweichen hin die Augen, aber wenn sie das konnte, dann ich schon lange. Allerdings schien ihr das Thema leichter zu fallen, als das letztere und das war vielleicht nicht so vorteilhaft. „Es scheint mir so, als wärt ihr euch beide einig. Als ob er dir diesen Tanz überlassen hat“, schlussfolgerte sie aus unserem Verhalten. Meine clevere kleine Elena, wie recht sie nur mit ihrer Vermutung hatte, aber das musste ich nicht zugeben. „Fair wäre es doch jetzt nur, wenn du auch mit ihm tanzen würdest. So als Ausgleich“, griff ich Elijahs Worte von vorhin auf und Elena bemerkte das, weswegen sie die Augen zusammen kniff. Das wir uns gegen sie verbündeten, schien ihr etwas auszumachen. Das Lied endete und ich wusste noch bevor er sprach, wer bei uns war. „Elena, hättest du etwas dagegen, wenn ich meinen Bruder ablöse?“, fragte Elijah sie und lächelnd ließ ich von Elena ab und trat zur Seite. Misstrauisch sah Elena zwischen uns beiden hin und her, fand dann aber anscheinend keinen Anhaltspunkt für unsere Absichten. Sie schien viel zu geschockt zu sein, um sich gegen Elijahs Vorschlag zu wehren, deshalb fand ich das als einen guten Zeitpunkt sie allein zu lassen. Elenas Herz würde auf jedenfall nicht so schnell zur Ruhe kommen. Kapitel 49: Schwerwiegende Entscheidung --------------------------------------- Kapitel 49: Schwerwiegende Entscheidung „Es wird Krieg geben. Stehst du auf der richtigen Seite?“ – „Wenigstens habe ich mich für eine Seite entschieden.“ (X-Men) Carolines Sicht: Nachdem ich endlich meinen langweiligen Tanzpartner losgeworden war, machte ich mich auf dem Weg zur Bar. Ich vermisste Tyler so sehr und hoffte, dass er bald wieder bei mir war. Zumindest war ich Klaus jetzt los, der um einiges glücklicher zu sein schien, dass er Elena oder Tatia wiederhatte. Oder eben wusste, dass sie es einfach war. Er konnte glauben und sagen was er wollte, aber mich hatte er nicht im Entferntesten so angesehen wie sie und wenn er bei ihr war, dann wirkte er… menschlich. Ich konnte mich sogar für ihn freuen, wenn ich alles andere ausblendete, was er getan hatte. Bevor ich zur Bar kam, entdeckte ich Bonnie und ging zu ihr, um mit ihr zu reden, was ich schon lange tun wollte. „Bonnie, es gibt etwas worüber wir reden müssen.“ Überrascht und dann auch gleich wütend sah sie mich an. „Du musst dich bei Elena entschuldigen. Sie ist traurig wegen dem was zwischen euch geschehen ist.“ Elena war gut darin, anderen nicht zu zeigen, wie sie sich wirklich fühlte und sie kümmerte sich lieber um die Probleme der anderen, als um ihre eigenen. Das machte ihren guten Geist aus. „Das scheint mir aber nicht so!“, zischte sie bissig und deutete dabei auf die Tanzfläche. Elena war dort zusammen mit Elijah und sie lächelte sogar zwischenzeitlich. Es war schön, die beiden so zusammen zu sehen, die beiden hatten was harmonisches, wenn sie beieinander waren. „Vorher hat sie mit Klaus getanzt! Mit Klaus!“ Ich runzelte die Stirn, weil sie den Grund dafür doch eindeutig mitbekommen haben musste. „Findest du nicht, dass du reichlich ungerecht zu ihr bist? Sie hat mit ihm getanzt, weil er ihren Tanz ersteigert hatte und sie war deswegen sehr wütend auf ihn.“ Natürlich war ebenso wohl ein Grund dafür, dass sie ihre Gefühle für ihn verleugnen wollte, wie es nun einmal nur Elena konnte. „Sie hätte sich weigern können!“ Verständnislos sah ich meine beste Freundin an, die in Rage zu sein schien. „Bonnie!“, japste ich. „Du weißt doch, dass das lächerlich ist, oder?“ Aber ich war mir da bei ihr nicht mehr so sicher. Wütend besah sie mich. „Das was du zu Elena gesagt hast, das hab ich gehört und Bonnie, das war wirklich nicht nett oder überhaupt fair von dir! Elena tut wirklich nichts Falsches und wenn du dir ihre Geschichte anhören würdest, dann würdest du sie auch verstehen!“, versuchte ich sie zu überreden. Jetzt verstand ich auch, warum Elena solche Angst gehabt hatte es ihr zu sagen. Eigentlich konnte man Bonnies Reaktion darauf schon erahnen, wenn man sie kannte. Kalt betrachtete mich Bonnie, meine beste Freundin, sodass es mir das Herz zusammenzog. „Ich will mir ihre Geschichte nicht anhören, in der sie alles überdacht hat, nur weil sie eine andere Seite von ihnen kennengelernt hat. Sie sind Vampire, Caroline! Unsere Feinde!“ Erschrocken wich ich aufgrund ihrer Stimmlage zurück, denn ich konnte ebenso nicht glauben, was sie gesagt hatte. „Ich bin ebenfalls ein Vampir, Bonnie. Hast du das vergessen?“, fragte ich niedergeschlagen, weil sie gerade keine Nachsicht, sondern nur Hass demgegenüber zeigte, was ich war. „Ja, und jetzt stellt sich die Frage, auf welcher Seite du bist!“ Ungläubig sah ich meine beste Freundin an, die mir auf einmal so fremd vorkam und voller Hass vergiftet zu sein schien. „Welche Seite? Es gibt keine Seiten, Bonnie!“, versuchte ich ihr zu sagen. „Wir sind doch alle Freundinnen.“ Zumindest war es bisher immer so gewesen. Bonnie, Elena und ich. Nun gut, Elena hatte ihre beste Freundin jetzt in Rebekah gefunden, aber das war eigentlich nur fair, da Bonnie und ich beste Freundinnen waren. „Nein, Elena ist nicht mehr meine Freundin und wenn du das anders siehst, denkst dass es in Ordnung ist mit Urvampiren und Damon herumzuhängen, als wäre nichts zwischen uns geschehen, dann…“ „Dann was?“, fragte ich härter als beabsichtigt, doch das interessierte mich jetzt schon. Was dachte sie darüber? Was dachte sie über mich? „Dann bin ich auch nicht besser als sie, ein Monster?“, wiederholte ich das, was sie Elena an den Kopf geworfen hatte und was unter der Gürtellinie gewesen war. Kalt erwiderte ich ihren Blick. „Nur falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, auch ich bin ein Vampir, die du so gern als Monster beschimpft!“, erinnerte ich sie. Was war nur mit Bonnie los? Hatte sie vollkommen den Verstand verloren? Ihr Blick wurde kälter und auch noch verachtend. „Dann hast du dich also entschieden.“ Geschockt, sah ich meiner besten Freundin hinterher, wie sie sich umdrehte und davon ging und auch ohne dass es ausgesprochen wurde, verstand ich es. Wir waren keine besten Freunde mehr, wir waren nicht einmal mehr normale Freunde, keine Verbündeten. Es fühlte sich wie Abschied an und jetzt wusste ich, wie Elena sich wegen dieser Abweisung, dem Verlust gefühlt haben musste. Wir spalteten uns und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte. Wie betäubt ging ich zur Bar und bestellte mir dort einen Drink, musste irgendwie verarbeiten, was gerade geschehen war. Aber jetzt hatte ich keine beste Freundin mehr. Bonnie war gegen mich und es gab offensichtlich nichts, was ich dagegen hätte tun können. Ich spürte wie sich jemand neben mich setzte, doch es störte mich weder, noch konnte ich mich darüber freuen. Eigentlich, das sowieso nicht. Er sagte nichts, aber ich wusste, dass er alles gehört hatte. „Scheint so, als bräuchte ich eine neue beste Freundin“, meinte ich und wusste, dass das ein lächerlicher Gedanke war. Man konnte seine beste Freundin nicht einfach mit einer anderen ersetzten. Bonnie hatte sich von mir abgewandt, nein sich sogar gegen mich gestellt, gegen uns alle, wie es schien. „Du hast doch noch andere Freunde. Ich meine, wenn man mal so darüber nachdenkt, dann mögen dich die Leute, im Gegensatz zu mir. Einfach weil du der Mensch bist, der du bist, um deiner Selbstwillen.“ Ich konnte mir ein Lächeln wegen seiner Worte nicht verkneifen. Jetzt wo es kein Kommentar war, um mich rumzukriegen, klang es sogar richtig aufbauend. „Du bist ein guter Mensch, Caroline. Wer das nicht sehen kann, der hat selbst schuld. Das ich dich mag oder bewundere, hat nicht abgenommen, du bist immer noch ein toller Mensch oder Vampir.“ Die letzten Worte sagte er grinsend und ich schaffte es fast zu lachen. Fast. Es tat einfach noch viel zu sehr, aber das hier lenkte ab, egal wie absurd dieses Gespräch war oder die Person, mit der ich es führte. „Es scheint dir nichts auszumachen, das Elena mit deinem Bruder tanzt. Müsstest du nicht an die Decke gehen?“ Bei Damon würde das ganz sicher passieren, da war ich mir sicher. Er schien mir wie ein Eifersüchtiger Typ zu sein. „Ah, nicht bei den beiden. Wenn es Damon wäre…“, bestätigte er meine Vermutung. Dennoch erklärte es noch lange nicht, warum er nichts gegen Elijah hatte. „Du wusstest, wer sie ist und was mir das bedeuten würde und hast nichts gesagt.“ Ich zuckte mit den Schultern. Seine Stimme klang bei seinem Worten weder anklagend, noch irgendwie positiv, eher ganz Sachlich, weswegen ich nur auf den Inhalt reagieren konnte. „Du hast mich auf jegliche Weise abserviert und gleichzeitig auf sie aufmerksam gemacht.“ Stimmt, das hatte ich getan. „Hätte nicht gedacht, das du so lang brauchst, um es zu verstehen. Du solltest mir dankbar sein, das ich das alles getan hab, stell dir jetzt den Konflikt und die Schuldgefühle vor, die du hättest, wenn ich nachgegeben hätte.“ Ich wäre die Leidtragende, er und auch Elena. Natürlich hätte er sich für sie entschieden, sie war seine wahre Liebe und Elena wäre verletzt, auch wenn sie es nicht zugeben würde. „Ich bin dir dankbar“, antwortete er zu meiner Überraschung und ich sah ihm in die Augen. So wirklich konnte ich seine Worte nicht glauben, aber er strahlte nur Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit aus. „Danke, dass du nichts mit mir angefangen hast.“ Ich kicherte über seine Wortwahl, konnte nicht anders, aufgrund all der bescheuerten Gefühle in meinem Körper und das klang einfach so witzig. „Ich sag es dir gern noch einmal, du hättest sowieso keine Chance gehabt. Ich liebe Tyler, du erinnerst dich?“, fragte ich nach und er schmunzelte leicht. „Dann hoff ich für dich, dass er bald zurück kommt“, meinte er und hielt mir sein Glas hin, mit dem ich zögernd anstieß. „Das hoff ich auch“, stimmte ich leise zu. „Das hoff ich auch.“ Kapitel 50: Das Ende des Tages ------------------------------ Kapitel 50: Das Ende des Tages Elenas Sicht: Immer noch etwas schockiert tanzte ich nun mit Elijah, da ich mich irgendwie nicht dagegen hatte wehren können. Mein Körper bewegte sich irgendwie auch nur von allein. „Weißt du eigentlich, dass dir diese Farbe steht? Weinrot passt sehr gut zu dir, aber auch grün“, erzählte er mir und ich brauchte eine Weile, bis ich begriff, was er da redete. Verwirrt runzelte ich dir Stirn. „Flirtest du etwa mit mir?“, fragte ich nach, weil es mir auf einmal so vorkam und ich konnte mir ein Lächeln, wegen meiner Annahme nicht verkneifen. Zumindest war das mehr, als nur ein einfaches Kompliment und er hatte mir heute bereits eines gemacht. „Natürlich, Elena“, stimmte er mir zu meiner Überraschung zu. „Das tu ich schon die ganze Zeit. Wie würdest du es sonst nennen?“, fragte er mich interessiert. Er flirtete mit mir? Schon die ganze Zeit? „Ich weiß nicht, Austausch allgemeiner Höflichkeiten?“, fragte ich nach, weil das für mich eine bessere Beschreibung für unsere Handlungen war. Für einen kurzen Augenblick verzog Elijah das Gesicht, wie ich es noch nie gesehen hatte. „Au“, meinte er knapp und mein Herz schlug deswegen schneller. Hatte ich ihn verletzt? Das wollte ich nicht. Aber bisher war mir das nicht anders vorgekommen, dass das mehr zwischen uns sein sollte, zumindest von seinen Absichten her gesehen. „Ja, Elena, ich flirte mit dir“, bestätigte er es mir in meiner Wortwahl. „Falls du es auch noch nicht weißt, ich möchte das wir zusammen kommen.“ Diese einfache Aussage, dieses Geständnis traf mich wie ein Blitz und die Erkenntnis machte sich in meinen Körper breit. Dass er es vielleicht doch ernst meinte. Aber es schien mir so unglaubwürdig, wie eine verlorene Hoffnung. Ich versuchte mich zu beruhigen und etwas zu suchen, mit dem ich kontern konnte, ohne etwas von mir preis zu geben. Deswegen runzelte ich die Stirn. „Ist das nicht ein wenig forsch und aufdringlich?“, fragte ich nach. Ich kannte es nicht von ihm, das er so eine direkte Aussage machte. Außer damals, als er mir einen Heiratsantrag gemacht hatte, aber das war schließlich auch tausend Jahre her. „Das wäre es, wenn ich dich bitten würde mich zu heiraten.“ Mir klappte der Mund auf, aber ich konnte nichts sagen, da er schneller war und mir zuvor kam. „Aber das tu ich nicht. Eine Ausnahme wäre natürlich, wenn die Chance bestehen würde das du ja sagst.“ Ungläubig sah ich ihn an, auf Grund der Worte die er wählte, wohl gewählt, denn so war es immer, dennoch ganz anders, als ich es gewohnt war. Elijah war zurückhaltend und seine Absichten undurchsichtig, doch hier legte er sie mir ganz offen da. „Würde ich nicht“, meinte ich schwach. Aber meine Stimme war noch umso schwächer, weil das wirklich ein dummer Konter war. Dafür würde ich null von fünf Punkten bekommen. „Ich weiß, Elena. Deswegen tanzen wir ja auch nur.“ Erst jetzt nahm ich seinen Körper bewusst an meinem war. Seine Hand, die mit meiner verschlungen war, seine andere Hand, die höflich über meiner Taille lag und dieser Minimale Körperkontakt ließ mich auf einmal brennen. Es war so warm, nein nicht warm, das war keine Beschreibung, es war heiß. Unsagbar heiß und ich konnte mich nicht einfach daraus befreien. Jetzt schlug mein Herz verräterisch und war wie eine Leuchtreklame, die meine Gefühle für ihn preis gab. Bewusst nahm ich jede Bewegung war, ließ mich von ihm führen, tauchte unter seinem Arm hindurch, bevor wir uns wieder zusammen bewegten, wie im Einklang. Mein Blick wechselte zwischen dem Boden und seinen Augen. Sein Blick ließ meinen ganzen Körper erzittern und ich fragte mich, ob er meine Gänsehaut bemerkte, mein höher schlagendes Herz. Aber dann schellte ich mich als Dumme, denn natürlich konnte er das, schließlich war er ein Vampir, ein Urvampir mit hervorragenden Sinnen, die alles mitbekamen. Als die Musik endete ließ ich ihn wie betäubt los und konnte mich nicht gegen einen Blick in seine Augen wehren. Wahrscheinlich standen wir noch eine ganze Weile einfach so da, bevor ich langsam ging. Ich rannte nicht weg, so wie ich es sonst tat, aber ich ging nach draußen und holte tief Luft, um besser atmen zu können. Die kalte Luft konnte mir wegen meiner inneren Hitze wirklich nichts anhaben und um mich war Stille, die Geräusche zogen einfach an mir vorbei. Ich fühlte mich als wäre ich taub und dafür wirkte jedes andere Gefühle umso stärker auf mich ein. Die Kälte von außen, die Hitze von innen, die Bilder von mir und Elijah, wie wir tanzten und seine Berührungen kippelten noch immer auf meiner Haut, drangen in mein innerstes hinein. Ich konnte allein nur daran denken, an seinen Blick und dann wusste ich es auf einmal. Das wogegen ich mich so lange gewehrt hatte, schien auf einmal so klar zu sein. Die Trübung, die ich tatsächlich gehabt hatte, war aus meinem Blick verschwunden und dann konnte ich es auf einmal sehen. Elijah liebte mich. Er liebte mich noch immer, nach all diesen Jahren, nach tausend Jahren. Dann fiel mir Niklaus Blick ein, seine Worte und wenn ich mir eingestehen musste, das Elijah mich liebte, dann wusste ich, wenn ich es verglich, das auch er mich liebte. Mit ungetrübtem Blick, musste ich feststellen, das Elijah und Niklaus mich liebten und ich wusste, dass ich sie liebte. Das war verrückt, aber diese Erkenntnis ließ sich einfach nicht mehr wegwaschen. Ich wusste es und wenn ich es nicht mehr leugnen konnte, was sagte das dann über mich aus? Zu was bewegte mich diese Erkenntnis? Nein, das konnte mich nur in einen Abgrund werfen. Einen schrecklichen großen langen Abgrund, der tief war, unsagbar tief. Wie sollte ich das nur verkraften, damit umgehen? Auf einmal ergriff eine tiefe Sehnsucht von mir besitzt, das ich nach Hause gehen wollte, mich ins Bett legen und dort schlafen wollte. Ohne zurückzugehen oder meine Jacke zu holen ging ich ganz einfach, auch wenn ich wusste, dass es sehr weit werden würde. Aber das war mir egal. Ob ich mit dem Auto fahren würde, eine Jacke anhatte oder in Begleitung war, das war vollkommen irrelevant. Denn nichts würde mich davor schützen, bewahren, mich mit diesen Gedanken auseinanderzusetzen, wie sehr ich das auch wollte. Das konnte keiner mehr von mir nehmen und niemand konnte mich davor bewahren. Unmöglich. Die Zeit zog ohne Belang an mir vorbei und irgendwann war ich Zuhause, zumindest das, an dem ich aufgewachsen war. Jetzt war mein Zuhause… irgendwie verschwommen. Vielleicht einfach nur bei den Menschen, die ich liebte, doch diese waren breit gefächert. Tief durchatmend ging ich darauf zu und wünschte mir nur noch mein Bett. Einfach das Ende für diesen ereignisreichen und gefühlchaosmäßigen Tag. „Zitate sind das, was kluge Menschen einmal verfasst haben und wir selbst nicht besser ausdrücken können. Aber manchmal gibt es keine Worte, die einen Augenblick oder einen Tag zusammen fassen können. Manchmal, da hört ein Tag einfach auf.“ (RoseAkaShi) „Hallo, Elena. Hast du mich vermisst?“, hörte ich eine Stimme, die mein Herz stehen ließ. Auf nicht positive Weise. Geschockt drehte ich mich herum und sah angsterfüllt in Stefans Gesicht. Sein Lächeln wirkte auf einmal so grausam, wie ich es noch nie gesehen hatte und mein Herz schlug schneller als je zuvor. Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Angst gehabt, nicht einmal bei der Opferung. Aber da stand er, der Mann, der Vampir, den ich einst geliebt hatte und ich wusste, dass ich keine Chance hatte zur Tür zu gelangen. Die war einfach zu weit weg. „Ich denke wir sollten keine Worte verschwenden, meinst du nicht?“ Im nächsten Moment schrie ich, denn der Schmerz in meinem Hals war einfach nur unbeschreiblich und dann erstickte mein Schrei. Seine Hand hielt mir den Mund zu und Tränen flossen über mein Gesicht. So hatte ich mir das Ende dieses Tages, meines letzten Tages, niemals vorgestellt. Epilog: Nicht allein -------------------- Epilog: Nicht allein Ich strecke meine Hände aus und jeder von ihnen ergreift eine Ich kann mich fallen lassen und jemand wird mich auffangen Ich kann lieben und jemand wird mich zurück lieben Ich kann hassen und es gibt einen Feind, der das erwidert Ich bin nicht allein auf dieser Welt Das war ich nie Ich hab hier einen Platz Das war immer so Ich vergieße bittere Tränen und jemand wird mich in den Arm nehmen Ich brauche nur zu lachen und jemand wird mit einfallen Ich drehe mich im Kreis und jemand tanzt mit mir zusammen Ich laufe los und jemand läuft mir hinterher Ich bin nicht allein auf dieser Welt Das war ich nie Ich hab hier einen Platz Das war immer so Ich lebe und es gibt welche die das freut Ich werde sterben und Tränen werden meinetwegen vergossen Ich bin nicht allein Niemals Ich bin hier Ich lebe Ich habe dieses Recht zu leben, zu lieben, wen ich will Ich bin nicht allein Niemals Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)