Lektion in Sachen Liebe von ReWeJuIs ================================================================================ Kapitel 6: Des Teufels neue Kleider ----------------------------------- Lächerlich. Es war einfach nur lächerlich. Die Situation war lächerlich, das Ambiente war lächerlich, sein Aufzug war lächerlich und am schlimmsten war Sebastian, der in seinem opulenten mintgrünen Kleid dem Ganzen noch die Krone aufsetzte. Eigentlich hätte er sich denken können, dass das auf gar keinen Fall funktionieren würde, als Sebastian ihm am Nachmittag den Tee und einen frischgebackenen Apfelkuchen vorgesetzt hatte. Er hätte gar nicht davon anfangen sollen, aber dafür war es nun zu spät. Seufzend erinnerte er sich an das Gespräch, das dazu geführt hatte, dass er sich nun in dieser, um es noch einmal in aller Deutlichkeit zu erwähnen, lächerlichen Situation wiederfand. „Sebastian wie ist das, kannst du eigentlich auch eine Frau sein?“, hatte er seinen Butler gefragt und hatte sich das Grinsen verkneifen müssen, als diesem innerhalb eines Wimpernschlags das Gesicht eingefroren war. Allerdings hatte er sich wie zu erwarten war relativ schnell gefasst und sich ihm mit seinem üblichen zuvorkommenden Lächeln zugewandt. „Nein, ich bin als männliches Wesen geboren worden und werde daran wohl leider auch nichts ändern können.“, hatte Ciel zur Antwort bekommen, sich aber über den merkwürdigen Ausdruck im Gesicht seines Butlers gewundert. //Schade, aber Sebastian lügt mich nicht an, also kann ich davon ausgehen, dass... Moment!// „Gut, dann formuliere ich meine Frage anders: Ist es dir möglich, deinen Körper soweit zu verändern, dass er dem einer menschlichen Frau gleicht?“, hatte er mit einem frechen Grinsen gefragt und im Gesicht Sebastians deutlich ablesen können, dass er das Hintertürchen, welches dieser vor ihm zu verstecken versucht hatte, gefunden hatte. Mit einem überheblichen Grinsen hatte er Sebastian dabei beobachtet, wie sich dessen Gesichtsausdruck verfinstert hatte und hätte beinahe einen Rückzieher gemacht, aber was hätte sein Butler ihm schon antun können? //Er will meine Seele doch genau deswegen, weil ich bin wie ich bin//, hatte er boshaft gedacht und vor sich hin gegrinst, während sein Butler vergeblich nach einem Ausweg gesucht hatte, aber Ciel hatte seine zweite Frage mit Bedacht so formuliert, dass der andere sie nicht anders auslegen konnte, als sie gemeint war. „Jawohl Mylord, das ist möglich.“, hatte Sebastian dann schließlich zugegeben, die Stirn gefurcht und insgesamt keinen recht glücklichen Eindruck gemacht. „Gut, dann befehle ich dir für den Unterricht heute Abend in der Gestalt einer Frau bei mir zu erscheinen, damit ich die Kunst der Verführung und den anschließenden... Part der Hochzeitsnacht besser mit dir üben kann.“ „Wie ihr wünscht, junger Herr.“, hatte Sebastian geknurrt und ihm Tee in seine Tasse eingeschenkt. „Wenn ich dann noch einen Vorschlag machen dürfte, es wäre wohl angebracht auch die äußeren Umstände dem anzupassen, was Euch in der morgigen Nacht erwarten wird, wenn Ihr erlaubt, bereite ich dann soweit alles vor und empfehle mich für den Rest des Nachmittags.“ „Ja, ja, geh nur!“ Er war mehr als zufrieden mit sich gewesen, allerdings hätte er niemals damit gerechnet, dass Sebastian seinen Wunsch auf solche Art und Weise umsetzen würde. Obwohl, eigentlich hätte er es erahnen müssen, als er das leise Kichern gehört hatte, mit dem Sebastian anschließend sein Büro verlassen hatte. Nun saß er hier im Speisesaal gegenüber einer ausnehmend hübschen jungen Frau, die ohne Frage als Sebastians Zwillingsschwester durchgehen konnte, ließ sich von Tanaka, der der jungen Frau am anderen Tischende immer wieder heimlich irritierte Blicke zuwarf sein Essen auftun und könnte sich selbst dafür ohrfeigen, dass er dem Wunsch nach möglichst viel Realität in seinen Vorbereitungen nachgegeben hatte. Eines musste er seinem Butler allerdings lassen, er sah in dem Kleid, das er, nach eigener Aussage, von Ciels Tante 'geborgt' hatte wirklich zauberhaft aus. Die langen dunklen Haare die in glänzenden Locken über seine Schultern vielen, verliehen ihm noch mehr Schönheit und unterstrichen seine Weiblichkeit, ganz zu schweigen von dem sanft geschwungenen Dekolleté, das sich unter dem tiefen, mit zarter Spitze verzierten Ausschnitt des Kleides bei jedem Atemzug hob und senkte, und seinen Blick ein ums andere Mal wie magisch anzog. Was er nicht hatte kommen sehen, war das schauspielerische Talent, das Sebastian nun an den Tag legte. Seit nun mehr zwei Stunden quasselte der am laufenden Band, schwadronierte über die erlesene Auswahl der Speisen, erzählte von der herrlichen Dekoration in der Kirche in der morgen die Trauung stattfinden würde, erklärte ihm nun zum vierten Mal mit glänzenden Augen wie wundervoll er in seinem orangen Frack aussehen würde und gab sich ganz allgemein die größte Mühe, ihn mit seinem Geschwätz in den Wahnsinn zu treiben. Mit einem Wort: lächerlich „Halt deinen Mund!“, platzte es schließlich aus dem jungen Earl heraus, er hielt es einfach nicht mehr aus! Wenn Sebastian mit seiner hohen Piepsstimme auch nur noch ein einziges Wort von sich geben würde, würde er sich vergessen und ihm seinen Teller an den Kopf werfen. „Das ist ja nicht zum Aushalten!“ „Verzeiht Mylord, seid Ihr mit meiner Leistung denn nicht zufrieden?“, fragte Sebastian mit unschuldiger Miene, seine Stimme, die bei diesen Worten glücklicherweise wieder ihren gewohnt tiefen Klang angenommen hatte, wirkte wie Balsam auf Ciels geschundene Seele. „Geh dich umziehen, du siehst lächerlich aus.“, verlangte der junge Mann und griff sich entnervt an die pochende Stirn, langsam bekam er Kopfschmerzen. „Und sag Tanaka, er kann das alles hier wieder wegräumen, mir ist der Appetit vergangen. Wir treffen uns dann gleich in meinem Zimmer.“, fügte Ciel hinzu und schob geräuschvoll seinen Stuhl zurück. „In welcher Gestalt soll ich Euch meine Aufwartung machen?“, hakte der schwarzhaarige Mistkerl dann tatsächlich nach, als würde er das nicht ohnehin schon selbst wissen. „Als Mann!“, presste Ciel hervor, ignorierte dabei das triumphierende Blitzen in den Augen seines Butlers und wandte sich zum Gehen. „Sehr wohl, junger Herr.“, gab Sebastian schmunzelnd zurück, erhob sich ebenfalls und huschte flinken Schrittes und mit wehenden Röcken zur Tür hinaus. Ciel hätte sich eigentlich denken können, dass sich ein Teufel nicht so einfach von ihm vorführen lassen würde, und das schlimmste daran war ja, dass Sebastian seinen Auftrag wirklich perfekt ausgeführt hatte. Plötzlich wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er den Rest seines Lebens so verbringen würde, wenn er morgen tatsächlich vor den Traualtar treten würde. Er würde sein Leben an der Seite eines überdrehten blonden Flohs, der zwar durchaus liebenswert, aber zugleich auch unsagbar anstrengend war, fristen, ohne Aussicht darauf, dass sich jemals etwas daran ändern würde. Lizzy würde ihn in den Wahnsinn treiben, das sah er jetzt schon kommen. Eine halbe Stunde später saß er, wie schon am Abend vor drei Tagen auf seinem Bett und wartete gespannt auf die Ankunft seines Butlers. Er fragte sich, wie die heutige letzte Unterrichtsstunde wohl ablaufen würde, schließlich war das hier so etwas wie eine Generalprobe und da Sebastian sich weigerte für ihn die Frau zu markieren - gut, er weigerte sich nicht direkt, das würde seine Ehre als Butler nicht zulassen und er würde damit auch den Vertrag verletzen, wenn er sich einem direkten Befehl widersetzte, aber das was im Speisesaal abgelaufen war, war einfach nicht tragbar gewesen und Ciel war sich sicher, dass es ihm nicht einmal unter Aufbietung all seiner Kräfte gelungen wäre, sich selbst oder seinem Butler auch nur einen winzigen Hauch an Verlangen oder ähnlichem zu entlocken, jedenfalls nicht ohne sich die Ohren mit Watte auszustopfen -, fragte er sich doch, wie er so lernen sollte, was sich des Nachts im Schlafzimmer zwischen Mann und Frau abspielte. Ein leises Klopfen an der Tür ließ ihn erschrocken aufspringen und erst jetzt wurde ihm klar, dass er Sebastian auch gar nicht als Frau neben sich haben wollte, egal wie schön und verführerisch der Teufel auch in dieser Gestalt auf ihn gewirkt hatte. Ciel wollte seinen Butler so, wie er ihn kannte, so wie er ihm vertraute. „Komm rein!“, brachte der junge Earl schon fast atemlos hervor und spürte ein weiteres Mal, wie seine Handflächen bei dem Gedanken daran was ihn jetzt gleich erwarten würde feucht wurden. Lächelnd betrat Sebastian das Zimmer, durchquerte den Raum und blieb einen halben Meter von ihm entfernt stehen. „Seid Ihr bereit für die Generalprobe Mylord?“ „Frag nicht so dumm, natürlich bin ich das!“, gab Ciel bissig zurück und hoffte, dass Sebastian das unmerkliche Zittern in seiner Stimme nicht auffiel. „Wunderbar. Dann sollten wir mit einer Wiederholung der letzten drei Lektionen beginnen, habt Ihr dazu noch irgendwelche Fragen?“ „Nein.“, presste der junge Mann mühsam hervor, seine Brust wurde ihm eng und er hatte Schwierigkeiten Luft zu bekommen, er war einfach so aufgeregt, gleich würde er Sebastian wieder berühren dürfen und von ihm berührt werden! Ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr er sich in den letzten beiden Nächten nach seinem Butler, dessen Stimme und Körper gesehnt hatte, hatte er doch jeden Gedanken daran rigoros verdrängt, die aufkeimende Sehnsucht mit aller Macht versucht zu ersticken, aber jetzt, da sein Butler so nah vor ihm stand, war es endgültig um ihn geschehen. Er war Sebastian mit Haut und Haaren verfallen, und das nur auf Grund eines harmlosen Kusses. Nun gab es kein Zurück mehr. Er hatte von der verbotenen Frucht genascht, hatte der Sünde nachgegeben und nun war er nicht mehr fähig sich ihrem Zauber zu entziehen. Mit zitternden Fingern streckte er Sebastian seine Hand entgegen, musste sich auf die Zehenspitzen stellen um an sein Gesicht zu gelangen und legte ihm sanft seine Hand an die glatte Wange. „Ich...“, begann er mit belegter Stimme, musste sich aber erst einmal räuspern bevor er weitersprechen konnte. „Ich habe in meinem ganzen Leben nie etwas Schöneres als dich gesehen.“ In diesem Moment wurde ihm bewusst, dass diese Worte zu hundert Prozent der Wahrheit entsprachen. TBC Wer Lust hat, darf mich gerne auf meiner FB-Autorenseite besuchen!^^ Ich freu mich riesig über Likes! *__* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)