About Imprinting and Re-Imprinting. von _infrangible_ ================================================================================ Kapitel 13: Take me to the hospital. ------------------------------------ Die Tage schleppten sich dahin. May war noch immer nicht aufgewacht. Seit dem Überfall – oder was auch immer dies gewesen war – waren nun schon fünf Tage vergangen. Jake und Sam wachten Tag und Nacht neben ihrem Bett – es kam für beide nicht in Frage, sie auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Denn wenn wirklich ER es gewesen war, der sie so zugerichtet hatte, dann würde er sie wieder finden – und sein „Werk“ vollenden. Jake erschauderte bei dem Gedanken. Dieser Kerl war ein Monster. Und er hatte wirklich schon viele Monster kennen gelernt, doch die saugten ihre Opfer für gewöhnlich bis auf den letzten Tropfen aus und massakrierten sie nicht. Nicht so. Die Dämmerung war bereits eingebrochen, als ihn eine kleine Bewegung aus seinen Gedanken aufschrecken lies. Sofort war er hellwach, beobachtete May, die noch selig zu schlafen schien. Er weigerte sich, das Wort Koma zu benutzen. May war einfach nur unglaublich müde und brauchte Unmengen von Schlaf. Sie lag nicht im Koma. Er fixierte sie weiter mit seinem wachen Blick. Doch sie rührte sich nicht. War das gerade nur Einbildung gewesen? Seine Augen wanderten zu Sam, der neben ihm auf einem dieser unbequemen Plastikstühle saß. Doch auch er starrte May gespannt an. Jake suchte seinen Blick, und als er ihn fand, nickte Sam ihm kurz aber unmissverständlich zu. Sie hatte sich tatsächlich bewegt! Ein erleichtertes Seufzen entwich ihm. May hatte Unmengen Blut verloren, und die vergangenen Tage waren nervenaufreibend gewesen. Doch diese winzige, kaum merkliche Bewegung ließ Hoffnung in ihm aufkeimen. Sie würde wieder werden… Bestimmt. Doch mit jeder Minute, die verstrich, drohte die Hoffnung wieder im Keim erstickt zu werden. May lag starr da, wie schon seit Tagen. Nach einer halben Stunde wandte Jake enttäuscht den Blick ab. Seine Augen brannten. Er hatte es bedacht vermieden, zu blinzeln. Aus Angst, ihm würde eine weitere Regung Mays entgehen. „Scheiße.“ Murmelte er. Sam grummelte zustimmend. Die Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ein heiseres Keuchen ließ ihn hochschrecken. Draußen war es bereits stockdunkel, der Mond schien durch die Lücke zwischen den Vorhängen hell ins Zimmer. Vollmond. Und er war eingeschlafen, verdammt. Dabei hieß es doch immer, dass die meisten Menschen bei Vollmond kaum Schlaf finden. Er war eben nicht wie der Rest. Jake lächelte bitter. „Nein, Dave. Nein. Ich..“ Es war May, die sprach. Was hieß Sprechen, die Worte waren kaum zu verstehen, ihre Stimme war nur ein leises Krächzen. Dave – so hieß das Monster also. Erneut ertönte ein kehliger Laut. Augenblicklich hockte er neben Mays Bett, stieß dabei den Stuhl um, der nun mit einem lauten Poltern zu Boden fiel. Nur am Rande bekam er mit, dass auch Sam aus seinem Tiefschlaf erwachte. „May? May! Kannst du mich hören?“ Ihr Gesicht war schmerzverzerrt, doch ihre Augen blieben geschlossen. Sanft strich Jake über ihren Unterarm. Er konnte und wollte sich gar nicht vorstellen, wie der Albtraum aussah, der sie quälte. Den sie so real zu erleben schien. Dave… Er knurrte. Wenn er diesen Kerl in die Finger bekommen sollte, dann… Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Irritiert blickte er zur Seite. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Sam neben ihm kniete. Kurz tauschten sie bedeutungsvolle Blicke aus, dann wandte er sich May wieder zu, sprach weiter auf sie ein. In der Hoffnung, sie aus ihrer Tortur zu befreien. Doch sie presste nur weiter die Augenlider fest aufeinander, flehte um Gnade. Sam saß neben ihr auf dem Bett, hielt sanft ihre Hand und strich mit dem Daumen beruhigend über ihren Handballen. Es zerriss ihn innerlich, sie so leiden zu sehen – und ihr nicht helfen zu können. Sie nicht beschützen zu können. Nach einigen Minuten, die den beiden Männern eher wie Stunden vorkamen, wurden Mays Worte weniger, ihr Gesicht entspannte sich allmählich und irgendwann verstummte sie ganz. Enttäuscht darüber, dass sie nicht zu ihnen zurückgekehrt war, aber gleichzeitig auch froh darüber, dass sie die Qualen nicht länger durchleben musste, wachten Sam und Jake eine weitere Nacht über sie. Und hofften, dass der morgige Tag weitere Fortschritte bringen würde… „Alter, Jake. Runter von mir.“ Verschreckt hob er den Kopf, blinzelte der Sonne entgegen. Fahrig rieb er sich über sein Gesicht. „Ich meins Ernst, du zerquetschst mich.“ Verwirrt schaute Jake sich um, und erkannte, dass er tatsächlich in Mays Bett eingeschlafen war. May? May! Sein Kopf wirbelte zur Seite. May saß mehr oder weniger aufrecht neben ihm, ihr Gesicht war von Schmerzen entstellt, trotzdem grinste sie ihn schwach an und nickte bedeutungsvoll in Richtung ihrer Beine. Die durch seine eigenen verdeckt wurden. Jake sprang auf. „Ach Scheiße, sorry. Tut mir Leid. Ich wollte dir nicht wehtun.“ Besorgt blickte er sie an. Und dann fiel der Groschen. „ALTER, DU BIST WACH!!!“ er brüllte regelrecht und umarmte sie stürmisch. Im nächsten Moment ertönte ein dumpfes Krachen gefolgt von einem lauten Fluchen. Sam war aus dem Bett gefallen. Jake prustete los und grinste ihn auch noch weiter an, als Sam sich bereits langsam aufrappelte – weiterhin fluchend. „Was?“ fauchte dieser. Ein Morgenmuffel, durch und durch. Jake grinste weiter und Sams Laune sank immer weiter in den Keller. Bis Jake verschmitzt in Mays Richtung nickte und Sam seinem Blick folgte. Und was dann geschah, hätte sich Jake nie im Leben erträumen lassen. Ein erfreutes Quieken ertönte, und im nächsten Moment hatte sich Sam auf May gestürzt und übersähte sie mit heißen Küssen. Zwischen den Küssen murmelte er immer wieder. „Du lebst. Du bist wach. Gott sei Dank. Du lebst.“ Himmel, war das kitschig. May, die total überrumpelt war, fand erst nach einigen Sekunden ihre Worte wieder – und drückte Sam sanft von sich weg. Der blickte sie enttäuscht an. Sie lächelte entschuldigend, deutete dann aber auf ihr Gesicht, welches noch immer mit zahlreichen, kaum verheilten Wunden übersäht war. „Oooh.“ Sam begriff, wenn auch langsam. „Mist, verdammt. Entschuldige, ich wollte dir nicht wehtun, ich… hab mich so gefreut.“ Betreten blickte er zu Boden. „Schon gut.. Ich..“ sie räusperte sich. Ihre Stimme war noch immer nicht richtig fit. Sie rieb sich mit dem Handrücken über die Augen. Dann blickte sie die beiden offen an. Tränen liefen ihr über die Wange. „Scheiße, Jungs. Ich bin so froh, euch zu sehen.“ Dann zog sie Sam wieder zu sich und vergrub ihr Gesicht in seinem Shirt, ignorierte dabei das Brennen, das die salzigen Tränen in ihren Wunden auslösten und schluchzte leise vor sich hin, während Jake ihr behutsam den Rücken streichelte. Obwohl es ihr so schlecht ging, kam er nicht darum, zu lächeln. Sie war wieder da – May lebte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)