Chaos im OP von Redgrave (Sweet Doctor Life) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3: Überraschende Leistungen ---------------------------------------------- Law stand am Kaffeeautomaten, als Shanks aus dem Büro des Klinikleiters zurückkam. Er hatte sich mit einem Arm an der Wand neben dem Automaten abgestützt und in der anderen Hand einen Becher Kaffee. Er sah fast aus wie ein Sportler, der gerade einen Marathon gelaufen war und jetzt zu Atem kommen musste. „Law.“ Der Jüngere sah auf. „Ich war gerade bei Newgate.“ „Und?“ Der junge Chirurg ahnte schon, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde. „Er sagt, du sollst froh sein, dass sie den Job machen will, weil er ihr schon nicht das volle Gehalt zahlen kann.“ Law seufzte. „Das hätte ich wohl wissen sollen.“ „Law, ich bitte dich, reiß dich zusammen.“ Der Angesprochene zog nur skeptisch eine Augenbraue hoch. Natürlich wusste Shanks, dass er schon darüber nachdachte, wie er die Kleine loswerden könnte. Shanks fuhr sich seufzend mit einer Hand durchs Haar. „Ich meine, seien wir ehrlich; du bist der Beste und der Chef hat dir viel Nachsicht entgegen gebracht, aber ich garantiere dir, dass die spätestens bei seiner Enkelin aufhört.“ Law trank den Becher leer, zerknüllte ihn und warf ihn in den Papierkorb, bevor er sich wortlos abwandte und den Gang entlang ging. Shanks machte sich nicht die Mühe ihm zu folgen. Law war es bisher noch nie passiert, dass man ihm hier so eine Ansage machte. Und jetzt brauchte der Jüngere ein wenig Zeit, um sich auf die Situation einzustellen und sich daran zu gewöhnen. Diese Zeit wollte Shanks ihm geben. Grübelnd lief Law den Gang entlang Richtung Küche. Natürlich wurmte es ihn, dass man ihm plötzlich mit so einer Härte begegnete. Doch das Schlimmste war etwas ganz anderes. Diese Amy war anders als die anderen. Nicht, weil sie die Enkelin des Klinikleiters und damit unantastbar war, sondern weil sie ihm die Stirn bot. Law war sich sicher, das hätte sie auch getan, wenn sie nicht Newgates Enkelin wäre. Sie war anders, weil sie ihm nicht wie all die anderen von Anfang an, wie man so schön sagte, in den Arsch kroch und zu allem Ja und Amen sagte. Nein, dieses Mädchen sagte seine Meinung und hatte ihm sogar klargemacht, dass er sie nicht so leicht loswerden würde. Sie wollte diesen Job, obwohl sie wusste, was sie erwartete. Genau das faszinierte ihn und ihn hatte noch nie eine Frau so fasziniert. Natürlich konnte er sich nicht beklagen zu wenige Frauen zu bekommen, doch das war etwas ganz anderes. Genau dieses Gefühl der Faszination kannte er so nicht und konnte es nicht einordnen. Es war ungewohnt, und genau das machte ihm irgendwie ein wenig Angst. Amy saß in der Küche und aß einen ihrer Cookies. Ihr Großvater hatte sie gewarnt, doch dieser Chirurg war schlimmer als sie gedacht hatte. Irgendwie faszinierend. Und so schlecht sah der Herr Doktor auch nicht aus, das musste sie zugeben. Wenn er nicht so ein Großmaul wäre, wäre er genau ihr Typ. Sie grinste bei dem Gedanken. Auf jeden Fall würde sie nicht so schnell aufgeben. Das stand fest. Dieser Typ würde sie kennen lernen; ob ihre nette oder die nicht so nette Seite lag an ihm. Sie würde ihm schon noch Manieren beibringen. Das hatte sie bei Ecki schließlich auch geschafft und der war früher noch schlimmer gewesen. Sie sah auf, als die Tür aufging. Law kam herein, er wirkte nachdenklicher als vorher und er verströmte den Geruch von billigem Automatenkaffee. „Hat der Kaffee beruhigt?“, fragte sie. Er sah auf. „Woher weißt du, dass ich Kaffee getrunken habe?“ „Ich weiß sogar, dass Sie diesen schlechten Automatenkaffee getrunken haben, der nach schalem Spülwasser schmeckt. Sie riechen danach.“ Law blinzelte erstaunt. Hatte sie gerade gesagt, sie roch den Kaffee? „Ich hätte Ihnen frischen Kaffee kochen können.“, fuhr sie ruhig fort. „Mein Bruder und mein Großvater sagen, dass ich verdammt guten Kaffee koche.“ „Das war nicht nötig. Der Automatenkaffee reicht vollkommen.“, murmelte er und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Bei all den anderen vor ihr hatte es ihm diebische Freude bereitet, sie damit zu triezen, dass er sie Kaffee kochen ließ und ihnen den dann mit wüsten Beschimpfungen vor die Füße warf. Irgendwie zweifelte er daran, dass sie sich überhaupt daran stören würde. Außerdem hielt ihn irgendetwas in seinem Inneren davon ab. Irgendein Teil von ihm wollte sie nicht mit so einem unwichtigen Mist beschäftigen. Zum wiederholten Mal an diesem Tag dachte er darüber nach, ob er sich vielleicht ein Grippe eingefangen und nun Fieber hatte. Er verwarf den Gedanken mangels Symptomen und lehnte sich an die Arbeitsfläche. „Wie kommst du zu diesem guten Geruchssinn?“, fragte er. „Sowas kenne ich sonst nur bei Blinden.“ „Ich hatte vor einigen Jahren mal einen kleinen Unfall im Chemieunterricht und konnte danach eine ganze Weile kaum etwas sehen.“, murmelte sie. Es wunderte ihn, dass sie einfach so antwortete, statt ihm zu sagen, dass ihn das einen Dreck anging. Er nahm an, dass sie tatsächlich einer dieser Menschen war, bei denen der Ton die Musik machte. „Muss hart gewesen sein in der Schule…“, sagte er leise. „Ich habe mich irgendwie durchgebissen…und als Jahrgangsbeste abgeschlossen. Ich sagte Ihnen doch, dass Aufgeben nicht meine Art ist.“, erwiderte sie. „Warum willst du diesen Job unbedingt machen?“ fragte er ganz unvermittelt. „Naja, ich…“ Plötzlich flog die Tür auf und Shanks stürmte herein. „Wir kriegen gleich einen Notfall rein. Los, in den OP mit euch beiden!!!“ Das ruhige Gespräch war vergessen und beide rannten hinaus. Wenig später standen die beiden im OP. Amy hielt die Instrumente für Law, der angestrengt versuchte, dem Unfallopfer das Leben zu retten. „Ich kann die verdammte Blutung nicht finden.“, stöhnte er, während Amy ihm, ohne, dass er sie auffordern musste, den Schweiß von der Stirn tupfte. „Wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf…“, setzte sie an. „Nein!“ fauchte Law. „Ich muss mich konzentrieren.“ „Dann konzentrieren Sie sich doch mal fünf Zentimeter weiter unten an der Arterie.“, erwiderte sie ungerührt. „Wie bitte?“, fragte Shanks von der anderen Seite des Tisches aus. „Fünf Zentimeter weiter unten, an der Arterie.“, wiederholte sie ruhig. „Da sitzt die Blutung.“ „Woher willst du das wissen?“, fauchte Law gereizt. „Dann glauben sie mir eben nicht.“, meinte sie schulterzuckend. „Aber dann macht es der Typ nicht mehr lange.“ „Sehen wir einfach nach.“, wandte Shanks beschwichtigend ein. Law wagte nicht, seinem Chef jetzt zu widersprechen. Einige Momente herrschte Stille, während die Chirurgen arbeiteten und Amy ihrer Arbeit als Assistentin nachging. „Verdammt! Sie hat recht!“ rief Shanks plötzlich. „Da ist der Blutungsherd.“ Amy sparte sich, großzügiger Weise, wie sie fand, zu erwähnen, dass sie es ja gleich gesagt hatte. Dann ging alles ganz schnell; Law flickte die verletzte Blutbahn - Patient gerettet - raus aus den OP-Klamotten. „Also, wie hast du das gemacht?“, fragte Shanks als sie den Gang entlang gingen. „Was?“, fragte sie. „Woher wusstest du, woher das Blut kam?“, knurrte Law von der anderen Seite. „Das war nicht schwer.“, erwiderte sie schulterzuckend. „Das Blut war eindeutig mit Sauerstoff angereichert, also musste es aus der Arterie kommen, und dann musste ich nur noch der Laufrichtung des Blutes folgen.“ „Cleveres Mädchen.“, grinste Shanks und wuschelte ihr durchs Haar. „Pures Glück.“, knurrte Law. „Du bist nur beleidigt, weil du es nicht gefunden hast.“, entgegnete Shanks etwas härter. „Die Kleine hat heute ein Leben gerettet, das wir ohne sie wahrscheinlich verloren hätten. Also benimm dich anständig und zolle ihrer Beobachtungsgabe Respekt.“ „Na ja, für jemanden, der mal blind wie ein Maulwurf war, war das vermutlich wirklich eine riesen Leistung.“, flüsterte Law. „Das habe ich gehört.“, zischte Amy und rauschte Richtung Küche davon. Amy hatte gerade einen weiteren ihrer Cookies ausgepackt, als Shanks hereinkam. „Ach, hier steckst du.“ „Tu nicht so, als ob du es nicht gewusst hättest, Shanks.“, sagte sie trocken und biss in den Keks. Shanks grinste breit. „Ich weiß nicht genau, was der kleine Idiot da vorhin gesagt hat, aber nimm es dir nicht zu Herzen.“, sagte er. „Der Kleine ist es gewohnt, der Beste zu sein, und du hast ihm heute gehörig die Show gestohlen. Daran hat er jetzt erst mal zu knabbern. Er sagt oft Dinge, die er nicht so meint, weil er sauer ist. Aber das solltest du einfach überhören. Du hast heute wirklich gute Arbeit geleistet. Lass dir von ihm, oder irgendwem, nichts anderes erzählen, okay?“ Dabei legte er eine Hand auf ihre Schulter und drückte sie leicht. Sie nickte. „Geht klar.“ Am Abend verließ Amy mit ihrem Großvater die Klinik. „Ich habe gehört, du hast heute einem Mann das Leben gerettet.“, sagte Newgate, als würde er übers Wetter reden. „Ich habe nur die Verletzung in der Blutbahn gefunden.“, erwiderte sie. „Keine große Sache.“ „Oh, ich finde ein Leben zu retten ist eine sehr gute Sache, auf die du durchaus stolz sein kannst.“ „Dein Superchirurg war nicht so begeistert.“ „War er etwa beleidigt, weil du die Verletzung gefunden hast?“ „Ich denke schon.“ Newgate lachte leise in sich hinein. „Lass dich davon nicht unterkriegen. Er wird sich schon daran gewöhnen, dass du da bist. Du bist vermutlich die einzige in der Klinik, die ihm das Wasser reichen kann. Darauf solltest du verdammt stolz sein.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)