Leuchtende Schatten von ReWeJuIs ================================================================================ Kapitel 5: Das Verlangen ------------------------ Sebastian Wütend und erregt stapfe ich durch die leeren Gassen von London. Ich muss mich abreagieren! Der kleine Bengel hat mich viel zu sehr aufgewühlt, meinen menschlichen Körper viel zu sehr in Wallung gebracht, so kenne ich mich gar nicht! Als er da vor mir auf dem Boden lag hat er mir einerseits leidgetan, andererseits hat seine Seele in dieser kurzen Zeit so geleuchtet, dass ich davon beinahe erblindet wäre. Und sein Geruch! Ich spüre sofort wie sich Speichel in meinem Mund sammelt, meine Zähne schmerzen von dem Wunsch sie ihn ihm zu versenken. Ich stand kurz davor die Kontrolle über mich zu verlieren, aber wenn ich nachgegeben hätte, wäre er zerbrochen. Sein Körper hat geleuchtet, geschimmert wie glühendes Glas, eine falsche Bewegung und er wäre in eine Million Teile zersplittert und das wäre wirklich eine unglaubliche Verschwendung gewesen. Ich muss dafür sorgen, dass dieser Schmerz auf ein für ihn erträgliches Maß gesenkt wird, sonst werde ich mir seine Seele nicht holen können. Sie würde sich selbst zerstören in dem Moment, in dem sie sich von seinem Körper löst und es wäre nichts als Asche von ihr übrig, vermischt mit kleinen messerscharfen Splittern die mir die Kehle aufschneiden und dann- Schluss mit diesen unsinnigen Gedanken, ich muss mich ablenken! Ich komme wieder an der Ecke vorbei wo vorhin das kleine Kind im Sterben gelegen hat. Ein helles Leuchten dringt aus der Gasse; wie es aussieht, ist es nun von seinen Qualen erlöst und ein Shinigami bereits vor Ort um seine Seele einzusammeln. „Sieh an, sieh an! Wenn haben wir denn da?“, dringt eine hohe Stimme aus der Gasse zu mir heraus. Oh bitte nicht der auch noch! „Grelle Sutcliffe“, begrüße ich den rothaarigen Shinigami der soeben die Seele versiegelt und seine Arbeit damit beendet. „Warum denn so kühl mein Lieber? Ich habe jetzt Feierabend, hast du nicht Lust noch etwas zu unternehmen? Eine romantische Schifffahrt über die Themse? Einen Spaziergang im Park? Oder ein kleines Schäferstündchen in einem der Bootshäuser am Hafen?“, schnurrt der Rothaarige und kommt, mit seinen langen, künstlichen Wimpern klimpernd auf mich zu getänzelt. Mir wird schlecht. „Kein Interesse Mr. Sutcliffe, und ich würde Ihnen auch raten, solcherlei Angebote nicht in aller Öffentlichkeit auszusprechen. Ihre Vorgesetzten dürften nicht erfreut darüber sein so etwas zu hören“, versuche ich ihn auszubremsen, aber er schiebt sich immer näher, bis er schließlich nur noch einen halben Meter von mir entfernt ist. „Ach Süßer, das muss dir doch nicht unangenehm sein. Willie hat damit kein Problem… denke ich… und wenn, dann soll er selbst mal in die Gänge kommen!“, erwidert er grinsend und deutet den Sinn meiner Worte natürlich so, wie es ihm gerad in den Kram passt. „Gute Nacht Mr. Sutcliffe“, versuche ich mich aus der Affäre zu ziehen, drehe mich um und will meiner Wege gehen, als mich der übereifrige Shinigami am Ärmel packt und festhält. „Nicht so schnell mein Lieber!“ Dann holt er aus, reißt seine Death Scythe hoch, und versucht mir das Blatt der Motorsäge in den Magen zu rammen. So nicht! Mit einem eleganten Rückwärtssalto bringe ich mich aus seiner Reichweite. Hm… so ein kleines Kräftemessen entspricht dann schon eher meinem Geschmack. Das ist zwar nicht die Art von Ablenkung die mir vorschwebt, aber besser als gar nichts. „Da müssen Sie sich aber schon noch deutlich mehr anstrengen, Mr. Sutcliffe!“, höhne ich, und sofort fletscht der Rothaarige die scharfen Reißzähne und stürmt auf mich zu. Er ist ein wirklich ernstzunehmender Gegner, ein gut gezielter Schnitt mit seiner nun rotierenden Todessense und dann war´s das mit mir, aber ich bin nicht um sonst so alt geworden und ein liebestoller Shinigami mit dissoziativer Persönlichkeitsstörung ist nichts, was mir wirklich Probleme bereiten könnte. Ich spiele etwa eine knappe Stunde mit ihm, bis es mir zu langweilig wird. Er hat mir ein paar Schnitte an meinen Armen beigebracht wenn ich nicht aufmerksam genug war oder er eine wirklich hinterlistige Finte versucht hat, aber jeder Trick funktioniert bei mir nur einmal und so schaffe ich es am Ende ihn mit einem gezielten Tritt gegen den Kopf gegen die Wand zu schleudern. „Iiiiihhh! Das ist unfair! Du hast mir einen Zahn abgebrochen!“, heult er plötzlich los und sinkt in sich zusammen. Ist das zu fassen? Als würde der nicht nachwachsen?! Ohne noch etwas zu erwidern wende ich mich ab und lasse das heulende rote Bündel einfach liegen. Mit einem schnellen Blick zur nächsten Kirchturmuhr stelle ich fest, dass es jetzt weit nach Mitternacht ist. Eigentlich hält mich hier nichts mehr. Ich könnte nach Hause gehen, denn ich werde erst übermorgen wieder Ciel besuchen, aber irgendwie… Ohne dass es mir bewusst ist führen mich meine Schritte zurück zum ‚Bloody Diamond‘. Das Fenster im dritten Stock ist nur angelehnt, also schwinge ich mich, von den einzelnen betrunkenen Passanten unbemerkt hinauf auf das schmale Fensterbrett und werfe einen Blick in das dunkle Zimmer. Da liegt er, schlafend auf seinem Bett zusammengerollt. Leise öffne ich das Fenster und steige in den Raum, gehe zu ihm hinüber und sehe hinab auf sein im Schlaf verkniffenes Gesicht. Seine Seele verströmt immer noch diesen süßen betörenden Geruch und leuchtet sanft vor sich hin. Nichts erinnert mehr an das Strahlen von vor ein paar Stunden aber er scheint trotzdem einen schlechten Traum zu haben. Sein Mund ist zu einer schmalen Linie zusammengepresst, seine sonst so glatte Stirn liegt in Falten und sein ganzer Körper zittert, ich frage mich, was er wohl gerade sieht? Vorsichtig lasse ich mich neben ihm auf die weiche Matratze nieder. Die Bettdecke hat er von sich getrampelt und ohne die aufreizenden Kleider, gehüllt in diese formlosen Gewänder ist er nichts weiter als ein kleiner einsamer Junge, der eine viel größere Last mit sich herumschleppen muss, als es für seine schmalen Schultern möglich sein sollte. Aus einem Impuls heraus strecke ich meine Hand nach ihm aus und streiche ihm eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Seine Haut fühlt sich heiß an und ich kann sehen, dass er geweint hat. Sicher hat ihn niemand dabei gesehen. Ob ich daran schuld bin? Ich hoffe es. Je mehr er sich auf mich einlässt, desto reicher wird am Ende das Festmahl. Aber ich darf nichts überstürzen, er muss erst Vertrauen zu mir aufbauen und sich wünschen, dass ich bei ihm bin. Er muss meine Nähe suchen, sich an mich binden. Erst dann kann ich ihm mein wahres Wesen offenbaren und ihm einen Vertrag anbieten. Was er sich wohl wünschen wird? „Schlaf gut kleiner Ciel und träum süß. Wir werden uns bald wiedersehen!“, flüstere ich ihm zu, lege zwei Finger auf seine Stirn und fast augenblicklich entspannt sich sein Gesichtsausdruck. Ich weiß nicht, ob er mich gehört hat, oder ob es die Berührung meiner Finger ist, denn meines Wissens nach ist es mir nicht möglich jemandem schöne Träume zu schenken. Das wäre für einen Teufel auch eine recht nutzlose Eigenschaft, aber wenn es ihm hilft sich zu beruhigen, soll es mir recht sein. Ich wende mich ab, gehe zurück zum Fenster und springe hinunter auf den Gehweg. Gerade will ich mich in eine Seitengasse davonmachen, als ich der Besitzerin des Bordells, aus dem ich gerade komme, in die Arme laufe. „Madame“, begrüße ich sie und verbeuge mich galant vor ihr. Trotz des schwachen Mondlichtes sehe ich, wie ein leichter Rotschimmer über ihre Wangen huscht. „Gnädiger Herr, was führt Euch zu so später Stunde noch in diese Gegend?“, fragt sie, nachdem sie sich wieder gefasst hat und tritt näher auf mich zu. Vorhin war ich so von ihrem Schützling eingenommen, dass ich ihren Geruch überhaupt nicht wahrgenommen habe, aber jetzt hüllt er mich fast wie eine Wolke ein, umschmeichelt meine Sinne und ich muss sagen, ich bin nicht abgeneigt. „Nichts bestimmtes Madame, ich schlendere nur müßig durch die Gegend und vertrete mir die Beine, aber jetzt werde ich dann doch so langsam mal den Heimweg antreten.“ Ich sehe wie sie bei meinen Worten einen Moment lang enttäuscht das Gesicht verzieht, dann tritt sie näher. „Ich wüsste da schon einen Ort, wo Ihr die Nacht verbringen könnt, es wäre gar nicht so weit von hier entfernt…“, schnurrt sie leise, schiebt sich noch etwas näher und der Duft ihrer Erregung, ihre Gier nach mir und meinem Körper lässt mich schwindeln. Eigentlich spricht nichts dagegen. Den kleinen Engel kann ich ohnehin erst einmal noch nicht haben, warum sollte ich mir die Wartezeit nicht anderweitig versüßen? „Ich war der Meinung, Ihr seid nicht mehr in diesem Geschäft tätig und kümmert Euch nun ausschließlich um die finanziellen und organisatorischen Aspekte des Bordells?“ „Das ist auch vollkommen richtig Herr, aber dennoch bin auch ich nur eine Frau mit Bedürfnissen…“ Sie schiebt sich noch näher, lässt eine Hand über meine Brust gleiten und sieht aus glühenden Augen zu mir auf „Seid versichert, auch ohne Bezahlung werdet Ihr bei mir auf Eure Kosten kommen…“ Dann schlingt sie mir ihre Arme um den Nacken und küsst mich. Ihr Kuss ist feurig und ich spüre wie mein Körper auf sie reagiert. Sie gibt zwar keine Mahlzeit für mich ab, aber es schadet sicherlich nicht meinem menschlichen Körper etwas Erleichterung zu verschaffen, nach der ganzen Aufregung des heutigen Abends. Und auch wenn sie nichts ist im Vergleich mit dem unschuldigen, reinen Engel ist der dort oben schlummert, werde ich mit ihr meinen Spaß haben. Den Kuss keine Sekunde unterbrechend hebe ich sie auf meine Arme und trage sie in ihr Schlafzimmer. Sie wundert sich nicht einmal woher ich weiß, welches Zimmer ihr gehört, dafür habe ich sie schon zu sehr in meinen Bann geschlagen. Stöhnend wälzt sie sich unter mir als ich sie nehme, wieder und wieder bis irgendwann der Morgen graut und sie erschöpft zusammengerollt und mehr als befriedigt einschläft. Für den Moment ist mein Körper auch zufrieden, aber nicht für lange. Ich kann es kaum erwarten, dass es wieder morgen wird und ich Ciel besuchen kann. Sein Tanz allein war aufregender als diese Nacht und Madame Red hatte vollkommen Recht mit dem was sie mir am Vorabend versichert hat. Ciel ist etwas ganz Besonderes. TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)