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Der Dämon

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
hi leutz ☺

tut mir wirklich leid, das es so lange gedauert hat. ich werd jetzt regelmässiger schreiben versprochen.
war die letzten wochen eingesperrt. im knast.
na - fühlte sich jedenfalls so an.
lag im krankenhaus und konnte mich nicht rühren. sorry, gomenasai minna

mensch, erst die hälfte geschafft. hab noch viel vor beim dämon. würd mich über kommis freuen.
oder hat da jemand ernsthaft gedacht, ich schreib nicht weiter?! Komplett anzeigen

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Naruto/Kurama

Hi. Mein Name ist Naruto Uzumaki. Und ich bin ein Dämon. Na ja, das war nicht immer so. Wann genau ich geboren wurde, habe ich vergessen. Aber es war vor ungefähr 3000 Jahren. Ich wurde übrigens als Mensch in Japan geboren. Das war eine Zeit. Damals haben sich nicht nur die Menschen gegenseitig mit Lust und Freud getötet, es wimmelte auch nur so von Dämonen. Man traf praktisch an jeder Ecke einen. Irgendwann dachten die Menschen, das sie Dämonen nicht so leiden können, sie wurden nicht mehr geduldet. Menschen sind einfach egoistisch und wollen keinen Spaß teilen. Sie fingen an, nach Methoden zu suchen, um uns loszuwerden.

Ich weiß, es klingt ziemlich verrückt, aber ihre Methode bestand darin uns zu versiegeln. Und zwar in ihresgleichen.

In mir wurde auch ein Dämon versiegelt. Kurama.

Eigentlich habe ich ein ziemlich normales Menschenleben gelebt. Bis ich 16 Jahre alt wurde. Ab da bemerkte ich, das mit meinem Körper irgendetwas nicht stimmt. Ich wurde nicht mehr älter. Äußerlich. Es ist schon sehr nervig so alt zu sein, und wie ein Kind behandelt zu werden.

Und ich wurde immer stärker. Was war los? Das wollte ich auch wissen. Der Dämon, der in mir versiegelt war, sagte mir, das wir verschmelzen. Das waren seine Worte. Wir verschmelzen. Ich bekam natürlich einen ordentlichen Schrecken. Unter Schmelzen stellte ich mir etwas anderes vor, aber dass was er meinte war, das wir eins würden. Vorher waren wir getrennt. Seine Dämonenkräfte übertrugen sich auf mich. Und seitdem – bin ich ein Dämon. Es ist schrecklich langweilig. Die meisten Dämonen sind nach Hause gegangen, als sie gesehen und begriffen haben, das die menschlichen Wesen noch blutrünstiger und verdorbener sind, als sie selbst. Sie haben es zwar nicht so direkt gesagt, aber ich glaube schon, das es sie in ihrem Stolz gekränkt hat. Bis dahin dachten sie eben, sie wären die schlimmsten Geschöpfe, die jemals existiert hätten. Gesagt haben sie aber, ich denke nach wie vor, es war nur eine Ausrede, die Menschen wären ihnen zu dumm.

Und ich – ich habe die meiste Zeit auf der Erde verbracht. Bin nur zu Besuch in die Unterwelt gegangen. Aber – besonders die letzten 400 Jahre waren so – schrecklich – langweilig.

Darum – werde ich auch wieder nach Hause gehen.

Ein gewöhnlicher Mittwoch

Sasukes Sicht
 

Genervt machte ich meinen Wecker aus. Heute hatte ich wirklich keine Lust auf meine Arbeit. Warum musste immer ich die Drecksarbeit machen? Seit Monaten hatte ich keinen richtigen Auftrag mehr. Ständig musste ich so langweilige und blöde Reportagen schreiben. Sachen wie, einer hat eine Dönerbude eröffnet oder eine Katze ist vom Baum gefallen. Also echt, dafür interessiert sich doch keiner. Und zu allen Überfluss war heute auch noch Mittwoch und ich musste mir noch die Horoskope ausdenken. Jetzt schon schlecht gelaunt ging ich in die Küche. Was gar nicht mal so leicht war, weil mein Zimmer vollgestopft war mit Papierkram, wie Rechnungen, Leserbriefe oder Mahnungen. Eben das übliche Zeug. Meine Küche sah nicht besser aus. Ich ging zum Herd, wo alte Töpfe standen. Diese musste ich erst mal wegräumen.

Dann holte ich den saubersten Topf den ich noch hatte aus dem Schrank. Den Topf füllte ich mit Wasser. Einen Wasserkocher konnte ich mir leider nicht leisten. Dafür verdiente ich einfach nicht genug Geld. Mein Chef war ein richtiger Sklaventreiber. Ich hasste ihn über alles. Hoffentlich geht der bald drauf. Während das Wasser warm wurde, fuhr ich meinen Laptop hoch, der auf dem voll gestellten Tisch stand. Mein Laptop war auch nicht mehr der neuste. Er lief unheimlich langsam. Fast eine viertel Stunde brauchte er. Dann kochte das Wasser schon längst. Deswegen stand ich wieder auf. Ich hatte nur noch eine saubere Tasse und die hatte keinen Henkel mehr. Mann, ich brauch ganz dringend Kohle. Ob ich Blut spenden sollte. Dafür gabs ja Geld. Aber ich könnte ja auch Sperma spenden. Ich hab gehört das man 80 Mäuse dafür bekommt. Aber diesen Gedanken schüttelte ich schnell wieder ab. Am ende steht noch eines meiner zahlreichen Kinder an meiner Haustür. Ich goss die heiße Brühe in die Tasse. Danach machte ich noch Kaffee mit Zucker rein und rührte gut um. Mit einem alten Handtuch nahm ich die Tasse und ging damit zum Tisch.

Ich machte mich an die Arbeit. Leider Gottes musste ich noch die Horoskope schreiben.

Mal sehen. Die Skorpione könnten mal etwas Glück im Beruf haben und die Widder finden ihre große Liebe. Wehleidig blickte ich auf meine Sätze die ich getippt hatte. Mein Job war Scheiße und mein Liebesleben auch. Nachdem ich fertig mit den Horoskopen war, machte ich mich noch frisch für die Arbeit. Ich machte eine schnelle Katzenwäsche, putzte meine Zähne und zog mir frische Sachen an. Mit dem Laptop stieg ich dann in mein heruntergekommenes Auto. Innerlich betete ich zu Gott das mein Auto bitte Starten möge. Zum Glück wurden meine Gebete erhört. Also musste ich nicht mit den Bus fahren, außer mein Auto bleibt mal wieder mitten auf der Straße stehen. Aber auch dies passierte nicht. Nach einer halben Stunde kam ich bei meiner Arbeit an. Ich hasste meine Arbeit über alles. Aber ich brauchte das Geld. Genervt ging ich in mein Büro. Gerade wollte ich die Tür aufschließen, als Kiba mit einem breiten grinsen zu mir kam. Wie konnte man nur so gut drauf sein. „Guten Morgen Sasuke“ begrüßte er mich. „Morgen“ gab ich knapp zurück.

„Ich soll die sagen, dass du diese Woche Dr. Sommer machst“ klärt Kiba mich auf. Entsetzt sah ich ihn an. „Was schon wieder.“ „Ja der Chef will es so.“ Kiba zog von dannen. Noch schlechter gelaunt ging ich in mein Büro. Auf meinen Schreibtisch lagen schon die ersten Leserbriefe.

Ich fuhr mal wieder meinen Laptop hoch. Als er hochgefahren war, öffnete ich den ersten Brief, der mal wieder von einem Mädchen kam. Sie war in einen Jungen verliebt und wusste nicht wie sie ihn darauf ansprechen konnte. Ich schrieb ihr das sie ihn doch einfach drauf ansprechen konnte. Immerhin war sie kein kleines Kind mehr, sondern schon 16. Eigentlich sollte sie alleine klar kommen. Nachdem ich diesen Leserbrief beantwortet hatte, schickte ich noch die Horoskope meinem Chef, per Mail. Heute wollte ich ihm wirklich nicht begegnen. Dann öffnete ich den nächsten Leserbrief. Diesmal ging es um einen Jungen der das erste mal zu einer Untersuchung beim Urologen geht und der Angst hat einen Ständer zu bekommen. Wer in Gottesnamen bekommt schon einen Ständer beim Arzt. Also ich auf jeden Fall nicht. Ich schrieb ihm das, dass völlig Normal ist und er sich dafür nicht zu schämen braucht. So ging das den lieben, langen Tag.
 

Autor Nacy

Etwas Schönes

Ich spazierte unter dem Vollmond auf einer Hochspannungsleitung von so einem Freileitungsmast, den die Menschen hier aufgestellt hatten, entlang und überlegte, ob es hier wohl irgendetwas gab, das ich vermissen würde. Nicht wirklich, oder? Freunde hatte ich gehabt, aber die waren schon lange tot. Nein, es fiel mir absolut nichts ein. Kein einziger Grund, warum ich hierbleiben sollte. Na dann...ich wollte gerade runter springen, als ich ein tierisches Gebrüll hörte.

Das war Sasori no Akasuna gewesen. Vermutlich ärgerte er sich schon wieder über irgendetwas. Dieser Typ war auch schon viel zu alt und viel zu lange hier. Ich mochte ihn eigentlich nicht so besonders. Aber – mal eine Abwechslung. Vielleicht nahm er gerade jemanden auseinander? Das wollte ich nicht verpassen.

Meine Laune hatte sich schlagartig verbessert und ich rannte in Richtung des Schreis.

Sehr tief im Wald hatte sich Sasori eine Behausung eingerichtet. Eine große Höhle, die er in den Berg geschlagen hatte. Besuch mochte er nicht, und den bekam er auch nicht oft.

„Hi, was gibt’s zu schreien?“ Ich hob die Hand.

Sasori drehte sich zu mir um und verzog sofort das Gesicht. Mist, ich hatte total seinen Schönheitswahn vergessen. Unbehaglich griff ich mir in mein zerzaustes Haar. Hätte ich mich bloß gekämmt und mir was Neues angezogen.

Aber Sasori hatte sein Interesse an mir auch schon wieder verloren. Vor ihm lag eine zerbrochene Vase. Sah aus, wie eines dieser irrsinnig teuren Teile, die man im Museum sehen konnte.

Oh ja, das Museum. Der Gedanke stimmte mich trübsinnig. Dort hatte ich erst neulich einen Gegenstand entdeckt, den ich sehr gut kannte und den man bei einer Ausgrabung gefunden hatte.

„Nur die Vase wie? Na dann geh ich mal wieder.“ Ich drehte mich um.

„Nur die Vase?! Was wolltest du von mir?“

„Nichts weiter. Ich gehe nach Hause, das solltest du auch tun.“

„Auf gar keinem Fall. Ich habe erst neulich etwas sehr Schönes, aber leider Vergängliches entdeckt.“

Das konnte nur ein Mensch sein. „Na, dann füg es doch zu deiner Sammlung.“

„Ich hab keinen Platz mehr,“ sagte er leicht verärgert. „Ich brauche unbedingt eine größere Höhle.“ Sasori nickte sich selbst zu.

Dieser Blödmann, dachte ich. Dabei könnte er ganz leicht einen Teil seiner Sammlung in der Unterwelt verstauen. Egal. Wenn er sich eben nicht davon trennen konnte...

„Na dann, besorg dir eine. Bin dann mal weg.“

„Warte.“

Ich glaubte mich verhört zu haben. Hatte Sasori wirklich eben warte zu mir gesagt? Warum wohl? Unsicher drehte ich mich wieder zu ihm um.

„W...Was ist denn? Haha.“

„Du willst doch wohl nicht mit leeren Händen nach Hause kommen?“ fragte er mich lauernd.

Oha, daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. „Ähm, tja – also...ich hab im Moment nichts, was ich mitnehmen könnte.“

„Na Prima, zwei Fliegen mit einer Klappe. Komm her.“

Sasori ging zu seinem Spiegel des Sehens.

Was zum Teufel meinte er und was wollte er mir zeigen? Bestimmt nichts Gutes. Zögerlich stellte ich mich neben ihn.

Der Spiegel zeigte mir das Gesicht eines Menschen, der keine Ahnung wie alt war, keine Ahnung wie aussah, nein warte, zufrieden sah er nicht aus. Aber ich wusste nicht, ob er unglücklich war, oder verärgert oder was auch immer. Er hatte schwarze Haare und Augen und sah für einen Menschen ziemlich gut aus...Moment mal.

„Hast du den gemeint?“

„Genau.“

„Ich dachte, du hast keinen Platz mehr?“

„Hab ich auch nicht, aber wir müssen seine Schönheit unbedingt für die Ewigkeit bewahren.“

Hatte er wir gesagt?

„Also – ich geh dann mal,“ sagte ich. Sasori wurde auch immer unheimlicher.

Ich wurde ignoriert. „Du wirst zu ihm gehen.“

„Huh? Wieso? Was soll ich bei dem?“

„Finde einfach heraus, was er will. Jeder Mensch will irgendetwas Dummes. Geld, Macht, Frauen. Dann sag ihm wer du bist.“

Oh, ich konnte mir langsam denken, worauf er hinaus wollte.

„Du willst, das ich einen Pakt mit ihm schließe?“

Sasori nickte ernst. „Besorg ihm was er will, und wenn der Vertrag erfüllt ist, kannst du ihn mitnehmen. Aber...“ Sasori kam bedrohlich näher, „sorg dafür, dass das nicht zu lange dauert, wehe wenn seine Schönheit ruiniert ist, bevor du ihn mitnehmen kannst.“

Abwehrend hob ich die Hände. „Hab – verstanden.“

In der Bar

Sasukes Sicht
 

Ich saß nach der Arbeit, mit Kiba, Lee und Neji in einer Bar. Lee war nach seinem ersten Glas Bier vollkommen besoffen und lallte unverständliches Zeug.

„Oh man was für ein Tag“ schnaufte Kiba und trank einen Schluck Bier.

„Kannst du laut sagen. Ich wünschte, ich würde endlich eine gute Story bekommen. Irgendwas spannendes, wie einen Mord oder so“ klagte ich.

Neji funkelte Lee gerade wütend an, da dieser gerade seine Hand „aus versehen“ auf sein bestes Stück gelegt hatte.

„Nimm deine Hand da runter“ zischte Neji.

„Welche Hand denn?“ fragte Lee verdattert. Dann schaute er nach unten. „Ach diese Hand“ nuschelte er und nahm seine Hand weg. Verwundert blickte er sie an, so als würde er nicht wissen wie sie da hin gekommen war. Ich nahm erneut ein Schluck von meinem Bier, als sich plötzlich ein Junge an die Bar setzte. Er ließ einen Stuhl zwischen uns frei. Unbemerkt schielte ich zu ihm. Er hatte blonde Haare und blaue Augen.

Ich schätzte ihn zwischen 16 und 18, aber ganz sicher war ich mir nicht.

„Alter, hör auf mich zu begrapschen“ schrie Neji plötzlich.

Ich drehte meinen Kopf zu Neji. Wütend hielt er Lees Hände fest.

Lee hatte mittlerweile total rote Wangen.

„Vielleicht sollten wir Lee nach Hause bringen“ schlug Kiba vor. „Nein ich will noch nicht nach Hause. Ich will noch Tanzen“ protestierte Lee und stand auf. Schwankend stellte er sich in die Mitte des Raumes. „Schaut mir alle zu.“

Alle Gäste widmeten nun ihre ganze Aufmerksamkeit Lee.

„Oh man wie Peinlich. Kommt wir tun so, als würden wir ihn nicht kennen“ meinte Kiba.

Ich konnte dem nur mit einem Nicken zustimmen. Warum musste Lee immer so schnell betrunken sein und morgen dürfen wir ihm wieder erklären, was passiert ist.
 

„Berichte doch darüber“ schlug Neji vor.

„Ja genau. Dann kann Lee lesen was er gemacht hat“, schnell zückte Kiba sein Handy. „Ich nehm´s auf und stell es auf Youtube online“ lachte Kiba.

Genervt seufzte ich auf. Während Kiba sich vor lachen nicht mehr ein kriegt, musste sich Neji erst mal einen Kurzen genehmigen. Kein Wunder. Lee war ne echte Pest wenn er getrunken hatte und niemand möchte dann neben ihm sitzen. Einmal hat er mich sogar voll gekotzt. Seitdem saß ich nicht mehr neben ihm. Plötzlich hörten wir einen lauten Knall und Kiba brach in schallendes Gelächter aus. Neji und ich drehten uns um. Lee lag auf dem Boden. Unbeholfen leckte er den Boden ab.

„Oh Boden ich liebe dich so sehr“ lallte er.

„Also jetzt reicht es. Komm wir bringen ihn nach Hause.“

Kiba steckte sein Handy weg und half mir Lee aufzurichten. Ich stützte ihn auf der linken Seite und Kiba auf der rechten Seite. Neji bezahlte unsere Drinks. Dann gingen wir raus.

„Lee mach dich nicht so schwer“ stöhnte Kiba.

„Ich bin doch leicht wie eine Feder.“ Lee trällerte fröhlich vor sich hin. Endlich kamen wir bei ihm zuhause an. Schwerfällig brachten wir ihn ins Bett.

Lee schlief sofort ein. Ich deckte ihn zu und dann gingen wir. „Ich hab morgen bestimmt Muskelkater.“ Kiba rieb sich schmerzend den Rücken.

Nickend stimmte ich ihm zu. Meine Schulter tat weh, weil Lee sich daran festgekrallt hatte. Langsam trennten sich unsere Wege. An einer Kreuzung verabschiedete ich mich von Kiba und Neji. Dann ging ich nach Hause.
 

Ich beschloss durch den Park zu gehen. Irgendwie erinnerte es mich an einen schlechten Horrorfilm.

Jetzt fehlt nur noch ein Typ der mich überfallen und ermorden will. „Wenn das mal keine coole Story wäre“ nuschelte ich. Geistesabwesend lief ich durch den Park. Bemitleidete mich selbst, weil ich so ein Leben führen musste. Doch plötzlich versperrte mir jemand den Weg.

Es war der selbe Typ wie in der Bar. Eindringlich musterte er mich. Was hat der denn für ein Problem? Warum gafft der mich so an? Ich ging an ihm vorbei. Dieser Typ soll mich bloß ihn Ruhe lassen. Doch da hab ich mich leider getäuscht. Denn er folgte mir einfach. Genervt drehte ich mich um. Auch er blieb stehen.

„Was willst du von mir?“ fragte ich gereizt und wartete auf eine Antwort.

Erste Kontaktaufnahme

Sasuke Uchiha. Erfolgloser Zeitungsreporter. Da ließ sich bestimmt etwas machen, dachte ich, als ich mir seine „Akte“ ansah.

Hinter mir robbte einer dieser ekelhaften Knochenfresser heran. Sie ähnelten vom Körperbau her einem Brett und waren komplett haarlos. Ihre Augen waren rund und ständig offen, weil sie keine Lider hatten. Der Mund war ebenfalls rund, aber sie konnten ihn vorstülpen, so dass man ihre dreieckigen Zähne sah. Beine und Arme waren lang und dünn und so beweglich wie Gummi. Aber wer einmal so ein Scheusal beim Fressen beobachtet hatte, ging ihnen lieber aus dem Weg. Selbst ich, als Dämon hätte mich fast übergeben.

Ich warf dem Ding nur einen verärgerten Blick zu, dann nahm ich die Akte vom Uchiha und verzog mich durch das unterirdische Tunnelsystem in eine andere Höhle. Dabei hoffte ich, es würde mir nicht folgen. Natürlich war ich viel stärker, aber allein schon der Gedanke es zu beißen oder sonst wie anzufassen, ließ Übelkeit in mir aufsteigen.

Ich setzte mich neben einen Seelenschinder, der zum ungeteilten Chaos gehörte, auf ein ausgebreitetes Fell, welches auf dem Boden lag und nahm mir wieder die Akte vor.

Sasuke Uchiha war als Kind ziemlich einzelgängerisch gewesen, aber nicht schüchtern. Dazu ein absoluter Mädchenschwarm und der Klassenbeste. Ich wunderte mich, wieso er noch nie eine langfristige Beziehung eingegangen war und – obwohl ihm doch große Talente in die Wiege gelegt worden waren – so einen miesen Job angenommen hatte. Ich musste zugeben, er fing an mich zu interessieren.

Also beschloss ich, ihn mir mal näher anzusehen. Die Gelegenheit ergab sich sogar noch am gleichen Abend, als ich sah wie er aus der Bruchbude von Verlag in dem er arbeitete, mit anderen jungen Männern herauskam, offenbar waren alle in die gleiche Richtung unterwegs. Er quetschte sich in ein Auto, das auch schon bessere Tage gesehen hatte. Na ja. Vielleicht war er ja sentimental, was das Vehikel betraf.

Nachdem ich ihn – und nebenbei auch seine Freunde – beobachtet hatte, hatte ich eine ungefähre Ahnung von dem was er sich wünschte.

Wie genau ich es anstellen sollte, wusste ich noch nicht, aber ich folgte ihm, überholte ihn dann unbemerkt und stellte mich ihm in den Weg.

Er war leicht angetrunken, wusste aber was er tat. Zuerst warf er mir nur einen genervten Blick zu und ging einfach vorbei. Ich folgte ihm, offenbar war er kein Mensch der geduldigen Sorte, denn nach ein paar Minuten drehte er sich zu mir um und fragte abweisend: „Was willst du von mir?“

Dich, dachte ich, aber ich wusste immer noch nicht genau, wie ich an ihn herankommen sollte. Noch dazu als Fremder. Zumindest schien er, was mir auch schon passiert war, keinen sechsten Sinn zu haben. Er hatte keine Ahnung, was ich war, er war einfach nur abweisend.

„Ich war vorhin in der Bar,“ fing ich an.

„Pah, na und?“ Sasuke drehte sich um und ging einfach weiter.

Nein, wirklich nicht so einfach. Mit dem.

„Als ich zufällig gehört habe, das du ein Reporter bist – da dachte ich, dass dich [schnell, lass dir was einfallen] ähm, diese Tragödie interessieren würde.“

Zugegeben, ich bereitete mich nie vor, eigentlich war ich es auch gewöhnt, dass man mich rief und nicht umgekehrt. Ich war eher spontan.

Immerhin war er stehengeblieben. Er schien einen Moment zu überlegen, ohne sich umzudrehen fragte er dann: „Welche Tragödie?“

Gute Frage. „Der Junge, der zu fast zu Tode geprügelt wurde, als er einem Mädchen helfen wollte.“

Jetzt hatte ich seine Aufmerksamkeit. Er drehte sich ganz Reporter zu mir und fragte: „Was? Wovon redest du? Welcher Junge, welches Mädchen?“

Ich schloss kurz die Augen. Dann zeigte ich ihm meinen blutverschmierten Arm. Jetzt hatte ich seine Aufmerksamkeit. Interessiert kam er näher. „Meine Güte, was ist passiert? Warte, ich rufe einen Krankenwagen.“

Ich spielte ihm einen Schock vor. „Aber da hinten,“ sagte ich und deutete in die Büsche. „Dort...“ ich ließ mich langsam zu Boden sinken.

„Nicht schlappmachen.“

Wieso rannte er nicht dahin? Um seine Story zu bekommen? Wieso kümmerte er sich um mich?

Na gut, dann würde ich eben ohne gefragt zu werden erzählen.

„Drei Kerle mit Messern haben ein Mädchen angegriffen,“ sagte ich mit schwacher Stimme. „Als ein Junge ihr helfen wollte...keine Ahnung, vielleicht ist er schon tot und als ich ihnen helfen wollte...haben sie ihr Messer genommen, schnell, vielleicht kannst du noch was tun.“

„Wo?“

Endlich. Ich deutete mit zitternder Hand in die Richtung wie zuvor. Sasuke rannte einfach los. Ich wartete ab, was er wohl als nächstes tun würde. Was er zu sehen bekam, wusste ich ja. Kurz darauf hörte ich schon Sirenen.
 

Keine zehn Minuten später wurde ich in einen Krankenwagen geschoben. Nun ja. Die erste Kontaktaufnahme hatte irgendwie geklappt. Sobald der Wagen sich in Bewegung setzte, würde ich verschwinden, aber – daraus wurde nichts. Sasuke stieg bei mir ein. Eiskalter Reporter, wie? Er wollte mich wohl ausfragen. Ich bekam so eine blöde Infusion angelegt. Mit einer Lampe wurde mir in die Augen geleuchtet. Schock, ließ ich den Sanitäter auf geistigem Wege wissen.

„Und?“ fragte mein Reporter.

„Er hat einen Schock.“ Kam auch prompt die Antwort.

Sasuke setzte sich dicht neben mich. Klar, was ein echter Reporter war, der ließ sich von so etwas nicht aufhalten. Wieso durfte er überhaupt mitfahren? Ganz sicher hatte er nicht erzählt, dass er als Reporter arbeitete. In seinen Geist eindringen konnte ich nicht, wenn ich wollte, dass er einen Pakt mit mir schloss. Das war gegen die Regel.

Sasuke legte mir die Hand auf meinen „gesunden“ Arm. „Keine Sorge, alles wird wieder gut,“ meinte er mit einer warmen und beruhigenden Stimme.

Was ist? Was sollte das denn jetzt?

Verstört sah ich zur Wagendecke. Hatte er Verdacht geschöpft? Na gut, als ich in der Bar war, hatte ich keine Verletzung.

Ja, er war ja nicht dumm. Aber wie sollte ich mich raus reden, wenn er nicht fragte? Und er fragte nicht, stattdessen streichelte er beruhigend meinen Arm. Vielleicht war er ja betrunkener, als gedacht.

„Ich bin ein echter Pechvogel. Immer gerade ich in solche Situationen. Egal wohin ich auch komme, immer passiert etwas Schreckliches. Ich glaube, ich bin verflucht.“

„Unsinn. So etwas gibt es nicht. Moment mal, wie meinst du das?“

„Na ja, so wie ich es sagte. Ich werde auf eine Partie eingeladen und was passiert? Ein Amokläufer taucht auf.“

Ich sah ihn an. Seine Augen funkelten jetzt interessiert. Hast du endlich angebissen?

„Es ist schon so schlimm,“ sagte ich mit trauriger Stimme, „das keiner mehr mein Freund sein will.“

Ich konnte es sehen. Er hatte endlich angebissen. Für den Anfang reichte das. Ich würde ihm vielleicht noch ein paar Brocken hinwerfen müssen, bevor er bereit war einen Pakt zu schließen. So, dass er Geschmack daran fand.

Die Augen schließend ließ ich mich in einen leichten Schlaf fallen.

Zimmer 666

Sasukes Sicht
 

Ich rannte zu den Büschen. Alles ging so schnell, dass ich schon fast in Trance war. Der Junge war am Anfang so ruhig und jetzt, soll hier plötzlich ein Überfall stattgefunden haben. Als ich an den Büschen ankam, entdeckte ich nur einen Jungen der leblos am Boden lag. Sein Mund war weit aufgerissen und seine Augen waren weit geöffnet. An seinem Hals war eine große Schnittwunde.

Überall war Blut Als ich die Leiche sah stockte mir der Atem. Mein Magen drehte sich bei dem Anblick um. Ich spürte wie mein Mageninhalt die Speiseröhre hochkletterte. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Noch nicht mal in den Nachrichten. Ich schluckte schwer. Dem Jungen konnte man nicht mehr helfen. Ein grausamer Mord. Ein Junge musste sterben, weil er einem Mädchen helfen wollte. Wie furchtbar. Und wo war überhaupt? Vielleicht konnte man ihr noch helfen?

Ich musste mich zur Ruhe zwingen. Schnell ging ich zu dem anderen Jungen, der immer noch auf dem Boden lag. Ich muss einen Krankenwagen rufen dachte ich.

Ich zückte mein uraltes Handy und wählte die Notrufnummer. Schon nach 10 Minuten kam der Notarzt. Er untersuchte den Jungen und teilte mir mit, dass er einen Schock hatte.
 

Tja ich hätte bei dem Anblick wahrscheinlich auch einen Schock bekommen. Zumal war er noch verletzt.

Nachdem ich die Polizei noch informiert hatte, fragte ich den Notarzt, ob ich mitfahren könnte.

Dieser stimmte mit einem Nicken zu. Ich stieg in den Wagen ein. Behutsam nahm ich seine Hand.

Ich hoffte inständig, dass es ihm bald wieder besser ging. Nach weiteren 10 Minuten kamen wir zum Krankenhaus. Ich beschloss noch eine Weile hier zu bleiben. Ich wollte einfach sicher gehen, dass es ihm wirklich gut ging. Die Schwester befahl mir, im Wartezimmer Platz zu nehmen, da ich nicht mit ins Behandlungszimmer kommen darf. Niemand außer mir war im Wartezimmer. Ich setzte mich auf einen Stuhl. Nochmal versetzte ich mich in den Park zurück. Der Anblick war so schrecklich.

Hoffentlich wird der Fall bald aufgeklärt, auch wenn ich zugeben musste, dass es ein interessanter Fall war. Und der Junge sagte ja, dass bei ihm immer was Schlimmes passiert. Es muss schon furchtbar sein, immer Unglück zu haben. Er musste schon viel gesehen haben.

Ich nahm eine Zeitschrift vom Tisch, um mir die Zeit zu vertreiben. Ungeduldig blätterte ich herum.

Aber es gab nicht sehenswertes zu lesen. Der übliche Promiklatsch eben. Nach einigen Stunden kam eine Schwester zu uns. Sofort stand ich auf. Warum machte ich mir so große Sorgen um ihn?

Ach quatsch, dass ist doch völlig menschlich, sich um jemanden zu sorgen. Auch wenn es ein Fremder war. „Es ist alles in Ordnung. Er schläft jetzt.“ Ich nickte der Schwester zu.
 

Nachdem ich wusste, dass es ihm besser ging, machte ich mich auf den Weg nach Hause. Zuhause angekommen setzte ich mich gleich an den Schreibtisch. Ich fuhr meinen Laptop hoch und tippte eifrig den Bericht. Meine Finger flogen regelrecht über die Tastatur. Ich konnte nicht beschreiben, wie ich mich dabei fühlte. Ich schrieb, dass ein Mädchen von mehreren Jungs überfallen wurde. Ein Junge kam vorbei und wollte helfen. Bei dem Versuch, dem Mädchen zu helfen, wurde dem Jungen die Kehle aufgeschlitzt. Ein weiter Junge mit blonden Haaren kam vorbei. Er wollte ebenfalls helfen und wurde dabei am Arm verletzt. Erst am Morgengrauen, wurde ich fertig mit dem Bericht.

Ich schaute auf die Uhr, an der Wand. Schon fast sechs Uhr. Ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen und jetzt musste ich noch zur Arbeit. Ich beschloss schnell unter die Dusche zu springen.

Durch eine Wechseldusche wurde ich etwas wacher. Ich machte mir noch einen Kaffee.
 

Mit der heißen Tasse und dem Laptop unterm Arm rannte ich zum Auto. Ich schnallte mich an und fuhr zur Redaktion. Ich musste den Bericht schnell abgeben. Nicht, dass mir am Ende noch einer zuvor kommt. An der Redaktion angekommen, rannte ich so schnell ich konnte zum Büro meines Chefs. Ohne anzuklopfen stürmte ich rein. „Hey, was soll denn das!“ brüllte er mich sofort an.

„Ich hab einen Bericht geschrieben, der alles toppen wird.“ Ich klatsche ihm meinen Bericht auf den Tisch. Mit der Zigarette im Maul blickte mein Chef auf die Papiere. Dann legte er die Mappe auf einen Stapel andere Mappen. „Wollen sie sich das nicht durchlesen?“ fragte ich verwirrt.

„Keine Lust und jetzt hau ab.“ Wütend ging ich aus dem Büro. So ein blöder Arsch. Der wird Augen machen, wenn morgen der Bericht in der Zeitung steht und die Telefone nicht mehr stillhalten können. Den Rest des Tages verbrachte ich damit Dr. Sommer Briefe zu bearbeiten.

Ich war so aufgeregt, wegen Morgen. Nach Feierabend, fuhr ich noch ins Krankenhaus. Ich wollte nur sicher gehen, ob es dem Jungen besser geht. Mehr nicht. Ich fragte an der Anmeldung, wo denn sein Zimmer sei. Die Schwester sagte mir, dass er auf Zimmer 666 liegt. Ich bedankte mich bei ihr.

Bevor ich in den Aufzug stieg, überlegte ich mir noch ob ich ihm ein Geschenk aus dem Geschenkeshop kaufen sollte. Doch diesen Gedanken schüttelte ich schnell wieder ab. Man muss es ja nicht übertreiben. Also fuhr ich in den 6. Stock. Ich suchte sein Zimmer. Das ich auch bald fand.

Ich klopfte an der Tür und ging dann rein.

Anders

„HOI“, rief ich laut und hämmerte gegen das Metalldings.

Von innen hörte ich ein verärgertes Grummen.

„Fauler Sack,“ rief ich und hämmerte noch mal dagegen.

„Ja, ja, krieg dich wieder ein, was willst du?“ fragte mich Hidan.

„Willst du dich beerdigen lassen?“

„Hm.“

Ich gab es auf.

Also drehte ich mich um, weil ich die Leichenhalle wieder verlassen wollte. Bei der anwesenden Ärztin, die ich mal eben schlafen gelegt hatte stoppte ich kurz und schnippte mit den Fingern. Sie würde langsam wieder aufwachen.

„Dieser Hidan. Wenn der pennt, pennt er.“

Warum war ich überhaupt hergekommen? Ich hatte keinen Grund mich für seinen Gefallen zu bedanken, ein Mordopfer für mich zu spielen. Schließlich war er mir noch was schuldig.
 

Ich lief im Schlafanzug durch die Gänge des Krankenhauses. Warum gab es hier keine Farben, fragte ich mich. Ich hatte schon viele sterben sehen und für viele war es sehr hart gewesen. Diese kalte Farbe machte es auch nicht einfacher. Überall roch es nach Krankheit und sterbenden Menschen. Ob sie wieder gesund wurden?

Ich kam an einem offenen Zimmer vorbei und sah einen braunen Haarschopf auf dem Kissen. Das hier war ernst. Und der Patient oder die Patientin schien noch jung zu sein. Warum ich hineinging wusste ich selbst nicht genau aber ich tat es eben einfach. Ein Stuhl stand neben ihrem Bett und ich setzte mich darauf. Vielleicht war ich sentimental, aber ich hatte plötzlich das Bedürfnis zu helfen, und streichelte ihren Arm. Die Werte verbesserten sich, aber nur leicht. Moment mal, was machst du hier eigentlich? Und überhaupt, war sie noch zu retten, wenn nicht zog ich ihr Leiden schließlich nur in die Länge. Ich beschloss es zu testen und wollte meine Hand auf ihren Kopf legen. Aber dazu kam es überhaupt nicht mehr, denn ich zuckte mitten in der Bewegung erschrocken zurück als ich die Kälte über ihrem Kopf spürte, die Frau zuckte ebenfalls zusammen, und versuchte von mir wegzurutschen, obwohl sie bewusstlos war.

Der Tod hatte sie schon fest im Griff.

Wie dumm von mir. Am besten ich würde zurück in mein Zimmer gehen und auf meine Entlassung warten. Ich war hier anscheinend bei niemandem willkommen. Und es war ja auch nicht mein Revier.
 

Ich öffnete meine Zimmertür und – der Reporter saß auf einem der Besucherstühle. Er schien eingenickt zu sein. Was machte der denn hier und jetzt schon? Die gelieferte Story war doch wohl noch nicht veröffentlicht worden, oder?

Ich ging um den Stuhl herum und betrachtete ihn näher. Er sah fast aus, wie einer der Schönlinge, die wir unter uns hatten. Eigentlich waren Dämonen ziemlich einfach gestrickt. Anders als bei Menschen, ging es bei uns nicht ums Aussehen, ich meine ob man gut aussah oder nicht. Nur ums Fressen. Fleischfresser beziehungsweise Zerfleischer hatten Hauer die selbst ein stolzes Walrossmännchen vor Neid erblassen lassen würden und scharfe Krallen, es waren Muskelpakete und sie waren schnell. Blutsauger hatten spitze Zähne und einen guten Geruchssinn. Sie waren extrem schnell und stark. Zudem waren sie verführerisch für ihr Opfer, auch wenn sie es nicht nötig hatten, aber sie waren nun mal Genießer und gehörten im Gegensatz zu den Fleischfressern zur intelligenteren Sorte. Es gab Seelenschinder, Kreischer, Nurglinge und noch viele andere.

Aber eines hatten wir alle gemeinsam. Unser Aussehen und unsere Fähigkeiten waren rein praktisch, je nach Art. Ja, Sasuke konnte glatt als Slaneesh oder Dämonett durchgehen. Sie gehörten zur oberen Klasse und ernährten sich schlicht und einfach von den perversen Phantasien der Menschen und sahen dementsprechend anziehend aus.

Ich dachte daran, Sasuke einfach als Freund und Slaneesh vorzustellen und musste kichern bei der Vorstellung, auf die Reaktion der anderen Dämonen, die einen Menschen riechen würden, aber einen Dämonen sähen, die Verwirrung hätte ich zu gerne gesehen.
 

Mein Kichern hatte ihn aufgeweckt. Er brauchte ein paar Minuten, um sich zurecht zu finden, ich setzte mich aufs Bett und ließ mein Opfer nicht aus den Augen.

Zuerst schien er nicht zu wissen wo er war, und ich fragte mich, was er wohl geträumt hatte. Dann sah er mich und wurde ein wenig rot.

Verlegen sagte er: „Ah, entschuldige. Ich hatte einen anstrengenden Tag.“

„Kein Problem,“ lächelte ich ihm zu. Ich wusste immer noch nicht was er schon wieder von mir wollte, aber er sagte es mir gleich nach meiner gedanklichen Frage.

„Ich wollte mal sehen, wie es dir geht. Nach dem Schrecken von gestern. Hast du dich etwas erholen können?“ Seine Stimme klang tatsächlich besorgt.

„Ah, also – ja.“ Verwirrt sah ich auf den Boden. Was sollte das werden? Menschen waren egoistisch und dachten nur an sich selbst. Sie waren noch schlimmer als Dämonen. Vielleicht war er einfach nur ein guter Schauspieler? Aber – wieso konnte er mich dann täuschen? Eigentlich war das nicht möglich. Ich wusste sofort wenn jemand log. Machte er sich tatsächlich Sorgen um mich? Ich konnte mich nicht erinnern, dass das jemals einer getan hatte.

Offenbar verstand er meine Reaktion falsch, denn er setzte sich zu mir aufs Bett. „Entschuldige, ich wollte dich nicht – daran erinnern. Es tut mir leid.“

„Ähm, das macht nichts.“ Wenn der wüsste. „Ich hab – was zur Beruhigung bekommen. Es geht schon viel besser. Deshalb, bin ich auch ein bisschen spazieren gegangen. Besser als im Bett herum zu liegen und an Dinge zu denken, die man nicht ändern kann.“

„Das stimmt. In ein paar Tagen wirst du sicher entlassen. Dein normaler Alltag wird dir bestimmt helfen, darüber hinweg zu kommen,“ meinte er mit beruhigender Stimme und nickte noch bekräftigend dazu.

Mir wurde bewusst, dass ich ihn schon eine ganze Weile anstarrte, aber irgendwie wollte oder konnte ich den Blick nicht abwenden. Sag endlich, warum glotzt du so. Oder, was für schreckliche Sachen hast du noch erlebt, und zück deinen Block samt Bleistift.

Aber nichts davon geschah. Stattdessen lud er mich ein, im Cafe unten mit ihm einen Kaffee zu trinken. Innerlich verfluchte ich Sasori, als ich seine Einladung annahm. Dieser Typ war mir einfach nicht geheuer. Er benahm sich irgendwie so anders, als ich es von Menschen gewohnt war.

Eine Woche

Sasukes Sicht
 

Ich setzte mich mit dem Jungen in ein Café im Krankenhaus. Es waren nur wenige Leute da. Meistens nur alte Leute mit ihren Familien. Nach einigen Minuten, wo wir stillschweigend warteten, kam endlich eine Kellnerin zu uns. „Was kann ich für sie tun?“ fragte sie freundlich.

„Ich hätte gern einen Cappuccino“,sagte ich, dann wand ich mich an den Kleinen. „Und du?“

Er hatte bis gerade eben noch den Boden angestarrt. Sein Kopf schnellte hoch, als ich ihn ansprach. Zuerst blickte er mich an, dann sah er zur Kellnerin. „Äh eine Cola.“

Die Frau nickte und schrieb sich die Bestellung auf, dann verschwand sie.

„Wie heißt du eigentlich?“ fragte ich ihn.

„Naruto.“

„Ah Naruto also. Eigentlich ein hübscher Name. Ach übrigens ich bin Sasuke“ stellte ich mich schnell vor.

Naruto sagte nichts dazu. Er schien vollkommen in seinen Gedanken zu sein.

Was er wohl gerade dachte. Hoffentlich nicht an gestern Nacht. Das war schon schlimm genug, dann sollte er nicht auch noch daran Denken. Wo ist eigentlich seine Familie. Also wenn ich seine Mutter wäre. Ich wäre sofort zu ihm gerannt. Ich glaube ich wäre krank vor Sorge geworden. Aber vielleicht hat er keine Eltern mehr. Vielleicht lebt er ja alleine? Ich sollte ihn einfach fragen.

Plötzlich kam die Kellnerin wieder. Sie gab mir meinen Kaffee und Naruto gab sie sein Cola.

Ich nahm die Tasse und trank einen Schluck. „Wo sind denn deine Eltern?“ fragte ich ihn.
 

„Na ja.....ähm ich hab keine Eltern mehr“ druckste er vor sich hin.

„Hmm lebst du alleine?“

Leicht nickte er.

„Aha. Gehst du noch zur Schule oder was machst du?“

„Äh ich geh noch zur Schule“ sagte er schnell.

„Hmm weißt du schon was du später machen möchtest.“ Naruto schüttelte den Kopf.

„Schon gut. Ich wusste auch sehr spät was ich machen möchte.“ Eigentlich wollte ich ihn in ein Gespräch verwickeln. Ich wollte ihn ablenken, damit er nicht mehr so traurig ist, aber er ging einfach nicht darauf ein. Ich sollte ihn fragen was für Hobbys er hat oder ob er Sport macht.

„Hmm hast du Hobbys oder so.“

Kurz überlegte Naruto, ehe er mir antwortete. „Na ja ich geh gern spazieren. Schwimmen mach ich auch gern. Oder ich spiele Fußball.“

„Cool ich geh auch gern schwimmen. Aber ich hab nicht so viel Freizeit, weil ich immer arbeiten muss. Mein blöder Chef, lässt mich immer Überstunden machen oder so“ schimpfte ich.

„Ja ich weiß was du meinst. Die Lehrer geben uns auch total viel auf. Manchmal denke ich, sie glauben wir hätten kein Privatleben.“

Na endlich ist er auf mein Gespräch eingegangen. Hat ja auch lange genug gedauert. „Na ja was soll´s. Kann man nichts machen. Streng dich einfach an und such dir eine Arbeit, die dir gefällt. Nicht so wie ich, den nächst besten Job nehmen.“ Verstehend nickte Naruto. „Warum gefällt dir deine Arbeit nicht?“

„Na ja mein Chef ist ein echter Sklaventreiber. Immer muss ich die Dreckarbeit machen. Ich muss Horoskop schreiben oder Dr. Sommer oder so Sachen wie, ein neuer Dönerladen hat aufgemacht. Solche Sachen eben. Ich hätte einfach gern was spannendes, so wie gestern.

Obwohl, der Junge mir schon leid tat. Es muss schlimm gewesen sein, so zu sterben. Ich will schon spannende Fälle, aber sie sollen nicht alle tragisch sein. Ist ja auch nicht gut für die Psyche. Zumal ich eh ein Mensch bin, der seine Arbeit gerne mit nach Hause bringt. Na ja Aber genug von mir.

Wie geht es dir?“

„Ganz gut soweit. Ich komm schon damit klar. Aber mir passiert dauernd so was. Irgendwie hab ich nur Pech.“

„Ach quatsch du hast kein Pech. Manche Menschen neigen einfach dazu. Ich seh z.b. nur langweilige Sachen. Hmm ich will dich nicht belästigen oder so, aber könnte ich dich einfach mal für ne Woche oder so begleiten. Natürlich nur wenn du willst. Wenn nicht ist es auch in Ordnung.“

Kurz überlegte Naruto. „Na gut, aber nur eine Woche“ sagte er nach ein paar Minuten.

„Ja nur eine Woche“ bestätigte ich nochmals.

Nachdem wir unsere Getränke ausgetrunken hatten, brachte ich Naruto in sein Zimmer. Ich sagte ich, dass ich ihn Morgen wieder besuchen werde und ging dann. Ich beschloss nach Hause zu fahren. Auf Arbeit hatte ich keine Lust mehr.

Zuhause angekommen, zog ich mir die Schuhe aus. Müde schlurfte ich ins Schlafzimmer.

Ich hatte nicht bemerkt wie anstrengend der Tag war. Ich ließ mich auf mein Bett fallen. Mein Gesicht vergrub ich in mein Kissen. Nach einigen Minuten drehte ich meinen Kopf zur Seite und schloss die Augen.
 

autor nacy

Spannend, aber nicht tragisch/Ausflug in den Zoo

Spannend, aber nicht tragisch
 

„Hach“, ich seufzte und stützte meinen Kopf auf die Hand. „Diese Menschen.“

Und jetzt saß ich immer noch in diesem Krankenhaus fest und wartete auf die Visite. Früher durfte ich nicht gehen. Wenn die wüssten, was ich darf und was nicht, dachte ich verärgert.

Meine Gedanken schweiften zu meinem Auftrag ab. Ich legte mich hin. Gestern hatte er gemeint, er würde mich heute besuchen, aber ich hatte nicht vor noch länger hier zu bleiben. Nur – eine Wohnung, die ich einem Menschen präsentieren konnte, hatte ich auch nicht. Klar, ich könnte einen Hallu-zauber anwenden, aber der war für einmalige Besuche gedacht. So wie ich den aufdringlichen Kerl kannte, würde er noch öfters zu Besuch kommen und wenn beim nächsten Halluzauber die Möbel grün statt orange waren – selbst der würde merken, das was nicht stimmt.

Und überhaupt, ich riss mich zusammen, hatte ich mir vorgenommen, Menschen nicht immer wieder zu unterschätzen. So was konnte unschön enden.

Vielleicht sollte ich lieber ihn besuchen. Oder noch besser – gleich bei ihm einziehen. Ein bisschen Mitleidsgetue – das würde schon klappen. Wenn nicht dann eben nicht, dann musste ich mir was anderes einfallen lassen.

Und Ansprüche hatte der auch noch. Spannend, aber nicht tragisch, wie? War ein Einbruch spannend? Eher langweilig. Vielleicht ein Museumsdiebstahl, den er aufklärte? Nein, er war ja kein Detektiv, sondern Reporter.

Ich sah zu meinem Nachtisch. Der Bericht über den Überfall stand zwar in der Zeitung, allerdings nur auf der dritten Seite, weil der Holzkopf noch nicht mal ein Foto gemacht hatte.

Schwieriger Fall das, ich kratzte mich am Kopf. Das hatte ich mir doch erheblich leichter vorgestellt, aber hier musste ich ja nachdenken, was nicht eben meine Stärke war. Blöder Sasori, dafür schuldest du mir was, echt jetzt.

Es klopfte. Ohne auf ein Herein zu warten betraten gleich sechs Weißkittel mein Zimmer, stellten sich vor mein Bett, ohne mich anzusehen und betrachteten stattdessen meine Akte.

„Verstehe“, sagte einer und legte das erste Blatt über so ein Klemmbrett. Ich verstand überhaupt nichts. Aber sie murmelten irgendwelches Zeug in Latein, welches niemand verstand. Dann wandte sich der Jüngste an mich.

„Heute darfst du wieder nach Hause gehen, na freust du dich?“

„Hm.“

„Dir war sicher schon langweilig hier, oder?“

Ich sah aus dem Fenster.

„Wenn du dich angezogen hast, melde dich unten noch ab, okay? Alles Gute.“

Endlich gingen sie.

Ich stand auf und ging die Treppe hinunter zur Rezeption. Nur eine Frau war dort, das machte es einfacher für mich. Auf diese Weise konnte ich einfach ungesehen verschwinden und musste mich nicht erst als Erwachsener ausgeben.
 

Mit den Händen in den Hosentaschen spazierte ich am Zoo vorbei. Was war nur spannend, aber nicht tragisch? Gab es so was überhaupt? Ich sah zum Löwenkäfig. Vielleicht...langsam ging ich zu den Raubkatzen. Okay, der Knaller war das nicht, das wusste ich selber. Aber was Besseres wollte mir einfach nicht einfallen. Dann musste ich Sasuke eben dazu bringen, mit mir morgen in den Zoo zu gehen. Nein, besser gleich heute. Vielleicht war die Idee doch nicht so schlecht, dachte ich, als ich die vielen Fotoapparate sah, die die Leute bei sich trugen.

Ich war mittlerweile am Käfig angekommen und streichelte die schöne Katze. Für eine offene Tür bei der Raubtierfütterung konnte ich sorgen. Viele Menschen würden da sein. Aber die Kameras von denen konnte ich ausschalten und nur Sasuke hatte ein Foto.

„Aber du darfst deinen Pfleger eben nicht töten oder ernsthaft verletzen. Spiel ein wenig mit ihm, aber pass auf, du weißt ja selber, wie zerbrechlich diese Wesen sind.“

Mal sehen, wie ihm das gefällt.

So wirklich zufrieden war ich mit meinem Plan nicht. Es wäre doch viel spannender, wenn die Elefanten verrückt spielen würden und am Besten noch in die Menge rannten. Aber das ging ja an seine Psyche oder so?

Was war überhaupt mit seinem Chef los? Vielleicht sollte ich mir den mal vorknöpfen. Ja genau. Schon viel besser gelaunt lief ich in die Richtung, in der Sasukes Redaktion lag. Das Auto seines Chefs hatte ich schnell gefunden. Es stank schon zehn Meter gegen den Wind nach abgestandenem Zigarrenrauch. Was man nicht alles auf sich nahm...ich stieg ein, setzte mich nach hinten und wartete. Vermutlich würde der bald Essen gehen, nahm ich an und sah zur Sonne, die schon fast im Zenit stand.

Tatsächlich musste ich nicht lange warten, bis er kam. Eindeutig Übergewicht. Ich kannte jemanden, der sich über so einem ungesunden Lebensstil freute.

Sasukes Chef stieg ein und legte ein paar Sachen auf den Beifahrersitz. Er warf einen Blick in den Rückspiegel und parkte dann rückwärts aus.

Wir fuhren ein Stück bis wir zu einem italienischen Restaurant kamen und sich der Fettsack einfach auf einen Behindertenparkplatz stellte. Okay, dann sollst du in Zukunft auch einen brauchen.

Zufrieden wartete ich bis er in dem Laden verschwunden war. Ich verwandelte meine Hände in ihre wahre Form und formte sie so, dass zwischen ihnen ein roter Ball wachsen konnte. Reine Dämonenmagie, schwarze Blitze zuckten gegen meine Hände. Mit einem lauten Schrei schoss ich ihn vor mir in den Motorenbereich.

Sasuke würde mit der Vertretung ohnehin viel besser zurechtkommen, und der da konnte sich in der nächsten Zeit im Krankenhaus ausruhen.

Ich stieg wieder aus und ging selbst zum Krankenhaus zurück. Letztendlich würde Sasuke dort wohl irgendwann auftauchen, um mich zu besuchen.
 

Autor akio
 

Ausflug in den Zoo
 

Sasukes Sicht
 

Eigentlich wollte ich Naruto heute nochmal besuchen. Mein Chef das blöde Arschloch, hat mich dumm angemacht, weil ich vergessen hatte ein Foto von dem armen Jungen zu machen. Weswegen jetzt mein Artikel nur auf der dritten Seite stand. Aber ich war zufrieden mit meiner Arbeit. Immerhin hab ich es auf die dritte Seite geschafft und das war doch auch gut. Aber mein blöder Chef sah das leider anders. Ich machte am Mittag Schluss. Meine Laune war auf dem Nullpunkt.

Ich fuhr ins Krankenhaus. Naruto stand schon vor der Tür. Offenbar wurde er bereits entlassen. Na ja dann konnte ich ihn ja nach Hause fahren oder so. „Hallo“ begrüßte ich ihn. „Hey.“

„Soll ich dich nach Hause fahren?“ fragte ich ihn. Narutos Augen weiten sich etwas, als ich ihn fragte. Erst jetzt konnte ich sehen, dass seine Augen leicht gerötet waren. Hat er etwa geweint?

„Was ist denn los?“ fragte ich besorgt. „Mein Vermieter, hat mir den Mietvertrag gekündigt. Er hat mich einfach rausgeworfen. Wo soll ich nur hin?“ jammerte er. Oh man wie hart. Der Vermieter muss ja echt ein Arsch sein. Ich könnte mich ja erkenntlich zeigen und ihn eine Weile bei mir wohnen lassen. Immerhin hat er ja sonst niemanden. Leicht lächelte ich. „Du kannst bei mir bleiben wenn du willst“ schlug ich vor. Naruto sah zu mir auf. „Wirklich?!“ fragte er ungläubig. Bestätigend nickte ich. Narutos Gesicht sah jetzt etwas fröhlicher aus. Ich war auch zufrieden.

„Okay wollen wir heute was bestimmtes machen. Oder sollen wir einfach nach Hause fahren?“

Naruto überlegte kurz. Nachdenklich schaute er zum Himmel. Dann legte er plötzlich ein breites Grinsen auf. „Ich will in den Zoo!“ Verwundert sah ich ihn an. Damit hatte ich nicht gerechnet.

„In den Zoo?“ fragte ich sicherheitshalber nach. „Ja. Ich liebe Tiere, aber ich war noch nie in einem Zoo. Vor allem möchte ich so gern bei der Raubtierfütterung dabei sein.“ erklärte er.

„Ach so, wenn das so ist, dann fahren wir einfach in den Zoo.“

Naruto und ich gingen zu meinem Auto. Nachdem ich die Papiere von meinem Beifahrersitz nach hinten legte, setzte sich Naruto auf den Sitz. Ich startete den Motor und fuhr los. Nach zwanzig Minuten kamen wir im Zoo an. Ich kaufte uns beiden schnell eine Eintrittskarte. Zuerst gingen wir zu den Giraffen. Mit ihren großen Augen sahen sie uns an. Ich konnte Giraffen nicht leiden. Für meinen Geschmack waren sie viel zu groß. Dann gingen wir zu den Antilopen. Die mochte ich schon eher. Ich machte ein paar Bilder von den Tiere. Ehe wir weiter liefen. „Komm lass uns zu den Raubtieren gehen“ drängte Naruto.

„Ist ja schon gut.“ Ich steckte meine Hände in die Hosentasche und folgte ihm. Bei den Löwen angekommen blieben wir stehen. Es standen schon einige Leute mit ihren Kameras da. Auch ich nahm meine Kamera, die um meinen Hals baumelte zur Hand.

„Gleich geht es los“ sagte Naruto leise. Der war ja echt total begeistert. Nach einigen Minuten kam ein junger Mann ins Gehege. Dabei hatte er einen großen Eimer. Da musste das Fleisch drin sein, vermutete ich. Der Mann schmiss den ersten Fleischbrocken zu den Löwen. Aufgeregt liefen die Tiere dem Futter hinter her.

Nur ein Löwe blieb in der Nähe des Pfleger. Zuerst dachte ich mir nichts dabei. Doch als der Pfleger noch einen Brocken Fleisch raus holte, griff der Löwe plötzlich den Menschen an. Die Zuschauer wollten eifrig Fotos von dem Geschehen machen. Doch die Kameras gingen nicht mehr. Mehrmals konnte ich lauter Fluchen von Leuten hören, die ihre Kamera anschrien. Ob meine Kamera auch nicht mehr ging? Ich schoss ein Foto von dem Löwen. Meine geht noch, dachte ich dann erleichtert.

Mittlerweile ließ der Löwe von dem Mann ab. Schnell stand der Pfleger auf und rannte aus dem Gehege. Puh, es ging ihm gut. Langsam löste sich die Zuschauermenge auf. Mann was für ein Tag.

Wenn man in Narutos Nähe war, passierte echt nur Schlimmes. Naruto war schon geschockt, von dem was passiert war. Na ja wer wäre das nicht. Ich konnte es auch noch nicht glauben. Irgendwie fühlte es sich für mich an wie ein Traum. Aber es war keiner. Nach dem Vorfall hatte Naruto keine Lust mehr auf den Zoo. Also fuhr ich mit ihm nach Hause. Nach einer halben Stunde kamen wir bei mir an. Wir liefen die Treppen hoch, weil der Aufzug schon seit Monaten nicht mehr ging.

Vor meiner Tür blieben wir stehen. „Es ist etwas unordentlich, also wunder dich nicht.“ Ich schloss die Tür auf und Naruto konnte rein gehen. Auf dem Boden lagen Blätter und alte dreckige Kleidung von mir. Naruto sagte nichts dazu. Offenbar war er sprachlos. „Neben dem Wohnzimmer ist das Bad. Du kannst dich ruhig duschen, wenn du willst“ sagte ich. Naruto nickte. Dann zeigte ich ihm das Wohnzimmer. „Ich geb dir später ein Kissen und eine Decke, dann kannst du auf dem Sofa schlafen.“ Wieder nickte Naruto. Erschöpft ließ ich mich auf die Couch fallen. „Oh man was für ein Tag“ nuschelte ich und rieb mir über die Stirn. Hoffentlich wird nicht jeder Tag so.
 

autor nacy

Einzug bei Sasuke

Großartig sah ich mich nicht um. Schließlich würde ich höchstens eine Woche hierbleiben und alles war perfekt gelaufen. Ja, ich war ein Genie. Und niemand war es komisch vorgekommen. So waren die Menschen eben. Was nicht sein durfte, gab es auch nicht. Nicht mal gewundert hatten sie sich, nur geärgert. Über die Technik. Vielleicht würden sie es auf irgendwelchen Elektrosmog schieben. Lachhaft.

„Kurama, begehe nicht den Fehler, die Menschen zu unterschätzen.“ hörte ich die mahnende Stimme von meinem Lehrer. Wie ich das hasste, irgendwie hatte er mir das eingepflanzt, aber ich wusste nicht wie, also konnte ich auch nichts dagegen unternehmen. Vielleicht nicht mal dann, wenn ich es wüsste. Na gut. Sei´s drum.

Ich ging ins Bad um mich zu duschen. Die Klamotten rochen auch schon, also warf ich sie, wie es hier üblich war, auf den Boden. Eitel schien der Junge nicht zu sein. Es gab nur eine Sorte Seife. Oder er war eben nur arm. Na ja. Nach einer ausgiebigen Dusche nahm ich mir fürs erste ein Handtuch und wickelte es mir um meine Hüften. Sasuke hatte hoffentlich irgendetwas zum Anziehen. Irgendein T-shirt würde ja reichen.

Als ich ins Wohnzimmer kam, traute ich meinen Augen nicht.

Sasuke lag auf der Couch und schnarchte. Ich fühlte, wie meine Augen zu glühen anfingen. Gleichzeitig veränderten sich meine Hände und meine Nägel wurden zu langen Krallen. Am liebsten hätte ich mich sofort auf ihn gestürzt. Aber – ich musste mich beherrschen. Wütend biss ich mir auf die Lippe. Leider hatte ich in meinem Zorn vergessen, wie scharf meine Eckzähne waren und ein Blutrinnsal lief mir übers Kinn.

Ich ging zurück ins Bad und setzte mich dort erst mal auf den Deckel der Toilette. Am liebsten hätte ich seinen Kopf wie eine Kartoffel zerquetscht. Meine Hände gingen von selbst auf und zu und vor Wut entfuhr mir ein tiefes Knurren.

Alles war genau nach Plan gelaufen. Schon fast zu perfekt, ich hatte mein Glück ja kaum glauben können – und nun das. Wieso lag er auf der Couch und schnarchte, anstatt den Bericht zu tippen und ihn samt Foto der Redaktion zu schicken?

Hatte dieser Typ denn überhaupt keinen Ehrgeiz?

Langsam beruhigte ich mich. Ich musste ihn wohl erst mal – zurechtbiegen.

Tief atmete ich durch, endlich hatte ich mich wieder unter Kontrolle. Nicht auszudenken, wenn jemand das sehen würde. Aber das mich dieser Mensch da so zum Ausrasten brachte? Das war schon komisch.

Ich schüttelte meinen Kopf um wieder klare Gedanken zu bekommen. Dann stand ich auf und ging zurück ins Wohnzimmer. Ich legte meine Hand auf seinen Kopf. Hach, es wäre so einfach ihn dazu zu bringen, wenn es nicht gegen die Regel wäre, aber da konnte man nichts machen. So langsam zweifelte ich daran, ob dieser gutmütige Trottel überhaupt einen Vertrag mit einem Dämon eingehen würde.

Ich konzentrierte mich. Er schlief tief und fest und ich nahm meine Hand wieder weg. Es hätte keinen Sinn ihn jetzt zu wecken. Vermutlich wüsste er erst mal nicht was ich denn von ihm wollte, dann würde er ein morgen nuscheln und weiterschlafen, ja genauso stellte ich mir das vor.

Vielleicht bekam er ja mehr Lust, wenn er seinen Chef los war? Ich schloss die Augen. Der Fettsack fuhr gerade einen kleinen Bergweg hoch. Ich konzentrierte mich auf den Motor. Dort blitzte und brodelte meine Magie. Zufrieden öffnete ich wieder die Augen. Die Explosion würde jeden Augenblick erfolgen, und wenn ich Glück hatte, würde er mit seiner Kiste sogar abstürzen.

Seufzend drehte ich mich um und öffnete eine Tür. Hier war ich falsch, das sah nach Küche aus und roch nach Kaffee. Ich schloss die Tür wieder, neben dem Bad gab es noch eine Tür. Ja, ein Schlafzimmer. Jedenfalls stand ein Bett darin. Zuerst ging ich zum Schrank und holte mir ein T-shirt heraus. Es war ein bisschen zu groß, aber das machte nichts, im Gegenteil. Enge Sachen mochte ich eh nicht. Schon gar nicht zum Schlafen. Dann legte ich mich auch hin. Diese quietschende Matratze hatte zweifellos auch schon mal bessere Tage gesehen. Die Tür ließ ich mal lieber auf. Nicht, dass ich im Schlaf überrascht wurde. Nur so. Für den Fall, dass er den Trottel nur spielte.
 

„Kurama, du bist dran.“

„Ja, ja. Ich komme gleich.“ Verträumt sah ich hinüber in die andere Welt. Na ja, eigentlich war es nicht wirklich eine andere Welt, aber sie war von unserer getrennt. Dort drüben lebte alles. Alles war bunt, total farbenfroh und lebendig und hier – es war einfach nur trostlos. Heji stellte sich neben mich.

„Ich weiß, was du denkst. Aber dorthin kommst du nie.“

„Das weiß ich selbst.“ Meine Stimme klang nicht mal ärgerlich.

Das schien sogar Heji zu wundern, er sah mich kurz an.

„Also – kämpfst du nicht wie die anderen aus reiner Lust am Töten?“ fragte er dann.

Ob ich ihm das sagen konnte? Nein. Natürlich nicht.

„Wie kommst du auf diesen Schwachsinn? Ich will Blut sehen, das ist alles.“

„Ist das so?! Ich dachte schon, du willst einfach nur das Turnier gewinnen.“

„Klar will ich gewinnen, wer nicht?“

„Na ja.“ Heji machte eine Pause. „Bin gespannt, was du dir zur Belohnung wünschen wirst.“

Ich sah seinen stacheligen Kopf an. „Was soll der komische Tonfall?“
 

Ich wachte auf. Kurz hatte ich noch die vielen Kämpfe im Kopf. Oh je, Heji. Ich seufzte. Wie der wohl reagierte, wenn ich zurückkam, nach all der Mühe, die ich gehabt hatte, in die Menschenwelt zu kommen?

Nicht dran denken, ich drehte mich um und schlief traumlos weiter.

Wer ist Naruto?

Stöhnend quälte ich mich aus dem Bett. Und fiel im nächsten Moment auch schon auf den Boden. Überrascht registrierte ich, dass ich auf der Couch lag. War ich so müde gewesen? Plötzlich fiel mir alles wieder ein. Ich hatte Naruto im Krankenhaus besuchen wollen, aber der stand draußen. War schon entlassen worden und hatte obendrein keine Bleibe mehr. Dann war er wohl doch schon achtzehn?

Hatte er mich im Café angelogen? Aber ich hatte ihm geglaubt. Dieses kindische Benehmen...ich setzte mich auf die Couch und rieb mir den Hinterkopf. In Japan war man erst mit 20 volljährig und konnte sich eine rechtmäßige Wohnung nehmen. Seine Eltern konnten das schlecht getan haben, angeblich waren sie ja tot. Außerdem hatte er erzählt, er ginge noch zur Schule. Irgendetwas war faul an der Geschichte.

Und jetzt hörte ich auch noch Geschnarche aus meinem Schlafzimmer. Ging er also doch nicht zur Schule?

Ich wusste selbst nicht, wieso mir diese Gedanken auf einmal kamen. Vielleicht wegen diesem Traum den ich hatte. Genau konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, aber er reichte, um Zweifel zu säen.

Beruhig dich, es gibt sicher für alles eine ganz normale Erklärung, sagte ich mir während ich aufstand und in die Küche ging. Narutos Geschnarche verstummte abrupt. Er konnte doch unmöglich wachgeworden sein. Ich hatte kaum ein Geräusch gemacht. Von der unsanften Landung auf dem Boden mal abgesehen, aber selbst die war durch einige Kleider abgebremst worden und – da schlief er noch. Erst als ich in seine Nähe kam verstummten seine Schlafgeräusche. Dabei lief ich barfuß und war extra leise gewesen.

Unsinn, schalt ich mich. Was war daran komisch? Er war eben aufgewacht, na und. Ich war ja auch aufgewacht. Vielleicht schlief er sogar noch nur eben leise. Langsam schlich ich mich zum Schlafzimmer. Die Tür stand weit offen. Hatte er Angst vor geschlossenen Räumen. Er lag mit dem Rücken zu mir. Die Decke ging etwa bis kurz über die Taille und er hatte eines meiner T-shirts an. Seine blonden Haare bildeten einen schönen Kontrast zu dem dunkelblauen Kissen und seine Figur – was war bloß los mit mir? Vielleicht sollte ich mich lieber noch mal hinlegen, ich fühlte mich ohnehin wie gerädert.

Ich hatte ihn nur mitgenommen, weil er eben nichts hatte, wo er sonst hin konnte. Und weil ich ihn eine Woche begleiten wollte, die Bitte war von mir ausgegangen, nicht von ihm.
 

Herzhaft gähnend betrat ich die Küche und stellte Wasser auf. Eigentlich frühstückte ich eher selten. Aber mit Naruto – na gut, ich hatte wohl noch ein paar Eier. Oder so. Vielleicht auch Fertigteig für Pfannkuchen, der Reiskocher war defekt.

Während das Wasser anfing langsam zu kochen, wollte ich kurz ins Bad gehen.

„Morgen Sasuke.“

Ich sah zu ihm. Er hatte den Kopf auf den Ellenbogen gestützt und sah mich an. „Morgen, Naruto. Hast du gut geschlafen.“

„Ich hatte einen Albtraum – nein, eher eine Erinnerung.“

Ich verstand. „Denk nicht dran, dem Pfleger ist letztendlich ja nichts passiert.“

Ich machte mich auf zum Bad, als mich eine Frage von Naruto oder besser eine ganze Flut von Fragen im wahrsten Sinne des Wortes erstarren ließ. „War es okay so? Das von gestern? War es das was du wolltest? Ich meine, war es spannend genug ohne tragisch zu sein?“

Das klang ja, als ob...

Ich wagte es einfach nicht ihn anzusehen. Ich – hatte Angst, ihn anzusehen. Das zu sehen, was ich im Traum gesehen hatte.

Ohne zu antworten ging ich weiter, meine Beine wollten mir nicht wirklich gehorchen, es fühlte sich an als hätte ich keine Knie mehr. Vermutlich musste es für Naruto ziemlich hölzern aussehen, wie ich aufs Bad zu stakste. Der alte Wasserkessel den ich mir vom Nachbarn geliehen hatte pfiff.

„Oh,“ ich hörte das Naruto aus dem Bett sprang und in die Küche lief.

Ich war endlich im Bad und schloss die Tür hinter mir. Erleichtert atmete ich aus. Wer zur Hölle war dieser Junge? Irgendwie kam mir alles komisch vor.

Sein Auftauchen in der Kneipe, dann im Park. Der tote Junge. Die verschwundenen Verbrecher und keine Spur von denen oder einem Mädchen. Und dann, sein Schock aber kein Wort von einer Verletzung am Arm. Die konnte doch noch gar nicht verheilt sein, ich hatte sie gesehen. Nicht nur das, da war auch kein Schnitt mehr in seiner Jacke gewesen.

Etwas stimmte nicht. Eindeutig. Und die seltsamen Fragen. Aber was sollte nicht stimmen? Naruto war kein Voodoo-Priester oder so, oder?

Ich drehte den Hahn auf und hielt beide Hände darunter um mir das kalte Wasser ins Gesicht – wieso hatte er nichts dazu gesagt? Er hatte kalt geduscht, hätte er nicht fragen müssen, wieso es kein warmes Wasser gab? Nein, ich hatte ja geschlafen. Aber da noch nicht, ich hatte gehört das er sich duschte. Himmel wurde ich vielleicht verrückt.

Ich schob diese seltsamen Gedanken beiseite. Die Küche hatte ich Naruto überlassen. Vielleicht hatte er aus Unwissenheit schon alles in Brand gesteckt. Er war nur ein Junge, der vermutlich viel erlebt hat, und vielleicht war er nicht ganz normal, von der Schule hatte er mit einer Inbrunst gesprochen, als ginge er noch hin. Wer wusste schon, was er schon alles gesehen hatte. So etwas blieb eben nicht ohne seelische Folgen. Anstatt mir seltsame Gedanken zu machen, sollte ich lieber versuchen herauszufinden, ob er Probleme hatte, und falls nötig helfen.

Ja genau.

Ich fühlte mich jetzt schon viel besser, nachdem das geklärt war. Als ich aus dem Badezimmer kam hatte Naruto den Wohnzimmertisch gedeckt. Verblüfft blieb ich stehen. Wie lange war ich eigentlich im Bad gewesen? Also – was das Kochen anging hatte er Talent, keine Frage. Vor mir stand ein richtiges Frühstück, sogar Reis war dabei.

„Sag mal, ähm, Naruto, wie hast du das mit dem Reis so schnell hinbekommen?“

Er sah mich fragend an. „Wieso? Das war doch nicht schwer, hab den Reiskocher repariert.“

„Tatsächlich, aber – der Techniker sagte, den kann man nicht mehr reparieren.“

„Bestimmt wollte er, dass du einen neuen kaufst. Es war total einfach, nur ein kleines Kabel war ausgerissen, und schwupp – ging er wieder.“

Das wäre möglich. Diese Kerle mit ihrem Wegwerfprinzip und Geldmachenwollen waren doch alle gleich. Aber -

„Hast du das gelernt?“

„Zum Teil. Ja. Aber das Meiste hab ich mir selbst beigebracht.“

„Hm.“

„Warum setzt du dich nicht? Magst du nicht mit mir an einem Tisch sitzen?“ Gekränkt sah er mich an.

„Unsinn, was für eine Frage.“ Ich beeilte mich und setzte mich.

Super Frühstück, es war vielleicht nicht so übel den Jungen bei mir zu haben. Das er die Kleider auf den Boden geworfen hatte, störte mich nicht. Auch nicht, das er ohne zu fragen an meinen Schrank gegangen war. Vermutlich hatte er seine Eltern früh verloren. Also wer hätte es ihm beibringen sollen?

Na ja, ich war der Ältere.

„Naruto, das Frühstück ist einfach klasse, hast du gut hinbekommen.“

„Danke, nicht der Rede wert. Glaub mir.“

„Hm, und die Kleider legst du das nächste Mal in den Waschkorb.“

Überrascht sah er mich an und hielt sogar mit dem Kauen inne. Anschließend sah er sich im Wohnzimmer um und zwar mit Blick auf meine eigenen Kleider. Das war frech.

„Ich weiß, ich bin selbst nicht ordentlich, aber schließlich ist dies meine Wohnung und du mein Gast. Als solcher musst du dich zu benehmen wissen.“

Seine Augen leuchteten für einen Sekundenbruchteil rot auf. Und die Pupillen...“Okay, mach ich.“

Ich sah auf meinen Teller. Vielleicht war nicht der Junge gestört, sondern ich.

„Du warst bestimmt schon total früh wach“, redete er fröhlich drauf los.

„Hä? Wieso?“

„Um den Bericht mit dem Löwen und das Foto zu faxen.“

„Oh das. Also – das hab ich noch nicht gemacht.“

Nebenbei ich hatte kein Faxgerät das funktionierte. Ob er das auch reparieren konnte?

„Warum nicht?“

Überrascht sah ich ihn an. Seine Stimme hatte irgendwie völlig anders geklungen. Viel härter, ernster und genauso ernst sah er mich an.

„Wenn du nicht dein Leben lang Horoskope schreiben willst, solltest du dich mehr ins Zeug legen.“ Seine Stimmer klang immer noch so und ich fing an mich zu ärgern. Was bildete er sich denn ein, mir sagen zu wollen, wie ich meine Arbeit zu verrichten hatte? „Meinst du nicht?“ Die Frage traf mich wie eine Ohrfeige.

Naruto stand auf und sagte wieder mit seiner normalen Stimme, „ich geh mich dann mal waschen, oh Sasuke, ob du mir vielleicht Klamotten leihen könntest? Bis meine gewaschen und getrocknet sind.“

Ich nickte wie in Trance.

Moment - „hast du keine andere Kleidung?“

„Nein“, sagte er traurig.

Am liebsten wäre ich sofort mit ihm einkaufen gegangen, wenn ich nur Geld hätte. „Klar, nimm dir von mir was immer du brauchst, ich hoffe, die Kleider passen“, sagte ich schnell, aber wenn ich mir mein T-shirt so ansah...

Sasukes Chef

Langsam ging ich die Straßen entlang. Das Sasukes T-shirts zu groß waren, machte mir nichts aus, nebenbei trug ich ja meine Jacke. Und die Hose hatte ich einfach passend gemacht.
 

Es war nicht zu übersehen, er hatte Verdacht geschöpft. Als der Anruf kam, dass sein Chef verunglückt sei, hatte er mich während des ganzen Telefonats so seltsam angesehen und nicht aus den Augen gelassen.

Sei´s drum – die eine Woche würde ich schon rum kriegen. Und wenn ein Mensch nach einer Woche nicht bereit für einen Pakt war, gab es immer noch die umgekehrte Variante. Man ließ ihn leiden. Und wenn das nicht funktionierte, nach etwa zwei Wochen würde es auch nicht klappen. Diese Erfahrung hatte ich zwar selten gemacht, aber ich konnte die Zeit einschätzen. Und überhaupt – die Sache mit diesem Typ machte überhaupt keine Spaß, anstatt sich zu freuen, dass dieser Arsch aus dem Weg war, hatte er Mitleid. Unglaublich.

Sasuke war ins Büro gefahren, wegen der Totenwache, oder was das werden sollte. Ich hatte ihn nochmal an den Bericht erinnert und hoffte, dass er ihn nicht vergessen würde. Das war dem glatt zuzutrauen.

Für heute hatte ich schon eine neue Idee. Falls wir die Zeit dazu hatten. Und Sasuke den Bericht abgab. Aber jetzt hatte ich nur einen riesigen Hunger. Ich blieb stehen und streckte meine Nase in die Luft. Wo war leichte Beute? Gleich links, ich sah auf eine Reklametafel mit einer fast nackten Frau. Egal was das war, da gab es soviel, dass ich es mir aussuchen konnte. Ich lief über die Straße auf den Laden zu. Es stank nach Sex. Diese Menschen. Mir wurde leicht übel. Vielleicht sollte ich lieber draußen warten, aber mein Magen gab ein lautes Knurren von sich. Na gut, dann rein.

An einem kleinen Häuschen stand eine Frau. Sie verlangte nach Ausweis und Geld.

„Hör zu, Schätzchen, ich bin echt mies drauf, wegen meiner neuen Arbeit. Ich will mir nur was zu essen holen, alles klar?“

Sie nickte langsam.

„Dann ist es ja gut“, ich ging an ihr vorbei – weiter vorne wurde es dunkler. „Ach ja, komm lieber nicht auf komische Gedanken.“

„Verstanden,“ krächzte sie.

Die Frau hatte Mut, das musste ich ihr lassen. Normalerweise konnten Menschen keinen Laut mehr herausbringen wenn ich so drauf war. Ich nickte kurz und ging weiter. Drinnen war es zwar dunkel, aber das machte mir nichts aus. Ich suchte mir eine Ecke aus, von der ich einen guten Überblick hatte.

Alles Männer. Na ja, egal. Die Älteren sah ich mir erst gar nicht an, aber selbst die Jüngeren waren schlechtes Material. Fast wie lebende Leichen. Wieso konnten Menschen nicht etwas besser auf ihre Körper achten? So schwer war das doch gar nicht.

Schwarze Lungen, heißes Blut, teilweise schon krank, Zucker, Fett.

Ich wollte schon gehen, mir war nämlich der Appetit vergangen, als ein Junge zur Tür reinkam. Er stotterte herum, er müsse jemanden suchen, seinen Vater oder ähnliches und hatte ein knallrotes Gesicht. Ich sah genauer hin. Sein Herz schlug ungewöhnlich schnell, aber es war in Ordnung.

Bei dem fragte die Frau in dieser Kabine weder nach Ausweis noch nach Geld, obwohl er ziemlich jung aussah und auch war. „G...g...geh …nach...verschw...“

Endlich kam was, was man essen konnte und sie wollte es verscheuchen. Ich bohrte meinen Blick in ihren Rücken.

Sie versteifte sich. „Geh...rein.“

Gut so, schlaues Kind, dachte ich leicht amüsiert.

Der Junge setzte sich in die letzte Reihe, er rieb sich die verschwitzten Hände. Nicht sehr appetitlich, aber er war gesund und in einem gesunden Körper lebte auch ein gesunder Geist. Alles andere ging nicht. Auch wenn es ein Spruch der Menschen war, traf es den Nagel auf den Kopf.

Ich zögerte nicht länger und setzte mich neben ihn. Leicht verwirrt sah er mich an. Dann sah er wieder nach vorne zu der Show. Leider konnte ich mich unmöglich in eine Frau verwandeln, aber zum Glück waren die Menschen bisexuell, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollten. Und sogar leicht zu haben. Ich hatte vorher schon seinen Geschmack gescannt. Im Moment hatte ich schulterlange schwarze Haare, große leicht schräg gestellte Augen, tja – ich musste mich in eine echte Schönheit verwandeln, ich sah sogar noch besser als Sasuke aus. Viel besser. Meine Figur war allerdings nicht besonders männlich, im Gegensatz zu ihm, mehr androgyn, das war eben der Geschmack von dem Typen. Meiner wäre es nicht gewesen, aber auch kein Problem. Ich hatte das schon so oft gemacht, dass es mich nicht mehr sonderlich interessierte, wie ich aussah. Früher hatte ich noch in den Spiegel gesehen, um das Aussehen mit dem Gewünschten zu vergleichen, aber – die Zeiten waren lange vorbei.

Ich warf einen Seitenblick zu ihm. Damit kam ich sicher die nächsten zwanzig Jahre über die Runden. Wenn ich Glück hatte auch fünfzig. Na dann – ich rutschte etwas näher an ihn heran. Er fing noch mehr zu schwitzen an, aber wenigstens ergriff er nicht die Flucht, er sah verlegen neben sich als überlege er einen Sitz weiter zu rutschen, blieb aber wo er war. Dann atmete er tief durch und sah mir schließlich ins Gesicht. Ich hatte ihn. Mit einer verführerischen Bewegung strich ich mir das lange Pony etwas aus dem Gesicht und klemmte mir die Haare hinters Ohr, die störten nur. Der Kerl sah nach vorne, hielt sich die Faust vor den Mund und räusperte sich. Dann schlängelte er sich förmlich einen Sitz weiter. Mist.

Ich beugte mich vor. „Bist du zum ersten Mal hier, Süßer“, meine Stimme klang zu meiner Überraschung verrucht. Rauchig und tief. Ich hatte ja eine hellere erwartet, passend zu der Figur.

„Ähm ja.“

„Und – gefällt dir was du siehst?“

Er sah wieder zur Bühne, wo ein paar junge Mädchen tanzten.

„Oh ja.“

„Ich meinte nicht – die da unten.“ Was sollte das? Ich wusste doch, das er es kaum abwarten konnte.

„W...was denn sonst?“

Ob der Jungfrau war? Na ja, das würde er dann wohl auch bleiben. Vermutlich.

Ich streckte die zierliche, viel zu kleine Hand aus und legte sie zwischen seine Beine. Er keuchte auf. Nicht vor Schreck. Vor Überraschung aber auch vor Erregung, und die war deutlich zu spüren. Da war eine Menge drin, ich wunderte mich, wieso er so enge Hosen trug. „Das muss doch weh tun?“

Endlich ging er auf mich ein. „Wenn du willst, kannst du ja mehr Platz machen.“

„Soll ich den Reißverschluss aufmachen?“ schnurrte ich.

Ein seufzendes Ja erreichte meine Ohren.

„Komm schon Kumara mit dem Essen spielt man nicht.“ Wieder so ein Satz von meinem Lehrer. Er gönnte mir wohl keinen Spaß.

„Na dann.“
 

Keine Ahnung warum ich ihn am Leben ließ. Sasukes Mitleid hatte möglicherweise auf mich abgefärbt. Aber ich war satt.

„Und nebenbei – es ist ne gute Story“, kicherte ich. „Meine andere Idee heb ich mir für morgen auf.“

Verdachtsfälle

„Sasuke. Pst.“

Ich sah zu dem kleinen, verdreckten Fenster. Naruto war dort. Wahrscheinlich war ihm langweilig. Aber ausgerechnet jetzt musste er auftauchen. Meinen Bericht hatte ich schnell getippt und samt Foto schon abgegeben, beim stellvertretenden Direktor. Der sah ihn sich auch kurz durch.

„Gut“, er nickte mir zu. „Ich habe deinen Bericht gestern in der Zeitung gelesen. Leider erst da. Es wäre mir eigentlich ganz lieb gewesen, wenn du sofort damit zu mir gekommen wärst. Ich habe Bekannte bei der Polizei, und für mich ist diese Arbeit nicht nur eine Art um nur Geld zu verdienen und sensationsgeilen Leuten eine Befriedigung zu verschaffen, ich will auch helfen. Mit anderen Worten die Täter fassen.“

Der Mann gefiel mir.

„Nun ja, der Chef hat sich den Artikel gar nicht angesehen. Ich hatte ihn nicht mehr in der Hand.“

Er nickte nur. „Es werden keine Spuren mehr da sein, und der einzige Augenzeuge ist auch nicht mehr im Krankenhaus.“ Er klang nachdenklich. „Leider hat er sich auch nicht abgemeldet, mit anderen Worten ich habe keine Ahnung wo er wohnt.“

Bei mir, dachte ich, aber irgendetwas hielt mich davon ab es ihm zu sagen. Naruto hatte mir alles was er wusste erzählt, es war wirklich mutig von ihm gewesen, helfen zu wollen. Und ich wollte ihn nicht schon wieder einem Verhör aussetzen.

„Seltsam ist es schon,“ meinte mein neuer Vorgesetzter nun.

„Ja,“ stimmte ich betreten zu. Obwohl er nicht mit mir zu reden schien, sondern eher mit sich selbst, hatte ich das Gefühl zumindest ja oder nein sagen zu sollen.

Mit verschränkten Armen lehnte er sich im Ledersessel zurück.

„Es gibt immer mal wieder Aufenthaltsorte eines Naruto Uzumaki, aber – es gibt kaum Bilder – und – das ist verrückt.“

Wovon redete er?

„Was meinen sie?“

„Na ja, der letzte Umzug wurde vor zwanzig Jahren gemeldet.“ Da war Naruto vielleicht ein Jahr alt, dachte ich oder grade mal geboren. Wohl behütet von seinen Eltern.

„Hier – ich habe ein Foto.“

Er legte ein altes Foto vor sich auf den Schreibtisch. Ein Babyfoto von Naruto vielleicht, seltsam was wollte er damit? Doch wohl nicht das Foto eines Neugeborenen als Suchplakat abdrucken?

Ich beugte mich vor. Es verschlug mir kurz den Atem als auch die Sprache. Der Junge auf dem Foto sah genauso aus wie Naruto, das widerspenstige blonde Haar, das Gesicht. Nur, er war kein Baby sondern ein Junge. Ein junger Mann. Wer war das? Naruto konnte es ja wohl nicht sein.

„Wer ist das?“

Mein Vorgesetzter seufzte. „Ja, hab ich mir gedacht.“

„Was denn?“

„Es muss ein anderer Naruto Uzumaki gewesen sein, oder ist es.“

„Ja. Klar. Naruto ist so ich schätze achtzehn. Ich meine jetzt. Nicht älter, eher jünger.“

„Hm.“

Das er wohl Papiere gefälscht hatte, um an eine Wohnung zu kommen verschwieg ich lieber.

„Nun gut. Prima. Ich denke diese Story hat einen halbe Seite verdient. Das Bild ist gut geworden und die Leute lieben solche Storys, besonders mit Happy End.“

Ich nickte. „Ja, ich war auch froh. In dem Moment als es passierte, wusste ich nicht wie ich helfen sollte. Das einzige was ich getan habe war, zu fotografieren.“ Ich zuckte hilflos mit den Schultern. Aber die anderen Leute, denen war es nicht besser gegangen.

„Ja, hinein rennen kann man ja schlecht. Alle warten gespannt was passieren wird, nur ein oder zwei Leute rennen ohne Hoffnung zum Zoowärter, oder welche Angestellten sonst so rum laufen. Die Leute werden ihre Bilder auch noch an die Zeitungen verkaufen. Es wundert mich, das uns noch keines angeboten wurde.“

„Das könnte daran liegen, das keine Bilder gemacht wurden.“

„Wie bitte?“

„Ja, sie schimpften, weil ihre Kameras und Fotoapparate defekt waren.“ Ich zuckte mit den Schultern.

Mein Chef rieb nachdenklich das Kinn. „Äußerst merkwürdig.“

Plötzlich fasste er mich scharf ins Auge. Ich spürte seine Abneigung fast schon körperlich.

„Was ist?“ fragte ich verunsichert über den plötzlichen Stimmungswechsel.

„Ist es nicht seltsam, das sie nie eine echte Story geliefert haben und nun zwei Knaller hintereinander?“

Was war mit dem Mann eigentlich los? Er konnte doch froh sein, oder nicht?

„Ich hörte, die Tür hatte ein sicheres Schloss.“

„Die Tür?“

„Der Pfleger und die Löwen waren getrennt, durch einen stabilen für die Zuschauermenge dennoch kaum sichtbaren Zaun.“

Ich staunte nicht schlecht. Einen Zaun hatte ich auch nicht gesehen. „Es gibt eine Tür in diesem Zaun, der durch ein Schloss gesichert ist. Dennoch konnte der Löwe durch die Tür und wieder zurück, ohne dass das Schloss beschädigt ist. Seltsam nicht wahr?“

„Tja, allerdings. Aber was habe ich damit zu tun? Wir standen vor dem Gehege.“

„Wir?“

Mist, verplappert.

„Ja, die Menge und ich.“ Puh, eben noch die Kurve bekommen.

„Nun gut. Gute Arbeit. Sasuke nicht wahr?“

Ich war wohl entlassen. Als ich die Tür hinter mir schloss fühlte ich mich sehr eigenartig. Der hatte ja so getan, als wäre das meine Schuld gewesen. Dieser Blödmann.

Lee wartete schon. Er hatte wohl auch eine Story. Meist von Kneipenschlägereien. An denen er oft gar nicht unbeteiligt war, im Sinne von er war meist der Auslöser.

Bevor er an mir vorbei ging, fragte ich ihn, was er von unserem stellvertretenden Chef hielt.

„Na ja. Ich hoffe, wir bekommen bald einen Neuen. Dieser Möchtegerndämonenjäger ist doch nicht ganz dicht.“

„Dieser – was?“

„Der war früher bei der Polizei. Hat jedes Verbrechen einem Dämonen zugeschrieben oder dämonischen Kräften. Deshalb wurde er dann pensioniert. Sozusagen. Oder anders gesagt – rausgeworfen.“

Lee ging ins Büro.

„Dämonen? So ein Quatsch.“

Es gab keine Witwe, was mich nicht wunderte, der ich mein Beileid aussprechen konnte, also ging ich wie viele andere oder besser ich wollte nach Hause gehen.

Das Naruto mich hier extra abholte, war sehr nett von ihm.
 

„Naruto, komm.“

Er rannte hinter mir her. „Wieso die Eile?“

„Mein jetziger Chef ist ein Verrückter.“

Naruto stöhnte auf. „Hat er sich deinen Artikel nicht angesehen?“

„Doch schon. Er will ihm sogar eine halbe Seite geben. Vielleicht sogar auf dem Titelblatt ich wollte nicht aufdringlich sein und fragen, aber wenn von einer halben Seite die Rede ist ist meist das Titelblatt gemeint.“

„Aber – das ist doch gut?“

„Schon“, ich hielt an, wir waren außer Sichtweise. „Aber der Kerl glaubt an Dämonen. Wenn er was komisch findet – der hat mich ganz merkwürdig angesehen.“

„Dämonen? Hält er dich etwa für einen Dämon nur weil du im Zoo warst? Außerdem war es doch meine Idee. Das ist wirklich verrückt, alle Leute die in den Zoo gehen sind Dämonen, oder wie?“

„Nein, bei den anderen gingen die Apparate ja nicht. Tja, seltsam ist das schon, muss ich zugeben.“

„Find ich nicht.“ Naruto zuckte mit den Schultern wie üblich.

„Nicht?“

„Ich glaub nicht, das die einfach nicht mehr gingen, das wäre ja komisch, ich glaub eher, das kein Bild mehr auf dem Film war.“

„Naruto du hast recht, so muss es gewesen sein.“

„Hm,“ er nickte.

Ich überlegte ob ich ihm von dem Schloss erzählen sollte, oder dem Foto, das ihm so ähnlich sah. Nein, lieber nicht. Der Junge war ohnehin verstört. Er hatte selbst gesagt, ständig passiertem ihm solche Dinge, am Ende würde er noch glauben, das er von Dämonen gejagt wurde. Nein, sollte der Chef doch glauben was er wollte, er war schließlich nicht umsonst entlassen worden.

„Und – wolltest du mich abholen oder gibt es noch etwas anderes?“ Ich hätte erwartet, das er vielleicht seine Wäsche mitgebracht hatte, um sie noch schnell zu waschen.

„Ja, gibt es. Ich weiß es ist schrecklich für dich, dass was da mit deinem Chef passiert ist.“

„Ja es ist schrecklich, auch wenn ich ihn nicht mochte.“ stimmte ich zu.

Anscheinend hatte er etwas auf dem Herzen, aber wollte mich nicht belasten, wegen diesem Todesfall einer mir bekannten Person. Der Junge war wirklich sympathisch.

„So eine Explosion ist furchtbar.“

Ich spürte wie ich blass wurde. Woher wusste er von der Explosion?

„Na ja, jedenfalls soll sie dafür gesorgt haben, das der Wagen nun dein Chef verlor die Kontrolle, also nach dem was Lee mir erzählt hat.“

Ich entspannte mich wieder. Der Mann hatte mich wohl schon angesteckt.

„Es – ist schon wieder was passiert, aber ich also tja na ja“, Naruto wurde rot und fing zu stottern an. Beruhigend legte ich ihm meine Hand auf die Schulter.

„Schon gut. Sag ruhig was es ist. Als Reporter habe ich eigentlich schon alles gesehen, was menschliche Schwächen angeht.“ Ich war sicher, es war etwas Peinliches.

„Na ja, ich war in dem Schuppen, unten an der Ecke. Neben mir saß ein Mann, er klappte plötzlich zusammen. Ich bin so erschrocken – ich hab mich auch so geschämt – also...“

„Bist du abgehauen?“

Bedrückt nickte er.

„Ich weiß welchen Laden du meinst. Dort drinnen ist es so stickig zuviel Rauch keine Luft, Alkohol da kippt öfters mal einer um.“ beruhigte ich ihn.

Aber Naruto schüttelte den Kopf. „Ich würde trotzdem gerne wissen wie es ihm geht.“

Unwillkürlich streichelte ich seinen Arm.

„In Ordnung, lass uns nachsehen.“

„Wirklich?“ strahlte er mich an.

„Aber klar, für deinen Seelenfrieden.“

Naruto lachte verlegen. Vermutlich war der alte Lustmolch dort schon längst wieder zuhause, oder in einer Ausnüchterungszelle, aber wenn es Naruto beruhigte...

„Wieso warst du da eigentlich schon, Sasuke?“

„Was?“

„Woher du diesen Laden kennst.“

Mist, tja. „Ähm, also, Recherche.“

Sakura

Sasuke und ich liefen nebeneinander die Straße hinunter. Es war nicht weit und er sah blass aus. Ich fragte erst gar nicht, ob wir nicht mit dem Auto fahren wollten. Nebenbei, mir war es auch lieber zu laufen.

Schweigen herrschte, er schien nachzudenken. Über seinen neuen Chef vielleicht?

Als wir in die Nähe des Schuppens kamen sahen wir schon das blinkende Licht eines Notarztwagens. Ich vermutete, das die Frau am Eingang, nachdem ich gegangen war, hinein ging um zu sehen, ob noch jemandem zu helfen war. Möglicherweise hatte sie gedacht, ich hätte ein komplettes Gemetzel angerichtet. Ich schnaufte abfällig. Dämonen waren nicht wie Menschen, die sich ohne Sinn und Verstand gegenseitig töteten. Bei uns gab es Regeln, Ehre. Und warum sollte ich alle Menschen töten, wenn ich doch nur meinen Hunger stillen wollte?

„Mh, ob er einen Herzinfarkt hatte?“ vermutete Sasuke und holte seine Kamera.

Wir liefen zum Eingang, wo schon jede Menge Gaffer standen, aber auch die Angestellten. Von den Männern die vorher da gewesen waren, waren allerdings alle verschwunden. Die hatten sicher die Kurve gekratzt, waren vielleicht verheiratet oder so.

Eine Bahre wurde herausgetragen auf der der junge Mann lag, er war mit Gurten festgeschnallt. Sasuke machte Fotos. Jemand sagte, „keine Presse.“

„Was ist passiert?“

„Keine Presse,“ wiederholte der Sturkopf.

„Er liegt im Koma,“ sagte ich deswegen.

Sasuke sah mich an. „Tatsächlich? Woher weißt du das?“

„Hab mal im Krankenhaus gearbeitet.“ Gelassen sah ich Shori an. Der hatte sich erschrocken zu mir gedreht, als er meine Stimme hörte.

„Kurama, was tust du denn hier?“

Idiot, dachte ich. Niemals nannte man einen Dämonen bei seinem echten Namen.

„Das wird Folgen haben.“

Er wurde noch eine Spur blasser.

„Kurama?“ fragte mich Sasuke prompt.

„Öh,“ was sollte ich sagen verdammt? „Meine engeren Bekannten nennen mich so.“

„Gut, dann nenne ich dich auch so.“

„Nein, du nicht,“ sagte ich sofort und Sasuke sah gekränkt aus.

Immerhin schien Shori seinen Fehler wieder gutmachen zu wollen. Er wandte sich an Sasuke und redete drauf los.

„Ein junger Mann ist ins Koma gefallen, wir wissen noch nicht warum. Aber er wird wieder aufwachen.“

„Was macht sie so sicher?“

Shori sah mich unbehaglich an. „Nun, er ist nicht tot, wie soll ich es sagen, er braucht Ruhe, das ist alles. Seine mentalen Kräfte – also – er wird sich in ein oder zwei Wochen wieder erholt haben, keine Sorge.“

Ich warf Shori einen finsteren Blick zu, und der machte, dass er in den Wagen kam und schlug dann die schwere Tür hinter sich zu.

„Komischer Kerl,“ bemerkte Sasuke leise.

„Stimmt.“

„Oh, wen haben wir denn da?“ säuselte eine Stimme. Diese Person hatte eindeutig in der letzten halben Stunde einiges an Alkohol getrunken.

„Ah Sakura, lange nicht gesehen,“ grüßte Sasuke sie.

„Kann man wohl sagen, hach ja, zu schade, ne. Seit wir keine netten Jungs mehr haben, sieht man dich überhaupt nicht mehr. Aber sag mal, wer ist denn das da neben dir?“

Sasuke wurde knallrot. „Sakura, ich bitte dich.“ Seine Stimme schien sie anzuflehen, wurde aber nicht erhört. Alkohol eben.

Sie wandte sich an mich. „Bist du Sasukes Lover? Sein kleiner Schatz, sein Goldjunge?“

Das kam überraschend. Sasuke stand auf Kerle.

„Nein, ich wohne nur bei ihm.“

Verzückt klatschte sie in die Hände. „Wie romantisch.“

„Komm,“ meinte Sasuke kurz angebunden und zog mich am Ärmel meiner Jacke weg.

„Willst du sie nicht fragen, was sie beobachtet hat?“

„Sie ist betrunken, ich kann sie später anrufen, vielleicht hat sie ihren Rausch dann ausgeschlafen.“

„Oder noch mehr getrunken.“

„Ich glaube nicht, das der Laden nachdem gerade jemand ins Koma gefallen ist heute noch aufhat. Sie wird nach Hause gehen und schlafen.“

„Du kennst sie wohl gut?“ Eigentlich interessierte es mich nicht wirklich.

Aber Sasuke sah mich kurz an. „Sie ist eine Klassenkameradin, sie war sogar die Klassenbeste.“

„Was – macht sie dann hier? Hätte sie nicht eine bessere Arbeit bekommen können?“

„Hm, doch. Aber sie hat sich – in den falschen Mann verliebt.“

Ich hatte keine Ahnung was er meinte, Sasuke sah es mir wohl an. Er fuhr schuldbewusst fort: „Sie hat sich in einen Mann verliebt, der ihre Liebe niemals erwidern könnte.“

„Ich verstehe immer noch nicht. Es gibt ja wohl noch andere Männer.“

„Sie hat sich in mich verliebt.“ Sasuke sah so aus, als fühle er sich schuld an dem Schicksal des Mädchens. „Du hast es ja eben mitbekommen, nicht wahr? Das mit dem Goldjungen und so. Du weißt, was sie damit gemeint hat.“

„Schon, aber – es gibt doch trotzdem auch andere Männer.“

„Na ja, aber nicht für sie. Wie es aussieht.“

Schweigend liefen wir zum Auto. Ich warf Sasuke einen Seitenblick zu. Die Sache schien ihm ernsthaft nahe zu gehen. Er fühlte sich schuldig, obwohl er doch gar nichts dafür konnte. Auf diese Art und Weise konnte er sich schon mal nicht auf seinen Beruf konzentrieren.

Und wenn es das war, was er sich wirklich wünschte?

„Sasuke, wärst du gerne – ähm – hetero?“

„Nein. Ich wünschte nur, ich würde andere nicht verletzen, wegen – dieser Sache.“

„Ist das dein größter Wunsch? Mehr noch als dein beruflicher Aufstieg?“

Er überlegte kurz. „Ja,“ sagte er dann einfach.

Was für ein seltsamer Mensch. „Aber sag mal, Sasuke, wenn sie dir so wichtig ist, ist es dann nicht egal, ob sie ein Mädchen oder ein Junge ist?“

„Naruto – ich würde sie auch nicht lieben, wenn sie ein Junge wäre.“

Das sollte mal einer verstehen. Ich fragte nicht weiter, ansonsten würde er mich nur noch mehr verwirren. Aber vielleicht musste ich umdenken.

„Du sagtest, sie war die Klassenbeste. Hat sie einen Beruf gelernt?“

„Nein. Sie hat angefangen zu trinken.“

Aha. Na dann, das konnte man ja ändern. Wenn es weiter nichts war.

Wir hatten das alte Auto erreicht. Ich wollte gerade einsteigen, als er mich unsicher fragte: „Also, wenn du jetzt bei mir ausziehen willst...“

„Nein, will ich nicht.“

Ich liebe dich nicht mehr

Sasukes Sicht
 

Die ganze Nacht lag ich wach. Ich musste viel an Sakura denken. Sie tat mir einfach unendlich leid.

Es muss schlimm sein, sich zu verlieben und diese Liebe wird einfach nicht erwidert. Auch musste ich an Naruto denken. Seit er bei mir wohnte, ging alles drunter und drüber. Mein ganzes Leben schien mir zu entgleiten. Nachdenklich wälzte ich mich im Bett. Wer war dieser Naruto? Je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, desto mehr faszinierte er mich. Aber ich wusste einfach nicht warum.

War es seine Art oder seine Ausstrahlung? Vielleicht waren es auch seine Augen. Letztendlich gab ich die Grübelei auf. Außerdem ging die Sonne schon auf. Also setzte ich mich auf. Ich streckte mich und ging dann in die Küche. Ich setzte Wasser auf, dann setzte ich mich an den Tisch. Ich musste noch den Bericht schreiben, wegen dem Mann von gestern Nacht. Ich hatte auch ein paar Fotos geschossen. Doch plötzlich schoss mir Narutos Freund durch den Kopf. Die beiden schienen sich gut zu kennen. Kurama, komischer Name. Warum hatte der Typ ihn so genannt? Naruto meinte zwar, nur seine engsten Freunde dürften ihn so nennen. Trotzdem kam es mir komisch vor. Als das Wasser blubberte, schaltete ich den Herd aus. Das Wasser goss ich in die Tasse. Plötzlich hörte ich Schritte.

Ich drehte mich um. „Oh Naruto du bist schon wach.“ Verschlafen nickte er und setzte sich an den Tisch.

„Hast du gut geschlafen?“ fragte ich weiter nach.

Wieder bekam ich nur ein Nicken.

Mit der Tasse in der Hand setzte ich mich zu ihm. „Willst du wirklich bei mir bleiben?“ fragte ich sicherheitshalber noch mal nach. Ich kannte die Reaktionen der Menschen, wegen meiner sexuellen Neigung nur zu gut. Genervt verdrehte er die Augen. „Jaha ich will hier bleiben. Und jetzt lass das Thema ruhen. Es ist okay für mich, wirklich“ sagte er.

„Okay, wenn du das so sagst.“ Ich trank von meinem Kaffee, als plötzlich das Telefon klingelte. „Ich geh schnell ran“ sagte ich und verschwand aus der Küche. „Hallo“ meldete ich mich am Telefon. Im Gegensatz zu anderen Menschen, sagte ich nie meinen Nachnamen. Ist doch voll unnötig.

„Sasuke?“ fragte eine Frauenstimme.

„Ja der bin ich.“

„Gott sei dank. Ich bin es Sakura“ meinte sie.

„Äh Sakura, warum ruft du an?“

Ich war doch verwundert über ihren Anruf, weil ich damit nicht gerechnet hatte.

„Ich liebe dich nicht mehr“ sagte sie emotionslos.

„Wie du liebst mich nicht mehr?“ fragte ich nach.

Was hatte, dass denn jetzt zu bedeuten?

„Keine Ahnung. Ich bin aufgewacht und ich hab nicht an dich gedacht. Normalerweise, denke ich immer an dich, wenn ich aufwache. Oder einschlafe. Aber heute war nichts. Und als ich dann versuchte an dich zu denken, da fühlte ich nichts. Es ist fast so, als wärst du nie in mein Leben getreten“ erklärte sie mir am Telefon.

„Okay, dass versteh ich nicht. Irgendwie hört es sich komisch an.“

„Ja und weißt du was das Unglaubliche ist? Ich wollte mir ein Glas Wein einschenken, weil ich es genau wie du nicht verstand und als ich dann den Wein trank, da hat er mir nicht geschmeckt. Das war ganz komisch. Irgendwie. Der Wein hat voll eklig geschmeckt. Ich dachte echt ich müsste mich übergeben“ berichtete mir Sakura.

„Okay, dass ist ja noch verrückter.“

„Ja ich hab auch überhaupt kein Verlangen mehr nach dem Alkohol. Ganz ehrlich, wenn ich nur daran denke, bekomme ich einen Brechreiz“ erzählte sie weiter.

Irgendwie kam ich überhaupt nicht damit klar. Kann man so einfach vom Alkohol weg? Und was ist ihrer Schwärmerei? Kann das auch so einfach verschwinden? Liebe geht doch nicht einfach weg. Na gut, ich hatte diese angebliche Liebe nie wirklich ernst genommen und versucht ihr in Gesprächen begreiflich zu machen, dass sie sich da komplett hineingesteigert und verrannt hatte, aber... ich sollte mich freuen...und trotzdem...Die ganze Sache gefiel mir nicht.

Aber ich konnte es ihr schlecht sagen. Sonst denkt sie noch, ich halte sie für eine Lügnerin und ich wollte sie nicht noch mehr verletzten. Ich hatte wegen ihr ohnehin ein schlechtes Gewissen gehabt.

„Also, ich muss Schluss machen. Sag deinem kleinen Freund noch, dass es mir Leid tut, wegen gestern“, sagte Sakura noch schnell dann legte sie auf.

Verwirrt ging ich zurück in die Küche. Was sollte ich davon jetzt halten?

„Wer war das?“ fragte mich Naruto.

„Sakura“ sagte ich nur.

„Und was wollte sie?“ fragte er weiter.

„Na ja sie hat mir nur gesagt, dass sie mich nicht mehr liebt und das sie vom Alkohol weg ist“ meinte ich.

„Ist doch gut. Warum siehst du dann so bedrückt aus?“

„Ich bin nicht bedrückt. Ich finde es nur komisch. Das ist alles.“ Naruto zuckte nur mit den Schultern. „Ich versteh nicht, was du hast. Das ist doch, was du wolltest oder etwa nicht?“

„Doch schon, aber irgendwie passt da was nicht zusammen. Irgendwas stimmt da nicht....Nein nicht irgendwas, sondern mit dir stimmt etwas nicht." Ich schlug meine Hände auf den Tisch und stemmte mich auf.

Drei Tage/Verschiedene Sichtweisen

Drei Tage
 

Ich seufzte leise und lehnte mich mit verschränkten Armen zurück. Forschend sah ich in Sasukes dunkle Augen, der mich anstarrte. Diesem Typ konnte man es anscheinend nicht recht machen. Zuerst wusste er nicht, was er wirklich wollte, was ihm wirklich wichtig war, und wenn man so kulant war und es ohne Gegenleistung für ihn erledigte, passte es ihm auch nicht.

Das war die Sorte Mensch, die ich am meisten hasste. Mit denen kam ich einfach nicht klar.

Andere waren viel einfacher zu handhaben. Mit klarem Ziel vor Augen und bereit, ihren Tribut nach dem Leben zu zahlen.

Wütend erwiderte ich seinen bohrenden Blick und überlegte, ob ich mir vielleicht nicht doch lieber ein leichteres Opfer suchen sollte. Und – ich musste mir auch eingestehen, dass ich aus der Übung war. Spaß machte mir das hier nicht.

„Was meinst du denn damit?“ fragte ich ihn herausfordernd und kniff die Augen zusammen.

Sein Blick wurde unsicher. Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Schließlich ließ er sich schwer zurück auf seinen Stuhl fallen.

„Vielleicht...na ja, hat mich mein komischer Chef beeinflusst.“

„Der Dämonenheini?“

„Ja. Egal was ich darüber denke, es gibt gewisse Sachen die passiert sind – seit ich dich getroffen habe – die ich einfach nicht länger als Zufall beiseite schieben kann.“

Sasukes Stimme klang unsicher.

„Ah ja. Und wenn es so wäre?“

„Was?“ Er sah mich an.

„Wenn ich ein Dämon wäre, was dann?“ fragte ich nach.

Mit dieser Frage hatte er wohl nicht gerechnet, er schien total überrumpelt zu sein.

„Dann – keine Ahnung. Ich weiß auch nicht. Aber – das ist doch verrückt, oder?“

Das war nicht die Antwort, auf die ich gehofft hatte. Obendrein verdrängte er die Tatsache schon wieder, obgleich sie so offensichtlich war.

„Finde ich nicht.“

Sasuke sah mich noch eine Weile unsicher an dann platzte er mit der Frage heraus: „Bist du einer? Ein Dämon meine ich.“

Ich konnte förmlich riechen, wie er darauf hoffte, das ich es abstritt. Anfing zu lachen und ein Unsinn, natürlich nicht, von mir gab.

Weil ich mit diesem Menschen so gar nicht zurecht kam, entschloss ich mich Klartext zu reden.

Ich zuckte kurz mit den Schultern. „Klar bin ich einer.“

Sasuke wurde nun doch blass, obwohl er sicher damit gerechnet hatte, wenn er es auch nicht wahrhaben wollte.

„Und ja – ich hab dafür gesorgt, das du Material für deine Stories bekommst. Weil es angeblich das war, was du wolltest.“ Ich stand auf. „Aber dann sagtest du, Sakura wäre dir wichtiger.“

„Du meinst – du ...“

„Aber ja. Was denn sonst?!“

„Dann – warst du das auch mit dem Unfall vom Alten? Oder – das war kein Unfall, du hast ihn ermordet.“

Sasuke wurde noch blasser, als er ohnehin schon war.

„Na ja, eigentlich war es nur als Unfall geplant. Er sollte nicht dabei sterben, aber es ist besser gelaufen als gedacht.“

Sein Gesichtsausdruck wechselte jetzt zwischen Angst, Verachtung aber auch einem Tick von Bewunderung, um schließlich vor unverhohlener Neugier zu glänzen.

Ich wandte mich Richtung Tür.

„Mo...moment. Wo gehst du hin? Was bedeutet das alles?“

„Du bist mir echt zu anstrengend.“

„Was?“

„Ich geb dir drei Tage.“ Ich wandte den Kopf und sah ihn an. „Wenn du weißt, was du willst, dann ruf mich. Und wenn nicht – komm ich trotzdem vorbei.“

In bequemer Haltung lag ich auf dem Dach des Hauses gegenüber Sasukes Wohnung. Von hier aus konnte ich mir die Sonne auf den Pelz brennen lassen und Sasuke beobachten.

Seit Stunden saß er nach wie vor am Küchentisch.

Ich musste wieder resigniert seufzen und hörte das Tapsen sanfter Katzenballen. Das war Shori. War ja klar, das der auftauchen würde.

„Läuft nicht so, was?“

Normalerweise hätte ich ihn davon gejagt, aber jetzt konnte ich ein wenig Gesellschaft gebrauchen.

„Nein. Überhaupt nicht. Dieser Kerl ist ein Reporter mit Gewissen. Kein Wunder, das er kein Erfolg hat.“

Ich bemerkte Shoris eindringlichen Blick und drehte mich nach ihm um. „Was ist?“

„Warum suchst du dir kein leichteres Opfer? Das ist doch sonst nicht deine Art. Ich meine, es gibt genug Menschen, die man ganz einfach haben kann.“

„Das...das ist nur weil ich...na ja, ich hab es Sasori versprochen.“

Shori stellte die Ohren auf. Seine Schnurrhaare zuckten, als könne er sich nur mühsam ein Lachen verkneifen.

„Was?!“ fuhr ich ihn an.

Geschmeidig kam er näher. „Als ob dich ein Versprechen noch dazu gegenüber Sasori kümmern würde. Also – was ist der Grund?“

Nachdenklich wandte ich mich ab und sah wieder zu Sasuke, der immer noch bewegungslos am Tisch saß.

Die Wahrheit war, dass ich das selbst nicht wusste.

Um das Thema zu wechseln erzählte ich Shori von diesem Dämonenjäger, der zeitweise Sasukes neuer Chef war.

Shori zuckte mit der Schwanzspitze. „Glaubst du, er ist gefährlich?“

„Auf jedem Fall hat er erreicht, dass Sasuke sich Gedanken um mich gemacht hat.“

„Soll ich mich um ihn kümmern?“

„Ja. Tu das.“ Ich nickte.

„Nur, der Kleine da wird glauben, du seist es gewesen, oder nicht? Das macht die Sache vielleicht noch schwieriger.“

„Was kümmert´s dich? Solange du deine Leichen hast, braucht dich das nicht zu interessieren, oder?“

„Du liebe Unterwelt, mit dir kann man auch nicht mehr reden, Kurama. Ich geh dann wieder.“

Ich drehte mich nicht mehr nach ihm um, sondern behielt Sasuke in den Augen. Letztendlich hing es von ihm ab, wie meine nächsten Schritte aussehen würden.
 

Verschiedene Sichtweisen
 

Die Frage war, würde er seine Chance erkennen und nutzen? Und vor allem, war er bereit, den Preis dafür zu zahlen? Viel erzählt hatte ich ihm nicht gerade, ich war einfach davon ausgegangen, dass selbst die Menschen dieser Zeit wussten, was es bedeutete von einem Dämonen heimgesucht zu werden. Wenn ich allerdings an sein neugieriges Gesicht dachte, als ich gegangen war musste ich mich aber auch fragen, ob er nicht vielleicht mehr an meiner Geschichte interessiert war als daran, meine Fähigkeiten für sein eigenes Leben nutzen zu wollen.

„Am Ende bittet mich der Kerl noch um ein Interview“, flüsterte ich leise.

Zu dumm, wäre er verliebt in jemanden oder seine Mutter läge im Sterben, irgendetwas in dieser Art, hätte ich den Pakt schon längst geschlossen, dachte ich.

Plötzlich kam Leben in Sasuke. Er rannte ins Nebenzimmer und holte einen Stapel Papiere aus der Schublade. Zusätzlich mit einem Stift bewaffnet setzte er sich mit seinem Krempel wieder an den Küchentisch.

Fassungslos sah ich zu, wie er sein erstes Treffen mit mir aufschrieb. Einige Male strich er die Sätze durch, dann knüllte er alles zusammen und warf es weg. Ich machte mir gedanklich eine Notiz, das ich mich um diesen Müll noch kümmern würde. Jetzt schrieb er sich Stichpunkte auf.

Ich fluchte innerlich. Warum hatte ich ihm statt drei Tage nicht einen Tag gegeben?
 

Kurama´s spärlichen Angaben zufolge war dieser Möchtegern Dämonenjäger der vorübergehende Chef seines neuesten Opfers. Sasuke Uchiha. Ich musste also nur diesen Informationen und Sasukes Geruch folgen, den ich neben Kurama´s wahrgenommen hatte und er würde mich direkt zu dem größenwahnsinnigen Menschen führen. Für´s Erste wollte ich die Gestalt einer Katze beibehalten.
 

Ich behielt den Stift im Auge. Ohne Unterbrechung bewegte er sich auf dem Blatt rauf und runter. Nach kurzer Zeit kam ich zur Überzeugung, dass das eine Art Fortsetzungsroman werden sollte. Ein erfolgloser Reporter trifft auf einen Dämon. Gespannt wartete ich darauf, ob Sasuke weiterschreiben würde. Vielleicht konnte ich dadurch erfahren, ob er vorhatte, mit mir zusammen zu arbeiten. Aber leider schrieb er nur bis zu jener Stelle, als er mich mit zu sich nach Hause nahm. Ausgeschmückt hatte er das Ganze auch noch. Kein Wort davon, dass ich einen Vertrag mit ihm schließen wollte.

Im Gegenteil, es ging um Freundschaft. Zufrieden riss Sasuke den fertigen Bericht beziehungsweise Romananfang ab und leckte sich dabei über die Lippen.

Nachdenklich lehnte ich mich wieder zurück und kratzte mich hinter dem Ohr.

War das nun so was wie Kreativität oder hatte er mich komplett missverstanden?

Ich lehnte mich zurück und sah mir die Wolken am Himmel an. Mein erster Gedanke war gewesen, dass das was Sasuke geschrieben hatte auf keinem Fall veröffentlicht werden durfte. Aber – wenn ich mich selbst komplett aus allen Gedächtnissen löschte und nur die Tatsachen samt Sasuke stehen ließ, würde der Verdacht bald auf ihn fallen. Die Leute würden anfangen zu glauben, er sei nicht mehr ganz bei Trost und habe seinen Chef um die Ecke gebracht.

Ich musste leise lachen. Sasuke würde sicher verzweifelt sein. Dann musste ich ihn nur noch wie eine reife Frucht pflücken.

Und den anderen Typen konnte ich Shori überlassen. Shori war nicht unbedingt der Dümmste und absolut kaltherzig.
 

Zwanzig Seiten hatte ich geschrieben. Und doppelt so oft neu geschrieben, bis ich zufrieden gewesen war. Am liebsten hätte ich sie sofort zum Verlag gebracht, aber ich wollte zuerst wissen, was Naruto davon hielt.

Dazu kam noch, das mein neuer Chef, der ja nur als Vertretung fungierte, sicher misstrauisch geworden wäre. Nein, ich musste warten, bis der Neue kam. Ein gewisser Otto Normalverbraucher, der die ganze Geschichte interessant und gut zu lesen fand, aber rein fiktiv.

Natürlich hatte ich auch die Namen, Aussehen und Orte des Geschehens geändert. Aus Naruto hatte ich einen weiblichen Dämon mit langen blonden Haaren gemacht, für die Leserschaft der Damen. Auch wenn ich noch nicht genau wusste, ob es romantisch werden würde.

Ich klopfte den Stapel nochmal auf dem Tisch grade und verstaute ihn dann in einer roten Mappe. Mit schwarzem Filzstift wollte ich den Titel darauf schreiben. Kurz zögerte ich. Welcher Titel passte? Er durfte nicht sofort alles verraten, sollte aber gleichzeitig neugierig machen. Besuch aus einer anderen Welt? Hilfe aus der Hölle? Die Liebe eines Dämons? Plötzlich war ich ratlos. Der Gestank des Schreibers stach mir immer unangenehmer in die Nase. Ich steckte die Kappe wieder darauf, legte ihn zur Seite und beschloss auf eine Eingebung zu warten. Die Mappe ließ ich ebenfalls auf dem Tisch liegen, streckte mich und gähnte. Urplötzlich merkte ich, wie todmüde ich war. Bis Abgabeschluss war noch Zeit.

Die Horoskope und Briefe konnte ich innerhalb einer Stunde beantworten. Letztendlich musste ich nur zwei oder maximal drei von ihnen beantworten die gedruckt wurden, solange sie nur vernünftig klangen, auch wenn versichert wurde, Dr. Sommer würde alle Briefe beantworten. Natürlich war das nicht der Fall. Die anderen wurden von den Praktikanten beantwortet, wenn überhaupt. Der einzige Grund, weshalb ich doch viele eigenhändig beantwortet hatte, war zum einen Langeweile, zum anderen interessierte es mich, was für Probleme die jungen Leute so hatten. Letztendlich waren es jedoch immer die Gleichen. Ebenso wie meine Antworten.

Selbst wenn die Zeit nicht reichte, konnte ich einfach ein paar alte nehmen. Für die Horoskope galt das Selbe. Niemand erinnerte sich morgen daran, was ich vor zwei Monaten geschrieben hatte.

Über den Mann aus dem Kino wollte ich nichts in der Zeitung bringen. Auch andere würden nur wissen, da ist einer zusammengebrochen. Aber wenn ich wieder ins Spiel kam, könnte auch Naruto Ärger bekommen. Von dem neuen Mann in unserer Abteilung. Lieber nichts riskieren, immerhin vertraute mir Naruto.

Ich streckte mich nochmal und gähnte herzhaft. Dann stand ich auf und ging Richtung Schlafzimmer. Sofort stieg mir Narutos Geruch in die Nase. So intensiv war es mir vorher nicht aufgefallen. Ein verführerischer Duft. Ich schüttelte den Kopf, stellte meinen Wecker und legte mich hin. Es kam mir sogar vor, als strahle die Matratze noch seine Wärme aus, aber das war sicher nur Einbildung.
 

Selbstmord?
 

Als ich wieder aufwachte, war ich so ausgeschlafen, wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Voller Panik griff ich nach meinem Funkwecker. Bestimmt hatte ich zwei Tage lang durchgeschlafen. Es war schon später Nachmittag und ich konnte es nicht vermeiden, dass mein Zeigefinger leicht zitterte, als ich auf den Knopf für die Datumsanzeige drückte.

Es war noch – Heute? Die Anzeige verschwand. Zur Sicherheit sah ich nochmal nach.

Langsam wurde mein Herzschlag wieder normal. Ich ärgerte mich, das ich so aus der Fassung geraten war. Wo war meine Coolness aus den Schultagen geblieben? Selbst wenn ich zwei Tage geschlafen hatte, na und? Entlassen zu werden war vermutlich das Beste was mir passieren konnte. Ja, genau. In diesem Moment nahm ich mir vor, noch heute nach einer anderen Stelle zu suchen. Und wenn es nicht gleich bei einer Zeitung klappte, dann würde ich eben vorübergehend etwas anderes machen.

Jedenfalls hatte ich noch mehr als genug Zeit meinen täglichen Pflichten als Astrologe und Kummerkastenonkel nachzukommen. Ich duschte und rasierte mich, zog mir neue Kleidung an, die sogar noch verpackt war, aus irgendeinem Grund hatte ich das Bedürfnis mein Äußeres meinem inneren Gemütszustand anzupassen, und ging dann in die Küche um noch einen Kaffee zu trinken. Im Vorbeigehen schaltete ich das Radio ein.

Gerade als ich an meinem Kaffee nippte verstummte die Musik und machte den Nachrichten Platz.

„Herr Nikito, der vorübergehende stellvertretende Filialleiter unserer hiesigen beliebten Zeitung – Was war heute los? - wurde tot in seiner Wohnung aufgefunden.“

Ich spuckte den Kaffee aus.

„Die Polizei will noch keine Stellungnahme über den Grund seines Ablebens beziehen. Jedoch hat sich ein Polizist unter der Bedingung anonym zu bleiben unserem Reporter gegenüber wie folgt geäußert.“ Eine metallene und verzerrte Stimme ertönte, bei der man noch nicht mal unterscheiden konnte, ob sie von einer Frau stammte oder von einem Mann.

„Der Verblichene war uns gut bekannt. Er hat uns immer wieder geheimes Material über äh seltsame Vorkommnisse geschickt. Er äh war der Überzeugung, dass es äh Dämonen gibt. Sein ähm Tod sieht wie nach Selbstmord aus ähm, aber alle Anzeichen sprechen für Mord. Ja genau hm. Es sieht aus, ähm, als wäre er gezwungen worden, sich ähm umzubringen. Und zuvor tja also ähm schrieb er einen Abschiedsbrief.“

Die Stimme eines Reporters ertönte. „Was genau stand in dem Abschiedsbrief?“

„Tja, ähm da stand, ich habe mich geirrt, es gibt keine Dämonen. Mein Lebenswerk war eine Lüge, mit der ich nicht länger leben kann. Hm. Ähm.“

„Vielen Dank.“
 

Daraufhin folgten noch irgendwelche statistischen Angaben, was er alles wann geleistet hatte, aber ich hörte schon gar nicht mehr zu. Wie erstarrt saß ich immer noch mit der Tasse in der Hand am Küchentisch. Warum, Naruto?
 

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich wieder klar denken konnte. Nicht das mir der Mann sympathisch gewesen wäre, aber – das Naruto zu so etwas fähig war. Ich rief mir sein unschuldiges Gesicht in Erinnerung. Nein, halt. Er hat auch meinen vorherigen Chef umgebracht. Und es zugegeben. Mit einer Kaltherzigkeit, die mir jetzt noch einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Wieso hatte ich die Gefahr nicht erkannt? Ja, selbst jetzt – hatte ich das Gefühl ihn schützen zu müssen. Etwa nur, weil die Dinge die er tat angeblich zu meinem Besten gewesen waren, das was ich wollte?

So etwas hatte ich nie gewollt.
 

Eine halbe Stunde später war ich im Verlag. Das Mindeste was ich tun konnte war, dem Verstorbenen meinen Respekt zu zollen und anwesend zu sein. Im Verlag wimmelte es zu meinem Missfallen nur so von Polizei. Konnten die sich nicht zurückhalten? Noch dazu starrten mich alle an. Kollegen wie Polizisten gleichermaßen. Auch wenn das Einbildung war, wegen meinem schlechten Gewissen. Hätte ich doch nur niemals Naruto von Nikito erzählt.

Ich steuerte auf Lee und Neji zu, die mir entgegensahen. Auch bei ihnen stand ein Polizist. Sobald sie sahen, dass ich auf sie zukam, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Hass und Verachtung trafen mich fast körperlich, bevor sie mir den Rücken zu wandten. Nur der Polizist sah mich weiterhin aus kalten Augen an. Ich war stehengeblieben, daher stand er auf und kam auf mich zu.

„Du bist also der Monsterfreund? Dich kriegen wir noch.“ Das war nicht nur eine Drohung sondern ein Versprechen. Er ging an mir vorbei zur Tür.

„Aber...“, warf ich ein. Das war doch nicht meine Schuld, wollte ich eigentlich sagen. War es das wirklich nicht? Oder machte ich mir nur was vor?

Ich sah ihm nach, und ich sah noch mehr. Die Schrauben der Türklinke drehten sich von alleine auf. Merkte er das nicht? Ich wollte eine Warnung rufen, aber meine Stimme war plötzlich verschwunden. Ich konnte mich nicht mal bewegen. Hilflos und wie in Zeitlupe musste ich mit ansehen wie alle Schrauben sich lösten, die Klinke zu Boden fiel und sich die Schrauben wie Geschosse in seinen Kopf bohrten. Schwer fiel er zu Boden. Erst jetzt kam wieder Leben in mich, aber ich war so geschockt von dem Anblick das ich nicht mal zu ihm rennen konnte wie die anderen.

Aufgeregt knieten sie bei ihm nieder, dann – wie auf Kommando – drehten sich alle nach mir um.
 

„Was für ein Idiot“, seufzte ich, als Sasuke mit einem lauten Schrei aufwachte. „Man geht eben nicht mit vollem Magen ins Bett.“ Das wusste ja sogar ich. Oder der Kerl hatte zu viele Horrorfilme gesehen.

Armer Naruto

Wie auch immer, das änderte meinen gesamten Zeitplan. Natürlich hatte ich mir nicht mit Absicht Sasukes Traum angesehen, er hatte ihn mir ja geradezu aufgedrängt. Es war schlicht unmöglich gewesen, ihn nicht zu sehen.

Aber bevor er diesem albernen Traum mehr Bedeutung gab, als ihm zustand wollte ich mich lieber wieder ins Spiel bringen.

Ich stand auf und kurz darauf klingelte ich an Sasukes Haustür.

Lautes Gerumpel. War er vielleicht aus dem Bett gefallen? Oder wollte er sogar türmen?

„Sasuke, ich bin es,“ flötete ich so verführerisch wie ich nur konnte. „Mir ist langweilig,“ fügte ich vorwurfsvoll hinzu.

Langsame Schritte näherten sich der Tür. Ich hörte ein Schaben.

„Bist du das, Naruto?“ wurde ich überflüssigerweise gefragt.

„Ja, ich bin das. Ich weiß, die drei Tage sind noch nicht um, aber mir ist so langweilig. Lass uns – was machen.“

„W-was denn machen?“

„Irgendwas. Spaß haben. Hey, warum machst du nicht auf?“ Bestimmt dieser bescheuerte Traum, dachte ich. Gut, dass ich gleich gehandelt hatte. Nein, ich hätte ihm erst gar nicht so viel Zeit zum Nachdenken geben sollen.

Sasuke machte immer noch keine Anstalten aufzuschließen. Stattdessen kam er mit der Ausrede daher: „Ich – muss noch ins Büro. Genau. Die Horoskope schreiben.“

„Dann kann ich dich doch begleiten,“ schlug ich vor.

„Um Gotteswillen, alles nur das nicht,“ keuchte er entsetzt.

„Was ist? Willst du etwa nichts mehr mit mir zu tun haben?“ fragte ich ihn beleidigt.

Ich konnte förmlich riechen, wie er mit sich kämpfte. Mit den Nachwirkungen seines Traumes und seinem Wunsch mich zu sehen.

Schließlich – ganz vorsichtig fragte Sasuke: „Weißt du vielleicht, wie es – Nikito geht?“

„Ni – wer?“

„Ach, gar nichts. Moment mal.“

Der Schlüssel drehte sich im Schloss und die Tür wurde ein Spaltbreit geöffnet. So aus der Nähe...

„Meine Güte. Du siehst vielleicht Scheiße aus.“

Sasuke öffnete die Tür jetzt ganz und ich ging in die Wohnung.

„Ein Albtraum,“ erklärte er knapp.

Na ja, das wusste ich schon. „Hab ich dich etwa geweckt? Tut mir leid.“

„Nein. Nein, hast du nicht. Ich muss wirklich nochmal ins Büro.“ Sasuke schloss die Tür. Ich war mittlerweile vorgegangen in die Küche, wo immer noch seine rote Mappe auf dem Tisch lag. Mit dem Zeigefinger deutete ich darauf. „Eine neue Reportage?“ tat ich ahnungslos.

Sasuke schnappte sich mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit für einen Menschen die Mappe und presste sie so fest an seine Brust, als hätte er Angst, ich würde sie ihm wegnehmen.

„Das ist Privat.“

„Aha. Schreibst du einen Roman? Komm schon, Sasuke, warum so verklemmt? Ich bin´s doch.“

„Ja, eben. Ich meine, es ist ein fiktiver Roman. Noch in den Anfängen, sozusagen. Ich glaube nicht, dass er dir gefallen wird.“

„Tz. Dabei kennst du mich noch gar nicht richtig. Ich,“ dabei schlug ich mir mit der Faust gegen die Brust, „Naruto Uzumaki, hatte in Deutsch immer die besten Noten.“

Zugegeben, das war eine Lüge. Immerhin sah er mich jetzt mit mehr Interesse an.

„Zum Korrigieren brauch ich dich nicht.“

Ich verschränkte die Arme und lehnte mich an seine Schulter. „Dann vielleicht um dein Buch zu veröffentlichen?“

Abrupt drehte er sich um und ich wäre beinahe hingefallen.

„Pah. Ich verkauf meine Seele doch nicht für ein Buch.“

Samt seiner Mappe verschwand er im Bad. Kurz darauf hörte ich das Wasser rauschen. Ich stellte mich vor die Tür und klopfte. „Für zwei Bücher, vielleicht?“

Fluchen.

„Drei?“

Ein lautes Scheppern drang an meine Ohren. Ich wusste nicht, ob ihm der Duschkopf aus der Hand gefallen war oder ob er ihn absichtlich zu Boden geworfen hatte. „Sasuke? Lebst du noch?“

„Warum verschwindest du nicht dahin, wo du hergekommen bist?“

„Hach, nö.“ Mit dem Rücken lehnte ich mich gegen seine Tür. „Viel zu langweilig.“

Stille. Ich wollte schon was sagen, als er vorsichtig fragte: „Wie ist es eigentlich dort?“

Das hatte mich jetzt noch keiner gefragt. Ich musste zugeben, dass er mich mit dieser Frage überrumpelt hatte.

„Hm, na ja – die Umgebung ist toll,“ antwortete ich vage. Das war sie auch. Jenseits der Grenze. „Aber, du kannst dich ja selber davon überzeugen.“

Mit einem verärgerten Gesichtsausdruck, den ich vielleicht hätte ernster nehmen können, wenn er kein Handtuch um den Kopf gewickelt hätte, kam er endlich wieder aus dem Bad.

„Wieso glaubst du eigentlich, ausgerechnet ich würde deine Hilfe wollen?“ fragte er mich wütend.

Gute Frage. Von Sasori mit seinem Ewige-Schönheit-Gefasel konnte ich ihm nichts erzählen.

„Hm. Ich dachte eigentlich nur, bevor ich nach Hause gehe, sollte ich noch eine gute Tat vollbringen.“

„Nach Hause?“ Sasuke sah mich überrascht an.

Ich zuckte nur mit den Schultern. „Wolltest du dich nicht anziehen?“

Nachdem Sasuke im Schlafzimmer verschwunden war, ging ich ins Bad. Die rote Mappe hatte er auf dem Toilettendeckel liegen lassen. Verschwinden lassen, oder umschreiben? Ich entschloss mich dazu, die Tinte einfach so zerlaufen zu lassen, dass man nur noch vereinzelte Wörter entziffern konnte. Dann ging ich in die Küche und machte es mir auf dem harten Stuhl so bequem, wie möglich.
 

Ich zog mir eine alte Jeans und meinen Lieblingspullover an. Naruto war doch eigentlich harmlos. Ob bei diesem Unfall nicht eher ein anderer Dämon die Finger im Spiel hatte? Naruto selbst hatte diese Zoogeschichte arrangiert. Und keiner war dabei zu Schaden gekommen. Ja, das passte viel eher zu ihm. Ich wollte ihn auf der Fahrt ins Büro fragen, was da genau im Park passiert war. Das Bild des toten Jungen hatte ich immer noch vor Augen. Und sein zuhause – das interessierte mich auch. So richtig gerne hatte er nicht darüber sprechen wollen. Aber warum wollte er dann zurück? Vielleicht wurde er gezwungen? Oder gar erpresst? Richtig. Das erklärte auch, was er von mir wollte. Üble Gestalten hatten ihn wohl in die Mangel genommen und gesagt, beschaff uns eine Seele oder du musst zurück – zurück wohin? Um mehr zu erfahren, musste ich sein Vertrauen gewinnen. Ich ging zur Garderobe, zog mir meine weißen Turnschuhe an und dann nochmal ins Badezimmer, um meine Mappe zu holen.

Weil du schön bist

Sie war von der Feuchtigkeit im Badezimmer ganz wellig. „Fuck.“ Ich ahnte es schon, aber als ich sie aufschlug wurde es zur Gewissheit. Mist, warum hatte ich sie ausgerechnet mit ins Bad genommen? Ich wollte ja ohnehin wissen, was Naruto davon hielt. Nur, vielleicht nicht sofort. „Jetzt muss ich alles nochmal schreiben.“ Resigniert warf ich sie in den kleinen Mülleimer, der im Badezimmer stand.

Zwanzig Minuten später saß ich mit Naruto in meinem alten Auto.

„Schnall dich endlich an.“

„Wünsch dir doch ein neues Auto, Sasuke.“

„Das könnte dir so passen, was? Schnall dich an.“

„Brauch ich nicht.“

„Brauchst du wohl. Wer von uns beiden lag denn im Krankenhaus?! Also los.“

Genervt stöhnte er auf, legte aber dann doch den Sicherheitsgurt um sich.
 

Ruckend fuhr ich los.

„Apropos Krankenhaus. Weißt du vielleicht, wer der tote Junge war?“ Ein super Übergang zu dem was ich wissen wollte, dachte ich und schlug mir selbst gedanklich auf die Schulter.

„Welcher tote Junge?“

Unmöglich, hatte er den schon vergessen? Ich sah zu ihm rüber. Verständnislos sah Naruto mich an. Anscheinend wusste er wirklich nicht, von wem ich sprach.

„Der Junge, der ermordet wurde. Damals im Park, als er dem Mädchen zu Hilfe kam. Hör zu. Ich bin nicht so blöd, wie du vielleicht denkst. Dieses Mädchen gab es nie, hab ich Recht?“

„Oh, wow. Sasuke, du überra...“

„Lenk nicht ab. Wer dieser arme Junge war, möchte ich wissen.“

„Ein Freund von mir.“

„Ein Freund von dir,“ wiederholte ich fassungslos. „Aber das ist ja schrecklich. Kein Wunder, das du einen Schock hattest.“

„Nein, nein. Er ist nicht tot. Ich meine, er ist schon tot, also eigentlich auch wieder nicht. Er kann so tun, als wäre er es.“

Ich verstand kein Wort.

„Er ist auch ein Dämon. Keine Ahnung, wo er sich gerade herum treibt. Vielleicht liegt er sogar noch in der Leichenhalle. Der steht auf so was.“

„Ah, verstehe. So war das also.“ Obwohl ich irgendwie angeekelt war, war ich gleichzeitig auch erleichtert und konnte mir eine gewisse Bewunderung nicht verkneifen.

„Ziemlich schlau ausgedacht.“

„War eigentlich eher spontan. Bist du nun beruhigt? Viel wichtiger ist doch, was wird aus dir?“

Naruto schien wirklich nicht gerne darüber reden zu wollen, darum lenkte er wieder ab. Aber ich würde mich nicht mehr so einfach abspeisen lassen.

„Mich interessiert es viel mehr, was aus dir wird,“ sagte ich daher und ignorierte seine provokante Frage.

„Was aus mir wird?“

„Falls du keine Seele bekommst.“ Ich ließ den Satz im Raum stehen, aber Naruto ging nicht sofort darauf ein.

„Nichts,“ meinte er endlich. „Dann geh ich einfach zurück.“
 

Also hatte ich recht gehabt mit meiner Vermutung. Blieb noch die Frage, wieso ausgerechnet ich. Als Reporter hatte ich zwar keine coolen Stories vorzuweisen, außer denen die mir der kleine Dämon da geliefert hatte, aber ich saß dennoch an der Quelle und wusste, wie korrupt die meisten Leute waren. Okay, Sasuke, fass dir ein Herz und stell sie. Die Masterfrage.

„Warum ich?“ ich versuchte meine Stimme möglichst fest klingen zu lassen und mich auf alles einzustellen, was da kommen würde. Etwa – deine Seele ist so dunkel wie die Nacht, vielleicht auch das Gegenteil, es liegt uns Dämonen einfach im Blut eine so reine Seele vergiften zu wollen.
 

„Weil du toll bist.“

„Wie?“

„Ja, du bist einfach toll und siehst obendrein wunderschön aus.“
 

Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Das Blut schoss mir in den Kopf und ich würgte den Motor mitten auf der Kreuzung ab.

„Ach Herrje, du solltest wirklich über ein neues Auto nachdenken, Sasuke.“ Naruto saß mit verschränkten Armen auf seinem Sitz und ignorierte das Hupkonzert der anderen gestressten Autofahrer.

Zumindest hatte ich mich wieder etwas gefangen. „Kannst du mal mit anpacken?“

„MIT anpacken? Du machst wohl Witze. Bleib einfach sitzen.“
 

Er schnallte sich ab, stieg aus, stellte sich hinter das Auto und schob es einfach mal so, als sei es eine Art Einkaufswagen zum Bürgersteig. Ich hatte wirklich Mühe, mich aufs Lenken zu konzentrieren. Dann ließ er sich wieder auf den Beifahrersitz fallen. Ich wollte schon sagen, das war sicher schwer, als mir auffiel, dass er nicht mal außer Puste war.

„Tja, also – ähm – danke.“

„Kein Problem.“

„Nein, wirklich. Wenn ich mal was für dich tun kann, außer natürlich dir meine Seele zu geben, dann sag es einfach.“

„Ich sagte doch, kein Problem. Endlich bin ich diesen engen Gurt los,“ meinte Naruto und fing an sich zu strecken. „Lass uns weiterfahren.“

„Das kann dauern. Bis der Wagen wieder anspringt. Glaub mir.“

Naruto schlug mit der flachen Hand gegen das Armaturenbrett. „Das geht schon, versuch´s.“

„Na gut,“ verunsichert drehte ich den Schlüssel. Bestimmt hatte er nicht umsonst gegen die Armatur geschlagen. Der Wagen sprang an und schnurrte obendrein wie ein Kätzchen. Verdammt, was waren diese Dämonen eigentlich genau? Stark, auf jedem Fall, gefährlich – ganz sicher, und irgendwie – süß, nein, nicht süß – ganz bestimmt nicht - eher interessant, genau. Und ausgerechnet der fand mich toll? Meine Laune stieg schlagartig.
 

Den Rest der Fahrt döste ich vor mich hin. Sasuke ließ mich auch in Ruhe was das Anschnallen betraf. Aus seiner Sicht mochte er Recht haben, aber ich brauchte das nicht.
 

„Es ist wichtig für dein Überleben, dich in der Menschenwelt anzupassen. Wenn du die Seele einer Frau willst, die das Bedürfnis hat, dich zu bemuttern, dann lass dich eben bemuttern und sei nicht so verdammt stur, Kurama.“
 

„Hai,hai. Aber Sasuke ist doch gar keine Frau, Meister. Erst recht nicht eine Mutter.“
 

Mein Geist driftete davon.

„Als nächstes steigen in den Ring: Suzuki und Kurama,“ plärrte die Moderatorin.

Auf der Anzeigetafel erschienen zwei Bilder mit Namen und Fähigkeiten.

Die Menge tobte. „Töten, töten, schlag ihn zu Brei.“

Das störte mich nicht. Ich konzentrierte mich auf meinen Gegner und wartete darauf, das er mich angriff. Von seinen Talenten hatte ich leider keine Ahnung, weil ich ihn noch nie zuvor kämpfen gesehen hatte.
 

„Naruto. Naruto wach auf, wir sind da.“ Ich fühlte mich an der Schulter gepackt und geschüttelt.

„Mach das nie wieder, Sasuke,“ knurrte ich ihn an.

Versteckte Drohung-der Beobachter

hi, heute mal wieder zwei kapitel^^
 

Versteckte Drohung
 

Eine halbe Stunde später saß ich an meinem Arbeitsplatz und versuchte mich so gut wie möglich auf die morgigen Tageshoroskope zu konzentrieren. Naruto hatte ich zum Einkaufen geschickt. Zum Einen, weil er mich nur abgelenkt hätte, zum Anderen wollte ich nicht, dass mein derzeitiger Vorgesetzter ihn sah. Er hatte ihn ohnehin schon auf dem Kieker und wer wusste schon, ob er nicht eine Art Test bei sich trug. Nach dem Motto, blase ins Röhrchen dann sehen wir ja auf der Anzeige, ob Mensch oder Dämon oder vielleicht sogar noch irgendetwas anderes aufblinkt.

Also gut.

Waage. Das waren Ästhetiker.

„Den heutigen Tag verbringen Sie im Kreis Ihrer Freunde, der Familie oder mit den Kindern. Sie werden eine ungewöhnlich interessante Konversation führen, deren Thema das der schönen Künste sein wird.“
 

Skorpione waren an mystischem Kram interessiert. Und ziemlich eigenartig.

„Heute begegnen Ihnen Sinnesgenossen, die Sie zu einem interessanten Gespräch einladen werden. Sie sollten diese Einladung unbedingt annehmen, denn mit Sicherheit erkennen Sie jemanden aus einem Ihrer früheren Leben. Halten Sie Augen und Ohren offen.“
 

Gerade war ich zum Ende gekommen und wollte es noch zur Nachkontrolle beim stellvertretenden Abteilungsleiter vorbeibringen, bevor das Ganze zur Druckerei ging, als mich der Chef ausrufen lies und in sein Büro beorderte.

Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend, legte ich meine Horoskope auf den Schreibtisch des Abteilungsleiters und klopfte zaghaft an der Tür zum Chefbüro.

„Kommen Sie rein, Uchiha.“ Seine Stimme klang beruhigend. Wie die eines Schuldirektors, zu dem man geschickt wurde, wenn man eigentlich gar nichts ausgefressen hatte, aber seine Freunde verraten sollte. Das war in der Tat ein alarmierendes Zeichen.

Ich nahm mir vor auf der Hut zu sein, ging rein, grüßte kurz blieb aber bei der noch offenen Tür stehen.

„Kommen Sie, setzen Sie sich doch.“

Noch bevor ich widersprechen konnte, sagte er seiner Sekretärin sie solle uns beiden einen Kaffee bringen. „Sie trinken doch Kaffee? Also zwei Kaffee.“

Das war endgültig und meine Ausrede, dass ich noch dringend die Dr. Sommer Briefe beantworten müsse, um den jungen Leuten zu helfen, was mir ein persönliches Anliegen sei, konnte ich vergessen.

Ich schloss die Tür und versuchte erfreut auszusehen, als ich auf den mir angebotenen Platz zusteuerte. „Vielen Dank, Herr Nikito, das ist ausgesprochen nett von Ihnen.“

Er lächelte mich gönnerhaft an, aber hinter seinen Augen blitzte es gefährlich auf.

Hinter ihm an der Wand hing ein großes Bild auf dem eine Art Gott abgebildet war, der in der einen Hand den abgeschlagenen Kopf eines Teufels oder Dämons hielt und unter seinen Füssen lagen massenhaft Leichen von anderen Dämonen. Unschwer daran zu erkennen das sie überdimensionale Reißzähne und Hörner hatten. In der anderen Hand hielt er ein Schwert von absurder Länge. Sein Gesichtsausdruck war irgendwie verrückt, vielleicht sollte er siegessicher wirken oder ähnliches. Sicher gefiel das meinem Chef, auf mich dagegen hatte es eher den gegenteiligen Effekt. Mir taten die Dämonen leid, die in ihrem Blut unter der monströsen Gestalt lagen. Ich hätte ihn ohne zu zögern in eine Irrenanstalt einweisen lassen.

Die Sekretärin kam mit dem Kaffee wieder herein. Nikito fragte, ob ich Zucker und Milch wolle. Es sah so aus, als wolle er mir meinen Kaffee machen, also sagte ich, „nein, danke. Ich trinke ihn schwarz.“

Ich nahm meinen Kaffee entgegen und verbrannte mir prompt die Zunge.

Nikito übersah das einfach, nippte genüsslich an seiner Tasse und fragte dann mit lauerndem Tonfall: „Haben Sie heute keine große Story für uns?“

„Nein.“ Ich schüttelte den Kopf. „Tut mir leid.“

Er lehnte sich zurück. „Wie ich sehe, sind sie von diesem Bild fasziniert.“ Mit seinem dicken Daumen deutete er hinter sich.

Na ja, fasziniert war nicht der richtige Ausdruck. Ob dieser Kerl zu einer Sekte gehörte?

„Nein. Es ist nur – ich gehe häufig in Museen, um mir die Gemälde anzusehen.“ Das war nicht gelogen. „Dieser Malstil ist mir vollkommen unbekannt. Ich kann ihn keinem mir bekannten Maler zuordnen.“

Nikito sah leicht überrascht aus. Dann hatte er sich wieder gefangen. „Nun, der Künstler dieses Meisterwerks ist meine Wenigkeit. Ich hatte schon kleinere Ausstellungen. Leider ohne Erfolg, muss ich wohl zugeben.“

Kein Wunder, dachte ich. Natürlich hätte ich ihm vorlügen können, wie begeistert ich von dem Schund sei, aber so etwas lag mir nicht. Lieber würde ich mit Naruto einen Pakt schließen, als diesem Typ da in den Arsch zu kriechen.

Daher nickte ich nur verstehend.

„Nun, kommen wir zum Punkt,“ fing er an. „Ich habe mich im Krankenhaus nach dem Jungen erkundigt, der verletzt dort eingeliefert wurde.“

Ich wusste natürlich, von wem er sprach. Kurz überlegte ich, mich dumm zu stellen, aber das würde wohl nicht funktionieren.

„Haben Sie Auskunft bekommen?“ fragte ich ihn. „Geht es dem Jungen gut?“

Seine braunen Augen wurden etwas dunkler. „Eigentlich hatte ich gehofft, das Sie mir das sagen könnten.“

„Ich, wieso ich?“

„Wie ich hörte, wohnt ein Junge auf den die Beschreibung zutrifft bei Ihnen.“ Er trank noch einen Schluck. „Sie haben weder die Erlaubnis einen Untermieter aufzunehmen, noch haben Sie die Hausverwaltung davon unterrichtet, nicht wahr?“

Das klang verdammt nach einer Drohung. Verärgert stellte ich die Tasse auf seinen Schreibtisch und stand auf.

„Tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht weiterhelfen. Keine Ahnung, wer Ihnen das erzählt hat, aber Ihr Informant hat sich geirrt. Ich hatte lediglich für ein paar Tage den Sohn meines Bruders zu Besuch. Entschuldigen Sie mich jetzt bitte. Ich habe noch Arbeit.“

Damit verließ ich das Büro. Nikito hielt mich weder auf, noch sagte er, dass er mir nicht glauben würde.

Also wurde meine Wohnung überwacht? Das ging wirklich zu weit.
 

Die Problembriefe der jungen Leute waren heute viel schwieriger zu beantworten. Ich musste aufpassen, dass ich meinen Ärger nicht mit in die Antwortschreiben einbrachte. Zum Glück waren es doch oft die gleichen Probleme mit denen ich konfrontiert wurde, und ich musste ja auch nur zwei bis vier beantworten, die dann in der Zeitschrift abgedruckt würden.
 

Der Beobachter
 

Sasuke hatte mir ein paar Sachen aufgezählt, die ich einkaufen sollte und mir Menschengeld in die Hand gedrückt. Ich konnte mich noch an „Käse“ erinnern, beim Rest hatte ich nicht mehr hingehört. War ich etwa sein Hausboy?

Also hatte ich mir einen Einkaufswagen genommen und war kreuz und quer durch ein sogenanntes Einkaufszentrum gelaufen. Hier und da legte ich etwas in den Wagen, bei dem ich dachte, es könnte Sasuke schmecken. Ich wollte auf jedem Fall so schnell wie möglich hier wieder raus. Mit den ganzen Leuten in einen Raum gepfercht zu sein, gefiel mir überhaupt nicht.

An der Kasse reichte das Geld nicht mal aus, das mir Sasuke gegeben hatte. Ich musste noch eigenes dazu legen. Anschließend fuhr ich den Wagen zu dem Haus, in dem er eine Wohnung gemietet hatte und zugegeben, ich wurde immer wütender. Das Ganze hier sah mir doch sehr nach einer Beschäftigungstherapie aus, oder vielleicht auch nach einem wie – werde – ich – ihn – am – besten – los – Plan.

Ich packte den Wagen und trug ihn nach oben. Natürlich hatte er auch nicht daran gedacht, mir einen Haustürschlüssel zu geben, das war zwar kein Problem, aber es sah ihm eigentlich gar nicht ähnlich.

In der Küche stellte ich den Einkaufswagen ab und ging ins Wohnzimmer. Von hier aus konnte man am besten auf die Straße sehen. Gut versteckt, so dachte der Typ wenigstens, hatte hinter einer Reklametafel schon einige Male ein Kerl gestanden, der mir sofort aufgefallen war.

Anfangen konnte ich mit dem allerdings so rein gar nichts. Vielleicht ein verschmähter Lover von Sasuke? Ein Stalker? Oder was?

Heute war er jedenfalls nicht da. Und ich hatte auch keine Lust dieser Sache nachzugehen, also zuckte ich nur mit den Schultern und machte es mir auf der Couch bequem.

Wie konnte man so einen Typ dazu bringen, seine Seele zu verkaufen? Selbst wenn irgendwelche Angehörigen im Sterben lagen, würde er es nicht tun. Ich verfluchte Sasori, der mir das Ganze hier eingebrockt hatte und schloss die Augen.
 

„Du musst dich geehrt fühlen, gegen einen so wunderschönen Dämonen wie mich verlieren zu dürfen,“ tönte Suzuki.

Das konnte ich nicht beurteilen, da er eine Maske trug. Allerdings spürte ich keine große Kraft. Vielleicht unterdrückte er sie ja?

„Weißt du, was mein Wunsch ist, wenn ich dieses Turnier gewinne?“ Er sah zu Boden und machte eine bedeutungsvolle Pause.

Ich hatte so eine Ahnung, dass er mir das gleich erzählen würde, und ich konnte ihn immer noch nicht einschätzen.

„Ich werde alle hässlichen Dämonen töten lassen, ich hasse alles Hässliche. DICH,“ er zeigte mit dem ausgestreckten Finger auf mich, „hätte ich am Leben gelassen, aber es ist dein Pech, das du mich zum Gegner hast.“

Ob der Kerl versuchte, mich unaufmerksam werden zu lassen, indem er sich hier als Idiot präsentierte?

„Ich werde dich mit meinen wunderschönen Attacken zu Boden zwingen.“

Sicherheitshalber stellte ich mein rechtes Bein zurück.

„Ich werde dich mit meinen wunderschönen Attacken zu Boden zwingen,“ wiederholte er.

Vielleicht eher mit seinem idiotischen Gerede. Aber sicher war er nicht umsonst so weit gekommen.

„Wir haben es schon beim ersten Mal verstanden,“ antwortete ich. „Du wirst mich mit deinen Attacken zu Boden zwingen.“

„Ich werde dich mit meinen WUNDERSCHÖNEN Attacken zu Boden zwingen,“ korrigierte er mich.

Mist, ich hatte es doch nur deshalb gesagt, damit der Dummkopf es nicht noch ein drittes Mal wiederholte.

Das Publikum wurde nun auch immer wütender und Abfall wurde in den Ring geworfen.

„Hau ab.“

„Geh zurück in den Zirkus.“

Suzukis spektrale Kraft wuchs. Aha. Aber er war doch nicht so stark wie befürchtet.

Verärgert feuerte er einen lilafarbenen Ball ins Publikum, direkt aus seiner Handfläche. Ich hörte eine Explosion und Geschrei von der Tribüne, aber ließ Suzuki nicht aus den Augen.

Ein Nahkampf wäre vielleicht das Beste. Genau. Ich hatte mich entschieden für eine unerwartete Attacke aus der Nähe und vor allem für Geschwindigkeit.

Im nächsten Augenblick tauchte ich vor Suzuki auf, dem ich nur bis zur Schulter ging, und schlug mit meinen ausgefahrenen Krallen nach seinem Gesicht. Die Maske, die nur aus einem stoffähnlichen Material bestand, klaffte an vier Stellen auseinander und Blut spritzte auf mich.

Ich sprang zurück, während Suzuki wütend aufheulte und beide Hände gegen das Gesicht presste.

Am Besten, ich würde sofort weiter angreifen, bevor ihn sein Ärger stärker werden ließ, als er eigentlich war, hatte ich doch total seine Schönheit von der gesprochen hatte vergessen, und daher auch keine Rücksicht darauf genommen.

Ich preschte nach vorne und hieb auf Brust und Magen ein so schnell ich konnte. Sein weißes Kostüm war nun blutgetränkt und rot, als ich einen Schlag wie von einem Eisenhammer auf der Schulter spürte. Stärker als gedacht, aber auch viel langsamer als ich. Sein Ziel war sicher nicht meine Schulter gewesen. Ich kickte ihn so hart ich konnte aus dem Ring und sprang wieder zurück. Hoffentlich reichte das aus für ein Knock Out, aber vermutlich nicht.
 

Ich wurde wach und stand auf. Den Gestank kannte ich schon. Es war eigentlich nicht nötig aus dem Fenster zu sehen. Allerdings überraschte es mich, als das Telefon klingelte.

Mal eine Abwechslung. Mich rief nie jemand an. Ich ging zum Telefon, nahm den Hörer in die Hand und meldete mich mit: „Uchiha Sasuke. Ja, bitte?“

„Was zum Teufel?...“

„Ah, Sasuke, du bist das. Wann kommst du endlich nach Hause? Mir ist langweilig.“

„Du klingst wie ne Ehefrau, Naruto. Hör zu. Wir werden beobachtet.“

„Was du nicht sagst.“ Ich betrachtete meine Fingernägel.

„Du glaubst mir nicht?“ fragte er aufgebracht.

„Doch, natürlich glaube ich dir.“ Ich verstand nicht, warum er so aufgeregt war.

„Vielleicht wird sogar unser Telefon abgehört?“ Seine Stimme klang jetzt plötzlich nachdenklich. „Das ist schlecht, wir haben uns beim Namen genannt.“

Abgesehen davon, dass das nicht mein Name war...“Ich werde mich drum kümmern, mach dir keine Sorgen.“

„Was? Du dich kümmern, alles nur das ni...“

Ich beschloss lieber aufzulegen, bevor Sasuke seinen Satz zu ende reden konnte. Das darauf folgende Telefonklingeln ignorierte ich. Immerhin hatte er ja gesagt, wir könnten abgehört werden, nicht wahr?

Die Wurzel des Übels

Endlich gab es mal wieder etwas Interessantes für mich zu tun. Mal ehrlich, einkaufen war keine Sache, die ein Dämon erledigen wollte und sollte. Man würde mich dafür auslachen. Das war eher was für einen Roomboy, oder wie sich diese Leute nannten.

Sasuke betrachtete mich wohl schon als eine Art persönlichen Dienstboten?

Na ja, nicht das es mir besonders viel ausmachte einzukaufen, aber ich hatte absolut keine Lust mit so vielen Menschen in einen Raum eingepfercht zu sein. Das nächste Mal würde ich lieber warten bis es Zeit zum Mittags - oder Abendessen wurde.

Der Kerl da unten wäre überhaupt kein Problem gewesen, aber ich musste ja Rücksicht nehmen, dachte ich leicht sarkastisch. Vermutlich kam Sasuke schon mit fliegenden Fahnen angerannt, um unseren Feind zu retten, das traute ich ihm zumindest zu. Ach ja, dieser Dummkopf hatte ja überhaupt keine Vorstellung von dem, was ich alles tun könnte auch für ihn tun könnte.

Und der Typ da unten war auch nicht mehr als ein Hund, der Befehle befolgte. Ich beschloss, ihn zu ignorieren und lieber die Wurzel des Übels zu ziehen. Wegen den Regeln durfte ich nicht in Sasukes Geist eindringen um besagte Wurzel zu finden, aber es gab ja noch die Quelle da unten. Kurz schloss ich die Augen und sah das Bild eines Mannes, den ich schon kannte. Penetranter Typ. Vielleicht sollte ich ihn bewundern für seine Hartnäckigkeit, aber ich mochte diese Art von Mensch überhaupt nicht.

Ich verließ die Wohnung und ging nach unten. Als ich an ihm vorbei ging tat ich so, als würde ich ihn nicht bemerken. Für einen Moment überlegte ich, zu stolpern und mich fallen zu lassen, oder irgendetwas anderes Blödes zu tun, aber entschied mich wieder dagegen. Das war mir dann doch zu dämlich.

Eine Weile war ich durch die schmutzigen, kleinen Gässchen der Stadt gelaufen und sah mir vereinzelte Leute auf der Straße an. Mit denen würde ich keinen Pakt schließen wollen, dachte ich. Klar, zu erst würden sie es als Chance sehen, von der Straße wegzukommen und vielleicht zugreifen, aber wenn es dann ans Bezahlen ging...Da hatte sich schon mancher Dämon übelst verschätzt und sich jede Menge Ärger eingehandelt.

Ich zuckte mit den Schultern. Man lernte eben dazu. Fast jedem Anfängerdämon war so etwas schon passiert.

Vielleicht war Sasuke ja doch die Mühe wert.

Endlich kam ich an den geheimen Tunneleingang.
 

So schnell wie möglich packte ich meine Sachen zusammen. Naruto war einfach ein Idiot. Wenn er den Angestellten vom Chef umbrachte, machte uns das nur noch verdächtiger, ich musste ihn unbedingt aufhalten.

Eine gute Ausrede war mir auch schon auf Anhieb eingefallen. Ich hätte einen anonymen Tipp bekommen und wollte schnell zu meinem Informanten, um die – vielleicht gute – Story zu bekommen. Immerhin hatte ich kurz zuvor ja auch telefoniert. Notfalls konnte Naruto ja etwas organisieren. Schließlich ging es bei der Sache ja darum, ihm den Ärger mit meinem Chef zu ersparen. Das geschmacklose Bild spukte mir plötzlich im Hirn herum, und anstatt des Kopfes des hässlichen Dämons den er gemalt hatte und an den fettigen Haaren hoch in die Luft hielt, sah ich den körperlosen Kopf Narutos in seiner groben Hand. Ein Schauer lief mir über den Rücken.

Nein, Naruto bekommst du nicht, du Verrückter. Nur über meine Leiche. Ich warf meine Tasche auf den Rücksitz und wollte losfahren.

Mein alter Wagen gab ein lautes Knirschen von sich und dann gar nichts mehr. Mist. Ich hatte total vergessen, das er den Geist vorhin aufgegeben hatte. Und jetzt? Ich schlug mit der Hand auf die Armatur, so wie Naruto es zuvor getan hatte. Nichts geschah. Verflucht nochmal, hätte er ihn nicht ganz reparieren können, anstatt ihn nur zum Fahren zu bringen? Okay, ganz ruhig. Denk nach. Noch ist es nicht zu spät. Hoffte ich wenigstens.

Ich nahm meine Tasche wieder an mich und ging zurück ins Büro. Zielstrebig steuerte ich auf Kibas Schreibtisch zu, der Papierflieger bastelte und sie einem tobenden Neji in die langen Haare warf, sobald dieser sich wieder beruhigt und umgedreht hatte.

„Kiba. Mein Wagen springt nicht an. Gib mir den Schlüssel zu deinem.“

Neji horchte auf und drehte sich interessiert zu mir um.

„Sorry, Alter. Ich hab Hinata heute den Wagen gelassen. Sie wollte ihre Schwester besuchen.“

Mist. Ich unterdrückte einen Fluch.

Reflexartig fing ich etwas Glänzendes auf, das in meine Richtung geflogen kam.

„Du kannst meinen nehmen,“ sagte Neji.

Das war ungewöhnlich, egal. „Danke, Neji. Du hast was bei mir gut.“ Ich wollte schon wieder abhauen, als Neji sagte: „Ja. Denke ich auch.“

Was meinte er denn damit?

„Wieso? Was willst du?“

„Partner an deiner Story werden. Was sonst?“

Das war jetzt nicht so gut. „Falls es eine Story wird, ich meine, ich weiß noch nicht genau, ich werde es sehen, wenn ich vor Ort bin und...“

„Du hast mich nicht verstanden, oder? Ich werde dein Partner. Die Story schreiben wir zusammen. Wenn du nicht einverstanden bist – gib den Schlüssel wieder her.“

Mir blieb wohl nichts anderes übrig.

„Uh, wie fies,“ grinste Kiba.

Ich nickte nur unbehaglich und beeilte mich, wieder nach draußen zu kommen. Wenn ich Pech hatte, würde mich Naruto sowieso schon mit einer neuen Story begrüßen.
 

„Hihihihi,“ kicherte der Parasiten-Dämon vor sich hin, während er neben mir her schwebte und nervte mich damit jetzt schon. Normalerweise gab ich mich mit solchen Underdogs überhaupt nicht ab.

„Kurama, ich bin dir wirklich dankbar, dass du mich herauf beschworen hast. Hihi.“

Darauf konnte man nichts geben. Genauso schleimig wie sie aussahen, waren sie eben auch. Nur gut, das normale Menschen die durchsichtige, blau schimmernde Gestalt neben mir nicht sehen konnten.

„Ich war schon so lange nicht mehr unter den Humanoiden.“

„Den was? Versuchst du schlau zu wirken?“

„G...guck mich doch nicht so komisch an. Ich wusste doch nicht, das du den Ausdruck nicht kennst. Hihi.“

Natürlich kannte ich dieses Wort. „Pass lieber auf, Ibiki. Wenn du mich zu sehr provozierst, werde ich einige Foltermethoden an dir ausprobieren.“

„Das sollte doch nur ein Spaß sein. Also – wer ist dieser Typ?“

Ich erzählte ihm alles was ich wusste, viel war das nicht. Aber genug. Zumindest für einen wie den.

Er freute sich schon. Einfach ekelhaft.

Fünf Minuten später standen wir vor dem Bürofenster von – wie hatte Sasuke ihn genannt? Auch egal, wir standen vor dem Bürofenster und Ibiki schlängelte sich kichernd durch das Fenster. Ich blieb noch stehen und sah zu, wie der schleimige Parasit durch das Ohr des Menschen in ihn eindrang. Damit sollte die Sache wohl erledigt sein. Von Sasuke spürte ich nichts. Also hatte ich hier auch nichts mehr verloren.

Naruto - Guter Junge

Ich trat das Gaspedal fast durch. Zum Glück konnte ich über einen kleinen Umweg über die Autobahn schneller bei uns zuhause ankommen. Und ich freute mich auch auf Naruto. Hoffentlich wartete er auf mich und hatte keinen Unsinn angestellt. Er war nun mal ein stolzer Dämon, der sich nicht so einfach beobachten lassen wollte. Oder vielleicht gab es da auch eine Art von Gesetz, dass er sich nicht beobachten lassen durfte. Ich konnte natürlich verstehen, das er sich an die Gesetze der Dämonen halten wollte. Aber hier war nun mal die Menschenwelt und das bedeutete Ärger für ihn, nein für uns beide, wenn er etwas komisches vorhatte. Darüber musste ich noch ausführlich mit ihm reden. Damit er es auch verstand, er war ja sehr kindisch. Wie alt war er überhaupt? Älter oder jünger als er aussah, oder vielleicht genauso alt wie es seinem Aussehen entsprach? Ich erinnerte mich an das Bild, welches mir mein Chef gezeigt hatte, es war vor fast 20 Jahren aufgenommen worden. Und da hatte er auch so ausgesehen wie jetzt. Oder aber es gab einen Zwilling. So viele Fragen.
 

Dieser Irre wollte mir aber einfach nicht mehr aus dem Kopf. Er kannte Naruto doch gar nicht. Aber ganz offensichtlich hatte er ihn als Dämon erkannt, oder zumindest ahnte er es. Und was wenn Naruto kein Dämon wäre, hä? Wer wusste schon, wie viele arme Leute dieser Verrückte auf dem Gewissen hatte. Er scheute auch nicht davor zurück uns beobachten zu lassen und mich erpressen zu wollen. Diesem Kerl war es doch egal, dass ich ein Mensch war, er würde mich gnadenlos bei der Hausverwaltung anschwärzen.

Nun ja. Naruto hatte ja selbst zugegeben zu diesen – hm – Wesen zu gehören, aber er tat ja schließlich keinem etwas. Sie waren anders als Menschen, aber das war doch nichts Schlechtes. Wäre es so, hätte er sicher alles abgestritten, aber er war ehrlich zu mir. Und ein Unfall, so wie bei meinem früheren Chef, nun ja, das konnte jedem Mal passieren, letztendlich hatte er mir nur helfen wollen.

Im Gegensatz zu so manchem Menschen den ich kannte. Selbst Neji, der sich mein Freund schimpfte, wollte einen Obolus dafür, dass ich seine Karre fahren durfte.

Alles was Naruto wollte war, wieder nach Hause zu gehen. Wo war sein Zuhause? Es interessierte mich sehr, ich wollte ihn unbedingt nochmal danach fragen. Aber ganz sicher war es schön dort, denn immerhin war er ja nicht alleine hier in der Menschenwelt. Er hatte auch in dieser Welt Freunde. Diesen Shori zum Beispiel und der war Krankenpfleger, er half den Menschen sogar. Wie hatte er Naruto genannt? Karuma? Naruto hatte verärgert darauf reagiert, das war wohl ein Tabuthema?

Eigentlich hatte er mir nicht mehr von seiner Welt erzählt, als das die Umgebung schön wäre. Das konnte ich mir gut vorstellen. Und er schien auch nicht darüber reden zu wollen. Sicher hatte er Heimweh. Verständlich. Schade nur das er, um zurück zu kommen eine Seele brauchte. Ob das so eine Art Eintrittskarte war?

Dennoch wollte ich versuchen, ihn bei einer günstigen Gelegenheit noch einmal danach zu fragen. Vielleicht war er dann ja gesprächiger.

Ich wäre zu gerne mitgegangen. Was für eine Geschichte ich darüber hätte schreiben können, allein der Gedanke war berauschend. Die Wahrheit über die Dämonen und ihre Welt. Ein ganzes Buch könnte ich darüber schreiben. Ja, und vielleicht sogar für Verständnis und Frieden sorgen zwischen Menschen und Dämonen. Den Nobelpreis erhalten. Wenn Naruto und ich befreundet waren, dann konnte unsere Art so unterschiedlich auch wieder nicht sein.

Laut hupend fuhr ein gelber Sportwagen viel zu dicht an mir vorbei. Er schnitt mich einfach, ohne die Vorfahrt zu beachten.
 

Das eben war gefährlich gewesen. Viel zu sehr hatte ich mich von meinen Phantasien und Tagträumen hin reißen lassen. Ob Naruto wohl wusste, wie es im Himmel aussah? Waren das Dämonenreich und die Hölle identisch? Nein ganz sicher nicht. Das waren Geschichten mit denen man die Bibel ausgeschmückt hatte. Selbst die Theologen widerlegten die Geschichte von Noah und seiner Arche. Das könne gar nicht sein, so sagten sie, es hätte noch gar keine Menschen gegeben, zu der Zeit, als es auf unserer Welt zu viel Wasser gab oder so ähnlich. So genau hatte ich nicht zugehört.

Konzentriere dich aufs Fahren, Sasuke. Sonst weißt du früher Bescheid, als es dir lieb ist, und Naruto kannst du dann auch nicht mehr beschützen vor diesem Dämonenjäger. Es würde mich ja nicht überraschen, wenn er früher Tiere gejagt hatte. Dann war ihm das zu langweilig geworden und nun – sein Bild sprach für sich. Das war sicher sein Wunschtraum.

Endlich tauchte die Ausfahrt auf. Ich hoffte, das Naruto sich noch nicht um unseren Spion gekümmert hatte, wie er es nannte. Verlangt hatte er dafür nichts. Nach meiner Seele hatte er nicht gefragt. Es war einfach nur Hilfsbereitschaft. Auch darüber musste ich mit ihm reden.

Von hier aus konnte ich wieder in die Stadt hineinfahren und hielt keine fünf Minuten später vor unserer Wohnung. Ausnahmsweise war der Parkplatz mal nicht belegt.
 

Ich stieg aus, schloss den Wagen mit einem Knopfdruck auf den Schlüsselanhänger ab und stürmte die Treppe hinauf. An der Tür klopfte ich. Besser gesagt, ich hämmerte so wild dagegen das sich die Nebentür öffnete und ein älterer, viel zu dicker Mann mit einem schmutzigen Unterhemd heraustrat. Zahlreiche Flecken auf seiner Kleidung zeigten, dass er es nicht erst seit einer Woche trug und Biergestank wehte mir entgegen.

„Was´n hier los – was soll dieser Radau.“ Er pöbelte. Schien auf Streit aus zu sein. Ich versuchte ihn zu beschwichtigen.

„Entschuldigen Sie, ich muss ganz dringend in die Wohnung. Muss auf die Toilette,“ log ich.

„Komm Süßer, kannst doch bei mir gehen.“

Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Jetzt war er nicht mehr auf Streit aus, eher auf … aber er war doch verheiratet?!

„Meine Frau is net da. Komm rüber, lass uns Spaß haben, na?“

„Äh – nein danke.“ Hatte es sich herumgesprochen, das ich schwul war?

„Wieso nicht?“ wurde er wieder laut. „Bin isch dir net gut genuch?“

Naruto öffnete die Tür und erfasste die Situation mit einem Blick.
 

So ein fetter Kerl hatte es auf meine Beute abgesehen. Ich versuchte mir meinen Ärger nicht anmerken zu lassen. Der Fettsack stank nach Sex. Ich warf einen Blick auf seinen Schritt. Ja, die Spuren seiner Selbstbehandlung waren deutlich zu sehen. Und nun wollte er Sasuke? Igitt, pfui Spinne. Ich würde Sasukes Seele nicht mehr wollen, wenn sie so beschmutzt würde. Also legte ich meinen Arm locker um seine Hüfte und zog ihn an mich.

„Endlich bist du da, mein Schatz. Ich hatte solche Sehnsucht nach dir.“ Ich beugte mein Gesicht zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange, für den Typ musste es aus diesem Blickwinkel so aussehen, als hätte ich Sasuke geküsst. Sasuke wurde rot. „Aber sag mal, was ist denn das da für einer?“

Sasukes Antwort wartete ich erst gar nicht ab. Ich ließ ihn wieder los und stellte mich mit dem Rücken zu Sasuke und wandte mich an den Schmutzfink dort. Ekelhaft, war mein einziger Gedanke. Obwohl ich sonst meine Gegner nie irgendwie nach ihrer Persönlichkeit oder Äußerem beurteilte. Das war besser, für einen Kampf. Auf diese Weise konnte man ruhig und cool bleiben, was die Chancen auf einen Sieg deutlich erhöhte. Dafür war ich bekannt geworden, beim „Dark Tournament,” als ich Champion wurde und einen Wunsch frei hatte.

Auch wenn meine überlebenden Gegner sagten, was für ein elender Kerl ich doch sei. Mein Ziel hatte ich erreicht. Ich durfte in die Menschenwelt zurück. Wegen der Zeitverschiebung hatte ich mich allerdings schwer verrechnet. Keiner meiner Verwandten oder Freunde lebten mehr.

Daran war nur die geistige Welt schuld, denen ich zu gefährlich war. Die dachten, ich wolle zum Randalieren herkommen. Ich dachte kurz an Koema und seine Geisterarmee. Aber zwang mich sofort wieder, den aktuellen Feind in Augenschein zu nehmen.

„Gibt es Probleme?“

Er streckte seinen Wurstfinger aus und zeigte auf Sasuke damit. Ich musste mich schon sehr beherrschen, um ihn nicht abzureißen.

„Der macht hier een Mordsradau. Wie soll ma do schlofe?“

Sasuke setzte zu einer Entschuldigung an, ich nahm ihn wieder um die Hüfte und flüsterte laut, so dass der andere es hörte, „geh schon mal ins Schlafzimmer“, und dann leise nur für Sasukes Ohren, „und schau aus dem Fenster. Hinter der Laterne.“

Sasuke war nicht schwer von Begriff. Er wusste sofort, dass ich von unserem Watching-Brother sprach. Und er war neugierig, also ging er sofort in die Wohnung.

Der Alte lachte dreckig. „Doi Mädsche hast abba gut erzogen, wa?“

Ich sah ihn an und meine Augen leuchteten rot auf, ohne dass ich etwas dazu tun musste. Sein Lachen erstarb.

„Wenn ich dich noch einmal sehe, wie du mit Sasuke sprichst, bist du tot Fettsack. Verstanden?“

Er nickte heftig und sein Dreifachkinn schwabbelte dabei. Ob er mich verstanden hatte oder nicht war mir egal. Ich nickte trotzdem, um ihm zu zeigen, dass ich seine Niederlage akzeptierte. Schließlich wusste ich, was sich gehört.

Dann folgte ich Sasuke.

Wie erwartet stand er im Schlafzimmer und versteckte sich hinter dem Vorhang.

„Ibiki, zieh die Wache ab,“ ordnete ich an. Ich hatte sie ohnehin nur noch geduldet weil ich wollte, dass Sasuke sie sah.

„Geht klar, Kurama. Äh – Chef,“ hörte ich Ibikis leise Stimme.

Ich stellte mich neben Sasuke. „Also das ist er,“ meinte der grade und dann „was machst du denn da, er wird dich noch sehen.“ Sasuke packte mich am Ellenbogen und zog mich zu sich hinter den Vorhang. Der Glatzkopf unten holte sein klingelndes Handy aus der Tasche.

„Wie bitte? Ich soll die Überwachung einstellen? Sind sie sicher, Boss? Gerade fängt es an, interessant...ja. Ja natürlich, habe verstanden.“ Missmutig packte er sein Handy wieder ein und verließ seinen Posten.

„Was ist denn jetzt los?“ fragte Sasuke ungläubig, als der Wachposten ging.

„Sasuke, du bist toll. Du hast bestimmt mit deinem Chef gesprochen, oder?“

„Na ja. Ja schon, aber...“

„Einfach Klasse,“ rief ich bewundernd. Sasuke sah mich an, wurde vor Verlegenheit rot und kratzte sich hinter dem Ohr.

Der Junge brauchte mehr Selbstvertrauen. Das war eindeutig. Und ich würde es ihm geben, nahm ich mir fest vor.

Sasukes Glückstag

Sasuke
 

Ich war wirklich froh, dass Naruto auf mich gehört hatte. Und anscheinend hatte mein Chef sich von mir irgendwie überzeugen lassen, seinen Spion abzuziehen. Vermutlich war es mein selbstsicheres Auftreten gewesen. Ja, ganz sicher. Davon abgesehen, war es nicht illegal, was Nikito da getan hatte? Möglicherweise hatte er auch Angst bekommen, dass ich zur Polizei gehen würde?

Oder er war endlich zu Verstand gekommen. Auch diese Möglichkeit wollte ich nicht vollkommen außer Acht lassen. Und dem Nachbarn hatte Naruto es ordentlich gegeben. Ein richtiger Glückstag. Vielleicht sollte ich Lotto spielen? Mein Gehalt war heute auch gekommen. Besser konnte es ja nicht laufen, nicht wahr?

„Naruto?“ sprach ich meinen derzeitigen Mitbewohner an.

„Was hälst du davon, wenn wir zur Bank gehen und danach einkaufen?“

„Einkaufen?“ stöhnte Naruto. „Aber ich habe doch schon eingekauft, Sasuke.“

„Nein, ich meinte, wir gehen für dich Kleider einkaufen. Du kannst nicht immer in denselben Kleidern herumlaufen oder in meinen, nicht wahr?“

„Ernsthaft jetzt? Du willst etwas kaufen für mich?“ Naruto sah mich ehrlich erstaunt an.

„Ja.“ Ich sprang auf. „Heute ist eindeutig mein Glückstag. Ich kann ihn unmöglich verschwenden, indem ich zuhause herum sitze und fernsehe.“

Naruto legte die Zeitung beiseite. „Du hast recht. Bin dabei.“

„Schön, also fahren wir zur Bank, gehen Lotto spielen und kaufen Klamotten für dich.“

„Lotto spielen? Du meinst diese komischen Scheine, wo man Zahlen ankreuzt?“

„Genau. Ich habs im Gefühl. Wenn ich heute Lotto spiele, gewinne ich.“

„Gewinnen, wie?“ Naruto strich sich nachdenklich übers Kinn. „Sasuke, erklär mir bitte genau, wie dieses Lotto eigentlich funktioniert.“

„Das weißt du nicht?“ fragte ich ihn überrascht. „Seit wann bist du denn in der Menschenwelt?“

„Oh, länger als du,“ er lachte. „Glaub mir.“

Sein Lachen klang so hell und unschuldig, das es meine Laune noch mehr hob und ich ihm das Lottospiel geduldig erklärte.

„Also – ist der Moment wenn die Zahlen gezogen werden der Entscheidende?“ fragte er dann nach.

„Hm, wie meinst du das?“ wollte ich wissen.

„Es ist praktisch egal, welche Zahlen du ankreuzt, wichtig ist, das eben diese Zahlen am Samstag gezogen werden.“

„Na ja, wenn du es so sagst. Ja, das stimmt schon. Aber Glück gehört auch dazu, weißt du?“

Naruto nickte verstehend. „Und heute hast du Glück, hab ich recht, Sasuke?“

Ich nickte zustimmend. „Genauso ist es. Heute geht alles glatt.“

Naruto stand lächelnd auf. „Freut mich für dich, Sasuke. Ja, ich finde du bist ein echter Glückspilz,“ fügte er dann grinsend hinzu.

Gutgelaunt marschierte ich mit Naruto nach unten zur Auffahrt. Und dort stand – Nejis Wagen. Ein Schatten legte sich über meinen Gemütszustand. Nejit wollte an einer Story beteiligt werden.

Und – ich hatte keine. Natürlich wollte ich Naruto nicht um Hilfe fragen.
 

Naruto
 

Sasuke bestand wieder darauf, dass ich mich anschnallte. Zuerst fuhren wir Nejis Wagen zurück zur Redaktion. Dort druckste er ein wenig herum. Dann fragte er mich, ob ich seinen Wagen nicht reparieren könnte.

Das war kein Problem. Ich nickte ihm zu. Unsicher sah er mich an. „Und du – ähm – verlangst nichts dafür?“

„Warum sollte ich? Wo du doch so nett bist, mir Kleider zu kaufen?!“

Lächelnd strich er mir durch die Haare. Ich bemerkte durch die Berührung sofort, das er etwas auf dem Herzen hatte. Sollte ich fragen oder warten, bis er es mir von alleine erzählte? Ich entschloss mich zu warten. Vielleicht würde ich ihm sonst seine gute Laune verderben. Und das war jetzt tatsächlich das erste Mal, das ich ihn so fröhlich sah. Außer diesem – Etwas, das er plötzlich hatte.

Wir stiegen um in Sasukes Auto. Ohne das er etwas sagte, schnallte ich mir den Gurt um.

„Oh, Sasuke. Ich hab meinen Anhänger verloren. Könntest du mal nachsehen, er muss noch im Wagen von Neji liegen.“

„Ah ja, kein Problem, ich muss ihm sowieso noch die Schlüssel zurückgeben. Hätte ich glatt vergessen. Siehst du jetzt auch, das heute mein Glückstag ist?“ Diesmal klang sein Tonfall anders. „Du bist mein Glücksbringer, Naruto,“ scherzte er. Ich dachte, es sei ganz gut, an dieser Stelle zu lachen.

Schon wieder besser gelaunt ging Sasuke zu Nejis Wagen und ich wartete ab. Sorgsam sah er sich um, sogar unter den Sitzen. Dann sah er zu mir und hob ratlos die Schultern. Ich zeigte ihm meinen Anhänger und hob bittend die Hände hoch, als Zeichen er solle mir verzeihen, das ich ihn doch nicht so wie angeblich geglaubt verloren hatte.

Sasuke zog seine Augenbraue hoch, war aber nicht böse. Er winkte mir kurz zu und ging ins Büro.

Gut, jetzt war ich zwar allein, und Sasuke würde meine magischen Aktivitäten nicht sehen, aber – was war los mit Sasuke?

Ich durfte vielleicht nicht in seinen Geist eindringen, aber zuhören konnte ich ja. Vielleicht erfuhr ich so etwas.
 

Sasuke
 

Ich knallte Neji den Schlüssel auf seinen Schreibtisch. „Hier Neji. Und vielen Dank für deine kollegiale Hilfsbereitschaft.“ Damit drehte ich mich wieder um, um zu gehen.

„Moment mal. So war das nicht ausgemacht. Was ist mit der Story?“ wurde ich aufgehalten.

„Ich hab keine Story,“ sagte ich und blieb mit dem Rücken zu ihm stehen. „Außerdem habe ich nie behauptet, eine zu haben. Du allein hast das ausgemacht.“

„Oh nein, du warst einverstanden. Tu jetzt nicht so unschuldig und bezahl gefälligst deine Schulden.“

Neji klang immer sehr überzeugend. Ich wusste nicht, ob es an seinen Argumenten, seiner Wortwahl, seiner Stimme oder seinem Auftreten lag.

Wortlos zuckte ich mit den Schultern und ging.

„Ich ruf dich heute Abend an, es wäre besser für dich, wenn du dann was hast,“ knurrte er mir hinterher.

Oh Mann, der schien es ja auch nötig zu haben.

Als ich nach draußen kam, schnurrte mein Auto wie ein Kätzchen. Ich seufzte. Ach Naruto. Immer wenn ich dich sehe, geht es mir viel besser. Das war eigentlich von Anfang an so.

Ich lief zu ihm hin, ließ mich neben ihn auf den Fahrersitz fallen und fragte: „Also, bist du bereit?“

Naruto lächelte mir zu und nickte.

Eine Story für Neji

//Sasuke
 

Naruto nahm den Kleiderkauf sehr ernst. Hätte ich das nur vorher gewusst. Wir liefen fast zwei Stunden lang durch die Straßen, in denen Naruto sich nur die Kleider von außen durch die Schaufenster betrachtete.

Irgendwann seufzte ich entnervt auf.

„Naruto, wenn ich dir nichts kaufen soll, oder wenn du dich nicht entscheiden kannst, was du haben willst, also ich habe zuhause einen Katalog und da...“

„Schon gut,“ gelassen warf er mir einen Seitenblick zu und betrat den Laden.

Die herbeieilende Verkäuferin, die uns helfen wollte, verscheuchte er sofort wieder. Dann lief er um jeden Ständer herum und suchte sich eine Hose, einen Pullover oder ein T-shirt aus. Sogar einen Hut fand er, den er wohl probieren wollte. Ich bereute meinen Vorschlag jetzt schon.

Während Naruto in einer Umkleidekabine verschwand setzte ich mich auf einen Hocker, der normalerweise vermutlich für die Leute die Schuhe kauften, gedacht war.

Im Moment war mir das herzlich egal, ich hatte den Berg von Kleidern gesehen den Naruto mitgenommen hatte und wusste, das würde dauern. Hoffentlich hatte ich genug Geld auf dem Konto, meine Brieftasche war dafür eindeutig zu dünn.

Während ich wartete, beobachtete ich die Leute. Ihre Mimik zu studieren und ihr Verhalten zu interpretieren gehörte mit zu meinem Beruf. Einige Psychologiestunden hatten wir auch gehabt, sowie Tricks kennen gelernt. Zum Beispiel, wie man Menschen unauffällig zum Erzählen brachte. Oder sich zuvor in ihr Vertrauen schlich. Ich konnte das damals schon nicht leiden. Ob das der wirkliche Grund war, warum Naruto hinter meiner Seele her war?

Und ob diese Tricks wohl auch bei ihm funktionieren würden?

„Sasuke,“ wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.

Naruto stand an der Kasse und winkte. Ich traute meinen Augen kaum. So schnell hatte er die Kleider anprobiert? Unmöglich, wahrscheinlich hatte er gleich welche gefunden, die passten. Nur ein kleiner Haufen lag auf der Theke. Ich konnte Jeans, ein weißes Hemd oder Shirt entdecken und einen schwarzen Pullover mit Kapuze und Reißverschluss.

Und die anderen Klamotten? Hatte Naruto sie in der Kabine liegen lassen? Ich sah automatisch hin. Gerade betrat eine junge Frau die Kabine und ich erwartete schon lauten Protest, aber sie zog nur den Vorhang zu.

Ich stand auf. War es möglich, das Naruto in der kurzen Zeit sämtliche Kleider zurück gebracht hatte? Nun ja, er war ein Dämon, vielleicht hatte er auch gezaubert oder so etwas. Naruto jedenfalls winkte immer heftiger und ich beeilte mich um zur Kasse zu kommen. Der Preis überraschte mich ebenfalls, Naruto hatte ausnahmslos reduzierte Ware ausgesucht und von dem was ich sah, war es auch noch gute Ware. Echte Schnäppchen eben.

Ich bezahlte, während Naruto sich von der zweiten Kassiererin eine Tüte geben ließ und seine neuen Sachen selbst einpackte.

Auf dem Weg zum Auto schwenkte er die Tüte hin und her und machte einen zufriedenen Eindruck. Ich musste lächeln.

„Na, bist du nun entspannter?“ fragte er mich.

„Was? Was meinst du?“ ich hatte keine Ahnung, worauf er hinaus wollte.

„Seit du bei diesem Neji warst, warst du irgendwie so verkrampft, oder so. Ich dachte, ein Spaziergang würde dir nicht schaden. Ist doch so nicht wahr? Frische Luft ist gesund für Menschen.“ Er sah mich lächelnd an.

Hatte er aus Sorge um mich etwa so lange die Schaufenster betrachtet? Ich hätte ihn am liebsten in den Arm genommen und gedrückt.

Ja, es ging mir besser. Aber eine Sache, die er gesagt hatte, prägte sich bei mir ein. Kam mir seltsam vor.

Ich nickte ihm zu und fragte dann: „Was meinst du damit? Frische Luft ist für Menschen gesund? Ist das bei Dämonen anders?“

„Na klar.“

„Und wie?“

Er stellte sich dumm. „Wie was?“

Wohl nicht der beste Augenblick zum Reden. „Vergiss es.“

Auf dem Heimweg machte ich noch kurz halt bei einer Tankstelle. Ich füllte meinen Tank auf und ging hinein. Naruto bestand darauf mitzukommen.

Drinnen füllte ich einen Lottoschein aus, kaufte noch Chips und Bier für einen gemütlichen Fernsehabend und bezahlte. Meine Brieftasche war jetzt wirklich ziemlich dünn geworden.

Ich warf einen unglücklichen Blick darauf.

„Dabei könnte sie total fett sein, wenn du es nur wolltest,“ meinte Naruto der mir wohl ansah was ich dachte.

„Ich bin für heute erledigt. Willst du gleich schlafen, oder leistest du mir Gesellschaft heute Abend,“ ich sah ihn fragend an.

„Klar.“

Klar, was.

Na, egal. Das würde ich dann ja noch sehen. Und wenn Neji tatsächlich anrief...vielleicht sollte ich Naruto ans Telefon gehen lassen, oder einfach nicht abnehmen.
 

Zuhause angekommen ging Naruto einfach in die Wohnung, noch bevor ich den Schlüssel raus geholt hatte. Verwundert sah ich ihm nach, wie er in mein Schlafzimmer ging und seine Kleider auspackte. Die Schilder ließ er zwar dran, aber ansonsten legte er sie ordentlich ans Fußende von meinem Bett. Hatte er beschlossen, ins Bett zu gehen und mich auf der Couch schlafen zu lassen? Ohne mich zu fragen?

Dann kam er wieder zu mir und schloss hinter sich die Tür, was mich daran erinnerte, dass ich selbst immer noch in der offenen Tür stand.

Ich schloss sie und ging zur Couch. Chips und Bier stellte ich auf dem Tisch ab und schaltete das Fernsehen an.

Naruto setzte sich neben mich. Ich reichte ihm eine Dose, nachdem ich eine Weile durchs Programm gezappt und endlich einen Krimi gefunden hatte.

Er öffnete sie und trank einen Schluck. Wenn man ihn so ansah, niemand würde denken, dass er in Wirklichkeit ein Dämon war. Er sah aus wie ein junger Mann, um die siebzehn oder höchstens achtzehn. Und hübsch noch dazu. Wenn man genauer hinsah, sogar sehr hübsch. Nicht direkt schön, aber mit dem gewissen Etwas, das einen Menschen schön wirken ließ. Keine nichtssagende Schönheit, wie man sie manchmal in Zeitungen sah, mit ihren makellosen und doch so ausdruckslosen Gesichtern.

„Sag mal, hab ich vergessen die Tür abzuschließen? Ich war mir sicher, ich hab sie abgeschlossen.“ Na ja, das machte man so automatisch, dass man es auch mal vergessen konnte.

„Doch, die war abgeschlossen.“

„Wie bist du dann reingekommen. Und jetzt sag nicht, durch die Tür, du weißt was ich meine.“

„Ich hab den Riegel zurückgeschoben.“ Er redete wie über die normalste Sache der Welt. Vermutlich war es das für ihn auch.

„Aha, und wie?“

„Magie.“ Geheimnisvoll lächelte er mich an und nahm dann noch einen Schluck. „Danke für die Kleider.“

„Ah, ach so. Keine Ursache, wirklich.“

„Doch, doch. Ich sollte mich erkenntlich zeigen. Warum erzählst du Neji nicht von deinem Chef?“ Naruto hob eine Augenbraue.

„Von meinem Chef? Was soll ich da denn sagen?“

Etwa so etwas wie, er jagt Dämonen? Wie stellte Naruto sich das denn vor? Damit würde ich ihn ja noch mehr in Gefahr bringen.

Als hätte ich ein Zeichen gegeben, klingelte das Telefon.

Naruto stand auf und nahm schon den Hörer ab, bevor ich ihn daran hindern konnte.

„Neji – wer?“ fragte er.

Ich hielt auffordernd meine Hand hin. Irgendwie musste ich Neji klarmachen, dass ich keine Story hatte.

„Ah ein Kollege von Sasuke, freut mich sehr.“

Wie dieser Typ lügen konnte, ich verdrehte die Augen. Naruto kannte Neji doch aus der Bar.

„Nein, Sasuke ist nicht da. Er stellt noch Nachforschungen an. Sucht nach Beweisen.“

„Wie?“

„Soviel ich weiß, liegen die im Büro. Na wo schon beim Chef um den geht’s doch. Seid ihr keine Partner?“

Ich setzte mich. Welche Beweise er wohl im Büro haben mochte? Aber ich war mir sicher, das welche da waren, aber wofür?

„Ach so ist das. Verstehe. Nun, es ist so. Dieser – wie heißt er nochmal – ach ja, der, er denkt, Sasuke wäre schwul und ich sein – wie sagt man da nochmal – ja genau.“

Ich wurde rot.

„Und in den Augen von eurem Ersatzchef sind alle Schwule Dämonen, ja das hast du richtig verstanden. Doch, er glaubt das wirklich. Richtig. Und der Typ, also euer Chef, will die Dämonen umbringen. Ja. Unglaublich finde ich ja auch. Ja, der Mann ist ein gefährlicher Irrer. Er hat uns sogar einen Beobachter geschickt, also einen Kerl der uns beobachtet hat. Doch, wirklich. Sicher hat er ihn bezahlt. Sasuke hat erzählt, er wäre heute beim Chef drinnen gewesen, und der hat schnell die Schublade von seinem Schreibtisch verschlossen. Aber er konnte noch erkennen – warte mal – einen Kontoauszug, ja genau, sicher und Bilder – wie? Ah, ja gut. Tschüss.“

„Ich fasse es nicht, wie konntest du Neji nur erzählen, dass ich schwul bin? Das hab ich dir im Vertrauen gesagt.“

„Ich hab´s ihm doch gar nicht erzählt.“ Unbekümmert ging Naruto zur Couch zurück und setzte sich wieder, als wäre nichts passiert.

Mit einem unguten Gefühl setzte ich mich neben Naruto. „Und? Was soll das werden?“

„Oh, keine Sorge. Neji will schon lange weg. Er verkauft die Story an eine andere Zeitschrift. Deinen Chef sind wir ganz schnell los.“ Naruto schüttelte den Kopf. „Wirklich, warum bekommst du nicht mal einen anständigen Kerl als Vorgesetzten?“

Ich lehnte mich zurück. „Also, ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Willst du dich etwa jetzt an Neji ran machen?“

Naruto schüttelte den Kopf. „Nein, mein Ziel bist nach wie vor du.“

„Hm. Und was sollte das Ganze dann?“

„Ich hatte noch eine Rechnung zu begleichen.“ Naruto machte eine Pause. „Der Kerl, deinen Chef meine ich, er hat Shori übel mitgespielt.“

„Shori? Ach so, der.“

Also gab es unter Dämonen auch Freundschaften. Gut zu wissen.

Ein breites Bett

//Naruto
 

Eigentlich hatte ich keine Ahnung, was Shori machte. Aber ich hatte nichts davon gespürt, dass seine Energie verschwunden oder schwächer geworden wäre. Im Grunde hatte ich mir nur gedacht, es würde die Geschichte für Sasuke einleuchtender machen, da er Shori ja kannte. Er musste nicht wissen, das ich seinem Triebtäter von Chef einen Parasiten in den Kopf gesetzt hatte. Neji würde seine Story schon kriegen. Hm. Ich nippte an meiner Dose. Eigentlich war er mir dafür etwas schuldig, dieser Neji. Auf der anderen Seite konnte ich auch froh sein, wenn er den Kerl aus Sasukes Nähe entfernte. Wer wusste schon, ob Nikito meinem Ziel nicht komische Ideen einreden wollte und würde. Es schien mir im Moment allerdings so zu sein, als wäre er davon ausgegangen, das wir beide schon einen Pakt hätten. Und das er darum Sasuke auch als Feind betrachtete. Nun, das würde ich noch erfahren. Sasuke riss mich aus meinen Gedanken.

„Na schön. Und was soll das?“ nickte er fragend mit dem Kopf Richtung Schlafzimmer. „Werde ich in meiner eigenen Wohnung nicht mehr gefragt, wo wer schläft?“

„Wieso? Ist doch Platz genug für uns beide.“

Ich hatte zwar keine Ahnung, warum Sasuke ein so großes Bett hatte, aber man konnte locker zu zweit darin schlafen, auch wenn es kein Doppelbett war.

„Du meinst...,“ er wurde rot.

„Sasuke, wieso ist dein Bett so groß? Du bewegst dich doch gar nicht viel im Schlaf.“

Er wurde noch röter. Das Bier vielleicht?

„W...Woher weißt du das?“

„Woher? Weil ich dich beobachtet habe, natürlich.“

Er sah zum Fernseher. Ich folgte seinem Blick und stellte fest, dass der Krimi seinem Ende zu ging. Viel davon mitbekommen hatte ich nicht. Im Prinzip war mir das egal. Aber zum Besseren Verständnis... „Sasuke, was war los?“

„Los?“

„Ja. Was war hier los? Warum – ist der Kerl abgehauen? Ich versteh´s nicht.“

„Nun, ich rede nicht gerne darüber, aber – weißt du, ich habe ihn nicht geliebt. Ich war schon lange nicht mehr verliebt und ich dachte, vielleicht braucht es Zeit, bis man sich verliebt. Natürlich hätte ich nicht so schnell zustimmen dürfen, ich meine wegen einer gemeinsamen Wohnung und...“

„Wovon redest du?“ unterbrach ich Sasuke.

Überrascht sah er mich an. „Wovon redest du?“

„Was soll das?“ ich war leicht verärgert. „Spielst du jetzt Echo?“

Sasuke schwieg und sah zu Boden. Betrunkene Menschen konnte ich nicht einschätzen, nicht mal in ihre Gedanken eindringen. Ich meine, ich konnte schon eindringen, aber – es war so ein Wirrwarr das es nichts brachte.

„Ich glaub, ich gehe schlafen.“

„Warum denn so plötzlich? Der Film ist doch noch gar nicht zu Ende?“

„Egal, ich hab eh nichts mitbekommen.“

Sasuke wusste auch nicht, was da passiert war? Worüber hatte er dann gesprochen? Etwa über -

„Dein letzter Freund, über den hast du eben geredet. Und wieso hast du dich schon lange nicht mehr verliebt?“

Er zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass ich mir nichts mehr wünsche, als wieder mal dieses Gefühl zu haben.“

Eigentlich hatte er viele Wünsche. Aber keiner davon war ihm seine Seele wert. Na gut, so etwas konnte ich ohnehin nicht machen. Höchstens etwas anderes. „Und wann hattest du das letzte Mal Sex?“

„Musst du immer so direkt sein?“ fragte er mich mit hochrotem Kopf.

„Warum? Ist doch ein ganz normales Grundbedürfnis oder? In Menschenlehre haben wir sogar durchgenommen, das es auf der gleichen Stufe steht wie Essen, Trinken und Schlafen. Sex meine ich.“

„Menschenlehre,“ wiederholte Sasuke. „Ihr habt im Dämonenreich eine Schule?“

„Na klar.“

„Tz. Was es nicht alles gibt, damit hätte ich nun nicht gerechnet. Wir sollten auch Dämonenlehre haben, finde ich.“

„Gute Idee,“ stimmte ich Sasuke zu. „Ihr solltet lernen, wie man Dämonen beschwört, um einen Pakt zu schließen, das würde es auch für uns einfacher machen.“

„So hab ich das jetzt eigentlich nicht gemeint.“ Sasuke stand auf. Er warf seine leere Bierdose weg und ging dann ins Bad.

Ich hatte auch keine Lust alleine hier herum zu sitzen oder noch über die Dächer zu wandern. Also ging ich in die Küche und kippte den Rest von meinem Bier aus und warf die Dose dann ebenfalls weg. In der Zwischenzeit war Sasuke schon fertig und ging ins Bett.
 

//Sasuke
 

Ich war schon fast eingeschlafen, als Naruto ins Bett kam. Leise war er dabei nicht gerade. Aber ich war zu müde, um ihn an zu meckern und wartete bis er sich so hingelegt hatte, bis es ihm bequem genug war und er still lag. Er hatte recht. Das Bett war groß genug für uns beide.

Trotz meiner Müdigkeit konnte ich jetzt auf einmal nicht mehr schlafen.

„Naruto?“

„Hm?“

„Wie soll ich es am besten ausdrücken? Ich meine, ich überlege wie ich dich am besten frage, ohne aufdringlich zu wirken.“

Naruto lachte leise. „Ich kann mir denken, was du fragen willst.“ Dann rutschte er näher zu mir und drückte sich an mich.

Bevor ich überhaupt wusste wie mir geschah, legte er seinen Arm um meine Brust und presste mir einen Kuss auf den Nacken.

Verdammt, das hatte ich nicht gemeint oder fragen wollen, aber – er roch so verdammt gut, und er war so warm und sexy.

Ich drehte mich auf den Rücken und drückte ihn vorsichtig weg.

„Ich wollte was anderes fragen.“

„Ach ja?“ Er lachte wieder. Ein Glück, sauer war er nicht. „Was denn?“

„Ähm, was für Fächer außer Menschenlehre habt ihr denn noch?“

„Bist du sicher, dass du das fragen wolltest?“ Seine Stimme klang jetzt anders. „Nun, wir haben auch so etwas, was ihr Menschen Religion nennen würdet.“ Dann beugte er sich wieder über mich und küsste mich. Ein zärtlicher unschuldiger Kuss, gegen den ich mich nicht mehr wehrte.

„Warum sollte ich nicht sicher sein?“ fragte ich, als er sich von mir löste.

„Weil deine Gegenwehr keine Gegenwehr war. Keine echte.“

Er ließ von mir ab und legte sich wieder auf seinen Platz und ich musste feststellen, dass ich darüber mehr als nur enttäuscht war. Naruto machte auch keine erneuten Anstalten um mir näher zu kommen.

Vielleicht sollte ich...ich drehte mich zu ihm. Er lag mit dem Rücken zu mir. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seinen nackten Oberarm und streichelte ihn. Dann hörte ich leises Schnarchen.

Ich zog meine Hand enttäuscht und wütend zugleich wieder zurück. Was zum Teufel dachte ich mir überhaupt dabei? Schließlich war Naruto ein Dämon. Am Ende wollte er noch meine Seele DAFÜR. Wer wusste schon, was ein Dämon so drauf hatte, im Bett.

Oh Mist, das war kein Gedanke, der mich weniger stimulierte. Ich drehte mich mit dem Gesicht zur Wand. Naruto hatte nur mit mir gespielt, machte ich mir klar. Sonst würde er jetzt wohl kaum schlafen. Ob die auch Sexualkunde in der Schule hatten? Ab wann war ein Dämon geschlechtsreif? Machten sie es untereinander anders als Menschen? Waren Dämonen eigentlich monogam und – viel wichtiger – hatte Naruto einen Freund, eine festen Freund? Ich spürte leise Eifersucht in mir nagen. Vielleicht hatte er sogar eine Frau und Familie?! Aber ich schätzte ihn eigentlich nicht wie einen Familienvater ein, dafür schien er mir nicht der Typ zu sein.

Krank oder was?

//Naruto
 

Sasuke lag neben mir, er konnte nicht schlafen. Mir war klar, dass das meine Schuld war. Er hatte vorhin von seinem Freund erzählt. Und ich hatte ihn auf sein Sexualleben angesprochen. So richtig war er nicht darauf eingegangen, aber gekümmert hatte mich das nun auch nicht sonderlich. Als ich mich dann zu ihm ins Bett legte und er mich ansprach, dachte ich, ich mache mir einen Scherz mit ihm.

Das – war doch eigentlich urkomisch gewesen, eben. Sogar jetzt noch, weil er deswegen nicht schlafen konnte. Eigentlich sollte ich mich vor Lachen kaum noch beherrschen können, also warum verdammt noch mal, hatte ich dieses komische Gefühl? Was für ein Gefühl war das? Was stimmte nicht mit mir? Irgendwie fühlte ich mich – schlecht. Ja. Echt merkwürdig. Ob ich mir bei dem Parasiten-Dämon vielleicht eine Krankheit geholt hatte? Am Besten, ich würde einen Arzt aufsuchen. Das war mir überhaupt nicht geheuer.

Ich wartete, bis Sasuke endlich eingeschlafen war und stand dann auf. Bevor ich aus dem Schlafzimmer ging, sah ich nochmal auf Sasuke und dieses unbekannte Gefühl war wieder da. Ein fast schon schmerzhaftes Ziehen in meiner Brust. Ich beeilte mich, das ich aus der Wohnung und nach draußen an die frische Luft kam. Tief atmete ich ein. Das tat gut. Es ging mir schon viel besser. Vielleicht hatte ich mir das ja auch nur eingebildet? Ich sah zum Fenster, wo Sasuke schlief. Da war es wieder. Dieser seltsame und unangenehme Druck in meiner Brust. Mist, wenn mir dieser Ibiki etwas angehängt hatte, würde er mir nicht ungeschoren davonkommen, hundertprozentig nicht. Gerade als ich losmarschieren wollte, ging das Licht an. Wie erstarrt blieb ich stehen. Sasuke schlief überhaupt nicht? Und – ich hatte es nicht bemerkt? Vollkommen verwirrt sah ich wieder nach oben zum Fenster. „Ich bin krank,“ murmelte ich überrascht. Das war das erste Mal in all den Jahrtausenden, das ich krank war. Sicher, ich war schon verletzt gewesen, aber krank – nein.

An der Hauswand stand ein Fahrrad, welches mit so einem unnützen Schloss befestigt war. Das Schloss zerriss ich und fuhr los, denn ich wollte so schnell wie möglich zum Arzt, schließlich musste ich wieder gesund werden, wenn ich meinen Auftrag erledigen wollte. Außerdem – diese unbekannte Krankheit – sie machte mir Angst. Ich fuhr schneller. Der nächstgelegene Eingang zu einem Arzt der Unterwelt lag auf einem Berg in der Nähe. So schnell es nur ging, ließ ich meine Beine wirbeln. Zufällig kam ich an einem Sportwagen vorbei, dessen Fahrer sich wohl erschreckte, denn ich hörte ihn noch fassungslos sagen: „Ein Kind auf einem Fahrrad hat mich gerade überholt“ bevor ich den Knall hörte. Ein Reifen flog an mir vorbei, aber mit solchen Kleinigkeiten konnte ich mich jetzt nicht aufhalten.

Wer wusste schon, wie weit sie sich ausbreiten würde, oder wie schnell und möglicherweise war ihr Verlauf ja sogar tödlich. Leider fiel mir keine solche Krankheit ein, erst recht keine, zu der meine Symptome passten. Ich hätte in Biologie wirklich besser aufpassen sollen, dachte ich verärgert und legte noch einen Zahn zu.
 

//Sasuke
 

Meine Gedanken brachten mich nicht weiter. Überhaupt war heute Abend nichts mehr wie geplant gelaufen. Ich hatte Naruto über seine Welt befragen wollen. Stattdessen lag ich nun hier und war eifersüchtig und frustriert zugleich und obwohl ich mir meiner eigenen Idiotie vollkommen bewusst war, konnte ich gegen diese Gefühle nichts tun.

Warum war dieser Dämon nur so kindisch? Aber wecken wollte ich ihn auch nicht, also zwang ich mich dazu, ganz ruhig zu liegen.

Naruto stand plötzlich auf. Wahrscheinlich musste er zur Toilette. Sein Tritt war zu leicht, als das man ihn hören konnte, ich merkte erst, dass er das Haus verließ, als ich die Eingangstür hörte. Überrascht sah ich auf. Naruto ging nochmal weg? Hatte er überhaupt nicht geschlafen? Dann – war es vielleicht doch kein Scherz gewesen? Nein, nein, nein. Ich schüttelte den Kopf um meine Gedanken wieder klar zu bekommen. Auf gar keinem Fall durfte ich mich in Naruto verlieben.

Ich knipste das Licht an und setzte mich auf.

Wohin ging er denn jetzt so spät noch? Könnte er hinter Neji oder Nikito her sein? Ach nein, die Sache schien für ihn abgeschlossen zu sein. Irgendwie musste er erfahren haben, das mein Chef Bestechungsgelder zahlte, da war ich mir ziemlich sicher. Oh. Bestimmt wollte er nach seinem Freund sehen. Shori. Ja, das musste es sein. Naruto hatte den ganzen Tag mit mir verbracht, also wollte er jetzt diesen Shori besuchen um zu sehen wie es ihm ging. Wie viel er ihm wohl bedeuten mochte? Argh. Hör auf.

Ich hatte Durst, also stand ich auf und ging ins Wohnzimmer, wo ich mich hinsetzte ohne das Licht anzumachen. Ein Glas Wasser war jetzt genau das Richtige. Trotzdem – ich konnte nicht aufhören, an Naruto zu denken.

Mist, ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt.

Und jetzt? Sollte ich ihn raus werfen, solange noch Zeit war?

Oder – lag es nur daran, das er mich geküsst hatte? Ich legte meine Hand auf die Stelle. Nein, wegen einem Kuss würde ich mich nicht verlieben. Und so verzweifelt war ich nun auch wieder nicht, also warum war ich so enttäuscht gewesen, als er sich umgedreht hatte?

Eigentlich gab es nur eine Hoffnung, überlegte ich. Aber selbst da war ich mir nicht sicher. Vielleicht wäre mir dieser Dämon selbst dann noch wichtig, wenn er in Wirklichkeit ein hässlicher Kobold war. Sicher war nur eines, ich würde nicht schlafen können, bevor er wieder zuhause war. Also beschloss ich, auf Naruto zu warten.
 

//Naruto
 

Die Ärztin sah in meine Akte und biss sich dann sogar die Lippen blutig. Kein gutes Zeichen. Ich hatte wirklich jede dämliche Untersuchung über mich ergehen lassen und war anschließend befragt worden, was genau ich in der Menschenwelt tat zur Zeit.

Unruhig peitschte und wedelte ich mit den Schwänzen und konnte nicht verhindern, dass ich Feuer spuckte.

Die Ärztin beachtete mich überhaupt nicht, sondern starrte nur mit zusammen gezogenen Augenbrauen auf die Ergebnisse. Schließlich schüttelte sie resigniert den Kopf. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Es gab keine Hoffnung mehr für mich. Seufzend drehte sie sich zu mir um, während die Tentakel auf ihrem Hinterkopf ihre Haare in das zweite Maul schoben. Hatte sie noch nichts gegessen, oder aß sie aus Verlegenheit? Ich bereitete mich auf das Schlimmste vor.

„Tja, Kurama. Es gibt nur einen Weg, um dich zu heilen.“

„Es gibt einen Weg?“ rief ich überrascht. Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet. „Welchen?“

„Töte ihn.“

„Töten? Wen?“

„Sasuke Uchiha. Wen sonst.“

Etwas gefunden

//Sasuke
 

Naruto kam erst in den frühen Morgenstunden nach Hause. Es war immer noch dunkel. Nachdenklich trat er durch die Tür und bemerkte mich überhaupt nicht.

„Du kommst spät,“ bemerkte ich.

Er erschrak sich und ich hörte etwas klirren.

„Ähm. Sasuke. Warum sitzt du denn hier im Dunkeln?“ fragte er mich und bückte sich.

„Ich habe auf dich gewartet,“ antwortete ich ihm einfach.

„Was? Warum denn? Das hättest du nicht tun müssen. Ich meine, du kennst mich doch. Mir passiert nichts und du musst heute wieder auf die Arbeit, oder?“ Er redete schnell. Schneller als sonst. Vielleicht hatte er ja etwas zu verbergen.

„Kümmer dich nicht darum. Sag mir lieber wo du warst.“

„Warum willst du das wissen?“

Weil ich eifersüchtig bin. „Einfach so. Wenn du nichts zu verbergen hast, kannst du es mir doch sagen. Oder?“ Meine Stimme war viel zu laut. Ich war völlig verspannt.

„Was ist denn los mit dir Sasuke? Warum bedrängst du mich so? Ich – habe jemanden besucht.“

Ja, so hatte ich mir das gedacht. „Shori nicht wahr?“

„Shori? Wie kommst du darauf?“ Er schüttelte den Kopf.

„Etwa nicht?“

„Nein. Nein, ich hab Shori nicht besucht. Keine Ahnung wo er ist, ist mir auch egal.“ Das klang ehrlich. Seine Stimme klang jetzt auch wieder normal.

Nachdem ich gehört hatte, das er nicht bei diesem anderen Dämonenfreund war, fühlte ich mich erleichtert und entspannte mich.

Ich hatte mittlerweile eine Entscheidung getroffen.

„Hör zu, ich habe etwas gefunden, das mir meine Seele wert ist.“

Naruto drehte sich mit dem Profil zu mir.

„Tut mir leid, aber – ich brauche deine Seele nicht mehr.“

Überrascht sah ich ihn an. „Wie – du brauchst sie nicht mehr?“

„Ich bleibe hier. In der Menschenwelt. Ich hab auch etwas gefunden. Etwas wofür es sich lohnt, hier zu bleiben.“

Noch bevor ich fragen konnte, was das war verschwand er mit einer beachtlichen Geschwindigkeit im Schlafzimmer.

Ich war verwirrt. Naruto wollte meine Seele nicht mehr? Warum nicht, war sie nichts mehr wert? Langsam stand ich auf und folgte ihm. An der Tür zum Schlafzimmer blieb ich stehen. Naruto hatte die Decke ganz hochgezogen, so dass nur noch seine blonden Haare zu sehen waren. Es war ziemlich offensichtlich, das er nicht reden wollte.

Ich drehte mich wieder um und ging zurück ins Wohnzimmer. Wenigstens eine Stunde konnte ich jetzt noch schlafen. Nicht mehr an Dämonen und Seelen denken. Nicht mehr an Naruto denken. Einfach nur schlafen.
 

//Naruto – Erinnerung
 

„Töte ihn.“

„Töten? Wen?“

„Sasuke Uchiha. Wen sonst.“

Ich glaubte, mich verhört zu haben. Was bildete sich diese Schlange ein? Und so etwas schimpfte sich dann Ärztin, was sollte Sasuke wohl mit meiner Krankheit zu tun haben. Ich sollte ihn töten und das nach der ganzen Mühe, die ich mit ihm gehabt hatte.

„W...wie bitte?“

„Du hast mich schon verstanden, oder?“

„Was fällt dir ein, du Missgeburt? Weißt du überhaupt mit wem du redest, hä? Ich werde DICH töten. Genau, ich drehe dir deinen faltigen Hals um, oder ich verbrenne dich oder ich sorge dafür das du für alle Ewigkeiten Höllenqualen erleiden musst, ich werde...“

„So sicher nicht gesund werden. Das was du hast, Kurama, nennt sich Schuldgefühl.“

Sprachlos ließ ich mich wieder zurück auf die nach Hundepisse stinkende Matratze sinken, von der ich automatisch vor lauter Wut aufgesprungen war.

„Schuldgefühl,“ wiederholte ich ungläubig. „Ich? Das – ha ha ha – ist ein guter Witz. Okay, du hast deinen Spaß gehabt, also ich hab nichts Ernstes. Ich nehm mal an, es geht von alleine wieder weg?“

Sie starrte mich aus ihren schuppigen Augen an und fraß einfach weiter ihre Haare vom Kopf. „Also so schlimm ist es,“ zischte sie dann und ihr Blick wurde hart und abweisend.

Ich stand auf. „Schuldgefühl also? Ich werde dir beweisen, das ich so etwas nicht habe.“

„Ach ja. Und wie?“

„Ganz einfach. Indem ich Sasukes Seele nehme und seinen Körper den Kappas zum Fraß vorwerfe.“

Sie krächzte vor Lachen. „Das kannst du nicht. Tut mir wirklich leid für dich, Kurama. Von dir hätte ich das niemals gedacht. Aber man soll immer optimistisch bleiben, ich freue mich, das du da warst. Habe mich schon lange nicht mehr so amüsiert. Und darum bist du mir jederzeit willkommen. Ah ha ha har.“

Das war zu viel.
 

Das Fahrrad konnte ich nicht mehr gebrauchen. Auf allen Vieren rannte ich zum Park und sprang in den See. Unter Wasser paddelte ich umher und schnappte mir ab und zu einen Fisch, auch wenn ich keinen Hunger hatte. Es war mehr eine Art Instinkt. Ich konnte nur hoffen, dass ich das ganze Blut loswurde. So konnte ich schließlich nicht zurück. Tz, nicht mal die Zeit konnte ich einschätzen. Unter der Wasseroberfläche sah ich nach oben. Es war Vollmond. Und ich konnte mein eigenes Spiegelbild im Wasser sehen. Besser ich würde hier nicht in meiner wahren Gestalt herumlaufen. Mein silberfarbenes Fell war viel zu auffällig und das Mondlicht ließ meine goldgelben Augen aufleuchten. Aber ich war nicht mehr blutverschmiert. Wenigstens das. Als ich ans Ufer schwamm, hatte ich wieder meine menschliche Gestalt angenommen. Zumindest eine davon. Meine Ursprungsgestalt, die von Naruto Uzumaki. Ich stemmte mich ab und sprang aus dem Wasser. Klamotten, ich brauchte Klamotten. Irgendwie erinnerte mich das an unseren Einkauf, aber ich konnte ja nicht nackt nach Hause gehen.

Es dauerte nicht lange, bis ich ein Haus gefunden hatte, in dem jemand von meiner Größe im Bett lag und schlief. Glück musste man haben. Ich ging um das Haus herum zur Rückseite, dann durch den Garten und öffnete leise die Tür. Der Mensch schlief immer noch selig, schien alleine hier zu wohnen. Er interessierte mich nicht, also ging ich am Bett vorbei zum Kleiderschrank. Sportler, dachte ich. Der Junge da hatte jede Menge Jogginganzüge im Schrank. Warum so viele? Na ja, es sollte mir egal sein. Ich zog einen an, und verließ das Haus auf gleichem Wege wie ich rein gekommen war.

Inari

Naruto
 

Es war schon Mittag, als ich endlich aufwachte. Lust aufzustehen hatte ich keine. Darum dauerte es fast noch mal eine halbe Stunde, bis ich mich aus dem Bett gequält hatte. Sasuke war schon weg. Ein Kaffee. Ja, vielleicht würde der meine Lebensgeister wecken. Ich ging in die Küche und machte mir einen Instantkaffee. Mit der Tasse in der Hand setzte ich mich an den Tisch.

Verdammt, wieso hatte ich mich gestern nur so gehen lassen. Das war doch nicht ich. Nicht nur, das ich jede Menge Ärger bekommen konnte, weil ich die futa-kuchi-onna getötet hatte, ich hatte auch nicht zugegriffen, als Sasuke mir seine Seele angeboten hatte. Obendrein wusste ich nicht mal, wofür er sie her geben wollte. So wie ich ihn bisher kennengelernt hatte, konnte ich mir nichts vorstellen, wofür er so weit gehen würde. Ich verschränkte die Arme und lehnte mich zurück. Vielleicht wäre es das Beste einfach zu gehen.

Schuldgefühle. Ausgerechnet ich? Anstatt sie auszulachen, war ich ausgerastet. Es gab zwar keine echten Regeln oder Gesetze in meiner Welt, aber eine Ärztin zu zerreißen war keine Kleinigkeit. Wie sollte ich das erklären?

Nein, abzuhauen war auch keine Lösung. Nicht, wenn ich dafür zur Rechenschaft gezogen würde. Dann würden mir nur irgendwelche lästigen Attentäter hinterher geschickt werden. Blieb nur abzuwarten, oder? Außerdem war ich trotz allem neugierig, was Sasuke eigentlich wollte. Ich wünschte, er wäre jetzt hier. Kurz überlegte ich, ob ich Ibiki kontaktieren sollte, damit der Sasuke in Gestalt seines Chefs heimschicken würde. Ja, ich hätte gerne mit ihm darüber gesprochen. Es war nicht so übel, mit Sasuke zusammen zu leben. Irgendwie besser, als in der Unterwelt. Es gefiel mir nicht, mir das selbst einzugestehen, und es fiel mir auch nicht ganz leicht, aber eigentlich hatte ich es ja gestern schon gewusst. Es stimmte. Ich wollte noch etwas länger mit ihm hierbleiben.

„Und wie lange willst du mit Sasuke hierbleiben?“ hörte ich eine wohl vertraute Stimme.

„Meister,“ rief ich und sprang auf. „Warum bist du hier, etwa wegen...“

„Nein,“ meinte Inari und sah sich in der Wohnung um. „Nicht wegen ähm deinem kleinen Missgeschick. Keine Sorge, es interessiert keinen. Obwohl, sie war eine gute Ärztin. Du warst schon immer zu – gedankenlos. Immer das Gleiche mit dir. Erst handeln, dann denken.“

Mit dir ist es auch immer das Gleiche, dachte ich, erst meckern dann fragen.

Inari sah mich scharf an.

„Ups, sorry.“ Verlegen kratzte ich mich hinter dem Ohr. „Und – warum bist du hier.“

„Ich suche nach einem neuen Boten, Kurama. Du wärst dafür perfekt, denke ich.“

Erst jetzt fiel mir auf, das Inari nur einen Kitsune als Begleitung mitgebracht hatte.

Es gab mal ne Zeit da hätte ich alles dafür gegeben, ihm dienen zu dürfen. Aber jetzt...einerseits, wenn ich ihm diente hatte ich auch nichts wegen der kuchi-onna zu befürchten und wäre trotzdem in der Menschenwelt weiterhin zuhause.

„Du kannst ja mal darüber nachdenken.“

„Hm, tu ich schon.“

Andererseits, hatte er oder auch sie, ja selber gesagt, es interessiere gar keinen, und wie ich mir selbst schon eingestanden hatte, wollte ich noch mit Sasuke ein wenig Zeit verbringen.

„Ich werde nicht sofort eine Entscheidung von dir verlangen. Meine Güte, du hast mir wirklich nichts anderes als Ärger gemacht, ich fürchte genau das ist der Grund, weshalb ich mich um dich sorge.“

„Wie gesagt, ich denk drüber nach.“

Sein weißer Kitsune sah mich verächtlich an, als würde er denken, ich mache nur Schau und wolle unbedingt Inaris Bote werden. Obwohl, verständlich. Inari nickte mir nur zu und verschwand dann, einen letzten Gedanken sendend. „Das du Schuldgefühle hast, ist nur Sasukes Schuld.“

„Sasukes Schuld?“

„Seine naive und gutmütige Vertrauensseligkeit in dich.“
 

„Oh wow, Inari selbst ist sogar gekommen. Du hast es gut.“ Shoris Anwesenheit hatte ich schon bemerkt.

„Ist heute Tag der offenen Tür oder was? Was wollt ihr denn plötzlich alle?“

„Th.“ Eingebildet stolzierte Shori vor mir hin und her. „Rate, wen ich erledigt habe.“

Ich verschränkte die Arme. „Raten? Ich denk gar nicht dran. Interessiert mich auch nicht.“

„Hm, wirklich nicht? Ich hab mir Sasukes Chef vorgeknöpft, ging ganz einfach.“

Mir fiel die Kinnlade runter. „Bist du übergeschnappt?“

„Wieso?“

„Idiot. Was ist mit Ibiki?“

„Mit wem?“

„Doppelidiot, ich hatte ihm einen Parasiten-Dämon eingesetzt du Blödmann. Hatte alles unter Kontrolle. Oh Mann, jetzt wird Sasuke denken, ich war´s.“

„Na und?“

Na und. In der Tat. Vielleicht wäre es sogar das Beste.

Mit verschränkten Armen lehnte ich mich an den Küchentisch.

„Was ist dein Problem? Du brauchst Sasukes Seele nicht, um in die Dämonenwelt zu gehen. Außerdem hast du jetzt ein viel besseres Angebot, oder? Und ein Seelenschinder bist du auch nicht, hab sowieso nie verstanden, warum du als Gegenleistung für einen Pakt seine Seele wolltest.“

„Das war ursprünglich Sasoris Idee. Was hast du mit der Leiche gemacht? Gefressen?“

„Igitt, frische Leichen, nein danke, hab sie liegen lassen.“

„Wo?“

„In seiner Wohnung.“

Ah ja, dann hatte der Kerl wohl allein gelebt. Das wunderte mich überhaupt nicht.

„Der Diener einer Gottheit.“ Shori sah verträumt zur Decke. „Und du wirst einen weißen Pelz bekommen. Oh Junge, du hast keine Ahnung wie sehr ich dich beneide.“
 

Sasuke

Naruto hatte recht gehabt. Neji hatte sich sofort nach dem Anruf ans Werk gemacht und zahllose illegale Aktionen, ja sogar Verbrechen von unserem Chef aufgedeckt.

Als ich ins Büro kam, nahm er mich sofort beiseite und zog mich in die Raucherecke. Dort gab er mir einen groben Überblick. Da er ja die Hauptarbeit geleistet, die Polizei informiert und auch den Artikel geschrieben hatte sei es nur recht und billig gewesen, ihn unter seinem Namen zu veröffentlichen. Aber ich würde als Informant oder so ähnlich erwähnt werden.

Zwar würde der Artikel aus Zeitgründen erst in der Mittagsausgabe einer anderen Zeitung erscheinen, aber Neji erwartete Großes. Es sei sein Sprungbrett, nun ginge es die Karriereleiter aufwärts.

Wütend war ich darüber nicht. Im Grunde hatte ja nicht ich die Informationen geliefert sondern Naruto. Trotzdem überlegte ich, ob Naruto Neji einfach so davonkommen lassen wollte, wenn er dadurch tatsächlich einen Karrieresprung machte. War das vielleicht der Grund warum Naruto an meiner Seele kein Interesse mehr hatte?

„Und – ähm – was sagt der Chef dazu?“

„Glaubst du, ich hätte ihm das erzählt? Außerdem ist er heute noch gar nicht aufgetaucht. Was mich angeht, ich geh jetzt nach Hause. Bei diesem Schmierenblatt werde ich sowieso nicht mehr arbeiten müssen. Ich geh jetzt erst mal schlafen.“

Neji ging schon um seine Jacke zu holen, drehte sich aber nochmal um. „Hey, wenn möglich – also sobald ich woanders Fuß gefasst habe und dort was frei ist hol ich dich mit ins Boot.“ Er nickte mir zu und ging dann.

Chef vermisst

Sasuke
 

Es war schon fast zehn abends, als ich endlich vor meiner Haustür stand. Erschöpft kramte ich den Schlüssel aus meiner Tasche. Wer hätte auch ahnen können, das der Tag noch so laufen würde?

Nachdem unser Chef nach zwei weiteren Stunden immer noch nicht aufgetaucht war, und wir alle froh darüber waren, rief ihn unser firmeneigener Streber an. So einen gibt es sicher überall. Unserer war ein schmächtiger großgewachsener Knabe mit kurzen braunen Haaren, der sich selbst für unersetzlich hielt und sich selbst zu gerne als die rechte Hand des Chefs sah. Er nervte durch hochgestochene Ausdrucksweise, Wichtigtuerei und – bei seinem Idol durch Arschkriechen.

Zumindest uns andere nervte er damit.

Ich konnte mir nicht helfen, aber ich stellte mir besagten Streber in jeder Firma gleich vor.

Jedenfalls erreichte er ihn nicht und war überzeugt, er sei schon auf dem Weg ins Büro. Nach einer weiteren halben Stunde, als unser Chef immer noch nicht da war, rief er nochmal an. Keine Antwort. Sofort machte er sich auf den Weg zu ihm. Eine weitere Eigenschaft war diese nervende Hippeligkeit. Man wurde selbst ganz hektisch, wenn man ihn länger als zehn Minuten um sich hatte.

Mir war zu dieser Zeit noch alles egal, ich machte meine Arbeit mehr schlecht als recht und war in Gedanken bei Naruto. Je früher ich nach Hause kam, desto besser. Aus irgendeinem Grund, der mir selber nicht ganz klar war hatte ich Angst, er könne nicht mehr da sein, wenn ich nach Hause komme. Hatte Angst vor einer dunklen und leeren Wohnung. Das war überhaupt mein schlimmster Gedanke.

Unser Streber war mir dadurch schon glatt entfallen, als wir Besuch von der Kiminalpolizei bekamen. Mordkommission.

Mein erster Gedanke war, das unser Streber das Opfer des Irren geworden sei, aber dann stellte sich heraus, das der mit einem schweren Schock im Krankenhaus lag und der Chef das Opfer war. Vermutlich hatte er herausgefunden, das er durch Neji aufgeflogen war und sich das Leben genommen, war mein nächster Gedanke.

Aber nein, wir wurden alle ins Präsidium zum Verhör geladen. Da jeder einzeln vernommen wurde saß ich im Gang auf einer harten Holzbank und versuchte mir einen ganz bestimmten Gedanken vom Hals zu halten, der sich mir immer wieder aufdrängte. Letztendlich kam ich aber doch nicht darum herum. Hatte Naruto ihn getötet? Aus Rache für Shori? Naruto hatte erwähnt, das mein Chef seinem Freund übel mitgespielt hätte, deswegen habe er Neji auch die Infos gegeben. Vielleicht hatte ihm das alles zu lange gedauert und – er war in der Nacht nicht da gewesen, erst heute morgen zurück gekommen, hatte noch geschlafen, als ich schon gegangen war. Mist. Je mehr ich darüber nachdachte, desto überzeugter war ich davon, dass es niemand anderer gewesen sein konnte.

Endlich kam ich an die Reihe. Man überprüfte meine Personalien und anschließend mein Alibi. Dabei kam ich ins Stocken was den Beamten natürlich auffiel.

Schnell sagte ich: „Ich konnte nicht schlafen. Also habe ich ferngesehen.“

„Kann das jemand bezeugen?“

„Nein.“

Ich wurde ausgequetscht wie eine Zitrone. Wie das Verhältnis zu meinem Chef gewesen sei und so weiter. Ich dachte mir, das ich das Wort Dämonen schon benutzen konnte, damit sie sahen, wie verrückt er war, aber wenn Naruto ihn getötet hatte wusste ich nicht wie. Womöglich würden sie dann glauben, das nur ein Dämon dazu in der Lage war, so etwas, was auch immer zu tun. Also beschränkte ich mich darauf, das er mir etwas Absonderlich vorgekommen sei, auf die Frage nach dem Warum antwortete ich, er habe mal erwähnt, das er sich für Okkultismus interessiere und so weiter.

Neji würde vielleicht auch noch geladen werden. Aber mit Narutos Story, dass für Nikito Schwule gleichbedeutend mit Dämonen seien, wollte ich auf keinem Fall kommen, möglicherweise würde ich hier dann morgen früh noch sitzen, um ausführlich mein Privatleben auszubreiten und als Tatverdächtiger auf Rang eins aufzusteigen. Obendrein hatte ich Neji nicht mal richtig zugehört am Morgen.

Also bemerkte ich nur noch, das Nikito ansonsten ja nur eine Vertretung gewesen sei. Das wiederum nutzten die Polizisten als Ausgangspunkt für die Frage, ob es denn nicht seltsam sei, das zwei Bosse unserer Firma hintereinander starben, und da der zweite Todesfall ein Mord war untersuche man den ersten nochmal, sie beobachteten mich wie ich darauf reagieren würde.

Langsam ärgerte ich mich.

Natürlich machte ich mir Sorgen, das Naruto auffliegen könnte. Aber verdammt nochmal, er war kein kleiner hilfloser Junge. Wenn sich jemand fürchten musste, dann wohl eher diese Leute hier.

„Wenn sie mich verdächtigen besorgen sie sich einen Haftbefehl, ansonsten möchte ich gehen. Wie gesagt, ich habe nicht geschlafen.“

Misstrauische Blicke.

„Er wurde aufgefunden mit abgerissenem Kopf,“ sagte einer der Beamten plötzlich. Vielleicht wollte er mich damit schockieren.

„Wie bitte?“

„Er wurde aufgefunden mit...“

„Schon gut. Ich hatte es beim ersten Mal verstanden. Nur – es klang so ähm abwegig, ha ha.“

Wenn das nicht das Werk eines Dämonen war, wusste ich es auch nicht. Also war es tatsächlich Naruto gewesen.
 

Nach dem Verhör redeten alle durcheinander. Letztendlich war aber jeder aus unserer Mitte davon überzeugt, dass es ein Mord aus Rache war. Das unser Chef jemanden sozusagen dermaßen in Grund und Boden gestampft und ruiniert hatte, das derjenige dann Rache genommen hatte. Auf keinem Fall glaubte einer von meinen Kollegen, es könne ein Tier oder irgend etwas sonst gewesen sein. Mir kam der Verdacht, dass nicht nur ich mit seiner Dämonensuche oder ähnlichem belästigt worden war, obwohl ich aber mit großer Wahrscheinlichkeit der Einzige war, der wirklich einen zuhause hatte. Sogar im gleichen Bett mit ihm geschlafen, Kaffee getrunken hatte und einkaufen gewesen war. Vom Zoo und Krankenhausbesuch ganz zu schweigen.

Ich schloss auf und ging in meine Wohnung. Es war tatsächlich dunkel, aber im Wohnzimmer brannte Licht und ich hörte leise den Fernseher laufen. Naruto war da.
 

Naruto
 

Im Schneidersitz saß ich auf dem Boden und ließ mich vom Fernsehen berieseln. Eine Quizshow bei der es galt, kinderleichte Wörter zu erraten, anschließend konnte man anrufen und Geld gewinnen oder was auch immer. Ich machte mir natürlich nicht die Mühe da mit zu raten, aber es brachte einen von im Moment zumindest unnützen Gedanken weg. Eigentlich dachte man gar nichts. Etwas für Blöde, dieses Fernsehen hier. Auf Dauer war das sicher nichts. In unserer Welt hatten wir etwas ähnliches wie hier beim Fernsehen den Sportkanal.

Ich musste mich nicht umdrehen, ich konnte Sasukes Gegenwart an der Tür zum Wohnzimmer spüren.

„Ich hoffe, du guckst nicht zu viel fernsehen, Sasuke.“

„Wir müssen reden, Naruto.“

„Wenn es um deinen Chef geht, damit hab ich nichts zu tun.“

Ich konnte Sasukes Überraschung fast körperlich spüren. „Wirklich nicht?“

„Nein.“ Ich drehte mich zu ihm um. Er hatte immer noch seine Jacke an. „Das war Shori.“

„Sagtest du nicht, er hätte Shori übel mitgespielt?“

Sagte ich das? Ach ja.

„Schon, aber ich sagte nicht, er hätte Shori umgebracht, oder?“

Sasuke ließ sich erleichtert auf die Couch fallen. „Also dann hat Shori ihn aus Rache umgebracht?!“

„Ja,“ log ich. Was ist eigentlich aus Ibiki geworden, hat der die Flucht ergriffen? Hätte zumindest Bescheid sagen können. Ich sah wieder zum Fernsehen. Na ja, vielleicht tat er das noch.

„Und ich dachte wirklich...tut mir so leid Naruto. Jetzt hab ich ein total schlechtes Gewissen. Uh.“

„Meinst du Schuldgefühle?“ Ich sah Sasuke an.

Der nickte nur bekümmert.

Mitleidig sah ich ihn an. Ich wusste ja mittlerweile, wie schlecht sich das anfühlte. Menschen konnten einem schon leid tun.

„Nicht so schlimm. Ich – es macht mir nichts aus.“

„Danke dir, du bist nett."

"Ähm, na ja. Aber du hast recht, wir müssen reden.“

Dämonische Liebeserklärung

Naruto
 

„Super. Fang du an,“ forderte mich Sasuke auf.

Ausgerechnet. Ich hatte mir überhaupt keine Worte zurecht gelegt. Und Menschen waren nicht nur leicht zu täuschen, man hatte es nicht mal nötig, weil sie ohnehin alles missverstanden. Meistens.

„Tja, also...zuerst mal eine Frage. Wieso hast du dich anders entschieden?“

„Was meinst du?“

„Na, das du deine Seele verkaufen willst. Ich kann mir nichts vorstellen, was auf einmal so wichtig für dich wäre. Ist was passiert?“

„Du könntest mir jeden Wunsch erfüllen, oder?“

„Nicht jeden, nein. Echte Liebe zum Beispiel. So was geht überhaupt nicht. Hast du etwa daran gedacht? Ich glaub nicht, dass du das nötig hast.“

„Nein. Daran habe ich auch nicht gedacht. Warum hast du dich umentschieden? Ich meine, wieso willst du meine Seele auf einmal nicht mehr? Hast dich doch ziemlich ins Zeug gelegt, dafür,“ fragte er mit beleidigter Stimme.

„So sehr nun auch wieder nicht, außerdem kann ich auch in die Unterwelt zurück, ohne dass ich eine Seele mitbringe.“

„Ach? Wirklich?“ Er klang ehrlich überrascht.

„Hm,“ ich nickte.

„Dann versteh ich nicht, warum...“

„Egal, lassen wir das.“ Von Sasori wollte ich ihm nichts erzählen. „Sagen wir einfach, du bist mir aufgefallen. Es wäre nicht verkehrt gewesen, mit dir einen Pakt zu schließen, es muss nur nicht unbedingt sein. Also, ich hatte heute Besuch.“

„Besuch? Von unserem Nachbarn?“

„Hä? Nein. Von Inari.“

„Aha. Und wer ist Inari.“

Schwierig zu erklären. Ich sah Sasuke an. „Er oder sie ist so eine Art Gottheit.“

Sasuke wurde noch ein wenig blasser, als er ohnehin schon war. „Hast du Ärger bekommen? Wegen der Sache, ähm, also weil du einen Pakt mit mir schließen wolltest?“

Ich schüttelte den Kopf und zappte mich weiter durchs Fernsehprogramm.

„Nein, im Gegenteil. Er hat mir – ich glaub als Mensch würde man sagen – eine Stelle angeboten. Als Bote.“

Sasuke stand abrupt auf und ging in die Küche. Lautstark hantierte er dort herum bis er nach einer Ewigkeit wieder mit einer Tasse Kaffee zurückkam. Der hätte mich wenigstens fragen können, ob er mir was mitbringen kann, dachte ich leicht verärgert.

Samt Tasse ließ er sich wieder in den Sessel fallen und sah über den Rand hinweg ins Leere, während er trank.

Um die Uhrzeit. Ich konnte nur den Kopf schütteln. Imaginär.

„Also nochmal, wer ist dieser Inari. Diese Gottheit.“ Ich konnte mich täuschen, aber seine Stimme klang irgendwie sarkastisch und enttäuscht zugleich. „Tz. Wer hätte gedacht, das nicht nur Dämonen, sondern auch Götter meine Gäste sein würden.“

„Inari ist ein Zwischending. Mann-Frau, Gott-Dämon. Er war mein Meister, hat mich ausgebildet.“

„Ausgebildet? Worin?“

„Ähm, na ja.“ Du ewiges Feuer, wo sollte ich anfangen? Etwa beim Anfang?

„Hast du gewusst, dass früher Dämonen, Geister und Menschen gemeinsam lebten? Also – zusammen. Wir hatten keine getrennte Bereiche, ich meine wir hatten schon welche, aber – es klappte auch gut, als wir noch nicht so strikt getrennt waren. Die Menschen haben uns Dämonen oft angeheuert um ihre Länder zu verteidigen.“

„Davon wusste ich nichts. Im Gegenzug zu ihren Seelen?“

„Das auch, aber auch anderes. Jedenfalls, ich wurde – als Mensch geboren hätte ich beinahe gesagt – vor dreitausend Jahren war ich noch ein Mensch und ein Kitsune hat von mir Besitz ergriffen. Ab da lebten wir beide zwar getrennt aber zusammen. Irgendwann dann, sind wir uns näher gekommen, sozusagen und verschmolzen miteinander. Nach dieser Verschmelzung haben wir beide angefangen, als einer zu leben.“

Ich schielte zu Sasuke. Je mehr ich redete, desto mehr bezweifelte ich, dass er auch nur ein Wort verstand. Aber er schwieg und sah weiterhin ins Leere.

Entweder er verstand es wenigstens zur Hälfte oder nicht, ich fuhr fort:“Inari hat mich dann unter seine Fittiche genommen. Ich meine, natürlich überwog mein dämonischer Teil, mit Menschen hatte ich nichts mehr am Hut. Er hat mir beigebracht, wie ich mit meinen Kräften umgehen muss. Und danach kam ich in die Dämonenwelt. Nach ner Weile nahm ich dann an einem Turnier teil. Der Gewinner darf sich etwas wünschen, egal was, und ich habe mich in die Menschenwelt gewünscht.“

„Und – warum – wenn es früher ja wohl irgendwie geklappt hat, das Menschen und Dämonen zusammen lebten, wurden die ähm Arten getrennt?“

„Die Dämonen konnten nicht akzeptieren, das die Menschen noch schlimmer waren als sie selbst.“

Sasuke hob den Kopf.

„Und die Menschen wollten es selbst auch nicht sehen und gaben vor unter dem Einfluss von Dämonen gestanden zu haben, wenn sie ihre Freveltaten verübten.“

„Augenblick mal. Menschen sind schlechter als Dämonen?“

„Aber Hallo.“

„Du behauptest...“

„Es ist so. Sieh dir doch eure Geschichte an. Und schau eben Nachrichten, wenn du so unbedingt Fernsehen musst.“

„Also das – kommt überraschend.“

Ich zuckte mit den Schultern. „Klar. Ihr seid die Meister im Verdrängen und Gutsein.“

„Ich hab es nie gutgeheißen, wenn...“

„Ich meine ja auch nicht alle. Natürlich nicht alle. Eigentlich ist der Unterschied zwischen Dämon und Mensch gar nicht so groß. Es gibt solche und solche.“

Sasuke zögerte. Schließlich meinte er: „Ja, wahrscheinlich hast du recht. Du bist ja auch kein schlechter Mensch.“

„Ich meinte nicht, das wir gleich sind. Nur das es eigentlich kein so großer Unterschied ist.“
 

Sasuke
 

Ich musste Narutos Worte auf mich wirken lassen. An eine Hölle oder ein Paradies wie man es so gerne beschrieb, hatte ich nie geglaubt. In der Tat waren Menschen zu abscheulichen Taten fähig, auch heute noch. Meinte er nur diesen Teil? Das es darin keinen großen Unterschied gab?

„Okay, aber es gibt doch auch immer Menschen, die das Elend das auf der Welt zugegebenermaßen immer noch herrscht, beenden wollen. Und...“

„Hast du nicht zugehört? Ich sagte, nicht alle.“

„Was fährst du mir über den Mund? Ich wollte etwas ganz anderes fragen.“

„Ah ja und was?“

„Gibt es auch Dämonen, die das Elend in der Dämonenwelt verhindern wollen?“

„Hä? Welches Elend?“

„Vergiss es. Ich dachte, das es jede Menge Missverständnisse gibt. Zwischen Dämonen und Menschen.“

„Gibt es.“

„Und – im Austausch für meine Seele, könnte ich selbst ein Dämon werden. Die Missverständnisse aufklären.“

Das Geflimmer des Fernsehens hörte endlich auf, als Naruto mich anstarrte, als hätte ich den Verstand verloren.

„Dafür wolltest du einen Pakt schließen? Um ein Dämon zu werden?“

Ich nickte. Plötzlich kam ich mir schrecklich dumm vor. „Ich dachte, ich gehe mit dir. Du könntest mir alles zeigen und ich wäre hier ja immer noch ein Mensch. Also, ich bin nicht so alt wie du, oder? Ich könnte ein Buch schreiben und...“

„Ausgeschlossen. Nebenbei haben Dämonen auch eine Seele. Eintauschen kannst du sie nicht. Nicht dafür.“

Enttäuscht lehnte ich mich zurück. Na ja. Das Ganze war vermutlich ohnehin eine Schnapsidee gewesen.

„Du könntest so ein Buch nicht als Autographie schreiben, höchstens als Phantasie. Und alles dürftest du auch nicht preisgeben, nur die Oberfläche. Dafür musst du eine Art Antrag stellen. Der könnte aber auch ganz schön nach hinten losgehen. Um ehrlich zu sein, ich kenne nur wenig Leute, die man als Dämonen akzeptiert hat.“

Also war es möglich? Ich schöpfte wieder Hoffnung.

„Könnte ich so werden wie du? Zeigst du mir, wie du aussiehst? Ich meine, wirklich aussiehst.“

„Warum willst du ausgerechnet so sein wie ich?“ Naruto schien verwirrt.

„Vielleicht hätte dieser Inari ja auch für mich Verwendung. Ich meine, dann könnten wir zusammen bleiben.“

Narutos überraschtes Gesicht wurde zum ersten mal seit ich ihn kannte knall rot.

„Idiot,“ hauchte er so leise, dass ich ihn kaum hören konnte.

„Wirst du sein Angebot annehmen?“ fragte ich fast genauso leise.

„Nicht sofort.“

„Warum nicht?“

„Du bist ein Idiot.“

„Ist das eine dämonische Liebeserklärung?“

Narutos Verwandlung

//Naruto
 

„Als ob.“

Sasuke nippte unbeeindruckt an seiner Tasse. Er kannte mich anscheinend gut genug, um nichts anderes erwartet zu haben.

Na ja, warum sollte ich ihm meine wahre Gestalt nicht zeigen? So schlimm sah ich ja nicht aus. Im Gegenteil, allerdings – misstrauisch schielte ich zu Sasuke – ich hatte mich schon lange keinem Menschen mehr gezeigt. Und schon gar nicht während der Verwandlung.

„Also warst du besessen? Von einem Kitsune,“ fragte Sasuke.

„Besessen? Nein. Es war eine Versiegelung und anschließend eine Verschmelzung. Denk nicht, dass das so einfach auch bei dir gehen würde.“

„Warum nicht?“

„Solche Methoden werden überhaupt nicht mehr angewandt, hallo? Wir sprechen von Dreitausend Jahren. Nein, nein. Vergiss es,“ ich schüttelte den Kopf.

„Aber eben sagtest du...“

„Heute ist es eben anders,“ fiel ich ihm ins Wort. Und bevor er nachfragen konnte, was er sicher tun würde... „heute musst du erst sterben, deine Seele wird gereinigt und du wirst als Dämon wiedergeboren.“

Verstehst du, hätte ich gerne gefragt, aber das konnte ich mir vermutlich sparen, ich verstand es selbst nicht genau.

„Klingt kompliziert.“

„Hm, ich streng ja schon meinen Kopf an.“ Ich sah zur Decke. Zuerst wurden einem dämonische Gene eingepflanzt, dann starb man und das neue Blut erweckte einen zum Dämon, bisher hatte ich das nur einmal gesehen, aber nicht, wie es überhaupt gemacht wurde.

Ich erzählte Sasuke das, was ich wusste. „Mit so was hab ich mich eben noch nie beschäftigt. Moment mal, du denkst nicht immer noch daran, ein Dämon zu werden, oder?“

„Wäre das so schlimm?“ Er sah mir ziemlich tief in die Augen.

„Na ja. Es gäbe kein Zurück.“ Ich wandte meinen Blick ab. „Also ich kann mich nicht so für deine Idee begeistern.“

„Zeigst du mir nun deine wahre Gestalt oder nicht?“

Ich nickte. Plötzlich bedauerte ich es, dass ich nicht hässlich war. Aber zeigen würde ich ihm nur einen Schwanz. Ich stand auf und stellte mich frontal vor Sasuke.
 

//Sasuke
 

Um Naruto herum bildeten sich plötzlich silberne und glitzernde Nebelschwaden. Schwarze Blitze zuckten gegen die Wände und sahen aus, als würden sie sich daran festhalten wollen, es war wie ein Donnersturm. Der Lärm war auch vergleichbar mit einem Donnern und Blitzen. Man konnte die Kraft dieser Naturgewalt fast körperlich spüren. Ohne es zu bemerken sammelte sich der Schweiß auf meiner Stirn rann mir über die Wangen bis zum Kinn und tropfte dann hinunter. Bewegungslos saß ich im Sessel. Es war keine Angst, die mich lähmte. Ich wollte es einfach sehen.

Ich konnte Narutos Gesicht kurz erkennen, er hatte die Augen geschlossen. Die silbernen und schwarzen Schwaden vermischten sich und drehten sich im Kreis. Der Umriss eines rennenden Fuchses war zu erkennen, dann ein viel größeres Fuchsgesicht mit roten Augen und schließlich trat Naruto aus dem Nebel heraus. Als Fuchs mit silberfarbenem Fell und goldgelben Augen. Der Nebel klärte sich auf oder verschwand, vielleicht war er auch irgendwie mit Naruto verbunden keine Ahnung. Jedenfalls stand er vor mir. Anscheinend hatte ich das Atmen vergessen, weil ich jetzt wirklich angestrengt nach Luft schnappen musste.

Beeindruckend. Wenn man es das erste Mal sah, ich würde mich aber daran gewöhnen können, es war nicht so, als wäre es schlimm gewesen. Mir fehlten allerdings die passenden Worte. Naruto stand vor mir und sah mich aus seinen Fuchsaugen fragend an und mir fiel nichts ein. Donnerwetter vielleicht?

Ein gewaltiges Hämmern an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Zuerst nahm ich es nicht wahr, dachte noch an das Donnern und Gezische, aber dann – beim zweiten Hämmern – merkte ich, was es war.

„Bei dem unverschämten Poltern – bestimmt unser Nachbar,“ mutmaßte ich.

Ich sah Naruto an. Der hatte sich hingesetzt und seinen Schwanz um die Pfoten geringelt. Gelangweilt sah er zur Tür. Konnte er reden?

Wieder ein intensives Hämmern. Ich bekam Angst um unsere Tür.

„Ich werd wohl aufmachen müssen, versteck dich lieber sonst bekomme ich Ärger mit der Hausverwaltung. Tiere in der Wohnung sind verboten,“ sagte ich zu Naruto während ich aufstand und zur Tür ging.

Ein zorniges Knurren. O je. Hatte ich etwa einen wunden Punkt getroffen?
 

//Naruto
 

Ich verzog mich ins Schlafzimmer. Von der Tür her hörte ich drei unterschiedliche Stimmen die immer lauter wurden. Anscheinend wollten zwei in die Wohnung sehen was Sasuke aber nicht wollte. Verständlicherweise.

„Was riecht hier so seltsam?“ fragte eine Frauenstimme.

Tiere sind in der Wohnung verboten, hatte er gesagt. Tz. Unverschämtheit. Dämonen waren erlaubt? Ich hätte mich ihm doch nicht zeigen sollen. Na ja, wenigstens nicht hier.

„Was ist das dort, da oben an der Wand?“ das war wieder die Frau. „Ist hier etwas explodiert?“

„Wir werden die Polizei alarmieren. Anscheinend werden hier Bomben gebastelt und hochgejagt.“ Das war der Mann.

Sasuke versuchte jetzt, die beiden zu beschwichtigen. Er ließ die beiden ins Wohnzimmer und bat sie, sich hinzusetzen.

„Wissen sie, es ist so...“ er kam ins Stocken.

Die Frau entdeckte noch einen Brandfleck. Vielleicht sollte ich doch aushelfen. War ja auch meine Schuld. Irgendwie. Die Rückverwandlung war unspektakulär.

„Sasukes Vorgesetzter wurde ermordet,“ erklärte ich vom Türeingang her.

Sasuke sah mich überrascht an. Das Pärchen genauso. Es war der Nachbar mit dem wir schon mal Ärger hatten.

„Oh, das ist ja schrecklich,“ meinte seine Frau endlich.

„Genau,“ ich nickte. „Kurz zuvor hatte der vorherige Chef einen tödlichen Autounfall.“ Die Frau hielt sich die Hand vor den Mund. „Sasuke ist wirklich ähm traumatisiert, ja genau, und ich habe vorgeschlagen, das wir Zelten fahren. Darum haben wir den Gaskocher ausprobiert, ob er noch geht, wissen sie, und na ja, er hatte wohl ein Leck. Also haben wir ihn entsorgt. Natürlich bringen wir die Schäden in der Wohnung noch in Ordnung bevor wir zum Zelten fahren.“ Ich nickte nachdrücklich um meinen Worten mehr Bedeutung zu verleihen.

Ich konnte erkennen, das der Mann verärgert war, seine Frau war aber sichtlich voller Mitgefühl für Sasuke.

Sie entschuldigte sich sogar bei ihm und sprach ihm ihr Beileid aus, während ich wütend von ihrem Mann an gefunkelt wurde. Er wurde von seiner Frau fast schon aus der Wohnung geschoben.

„Der kauft uns die Geschichte nicht ab,“ stellte ich fest.

„Uns? Dir, meinst du. Woher nimmst du nur ständig diese Lügengeschichten und erzählst sie als seien sie die normalste Sache der Welt? Und wieso bist du wieder in deiner normalen Gestalt?“

„Naturtalent. Das andere ist meine normale Gestalt,“ erklärte ich. „Und denk nicht ich hätte das mit dem Haustier schon vergessen.“

Sasuke verdrehte die Augen. Der hatte Nerven. Entschuldigte sich nicht mal.

Lüge zur Wahrheit

Naruto
 

Ich lag mit geschlossenen Augen auf dem zerschlissenen Rücksitz von Sasukes Wagen und ließ mich von ihm zum Baumarkt schaukeln. Wäre ich nicht so müde gewesen, ich wäre aus dem Kopfschütteln nicht mehr herausgekommen. Schon in der Wohnung, als Sasuke sich die Jacke überstreifte und nach dem Autoschlüssel griff mit den Worten, „dann lass uns jetzt Farbe kaufen, um die Flecken zu überstreichen“, wäre ich beinahe fassungslos auf die Knie gesunken.

Und so was wollte ein Dämon werden?

Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie ich selbst gewesen war, als ich ein normaler Mensch war. Das war gar nicht so einfach. Ziemlich lange her. Also, wenn ich mich recht erinnerte, hatte ich lieber bei anderen Schaden angerichtet, anstatt ihn zu beheben. Als Dämon war es leichter. In der Welt der Dämonen gab es keine echten Regeln, nach denen man leben musste. Keine Richter, keine Ankläger, erst recht keine Anwälte oder so was. Der Grund dafür, warum ich mich am Anfang mit Kurama nicht wirklich verstand war der, dass wir beide uns viel zu ähnlich waren. Ich mochte weder sein arrogantes, nerviges Gequatsche noch seine Angeberei. Allerdings warf man mir von menschlicher Seite her genau diese Eigenschaften vor. Du nervst, hau ab, und so weiter.

Ich hob meinen Arm und legte meinen Kopf darauf, so war es bequemer. Am besten, ich würde Sasukes Idee aus meinem Hirn verbannen.

Nachdem ich das beschlossen hatte und ein wenig schlafen wollte, bremste Sasuke so scharf, das ich gegen den Rücksitz geschleudert wurde. Auf einen Unfall gefasst sprang ich auf.

„Wir sind da,“ meinte er ruhig.

„Wir sind da?“ fragte ich ungläubig.

„Ja, ich sagte doch, es dauert nur eine halbe Stunde, du bist bestimmt froh, dass...“

„Bist du verrückt, so stark zu bremsen?“ schrie ich.

„Äh, bist du verletzt?“ er schien überrascht.

„Mach dich nicht lächerlich.“ Ich ließ mich zurück in den Sitz fallen. „Ich warte hier auf dich.“

„Augenblick mal,“ Sasuke drehte sich zu mir um. „Du wirst schön mitkommen, immerhin hast du das alles angerichtet.“

„Auf deinen Wunsch hin,“ erklärte ich mit verschränkten Armen. Da ich die Augen geschlossen hatte, konnte ich das Zähne knirschen nur hören, aber nicht sehen.

Ohne noch ein Wort zu sagen stieg Sasuke aus und schlug geräuschvoll die Wagentür zu.

Seufzend legte ich mich wieder hin. Warum musste ich helfen Wände und Decke zu streichen?
 

Sasuke
 

Naruto hatte wirklich überhaupt kein Verantwortungsgefühl. Ich war mir sicher, das nicht alle Dämonen so waren. Nein, ganz bestimmt nicht. Er war manchmal … so kindisch.

Wie auch immer, nachdem er seine Lügengeschichte verbreitet hatte, würde es bald das ganze Haus wissen. Auch wenn sie zum Teil sogar wahr gewesen ist, wollte ich aus ihr eine ganze Wahrheit machen. Darum hatte ich beschlossen, das wir die Wohnung in Ordnung brachten und zum Zelten fuhren. Für´s Erste war auf der Arbeit ohnehin nichts los. Also wieso nicht an den kleinen See in der Nähe zum Zelten fahren?

Naruto dagegen hatte sich aufgeführt, als hätte ich vorgeschlagen eine Rakete zu bauen um damit zum Mond zu fliegen. Obendrein war er in seinem Ärger wieder unangenehm frech geworden. Als ich ihm sagte, das ein Freund von mir ein Zelt hat, das ich borgen könne fragte er in ungläubigem Tonfall - „oh wirklich? Du hast Freunde?“

Aber der eigentliche Grund, wieso ich mich ärgerte war der, das ich wusste, er wollte mich damit ärgern vielleicht sogar verletzen und genau dieses Wissen nervte mich. Sollte er eben im Auto bleiben. Wenn er zu faul war zum Einkaufen.

Möglicherweise konnte er ja mit seiner Magie solche Dinge bewerkstelligen und war deshalb so unmotiviert? Aber wenn ja, warum tat er es dann nicht? War das gegen die Regeln dieser unbekannten Welt? Vielleicht gab es dafür ja Gefängnisstrafen oder Schlimmeres. Bei dem Gedanken beruhigte ich mich wieder. Immerhin war ich ein Mensch und es war denkbar, das er jetzt schon Schwierigkeiten bekommen würde. Bestimmt war ich eingeweihter, als jeder andere dem er begegnet war. Aus irgendeinem Grund war ich jetzt sogar happy.

Ich lief in die hintere Abteilung mit der Farbe. Ein Eimer würde reichen, dachte ich. Wegen dem Streit mit Naruto hatte ich total vergessen, mir den Schaden genauer anzusehen. Vielleicht sollte ich auch Gips und einen zweiten Eimer kaufen. Raus geschmissenes Geld wenn auch ein Eimer genügte, aber der Gedanke an Narutos Wutausbruch, wenn wir wieder zu Hause wären und ich feststellen würde, das wir nochmal hierher müssten...nein, lieber auf Nummer Sicher gehen.
 

Naruto
 

Ich saß am Tisch und trank schon die vierte Tasse Kaffee, als Sasuke endlich sagte: „Fertig.“ und sich dabei den Schweiß von der Stirn wischte.

„Wird auch Zeit. Das hat fast zwei Stunden gedauert.“

„Hättest du geholfen, dann hätte es eine gedauert.“

Sasuke sah ganz niedlich aus, mit der weißen Farbe im Haar und im Gesicht.

Ich musste lachen. „Hätte ich geholfen, wir wären in zehn Minuten fertig gewesen, eher schneller.“

Aus einem mir unbekannten Grund, sah er mich wütend aber schweigend an.

Endlich sagte er: „In Ordnung, ich geh mich duschen und umziehen, kümmer du dich um die Rollen und die restliche Farbe.“

„Wie?“

Sasuke war schon auf dem Weg ins Bad.

„Du musst die Farbe gut auswaschen,“ rief er.

„Wie denn – wenn das Bad besetzt ist?“

Keine Antwort.

Ich stand auf, packte einiges von dem Krempel zusammen und wollte es grade aus dem Fenster werfen, als mir eine andere Idee kam. Leise musste ich kichern.

Wasserfeste Farbe

Sasuke
 

Ich legte meine Kleidung auf dem geschlossenen Toilettendeckel ab und stellte die Dusche an. Zum Glück hatte ich einen fast durchsichtigen Schutzanzug angezogen während des Streichens, denn wie ich jetzt feststellen musste, war er mit Farbflecken geradezu übersät. Oder anders ausgedrückt, ich hätte meine Klamotten schlimmstenfalls wegwerfen, oder bestenfalls zur Arbeitskleidung umfunktionieren können. Dabei gehörten die zur besten Garderobe, die ich hatte. Normalerweise war ich nicht so ungeschickt, ich hatte sogar schon öfters bei Freunden und Bekannten geholfen zu streichen. Nun ja. Gottseidank war ich vorausschauend genug gewesen, mir einen Anzug zu kaufen und anzuziehen. Den Schutzanzug, der sich fast wie Papier anfühlte, knüllte ich zusammen und warf ihn in den kleinen Mülleimer, den ich im Bad stehen hatte. Ein Kosmetikeimer. Daher glaubten Besucher oft, ich hätte eine Freundin. Meine Antwort darauf war immer, das ich zur Zeit keine hatte. Es war mir einfach zu peinlich zuzugeben, das ich beim Kauf nicht gewusst hatte, wozu man diesen Eimer benutzte. Außerdem war er trotz allem praktisch.

Das Badezimmer war schon in Wasserdampf gehüllt, als ich mich nackt unter die Dusche stellte. Ich liebte es, heiß zu duschen oder zu baden. Wie wohl die Badezimmer in einem Dämonenhaushalt aussahen?

Nachdenklich schäumte ich mich ein. Ein Klicken riss mich aus meinen Phantasien und erschrocken drehte ich mich zur Tür um.

Pfeifend kam Naruto herein spaziert. Was sollte das nun wieder? Wollte er vielleicht mit mir zusammen duschen? In der rechten Hand hielt er den blauen Eimer, in dem ich den Gips angerührt hatte. Ich konnte erkennen, das er die Malutensilien darin verstaut hatte.

Bis zu den Fußknöcheln stand ich im heißen Wasser und drehte nun den Hahn zu.

Verärgert fragte ich: „Naruto, was soll das werden? Kannst du nicht anklopfen? Und – was willst du überhaupt?“

Immer noch pfeifend kniete sich Naruto auf den Boden ohne Rücksicht auf den feuchten Boden zu nehmen.

„Ich versteh deine Frage nicht,“ meinte er schließlich und kippte den Inhalt des Eimers in die Duschwanne.

„Moment mal, willst du sie hier reinigen? Jetzt?“

Erstaunt sah er mich an. „Natürlich.“

Das Wasser färbte sich weiß.

„Oh, sieh nur Sasuke. Die Farbe geht raus. Klasse.“

„Natürlich geht die Farbe raus, okay, verschwinde, lass alles liegen, wie es ist und warte bis ich fertig bin.“

„Das wäre ja Wasserverschwendung. Außerdem brauch ich heißes Wasser um das sauber zu kriegen, ich meine...“ er sah mich an, „...ist ja immerhin keine wasserlösliche Farbe, nicht?“

„Keine...,“ schnell schäumte ich mir noch kräftiger die Haare ein und wusch mir das Shampoo wieder raus. Dann stieg ich aus der Wanne und sah in den Spiegel. Weiße Farbbröckchen klebten noch an meinen schwarzen Haarsträhnen fest. Verdammt. Ich sah zu Naruto. Der hatte inzwischen schon zwei Rollen gesäubert.

„Hast du was damit zu tun?“

„Womit?“

Ich zeigte auf meine Haare. „Hiermit.“

Er schüttelte den Kopf. „Nicht das Geringste.“

„Okay, das reicht. Geh raus, Naruto. Ich kümmere mich selbst um die Sachen.“

„Warum, was hast du denn auf einmal?“ fragte er und stand auf.

Kurzerhand schob ich ihn aus dem Bad. Es war mir unangenehm, das ich hier nackt stand, während er angezogen war, irgendwie kam ich mir hilflos vor.

„Hey, lass das, deine Hände sind nass,“ protestierte er.

„Dann geh von alleine. Ich kann es nicht leiden, wenn ich als einziger nackt bin.“

„Hä? Soll ich mich etwa ausziehen zum saubermachen. Oho, Sasuke, du bist ja pervers. Hattest du schon mal einen Nacktputzer?“

„Okay das reicht jetzt wirklich.“ Mit einem Stoß beförderte ich ihn aus meinem Bad und schloss ab. Dabei fiel mir ein, das ein Schloss eigentlich nutzlos war, gegen ihn.

Im Moment hatte ich allerdings andere Sorgen. Ich nahm mir ein Handtuch und rubbelte mir die Haare trocken. Ein erneuter Blick in den Spiegel zeigte mir nur allzu deutlich, dass die Farbe so einfach nicht zu entfernen war.
 

Naruto
 

„Der versteht einfach keinen Spaß,“ murmelte ich leise vor mich hin.

Kaum zu fassen, er hatte mich tatsächlich rausgeworfen, hätte ich ihm gar nicht zugetraut.

Immerhin war ich die Arbeit jetzt wenigstens los. Mehr oder weniger zufrieden ließ ich mich in den Sessel fallen.

Ich verschränkte die Arme hinter meinem Kopf. Sasuke kam nach zwanzig Minuten im Bademantel und mit dem Eimer in der Hand endlich raus. Vorwurfsvoll sah er mich an.

„Warum guckst du so? Du hast die Farbe gekauft, ich hab echt nix damit zu tun.“ Wäre es nach mir gegangen, hätten wir hier erst gar nichts gestrichen.

„Ist mir egal.“

„Warum guckst du dann so – böse?“

„Weil du so ein fauler Hund bist.“

Langsam reichte es mir. „Du wolltest mich doch in meiner echten Gestalt sehen. Sei froh, dass ich sie dir gezeigt habe, anstatt zu meckern. Worüber beschwerst du dich überhaupt?“

Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. „Ich bin nicht wütend. Eher frustriert. Ja, das trifft es besser.“

Eigentlich wollte ich prompt wissen, was ihn so frustrierte, aber ein Gefühl hielt mich davon ab, ihn zu fragen. Irgendwie sah er auch traurig aus. Vielleicht deswegen. Ich stand auf und nahm ihm den Eimer aus der Hand. „Ich helf dir, setz dich da in den Sessel.“

Ohne zu protestieren, nur ein wenig überrascht setzte sich Sasuke. Ich ging ins Bad und holte dort einen schwarzen Kamm. Dann stellte ich mich hinter ihn und kämmte ihm die paar wenigen Farbkrümmel aus den Haaren. Sasuke schwieg. Genau wie ich. Aber es war kein unangenehmes Schweigen.

„Fertig. Wie neu.“

„Gut äh danke. Packen wir unsere Sachen und holen das Zelt,“ antwortete er mir.

„Ja, ich stell noch den Eimer weg.“

Sasuke machte sich schon auf den Weg ins Schlafzimmer. Keine Ahnung, wieso es ihm plötzlich etwas ausmachte, wenn ich ihn nackt sehen würde, aber ich wartete noch ein paar Minuten, bis er sich angezogen hatte.
 

Sasuke
 

Als Naruto ins Schlafzimmer kam, hatte ich das Nötigste schon eingepackt. Unschlüssig stand er an der Tür.

„Kannst du ins Bad gehen, meine Sachen in den Waschkorb legen und Zahnbürsten etc. mitbringen?“

„Klar.“ Naruto ging wieder, ohne Widerspruch, er schien im Gegenteil sogar ganz froh zu sein, etwas zu tun zu haben. So kannte ich ihn noch gar nicht.

Ich packte noch wärmere Kleidung ein. Naruto hatte ohnehin nicht viel, er konnte genauso gut meine Sachen anziehen, auch wenn er etwas kleiner war als ich. Zur Not hat er ja seinen Pelz, dachte ich leicht sarkastisch. Mit dem Waschbeutel in der Hand kam er wieder zurück, als ich gerade den Reißverschluss des Koffers schloss.

„Weißt du, es macht mir nichts aus, an einem FKK Strand zu baden oder so. Nur, kurz gesagt, ich würde mich auch nicht wohlfühlen, wenn ich der Einzige wäre der am FKK -Strand angezogen wäre.“

„Also – kurz gesagt – du schwimmst lieber mit dem Strom.“ Da war wieder der alte Naruto. „Aber wir sind ja nicht unter einer Menge, nur wir beide.“

„Trotzdem. Nimm du die Decken und Kissen, ich nehm den Beutel und den Koffer.“

Widerspruchslos überreichte mir Naruto den Beutel und nahm seinerseits unser Bettzeug. Gemeinsam gingen wir nach unten. Die Decken legte ich auf den Rücksitz während Naruto den Rest im Kofferraum verstaute. Ich spürte einen Blick im Nacken und sah hoch. Naruto hatte es auch bemerkt. „Ja, ja, die lieben Nachbarn. Aber sag mal, Sasuke, wo kriegen wir ein Zelt her?“

„Ich sagte dir doch, ich hab einen Bekannten, der es uns leihen kann. Hab schon ne SMS geschickt. Setz dich schon mal in den Wagen, ich schließe noch die Wohnung ab.“
 

Bevor ich nach oben ging, drehte ich mich nochmal zu Naruto um. Der hatte es sich schon auf dem Beifahrersitz bequem gemacht. Mittlerweile freute ich mich schon aufs Zelten und stieg ahnungslos die Treppe zur Wohnung hinauf.

Ein Unfall

Bevor ich nach oben ging, drehte ich mich nochmal zu Naruto um. Der hatte es sich schon auf dem Beifahrersitz bequem gemacht. Mittlerweile freute ich mich schon aufs Zelten und stieg ahnungslos die Treppe zur Wohnung hinauf.
 

Zuerst kontrollierte ich alles was ich für wichtig hielt in unserer Wohnung. Die Fenster waren geschlossen, das Gas abgestellt, die Lichter ausgeschaltet. Ich ließ noch die Rollläden herunter und schloss dann die Tür ab. Mit dem Schlüssel in der Hand ging ich zu meiner Nachbarin zur Rechten.

Sie war eine ältere aber noch sehr vitale Dame, die vor etwa zwei Jahren hier eingezogen war.

Ich hatte ihr mit dem Möbelaufbau beim Einzug geholfen und war auch einige Male für sie einkaufen gegangen und mit ihr zum Arzt gefahren, als sie sich das Bein gebrochen hatte.

Als Dank schenkte sie mir dafür rote und weiße Kameliensträucher. Ihr wollte ich den Wohnungsschlüssel anvertrauen und sie bitten, die Blumen zu gießen.

Auf mein mehrmaliges Klopfen erhielt ich keine Antwort. „Hansuki,“ rief ich. „Sind Sie da, Hansuki?“

Vielleicht einkaufen, oder so? Dann bleibt nur noch – unbehaglich sah ich Linken.
 

Naruto
 

Ich betrachtete mir den Rücksitz. Ja, er sah jetzt viel mehr nach Bett aus, richtig einladend. Sasuke hatte zwar gesagt, ich solle auf die Strecke achten, aber wozu hatte er sein Navigationsdingsda? Vier oder fünf Stunden würden wir unterwegs sein. Wenn ich eine Stunde lang rechts oder links sagte, war das bestimmt genug. Klar. Ich würde einfach ausgiebig zu gähnen anfangen und dann würde Sasuke selbst mich auffordern, mich nach hinten zu legen. Zufrieden drehte ich mich wieder um, als ich die unausgesprochene Drohung spürte. Ich sah hoch. Am Fenster stand immer noch unser fetter Nachbar. Irgendwas war da im Busch. Besser, wenn ich das mal abcheckte denn auf unangenehme Überraschungen bei unserer Rückkehr hatte ich keine Lust.
 

Sasuke
 

Es half eben nichts, ich seufzte. Ich klopfte an die Tür meines linken Nachbarn. Das der da war, wusste ich ja. Eine riesige Erleichterung machte sich in mir breit, als mir seine Frau die Tür öffnete.

„Oh, sie sind das. Geht es ihnen besser?“ begrüßte sie mich.

„Äh – wie meinen?“ fragte ich überrascht.

„Nun, wegen ihrem Trauma, meine ich.“

Ich hatte keine Ahnung, wovon die Frau sprach, aber egal. Hier wollte ich mich nicht länger aufhalten als nötig. Also lenkte ich schnell ein und sagte: „Ja, viel besser, wir fahren jetzt zum Zelten und...“

„Oh, wie schön. Ich wünsche ihnen wirklich, das sie sich gut erholen. Nach dem ganzen Schrecken. Hach, sie Ärmster.“

„Ja danke. Würden sie wohl Frau Hansuki meinen Wohnungsschlüssel geben, wenn sie wieder da ist? Ich habe geklopft, aber...“

„...aber natürlich. Ähm, wozu denn?“

Neugierige Person, dachte ich.

„Sie hat mir einige Blumen geschenkt. Ich weiß, das - ...“, Hansuki waren Blumen sehr wichtig, ihre Kamelien behandelte sie wie andere Leute ihre Katzen oder Hunde. „Nun, sie weiß Bescheid. Ist es in Ordnung, wenn ich den Schlüssel hier lasse? Wenn es Umstände macht, kann ich ihr auch einen Zettel unter der Tür durchschieben und den Schlüssel in den Briefkasten werfen.“

„Nicht doch. Es ist vollkommen in Ordnung. Kommen sie doch herein,“ forderte sie mich auf.

„Nein danke, wir wollen jetzt gleich losfahren.“ Ich wollte ihr gerade den Schlüssel geben und mich bedanken, als sie sich umdrehte und zurück in die Wohnung ging.

„Kommen sie. Ich habe in unserem Abstellraum zufällig eine Gasflasche, auch Plastikgeschirr, falls sie welches brauchen.“

Ach ja, die Gasflasche, fiel mir wieder ein. Da konnte ich wohl schlecht nein sagen, also folgte ich ihr in die Wohnung.

„Ich hol ihnen die Sachen sofort,“ meinte sie und ich ließ meinen Wohnungsschlüssel in ihre geöffnete Hand fallen.

Sie ging damit zur Kommode, legte den Schlüssel in eine Schale und verschwand im Flur. Ich sah zum Fenster, wo mein Nachbar mit dem Rücken zu mir stand.
 

Naruto
 

Sasuke, du Idiot, dachte ich nur. Der Idiot hatte den Schlüssel ausgerechnet diesen Nachbarn gegeben? Ich konnte es kaum glauben, wie naiv musste man sein? Er kannte doch genug Leute, zum Beispiel von der Arbeit her. Jedenfalls stand der Fettsack weiterhin provokant am Fenster und grinste mich hämisch an. Er hatte vor, in unserer Wohnung herum zu schnüffeln, sobald wir abgefahren waren. Der Kerl war überzeugt davon, dass wir uns noch nicht um die Brandflecke gekümmert hatten, und wollte Sasuke beim Hausverwalter melden. Tja, Pech gehabt. Nun gut, wäre es nach mir gegangen, hätte das noch warten können. Wie auch immer, zu befürchten hatten wir eigentlich nichts und seine Abneigung galt mir. Das war zwar auch nichts Ungewohntes, aber mein Problem war, dass ich nicht wusste, was er sonst vielleicht noch so finden würde. Möglicherweise hatte Sasuke wieder angefangen über Dämonen zu schreiben oder Ähnliches. Außerdem fühlte ich mich herausgefordert. Ich beschloss mich um diese Angelegenheit sofort zu kümmern, also stieg ich aus dem Wagen aus und sah ihm in die Augen. Ich konnte sehen, wie er unter meinem Blick steif wurde und musste jetzt meinerseits grinsen. Es war nichts Besonderes, einen Menschen zu verhexen, jeder Kitsune konnte das.

Schön stehen bleiben, dachte ich nur und hob die Hand. Als ich Sasuke im Hintergrund entdeckte, war es schon zu spät. Mit einem Riesenknall zerbarst das Fensterglas. Ich konnte sein Blut spritzen sehen und wie er zu Boden ging. Im ersten Moment fühlte ich mich wie gelähmt. Dann hörte ich eine Frauenstimme schreien und rannte nach oben.
 

Sasuke
 

Ich spürte im gleichen Augenblick einen scharfen Schmerz am Hals und verlor die Kontrolle über meinen Körper. Ohne etwas dagegen tun zu können, fiel ich einfach zu Boden. War ich tot? Nein. Das Blut rauschte in meinen Ohren und es wurde rasch warm und feucht auf der rechten Seite von meinem Hals. Ich konnte spüren, wie die Flüssigkeit dem Gesetz der Schwerkraft folgte und zu Boden plätscherte, ja plätscherte, nicht einfach tropfte, der Stoff an meiner rechten Schulter klebte auf meiner Haut. Aber mein größtes Problem war das Luftholen. Ich klang wie ein liebeskrankes Walross. Zum Glück gingen diese peinlichen Töne in dem Geschrei einer Frau unter. Was war eigentlich los?

„Sasuke,“ hörte ich plötzlich meinen Namen rufen. Naruto.

Ich fühlte mich an beiden Armen gepackt und irgendwie hochgezogen, das tat verdammt weh.

Naruto, lass mich los, wollte ich sagen, aber leider kam kein Ton aus meinem Mund außer diesem Keuchen.

„Sasuke,“ wurde ich jetzt angebrüllt.

Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich war so müde.
 

Naruto
 

Ich zitterte. Ich zitterte am ganzen Körper. Das war neu für mich.

Zuerst Schuldgefühle und jetzt – Angst. Ja ich hatte Angst. Es wollte einfach nicht aufhören zu bluten, verdammt nochmal. Und die Ärztin, Mist, ich hatte es so genau gewusst, ich hatte gewusst, dass ich meine Tat noch bitter bereuen würde, aber damit hatte ich jetzt doch nicht gerechnet.

„Das ist meine Schuld, Sasuke,“ brachte ich hervor und schüttelte ihn, aber er reagierte überhaupt nicht, im Gegenteil.

Als ich die helle Stimme hörte, sah ich auf. Verstört kam die Frau die neulich bei uns war aus der Küche. Sie war blass und knetete ihre Finger, dabei sah sie auf den Boden. Endlich sah sie mich an. „Ich hab den Krankenwagen gerufen,“ teilte sie mir mit und sah wieder zu Boden.

Ich drehte mich um und sah zu ihrem Mann. Ach ja. Den hatte ich irgendwie total vergessen. Da nutzte auch kein Krankenwagen mehr und... bei Sasuke auch nicht.

Die Spiegelwelt

Naruto
 

Ohne nachzudenken hob ich Sasuke hoch. Im Eingangsbereich hatte ich bei der Garderobe einen großen Spiegel gesehen.

„Keine Angst, Sasuke. Alles wird wieder gut,“ redete ich drauflos. Einfach nur um etwas zu sagen. Sasuke selbst war schon bewusstlos. Das es so kommen würde...

Ich achtete nicht auf irgendwelche Beobachter und sprang samt Sasuke, der wie eine Puppe auf meinen Armen lag durch den Spiegel in die Spiegelwelt.

Überrascht wurde ich von den verschiedensten Kreaturen dort angesehen. Aber das war ehrlich gerade meine geringste Sorge.

„Angtom, ich brauch die Kammer. Sofort,“ schrie ich.

Selbst Angtom zeigte Verblüffung und winkte nur seinem Diener.

„Keine Zeit. Keine Zeit. Ich komm zu spät.“ Ich rannte schon mal los.

Abik, Angtoms rechte Hand, war ein Vampir und fast von einem Moment zum anderen an meiner Seite.

„Was ist passiert?“ fragte er völlig ruhig.

Ich mochte den Kerl nicht. „Keine Zeit,“ rief ich noch lauter.

„Du erinnerst mich an den weißen Hasen,“ sagte er nur. „Der aus dem Wunderland.“

Wunderland? Hase? War der etwa durchgedreht?

„Ist die Kammer besetzt?“ ich beschloss seine Aussage zu ignorieren.

„Nein, aber sollte er nicht zuerst die Bluttaufe bekommen?“

„Zu spät, siehst du das nicht, du blöder Vampir?“

„Tz. Egal wie, dafür wirst du zahlen müssen.“

Ja, das war klar. Angtom war der Herrscher der Spiegelwelt. Er benutzte seine Spiegel um Menschen in seine Welt zu ziehen und mit ihnen zu spielen. Bestimmt würde er mich seine Kammer nicht umsonst nutzen lassen, auch wenn er zu verblüfft gewesen war, im Vorfeld einen Preis auszuhandeln.

„Ist mir egal.“ Wir standen endlich vor der Kammer. Wohl oder übel musste ich Sasuke Abik anvertrauen. Die Kammer, in der Menschen zu Dämonen wurden war Angtoms Geheimnis. Uneingeweihte hatten keinen Zugang. Einen blutverschmierten Menschen einem Vampir zu übergeben ist eine Sache, aber da Sasukes Herz kurz vorm Stillstand stand konnte ich es wagen. Was blieb mir auch sonst übrig?

Eine Klaue legte sich auf meine Schulter und ich fuhr herum. Aber es war nicht wie angenommen ein Zantim, sondern ein Gargoyle.

„Beruhig dich mal. Wird schon alles gutgehen,“ meinte er.

Tatsächlich beruhigten mich seine Worte. Hätte ich jetzt einen an der Seite gehabt, der gesagt hätte, ist doch eh nur ein Mensch, ich wäre durchgedreht.

„Amaruk!“ brüllte eine donnernde Stimme.

„Oha. Angtom ist wohl zu sich gekommen,“ lachte der Gargoyle.

„Uh. Ja, hört sich so an.“ Ich fasste mir unwillkürlich an den Hals.

„Keine Sorge. Er hat neulich großen Ärger bekommen vom Big Boss. Hat´s einfach übertrieben, weißt du?“

„Seit ihr deswegen hier? Wo sind die Zantims?“ fragte ich.

„Draußen, stehen Wache. Trotzdem lass ihn kein zweites Mal nach dir rufen.“ Er gab mir einen aufmunternden Schups Richtung Königssaal.

Ja, das stimmte. Ich beeilte mich und lief den Weg zurück, aber ich konnte es trotzdem nicht vermeiden mit einem seltsamen Schmerz in meiner Brust die Blutspur zu sehen, die wir hinterlassen hatten.

An der Tür zu Angtoms Thronsaal stoppte ich. Das hier war sein Reich. Ich musste mich an die Regeln dieser Welt halten.

Als er mich sah, legte er seine Flügel an und setzte sich hin mit übereinander geschlagenen Beinen. Eine entspannte Haltung, aber die konnte täuschen. Angtom war der einzige Engel, der gegen seinen Willen zum Dämon geworden war. Und extrem unberechenbar.

„Du hast sicher Gründe, warum du einen toten Menschen unerlaubt in die Kammer stecken willst? Und – vor allem – warum du ohne meine Erlaubnis mein Schloss gestürmt hast?“ Seine Stimme klang lauernd.

Nicht gut, dachte ich.

„Also, es ist so...,“ fing ich an. Gewisse Sachen ließ ich aus, vor allem erzählte ich von meinen Missetaten um in seiner Gunst zu steigen. Aber auch von Sasukes dringendem Wunsch ein Dämon zu werden. Das ich dagegen war, verschwieg ich lieber. Dafür schilderte ich ausgiebig, wie zum Beispiel unser Nachbar nach meiner Attacke dagelegen hatte.

Angtom kraulte sich selbst das Kinn. Ja, das gefiel ihm. Zu guter letzt erwähnte ich, das mich Inari in seinen Dienst nehmen wollte. Nicht das der auf die Idee kam, mich für sich arbeiten zu lassen.

„So, so. Und – wann?“ fragte er mich. Seine Augen fingen meine.

Ich sah zu Boden. Lügen zwecklos. „Sobald ich ja gesagt habe.“

„Interessant. Und wann wolltest du ja sagen?“

„Sobald ich Sasuke geholfen habe, einen Dämon aus ihm zu machen.“

Dunkles Grollen.

„Oder besser gesagt, nachdem ich noch ein wenig Zeit mit ihm verbracht habe,“ korrigierte ich mich schnell.

Ich sah mich um. Abik lehnte lässig an der Tür. Alle anderen starrten mich an, wie einen Fremdkörper. War hier niemand, mit dem er gerade beschäftigt war? Irgendein Mensch/Dämon nach seiner Bluttaufe?

Ich wollte wissen, ob ich Sasuke noch rechtzeitig hergebracht hatte, alles andere konnte warten. Betont intensiv bohrte ich meinen Blick Abik in die Seite. Der tat so, als merke er es nicht. Hab ich schon erwähnt, dass ich Vampire nicht leiden kann?

Angtom allerdings merkte es. Er fragte bestimmt nicht meinetwegen, er war selbst neugierig. „Wie steht es um den Toten?“

„Er ist nicht tot,“ warf ich ein und bereute meine Worte auch schon gleich wieder.

„In vierundzwanzig Stunden wissen wir mehr,“ Abik verbeugte sich.

Ja. Ich fragte mich, welches Geschöpf die Kammer verlassen würde.

„Nun, was wirst du mir dafür geben?“ wurde ich gefragt.

Wie lange sollte ich hier noch auf den Knien liegen? Sasuke, wenn du noch einigermaßen bei Verstand bist, wenn du da raus kommst, hoffe ich du wirst dich revanchieren. Oh. Mist. Es war ja mein Fehler gewesen.

„Was willst du?“ fragte ich, eine Antwort fiel mir nicht ein.

„Hm, vielleicht behalte ich den Burschen. Wie war sein Name?“

Ich bekam einen Schrecken und war nicht mehr so sicher, ob ich mir wirklich einen Dämonen der oberen Klasse wünschte, der die Kammer verlassen würde.

„Ekusas,“ antwortete ich leise.

Warum hatte ich ihn ausgerechnet hierher gebracht? Aber eine andere Möglichkeit auf die Schnelle hatte ich nicht gesehen. Es gab auch keine andere.

„Ekusas gehört mir,“ fügte ich hinzu. Hätte ich doch bloß einen Pakt geschlossen.

„Ach ja, kannst du das beweisen? Vielleicht gehörst du Inari, aber gilt das auch für deinen Freund?“

Ich fühlte mich durchschaut.

„Nun, wir werden sehen. Bringt ihn auf sein Zimmer,“ ordnete Angtom an.

Endlich konnte ich aufstehen. Ich folgte Abik, der voran ging und flankiert wurde ich von zwei Gargoyles.

„Was ist hier eigentlich passiert?“ flüsterte ich leise.

„Das willst du nicht wirklich wissen.“

Zugegeben, das stimmte sogar. Im Moment machte ich mir allerdings mehr Sorgen um Sasuke als um mich selbst.

Die Spiegelwelt 2

Wir kamen an einem Raum vorbei, in dem es vor Angst so dermaßen stank, dass ich mir die Nase zuhalten musste.

„Die Kammer der Angst,“ erklärte mir mein rechter Gargoyle ungefragt.

„Wie heißt du?“ wollte ich wissen.

„Mein richtiger Name ist Gwendolyn.“

Ich schielte nach rechts. Unmöglich an Statur oder Stimme auszumachen ob man es mit einem Weibchen oder Männchen zu tun hatte. Das konnten sie vielleicht nur untereinander feststellen. Aber so genau wollte ich auch nicht gucken. Schließlich hatte ich ja Manieren.

„Das heißt, du warst mal ein Mensch?“ fragte ich nach.

„Hm, ja. Ist lange her.“ Sie klang nicht so, als ob sie darüber reden wollte, aber vielleicht hatte ich hier ja eine Verbündete?

„Und? Wie stehst du zu Angtom?“

„Ich bin nur hier, weil es mir von Gorod befohlen wurde. Sobald es möglich ist, kehr ich in unsere Burg zurück.“

„Ah ja.“ Ich nickte verstehend. Obwohl ich eigentlich nichts verstand, aber sie hatte abweisend geklungen. „Ich weiß so ungefähr, was bei der Bluttaufe passiert, aber was passiert in der Kammer? Du warst doch drin?!“

„Wie gesagt, es ist lange her. Aber es ist noch schmerzhafter, als die Bluttaufe, bei der das dämonische Blut das menschliche zerstört. Was soll man erwarten? Die Knochen verformen sich, um nur eine Sache zu nennen, natürlich tut es weh.“

„Armer Sasuke.“

„Wieso hast du ihn hergebracht? Du hättest ihn doch einfach sterben lassen können? Das wäre sicher besser gewesen als...“

„Wir sind da,“ unterbrach uns Abik.

„Oho,“ entfuhr es mir.

„Eigentlich ist das das Brautzimmer,“ gab er missmutig seinen Kommentar ab.

„Du meinst wohl, das schönste Gefängnis hier,“ ohne es zu wollen musste ich laut auflachen. „Wer kommt schon freiwillig als Angtoms Zukünftige oder Zukünftiger her.“

Ich ließ mich aufs Bett fallen und drehte ihm, sein Schnauben ignorierend, den Rücken zu. „Hab Hunger,“ verkündete ich.

„Ich hol dir was.“

„Nein du nicht.“ Ich zeigte auf Gwen. „Sie holt mir was.“ Damit drehte ich mich wieder um.

„Wie du willst,“ knirschte Abik.

Dieser dämliche Vampir. Anscheinend brach seine Fassade oder er bemühte sich überhaupt nicht, sie aufrechtzuerhalten, bei mir. Ach du Schreck, was wenn Sasuke als Vampir da raus kam? Na dann, auf Nimmerwiedersehen. Nachdem die Drei verschwunden waren drehte ich mich auf den Rücken und sah nach oben. Nicht zu fassen. Ich lag hier auf einem kitschigen Himmelbett. Was glaubte dieser Typ zu erreichen bei einem angsterfüllten Menschen, wenn er ihn in dieses protzige Zimmer steckte? Mit der Ankündigung ihn heiraten zu wollen. Freudige Überraschung etwa? Nicht jeder war käuflich, schon gar nicht wenn man dafür diese Scheußlichkeit heiraten musste.

„Brr.“ Ich schüttelte mich.

Es klopfte an der Tür. Sicher Gwendolyn.

„Ja, komm rein.“

Mit einem schelmischen Grinsen und einem Tablett auf den Klauen kam sie rein und schlug mit ihrem Schwanz die Tür wieder zu. Dann setzte sie sich neben mich. „Also? Du hast doch nicht wirklich Hunger, oder?“

„Nein, aber Fragen.“

Gwen stellte das Tablett auf den Nachttisch und machte es sich bequem. „Schieß los.“

Ich setzte mich auf. „Was denkst du, ich meine, als welche Art Dämon kommt Sasuke da wieder raus?“

„Kann ich dir nicht sagen. Vielleicht als Vampir?“

„HÄ? Wieso das?“

„Na ja, nachdem er soviel Blut verloren hatte...aber – ich weiß es wirklich nicht.“

„Und sonst? Hast du was erfahren, ich meine, was Angtom vorhaben könnte.“

Sie schüttelte den Kopf. „Normalerweise meide ich seine Gegenwart, ich könnte aber im Thronsaal bleiben und es dich wissen lassen. Kommt drauf an.“

„Worauf?“

„Auf deine Antwort.“

„Meine Antwort? Was meinst du?“

„Wieso hast du hin hergebracht? Kein Mensch will freiwillig ein Dämon sein.“

„Er schon.“

„Wie?“

„Ja, er wollte einen Pakt mit mir schließen. Ein Dämon werden. Ich hab ihm gesagt, das er seine Seele dafür nicht verkaufen kann. Und außerdem wollte ich sie ohnehin nicht mehr haben.“

„Du bist ein Kitsune. Wofür solltest du eine Seele wollen?“

„Lange Geschichte,“ seufzte ich. „War nicht meine Idee. Sasori wollte seine Schönheit bewahren, aber er hatte nicht mehr genug Platz unter seinen Puppen. Wie auch immer, Sasuke wollte keinen Pakt schließen, bis er dann auf die Idee kam, ein Dämon zu werden. Aber ich war davon nicht begeistert.“

„Das geht doch gar nicht.“

„Ja, hab ich ihm ja gesagt.“

„Und dann?“

„Dann passierte dieser Unfall.“

„Beantwortet aber nicht meine Frage, wieso du ihn hergebracht hast.“

„Na, ich konnte ihn doch nicht einfach sterben lassen.“

„Warum nicht?“

„Warum nicht? Eben darum. Was soll das? Ich dachte, du könntest mir helfen. Und nun krieg ich zu hören, ich hätte ihn lieber sterben lassen sollen.“

„Liebst du ihn?“

„B...bitte? Das ist ja lächerlich.“ Anscheinend hatte ich mich gründlich in diesem blöden Gargoyle getäuscht. Gerade als ich sagen wollte, das sie abhauen soll, lächelte sie komisch und sagte kurz: „Ich helf dir.“

Verblüfft sah ich ihr nach, wie sie wieder das Zimmer verließ.

Besser, ich würde mich nicht auf die verlassen. Die saß wohl im Schnellzug mit Endstation Irrenhaus.

Wie auch immer. Im Moment konnte ich nichts anderes tun, als zu warten. Das ich hier nicht frei herumlaufen durfte, hatte mir ja meine „Begleitung“ mehr oder weniger zu verstehen gegeben, die mich wie einen Häftling hergeführt hatte. Und auf Sasukes Dämonisierung hatte ich auch keinen Einfluss. Den hatte keiner, sobald erst mal einer in der Kammer war. Ein richtiges Zeitgefühl hatte man in der Spiegelwelt auch nicht, es machte also nichts, dass ich keine Uhr hatte, die liefen sowieso rückwärts. Vielleicht war ich erst seit ein paar Minuten hier, vielleicht schon seit Stunden. Ich beschloss zu schlafen und drehte mich wieder auf die Seite. So übel war das Bett nicht, wenn man die Augen geschlossen hatte.
 

Etwas Lederartiges umklammerte meinen Arm und ich schreckte hoch. Wind blies mir ins Gesicht, als das Wesen zurück flog weil ich reflexartig nach ihm geschlagen hatte.

„Beruhig dich, ich bin es.“ Die Stimme kannte ich.

„Gwen?“

„Ja. Hör zu, du kennst ja Angtoms Vorliebe für Spiele?“

„Kennen ist zu viel gesagt.“ Ich ließ mich wieder zurückfallen, wollte weiterschlafen. Gerade hatten Sasuke und ich das Zelt aufgebaut in meinem Traum und uns herrlich gestritten dabei.

„Du musst unter sieben Sasukes den Richtigen herausfinden. Liegst du daneben, bleibt er hier.“

„Wie bitte? Das soll wohl ein schlechter Scherz sein.“ Ich war plötzlich hellwach. „Er will seine idiotischen Spiele sogar mit mir spielen?“ Dieser Dämon war so was von abgedreht. „Na ja. Was kann man von einem ehemaligen Engelskrieger auch anderes erwarten?“ Ich gähnte. „Moment mal, heißt das, Sasuke ist nicht mehr in der Kammer?“

„Nein, er hat es überstanden.“

„Dann los.“

„Nicht so schnell, Mann. Er muss sich erst noch erholen,“ wurde ich gebremst.

„Aha, und wie lange?“

„Nicht so lange, glaube ich, du kannst ja bis dahin weiterschlafen.“

„Spinnst du, wie soll ich jetzt noch schlafen können. Ähm, und was für eine Art ist er?“

„Weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, das die sieben denen du gegenüber stehst so aussehen werden wie der Mensch Sasuke.“

Ah ja. Angtom hielt das sicher für einen seiner brillanten Einfälle. „Bin froh, wenn ich hier weg bin,“ brummte ich.

Gwen lachte. Dann fragte sie: „Und? Hast du einen Plan?“

„Was meinst du?“

„Woran du ihn erkennen kannst, natürlich.“

„Ich kann ihn an seinem Geruch erkennen.“ Das war doch einfach.

Gwens Gesichtsausdruck wurde plötzlich sehr ernst. „Ich glaube, du unterschätzt Angtom ganz gewaltig. Er war nicht umsonst einer der Besten und hat so viele von uns zu Fall gebracht. Und er ist auch nicht umsonst Gorods Nummer eins. Nur weil du ihn nicht leiden kannst, heißt das nicht, dass du es dir erlauben kannst unvorsichtig zu werden. Denn dann verlierst du.“

Gwen ging zur Tür. „Wenn du nicht alleine hier weggehen willst, pass lieber auf.“

Uh. Ich musste zugeben, das Gwendolyns Standpauke nicht ohne gewesen war. Vermutlich hatte sie recht und ich sollte das hier nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich konnte Sasuke doch unmöglich in der Spiegelwelt zurücklassen. Vielleicht sollte ich schon lieber mal unsere Flucht planen, falls was schief laufen sollte.

Die Spiegelwelt 3/Die sieben Sasukes

Die Spiegelwelt 3
 

Mein Vampirproblem stellte ich für´s Erste hinten an und zerbrach mir angestrengt den Kopf. So einfach war es nicht, von hier zu flüchten. Wir hätten nicht nur Angreifer auf dem Boden, sondern auch aus der Luft und obendrein sogar noch aus dem Untergrund. Nein, nein. So funktionierte das nicht. Wir müssten einen Spiegel finden, durch den wir abhauen könnten. Aber was, wenn Sasuke ein Riese war und sich noch nicht verwandeln konnte? Ach, verdammt. Das viele Denken machte mich nur wieder müde. Am Besten, ich ließ die Dinge einfach auf mich zukommen, so wie immer und reagierte dann. Außerdem, ich zuckte die Schultern, zur Not konnte ich Sasuke auch hier lassen und später mit Verstärkung wiederkommen.
 

Nach einer Weile kam Abik nachdem er zuvor angeklopft hatte herein in diese alberne Hochzeitssuite und forderte mich auf, mitzukommen. Angtom wolle mich sehen. Ich wusste ja wieso, aber ich stand nur wortlos auf. Diesmal war Abik alleine. Aber das konnte mir ja nur recht sein, ich hielt Ausschau nach einem Spiegel der hinausführte.

„Willst du uns schon verlassen?“ wurde ich plötzlich gefragt.

Mist. Das war auch einer der Gründe, wieso ich Vampire nicht leiden konnte, sogar hasste. Und den da vorne ganz besonders.

„Wieso? Soll ich gehen?“ fragte ich zurück.

„Nicht das ich wüsste,“ erklärte er sich dumm stellend, „mir fällt nur auf, das du in jeden Spiegel siehst.“

Vampire hatten keine Augen im Hinterkopf. Ohne es zu bemerken hatte er mich mit seinem Ultraschall beobachtet. Innerlich kochte ich. Nach außen hin versuchte ich mich zu beherrschen. Normalerweise nahm ich meine Gegner beziehungsweise die Kämpfe die ich mit ihnen hatte nicht persönlich. Das war einer der Hauptgründe, warum ich gewonnen hatte, beim Turnier. Bei dem hier war es was anderes.

„Ja, faszinierend nicht wahr? Ich bin jedes mal aufs Neue begeistert, wenn ich mich selbst sehe. Echt schade, für Dich, das du dich als Vampir nicht sehen kannst. Oder warte, nein, vielleicht auch besser so,“ stellte ich mich genauso dumm.

„Ich kann mich sehen.“

„Tatsächlich? Verstehe. Darum guckst du nicht.“

„Amaruk, ich lass mich von einem wie dir bestimmt nicht provozieren.“

Ich beschleunigte meine Schritte, so dass ich neben ihm lief. „Hab ich dich richtig verstanden? Sagtest du gerade von einem wie mir? Ja, das hast du gesagt, nicht wahr!?“

Wir waren inzwischen beide stehen geblieben und starrten uns gegenseitig an, als derartig lautes Gelächter erklang, dass sogar einige der Spiegel zerbrachen.

Auch gut, das waren also normale.

„Es ist jedes mal wieder lustig mit euch beiden,“ gluckste Angtom. Er kam schnell näher, was bei seiner Größe wohl auch kein Problem war, und legte jedem von uns beiden eine Pranke auf die Schulter. Ich ging leicht in die Knie, aber zu meiner Genugtuung ging es Abik nicht anders.

„Herr,“ er befreite sich geschickt, „ihr hättet euch nicht her bemühen müssen, ich hätte euch den Köter – äh – den Fuchs schon gebracht.“

„Oh ja,“ erwiderte ich. „Ich hätte auch von alleine den Weg gefunden, ich brauche als Fuchs keine Maus die voran trippelt, schließlich habe ich meinen Geruchssinn.“

Er lachte wieder. Ich spürte einen schmerzhaften Stich im rechten Ohr und fasste mit der Hand hin. Blut. Angtoms Lache hatte mir glatt mein Trommelfell zertrümmert. Verärgert sah ich zu Abik. Der zeigte ein eingefrorenes Grinsen im Gesicht.

„Deinen Geruchssinn wirst du auch gleich brauchen, Amaruk. Ich habe eine Überraschung für dich.“

Angtom drehte sich um und ging voraus. Ich ließ Abik vor mir laufen, nicht aus Respekt, aber ich wollte ihn nicht im Rücken haben. Nach zwei Abzweigungen kamen wir zum Thronsaal. Tatsächlich standen dort sieben Sasuke an der rechten Wand. Gwens Info war also korrekt gewesen.

„Na, was sagst du?“ fragte Angtom stolz. Sogar die schwarzen Federn seiner Flügel schienen sich vor Stolz zu sträuben.

Ja, in der Tat, das musste einer seiner besten Einfälle sein. Jedenfalls seiner Meinung nach.

„Ohhh. Ich bin beeindruckt.“ Ich wusste, ich war kein guter Schauspieler, aber ich hoffte er war von sich selbst so eingenommen, das er mir meine Bewunderung abkaufte. „Und wer ist der Echte?“

„Das mein lieber Amaruk, musst du selbst herausfinden.“ Angtom stützte einen Arm in die Hüfte und sah mich aus glänzenden Augen an.

„Verstehe, ein Spiel,“ rief ich begeistert.

„Genau. Findest du den Echten darfst du ihn behalten.“

„Und wenn nicht?“

„Behalte ich ihn. Das ist nur fair, meinst du nicht?“

Ich nickte.

„Gut. Schön das wir uns so gut verstehen. Ich erkläre dir die Regeln. Du darfst jedem Sasuke eine Frage stellen. Nach einer Viertelstunde musst du dich entschieden haben.“

„Verstanden.“ Ich ging auf die sieben Sasukes zu, die in Reih und Glied an der Wand standen.

Alle rochen nach gar nichts und auch ihre Augen waren so stumpfsinnig, dass das alles verwandelte Zantims sein konnten. Niedere Dämonendiener mit einem ähnlichen Aussehen wie ein Säbelzahntiger. Und mit Sicherheit keine Intelligenzbestien. Zu dumm, das ich keine Ahnung hatte, was für eine Art Dämon Sasuke war. Ein Zantim aber mit Sicherheit nicht. Mist, warum hatte ich mir darüber keine näheren Gedanken gemacht?

Ich drehte mich zu Angtom um. „Und Sasuke ist mit Sicherheit unter denen da?“

Er nickte grinsend.

Na schön. Ich ging nochmal die Reihe rauf und runter und suchte nach einem Anzeichen, das mir weiterhelfen würde. Einer lächelte mir freundlich zu und hob versteckt an der Seite den Daumen. Auf so was würde ich sicher nicht hereinfallen.

Ich seufzte.

„Nun? Hast du dich entschieden? Spielst du oder spielst du nicht?“

„Ich spiele.“
 

Die sieben Sasukes
 

Ich stellte mich vor den ersten Sasuke. Davon ausgehend, das Angtom nicht damit gerechnet hatte, das ich mich vor einem Menschen verwandeln würde, fragte ich: „Welche Farbe hat mein Fell?“

Er sah mich erschrocken an dann schielte er an mir vorbei. Mit selbstsicherem Blick sah er mir dann in die Augen. „Silbernes.“

Ich drehte mich zu Angtom um, der mich freundlich angrinste. Was man so unter Grinsen oder Lächeln bei dem Gesicht verstehen mochte. „Das ist er nicht,“ sagte ich und sein Lächeln verschwand. Volltreffer. Ich wandte mich wieder an den falschen Sasuke und forderte ihn auf, sich von der Sasuke-Gruppe zu entfernen.

Was konnte ich noch fragen? Mh. „Warum hat deine Freundin dich verlassen?“

„Weil sie dachte ich liebe sie nicht. Äh, ich meine...“

Das war mit Sicherheit ein Zantim. „Raus aus der Reihe.“

Noch fünf. Angtom hatte sie bestimmt gut vorbereitet und ein Trick wie dieser würde wohl kein zweites Mal funktionieren.

„Du hast noch neun Minuten,“ hörte ich Abiks Stimme hinter mir.

Aha, jetzt kam der psychologische Teil. Eigentlich war ich erfahren genug, um mich von so etwas nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, aber hier ging es um Sasuke, verdammt.

„Wer hat dich ermordet?“ fragte ich den Dritten.

„Es war ein Unfall.“

Mist. Das hatte ich mir fast gedacht. Ich ging zum Vierten.

„Stimmt es, ich meine, hast du das ernst gemeint als du neulich sagtest, ich sei kein schlechter Dämon?“

„Ja, absolut.“

„Das ist falsch, Sasuke meinte, ich sei kein schlechter Mensch. Also raus.“ Sein Nachbar hatte sich nicht länger unter Kontrolle und fing an zu kichern wie eben ein Zantim kichert. „Du auch – raus.“

Glück gehabt.

„Drei Minuten,“ hörte ich Abik sagen.

Ich fuhr herum. Das konnte nicht stimmen. Angtom stand nur mit verschränkten Armen da und ich nahm mir vor, Abik zu töten, bei der nächstbesten Gelegenheit.

„Zwei Minuten.“

„Wofür wolltest du deine Seele eintauschen?“

„Um ein Dämon zu werden.“

„Warum wolltest du ein Dämon werden?“ wandte ich mich an den Letzten.

„Um mit dir zusammen zu bleiben.“

Erleichtert atmete ich aus. Hätte er gesagt, um die Missverständnisse aufzuklären, hätte ich auf gut Glück entscheiden müssen.

„Die Zeit ist um, welcher ist es?“

„Der,“ ich deutete auf den siebten. War sieben nicht überhaupt die Glückszahl?

An Abiks Gesichtsausdruck erkannte ich, das ich Recht hatte. Am liebsten hätte ich mich vor Erleichterung jetzt doch auf den Boden gesetzt.

Angtom nahm es mit Humor. Ich schützte mein Ohr mit einer Hand, es war immer noch am Heilen. „Hahaha, kein Wunder, das Inari dich haben will, man merkt das er dein Lehrer war.“

Eigentlich nicht so, dachte ich.

Eine Veränderung ging bei den sieben Dämonen vor sich. Es waren zwei Zantims, ein Gargoyle, das war der der den Daumen gehoben hatte, der Dritte, den hatte ich eigentlich schon im Vorfeld ausgesondert, aber wegen seiner Antwort noch drin gelassen. Der vierte war ein Knochenfresser, auch so ein ekliges Teil, der fünfte noch ein Zantim und der sechste war ein Incubus. Beim siebten hielt ich unwillkürlich die Luft an.

Er wurde größer, so groß wie ich, wenn ich mich zur Hälfte in einen Menschen verwandelte, seine Augen waren blau, seine Haare lang und schwarz, zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, spitze Ohren, Fledermausflügel wuchsen aus seinem Rücken. Ein Fledermausdämon?

Abik lachte: „Zu schade, das du keine Mäuse magst.“

Sasukes Augen färbten sich braun, als er ihn wütend ansah. Oho. Seine Augenfarbe änderte sich also je nach Stimmung? Interessant.

Auf seinem Kopf trug er einen lustigen Hut, fast wie eine Vogelscheuche, eine ärmellose, ausgefranste Lederjacke und um die Arme hatte er Lederriemen gewickelt. Außerdem wurde eine Art Rock von einem wesentlichen breiteren Ledergürtel gehalten, den er mehrfach um sich geschlungen hatte, darunter sah man schwarze Lederhosen.

Er sah – gut aus. So gefiel er mir viel besser, als zuvor. Sehr viel besser sogar.

„Wenn ihr euch noch lange so verliebt begafft, werden noch alle Zantims läufig,“ knurrte Angtom.

Das weckte mich auf. Ich sprang auf die Füsse.

„Wow, Sasuke. Ich mein, Ekusas, du siehst klasse aus. Quatsch, ich meinte eigentlich, tja also was ich sagen wollte, sorry wegen dieser Sache aber immerhin hatte sie auch was Gutes oder? Ich meine, du wolltest doch ein Dämon werden nicht wahr?“

Am liebsten wäre ich im Boden versunken. Ich hatte keine Ahnung, was Sasuke da in der Kammer durchgemacht hatte. Ob er sauer war? Natürlich war er sauer. Und ich noch nie so nervös. „Gehen wir noch zelten?“ fragte ich unsicher.

„Mit dir? Zelten? Ich glaube nicht.“ Seine Stimme klang extrem arrogant. Ein wenig von meiner Begeisterung sollte eigentlich wieder verschwinden, tat sie aber nicht.

„Ich glaube, wir sollten lieber eine Weltreise machen,“ fügte er mit blauen Augen hinzu.

„Ooohh, okayy. Gehen wir jetzt,“ ich hakte mich bei ihm unter und hoffte das wir ohne Probleme verschwinden konnten.

Angtom gab dem Incubus einen Wink mit der Hand.

„Kommt, ich zeig euch den Ausgang.“

Die schöne Gestalt glitt graziös vor uns zu einer Treppe, die nach unten führte. Mit Kellern hatte ich keine gute Erfahrung. Mittlerweile hatte ich Sasuke wieder losgelassen.

„Da unten?“

„Ja,“ antwortete die verführerischste Stimme die ich je gehört hatte.

Sasuke stieß mir den Ellbogen in die Seite. Seine Ohren standen jetzt fast waagrecht vom Kopf.

„Was ist das für einer?“ wollte er wissen.

„Ein Sexdämon. Er ernährt sich von na ja, gewissen Gedanken der Menschen. Sehnsüchten und so weiter.“

„Die er selbst hervor ruft?“

„Ja. Er erscheint Menschen im Traum, lass dich nicht von seinem Aussehen täuschen, das ist ein Killer.“

„Tu ich nicht. Du etwa?“

Nun ja. Ich konnte schlecht leugnen, das diese Dämonen selbst auf andere Dämonen einen gewissen Einfluss hatten. Auf manche aber auch überhaupt keinen. Ich sah Sasuke an. „Kannst du ihn nicht riechen, macht es dir nichts aus?“

„Nein, gar nichts, riechen kann ich ihn. Süßlich irgendwie, oder?“

Ja, oh süße Verführung. Kein Wunder, das so viele normale Menschen Selbstmord begingen, wenn sie so einem verfallen waren.

„Gut, mir macht es auch nichts aus, lass uns erst mal hier raus kommen, dann können wir reden.“

Tatsächlich standen wir in einem Keller in dem allerlei Zeugs herumstand aber auch ein riesiger Spiegel hing an der Wand.

Der Incubus zeigte darauf. „Hier ist der Ausgang.“

Ich konnte immer noch nicht glauben, dass man uns so einfach gehen ließ.

Hm, kein Wunder, das der Incubus keinen Einfluss auf Sasuke hatte. Er war selbst eine Art Sexdämon. Von Natur aus ein Gestaltwandler, was auch ein Kitsune drauf haben konnte, griff er Menschen in der Nacht an. Das konnte von tätlichen Angriffen bis hin zu poltergeist-ähnlichen Aktivitäten gehen, aber auch Sodomie, die war natürlich am meisten gefürchtet. Eigentlich logisch, immerhin war Sasuke ja schwul. Und ähnlich wie ein Vampir brauchte er ein offenes Fenster, er war sozusagen eine Mischung aus Vampir und Incubus. Vielleicht war er deswegen...er hatte anscheinend beide Arten nicht wirklich gemocht.

„Was brummelst du vor dich hin?“ fragte mich Sasuke.

„Hm? Nichts. Ich hätte mir denken können, das du ein Bat Demon wirst. Das ist alles.“

„Wieso?“

„Dein Blutverlust, deine Schwulität...eben deswegen.“

„Meine was?“

„Gar nichts. Lass uns gehen.“ Ich stieg voran, die Treppe hinauf. Sasuke folgte mir. Ich konnte fühlen, das er Fragen hatte, aber ich musste selbst erst mal damit klar kommen.

Flugübungen

„Komisches Gefühl. Die Treppe hochzusteigen, obwohl wir doch eigentlich noch weiter nach unten gehen, oder?“ fragte ich.

„Und wenn schon,“ tönte eine dunklere Stimme als gewohnt neben mir.

Oho. Und wenn schon. Das waren ja ganz neue Töne. Ich schielte nach rechts neben mir. War das nicht eigentlich mein Text? Natürlich hatte Sasuke sich nicht nur äußerlich verändert. Und ganz bestimmt würde er sich auch jetzt noch weiter verändern, wenn auch nicht sichtbar. Ich glaube, das war auch ein Grund, warum ich nicht wollte, das er zum Dämon wird. Seine gutgläubige Naivität hatte mir am meisten gefallen. Mal sehen, ob ich mit dem Typ überhaupt noch klar kam.

„Na ja, Spiegelwelt eben.“ Ich sah wieder nach vorne und blieb plötzlich stehen. Irgendwas stimmte nicht. Ich drehte mich um.

„Hey, der ist ja da unten ähm oben stehen geblieben?“rief ich überrascht.

Sasuke war auch stehen geblieben, hielt sich mit einer Hand am Geländer fest und sah abfällig nach oben. „Ja, ein Glück. Ich kann ihn nicht leiden.“

„Er dich bestimmt auch nicht,“ meinte ich nur und sah kurz Sasuke an. Dessen Augen waren noch immer braun.

Der Incubus indessen winkte uns mit der rechten Hand vorwärts, die linke hatte er an den Mund gelegt und rief: „Weitergehen, weitergehen.“

„Vielleicht hätte uns Angtom besser einen anderen Begleiter mitgeben sollen,“ überlegte ich, während ich dem um sich fuchtelnden Schönling zusah.

„Was meinst du? Hat das was damit zu tun, das ich jetzt ein Dämon bin? Unsere Abneigung, meine ich. Sind wir so gegensätzlich?“ Sasuke sah auch wieder nach oben.

„Nein. Eher das Gegenteil. Ihr seid euch zu ähnlich.“ Ich drehte mich wieder um und ignorierte Sasukes empörtes Schnaufen. „Lass uns weitergehen. Ich will hier raus. Ist eh deine Schuld, das ich hier sein muss.“

„Eigentlich ja nicht. Aber egal. Wieso das Gegenteil? Das ist ein Sexdämon oder? Du sagtest vorhin irgendwas wie, er ernähre sich von perversen Gedanken und so was.“

„Na ja. Vor allem von letzterem. Also von so was.“

„Was heißt das?“

„Er beglückt meist Damen im Schlaf, ernährt sich dadurch von der Lebenskraft der Menschen,“ fing ich an. „Auch Akasha genannt.“

„Ah verstehe, ja solche Typen konnte ich noch nie ausstehen,“ kommentierte Sasuke.

„Aber auch Herren, manchmal. So ab und zu.“ Himmel, musste ausgerechnet ich ihn aufklären? „Bei dir ist es zwar umgekehrt,“ erzählte ich weiter...

„WAS?“

„...aber ihr seid nun mal Konkurrenten.“ Ich sah ihn an. „Wenn es ums Fressen geht. Bei Dämonen stehen solche Dinge nun mal im Vordergrund, da kann man nichts machen. Tja, und darum könnt ihr euch auch gegenseitig nicht leiden.“

Ich blieb stehen. „Wir sind da. Dann müssen wir wohl alleine durch den Spiegel, was?“

„Einen Moment mal, was erzählst du da für einen Unsinn, ich...“

„Nichts, einen Moment mal. Lass uns einfach verschwinden. Du musst durch springen.“ Ich hatte beim besten Willen keinen Nerv Sasuke wie einem kleinen Kind zu erklären, wie man eine Gabel oder einen Löffel benutzen musste. Er würde ohnehin durch seine Instinkte geleitet werden. Hätte ich lieber gar nichts gesagt. „Los.“

„Und du?“

„Ich warte bis du drüben bist.“

„Du denkst, ich kann das nicht und willst dich vergewissern?“

Ich fühlte mich ertappt. Die Gedanken eines anderen Dämons lesen konnte er nicht, oder?

„Wir springen zusammen,“ entschied er.

„Na schön, dann halten wir uns wenigstens an den Händen dabei.“

Sasuke wurde wütend. „Du glaubst ernsthaft, ich würde ohne dich so eine einfache Sache nicht hin kriegen?!“

„Nein, aber wenn wir getrennt springen, kommen wir vielleicht an verschiedenen Stellen raus,“ erklärte ich ihm.

„Ach so. Moment mal. Dann wären wir auf jedem Fall an verschiedenen Orten gelandet, wäre ich zuerst gesprungen.“

Ich schwieg. Sasuke schien endlich zu begreifen. Seine Augen wurden blau und er griff lächelnd nach meiner Hand. „Du machst dir Sorgen um mich, hi hi. Ausgerechnet du.“

Der Kerl ging mir jetzt schon auf die Nerven. „Los jetzt.“
 

Für einen Moment schienen wir in einem weißen Nichts zu hängen, dann kamen wir auf einer grünen Wiese wieder zum Stehen. Sasuke, der immer noch meine Hand hielt und hinfiel zog mich nach unten. Ich beschloss, seinem kleinen Unfall keine größere Bedeutung zu geben, als er verdiente und stand wieder auf.

„Schon dunkel. Keine Ahnung wo wir sind,“ sagte ich und klopfte den Schmutz von meinen Sachen.

„In der Dämonenwelt vielleicht?“

„Nein. Nein, das ist die Menschenwelt.“

„Woher weißt du das so genau?“

„Der Wind ist anders. Ganz einfach. Aber hier scheint weit und breit keiner zu sein, wie? Spürst du jemanden? Also ich nicht. Sieht aus, als seien wir mitten in der Pampa rausgeworfen worden.“

Wer weiß, wie weit wir bis zur nächsten Ortschaft noch laufen mussten. Neidisch sah ich auf Sasukes Flügel. Hey, der müsste doch auch im Dunkeln sehen können, aber klar.

„Sasuke.“

„Hm?“

„Flieg hoch und sieh nach, wo wir hier sind.“

„W...wie bitte?“

„Na los, du hast mich schon verstanden. Irgendwann musst du deine Kräfte ja einsetzen, oder willst du das nicht?“

„Ich – bin doch noch nie geflogen.“

„Mach´s einfach. Versuch es.“

Sasuke nahm Anlauf und rannte mit ausgebreiteten Flügeln. Was sollte das denn werden?

„Du bist kein Flugzeug, Sasuke,“ hielt ich ihn auf. „Von alleine hebst du so nicht ab. Bleib stehen und beweg deine Flügel.“

Er blieb stehen und versuchte dann die Flügel zu bewegen. Dabei rollte er gleichzeitig noch die Schultern mit. O je, das konnte dauern. Nur gut, das wir auf keinem Berg gelandet waren und der vielleicht in die Tiefe gesprungen wäre. Dann hätte ich hier auch noch auf seine Heilung warten können. Ich entdeckte in zwanzig Metern Entfernung ein paar Bäume und steuerte darauf zu.

Sasuke sprang wie ein Gummiball in die Luft bewegte die Flügel und kam wieder zurück auf den Boden. O ja. Das konnte noch dauern. Ich lehnte mich an einen Baum und machte es mir bequem. Vielleicht wären wir schneller irgendwo, wenn wir rennen würden.

„Sasuke,“ rief ich.

„Was?“

„Weck mich, wenn´s vorbei ist.“

Während er irgendwelche Verwünschungen ausstieß, schloss ich die Augen. So wirklich anders war er zum Glück doch nicht.

Veränderungen

Naruto
 

Ich befand mich wieder in der Teufelsarena.

„Die beiden nächsten Teilnehmer bitte in den Ring,“ forderte das Katzenmädchen uns auf, welches hier die Moderation führte und insgeheim für mich schwärmte.

Nein, insgeheim war nicht der richtige Ausdruck. Eigentlich hatte sie bei meinem ersten Kampf lautstark ins Mikro gebrüllt, „oh mein Gott, ich sehe gerade den Mann aus meinen Phantasien. Diese sexy Ohren, dieser traumhafte Schwanz – wer ist dieser Liebesgott?“

Wie auch immer, mein Gegner war diesmal ein Elemental. Diese Geister waren keine wirklichen Dämonen, sondern wurden von menschlichen Gedanken erschaffen. Sie konnten die Elemente beeinflussen, über sie herrschen und waren auch nicht an die Dämonenwelt gebunden. Insgesamt nahmen fünf von ihnen am Turnier teil. Zuerst hatte ich sie nicht als ernsthafte Gegner gesehen, aber da ich nicht leichtsinnig sein wollte, hatte ich mir den Kampf von dem Windzähmer angesehen. Er war ungemein stark und konnte eben mal so einen Tornado erzeugen. Natürlich hatte er gewonnen und mich eines besseren belehrt. Den Kampf des nächsten Typen, einen Wasserelemental hatte ich mir dann natürlich auch angesehen. Er war fast genauso stark. Aber auch wenn er schwächer war als der andere, so machte er es doch durch seine Schlauheit wieder wett. Zu meiner Überraschung brachte er keine Flut mit sich, sondern vereiste den kompletten Ring und die Beine des Gegners gleich mit. Er blieb auf Entfernung und schoss mit Eiskugeln auf die lebenswichtigen Stellen seines bewegungsunfähigen Gegners. Kurz, ich betrat den Ring mit gemischten Gefühlen. Mein Gegner war ein drei Meter großes Muskelpaket. Es spielte keine wesentliche Rolle, wie groß der Gegner war oder wie viel körperliche Kraft er hatte, aber ich hatte leider überhaupt keine Ahnung, welches Element er überhaupt beherrschte und in welchem Ausmaß.

Er sah mich an, senkte seine buschigen Augenbrauen und herrschte mich an: „Was soll dieser Blick? Was glaubst du wer ich bin? Denkst du, ich renne davon, nur weil du mich so böse anstarrst?“

„Ritschko vs Kurama – Kämpft.“ Das war das Zeichen anzufangen.

Nur wie? Ich beschloss, den ersten Zug diesem Affen zu überlassen und mir dann eine Strategie zu überlegen, oder einfach zu reagieren.

Er stand vor mir, spannte die Muskeln an, fing an zu schwitzen und zu keuchen. Sehr seltsam.

„Was soll das? Bist du schon fertig, bevor wir überhaupt angefangen haben?“ wollte ich ihn herausfordern.

Der Muskelprotz lachte. „Muss nett sein, so dumm und sorglos durch die Welt zu laufen.“

Gleich darauf war alles in dichten Nebel gehüllt, ich konnte nichts sehen. Seine Energie war nach wie vor so schwach, das sie so gut wie überhaupt nicht zu spüren war, was aber auch nichts bedeuten musste, denn manche von uns waren in der Lage ihre Energie sogar bis zum Nullpunkt zu verschleiern. Riechen konnte ich nur Schweiß. Die Zuschauermenge stöhnte ebenfalls wegen dem Gestank.

Ich blieb wo ich war und versuchte herauszufinden, aus welcher Richtung er angreifen würde. Plötzlich sah ich vor mir eine Art Wirbel auf mich zurasen und sprang automatisch in die Luft, aber der Schlag kam von oben. Gleich darauf war er wieder im selbst produzierten Nebel verschwunden. Erleichtert atmete ich auf. Dieser Schlag war eigentlich kein Schlag gewesen, es fühlte sich eher an, als hätte er meine Wange getätschelt. Wenn das alles war, dann...

“Au.“ Die Hand an mein schmerzendes Ohr gelegt sah ich auf.

Sasuke hatte beide Hände in die Hüften gestemmt und sah zu mir runter.

So langsam wusste ich wieder, wo ich war. „Und? Kannst du jetzt fliegen?“

Sasuke stellte sich wieder gerade hin und schüttelte den Kopf. Mit dem Daumen zeigte er nach hinten und meinte: „Mit diesen Dingern kann man nicht fliegen.“

„Also nutzlos,“ stellte ich fest. Komisch, wieso hatte er sie dann?

„Nein nicht nutzlos,“ korrigierte er mit wütender Stimme. „Man kann aber nicht fliegen wie ein Vogel, klar?“

Langsam schüttelte ich den Kopf.

Sasuke sah irgendwo ins Nichts und stöhnte. „Man kann schon fliegen.“

„Du verwirrst mich.“

„Es ist mehr wie ein Gleiten. Vielleicht ist das die Art wie Fledermäuse fliegen? Ein paar Mal mit den Flügeln schlagen und dann gleiten?“

Ich zuckte mit den Schultern. Da war ich überfragt. „Wahrscheinlich machst du was falsch,“ mutmaßte ich, „immerhin können sie fliegen.“

Sasuke konnte das ja wohl schlecht abstreiten.

„Vielleicht haben sie einen anderen Körperbau als ich?“ Das war eine rein rhetorische Frage die vor Sarkasmus nur so triefte, anscheinend hatte ich eine wunde Stelle getroffen.

Blöde Dämonen, genau deswegen wollte ich damals in die Menschenwelt zurück.

„Also,“ lenkte er ein, „in siebenundachtzig Kilometern hab ich ein Dorf geortet. Wenn wir uns jetzt aufmachen, sind wir bis zum Morgengrauen dort.“

Ich schwieg. Sollte ich nun beleidigt, wütend, verärgert sein oder so tun als wäre nichts? Immerhin hatte ich es ja nicht böse gemeint. Egal. Ich würde mich auf dem Weg entscheiden.
 

Sasuke
 

Naruto stand schweigend auf, klopfte etwas Erde von seinen weißen Klamotten und lief los.

„Naruto,“ rief ich, „andere Richtung.“

Seine goldfarbenen Augen wurden rot als er mich an funkelte und noch im Lauf die Richtung wechselte.

War der sauer? Ich rannte neben ihm her. War doch nicht meine Schuld wenn er einfach los preschte?! Lange hatte ich allerdings keine Zeit mir deswegen Gedanken zu machen. Ich genoss die Geschwindigkeit. Oh Mann, jetzt hätte ich mir gerne ein Rennen mit Autos oder Pferden geliefert. Nein, Pferde waren zu langsam. Ein Rennen mit Autos. Das hätte mir Spaß gemacht. Dämonen hatten es schon gut. Ich hatte es gut. Aber es war auch stellenweise nicht so einfach, mit dieser Veränderung klar zu kommen.

„Fühlt sich wie eine zweite Pubertät an.“

„Bleibst du so?“ fragte mich Naruto nach einer Weile.

„Was meinst du?“

„Ein pubertierender Dämon. Bleibt das so?“

Aus seiner Stimme, die eigentlich oberflächlich betrachtet normal war konnte ich einen aggressiven Unterton heraushören.

„Ähm, wie war es denn bei dir?“ fragte ich ihn unsicher.

„Bei mir war es anders. Alles war bei mir anders, hab ich dir doch schon erzählt.“ Jetzt war die Aggressivität ziemlich offensichtlich.

Das stimmte. Irgendwie war Naruto zum Teil immer noch ein Mensch. Ich nicht mehr. Darüber hatte ich nie nachgedacht. Warum auch. Ich hatte ihn einfach so akzeptiert wie er war. Und zu der Zeit, als ich noch ein Mensch war, war Naruto mir echt wenig menschlich vorgekommen. Nachdem ich es herausgefunden hatte. Anfangs aber...

„Ich – hm – glaube nicht, dass es so bleibt. Muss mich nur gewöhnen. Stört dich was an mir?“

Kaum hatte ich die Frage gestellt, bereute ich sie auch sofort wieder.

Was wenn er nun sagen würde...

„Ja.“

„Und was stört dich genau?“ Ich wollte nicht, das er verschwand, nur weil ihn mein Verhalten störte.

„Deine Arroganz, zum Beispiel.“

„Hab ich nicht bemerkt.“ Hatte ich wirklich nicht. Im Gegenteil, aus meiner Sicht betrachtet, kam mir Naruto plötzlich empfindlich vor. Aber – das würde ich ihm besser nicht sagen. Noch nicht.

Das Dorf

Wir rannten noch keine zehn Minuten, als ich urplötzlich und wie aus dem Nichts heraus ein starkes Yoki spürte.

Alarmiert blieb ich sofort stehen, Sasuke rannte noch ein Stück weiter bevor auch er stehen blieb und sich nach mir umdrehte.

„Was ist das?“

„Hm.“ Suchend sah ich mich um. „Ein anderer Dämon. Er lässt uns wissen, das er hier ist. Vielleicht sucht er Streit?!“

„Da,“ rief Sasuke und zeigte nach oben in die Baumkronen.

Tatsache, dort stand ein Winzling auf dem Ast eines Baumes und sah zu uns herunter. Schweigend betrachtete er uns und wir ihn. Dann sprang er zu Boden und blieb in kurzer Entfernung vor uns stehen. Auch von Nahem war er mehr als einen Kopf kürzer als wir und sein Mantel hatte eine Ausbuchtung, die nur von einem Schwert stammen konnte. Sein schwarzes Haar war halblang, wuchs aber nach oben wie die Stacheln eines Igels. Nein, es sah eher aus wie die Flamme einer Kerze.

Nachdem er uns abwechselnd begutachtet hatte kam er schließlich auf mich zu und Sasuke kam ebenfalls zurück und stellte sich neben mich.

„Hi, ich bin Sasuke,“ grüßte er freundlich. „Hast du Lust mit uns ins Dorf zu gehen?“

Entgeistert sah ich ihn an. Gerade noch rechtzeitig konnte ich es verhindern, das ich mir vor Schreck die Hand vor den Mund hielt. Das war doch kein Umgangston unter Dämonen.

„Hmph,“ antwortete der Kleine abfällig und sah dann mich an. „Dich kenne ich. Ich hab dich auch beim dunklen Turnier gesehen. Du bist Kurama.“

Ich versuchte mich an ihn zu erinnern. Er sah mit seinen Pigmentmängel eigentlich ziemlich auffällig aus, außerdem hatte er das Jagan. Nein, gegen einen Jaganmeister hatte ich noch nicht gekämpft, also zuckte ich nur mit den Schultern.

„Hey, dafür das du so kurz bist hast du aber eine ziemlich hohe Haltung, findest du nicht?“ knurrte Sasuke verärgert.

Der Dämon sah zu ihm. „Was ist los mit dir? Willst du sterben?“

„Was geht?“ Sasuke ballte die Hand zur Faust.

Aber er wurde ignoriert und ich wieder aus dunkelroten Augen angestarrt, aber ich hatte beim besten Willen keine Idee wohin mit dem da.

„Okay, das ist genug.“ Sasuke schlug nach ihm.

Seine Geschwindigkeit war beachtlich, er konnte Sasukes Hieb ohne Probleme ausweichen und stand jetzt extrem dicht vor mir. „Du hast Zero erledigt, das wollte ich machen.“ Aus der Nähe merkte ich endlich, das er ein Feuerdämon war. Genau wie Zero. „Also werde ich jetzt stattdessen dich erledigen. Betrachte das als eine offizielle Vorwarnung.“

Ich nickte.

Sasuke holte zum nächsten Schlag aus und brüllte: „Du ignorierst mich, du Maus?“

So schnell wie er vor mir gestanden hatte, stand er wieder an seinem ursprünglichen Platz und Sasukes Schlag hatte den gleichen Effekt wie der zuvor.

„Ich bin Heji. Merk dir den Namen gut,“ fügte er noch hinzu, dann war er verschwunden.

Sasuke keuchte vor lauter Ärger.

„Wow. Wie schnell. Beeindruckend, oder?“ Bestimmt war er auch im Schwertkampf ein Meister. „Ich konnte seine Bewegungen kaum sehen.“

„Pah, ich konnte ganz genau sehen, wie er auf seinen kurzen Beinchen davon rannte vor lauter Angst.“

Das bezweifelte ich, Sasukes Kräfte waren noch lange nicht ausgereift. Vermutlich hatte er gar nichts gesehen.

„Aber sein Name kommt mir bekannt vor. Na ja. Man kann sich nicht an alles und jeden erinnern, in so einer langen Zeit. Egal, beeilen wir uns,“ schlug ich vor.

Mein Begleiter nickte mir mürrisch zu und wir rannten weiter.
 

Sasuke und ich versteckten uns am Waldrand im Unterholz.

Es war wirklich nur ein Dorf, dessen Umrisse sich vor uns langsam aus der Dämmerung schälten. Ich sah zu Sasuke rüber. „Was meinst du, sollen wir schnell mal alles durch checken oder lieber in menschlicher Gestalt den Ort hier ganz gemütlich unter die Lupe nehmen?“

Sasuke sah mich überhaupt nicht an. Er sah wie gebannt zum Dorf, als wäre er hypnotisiert.

„Sasuke?“

Er beachtete mich nicht. Wie ein Raubtier auf der Jagd lehnte er sich auf allen Vieren geduckt nach vorne. Seine Nasenflügel bebten.

„Was wird das?“ Sein Verhalten machte mich leicht nervös.

Keine Antwort.

Plötzlich rannte er einfach auf ein Haus zu und sprang dort durchs offen stehende Fenster.

„Oh.“

Klar, der hatte bestimmt Hunger.

Jetzt wurde auch mir bewusst, das ich hungrig und durstig war. Ich sah mich um, ob ich von hier aus eine Gaststätte oder so etwas ähnliches sehen konnte.

Allerdings, ich sah zu dem Fenster durch das Sasuke gesprungen war, ich hatte viel Energie verbraucht in der letzten Zeit, viel mehr als erwartet und dazu jetzt noch diese Drohung. Besser ich würde mir auch einen Menschen nehmen und meine spektralen Kräfte wieder aufladen, um gegen jede Art von Angriffen, selbst dämonische, gewappnet zu sein.

Bevor ich aufstand, sah ich mich nochmal prüfend um. Man konnte ja nie wissen, wie früh diese Dörfler aufstanden und ging dann auf das Haus mit dem geöffneten Fenster zu, um hindurch zu sehen. Es waren zwei Präsenzen die ich spürte, also konnte Sasuke mir ruhig einen davon abgeben. Normalerweise war ich zwar etwas wählerisch, wenn es um meine Energiespender ging aber – ich hatte das offene Fenster erreicht und mir stockte der Atem, als ich hindurch sah.

Ohne Zweifel schliefen in der Ecke in einem Doppelbett das hier wohnende Ehepaar, allerdings war Sasuke nicht bei denen im Bett. Die Schlafzimmertür stand offen und ich hatte freie Sicht auf die Küche und genau dort wütete Sasuke. Er hatte sogar die Tür vom Kühlschrank abgerissen, jede Menge Lebensmittel mit Biss-spuren lagen auf dem Boden verstreut herum - Käse, Schicken, Brot, sogar Butter und Schokolade - anscheinend hatte er überall nur einmal hinein gebissen, gemerkt dass es nicht das war, was er brauchte und die Sachen achtlos zur Seite geworfen. Auch eine zerbrochene Flasche Milch lag dort. Den Krach hatte ich zwar schon vorhin gehört, aber ihn weder irgendwo eingeordnet, noch hatte ich ihm irgendeine Bedeutung beigemessen.

Ich warf einen Blick zum Bett. Immerhin konnten die Beiden dort nicht aufwachen. Bei denen war seine Magie am Wirken. Ich sah wieder zu Sasuke. Aber wahrscheinlich wusste er es gar nicht.

„Hepp.“

Ich hatte beschlossen gemeinsam mit Sasuke zu essen und sprang durchs Fenster.

Nahrungsaufnahme

Sasuke, der mich natürlich gehört hatte, drehte sich mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck zu mir um. „Das kann man gar nicht essen,“ heulte er fast und zeigte mit der offenen Handfläche auf den durchwühlten Kühlschrank.

„Natürlich nicht. Meine Güte, was für ein jämmerlicher Anblick. Schämst du dich nicht? Und so was nennt sich jetzt Dämon.“ Ich schüttelte den Kopf, dann zeigte ich auf das schlafende Pärchen. „Dein Fressen liegt dort und schläft.“

Sasuke sah zu den schlafenden Menschen. Als er verstand, was ich meinte wurde er blass. „Augenblick mal. Du hast auch normale Sachen gegessen. Und du hast...“

„Ja schon, aber du kannst das nicht. Und auch für mich ist menschliches Essen nicht wirklich nahrhaft. Es ist vielleicht so, als würde ein Mensch Zuckerwasser trinken oder so. Am Anfang nicht übel. Auf Dauer – nein. Vergiss es.“

Ich drehte mich um und ging auf das Bett zu.

Sasuke sprang empört auf und folgte mir. „Ich bin doch kein Kannibale. Ich werde keine Menschen fressen, und wenn ich verhungern muss, basta,“ erklärte er bestimmt.

„Hm, alles schön und gut. Aber da du kein Mensch bist, wärst du auch kein Kannibale, falls es wirklich so weit kommen würde. Es war doch dein Wunsch ein Dämon zu sein, oder? Sogar deine Seele wolltest du dafür hergeben.“

Ich konnte einfach nicht anders, als ihm das nochmal auf die Nase zu binden.

„Sch...schon, aber...also...nicht so, ich meine...“

„Beruhig dich. Ich meinte nicht, das du diese Leute mit Gabel und Messer essen sollst, ich hab dir doch schon erzählt wie das geht, in der Spiegelwelt, weißt du nicht mehr?“

„AH. Ja. Aber genau verstanden habe ich es nicht. Es ist auch egal. Ich werde nicht zum Mörder, egal was passiert. Nicht auf diese Art, im Kampf okay, das wäre etwas anderes, aber so – niemals.“

Sasuke hatte irgendwie sein menschliches Denken beibehalten, dachte ich. Auch wenn es sich verändert hatte, es schien so, als würde er sich selbst auch noch als Mensch sehen. Wir waren uns eigentlich sogar etwas ähnlich.

„Du musst sie nicht töten. Lass dich einfach von deinen Instinkten leiten. Ich nehm mir die Frau und geh mit ihr ins Nebenzimmer.“

„Wieso?“ fragte er mich.

„Wieso? Ehrlich gesagt, ich hab keine Lust zuzusehen, wie du es mit dem Kerl da treibst. Auch wenn es nur ums Essen geht.“

„Das meinte ich eigentlich nicht,“ hielt er mich auf als ich die junge Frau schon hochnehmen wollte. „Ich meinte, warum nimmst du sie und nicht den Mann. Du sagtest selbst, es geht dir nur ums Essen. Dann kann es dir auch egal sein, ob Mann oder Frau, oder?“

„Ist es auch. Von mir aus nehm ich den Typen, du kannst sie haben.“ Ich legte sie zurück ins Bett.

Sasuke sah verwirrt aus.

„Du meinst es ernst.“

„Sicher.“

„Nebenbei, wieso werden sie nicht wach?“ Er sah auf die beiden hinunter.

„Dank deiner Magie. Keine Ahnung, wie viel sie mitbekommen, aber sie können nicht richtig wachwerden oder das Bewusstsein erlangen. Später werden sie es abtun, als einen schlechten Traum. Oder,“ ich zwinkerte Sasuke zu, „vielleicht auch als einen schönen Traum.“

„Ich – ich, also ist okay, ich nehm den Mann. Welche Magie genau meinst du?“

Ich nickte. „Wir haben Glück das sie noch so jung sind und kein Baby im Haus ist. Babies könnten uns sehen und spüren. Sie würden plärren und die ganze Nachbarschaft alarmieren. Oje, wenn ich an früher denke. Da haben vor allem die Bauern noch an uns geglaubt und uns natürlich gejagt. Mit Mistgabeln und Fackeln. Das mit der Magie erkläre ich dir später.“ Ich nahm wieder die Frau auf die Arme.

„Was genau machst du mit ihr?“ rief er mir hinterher.

„Ich leihe mir nur etwas ihrer Lebenskraft. Keine Sorge. Bei ihr lädt sich die von ganz alleine wieder auf.“

„Und wie machst du das?“

„Wie wohl? Durch den Mund. Erste Überlebensregel bei den Menschen. Jeder kennt Mund zu Mund-Beatmung oder? Aber es ist viel mehr. Lebensodem.“

„Und was soll ich machen?“ Leichte Panik schwang in seiner Stimme mit.

„Hm, dreh ihn erst mal auf die Seite und leg dich am besten hinter ihn. Dann – saug dich an seinem Hals fest. Der Rest ergibt sich von alleine, wenn nicht – dann weiß ich auch beim besten Willen nicht, was du für eine Art von Batdemon bist.“ Ich drehte mich um. Mittlerweile hatte ich absolut keine Lust mehr über Essen nur zu reden.

„Aber – er wird nicht sterben, oder?“

„NEIN. Wird er nicht.“
 

Gereizt verschwand Naruto mit dem Mädchen. Am liebsten wäre ich hinterher gegangen, aber irgendetwas hielt mich auch hier fest. Na gut. Ich vertraute Naruto wie keinem anderen. Und ich hatte schrecklichen Hunger. Wie er es mir gesagt hatte, drehte ich den jungen Mann auf die Seite und legte mich hinter ihn, während ich mich auch zudeckte. Vorsichtig roch ich an ihm. Es waren keine angenehmen Gerüche und trotzdem – mein Körper fing an innerlich zu beben. So etwas hatte ich noch nie gehabt. War das Vorfreude oder so? Ich legte meine Lippen auf seinen Hals und fing an zu saugen. Was sich ergeben würde wusste ich nicht genau, ich beschloss mich einfach treiben zu lassen. Der Geruch veränderte sich. Unter seiner Haut sammelte sich Blut und das – roch so verdammt gut und erregend. Ich drängte mich automatisch noch enger an ihn. Fast hätte ich ihn vom Bett geschoben, aber ich konnte ihn rechtzeitig festhalten. Kleine Blutströpfchen benetzten meine Lippen und meine Zunge. Ein Teil von mir dachte, au backe, wie wird er seiner Frau so einen Flatscher von Knutschfleck erklären? Warum hatte ich ihn nicht einfach gebissen? Naruto hatte ja mal erwähnt, ich wäre eine Mischung aus Vampir und – Sexdämon. Als mir das wieder in den Sinn kam, wurde mir auch bewusst, was ich gerade trieb. Nicht denken, einfach tun, dachte ich und glitt zurück in eine Art Rauschzustand.
 

Nachdem ich satt war, war auch jede Anziehung von ihm verschwunden, die ich zuvor noch gespürt hatte. Er atmete schwer. Ich ging in den Nebenraum. Naruto war schon weg, das wusste ich, aber ich wollte einen Blick auf die Frau werfen. Sie lag auf der Couch und war zugedeckt. Eigentlich eine nette Geste, aber sie änderte auch nichts an der Tatsache, dass sie sehr blass und irgendwie krank aussah. Ich drehte mich wieder um und verließ das Haus auf dem gleichen Weg, wie ich es betreten hatte. So wie es aussah gerade noch rechtzeitig. Die Leute, die hier lebten wurden allmählich wach. Ich ging in die Richtung, in der ich Narutos Energie spüren konnte. Oh ja, sie war deutlich gestiegen. Er hatte sich wieder im Unterholz versteckt.

Als ich ihn erreichte, hatte er seine menschliche Gestalt angenommen, und lag mit dem Kopf auf dem moosbedeckten Boden.

„Da bist du ja endlich,“ gähnte er. „Ich dachte schon, ich müsste dich holen.“

Als ich nicht antwortete, sah er mich fragend an.

Ich schüttelte nur den Kopf und setzte mich neben ihn. Das eben, das war keine gute Erfahrung gewesen. Am Anfang schon, solange diese Art von Rausch anhielt, aber genau wie nach einem Saufgelage, schien es auch hier so was wie einen Kater zu geben.

„Du musst das nicht jeden Tag machen,“ sagte Naruto plötzlich.

„Dann – geht es dir auch so?“ fragte ich nach.

„Wie – auch so, was meinst du?“

„Fühlst du dich auch, na ja, schmutzig oder so?“

Naruto schüttelte den Kopf. „Nein, überhaupt nicht. Aber ich seh es dir doch an, das was nicht stimmt.“

Er sah wieder nach vorne. „Wie gesagt, du musst es nicht jeden Tag tun. Nur wenn du Hunger hast.“

„Wie oft ist das?“

„Kommt darauf an, wie viel Energie du verbrauchst.“

„Hm. Und wieso hast du dich in einen Menschen verwandelt?“

Naruto setzte sich auf. „Lass uns ins Dorf gehen. Einfach mal sehen, was hier so los ist. Lass uns Spaß haben.“

Marina und Josef

Langsam öffnete der junge Mann seine Augen. „Was für ein Horrortrip,“ flüsterte er leise zu sich selbst. Mühsam und stöhnend setzte er sich in seinem Bett auf. „Was für ein Horrortrip,“ wiederholte er. „Ein schwuler Horrortrip.“

Sein Blick fiel auf die leere Betthälfte neben ihm. War Marina schon aufgestanden, wie spät war es überhaupt?

Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, das es schon elf Uhr war. So spät? Er wollte aus dem Bett springen, aber seine Knie fühlten sich an wie aus Gummi. Ah ja, das musste es sein, er hatte sich wohl irgendeine Erkältung eingefangen. 'Umso besser, dann bleibe ich einfach im Bett.`

„Marina,“ rief er laut nach seiner Frau. „Marina, ich bin krank.“ Seine Stimme triefte vor Selbstmitleid und hätte besser zu einem Sterbenden gepasst.

Warum ausgerechnet so ein Traum? Er mit einem Kerl? Niemals.

Wo blieb sie überhaupt – er brauchte schließlich Pflege. Oder war sie gar nicht da?

„Marina. Bist du da?“
 

Im Nebenzimmer wachte eine junge Frau auf. Zuerst ärgerte sie sich über die Störung und zog sich die Decke über den Kopf. Dann merkte sie, das sie im Wohnzimmer auf der Couch lag. Seltsam, sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie in der Nacht hierher gewandert war. Vermutlich hatte Josef wieder so laut geschnarcht. Er brüllte immer noch. Gähnend schwang sie ihre Beine über den Rand des Sofas.

„Marina. Bist du da?“

Musste er schon am Morgen so herum brüllen? Dabei waren sie erst seit zwei Jahren verheiratet und Marina bereute es jetzt schon. Gleich nach der Heirat hatte er sich total verändert. Sie war SEINE Frau, das war SEIN Haus, und so weiter.

„Marina? Ich bin krank.“

Kranke schreien nicht so, dachte sie unzufrieden. Ach ja. Sie erinnerte sich vage an ihren Traum. Es war doch nur ein Kuss, aber trotzdem...sie legte ihre Finger an ihre Lippen...trotzdem war da mehr gewesen. Viel mehr. Aber was?

„Marina.“

„Sei still, ich habe Kopfweh,“ brüllte sie verärgert zurück nur um sich gleich darauf über sich selbst zu wundern. Normalerweise wäre sie längst aus dem Bett beziehungsweise vom Sofa gesprungen und hätte nach ihm gesehen. Aber jetzt interessierte es sie überhaupt nicht, ob er krank war, geschweige denn was er eigentlich hatte. Im Gegenteil, sie spürte sogar eine gewisse Schadenfreude und konnte nichts dagegen tun, sie musste leise kichern.
 

„Soviel zum Spaß,“ sagte ich zu Sasuke, der mir den Rücken zu wandte.

„Mh.“

Ich streckte mich. „Na schön, was soll man von einem Kaff schon groß erwarten.“

„Mh.“

Ich betrachtete immer noch seinen Rücken. Sasuke hatte es auf Anhieb geschafft, sich zurück in seine menschliche Form zu verwandeln. Seine Magie war auch nicht ohne. Nur schade, dass er sich darüber noch nicht bewusst war. Zu gerne hätte ich gewusst, ob er sie auch anders einsetzen konnte. Welche Fähigkeiten er hatte.

Aber anstatt mit mir zu reden, hatte er sich sofort, als wir uns in das Zugabteil setzten umgedreht und sah nach hinten aus dem Fenster. Was glaubte er, dort zu sehen?

„Was gibt es da hinten so interessantes zu sehen?“ wollte ich wissen.

Ich hatte immer noch die Arme hinter meinem Kopf verschränkt und betrachtete Sasukes Rückfront. In Erwartung einer längeren Erklärung schlug ich die Beine übereinander.

Nach einer Weile, ich dachte schon, ich bekomme überhaupt keine Antwort mehr, sah er mich kurz an, erklärte „ich muss aufpassen“, und drehte den Kopf wieder um.

„Ähm, okay?“ Dachte er wir seien im Mittelalter? Und wenn, glaubte er etwa ernsthaft die Dorfbewohner würden einem Zug hinterher rennen?

„Und auf, ich meine worauf? Worauf musst du aufpassen?“

„Auf die Maus.“

Ich hatte auf die Maus verstanden.

„Worauf?“

„Auf die Maus. Ob sie uns folgt.“

Verwirrt kratzte ich meine Stirn. Ob dieser Mann Drogen genommen hatte? Der, von dem Sasuke sich ernährt hatte.

„Und – hm – folgt sie uns? Die Maus?“ fragte ich ihn beklommen.

„Nein,“ endlich drehte er sich um und setzte sich normal hin.

„Na, so ein Glück.“ Ich wusste immer noch nicht, was ich davon halten sollte.

„Ha, also hast du doch Angst. Gestern hast du noch so getan, als interessiere es dich nicht.“

Jetzt verstand ich überhaupt nichts mehr. „Von welcher Maus redest du überhaupt? Von einer Maus? Oder von vielen weißen Mäusen?“

„Ich rede von dem Kerl, der dich besiegen will. Der unverschämte Winzling, den du so bewundert hast.“

Einen unverschämten Winzling, den ich bewundert hatte?

„Weil er so schnell sei,“ fügte Sasuke hinzu. Anscheinend hatte er gemerkt, das ich nicht wusste, von wem er da redete.

„Oh. Der.“ Endlich begriff ich. Erleichtert atmete ich auf. „Ach ja, er wird sicher nicht hinter dem Zug her rennen.“

„Woher willst du das wissen?“

Auch wieder wahr. „Na schön, könnte sein, aber wenn er hinter dem Zug her rennt, verbraucht er Energie, nicht wahr? Wir hätten ihn gespürt. Wenn, dann ist er oben auf dem Dach,“ ich deutete mit dem Zeigefinger nach oben, „oder sonst hier irgendwo im Zug.“

Sasuke sah mich mit großen Augen an. Dann sprang er auf und riss die Abteiltür auf.

„Du wirst ihn dann nicht finden,“ fing ich an, aber Sasuke war schon verschwunden, „weil er sein Yoki unterdrückt,“ beendete ich leise und ungehört meinen Satz.

Na schön. Es war ja klar, das er noch viel zu lernen hatte. Nur gut, das er mich mit meiner langen Erfahrung an seiner Seite hatte.

Eigentlich ganz nett, oder? Er schien sich Sorgen um mich zu machen.
 

Josef quälte sich aus dem Bett. Ein Glück, das er heute nicht arbeiten musste. Aber so konnte seine Frau nicht mit ihm reden. Das wollte er sofort klar stellen. Mit immer noch wackligen Knien schwankte er ins Wohnzimmer.

Seine Frau saß auf der Couch. Mit Bettdecke.

„Marina. So kannst du nicht mir reden.“

Seine Frau wurde blass. Sehr gut.

„Was hast du da?“ fragte sie. Jetzt wurde sie rot. Vor Ärger.

Unsicher ging Josef einen Schritt zurück.

„Was? Wo?“

„Da. Da an deinem Hals. Ist das ein Knutschfleck?“ schrie sie immer lauter.

„Ein...du spinnst ja. Woher...“

„Ja, woher. Sag du´s mir.“

Tief atmete ich durch. Zwei Waggons hatte ich schon ganz genau durchsucht, auch unter die Sitze und sogar in die Aschenbecher geschaut, nur für den Fall, das sich diese Maus in eine Schabe verwandeln konnte, aber nun stand ich vor einem offenen Waggon, der keine getrennte Abteile hatte. Die Leute saßen dort wie in einem Bus. Trotzdem, dieser ungehobelte Winzling mit seiner lächerlichen Frisur würde mir nicht entkommen.

Aber ich wusste mittlerweile auch, dass ich selbst in meiner alten, na ja nicht ganz so alten, menschlichen Gestalt dämonische Kräfte hatte, wenn auch nicht so stark, wie in dieser anderen Form.

Am Anfang war mir das überhaupt nicht so bewusst gewesen. Eigentlich hatte ich nur gesehen, das Naruto hinter mir im Schneckentempo her schlich, während wir zum Brunnen in die Dorfmitte gingen und mir ständig warnende Blicke zuwarf und irgendwelche Zischlaute ausstieß. Nach einer Weile hatte ich genug davon, passte mich seinem lahmen Schritt an und wollte wissen, was mit ihm los sei.

Er warf genervt seinen Kopf in den Nacken, sah hilfesuchend zum Himmel und murmelte irgendetwas vor sich hin, so dass man glauben konnte, er würde beten. Ein seltsamer Eindruck. Ausgerechnet bei dem.

Dann sah er nach links zum Bahnhof. Als wäre nichts gewesen oder als hätte er meine Frage total vergessen, sagte er plötzlich: „Hey, Sasuke. Lass uns irgendwo hinfahren.“
 

Wir entschieden uns für einen Zug Richtung Süden. Naruto wollte aus irgendeinem Grund nach Italien. Und da ich eh nichts Besseres vorhatte...

Zuhause konnte ich mich im Moment nicht blicken lassen. Ich fragte mich, wo man wohl meine Sachen hinbringen würde.

Naruto sagte mir eindringlich, ich solle mich ja nicht von der Stelle rühren bis er zurück sei und verschwand kurz, um unsere Tickets zu besorgen. Kurz darauf kam er zurück, wedelte triumphierend mit den Karten vor meiner Nase herum, entdeckte ein kleines Geschäft im Bahnhof und meinte wir sollten uns noch eindecken mit irgendwelchem Süsskram und Getränken. Ich erinnerte ihn daran, dass ich das eh nicht essen könne, aber Naruto meinte, Wasser könnte ich sicher trinken. Ich solle trotzdem mitkommen, ich würde doch so gerne lesen. Oder hätte sich das geändert? Das hatte sich nicht geändert, aber ich bevorzugte eben anspruchsvolle Literatur. Ist ja logisch. Als Journalist und Reporter.

Wie auch immer, ich entschloss mich, mit Naruto in den Laden zu gehen, das war besser, als hier herum zu stehen und zu warten.

In dem kleinen Geschäft deckte Naruto sich mit den Dingen ein, wie er es gesagt hatte, Schokoriegel, Chips, Cola und so weiter und ich betrachtete mir die Bücher und andere Zeitschriften. Am Ende kam ich mit einem neuen T-Shirt und einer Zeitung an die Kasse.

„Warum hast du nicht was aus dem Kleiderschrank von unserem Essen mitgenommen,“ wollte Naruto wissen.

„Ich hab nicht dran gedacht, aber du hast anscheinend Geld mitgenommen?“

„Nein, das ist dein Geld. Für unseren Campingausflug.“

„Aha, gut zu wissen.“

Endlich kam der Kassierer. Zu meiner Überraschung begutachtete Naruto die Zigaretten im Regal hinter ihm und ich wäre fast umgekippt, als er sagte, er wolle eine Schachtel Rauchdichschlau. Die Marke war nicht im Regal, der Verkäufer entschuldigte sich, er müsse kurz im Lager nachsehen.

„Du rauchst?“ Ich überlegte angestrengt, ob ich ihn schon rauchen gesehen hatte.

„Manchmal, aber darum geht es nicht. Sieh mal hier.“ Naruto ging auf den Monitor zu, der verbunden mit irgendwelchen Kameras den Laden bewachte. Im Moment waren nur wir beide dort zu sehen. Naruto hielt seine Hand neben den Apparat und anstatt des Bildes, das zuvor dort war, war nur ein Rauschen zu sehen, bis er seine Hand wieder runter nahm. Dann sah ich mich und die anderen Leute im Laden. Während sich alle ganz normal verhielten, sahen meine Bewegungen aus, als würden sie im Zeitraffer abgespielt.

„Ach so. Verstehe.“

„Na so ein Glück.“
 

Der Verkäufer tauchte wieder auf mit einigen Schachteln, legte eine auf die Theke und stellte die anderen ins Regal. Anscheinend hatte er die Ruhe weg, Kaugummi kauend rechnete er die Preise handschriftlich auf einem Zettel aus, den er uns nach der Bezahlung dann auch überreichte.

„Das ist wirklich ein Dorf.“

„Ja,“ bestätigte Naruto. „Aber wenigstens hat´s nen Bahnhof.“

„Warum hast du es mir nicht einfach gesagt?“

„Ich dachte, am Besten du siehst es selbst.“

Da war was dran. „Also muss ich mich immer in Zeitlupe bewegen?“ Davon war ich wenig begeistert.
 

Man würde sich daran gewöhnen, hatte Naruto mir gesagt.
 

Ich atmete nochmal tief durch, denn ich durfte mich von meinem Ärger auf diesen Typen, der mich einfach ignoriert hatte nicht überwältigen lassen, ich musste mich – jedenfalls fürs Erste – langsam bewegen. Auf keinem Fall durfte ich auffallen. Als ich mich bereit fühlte, ging ich auf den Waggon zu und öffnete die Tür. Sofort wurde mir übel. Ich hielt mir die Nase zu. Was für ein Gestank. Am Besten, ich würde mir diesen Wagen nur kurz ansehen und dann weiter gehen.

Als ich mich umsah, wagte ich meinen Augen kaum noch zu trauen. Das hier war eine Versammlung von Priestern und Nonnen oder Mönchen und Nonnen. Stimmte es? War ich verdammt? Alte Horrorfilme fielen mir schlagartig ein. Ich war ja so etwas wie ein Vampir. Ob mich das Kreuz dort wirklich verbrannte? Auf einen Test verzichtete ich. Stattdessen machte ich auf dem Absatz kehrt, um Naruto danach zu fragen. So war das nicht geplant gewesen. Ich hatte in Dämonen nichts Schlechtes gesehen. Trotz allem, was er so angestellt hatte. Wenn ich mir die Nachrichten ansah, fand ich Menschen zum Teil sogar schlimmer. Aber das ich in der Hölle brutzeln sollte, davon hatte mir keiner was gesagt. Im Gegenteil, von einem Gott oder einer Göttin namens Inari war die Rede gewesen.

Ich verzichtete auf jede weitere Vorsichtsmaßnahme und rannte so schnell zurück wie ich konnte.

„Hast du auch einen schwarzen Schatten vorbeihuschen gesehen?“ hörte ich jemanden fragen.

„Gibt es in Zügen Geister?“ war die Gegenfrage.
 

Schwer atmend erreichte ich unser Abteil, riss die Tür fast aus der Angel, knallte sie wieder zu und ließ mich Naruto gegenüber in den Sitz fallen. Der beachtete mich gar nicht, sondern sah versonnen und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen aus dem Fenster.

Vielleicht sollte ich mich erst mal beruhigen, entschied ich und griff nach der Zeitung.

Auf die Artikel konnte ich mich nicht konzentrieren. Immer wieder mischten sich die Geschichten aus meiner Religion mit der von Naruto. Von einem Dämonenland war die Rede gewesen. Um da raus zu kommen, hatte er immerhin sein Leben aufs Spiel gesetzt. War das die Hölle? Nein, er wollte ja dahin zurück. Jedenfalls bis vor Kurzem. Und die Spiegelwelt? Leben wollte ich dort sicher nicht, aber es war auch nicht so wie man sich eine Hölle vorstellt.

„Also gut,“ ich ließ die Zeitung auf meinen Schoss sinken. „Lass uns Klartext reden.“

Naruto´s verträumter Blick wurde wieder klar, als er mich überrascht ansah.

„Ich habe da einige Fragen an dich.“

Von Schlüsselwörtern und universalen Gesetzen

„Als da wären?“ fragte er mich gelangweilt, gähnte herzhaft und stützte dann seinen Kopf auf die Hand.

Am liebsten wäre ich ihm an die Gurgel gesprungen. Ich sah zu Boden. Unmöglich konnte ich vor Naruto mit der Frage herausplatzen, ob wir in der Hölle landen würden und selbst wenn, konnte ich dagegen jetzt ja auch nichts mehr tun, ich musste mich unbedingt beruhigen, sonst nahm mich dieser arrogante Idiot nicht ernst.

„Zwei Waggons habe ich durchsucht, da war sie nicht. Beim dritten Waggon ist mir was Seltsames passiert,“ fing ich an.

„Du meinst wegen dem Weihrauch?“ Seine Stimme klang jetzt normal.

Ich sah auf.

Naruto sah wieder aus dem Fenster. „Ja, dieses Zeug ist für niedere Dämonen das reinste Gift. Was denkst du, wieso ich für uns ein paar Waggons weiter entfernt ein Abteil ausgesucht habe?!“

„Ich bin kein niederer Dämon.“

„Das sehe ich. Ich bin auch keiner. Trotzdem nicht sehr angenehm, oder? Die wissen genau, was für Kräuter sie gegen uns einsetzen müssen.“ Aus mir unerklärlichen Gründen fing Naruto zu lachen an.

„Und das bedeutet?“ fragte ich ratlos.

„Na schön, wenn es dich so sehr stört, können wir uns auch woanders hinsetzen. Ich meine, einen ganzen Wagen voll von Leuten umbringen, das sieht nicht so gut aus, oder? Bestimmt werden wir dann bei der nächsten Haltestation von der Polizei festgehalten, du hast nicht mal einen Ausweis. Gehen wir ihnen lieber aus dem Weg.“

Naruto war schon aufgestanden.

„Nein, hier stört es mich nicht. Schon gut. So hab ich das nicht gemeint,“ wiegelte ich schnell ab, denn Naruto hatte sich schon ein paar seiner Chipstüten unter den Arm geklemmt.

„Wie dann?“

Jetzt musste ich sie doch stellen. Die Frage, deren Antwort ich im Grunde genommen lieber gar nicht wissen wollte.

„Also stimmt es? Dämonen kommen in die Hölle? Ist der Teufel unser Herr?“

„Wer?“

„Der Teufel.“

Naruto sah mich schweigend an, als hätte ich den Verstand verloren.

„Es gibt keinen Teufel,“ sagte er endlich.

„Aber – was ist dann mit diesen Priestern und ihrem Weihrauch? Wieso macht uns das was aus?“

„Es würde uns auch was ausmachen, wenn jemand anders dieses Kraut verbrennt. Menschen vertragen auch nicht alles, oder?“

„Wir sind aber keine Menschen. - Nicht mehr.“

Naruto setzte sich wieder und sah mich leicht besorgt an. „Stimmt. Aber genau wie Menschen haben wir einen physischen Körper, ein Ego und einen freien Willen.“ Dann sah er nach oben und fasste sich theatralisch an den Kopf. „Aber obwohl wir der Gegenpol zu den Engeln sind müssen wir uns für unsere Taten verantworten, das ist ja so ungerecht.“

„Was heißt das nun wieder?“

Er sah mich wieder an. „Nur weil wir einen freien Willen haben, also entscheiden können was wir tun, müssen wir einen Teil unseres Lebens im Fegefeuer verbringen.“ Er beugte sich nach vorne. „Wird ein Hai verurteilt, nur weil er sich ein Bein schnappt? Wird der Tiger bestraft, nur weil er ein Zebrafohlen...“

Weiter kam er nicht. Ich hatte ausgeholt und ihm einen ordentlichen Schlag verpasst.

„Dir mag es vielleicht egal sein. Mir nicht.“
 

Fluchend rieb ich mir eine pflaumengroße Beule auf meinem Kopf. Dieser Blödmann. Dabei hatte ich ihn nur etwas aufheitern wollen, weil er so ernst dreinschaute. Ja, das hatte man von seiner Nettigkeit, geschah mir ganz recht. Ich würde in Zukunft daran denken, nahm ich mir vor. Und mich abseilen, so bald wie möglich.
 

„Ähm, wie war das? Engel haben keinen freien Willen?“ fragte er überrascht nach.

Ich sah wieder aus dem Fenster. Mein Kopf schmerzte und die Beule pochte, aber ich würde es mir nicht anmerken lassen und Sasuke auch nicht ansehen.

„Nein. Haben sie nicht. Ihr Wille ist auch Gottes Wille.“

„Und – welcher Wille ist unser Wille?“

„Unser Wille ist unser Wille. Aber letztendlich dienen wir alle Gott.“

Sasuke schwieg. Ein Glück. Leider nicht für lange.

„Dieses Kreuz – würde ich verbrennen, wenn ich es anfasse?“

„Was für ein Unsinn. Würdest du verbrennen, wenn du Holz anfassen würdest?“ Ob das wohl noch die ganze Zugfahrt so weitergehen würde.

Am besten, wenn ich die Sache abkürzte.

„Inari hat mir ein paar Schlüsselwörter gegeben. Eines davon ist Balance. Oder Gleichgewicht. Wenn du ein Tablett mit zwei Bierkrügen an einen Tisch bringst, musst du sie ausbalanciert bringen, oder? Wenn du beide auf eine Seite zum Beispiel nach links stellst, kippt dir das Tablett von der Hand. Zusammen mit den Bierkrügen. Wenn kein Gleichgewicht da ist, herrscht Chaos. Darum gibt es Engel und Dämonen. Das verstehst du, oder? Wenn es nur Gesundheit aber keine Krankheit gäbe, würden die Leute auch nicht auf sich achten. Außerdem...“

„Warte mal. Ich hab keinen Engel gesehen. Bei diesem Ehepaar, das wir – ähm – verletzt haben. Wo sind die denn?“ unterbrach er mich.

„Sie sind da. Aber sie dürfen nicht eingreifen, wenn sie nicht um Schutz gebeten werden. Da können sie eben nichts machen. Der freie Wille ist ein universales Gesetz. Ohne Bitte, kein Handeln erlaubt.“ Ich zuckte mit den Schultern und machte eine Coladose auf. „Gut für uns. Früher – haben die Menschen ständig um Hilfe oder Schutz gebeten. Zu meiner Zeit gab es diese Religionen noch nicht.“

„Was hast du da gemacht?“

„Was wohl? Habe nach jemand anderem gesucht. Überhaupt waren wir für die Menschen nicht die Bösen. Im Gegenteil. Viele Menschen haben auch uns und unsere Kraft gebucht, sozusagen, um ihr Dorf oder Land gegen ihre menschlichen Gegner zu verteidigen.“ Ich nahm einen Schluck aus der Dose. „Als Bezahlung bekam man eben einen Menschen. Es gibt immer noch Dämonen, die auf Menschenfleisch spezialisiert sind. Können nichts anderes essen, die armen Viecher, sind in ihrer Entwicklung echt zurück geblieben. Und die Leute, die sich zur Verfügung stellten, waren auch keine Opfer, die haben sich freiwillig gemeldet, die waren sogar stolz darauf, für ihr Land etwas tun zu können. Menschenopfer, so wie es in den Geschichtsbüchern steht, also das man sie in einen Vulkan geworfen hätte, um den Vulkangott zu beruhigen, das stimmt so nicht.“ Ich merkte, das ich etwas nostalgisch wurde. „Wenn man früher in ein Haus ging, stand auf dem Tisch schon ein Teller mit frischgebackenem Brot und ein Krug mit frisch gemolkener Milch.“ Ich grinste Sasuke zu. „Nur das Beste für dämonische Besucher. Wenn man so freundlich und ehrfürchtig behandelt wird, na ja, dann lässt man die Leute eben in Ruhe und begnügt sich mit dem was sie einem anbieten.“

„Früher war alles besser, was?“ Sasuke grinste auch ein wenig.

„Nicht alles. Wie gesagt, alles hat immer zwei Seiten. Aber jetzt sind wir nur noch die Bösen.“

„Und kommen nach unserem Ableben ins Fegefeuer. Das ist – ähm – die Hölle, oder?“

„Nein. Da kommen auch Menschen hin. Eigentlich ist es ein Ort der Läuterung. Man bleibt mit seinem Astralkörper in dieser Astralebene und wird mit seinen Fehlern konfrontiert. Wenn man sie einsieht, geht man weiter.“

„Und wenn man sie nicht einsieht?“

„Muss man wieder zurück. Dann muss man diese Sache mit dem Karma durchziehen, du hast davon gehört?“ fragte ich Sasuke und nahm noch einen Schluck.

„Ja. Also – ist es nicht so gut, wenn man einfach jemanden umbringt, so wie du, oder?“

Ich sah ernst in seine dunklen Augen. „Nein, ist es nicht.“

„Was ist mit unserer Ernährung?“ wollte er gleich darauf wissen.

„Du hast ihn ja nicht umgebracht. Keiner verlangt von uns, das wir einen grausamen Hungertod sterben. Es gibt genug Energie im Universum, die beiden werden sie wieder auftanken. Und wenn sie ihre Engel bitten würden, würden die sie sofort damit versorgen.“

„Mh, also lebt man nach seinem Tod weiter.“

„Es gibt keinen Tod, nur Transformierung. Auch ein Schlüsselwort, merk es dir. Klar lebt man weiter. Hast du nicht die armen Wichte gesehen im Bahnhof?“

„Wichte im Bahnhof?“

„Also nicht? Das kommt sicher noch, ja drei Stück. Drei Menschen die keinen materiellen Körper mehr hatten. Solche Geister treiben sich gerne an Orten rum, wo viel los ist.“

„Wieso?“

„Die brauchen auch Lebenskraft. Sonst verlieren sie ihren Astralkörper, der kann auf dieser niedrigen Ebene nämlich nicht ohne seinen physischen Doppelgänger existieren.“

„Aber – warum sind sie nicht weitergegangen? In diese andere Welt?“

„Was weiß ich. Hab sie nicht gefragt.“ Ich warf die leere Dose in eine Mülltüte, die wir mitgebracht hatten.

„Aber – dann können sie ja auch nicht wiedergeboren werden, nicht wahr?“

„Wer will schon wiedergeboren werden?!“

„Aber...“

„Und jetzt lass mich schlafen.“ Ich verschränkte demonstrativ die Arme und lehnte mich zurück. Ja. Wer wollte schon wiedergeboren werden in diese materialistische, bipolare und gierige Welt, wenn es woanders so viel besser war.

Endlich an der Grenze

Ich dachte noch eine Weile über Sasuke nach. Aus dämonischer Sicht war er immer noch so etwas wie ein Neugeborener. Vielleicht würde er den Rest seiner Menschlichkeit noch verlieren. Der Gedanke behagte mir irgendwie so gar nicht. Ich mochte nach wie vor den alten Sasuke. Den, den ich kennen gelernt hatte. Es kam mir vor, wie eine Ewigkeit. Das erste Treffen, in dieser Bar. Dann im Park.

Zu dumm, das ich keine Ahnung hatte, wie diese Dämonisierung in der Spiegelwelt genau vor sich ging.

Nun, aber ganz sicher würde er immer besser mit seinen Fähigkeiten umgehen können und vermutlich noch weitere entwickeln. Jeder Dämon wurde stärker, je älter er wurde. Zwar nicht unendlich stärker, aber Sasuke hatte noch jede Menge Potential, da war ich mir sicher. Sogar ich konnte noch stärker werden. Allerdings würde ich trainieren müssen. Dazu war ich – eigentlich – zu faul. Nur, ich könnte es niemals auf mir sitzen lassen, wenn Sasuke stärker werden würde, als ich. Leicht schielte ich ihn kurz von der Seite her an.

Nachdenklich sah er aus dem Fenster.

Vielleicht philosophierte er gerade. Über Sinn oder Unsinn. Oder sonst irgendetwas.

Ich schloss die Augen wieder und dachte über seine Fragen nach. Was würde wohl passieren? Ja, ich war mit Kurama verschmolzen, körperlich als auch seelisch, aber im Grunde genommen waren wir doch zwei Seelen gewesen. Nein, eigentlich – Kurama hatte keinen wirklichen Körper gehabt, nur seinen spirituellen Körper. Mein menschlicher Körper hatte sich nur verändert durch seine geistigen und magischen Stärken. Je größer sie geworden waren, desto mehr hatte sich auch mein Körper daran angepasst.

An die Fähigkeiten, die ich durch seine beziehungsweise unsere Schwänze bekommen hatte, hatte ich mich auch nur langsam gewöhnen können. Aber das war schon ewig her. Trotzdem hatte es Spaß gemacht. Ich hatte Menschen und Dämonen viele Streiche gespielt, durch die Kraft, die ich von den vier Kitsuneschwänzen erhalten hatte. Mittlerweile setzte ich sie aber überhaupt nicht mehr ein. Vielleicht sollte ich es wieder tun, überlegte ich. In den ganzen Jahrhunderten hatte sich mein vierter Schweif nicht geteilt. Oder gab es da andere Gründe?

Ob sich meine Seelen wohl trennen würden nach dem physischen Tod? Das würde bedeuten, Naruto wurde als Mensch und Kurama als Dämon wiedergeboren, oder nicht? Und wie war das bei Sasuke?

Ich nahm mir vor, Inari danach zu fragen. Wer weiß, vielleicht gab er/sie mir ja auch von selbst Antwort, immerhin war Inari mein Lehrmeister gewesen und wollte mich als Bote haben.

„Du solltest auch schlafen,“ nuschelte ich vor mich hin bevor ich völlig in meine Träume davon driftete.
 

Naruto murmelte im Halbschlaf irgendwas von Schlafen. Träumte der vielleicht, das er schlief? Ich konnte nicht verstehen, warum dieser Kerl so verdammt sorglos war, immerhin hatte er eine offizielle Warnung bekommen von einem Wicht der so schnell war, dass man seine Bewegungen überhaupt nicht sehen konnte. Aber so war er ja von Anfang an gewesen. Zum Davonlaufen.

„Weißt du was? Ich hasse dich. Du bist einfach...,“ nicht unausstehlich, ich suchte in meinem Kopf nach dem richtigen Wort, „nervig, unerträglich,“ grollte ich leise.

Seine Fuchsohren hatte er nicht ausgefahren, also würde er mich wohl nicht verstehen. Allerdings waren seine menschlichen Ohren auch viel besser, als die von normalen Menschen.

Besorgt beugte ich mich vor und musterte sein Gesicht.

Er sah aus, wie ein friedlich schlafender Teenager. Kein einziger Muskel war angespannt.

Erleichtert lehnte ich mich wieder in meinen Sitz zurück. Nein, er hatte mich nicht gehört. Ich sah zur Decke. Vielleicht hatte Naruto recht und dieser winzige Feuerdämon versteckte sich dort oben? Wenn ich meine Gestalt wechselte konnte ich mit Leichtigkeit aus dem Fenster steigen und das überprüfen. Ja, genau. Ich entschloss mich, meinen Gedanken sofort in die Tat umzusetzen. Zwar hatte ich keine Ahnung, wie ich den flinken Zwerg besiegen sollte, aber eine Schwäche musste er ja haben. Um eine Maus zu fangen, brauchte man Käse. Es war mir nur recht, wenn ich dieser Käse war, alles war besser, als hier herum zu sitzen und nichts zu tun. Nicht auszudenken, wenn der Kerl hier hereinkam und Naruto im Schlaf überfallen würde. Dämon eben. Ich stand auf und wollte gerade das Fenster öffnen, als die Sonne herein fiel. Durch die Glasbrechung mit der das Sonnenlicht auf Narutos Haar strahlte sah es aus, wie flüssiges Gold. Einfach zu schön. Ich betrachtete es eine Weile, um mich selbst anzufeuern. Auf keinem Fall wollte ich ihn verlieren. Und wenn ich selbst dabei draufgehen würde, ich würde es einfach nicht zulassen, das ihm etwas passieren würde, basta.

Auf diese Weise mental gestärkt, schickte ich mich an, das Fenster zu öffnen. Die obere Klappe fiel krachend und quietschend ein Stück weit auf, so als wäre sie schon seit Jahren nicht mehr geöffnet worden. Erschrocken sah ich zu Naruto. Auch als ich eine gefühlte Stunde gewartet hatte, bewegte er sich nicht. Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Na schön, umso besser. Man soll ja immer nur das Gute sehen. Aber an dem Fenster sah ich keinen Riegel zum Öffnen. Blieb nur, es einzuschlagen. Und das würde Naruto mit Sicherheit alarmieren und aufwecken. Etwas sagte mir, vielleicht meine eigenen dämonischen Instinkte, das der Grund, warum Naruto durch den Krach nicht aufgewacht war genau dieser war. Sein Instinkt. Er hatte einfach gewusst, das ihm keine Gefahr drohte.

Ich setzte mich wieder. Dann würde ich eben Wache schieben.
 

Es war schon dunkel, als ich mich an den Schultern gepackt fühlte und geschüttelt wurde.

„...suke. Sasuke.“

„Hm?“

„Wach endlich auf. Wir müssen aussteigen?!“

Seine Stimme. Aussteigen? Mitten während der Fahrt? Der war ja verrückt.

„Naruto, wir müssen bis zum Ende sitzen bleiben,“ erklärte ich ihm.

„Was meinst du?“

„Du bist so – bist du noch nie Achterbahn gefahren? Es ist gefährlich, während der Fahrt aus zusteigen,“ erklärte ich weiter. Dumm hatte ich sagen wollen, aber dann fiel mir ein, das dieser alte Dämon vermutlich nicht so genau über einen Jahrmarkt Bescheid wusste.

„Wir sitzen im Zug, nicht in der Achterbahn.“

Plötzlich war ich hellwach.

„Was hast du gesagt?“

„Wir sitzen im Zug, nicht...“

„Das meine ich nicht,“ unterbrach ich Naruto. „Wieso denn aussteigen?“

Schon wieder verfolgte mich das Bild dieses Heji. Der personifizierten Bedrohung und Bosheit. „Sind wir schon da?“

„Wir sind schon nahe an der Grenze. Und du hast keinen Ausweis. Ich weiß zwar, das man vielleicht nicht mehr kontrolliert wird, keine Ahnung, auf jedem Fall will ich kein Risiko eingehen. Also lass uns hier aussteigen.“

Ich konnte mich irren, aber ich glaubte, ein sanftes Lächeln zu sehen, als er hinzufügte: „Schließlich will ich dich nicht verlieren.“

Sasuke - Naturtalent

Sasuke stand auf. Er stellte sich vor das Fenster und war schon drauf und dran seine Krallen auszufahren, um es einzuschlagen, als ich ihn stoppte. Überrascht sah er mich an.

„Viel zu laut,“ erklärte ich.

Sasuke rollte mit den Augen aber das störte mich nicht. Ich wusste, was er dachte. So etwas wie, ich verletze mich doch nicht dabei oder vielleicht auch, hier hinten sind doch kaum Leute.

„Ein Fenster einzuschlagen kann ziemlich laut sein,“ fügte ich deswegen dazu.

Allerdings, wenn ich das aus Versehen schon getan hatte, hatte ich nie jemanden gesehen, den das interessierte. Nirgendwo gingen Lichter an, nie hatte ich das Blaulicht - oder war es rot? - eines Polizeiautos gehört. Gut für uns. Schlecht für die Menschen.

„Okay, aber es lässt sich ja nicht öffnen. Kein Riegel oder so? Also springen wir ab?“

Ich sah ihn an. „Daran hab ich noch überhaupt nicht gedacht. Keine schlechte Idee.“

„Wie jetzt?“

„Ach, vergiss es. Ich denke, es ist besser, wenn wir durchs Fenster verschwinden. Nachher sieht uns noch einer und glaubt, wir wären Selbstmörder.“

Falls es doch jemanden interessieren würde, Menschen waren unberechenbar.

Sasuke lachte, als fände er diese Vorstellung komisch.

„Na schön, und wie sollen wir das Fenster lautlos einschlagen?“

„Gar nicht. Wir benutzen unsere Magie.“

Ich dachte an vorhin. An meine Überlegungen. Daran, das ich nur selten die Möglichkeiten genutzt hatte, die mir meine Schwänze gaben. Und seit einer ganzen Zeitspanne schon überhaupt nicht mehr. Auch daran, das ich nicht schwächer als Sasuke werden wollte. Wenn ich sich mein vierter Schwanz wirklich nur deshalb nicht mehr teilte, weil ich diese Fähigkeiten nicht nutzte, und irgendwie war es doch auch einleuchtend, dann sollte ich das vielleicht besser wieder tun.

Also schloss ich meine Augen und konzentrierte mich.

„Ähm, Naruto, was passiert mit dir? Ist das die Magie, die...“

„Pst. Stör nicht meine Konzentration.“

Ich hörte einen abfälligen Laut, aber dann nur noch Stille. Der richtige Moment war entscheidend und den zu finden war gar nicht so einfach. Zuerst spürte ich das Vibrieren, ich war auf dem richtigen Weg, jetzt musste ich nur noch abwarten – da wars, dieses Gefühl in der Brust, als würde man sich erschrecken. Ich öffnete die Augen und streckte meine Hand durchs die Scheibe. Ha. Ein unglaubliches Gefühl des Triumphs durchströmte mich und ich überlegte schon, ob ich mich noch weiter raus wagen sollte, als ich mich gepackt und zurück gerissen fühlte.

Alles war wie immer. Ich lag auf dem Boden und sah mich verwirrt um.

Ein Sasuke, der unter mir lag sah mich erschrocken an.

„Ein Glück, ich dachte schon, du würdest sterben,“ keuchte er.

„Wirklich? Oder war das Absicht?“ Verärgert riss ich mich los und stand auf.

Sasuke kam auch wieder auf die Beine. „Was meinst du?“

„Gar nichts, vergiss es.“ Ich stellte mich wieder ans Fenster. Keine Ahnung wieso, aber irgendwie misstraute ich diesem neuen Sasuke. Vielleicht war es nur eine schlechte Angewohnheit, aber sie hatte mir schon mehrmals das Leben gerettet.

„Sasuke, kannst du auch in dieser Form im Dunkeln sehen?“

„Klar,“ er stellte sich neben mich und sah mich immer noch seltsam an.

„Wir verlassen den Zug am Besten da vorne.“ Ich deutete mit dem Kinn auf ein Waldstück, welches kurz vor einer Brücke kam.

„Schon wieder ein Wald,“ murrte Sasuke.

„Wenn du willst können wir auch bis zur Brücke warten. - Und ins Wasser springen.“

„Nein, danke. Warte mal. Ein Feuerdämon kann nicht ins Wasser, oder?“

„Doch kann er.“ Langsam ging mir das auf die Nerven. Vielleicht sollte ich nach Heji suchen, anstatt auf ihn zu warten?

„Hör zu, Sasuke. Heji wird mich nicht angreifen, auch dann nicht, wenn er im Zug ist und uns ins Wasser oder in den Wald nach springt. Er will vermutlich die gleichen Bedingungen haben, wie beim Turnier.“

„Was macht dich so sicher?“

„Erfahrung?“

Wir bogen in die Kurve ein. „Okay, mach dich bereit.“

Da ich nichts Gegenteiliges gehört hatte, nahm ich an, der Wald sei für Sasuke auch in Ordnung.

Ich konzentrierte die magische Energie in meiner rechten Hand. Die starke Energie formte sich zu einer hellen Kugel und schwarze Schlieren stiegen zischend auf.

„Das nennst du lautlos?“ Sasuke hob ebenfalls die Hand. Seine magische Energie war blau wie Wasser und umschmeichelte seine komplette Hand.

Ich hatte seine Magie zuvor noch nie gesehen, nur die Auswirkungen und war – gelinde ausgedrückt – wirklich beeindruckt.

Er spielte damit, ließ sie Formen bilden. Ein Delphin, dann ein Drache, dann sogar zwei Drachen die in entgegengesetzter Richtung aneinander vorbei flogen oder schwammen oder was auch immer.

Sprachlos sah ich zu. Dieser Typ war anscheinend ein Naturtalent, ich musste an seine schwachen Flugversuche denken, sonst wäre ich eifersüchtig geworden, aber plötzlich sah ich ihn nicht mehr jämmerlich herum hüpfen vor meinem geistigen Auge, sondern majestätisch durch die Lüfte gleiten, wie ein Adler, obwohl ich eigentlich wusste, das ein Fledermausdämon das nicht konnte.

Fast hätte ich unseren Ausstieg verpasst.

„Sasuke,“ rief ich und schoss meine Kugel gegen das Fenster.

Ich hatte nicht aufgepasst, nicht nur das Fenster, die halbe Wand unseres Abteils flog nach draußen. Keine Zeit zum Ärgern, ich sprang hinterher und Sasuke folgte mir. Wir rannten nebeneinander auf den Wald zu. Ich erwartete eigentlich wieder einen Kommentar zu hören wie - aha, das ist also leise für dich? - aber der kam nicht. Sasuke schwieg sich aus.

Ohne uns abzusprechen marschierte ich auf die Grenze zu. Sasuke blieb immer noch hinter mir und schwieg. Ich war ihm dankbar dafür. Ein blödes Wort und ich hätte sicher etwas gesagt, was ich nicht sagen wollte. Etwas wie, du bist richtig gut, ich glaub du kommst auch ganz gut ohne mich zurecht, also tschüss dann. Und ich wäre zu stolz gewesen um diese Worte zurück zu nehmen. Eine, meiner schlechten Eigenschaften. Stattdessen ließ er mir Zeit, meine Eifersucht änderte sich fast schon in Bewunderung. Es hatte wirklich schön ausgesehen, als diese Drachen...

„Hey, Naruto,“ wurde ich angesprochen.

Oh, nein. Bitte nicht, dachte ich.

Ich blieb stehen, wartete bis er neben mir war, stemmte die Hände in die Hüften und fuhr ihn an. „Was?“

„Hab ich dir das eigentlich schon mal gesagt? Ich meine – deine Impulsivität. Ich – es gefällt mir.“

Verwundert starrte ich ihn an und merkte nicht mal, wie meine Arme wieder nach unten fielen. „Echt jetzt?“

„Ja.“

Sasuke beugte sich einfach vor, als sei es die normalste Sache der Welt, und küsste mich kurz, aber sehr sanft auf die Lippen. Dann beugte er sich wieder zurück.

Was jetzt? Ich war vorher schon zu verwundert, um normal zu reagieren und jetzt? Was sollte ich jetzt machen? Ihm eine runter hauen, oder? Hatte er mich überhaupt geküsst? Ich war mir überhaupt nicht so sicher, ich hatte kaum etwas gefühlt.

„Wie nett,“ kam eine sarkastische Stimme von oben.

Wir sahen beide hoch. Schon wieder auf einem Baum?

„Heji,“ rief ich schon beinahe so freudig aus, als hätte ich eben gerade meinen besten Freund und Retter getroffen.

Noch ein Spiegel

Heji legte erstaunt den Kopf zur Seite, verlor das Gleichgewicht und fiel wie ein Stein vom Baum herunter.

„Also – das wäre Sasuke nie passiert,“ dachte ich unangenehm berührt.

„Echt peinlich,“ murmelte Sasuke direkt neben mir.

Hejis Kopf steckte im weichen Waldboden fest. Sehr schnell zog er ihn heraus und sprang auf. Irgendwie erinnerte er mich an diese Kastenteufel dabei. Nachdem er sich von irgendwelchen Blättern in den Haaren und Erde in den Ohren befreit hatte, sah er uns mit hochrotem Kopf an, zeigte mit seinem Finger auf mich und beschuldigte mich: „Das hast du mit Absicht gemacht. Na warte!“

Kaum hatte er ausgesprochen, flitzte er auch schon wieder den Baum hoch und hüpfte davon.

Sprachlos stand ich immer noch da und sah in die Richtung in die er verschwunden war. Selbst Sasuke machte keine Anstalten ihm zu folgen.

„Also wo waren wir stehen geblieben?“ wurde ich plötzlich gefragt und damit aus meiner Starre gerissen.

Ich wandte mich Sasuke zu. „Genau, stehen geblieben. Ja, wir sind stehen geblieben, beeilen wir uns lieber. Heji ist nicht die einzige Präsenz, die ich hier spüre.“

Das stimmte sogar. Ich konnte deutlich den Geruch eines anderen Kitsune wahrnehmen. Und den von Weihrauch. Das war kein normaler Kitsune.

„Echt? Oder ist das eine deiner Ausreden?“ Sasuke hielt seine Nase in die Luft. „Sind uns etwa die Mönche gefolgt?“

„Nein, der kommt von Inari,“ erklärte ich ihm.

„Der Gott, dein Meister meine ich, der dich als Boten haben will?“

„Ja, genau.“ Laut sagte ich: „Ich wusste gar nicht, das Inaris Boten auch als Spitzel arbeiten.“

Genau als ich mich gerade umdrehen und loslaufen wollte hörte ich ein Rascheln.

„Aha, endlich zeigst du dich.“

Der weiße Kitsune stolzierte mit einem Spiegel auf mich zu und legte ihn vor mir auf die Erde, dann verschwand er einfach.

Sasuke stöhnte. „Nein. Bitte nicht. Nicht schon wieder Spiegel.“

„Das ist keiner von der Spiegelwelt,“ erklärte ich ihm und hob den mit Gold umrandeten Spiegel auf. „Der ist von Inari.“

„Was heißt das?“

„Ist ein heiliger Spiegel, erkläre ich dir später.“

„Hm, glaubst du, dieser Heji ist deshalb abgehauen?“

„Nein, glaub ich nicht. Ich hab es dir doch schon mehrfach erklärt, er will einen richtigen Kampf. Wahrscheinlich in der Dämonenwelt.“

„In der Dämonenwelt? Und wie kommen wir dann wieder zurück?“

„Also was mich betrifft,“ ich hob den Spiegel hoch, „wenn ich Inaris Bote werde, wäre das kein Problem.“

„Ah ja, und was ist mit mir? Moment mal, ist das so was wie ein Telefon?“

„Nicht ganz. Was ist mit dir – gute Frage, keine Ahnung, wolltest du nicht ohnehin mal dorthin?“

„Schon, aber mit dir.“

„Wärst du ja dann.“

Sasuke schlug mir auf den Kopf. „Ich würde aber nicht ohne dich bleiben wollen.“

Das Gespräch nahm eine Wendung die mir nicht gefiel. Ich änderte meine Gestalt, Sasuke tat es mir gleich.

„Gut, also los.“ Als er zustimmend nickte, rannten wir beide los.

Keine Ahnung warum, aber Sasuke hielt sich lieber hinter mir. Vielleicht wollte er mir den Rücken decken.

„Übrigens Sasuke – hab ich dir das schon erzählt – ich war Augenzeuge bei der Erfindung des Kastenteufels.“

„Ach ja? Wurde der von Dämonen hergestellt?“

„Nein, ich war damals in einem kleineren Dorf. Eine Hütte mit jeder Menge Geschmacksrichtungen hatte mein Interesse geweckt.“

„Mit was?“

„Eine Mutter, die zehn Kinder hatte. Jungen, Mädchen, von zwanzig Jahren bis fünf Jahren.“

„Ah. Verstehe.“

„Damals haben die Leute ihre Süßigkeiten selbst hergestellt. Sie haben Nüsse zerkleinert, sie mit Teig umschlossen, auf gebacken und dann kam Honig drauf.“

„Pfui Teufel. Nicht mein Geschmack.“

„Na ja, war eben so. Ihr Jüngster, also sie hatte das Zeug in einer Schachtel ganz oben auf dem Schrank stehen, und ihr jüngster Sohn hat sie jedes mal leer gegessen. Egal, welche Strafe er bekam und die waren nicht ohne, glaub mir, er konnte es nicht lassen.“

„Also eine echte Naschkatze?“

„Ja. Sie hat dann eine Art Feder gebastelt und obenauf einen hässlichen Hexenkopf geklebt. Mit Wasser, Mehl und Eiern.“

„Wie?“

„So stellte man damals Kleber her.“

„Wie alt bist du überhaupt?“

Sasukes Frage ärgerte mich. Er wusste sehr genau wie alt ich war. Aber das war nicht der Grund, weshalb ich mich ärgerte. Ich beschloss weiter zu erzählen.

„Na ja, wie üblich stellte er eine abenteuerliche Konstruktion zusammen um an die Schachtel zu kommen, er öffnete sie und heraus sprang dieses Teil. Vor Schreck fiel er runter. Ich konnte ihn gerade eben noch so auffangen.“

„Du hast ihn gerettet?“ staunte Sasuke.

Empört blieb ich stehen. Sasuke rannte mich über den Haufen und durch den Schwung konnte ich den Spiegel nicht mehr halten. Da wir den Wald schon längst verlassen hatten und über irgendeinen Grashügel neben Gewässer rannten musste ich tatenlos mit ansehen, wie der Spiegel den Hügel hinab rutschte und mit einem lauten Platschen im Wasser versank.

„Toll gemacht, Sasuke. Ganz toll.“

„Moment mal, das ist doch nicht meine Schuld. Du bist einfach ohne Vorwarnung stehengeblieben.“

„Auch wieder wahr, jedenfalls müssen wir ihn zurück bekommen.“

„Müssen wir das? Lass ihn doch einfach. Ich meine, war ja keine Absicht. Inari kann dich dafür nicht verantwortlich machen, oder?“

Überlegend starrte ich Sasuke an.

„Vergiss das dumme Teil einfach. Und hör auf, dir die Lippe blutig zu beißen, erzähl mir lieber, wie es weiter ging mit dem Kind.“

„Nichts weiter. Seine Mutter war mir sehr dankbar und wollte mich bewirten. Aber – die hatten eh nicht viel, also sagte ich, ich müsse weiter und das hab ich dann auch gemacht.“

Ich sah hinunter zu dem dunklen Wasser. Wie tief es da wohl war? Obwohl, direkt an der Steinmauer vielleicht nicht allzu tief. Die Dunkelheit konnte täuschen.

„Wir sollten den Spiegel sofort holen. Nicht das morgen irgendein Mensch dort von der Mauer springt und ihn findet.“

„Ohne mich. Ich fasse dieses Teil nicht an.“ Sasuke verschränkte die Arme. „Ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie dieser Edelstein aufleuchtet und der Spiegel mich einsaugt.“

Dich saugt er nicht ein, dachte ich. Aber das Gold und der Edelstein waren ein Problem. Den würde kein Mensch einfach mal kurz liegen lassen.

Ich seufzte. „Da hilft wohl alles nichts. Ich geh und hol ihn. Am Besten ich sehe es als Training.“

„Training? Wofür? Du kannst doch schwimmen?“

Ach Sasuke, du musst noch viel lernen. Ich sah mich vorsichtshalber um.

„Du hältst Wache.“

Die Fähigkeit des ersten Schweifes

„Hm,“ stimmte ich ihm zu. Wenn ich auch nicht wusste, wozu ich Wache halten sollte. Immerhin hatte er mir die ganze Zeit über versichert, von diesem Heji drohe ihm und damit auch mir, das ging mich schließlich auch was an, im Moment keine Gefahr.

Naruto lief schon los. Aber anstatt über die Mauer zu springen, stand er einen Moment reglos davor, sah sich nach links und rechts um und stieg dann darauf. Auf dem Vorsprung blieb er stehen. Sein Kopf war gesenkt, als würde er auf das Wasser schauen.

Ach so. Wahrscheinlich hielt er nach dem Spiegel Ausschau. Ich hob den Kopf, um ihn besser sehen zu können. Naruto´s Gestalt veränderte sich irgendwie. Eine Täuschung? Ich blinzelte zweimal zur Sicherheit. Nein. Seine Haut verfärbte sich, wurde dunkler. Auch seine Arme verformten sich seltsam. Was trieb er da nur? Wieso sprang er nicht einfach dem blöden Spiegel hinter her?

Für einen kurzen Augenblick erschien der Mond und verschwand gleich wieder hinter den dunklen Wolken.
 

Ich lief schnell ein paar Schritte zur Seite, um ihn genauer beobachten zu können.

Sein Mund hatte sich zu einer Art Schnabel nach vorne gewölbt, aber ich konnte scharfe, spitze Zähne sehen. Gab es so einen Vogel? Warum ein Vogel? Wollte er über dem Wasser kreisen, wie eine Möwe auf der Suche nach einem Fisch? Wohl kaum, also was sollte das alles und nicht genug damit, auch sein Kopf wurde dicker und runder. Das lange Silberhaar – war einfach verschwunden. In was für ein Monster wollte er sich verwandeln? Ich hatte bisher gar keine Ahnung gehabt, dass er das überhaupt konnte. Soweit ich wusste, hatte er es auch noch nie getan. Jedenfalls nicht, wenn ich dabei war.

„Oh.“ Ich hatte erkannte, das sich Naruto´s Arme in Flossen verwandelt hatten. „Das gibt es doch nicht?!“

Unwillig schüttelte ich den Kopf. Er schien ein Fisch werden zu wollen. Nein, auf Fische stand ich höchstens gut durchgebraten, aber nicht auf – mit einem Satz sprang Naruto von der Mauer und während er fiel wurden seine Beine zu einem Fischschwanz. Nein, ein Delphin. In dieser Gestalt wollte er den Spiegel holen? Ein lautes Klatschen war zu hören und ich rieb überlegend mein Kinn.

Zuerst war ich schon leicht geschockt gewesen, das musste ich zugeben, aber nun dachte ich darüber nach, ob er sich wohl in jedes Tier verwandeln könnte. Wenn ja, war das ziemlich praktisch. Eine solche Fähigkeit als Reporter, die wäre unbezahlbar gewesen. Ich hätte mich leicht als Fliege an die Wand setzen und die entsprechenden Leute belauschen können. Bei der Vorstellung musste ich leise lachen. Dann kam mir in den Sinn, das ich wohl nie wieder schreiben würde. Schon als Kind hatte ich es geliebt zu schreiben, meine Umgebung zu beobachten, jede Kleinigkeit war mir wichtig und war es wert sie aufzuschreiben. Wenn ich fertig war, las ich es den Erwachsenen vor. Meistens lachten und klatschten sie und ich war einfach nur glücklich.

Ja, es war nicht so gelaufen, wie ich es mir gewünscht und vorgestellt hatte. Es stimmte auch, das ich es manchmal richtig gehend hasste, ins Büro zu müssen. Aber das hatte nichts mit dem Schreiben zu tun. Nicht das Geringste. Es lag an den Leuten. So gesehen hatte ich für Neji absolutes Verständnis. Ich hegte keine Rachegelüste oder ähnliches gegen ihn.

Bei meinem letzten Urlaub hatte ich eine Berghütte gemietet. Dort wollte ich wandern, frische Luft schnappen, einer meiner Ideen bekommen und ein Buch schreiben. Das würde mein großer Durchbruch werden. Ja, so hatte ich mir das vorgestellt. Ich hob meine Hand vors Gesicht und betrachtete sie. Eine Hand, eine Klaue mit der man zerstören konnte. Zum Schreiben weniger geeignet. Immerhin brauchte ich keinen Spitzer mehr, dachte ich leicht selbst ironisch. Mit diesen Krallen konnte ich problemlos jeden Stift schärfen.

Schreiben war für mich nicht einfach nur ein Mittel zum Zweck. Anfangs hatte ich mir sogar mit den Horoskopen Mühe gegeben. In jeder verdammten Geschichte steckte ein Teil von mir selbst. Ein geistiges Kind eben. Mit der Idee wurde dieses Kind geboren. Und wurde von mir als Vater großgezogen, bis es alleine laufen konnte. Erst dann konnte ich ENDE darunter tippen. Meine Güte, wie kitschig, schalt ich mich. So hatte ich das als Mensch empfunden, aber in der letzten Zeit kein einziges Mal daran gedacht. War das mein neuer Biorhythmus? Dann musste ich mich wohl damit abfinden.

"Wäre Naruto endlich da, hätte ich bestimmt andere Probleme," seufzte ich enttäuscht.

Ich beschloss meine vorherigen Gedanken wieder aufzunehmen. Jedes Mal, wenn eine Story abgelehnt wurde, hatte ich das Gefühl, man lehne mich persönlich ab. Und irgendwann – konnte ich es einfach nicht mehr hören. Dieses ständige „Nein. Haha.“ Noch nicht mal, ein „mal sehen,“ oder „ich überleg es mir vielleicht.“

Wütend ballte ich die Hand zur Faust. Dunkles Blut trat dort aus, wo die scharfen Nägel in meine Handballen geschnitten hatten, aber es interessierte mich nicht.

Sogar zum Bettler hatte ich mich herab sinken lassen. Hatte meinem Chef gesagt, er müsse mir auch kein Gehalt zahlen, wenn ich nur die Story haben könne. Das Atmen fiel mir schwer. Und noch nicht mal angesehen hatte er mich, als er sagte: „Reden sie keinen Unsinn. Gehen sie zurück an ihre Arbeit.“

Ich öffnete wieder die Hand. Nun lebte er nicht mehr. Obwohl ich von Naruto noch nichts gehört hatte, sah ich zu dem Mauervorsprung. Er war relativ hell, durchsetzt mit irgendwelchen Steinen. Kieseln wahrscheinlich. Ein Lektor oder der Chef einer Redaktion sollte vorher Reporter oder Schriftsteller sein, dachte ich. Dann würden sie bestimmt besser verstehen, was in uns vorging. Oder auch nicht. Zumindest die Wortwahl wäre vielleicht freundlicher. Und dann - dann war Naruto gekommen. Dieser kleine Junge, der sofort meinen Beschützerinstinkt weckte. Ich hegte gleich Gefühle für ihn, wie für einen jüngeren Bruder. Und am Anfang spielte er es auch so bis er sich plötzlich als gnadenloser und uralter Dämon entpuppte. Und meine Gefühle veränderten sich langsam auch. Ich wollte ihn immer noch beschützen, aber ohne es zu bemerken, fing ich an ihn zu lieben. Eingestanden hatte ich es mir zwar nicht, wer weiß ob ich es vor mir selbst mittlerweile zugegeben hätte, wäre dieser Abend nicht gewesen.
 

Mich in einen Delphin zu verwandeln war keine gute Idee gewesen. Delphine waren doch eigentlich geschickt, oder? Den Spiegel hatte ich zwar blitzen sehen, aber er war ziemlich dicht an der Mauer und auch halb im Sand versunken. Ich konnte mich kaum drehen dort. Mit der rechten Flosse paddelte ich, um den Sand aufzuwirbeln was auch gut gelang, allein ihn mit diesen Zähnen zu fassen zu kriegen, war ein Problem. Eigentlich hatte ich mit dem Gegenteil gerechnet. Frustriert stieß ich irgendwelche Laute aus und legte mich auf den Rücken. Was Sasuke wohl tat? Ob ich mal einen Salto machen sollte? So als kleines Unterhaltungselement, damit ihm nicht langweilig wurde. Es wunderte mich ohnehin, das er nicht schon am Meckern war. Vielleicht hatte ich auch ein falsches Zeitgefühl.

Hach, Mist. Ich rollte mich herum und wollte wieder untertauchen, als ich einen Hai auf mich zukommen sah. Seine dreieckige Rückenflosse teilte das Wasser und er kam sehr schnell näher. Unwillkürlich ertönte in meinem Kopf die Musik von dem Klassiker: „Der weiße Hai.“ Seltsam, diese Musik kannte bestimmt jeder, aber was war mit dem Komponisten? Hatte er Geld bekommen? Vielleicht hundert Euro. Aber als Künstler – hm, Sasuke ist auch ein Künstler, schoss es mir durch den Kopf. Und jetzt ist er ein Dämon. Schade eigentlich. Nicht das ich ein großer Leser war oder so, aber er hatte mir ja erzählt, wie er sich fühlt. Aber jetzt hatte ich keine Zeit darüber nachzudenken.

Der Hai tauchte unter und ich tat es ihm gleich.
 

Ich verschränkte die Arme und sah mich um. Das war ja mein Job. Natürlich sah ich keine Menschenseele. Keiner war da. Das hier war auch ein recht kleines Dorf an der Grenze. Den Namen hatte ich aber nur kurz gesehen, zu viel Theater mit Naruto. So ähnlich wie Cannabis. Nein, Unsinn. Cannobio natürlich. Nun machte ich schon schlechte Scherze mit mir selbst. Und kurz zuvor hatte ich ein Schild gesehen mit dem Namen Ascona. Aber Ascona sah aus wie eine kleine Stadt und lag außerdem noch in der Schweiz. Also jenseits der Grenze. Gut möglich, das sie hier in Cannobio an Dämonen glaubten, uns gesehen hatten was wiederum bedeutete, das sie in ihren Häusern bleiben würden. Selbst wenn, hatten sie uns nicht in menschlicher Gestalt gesehen. Und bestimmt gab es dort eine Gaststätte. Mit einem Doppelbettzimmer. Ich musste, ich wollte endlich Bescheid wissen. Naruto war damals verschwunden. Am liebsten wäre ich gestorben vor Angst. Ich fürchtete, er käme nicht mehr zurück. Auf den Knien hatte ich gelegen und gebetet, er möge zurück kommen. Sogar meine Seele würde ich dafür geben. Und er kam zurück, aber er wollte sie nicht mehr haben.

Wo blieb er überhaupt? Unruhig drehte ich mich zur Mauer um. Das konnte unmöglich so schwer sein. Konnte er den Spiegel etwa nicht finden?

Die Fähigkeit des zweiten Schweifes

Ich sah den Hai auf mich zukommen. Seltsam genug. Das er so nahe am Ufer nach Beute suchte – das konnte ich vielleicht gerade noch so durchgehen lassen, aber wieso warnten ihn seine Instinkte nicht vor mir? Also was stimmte nicht mit dem Tier? War es krank?

Am Anfang hatte ich zwar gedacht, der kommt mir gerade recht um die Fähigkeit meines zweiten Schweifs zu testen beziehungsweise mal wieder anzuwenden, aber mittlerweile hatte ich meine Meinung geändert. Würde ich ihn berühren und mich verwandeln dann mit allem was diesen Hai ausmachte, auch mit eventuellen Krankheiten.

Nein, danke. Ohne mich. Ich verwandelte mich vom Delphin zurück in meine Fuchsgestalt. Auch als Delphin hatte ich versagt. Frustriert tauchte ich zum Boden und griff nach dem Spiegel. Ein richtiger Delphin hätte das sicher hinbekommen. Sah so aus, als müsste ich noch eine Menge üben. Der Hai hatte zwar gezögert und abgedreht, allerdings nicht aufgegeben. Er behielt mich weiterhin im Auge, zog einen weitläufigen Kreis vor mir und schwamm dann geradeaus wieder auf mich zu.

Wäre das irgendein verrückter Dämon gewesen, hätte ich es gespürt. Ob das Tier krank war konnte ich unter Wasser nicht riechen. In Gedanken zuckte ich mit den Schultern und beschloss meine Fähigkeiten lieber an Land zu testen und zu trainieren.
 

Endlich tauchte Narutos Kopf bei der Mauer auf. Sein dämonisches Silberhaar schimmerte im Mondlicht. Dann schwang sich der ganze Kerl über den Mauervorsprung. In der rechten Hand hielt er den Spiegel, den ihm ein Bote von diesem Inari gebracht hatte. Aber anstatt herzukommen beugte er sich über die Mauer und sah zum Wasser hinunter.

„Was ist?“ sprach ich ihn an. „Hast du jetzt was anderes verloren?“

„Nein,“ Naruto schüttelte den Kopf, veränderte aber seine Position nicht. „Hab alles.“

Ich schlenderte zu ihm und stellte mich neben ihn weil ich sehen wollte, was oder wer seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Eine Flosse blitzte kurz auf und verschwand dann wieder. Ein zweiter Delphin? Nein.

„Ein Hai? Warum hast du mir nicht Bescheid gegeben?“

Fragend sah mich Naruto endlich an. „Wieso? Hast du noch nie einen gesehen? Wusste ich nicht. Aber ich denke mit dem da stimmt irgendwas nicht.“

„So habe ich das nicht gemeint. Was soll mit ihm nicht stimmen? Er wollte dich fressen, oder? Ist normal für einen Hai.“

Naruto atmete tief und genervt ein, als habe er ein lästiges Kleinkind vor sich. Oh, wie ich das hasste.

„Und wie hast du es gemeint? Normalerweise hätte er die Gefahr gespürt. Haie sind da sehr sensibel. Aber der da – ja er wollte mich fressen. Unglaublich.“

„Ich meinte, wenn du Hilfe brauchst, sollst du mir Bescheid geben,“ gab ich frostig zurück.

„Brauch keine.“

Naruto hatte sich schon seit Jahrhunderten ohne jede Hilfe durch das Leben geschlagen. Bestimmt hatte er es irgendwann einmal gewusst, aber wieder vergessen, das man zu zweit besser klar kam. Und irgendwie musste ich ihm das wieder in Erinnerung bringen.

„Und? Wenn er eben Hunger hat? Du siehst nun mal sehr verlockend aus.“

„Auch egal. Hauptsache, ich habe den Spiegel.“

Naruto entfernte sich von der Mauer, lief in die Mitte des Geländes und sah Richtung Stadt.

Hatte er mich eiskalt abblitzen lassen oder hatte er überhaupt nicht gemerkt, das ich die Gelegenheit ergriffen hatte und mein Satz zweideutig gemeint war.

„Super. Also ist das Problem gelöst. Glaubst du, der Hai springt dir hinterher?“ Ich hatte beschlossen, dieses Mal nicht locker zu lassen.

„Hinterher springen?“

„Weil du, wie gesagt, sehr verlockend aussiehst. Dieser Hai hat anscheinend einen erlesenen Geschmack. Also was soll mit ihm nicht stimmen?“

Ich kehrte Naruto den Rücken zu. Dieses Mal bekam ich keine Antwort. Naruto schwieg. Das störte mich nicht. Endlich hatte er die Botschaft verstanden. Ich marschierte los, Richtung Stadt. Nach kurzem Zögern folgte mir Naruto. Seine Schritte waren extrem leise, jedoch für Dämonenohren gut hörbar. Eigentlich hatte ich ihn mit seinen Gedanken allein lassen wollen. Aber in dieser Gestalt konnten wir schlecht darauf hoffen, das man uns ein Zimmer geben würde.

„Wir sollten uns zurück verwandeln,“ schlug ich vor.

Gesagt, getan. Naruto hatte sich wortlos wieder in sein altes Ich transformiert.

„So gefällst du mir sogar noch besser, als ohnehin schon.“ Ich wollte, das Naruto auch weiterhin nachdachte. Das er mich nicht mit irgendeiner banalen Bemerkung zurück wies. Es war einfach zu frustrierend. „In deiner wahren Gestalt.“

„Das ist nicht meine wahre Gestalt,“ funkelte er mich aus blauen Augen an. „Ich glaub, ich hab dir das schon mal gesagt.“

Schnaubend wandte er sich von mir ab und ging als Erster Richtung Zivilisation.

„Und ich?“

„Bleib hier oder komm mit.“

Da war es wieder. Machte er das mit Absicht? Und wenn ja, warum?

„Ich meine, ob ich dir besser in menschlicher oder dämonischer Form gefalle?!“

Innerlich stellte ich mich entweder auf eine Antwort ein, die den wahren Kern der Frage erst gar nicht beantwortete und schlichtweg ignorierte oder die das Thema wechselte.

Völlig überraschend sagte er nach zwei oder drei Minuten: „Ich glaub, mir gefällt auch die menschliche Gestalt besser.“
 

Welchen Phantasien hatte sich dieser Idiot hingegeben, als ich ihn mal für fünf Minuten allein gelassen hatte?

Ich wartete, bis Sasuke neben mir war.

„Du tust es auch. Ist besser, als ein Hai.“

„Wie?“

Ich legte Sasuke meine Hand auf die Schulter. „Du genügst mir auch zum Üben.“

Es war nicht unbedingt notwendig, meine Schwanzfähigkeiten in Fuchsform zu testen. Gerade jetzt war die Kraft des Zweiten aktiviert. Vor Sasukes Augen verwandelte ich mich in sein Ebenbild. Er keuchte leise.

„Und? Was sagst du? Nicht schlecht, oder? Das hier ist keine einfache Verwandlung, wie die in einen Delphin. Mit der Fähigkeit des Zweiten kann ich nicht nur dein Aussehen kopieren, sondern auch deine Fähigkeiten.“

„Du – siehst genauso aus wie ich. Mit Fähigkeiten meinst du, du kannst dich jetzt auch in einen Fledermausdämon verwandeln?“

Ich nickte. „Findest du das nicht auch praktischer? Ich meine, wenn wir in so einem kleinen Ort ein einziges Zimmer für uns beide buchen, ist es weniger verdächtig, wenn wir als Zwillingsbrüder aufkreuzen. Vor allem auch, weil wir hier in Italien sind. Vermutlich sind das Katholiken, die sich nicht damit wohlfühlen würden, uns ein Zimmer mit Doppelbett zu vermieten.“

Ich sah Sasuke ruhig in die Augen. Er wollte es wissen. Warum gerade Hier und Jetzt wusste ich zwar nicht, aber das war nicht wichtig. Dieser Augenblick war so gut wie jeder andere auch um die Dinge zwischen uns zu klären. Sasuke wurde leicht rot und nickte mir zu.

„Gut, dann lass uns jetzt endlich gehen.“

Die Kraft des Dritten

Mein genialer Plan hatte einen winzigen Fehler. Wir hatten keinen Ausweis. Das Hotel in das wir eincheckten wurde anscheinend von einem Ehepaar mittleren Alters geführt und zum Glück wurden wir erst gar nicht nach unserem Pass gefragt. Sahen wir so vertrauenswürdig aus? Ich warf einen Blick in den Spiegel, den ich von Inari hatte.

Sasuke stieß mir schmerzhaft den Ellbogen in die Seite. „Was hätten wir getan, wenn sie den Pass verlangt hätten?“ fragte er flüsternd.

„Tja, ungewöhnlich, das sie nicht danach fragten,“ stellte ich genauso leise fest.

„Th, gib mir eine Antwort.“

„Magie. Wir hätten sie glauben machen können, das sie ihn schon gesehen haben.“

Die Frau, die wie eine typische italienische Mama aussah, überreichte uns lächelnd den Schlüssel. Sicher dachte sie, wir könnten uns nicht zwei Zimmer leisten. Als hätte Sasuke etwas ähnliches gedacht, beugte er sich zu mir. „Wovon bezahlen wir das?“

„Wir haben noch Geld.“ Ich nahm den Schlüssel und hörte der Hotelbesitzerin zu, wie sie uns den Weg beschrieb.

Dann bedankte ich mich und forderte Sasuke auf, mir zu folgen.

„Hast du verstanden, was sie sagte?“

„Klar. Ich hab ja nicht umsonst so lange gelebt.“

„Hm, auch wieder wahr. Irgend etwas musst du in dieser Zeit ja gelernt haben.“

Seine Stimme klang leicht aggressiv. War er nervös? Dabei war er es, der das hier so unbedingt durchziehen wollte.

„Rede nicht so mit mir. Sonst kannst du´s gleich vergessen. Immerhin geh ich zum ersten Mal mit einem Kerl ins Bett, für den jede sexuelle Aktivität gleichbedeutend mit Fressen ist. Wehe, du versuchst irgend etwas Komisches.“

Sasuke wurde knallrot. „Hab ich nicht vor.“
 

Unser Zimmer war einfach aber sauber. Es war zwar ein Doppelzimmer, aber mit getrennten Betten. Normal, wenn man bedachte, das wir eigentlich Brüder waren. Bad und Dusche befanden sich auf dem Flur. Ich beschloss, zuerst zu gehen und machte dafür noch einen kleinen Ausflug ins Nachbarzimmer. Die Bewohner waren zwar da, aber sie hörten mich nicht. Gut, das Italiener so laut die Nachrichten im Fernsehen hörten.

„Augenblick mal. Willst du so gehen?“

„Wieso? Ich hab alles, Seife, Handtuch, Bademantel und Shampoo, was fehlt?“

„Das meine ich nicht. Willst du mit meinem Körper duschen gehen?“

„Das ist mein Körper. Er sieht nur aus wie deiner.“

„Und wenn du zurück kommst? Verwandelst du dich? Oder geht das etwa noch nicht?“

„Natürlich geht das. Wieso?“

„Gut. Weil – also – so wie du jetzt aussiehst – ich käme nicht in Stimmung.“

„Sei nicht so obszön, okay. Noch so eine Bemerkung und ich spring aus dem Fenster.“

Tz, was war los mit dem Typ? Man könnte glauben, er habe seit Jahren nicht...oder hat er nicht? Doch, hat er. Erst neulich.

Als ich vom Duschen zurück kam wurde ich angefahren: „Du siehst ja immer noch so aus wie ich.“

„Sasuke, ich wusste ja nicht, wer mir auf dem Flur begegnen könnte.“

Notgeil, kam mir in den Kopf. Oder schon wieder Hunger?

Abwartend blieb Sasuke stehen und sah mich an.

„Was ist? Ach so.“ Ich überreichte ihm Shampoo und Seife.

„Nicht das. Wir sind jetzt allein oder? Musst du nochmal weg?“

Ich stöhnte. Er brachte mich an den Rand meiner Nervenbelastungsfähigkeit. Darauf hatte ich keine Lust mehr. Ich löste die Verwandlung auf.

Zufrieden klemmte sich Sasuke die Duschsachen unter den Arm.

„Sag Bescheid, wenn du Kinder willst.“

„Was?“

„Schon vergessen? Ich bekomme auf diese Weise auch die Fähigkeiten der Person, in die ich mich verwandle.“

„Ähm, also – du meinst, wenn du dich in ähm eine Frau...,“ stotterte Sasuke herum.

Ich ließ mich auf mein Bett fallen und verschränkte die Arme hinter meinem Kopf. Das mein Handtuch dabei verrutschte war reiner Zufall, aber ich konnte Sasukes Herzschlag laut und deutlich hören.

„Ja, das meinte ich.“ Wenn es auch nur ein Scherz war. Ich würde mich nicht in eine Frau verwandeln. „Geh endlich.“

Sasuke blieb an der Tür stehen. Ohne mich anzusehen fragte er: „Kannst du das?“

„Hm?“

„Neun, nein zehn, Monate lang eine Frau bleiben?“

Er hatte das ernst genommen?

„Muss ich nicht. Reicht, wenn ich beim Empfang und bei der Entbindung eine Frau bin.“ Allein die Vorstellung brachte mich zum Lachen.

„Und – was für ein Kind würde es dann sein?“

„Wie?“

„Ich meine, ein Kind zwischen mir und der Frau in die du dich verwandelst, oder – unser Kind?“

Ich sah an die Decke. Über so etwas hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht, geschweige denn, Informationen eingeholt. Hätte ich nur den Mund gehalten.

„Weiß nicht. Aber du bist sowieso schwul, oder etwa nicht?“

„Ja.“

Ich atmete auf, als Sasuke von außen die Tür schloss. Mein Scherz war irgendwie nach hinten los gegangen. Das mir nochmal was nach so vielen Jahren peinlich sein würde...Ich sollte besser aufpassen, in wen ich mich verwandelte. Wenn es ein Tier sein würde, womöglich wäre ich dann läufig – verdammt, was für ein Unsinn. Ich drehte mich auf die Seite. Das war jetzt wirklich noch peinlicher. Nein, mehr als das. Richtig pervers. Ich vergrub mein Gesicht im Kopfkissen. Denk an was anderes. Genau. Sasuke wollte ins Dämonenland. Wenn er es wirklich immer noch wollte, musste ich mir überlegen, wie ich ihn da wieder raus bekam ohne ihn den Gefahren des dunklen Turniers auszusetzen.

Nein, auch nicht so das Wahre. An was sollte ich denken? Das er gleich kommt? Ja, ich denke an ihn.

Augenblick. Ich könnte ja mal die Fähigkeit des dritten Schweifes testen. Sasuke war ein Dämon. Dazu ein Fledermausdämon, also konnte er alles und jeden aufspüren. Er war perfekt dafür. Wenn er es nicht bemerkte, dann auch kein anderer. Falls er seine dämonischen Gaben überhaupt einsetzte, wohlgemerkt.
 

Frisch geduscht fühlte ich mich wie neu geboren. Naruto hatte mich total durcheinander gebracht. Mit Absicht? Das war ihm zu zutrauen, aber wozu? Ich beschloss, diese Sache nicht mehr zu erwähnen, obwohl er mich fast dran gekriegt hätte. Ein Kind, wie? Es war nicht so, das ich keins haben wollte.

Ich drückte auf den Knopf, der sich mitten im Knauf befand und zum Öffnen als auch zum Verschließen diente. „Hey, Naru...“

Wie? Er war nicht da?

Die Magie des Batdemons

Er war nicht da. Ich hatte das Gefühl, als wäre mir ein riesiger Felsbrocken ins Gesicht geprallt, als ich das Zimmer betrat. Und ich dachte auch keine Sekunde daran, das Naruto nur mal eben für fünf Minuten das Zimmer verlassen hätte. Er war abgehauen. Und hatte mich zurück gelassen.

Das ganze Zimmer duftete noch nach Seife.

Nicht nur mein Gesicht fühlte sich an, wie von einem Felsen getroffen, meine Gliedmaßen fühlten sich auch so an, als seien sie mit Eisenkugeln beschwert worden. Mühsam schleppte ich mich zu meinem Bett und setzte mich auf die Kante. Mein Gott, war ich ihm wirklich so zuwider? War es meine Schuld? Hatte ich ihm zu sehr zugesetzt, so dass er keine andere Möglichkeit sah, als sich aus dem Staub zu machen? Und wieso hatte ich nichts bemerkt? Was war ich nur für ein Idiot.

Und jetzt? Was sollte ich tun? Ihm hinterher rennen? Er wäre mir immer einen Schritt voraus und würde mich aus der Ferne auslachen oder noch schlimmer, verächtlich ansehen. Naruto – er war eben ein Dämon. Ein typischer Dämon, ganz anders als ich und...zwei schlanke Arme legten sich von hinten um meinen Hals, gefolgt von einem Seufzen. „Was soll ich bloß mit dir anfangen, Sasuke? Du hoffnungsloser Fall.“

Ich packte das schmale Handgelenk. Ein Traum? War ich eingeschlafen oder war das pure Einbildung? Was es auch war, ich würde es nicht entkommen lassen. Schwungvoll löste ich seinen Arm von mir und warf ihn aufs Bett. „Hab dich.“

„Hä? Du hast mich ausgetrickst? Wie teuflisch von dir. Das gefällt mir,“ kicherte die Einbildung.

„Wer bist du?“ wollte ich wissen.

Vielleicht hatte Naruto irgendeinen Pilz hier gelassen oder eine andere Pflanze, die Halluzinationen hervor rief. Ich wusste, dass er das konnte. Immerhin war Inari nicht umsonst der Gott der Saat und Pflanzen und bestimmt hätte er oder auch sie keine Zeit mit Naruto verschwendet, wenn dieser kein Talent für solchen Kram hatte.

„Ist das ein Spiel?“ wurde ich gefragt.

Ich sah mir den Kerl genauer an. Blondes Haar, das irgendwie immer nur tat was es wollte, als ob es lebendig wäre. Blaue Augen, die mich plötzlich etwas ängstlich ansahen. Die Lippen, die gerade ihr Lächeln verloren, die – für einen Blonden – relativ dunkle Haut. Eine Hand schoss nach vorne bevor ich reagieren konnte und legte sich auf meine Stirn. Dann wurde sie zurück gezogen.

„Hm? Kein Fieber?“

Naruto setzte sich plötzlich erschrocken auf. „Sasuke, sag jetzt nicht, du hast geglaubt, ich wäre abgehauen?“

Sein Gesicht lief gerade rot an vor Zorn. „Wie kannst du so etwas nur von mir denken, also das ist ja wohl die Höhe und außerdem...“

Nein, das war keine Einbildung. Erleichtert nahm ich ihn fest in die Arme.

„Mach so etwas nie wieder. Hörst du? Ich wäre fast gestorben. Ich hätte beinahe meinen Verstand verloren.“

„Sicher, das du ihn nicht verloren hast?“ Seine Stimme klang weder zynisch noch abfällig. Sie hörte sich ungewohnt sanft an und er legte seine Arme auch um mich.

Eine Weile saßen wir einfach so auf meinem Bett.

„Ich dachte schon, ich hätte dich verloren,“ presste ich endlich mit rauer Stimme hervor. Es war nicht zu leugnen, ich wusste es schon lange. Ich liebte diesen unmöglichen Typen. Vielleicht hatte ich es ja eine Weile lang verdrängt. Bei den ganzen Aufregungen in der letzten Zeit, war es auch nicht sonderlich schwer gewesen. „Ich liebe dich.“

Ich konnte fühlen, wie Naruto sich plötzlich entspannte. Und es gab auch keinen Widerstand, als ich ihn zurück aufs Bett drückte. Ob es zu viel verlangt war, die gleichen Worte von ihm zu hören? Nein, ich würde ihn einfach dazu bringen sie zu sagen. So zärtlich wie es mir nur möglich war angesichts meiner Erregung liebkoste ich seinen Körper mit meinen Lippen. Seinen Mund, seine Augen, seinen Hals, seine Brustwarzen bis ich zu seinem Bauchnabel kam. Naruto streckte sich wohlig und gab ein leises Seufzen von sich.
 

Ich konnte Sasukes streichelnde Hände und seine weichen Lippen überall auf meinem Körper spüren. Ob er seine dämonischen Instinkte nutzte? Jedenfalls schien er ziemlich genau zu wissen, wo und wie es mir am Besten gefiel. Für mich auch eine neue Erfahrung. Als passiver Teil. Er verwöhnte mich sehr gekonnt und ich drehte mich auf die Seite. Schließlich hatte meine Rückfront auch ihre Bedürfnisse und wollte nicht zu kurz kommen. Sasuke rollte sich hinter mich und fing an meine Schultern zu massieren während er sein Becken gegen mich drückte.

„Nimm doch Öl,“ nuschelte ich.

Sasuke hielt inne. „Öl?“

Mit einem Schlag war ich wieder klar im Kopf. Sag nicht, du hast keins.

„Creme?“ hakte ich nach.

„Ah – also...“ Er knetete weiterhin meine Schultern und bearbeitete mit den Daumen meine Rückenmuskeln. Aber ich spürte, das er nicht mehr richtig bei der Sache war. Vermutlich dachte er angestrengt darüber nach, wo er jetzt Creme oder Öl her bekommen sollte.

Wie dumm von mir das ich mich nicht selbst darum gekümmert hatte, wohl wissend, was für ein hoffnungsloser Fall er doch war. Aber jetzt eine Unterbrechung? Wie unromantisch. Nein, danke. Dann musste es eben auch so gehen. Ich drehte mich zu ihm um und schlang meine Arme um seinen Hals. „Setz deine Kräfte ein,“ forderte ich ihn auf. „Jetzt.“

„Ernsthaft? Ist das okay für dich?“

Dummkopf, hätte ich es sonst gesagt? Ich nickte.

Im nächsten Augenblick spürte ich unter meinen Händen, wie sich sein Körper veränderte und ich selbst wurde so plötzlich auf einer Woge des Glücks und der Lust davon getragen das ich ein lautes Aufstöhnen nicht verhindern konnte.

Der dämonische Sasuke hielt nichts von Zärtlichkeit. Er packte mich hart an beiden Oberarmen, warf mich auf den Rücken und presste mich mit seinem Körper so fest aufs Bett, das ich schon fürchtete, durch die Matratze hindurch auf dem Boden zu landen. Ich spürte einen Biss in die Unterlippe, schmeckte mein eigenes Blut und verglich Sasuke mit einem Funken von Restverstand kurz mit Doktor Jekyll und Mister Hide, bevor mich seine Magie endgültig in wellenartige Ekstasen hüllte.

Ein Zwischenfall

Sasuke schlief noch. Sein Gesichtsausdruck war der eines unschuldigen Kindes. Richtig niedlich. Ich wandte mich wieder meinem Spiegelbild zu. Mein malträtierter Körper war mit blauen Flecken übersät. Wäre ich ein Mensch gewesen, ich läge jetzt wahrscheinlich in einem Ganzkörpergipsverband in irgendeinem Krankenhaus und würde der Polizei erklären müssen, wer mich dermaßen misshandelt hatte.

„Tz.“ Man könnte meinen, es wäre sein erstes Mal gewesen. Am Besten wenn ich in Zukunft diese Sache selbst in die Hand nahm.

Aber eines war seltsam. Nicht nur, das er mir keine Energie entzogen hatte, er schien mir sogar welche übertragen zu haben. Unbewusst?

Ich hatte bisher nicht gewusst, das ein Batdämon so etwas überhaupt konnte. Und mit meinen Kenntnissen über Pflanzen – hey, wir könnten als Wunderdoktoren durch die Lande ziehen. Ich musste bei der Vorstellung kichern.

Der Klang schneller Schritte einer etwas korpulenten Frau drang an meine Ohren. Das war sicher Mama mit dem Frühstück. Nicht gut, wenn sie mich nackt vor dem Spiegel sah mit all den Flecken. Ich beeilte mich und zog mir den Bademantel über, den ich mir am Vortag aus einem der Nachbarzimmer „ausgeborgt“ hatte und ging zur Tür, um ihr zu öffnen.
 

Kaum hatte ich die Tür ganz gentlemanlike für sie geöffnet starrte sie mich aus immer größer werdenden Augen an. Was hatte die Frau denn? Okay, meine Nase sah etwas schief aus durch die Schwellung und auch meine Lippen waren noch nicht verheilt durch den Biss, aber kein Grund mich so entsetzt anzustarren.

„Guten Morgen,“ setzte ich an. „Vielen Dank, das sie sie die Mühe gemacht haben uns unser Frühstück ins Zimmer zu bringen.“

Mit einem lauten Scheppern ließ sie das Tablett fallen und ich sprang zurück. Verdammt, was sollte das?

„Was – was ist los?“ hörte ich Sasuke schlaftrunken fragen.

Ja, das hätte ich auch gerne gewusst.

„Wer sind sie?“, wurde ich resolut angefahren.

Mist. Das hatte ich ganz vergessen. Wie unvorsichtig von mir.

Mama Leone kam das Stück nach vorne, welches ich zurück gewichen war und warf einen Blick in den Raum. Sie sah Sasuke im Bett liegen und die Spuren unserer Nacht waren unübersehbar. Selbst wenn sie es nicht gewesen wären, mein Bett war zweifellos unbenutzt und ich war sozusagen ein fremder Kerl, der nur einen Bademantel an hatte, während der andere Kerl noch seine nächtlichen Anstrengungen ausschlief. Selbst für eine menschliche Nase roch es hier ganz eindeutig nach Sex.

Sie warf entsetzt ihre Arme in die Luft und ich hatte keine andere Wahl. Also packte ich ihr Kinn und drehte es ruckartig zur Seite. Ein unangenehmes Geräusch war zu hören, als ihr Genick brach und es kam mir vor, als würde sie mich noch voller Abscheu ansehen, bevor sie zu Boden sackte.

Sasuke saß nun hellwach im Bett und starrte mich so ungläubig an, als wäre ich ein Monster. Na ja, eigentlich war ich ja eines.

„Ich hatte keine andere Wahl, verstanden.“

Aus den Nebenzimmern hörte ich Geräusche. Der Lärm, den das Tablett verursacht hatte, als es zu Boden fiel zeigte Wirkung.

Kamen sie oder zogen sie es vor so zu tun, als hätten sie nichts gehört?

Wie auch immer, ich hatte einen Urlaub hier geplant und wenig Lust von der Polizei gesucht zu werden.

„Zieh dich an Sasuke. Wir müssen verschwinden.“

Zum Glück kam Sasuke sofort in die Gänge. Er sprang aus dem Bett, warf einen fragenden Blick zur Dusche den ich registrierte und mit einem Vergissesblick beantwortete, griff nach seinen verstreuten Klamotten und zog sich an.

Ich zog mir eben die Hose über als ich einen eindringlichen Blick im Rücken spürte. Als ich mich umdrehte, sah ich in Sasukes erschrockenes Gesicht.

„War ich das?“

„Wer sonst? Das Sandmännchen? Was für eine bescheuerte Frage, wir haben jetzt keine Zeit, also beeil dich.“

„Ich bin fertig.“ Sasuke sah zu der Frau, die auf dem Boden lag.

Ah, gut. „Versteck sie im Kleiderschrank, Sasuke.“

Ich zog sie schnell ganz ins Zimmer und knallte die Tür zu.

Mir wurde ein vorwurfsvoller Blick zugeworfen und viel langsamer als zuvor ging er zu ihr und schloss ihre Augen. Was für ein komischer Dämon.

Mittlerweile hatten sich tatsächlich einige Italiener auf dem Flur versammelt und fragten sich gegenseitig, was das eben wohl gewesen sei.

Ein Glück, das ich sie nicht verletzt hatte und eine Blutspur in unser Zimmer führte.
 

Ich hatte so gut geschlafen, wie schon lange nicht mehr. Allerdings aufgewacht war ich in einem Albtraum. Wieso hatte Naruto die Frau getötet? Und wie sah er überhaupt aus?

Aber ich musste mich zusammen reißen. Letztendlich war Naruto kein mordender Verrückter sondern ein Dämon. Es musste einen Grund dafür gegeben haben. Und anscheinend war Eile geboten. Ich nahm mir trotzdem die Zeit, mir die Frau nochmal anzusehen und nachdem ich wusste, dass sie wirklich tot war, ihre Augen zu schließen. Dann nahm ich sie huckepack und versteckte sie im Kleiderschrank.

Was dachte er sich dabei? Da würde sie nicht lange unentdeckt bleiben. Immerhin lagen irgendwelche Essensreste auf dem Boden herum und auch Flüssigkeiten, die nach Tee und Kaffee rochen. Später. Später würde ich mir das erklären lassen. Naruto hatte schon das Schloss geschmolzen und schob zusätzlich das schwere Bett vor die Tür. Dabei fluchte er vor sich hin. Ich verstand Sätze wie, so ein verdammter Mist, warum musste das passieren?

Ja, das hätte ich auch gerne gewusst und sah zum Fenster.

Naruto stellte sich neben mich. „Du verschwindest durch das Fenster.“ Dann berührte er mich und sah wieder genauso aus, wie ich.

„Und du?“

„Ich teste die Fähigkeiten meines vierten Schwanzes.“

„Kannst du nur da dran denken?“

Seine blauen Augen bohrten sich in meine. „Ja. Und du solltest auch an deinen Kräften arbeiten und sie vor allem kennen lernen. Wenn du überleben willst.“

Der Ernst mit dem er sprach jagte mir einen Frösteln über den Rücken.

„W...wie meinst du das?“

„So wie ich es sagte, natürlich. Wir werden es nicht immer mit normalen Menschen zu tun haben.“

Ich erinnerte mich an Heji.

„Es gibt auch Menschen mit besonderen Kräften. Also los.“

Naruto verschwand einfach vor meinen Augen, aber ich konnte ihn noch riechen. Dann nicht mehr. War er etwa schon draußen?

Mittlerweile klopfte jemand an der Tür und rief irgend etwas auf Italienisch, das ich nicht verstand. Höchste Zeit auch für mich zu verschwinden.

Ein neuer Schweif

Als ich gerade durch das Fenster nach draußen verschwinden wollte, traute ich meinen Augen kaum. Erstarrt blieb ich auf dem Fenstersims sitzen.

Naruto flog. Nein, es war mehr ein Schweben. Wie ein Segelflugzeug. Wie hatte er das hinbekommen? Seine – eigentlich eher meine – schwarzen Fledermausflügel waren zur Gänze ausgebreitet und er flog ziemlich schnell vom Dorf weg Richtung Wald.

Ich konnte den Wind spüren und sah, wie Naruto sich von ihm tragen ließ, als hätte er nie etwas anderes getan. Eine Böe kam von rechts und er lehnte sich leicht zur Seite. Ah. Ich verstand. So hielt er das Gleichgewicht. Obendrein sah es auch noch elegant aus. Wie ein Tanz.

In mir machte sich ein Gefühl der Missgunst breit, womit ich nun überhaupt nicht gerechnet hatte. Ja, ich war neidisch. Aber ich liebte ihn doch, warum also so ein mieses Gefühl? Aber es war da und ich hörte mich selbst mit den Zähnen knirschen.

Naruto drehte sich nach mir um.

Sag nicht, er hat mich aus dieser Entfernung gehört!?

Immerhin brachte sein Blick mich in die Realität zurück, ich breitete meine Flügel aus, stieß mich ab und – landete auf dem Boden. Hätte ich mich nicht im letzten Moment abgefangen, ich wäre gefallen.

Nein, das waren weder der Ort noch die Zeit und schon gar nicht der passende Moment um ebenfalls elegant dahin zu schweben. Ich rannte praktisch im gleichen Moment los, als ich das Zersplittern der Zimmertür hörte, die aufgebrochen wurde. Mir blieb nichts anderes übrig, als mein Tempo so zu steigern, das mich die Leute zumindest nicht klar erkennen konnten, falls sie zum Fenster laufen sollten. Vermutlich sahen sie zuerst mal die zerbrochenen Tassen auf dem Boden und fragten sich, was genau passiert war. Nur ein wenig Zeitaufschub, aber mir war jede Sekunde recht. Immerhin gab es überall Bäume, Löcher und Gräben, Hecken, aber auch Mauern hinter denen ich mich kurz verstecken konnte um die Lage zu peilen. Ich wusste nur eines, man durfte mich nicht sehen.

Kurz vor dem Wald breitete auch ich die Flügel aus. Ich hob sogar ab und flog ein Stück, leider nicht besonders weit.

„Gut gemacht.“

Ich blieb stehen und drehte mich um.

Naruto lehnte immer noch in meiner Gestalt mit dem Rücken an einem Baum.

Gut gemacht? Dieser Idiot. Ich wusste selbst, das es nicht gut war. Gar nichts war gut.

Wie hast du das gemacht?

Warum hast du die Frau umgebracht? War das ehrlich nötig?

Und gestern?

Hat es dir überhaupt etwas bedeutet, oder war es nur meine Batmagie?

Du hast meinen Namen geflüstert. Aber kein ich liebe dich.
 

Ich wusste nicht, wie lange wir uns wortlos und fast feindselig anstarrten.
 

Plötzlich seufzte Naruto und sah zu Boden. Er ließ die Arme, die er die ganze Zeit verschränkt gehalten hatte hängen und verwandelte sich in sein dämonisches Ich. Der Grund war leicht zu erkennen. Seine Wunden heilten. Rauch stieg auf. Meine Wut und mein Frust verwandelten sich in Schuldgefühle und ich wandte mich ab. „Tut mir leid.“

„Muss es nicht. Ich war begeistert.“ Er lachte mit rauer Stimme. „Deine Magie ist eine Klasse für sich. Wirklich.“

„Verstehe.“

„Aber das nächste Mal nehmen wir lieber ein Gleitmittel.“
 

Mein Herz setzte aus. Ich hatte mich nicht verhört, nicht wahr?!

Es würde ein nächstes Mal geben und er wollte mich, nicht meine Magie. Hitze machte sich an einer Stelle breit, an der ich sie jetzt gar nicht haben wollte. Und ich wollte auch kein einziges Wort mehr von Naruto hören, aus Angst mein eben wieder gewonnenes Glück würde zerstört werden.

„Ich versuch mal herauszufinden, wo wir eigentlich sind,“ suchte ich nach einer Ausrede um weg zu kommen, prüfte kurz nach ob mein Herz wieder schlug und rannte dann los.
 

Nachdenklich sah ich Sasuke hinterher. Warum musste der Morgen so blöde anfangen? Eigentlich hätten wir jetzt ein romantisches Frühstück im Bett haben können. Uns dann gegenseitig tief in die Augen gesehen und vielleicht auch nochmal – nein, ganz sicher sogar.

Das Schicksal eines Dämons. Th.

Nein, wem wollte ich hier was vormachen? Ich schüttelte den Kopf. Es war einzig und allein meiner Gedankenlosigkeit zu verdanken, das wir wie Kriminelle flüchten mussten.

Sasuke hatte sich gut geschlagen. Instinktiv hatte er genau das Richtige getan und verhindert, dass er gesehen wurde.

Ich drehte mich um und betrachtete meine Kehrseite. Gemerkt hatte ich es natürlich. Wie auch nicht. Aber beide Schwänze klebten noch zusammen. Ein neuer Schweif. Nach so langer Zeit. Im Moment sah es noch so aus, als hätte ich drei normale und einen vierten, viel zu dicken Schwanz.

Eine kurze Bewegung mit meiner verlängerten Wirbelsäule und das lange Silberhaar teilte sich. Ein kleiner schmerzhafter Ruck, ich hatte schon lange vergessen, wie es sich anfühlte, und der vierte machte dem fünften Platz.

Wenn das mal nicht cool war. Meinen Kopf in den Nacken werfend sah ich zu den Baumkronen hoch und lachte leise.

Ein fünfter Schweif, mit dem ich schweben konnte. Jetzt konnte ich mich nicht nur unsichtbar machen, wenn ein Feind auftauchte, ich war auch in der Lage hoch zu schweben, so dass er mich auch durch meinem Geruch nicht finden konnte. Großartig. Mit so was hätte ich nie gerechnet.

Und es passte perfekt zu Sasukes Form. Sobald er mehr Übung hatte konnten wir zusammen fliegen. Möglich war es, das wusste ich jetzt. Er musste nur noch herausfinden wie. Da konnte ich ihm leider nicht helfen, ich war mit meiner eigenen Kraft geflogen. Aber die Flügel waren nicht nur Zierde. Das war sicher. Zufrieden stemmte ich die Fäuste in die Hüften.

Und hielt die Luft an, als die Erinnerung kam.
 

/Flashback Kapitel 11
 

„Kurama, du bist dran.“

„Ja, ja. Ich komme gleich.“ Verträumt sah ich hinüber in die andere Welt. Na ja, eigentlich war es nicht wirklich eine andere Welt, aber sie war von unserer getrennt. Dort drüben lebte alles. Alles war bunt, total farbenfroh und lebendig und hier – es war einfach nur trostlos. Heji stellte sich neben mich.

„Ich weiß, was du denkst. Aber dorthin kommst du nie.“

„Das weiß ich selbst.“ Meine Stimme klang nicht mal ärgerlich.

Das schien sogar Heji zu wundern, er sah mich kurz an.

„Also – kämpfst du nicht wie die anderen aus reiner Lust am Töten?“ fragte er dann.

Ob ich ihm das sagen konnte? Nein. Natürlich nicht.

„Wie kommst du auf diesen Schwachsinn? Ich will Blut sehen, das ist alles.“

„Ist das so?! Ich dachte schon, du willst einfach nur das Turnier gewinnen.“

„Klar will ich gewinnen, wer nicht?“

„Na ja.“ Heji machte eine Pause. „Bin gespannt, was du dir zur Belohnung wünschen wirst.“

Ich sah seinen stacheligen Kopf an. „Was soll der komische Tonfall?“
 

/Ende
 

„Heji,“ flüsterte ich leise. So war das also.

Sasuke kam zurück. Seine Augen wurden groß, als er mich ansah. „W...was ist Naruto? Du bist ja ganz blass.“

„Ich muss dir was sagen, Sasuke.“

Er kam unruhig näher und stand dann genau vor mir. War er schon immer so groß gewesen?

„Also, es ist wegen Heji.“

Sasukes Augenfarbe veränderte sich schlagartig und ich sah an ihm vorbei. Ich konnte Heji unmöglich als Feind betrachten. Mir war absolut klar, warum er unbedingt gegen mich kämpfen wollte, jetzt nachdem ich wusste, wer er war.

Sasukes Hände ballten sich zu Fäusten.

„Was ist damit? Treibt er sich hier herum?“

„Äh, hab ihn nicht gesehen. Ich wollte dir sagen,“ ich suchte nach Sasukes Blick, „Heji ist mein Freund.“

52. Hejis Geschichte

Sasukes Gesicht versteinerte sich augenblicklich. Wie ein Gargoyle, dachte ich unbehaglich. „Dein...Freund,“ presste er mit zusammen gebissenen Zähnen hervor.

„Ja, na ja, sofern man mit jemandem wie ihm befreundet sein kann.“ Ich wandte meinen Blick wieder von Sasuke ab und überlegte, wie ich ihm das erklären sollte. Tja, da stand ich nun und musste jemandem Rechenschaft über harmlose Freundschaften abliefern. Und das mir. Ich war wirklich und wahrhaftig in eine Beziehung geraten. Einfach unvorstellbar.

„Was soll das heißen?“ fragte Sasuke ungeduldig.

Richtig, der wartete ja immer noch auf seine Erklärung.

„Na ja, es ist so,“ fing ich an und setzte mich auf den Boden, das hier dauerte vielleicht etwas länger, „Heji ist kein normaler Feuerdämon. Um genau zu sein, er ist der Sohn einer Schneefrau.“

Sasuke setzte sich jetzt auch. Immerhin sah er nun nicht mehr ganz so grimmig aus der Wäsche.

Belehrend hob ich meinen Zeigefinger. „Schneefrauen leben in einer eigenen Welt sozusagen. Auf einem Berg voller Schnee, eine Eislandschaft, die von Nebel verborgen immer wieder den Platz wechselt. Im Dämonenreich. Man kann sie nicht so einfach finden. Verstehst du?“

Sasuke schüttelte den Kopf.

„Es ist ein Matriarchat. Nennt man das so? Es gibt nur Frauen, und Frauen regieren über diese Welt.“

„Keine Männer.“

„Keine Männer. Alle 100 Jahre oder so bringt eine Schneefrau ein Kind zur Welt, ein Mädchen, das genauso aussieht, wie sie selbst.“

„Ohne Mann?“

„Ohne Mann. Mit denen haben sie nichts am Hut. Aber hin und wieder kommt es vor, das sich so eine doch in einen Kerl verliebt.“

„Denk, da gibt es keine Männer?“

„Gibt es auch nicht. Woher soll ich wissen, wie und wo sie den getroffen hat? Hör auf zu nerven, lass mich zu ende reden.“

Sasuke nickte nur leicht misstrauisch. Er hatte wohl keine Ahnung was das Ganze sollte. Ich selbst eigentlich auch nicht.

„Wenn sie sich in einen Mann verliebt und sich auf den einlässt, wird das Kind ein Junge sein.“

„Oh.“

„Aber kein normaler Junge. Es ist ein unglaublich – hm – aggressiver, blutrünstiger Junge, selbst für einen Dämon. Glaub mir. Und stark. Es macht ihm Spaß, diese Frauen zu töten, selbst wenn es die eigene Mutter ist. Na ja. Bei der Mutter bin ich nicht ganz sicher, aber die anderen Schneefrauen schon. Die erledigt er und lacht dabei. So was kam schon vor. Darum ist es unter Todesstrafe verboten, also für eine Schneefrau, sich mit einem Mann einzulassen.“

„Moment mal. Willst du damit sagen, Heji ist so ein Junge?“

„Genau. Er wurde als Baby – naja – weg geworfen, seine Mutter getötet. Das ist das Gesetz.“

„Wie grausam.“

„Schon. Aber die Älteste trägt die Verantwortung für die Gruppe. Und weiß aus Erfahrung, wie viele schon gestorben sind bei so einem Fall.“

„Dann sollte sich so eine Frau eben nicht mit einem Mann einlassen.“

Schweigend betrachtete ich Sasuke.

„Was?“

„Und das von dir.“

„Wieso?“

„Ein Mensch sollte seine Finger auch von Dämonen lassen. Zumindest wenn er nicht lebensmüde oder Schlimmeres ist.“

„Also wurde Heji …weggeworfen?“

„Ja, er wurde verbannt, sozusagen. Heji konnte schon im Mutterleib alles hören und verstehen. Man hat ihn über irgendeinem Wald abgeworfen, über den das Eisland grade schwebte.“

„Ja. Okay. Armer Junge. Ist er deswegen was Besonderes? Dein Freund, oder wie?“ Genervt setzte sich Sasuke anders hin.

„Ja, ist er.“ Langsam ärgerte ich mich. „Er hat mir mehr als nur einmal das Leben gerettet. Ich kann ihn nicht als Feind betrachten.“

Vielleicht täuschte ich mich, aber ich hatte den Eindruck, Sasuke wurde etwas blass im Gesicht.

„Wir waren eine Weile zusammen,“ fuhr ich fort und spürte sofort wieder Wut von ihm ausgehen. Oder Eifersucht? „Also, nicht nur wir beide, wir waren eine Gruppe. Und ich habe ihm vertraut. Trotzdem würde er alles tun, um mich zu besiegen. Wirklich alles. Und...“

„Weil du diesen Eismagier besiegt hast? Hat er Komplexe?“

„Hm, könnte man so ausdrücken. Er will beweisen, das seine Feuermagie stärker ist, als jede Eismagie, denke ich.“

„Warum rächt er sich nicht an denen, die ihn verbannt haben? Was will er damit beweisen?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Weiß ich selber nicht so genau. Ist nun mal so. Heji redet auch nicht darüber. Auch nicht über seine Gefühle. Jedenfalls – ist er wirklich stark. Ich bin sicher, er ist hier irgendwo. Und wenn er mich in der Menschenwelt herausfordert geht das bestimmt nicht ohne Opfer ab.“

„Wieso hat er sich dann bisher zurück gehalten? Und was tun wir?“

„Weiß nicht, aber ganz sicher nicht aus Sympathie für die Menschen. Wir gehen ins Dämonenland. Du wolltest sowieso hin oder?“

Nachdenklich starrte Sasuke auf den Boden.

„Also bei dem gibt es noch mehr Opfer als bei dir schon, ja?“

„Hey!“

„Einverstanden, gehen wir in dieses Land. Aber wie willst du ihn besiegen?“

Gute Frage. Das würde nicht einfach werden.

Sasukes Entscheidung

So weit zu unseren Flitterwochen. Und ich hatte sie mir schon ausgiebig in meiner Phantasie ausgemalt. Eine Woche Italien, vielleicht Venedig. Naruto und ich in einer Gondel. Oh ja, ich hatte durchaus auch eine romantische Ader wenn ich die richtige Person dafür fand. Oder bei diesem speziellen Fall den richtigen Dämon. Ich warf einen Seitenblick auf Naruto, der immer noch auf der Wiese saß. Wenn ich so darüber nachdachte war bisher noch kein Vorhaben von ihm in die Tat umgesetzt worden. Jedes mal kam was dazwischen und er änderte seine Pläne und ich fragte mich schon jetzt, ob wir es wirklich ins Dämonenland schaffen würden oder vielleicht eher in Alaska landeten.

Auf der anderen Seite...Naruto wollte mit Heji in seiner Heimat kämpfen, um die Menschen zu schützen. Unschuldige, die dem verrückten Feuerzwerg zum Opfer fallen würden, wenn er hier ohne sich zurück zu halten seiner Magie freien Lauf ließ. Das Naruto soweit dachte und soviel Rücksicht nahm wärmte mein Herz auf die angenehmste Weise. Hätte ich einen Spiegel gehabt und mein Konterfei darin mit einer rosa Herzbrille vor den Augen gesehen hätte mich das nicht weiter gewundert.

Gleichzeitig war ich mehr als beunruhigt. Okay, Naruto hatte dieses komische Turnier gewonnen, um in die Menschenwelt zu kommen, aber – wie stark war er wirklich? Er hatte Hejis Schnelligkeit ja sogar schon andächtig bewundert. Ich selbst hatte seiner Geschwindigkeit weder mit meinen Augen noch mit meinem Instinkt folgen können. Vielleicht war es mittlerweile anders, aber vermutlich nicht wesentlich anders. Oder besser ausgedrückt, wenn ich ihn das erste Mal sah und dann in der Lage war ihn das zweite Mal zu sehen, war ich tot.

„Was hältst du davon, wenn wir erst mal nach Alaska gehen?“

„Wie?“

„Flitterwochen.“

Naruto lachte. „Danke.“

„Wofür?“ fragte ich ihn erstaunt.

„Dafür das du mich etwas aufgeheitert hast mit deinem Witz.“

Ich ballte die Fäuste. „Das war kein Witz.“ Eigentlich wollte ich es so sagen wie ich mich fühlte. Verärgert. Stattdessen kam ein Knurren aus meiner Kehle. Was war das? Wegen meiner Angst um ihn vielleicht?

Naruto ignorierte es und stand auf.

Ich begriff, das es keinen Sinn machte, ihn dazu bewegen zu wollen hier zu bleiben. „Und wie kommen wir dort hin? Ins Dämonenland.“

Naruto legte überlegend einen Finger an die Lippen. „Hm, wer weiß?!“

Dieser Typ. Meine rosa Herzbrille löste sich in Luft auf. Nun gut, sie war ja auch nur Phantasie gewesen. Trotzdem. „Du könntest mal damit aufhören, mit deinen Kommentaren den Leuten ihre Träume zu nehmen.“

„Was meinst du?“

„Nichts, was du jemals verstehen würdest. Egal ob du nochmal 4000 oder 40 000 Jahre wirst.“ Das wurde er bestimmt nicht.

Wenn dieser Heji aufgrund seiner Herkunft wirklich so gefährlich war, nicht mal Rücksicht nehmen würde, aber Naruto ihn nach eigener Aussage nicht als Feind sah sondern noch viel schlimmer, als Freund – Naruto würde sich zurückhalten. Er hatte es selbst gesagt. Dieser Kerl hatte ihm sogar schon das Leben gerettet. Aber Heji nicht. Der würde sich nicht zurückhalten. Dazu waren seine Komplexe gegenüber Eisdämonen zu groß. Nur gut, das ich keiner war. Gut zu wissen, das er auch hinter denen her war, die Eisdämonen besiegten.

Das konnte ja überhaupt nicht gut gehen.

„Naruto!“

„Äh – ja?“ fragte er überrascht. Vermutlich wegen meinem herrischen Ton.

„Wir werden den Typen abhängen und uns irgendwo verstecken. Ins Dämonenland können wir später ja immer noch. Du weißt ja eh nicht, wie wir dahin kommen. Ab sofort übernehme ich das Kommando.“

Eigentlich hatte ich lautstarken Protest erwartet. Stattdessen sah er mich mit einem belustigten Funkeln in den Augen an und seine Mundwinkel fingen an zu zucken. So, als könne er sich nur mühsam das Lachen verkneifen. Das war noch schlimmer als jedes Gezeter.

Ich stemmte die Hände in die Hüften, beugte mich zu ihm und schrie: „Verstanden?“

Als hätte ich damit ein unsichtbares Kommando gegeben fing Naruto lauthals an zu lachen, hielt sich den Bauch vor Krämpfen, ließ sich wieder auf den Rücken fallen und wälzte sich im Gras.

„Das – also das – ist zu viel. Eindeutig zu viel,“ mir brach gerade das Herz. Dieser dumme Naruto. Ich drehte mich um und entfernte mich mit großen Schritten von ihm. So schnell wie möglich wollte ich von ihm weg.

Liebe war so Scheiße. Besonders wenn man einen wie ihn liebte. Das tat einfach nur weh. Ja, ich wollte weg. Ich würde mir nicht ansehen, wie er von diesem Kerl zerstückelt oder verbrannt wurde. Niemand konnte das von mir verlangen. Niemand. Er dachte sogar mehr an unbekannte Menschen als an meine Gefühle. Das, was mich eben noch berührt hatte, ärgerte mich jetzt. Ich lauschte. Er folgte mir noch nicht mal. Hätte er mir nicht wenigstens nachlaufen können um sich zu entschuldigen? Aber nein, er kämpfte immer noch mit seinem Lachanfall.

Ich nahm mir fest vor, mich niemals wieder zu verlieben.
 

Es war schon dunkel und ich lief immer noch. In meiner dämonischen Gestalt war ich sogar durch Dörfer gekommen und hatte die Blicke von den Leuten auf mich gezogen, aber es war mir egal. Die halb nackten Kinder folgten mir lachend eine Weile, vermutlich dachten sie, ich wäre verkleidet. Ich würde alleine zurecht kommen, das wusste ich. Warum zum Teufel hoffte ich also immer noch, Naruto würde mir nachlaufen? Umkehren? Nein, kam überhaupt nicht in Frage. Ich hatte meine Entscheidung getroffen und basta. Vor mir lag wieder ein Wald. Wenigstens dahin verfolgte mich keiner. Kein Laut war mehr zu hören, auch der Mond versteckte sich hinter den Wolken. Meine erste Begegnung mit ihm kam mir wieder in den Sinn. Das er meine Seele wollte. Hätte ich sie ihm vielleicht besser mal gegeben. Unser gemeinsames Zusammenleben. Er beschützte mich, wenn auch auf seine eigene Art und Weise. Das Lügen wollte ich mal außer Acht lassen. Und ich beschützte ihn. Und dann – kuschelte er sich an mich und das was ich so gut verborgen hatte, ließ sich nicht länger verbergen. Und er vertraute mir. Er zeigte mir seine wahre Gestalt. Meine Schritte wurden langsamer ohne das es mir richtig bewusst wurde.

Aber das jetzt – das war zu viel.

Vor mir bahnte sich der Mond doch noch seinen Weg durch die Wolken und ließ einen Baumstamm silbern schimmern. Unter anderen Umständen hätte ich das Naturschauspiel vielleicht genossen, aber jetzt ging ich einfach vorbei.

„Sasuke.“

Ruckartig blieb ich stehen. Es war nicht das Mondlicht gewesen das hier in einem solch schönen Silberton schimmerte. Ich drehte mich langsam um. Es war Naruto der an dem Baumstamm lehnte.

„Es tut mir leid, Sasuke.“

Überrascht stellte ich fest, das er es sogar ehrlich meinte. Ja. Das war keine Einbildung und auch kein Wunschdenken. Aber was sollte ich sagen? Alles wieder gut? Bestimmt nicht.

„Und?“

„Alaska, Südpol oder Nordpol. Es spielt keine Rolle. Er würde mich finden. Um ehrlich zu sein, wenn ich weglaufe würde ihn das nur noch heißer machen.“

„Und das konntest du nicht sagen? Weißt du überhaupt wie sehr du mich verletzt hast?“

Naruto löste sich von dem Baum und kam auf mich zu. Er schmiegte sich an meinen Körper und schlang seine weißen Arme um meinen Hals. Egal. Ich würde mich nicht rum kriegen lassen. Nein, ich würde nicht nochmal auf ihn herein fallen.

„Es tut mir wirklich leid. Sasuke.“

Seine weichen Lippen suchten die meinen und pressten einen zärtlichen und zugleich fordernden Kuss auf sie. Nein. Ich würde standhaft bleiben, dachte ich, während ich meine Hände auf seine Hüften legte und den Kuss erwiderte. Niemals wieder würde ich nachgeben, ganz egal wie verführerisch er auch war.

Viel zu schnell löste er sich von mir, aber sein Gesicht blieb in Kontakt mit meinem. „Mir ist jetzt klar, das du nur Angst um mich hattest. Tut mir leid. Ich bin eben manchmal - ...“

„Ein Idiot?“

„Ich wollte eigentlich unerfahren sagen.“

Unerfahren? Mit viertausend Jahren und nach der letzten Nacht?

Und dann sagte er etwas, womit ich nie gerechnet hätte. „Bitte bleib bei mir Sasuke. Ich liebe dich.“

„Ich – hab mir vorgenommen, also – ich werde nicht mehr schwach bei dir,“ erklärte ich ihm und ließ mich von seinem Gewicht zu Boden ziehen.

Erstes Liebesgeständnis - erste Liebesnacht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Reise ins Dämonenland

Als ich aufwachte suchte meine Hand automatisch nach Naruto, aber da sie ihn nicht finden konnte, öffnete ich die Augen.

Naruto war nicht mehr bei mir. Ich sah ihn etwa fünf Meter von mir entfernt auf einer Lichtung stehen. Er hatte die Hände wie zum Gebet aneinander gelegt, den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen. Ich wusste sofort, das er sich konzentrierte, etwas suchte. Und ich konnte mir auch denken nach was er suchte. Es wäre unklug, ihn jetzt zu rufen. Ich rieb mir die Augen und überlegte, ob ich ihn vor letzter Nacht nicht gestört und gefragt hätte, was er da treibt. Ob wir uns näher gekommen waren? Nicht nur körperlich. Vielleicht war das so ein Dämonending.

Also blieb ich wo ich war und wartete ab, bis er endlich den Kopf hob und seine Hände sinken ließ. Naruto schien auch zu wissen, das ich wach geworden war und wartete, denn er drehte sich unmittelbar nach mir um.

„Ich hab einen Weg gefunden.“

„Okay.“ Ich stand auf.

Naruto nahm die wenigen Meter mit großen Schritten und stand dann unmittelbar vor mir. „Hier in der Nähe ist nichts. Aber wir werden von einem Kami aus der Anderswelt direkt so nah wie möglich ans Dämonenland teleportiert.“

Ich hatte schon davon gehört, dass das Dämonenreich ein Teil der Anderswelt war, aber wieso von einem Gott?

„Warum sollte ein Gott zwei Dämonen helfen, dorthin zu kommen? Und wieso gibt es in der Nähe keinen Eingang? Wir könnten auch ein Stück weitergehen, oder nicht?“

„Na ja. Als sich die Dämonen von den Menschen abwandten haben sie auch die meisten Eingänge versiegelt. Ohne ein kompliziertes Ritual kann man sie nicht mehr öffnen.“ Er sah in die Ferne. „Es kommt zwar immer mal wieder vor, das Menschen eine Art Geisterbeschwörung mit einem Gegenstand wie einem Brett durchführen, und wenn sie Pech haben, oder Glück – wie auch immer – das zufällig an einem Eingang machen, können die ihn damit sogar öffnen, aber uns Dämonen ist das nicht möglich.“

„Moment. Menschen können so ein Tor öffnen aber Dämonen nicht?“

„Ja, hat eben niemand damit gerechnet, das Menschen nach uns rufen.“

„Könnten wir dann nicht welche hypnotisieren, die das für uns machen?“ fragte ich. Die Sache mit dem Gott kam mir ziemlich suspekt vor.

„Nein. Ich kann nicht spüren, wo sich hier eventuell ein Eingang verstecken könnte.“

„Aber Menschen können es?“

„Nein, wenn die einen Dämonen beschwören und damit ein Tor öffnen ist das nur Zufall. Also – es ist reiner Zufall, wenn sie an einem Eingang sind. Sie wissen es nicht. Probieren nur herum und erschrecken sich dann, wenn es tatsächlich funktioniert. Wieso? Was gefällt dir denn an der Sache nicht?“

„Was, wenn dieser Kami uns tötet?“

„Wird er nicht?“

„Aber...“

„Inari ist auch ein Kami.“

Stimmt. Inari. Inari war Mann oder Frau. Gott oder Dämon. Allerdings nie beides gleichzeitig. Seltsamer Zeitgenosse.

Als hätte Naruto meine Gedanken gelesen sagte er: „Es ist ja auch nie Herbst und Frühling zur gleichen Zeit.“

Oh. Nein, bitte nicht. „Sag mir nicht, du kannst meine Gedanken lesen.“

„Ich hätte sie lesen können, als du noch ein Mensch warst.“

„Und jetzt nicht mehr? Du hast einfach meine Gedanken gelesen? Moment mal, wieso wolltest du dann immer wissen, was ich mir am meisten wünsche?“

„Ich hab sie nicht gelesen,“ erwiderte Naruto mit Nachdruck. Schließlich wollte ich ja einen Pakt mit dir schließen. In so einem Fall ist es dann gegen die Regel.“

„Oh. Gut.“

„Warum, was hast du gedacht? Perversling!“

„Nein. Nein, so hab ich nicht gedacht. Glaube ich jedenfalls.“

Naruto lachte.

„Also – werden wir abgeholt? Oder wie läuft das ab?“ fragte ich um das Thema zu wechseln.

„Ja. So kann man es sagen.“ Naruto marschierte zielsicher los, also folgte ich ihm. Unwohl war mir immer noch. Wer konnte schon wissen, was so ein Gott tat, der grade zwei kleine Dämonen in den Krallen hatte.

Dann blieb Naruto so plötzlich stehen, das ich fast in ihn hinein gelaufen wäre.

Er sah zu Boden und ich folgte seinem Blick. Blumenblätter. Sie lagen nicht zufällig hier herum sondern bildeten einen Kreis. Naruto zeigte darauf. „Wenn wir in diesen Kreis treten, sind wir automatisch in der Anderswelt.“

„So einfach?“

„Ja. So einfach sind die Dinge manchmal. Ich hoffe, wir kommen wirklich nahe beim Dämonenschloss an. In der Anderswelt gibt es auch Wesen die uns dort nicht so gerne sehen.“

„Was für Wesen?“

„Drachen zum Beispiel.“

Ich musste schlucken. „Ja, gegen die können wir uns – vielleicht – nicht zur Wehr setzen.“

„Wir dürfen es nicht mal.“

„Wie bitte?“

„Wir dürfen auf keinem Fall einem Wesen aus der Anderswelt, die von den Göttern regiert werden, irgendeinen Schaden zufügen. Hörst du? Auf keinem Fall. Ganz egal, was kommt.“

„Wir dürfen uns nicht wehren?“ fragte ich empört.

Naruto schüttelte den Kopf. Ich merkte, wie er ungeduldig wurde. Vielleicht, nein ganz sicher, blieb dieser Blumenkreis nicht ewig da.

„A...also gut.“ Ich nickte ihm zu, um ihm zu zeigen das ich bereit war. Dann musste ich mich wohl ganz auf ihn verlassen. Aber was wenn er vor meinen Augen von einem Drachen geschnappt wurde? Sollte ich da etwa tatenlos zusehen?

„Dann los.“

Kusutani

Wir betraten den Kreis zur gleichen Zeit und im nächsten Augenblick – befand ich mich tatsächlich in einer anderen Welt. Die Blütenblätter wirbelten noch um mich herum, aber ich konnte sofort erkennen, dass das hier nicht mehr die Erde war.

„Anderswelt. Passender Name,“ sagte ich mehr zu mir selbst, aber Zeit mich umzusehen hatte ich nicht.

Naruto packte mich mit unerwartet kräftigem Griff an der Schulter und drängte: „Los. Beeilung.“

Er hob mich in die Luft. Er flog. Vor mir türmte sich ein düsteres Schloss in noch dunklerem Nebel auf. Ein totaler Gegensatz zu den teils kräftigen teils pastellartigen Farben von vorhin. Also das war – aber wieso - „Du kannst fliegen?“

„Wusstest du das nicht? Meine neue Fähigkeit. Die des fünften Schwanzes. Los Sasuke, hilf mit. Breite deine Flügel aus.“

„Wie? Aber ich kann damit nicht fliegen, ich habe es doch schon versucht und...“

„Und ich kann dich nicht die ganze Zeit halten. Gleiten kann man damit, das weiß ich. Also – mach hinne, verdammt.“

Naruto kam mir vor wie ausgewechselt. Oder – waren wir wirklich in großer Gefahr? Ich spürte nichts davon. Im Gegenteil. Aber ich breitete meine pechschwarzen Flügel aus und balancierte mein Gewicht aus, so gut es ging, während Naruto mich weiter oben hielt. Ansonsten wäre ich gnadenlos abgestürzt.

Er hatte es eilig.

Und wir kamen auch recht zügig voran, ich sah seltsame Wesen um die Türme des Schlosses kreisen. Sie waren größer als ich und hatten nicht nur fledermausartige Flügel, sondern auch Schwänze.

„Sind das Drachen?“ rief ich laut, wegen dem Luftzug.

„Nein. Gargoyles. Drachen leben nicht im Dämonenreich.“

Ich schwieg und konzentrierte mich aufs schweben. Die Luft hier war anders als die auf der Erde. Als ob sie mir helfen wolle, kam sie von unten wenn ich einmal nicht aufpasste und tiefer ging. Wenn ich nach rechts abrutschte, hatte ich plötzlich Aufschwung von links und umgekehrt. Das war – ziemlich magisch. Es faszinierte mich. Als wir fast schon beim Schloss waren hatte ich den Bogen schon ziemlich gut raus fand ich. Und das was ich noch vermasselte, konnte ich dieser seltsamen Luft überlassen, die über eine eigene Intelligenz zu verfügen schien.

Mein Interesse galt Naruto. Wie konnte er fliegen ohne Flügel?
 

Endlich wieder zuhause. Ja. Sasuke bekam es einigermaßen hin, mit seinen Flügeln zu schweben, aber zur Sicherheit hielt ich ihn noch fest. Ich bemerkte seinen prüfenden Blick und wandte mich zu ihm. Zuerst sah er auf meinen Rücken, dann auf meine Schwänze. „Was ist? Glaubst du, ich hab irgendwo einen Propeller?“

Mit großen Augen starrte er mich an, als würde er mich das erste Mal sehen. So ein Theater, weil ich ihm nicht gesagt hatte, das ich mit meinem Fünften schweben konnte? Th.

„Hast du eigentlich gemerkt, das ich einen neuen Schweif bekommen habe?“

Sasuke schwieg. Das bedeutete sicher ein Nein. Krieg dich wieder ein, Naruto, Sasuke ist eben noch jung. Vielleicht zwei Wochen alt. Wenn überhaupt. Aber das spielte hier keine Rolle. Zeit war egal, alles was eine Rolle spielte war - „hör zu, Sasuke. Du überlebst hier nur, wenn du gebraucht wirst, wichtig bist für irgendetwas, hier zählt nur Stärke. Sonst nichts.“

„Aha.“

„Was aha? Du wolltest herkommen, oder nicht?“

„Nicht, wenn ich gewusst hätte, das du so anders bist.“

Wir landeten. Ein paar Wächter kamen angerannt und beschnüffelten uns. Ich schlug einem auf die Nase so das er sich winselnd duckte.

„So was Respektloses darfst du dir nicht gefallen lassen,“ belehrte ich Sasuke.

Aber der riss sich los von mir. „Ich bin ich und ich bleibe ich. Es ist mir egal, nach welchen Regeln hier gelebt wird. Ich lebe nach den meinen. Hast du das verstanden?“

„Klar hab ich das verstanden. Übrigens wirst du von diesem Sabber einen üblen und schmerzhaften Ausschlag bekommen. Aber wenn du es so sehr möchtest – wie du willst.“

„Du bist anders.“

„Ja. Hast du schon gesagt.“
 

Naruto hob nur kurz die Schultern und marschierte dann stolz vor mir her. War ich in einem schlechten Traum gelandet? Ich sah mich um. Vom Schloss aus konnte man viele kleine Häuser sehen. Das Schloss selbst stand auf einem kleineren Berg. Es bildete praktisch eine Wand. Rechts und links lagen Steinwände oder Sandwände, das konnte ich nicht genau erkennen, aber es waren viele dunkle Löcher darin. Sicher irgendwelche Behausungen für Dämonen. Die letzte Wand war ein Wald aus Tannen der dem Schloss gegenüber lag. Im Grunde war das Dämonenland ein riesiges viereckiges Reich. Ich sah zurück zur Anderswelt. Vermutlich war es auch gut isoliert oder gesichert. Kein Wunder, das Naruto sein Leben riskiert hatte, um von hier weg zu kommen. Nur Stärke zählte hier, hatte er gesagt. Und was war mit unserer Liebe? Hatte er das vergessen? Kam hier das – sein – Dämonenblut zur Oberfläche? Möglich. Ich selbst spürte keine große Veränderung bei mir. Naruto war ohne sich auch nur einmal nach mir umzudrehen schon ein großes Stück voraus marschiert. Ich seufzte und folgte ihm. Insgeheim hoffte ich, das er diesen kaltschnäuzigen Fuchsdämon nur wegen den anderen spielte. Wenn nicht...was wenn nicht?

Leider kam ich selbst nicht wirklich gut voran, weil sich diese merkwürdigen Dämonenhunde um mich scharrten. Schon als Mensch war ich sehr tierlieb gewesen und auch als Dämon hatte sich das nicht geändert. Und wenn ich so darüber nachdachte, ich hatte Naruto auch noch nie ein Tier quälen sehen. Umso weniger verstand ich, wieso er einfach einem auf die Nase geschlagen hatte. Nachdenklich bahnte ich mir meinen Weg durch die Wächter. Natürlich – sahen sie seltsam aus. Dämonenhunde eben. Ihr Körperbau ähnelte dem eines Bären, das Fell dagegen einer Hyäne. Und ihre Hauer hätten jedem Säbelzahntiger alle Ehre gemacht. Zugegeben, durch diese Zähne konnten sie ihr Maul nicht richtig schließen und übel riechender gelber Speichel tropfte auf den Boden wo er einen Zischlaut von sich gab. Säure, vermutete ich. Ein Mensch konnte hier nicht überleben. Und Naruto mochte recht haben damit, das man davon einen schlimmen Ausschlag bekam, aber das war doch noch lange kein Grund um...

„Du stinkst.“ Wie vom Blitz getroffen blieb ich stehen. Meine Augen trafen die gelben, listigen Augen eines der Tiere. „Du stinkst nach Mensch.“

Hass und Häme schlug mir entgegen. Das waren keine Hunde. Auch keine Dämonenhunde. Es waren Dämonen. Dazu noch verdammt widerliche. Ich empfand plötzlich eine unglaubliche Abscheu gegenüber diesen Dingern. Herausfordert starrte mich der Dämon, der mich angesprochen hatte, an. Es sah aus, als würde er erwartungsvoll grinsen.

Endlich verstand ich Narutos Reaktion. Denn mir ging es im Moment ganz genauso. Am liebsten hätte ich dem Ding eine über gebraten.

Also hatte er sich nur Respekt verschafft.

Zwei der Wächter zogen sich etwas zurück. Aber nicht aus Diskretionsgründen, dazu waren sie zu laut. Sie fingen an zu tuscheln. „Mal abgesehen von dem Blumengestank – riecht du das Zanthim?“

„Ha, und ob. Der Typ und Kurama...“ es folgte eine Reihe von Obszönitäten, die ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört hatte.

Ich musste mich zusammen reißen, um ihnen nicht die Genugtuung zu geben, rot zu werden. Aber noch schlimmer als das, der Beweis unserer Liebe wurde hier gerade auf übelste Weise in den Dreck gezogen. Mein Blick traf den von Naruto. Er war schon an einem kleinen Turm angekommen und schob gerade den Riegel zurück um sie zu öffnen. Vermutlich ging es dort ins Innere des Schlosses. Kein Wunder, das er sich so beeilt hatte. Irgendwie hatte er zwar eine grobe Ausdrucksweise an sich gehabt, aber das konnte Gewohnheit sein. Ich schöpfte trotz der unangenehmen Situation wieder Hoffnung. Mir war klar, das hier keiner lebend raus oder rein kam, der es nicht auch sollte. Mit diesen – Dingern als Wache.

Und ich wollte weg hier. Ich sprang in die Luft, breitete meine Flügel aus und – wenn man nur will – schwebte ohne jede Probleme auf die noch offene Tür zu über die blöden Dämonen hinweg.

Die Landung war leider etwas holprig. Ich rechnete mit irgendwelchen dämlichen Kommentaren die zum Glück nicht kamen.

Im Inneren des kleinen Turms ging eine steinerne Treppe wendelförmig nach unten. An der Steinwand waren silberne Kerzenhalter angebracht, die etwas Licht abgaben.

Kaum war ich zwei Stufen gegangen, als ich Narutos Magie fühlen konnte. War er etwa schon auf einen Feind getroffen? Heji? Ich rannte so schnell ich konnte die Treppe hinunter.

Naruto stand unten alleine vor einer verriegelten Tür. Seine Hände hatte er geschlossen, als würde er einen Ball darin halten und ich konnte vage die schwarzroten Blitze seiner Dämonenmagie erkennen. Hier war sie wesentlich stärker, als auf der Erde. Er hatte Mühe sie zu kontrollieren.

„Puh, fertig.“

„Womit?“

Naruto öffnete seine Hände. In jeder Hand lag eine silberne Kette mit Anhänger. Eine Art Symbol mit einem kleinen K in der Mitte. Absolut identisch. Ja. Ich zollte ihm jede Menge Respekt für diese Leistung, aber wie...“einer der Kerzenhalter?“

Naruto nickte und hängte mir eine der Ketten um den Hals. Die andere zog er sich selbst über. „Hab ich glatt vergessen.“

„Vergessen? Was denn?“

„Also pass auf. Die Kette musst du immer tragen. Tag und Nacht. Und du darfst mich niemals vor anderen in meiner dämonischen Gestalt mit Naruto ansprechen. Verstanden?“

Wieder dieser barsche Tonfall. Also wenn er den nicht änderte...“Und warum muss ich die blöde Kette tragen?“ fragte ich wütend und genauso unfreundlich zurück.

„So erkennt jeder, das wir beide zusammen gehören.“

Ich bereute meinen Ausraster augenblicklich. Was sollte ich tun? Mich entschuldigen? Nein, das würde ihn verärgern. Unsere Beziehung war hier – anders – als in der Menschenwelt.

„Und noch wichtiger, wenn dir was passiert kann ich es durch die Verbindung spüren.“

Meine Pöbelei war ihm egal.

„Welche Verbindung?“

„Die Kette stammt aus einem Kerzenhalter. Ich habe ihn geteilt, aber dennoch besteht sie. Verstehst du?“

Nicht wirklich, aber ich nickte. Ich nahm den Anhänger in die Hand. „Und in dämonischer Gestalt wirst du auch nicht Sasuke heißen.“

Ich hatte meinen Dämonennamen in unangenehmer Erinnerung. Ekusas. Naruto hatte ich viel zu verdanken. Ohne ihn wäre ich der Spiegelwelt wohl nicht entkommen. Auch wenn es seine Schuld war, das ich überhaupt dort gelandet war. Na ja. „Also heiße ich – räusper – Ekusas?“

„Unsinn. Ich gebe dir einen Namen der zu dir passt.“

„Bin gespannt,“ sagte ich ohne jede Begeisterung.

„Sekkusu Kyuketsuki, kurz Kusutani.“

„Zugegeben, der Name gefällt mir sehr viel besser, aber so lang? Den – kann ich mir nicht merken.“ Ich fiel aus allen Wolken.

„Kusutani kannst du dir merken. Du bist schlau.“

„Ja, schon. Aber was bedeutet das überhaupt?“

„Sexvampir.“

Konnten Dämonen in Ohnmacht fallen?

„Darum das „K“ in deinem Sigel.“

„Du meinst Siegel.“

„Nein, ich meine Sigel. Lass uns jetzt gehen, wir werden erwartet.“

„Von Heji.“

„Nein. Bis der hier auftaucht, vergeht bestimmt ne Woche. Also – kriegst du deine Flitterwoche doch noch,“ lachte Naruto.

„Wenigstens, wenigstens bist du doch nicht so anders, als ich dachte.“

„Warte es mal ab.“

Der erste Dämonenkünstler

Naruto schob den Riegel zurück, öffnete die Tür und betrat vor mir den dahinter liegenden Raum. Als ich ihm folgen wollte schlug mir heiße Luft entgegen, so dass ich unwillkürlich zurück wich. Vor meinem geistigen Auge tauchte schon ein Bild der Hölle auf. Mit einem Kessel in dem Menschen herum schwammen, kleinen roten Teufeln mit Schwänzen und Gabeln und natürlich – Feuer.

Aber hier brannte nichts. Ich wagte es und streckte meinen Kopf vor. Ja, es war schon heiß, aber der Raum sah aus wie man sich einen Raum in einem mittelalterlichen Schloss eben so vorstellte und das Feuer kam von einem Kamin. Ein echter Kamin mit Holz.

Naruto trat beiseite um mir Platz zu machen. Ich ging durch die Tür und sie wurde gleich hinter mir wieder verriegelt. Mitten im Raum stand ein riesiger Tisch mit entsprechend vielen Stühlen, irgendwie – war das Barock? - alt aussehend und ein einzelner Mann saß am Ende des Tisches. Auf den ersten Blick sah er aus wie ein normaler älterer Mann mit dem grauen Bart und dem dicken Bauch. Wären die verdrehten Hörner auf seinem Kopf nicht gewesen. Wie bei einer Antilope, dachte ich. Und genauso spitz.

Er nahm gerade ein Stück Fleisch von einem weißen Teller der vor ihm auf dem Tisch stand und öffnete weit den Mund. Ich konnte spitze Zähne sehen. Und so einen riesigen Mund – den hatte ich auch noch nie gesehen. Keine Ahnung, wer dieser Typ war, aber selbst wenn er der Herrscher dieses Reiches war, ich fand ihn absolut uninteressant und richtete mein Blick gegen die Decke. Sie war rund, recht trostlos so ohne jede Verzierung bei der Größe und Höhe, als der Alte mit vollem Mund anfing zu reden. Oder sollte das eine Begrüßung sein?

„Hey, Kurama. Ich wusste, du kommst zurück.“

Ich glaubte nicht, das der irgendetwas wusste.

„Klar. Inari hat es dir gesagt, oder nicht?“

„Hm.“ Er richtete seinen Blick auf mich. „Und was ist das da?“

„Mein Freund. Kusutani.“

„Tja. Auch egal.“

„Und Sie sind?“ fragte ich.

Überrascht sah er mich an.

Ich empfand diesem Kerl gegenüber fast die gleiche Wut und Antisympathie wie bei den Zanthims oben. „Ja es kann sprechen,“ bestätigte ich.

Naruto sah mich an als wäre ich nicht mehr ganz bei Trost, aber der Alte fing an zu lachen. „Herrlich. Kusutani also. Willkommen in meinem Reich.“

Also war dieser Typ da wirklich der Herrscher hier. Luzifer vielleicht? Der war doch berühmt für sein gutes Aussehen. Obwohl – die Zeit konnte recht grausam sein, nicht wahr?

Der Mann deutete mit dem Daumen auf eine andere dunkle Tür, sah aus wie Gusseisen. Er sagte nichts mehr sondern konzentrierte sich ganz auf sein Essen. Naruto packte mich am Arm und zog mich zur Tür. Davor standen zwei schlanke schwarzhaarige Männer, die ich bisher gar nicht bemerkt hatte. Sie öffneten die Tür und wir gingen hindurch.

Vor mir sah ich einen langen breiten Flur. Ein Teppich lag auf dem Boden, viele Fenster und jede Menge geschmackloser Bilder an der Wand. Ich schüttelte den Kopf. Das hier erinnerte mich wirklich sehr an ein ganz normales Schloss, oder vielleicht eine Burg, die könnte auch noch durchgehen. Aber ganz sicher nicht an die Residenz des Königs vom Dämonenland. Nie und nimmer.

Naruto atmete schwer aus. „Hast du den Verstand verloren? Warum bist du nicht einfach still? Na ja. Ging ja nochmal gut.“

Ich schüttelte den Kopf. „Also, so geht das wirklich nicht. Erzähl mir nicht, dieser Typ da darf mich ab sofort herum kommandieren.“

„Wie? Wie kommst du auf den Schwachsinn?“

„Na, er sagte doch willkommen in meinem Reich oder so?!“

„Ach so. Nein. Nein, das ist nicht unser Herrscher, er hat nur das Sagen über diesen Teil des Schlosses. Ist so was wie ein Sicherheitsbeamter, aber wir haben einen König. Der, den du getroffen hast heißt Konrad.“

„Passt zu ihm, finde ich. Und der König, wo ist der? Krieg ich den zu sehen?“

„Weiß nicht, der hat viel zu tun. Aber ich denke, wenn ich gegen Heji kämpfe kommt er auch. Ist ja sozusagen ein Event.“

Also war der blutrünstiger als gedacht.

„Unser König wird dir gefallen,“ meinte Naruto hingegen.

„Warum sollte er?“

„Na ja, er ist ziemlich – nichtdämonisch – falls es so ein Wort gibt. Er ist mehr für Frieden und so.“

„Frieden? Mit wem?“

„Mit allen.“

Das gefiel mir. Das gefiel mir sogar sehr.

„Aber warum sollte er dann bei so einem Kampf auftauchen? Sollte er ihn nicht eher verbieten?“

„Weil es zu seinen Pflichten als König gehört. So richtige Gebote oder Verbote gibt es hier nicht, Sasuke. Einfach – weil es das Beste ist.“

„Hm.“

Keine Verbote hier? Auch keine Regeln. Das Beste für Dämonen. „Also wenn mich so ein Zanthim wie die da oben beißt...,“ fing ich an,

„kannst du keine Anzeige gegen ihn erstatten,“ lachte Naruto.

Und deshalb zählte hier nur Kraft, reimte ich mir den Rest zusammen. Und was meine Dämonenkräfte anging, da war ich ziemlich ungeübt, auch wenn Naruto meinte, sie wären ziemlich gut.

Ich musste trainieren. „Sag, gibt es hier einen Trainingsplatz, oder so?“

„Jede Menge.“

„Und – gibt es auch andere – wie mich?“

„Sicher. Aber ich glaub nicht das du auf deren Hilfe zählen kannst.“

Was für ein Land. „Ich weiß noch nicht, ob es mir hier gefällt.“

Naruto blieb stehen und sah mich an.

„W...was ist? Warum guckst du so komisch?“

„Warum tust du nicht das, was du am besten kannst?“ fragte er.

„Was meinst du?“ auch auf die Gefahr hin, mich lächerlich zu machen, ich hatte keine Ahnung, was er meinte.

„Schreiben. Malen. Ich habe deine Bilder gesehen, sie sind gut.“

„Ähm,“ es verschlug mir die Sprache.

„Wär mal was Neues und war es nicht das was du wolltest? Warum bringst du nicht eine eigene Zeitung heraus?“

„Ist das möglich? Gibt es hier eine Druckerei?“

„Das kriegen wir schon hin. Du könntest mit einem Blatt anfangen. Du könntest zum Beispiel schreiben, das demnächst der Kampf zwischen Heji und Kurama anfängt. Das Heji bald kommen wird, während Kurama schon trainiert. Wer ihn wohl gewinnen wird? Solches Zeug eben. Das war es doch, was du wolltest, oder nicht? Schreiben.“

Ja. Das war es was ich wollte. Schreiben. Wenn auch nicht unbedingt über Narutos Kampf gegen den Feuerdämon. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht dachten andere hier auch so wie ich. Vielleicht war ich gar kein so verkehrter Dämon. Schließlich war sogar der König für Frieden mit anderen Wesen. Dem seine Unterstützung hätte ich dann wohl.

„Na los, komm.“ Naruto riss mich aus meinen Gedanken.

„Wohin gehen wir eigentlich?“

„Zu mir.“ Plötzlich kicherte er.

„Was gibt’s denn zu lachen?“

„Ah, nichts. Ich dachte nur, das es eigentlich ziemlich cool ist, mit dem ersten Dämonenkünstler zusammen zu sein.“

Nebeldämonen und Kappas

Wir stiegen schier endlose Treppen hinunter und bei jeder neuen standen irgendwelche Wachen, manchmal sogar noch zwei zusätzliche vor einer großen Tür und Leute, die wie Soldaten wirkten mit ihren Uniformen und Schwertern eilten die Gänge entlang. Dieses Schloss war wirklich schwer bewacht. Ich fragte mich wieso.

„Sag mal, Naruto, warum sind hier so viele Soldaten? Es sind doch welche, oder?“

„Ja. Das ist das Schloss der blutigen vier Brüder. Das Schloss des Königs. Darum.“

„Der König hat vier Brüder?“

„Nein. Obwohl – ich glaube einen hat er. Aber – nein, das ist der Name des Schlosses.“

„Verstehe. Gibt es denn Attentate auf den König?“

„Bisher noch nicht. Man will einfach auf Nummer Sicher gehen. Denke ich. Nicht alle der dreizehn Grafen sind einer Meinung mit unserem König.“

Ich war nicht dumm. Wirklich nicht. Aber nach den vier Brüdern und dreizehn Grafen hatte ich fast schon Angst die nächste Frage zu stellen. Das musste ich aber auch gar nicht. Wir waren an einem Treppenabsatz vor einem Wandteppich stehen geblieben.

„Das ist das Dämonenreich,“ erklärte Naruto. „Und hier – sind wir.“ Stolz sah er mich an, als habe er mir soeben das Geheimnis des ewigen Lebens enthüllt.

„Aha.“

„Das alles hier,“ er zog mit dem Finger einen runden Kreis angefangen von einer Ecke des braunen Flecks, der wohl das Schloss darstellen sollte, bis zur anderen Ecke, „ist das Gebiet des Königs. Hier herrscht er bedingungslos.“

„Okay.“ Der Kreis, den Naruto mit dem Finger nach gefahren hatte, war schwarz gefärbt. Ich konnte andere Farben darum erkennen. Das waren dann wohl die Grafschaften. Jede hatte eine andere Farbe und in jeder war ein brauner Fleck. Also hatte jede ein Schloss wie dieses hier?

„Das hier,“ Naruto zeigte mit dem Finger auf ein gelbes Rechteck, „ist die Grafschaft Bentheim. Sie wird regiert von Graf...“

„Lass mich raten. Graf von Bentheim?“

Naruto nahm den Finger von der Teppichkarte und sah mich unwillig an. Ohne ein Wort stieg er die vor uns liegende Treppe hinunter.

„Sag nicht, ich hätte dich jetzt gekränkt.“

„Hast du nicht.“

Es fühlte sich anders an.

„Entschuldige. Natürlich würde ich gerne etwas über dieses Land erfahren.“

Schweigen.

Mir machte der nichts vor. Der war ein geschnappt.

„Ich habe das schon kapiert. Bin ja nicht blöd.“

„Doch. Doch das bist du.“

Mussten wir uns immer zanken? Ich hatte das Ganze doch nur etwas abkürzen wollen.

„Und – wo gehen wir hin? Ich weiß zu dir, aber wo genau ist das?“

„Was glaubst du denn? Ein Fuchsbau vielleicht?“

„Schön. Dann sag ich eben gar nichts mehr.“

„Gut.“

„Ja.“

„Ja.“
 

Ich musste grinsen. Eigentlich hatte ich mit Sasuke einen kleinen Rundflug über das komplette Land vorgehabt. Aber im Moment stellte ich mir seinen Gesichtsausdruck vor, wenn er sah, das wir tatsächlich auf dem Weg zu einem Fuchsbau waren. Zu schade, das er keine Kamera dabei hatte. Aber er brauchte eine. Was war eine Zeitung ohne Bilder? Also ich würde keine Zeitung kaufen, in der keine Bilder waren.
 

Endlich Tageslicht. Ich war überrascht. Hier war dieser dunkle Nebel nicht. Vor mir lag ein riesiger Garten mit farbenprächtigen Blumen. Also, hier hätte ich das nun nicht erwartet. Ich ging zu einem Beet und in die Hocke. Ein Blumenkenner war ich nicht, aber ich war mir doch ziemlich sicher, das es solche auf der Erde nicht gab. Ob sie giftig waren? Naruto wollte ich nicht fragen. Der würde es glatt fertig bringen einfach Nein zu sagen, und sobald ich die Hand ausstreckte - schwupp war sie weg. Und wenn ich ihn dann vorwurfsvoll ansehen würde, würde er unschuldig mit den Schultern zucken und sagen, genau wie ich sagte, sie sind nicht giftig. Dieser Fuchs.

Aber vom Schlossdach hatte ich die Stadt doch im Nebel gesehen. Seltsam. Ich sah nach oben. Der Nebel hatte sich geteilt. Es sah nun so aus, als würden Wolken am Himmel schweben.

Naruto, der mit verschränkten Armen gewartet hatte, kam zu mir. Er sah auch nach oben. „Das sind Nebeldämonen.“

„Nebeldämonen?“ Ich kam aus der Hocke hoch. „Echt? Was es nicht alles gibt. Was genau sind die? Ich meine, ist klar, es sind Dämonen, aber was tun sie, was können die?“

Ich drehte mich zu Naruto.

„Sie können das Wetter voraussagen.“

„OH. TATSÄCHLICH?“ ich war wütend, weil Naruto immer noch beleidigt war und sich über meine Unwissenheit lustig machte.

Aber Naruto sagte in ganz normalem Tonfall: „Ja. Weil sie das wissen, können sie ihre Opfer in die Irre locken. Wenn zum Beispiel ein Mensch – also zum Beispiel, es wäre nun sonniges Wetter und die suchen sich ein Opfer aus, Nebeldämonen jagen immer in der Gruppe – herum läuft, kreisen sie ihn ein, und er findet sich plötzlich im Nebel wieder. Natürlich verliert er die Orientierung und wird praktisch zu dem Ort getrieben, an den sie ihn haben wollen. Ein Ort, an dem sonst keiner ist. Sie sind wirklich geschickt. Sie machen dort ihren Nebel lichter, wo sie wollen, das er hin laufen soll. Und als Verteidigung – ich glaube, da setzen sie in erster Linie Verwirrung ein.“

Ich erkannte, das Naruto mir das ganz ernsthaft und ausführlich erklärte, er schien sogar einen gewissen Respekt für diese Art von Dämonen zu empfinden und ich bereute schon fast ein wenig mein Misstrauen. Vielleicht war es doch die Schuld von dieser Welt? Es gab schließlich keinen Grund ihm zu misstrauen. Das wusste ich. Ob ich mit ihm darüber reden sollte? Ja. Ich wollte keine Geheimnisse. Aber – später.

„Ich gebe zu ich bin beeindruckt. Könnte ich nicht über Nebeldämonen schreiben?“

„Klar. Alles was du willst. Falls sie sich bereit erklären, dir ein Interview zu geben.“

„Warum sollten sie nicht?“

„Wie gesagt, sie sind sehr – wie sagt man? Gruppenverbunden? Seelen-verwandt? Jedenfalls, es wird nur ein Interview geben, wenn alle, wirklich alle damit einverstanden sind.“

„Und wer entscheidet das?“

„Auch alle. Ist eine kleine Demokratie, wenn du so willst. Trotzdem,“ Naruto sah mich an, „ich denke nicht, dass das so interessant ist. Für die anderen Dämonen. Wenn du schon nicht über meinen Kampf schreiben willst, und das würde jeder lesen, das wäre die Chance für dich, dann erzähl was über Menschen. Wäre für Dämonen interessanter. Natürlich würden einige das ausnutzen um Schwächen zu entdecken, die sie noch nicht kannten. Aber – der König würde auf jedem Fall auf dich aufmerksam.“ Naruto zwinkerte mir zu. „Ich wette sogar, er schickt dir eine Einladung in sein Schloss.“

Ich drehte mich um zu dem Schloss, aus dem wir grade erst entkommen waren. Große Lust dahin zurück zu gehen hatte ich nicht.

„Hm. Mal sehen.“ Ich musste zugeben, das ich diesen mysteriösen König schon mal gerne treffen würde. Ob er auch Hörner hatte? Ziegenbeine und Hufe? „Wie sieht er aus, der König?“

„Großartig. Alle lieben ihn. Er ist eine absolute Schönheit. Sasuke, er sieht sogar noch besser aus als du.“

Wenn ihn alle liebten, wieso musste er dann so bewacht werden? Aber ich hatte eh keine Ahnung von solchem Königszeug. Auf der Erde hatte ich mal davon gehört, das Todesschwadronen ausschwärmten und jeden umbrachten, der wusste, wie der japanische Kaiser aussah. Ob das stimmte, ich konnte es mir kaum vorstellen. Aber – es stand mir als Batdämon wohl kaum zu mir etwas nicht vorzustellen.

Aber jetzt, ich lächelte Naruto an: „Bin wirklich gespannt auf deine Wohnung. Wie du lebst. Oder gelebt hast, bevor du auf die Erde zurückgegangen bist.“

Naruto machte eine wegwerfende Handbewegung. „Keine Sorge, solange du hier bist, wird es dir ganz sicher nicht langweilig werden.“

Mein Magen knurrte plötzlich. Wo bekam man hier eigentlich was zu essen her. Ich sah nach oben zu den Nebeldämonen. Naruto hatte etwas von Menschenopfer gesagt. Wurden Menschen hier – ähm – gehalten? Ähnlich wie Schweine? Ich schüttelte mich.

„Ja, sind nicht so leicht oder?“

„Was?“

„Deine Flügel. Die müssen ganz schön schwer sein.“

Ich drehte meinen Kopf und mir blieb die Luft weg. Meine Flügel hatten mindestens die doppelte Größe – nein – eher die dreifache Größe als vorher. Auch die Form schien anders zu sein. „Das gibt’s doch nicht.“

Ich dachte an Narutos Magie als er die Ketten herstellte. Er hatte sie kaum kontrollieren können. Also – es lag etwas in der Luft hier, kein Zweifel mehr möglich.

„Du hast es überhaupt nicht bemerkt?“ Ungläubig sah er mich an.

Das hatte ich tatsächlich nicht. „Nein, also – die vielen neuen Eindrücke. Du verstehst?“

„Hm.“

„Kurama. Kurama. Kurama,“ rief eine seltsam gurgelnde Stimme. Ich drehte mich in Richtung des Rufes um. Kuram – ähm – Naruto stand ohnehin schon so, das er dorthin sehen konnte. Seine Ohren legten sich zurück. Das hatte ich bisher sehr selten bei ihm gesehen. Ein Zeichen von Angst, Demut?

Ein grünes, dürres Männchen mit Schwimmhäuten zwischen den Fingern kam aus dem Teich gestiegen, der hier im Garten angelegt war. Seerosenähnliche Blumen schwammen darauf und das seltsame Ding passte irgendwo so gar nicht zu dem ansonsten harmonischen Anblick.

„Was oder wer ist das?“ fragte ich unbehaglich.

„Ein Kappa. Pass auf deinen Arsch auf, Sasuke.“

Das Prinzip der fünf Elemente

Automatisch bedeckte ich mein Hinterteil mit beiden Händen und sah Naruto an. „Wieso?“

„Wegen seiner Fressgewohnheiten.“

„Ich versteh kein Wort.“

Naruto antwortete nicht und senkte den Kopf.

„Wie ich sehe hast du einen Freund gefunden.“ Der Kappa war recht schnell bei uns und ich konnte ihn genauer ansehen. Er ging mir höchstens bis zum Bauchnabel und sah ansonsten aus wie etwas zusammen gemischtes. Auf dem Rücken hatte er einen Schildkrötenpanzer, auf dem Kopf schwarze Haare, zumindest am Rand wie ein Mönch, sein Kopf selbst hatte ein Mulde, in der noch Wasser glitzerte, vermutlich das vom Teich, sein Mund sah aus wie ein Schnabel und der Rest, fast menschlich.

„Ja, das stimmt, Ike-sama. Sein Name ist Kusutani. Er ist ein Batdämon.“

„Oh, wie interessant. Magst du Sumo, Kusutani?“

Ich war überrascht. So wie Naruto aussah, wäre er am liebsten davon gelaufen. Aber er nannte das Ding sama.

Naruto stieß mir den Ellbogen in die Rippen. „Willst du keine Antwort geben, Kusutani?“

„Oh,“ ich hatte glatt meinen Namen vergessen. „Wie war die Frage?“

Der Kappa legte den Kopf schief und das Wasser floss von seinem Kopf. Den Schnabel hatte er schon zum Sprechen geöffnet, bewegte sich aber plötzlich nicht mehr.

Theatralisch schlug Naruto die Hände über dem Kopf zusammen. „Oh, wie bedauerlich. Entschuldige die Dummheit meines Freundes, Ike-sama, wir helfen dir natürlich.“ Naruto griff sich den rechten Arm des Kappa und deutete an, ich solle den linken nehmen.

Hatte der mich eben dumm genannt?

„Mach schon, beeil dich,“ wurde ich auch noch angefahren.

Keine Ahnung, was hier los war, aber ich griff mir das andere Ärmchen. Behutsam drehte sich Naruto mit dem Wesen herum und wir halfen ihm zu dem Teich zurück. Dieser Kappa bewegte sich kaum und wenn dann ziemlich hölzern. Mit einem zufriedenen Grinsen schubste Naruto ihn in den Teich. Ich wusste doch, das da was nicht stimmte. Er mochte ihn nicht. Dann tat er besorgt und fragte scheinheilig, ob wieder alles in Ordnung sei.

„Ja,“ seine Stimme klang etwas matt. „Vielen Dank, war meine eigene Schuld. Kommt doch nachher nochmal vorbei.“

„Ja, das machen wir gerne,“ säuselte Naruto und lief an mir vorbei. Ich konnte ihn grummeln hören, „mit Sicherheit nicht.“

Naruto lief ziemlich schnell voraus Richtung Stadt. Ich kam kaum hinterher mit dem zusätzlichen Gewicht der Flügel. Vorher hatte ich es wirklich nicht bemerkt und ich fragte mich, ob ich, wenn ich nicht wüsste, das sie gewachsen waren, wohl schneller voran gekommen wäre.

„Kannst du mir sagen, was da eben ablief?“

„Och, ich dachte, du kannst dir allein alles zusammen reimen?“

Ich stöhnte. „So nachtragend kenne ich dich gar nicht. Möchtest du eine Entschuldigung hören?“

„Nein, interessiert mich nicht.“ Naruto blieb stehen. „Hör mal zu, Sasuke,“ sagte er in ernstem Ton, „wenn du hier jemanden beleidigst, kannst du dich entschuldigen soviel wie du willst, es kommt nicht an.“

„Bei dir auch nicht?“

„Nein. Bei mir auch nicht. Es ist mir egal. Dieser Kappa eben, das ist nicht nur ein Dämon, es ist auch ein Gott.“

„T...tatsächlich? Aber – warum ist er dann hier? Er könnte auch in der Anderswelt leben, oder nicht?“ Wo lebte eigentlich Inari?

„Wegen seiner Fressgewohnheiten lebt er hier. Er ist ein Fleischfresser. Und am liebsten mag er Leber.“

Ich zuckte mit den Schultern. Es gab viele Leute die Leber mochten, wenn ich auch selbst nicht dazu gehörte.

„Er zieht seine Opfer in den Teich und holt die Leber raus. Von hinten.“

„A...ach so.“

Das war eklig. Zugegeben. Jetzt verstand ich Naruto.

„U...und er frisst Dämonenleber?“

„Nein, in erster Linie mag er Pferde und Kühe. Aber – so wählerisch ist er nicht. Da kann man sich nie ganz sicher sein. Halt dich einfach von Seen oder Teichen fern, in denen ein Wassergott haust.“

„Gut. Mach ich. Warte mal. Was war auf einmal los mit dem? Er konnte sich kaum bewegen?! War das, weil er nur im Wasser leben kann? Ist er ausgetrocknet oder was?“

Naruto deutete auf seinen Kopf. „Er hat sein Wasser verschüttet als er sich zur Seite neigte.“

Also war das kein Wasser vom Teich. Oder doch?

„Es ist die Quelle seiner Kraft,“ erklärte Naruto.

„Hm. Verstehe.“ Ich war mir noch nicht ganz sicher, ob ich mit einem Kappa ein Interview führen wollte. „Apropos – ich habe Hunger.“

„Dann komm mir nicht zu nah.“

„Ich hab nicht gesagt, das ich dich fressen will.“

„Du würdest es tun, automatisch. Ob du willst oder nicht.“

„Was ist mit dir? Hast du keinen Hunger?“

„Ich komme viel länger als du mit der mentalen Kraft von Menschen aus. Du dagegen – nun ja. Die Energie du du aufnimmst, ist etwas anders. Ich esse geistige Kraft. Du sexuelle. Das was die Menschen Akasha nennen, Blut und Sexualität. Lebenskraft.“

„Wo liegt der Unterschied.“

Naruto deutete auf seinen Kopf. „Hier ist Feuer.“ Dann auf seine Brust. „Luft.“ Auf den unteren Bereich seines Körpers. „Wasser.“ Dann zog er mit den Armen einen Bereich um seinen gesamten Körper. „Erde.“

„Also – ernährst du dich von Feuer.“

„Ja. Alles besteht aus diesen fünf Elementen. Auch die Erde. Das Dämonenreich, jede Welt.“

„Wieso fünf? Ach so. Akasha. Na gut, ich versteh nicht, wieso Lebenskraft weniger wert sein soll als Feuer. Ist es nicht eher umgekehrt?“

Naruto stöhnte. „Nein, ich denke – jedes Element hat den gleichen Wert, aber du brauchst eben mehr als ich.“

„Wenn du dich von Feuer ernähren kannst, dann kannst du es auch hier tun oder? Dazu musst du nicht auf die Erde. Du musst keine Menschen – essen. Du kannst auch Dämonen fressen. Und ich auch.“

„Bist du blöd? Glaubst du die wissen das nicht? Denkst du die sagen, oh herzlich willkommen zum Essen?“

„Ah ja. Aber wie...“ kam ich dann dazu, etwas zum Essen zu finden.

Einsicht

„Wir sind da,“ sagte Naruto.

Ich vergaß meinen Hunger komplett. Wir standen vor einem richtigen Herrenhaus. Wie aus dem Film „Vom Winde verweht“ und ich fragte mich unwillkürlich, wo die Sklavenhütten und Felder waren. Wäre Scarlett aus der Tür getreten, es hätte mich nicht gewundert. Überhaupt hatte ich während unseres Gespräches auf die Umgebung gar nicht mehr geachtet. In einiger Entfernung stand ein ähnliches Anwesen. Und oben an der Straße entdeckte ich noch eines. Ebenso auf der anderen Seite. Also insgesamt vier. Obwohl die Straße eher – armselig – war, dieses Haus war unglaublich. Also hier lebte er. Allein? Es gab noch viele Überraschungen bei Naruto zu entdecken und ich freute mich schon darauf.

Gerade also ich losmarschieren wollte sagte Naruto: „Ab hier fliegen wir.“

Verwirrt sah ich ihn an. Warum sollten wir fliegen? Soweit ich es erkennen wollte hatte dieses Haus eine Eingangstür. Sogar eine ziemlich große.

Sollten wir wie der Weihnachtsmann durch den Schornstein klettern? Ich suchte das Dach das Hauses ab, konnte aber nichts erkennen, das wie ein Kamin aussah. Obwohl zumindest das Schloss ja einen innerhalb seiner Mauern gehabt hatte. Seltsam. Ich drehte mich um und sah in Richtung Schloss. Dort konnte ich auch keinen Schornstein sehen. Auch wenn es nun ein ganzes Stück entfernt war und ich als alter Sasuke Uchiha ein Fernglas gebraucht hätte, als Dämon hatte ich bessere Augen. Da war nichts. Vielleicht sahen hier die Schornsteine auch anders aus. Ich schüttelte den Kopf. Und wenn schon, war doch egal.

„Warum fliegen?“ fragte ich Naruto. „Und wohin genau?“

Naruto streckte den Arm aus und zeigte Richtung einer der Wände mit den seltsamen Löchern und Höhlen. Ich konnte jetzt erkennen, das sie vorwiegend aus Sand bestand. Ah so. Ein Scherz. Blöder Witz.

„Lass den Quatsch.“

„Wieso? Welchen Quatsch? Wie sollen wir denn sonst hinkommen.“ Er drehte sich der Wand zu. „Ich wohne in der dritten Reihe ganz oben.“

Ich sah nach oben. Das war ziemlich hoch, ja. Und schwierig zu erreichen. Und um die Höhlen und Eingänge die zum Teil höher lagen, zum Teil auch niedriger, als Reihen zu bezeichnen, brauchte man einiges an Phantasie. Langsam wurde ich unsicher. Meinte er es doch ernst? Ein letzter Versuch.

„Wie bist du denn vorher hinauf gekommen?“

„Na ja, manchmal musste ich schon klettern. Aber meistens habe ich einen Amakitsune gefragt.“ Er sah mich grinsend an. „Aber jetzt kann ich ja selber fliegen. Ha ha.“

Naruto hatte die Hände in die Hüften gestemmt und lachte. Und ich hatte keinen Zweifel mehr, das es sein Ernst war.

Sein Lachen stoppte abrupt als er meinen Gesichtsausdruck sah. „Stimmt was nicht?“

„Doch. Schon. Ich dachte nur, eigentlich...na ja ich dachte...,“ ob der wieder beleidigt war, wenn ich es ihm sagte? Hier konnte man sich ja nicht mal entschuldigen. Außerdem war er selbst schuld. Weil er direkt vor diesem Herrenhaus stehengeblieben war.

„Du dachtest ich wohne hier?!“ Naruto deutete auf das Haus. Er drehte sich dem palastartigen Gebäude zu. „Du denkst wirklich ich würde in so einem „Ding“ wohnen wollen?“ Das Wort Ding sprach er aus, als hätten wir einen Schweinestall oder noch Schlimmeres vor uns.

Ob es bei Dämonen umgekehrt war? Wohnten bei denen die armen Schlucker in herrlichen Palästen und die reichen – Augenblick mal, welchen Stand hatte Naruto hier eigentlich? Das würde ich wohl selber herausfinden müssen. Fragen würde ich mit Sicherheit nicht.

Götter, die in Teichen wohnten, fette Männer in Schlössern, was hier wohl drin war? Offenbar war es hier wirklich anders.

„Du wohnst also da oben. In einer Höhle?!!“

„Wo sonst? Ich bin ein Fuchs, Sasuke. Ich habe dir meine wahre Gestalt gezeigt. Damals. Bei dir zuhause. Und ich habe es vorhin auch schon erwähnt.“

Also tatsächlich ein Fuchsbau. Oder eine Höhle. Fledermäuse hingen an Bäumen, aber auch in Höhlen. Ob ich wohl von der Decke baumelnd schlafen sollte? „Was – ähm – wohnt denn da drin in dem Haus?“

Naruto gab keine Antwort mehr. Er schwebte schon hoch. Im Moment zeigte er mir nur einen Schwanz, aber ein Teil von ihm hatte kurz aufgeleuchtet. Das musste der fünfte sein, dessen magische Fähigkeiten er gerade einsetzte.

„Das ist auch ein gutes Training für dich und deine Flugkünste.“

Ja, das war verdammt hoch.

„Ich meine, mit diesen Flügeln kannst du vielleicht richtig fliegen und nicht nur gleiten.“

Das gab den Ausschlag. Ich hatte weder Zeit noch Recht zimperlich zu sein, wenn ich hier überleben wollte. Eigenständig. Und das musste ich, sonst würde ich Naruto in Gefahr bringen. Immerhin waren unsere Gegner, wenn wir welche bekommen würden, keine schwachen Menschen. Sogar dieser mickrige Kappa musste ganz schön Kraft haben, wenn er einem die Leber raus reißen konnte. Und mich sogar zum Sumo aufforderte, denn ich glaubte nicht, das er mich zum fernsehen einladen wollte.

Ich breitete zum ersten Mal meine neuen Flügel aus. Sie waren ganz schön laut. Ein Geräusch, das ich nicht vergleichen konnte, mit irgendetwas das ich schon mal gehört hätte und es hob mich sofort von meinen Füßen. Wie ein Papierdrachen stieg ich in die Luft ohne das ich überhaupt etwas tat. Nach wenigen Sekunden hatte ich sogar Naruto überholt. Ich sah zu ihm runter. Oh Mann, wirklich verdammt hoch, nur gut das ich keine Höhenangst hatte. Außerdem, gehörte das Fliegen zu meiner Dämonennatur. Ich sollte so etwas rein instinktiv schon können.

„Hey, Looser. Wo genau geht’s denn lang? Ich flieg schon mal vor.“

„Hey, du Maus. Dreh doch ein paar Runden bis ich oben bin.“

Ich schlug mit den Flügeln und – ja – ich konnte fliegen. Und es war herrlich. Der Wind wehte mir ins Gesicht, spielte mit meinen Haaren, die Nebeldämonen wichen mir aus, ha – die konnte ich mit einem Flügelstreich auseinander nehmen, und kurz vor der Wand drehte ich mich zur Seite, wie ein Flugzeug oder noch besser ein Adler kreiste ich zwei Runden bis Naruto endlich angekommen war. Er landete grazil mit seinen weißen Schuhen auf einem Felsvorsprung. Also gab es hier nicht nur Sand. Hm. Sollte mir auch recht sein. Hinter Naruto ging ich runter und sah vor mir ein recht enges Loch aus Sand.

Meine gute Laune verschwand schlagartig. „D...da, da komm ich nicht durch Naruto.“

„Dann machen wir es größer,“ schlug er vor und setzte es sofort in die Tat um. Er streckte seine Arme aus, legte die Hände aneinander und schoss praktisch von einer Sekunde auf die andere mit den Innenflächen seiner Hände einen magischen Ball auf den Höhleneingang ab. Die Explosion war ziemlich gewaltig vor allem wenn man bedachte, das er nur den Eingang vergrößern wollte, und hätte mich beinah vom Felsvorsprung gefegt. Als wäre nichts Besonderes gewesen sagte er: „Siehst du, so einfach geht das.“

Ja, so einfach. Er konnte ja auch eben mal echtes Silber spalten und obendrein nach seinem Willen oder Vorstellungen formen. Mist. Mein gerade eben gewonnenes Selbstvertrauen zerrann genauso schnell, wie der Sand der vom Eingang in die Höhle fiel. Wie es darin wohl jetzt aussah? Na ja, wahrscheinlich auch nicht viel anders als zuvor.

„Geh vor, wenn du willst.“

Ich räusperte mich. „Gut. Dann werden wir deinen Bau mal besichtigen.“

Naruto grinste nur.

„Was ist?“

„Nichts, es ist nur – du solltest dein Gesicht mal sehen. Hihi.“

„Ja, sehr lustig.“ Ich quetschte mich durch das Loch und fiel. Automatisch breitete ich die Flügel aus, aber leider zu spät. Der hätte mich auch warnen können dachte ich noch, dann blieb mir erst mal der Mund offen stehen.

Zwar saß ich auf Sand und irgendwelchen Felsbrocken die herunter gefallen waren und Staub kitzelte mich in der Nase aber vor mir war eine Höhle die fast drei Meter hoch und wohl auch breit sein musste und sie glitzerte. Gold. Das war Gold.

„Sasuke? Alles okay? Hast du dir einen deiner Flügel gebrochen?“ Naruto lachte.

Trotz des vor mir liegenden Anblicks gefiel mir sein Gelächter nicht. Es klang, als habe er mir einen gelungenen Streich gespielt. Ein gebrochener Flügel war nicht zum Lachen, dem würde ich die Meinung mal sagen. Und danach half auch bei mir keine Entschuldigung mehr. Gerade als ich den Mund aufmachte kam mir eine Art Erleuchtung.

Naruto wusste, das ich mir den Flügel nicht gebrochen hatte. Sonst hätte er auch nicht gelacht. Hinter seinem Streich, und es war ein Streich, darum hatte er mich vorgeschickt, steckte keinerlei böse Absicht. Es war für mich alles sehr neu und er wusste das, aber – er machte keinen Wind darum und behandelte mich wie einen echten Dämonen. Um mir die Umgewöhnung zu erleichtern. Und auch, um mir zu helfen, das Leben hier, die Sozialkontakte, wenn man es bei Dämonen so nennen durfte, zu verstehen. Und noch was. Wenn da unten in so einen Palast eingebrochen wurde, dann gab es hier keine Polizei die man rufen konnte. Eher wurde man noch umgebracht. Wahrscheinlich wohnte dort gar keiner. Aber hier kam keiner so leicht unbemerkt rein. Und in dieser Höhe waren wir auch wesentlich sicherer als am Boden. Das man erst mal überraschenderweise ein ganzes Stück nach unten fiel mit jeder Menge Lärm war auch kein Zufall. Seltsam. Warum hatte ich das vorher nicht erkannt? Hatte ich alles aus menschlicher Sicht gesehen? Veränderte ich mich?

„Ich denke, ich hab beide gebrochen, Naruto. Komm runter und trag mich. Nachdem ich dich verprügelt habe.“

Naruto lachte noch lauter.

Also hatte ich recht. Mir wurde plötzlich auch bewusst wie respektlos ich mich verhalten hatte. Vorhin im Schloss. Als er mir diese Grafschaften erklären wollte. Ich hatte uns beide als gleichwertige, rang gleiche Dämonen betrachtet, aber das waren wir nicht. Hier musste ich mich erst mal beweisen. Mein Recht beweisen, überhaupt hier sein zu dürfen und anständig behandelt zu werden. Wie hatte Naruto gesagt? Hier überlebt nur der, der wichtig ist oder so ähnlich. Wieso hatte ich das vorher nicht erkannt und wieso jetzt? Bekam ich einen dämonischen Verstand? Ja und die Kette. Ich nahm den glitzernden Anhänger in die Hand. Eine Art Notruf, falls ich in Schwierigkeiten geriet, hatte er mir gegeben. Vor Rührung kamen mit fast die Tränen. Nein, ich bekam anscheinend doch kein Dämonengehirn.

Sasukes neues Zuhause

Neben mir hörte ich ein leises Geräusch. Ich saß immer noch auf dem Boden, also konnte ich als erstes Narutos weiße Schuhe sehen. Seine Bewegungen waren - ziemlich elegant. Wie waren meine wohl? Ich wandte mich ab. Er sollte nicht sehen, das ich kurz vorm Heulen war. Zum Glück beachtete er mich nicht und streckte den Arm aus um auf einen Spalt zu zeigen, den ich gar nicht bemerkt hatte. Und nebenbei, der sah verdammt eng aus.

„Kleiner Scherz. Das hier ist nicht unsere Wohnung. Eher so was wie ein Garten. Dahinter liegt mein echtes Zuhause.“

Hoffentlich wollte er den Spalt nicht auch sprengen. Wahrscheinlich würde dann die komplette Höhle einstürzen.

„Aha, da komm ich sicher durch.“

„Wirklich? Glaubst du?“

„Aber klar doch.“

„Na gut. Ich geh mal vor.“

„Ja. Bin direkt hinter dir.“

Naruto marschierte los und ich wischte schnell mit dem Arm über meine Augen. Dann folgte ich ihm. Und es sah nicht gut aus. Sogar für Naruto schien es nicht so einfach zu sein, sich durch diesen Spalt zu quetschen. Ich warf einen kritischen Blick auf meine Flügel.

„Und kommst du?“ rief er. Seine Stimme hallte von den Wänden wieder.

„Klar. Bin gespannt. Bei all dem Gold muss die Wohnung ja...“

„Nein, ist sie nicht. Sie ist ganz normal. Erwarte keinen Dämonenpalast. Du würdest nur enttäuscht sein.“

Okay. Wahrscheinlich lebte er in einer Art normalem Haus. Nur das es eben eine Höhle war.

„Ist gut. Ich werde schon nicht enttäuscht sein.“ Ich musste das hier einfach irgendwie hinkriegen. Klar, ich war jetzt ein Dämon und nicht mehr so einfach zu töten. Aber Narutos Zuhause würde in Schutt und Asche liegen, wenn er den Spalt mit Magie vergrößern würde, da war ich mir ganz sicher. Und ich war mir sicher, das er es auf diese Weise tun würde. Er dachte einfach niemals nach, bevor er etwas machte. Genau deshalb war ich letztendlich ein Dämon geworden.

„Kommst du?“

„Ja doch. Bin schon dabei.“ Besser ich würde mich beeilen.

Ich wollte meine Flügel ausbreiten, aber es gelang nicht so ganz. Meine Spannweite war größer als die Höhle. Mist. Na dann eben einen nach dem anderen. Ich stellte mich quer zum Spalt und breitete langsam den linken Flügel aus.

„Huch?“ kam es von der anderen Seite.

Egal, weiter. Zuerst schob ich den Flügel durch, das war nicht schwer, dann musste ich mich selbst dort durch quetschen. Es ging einigermaßen. Und vor allem leichter als gedacht. Als die Hälfte meines Körpers durch war zog ich den linken Flügel wieder ein und breitete den rechten aus. Ja, super. Es funktionierte. Es funktionierte sogar perfekt.

„Oh Gott, Sasuke, du hast ja echte Probleme.“

Ich glaubte, mich verhört zu haben. Dieser Naruto. Erkannte nicht mal die Genialität meines Plans, geschweige denn das er wusste warum ich das tat.

„Geh zurück, ich mach den Eingang größer.“

„NEIN,“ schrie ich ihn an. „Siehst du nicht, das ich perfekt hier durchkomme?“

„Na ja. Ich weiß nicht. Na schön, wie du willst.“

Ich beeilte mich noch mehr und ignorierte irgendwelche Schrammen. Als ich innerhalb unseres neuen Zuhauses war stützte ich mich erst mal keuchend mit den Händen auf den Oberschenkeln ab.

„Da,“ meinte Naruto. „Ich hab´s doch gewusst. Von wegen perfekt. Da wollte ich freundlich sein und dir helfen und wurde angeschrien und jetzt schnaufst du wie ein alter kranker Menschenmann vor lauter Anstrengung und...“

„Nein!!!“ keuchte ich. „Ich schnaufe so vor Angst.“

„Angst?“

„Ich hatte Angst, das du so blöde bist, den Eingang zu vergrößern und uns alle beide in die Luft sprengst.“

Naruto zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung was du meinst.“

Eben. Keine Ahnung. Das war es ja.

„Wie auch immer, willkommen bei mir zuhause.“

Ach ja. Ich stellte mich grade, um mich besser umsehen zu können. Shit. O je, oh Gott, was sollte ich sagen um ihn nicht zu kränken?

„Und? Gefällt es dir?“

Langsam setzte ich einen Fuß vor den nächsten und sah mich weiter um. Ja es gefiel mir. Wenn es mir auf einem Flohmarkt, in einer Trödelgrube oder auf einem arabischen Basar vielleicht noch gefallen würde, dann gefiel es mir. Was war das hier nur?

„Hey, ich hab dich was gefragt.“

„Ach so ja. Ja. Gefällt mir.“

„PAH. Lüg doch nicht, so was merke ich sofort. Wenn´s dir nicht passt, kannst ja wieder gehen.“

Ich sah Naruto an. Er hatte die Arme über dem Kopf verschränkt und den Oberkörper abgewandt. Seine Augen waren geschlossen, die Stirn in Falten und seine Lippen zuckten. Eindeutig, das war kein Scherz, er war ernsthaft gekränkt. Wahrscheinlich hatte er viel Zeit damit verbracht, seine Wohnung so einzurichten, und viel Mühe vielleicht auch Liebe, aber – das war doch eine Müllhalde. Das reinste Chaos.

„Nein. Ich habe das ernst gemeint. Sobald wir erst mal aufgeräumt...“

Naruto schnellte zu mir mit großen Augen herum. „Aufgeräumt?“

Ähm – war ich in ein dämonisches Fettnäpfchen getreten? Nun, als allererstes hatte er bei mir auch seine Kleider auf den Boden geworfen. Vielleicht waren das gute Sitten bei Dämonen? Wie hatte er sich damals noch benommen? Ich versuchte mich zu erinnern, denn ich hatte nichts an, was ich auf den Boden werfen konnte. Mir fiel nichts ein. Ich war eingeschlafen, soweit ich mich erinnerte, und er hatte sich ohne zu fragen in mein Bett gelegt. Ich hielt Ausschau nach einem Bett.

„Was machst du?“

„Wo ist das Bett?“

„Oh nein, vergiss es. Ich hab dir gesagt, du sollst dich von mir fernhalten.“

„Wie?“

„Ich lass dich nicht bei mir schlafen, wenn du Hunger hast.“

Hunger. Den hatte ich total vergessen. Aber dafür merkte ich es nun umso mehr. Und mein Magen gab Töne wie nie zuvor von sich. Hätte ich das als Mensch vom Nebenzimmer gehört, ich hätte geglaubt, dort sei irgendein Raubtier eingesperrt worden.

Um mich abzulenken, begutachtete ich den Krempel. „Ich kann bei dir schlafen, auch wenn ich Hunger habe, nur eben nicht mit dir,“ wandte ich ein.

„Na schön, aber ich schmeiß dich raus, wenn du was Komisches versuchst.“

„Woraus? Aus der Müll äh Wohnung oder aus dem Bett?“

„Aus dem Bett?“

„Gut, das beruhigt mich. Was ist das?“

Mir war eine Art Holzregal aufgefallen auf dem lauter kleine Fläschchen standen. Sie schienen aus Glas zu sein, waren recht klein aber breit. Oben waren sie mit einem Korken verschlossen und in ihnen konnte ich runde, leuchtende Kugeln sehen in allen möglichen Farben. Es gab rote, blaue, violette. Sogar Farben, die ich überhaupt nicht kannte. Aber jede Kugel hatte eine eigene Farbe. Keine hatte zwei gemischte Farben. Oh, könnte es sein, das Naruto damit malte? Er schien ja was davon zu verstehen. Ja, das musste es sein. Und er hatte jede Menge davon.

„Das sind Seelen.“

„W...was?“ Ich fuhr herum.

„Pass mit deinen Flügeln auf, Sasuke. Wenn du sie runter wirfst – die sind sehr zerbrechlich. Die Seelen meine ich. Obwohl – das Glas zerbricht nicht so leicht.“

Erschrocken wich ich vorsichtig zurück. Fast hätte ich eines dieser Fläschchen in die Hand genommen und geöffnet. Jedenfalls war ich kurz davor gewesen.

„Du sammelst Seelen?“

„Na ja.“ Naruto klang gelangweilt. Ich stellte mir vor, das meine Seele auch hier ihren Platz gefunden hätte. Viel hatte nicht gefehlt. Wirklich nicht. „Du weißt doch wie es läuft. Man wird gerufen, von einem Menschen, der irgendetwas will. Man hilft ihm es zu kriegen und im Austausch bekommt man seine Seele.“

„Tja – na gut. Aber so viele?“

„Ich bin schon lange ein Dämon.“

Stimmt.

„Und – was machst du damit?“

„Nichts. Keine Ahnung was ich damit machen soll.“

Ich sah Naruto an der sich ratlos seine Seelensammlung ansah. „Wenn du damit nichts anfangen kannst – warum lässt du sie nicht frei?“

„Geht nicht.“

„Wieso nicht?“

Er sah mich an. „Wegen dem Vertrag.“

„Scheiß auf den Vertrag, schaff sie uns vom Hals. Diese Seelen.“

„Hey. Ein Vertrag ist das einzige woran ein Dämon sich wirklich binden lässt und woran er sich hält, ganz egal wie hoch der Preis dafür ist. Glaubst du, ich hätte nichts dafür getan? Denkst du, es wäre einfach gewesen all diese Wünsche zu erfüllen? Ich war mehr als einmal in Lebensgefahr, ich wurde verletzt, wäre fast gestorben...“

„Schon gut. Das wusste ich doch nicht. Tut mir leid. Wirklich.“

Naruto hatte sich richtig in Fahrt geredet. Nachdenklich betrachtete ich ihn. Die Seelen bedeuteten ihm gar nichts, aber er hatte alles dafür getan, um sie zu kriegen. Wegen einem Vertrag. Seltsam.

„Ist das bei anderen Dämonen auch so.“

„Selbstverständlich. Jedem Dämon ist der Vertrag heilig.“

„Ich meine, die Seelen. Sie bedeuten dir nichts, das seh ich doch. Bedeuten sie anderen auch nichts?“

„Doch. Natürlich. Man kann sie verkaufen, wenn man selbst nichts damit anfangen kann. Für eine einzige Seele bekommst du mehr Geld oder was immer du haben möchtest, als das komplette Reich kosten würde.“

„Ernsthaft?“ Mir blieb fast der Mund offen stehen, aber Naruto nickte nur, dabei war meine Frage rein rhetorisch gewesen. „Dann ist sie also – unbezahlbar?“

Naruto nickte wieder. Kein Wunder das er nichts damit anfangen konnte. Also war er irrsinnig reich, hatte aber trotzdem nichts. Ich schüttelte den Kopf. Das war schwer zu verstehen.

„Gibt es trotzdem Leute – die Seelen kaufen würden oder besser könnten?“

„Ja. Es gibt zum Beispiel Seelenfresser.“

Ein Schauer lief mir über den Rücken.

„Natürlich haben sie nicht so viel Geld,“ fuhr Naruto fort.

„Natürlich.“

„Sie würden sich selbst als Sklave oder so verkaufen für eine Seele.“

„Oh, ich glaube, ich verstehe.“

Naruto ging weiter in die Wohnung, deren Form trotz allem die einer Höhle hatte, hinein und ließ sich auf eine mit fellbezogene Erhöhung fallen. Das Bett. Da war ich mir sicher. Das Muster von dem Pelz kam mir bekannt vor. Sehr bekannt. Das hatte ich schon mal gesehen. Aber wo?

„Das ist mein Bett,“ erklärte mir Naruto auch schon und strich mit einer Hand über den Pelz. „Immerhin dafür sind sie gut. So weich und warm.“

„Wer?“

„Die Wachen.“

Ah, jetzt fiel es mir ein. Genau. Das gleiche Muster wie das Fell von diesen Zanthims, die ich für Tiere gehalten hatte. Moment, vielleicht waren sie das. Ich war eine Fledermaus, Naruto ein Fuchs. Der Kappa – so was wie eine Schildkröte vielleicht. Der fette Mann, er hatte ausgesehen wie ein Mensch, aber die Hörner waren genauso wie bei einer Antilope. Allerdings waren die eher schlank. Und keine Fleischfresser. Egal, was auch immer sie oder besser gesagt, wir waren, ich war müde. Und hungrig. Und es war mein erster Tag. Was für ein Hunger. Mir war sogar schon schlecht vor Hunger. Morgen konnte man weiter sehen. Für heute hatte ich mehr als genug. „Wo schlafe ich?“

„Bei mir. Oder jetzt doch nicht?“

„Okay, mir ist alles recht.“ Ich kletterte über verschiedene Gegenstände zu Naruto ins Bett. Es war zum Glück recht breit. Nicht wie ein Doppelbett aber größer als ein Einzelbett. Naruto rückte etwas zur Seite. Woraus die Kissen waren wusste ich nicht und ich wollte es nicht wissen. Nicht jetzt jedenfalls. Ich hatte das sichere Gefühl, ich würde trotz allem nicht schlafen können, wenn ich es wüsste. Naruto hatte recht mit dem Fell. Er zog auch eine Bettdecke hoch aus dem gleichen Fell und deckte uns damit zu. Es wurde mollig warm und meine Müdigkeit übermächtig. Hinter Naruto liegend legte ich meine Arme um seine Taille und schlief auch schon ein, bevor ich noch gute Nacht sagen konnte.

Sasuke verliert die Kontrolle

Sasuke schlief unruhig und wälzte sich hin und her, so dass ich meinen eigenen Schlaf vergessen konnte. Aber es machte mir nicht wirklich etwas aus, dann würde ich eben tagsüber irgendwann eine Gelegenheit zum Schlafen finden. Ich hatte einige Mühe mich von seinen Armen, mit denen er mich fest umklammert hielt, zu befreien. Das war nicht besonders überraschend. Ich war jetzt schon gespannt darauf, was Sasuke so alles auf dem Kasten hatte.

Aber – ich würde es schon noch erfahren. Als Batdämon sollte er zumindest den brennenden Blick drauf haben. Sein Magen knurrte so laut, das ich auch nicht schlafen gekonnt hätte, wenn er ruhig da gelegen hätte. Ich entschloss mich also, mich auf einen Sessel zu setzen und abzuwarten bis es Tag wurde. Oder zumindest, bis Sasuke aufwachte. Mit einer Handbewegung machte ich meinen einzigen Sessel frei und setzte mich. Da ich sonst nichts zu tun hatte beobachtete ich ihn, und dann fielen mir doch noch die Augen zu.
 

„Uh,“ mit einem Stöhnen wachte ich auf und hielt mir sofort den Bauch. Ich hatte schon richtige, schmerzhafte Krämpfe. „Verdammt, hätte ich bloß was gegessen, bevor wir hierher kamen.“ Oder mir einen Kerl mitgenommen. Himmel, was dachte ich da? Menschen waren doch keine – doch, sie waren Nahrung. Ich wollte nicht so denken. Aber dieser Hunger machte mich halb wahnsinnig. Noch dazu hatte ich das Gefühl, ich würde jede Kraft verlieren. Als ich mich umsah, erkannte ich Narutos Gestalt auf einem Sessel schlafend. Aber auch nur verschwommen. Ich rieb mir über die Augen. Nein, das Bild blieb verschwommen. Also konnte ich nicht mal mehr richtig sehen?

Ich brauchte etwas zu essen und zwar gleich. Mir war mittlerweile jeder recht. Mensch, Dämon, Tier egal. Natürlich wusste ich, das ein Dämon sich wehren würde, aber ich konnte nicht mehr anders. Ich stand leise auf, um Naruto nicht zu wecken, der nicht nur verlockend aussah, sondern auch unwiderstehlich roch – nein, nicht ihn. Mühsam schleppte ich mich zum Ausgang, sprich dem schmalen Spalt. Jetzt wünschte ich, ich hätte Naruto nicht zurück gehalten. Naruto. Nur nicht an ihn denken. Ich musste ihn aus meinen Gedanken verbannen. Sonst würde ich noch über ihn herfallen und das würde mir sicher nicht gut bekommen. Es würde nur Ärger geben und zu essen hätte ich trotzdem nichts. Hör auf, an ihn zu denken. Ich quetschte mich durch den Spalt so schnell ich konnte. Und ich glaubte mich zu erinnern, das Naruto mal etwas davon erwähnt hatte. Wie wichtig das Fressen für Dämonen war. Jetzt verstand ich endlich und vollkommen warum. Hör auf, denk nicht an den.

Ich rannte durch den Goldgarten, ich nannte diese Art von Vorhöhle jetzt einfach so, zu dem Loch, durch das ich mehr oder weniger gesprungen war und sah hoch. Es war trotz Narutos Einsatz zu klein um hoch- und durchzufliegen.

Moment, hochfliegen konnte ich und mich dann am Rand festhalten, nein konnte ich nicht. Die Höhle war ja nicht breit genug. Anscheinend konnte ich nicht mal klar denken. Ich drehte mich um und sah zu dem Spalt. Wie hatte er sich das hier eigentlich vorgestellt? Oder gab es vielleicht noch einen Ausgang? Am liebsten hätte ich ihn geschüttelt und gesagt, hol mir was zu essen. Verdammt nochmal.

Langsam war ich am Durchdrehen. Oder?

Okay, na dann.

Ich sprang hoch, aber nicht hoch genug. Es war auch mehr ein Probesprung. Meine Flügel konnte ich überhaupt nicht einsetzen. Auch die nächsten beiden Versuche waren umsonst. Ein Nebeldämon flog dicht vorbei.

„Hey, du da,“ rief ich.

Eigentlich wusste ich nicht, warum ich den Nebel ansprach, geschweige denn, das ich eine Antwort erwartet hätte.

Aber der Nebel schwebte nicht weiter. Ich hörte eine Stimme. „Was ist?“ Sie klang weder männlich noch weiblich. Ich konnte sie nicht zuordnen. „Kannst du mir helfen?“

„Wobei?“

„Ich komme hier nicht hoch.“

Was für eine Konversation dachte mein normaler Verstand, von dem anscheinend doch noch etwas übrig war.

Der Nebel drückte sich gegen den Eingang. Oh Gott, wollte der jetzt hier rein?

Es kam mir vor, als würde er überlegen. Oder was sagen wollen. Aber das tat er nicht. Plötzlich ragten zwei schlanke weiße Arme aus dem Nebel hervor. Auch da wusste ich nicht, ob sie zu einem Mann oder einer Frau gehörten. Egal. Ich sprang hoch und griff nach seinen Händen. Er half mir tatsächlich und zog mich das letzte Stück heraus.

„Danke.“

„Hey. Ich hab dir geholfen. Also sag nicht so was. Klar.“

„Ähm, - nicht? Warum nicht?“

„Weil mir das unangenehm ist.“

„Ach so. Dann – entschuldige.“

Der Nebeldämon entfernte sich fast fluchtartig und ich konnte ihn noch grummeln hören - „hätte ich dem bloß nicht geholfen.“

Meine Gedanken wirbelten durcheinander. Also waren Dämonen im Nebel versteckt? Vielleicht erzeugten sie diesen Nebel? Ob man sie essen konnte? Mit so einem musste ich unbedingt reden, ein Interview führen.

Ich konnte wirklich nicht mehr klar denken. Am Besten ich konzentrierte mich darauf, etwas zum essen zu finden. Es goss in Strömen und ich hatte keine Ahnung, ob ich überhaupt fliegen konnte bei diesem Sturm und Regen. Vielleicht waren das ja Sturm- und Regendämonen, wer wusste das schon. Ich öffnete den Mund. Nein, nur Wasser. Essen konnte man das nicht. Schade. Ich hätte mich gefühlt wie bei Gullivers Reisen, dem gebratene Tauben in den Mund flogen, oder waren es Hühner, war es überhaupt Gulliver? Ich musste was essen. Sofort. Es interessierte mich auch nicht mehr ob ich fliegen konnte oder nicht, ich ließ mich einfach fallen und breitete meine Schwingen aus. Wegen dem Sturm musste ich mich immer mal wieder ausbalancieren, aber das interessierte mich auch nicht. Ich hielt Ausschau nach was Essbarem. Und jetzt war mein Blick absolut klar. Ich konnte auch von hier oben alles ganz genau erkennen, während ich über dem Dämonenreich kreiste. Trotz Regen, Nebel und Sturm.

Sollte ich einen der Zanthims nehmen? Auch wenn ich sie nicht mochte, wenn man die Essen konnte war es mir recht. Ich flog auf das Schloss zu, aber ich sah keinen. Vage erinnerte ich mich an ihren giftigen Speichel. Hatten sie keinen Dienst oder versteckten sie sich? Mochten sie das Wetter nicht? „Hoi, ist da unten einer?“ rief ich, als ich tiefer ging.

Der Kappa streckte seinen seltsamen Kopf aus dem Teich. Nein, den nicht. Das wusste ich einfach. Instinkt vielleicht. Da sich keiner der Zanthims blicken ließ stieg ich schnell höher und entfernte mich vom Schloss.

Die ungleichmäßigen Straßen waren fast – menschenleer? - dämonenleer. Fast so wie bei uns. Bei so einem Wetter, dachte ich. Na, dann musste ich eben runter gehen und in ein Haus einbrechen. Gerade als ich meinen Gedanken in die Tat umsetzen wollte entdeckte ich doch noch was Essbares. Ich sah es mir erst mal an. Eine alte Frau. Wie kam eine alte Frau hierher? Eine Hexe vielleicht? Egal. Mein Instinkt warnte mich, aber mein Hunger war größer. Ich würde sie kriegen. Um jeden Preis.

Im Sturzflug ging ich runter, nachdem ich sie genauer ins Visier genommen hatte und streckte meine Hände nach ihr aus. Nur nebenbei bemerkte ich, das sie sich in Klauen mit langen spitzen Nägeln verwandelt hatten. Umso besser.

Noch bevor ich die Alte erreichte, verwandelte sie sich plötzlich in eine Katze. Ich schwenkte schnell ab und landete drei Meter vor ihr. Die komische Katze stand auf ihren Hinterbeinen und hatte zwei Schwänze. Aber keine normalen Schwänze, wie bei Naruto, es waren Schlangen. Schlangen mit Köpfen, die zischten und ihr Maul aufrissen, so dass ich sehen konnte, wie von den langen, sehr spitzen Zähnen Gift tropfte. Fast eine Medusa. Ich wusste, ich musste sehr vorsichtig sein, aber ich war nicht bereit meine Beute aufzugeben, ich würde sie kriegen, so wahr ich Kusutani – ähm – Sasuke Uchiha hieß.

Geduckt fauchte sie mich an. Für eine Katze war das Vieh ziemlich groß. Na komm schon, Kitty, ein paar Tropfen Blut kannst du schon entbehren. Was anderes hab ich mit dir sicher nicht vor.

Ich duckte mich auch und wir umkreisten uns. Die Schlangen schienen ein Eigenleben zu besitzen. Und – sie waren gefährlicher als die Katze selbst, das war mir absolut klar. Es war, als wären es echte Schlangen, so schnell wie sie vor schnellten, wenn ich näher kam, aber sie gehörten eindeutig zu diesem Katzendämon.

„Ist mir egal,“ schrie ich plötzlich, „ich hab Hunger verdammt nochmal.“ Mit meiner Geduld war es zu Ende.

Ich stürzte los, direkt auf sie zu.

Dann sah ich was Silberweißes von oben kommen und der Kopf einer Schlange flog an mir vorbei. Noch im Flug schnappte sie nach mir und verfehlte mich nur knapp. Der andere Kopf flog einen Sekundenbruchteil ebenfalls davon, aber in die andere Richtung. Etwas überrascht sah ich wie die Katze kleiner wurde und auf alle Viere sank, die Schlangenköpfe, obwohl davon geflogen, lagen auf der Straße, zischten noch mal, verwandelten sich in normale Katzenschwänze und schmolzen dann zu einer Art schwarzer Flüssigkeit, die brodelte und dampfte.

„Na los, bedien dich,“ hörte ich Narutos Stimme.

Keine Ahnung wo der herkam, aber ich ließ es mir nicht zweimal sagen. Ich packte die Katze, die ich jetzt einfach hochnehmen konnte, so schlaff war sie und biss ihr in den Hals. Endlich. Blut floss in meinen Mund und versetzte mich in einen Zustand der Glückseligkeit. Ich hatte das Gefühl, noch nie so etwas Gutes gegessen zu haben. Es war fast, als wäre man Tagelang durch die Wüste gelaufen und würde eine Schlammgrube mit etwas Wasser finden. Genauso musste sich das anfühlen. Aber dann – versiegte der Strom. Ich saugte so fest ich konnte, aber nur noch ein paar Tropfen kamen, dann nichts mehr.

Endlich kam ich wieder zu Sinnen. Ich hielt eine tote Katze in den Armen. Erschrocken ließ ich sie fallen.

„Das – das wollte ich nicht. Ich wollte sie nicht umbringen.“

„Na ja, aber sie ist tot.“ Naruto stand auf und versetzte ihr einen kleinen Tritt. „Wie du siehst.“

„Oh Gott, was jetzt? Wir – müssen sie vergraben.“ Ich sah mich um, ob uns jemand beobachtete.

„Quatsch, lass uns endlich schlafen. Bin müde.“ Er drehte sich schon um und nahm den Eingang zu seiner Höhle ins Visier.

„Moment mal, Naruto, wie kommst du her? Was – ist eigentlich passiert?“

„Ich bin dir natürlich gefolgt. Hast du ernsthaft geglaubt, ich hätte nicht gemerkt, das du dich auf und davon machst? Und ich konnte mir natürlich auch denken, wozu und warum.“

„Wirklich?“

„Klar. Dein Magen hat es mir lautstark gesagt.“

„Ich versteh nicht.“

„Kommst du jetzt?“ Naruto schwebte schon hoch.

„Was ist mit der Katze, sollen wir sie einfach liegen lassen,“ rief ich ihm nach.

„JA.“

Ich flog ihm nach. Jetzt fühlte ich mich richtig schlecht. Was hatte ich bloß getan? Ich wollte sofort wieder ein Mensch sein. Ob das möglich war? Ich würde Naruto fragen. Aber nicht sofort. Vielleicht würde er ärgerlich auf meine Frage reagieren. Trotzdem – ich wollte keine unschuldigen Tiere töten, weil ich vor Hunger verrückt war. Ich hatte total die Kontrolle verloren. Fassungslos quetschte ich mich durch den Eingang und den Spalt. Naruto stand ganz normal da, so als wäre gar nichts passiert, konzentrierte sich, und seine Kleidung war wieder trocken und sauber, schneeweiß, seine Haare flogen, auch sein Schwanz als stünde er vor einem starken Föhn und im Nu waren sie trocken. Sie fielen ihm zurück über die Schultern und er sah mich an. Ich wäre auch gerne trocken gewesen. Aber wie?

„Was ist passiert?“ fragte ich nochmal unglücklich.

„Du hast dich mit Nekomata angelegt. Das ist passiert. Sei froh, das ich da war.“

„Nekomata? Ist sie – wichtig? Ich meine – hat sie eine besondere Stellung hier, also – ich weiß überhaupt nicht was ich sagen soll und wie unendlich leid mir das tut und...“

„Nekomata sind normale Hauskatzen, so wie Kitsune normale Füchse sind. Zu Beginn.“

Stimmt. Naruto hatte auch mehrere Schwänze. „Dein Dämon war ein normaler Fuchs?“

Naruto schüttelte den Kopf. „Nein, das war er nie. Mein Dämon war schon immer etwas Besonderes. Wenn eine Hauskatze sehr lange lebt und sehr verwöhnt wird, soviel Futter bekommt, das sie richtig fett wird, verwandelt sie sich von einer Katze in ein magisches Wesen. Ähnlich wie ein Kitsune. Sagte ich ja schon. Es sind auch ganz normale Füchse die mit der Zeit, wenn sie lange leben und sehr alt werden, zu verzauberten Wesen werden.“

„Ja. Du bist zauberhaft.“ Ich fühlte, wie sich Hände auf meine Brust legten und mich weg schoben. „Hast du etwa noch nicht genug.“

„Doch.“ Ich hatte gar nicht bemerkt, das ich ihm so nahe gekommen war. „Habs ernst gemeint.“

Naruto sah mich kritisch an. Als überlege er ob er mir glauben solle oder nicht.

Eigentlich wollte ich ihn halten, an mich drücken, nie mehr loslassen, ihn spüren, aber ich – vielleicht hatte er recht. Ich hatte noch nie die Kontrolle über mich verloren. Das sollte nie wieder passieren. Und das wollte ich auch nie wieder erleben. Wem soll man noch vertrauen, wenn man sich selbst nicht mehr vertrauen kann? Unsicher ging ich ein paar Schritte zurück. „Tut mir leid.“

„Du sollst dich doch nicht entschuldigen,“ herrschte er mich mit geballter Faust an.

„Ach ja, stimmt, tut mir leid.“

Naruto gab einen Laut von sich den ich nicht beschreiben konnte, aber es war keiner von der Art, der so klang, als freue er sich, oder hätte – einen Orgasmus.

Beherrsch dich, Sasuke. Ich erinnerte mich an den komischen Nebeldämon. Der war ja richtig geflohen, als ich mich entschuldigte. Ich sollte es mir wohl abgewöhnen.

„Ja, ja. Also, was ist mit euch Katzen und Füchsen?“ lenkte ich ab.

Zum Glück funktionierte es.

„Sagte ich schon. Sie werden zu verzauberten Wesen. Und ihre Schwänze teilen sich dann. Ein Fuchs der fliegen kann, nennt man Amakitsune.“

„Also bist du ein Amakitsune?“

„Nein. Das ist wieder anders. Ich weiß es ist schwer zu verstehen, aber Naruto Uzumaki, Kurama und ich sind ein und dieselbe Person.“

„Stimmt.“ Aber bei mir war es anders. „Was ist mit dieser Nekomata? Sie war eine alte Frau, als ich sie sah.“

„Hast du nicht gespürt, wie gefährlich sie ist,“ besorgt sah Naruto mich an.

„Schon, aber der Hunger – hat mich schier wahnsinnig gemacht.“

„Ich wollte eigentlich morgen etwas zum Essen für dich besorgen. Hatte keine Ahnung das du dich so schlecht im Griff hast.“

Ich fühlte, wie ich rot wurde. „Ja, ich auch nicht.“

„Das lernst du noch. Ganz bestimmt,“ sagte er in aufmunterndem Tonfall und zwinkerte mir zu.

„Die arme Katze.“

„Sie war ein Dämon. Wie gesagt. Wenn sie sich verwandeln trinken sie das Blut ihrer Besitzer. Töten sie und nehmen ihren Platz ein. Indem sie sich verwandeln in die selbe Gestalt.“

„Also – war die Besitzerin dieser Katze eine alte Frau?“

„Gut erkannt.“

„Und – sie wurde von ihr getötet. Was ist mit diesen Schwänzen. Ich meine, als sie ein Dämon wurde bekam sie zwei, aber warum Schlangen? Das passt nicht zu Katzen?“

„Zu einer Nekomata schon. Solche Katzen werden zuerst zu Bakeneko, dann, wenn sie stärker werden zu Nekomata. Die können fast drei Meter groß werden. Du hattest noch Glück, das du so eine schwache Nekomata erwischt hast.“

Schwach, nannte er das Ding.

„Ich muss meine Fähigkeiten herausfinden und trainieren.“

„Ja. Ich bin schon gespannt. Aber lass uns jetzt schlafen.“ Er streckte den Arm aus. „Du schläfst dort.“ Er zeigte auf den Sessel.

„WAS?“

„Will mal kein Risiko eingehen.“

Naruto ließ sich schon auf sein Bett fallen. Ich hatte eigentlich noch Fragen. Zum Beispiel, ob wir Ärger bekommen würden wegen der toten Katze. Der toten Nekomata. Aber da es ihn nicht zu kümmern schien, beschloss ich nicht mehr daran zu denken, für den Augenblick jedenfalls, und seinem Rat zu folgen. Ja, schlafen. Morgen konnten wir weitersehen. Ich berührte meinen Bauch. Ja, ich war satt. Aber die Art wie ich das erreicht hatte gefiel mir nicht wirklich. Ich sah zu Naruto, der so entspannt auf dem Bett lag, als sei er schon eingeschlafen. Noch dazu, ohne Narutos Hilfe wäre ich vielleicht tot. So etwas wollte ich wirklich und wahrhaftig nicht nochmal erleben. Es musste doch auch anders gehen. Ich ließ mich auf den Sessel fallen und schloss die Augen. Ob ich schlafen konnte, nach alledem, wusste ich nicht genau, aber ich konnte mich zumindest ausruhen.

Training

„Aufstehen.“ Ich fühlte einen Stoß und stürzte auch schon zu Boden.

„Was – was ist denn?“

„Zeit zum Trainieren. Für uns Beide.“

Ich wischte über die Augen. Naruto stand vor mir und hatte beide Hände energisch in die Hüften gestemmt.

„Training? Moment, wir sollten erst duschen und frühstücken, oder?“

Er beugte sich zu mir. „Träumst du noch?“

„Wieso?“

„Du denkst noch viel zu menschlich. Sag mir nicht, du hast schon wieder Hunger?!“

Ach so, ja. Heute Nacht. „Nein,“ ich schüttelte den Kopf. „Hunger hab ich nicht.“

„Würde mich auch wundern. Also komm schon. Kuron wartet nicht ewig.“

„Moment, was ist mit duschen? Und wer ist Kuron?“

„Dein Trainingspartner. Und duschen? Haben wir auch schon heute Nacht gemacht. Nebenbei, siehst du hier eine Dusche?“

Ich stand auf, weil Naruto seine Höhle schon verlassen hatte. Keine Dusche? „Wir stellen uns einfach in den Regen und das war es dann?“

Keine Antwort. Und was war mit Seife? Die gab es dann wohl auch nicht.

Ich folgte Naruto.

Er war schon draußen. Ich beeilte mich lieber. Diesmal war es Naruto der mir hoch half. „Sag mal, gibt es noch einen anderen Ausgang, als den hier?“

„Nein.“ Naruto stand dicht vor mir auf dem schmalen Felsvorsprung und nagte an seiner Unterlippe. „Du hast recht. So ist es sehr unpraktisch für dich. Wir brauchen noch einen Ausgang. Aber der muss dann auch sicher sein.“

„Nur keine Umstände, eine einfache Leiter reicht mir auch.“

Er sah auf. „Gute Idee.“

Klar. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. Wahrscheinlich hatte der schon überlegt, wo er das nächste Loch sprengt.

„Also gehen wir.“

Naruto ließ sich einfach fallen. Er setzte seine Fähigkeit gar nicht ein und ich dachte schon, er könne es nicht. Nein, sicher würde er sie weiter unten einsetzen. Kein Grund zur Sorge. Aber das tat er nicht. Stattdessen knallte er auf die Straße wie eine Bombe und Sand und Staubpartikel flogen so hoch das sie sogar mich erreichten. Oh Gott. Der hatte vermutlich vergessen, wie er sie einsetzen konnte. Oder es hatte nicht geklappt, wäre ich doch gleich nach geflogen und hätte ihn aufgefangen. Ich klappte meine Flügel auf und stürzte mich wie ein Adler nach unten. Fast wäre mir das Gleiche passiert wie ihm, hätte ich kurz vorher nicht abgebremst. Durch den aufgewirbelten Sand konnte ich erst nichts sehen, aber dann sah ich eine Bewegung. Naruto kam aus dem Dunst, der sich nur langsam legte, auf mich zu. Nicht mal eine Schramme konnte ich sehen.

„Was geht hier denn ab? Bist du verrückt geworden? Einfach zu springen? Ich meine, wieso bist du nicht nach unten geschwebt? Funktioniert dein Schwanz nicht, ist er noch nass?“

„Weil es schneller geht.“

Naruto marschierte vor mir her während mein Herz immer noch wild pochte. Was für ein Schock. Das hätte er mir früher sagen können. Aber ich wusste mittlerweile auch genug, das jedes Wort wie „du hast mich zu Tode erschreckt“ oder „bitte, tu das nicht wieder“ und noch schlimmer, „das nächste Mal warn mich vor“ hier nur als Schwäche galt. Sogar in Narutos Augen. Ich beschloss, gar nichts zu sagen, folgte ihm stattdessen langsam und versuchte mich zu beruhigen. Jedenfalls, sagte ich mir, war ich dank Naruto jetzt hellwach.
 

Kuron wartete schon auf dem Trainingsplatz. Er saß auf einem runden Pfahl, der eigentlich zu klein für ihn war. Na, sollte mir egal sein. Kuron hob die Hand um mich zu grüßen.

„Hey.“

„Und? Wo ist mein Gegner?“ wollte er wissen.

„Dein Trainingspartner,“ stellte ich klar und sah mich um. Ich hoffte, das Sasuke auch fit war. Er war mir nur nachgelaufen, ohne ein Wort zu sagen. Vielleicht brauchte er ja länger Zeit zum Wach werden. Oder war noch zu vollgefressen. Ich würde ihn einfach fragen.

Sasuke kam endlich auf den Platz und Kuron sprang von seinem Pfahl.

Sasuke erstarrte fast, als er ihn sah. „Hey, Sas – Kusutani, wenn du dich nicht wohl fühlst, können wir das auch verschieben.“

Ich beugte mich etwas vor und flüsterte: „Sonst macht dich Kuron rund. Was hast du denn?“

Sasuke schrie fast: „Der sieht ja fast genauso aus wie ich.“

„Oh, ich hab mir wohl unnötige Sorgen gemacht, wie dumm von mir. Kuron ist wie du ein Batdämon. Klar seht ihr auf den ersten Blick mal gleich aus, aber nur auf den ersten.“

Kuron war schon heran gesprungen. Er packte Sasukes Hand und schüttelte sie, als wolle er ihm den Arm abreißen und gleich mit nach Hause nehmen. „Toll. Du bist tatsächlich ein Batdämon. Seit meine Familie tot ist hab ich keinen mehr unserer Art gesehen. Ich kann es überhaupt nicht glauben. Toll. Einfach nur Klasse.“

Ich überlegte, ob ich dazwischen gehen sollte, solange Sasuke noch zwei Arme hatte.

„Ich konnte es nicht glauben. Ehrlich mal. Kurama hat also wirklich nicht gelogen. Es ist phantastisch.“

Mein Stichwort. Sonst ging das noch ewig so weiter. „Du sagst es, phantastisch. Genau darum möchte ich, das du Kusutani trainierst. Schließlich seit ihr selten. Vielleicht ja wertvoll, wer weiß.“

Kuron nickte mir erfreut zu, aber schüttelte immer noch Sasukes Hand. „Mach ich. Mach ich. Ich hätte es sogar getan, ohne das du mir einen Gefallen schuldest. Weißt du was, Kurama, wegen dir ist er doch hier, oder? Das macht mich so froh, das wir quitt sind.“

„Umso besser, dann – fangt mal an.“

Ich entfernte mich von den beiden. Kurons Verhalten gab mir schon zu denken. Obwohl Sasuke nicht so war, war er es irgendwie doch. Die waren auch vom Charakter ziemlich gleich. Aber das waren Kitsune auch. Oder Kappas. Bis jetzt hatte ich Sasuke immer noch wie eine Art umgedrehten Menschen gesehen, nicht wie einen Dämonen. Aber vielleicht lag ich damit falsch.
 

Ich hätte nie damit gerechnet, das ich so herzlich begrüßt würde. Eher damit, das sich eine scheußliche Gestalt kreischend auf mich werfen würde. Der Kerl war mir sympathisch.

„Hi. Ja, dank Kurama bin ich hier gelandet. Äh – also gibt es keine Batdämonen hier außer uns beiden?“ fragte ich und befreite meine Hand aus seiner. Ich bemerkte, das meine ziemlich zerdrückt aussah und anfing sich wieder in so eine Klaue wie gestern Nacht zu verwandeln. Dann sah ich Kuron wieder in die Augen. Er mochte mich und ich ihn. Das wussten wir beide. Das mussten wir gar nicht sagen.

„Nein. Aber – ist besser, als einer, oder?“ strahlte er mich mit grünen Augen an.

Genau. Die Augen. Es war seine Augenfarbe. Hätte er mich nicht leiden können, hätten sie eine andere Farbe gehabt. Ich nickte.

„Gestern Nacht,“ durfte ich diesem Kerl wirklich vertrauen? „bin ich vor Hunger fast verrückt geworden,“ erklärte ich ihm, was zog ich hier eigentlich ab? Halt den Mund, Sasuke. „Also hab ich – einen anderen Dämonen getötet. Schlimme Sache, ich fühlte mich danach – einfach scheußlich. Aber – es ging nicht anders, wie soll ich sagen...“

„Ich weiß ganz genau was du meinst, glaub mir. Ging mir auch schon so. Ist nicht zu ändern wenn nichts anderes da ist. Ich zeig dir nachher, wo du bessere Nahrung bekommst als Dämonenblut.“

Etwa Menschen? „Sind die anderen auf der Erde?“

„Das weiß ich nicht, du kommst doch von der Erde. Hast du welche gesehen? Erzähl mir davon.“

„Hab ich nicht. Ich kann dir von der Erde erzählen, wenn du willst, aber zuerst – kannst du mir ein paar Tricks zeigen? Damit ich Naruto beschützen kann.“

„Wie?“

„Kurama, ich meine, ich will stärker werden. Wir sind ja ein Paar.“ Mein Gott, das mussten doch wohl auch Dämonen verstehen. „Also, will ich ihn beschützen. Damit er mich nicht beschützen muss. Oder so.“ Der Satz klang ziemlich unlogisch. Wahrscheinlich verstand er mich doch nicht.

„Wie?“

Wusste ich es doch.

„Du sagst, Kurama hat dich beschützt? Ernsthaft? Ich meine, du bist nicht sein Eigentum, nur sein Freund, oder?“

Ich nickte, auch wenn mich das „nur“ etwas störte.

„Wie eigenartig. Aber – hey – das rechne ich ihm hoch an, wirklich.“

„Ich auch. Also?“

„Fangen wir an. Zuerst zeige ich dir den lähmenden Blick.“

„Lähmender Blick,“ wiederholte ich. „Was kann man damit anfangen? Ich meine, außer das er andere lähmt, das kann ich mir denken.“

„Na ganz einfach, stell dir vor, du wirst verfolgt. Oder – du hast Hunger und der Dämon wehrt sich. Na?“

„Dann kann ich ihn mit diesem Blick lähmen?“

„Genau.“

„Das ist cool, ich könnte so ner Katze etwas Blut abzapfen ohne sie zu töten und abhauen, wenn ich verfolgt werde. Aber funktioniert der bei Dämonen auch wirklich?“

„Na klar.“

„Klingt gut. Okay. Den will ich lernen.“
 

Ich suchte mir einen weißen, feinen Sandplatz aus. Da konnte ich am besten meditieren. Bevor ich anfing, Inaris Techniken, die er mich gelehrt hatte umzusetzen, meditierte ich immer gerne. Danach konnte ich besser kämpfen. Also setzte ich mich im Schneidersitz auf den Sand und legte meine Hände locker über die Beine. Ich warf noch einen Blick zu Sasuke und Kuron, um zu sehen, wie es bei den Beiden lief. Und ich hatte keine Ahnung was sie da trieben. Beide standen einfach da und starrten sich intensiv in die Augen ohne sich sonst irgendwie zu bewegen.

Ein viel zu starker Gegner

Vielleicht spielten sie ja „wer zuerst weg sieht hat verloren.“

Ich wandte mich wieder meinem eigenen Training zu und ging zurück in meine Meditation. Zuerst wollte ich meinen Gegner genau analysieren, um eine Strategie zu entwickeln. Heji tauchte vor meinen Augen auf. Ein wirklich starker Gegner. Ich hatte seine Kämpfe schon gesehen. Und er hatte keinen einzigen verloren. Er konnte nicht nur schwarze Flammen rufen, absolut tödliche Flammen aus der Dämonenwelt, er hatte auch eine besondere Technik entwickelt, die er schwarzer Flammendrachen nannte. Wer davon getroffen wurde, war nur noch ein Aschehäufchen. Ob er sie gegen mich einsetzen würde? Nur, wenn es nicht anders ging. Aber um zu gewinnen tat er alles. Egal, wer sein Gegner war. Na gut, gegen jeden außer Yuki, seiner Schwester. Das war ein anderes Kapitel. Und er konnte sie so gut wie an jedem Ort herauf beschwören. Bestimmt auch auf der Erde. Gut, das wir hergekommen waren. Heji war auch extrem schnell und einer der besten Schwertkämpfer. Ich hatte schon Typen gesehen, die er mal eben so schnell in Stücke geschnitten hatte, das die noch standen und ihn fragten, wann er mal anfangen würde zu kämpfen, oder ob er doch vielleicht zu große Angst bekommen hätte. Heji antwortete dann, der Kampf wäre doch schon längst vorbei und ungefähr ab da bemerkten es diese Leute dann auch endlich. Verdammt, das sah nicht wirklich gut aus. Und zu allem Überfluss hatte er auch noch das Jagan. Das sogenannte dritte böse Auge. Wenn er schon hier war, würde ich es nicht wissen, aber er könnte alles was ich tat aus der Entfernung beobachten.

Ich öffnete die Augen. So ein Mist. Weder meine Magie noch ich selbst waren schnell genug. Und die Fähigkeiten meiner Schwänze brachten mir auch nichts. Höchstens der, bei dem ich mich unsichtbar machen konnte. Vielleicht kam ich dicht genug an ihn heran, wenn er mich nicht sehen konnte? Dann könnte ich mich in ihn verwandeln und seine Fähigkeiten übernehmen. Nein. Das war zu riskant. Wegen seinem Jagan. Möglich, das er mich doch sehen konnte und nur so tun würde, als könne er es nicht. Aber selbst wenn nicht, er wusste genau, wie er mit seinem Können umzugehen hatte, ich nicht.

Fluchend stand ich auf. Das hatte ja mal gar nichts gebracht, außer der Tatsache, dass das einzige was ich tun konnte auszuweichen war. Auf eine Gelegenheit warten, anzugreifen. Aber die Chance war viel zu klein, dagegen war seine Chance mich während ich auswich, doch zu treffen recht groß. Vielleicht war es besser, wenn Sasuke bei diesem Kampf nicht dabei war.

Ich sah zu den beiden hin. Sie spielten immer noch ihr kleines in die Augen schau Spiel. Schlecht gelaunt ging ich auf sie zu.

„Hey, wollt ihr nicht mal anfangen zu trainieren, oder was?“

Keine Antwort. Beide ignorierten mich.

„Ist das hier so wichtig für dich, das du mir nicht mal eine Antwort geben kannst?“ fuhr ich Sasuke an und schubste ihn.

Obwohl ich ihn gar nicht hart gestoßen hatte, fiel er hin. „Puh, Gottseidank,“ atmete er auf und strich sich über die Stirn.

„Dämonen schwitzen nicht, du Punk.“

„Meine Schuld, meine Schuld. Haha.“ Kuron kratzte sich verlegen an der Schulter.

„Wieso? Was ist?“

„Ich habe Kusutani den lähmenden Blick beigebracht.“

„Lähmender Blick? Nie gehört.“

„Eine praktische Technik. Damit können wir Batdämonen unsere Opfer lähmen. Oder auch unsere Gegner. Ich hab sie deinem Freund erklärt und er wollte sie lernen. Leider hab ich vergessen, das wir uns auch gegenseitig lähmen können und ich wusste ja nicht, das Kusutani so ein großes Talent ist,“ erklärte mir Kuron.

„Ihr könnt euch gegenseitig lähmen? Ist das nicht eher – komisch? Ich meine, bei so einer Technik sollte ein anderer Batdämon doch eher immun dagegen sein, oder nicht?“

„Bei den meisten Techniken ist er das ja auch. Vor allem bei denen die mit Magie zu tun haben, du weißt schon. Wenn wir unser Opfer mit Magie so betäuben, das wir ihm auch, also das er auch...“

„Lust? Sex?“ versuchte ich aus zu helfen.

„Genau. Das wir ihm ein suggerieren, er empfinde Lust während wir mit ihm Sex haben, aber uns in Wirklichkeit ernähren.“

Ich hob die Hand. „Keine Sorge. Ich bin nicht eifersüchtig wegen so einer Sache.“

„Oh, wirklich. Na dann. Ich meine, das ist gut. Ist es doch, oder?“ wandte er sich an Sasuke, der mittlerweile aufgestanden war.

„Also, dagegen seid ihr dann immun, aber nicht gegen den lähmenden Blick.“ Ich überlegte. „Ist das nicht irgendwie blöd?“

„Wieso?“

„Wenn zwei Batdämonen hinter ein und derselben Person her sind, Streit bekommen und den Blick einsetzen, tja – dann enden sie wir ihr beide hier.“

Kuron sah mich so verblüfft an, als sei ihm diese Idee noch nie gekommen.

„Schon gut,“ meinte Sasuke und legte seinen Arm um Kurons Schulter. „Wir können das ja vorher abklären.“

„Genau, genau,“ stimmte Kuron zu und legte auch einen Arm um Sasukes Schulter. „Außerdem sind wir ja nur zu zweit.“

„Und wenn ihr das nicht wärt? Wenn es eine ganze Horde von Batdämonen gäbe?“

„Das wäre doch toll,“ rief Kuron aus.

„Worauf willst du hinaus?“ fragte Sasuke.

„Darauf, das es doch eine Art Gegenmittel geben muss.“

"Gibt es," rief Kuron aus.

„Und das wäre?“

Kuron überlegte kurz. „Hab ich vergessen.“

„Unglaublich. Jeder könnte euch erledigen, mit Leichtigkeit erledigen, wenn ihr...“

„Reg dich nicht auf,“ meinte Sasuke zu mir. „Solange wir zu zweit sind, können wir uns absprechen. Wenn noch mehr kommen sollten, fragen wir die nach dem äh Gegenmittel, oder vielleicht fällt es Kuron ja noch ein, also kein Grund zur Sorge.“

„Okay. Aber dann macht es auch nicht mehr, ihr Blödmänner. Den lähmenden Blick kannst du ja jetzt. Trainiert was anderes.“

Ich entfernte mich von den beiden Richtung Stadt. Für heute hatte ich wirklich die Nase voll. Lähmender Blick, th. Augenblick mal. Lähmend. Was, wenn ich Heji irgendwie – bewegungsunfähig machen könnte. Lähmen konnte ich keinen. Meine eigenen Techniken funktionierten bei dem nicht. Und Inaris Techniken war ich nicht durchgegangen, weil ich einfach zu frustriert gewesen war.

Der Eisenschlag

„Als nächstes bringe ich dir den Eisenschlag bei,“ begeisterte sich Kuron.

„Hört sich gut an,“ antwortete ich ihm. Das tat es. Aber Narutos Verhalten beunruhigte mich irgendwie. Überhaupt – was für ein Training sollte das gewesen sein, eben? Er hatte doch nur ganz still dort auf einem freien Platz gesessen mit geschlossenen Augen. Während ich von Kuron´s Blick gefesselt war, oder gelähmt, hatte ich auch keine Kampfgeräusche gehört. Beziehungsweise so etwas wie Geräusche die von einem Training stammen könnten.

Besorgt sah ich zu Naruto, der stehengeblieben war. Einen Arm hatte er um sich selbst gelegt und benutzte ihn als Stütze für den Ellenbogen seines rechten Armes, der wiederum als Stütze für sein Kinn diente. Anscheinend war er schwer am Überlegen. Um was es ging war mir klar.

„Hey, Kusutani, pass auf, wenn ich dir was beibringe.“

Kuron riss mich aus meinen Gedanken. Ja, ich sollte mich jetzt um meine eigenen Fortschritte kümmern. Vielleicht konnte ich Naruto dann helfen. Ich würde nachher mit ihm darüber reden.

Als ich zu Kuron hinsah, hatte der sich leicht gebückt neben einen dicken Baum gestellt. Eigentlich sah er wie ein normaler Baum aus, wie die Bäume, die wir auch auf der Erde hatten. Nur das dieser wie wild mit seinen Ästen um sich schlug und versuchte, Kuron zu treffen. Danach sollte ich Naruto auch fragen, nahm ich mir vor. Kuron erklärte natürlich nichts über das seltsame Benehmen dieses Baumes. Wie auch, er war nie auf der Erde gewesen. Jedenfalls nicht das ich wüsste.

Aber, - „Kuron, warum versucht dieser Baum dich zu schlagen?“

Überrascht stellte er sich wieder kerzengerade hin und sah mich verständnislos an. Dann kam ein langgezogenes „Häää?“

„Na ja. Auf der Erde machen die Bäume so etwas nicht.“

„Wie? Die lassen sich das doch nicht etwa einfach so gefallen?“

„Was gefallen?“

„Na – wenn sie um genietet werden.“

„Doch. Eigentlich schon.“

„Wie eigenartig. Was für eine seltsame Dimension, aus der du kommst. Die lassen sich ernsthaft ohne Gegenwehr abschlagen? Kein Witz?"

„Nein. Wie war das? Sie, die Technik meine ich. Eisenklinge? Willst du ihn damit fällen?“ fragte ich nach.

„Eisenschlag. Na gut, wie du siehst, stehen in diesem Reich die Bäume nicht nur herum und lassen sich alles gefallen. Du musst also aufpassen. In Ordnung?“

„Okay. Ich werde aufpassen, wenn ich in der Nähe eines Baumes bin. Oder eines Pilzes, einer Blume, was auch immer.“

Mit so etwas hatte ich nicht gerechnet. Das war ja gefährlicher hier, als in meiner schlimmsten Vorstellung.

„Keine Sorge. Er benimmt sich nur so, weil er fühlt, was ich vorhabe. Normalerweise tun sie das nicht. Ich meine, du musst keine Angst haben, wenn du an einem Baum vorbei läufst, sofern du ihn nicht töten willst.“

Diese Aussage beruhigte mich. Bäume und – töten? Klar. Das vergaß man oft, weil sie nichts sagten oder wie dieser Baum hier wild um sich schlug. Aber letztendlich waren Pflanzen auch Lebewesen. Ich fragte mich unwillkürlich, ob er wohl Schmerz empfand. Der Baum. Aber ich war auch gespannt auf das, was Kuron mir zeigen wollte. Neugierig nickte ich ihm zu. Er grinste mich an und bückte sich wieder leicht, so das er seinen rechten Flügel ausbreiten konnte. Ich sah so etwas wie ein silbernes Schimmern an den Rändern seines Flügels, dann schlug er auch schon damit zu und fällte den Baum mit einem einzigen Schlag. Aha, darum hieß diese Technik wohl Eisenschlag.

„Wie hast du das gemacht?“

Kuron stand wieder aufrecht und sah sehr zufrieden aus. Er hatte beide Hände in die Hüften gestemmt und grinste mir entgegen.

„Na? Beeindruckt?“

„Ja. Schon. Aber – wie hast du das gemacht?“

Er nahm eine seiner Hände von den Hüften und winkte damit ab, als wäre es die einfachste Sache der Welt gewesen.

„Du musst dich nur darauf konzentrieren.“

„Aha.“ Diese Erklärung war keine wirkliche Hilfe.

„Breite einfach deine Flügel aus. Setz dich am Besten hin. Und stell dir vor, deine Flügel sind aus Eisen. Zuerst der eine, dann der andere und dann beide. Dazu braucht es keine Magie nur Phantasie. Und Konzentration. Das ist doch einfach für dich, Bruder. Bestimmt hast du mit Kurama schon oft meditiert.“

Kuron kam auf mich zu während er sprach.

„Nein. Nein, das haben wir nie getan. Meditiert meine ich.“

„Echt nicht? Wie blöd. Dabei ist das praktisch das kleine abc für Kampftechniken.“ Mittlerweile hatte er mich erreicht. Unvermittelt stieß er mir den Ellenbogen in die Seite. „Ah, verstehe. Ihr hattet anderes zu tun, wie?“ Dann sah er zum Himmel. „Trotzdem – ich hätte von Kurama echt mehr Verantwortungsgefühl erwartet. Mh. Nein. Eigentlich doch nicht. Wenn ich genauer darüber nachdenke, dann...“

„Schon gut,“ unterbrach ich Kuron. Wenn ich ihn nicht stoppte, würde er vielleicht noch einige Stunden über Narutos Verantwortungsbewusstsein philosophieren.

Kuron sah mich aus grünen Augen an. „Was hast du denn plötzlich?“

„Nichts.“ Ich sah zu Naruto, der immer noch so da stand, wie zuvor.

„Ach so. Mach dir keine Gedanken. Er ist stark. Der findet schon einen Weg, um gegen Heji anzukommen.“

„Meinst du?“

„Klar. Obwohl die Wetten achtzig zu zwanzig gegen ihn stehen.“

„Wetten?“ rief ich empört. „Wie kann man bei einem Kampf um Leben und Tod Wetten abschließen. Es geht hier schließlich um ein Menschenleben.“

„Ein Menschenleben?“

„Uhm – um ein Dämonenleben, meine ich.“

„Du bist komisch, aber das gefällt mir umso besser,“ strahlte Kuron. „Also – versuch es.“

„Ich kann nicht.“

„Aber warum denn nicht?“

„Weil ich mir Sorgen um ihn mache. Ich bin diesem Heji auch schon begegnet und...“

Und er war mir extrem unsympathisch wollte ich sagen, aber Kuron fiel mir ins Wort.

„Und du lebst noch? Wow.“

„Okay, das reicht. Ich kann mich jetzt nicht konzentrieren. Sag mir lieber, wie wir Kurama helfen können.“

Kuron´s Blick wurde plötzlich wütend und ablehnend.

„Du willst dich nicht ernsthaft da einmischen, oder? Kurama würde dir das nie verzeihen. Der bringt dich um.“

„Quatsch. Doch nicht wenn ich ihm helfe.“

„Doch, gerade dann. Denkst du, Kurama hat keinen Stolz? Der würde lieber sterben, als sich von dir helfen zu lassen. Während des Kampfes meine ich. Tut mir ja fast leid, das zu sagen, aber – Training okay, Einmischen in den Kampf – absolut tabu.“

Auch das noch. Bedeutete das etwa, wenn Heji Naruto töten würde, müsste ich dabei zusehen und dürfte keinen Finger rühren um ihm zu helfen? Verzweifelt sah ich zu Boden.

„Ich hab doch gesagt, Kurama ist stark.“ Anscheinend versuchte Kuron mich zu beruhigen. Das war vermutlich nicht wirklich üblich bei Dämonen, oder? Geschweige denn, das sie die Sorge eines anderen überhaupt registrierten. Ich musste noch viel lernen.

„Ich weiß, wie stark er ist,“ sagte ich leise. „Wenn es um Menschen geht. Ich kenne auch die Fähigkeiten die er als Kitsune hat. Aber, na ja ...“ meine Stimme versagte.

„Verstehe. Aber jeder Dämon sieht gegenüber einem Menschen stark aus. Vermute ich mal. Kurama hat lange Jahre im Tempel von Inari verbracht. Es gibt keine Pflanze, die er nicht kennt. Nicht hier, nicht in der Anderswelt und auch nicht auf der Erde. Für Kurama ist selbst Unkraut eine tödliche Waffe oder eine lebensrettende Medizin.“

„Ich verstehe nicht!“

„Weißt du nicht, wer Inari ist?“

„Ein Gott.“

„Der Fuchsgott. Er bringt im Frühling die Samen und sammelt sie im Herbst wieder ein. Und jeder Fuchs steht unter seinem Schutz. Selbst ein gewöhnlicher.“

Und er war Narutos Meister. Oder Lehrer gewesen. Trotzdem konnte ich mir darunter nicht wirklich was vorstellen. Ich sah zu dem umgestürzten Baum. Ob Inari darüber verärgert war? Und Naruto? Der stand immer noch wie angewurzelt. Als wäre jetzt er es, der vom lähmenden Blick getroffen worden war. OH.

„Kuron, du hast Naruto doch nicht etwa mit diesem Blick verhext?“

„Wen?“

Verdammt. „Ich fragte, ob du Kurama mit dem lähmenden Blick verhext hast?!“

„Quatsch.“

„Wirklich nicht?“

„Unsinn. Nebenbei, der lähmende Blick wirkt bei einem Dämon von seiner Stärke überhaupt nicht. Nur bei schwachen und mittelstarken kannst du ihn einsetzen.“

Ich fühlte Ärger in mir aufsteigen. „Bedeutet das, ich bin schwach?“

Bei mir hatte er ja gewirkt.

„Was soll das denn heißen? Glaubst du, ich sei schwach?“ empörte sich Kuron.

„Na, du sagtest doch eben selbst, der wirkt nur bei schwachen und mittelstarken.“

„Ja. Aber bei einem Batdämon ganz offensichtlich eben auch.“

„Äh – du hast gar nicht gewusst, das dieser Blick bei dir wirkt und auch bei mir?“

„Nein. Sonst hätte ich es dir anders beigebracht. Was ist nun? Versuchst du den Eisenschlag oder kommst du mit zu mir nach Hause?“

„Ich kann mich jetzt nicht konzentrieren, klar? Weil ich mir Sorgen mache, ja ich mache mir Sorgen um einen anderen Dämon, weil ich ihn nämlich liebe. Und wenn es dich stört, kann ich es eben auch nicht ändern. Was soll ich bei dir zu Hause?“ Je mehr ich mich in Fahrt redete, desto lauter wurde ich. Aus den Augenwinkeln registrierte ich, das Naruto sich zu uns umdrehte.

Vielleicht täuschte ich mich, aber Kuron´s Gesichtszüge schienen auf einmal weicher zu werden. Aber er ging nicht auf meinen Gefühlsausbruch ein. „Um besseres Essen zu finden. Hatte ich dir doch versprochen,“ meinte er ganz versöhnlich.

„Ach ja. Das Essen. Hast du Menschen bei dir zuhause?“ In meiner Vorstellung sah ich eine Art Schweinestall vor mir, in dem Menschen hausten. Unbehaglich räusperte ich mich.

„Etwas viel Besseres. Es ist mein Geheimnis. Nicht einmal der König weiß davon.“

Ich wurde neugierig, war mir aber immer noch nicht sicher, ob ich dieses Geheimnis überhaupt wissen wollte. Kuron drehte sich zu Naruto um. „Du kannst auch mitkommen. Mit vollem Magen kann man besser denken. Und besser kämpfen.“

„Bin nicht so gierig wie ihr,“ meinte Naruto nur abfällig, drehte sich aber ganz zu uns herum und kam auf uns zu.

„Also dann ist es beschlossene Sache. Lasst uns fliegen.“ Kaum hatte er ausgesprochen, rannte er auch schon los und hob ab. Ich sah Naruto an, der schwebte ebenfalls schon hoch.

„Tja, dann bleibt mir ja eigentlich gar nichts anderes übrig, als mitzugehen.“

Die Zwillingspflanze

Ich nahm wie Kuron einen kurzen Anlauf und flog hoch, bis ich neben Naruto war. Es war nicht ganz einfach neben ihm zu fliegen, weil Naruto nur schweben konnte und viel langsamer war.

„Und? Wie ist dein Training gelaufen?“ fragte ich besorgt.

„Nicht so gut wie erhofft, ich brauche eine Strategie.“ Naruto berührte leicht meine Schulter und verwandelte sich in mein Ebenbild.

Er schlug kurz mit den Flügeln und holte ohne jede Probleme Kuron ein. Tja, und was war mit mir? Ich flog hinter den beiden schwarzen Schatten her, die von hinten und aus der Entfernung tatsächlich wie zwei riesige Fledermäuse aussahen und fühlte mich im Augenblick gerade wie ein Idiot, weil ich versucht hatte neben Naruto zu fliegen und dabei heftig mit den Flügeln gegen den Wind hatte schlagen müssen nur, um an seiner Seite zu bleiben. Und jetzt flog der einfach neben Kuron her.

Natürlich hätte ich sie einholen können. Aber verärgert blieb ich auf Distanz. Ich hätte schon gerne gehört, was Kuron die ganze Zeit faselte, aber ich verstand kaum etwas. Nur ein paar zusammenhanglose Wortfetzen. Bestimmt dachte der, das wäre ich, der da neben ihm fliegt. Aber ich wollte Naruto auch demonstrieren, das mich sein rücksichtsloses Verhalten ärgerte.

Es dauerte nicht lange und wir waren über der Stadt. Kuron hielt auf eine Steinwand zu. Und er bremste nicht mal ab. Naruto wurde etwas langsamer. Dann sah ich Kuron´s gesamten Körper rot leuchten und vor ihm in der Steinwand ein Flimmern, welches kurz darauf verschwand und den Eingang einer Höhle zeigte.

Naruto drehte sich zu mir um. „Beeil dich mal, du Schlaftablette.“

Drohend hob ich die geballte Faust, als Kuron rief: „Der Eingang wird gleich wieder verschwinden.“

Da blieb mir wohl nichts anderes übrig, als zu den beiden aufzuschließen.
 

Naruto und Kuron standen schon vor dem Eingang und sahen mir entgegen, als ich auch runter ging.

„Kuron hat sein Zuhause mit einer magischen Tür versiegelt,“ erklärte Naruto.

„Japp. Wenn du durchgehst, wirst du geröstet.“ Er schnitt sich symbolisch mit dem Finger die Kehle durch. „Also wenn du mich besuchen willst, sag vorher Bescheid, damit ich die Barriere lösen kann, bevor du durchfliegst.“

„Bescheid sagen, wie denn?“

„Durch Telepathie natürlich.“ Das war Naruto. Der wusste wohl mehr über meine Art, als ich selber.

„Natürlich.“

Zu dritt betraten wir die Höhle. Hinter mir spürte ich Magie. Als ich mich umdrehte, sah ich wieder das Flimmern, aber sonst passierte nichts.

„Von außen ist der Eingang jetzt nicht mehr zu sehen,“ erklärte Naruto wieder.

Ich war nun doch ganz froh, das er da war und ich Kuron nicht alles aus der Nase ziehen musste. Mein Ärger löste sich in Luft auf.

„Du wusstest, das Kurama neben dir fliegt, oder?“ hatte ich aber trotzdem eine Frage an ihn.

„Natürlich wusste ich das.“ Mehr sagte er nicht. Na schön. Wenn das so natürlich war.

Wir gingen tiefer in die Höhle rein.

Anders als bei Naruto herrschte hier Ordnung. Ich wusste nicht, ob es an Kuron selbst lag, oder daran, dass er kaum Einrichtungsgegenstände besaß. Von dem vielen Kleinkram bei Naruto ganz zu schweigen. Ich hielt auch Ausschau nach seltsamen Flaschen mit Seelen, konnte aber zu meiner Erleichterung keine finden. Kuron´s Zuhause erinnerte mich an ein Einzimmerappartement aus unserer Welt. Oder eher an eine Studentenbude im Wohnheim, denn eine Küche oder ein Bad gab es hier wohl nicht. Ob sich die Bewohner von mehreren Höhlen wie dieser vielleicht Küche und Bad teilten?

„Wo ist das Bad?“

Naruto warf mir einen seltsamen Blick zu und ich wusste sofort, ich hätte besser nicht fragen sollen.

„Das – was?“

„Wo du badest? Du badest doch, oder nicht?“

„Schon, aber doch nicht hier. Oder ist das wieder einer deiner seltsamen Scherze?“

„Ja. Genau. Haha.“

Kuron lachte und ich nahm wir vor, Naruto danach zu fragen.

„Wartet hier,“ lachte er noch immer und verschwand in einer kleinen Nebenhöhle. Vielleicht war da ja das Bad.

Ich beugte mich zu Naruto. „Wo badet er?“

„In irgendeinem Teich.“

„Hä? Ist das nicht gefährlich, ich meine wegen den Kappas?“

Naruto zuckte nur mit den Schultern. „Er kommt schon zurecht, ich meine, schließlich lebt er ja noch, oder?“

„Toll, danke für die Auskunft, aber wo verrichtet er sein – du weißt schon?!“

Als Batdämon wusste ich, das Kuron auch irgendwo aufs Klo gehen musste.

„Na, draußen. Irgendwo außerhalb der Stadt gräbt er ein Loch und verscharrt es dann wieder. Wie eine Katze.“

„Was?“

„Sei froh. Als Fledermaus wäre es eher üblich es einfach und überall auf den Boden fallen zu lassen,“ grinste mich Naruto an. „Er könnte einfach seinen Hintern über den Rand der Höhle halten und sich anschließend nicht weiter darum kümmern.“

„Schon gut. Hör auf. Mir wird schon ganz schlecht. Aber ich mach das nicht.“

„Du bist es eben anders gewohnt. Vielleicht machst du es wie Kuron, wenn du dich an deinen neuen Körper gewohnt hast. Und an seine Instinkte.“

„Bestimmt nicht. Wo bleibt er überhaupt?“

„Weiß nicht,“ antwortete Naruto gelangweilt und sah sich seine Krallen an. Beziehungsweise meine. Das erinnerte mich daran, das sich meine Hände veränderten, wenn ich wie neulich Hunger hatte oder mich ärgerte. Gut, das ich nicht ständig solche Klauen hatte.

Plötzlich sah Naruto auf und versteifte sich. Kurz darauf kam Kuron wieder um die Ecke.

„Sie sind da,“ kicherte er. „Ich kann sie spüren.“

„Menschen? Hier?“ fragte Naruto ungläubig und im Flüsterton.

Ich hatte keine Ahnung um was es hier ging, aber innerlich stöhnte ich. Wurde mein Albtraum also wahr?

Kuron winkte uns mitzukommen.

Wir folgten ihm in die Nebenhöhle. Sie war wirklich extrem eng und überrascht sah ich, das ein Teil des Bodens aus Glas zu sein schien. Es war rund und etwa so groß wie ein Kanaldeckel. Wir setzten uns rund um das Glas. Darunter konnte ich einen mir sehr vertrauten Gegenstand erkennen. Einen braunen Tisch. Darauf standen brennende Kerzen und ein Hexenbrett lag auch dort auf einer schwarzen Unterlage.

„Sieht aus wie ein Seidentuch,“ meinte ich zu Naruto.

„Hm.“

„Was ist das?“ fragte ich.

„Ich zeig es euch,“ antwortete Kuron.

„Eine Art Eingang in eine andere Dimension. Wie es aussieht, geht es da zur Erde. Warte mal, Kuron. Das könnte gefährlich sein. Wer hat diesen Eingang geschaffen? Menschen, etwa?“

Kuron sah ihn ratlos an. „Keine Ahnung. Das war schon hier. Als ich hier einzog. Zuerst hab ich es auch nicht bemerkt, aber dann spürte ich auf einmal die Präsenz von Beute und hörte komisches Gemurmel.“

„Seltsam. Weißt du was hier los ist, Naruto?“ Mir kam das auch nicht geheuer vor. Immerhin hatte Naruto lange gekämpft, bis er zur Erde durfte und nun ein Eingang? Oder ein Durchgang, ein Portal, eine Art Tür durch die man einfach schlüpfen konnte?

„Das ist schon das zweite Mal, das du Kurama so ansprichst, Kusutani?!“

Naruto hob schnell die Hände. „Das ist nur ein bedeutungsloser Spitzname, nicht wahr, Kusutani? Nicht wert, ihn sich zu merken.“

„Ja. Sorry.“

Mittlerweile tat sich unter uns etwas. Vier Leute kamen in schwarzen Kutten, den Kopf mit einer Kapuze bedeckt und versammelten sich um den Tisch. Erleichtert atmete Naruto aus. „Die haben keine Kräfte, von denen stammt dieser Durchgang nicht. Keine Gefahr.“

„Sag ich doch.“

„Aber – von wem dann?“

„Woher soll ich das wissen. Fragen wir sie einfach.“ Naruto klang leicht genervt.

„Erst mal essen, würde ich sagen,“ Kuron leckte sich schon die Lippen. „Ist genug für uns alle da.“

Er klopfte gegen die Scheibe. Die Gestalten unter uns, die sich eben noch ganz gemächlich bewegt hatten, beeilten sich auf einmal und wurden hektisch. Sie setzten sich auf die Stühle rund um den Tisch, legten ihre Fingerspitzen auf die Planchette und sahen sich gegenseitig an. „Seid ihr bereit meine Schwestern und Brüder?“ konnte ich eine weibliche Stimme hören.

„Brüder und Schwestern? Das sind doch nur vier,“ murmelte ich. „Aua.“

Ich rieb meine Seite. Naruto hatte mir den Ellenbogen in die Rippen gerammt.

„Genug für uns alle,“ stellte Kuron unbekümmert fest.

„Sag mal, hast du die alle vier bedient? Allein?“ fragte Naruto.

„Tja.“ Angeberisch legte Kuron den Kopf in den Nacken.

Was sollte das nun schon wieder. „Was ist hier los? Was heißt hier, alle vier bedient? Bist du ihr Sklave?“

Entsetzt starrte Kuron mich an.

„W...was ist?“

„Kusutani, du als Batdämon, also – das hätte ich nicht gedacht.“

„Was denn?“

Naruto schlug sich gegen die Stirn. Kuron beugte sich mitleidig vor. „Du weißt nicht, das wir uns von sexueller Energie ernähren?“

Schlagartig wurde mir alles klar. „Ach so, das. Doch – haha – natürlich weiß ich das. Hab ich auch schon gemacht. Haha.“

Aber das bedeutete ja...“Kuron, du hast mit allen Vieren...?“

Wieder schwelgte er stolz die Brust. „Tja.“ Obwohl er sich so affig benahm konnte ich nicht anders. Ich musste sein Durchhaltevermögen und seine Standhaftigkeit einfach bewundern. Dann wurden wir wieder abgelenkt vom Geschehen unter uns.

„Bist du bei uns, geliebter Incubus Brad?“ fragte die Stimme, die ich zuvor schon gehört hatte.

„Hä? Incubus? Brad?“

„Pst,“ zischten Naruto und Kuron gleichzeitig.

Die Planchette bewegte sich auf das „Ja“ zu, kam zum Stehen und die vier Leute unter uns freuten sich.

„Warst du das?“ fragte ich Kuron.

„Nein. Dieses Dreieck bleibt immer beim Ja stehen.“

„Wir begrüßen dich und heißen dich willkommen, Brad. Wir sind dir treu ergeben und für dich bereit. Bitte komm und beglücke uns.“

Ich wurde rot. Die Gestalten nahmen ihre Hände von der Planchette, rückten die Stühle zurück und standen auf.

"Verrate niemals einem Menschen deinen dämonischen Namen, KUSUTANI. Merk dir das gut." Naruto sah mich ernst an.

„Okay." Ich musste schlucken. Und vermutlich sollte ich einem Dämonen auch niemals meinen menschlichen Namen verraten.

"Aber was machen sie jetzt? Und was passiert jetzt?“

Einen Teil der Antwort erhielt ich sofort. Die Frau, die wohl die Anführerin dieser selbsternannten Hexen war, zog sich die Kapuze vom Kopf und blies die Kerzen aus, so dass es stockdunkel wurde. Während sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten hörte ich das Rascheln von Kleidern.

„Na ja,“ meinte Naruto. „Wenn sie sich schon so bereitwillig anbieten, sollten wir sie auch nicht enttäuschen.“

„Aber – wir sind zu dritt. Soll Kuron dann zwei bedienen, ich meine beglücken, also ich meine fressen?“

„Perfekter Zeitpunkt für eine Idee, die mir vorhin gekommen ist.“ Naruto sah mich an. „Ich will sie ausprobieren.“

Meine Laune sank wieder auf den Tiefpunkt. Es ging sicher um seinen Kampf mit Heji.

Naruto griff nach hinten in seine schwarzen Haare und zog einen Kern hervor, der fast wie eine Walnuss aussah. Kuron war nicht überrascht. Ich schon. Den Kern auf der Hand liegend lenkte er seine Magie hinein und ich wurde Augenzeuge, wie daraus sehr schnell eine seltsame Pflanze wuchs, grün mit Stacheln wie ein Kaktus und an den Enden ihrer Stengel hatte sie Blüten, die wie Mäuler aussahen. Sie war kaum größer, als Narutos Hand. Eine Mischung zwischen Kaktus und Venusfliegenfalle.

„Was ist das?“ wollte ich wissen.

„Eine Zwillingspflanze,“ antwortete Kuron, während Naruto schon die Fingerspitze in eines der Mäuler schob. „Sie stechen dich und saugen dein Blut aus, bis du tot bist. Dabei wachsen sie ungemein. Am Ende sehen sie so aus wie du. Am Anfang benutzen diese Pflanzen kleinere Tiere. Sie laufen dann herum und suchen nach immer größerer Nahrung.“

„WAS?“ Ich packte Narutos Arm und wollte ihn von der Pflanze wegzerren, aber Naruto drehte sich von mir weg. „Noch nicht.“

„Keine Sorge. Ich sagte dir doch, das Pflanzen für Kurama Waffen sind.“

Der Test

Die Blüte oder wie man es auch nannte, im Gegensatz zu Naruto hatte ich keine Ahnung von Pflanzen, überhaupt keine, hatte sich wie ein grünes Maul um Narutos Finger geschmiegt und ich konnte leise, schlürfende Geräusche hören. Fasziniert beobachte ich, wie diese Pflanze fast schon transparent wurde. Ihr Körperbau wurde irgendwie menschlich. Die Wurzeln, falls es denn welche waren und nicht nur Pflanzenfasern oder Fäden verwandelten sich zu stämmigen kleinen Beinen wie bei Babys und ihre Blätter verschmolzen miteinander, bis nur noch zwei davon übrig blieben. Die wurden dann zu ihren Armen. Babyarmen mit reichlich Babyspeck. Ihre Blüte wurde zu einem Kopf, nur ihr Maul blieb noch das Gleiche, bis Naruto seinen Finger zurück zog. Zuerst versuchte die Pflanze ihn zu schnappen, aber er hielt dieses Ding mit einer Hand auf Abstand und endlich wurde auch ihr Maul ein Mund mit Lippen, aber trotz allem, die gleichen spitzen Zähne.

„Wow.“ Ich sah zu Naruto. Sein Finger war blau und geschwollen und er nahm ihn selbst in den Mund. Mein Blick fiel wieder auf das Baby. Wie ein Menschenbaby sah es nicht unbedingt aus, aber recht ähnlich. Es hatte sogar schon Haare. Je länger ich es betrachtete, desto süßer fand ich es, trotz allem.

„Also hast du so als Baby ausgesehen, Naruto?“ fragte ich.

„Nein, aber du.“ Er drehte es auf den Bauch und ich konnte sehen, das es auf dem Rücken zwei kleine Miniflügel hatte. Sehr Mini. Extrem Mini.

Aber ich hatte als Baby eindeutig nicht so ausgesehen. Vielleicht sah ein Batdämon so aus. Wenn er geboren wurde.

„Was hälst du davon?“ wollte ich also von Kuron wissen.

Kuron saß mit verschränkten Armen und Beinen vor uns. Er hatte die Augen geschlossen und seine Augenbrauen zuckten verärgert.

„Äh...,“ vielleicht mochte der sich als Baby nicht?

„Na schön,“ meinte Naruto plötzlich. „Du hast uns erwischt.“

„Was geht?“

Naruto ignorierte mich. „Wir haben uns Namen überlegt, die wir nur in unseren Zweisamen Stunden benutzen. Niemand sollte davon wissen. Nur wir beide. Unser ganz eigenes und persönliches Liebesgeheimnis.“

„Was geht?“

Kuron schoss nach vorne. Seine Nase berührte fast schon Narutos Nase. Sein Gesicht schien geradezu zu leuchten. „Also das ist es,“ rief er begeistert aus.

„Ähm, ja.“ Naruto senkte beschämt den Kopf und Kuron kicherte.

„Wie romantisch, okay euer kleines schmutziges Geheimnis ist bei mir sicher,“ kicherte er immer noch. Seine Augen wurden zu kleinen Schlitzen, als er sich zu Naruto beugte und ihm ins Ohr „Naruto“ flüsterte.

„Augenblick mal,“ mischte ich mich ein, „was fällt dir ein, so vertraut mit ihm zu tun?“ Im selben Moment spürte ich Gefahr und sah automatisch in die Richtung aus der sie kam.

Naruto starrte mich mit blitzenden Augen an.

„Oh.“ Ich verstand. Verdammt nochmal, ich hatte ihn seit wir uns kennen lernten immer nur Naruto genannt. War doch klar, das ich es manchmal vergaß.

„Und Kusutanis Name?“ wollte Kuron wissen.

„Oh, wenn ich beim Höhepunkt bin schreie ich Yuriiii.“

Kuron klatschte vor Begeisterung in die Hände. „So eine Beziehung will ich auch.“

„Yuri?“

Naruto drehte mir den Rücken zu. Anscheinend war er sauer. Und ich fühlte mich jetzt doch schuldig. Auch wenn ich mich nicht schuldig fühlte und mir meinen Fehler selber verzeihen konnte, fühlte ich mich schuldig weil ich Naruto verärgert hatte.

„Ich weiß nicht, Kuron, ob du so eine Beziehung wirklich willst. Mal was anderes, was machen wir mit diesem Batdämonenbaby? Wollen wir es großziehen? Dann gibt es schon mal drei von uns.“

„Blödsinn,“ antwortete Naruto. Immerhin, er sprach noch mit mir. „Wenn die Zwillingspflanze erst mal aktiv geworden ist verwelkt sie nach zwei Monaten.“

„Ach ja, ist ja ne Pflanze.“
 

Als Mensch hatte Sasuke mehr Gehirn, musste ich feststellen. Aber ich hoffte, das ich mich irrte.

Ich schickte Lebensenergie in meine Kreation und – wie ich gehofft hatte, wurde sie immer mehr zu einem Batdämon. Als sie etwa das Lebensalter eines Teenies erreicht hatte stoppte ich. Zum einen, weil ich selber nicht mehr viel Energie übrig hatte, aber vor allem und zum anderen, weil ich sie unter Kontrolle behalten wollte. Zwillingspflanzen hatte ich noch nie in einem Kampf eingesetzt. Aber wenn sie Heji für nur drei Sekunden täuschen konnte, verschaffte sie mir mehr als genug Zeit.

„Beeindruckend. Echt, Kurama. Ich wünschte, ich hätte auch so eine Fähigkeit,“ lobte mich Kuron.

„Wozu? Du hast doch alles was du brauchst.“

„Ja. Willst du testen, ob sie sich wie ein Batdämon verhält?“

Ich nickte.

„Hm, aber auch wenn sie so aussieht, ist und bleibt es doch eine Zwillingspflanze.“

„Ja, stimmt schon. Aber wenn sie sich nur kurz wie einer verhält reicht es mir schon.“

Kuron zuckte nur mit den Schultern.

„Reichen? Wozu?“ fragte mich Sasuke.

„Nur eine Idee. Mal sehen, ob es funktioniert. Also – wer hat Hunger?“

„ICH,“ schrien beide Batdämonen und beide hoben den Finger als wären sie in der Schule.

Ich bereute meine Frage und sah nach den Menschen. Zu meiner Überraschung hatten sich alle in anzügliche Negligees gehüllt und – das überraschte mich noch mehr – aus den Wänden waren wie durch Zauberhand Betten erschienen, auf denen sie sich rekelten.

„Ziemlich cool, oder? Ich wünschte nur, sie würden ihre energetischen Fähigkeiten nicht für so was verschwenden,“ Kurons Stimme hatte einen anderen Klang bekommen.

„Idiot, das sind doch nur Schrankbetten. Keine Magie.“

Kuron sah mich nicht an. Seine Aufmerksamkeit schenkte er jetzt ganz allein den Leuten unter uns. Ich wandte mich an Sasuke. Der sah auch nicht mehr ganz klar aus.

Na gut. Batdämonen eben. Dennoch hätte ich mehr von ihm erwartet, da er neulich Blut getrunken hatte. Aber jetzt gab er sich mehr und mehr seinen Instinkten hin.

„Geht ihr beide doch schon mal vor,“ schlug ich vor.

Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Kuron durchquerte als erster das seltsame Portal, dem ich immer noch nicht so wirklich traute. Ich hatte so eine Ahnung, wer und wie und warum es entstanden war. Aber anscheinend hatten die echten Macher ihren Standort hier aufgegeben. Ich selbst brauchte auch neue Kraft, aber wie sich meine Pflanze jetzt machte, war viel wichtiger.
 

Es war zwar dunkel aber ich konnte sehen. Kuron war vor mir in das Zimmer auf der Erde, welches sich unter uns befand, seltsam genug, gesprungen und ich folgte ihm. Zielsicher ging er auf eines der Mädchen zu und legte sich zu ihr ins Bett. Ich entschied mich für das nächste Bett. Kaum hatte ich mich zu ihr gelegt, spürte ich auch schon wie sich zwei schlanke Arme um meinen Hals schlangen.
 

Von oben beobachtete ich Kuron und Sasuke. Der Raum war gefüllt mit sexueller Energie und dämonischer Magie. Man konnte sie fast schon mit der Hand greifen. Ich wandte mich an meine Pflanze. „Jetzt du.“

Wortlos ließ sie sich fallen. Ich legte mich hin, sie wusste, was sie tun sollte und ich hatte die Kontrolle. Nach kurzem Zögern legte sie sich auch in eines der Betten und schmiegte sich an die darin liegende Person. Ich musste aufpassen, das sie nicht ihr Blut trank. Sie sollte nur das sexuelle Programm durchziehen. Und das tat sie. Obwohl es eigentlich gegen ihre Natur war, versuchte sie nicht mal sich mir zu widersetzen. Besser konnte es nicht laufen.

Nach zehn Minuten rief ich sie zurück. Erschöpft rollte ich mich auf den Rücken. Kuron und Sasuke waren noch in diesem Zimmer. Für mich wurde es auch Zeit, Nahrung zu mir zu nehmen.

Ein Festmahl

Ich verwandelte mich wieder in mein wahres Selbst und ließ mich durch das runde Loch hinunter schweben. Zuerst essen. Durch das rhythmische Knarren bei zwei der Betten wusste ich wo Sasuke und Kuron waren auch ohne hinzusehen, von einem anderen Bett ausgehend hörte ich schweres Atmen, dort war meine Pflanze zugange gewesen und auch gewachsen. Blieb noch ein Bett, in der eine Person lag die mich schon sehnsüchtig erwartete. Aber anders als die Batdämonen brauchte ich keine sexuelle Energie in diesem Ausmaß nur die mentale, die geistige Kraft. Also legte ich mich zu der jungen Frau ins einzig freie Bett, überlegte kurz ob ich die Form annehmen sollte, die ihrem Schönheitsideal entsprach, entschied mich aber dann dagegen. Zwar wäre ihre Kraft dann stärker, aber umgekehrt kostete es auch mich Energie und im Moment hatte ich nicht mehr viel davon. Sie erwartete einen Dämon und sie bekam auch einen, also was soll´s.

Automatisch zog ich die Decke über uns beide, spürte wie sich ihre schlanken Arme um meinen Hals legten und küsste sie. Ich konnte fühlen, wie sich ihr junger Körper gegen meinen presste, bereit war mir alles zu geben und ich fragte mich unwillkürlich, warum sie das wohl tat. Egal, ich erwiderte den Druck nicht, stützte mich mit einer Hand auf dem Kopfkissen ab und verstärkte meinen Kuss so, dass ich ihre Energie aussaugen konnte. Sie reagierte auf mich ungewöhnlich willig, ließ den körperlichen Kontakt sein und gab stattdessen meinem Kuss nach indem sie ihren Mund weit öffnete. Und sie wehrte sich keine einzige Sekunde, obwohl sie sicher spürte, wie sie schwächer wurde. Das alles ohne Magie. Wie wunderlich. Angenehm, aber – seltsam. Es erinnerte mich an früher, als die Leute mir Jungfrauen anboten, damit ich ihre Dörfer in Ruhe ließ, aber selbst diese Jungfrauen gaben sich nie so hin, wie dieses junge Mädchen hier. Das war schon – was Besonderes. Ich konnte fühlen, wie sie langsam schlaff in meinem Arm wurde und löste meine Lippen von ihren. Irgendwie war das einfach viel zu interessant, als das ich so einfach verschwinden konnte. Ich sah ihr ins Gesicht. Ihre geschlossenen Augenlider flackerten, ihre rosafarbenen Lippen waren noch immer geöffnet, ihr weißer Nacken lag schlaff auf meinem Arm und – gerade als ich sie ganz normal küssen wollte – hörte ich hinter mir ein lautes Räuspern. Ich drehte mich um.

Sasuke stand vor dem Bett, sah mit zusammengezogenen Brauen zu Boden und hielt die Arme verschränkt. Man musste ihn nicht so gut kennen wie ich ihn kannte, um das Offensichtliche zu bemerken. Der Typ war stinksauer.

„Hey,“ die beste Verteidigung ist die Offensive, „wieso glotzt du mir zu? Hab ich das bei dir gemacht?“

Sasuke sah mich an und selbst in der Dunkelheit konnte ich das Funkeln von braunen Augen sehen. Braun war gar nicht gut.

Ich räusperte mich auch. „Was ist? Darf ich keinen Hunger haben? Wenn ich da an dich denke und deine kleine Schlangenkatze.“

Damit hatte ich einen wunden Punkt getroffen. Sasuke sah zur Seite und suchte nach Worten. Bitte keine Entschuldigung, dachte ich nur, und ließ das Mädchen aufs Bett fallen.

Sie stöhnte leise.

Sasuke sah zu ihr. Seine Augen waren wieder normal. „Sie wird doch wieder?“ Leicht beunruhigt drehte er sich im Raum um und besah sich unsere anderen Opfer. Zum Glück war Kuron schon wieder oben.

„Ja. Sie wird eine Weile brauchen, aber sie ist ja jung und gesund. Vielleicht eine Woche, was die anderen angeht ...,“ ich hörte ein schweres Keuchen aus einem der Betten. „Wow.“

„Das war Kuron,“ sagte Sasuke.

„Der hat´s wirklich drauf.“

„Was meinst du?“

„Ich meine, kein Wunder, das er mit Vieren auf einmal klar kam. Na schön, lass uns gehen.“

Ich stand auf und ging zur Decke wo noch der Eingang zu sehen war. Der war magisch. „Machen wir, das wir wegkommen solange wir es noch können.“

„Was meinst du?“ fragte Sasuke wieder.

„Ich glaube, dass das hier eine alte Falle ist,“ antwortete ich ihm und schwebte nach oben.

Sasuke kam sofort nach.

„Eine alte Falle?“ Verständnislos sah er mich an. Kuron tat das Gleiche, obwohl er nicht wissen konnte – oder doch?

„Hast du uns zugehört?“

„Nicht zugehört, aber das letzte hab ich schon gehört, ja, was meinst du denn, Kurama? Ist das gefährlich?“

Beide Batdämonen setzten sich auf den Boden als würden sie darauf warten, das ich ihnen ein Märchen erzählen würde.

„Ja, ja ist nur eine Vermutung, aber eine ziemlich ähm sichere. Hatte ich vorhin schon. Ich glaube, das hier früher mal schwache Dämonen beschworen wurden von irgendwelchen menschlichen Magiern oder Hexen, was auch immer, und das sie gezwungen wurden denen zu dienen.“

„Zu dienen? Du meinst...,“ Kuron kicherte.

„Nein, oder – ja vielleicht auch das, aber ich meine eher, man hat sie mit Morden beauftragt.“

„Na – das hast du ja auch ohne Auftrag gemacht,“ meinte Sasuke trocken. „Und ohne Beschwörung.“

Ich wusste, er sprach von seinem Chef und Sasori.

„Oh Mann, diese alte Geschichte.“

„Um was geht’s?“ wollte Kuron wissen.

„Ach, nicht so wichtig,“ wiegelte ich ab. „Sag mal, kann ich die Pflanze fürs Erste bei dir lassen?“

„Klar.“

„Aber lass sie kein Blut trinken.“

„Klar.“

„Na schön, dann treffen wir uns später oder morgen wieder?“ stellte ich die Frage in den Raum.

Beide nickten.
 

Naruto lief auf dem Boden, ich wäre lieber geflogen, vielleicht lag das in meiner Natur. So wie – das ich mehr als nur Blut als Nahrung brauchte. Deswegen hatte Naruto ja auch den Sex mit mir abgelehnt. Aber – das war jetzt ja nicht mehr notwendig. Ich hatte gegessen.

„Hey Naruto,“ da ich hinter ihm gelaufen war rannte ich ein paar Schritte um an seiner Seite zu sein und sah ihm ins Gesicht.

„Hm?“

„Was hälst du von – ähm – na du weißt schon.“

„Sex?“

„Ja.“

Naruto blieb stehen und sah mich an. Sein Gesichtsausdruck war abweisend und ich rechnete schon mit einem Nein, aber dann schien er zu überlegen und sagte schließlich: „Okay, wieso nicht?!“

Er lief weiter und war immer noch grüblerisch.

„Worüber denkst du nach?“ Ich wollte es eigentlich gar nicht hören.

„Sasuke, willst du wieder zurück? Zurück in die Menschenwelt?“

„Klar, das ist die Lösung,“ ich schlug ihm anerkennend auf den Rücken.

„Lösung? Wofür?“

„Na, um dem Kampf mit Heji aus dem Weg zu gehen.“

„Blödmann, das muss ich durchziehen. Und du wolltest doch auch noch trainieren und Dämonen interviewen, oder? Ich meinte, nachdem wir das alles hinter uns haben.“

Ich zuckte mit den Schultern. „Hier kann ich ich sein. Ich muss mich nicht verstellen. Ich kann mich endlich an das gewöhnen, was ich geworden bin, aber – für immer will ich bestimmt nicht hierbleiben. Ist es denn sicher? Ich meine, dieser Durchgang bei den Frauen und Kerlen? Nicht das wir vom Regen in die Traufe kommen. Apropos – du warst von der Kleinen ja ziemlich angetan, richtig?“

„Ja. Ja, war ich. Und?“

Ich schwieg.

„Ich sagte schon, ich bin nicht schwul. Du hast mich schwul gemacht, aber vorher war ich das nicht. Und du hast dich, bei wem auch immer du warst,

ja wohl auch nicht zurückgehalten. Vielleicht warst du nicht so schlimm wie dein Dämonenbruder Kuron, aber – ist ja auch egal.“

„Schwul gemacht, so ein Quatsch. Und es war dir doch egal, ob ich mich zurückhalte oder nicht.“

„Weil ich wusste, das es dir nichts bedeutet. Nicht das, was wir beide haben, jedenfalls.“

„Du lenkst nur ab. Das Mädchen war nicht bloß Fressen für dich.“

„Dann lass es mich so sagen, sie war seit langem mal wieder ein Festmahl. Das ist alles, wirklich.“

Naruto wurde langsamer und blieb schließlich stehen. „Und da kommen neue Interviewopfer für dich. Hungergeister.“

Mit dick aufgeblähten Bäuchen, dürren Armen, Beinen und Gesichtern sowie einer fahlen Haut näherten sich tatsächlich zwei Dämonen. Hungergeister. Sie hatten kaum Haare auf dem Kopf und sahen aus, wie verhungernde Menschen.

"Lass dich bloß nicht von ihnen berühren," sagte Naruto in warnendem Tonfall.



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Von:  solty004
2014-09-23T22:10:39+00:00 24.09.2014 00:10
Hey,
Warn wieder echt super Kapitel.

Sorry das ich erst jetzt schreibe und dann nur so kurz wie ihr sonst so gewohnt seid, die mich schon länger kennen. Es liegt daran dass ich und meine kleine Familie nach eine drei viertel Jahr endlich wieder in die eigenen vier Wänd ziehen könnten. Ist zwar noch eine kleine Baustehle doch es wird jetzt wieder ein zu Hause. Ich kann endlich nach den dem Wasser schaden der letztes Jahr aufgetreten ist und bis heute endlich ein Licht am Ende des Tunnels sehen. Nach so langer Zeit. Wie ich der letzter Zeit öfter sage verlässt du dich auf eine Versicherung bist du verlasen, am besten alles selber in die Hand nehmen dann geht was weiter!!!!!!!!!!
Sorry wollt euch nicht zu labern seit mir nicht böse wen es die nächste Zeit auch nicht regelmäßig ist. Doch sobald der Rest an Baustelle beseitig ist kommen sie wieder regelmäßig!!!!
Das verspreche ich euch!!!!!

Bin schon gespannt wie es weiter geht, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty

Von:  fahnm
2014-09-19T20:12:47+00:00 19.09.2014 22:12
Super Kapi^^
Von:  Kagome1989
2014-09-19T18:40:10+00:00 19.09.2014 20:40
Es geht weiter *riesig freu*

Oh man, wie schnell Sasuke doch eifersüchtig wird. Aber Naruto darf nichts sagen, nur weil der andere ein Sexdämon ist. Das kann ja noch was werden *lach*
Jetzt bin ich ja mal gespannt, ob Sasuke irgendwann doch noch das bekommt, was er will. Zugestimmt hat Naruto ja zumindest schon mal, aber ob die jetzt ohne Störung bei dem Fuchsdämonen ankommen, ist momentan noch fragwürdig.

Freu mich schon auf das nächste Kapitel.
Bitte lass uns Leser nie wieder ganz so lange warten *Dackelblick aufsetz*
LG
Von:  solty004
2014-03-24T11:19:08+00:00 24.03.2014 12:19
Hey,
Spät aber doch ein Kommentar von mir-
Es war wieder ein echt super Kapitel.

Es ist etwas gemein das Naruto das er mein das Sasuke klüger war als er ein Mensch war. Den er vergisst das Sasuke erst seit kurzen ein Dämon ist und sich mit ihren Gepflogenheit nicht aus kennte.
Es ist auch gut das er Naruto sich beim Essen beherrschen kann trotz seinen großen Energie Verlust und ein Auge auf die anderen hat.

Bin schon gespannt wie es weiter geht mit, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty


Von:  Kagome1989
2014-03-19T22:07:59+00:00 19.03.2014 23:07
Wow, was Naruto nicht so alles mit Pflanzen anstellen kann. Echt erstaunlich. Hoffe nur, dass das Ding während des Kampfes auch so gut gehorcht und der Einsatz der Pflanze nicht nach hinten losgeht.
Worüber ich enorm lachen musste, war, dass Sasuke sich echt mal wieder verplappern musste. Klar, dass das Kuron irgendwann rafft, dass das keine Nebensächlichkeit ist. Jedoch hat es Naruto ja noch geschafft, die Sache irgendwie zu erklären... Aber Yuri? Das ist doch echt mal fies. Sollte wohl die Rache fürs verplappern sein.
Super Kapitel. Mach weiter so. Freu mich jetzt schon aufs nächste.
LG
Von:  fahnm
2014-03-19T19:29:35+00:00 19.03.2014 20:29
Spitzen Kapi^^
Von:  solty004
2014-02-20T08:43:26+00:00 20.02.2014 09:43
Hey,
Es waren zwei super Kapitel.

Diese Mal waren sie lustig besonders das Training der zwischen den beiden Batdemons.
Dann den Besuch bei seinem Taner um mal ausgiebig zu essen wie ihm versprochen. Doch denke ich das seine Art der Nahrung`s Beschaffung ein gewissen Risiko mit sich trägt oder sogar ein größeres. Doch das wird sich noch zeigen doch werden sie sich erst mal schmecken lassen.

Bin schon gespannt wie es weiter geht mit, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty

Von:  fahnm
2014-02-17T19:32:26+00:00 17.02.2014 20:32
Hammer Kapi^^
Von:  Kagome1989
2014-02-16T15:34:40+00:00 16.02.2014 16:34
Oh man, Sasuke muss echt aufpassen, dass er Naruto nicht immer mit Naruto, sondern mit Kurama anspricht. Denn irgendwie glaube ich, dass die Kuron nicht mehr lange weismachen können, dass das nur irgendein unbedeutender Spitzname ist.
Also wo dieses Portal herkommt, würde mich auch interessieren. Aber vielleicht wird das ja noch irgendwann mal aufgeklärt. Bin schon gespannt.
Diese Pflanze ist irgendwie cool. Wenn da nicht dieser dumme Nebeneffekt wäre, dass die einen normalerweise tötet, um die Gestalt der Person anzunehmen, wäre das noch besser. Aber ich bin sicher, dass Naruto da was weiß, sonst würde er die Pflanze ja nicht freiwillig zubeißen lassen. Mal sehen, wie es damit nun weitergeht.
Bin schon auf das nächste Kapi gespannt. Dieses war mal wieder klasse.
LG
Von:  fahnm
2014-02-13T20:48:45+00:00 13.02.2014 21:48
Spitzen Kapi^^


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