Das weitaus schönste Glück ist das plötzliche! von 1202AkaiKuroba ================================================================================ Kapitel 3: Irene Adler, Sherlock Holmes und das Schweigen --------------------------------------------------------- Irene Adler, Sherlock Holmes und das Schweigen „Weißt du, Shinichi, ich verstehe dich einfach nicht.“, beginnt sie und ich bin in der Versuchung zu fragen: 'Hast du das denn je?' Aber ich lasse es. „Wir sehen uns kaum noch, reden kaum noch und geküsst hast du mich heute Morgen auch nicht. Wenn es jemand anderen gibt, dann sag es mir. Weil ich wette unser Einjähriges am Samstag hast du auch vergessen, oder?“, wirft sie mir traurig und kraftlos vor. Ich weiß, dass es nicht das einzige ist, was sie mir vorwerfen will, dafür kenne ich sie zu lange. Aber sie belässt es dabei und sieht mich einfach nur an. „Nein, ich habe es nicht vergessen! Ich habe uns sogar schon einen Tisch im Tokyo Tower Restaurant reservieren lassen. Dort beginnt am Freitag doch diese Kunstausstellung zu der du wolltest, oder nicht? Die Träne der Artemis wird auch ausgestellt, wolltest du die nicht schon immer mal sehen?“ Für einen Moment sieht sie mich hoffnungsvoll an, dann seufzt sie. „Und wie willst du mir den Rest erklären? Liebst du mich überhaupt noch?“ Ich sehe, wie die Traurigkeit in Rans Augen aufschimmert und schließe für einen Moment die Augen. „Ran! Jetzt fang bitte nicht wieder damit an, dass ich dich nicht liebe! Du weißt ganz genau, dass ich ein Morgenmuffel bin und dass ich morgens nicht alles auf die Reihe kriege. Und du musst zugeben, dass wir uns in letzter Zeit nur wegen deinem Karate nicht gesehen haben. Ich habe in letzter Zeit wirklich wenig an Fällen gearbeitet. Für Dich! Wieso sollte ich also eine andere haben, Ran? Dafür hätte ich gar keine Zeit!“ Diese ganze Situation regte mich schon wieder dermaßen auf, dass ich kurz davor war, sie anzuschreien, doch um das zu vermeiden, begann ich wie wild zu gestikulieren. „Tut mir ja auch leid, dass ich in knapp zwei Wochen ein verdammt wichtiges Turnier habe und ich nicht sofort springe, wenn du 'Hepp' sagst. Im Moment weiß ich echt nicht, wie das mit uns weiter gehen soll...“, kam prompt ihre sarkastische Antwort, doch dann schüttelte sie traurig den Kopf und wandte sich ab. Ich wusste sofort was los war. Sie drehte sich weg, um ihre Schwäche und ihre Tränen vor mir zu verstecken. Aber ich kannte sie gut genug, griff mir ihren Arm und drehte sie zu mir, sodass sie sich an mich lehnen konnte. Ran hielt mich nicht davon ab und ließ sich gegen mich fallen. Ich schloss meine Augen und fuhr ihr beruhigend über die Haare und den Rücken, denn schon spürte ich die ersten Tropfen auf meinem Hemd. Mein Blick glitt durch die Schülermenge, mein Kopf fühlte sich an wie leer gefegt und doch schwirrten jede Menge Fragen darin herum. Wie lange wird das noch so weiter gehen? Wie soll das ganze enden? Werden wir uns irgendwann verstehen? Würden wir Freunde bleiben können, wenn das hier endlich vorbei war? Die Schulklingel riss uns auseinander und wir gingen schweigend zum Sportunterricht. Die Kateika (Haushaltslehre)-Stunde verbrachte ich fluchend an der Seite von Hakuba und Kaito. Egal was ich auch versuchte, entweder brannte am Herd etwas an oder es fiel herunter. In der Küche war ich wirklich zu gar nichts zu gebrauchen. Ran ignorierte mich wärhrenddessen gefließentlich, nicht das ich versucht hatte mit ihr zu reden, aber sie ging mir demonstrativ aus dem Weg. Zum Erstaunen unserer Freunde machten wir uns jedoch trotzdem gemeinsam auf den Heimweg, Und obwohl wir nebeneinander liefen, sprach keiner von uns ein Wort. Die untergehende Sonne tauchte alles in ein angenehmes Licht und spiegelte sich auf dem Fluß, neben dem wir liefen. Wie jeden Tag betrachtete ich ihr Spiel mit dem Wasser und wie jeden Tag sah Ran zu den Wolken, die der Wind davon trug. Ich brachte sie bis vor die Haustür und wir verabschiedeten uns mit einem bloßen Nicken. Das wir heute noch eine Verabredung hatten, fiel mir erst wieder ein, als ich vor meiner eigenen Tür stand und ließ meinen Kopf dagegen fallen. Na wunderbar! Wie sollte das nur wieder enden? Die Frage war auch, ob Ran überhaupt kommen würde. Das sie unser kleines Date vergessen hatte bezweifelte ich, denn schließlich stand dieses Treffen schon seit Wochen. Da wir selten kurzfristig einen Termin finden konnten, hatte sie vor einigen Wochen, in einem Streit wohlbemerkt, dieses Date festgelegt und mir gleichzeitig vorgeworfen, dass ich es ja doch wieder vergessen würde. Ich schüttelte den Kopf und betrat endlich das Haus. Irgendwie war es merkwürdig, dass sich das Verhältnis zwischen Ran und mir so sehr verschlechtert hatte, seit wir zusammen waren. Natürlich hatten wir auch davor immer mal wieder eine Meinungsverschiedenheit, aber ich hatte nie das Bedürfnis, sie anzuschreien. Und es herrschte nie eine so gedrückte Stimmung wie jetzt zwischen uns. Ich seufzte und mein Blick glitt zur Uhr. In einer halben Stunde müsste ich mich auf den Weg zu dem kleinen Cafe machen, in dem Ran und ich uns verabredet hatten. Fraglich war nur, ob wir dann wieder miteinander sprechen würden. Ich war mir zwar nicht so ganz sicher, warum Ran plötzlich nicht mehr mit mir reden wollte, da wir uns eigentlich, zumindest so halbwegs ausgeprochen hatten. Es lief wie immer. Ran machte mir Vorwürfe, ich redete mich raus oder entschuldigte mich, dann weinte sie meist und danach war alles wieder gut. Es machte jedenfalls den Anschein danach. Das Problem selbst wurde dadurch natürlich nicht gelöst. Nachdem ich mich meiner Schuluniform entledigt hatte, um mir etwas anderes anzuziehen machte ich mich auf den Weg und war sogar pünktlich. Nur Ran war noch nicht zu sehen und ich fragte mich erneut, ob sie überhaupt erscheinen würde. Doch ich brauchte nicht lange darüber nachzudenken, denn schon wenige Minuten nach meinem Eintreffen kam sie um die Ecke und wir betraten, noch immer schweigend, das Café. Wir ließen uns an unserem Stammtisch am Fenster nieder und schon erschien die Kellnerin. „Was darf ich euch bringen? Das übliche?“ „Ja!“/ „Nein!“, antworteten Ran und ich gleichzeitig und die Bedienung verkniff sich ein Grinsen. „Also für die Dame, wie immer einen Latte Macchiato mit Karamell und für den Herren?“ „Ich hätte gerne einen Espresso und einen Michkaffee!“, antwortete ich ihr mit einem Lächeln und sie nickte freundlich, bevor sie wieder verschwand. Mein Blick glitt zu Ran, die jedoch starr aus dem Fenster blickte, gut, wenn sie nicht mit mir reden wollte, dann wollte ich sie auch nicht dazu zwingen, also tat ich es ihr gleich und beobachtete das Getümmel, draußen auf der Straße. Nach einiger Zeit brachte die Kellnerin den Latte Macchiato und den Espresso. Mit den Worten: „Ihr Michkaffee kommt gleich!“, verschwand sie wieder und während Ran an ihrem Getränk nippte kippte ich meinen Mini-Kaffee auf Ex runter. So konnte die Kellnerin gleich die leere Tasse wieder mitnehmen, als sie mir mein zweites Getränk brachte. Wieder entstand ein Schweigen, doch es störte mich nicht weiter, im Gegensatz zu Ran, die von Minute zu Minute unruhiger wurde. Ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, ehe es aus ihr herausbrechen würde und sie mir wieder irgendwas erzählen würde, ob ich es nun hören wollte, oder nicht. Und schon wenige Minuten später sollte ich Recht bekommen. „Shinichi das hat doch alles keinen Sinn!“, platzte es aus ihr heraus und ich sah sie fragend an. „Es bringt doch nichts, wenn wir uns anschweigen, dass macht es auch nicht besser, oder?“ „Vermutlich nicht.“, murmelte ich und seufzte. „Also, was machen wir am Samstag?“, fragte sie, plötzlich wieder gut gelaunt und sah mich erwartungsvoll an. „Hab ich dir doch vorhin gesagt, oder? Ich hab einen Tisch im Tokyo Tower bestellt.“ Ich musste mich zuhause unbedingt daran erinnern diesen Tisch tatsächlich noch zu reservieren, sonst hätte ich am Samstag ein Problem. „Ja, aber was machen wir danach? Ich meine, davor haben wir ja Schule, aber wir gehen ja nicht erst nachts um elf essen, oder?“ „Nein, das nicht, ich hatte eigentlich so an halb acht gedacht. Danach können wir uns ja sicherlich noch die Ausstellung dort ansehen.“ „Au ja! Die Träne der Artemis! Die wird doch am Freitag erst dahin gebracht, oder? Ich freu mich schon total sie in live zu sehen! Und danach machen wir es uns bei dir gemütlich.“, schwärmte sie bereits vor sich hin und ich verkniff mir ein Augenrollen. Noch vor wenigen Minuten hatte sie kein Wort mit mir gesprochen und jetzt war sie kaum noch zu stoppen. „Ich mach mir im Moment nur ein wenig Gedanken um Conan.“ Erstaunt, über diesen plötzlichen Themawechsel, sah ich sie an. Ich hatte ihr nie gesagt, dass Conan die geschrumpfte Version von Shinichi war. Ich hatte ihn lediglich von seinen Eltern abholen und nach Amerika ziehen lassen. Nachdem sie sich unter Tränen von ihrem „kleinen Bruder“ verabschiedet hatte, hatte ich mich auf den Weg zu Shiho gemacht, um endlich das Gegenmittel zu nehmen. Es war inzwischen eine ganze Weile vergangen und anfangs hatte Ran fast täglich über den kleinen Knirps gesprochen, doch das hatte mit der Zeit nachgelassen. Denn anfangs hatte ich mich, mit Hilfe des Stimmverzerrer, noch ab und zu als Conan bei ihr gemeldet, doch hatte ich es immer weniger werden lassen, bis ich es ganz aufgegeben hatte. „Wieso denn das?“, fragte ich. „Er hat sich jetzt schon ewig nicht mehr gemeldet...“, beklagte sie sich. „Vielleicht ist er dort zu sehr mit der Schule beschäftigt oder so.“, versuchte ich das Thema desinteressiert zu beenden, doch Ran ließ so schnell nicht locker. „Conan hat doch nie Probleme in der Schule, dafür ist er viel zu intelligent. Er hatte hier auch nie irgendwelche Schwierigkeiten.“, verteidigte sie ihn. „Wer weiß... in Amerika ist das alles doch ein bisschen anders, oder?“ Das ging noch eine ganze Weile so, dass Ran mir jede Menge Situationen aufzählte, die bewiesen, dass Conan zu intelligent für sein Alter war und auch in Amerika sicherlich kein Problem in der Schule haben würde, bis ich das Thema damit beendete, dass er vielleicht auch nur viel mit Freunden unterwegs war und sich aufgrund der Zeitumstellung nicht sicher war, wann er anrufen sollte. Doch Ran wäre nicht Ran, wenn sie nicht ein neues Thema finden würde und so begann sie aufzuzählen, was sie beim Karate neu gelernt hatte und wie spannend doch der Kampf in zwei Wochen sein würde. Letztendlich war ich so gegen halb neun am Abend zu hause und fiel voller Erschöpfung ins Bett. Das letzte, das mir durch den Kopf ging, bevor ich einschlief, war die Frage, wie lange das mit Ran und mir noch so weitergehen würde. Hosted by Animexx e.V. 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