In saecula saeculorum von demona1984 (in alle Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 27: Kapitel 27 ---------------------- Nachdenklich sah Harry in den Nachthimmel, vor ihm auf dem Boden stand eine kleine, magische Sanduhr, die die verbleibende Zeit dieses Tages runter zählte. Der 30. Juli, der Tag vor seinem achtzehnten Geburtstag und vielleicht würde es sein letzter Geburtstag werden, vielleicht würde er nicht mal das Ende des Tages erleben. Er seufzte leise und warf einen Blick über die Schulter, Severus lag noch immer auf ihrer Decke und schlief tief und fest. Harry hatte auch versucht zu schlafen aber irgendwann war er aufgestanden und hatte sich hierher gesetzt, er konnte einfach nicht schlafen und das obwohl er den Schlaf dringend nötig gehabt hätte. Wobei, er glaubte nicht, dass er mitten im Duell einschlafen würde. Sein Blick ging zur Sanduhr, es waren nur noch wenige Körner drin, nur noch wenige Sekunden und er war achtzehn. „Drei, zwei, eins, ha...“ „Happy Birthday“, schnurrte Severus, der plötzlich hinter ihm kniete und die Arme um ihn legte. Ein sanfter Kuss traf seinen Nacken. „Danke. Seit wann bist du wach?“ „Schon die ganze Zeit, ich hatte gehofft, dass du wieder ins Bett kommst.“ „Tut mir leid, ich wollte dich nicht wach halten.“ Severus bewegte sich bis er bequem hinter ihm saß, die Beine rechts und links an ihm vorbei gestreckt. Zufrieden kuschelte sich Harry in seine Umarmung, enger an den Mann, den er liebte und dem er mehr vertraute als allen seinen Freunden zusammen. „Ich glaube nicht, dass in dieser Nacht überhaupt irgendjemand schläft. Jeder ist mit den Gedanken bei dem Duell“, nahm Severus das Gespräch wieder auf. „Dabei brauchen wir alle unsere Kräfte.“ „Keine Angst, Adrenalin bekämpft Müdigkeit sehr effektiv und eine Nacht ohne Schlaf schadet niemanden. Was wünscht du dir zum Geburtstag?“, fragte Severus. Etwas überrascht über den plötzlichen Themawechsel dauerte es einen Moment bis Harry antwortete, „den Zauberstab, mit dem meine Eltern getötet worden sind. Zerbrochen und auf einem Silbertablett.“ „Mit oder ohne Kopf?“ Harry lachte leise, es war klar, dass Severus dieser Wunsch nicht schocken würde. „Wenn ich den Vernichtungszauber richtig anwende, dürfte kein Kopf mehr übrig bleiben“, erinnerte er. „Dann halt ein Häufchen Asche. Bekommst du. Noch was?“ „Meine Ruhe, keine Reporter und eine kleine, private Feier.“ „Wie klein?“ „Nur wir zwei.“ Severus seufzte kurz, sie wussten Beide, dass das nicht möglich war. Sollten sie IHN heute wirklich vernichten, würden sie Tage- oder sogar Wochenlang keine Ruhe mehr finden. Sollten sie verlieren, nun, dann mussten sie sich um Ruhe keine Gedanken mehr machen. „Das geht nicht, stimmt's?“, fragte Harry. „Nein, leider nicht. Außer ich darf jeden verfluchen, der uns zu nah kommt. Darf ich?“ „Nein.“ „Komm schon, so hättest du deine Ruhe“, drängte Severus weiter allerdings hörte Harry das Lachen aus seiner Stimme raus. „Eine Woche, dann darfst du jeden verfluchen.“ „Versprochen?“ „Natürlich.“ „Sehr gut.“ Harry grinste während er die Augen schloss und sich völlig in die Umarmung fallen ließ. „Bevor du hier einschläfst, lass uns wieder ins Bett gehen“, schlug Severus vor. „Ich kann doch eh nicht schlafen.“ „Ich auch nicht aber da ist es bequemer. Denk an meinen Rücken.“ „Stimmt ja, der Rücken. Mein armer, alter Mann.“ „Bindungspartner.“ „Wo ist der Unterschied?“, fragte Harry. Er öffnete die Augen und drehte sich zu Severus rum, dieser schwieg allerdings und stand stattdessen auf. „Severus?“ „Lass uns ins Bett gehen, Harry.“ „Wo ist der Unterschied?“, fragte Harry nochmal. Er spürte den Widerwillen in Severus doch schließlich antwortete er, „dein Mann wäre ich wenn wir verheiratet wären. Wir sind allerdings nur Bindungspartner.“ „Aber ich kann doch niemanden mehr heiraten, das schließt sich doch aus. Eigentlich ist es dasselbe.“ „Für mich nicht“, war alles, was Severus sagte bevor er sich wieder hinlegte. Harry schwieg, dass hatte er nicht gewusst. Gut, wenn er sich Severus' Erinnerungen und Gefühle mal durcharbeiten würde, hätte er es wahrscheinlich gewusst aber das hatte er bis jetzt nicht gemacht. An eine richtige Hochzeit hatte er nie gedacht, für ihn war es wirklich dasselbe aber wenn Severus das so anders sah, könnte man ja nochmal darüber nachdenken. Aber nicht heute, mit einem Lächeln ging er um Severus herum und rutschte vor ihm unter die Decke. Er spürte die Überraschung seines Partners als er sich an ihn kuschelte und die Arme um ihn schlang. „Das klären wir später“, murmelte er leise. Es gab keine Antwort doch der Kuss, der auf seine Stirn gesetzt wurde, war Antwort genug. Sie waren doch noch eingeschlafen denn der Weckzauber, den Severus vorsorglich gesprochen hatte, riss sie kurz vor zehn Uhr aus dem Schlaf. Ohne große Worte holten sie ihr Frühstück aus dem Korb, welches sie schweigend einnahmen. Es bedarf keiner Worte mehr, es war alles gesagt und jedes Wort wäre überflüssig. Zudem hatte sich in ihnen eine tiefe Ruhe ausgebreitet, Harry wunderte sich zunächst wo sie herkam bis ihm Severus' wissender Blick auffiel. Er verstand, Severus hatte an schon vielen Duellen und Kämpfen teilgenommen, er hatte gelernt seine Nervosität in Grenzen zu halten und sie brauchten diese Ruhe wirklich. Schließlich packten sie ihre Sachen zusammen, ruhig, ohne hektische Bewegungen, einfach in aller Ruhe und genauso machten sie sich auch auf den Weg zurück ins Lager. Keiner sprach sie an, niemand stellte sich ihnen in den Weg. Manche nickten ihnen kurz zu, sie sahen einige hochgereckten Daumen und einige ehrliche Lächeln aber die Meisten waren still und schweigsam, ihre Gesichter verbissen. Sie alle wussten, worauf es heute ankam und nur die Wenigsten glaubten an einen Sieg von Harry und Severus. Schließlich kamen sie am Zelt der Lehrer an und hier erwartete Harry eine Überraschung denn neben dem Phönixorden und einigen Auroren standen dort die versammelten Siebtklässler. Und alle hatten einen sehr entschlossenen Gesichtsausdruck. „Was macht ihr denn hier?“, entfuhr es Harry. Draco trat vor und sagte ernst, „wir begleiten dich.“ „Wohl kaum, ihr seit Kinder“, schnarrte Severus. „Wir sind genauso alt wie dein Partner, der in weniger als einer Stunde vor IHM stehen wird. Wir werden kämpfen“, gab Draco zurück, „wir sind nicht mehr wert als er. Wir haben auch hart gearbeitet und wir werden unseren Freund nicht alleine gehen lassen. vor allem kommt ER auch nicht alleine.“ „Dafür sind der Orden und die Auroren da.“ „Wir gehen mit“, kam jetzt von Hermine und auch der Rest gab ähnliches von sich. Severus warf einen Blick zu Albus, der seufzte und sagte, „wir diskutieren schon den ganzen Morgen, sie lassen sich nicht von ihrer Meinung abbringen.“ „Festfluchen?“ „Severus, sie sind volljährig. Sie können sich aufhalten wo sie wollen und wir werden nicht alle daran hindern können uns zu folgen. Also warum nehmen wir sie nicht einfach mit?“, mischte sich jetzt Remus ein. Ihm wurde von vielen Seiten ein fragender Blick zugeworfen und der Werwolf erklärte, „wollt ihr alle Siebtklässler fest fluchen? Dann müsst ihr das bei den restlichen Schülern auch machen denn sie werden sie befreien sobald wir weg sind. Dann folgen sie uns und tauchen vielleicht mitten im Kampf auf. Lasst sie uns einfach mitnehmen.“ „Wer beschützt die Schüler hier wenn alle weg sind?“, fragte Minerva. Sie war strikt dagegen die Siebtklässler mitzunehmen. Es war Draco, der antwortete, „vor was? Wir sind seit über zwei Monaten hier und es gab nicht das kleinste Anzeichen von Todessern. Der Bannkreis ist unberührt und mächtig und zur Not sind da noch die Schüler selbst. Wir haben alle in den letzten Wochen trainiert, jeder auf seine Weise. Es ist auch unser Kampf und wir wollen ihn beenden. Wir wollen nicht wie unsere Eltern unser Leben in Angst verbringen. Wir wollen frei sein und das können wir nur wenn ER und die Todesser endlich vernichtet und in Askaban sind. Egal was ihr macht, wir werden gehen.“ Albus wollte gerade etwas sagen als Harry meinte, „wir müssen los. Ich komme ungern zu dem Duell zu spät, zu welchem ich selber herausgefordert habe.“ „Dann lass uns gehen, wer reist mit uns?“, fragte Severus. „Die Meisten von uns können selber apparieren, wir dürfen nur nicht offiziell“, sagte Ron. „Für heute dürft ihr. Erst der Orden und die Auroren, ihr könnt in 30 Sekunden nachkommen und diesmal haltet ihr euch daran, verstanden?“ „Ja.“ „Gut, Harry?“ Statt einer Antwort hakte sich Harry bei seinem Partner ein und lächelte ihn an. „Dann los“, knurrte Severus und mit einem Plopp war er verschwunden, der Phönixorden und die Auroren folgten ihm in derselben Sekunde. 11 Uhr 53. Unzählige Plopps durchschnitten die Luft, Männer und Frauen mit erhobenen Zauberstäben tauchten auf doch ihre Vorsicht war unbegründet. Sie waren allein. „Hogwarts“, flüsterte Harry so leise, dass es nur Severus hörte. „Es wird wieder aufgebaut“, beruhigte dieser seinen Partner doch Harry hatte nur Augen für die trostlose Ruine, die sich vor ihnen erhob. Nichts deutete mehr auf das prachtvolle schloss hin welches Harry als Elfjähriger mit großen Augen bestaunt hatte. Nur ein einzelner Turm stand noch, rußgeschwärzt, der Rest ragte nur noch stückweise oder gar nicht in den Himmel. Der Hauptteil des Schlosses war schlicht und einfach verschwunden. Harry erinnerte sich daran was Severus gesagt hatte, seine Gemächer und das Zaubertranklabor mussten sich direkt darunter befunden haben denn ein riesiges Loch klaffte dort im Boden wo sich einst die Große Halle befunden hatte. Harry konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken, Tränen traten in seine Augen. „Es wird wieder aufgebaut“, wiederholte Severus. „Aber es wird nie wieder dasselbe sein“, schniefte Harry. „Nein. Es wird besser sein. Ohne den Schatten eines größenwahnsinnigen Irren. Ohne das Dunkle Mal. Ohne einen griesgrämigen Tränkelehrer, der arme Schüler mobbt.“ Fast gegen seinen Willen musste Harry lächeln, dass war sein Partner wie er leibt und lebt. „Schade, ich mochte meinen Tränkelehrer.“ „Du hast mich gehasst.“ „Ok, hatte ich aber jetzt nicht mehr. Wie viel Zeit haben wir noch?“ „Wenn ER die Uhr lesen kann, zwei Minuten.“ Harry seufzte und schloss dann kurz die Augen, er konzentrierte sich kurz auf die Verbindung. Er versicherte sich, dass sie da war, dass sie komplett offen war und er spürte sofort die dunkle Magie von Severus, die ungefragt durch die Verbindung strömte und Ruhe und Zuversicht mit sich brachte. „Danke.“ „Nicht dafür. Es geht gleich los.“ Harry nickte, öffnete die Augen und sah ihn einfach nur an. Es war das Dunkle Mal auf Severus´ Unterarm, das ihm diese Information lieferte. Er sah sich um, sah seine Freunde, sah die entschlossenen Gesichter des Ordens und die Verbitterten der Auroren. Hier und heute würde es beendet werden, egal wie. Er atmete nochmal tief durch und als das erste Plopp ertönte, war von seiner Angst, seiner Unentschlossenheit nichts mehr zu sehen. Mit durchgedrückten Schultern und zuversichtlichen Gesichtsausdruck trat er dem Neuankömmling entgegen. ER hatte sich nicht verändert, seit dieser Nacht in Little Hangleton. Dieselbe dürre Gestalt, spinnenartige Finger, die beinah liebevoll den Zauberstab streichelten, weiße Haut, schlangenartig verzerrte Gesichtszüge und diese Augen, glühend rot schienen sie einem bis in die Tiefen der eigenen Seele zu sehen. Furcht kroch in Harry hoch, so wie jedes Mal wenn er vor IHM stand doch diesmal hatte sie keine Chance. Er spürte wie dunkle, beruhigende Magie durch die Verbindung flutete, wie sie die Furcht wegspülte und nur eine tiefe, ruhige Bereitschaft zurückließ. „Harry Potter!“, höhnte Voldemort in diesem Moment. „Tom Riddle“, gab Harry im gleichen Tonfall zurück. Das Gesicht seines Gegenüber verzerrte sich noch weiter. „Was? Hast du geglaubt, dass ich dich mit diesem sinnlosen Phantasienamen anspreche? Lord Voldemort. Also bitte, was ist das denn für ein Name? Ich bleibe bei Riddle“, sagte Harry, „aber so gerne ich mit dir plaudern würde, ich habe heute noch was vor. Können wir anfangen?“ „Du glaubst wirklich, dass du mich besiegen kannst?“, fragte Voldemort und er klang dabei ehrlich überrascht. „Warum hätte ich diese Herausforderung sonst aussprechen sollen? Ich pflege nur zu kämpfen wenn ich auch gewinne.“ „Wie kommst du zu dieser lächerlichen Annahme?“ „Könntet ihr euer Geschwafel bitte sein lassen? Da wird einem ja schlecht“, knurrte Severus vom Rand aus. Während Harry innerlich durchatmete als die roten, durchdringenden Augen sich von ihm abwendeten, verfinsterte sich Voldemorts Gesichtsausdruck erneut. „Snape, du mieser Verräter. Du wirst deine Strafe bekommen wenn ich mit Potter fertig bin“, knurrte er. „Klar und ich trage neuerdings gelbe Roben mit fliederfarbenen Sternen drauf“, gab Severus trocken zurück, „könntet ihr endlich anfangen?“ „Willst du ihn so schnell tot sehen?“, höhnte Voldemort. „Nein, dich. Harry, bitte. Sprich den ersten Schutz und beende diesen Schwachsinn“, knurrte Severus, „wir haben heute noch was vor.“ Harry warf ihm einen fragenden Blick zu, zuckte aber dann mit den Schultern und wandte sich an Voldemort, „ich, Harry James Potter, fordere Euch heraus, Tom Marvolo Riddle alias Lord Voldemort, und setze aufgrund meiner Herausforderung den ersten Schutz.“ Hinter Voldemort erschienen zwei scharlachrote Säulen, der erste Teil des Zaubers war geglückt. Voldemort kniff die Augen kurz zusammen bevor er knurrte, „Ich, Lord Voldemort nehme die Herausforderung an und setze damit den zweiten Schutz.“ Zwei weitere Säulen erschienen, diesmal hinter Harry, Magie flackerte zwischen den Säulen auf und bildete einen Schutzschild, der erst verschwinden würde wenn einer der Kontrahenten tot war. Denn das war das Besondere an dem Duell der vier Säulen, zwei Personen betraten das Viereck aus Magie aber nur einer konnte es wieder verlassen. „Bereit zu sterben?“, höhnte Voldemort. Statt einer Antwort griff Harry wortlos an, der Kampf hatte begonnen. Todesser, Auroren und Phönixorden verfolgten gespannt den Kampf, der hinter den roten Schutzschilden tobte. Wo Voldemort am Anfang noch einige höhnische Worte für Harry übrig hatte, verstummte er bald denn er brauchte seine Luft für den Kampf. Der junge Mann vor ihm hatte keine Ähnlichkeit mehr mit dem verängstigten Vierzehnjährigen, der ihm damals auf dem Friedhof gegenüber gestanden war. Hier kämpfte ein sehr erwachsener, souveräner Zauberer und zwar mit mehr Kraft als er eigentlich hätte haben dürfen. Zudem benutzte er Zauber, die Voldemort sehr bekannt vorkamen. Während Harry einem grünen Avada auswich, irrte Voldemorts Blick kurz zu Severus, der ihn mit einem kalten Grinsen bedachte. Der plötzliche Kraftzuwachs musste etwas mit Severus zu tun haben aber egal was es war, der Verräter war außerhalb des Kraftfeldes und damit außerhalb seines Einflussbereiches. Aber mit ihm würde er sich später beschäftigen, erst mal musste er Harry Potter endgültig vernichten. Sie waren gleichstark, das stellten sie schnell fest. Flüche wurden geblockt oder ihnen ausgewichen, keiner konnte den Kampf auf seine Seite verlagern und die Kräfte beider Kontrahenten ließen langsam nach. Beide bluteten aus verschiedenen Wunden wo Flüche sie gestreift oder zum Teil durch die Schutzschilde gekommen waren aber keine der Verletzungen war kampfentscheidend. „Du kannst mich nicht besiegen“, höhnte Voldemort. Die Flüche waren verstummt, sie umkreisten sich wie zwei Tiger, die nur auf eine Lücke in der Verteidigung des Anderen warteten. „Warum sollte ich das nicht können? Bis jetzt halte ich mich sehr gut“, gab Harry zurück. „Bis jetzt. Du hast keine Chance. Du kannst mich nicht vernichten.“ „Warum? Oh, warte, lass mich raten. Du setzt auf deine Horkruxe, oder? Du denkst dir, selbst wenn ich deinen Körper jetzt vernichte, kommst du einfach wieder, so wie damals“, sagte Harry und mit jedem Wort wurden die Augen seines Gegenübers größer. „Ja, wir wissen von den Horkruxen aber weißt du was, wir müssen sie nicht zerstören. Ich kann dich auch so vernichten.“ „Niemals.“ „Ach nein?“ „Nein. Es gibt keine Möglichkeit mich zu vernichten wenn auch nur einer meiner Horkruxe noch existiert“, knurrte Voldemort. Harry legte den Kopf schief, hatte er da ein unsicheres Schwingen in Voldemorts Stimme gehört. Kannte er womöglich den Vernichtungszauber? Harry grinste und nahm die erste Position des Zaubers ein. Voldemorts Reaktion war beeindruckend, dem sonst so selbstsicheren Zauberer entgleisten sämtliche Gesichtszüge und er keuchte, „du kannst diesen Zauber nicht kennen. Du kannst ihn nicht können. Du kannst ihn niemals beherrschen.“ „Sicher?“, fragte Harry mit einem liebenswürdigen Lächeln. „Du bist zu jung, dein magischer Kern reicht bei weitem nicht aus um den Zauber so zu sprechen, dass er mir gefährlich werden kann“, sagte Voldemort, der jetzt wieder selbstsicherer schien. „Da muss ich dir leider zustimmen, ich bin zu jung“, gestand Harry, „aber mal ne Frage, sagt dir das Ritual In saecula saeculorum etwas?“ Innerhalb der nächsten Sekunden flackerten eine Vielzahl an Gefühlen über Voldemorts Gesicht. Unglauben. Fassungslosigkeit. Langsames Verstehen. Furcht. Hass. Wut. Er ließ den Blick kurz schweifen, Harry wusste warum, er suchte seinen Bindungspartner. Er fand ihn. „Du“, knurrte Voldemort als er bei Severus ankam. Es brauchte nicht viel Fantasie um zu erkennen, dass er der zweite Part war denn er war der Einzige, der seinen Zauberstab nicht gezogen hatte. Er brauchte ihn nicht denn seine gesamte Kraft würde Harry haben und damit war er völlig schutzlos. „Ja, ich“, gab Severus jetzt zu, ein kaltes Grinsen im Gesicht. Voldemorts Gesicht verzog sich vor Wut, Severus war hinter dem Schild in Sicherheit und so, wie sich die Auroren und der Phönixorden gerade bewegte, war er auch gut gesichert. Die Luft vor ihm flimmerte von unzähligen Schutzzaubern, an ihn würden seine Todesser nicht ran kommen. Sein Blick ging wieder zu Harry, der geduldig wartete bis sich Voldemort des ganzen Ausmaßes bewusst wurde. „Na, hast du es endlich verstanden?“, fragte Harry. „Ihr könnt das Ritual nicht vollendet haben, niemals. Das ist nicht möglich. Niemand hat es je geschafft“, knurrte Voldemort. „Tja, es hat auch noch nie jemand einen Avada überlebt“, sagte Harry bevor er grinste, „ach warte, ich habe ihn überlebt.“ „Deswegen habt ihr das Ritual dennoch nicht vollendet. Ihr seit zu unterschiedlich, ihr könnt es nicht geschafft haben und damit fehlt dir der magische Kern um den Vernichtungszauber erfolgreich sprechen zu können“, behauptete Voldemort „und damit bist du absolut hilflos.“ „Willst du es wirklich darauf ankommen lassen?“ „Du hast keine Chance.“ „Würdet ihr das Gequatsche lassen und es beenden?“, mischte sich Severus vom Rand aus ein. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und tippte ungeduldig mit einem Fuß auf den Boden. „Er hat das quatschen angefangen“, verteidigte sich Harry. Voldemort knurrte wütend, er fühlte sich gerade so richtig verarscht. „Beenden wir es?“, wandte sich Harry jetzt an ihn. „Versuch es, du hast keine Chance. Ich werde jeden deiner Flüche stoppen. Los, versuch es“, forderte Voldemort ihn auf. Etwas überrascht blinzelte Harry ihn an und fragte lieber nochmal nach, „du willst, dass ich dich verfluche?“ „Natürlich. Ich habe keine Angst vor dir. Du hast keine Chance gegen mich, los, versuch es.“ Harry legte seine Überraschung schnell ab, das hier war die Chance und die würde er sich nicht entgehen lassen. Er spürte jetzt schon die dunkle Magie, die Severus ihm schickte, wesentlich mehr als jemals zuvor. Zwar glaubte er nicht, dass Voldemort sich so ohne jede Gegenwehr umbringen lassen würde aber er musste es versuchen. „Gut, dann auf Nimmerwiedersehen, Tom“, sagte Harry, „Disturbatio ab Corpus et animus.“ „Avada kedavra.“ Giftgrün und tiefschwarz trafen die Flüche aufeinander, beide absolut tödlich wenn sie trafen. Doch dazu mussten sie treffen. Was allerdings gerade nicht so aussah, die Flüche zitterten wie zwei wütende Schlangen in der Luft, unglaubliche Kräfte mobilisierten sich langsam. Die Luft flirrte um die zwei Duellanten, Staub und Erdbrocken wurden in dem Sog ergriffen und prallten gegen die magischen Wände. Die Griffe um die Zauberstäbe wurden stärker, auf beiden Seiten wurde die zweite Hand dazugenommen. Immer wütender zuckten die Flüche umher, drückten mal in die Eine und mal in die andere Seite. Doch keiner von Beiden konnte die Oberhand gewinnen. Severus sah sich die Sache, genau wie der Rest, einen Moment an bevor er sich zu Draco umdrehte und knurrte, „versuch meinen Körper am Leben zu erhalten.“ „Bitte was?“ „Du siehst es doch selber, Harry hat nicht genug Kraft.“ „Wie willst du das ändern? Ich dachte, er hat schon deine gesamte Kraft“, sagte Draco. „Fast meine ganze Kraft. Ich brauche ja noch welche zum Stehen und...“ Severus brach ab doch sein Patensohn fragte sofort nach, „Und? Los, rück es raus.“ „Zum Leben.“ „Du kannst dich nicht opfern, das würde Harry nicht überleben“, protestierte Draco laut. Laut genug, damit die Umstehenden auf sie aufmerksam wurden. „Noch lauter bitte, Voldemort hat dich noch nicht gehört. Draco, ich kämpfe bereits mein ganzes Leben gegen IHN und jetzt haben wir die Möglichkeit diesen Krieg zu gewinnen. Diese Chance werde ich mir nicht entgehen lassen“, knurrte Severus aufgebracht. „Aber Harry...“ „Verdammt, glaubst du, dass weiß ich nicht? Ich will ihn nicht verlieren aber ich werde diese Chance nicht verstreichen lassen. Halt einfach meinen Körper am Leben.“ „Aber Severus, er liebt dich, er würde deinen Tod nicht verkraften“, kam jetzt von Remus. „Er ist jung, er wird es irgendwie überwinden und zu eurer Information, ich habe nicht vor zu sterben. Deswegen soll Draco ja auf meinen Körper aufpassen. Ich behalte so viel Kraft in mir damit mein Herz weiter schlägt aber ich bin dann so hilflos wie ein Baby und brauche Schutz. Also hört auf zu quatschen“, fauchte Severus bevor er sich einfach umdrehte und zu Harry sah. Dort flackerten immer noch die zwei tödlichen Flüche zwischen den Kontrahenten, es brauchte nur noch einen kleinen Schubs, ein kleines bisschen mehr an Energie um diesen Kampf zu gewinnen. „Ich pass auf dich auf“, ertönte Dracos Stimme hinter ihm, er nickte und ging in sich. Er brauchte nur genug Kraft zum überleben, den Rest schickte er zu Harry. Dieser spürte den Kraftanstieg, er riss überrascht die Augen auf denn es war zu viel, so viel Energie konnte Severus nicht aufbringen ohne zu sterben. Für den Bruchteil einer Sekunde wollte sich Harry umdrehen, wollte sehen wie es seinem Partner geht, wollte wissen ob er wirklich tot war aber das Zucken des Fluches erinnerte ihn daran, dass er den Tod förmlich in Händen hielt. Und dieser Tod verzieh ihm kein längeres Zögern, schon jetzt wollte sich der Fluch gegen ihn stellen. Auch wenn ihn dieser Gedanken bis ins Innerste erschütterte aber er konnte sich jetzt nicht um Severus kümmern, er musste Voldemort besiegen. Er richtete seine volle Aufmerksamkeit wieder auf den Vernichtungszauber, der noch immer gegen den grellgrünen Avada kämpfte. Er spürte die zusätzliche Kraft in seinem Innersten und hoffte, dass sie reichte. „Gib auf, du hast keine Chance“, rief Voldemort in diesem Augenblick. „Auf Nimmerwiedersehen, Tom“, gab Harry zurück. Zeitgleich ließ er sämtliche Energie, die er in sich spürte und die er nicht zum Stehen und Zauberstab halten brauchte, in den Vernichtungsfluch fließen. „Es verändert sich nichts“, murmelte Draco. Er kniete neben seinem Patenonkel und hatte die linke Hand auf seinen Hals gelegt, fühlte den schwachen Puls. Neben ihm kniete Remus, der den plötzlich umgekippten Tränkemeister aufgefangen hatte. Sein Blick lag auf Harry. „Doch“, sagte er. „Wo?“ „Die Flüche. Er drückt ihn weg. Da, seht doch, er drückt ihn weg“, schrie Remus während er schon aufsprang. Es dauerte einen Moment bis es auch der Rest bemerkte und dennoch blieb es erschreckend ruhig während der schwarze Vernichtungsfluch langsam aber unaufhaltsam den Avada zurückdrängte. Das schien auch Voldemort aufzufallen, sein Gesichtsausdruck wurde verbissener, die Knöcheln an seinen Händen traten weiß hervor. Er mobilisierte sämtliche Kräfte aber es schien nichts zu nützen, sein eigener Fluch wurde immer weiter zurückgedrängt. Das konnte nicht sein, dieser Junge konnte nicht so viel Kraft besitzen um ihn zu vernichten. Sie konnten das Ritual nicht vollendet haben, das konnte einfach nicht sein. Nicht diese Zwei, niemals, nie. Nur dieser Vernichtungszauber konnte ihm gefährlich werden, das hatte er von Anfang an gewusst aber keiner seiner Feinde hatte einen so großen magischen Kern und so viel Selbstkontrolle um ihn erfolgreich zu sprechen. Keiner. Dann kamen diese Zwei und machten alles zunichte, er hätte Snape umbringen sollen als er von seinem Verrat erfahren hatte. Er hatte einen Fehler gemacht, einen winzigen Fehler, der ihn jetzt alles kosten würde. Mit einem Knall gab der Avada nach, wurde vom Vernichtungsfluch in unzählige Fluchsplitter gespalten. Nur ein winziger Fehler, ein winziger Fehler hatte ihn alles gekostet. Voldemorts letzter Gedanke war, dass er, der große, dunkle Lord an einem winzigen Fehler gescheitert war. Dann wurde alles schwarz. Schwarzes Licht hüllte Voldemort ein, glühte kurz auf und verpuffte dann. Niemand rührte sich, kein Wort wurde gesprochen. Das leise Klack als der Zauberstab aus den leblosen Händen entglitt, hallte unnatürlich laut über das Feld. Zischen erklang, die Schutzschilde flackerten und brachen in sich zusammen. Ein Schrei durchbrach die Stille, Harry fiel auf die Knie, die Hände seitlich an den Kopf gepresst. Bewegung kam in die Menge, Auroren und Phönixorden rannten zu ihm. „Harry, bist du in Ordnung? Harry, mein Junge, sag schon“, rief Albus aufgeregt doch die Schreie dauerten an. Bis sie von einer Sekunde auf die Andere verstummten, Harrys Augen rollten nach hinten in den Kopf bis nur noch das Weiße zu sehen war und es schwarz um ihn herum wurde. Er bekam nicht mehr mit wie sein Körper zur Seite kippte und von Albus aufgefangen wurde. Er bekam nicht mehr mit wie Moody zu Voldemort ging, ihn an tippte und der gefürchtetste Schwarzmagier seit Grindelwald sich einfach in eine harmlose Staubwolke verwandelte. Und er bekam nicht mehr mit wie der Kampf begann denn im Gegensatz zu Severus' Vermutungen kämpften doch mehr Todesser als er gedacht hatte. Dunkelheit umfing ihn, er hörte gedämpfte Stimmen und ihm stieg der unverwechselbare Geruch der Krankenstation in die Nase. Wie war das möglich? Hogwarts war doch zerstört. Mühsam kämpfte er sich an die Oberfläche doch es fiel ihm schwer, er fühlte sich so schwach wie noch nie in seinem Leben. Eine Art Seufzen entrang sich seinen Lippen, sofort verstummten die Stimmen und er spürte die Anwesenheit eines Anderen neben sich. Er spürte einen Zauber, wahrscheinlich ein Diagnosezauber also war die Person neben ihm höchstwahrscheinlich Madam Pomfrey. War er alleine hier? „Wie geht es ihm?“ Albus, ganz eindeutig, aber er klang älter, erschöpfter als sonst. Hatten sie verloren? „Er ist sehr erschöpft, sein magischer Kern ist quasi leer. Er wird sehr viel Ruhe und vor allem Zeit brauchen um sich zu erholen“, gab Madam Pomfrey zurück, seine Ahnung war also richtig gewesen. Wo war der Rest? Wo war Severus? Warum war er nicht bei ihm? Wie ging es ihm? Lebte er noch? Harry hörte auf gegen die Bewusstlosigkeit zu kämpfen und ging in sich, suchte die Verbindung, … und fand sie fest verschlossen. Panik stieg in Harry auf, was war mit Severus? Er mobilisierte alles, was er noch in sich fand um aufzuwachen. Das Licht tat in seinen Augen weh, ein Stöhnen entkam ihm und sofort wurde es dunkler. „Danke“, brachte er mühsam heraus. „Schon in Ordnung, wie geht es dir, mein Junge?“, fragte Poppy leise. „Wo ist Severus?“ „Den habe ich aus dem Zelt gehext.“ „Er lebt?“ „Ja und er ist so unfreundlich wie eh und je.“ „Wo ist er?“ „Harry, du brauchst Ruhe.“ „Wo ist er?“, wiederholte Harry nur leise während er schon versuchte sich aufzurichten. Poppy hielt ihn sanft an der Schulter fest und drückte ihn genauso sanft aber bestimmt zurück. „Du bleibst liegen und Albus holt Severus. Aber nur wenn du liegen bleibst, einverstanden?“ „Ja“, flüsterte Harry. Ihm fielen schon wieder die Augen zu, er wollte nicht schlafen. Er musste weg gedämmert sein denn als er das nächste Mal zu Bewusstsein kam, spürte er, dass seine Hand gehalten wurde. Langsam öffnete er die Augen, diesmal war das Licht gedämpft und trotzdem traten ihm die Tränen in die Augen. Sofort war da ein Tuch, welches ihm sanft die Tränen wegwischte. „Danke“, nuschelte er leise. „Gern geschehen“, schnarrte eine Stimme. Harry riss die Augen auf, ungeachtet des Brennens und starrte seinen Bindungspartner einfach nur an. „Severus.“ „Wer sonst? Hätte Poppy mich nicht raus geschmissen, wäre ich bei deinem letzten Aufwachen schon da gewesen“, gab dieser zurück. „Du siehst schlecht aus“, entfleuchte es Harry ungewollt auch wenn es wahr war. Severus sah um Jahre gealtert aus, hatte tiefe Augenringe und seine Haut sah krank aus. „Solltest du bei Gelegenheit mal in den Spiegel sehen, sprechen wir nochmal darüber.“ „So schlimm?“ „Schlimmer. Harry, du warst eine Zeitlang bewusstlos.“ „Warum?“ Severus seufzte leise und erklärte dann, „scheinbar warst du ein Horkrux, wie und wann du dazu wurdest, kann sich keiner erklären. Aber als du Voldemort vernichtet hast, was du im übrigen super gemacht hast, hast du auch den Horkrux in dir vernichtet und das hätte dein Körper beinah nicht verkraftet. Du warst dem Tod eine Zeitlang näher als dem Leben.“ Harry schwieg ein paar Momente, die Nachricht hatte ihn geschockt und allein der Ausdruck in Severus' Gesicht zeigte ihm, wie knapp er dem Tod wirklich entkommen war. Doch dann kam ihm ein Gedanke und er fragte, „wieso ist die Verbindung geschlossen?“ „Weil du deine Kräfte selber brauchst und ich auch mit der magischen Rückkopplung kämpfen musste. Harry, es ist einige Zeit seit dem Duell vergangen.“ „Wie viel?“ „Fast zwei Monate.“ „Bitte? Ich habe mich gerade verhört, oder? Ich war zwei Monate lang bewusstlos?“, fragte Harry. „Wenn man es genau sieht, hast du sechs Wochen mit dem Tod gerungen und warst nur zwei Wochen bewusstlos.“ „Das macht es natürlich besser.“ „Eigentlich nicht.“ „Und du?“ Severus blinzelte ihn fragend an. „Was ist mit dir? Du siehst wirklich schlecht aus.“ „Mir geht es gut, ich habe nur seit Wochen nicht mehr wirklich geschlafen und zum Essen muss ich mich zwingen. Zudem muss ich ständig irgendwelche Reporter verfluchen.“ „Severus!“ „Du hast selber gesagt, dass ich mir das nur eine Woche mit angucken muss und sie dann verfluchen darf“, grinste Severus. Unwillkürlich erwiderte Harry das Grinsen bevor er wieder ernst wurde, „gab es Tote?“ „Ja.“ „Wer?“ Jetzt wich Severus seinem Blick aus. „Severus, wer ist gestorben?“ „Einige.“ „Nach deiner Reaktion auch Freunde. Wer? Bitte, sag es mir.“ „Minerva. Sie ist gleich im ersten Ansturm gefallen. Moody, keine Ahnung wann. Fred und Arthur Weasley. Narzissa, bei dem Versuch Lucius zu retten. Er hat knapp überlebt. Tonks ist tot, Remus ist schwer verletzt und kämpft mit seinem Leben, keiner kann sagen ob er überlebt. Von deinen Freunden sind alle mehr oder weniger verletzt aber sie werden alle überleben“, zählte Severus langsam auf. „Nein.“ „Doch, leider.“ Jetzt konnte Harry die Tränen nicht mehr zurückhalten, er wurde in eine sanfte Umarmung gezogen und mit einem tiefen Schluchzen drückte er sich an ihn. Lange saßen sie so da, Severus hatte den Sitzplatz gewechselt und saß jetzt mit auf dem Bett, die Arme noch immer um seinen Partner geschlungen. Leise Stimme ließen ihn irgendwann aufsehen, er nickte als er den Besucher erkannte. „Harry, Besuch“, flüsterte er doch nur langsam kam Bewegung in den Jüngeren. „Wer?“ „Ich.“ Jetzt sah Harry auf, vor ihm stand Draco und in seinen Armen lag ein Baby. „Teddy.“ „Ja, ich dachte, du möchtest dein Patenkind gerne sehen.“ Langsam setzte sich Draco auf die andere Bettseite und legte Teddy in seine Arme, der Junge wachte nicht mal auf. „Er ist völlig erschöpft, er schreit nur noch und ist kaum zu beruhigen“, erklärte Draco. „Er hat seine Mutter verloren.“ „Was ist mit Remus?“, fragte Harry mit erstickter Stimme. „Keine Veränderung. Er liegt im Koma. Draußen warten im übrigen die Anderen.“ „Alle?“ „Ja. Es traut sich nur keiner rein.“ Harry nickte nur, er sah auf das schlafende Kind und wieder traten ihm die Tränen in die Augen. Wenn Remus starb, würde der Kleine ein Waise sein, genau wie er. Er war sein Pate, ob Teddy bei ihm wohnen könnte? Ob Severus das duldete? Er hob vorsichtig den Kopf um seinen Partner anzusehen doch dieser hielt ihm ein Pergament und eine Feder vor die Nase. „Was ist das?“ „Die vorläufigen Vormundschaftpapiere. Solange Lupin im Koma liegt, wird der Kleine bei uns leben. Du musst nur noch unterzeichnen, ich habe schon“, erklärte Severus. Fassungslos starrte Harry auf die Unterschrift, - Severus Snape – klar und deutlich und daneben war ein Feld für seine Unterschrift. „Wirklich?“ „Ja, wo soll er sonst hin? Du bist sein Pate und damit bleibt er bei uns.“ „Uns?“ „Nur wenn du willst“, sagte Severus. Statt einer Antwort unterschrieb Harry. Doch die Müdigkeit und Schwäche ergriff schnell wieder von Harry Besitz. Severus nahm das Baby mit als er und Draco gingen. Sie wurden vor dem Zelt erwartet und das nicht nur von Harrys Freunden. „Wer nur eine einzige Frage nach einem Interview stellt oder nur ein Foto macht, den fluche ich nach Askaban“, knurrte Severus beim Anblick der Reporter. Kein einziges Wort erklang denn es hatte einige Schwerverletzte gegeben, die sich nicht an diese Warnung gehalten hatten. Der Tränkemeister war in den letzten Wochen sehr schnell mit dem Zauberstab gewesen. „Wie geht es ihm?“, fragte jetzt Hermine. „Er braucht Ruhe, Ruhe und noch mehr Ruhe“, sagte Severus schneidend. Die jungen Zauberer und Hexen nickten, das hatten sie sich gedacht. Hermine deutete auf Teddy und fragte, „sollen wir ihn solange nehmen?“ „Nein, er gehört offiziell zu mir und Harry bis Lupin wieder aufwacht. Ich komme gleich mit um seine Sachen zu holen“, sagte Severus und ließ seinen Worten gleich Taten folgen, Hermine und Blaise folgten ihm zu ihrem Zelt. Die Reporter rannten unterdessen zu der improvisierten Eulerei um die Neuigkeit zu verbreiten, der Held des Krieges war aufgewacht und die Sache mit Teddy würde auch sehr schnell die Runde machen. Es dauerte eine weitere Woche bis Harry wieder soweit auf dem Damm war um Besuch zu empfangen. Diese Zeit brauchte er auch um sich über die Situation klar zu werden, sein Blick ging immer wieder zum Tisch. Auf diesem stand ein silbernes Tablett und darauf lag, in drei Teilen, der Zauberstab von Lord Voldemort. Sie hatten gewonnen. Doch der Preis dafür war extrem hoch gewesen, viele Freunde und Verwandte waren gestorben und noch immer waren unzählige Todesser auf freiem Fuß. „Versinkst du schon wieder in Gedanken?“ Mit einem Lächeln drehte sich Harry um, er hatte nicht gehört wie Severus das Zelt betreten hatte. Er trug ein Tablett auf dem linken Arm und auf dem Rechten Teddy, der ihn fröhlich an gluckste. Harry streckte die Arme nach dem Kind aus doch ihm wurde das Tablett gereicht, mit den Worten. „Erst essen, dann spielen.“ „Remus?“, fragte Harry bevor er begann zu essen. „Koma“, war die knappe Antwort. „Reporter?“ „Verflucht.“ „Meine Freunde?“ „Kommen später, genau wie Poppy.“ „Wie geht es jetzt weiter?“ „Du isst jetzt erst mal.“ „Severus!“ „Das war mein Ernst. Du musst erst mal wieder zu Kräften kommen und dann werden wir uns wohl oder übel dem Ministerium stellen müssen.“ „Ministerium?“ „Ja, sie wollen uns den Merlin-Orden der 1. Klasse verleihen, ich werde wohl einen Klaps auf die Finger bekommen weil ich ein paar Reporter verflucht habe und dann will die Welt natürlich noch wissen, was wir in Zukunft vor haben“, erklärte Severus. „Was haben wir denn vor?“ „Australien?“ „Das war dein Ernst?“, fragte Harry. „Natürlich. Deiner nicht?“ „Was ist mit Remus?“ „Der liegt im St. Mungos und wird da noch ne Weile liegen. Du kannst nichts für ihn tun, egal wo du bist. Der Weg von Australien bis ins St. Mungo ist mit dem Portschlüssel innerhalb weniger Sekunden erledigt“, sagte Severus. „Wirklich?“ „Ja, den kann man entsprechend verzaubern. Du wärst auch nicht schneller da wenn du irgendwo in England wohnst. Hier werden wir keine Ruhe finden.“ Harry überlegte ein paar Momente während er weiter aß. Irgendwann nickte er und fragte, „Wann willst du los?“ „Gestern?“ „Severus“, lachte Harry. Er schob das mittlerweile leere Tablett weg und nahm Severus sein Patenkind ab, der Junge versuchte sofort seinen Daumen zu essen. „Okay, dann nicht gestern. Wir müssen wohl oder übel hier noch ein paar Dinge erledigen, genauso in Australien aber in vier, fünf Wochen könnten wir weg sein.“ „Klingt gar nicht so schlecht, oder? Teddy nehmen wir aber mit, oder?“ „Natürlich, was dachtest du denn?“ „Er ist ein Werwolf, du hast es nicht so mit Werwölfen“, erinnerte Harry ihn. „Für dich.“ „Danke.“ „Nicht dafür.“ „Doch, genau dafür. Severus, wann kann ich wieder in unser Zelt umziehen? Ich will nicht mehr alleine hier schlafen. Wann öffnest du die Verbindung wieder?“, fragte Harry jetzt leise. „Wenn du stark genug bist.“ „Ich bin stark genug.“ „Das entscheide ich“, mischte sich Poppy ein, die gerade das Zelt betreten hatte und die letzten Sätze gehört hatte. „Hallo Poppy, mir geht es blendend und ihr braucht dringend jemanden, der den griesgrämigen Tränkelehrer unter Kontrolle hält“, grinste Harry. Severus murmelte nur etwas während Poppy lachte und meinte, „dir scheint es wirklich schon besser zu gehen. Severus, nimm bitte mal den Kleinen, ich will ihn untersuchen.“ Der Aufforderung wurde Folge geleistet und schon sprach die Medihexe einen Diagnosezauber. „Hm.“ Severus und Harry sahen sich fragend an bevor Harry fragte, „was ist Hm für eine Diagnose?“ „Du bist körperlich völlig gesund aber dein Magiekern regeneriert sich nicht so schnell wie er sollte“, erklärte Poppy. „Könnte das an der geschlossenen Verbindung liegen?“, fragte er. „Könnte es aber ich bin mir nicht sicher. Severus, darf ich dich auch kurz untersuchen?“ Der Angesprochene nickte, reichte Teddy an Harry zurück und schon wurde auch auf ihn ein Diagnosezauber gesprochen. „Hm.“ „Ist das jetzt die Standartdiagnose?“, knurrte Severus, „ich bin gesund und habe meine Zauberfähigkeit in den letzten Wochen wohl ausreichend unter Beweis gestellt.“ „Hast du dein volles Potenzial genutzt?“ „Dann säße ich jetzt in Askaban wegen mehrfachen Mordes, Kriegsheld hin oder her.“ „Severus, du weißt, was ich meine.“ „Nein, habe ich nicht.“ „Konntest oder wolltest du nicht.“ Severus schwieg, das war die Antwort, die Poppy erwartet hatte. „Dein Magiekern weißt denselben Defizit auf wie Harrys, das könnte wirklich auf die geschlossene Verbindung hindeuten. Severus, kannst du die Verbindung wieder öffnen?“ „Natürlich aber nicht jetzt.“ „Warum nicht?“ „Weil das für uns Beide ein Schlag sein wird und das will ich in aller Ruhe machen.“ „Poppy, kann ich wieder zu Severus ziehen?“, fragte Harry jetzt. „Es spricht nichts dagegen. Aber du musst dich schonen. Keine Anwendung von Magie bis der Kern wieder normal ist, gar keine. Du hast Severus, der die Leute für dich verflucht. Wenn du dich irgendwie unwohl fühlst, kommst du sofort zu mir. Egal wie spät es ist und egal für wie nichtig du die Sache hältst. Verstanden?“ Es war Severus, der antwortete, „er wird sich daran halten.“ „Darauf vertraue ich. Dann kannst du heute noch umziehen.“ „Danke“, seufzte Harry, er klang aufrichtig erleichtert. Poppy lächelte ihn nur an, sie streichelte Teddy kurz über den Kopf und meinte dann, „hoffentlich wacht dein Papa bald wieder auf.“ „Hoffentlich. Wie geht es Remus?“ „Unverändert aber auch nicht schlechter. Wir können nicht mehr viel tun außer zu warten.“ „Schade.“ „Ja“, seufzte Poppy bevor sie sich zum Gehen wandte, „ich muss noch einiges erledigen. Wenn etwas ist, meldet euch und nehmt es ernst.“ „Machen wir“, rief ihr Harry hinterher. Am Abend befand sich Harry endlich wieder in dem Zelt, welches er sich mit Severus teilte. Er hatte mittlerweile erfahren, dass sie sich auf den Ländereien von Hogwarts befanden. Und, dass sich das Schloss schon mitten im Aufbau befand. Allerdings hatte er keinen Blick darauf werfen können als er das Zelt gewechselt hatte. Es war schon dunkel als Severus ihn holte und ins Zelt brachte, wo schon seine Freunde auf ihn warteten. „Was macht ihr denn alle hier?“ „Eine Wieder-auf-den-Beinen-Feier“, gab Blaise grinsend zurück. „Severus hat gekocht und das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen“, kam von Ron. Er umarmte seinen besten Freund vorsichtig und zog ihn dann auf eines der großen Sitzkissen, die überall verteilt waren. Severus hatte Stühle und Tisch weg gezaubert weil sie nur unnötig Platz wegnahmen und stattdessen lagen nun überall große, verzauberte Sitzkissen. Harrys Blick ging allerdings suchend durch den Raum bis Severus fragte, „Was suchst du?“ „Teddy.“ Severus deutete auf einen Vorhang, „im Schlafzimmer. Auf ihm liegt ein Überwachungszauber, er schläft und ich würde keinem raten ihn aufzuwecken.“ Keiner sagte etwas aber überall erschien Grinsen auf den Gesichtern der Anwesenden, ob Severus wusste wie er sich anhörte? „Du hast gekocht?“, wechselte Harry schnell das Thema. Er kannte Severus, wenn diesem ein Thema unangenehm war, konnte er sehr aufbrausend werden und das wollte er verhindern. „Ja, habe ich. Nott, Thomas, Sie helfen mir“, knurrte er. Die zwei Zauberer sprangen auf und folgten ihm in einen weiteren abgegrenzten Bereich, die Küche. Es dauerte nicht lange und sie kamen mit vollen Platten wieder, die sie in der Runde verteilten. Severus' Blick ging kurz zu dem Platz neben Harry, wo Ron saß doch dann setzte er sich Harry gegenüber. Hermine, die als Einzige den Blick bemerkt hatte, lächelte. Auf den fragenden Blick ihres Freundes schüttelte sie nur den Kopf und meinte, „gib mir auch was von dem Brot.“ Es sollte ein ruhiger Abend werden. Mit einem tiefen Seufzen ließ sich Harry in die Umarmung fallen und kuschelte sich eng an den Mann, der neben ihm lag. „Das habe ich vermisst.“ „Ich auch“, gab Severus zu. Teddy schlief direkt neben ihnen in einem eigenen Kinderbettchen, er hatte sie die letzten zwei Stunden schon vom Schlafen abgehalten und hatte erst vor ein paar Minuten Ruhe gegeben. „Severus, die Verbindung.“ „Sicher?“ „Du hast Poppy doch gehört also öffne sie“, bat Harry. Er hörte ein leises Grummeln bevor sich langsam wieder die wohlbekannte Wärme in ihm ausbreitete. „Herrlich“, schnurrte er während die Magie sich wieder verband. „Hm“, war alles, was Severus sagte. Er hatte die Augen geschlossen und genoss. Zu lange hatte er diese Kälte in sich gespürt, zu lange dieses warme Gefühl vermisst und zu lange hatte er um das Leben seines Partner gefürchtet. So etwas durfte nie wieder passieren, nie wieder sollte sich Harry in so eine Gefahr begeben. Er schwor sich hier und jetzt, dass er seine Familie in Zukunft vor so etwas schützen würde. Ja, auch der kleine Teddy gehörte dazu, Werwolf oder nicht. „Severus?“ Harrys Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er öffnete die Augen und sah nach unten, grüne Augen sahen ihn fragend an. „Was?“ „Darf Teddy wirklich bei uns bleiben?“ „Natürlich. Du bist sein Pate und solange sein Vater nicht fähig ist, sich um ihn zu kümmern, bist du für ihn verantwortlich.“ „Nur ich? Was ist mit dir?“ „Was soll mit mir sein?“ „Er war bei Hermine und Blaise. Wieso war er nicht bei dir?“, fragte Harry leise. „Weil das Ministerium ihn mir nicht geben wollte.“ „Wieso nicht?“ „Weil ich immer noch das Dunkle Mal auf dem Unterarm habe. Sie trauen mir nicht zu, dass ich mich um ein Kleinkind kümmern kann“, erklärte Severus verbittert. „Dann war deine Unterschrift eigentlich sinnlos, oder?“ „Ja.“ „Warum hast du dann unterschrieben?“ „Für dich.“ „Also bin nur ich für Teddy verantwortlich? Komplett?“ „Ja, ich dürfte ihn nicht mal hochheben wenn du es nicht erlaubst.“ „Kann man das ändern?“ „Zwei Möglichkeiten.“ „Welche?“ Harry war mittlerweile wieder vollständig wach, das Thema lag ihm schon seit Tagen im Magen und bis jetzt hatte er nicht den Mut aufgebracht es anzusprechen. „Wir könnten ihn zusammen adoptieren aber das geht nicht solange sein Vater noch lebt und nein, ich will nicht, dass Lupin stirbt. Kein Kind verdient es ohne seine Eltern aufzuwachsen“, sagte Severus. „Zweite Möglichkeit?“ „Ich werde ebenfalls zum Paten ernannt, was nur Lupin kann oder eine magische Hochzeit.“ „Häh?“ Severus grinste leicht und erklärte, „wenn wir magisch verheiratet wären, wäre ich automatisch ebenfalls sein Pate. Zumindest vor dem Gesetz.“ „Das wusste ich nicht.“ „Woher auch? Harry, lass uns schlafen, es ist spät und morgen will Albus kommen, das wird stressig.“ „Musst du mich daran erinnern?“, knurrte Harry bevor er sich wieder an ihn kuschelte. „Ja, muss ich. Wir können dich nicht ewig verstecken, irgendwann müssen wir uns der Zaubererwelt stellen.“ „Hm.“ „Gute Nacht, Harry“, schnurrte Severus leise. „Gute Nacht.“ Doch Harry klang sehr abwesend, er war mit den Gedanken sehr weit weg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)