Wahnsinn? von Aurinia ================================================================================ Kapitel 1: Von Cosplay und Wahnsinn ----------------------------------- Dem Wahnsinn ist man dann Nahe wenn man ihn am wenigsten spürt. Ist das so? Wirklich? Also bin ich normal. Mir geht es gut. Ich sehe, wie durch spiegelndes Glas eine Welt in Schutt und Asche und bin mir dessen bewusst. Ich bin mir bewusst, dass die Welt, in der wir leben nicht in Schutt und Asche liegt... noch nicht. Also bin ich nicht Wahnsinnig. Nein. Ich nicht. Erzähle ich das meinem Psychologen, fragt er nur, wie ich das sehe und was ich dabei fühle. Glaubt er mir was ich sehe, oder denkt er, das ich doch dem Wahnsinn nahe stehe? Arschlecken. Das kann mir am Ende egal sein. Ich muss nur lernen damit um zu gehen. Nicht zulassen, das die Monster am dunklen See auf mich zu sprinten und mich in ihr Reich zerren. Zumindest nicht heute, nicht morgen, oder sonst einen Tag. Der Moment in dem man in der Geschlossenen sitz, ist der Moment wo man ganz Nahe am Reich, am dunklen See, der Monster ist. Ganz nahe. Ich sehe die Welt in Ruinen und es macht mir keine Angst. Also komme ich damit klar, was ich sehe. Alles ist fein. Ich bin nicht Wahnsinnig... Meine Mitbewohnerin ruft mich. Ich lege mein Buch, in dem ich meinen Wahnsinn aufschreibe, beiseite und gehe in die Küche. Es gibt Probleme mit einem Einwegglas. Ich versuche mich daran, es zu öffnen. Fluche erst mal aus voller Seele-darin bin ich gut, und -klack- endlich geht es mit sämtlichen Hausmütterchens mittel auf. Ich schaue auf die Uhr. Verdammt. Ich muss los, sonst verpasse ich meinen Zug zur Arbeit. Mir gelingt es Tatsächlich. Zwar kotze ich mir die Lunge aus dem Leib, aber ich sitze erfolgreich im Zug und will erst mal zur Ruhe kommen. Es ist Freitag, zum Glück bald Wochenende. Ich wühle nach meinem Smartphone um ein wenig Musik zu hören. Ich habe einen gemischten Musikgeschmack. Von Texten über Jungfrauopferungen bis hin zu "Rette-die-Welt-Songs". Ich mach kaum einen Unterschied wenn mir der Beat gefällt. Es wird unruhig im Zug. Irgendwo weiter hinten scheinen ein paar Typen sich über Cosplayer lustig zu machen. "Fastnacht ist noch nicht."  "Hast du keine Freunde." "Nerd." "Hier hast nen Cent, dann kannste dir auch Freunde leisten." Ich hasse solche Sprüche. Ich mag Cosplay. Ich mache das manchmal auch zu Veranstaltungen. Ich gehöre also auch zu diesen bekloppten. Auch wenn ich meistens mittlerweile vermeide, schon im Kostüm anzureisen und ziehe mich dann eher vor Ort um. Da bin ich meist sehr flexibel. Es hört sich so an, als würde der Cosplayer wohl selbst ganz gut klar kommen. Denn es wird rasch stiller. Na, wenigstens einer der sich wehren kann. Ich mag es nicht, wenn eine Mehrzahl jemanden gar körperlich schaden wollen. Wenn mir etwas zu bunt ist und ich auch noch mies drauf bin- wie jetzt- kann ich mich nicht immer zurückhalten und mische mich dann ein. Nicht immer die beste Idee. Aber ich ging meistens ganz gut dabei raus. Auch wenn ich selbst schon einstecken musste. Mitnehmen kann ich immer einen. Aber nicht heute. Alles ist gut. Ich widme mich meiner Musik und will grade eine Auswahl starten, als ich aus dem Augenwinkel den Cosplayer sehe. Ich dachte er will vorbei gehen. Aber er tut es nicht und bleibt vor mir stehen. Ich habe nichts gegen Cosplayer. Aber wenn ich mies drauf bin, will ich von nichts und niemand gestört werden. Ich seh auf und sehe einen schlanken Mann vor mir. Er ist scheinbar etwas älter als der durchschnitt an Cosplayer. Das wirkt immer etwas verrückt. Aber jedem das seine. Heut zu Tage gibt es wohl kaum mehr eine Regel, die besagt, das du dich nach einem Standart zu kleiden hättest. Aber das hier wirkt ein bisschen bizarr. Ich sage nichts und heb nur eine Augenbraue. Irgendwas will der doch. Der Mann trägt einen schwarz-grün-goldenen Ledermantel, dazu passende Hosen und ...Jacke? Hemd... Rüstung...? Die Haare sind schwarz und halblang. Er erinnert mich ein bisschen an Loki aus dem Comic Thor. Nur der Helm mit dem Monstermäßigen Hörnern fehlt. "Kann ich helfen?", versuche ich höflich zu bleiben, kann aber nicht verhindern mich genervt anzuhören. "Bestimmt. Würdest du mit mir beim nächsten Halt aussteigen?" "Ähm... Nein?", antworte ich verständnislos. Was geht denn mit dem? "Aber wenn du wissen willst wie du zu deiner Con kommst, kann ich dir vielleicht helfen." Bleib höflich. Aber geh auf nicht mehr ein, denke ich mir. Er lächelt leicht und bleibt kühl höflich. Seine Stimme hört sich beinahe sympatisch an. Auch das Lächeln wirkt irgendwie sympatisch. Unter anderen Umständen, fände ich den Typen wirklich sympatisch. Aber so...? "Ich möchte zu keiner... Con. Ich möchte das du mich begleitest." "Darf ich meinen Stiefel in deinen Arsch parken, Loki?", frag ich genauso kühl höflich mit einem leichte lächeln der Ironie und des Sarkasmus. Ich nenne ihn einfach 'Loki' weil er mich an den erinnert. Er lacht auf und ich zucke zusammen. "Du hast mich sogar schon erkannt." Häää??? "Ja sicher..." murmel ich. "Verzieh dich und nerv jemand anderes!" Ich finde das nicht mehr lustig und spanne mich an, bis ich zittere. Panik? Adrenalin kurz vorm überquellen? Ich kann den Typen nicht einschätzen? Wie Irre muss man sein, sich Cosplaymäßig anzuziehen und dann zu behaupten er wäre der Nordische Gott der Lügen. Hahaha- Lügen. Passt ja grade wunderbar. Ich zittere noch mehr, weil ich mich bedroht fühle. Wenn er nicht gleich verschwindet, kratz ich ihm die grünen Augen aus! Der Zug wird langsamer und hält schließlich. Plötzlich fühle ich mich gepackt, über die Schulter geworfen und davon geschleppt. Ich schreie, kratze, fluche, verwünsche, trete, fauche, spucke, hämmer mit Fäusten auf seinen Rücken ein und verletze mich an dieser fuckig Rüstung. Scheiße! Das Teil ist echt!! Ich gerade jetzt so richtig in Panik. Nicht weil ich glaube, er sei wirklich Loki, sondern, weil ich Angst habe, das ich jetzt in der Gewalt eines Verrückten bin. Warum hilft mir keiner? Denken die Leute, ich wäre die Verrückte?  Oder haben die Angst vor dem Typen? Ich weiß es nicht und mach mir auch nicht weiter einen Kopf darum. Es ist schon Gewohnheitssache auf sich alleine gestellt zu sein. Ich werde wuselig, wenn man mich festhalten will, und er hat wohl ein wenig Mühe mit mir, selbst als wir aus dem Zug sind. Die Haltestelle ist so ein ausgestorbenes Fleckchen, wo kaum einer ein und aussteigt. Also Interessiert es auch niemand weiter, was hier geschieht. Ich winde mich also wie verrückt und bekomme sogar seine Haare zu fassen. Ich weiß nicht wie ich das geschafft habe, jedenfalls stürzte ich zu Boden. Das Adrenalin schafft mich schnell auf die Beine und mein Instinkt schreit nach sofortiger Flucht. Pustekuchen. 'Loki' hält mich an dem Handgelenk fest. Ich will eine Eidechse sein und meine Hand einfach verlieren um fliehen zu können. Ich bin aber keine Eidechse und sein Griff tut echt weh. Das sagt mir, das er mich nicht unterschätzen will. Der Ofen ist aber auch bei mir aus. Ich schlage mit der freien Hand nach seine Handgelenk, so wie man das in der Selbstverteidigung gelernt hat. Aber er wehrt den Schlag ohne mühen und verdammt schnell ab. Hält nun meine beiden Hände feste. Ich reiß mein Bein hoch, um ihn in den Unterleib zu treten. WTF! Mein Knie schmerz. Hat der eine Rüstung ÜBERALL an? Wer zum Teufel war das? Was will der. Wo ist der denn ausgebrochen? Der ist doch völlig Irre. Ich will nicht sein Opfer zu sein. Na, wer will das schon. Ich schreie wieder bis mir droht selbst das Trommelfeld zu platzen. Dann fauche ich. Ich weiß nicht warum. Aber oft genug verwirrt das einen Gegenüber und lässt dann los. Warum denke ich, das er das tun würde? Er lacht leise darüber. "Du bist wirklich meine Tochter." "Was???" Und der Wahnsinn winkt auf ein Wiedersehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)