Sonnenuntergang am Meer von -lyra- (One-Shot Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Sonnenuntergang am Meer ---------------------------------- Einsam saß das Mädchen am Strand. Sie beobachtete wie die Sonne am Horizont verschwand und den Himmel in ein sanftes rot verwandelte. Es begeisterte sie jedes Mal wo sie dies sah und natürlich versuchte sie diesen Anblick so oft wie möglich zu sehen um es eines Tages besser beschreiben zu können oder um es eventuell irgendwie einmal zeichnen zu können, wobei ihre Zeichenkünste wohl eher einer Zeichnung von einem Kleinkind ähnelten. Diese warmen Farben und der Anblick wie sich die Sonne im Meer spiegelte, erinnerte sie immer wieder an einen bestimmten Moment und an die Nähe von einer bestimmten Gestalt, welche sie erhoffte bald wieder zu sehen. Doch sie wusste nicht, wo sich diese Gestalt momentan aufhielt oder ob diese doch tatsächlich existierte und wenn ja, ob sie einen Namen trug. Das Mädchen konnte sich erinnern, dass sie vor einiger Zeit im Meer schwimmen war, doch das Wetter veränderte sich. Ein starker Wind zog auf wodurch die Wellen immer stärker wurden. Natürlich versuchte sie dagegen anzukämpfen und sich über Wasser zu halten, doch irgendwann waren ihre Kraftreserven aufgebraucht. Die Wellen drückten den Körper des Mädchen nach unten bis es sein Bewusstsein verlor. Das nächste woran sich das Mädchen erinnern konnte, war, dass sie auf etwas festem lag. Die Sonnenstrahlen bahnten sich durch ihre geschlossenen Augen, doch kurze Zeit darauf hatte etwas die Sonnenstrahlen unterbrochen. Sie versuchte ihre Augen zu öffnen, doch schaffte sie es nicht wirklich. Über ihr war etwas gebeugt, sie konnte nur die Umrisse erkennen und somit nicht sagen, wobei es sich hierbei handelte, es hätte ein wildes Tier sein können, welches sie im nächsten Moment fressen würde oder jemand, der sie im Meer gesehen hatte und somit sie dem sicheren Tod entrissen. Nur wenige Momente war sie bei klarem Verstand gewesen, um dieses zu bemerken bevor sie wieder bewusstlos wurde. Wie viel Zeit genau vergangen war, konnte niemand sagen als das Mädchen wieder zu sich kam. Unsicher taste sie mit ihren Fingern um sich herum und merkte, dass sie auf Holz lag und sie mit einer Decke bedeckt war. Sogleich schlug sie die Augen auf und sah sich ein wenig um. Wo war diese Gestalt nun welche sie gerettet hatte? Langsam setzte sie sich auf mit der Angst, dass dies nur ein Traum war und sie doch eigentlich nicht mehr unter den Lebenden weilte. Unsicher blickte sie ein weiteres Mal um sich herum, vielleicht hatte sie die Gestalt übersehen als sie dort lag. Doch dann fiel ihr Blick Richtung Meer. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie am Strand lag unter einem Felsvorsprung. Jemand hatte sie dort auf die Holzbretter gelegt und sie mit einer Decke warm gehalten. Es war noch finster und dennoch starrte sie Richtung Meer. Einige Augenblicke fiel dem Mädchen auf, dass es dort heller wurde. Der Horizont wurde in solch sanfte Farben getaucht wie sie es zuvor noch nie gesehen hatte. Die Farben berührten ihr Herz und ohne es zu merken, hatte das Mädchen angefangen zu weinen während sie den Sonnenaufgang beobachtete. Jetzt hatte sie erst wirklich realisiert, dass sie gerettet war, dass sie nicht dort irgendwo am Meeresgrund lag und dies alles nur träumte. Sie dankte ihrem Retter und schwor sich, in Gedenken an ihn, jeden Sonnenuntergang mitzuverfolgen um so ihrem Retter ein wenig näher zu sein. Den Sonnenaufgang zu beobachten war ihr ein wenig zu früh, da sie doch gern ein wenig länger schlief. Wie viel Zeit nun wirklich seit diesem Vorfall vergangen war, konnte das Mädchen bis heute nicht mehr genau sagen, sie wusste nur, dass sie es jedes Mal genoss, wenn die Sonne den Horizont und das Meer in diese wunderschönen Rottöne tauchte. Jedes Mal schlug ihr Herz in diesen Momenten schneller, da dies sie immer wieder an den Vorfall erinnerte. Jeden Abend erhoffte sich das Mädchen ihren Retter einmal dort zu begegnen wo er sie zurückgelassen hatte, doch kam er leider nie. Tagtäglich wartete sie dort. Nie verließ sie diesen Ort und nie wandte sie ihren Blick von diesem Horizont ab. Es war immer das selbe Bild was sie dort vor sich sah, nie veränderte es sich. Doch als sie eines Tages einen kleinen Moment wegblickte, merkte sie, dass es überall regnete und die Sonne bereits komplett untergegangen war. „Irgendwo weint ein Engel...“, flüsterte sie in diesem Moment während ihr die Tränen, wie damals, als sie den Sonnenaufgang das erste Mal sah, herunterliefen ohne das sie es merkte. Plötzlich legte jemand seinen Arm um sie, doch sie konnte nicht sagen wer dies war. Sie spürte zwar den Arm um sich liegen, doch war wie gelähmt. „Komm, mein Engel... Es wird Zeit der Wahrheit ins Gesicht zu blicken...“, sagte ihr eine ruhige Stimme. Das Mädchen begriff in diesem Moment, dass sie all die Sonnenuntergänge nie richtig gesehen hatte, sondern, dass dies eine Erinnerung von ihrer Vergangenheit war, welche man ihr immer wieder zeigte. Sie blickte zu der Gestalt herum und sah dieser in die Augen. Dort konnte sie die Wahrheit sehen. Ja, sie war damals im Meer schwimmen gewesen, doch es hatte sie eigentlich nie jemand gerettet. Sie war damals nur nicht bereit mit dem Tod mitzugehen. Der Tod hatte sie eigentlich gerettet und beschützt vor der Wahrheit und sie somit noch einige Zeit hier verweilen lassen, damit sie es langsam begreifen würde. Doch leider hatte das Mädchen die Lügengeschichten und Träume, welche ihr der Tod gab für die Wahrheit gehalten, an welcher sie sich festhielt um die Tatsachen, welche bereits vor langer Zeit passiert waren zu ignorieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)