The Akatsuki Job von 4FIVE ([Itachi x Sakura | modern AU | thriller]) ================================================================================ Kapitel 8: Penultimate Pace --------------------------- . . "Sasuke", sagte sie tonlos. "Sakura", sprach er am anderen Ende der Verbindung, "Naruto." "Was ist los?" Sasuke holte tief Luft. "Er ist aufgewacht. Und er hat uns etwas Wichtiges mitzuteilen." Er machte eine bedeutungsschwere Pause. "Es geht um Itachi." . . "Wo warst du?" "In welchem deiner vielen, verstörenden Universen bin ich dir seit neuestem Rechenschaft schuldig?" "In keinem, aber—" Mit einem Schnauben beendete Sakura die kurze Diskussion. Sie hatte Sasuke gebeten, sie an einer Ecke nahe dem Hotel abzuholen, anstatt bei ihr zuhause vorzufahren. Er warf ihr einen skeptischen Seitenblick zu, während sie die Fahrt ins Krankenhaus schweigend fortsetzten. Sakura tat es leid, derart bissig gewesen zu sein. Sie wusste sich nicht anders zu helfen. Sasuke, Naruto, Itachi—und dann auch noch Vornamen, die eigentlich hinter Nachnamen gehörten! Dieser Tag war zu viel für sie. Die Uchiha-Affäre hing in einem Teil ihres Hinterkopfes, der auf ihre Stimmung drückte und die wechselseitige Konversation mit Uchiha drückte gegen ohnehin schon strapazierte Nerven. Sie hätte mit hoch gehen können. Gegen die Schusswaffe in ihrer Handtasche hätte er keine Chance gehabt. Die Vorstellung, eine Kugel durch sein Fleisch zu treiben, war längst nicht mehr so befriedigend wie zu Anfang. Etwas lief schief. Und Uchiha war schuld. "Wieso bleibst du stehen?" "Wir holen Sai ab. Naruto möchte auch ihn dabei haben." "Ah." Sie fragte nicht nach. Sakura, Sai, Sasuke. Ein Team, bestehend aus drei S, wie der Buchstabe, der Gefahr markierte. S-Klasse Verbrecher, S-Klasse Killer. Speziell. Besonders. Elitär. Ein Buchstabe, der Blut und Verderben bedeutete. Ihre Namen fingen damit an. Und sie endeten mit dem Tod. Sakura hatte schon so viele Menschen getötet. Es war mittlerweile eine zweistellige Zahl, auf die sie keineswegs stolz war. Es sollte ihr nicht schwerfallen, einen weiteren Strich in ihren mentalen Bettpfosten zu kerben. Für Sasuke. Für Ino. Für Naruto. Sai stieg ein und Sasuke fuhr los. Sakura knetete auf ihren Schoß ihre Hände zu einer verknoteten Form, die sie bei jeder Ampel auflöste, wenn sie aus dem Fenster in den Nachthimmel sah. Die Besuchszeit im Krankenhaus war längst vorbei. Sie würden sich hineinschleichen. Das waren sie Naruto schuldig. "Sakura." Sai tippte ihre Schulter an. "Ich habe mit einem ehemaligen Kollegen aus Root gesprochen. Er sagt, sie hätten Hinweise, wo sich Uchiha Itachis derzeitiger Aufenthaltsort befindet. Einige Hotelrechnungen wurden mit einer Kreditkarte bezahlt, die auf jemanden zugelassen ist, der in direkter Verbindung mit Akatsuki steht. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er in ein Hotel im Bezirk Konohana eingecheckt hat. Seit mehreren Wochen." "Konohana, sagst du?", wiederholte Sasuke mit einem Seitenblick auf Sakura, ehe er sich wieder der Straße zuwandte. "Das ist ganz in der Nähe, von wo ich dich abholen musste. Ist dir etwas aufgefallen?" Sakura stieß Luft aus. "Sasuke-kun, Konohana ist groß. Wie groß wäre schon die Wahrscheinlichkeit, dass gerade ich deinem Bruder über den Weg laufe? Akatsuki operiert von Kita aus. Aber …" Sie lehnte die Stirn gegen das Autofenster. "… wir sollten diesem Hinweis nachgehen." "Das denke ich auch", bemerkte Sai. "Die Kartendaten sind verschlüsselt. Da Root keine Berechtigung hat, offiziell auf das Hotelsystem zuzugreifen, haben sie nur begrenzte Möglichkeiten, die elektronischen Spuren zurückzuverfolgen. Die Karte ist jedenfalls nur im Bereich der achten und zwölften Straße im Einsatz. Jemand von Akatsuki wohnt dort, zumindest temporär." "Ich werde ihn finden." Sakura wagte es nicht, eine Reaktion zu zeigen, als Sasukes Stimme das stille Auto erfüllte. Tausend Gedanken schwirrten in ihrem Kopf und sie schaltete das Radio an, um sich abzulenken. Wenn es soweit war, würde sie intuitiv handeln. Naruto kam so durchs Leben, wieso sollte diese Taktik für sie nicht auch funktionieren? . . Das Krankenhaus lag in andächtiger Ruhe. In einigen Stockwerken brannte Licht, die meisten Fenster waren finster. Im Gegensatz dazu, waren die Flure hell erleuchtet, aber unbemannt. Die Nachtschwestern tratschten an der Kaffeemaschine, solange sie ihre nächste Kontrollrunde noch nicht durchführen mussten, einige Ärzte gingen entspannt plaudernd ihre Patrouille ab. Es war ein Leichtes, sich über den unbewachten Personaleingang an der Hinterseite ins Innere zu manövrieren und von dort das Treppenhaus in den dritten Stock zu nehmen. Weder Sai noch Sasuke kommentierten Sakuras zielstrebiges Erklimmen der Stiegen, obwohl sie um die Ecke einen Aufzug wusste. Narutos Einzelbettzimmer war eines der vielen unbeleuchteten. Als die Tür ins Schloss fiel, knipste er seine Nachttischlampe an. "Yo." "Sag nicht 'yo'!", fauchte Sakura und verpasste ihm eine Kopfnuss. "Du lagst elf Tage im Koma. 'Yo' ist ein bisschen nonchalant dafür." "Was auch immer", wehrte er grinsend ab. Sakura musterte ihn erleichtert. Mit seiner Frohnatur sah er nicht schlecht aus. Sein für einen Japaner recht dunkler Teint war ansatzweise wieder hergestellt und elf Tage hatten genügt, um die meisten Schrammen und Blessuren auszumerzen. Alles in allem wirkte er, als habe er nichts, das sich mit einer Schüssel Ramen nicht beheben lassen könnte. "Wieso starrst du so, Sakura-chan?" "Ich habe mir Sorgen gemacht, du Dummkopf! Hinata hat tagelang geweint." Plötzlich wurde er aschfahl. "Ihr habt es ihr gesagt?" "Du hattest sie als Notfallkontakt angegeben", mischte Sasuke sich mit einem Schritt an sein Bett ein. "Du lagst im Koma. Was hätten wir ihr sagen sollen? Dass du auf Urlaub bist? Denk doch nach, bevor du etwas sagst." "Wir wussten nicht einmal, ob du jemals wieder aufwachst!", schalt Sakura ihn mit einem liebevollen Schlag gegen den Oberarm, dessen getroffene Stelle er rieb. "Unkraut vergeht nicht. Ich finde es rührend, wie du dich um mich sorgst, Sakura-chan. Hast du auch um mich geweint?" Sie blitzte ihn aus zusammengekniffenen Augen an. "Nicht eine Träne, du Unkraut." Das schmale Lächeln auf ihren Lippen verblasste, als sie bemerkte, wie er unbewusst über die Narbe rieb, die die angeheftete Nachricht hinterlassen hatte. "Wer war es, Naruto?", fragte sie ernst. Ihr graute vor der Antwort. Als er seinen Mund zu einer Antwort öffnete, fürchtete sie für eine Schrecksekunde, einen bestimmten Namen zu hören. Uchiha hatte bestritten, etwas damit zu tun gehabt zu haben. Direkt zumindest. Sie hätte ihm diese flache Lüge zugetraut. Aber sich selbst nicht, darauf hereinzufallen. Sie glaubte an seine Unschuld in diesem Belangen. Ein kleiner Teil in ihr wollte ihm glauben, weil damit alles andere zusammenhing. Wenn ihr Gefühl sie hier nicht im Stich ließ, betrog es sie in anderen Belangen gewiss auch nicht. "Ich weiß es nicht." Ihre Erleichterung war zweischneidig, aber hier. "Was heißt, du weißt es nicht?" Naruto zuckte die Schultern. "Das heißt, ich habe ihre Gesichter erkannt, aber ich habe keinen Schimmer, zu wem sie gehörten. Du weißt, dass ich nie ein Gesicht vergesse, das sich mit mir anzulegen versucht, Sakura-chan. Scheint, als hätten diese Typen aus der Bar vor zweieinhalb Monaten ihre Lektion nicht gelernt." Sie versuchte, sich zu erinnern. "Die beiden Männer und das Mädchen, die uns an unserem ersten Tag auf der Suche nach Uchiha Itachi in die Quere gekommen sind?" "Die Visage von diesem Hampelmann mit dem Buckel werde ich nie vergessen", spuckte er abfällig aus. "Und die Emanze auch nicht. Ich bin mir sicher, sie arbeiten für Akatsuki." Sasuke wurde hellhörig. Sakura konnte sehen, wie er die Schultern nach hinten nahm und die verschränkten Arme anspannte. "Ich denke genauso. Mein gestörter Bruder machte bereits Andeutungen über meine Freunde. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er euch belästigt. Wir können von Glück reden, dass ihr noch lebt. Ich bin mir sicher, Itachi würde euch vor meinen Augen häuten, um mich schreien zu hören." Sakura hob eine Augenbraue ob dieser pathetischen Aussage. Sie kannte ihre eigenen Drohungen, die sich mit der Zeit an Sasukes Formulierungen angepasst hatten, doch so weit würde sie nicht gehen. Um jemanden zu häuten, gehörte sehr viel mehr Abartigkeit dazu, als Uchiha vorzeigte. Dennoch hatte Sasukes seinen Punkt; er kannte seinen Bruder besser als jeder andere. Seine Sichtweise war nichtsdestoweniger subjektiv. Instinktiv fragte Sakura sich, ob ihre Perspektive so objektiv war, wie versuchte sich einzureden. War sie in der Position, Uchihas Intentionen zu beurteilen? "Bitte", sagte Naruto. Seine blauen Augen waren auf seine Fäuste niedergeschlagen, die sich in die Bettdecke krallten. "Ich werde nicht so schnell hier rauskommen und wenn, wird Hinata-chan mich wochenlang hüten wie ein rohes Ei. In meinem Zustand wird es dauern, bis ich wieder einsatzfähig bin. Ihr seid noch immer drei Leute. Die Besten. Tut mir einen Gefallen" Er ergriff Sakuras Hand und umklammerte sie mit seinen beiden. Sein Blick durchbrach jede emotionale Barriere, die sie seit Jahren vor ihm aufstellte. "Alles, Naruto." Sein Griff verfestigte sich, als sich seine Augenbrauen nach unten schoben. "Tötet Uchiha Itachi und zahlt ihm heim, was er mir und Ino angetan hat." Drei Köpfe nickten. . . Wie naiv konnte ein einzelner Mensch sein? Sasuke hatte sich schon oft gefragt, wie beispielsweise Sakura durchs Leben kam. Sie war klug, keine Frage, aber sie war viel zu nachsichtig. Es gab Dinge, die musste man in einer klaren Linie durchziehen. So wie er. Sakura war eine Sache. Dass Karin nach seinem Anruf binnen zwei Stunden an den alten Docks auftauchte, zu denen er sie bestellt hatte, eine ganz andere. Er schätzte sie nicht als dumm genug ein, seinem Ruf blind zu folgen. Viel eher hatte er sie mit Neugierde und rauem Charme geködert. Er hatte sich dem unruhigen Meer zugewandt, dessen salzige Gischt an diesem grauen Tag vom Wind den Betonboden der verlassenen Werft bespritzte. Neben Algen und kleinen Steinchen, lagen Muschelbruchstücke und Glasscherben neben vertrockneten Blutspuren. Es war sein Blut, unter anderem, das seit drei Jahren dort klebte. Die Stadt hatte sich nicht die Mühe gemacht, den Tatort zu reinigen. Sofern die Polizei überhaupt von der Verkettung unglücklicher Umstände wusste. Damals war ein Mord an einem gesuchten Schwerverbrecher begangen worden. Es war nicht so, als interessierte es jemanden. Er drehte sich um, als er Schritte hörte, nur um in den Lauf einer Schusswaffe zu sehen. "Was willst du von mir?", blaffte sie ihn an. Der raue Wind vertrug ihre Stimme. Sasuke stand gemächlich auf. Sie würde nicht auf ihn schießen. So viel Mumm hatte sie nicht. "Ich habe den leisen Verdacht, du könntest mir behilflich sein." "Wie bist du an meine Telefonnummer gekommen?" Sasuke machte einen geschmeidigen Schritt zur Seite, drehte ihr Handgelenk um und nahm ihr mit einem groben Handgriff die Waffe aus der Hand. Sie würde einige schöne Blutergüsse als Erinnerung behalten dürfen. Die Glückliche. Die Waffe war ein ihm unbekanntes Fabrikat, sehr viel weniger wertvoll als die Mauser, mit dem sie ihn das erste Mal bedroht hatte. Er sicherte sie und schwang ihren Abzug um den Zeigefinger, die andere Hand noch um ihr Handgelenk. "Erstens, stelle ich die Fragen. Merk dir das. Es spart uns eine Menge Zeit, wenn du klar und deutlich antwortest, anstatt Forderungen oder Drohungen auszusprechen, zu denen du weder Anlass, noch Recht hast. Zweitens, solltest du nicht weniger aufbieten, bloß weil ich dich letztes Mal nicht umgebracht habe." Demonstrativ schob er den Lauf der Pistole in den hinteren Teil seines Gürtels, wo sie ihn nicht erreichen konnte. Erst dann ließ er sie los. Karin wich, sich die schmerzende Stelle reibend, instinktiv einige Meter zurück. "Beantwortest du meine Frage trotzdem? Bitte. Ich wüsste gerne, wem ich demnächst einige Takte erklären sollte." Sasuke zuckte die Schultern. "Ich habe meine Kontakte überall. Orochimarus Leute sind nicht schwer ausfindig zu machen, sofern man weiß, wo man suchen muss. Er ist ein risikofanatischer Narzisst, der aufgrund seiner vermeintlichen Unantastbarkeit größenwahnsinnig ist. Ihr seid nicht so geheimnisvoll, wie eure kleine Kindergartengruppe denkt." "Tsk", machte sie wenig begeistert. "Deshalb bestellst du mich in diese geschlossene Werft? Willst du mir Angst einjagen, Sasuke, indem du mich in Akatsukis altes Lager zitierst?" Wie er vermutet hatte. Karin kannte diesen Ort. "Woher weißt du, wem die Docks einst gehörten?" Sie machte eine wegwerfende Geste zu den verwitterten Kuppelbauten hinter ihr. "Denkst du, ich wäre erst gestern dabei? Selbst die niedersten Maden haben von den Dingen gehört, die einst hier geschahen. Hast du vergessen, wessen Gefangener du damals warst? Ich war zu diesem Zeitpunkt im Ausland, aber auf dich wurden Hohnlieder gesungen, als deine Freunde dich retten mussten. Es war Orochimarus Pech, dass er zufällig das alte Lager von Akatsuki auswählte, um dich exemplarisch abzuschlachten. Wer hätte wissen können, dass einige von ihnen zurückkämen, um uns zu stören? Drei Fronten und mehrere Tote. Es machte die Runde unter Orochimaru-samas Gefolgsleuten. Dass Hidden Leaf es fertig gebracht hatte, einen von Akatsukis Topleuten zu töten, passiert nicht alle Tage. Und wie man hört, wird euch vielleicht sogar doppelter Ruhm zuteilwerden, solltest du es schaffen, dein Vorhaben zu bewerkstelligen." "Wisch dir das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht, Karin", sagte Sasuke. Sie sollte nicht denken, sie wüsste etwas über ihn. "Dass ich meinen Bruder töten will, ist kein Geheimnis. Da wir gerade davon reden: dies ist der Grund, wieso du hier bist." "Itachi?" "Sein derzeitiger Aufenthaltsort wohl eher. Weißt du etwas darüber?" Eine Böe fegte über den Hafenplatz hinweg und nahm einige vertrocknete Algen mit sich ins Meer zurück. Karin wischte sich einige lose Strähnen aus dem blanken Gesicht. "Wie kommst du darauf?" "Ich bitte dich", tadelte er süßlich. "Orochimaru arbeitete einst eng mit Akatsuki zusammen, ehe er sich autark machte. Nichtsdestoweniger ist die bestehende Kooperation ein offenes Geheimnis. Wenn jemand weiß, wie man die Mitglieder kontaktieren kann, dann wohl eines von Orochimarus Schoßhündchen. Ich sollte dich alleine für die Dreistigkeit, zweimal eine Waffe auf mich zu richten, erschießen. Aber ich lasse Gnade vor Recht ergehen, wenn du mir hilfst. So haben wir beide etwas davon." Sie biss sich auf die Lippen und leckte das Blut von ihnen ab. Mit Genugtuung beobachtete Sasuke ihre Geste, die etwas verwegen Sinnliches hatte. Er überwand die Distanz zwischen ihnen und legte eine Hand bedrohlich an ihren schlanken Hals, wo er spüren konnte, wie sie schluckte. Mit der anderen zog er sie näher an sich heran. Die Kunst der gefährlichen Verführung hatte er von Itachi abgekupfert. Sie funktionierte immer. "Ich würde mir gut überlegen, was ich antworte, wenn ich in deiner Position wäre." Sie schluckte unter seinen Fingern erneut, als er sie fester an ihre Lymphknoten presste. "Ich. habe. keine. Ahnung", wiederholte sie steif, bewusst unbeeindruckt. Eine Lüge, wie sie beide wussten. Sie war hier, das sagte alles. "Aber ich kenne jemanden, der es weiß." "Gib mir die Adresse." Sie lächelte herausfordernd. "Beiderseitiger Vorteil, sagtest du", erinnerte sie ihn mit zwei erhobenen Fingern. "Mein Leben zu behalten, erachte ich nicht als fairen Tausch. Wenn ich wollte, könnte ich dich auf der Stelle töten. Denkst du, dieses billige Ding ist meine einzige Waffe?" Sie rückte mit ihrer Taille an seine Hüfte, um ihn den Griff des Messers spüren zu lassen, das unter ihrer violetten Bluse in einer Scheide steckte. "Wie wäre es, wenn wir die Konditionen neu überdenken?" Freigiebig entließ er sie aus ihrem Gefängnis, um die geschäftliche Distanz wieder herzustellen. "Ich höre?" "Ich will den Ruhm, Uchiha Itachi getötet zu haben. Orochimaru-sama kann deinen werten Bruder nicht recht leiden. Es würde mich vor ihm ein ganzes Stück weiterbringen, Uchiha Itachis Tod auf meine Rechnung zu schreiben. Der Deal läuft wie folgt: ich helfe dir, an die Adresse zu kommen. Du und deine Freunde legen ihn stillschweigend um. Du bekommst deine Rache, ich bekomme die Reputation." Sasuke verschränkte die Arme vor der Brust. Diese Sache klang gut, bloß hatte sie einen Haken: "Itachis Blut bringt dir nichts, außer vor Orochimaru. Und wenn ich dich daran erinnern darf, haben wir noch eine andere Abmachung. Nach Itachi wird Orochimaru fallen und Ōsaka von diesem niederträchtigen Gesinde befreit sein. Vergiss nicht, was der Preis für dein Leben war." "Ja, ja", winkte sie ab, ihr Gewicht auf den anderen Fuß verlagernd. "Lass das nur meine Sorge sein. Ich werde dich wie versprochen nicht davon abhalten, Orochimaru-sama zu töten. Glaub' bloß nicht, ich sei das einzige Hindernis zwischen dir und ihm. Es gibt sehr viel Stärkere als mich, die als seine Leibwächter fungieren. Haben wir einen Deal?" Ohne Zögern nahm er ihre dargebotene Hand an, innerlich höhnisch lachend über die Leichtfertigkeit, mit der sie das Leben dieses Mannes aufs Spiel setzte. An jenem Tag hätte Karin einen Hellseher gebraucht, um den Leichtsinn ihrer Worte zu begreifen. . . Mit einem Glas Wodka Maracuja in der Hand, sprach es sich leichter über die Welt. Betrunkene sprachen oft die Wahrheit, so sagte man, und an diesem Nachmittag—der zweite Tag nach Narutos eindeutiger Bitte—hatte Sakura Lust, sich aus dem Leben zu schießen. Sie war müde, verwirrt, ausgelaugt und zerrissen. Da waren Naruto, Ino und Sasuke auf der einen Seite. Auf der anderen Itachi und eine ganz andere, verschleierte Wahrheit. An Narutos Peinigern ließ sich zweifeln, doch Ino war zweifelsohne von ihm attackiert worden. Daran gab es nichts zu rütteln. "Ich bin selbst schuld", meinte diese mit einer wegwerfenden Geste gen Fenster. "Eine einfache Kellnerin sollte sich eben nicht mit einem hyperintelligenten Kriminellen anlegen. Er hätte mich töten können, hat es aber nicht. Das ist doch ein Pluspunkt, hm?" "Seit wann stehst du auf Itachis Seite?" "Itachi?" "Halt die Klappe." Sakura stellte das Glas ab, lehnte sich zurück und winkte den Ober zu sich, um ein Dessert zu bestellen. "Und wisch dir das bescheuerte Grinsen aus dem Gesicht." Die Kneipe, in die sie Ino entführt hatte, war ein lärmendes Pub, dessen Tische gespickt waren mit angetrunkenem Volk, das Fußball auf einer der Leinwände sah. Es war ein Vereinsspiel zwischen Ōsaka und Ujitawara, das die beiden Frauen als Deckmantel für eine Unterredung der besonderen Art nutzten. Sakura hatte nicht vorgehabt, an dem Frauenabend über ihre Arbeit zu sprechen. Sie vermied es, Ino zu involvieren. Man hatte gesehen, was dabei herausgekommen war, wenn sie sich einmischte. Doch—und dies war der Hauptgrund, wieso Sakura ihre Vorsätze über Bord geworfen hatte—sie musste mit jemandem sprechen. Ino hatte ein instinktives Gespür für die emotionale Lage ihrer Mitbewohnerin; und ihrer Kundgebung nach, war Sakura in letzter Zeit ein nervliches Wrack. Ein Umstand, den sie nicht bestreiten konnte. Es ging schon lange nicht mehr um das Für und Wider, ebenso wenig wie dieser Auftrag noch etwas mit Hidden Leaf zu tun hatte. Dies alles war zu persönlich, um sich davon zu distanzieren. "Es ist nur so …", begann sie, brach jedoch ab. Wie war es? Sie wusste es nicht. "Es gibt keinen roten Faden, an dem ich mich orientieren kann. Da ist Sasuke, der die offiziellen Berichte der Uchiha-Affäre für wahr erachtet. Wieso sollte ich ihm nicht glauben? Er war immerhin dabei. Uchihas Geständnis ist eindeutig. Andererseits ist da Uchiha selbst, der Andeutungen fallen und offene Fragen zurück lässt, bloß um mich in etwas zu werfen, das mich je nach Strömung in eine andere Richtung treibt." Ino sah in ihr halbleeres Wodka Tonic, in dem sich ein Stiel Limonengras an einer Handvoll Eiswürfeln vorbeischlängelte. "Glaubst du ihm?" Das war die Frage, vor der Sakura Angst gehabt hatte. "Etwas passt nicht zusammen", wich sie nicht unbedingt geschickt aus. Sie schwenkte einen kleinen Eiswürfel, bis er sich in ihrer orangefarbenen Wodka-Maracuja-Mischung aufgelöst hatte. "Er macht nicht den Eindruck, als bringe er jeden Tag zig Menschen um, weil es ihm Spaß macht. Dazu ist er zu … normal. Nicht, dass ich behaupten würde, jemand, der einen Mehrfachmord gesteht, könnte normal sein, aber letztendlich …" "Letztendlich fehlt dein Gefühl", komplettierte Ino. "Sakura, Süße, das sagst du seit wir hier sind. Zwei Stunden lang kaust du mir ein Ohr damit ab, wie unlogisch alles ist, bloß um der finalen Frage auszuweichen: glaubst du ihm? Das ist die Quintessenz des Ganzen, ob du es wahrhaben willst oder nicht. Itachi ist ein anziehender Charakter, das ist mir mehr bewusst als jedem anderen, und er ist Sasukes großer Bruder, was ihn auf bedenkliche Art und Weise für dich relevant macht. Was ich damit sagen will: mach' nicht den Fehler, zwischen Assoziation und Annahme zu verwechseln. Du schreibst Sasuke viele positive Eigenschaften zu. Vielleicht überträgst du sie ja auf Itachi und machst ihn somit zu jemandem, der er gar nicht ist." Sie stellte das Glas auf die Tischplatte. "Du meinst, ich würde Itachi mit Sasuke verwechseln?" "Sie sind sich sehr ähnlich", schloss Ino ihre Beweisführung ab. "Sakura, ich wage nicht, das zu sagen, weil ich weiß, dass du sehr gut auf dich aufpassen kannst, aber ich mache mir Sorgen." Sie langte über den Tisch, um Sakuras Hand aufzunehmen. "Lass dich nicht in Itachis Spiel hineinziehen, wenn du nicht weißt, was er vorhat. Ich denke nicht, dass er es aus Spaß an der Freude macht. Er verfolgt ein Ziel damit, dir Happen hinzuwerfen, die du nach der Reihe kauen musst." "Das ist ein widerliches Beispiel, Ino." "Häng' dich doch nicht an Kleinigkeiten auf!" Ino schnalzte mit der Zunge. Sie hatte Recht. In allem, was sie sagte. Sakura musste sich entscheiden: wem glaubte sie? Oder, besser gesagt: wessen Wahrheit vertraute sie? Dass jeder der Uchiha-Brüder für sich seine eigene Realität geschaffen hatte, in der er lebte, war ohne Zweifel bewiesen. Die Frage war, wessen Welt überschnitt sich am meisten mit den wahren Geschehnissen? Ino zahlte, nachdem sie zu zweit das Dessert vernichtet hatten, und rief ein Taxi. "Fährst du mit?", fragte sie, als sie die Tür geöffnet hatte. "Ich weiß es nicht. Sasuke geht nicht an sein Handy, obwohl ich ihn schon seit gestern Vormittag versuche zu erreichen. Das letzte Mal, als jemand nicht zu erreichen war …" "Naruto. Ja. Sollen wir zusammen zu Sasuke fahren? Du weißt doch, wo er wohnt." "Ich versuche es ein letztes Mal, dann fahren wir hin." Sie führte das Telefon erneut an ihr Ohr. Zwei Freizeichen, drei, vier, fünf— "Hallo? Sakura?" "Sasuke-kun!", rief sie erleichtert aus. "Endlich. Wieso hast du nicht zurückgerufen?" "Ich war beschäftigt. Sakura, ich konnte herausfinden, wo Itachi abgestiegen ist. Wir treffen uns um halb sieben dort, wo ich dich neulich abgeholt habe. Es ist ganz in der Nähe. Stell' ein Team zusammen. Dieses Mal kriegen wir den Schweinehund." Er wollte bereits auflegen, als er das Telefon zurück ans Ohr führte. "Und, Sakura, nimm das Remington." Tenten hätte ihn dafür geohrfeigt. Man nahm nicht das Remington—das war der allgemeine Begriff für elektrische Haarstylingprodukte. Wenn man einer ausgebildeten Scharfschützin sagte, sie solle ein Snipergewehr benutzen, lautete das Codewort: M40A5. Woher Sasuke wusste, dass Tenten das Repetiergewehr umgebaut hatte, war ihr schleierhaft, dafür wusste sie eines: Unertl-Scope MST-100 mit zehnfacher Vergrößerung und MilDot-Absehen, .308 Kaliber, vierundzwanzig Zoll Schneider Match Gewehrlauf. Das M40 war jene Waffe, mit der Sakura ausgebildet worden war. Die modifizierte A5 Version war besser. Egal wie Sasuke es nannte, in den Händen eines überragenden Snipers war es die tödlichste Waffe in Uchiha Itachis Welt. Es war eine gute Nachricht, so viel war sicher. Narutos Wunsch würde sehr viel schneller in Erfüllung gehen, als Sakura veranschlagt hatte. Sie lieh sich Geld von Ino, um ein zweites Taxi an den Straßenrand zu winken, und stieg mit einem flauen Gefühl im Magen ein. Sie hätte sich vor Aufregung übergeben können. Ihre Finger zitterten auf ihren Schoß und als sie dem Fahrer die Scheine in die Hand drücken wollte, flatterten sie lose durch den Innenraum des Fahrzeugs. Sie machte sich nicht die Mühe, das Geld einzusammeln, sondern stieg mit einer fahrigen Entschuldigung aus. Es fühlte sich an, als wäre etwas in ihr verschwunden, das beklemmende Leere hinterließ, die sie erdrückte. Paradoxerweise. . . Das Krankenhaus lag in geschäftiger Ruhe, die unüblich war. Vielleicht kam es ihr aber auch nur so vor. Sakuras Sinne schienen wie in Watte gepackt. Sie konnte sich noch gut an den Tag erinnern, als sie ihren ersten Menschen erschossen hatte. Es war fünf Jahre her; die Erinnerung präsent, als sei es gestern gewesen. Als Heckenschützin hatte sie sich noch nie die Hände schmutzig machen müssen. Auch diesmal würde es so sein. Dieses Mal war nicht anders als die letzten Male. Sie hatte einen Auftrag. Nicht mehr und nicht weniger. Die Dame am Empfang ignorierend, steuerte sie auf das Treppenhaus zu. Jede einzelne Stufe fühlte sich an wie eine nur schwer überwindbare Kluft, dabei war dies bloß der Weg zu ihrem engsten Freund, dessen Lächeln sie brauchte, um stark zu werden. Sie musste ihm erzählen, dass bald alles vorbei sein würde; dass er sich keine Sorgen mehr machen müsste. Sie brauchte diese Bestätigung wie seinen Segen, um ein reines Gewissen zu haben. Was machte sie sich vor? Selbst wenn Naruto ihr Absolution versprach, würde es sie nicht von der Sünde freisprechen, ein weiteres Menschenleben genommen zu haben. Sakura war kein gläubiger Mensch. Sie würde jetzt nicht damit anfangen. Oder vielleicht war genau dies der Zeitpunkt, mit einem Gebet zu beginnen. Wie sie es auch drehte, ihr Herz zog sich zusammen. Stärker als sonst, wenn sie den Finger an den Abzug legen musste. Naruto war der einzige, der ihr Mut machen konnte. Wie in Trance stolperte Sakura den Flur entlang. Die Tür war geöffnet, so wie immer in Krankenhäusern. Sie betrat das Zimmer und suchte es instinktiv nach seinem temporären Bewohner ab. Ein Schock schlug ihr ins Gesicht wie eine beringte Faust. Das Bett war leer. Mit klammem Bauchweh stieß sie vorsichtig die Tür zum Badezimmer an. Ebenfalls leer. Der Plan am Fußende des Bettes sah keine Untersuchungen vor; Naruto müsste hier sein. "Akatsuki", wisperte sie entsetzt. Sie konnte es nicht glauben. Es war unmöglich. Nicht jetzt. Nicht in seinem Zustand. Tausend Gedanken preschten auf sie ein; bloß einen konnte sie formulieren. Sie wusste, wer dafür verantwortlich war. Nicht zu bändigender Hass schürte sich wie von selbst in ihrem Inneren und riss die Barrikade nieder, die sie hatte zweifeln lassen. Dieses Mal waren sie zu weit gegangen. Dieses Mal würde jemand dafür sterben. Uchiha. Itachi. . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)