Black and White von -akai- ================================================================================ Kapitel 5: Verwandte und andere Nervensägen ------------------------------------------- Am Morgen wurden sie ausnahmsweise mal nicht vom Wecker wach. Heute war es das Handy des Rosahaarigen, welches die beiden Musiker aus ihren Träumen riss. Rui richtete sich halb auf und fischte das klingelnde Mobiltelefon vom Nachttisch. Verschlafen meldete er sich und sank zurück in die Kissen. „Ja Mama, du hast mich wachgemacht“, murmelte er in den Höher und gähnte einmal ausgiebig. „Nein, ist nicht schlimm, der Wecker würde eh gleich klingeln.“ Manabu, der nun auch schon wach war, piekste Rui leicht in die Seite und warf ihm einen fragenden Blick zu. Da Rui sich denken konnte, was der Braunhaarige wollte, nickte er und stellte sein Handy auf Lautsprecher. Immerhin wusste er, dass Gespräche mit seiner Mutter durchaus interessant sein konnten. „-swegen wollte ich fragen, ob du nicht am ersten Weihnachtstag zu uns kommen möchtest. Oder wir besuchen dich.“ Rui überlegte kurz und nickte dann. Bis ihm einfiel, dass seine Mutter das ja nicht sehen konnte. „Ja, aber ich wäre dafür, dass ihr herkommt. Ich möchte Maru nicht immer so lange alleine lassen. Sie ist so schon oft genug alleine hier.“ Wie auf Stichwort war ein leises Kratzen und Maunzen an der Tür zu hören. Immerhin hatten Rui und Manabu diese gestern Abend zugemacht, denn von Maru beim Sex beobachtet werden musste nun wirklich nicht sein. Der Gitarrist löste sich von seinem Freund und öffnete kurz die Tür für Maru, die auch sofort aufs Bett sprang und es sich dort bequem machte, nachdem sich auch Manabu wieder unter die Decke gekuschelt und den Wecker ausgestellt hatte. Immerhin brauchten sie den heute nicht mehr. „Okay, das verstehe ich. Aber ist das denn für Manabu auch okay? Ihr teilt euch doch eine Wohnung. Nicht, dass er auch Besuch bekommen möchte an Weihnachten.“ „Nein, keine Sorge, Mama. Manabu wird damit einverstanden sein“, antwortete der Rosahaarige, nachdem er dessen Nicken gesehen hatte. „Na wenn du das sagst, wird es wohl stimmen. Wir kommen dann also am ersten Weihnachtstag zu euch. Ich freue mich schon darauf und dein Vater auch“, verabschiedete sie sich nun und auch Rui verabschiedete sich. „Achja, ich wollte dich noch was fragen!“, fiel es der Frau noch im letzten Moment ein. „Hast du endlich mal eine Freundin, die du uns vorstellen kannst?“, fragte sie. „Immerhin ist Weihnachten das Fest der Liebe und das sollte man nicht alleine verbringen!“ Rui seufzte. „Mama, wie oft denn noch: Ich bin schwul, ich liebe Männer. Ich werde nie eine Freundin haben!“ Das war etwas, was seine Mutter irgendwie nicht kapierte. Sie war der festen Überzeugung, dass das nur eine Phase war, bis ihm ‚die Richtige‘ begegnen würde. „Ach quatsch. Das bildest du dir nur ein. Sonst hättest du uns sicher schon lange mal jemanden vorgestellt und das hast du nicht!“ Das stimmte wohl, aber… „Das lag nur daran, dass es mir bisher noch nie ernst genug war, um euch die Person vorzustellen. Bis jetzt.“ Für einige Augenblicke war es still am anderen Ende der Leitung. „Heißt das, dass du tatsächlich mit einem Mann zusammen bist und ihn uns vorstellen möchtest?“, kam es ungläubig aus dem Höher und Rui verdrehte die Augen, bevor er antwortet. „Ja Mama. Genau das heißt es. Er bedeutet mir alles und ich würde ihn euch gerne vorstellen“ Bei den Worten schenkte er seinem Freund, der sich mit glänzenden Augen an ihn kuschelte, einen liebevollen Blick. „Allerdings kennt ihr ihn schon, von daher wäre das nicht mal ein wirkliches Vorstellen“ „Eh? Was…?“ Man hörte der Frau deutlich an, dass sie ihrem Sohn gerade nicht ganz folgen konnte. „Mama, ich bin seit fast einem Jahr mit Manabu zusammen“ Das war dann mal wieder die Holzhammermethode. Und das auch noch am Telefon. Aber mit ihrer dauernden Fragerei hatte sie das ja irgendwie schon provoziert. Wieder war es einige Momente stille, bevor man ein Lachen aus dem Hörer wahrnehmen konnte, was dazu führte, dass sowohl der Braunhaarige als auch der Bassist die Augenbrauen hoben. „Ich wäre fast auf dich reingefallen! Das klang so ernst gerade, aber mich kannst du nicht so leicht veräppeln. Darüber reden wir dann aber, wenn wir dich besuchen komme. Ich muss jetzt wirklich auflegen, hab gleich einen Arzttermin. Wir sehen uns dann demnächst!“ Und dann folgte ein gleichmäßiges, monotones Tuten, bevor Rui auch nur in irgendeiner Weise reagieren konnte. Ungläubig starrte er sein Handy an. „Kann oder will sie das einfach nicht kapieren?“, murrte er und legte das Stück Technik zurück auf den Nachttisch. „Ich weiß es nicht, aber wir sollten uns allmählich fertig machen, sonst kommen wir noch zu spät“, gähnte Manabu und Rui nickte. In der PSC angekommen waren sie heute ausnahmsweise die ersten. Rui schloss den Bandraum auf, während Manabu noch kurz zwei Becher Kaffee aus der Cafeteria holte. Dort traf der Braunhaarige auf die restlichen drei Bandmember, die ebenfalls Kaffee holen wollten. „Hast du Rui gestern Abend eigentlich zeigen können, dass er das Mädchen ist?“, fragte Jin grinsend und Manabu murrte. „Sagen wir so: mein Hintern zwickt immer noch ein bisschen…“ Daraufhin lachten die drei den Gitarristen etwas schadenfroh aus. „Hab ich dir nicht gesagt, dass du ihn in tausend Jahren nicht toppen kannst?“, meinte Kazuki und klopfte dem anderen Gitarristen mitfühlend auf die Schulter. „Jaja, du hast ja recht gehabt“, gab Manabu zu und öffnete die Tür zum Proberaum. Nachdem die Kaffeebecher leer waren, fingen sie dann mit der Probe an. Etliche vergeigte Griffe, einer Verwechslung zweier Songs, zwei gerissene Gitarrensaiten, einen darauf folgenden Tobsuchtanfall von Kazuki und einen Beruhigungsversuch von Byou später brachen sie die Probe vorerst ab. Der Brünette schien heute nicht seinen besten Tag zu haben. „Eine Stunde Pause“, murrte Kazuki nur und verließ frustriert den Raum. Byou folgte seinem Freund direkt und die anderen drei sahen einige Augenblicke betrübt hinterher, bevor Rui sich erhob. „Uhm, ich denke ich werde die gezwungene Pause nutzen und kurz in die Stadt gehen“, sagte der Rosahaarige und griff nach seiner Jacke. Immerhin brauchte er noch Adventskalendergeschenke für Manabu. „Soll ich irgendwas mitbringen? Was zu Essen oder zu Trinken?“ Doch Manabu und Jin schüttelten den Kopf. „Wenn uns doch was einfällt, melden wir uns einfach“, fügte der Drummer hinzu und Rui verließ mit einem Nicken den Raum. Mit eiligen Schritten ging er durch die Straßen und suchte nach Kleinigkeiten für Manabu. Hier und da fand er sogar etwas, womit er dem Braunhaarigen hoffentlich eine Freude machen konnte. Dann ging er noch kurz in den 7eleven, um sich eine Kleinigkeit zum Mittagessen zu kaufen. Im Laden stand er dann zwischen zwei Ausländerinnen an der Kühltheke, die sich über die präsentierte Ware zu unterhalten scheinen. Plötzlich konnte er hinter sich nur ein „*fremde Sprache Insert* RUI!“ hören. Kaum merklich zuckte er zusammen und drehte sich leicht in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Oha. Der gleiche Haarschnitt wie er und sogar auch rosa. Fans. Die beiden jungen Frauen links und rechts von ihm sahen zwischen ihm und der, die seinen Namen gerufen hatte, hin und her und sagten irgendwas in ihrer Sprache, die er leider (oder zum Glück?!) nicht verstand. Der Rosahaarige beschloss, sich möglichst unauffällig aus dem Staub zu machen und tat deshalb so, als würde ihn das Ganze gar nicht interessieren. Sein Blick glitt ab und zu den Ausländerinnen, doch dann verließ er den Laden. Als er jedoch bemerkte, dass die drei versuchten ihm unauffällig zu folgen, legte er einen Gang zu und hoffte, dass sie ihn in den ganzen kleinen Seitenstraßen schnell verlieren würden. Das war zum Glück auch der Fall. Trotzdem lief er schnellen Schrittes zur PSC zurück und betrat das Gebäude. Im Proberaum waren immer noch nur Jin und sein Freund. Die beiden anderen waren immer noch nicht wieder da. „Alles okay? Du siehst so abgehetzt aus“, wurde er von ihrem Drummer begrüßt. „Fans im Supermarkt“, erklärte Rui. „Oh, schlimm?“ Denn normalerweise waren die Japanerinnen sehr zurückhaltend. Quietschten zwar wie blöd, aber waren nicht allzu aufdringlich. „Europäische Fans“, verbesserte sich der Bassist. „Die eine hatte die Haare genau so wie ich und hat auch die ganze Zeit ‚Rui Rui Rui!!‘ gequietscht, während sie mich mit leuchtenden Augen beobachtet hat. Die andere hat irgendwas mit ‚Kazuki‘ und ‚Leader-sama‘ gesagt. Und die dritte hatte irgendwas mit ‚Manabu‘. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wissen will, was genau sie gesagt haben. Und sie sind mir hinterhergelaufen, aber ich konnte sie zum Glück abhängen. Das zähle ich auf jeden Fall zu >Begegnungen der dritten Art<“ „Ja, das würde ich auch tun“, kam es von der Tür, wo nun Kazuki und Byou standen. Kazuki sah besser aus als vor einer dreiviertel Stunde. Sogar ein Lächeln brachte er zu Stande. „Geht’s wieder?“, fragte Rui und der Gitarrist nickte. „Lasst es uns nochmal versuchen. Jetzt sollte es gehen.“Und es ging dann auch. Zwar passten einige Griffe immer noch nicht zu hundert Prozent, aber im Großen und Ganzen ging der Rest der Probe fehlerfrei über die Bühne, sodass sich die fünf am frühen Abend auf den Weg nach Hause machten. Nach dem Abendessen gönnte Rui sich ein Bad. Nach einiger Zeit leistete Manabu ihm Gesellschaft. Zusammen lagen sie sich küssend in der Wanne und genossen einfach das warme Wasser und die Zweisamkeit, während sie nebenbei der CD lauschten, die heute Morgen in Manabus Adventskalender gewesen war. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als es an der Tür klingelte. Erst wollten sie das ignorieren, doch da es nach kurzem Zögern noch ein zweites Mal klingelte, erhob sich Manabu, band sich schnell ein großes Handtuch um die Hüfte und hastete in den Flur, um die Tür zu öffnen. „Guten Abend Manabu. Ich hoffe, ich störe nicht.“, wurde er begrüßt und etwas verstört verbeugte er sich leicht. „Hallo… ehm, sie möchten bestimmt mit Rui sprechen“, meinte er verwirrt und ließ die Frau eintreten. Diese nickte. „Rui, deine Mutter ist da!“, rief der Braunhaarige also in Richtung Badezimmer und daraufhin war ein leises Platschen zu hören. Ein paar Augenblicke später kam Rui aus dem Bad, ebenfalls nur mit einem Handtuch um die Hüfte. „Mama? Was machst du denn hier? Wir haben doch heute Morgen erst telefoniert.“, fragte er verwirrt und trat neben seinen Freund. Seine Mutter betrachtete die beiden nun eingehend. Es war nicht schwer, eins und eins zusammen zu zählen. Beide kamen aus dem Bad und hatten rotgeküsste Lippen. „Gehen sie doch schon mal ins Wohnzimmer. Wir ziehen uns eben was an“, lenkte Manabu ein. Immerhin mussten sie nicht mit nur einem Handtuch bekleidet im Flur stehen bleiben und was auch immer besprechen. Während Ruis Mutter also ins Wohnzimmer ging und dort maunzend von Maru begrüßt wurde, zogen sich die beiden Musiker eben ihre Jogginganzüge drüber. Im Wohnzimmer setzten sie sich dann nebeneinander auf die Couch. Die Frau hatte sich in den Sessel gesetzt und bereits eine schnurrende Maru auf ihrem Schoß. „Ähm ja… also… warum ich jetzt hier bin… mir ist das Telefonat von heute Morgen einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Aber meine Antwort habe ich jetzt schon, denke ich“, erklärte sie schließlich den Grund für ihren unangekündigten Besuch. Rui brauchte einige Momente, doch dann wusste er, was seine Mutter meinte. „Ja, wir sind wirklich zusammen. Das war kein Scherz.“ Warum sollte er mit sowas auch Scherze machen. „Das kommt irgendwie überraschend, aber ich freue mich für euch.“, meinte sie ehrlich lächelnd, auch wenn man ihr ansah, dass sie nicht wirklich wusste, was sie sagen sollte. Immerhin musste sie sich jetzt endgültig damit abfinden, dass sie zumindest von ihrem Sohn keine Enkel bekommen würde. Aber zum Glück hatte er ja noch eine Schwester. Sie unterhielten sich noch kurz mit Ruis Mutter, bevor diese sich verabschiedete. Während Rui das mittlerweile kalte Wasser aus der Badewanne abließ, machte Manabu ihrer lebendigen Pelzkugel auf deren Bettelblick hin ein zweites Abendessen. Verfressene Katze. Er schaute lächelnd zu, wie Maru sich auf ihr Futter stürzte, aber wandte sich an seinen Freund, als dieser die Küche betrat. Er ließ sich von dem Rosahaarigen in die Arme ziehen und kuschelte sich an ihn. „Ich glaube, ich werde heute Nacht nicht gut schlafen können“, fing Manabu schließlich grinsend an, was eine von Ruis Augenbrauen nach oben wandern ließ. „Naja, ich konnte dir heute gar nicht an den Kopf schmeißen, dass du mich nicht liebst. Immerhin hast du mich ja offiziell deinen Eltern, oder zumindest deiner Mutter, als Freund vorgestellt.“ Jetzt rollte der Bassist mit den Augen. „Du hast doch ‘nen Knall“, lachte er und wuschelte Manabu durch die immer noch feuchten Haare. „Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier“, gab dieser schulterzuckend und grinsend zurück. „Manchmal weiß ich gar nicht, warum ich dich eigentlich liebe“, stichelte nun auch der Ältere und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Doch scheinbar war Manabu heute gegen Sticheleien resistent. „Mh, ist doch egal. Ich liebe dich auch“ Und ein weiterer Kuss. ~~~~~ Wenn ihr euch fragt, wie ich auf den Quatsch mit den Fans im Supermarkt komme: das ist eine Mischung aus dem, was mir vor etwa zwei Monaten wirklich passiert ist und dem, was passieren würde, wenn Pi, Dai und ich da sind xD Die wahre Begebenheit (aus meinem Livejournal kopiert, zu faul zum nochmal schreiben xD): »Und dann… dann kam der EPIC MOMENT des Tages. Wir im 7eleven mitten auf der Takeshita Dori. Vanni und Kerstin an der Kühltheke, zwischen ihnen ein Japaner. Gut aussehend, wohl bemerkt. Ich komm von hinten auf die beiden zu und denk nur: ‚Hey, irgendwoher kennst du den‘. Genau in dem Moment guckt der Kerl zur Seite. (um Kerstin blöd anzugucken, weil die beiden aneinander gerempelt sind) „OMG, das ist Rui!“ Im nächsten Moment der Gedanke ‚Als ob Rui seelenruhig in Harajuku im 7eleven shoppen geht. Das ist der nicht. Sieht ihm nur verdammt ähnlich… Die Brille, die Haare, das Gesicht, das Piercing, das zugepiercte Ohr...‘ „Verdammt, hat Rui Tattoos?“ „Keine Ahnung! Blackout! D:“ Aber ja, er war es wirklich. Vor allem, da er auf „Rui“ Reaktion gezeigt hat… und er in seinem Blog heute ein Foto von sich hochgeladen hat! XD« Angesprochen hab ich ihn leider nicht (wofür ich mich immer noch treten könnte xD) und wir sind ihm auch nicht nachgelaufen. War aber auf jeden Fall DER "WTF"-Moment des Urlaubs xD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)