Zweite Chance von Reeney ================================================================================ Kapitel 2: Wandel ----------------- Der Kampf mit Sasuke musste gut ein halbes Jahr her sein. Ein halbes Jahr, in dem er nicht viel mehr getan hatte, als jeden Tag ans Bett gefesselt zu verbringen. Zu verdanken hatte er dies seiner Krankheit, die ihn entgegen seiner Erwartung noch nicht von der Welt der Lebenden getrennt hatte. Manchmal fragte sich Itachi, ob es nicht besser gewesen wäre, hätte er diesen einen Tag nicht überlebt. Allerdings wusste er, dass seine bloße Existenz Madara noch jetzt davon abhielt, ihre Abmachung zu brechen, Konoha anzugreifen und Sasuke zu sich zu holen. Wofür sein Vorfahre seinen kleinen Bruder brauchte, war ihm nicht bekannt, doch wusste er, dass dieser für seine Pläne einen weiteren Uchiha benötigte. Einen, der sich in einem besseren Zustand als Itachi befand, womit nur noch eine Person auf dieser gottverdammten Welt in Frage kam. Das waren die positiven Seiten seines Daseins, doch wenn er ehrlich war, traute er dem Maskierten sogar zu, dass dieser sein Wort bereits gebrochen hatte. Seit einem halben Jahr hatte Itachi keine Ahnung mehr, was in dieser Welt vor sich ging. Er war niemandem begegnet, der ihn informieren konnte oder wollte, stattdessen war er zusammen mit Kisame durch das Land gezogen - oder wurde viel mehr von dem Hünen getragen - auf der Suche nach einem Arzt, der ihn von seiner Krankheit befreien konnte. Für Itachi war es keine schöne Zeit. Sein eigener Wille wurde weder von Kisame noch von Madara beachtet. Letzterer war wohl dafür verantwortlich, dass sein Partner ihn nicht das winzigste bisschen Arbeit verrichten ließ. Der Maskierte hatte dem Fischmenschen alles über Itachis Krankheit erzählt, was er wusste. Als sei das nicht schon genug, hatte er ihm auch noch die gesamte Vergangenheit des angeschlagenen Uchiha offenbart. Kisame wusste nun, was Itachi für sein Dorf getan hatte, er wusste von der Abmachung zwischen den beiden Uchiha, sowie von dem Band zwischen den Brüdern. Als Itachi erfahren hatte, dass Hoshigaki ihn nun besser kannte als es ihm lieb war, hatte er Madara verflucht und damit gerechnet, dass der Fischmensch von nun an auf ihn herabsehen und sein Leben nur noch trostloser verlaufen würde, als es eh schon lief. Gegen seine Erwartungen hatte Kisame nicht angefangen, sich ihm gegenüber anders zu verhalten. Der Hüne begegnete ihm noch mit dem gleichen Respekt wie zuvor, verhielt sich teilweise nur mehr wie eine Mutter, die in ihm einen zerbrechlichen Jungen sah, der noch lernen musste, dass man im Leben auch mal egoistisch sein durfte, dass man einem Dorf, das einen so hinterging, auch den Rücken kehren sollte. Letztendlich reichte dies nicht, um den Uchiha lange aufzuregen. Irgendwo fand er es sogar ganz angenehm, jemanden um sich zu haben, der sein Wissen über ihn nicht gleich ausnutzte, sondern sich um ihn sorgte. Itachi war bewusst geworden, wie sehr er Kisame vertrauen konnte, auch wenn es immer noch einige Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen gab. Er hatte den Älteren schon zuvor als guten Partner angesehen und das dies immer noch so war, hatte sich dadurch bestätigt. Die beiden Akatsukimitglieder waren auf ihrer Suche bereits weit umher gereist. In Kaze no Kuni, Tsuchi no Kuni und in weiteren Ländern, fern von der eigentlichen Heimat, hatten sie einige Ärzte angetroffen. Keiner hatte ihnen wirklich sagen können, was für eine Krankheit dem Uchiha zu schaffen machte. Sie hatten die verschiedensten Heilverfahren durchprobiert und letztendlich war der Erfolg gering. Die Schmerzen waren immer noch präsent. Viele nahm Itachi gar nicht mehr wahr, weil sie inzwischen zum Alltag dazu gehörten, andere waren tatsächlich verschwunden. Es blieben also nur noch Wenige, anhand deren sich die Krankheit täglich spüren ließ. Das verschaffte ihm sogar das Gefühl, dass er in ferner Zukunft wieder gesund sein könnte. Zurzeit befand sich der Uchiha in einer kleinen Holzhütte in den Wäldern Taki no Kunis. Sein Partner war weiter nach Takigakure gereist, um dort einen Arzt ausfindig zu machen. Itachi lag auf einem alten Futon, ließ seinen Blick durch das spärlich eingerichtete Zimmer schweifen. Genaugenommen konnte man von einer Einrichtung nicht einmal sprechen. Neben der Schlafmöglichkeit gab es lediglich noch einen Stuhl und einen kleinen Tisch, auf dem Kisame verschiedenste Lebensmittel abgestellt hatte, mit denen sich Itachi während seiner Abwesenheit versorgen sollte. Durch die verstaubten Gläser eines kleinen Fensters fiel nur wenig Licht in die Hütte. Es war genug, um alles in der Hütte sehen zu können, zumindest wenn man einigermaßen gute Augen besaß, was bei Itachi nicht der Fall war. Seine Sehfähigkeit war in den letzten Monaten drastisch gesunken. Den hölzernen Stuhl, sowie den Tisch konnte er nur dadurch erkennen, dass von ihnen Schatten ausgingen, die eine Wand dieser Behausung nicht besitzen konnte. Wo sich die Haustür befand, wusste er nur deswegen, weil er durch diese die Hütte betreten hatte und geistig bislang keine Rückschritte verbuchen musste. Mit alledem hatte Itachi allerdings noch keine Probleme. Er sah vielleicht nicht alles, doch sein Kopf glich das wieder aus, mit Erfahrung, Wissen und dem Betrachten von Lichtverhältnisse, Schatten oder anderen Dingen, auf die er als Shinobi so oder so achtete. Es war etwas anderes, das dem Uchiha zu schaffen machte. Das Lesen war ihm nahezu unmöglich geworden. Vor wenigen Tagen hatte Kisame ihm ein Buch von Konan mitgebracht. Die Blauhaarige sollte gemeint haben, Itachi konnte man nicht weiter Tag für Tag versauern lassen. Der junge Nukenin war ihr für diese nette Geste wirklich dankbar. Gerne hätte er das Buch auch gelesen, doch hatte er nur die erste Seite aufschlagen müssen, um zu erkennen, dass er es nicht konnte. Die Schriftzeichen waren ihm nur als schwarze Kleckse auf dem hellen Papier erschienen. Um die einzelnen Wörter entziffern zu können, musste er mit seinen Augen dem Buch so nahe kommen, dass er davon nach einer Weile Kopfschmerzen bekam, oder sein Sharingan einsetzen, was allerdings angesichts seines Gesundheitszustandes keine gute Idee war. Von einem entspannenden Zeitvertreib konnte also kaum die Rede sein. Kisame hatte ihm bereits unter einem Grinsen angeboten gehabt, ihm das Buch vorzulesen. Der Ältere wusste über Itachis Augen Bescheid. Er wusste, dass selbst eine Brille Itachi nicht helfen konnte, eine bessere Sehleistung zu erlangen. Allerdings war das nur halb so tragisch, wie es sich für manche anhörte. Zumindest Itachi nahm dies relativ gelassen hin. Das mit dem Lesen, war etwas, das ihn wirklich störte, aber ließ man das außer Acht, kam er mit seinen schlechten Augen doch noch sehr gut zurecht. Zudem gab es Dinge, die ihm im Moment weitaus mehr ein Dorn im Auge waren, wie, dass er seit Monaten zum Bettlägerigen degradiert worden war. Zu seinen Gewohnheiten gehörte es nicht, so lange untätig rumzuliegen. Ihm fehlte es an Bewegung. Uchiha überlegte, ob er nicht einfach die Hütte verlassen und etwas spazieren gehen sollte. Das würde seinen Kreislauf wieder in Schwung bringen. Es sollte ihm also nicht schaden. Kisame war zwar bislang immer dagegen gewesen, dass sich Itachi auch nur länger als nötig im Freien aufhielt - von wegen, die Luftfeuchtigkeit würde die Ausbreitung seiner Krankheit begünstigen, die Bewegung sei für seinen Körper zu anstrengend, etc. -, allerdings war der Hüne momentan auch gar nicht anwesend. Itachi vermutete, dass ihm noch einige Stunden, wenn nicht sogar ein bis zwei Tage, blieben, bis sein Partner zurückkehren würde. Der Fischmensch würde also gar nichts davon mitbekommen, wenn sich der Uchiha seine Beine ein wenig vertrat. Langsam erhob sich Itachi von dem Futon. Dabei kam ihm die Frage, warum er bislang Hoshigakis Worte befolgt hatte. Immerhin konnte Kisame ihm nichts befehligen, nur weil er älter war und nun seine Vergangenheit kannte. Der Nukenin wusste, dass er das selbst nie so gesehen hatte. Er vertraute seinem Partner. Das war der Grund, warum er nie seinen eigenen Wünschen gefolgt war. Sehr wahrscheinlich trug seine selbstlose Art ein weiteres Stück dazu bei, sowie die Tatsachen, dass Kisame in erster Linie nur die Befehle Madaras ausführte und Itachi Letzterem nicht wiedersprechen wollte, solang die Abmachung zwischen ihnen noch galt. Itachi hatte sich nun ganz erhoben. Sofort machte er einen Schritt nach vorne, wobei sich seine Sicht für einen Moment schwarz färbte. Ebenso verspürte er ein plötzliches Gefühl von Schwindel. Zu lange rumzuliegen bekam einem definitiv nicht gut. Er wartete einen Moment, bis sich sein Zustand wieder normalisiert hatte, dann ging er ohne weitere Einschränkungen durch den Raum, sowie schließlich aus der Behausung heraus. Die Holztür fiel hinter ihm ins Schloss, während sich vor Itachi ein Bild aus vielen Punkten verschiedenster Grüntöne mit einigen braunen Bereichen erbaute. Er richtete seinen Blick gen Himmel, dessen Blau nur an wenigen Stellen einen Weg durch die Baumkronen und in Itachis Augen fand. Ähnlich erging es den Sonnenstrahlen, aber das störte den ehemaligen Konohanin nicht. Der Anblick war für ihn wunderschön. Er zeugte von Freiheit, fand man in ihm doch nicht das kalte Grau und Braun der vielen Zimmer wieder, in denen Uchiha so viele Stunden verbracht hatte. Itachi schritt ziellos durch den Wald. Vereinzelt drangen Vogelgezwitscher sowie das Heulen des sanften Windes zu ihm durch. Immer wieder atmete er die klare Luft tief ein und wieder aus. Zwar rief dies ein schmerzhaftes Gefühl in seinem Brustkorb hervor, doch wirkte es sich im Allgemeinen eher entspannend auf den Nukenin aus. Nach einer Weile wusste Itachi bereits nicht mehr, wo er sich befand. Er hatte einen guten Orientierungssinn, allerdings brachte dieser nur etwas, wenn man zumindest halbwegs darauf achtete, wo man lang lief. Uchiha störte sich aber auch nicht daran, hatte er doch sowieso nicht vor, sich gleich wieder auf den Rückweg zu machen, lieber wollte er noch ein bisschen durch den Wald rennen. Ein wenig würde er seinen Körper schon belasten können. Itachi stieß sich von dem Waldboden ab, sprang auf einen dicken Ast eines Baumes, bevor er seinen Weg in dieser Höhe fortsetzte. Er sprang von Ast zu Ast, so wie es für Shinobi nicht ungewöhnlich war. Die Bewegung erfüllte ihn mit Freude. Es war als würde man einen geliebten Menschen nach Jahren wiedersehen, man wollte ihn nicht gleich wieder loslassen, hatte sich noch viel zu erzählen und so war es auch Itachi noch nicht genug. Er wollte seine Techniken üben, einen Trainingskampf absolvieren. Er wollte all das tun, was zu seinem Alltag gehörte, doch wozu er in den letzten Monaten nicht gekommen war. Dabei kam ihm noch ein Gedanke. Man hielt ihn für tot und auch wenn die Abmachung mit Madara noch bestand, so war er irgendwo doch frei. In diesem Moment gab es niemanden, der ihn an der Front einsetzte, für den er sich am Leben erhalten musste oder der ihn zur Bettruhe zwingen konnte. In diesem Moment war er frei. Jetzt brauchte er keine Rücksicht nehmen, sondern konnte einfach das tun, wonach er sich sehnte. Am stärksten war gerade sein Drang nach einem Kampf. Bewaffnet war er nicht, doch seine Fäuste konnte man ebenso als Waffen bezeichnen. Nicht zu vergessen, seine Augen. Itachi streifte weiter durch den Wald, hielt dabei Ausschau nach potentiellen Gegnern. Er wollte wissen, wie es sich anfühlte, wenn sich ein Wunsch erfüllte, der einen selbst betraf. War es anders, als die Freude, die er empfunden hatte, als er Sasukes Stärke gegenüber gestanden war, als er bezeugen konnte, dass sein Bruder die Voraussetzungen erfüllte, damit dieser zu einem glücklichen Leben finden könnte? Seine Suche blieb einige Stunden erfolglos, bis er in der Abenddämmerung die Grenze des Waldes erreicht hatte. Hinter dieser konnte er eine felsige Landschaft ausmachen, auf denen einige Personen zu sein schienen. Der einstige Konohanin näherte sich den Personen, die bald auf ihn aufmerksam wurden. Da er weder sein Stirnband, noch seinen Akatsuki-Mantel trug, schien man ihn nicht für eine Gefahr zu halten. Bis vor kurzem wäre er wohl in einer solchen Situation auch einer der friedfertigsten Menschen gewesen, allerdings war er heute alles andere als das. Sein Puls erhöhte sich langsam, wollte er doch, neben einer neuen emotionalen Erfahrung, sein Können nach der langen Ruhephase mal wieder unter Beweis stellen. Viele Meter trennten ihn nicht mehr von den Personen. Es waren sechs Männer, soweit er das abschätzen konnte, und bei einem von ihnen sah er etwas aufblitzen. Metall. Sie schienen also bewaffnet zu sein. Schon im nächsten Augenblick machte Itachi einen Satz nach vorne, überbrückte den Abstand zu einem der Männer und ließ seine Faust in dessen Gesicht donnern. Während der Angegriffene von der Wucht des Aufpralls zu Boden ging, schreckten die übrigen Anwesenden zusammen. Diese schienen sich recht bald wieder zu fassen. Sie nahmen Kampfhaltungen ein und zwei starteten einen Angriff auf Uchiha. Ein Grinsen entstand auf dem sonst ausdruckslosen Gesicht Itachis, als er einen der Angreifer mit einem Tritt in die Magengrube zurücktaumeln ließ, bevor er auch den anderen Angriff blockte und seinem Gegner mit einer geschmeidigen Bewegung das Genick brach. Ein solches Gefühl hatte er noch nie beim Kämpfen verspürt. Bislang hatte er immer eine Abneigung gegenüber Gewalt empfunden, doch nun vermochte er Kisames Begeisterung für den Kampf nachzuvollziehen, auch wenn er nicht wusste, wie es dazu gekommen war. Das spielte jedoch keine Rolle. Für ihn zählte nur dieser eine Moment, in dem er sich frei und uneingeschränkt fühlen konnte. Das war alles, was er wollte. Noch drei Männer waren übrig. Einer von ihnen schien zu überlegen, ob er auf Konfrontation gehen oder lieber das Weite suchen sollte. Der Akatsuki beschloss, ihm die Entscheidung abzunehmen, indem er schnell auf ihn zuging und ihn an den Schultern packte, um mit ihm einen Sprung auszuführen, in dessen Drehung er den Mann gegen einen der beiden anderen warf. Daraufhin stand nur noch einer von Itachis Gegnern. Das Grinsen auf den Lippen des abtrünnigen Ninja wurde breiter, während dieser sich dem Mann näherte, der von Furcht gepackt vor Uchiha zurückweichte. Für ihn hatte sich Itachi etwas Spezielles überlegt. Da er mit seinen Händen und Füßen noch einwandfrei kämpfen zu können schien, musste er nun überprüfen, ob er seine Jutsus noch ohne Probleme anwenden konnte. Er entschied sich für ein simples Katon-Jutsu, bildete die nötigen Fingerzeichen, verlagerte seinen Stand und im nächsten Moment schoss eine große Feuerkugel aus seinem Mund heraus sowie auf den Mann zu. Ein Schrei der Angst entfuhr diesem, ehe er von der Kugel getroffen wurde und zu Asche verbrannte. Ein zufriedenstellendes Erfolgsgefühl keimte in Itachi auf. Ein schlechtes Gewissen plagte ihn genauso wenig wie der Gedanke, dass ein Sieg gegenüber Männern, die offensichtlich keine militärische Ausbildung genossen hatten, nichts Besonderes war. Der Blick des Nukenin wanderte noch einmal über seine am Boden liegenden Gegner. Bei Bewusstsein war gerade keiner von ihnen, doch einige hatten zumindest das Glück, noch am Leben zu sein. Itachi wandte sich wieder von ihnen ab. Er ging weiter über die felsige Ebene, als wäre gerade nichts gewesen. Erstaunlicher Weise verspürte er keine Schmerzen, die von einer Überlastung seines Körpers zeugten. Selbst das Atmen machte ihm nicht zu schaffen, dabei sollte überwiegend seine Lunge von der Krankheit Schaden nehmen. Vielleicht aber war ihr Ursprung ein anderer als der, den Itachi jahrelang angenommen hatte. Ein Gedanke bildete sich in dem Kopf Uchihas, dessen Inhalt vielleicht zu einer sicheren Genesung führen könnte. Er war nicht weit von dem Ort seines Kampfes entfernt, da sah Itachi einen Felsen, der größer war als all die anderen Gesteinsbrocken in dieser Ebene. In dem Glauben, von ihm aus einen guten Überblick über die Gegend haben zu können, erklomm er den Felsbrocken. Leider schränkte ihn sein Sehvermögen dann doch ein, wirklich etwas erkennen zu können. Da es aber das war, was er gerade wollte, aktivierte er seine Sharingan. Die Sicht ließ sich mit diesen genaugenommen kaum von seiner Alltäglichen unterscheiden. Nichts wurde wirklich schärfer und dennoch konnte er alles besser erkennen. Er wusste dadurch einfach, dass der dunkle Klecks, der etwas weiter entfernt von ihm lag, ein Haus war und dass das Grün am Rande des Horizonts keinen Wald sondern einen mit Gras bedeckten Hügel darstellte. Der Nukenin überlegte, wo er lang musste, um nach Konohagakure zu kommen. Er wollte seinem Heimatdorf einen Besuch abstattet und sehen, was aus seinem Bruder geworden war. Ebenso sollte er wohl überprüfen, was Madara plante, sowie was dieser mit den restlichen Akatsukimitgliedern unternahm. Während er weiterhin überlegte, deaktivierte er sein Sharingan wieder und vernahm hinter sich Schritte, die ihm langsam näher kamen. "Kisame", gab Itachi kühl von sich, hatte er diesen doch an dem Klang seiner Gangart erkannt. Der Angesprochene ging weiter auf Uchiha zu, bis er vor diesem stehen blieb. Wut, Erstaunen und ein Hauch von Zufriedenheit spiegelten sich in den raubtierhaften Augen des Fischmenschen wider. Der Blick verriet Itachi bereits all die Gedanken seines Partners, doch Kisame war keiner der Menschen, die mit Worten sparsam umgingen. "Wir hatten abgemacht, dass du in der Hütte bleibst, bis ich wieder da bin und was machst du? - Gehst einfach so ohne mich deinen Spaß haben! Du hattest doch Spaß, oder? So sah zumindest das Schlachtfeld da hinten aus. Ehrlich, die Art, wie du die Männer zugerichtet hast, entspricht eher meiner Vorgehensweise." Itachi quittierte das Gesagte mit einem Schulterzucken. "Echt, seit du fast den Löffel abgegeben hast, verhältst du dich sehr merkwürdig. Erst bist du deprimiert darüber, am Leben zu sein, willst aber auch nicht sterben und jetzt schlägst du ohne Grund Menschen zusammen, obwohl du eigentlich Gewalt verabscheust und mit deiner Krankheit sowieso im Bett bleiben solltest", redete Kisame weiter. "Was soll das Ganze denn?" Abermals zuckte Itachi mit den Schultern, bevor er sich wieder der Richtung zuwandte, in die er weitergehen wollte. Er hatte selbst gemerkt, dass er sich in den letzten Monaten viel mehr verändert hatte als je zuvor in seiner Vergangenheit, doch erschien es ihm, als sei diese Veränderung wichtig. Es fühlte sich richtig an, sein altes Ich abzulegen und seinen Charakter neu zu formen. "Ich habe mich mein Leben lang von meinen Vorgesetzten einschränken lassen und wenn ich vor einem halben Jahr gestorben wäre, dann hätte ich in meinem gesamten Leben nichts anderes getan, als immer nur das, was von mir erwartet worden ist. Dass ich noch lebe, sehe ich als zweite Chance an, in meinem Leben einfach mal das zu tun, was ich will", erklärte Itachi Kisame, doch dieser hatte nur einen schiefen Blick für ihn übrig. "Find ich ja schön, dass du endlich auch mal zu solchen Gedanken kommst, aber der Itachi, den ich kenne, hätte keinen Gefallen daran gefunden, Unschuldige hinzurichten. Außerdem, wenn du nun dein Leben achtest, warum achtest du dann nicht etwas mehr auf deine Gesundheit?", entgegnete der Fischmensch. Itachi seufzte innerlich auf. Er hatte geglaubt, Kisame würde das verstehen können, aber offensichtlich hatte er sich da geirrt. "Du lässt dich doch selbst nicht vom Kämpfen abbringen, wenn du krank bist oder irgendein lebensnotweniges Organ verletzt ist", erwiderte Itachi. "Das ist was anderes." "Ist es nicht." "Ist es sehr wohl. Übrigens, der Itachi, den ich kenne, redet auch nicht so wie du." Ein Schulterzucken kam von Seiten Itachis. Seiner Meinung nach hatte sich auch Kisame in dem letzten halben Jahr verändert. Die Zeit veränderte sie alle, ebenso Erfahrungen. Grinsend warf der Jüngere seinen Blick über die Schulter zu Kisame. "Ist es denn schlimm, dass ich mein Leben von nun an genießen will?" Der Hüne schüttelte ungläubig den Kopf, schien aber mit der neuen, gewöhnungsbedürftigen Einstellung seines Partners im Grunde zufrieden zu sein. "Ich glaube, die Krankheit hat deinen Verstand lahmgelegt." Itachi quittierte die Worte mit einem leichten Kopfschütteln. "Weißt du, der Tod verändert einen. Er macht aus einem einen anderen Menschen, weil man erkennt, was einem in seinem bisherigen Leben gefehlt hat und worauf man von nun an achten will." Von Kisame kam ein Seufzen, ehe dieser neben Itachi trat und dem Jüngeren eine Hand auf die Schulter legte. Nach einem zögernden Moment bildete sich ein Grinsen auf den Zügen des Älteren. "Scheint, als hätte dir deine Nahtoderfahrung wirklich gut getan. Vielleicht bist du jetzt ja nicht mehr so eine Spaßbremse. Aber mal ernsthaft, hau nicht mehr einfach so ab." Itachi nickte, ging allerdings nicht weiter darauf ein, sondern beschloss, das Thema zu wechseln. "Lass uns nach Konoha gehen", sagte er. "Was?!" "Lass uns nach Konoha gehen." "Und was ist mit dem Arzt? Ich hab extra einen aus Takigakure mitgenommen und dafür gesorgt, dass er unser Versteck nicht verlassen kann." Itachi warf einen fragenden Blick zu Kisame. "Du hast ihn alleine bei all unseren Sachen gelassen?" Der Ältere schüttelte den Kopf. "Nein. Bis auf das Essen hab ich alles bei mir." "Na dann können wir doch gehen. In Konoha gibt es sowieso die besten Ärzte und wenn meine Theorie stimmt, dann brauch ich gar keinen mehr." Mit diesen Worten schritt Itachi langsam los. Kisames Hand glitt von seiner Schulter, der Blick des ehemaligen Kirinin blieb weiterhin besorgt auf Itachi liegen. "Ist das dein Ernst?", fragte Hoshigaki ungläubig nach. Man konnte ihm anmerken, dass er den Jüngeren nicht verstand. Itachi hätte doch den Arzt, der aller Wahrscheinlichkeit nach gefesselt in der kleinen Hütte im Wald lag, niemals seinem Schicksal überlassen, aber auch sonst verhielt sich der Uchiha sehr untypisch für ihn. Vielleicht hatte ihn das halbe Jahr der Bettruhe verrückt gemacht oder es war doch nur seiner Nahtoderfahrung zuzuschreiben. Kisame wusste nicht, ob er die Veränderung Itachis gutheißen sollte oder nicht. Das würde sich wohl erst in naher Zukunft zeigen. Genauso wie es Uchiha anzusehen war, dass er jetzt nicht bekannt geben würde, welche Theorie zur Behandlung seiner Krankheit in seinem Kopf herum schwebte. "Kommst du?", unterbrachen Itachis Worte Kisames Gedanken, bevor der Fischmensch nickend zu seinem Partner aufschloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)