Without Emotion von Raila (Kenn ich mich selbst?) ================================================================================ Prolog: -------- Vorwort Laut tosend galoppierte ich durch die Steppe. Sirrend trafen die Pfeile meine Nebenmänner und rissen sie zu Boden. Eins, zwei….immer wieder fielen Tote mit einem lauten Schmerzensschrei zu Boden, meine Begleiter, meine Freunde. Jeder Schrei zerriss mir schier das Herz, doch ich durfte nicht halten. Immer weiter trieb ich mein Pferd zur Eile an. Ich durfte nicht sterben, nicht hier, nicht jetzt. Das Bild von Katherina drängte sich mir vor die Augen, ihr wunderschönes Lächeln auf den Lippen, sie wartete auf mich, ich durfte jetzt nicht schlapp machen. Katherina ich komme…… Ein Pfeil bohrte sich in meine linke Schulter und riss mich fast zu Boden, doch angestrengt hielt ich mich weiter im Sattel und hielt den Blick starr nach vorn gerichtete. Dorthin wo meine Heimat war, wo ich sicher war und wo Katherina auf mich warten würde. Ich spürte wie mir das warme Blut in Strömen über die Schulter lief, doch ich beachtete es gar nicht, ich durfte es nicht beachten es würde mich nur ablenken. Mehr und mehr schwand mein Bewusstsein, doch noch immer hielt ich mich verkrampft im Sattel, alles verschwamm vor meinen Augen. Nicht aufgeben, es ist nicht mehr weit. Mein Atem ging stoßweise und mit aller letzter Kraft ritt ich durch die rettenden Tore. Polternd schlossen sich die großen Tore hinter mir und erschöpft ließ ich mich zur Seite kippen. Ich konnte nichts mehr sehen, außer Katherinas Gesicht, ich war in Sicherheit, ich war bei ihr. Unsanft kam ich auf dem Boden auf und verlor mein Bewusstsein. Katherina…. Kapitel 1: Schlachtfeld ----------------------- Ewige Treue hatte ich ihr geschworen, Schutz und Sicherheit, dass ich niemals ihre Seite verlassen würde. Doch nun musste ich in den Krieg ziehen und Katherina, meine geliebte Katherina musste ich zurücklassen. Es war gerade mal ein Halbes Jahr her dass wir uns Beide das Ja-Wort gaben, und dann kam dieser Brief. Jeder wurde in den Krieg gezogen, es wurde heikel an den Fronten und das Königreich hatte keine Wahl als ihre letzten Reserven in den Kampf zu schicken. Ich kannte diese Strategie nur zu gut, denn ich war es der sie vor etlichen Jahren entwickelt hatte, damals als ich noch Kommandant meiner eigenen Truppe war. Fünf Jahre musste es bereits her sein, als ich das letzte mal ein Schlachtfeld betreten hatte, dass brachte mir zwar einen Vorteil, aber vor dem Tod würde es mich trotzdem nicht bewahren. Jeder setzte seine Hoffnungen in mich, glaubte an mich und dachte ich wäre furchtlos vor dem bevorstehenden Kampf. Doch die Wahrheit war, gerade weil ich das Schlachtfeld nur zu gut kannte hatte ich vermutlich die größte Angst von allen. Jeder der zum Kampf berufen wurde prahlte damit, dass er bald ein siegreicher Held sein würde, doch keiner wusste nur im geringsten was einen erwarten würde. Es gab keinen Ruhm oder Sieg auf dem Schlachtfeld, sondern nur Tod, Schrecken und Angst. Es war Sommer als ich den Brief bekam und Katherina und ich saßen in unserem Garten. Sie war schwanger, bereits im dritten Monat und gerade sang sie unserem Kleinen ein Schlaflied. Ein Bote kam mit einem versiegelten Brief auf mich zu er entschuldigte sich für die Störung, reichte mir den Umschlag und verschwand sogleich wieder. Bereits als ich das Siegel des Königs sah wusste ich worum es ging. Die vordersten Fronten waren gefallen und es mussten dringend neue Männer her. Auch wenn ich wusste was in diesem Brief stand, wollte ich es einfach nicht wahrhaben. Mit zitternden Händen hatte ich den Brief geöffnet und bereits bei den ersten Zeilen war mir fast das Herz stehen geblieben: Geehrter Kommandant Dust, es ist eine Schande hiermit bekennen zu müssen, dass unsere Truppen gefallen sind und wir keine weiteren Truppen haben um diese in den Kampf zu schicken. Daher müssen wir jeden Mann aus dem umliegenden Städten auffordern dem Kriegsdienst Folge zu leisten und innerhalb der nächsten Woche, zu unseren Stützpunkten im Süden und im Westen zu reiten. Wir entschuldigen uns Aufrecht Sie zu Rate ziehen zu müssen, doch bleibt uns keine andere Wahl, da wir einen Mann brauchen der die neuen Truppen befehligt. Hochachtungsvoll König Wilhelm der VI Es war ein sehr persönlicher Brief gewesen, König Wilhelm und ich kannten uns gut und daher war ich vermutlich auch der Einzige der genau wusste warum er in den Krieg ziehen musste. Und dennoch, ich hatte so furchtbare Angst, Angst zu sterben, Angst Katherina nie wieder sehen zu können und Angst niemals das Gesicht meines kleinen Kindes vor den Augen haben zu dürfen. Wir groß meine Angst doch damals war, sofort hatte Katherina gemerkt dass etwas nicht stimmte und mir über die Schulterblickend den Brief gelesen. Schockiert hatte sie mich angesehen, doch ich war einfach nicht in der Lage gewesen sie auch nur irgendwie zu beruhigen. Auch sie hatte furchtbare Angst. Wie lange war dass alles jetzt her gewesen? Ich hatte vergessen die Tage zu zählen, waren es 10? Oder doch 20? Ich wusste es nicht mehr, jeden Tag tat ich dass gleiche, kämpfte um mein überleben und um dass anderer. Doch wofür? Ich wusste es nicht mehr. Wofür kämpfte ich eigentlich? Warum hörte es nicht auf? Katherina, ich konnte mich nicht mehr erinnern wie sie aussah, alles was ich noch sah war Tod und Schmerz. Warum lebte ich noch? Warum konnte ich nicht auch einfach sterben? Ich war so müde. Jeden Tag zog ich erneut ins Feld und schlug abertausende von Menschen nieder ohne auch nur zu wissen ob sie überhaupt schlechte Menschen waren. Hatten sie Familie? Waren sie einfach nur Menschen? Warum tötete ich all diese Menschen? Ich war nicht mehr als eine Tötungsmaschine ohne Verstand und ohne Herz, wurde mir ein Befehl aufgetragen so füllte ich ihn aus. Doch ich wusste nicht mehr wofür. Wie lange war es her dass ich zum letzten Mal einen Brief von Katherina bekommen hatte? Ich hatte aufgehört zu zählen, es tat zu weh. Hatte sie mich vielleicht vergessen? Nicht daran denken, gar nicht denken nur handeln. Was tat ich hier draußen nur? Wann hatte ich zum letzten Mal eine richtige Mahlzeit zu mir genommen? Meine Magen schwieg, er wusste nichts, er wusste genauso wie ich gar nichts. Täglich das selbe, Messerhiebe, parieren, Pfeilen ausweichen und Männern Befehle erteilen, immer und immer wieder. Wie lange noch? Wann war es zu Ende? Ich wusste es nicht. Ewigkeit um Ewigkeit schien zu verstreichen ohne dass sich was änderte, noch immer kämpften wir und täglichen starben abertausende von unseren eigenen Männern. Jungen, Männer, Alte es störte nicht sie waren nichts als weitere Opfer die dem Krieg zu verdanken waren. Überall lagen Leichen, es stank, doch niemand bemühte sich die Toten zu begraben. Wofür auch? Nur kämpfen, nicht denken, nur tun, einfach hinüber, versuchen zu überleben. Doch wofür? Warum überleben? Mein Kopf war leer, ich durfte nicht sterben, warum wusste ich selbst nicht. Einfach über die Leichen hinweg, sie sind Tod, sie spüren nichts mehr. Doch warum? Ich verstand einfach nicht warum. Alles um mich herum war tot und ich kämpfte noch immer weiter wie eine Tötungsmaschine mit dem Befehl zu töten. So viele um mich herum. Sind alles Feinde? Es ist egal, jeder der mir zu nahe steht wird getötet. Nicht denken, nur handeln, es ist alles egal. Wann hab ich das letzte Mal geschlafen? War es vor wenigen Minuten? Oder doch schon vor mehreren Tagen? Ich wusste es nicht mehr. Es war auch egal, alles was zählte war das Überleben. Einfach weiter kämpfen, nicht nachdenken, nicht hinterfragen, nur töten. Kapitel 2: Erinnerung --------------------- Erinnerung Ich erinnerte mich noch genau daran wie mein erstes Treffen mit Katherina war, sie war so schön wie eine gerade erst erblühte Blume und war von vielen Verehrern umgeben gewesen. Lächelnd hatte sie sich mit jedem Einzelnen unterhalten, doch jeden von ihnen entschuldigend abgelehnt. „Es tut mir Leid edler Herr, aber ich denke nicht ich bin die Richtige für Sie.“ Sagte sie jedes Mal aufs Neue und entschuldigte sich immer und immer wieder. Anfangs stand ich einfach nur da und beobachtete sie, ihr Wesen faszinierte mich und fesselte mein ganzes sein, von einem Augenblick zum anderen gab es für mich nichts mehr außer sie. Ich konnte nicht mehr essen nicht mehr umher gehen ohne überall ihr Gesicht zu sehen, zuerst dachte ich, dass ich verrückt werden würde, aber nach und nach begriff ich dass ich mich verliebt hatte. Was war ich nur für ein Narr. Ich war so abhängig wie ein Kleinkind von seiner Mutter. Doch alles was ich tat war Katherina aus der Ferne zu betrachten und mir die unglaublichsten Momente vorzustellen, in denen ich zu ihr ging und ihr einfach meine Liebe gestand. Aber ich war viel zu feige um ihr tatsächlich gegenüberzustehen und zu sagen was ich fühlte. Wie jung wir doch waren und wie naiv. Damals wusste ich noch nicht dass auch Katherina mich bemerkt hatte und jedes Mal beobachtete. Wie zwei schüchterne Kinder mieden wir es den anderen direkt anzusehen und umschlichen uns immer und wieder. Und dann kam der Tag an dem ich von Katherinas Vater, dem Kardinal, ins Anwesen eingeladen wurde. Wie aufgeregt ich doch gewesen war, mir schlug das Herz bis zum Hals, als ich das Haus betrat und Katherina neben ihrem Vater stehen sah. Ihre Augen funkelten wie zwei wundervolle Saphire und ihr braunes Haar lag in geschwungenen Locken über ihren Schultern. Für einige Augenblicke stand ich einfach nur da und sah sie atemlos an, dann fing ich mich wieder verbeugte mich leicht und küsste sanft ihre Hand. Es gab für mich in diesem Augenblick nur sie und mich. Ich vergaß vollkommen wo ich war und dass auch noch der Kardinal anwesend war. Erst als dieser sich räusperte wurde ich aus meiner Trance gerissen und wand mich entschuldigend an ihn. Auch vor ihm verbeugte ich mich und bedankte mich aufrichtig für die Einladung. Doch der Kardinal hob nur lächelnd die Hand, deutete mir dass ich mich nicht zu verbeugen brauchte und legte mir eine Hand auf die Schulter. Wie groß meine Ehrfurcht doch vor diesem wunderbaren Mann gewesen war. Erstaunt erhob ich mich damals und sah dem gutmütigen, alten Mann in die Augen. „Ich habe sie nicht ohne Grund eingeladen Kommandant Dust. Um genau zu sein wollte ich mit ihnen über meine geliebte Tochter Katherina reden.“ Sagte er und erweckte sofort meine Neugierde. Es folgte eine kurze Pause ehe der Kardinal weiter sprach. „Ich habe beobachtete wie sowohl Ihr als auch meine Tochter einander anseht und ich würde mich freuen, Sie als den einzigen Verehrer meiner Tochter zu haben und vielleicht eines Tages auf eine Hochzeit zu hoffen.“ Mir blieb fast das Herz stehen und Katherina schien es ähnlich zu gehen. Sofort lief sie etwas rot an und senkte den Blick. Etwas verlegen beugte ich leicht den Kopf „Es wäre mir eine Ehre Ihre Tochter umwerben zu dürfen.“ Erwiderte ich lächelnd und freudig schlug mir der Kardinal auf den Rücken. „Nun denn halt dich ran mein Junge, ich bin auch nicht mehr der jüngste und würde gern noch eines meiner Enkelkinder zu Gesicht bekommen.“ Sagte der Kardinal lachend und war bereits dabei den Saal zu verlassen. Etwas überrascht sah ich ihm nach und war noch einige Momente vollkommen perplex, doch dann wand ich mich endlich der bezaubernden Katherina zu, die noch immer mit gesenkten Kopf dastand und noch röter geworden war. Mit einem leichten Schmunzeln ging ich auf sie zu und blieb nur wenige Zentimeter vor ihr stehen. Zögernd hob ich meine Hand legte sie an ihr Kinn und hob sanft ihr Gesicht an bis ich in ihre saphirfarbenen Augen sehen konnte. Lächelnd sah ich sie an „Eure Augen sind wirklich wunderschön, ich habe noch nie so tiefblickende Augen wie eure gesehen. Bitte verzeiht wenn ich Ihnen zu nahe getreten bin, aber ich konnte einfach nicht umher in diese wundervollen Augen zu sehen.“ Sagte ich sanft und verbeugte mich erneut leicht vor ihr. Noch immer verlegen sah mich Katherina an und lächelte sanft. Sie hatte überhaupt das bezauberndste Lächeln dass ich kannte. „Nein ihr seid mir keineswegs zu nahe getreten Kommandant Dust, ich entschuldige mich für meine Zurückhaltung, aber die Wahrheit ist ich weiß nicht sonderlich gut mit Verehrern umzugehen.“ Erwiderte Katherina entschuldigend und strich sich nervös eine Haarsträhne hinters Ohr. Lächelnd richtete ich mich wieder auf und sah ihr tief in die Augen. Ihre Stimme klang noch bezaubernder wenn man sie von nahmen war nahm. „Ich glaube Sie wissen sehr gut mit Verehrern umzugehen, ich habe beobachtet wie Ihr euch mit einigen unterhalten habt. Und daher freut es mich umso mehr mich mit Ihnen persönlich unterhalten zu können.“ Sagte ich leise und konnte einfach nicht anders als meine Hand auszustrecken und sanft die Haarsträhne die sie sich hinters Ohr gestrichen hatte, wieder hervor zu streichen. „Ihr seht sehr viel hübscher aus wenn ihr die Haare so tragt. Dürfte ich sie vielleicht in den Garten begleiten?“ fragte ich sanft und hoffte ich war nicht zu weit damit gegangen als ich ihr Haar berührt hatte. Doch Katherina wurde nur erneut rot sah verlegen zur Seite und nickte leicht. „Sicher es wäre mir eine Freude.“ Sagte sie leise und ergriff dann meinen Arm. Für eine Weile gingen wir einfach schweigend nebeneinander her und wussten einfach nicht was wir sagen sollten. Dann entdeckte ich ein Piano auf einer leicht erhöhten Plattform und sah Katherina Lächelnd an. „Würde Sie gerne hören wollen wie ich spiele?“ fragte ich höflich und deutet leicht mit dem Kopf hinüber zu dem Klavier. Freudig nickte Katherina und gemeinsam gingen wir hinüber. Zu meinem großen Glück war ich ein begnadeter Pianospieler und schon gleich war der Saal mit einer wundervollen und komplexen Melodie gefüllt. Katherina saß mit geschlossenen Augen neben mir und lächelte verträumt. Ich fragte mich was sie dachte und musterte sie lächelnd. Wie sie wohl von mir dachte? Ob sie weiß wie ich über sie denke? Tausende Fragen spuckten in meinem Kopf umher und ohne genau darüber nachzudenken, beugte ich mich leicht zu ihr und hauchte einen sanften Kuss auf ihre Lippen. Überrascht sah Katherina mich an, wurde erneut rot und legte die Finger an ihre Lippen. „Verzeiht, dass hätte ich nicht tun sollen.“ Entschuldigte ich mich sofort und unterbrach mein Spiel. Ich senkte den Kopf und schloss meine Augen. In diesem Augenblick hatte ich furchtbare Angst Katherina würde mir nicht verzeihen was ich getan hatte, aber zu meiner großen Überraschung spürte ich ihre zarte Hand an meiner Wange und öffnete leicht die Augen. Sie lächelte mich einfach nur an und näherte ihr Gesicht dem meinen langsam. Ein erleichtertes Lächeln huschte über meine Lippen, ehe ihre Lippen erneut auf meine trafen, doch diesmal länger als zuvor. Es war mein erster und zugleich schönster Tag mit Katherina auf denen noch viele andere folgten, doch nicht einer von ihnen konnte den ersten übertrumpfen, denn nichts ist schöner als das erste mal eine erwiderte Liebe zu spüren und zum ersten mal die Lippen seiner geliebten zu berühren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)