Kalter Regen von Raija (PainxOC) ================================================================================ Kapitel 3: Der Entzug --------------------- Kapitel 3 – Der Entzug Klirrend zersprang das Trinkglas an der Wand und ließ Splitter zu Boden regnen. Schwer atmend stand Nanami an der gegenüberliegenden Wand. Ihre Augen waren weit aufgerissen und starrten irre auf die Stelle, an der sie das Glas gegen die Wand geschleudert hatte. Nun ging es ihr besser. Seit Stunden schon hatte sie weder eine Zigarette geraucht, noch Pillen geschmissen oder eine Line gezogen. Den kompletten Raum hatte sie auf den Kopf gestellt, war auf und ab geschritten und es wurde nicht besser. Sie brauchte ihren Stoff. Wenigstens eine Zigarette! Der kleine Wutausbruch tat ihr gut. Es fühlte sich gut an etwas zu zerstören. Jedoch hielt dieses Gefühl nicht lange an. Frustriert setzte sie sich auf die Bettkante, fasste sich ans Kinn und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, was sich als schwierig erwies. Sie konnte sich einfach nicht konzentrieren. Immer wieder schweiften ihre Gedanken ab und sie dachte an Kippen und Ecstasy. Es war zum Durchdrehen. Nanami konnte es ebenfalls nicht verhindern, dass ihr Blick des öfteren zur Tür huschte. Wie lange war sie nun hier? Würde er bald wieder kommen? Würde er ihr etwas antun? Mittlerweile hatte sie wenig Hoffnung von dort weg zu kommen. Wo war sie eigentlich? Der Raum, in dem sie eingeschlossen war, war fensterlos und einzig durch Kerzen erhellt. Jedoch brauchte sie bald Nachschub, denn die Kerzen waren weit niedergebrannt und sie würde demnächst im Dunkeln sitzen. Nervös fummelte sie an den Fransen der Tagesdecke. Als ihr bewusst wurde wie unruhig sie war, schlug sie die Decke beiseite und stand auf. Wie schon so oft in den letzten Stunden schritt sie hin und her. Ihr Blick blieb an dem Spiegel, der an der Wand hing, kleben. Zögernd ging sie auf diesen zu und betrachtete sich. Ihre Wangen waren eingefallen und ihr wurde bewusst, dass sie abgemagert aussah. Das Haar war stumpf und zerzaust und ihre Augen gerötet, sowie von dunklen Rändern untermalt. Die Kleidung, die auf dem Bett gelegen hatte, als sie auf dem Boden aufgewacht war, war ein schwarzer Trainingsanzug und ein navyfarbenes Top, wobei sie die Jacke bereits wieder ausgezogen hatte. Nachdem es ihr erst eiskalt gewesen war, war ihr nun verdammt warm. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht, als die plötzlich das Klicken, des Türschlosses vernahm und sich eben diese öffnete. Erschrocken fuhr sie herum und presste sich an die kalte Oberfläche des Spiegels. Konan tauchte im Türrahmen auf, in den Händen ein Tablett. „Wie geht es dir?“, fragte diese direkt, während sie mit einem Fuß die Türe hinter sich zu schwang. Misstrauisch beobachtete Nanami jede ihrer Bewegungen. Konan hatte ihr zwar nichts getan, dennoch steckte sie mit ihrem Entführer unter einer Decke, was sie nicht unbedingt vertrauenswürdig machte. Konan begriff, dass sie keine Antwort erhalten würde, weshalb sie weiter sprach. „Ich habe dir etwas zu essen und Kerzen mitgebracht.“ Sie stellte das Tablett auf dem kleinen Tisch in der einen Zimmerecke ab. Mit einem prüfenden Blick Richtung Tür ging sie sicher, dass diese noch immer geschlossen war und sich somit nur die zwei Frauen in dem Raum befanden. Aus ihrem Mantel zauberte sie eine gläserne Flasche mit hochprozentigem Inhalt hervor. „Das sollte alles ein wenig erträglicher machen“, sagte sie, wobei ein Anflug von einem Lächeln auf ihren Lippen lag. Anscheinend meinte sie es wirklich nur gut mit Nanami. Diese löste sich langsam vom Spiegel. „Danke.“ Zögernd ging sie wenige Schritte vorwärts, sodass nur noch das Bett zwischen ihr und Konan stand. Sie griff nach der Jacke, die sie vorher achtlos auf das Bett geschmissen hatte, und zog sich das Kleidungsstück über, denn es fröstelte sie. „Ich lass dich dann mal wieder alleine“, informierte Konan und schritt zur Tür. „Ich schaue später noch mal nach dir.“ Somit war sie verschwunden. Nanami hörte erneut das Drehen des Schlüssels im Schloss. Kurz darauf entfernten sich Schritte von ihrer Tür, welche Augenblicke später verstummten. Wie ein wildes Tier stürzte sie sich auf das Essen. Es war ihr, als hätte sie Ewigkeiten nichts mehr gegessen. Reis, Gemüse, Fleisch. Alles schob sie sich in den Mund, kaute kaum und schlang es hinunter. Einmal verschluckte sie sich, was sie heftig husten ließ. Schnell hatte sie die Flasche geöffnet und einen großen Schluck getrunken. Der Schnaps brannte auf der Zunge und ließ sie spüren, wie er ihren Hals hinunter lief. Gierig nahm sie noch einen Schluck und atmete danach erleichtert auf. Urplötzlich bekam sie Bauchkrämpfe und eine schlimme Übelkeit überkam sie. Hilfesuchend sah sie sich mit einer Hand vor dem Mund um, stürzte sich nach vorne, ehe sie sich in den kleinen Mülleimer unter dem Holztisch, auf welchem Konan das Essen abgestellt hatte, übergab. Nachdem sie sich entleert hatte, setzte der Schüttelfrost ein, welcher ihre Zähne klappern ließ. Nanami versuchte sich aufzurichten, um sich ins Bett zu legen, doch war ihr zu schwindelig und sie kippte seitlich um. Schlotternd lag sie in Embryonalstellung auf dem kalten Boden ehe sie das Bewusstsein verlor. Dunkelheit umhüllte sie und strich über ihre weiche Haut, wie die zärtlichen Küsse eines Liebhabers. Sie spürte weder Arme noch Beine, lediglich den Kopf, denn in diesen hatte sich ein pochender Schmerz festgesetzt. Nanami fühlte sich, als wäre sie unter Wasser und würde langsam zur Wasseroberfläche emporsteigen. Mit einem Mal brach sie hindurch. Gierig sog sie Sauerstoff in ihre Lungen und nahm die sengende Hitze war. Sie schlug die quälende Bettdecke beiseite und tastete nach dem Reißverschluss ihrer Jacke, welchen sie auch sogleich öffnete. Jedoch brachte all dies nicht die gewünschte Erleichterung. Etwas zu trinken würde sie abkühlen. So öffnete die Augen und sah sich in dem dunklen Raum um. Dabei stellte sie fest, dass sie nun im Bett lag und nicht laut ihrer Erinnerung auf dem Boden. Irritiert musterte sie ihre Umgebung. Ein feiner Lichtstrahl fiel in den Raum, wo die Tür einen Spalt breit offen stand. Das war ihre Chance abzuhauen! Sie wollte aufspringen, aus dem Raum stürmen und laufen, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihr her, allerdings war ihr das nicht möglich. Ihre Beine fühlten sich taub an, als würden sie nicht zu ihrem Körper gehören. Von einer schlimmen Vorahnung gequält, ließ Nanami sie von der Bettkante baumeln, sehe sie den Versuch machte aufzustehen. Doch wie sie geahnt hatte, klappten ihre Beine unter ihr weg und sie viel zu Boden. Hoffnungslosigkeit erfüllte sie. Voller Wut über ihre Niederlage schlug sie auf ihre tauben Gliedmaßen, als könnte sie so irgendwas bezwecken. Tränen der Verzweiflung trübten ihre Sicht. Als sie den Kopf hob, erkannte sie dennoch, dass der gepiercte Freak, Pain hatte Konan ihn genannt, im Türrahmen aufgetaucht war. Sie biss sich auf die Unterlippe und konnte nicht verhindern, dass die Tränen ihren Weg über ihre Wangen fanden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)