Leuchtende Schatten von ReWeJuIs ================================================================================ Kapitel 3: Die Angst -------------------- Sebastian Der süße Geruch seiner Seele bringt mich fast um den Verstand. Ich muss ihn haben! Ich muss einen Weg finden wie er mir gehören kann! Sebastian Michaelis also. Schon lange hatte ich keinen Namen mehr und ich frage mich, was die Gedanken des Jungen zu diesem Namen waren, denn zumindest als er den Vornamen ausgesprochen hat, blitzte eindeutig der Schalk in seinen großen blauen Augen. Vielleicht werde ich ihn später danach fragen. Meine letzte Frage nach seiner Unschuld schien ihn ziemlich aufgewühlt zu haben. Das tiefe Blau seiner Augen wurde noch eine Nuance dunkler und seine Aura hat sich plötzlich verfinstert, als läge ein Schatten über seiner Seele, aber die hat weiter gestrahlt und ihren betörenden Duft nach Reinheit und süßer Verzweiflung verströmt; was auch immer es war was ihm in seiner Vergangenheit zugestoßen ist und ihn quält, es hat ihn nicht gebrochen. Ich spüre wie mir das Wasser im Mund zusammenläuft. Nie habe ich ein köstlicheres Mahl direkt vor der Nase sitzen gehabt. Aber ich bin mir sicher, dass ich ihn noch weiter formen kann. Ich werde ihm zu vollkommener Perfektion verhelfen und dann wird er mein sein. Der Junge mit der perfekten Seele. „Sag mir Ciel, was kannst du für mich tun um mich zu erfreuen?“, schnurre ich ihm zu, beuge mich zu ihm hinunter und schnuppere an seinem Hals. Ich kann seine Angst riechen, kann sehen wie er zittert aber sein Blick ist ungebrochen als ich wieder in seine Augen sehe. Sein Kinn hat er stolz erhoben und ein professionelles Lächeln ziert seine blassen, bebenden Lippen. Wirklich erstaunlich. „Ich kann für Euch tanzen wenn Ihr es wünscht Herr“, erwidert er und gleitet vom Bett. Es hat ein bisschen was von einer Flucht und ich kann mir ein belustigtes Grinsen nicht verkneifen. Ich frage mich, ob ihm bewusst ist in welcher Gefahr er sich tatsächlich befindet, oder ob das nur eine instinktive Reaktion auf mich ist? Die meisten Menschen nehmen den Teufel in mir gar nicht wahr. Sie sehen nur mein ansprechendes Äußeres, lassen sich von mir blind um den Finger wickeln bis es dann zu spät ist und sie erst im letzten Moment erkennen, mit wem sie sich da eingelassen haben. Aber mit Ciel soll es anders sein. Ich habe mich noch nicht entschieden wie genau ich vorgehen werde, aber er ist etwas Besonderes und um ihn nach meinen Wünschen zu formen, ist besonderes Geschick von Nöten. „Gerne. Ich würde gerne sehen wie du dich bewegst, mach mir die Freude“, entgegne ich und beobachte ihn dabei, wie er mit wiegenden Hüften zu dem gold schimmernden Grammophon hinüber tänzelt. Es ist wirklich ein Genuss ihn zu beobachten und ich komme zu dem Schluss, dass es wohl nicht nur seine Seele ist, die mich an ihm reizt. Sein Körper ist mindestens ebenso anziehend. Kurz stelle ich mir vor wie es sich anfühlen würde mich in ihm zu versenken, ihn dabei zu beobachten wie er sich unter mir windet und stöhnend meinen neuen Namen ruft. Mein menschlicher Körper reagiert sofort und ich spüre, wie sich das Blut weiter nördlich sammelt, es wird langsam eng in meiner Hose, aber das stört mich nicht weiter. Mit fließenden Bewegungen wählt der Junge ein Stück aus, dreht an der kleinen Kurbel und wendet sich dann zu mir um. Er stützt sich mit den Händen auf dem kleinen Tisch, auf dem das Gerät steht, hinter sich ab und hebt eins seiner schlanken Beine an. Bewundernd lasse ich den Blick noch einmal über seine schmale Gestalt gleiten. Ich bin zwar der Ansicht, dass Jungen nicht in Mädchenkleidern durch die Gegend laufen sollten, aber Ciel sieht in dem dunkelblauen Korsett mit farblich passendem Höschen einfach hinreißend aus. Die schwarze Spitze umspielt an den Rändern seine blasse, makellose Haut und die schwarzen Strümpfe die bis zur Mitte seiner Oberschenkel reichen verführen dazu herauszufinden, was sich unter dem dunklen Stoff verbirgt. Ob die Haut darunter genauso perfekt ist, genauso weich ist wie man es vermutet und ich bin mir fast sicher, dass der Junge das Verlangen in meinem Blick sehen kann. Er schluckt angestrengt, kurz schleicht sich die Angst zurück in seine Augen, aber schon in nächsten Moment hat er sich wieder unter Kontrolle als die Musik einsetzt und er beginnt sich für mich zu bewegen. Langsam hebt er seine Arme, streichelt sich dann mit einer Hand über den Arm, hinunter zu seinem Hals, über seine nackte linke Schulter, weiter zu seinem Schlüsselbein um dann mit einem Finger neckisch über den oberen Rand des Korsetts zu gleiten. Ich hebe kurz das Kinn um ihm zu bedeuten, dass ich mehr sehen will. Lächelnd löst er sich von dem Tisch, wiegt sich in den sanften Violinenklängen von einer Seite zur anderen und bewegt sich dabei langsam auf mich zu, während er seine Finger weiter über seinen schlanken Körper tanzen lässt. Einen halben Meter vor mir bleibt er stehen, lässt sich auf die Knie sinken und lehnt sich so weit zurück, dass sein dunkler Schopf den Boden berührt. Sein graziler Körper biegt und windet sich wie der einer Schlange und es juckt mich in den Fingern ihn zu berühren, aber ich verbiete mir jede Reaktion und halte mein Gesicht gleichmütig, auch wenn ich nichts dagegen tun kann, dass mein Körper deutlich zeigt, dass Ciels verführerische Bewegungen nicht spurlos an mir vorübergehen. Den Kopf weit in den Nacken gelegt fährt der Junge fort sich selbst zu berühren, gleitet über seinen gebogenen Leib hinunter zu seinem Schritt, spreizt in einer aufreibend langsamen Bewegung seine wundervoll geformten Beine und lässt seine schlanken Finger über seine nackten Schenkel tanzen. Oh wie gerne würde ich ihn an mich ziehen, meine Zähne in ihn schlagen und ihn kosten, die weiche Haut direkt neben seinem Schaft durchstoßen und seine Süße schmecken. Plötzlich hört er auf. Ich löse meinen Blick von seiner Mitte und sehe ihm irritiert ins Gesicht. Sie blanke Horror steht in seinen Augen. Prüfend fahre ich mit der Zunge über meine Zähne und stelle fest, dass sie lang und spitz geworden sind. Allerdings habe ich darauf geachtet, dass ich meinen Mund geschlossen halte, sie können es also nicht gewesen sein die ihm so schreckliche Angst gemacht haben. Meine Augen… Alarmiert blicke ich nach rechts wo ich beim Eintreten einen kleinen Spiegel an der Wand hängen gesehen habe und erschrecke beinahe selbst über das intensive rote Glühen in meinen Augen und die zu schmalen Schlitzen verengten Pupillen. Normalerweise lasse ich mich in der Gegenwart von Menschen, die nicht mit mir unter Vertrag stehen und die meine Identität nicht kennen, nicht so gehen. Ein leises Wimmern lässt mich wieder zu dem Jungen auf dem Boden sehen, der sich mittlerweile in eine Ecke zurückgezogen hat und dort mit großen Augen zu mir aufsieht. „Was… wer seid Ihr?“ Seine Stimme zittert, aber er klingt erstaunlich gefasst. Doch noch ist nicht der Zeitpunkt gekommen mich ihm zu offenbaren. Kurz schließe ich die Augen, sammle mich, beruhige mein wallendes Blut, suche und finde die gewohnte Gelassenheit mit der ich mich sonst durch die Menschenwelt bewege und sehe dann lächelnd zu ihm hinüber. „Jemand, der über die Gebühr von dir und deinen Künsten fasziniert ist Ciel. Hab keine Angst vor mir, ich werde dir nichts tun.“ Noch nicht… „Komm zu mir“, verlange ich und strecke meine Hand nach ihm aus. Einen Moment zögert er noch. Sein Blick flackert und ich kann ihm ansehen, dass er kurz erwägt sich mir zu verweigern. Dann erhebt er sich, strafft die schmalen Schultern, hebt das zierliche Kinn und kommt zögernd, aber doch entschlossen näher. Seine Finger zittern als er sie in meine Hand legt und ich warte geduldig, bis er ganz nah vor mir steht. „Werdet Ihr mir wehtun Herr? Werdet Ihr mich verletzen?“, wagt er zu fragen. Ich kann deutlich sehen, wie viel Überwindung ihn diese beiden Sätze gekostet haben und erkenne in seinen Augen, dass er die Antwort eigentlich gar nicht wissen will. Aber er hat gefragt und ich werde ihn nicht anlügen. „Ja Ciel, das werde ich“, erkläre ich bestimmt und spüre sofort wieder das Kribbeln in meinen Lenden als sich seine herrlich blauen Augen angstvoll weiten und er instinktiv versucht mir seine Finger zu entziehen, aber das lasse ich nicht zu. Ich umschließe seine Hand mit meiner, ziehe ihn noch näher, lege meine andere Hand um seine Hüfte und hebe ihn ohne Mühe auf meinen Schoß. „Aber nicht heute, das verspreche ich dir. Sei unbesorgt, du hast vor mir nichts zu befürchten. Ich werde dir sagen, wenn die Zeit gekommen ist, bis dahin musst du keine Angst vor mir haben“, flüstere ich ihm zu und sehe, wie er sich zumindest etwas entspannt, wenn auch nicht so vollkommen, wie ich mir das gewünscht hätte, aber das wundert mich eigentlich nicht. Im Gegenteil. Er wäre dumm, hätte er keine Angst vor mir und dass hinter seiner glatten Stirn ein schlauer Geist wohnt, habe ich auf den ersten Blick erkannt. Forschend blicke ich ihm tief in die Augen und versuche zu erkennen, was er gerade denkt. Sein Blick ist verschlossen und das Lächeln auf seinen Lippen wirkt leer und gekünstelt. So macht es mir keine Freude und doch muss ich mir eingestehen, dass ich ihn dafür bewundere wie er seine Angst zurückdrängt und sich von mir anfassen lässt, allerdings habe ich das ungute Gefühl, dass da noch mehr dahinter steckt. Sanft lasse ich meine Hände über seine Schenkel gleiten nachdem ich seine Hand freigegeben habe, wandere nach oben über sein Becken, über seinen hoffnungslos versteiften Rücken in dem Versuch ihm seine Angst zu nehmen, aber mit jedem Zentimeter den ich mehr von ihm berühre wird die Panik in seinen Augen größer und sein Atem unregelmäßiger. Als ich schließlich, von meiner eigenen Gier nach ihm geleitet eine Hand über seinen Hintern lege, bricht sie sich so gewaltsam Bahn, dass ich im ersten Moment absolut nicht weiß wie mir gerade geschieht. Mit aller Kraft stößt er mich vor die Brust und springt mit einem Satz von meinem Schoß, während er schreit wie am Spieß. Ich bin dermaßen perplex, dass ich keine Ahnung habe, wie ich reagieren soll. Da steht er, das schöne Gesicht zu einer hässlichen Fratze verzerrt, die Hände in seinen dunklen Strähnen vergraben, reist und zerrt wie besinnungslos daran und schreit, und schreit, und schreit. TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)