In saecula saeculorum von demona1984 (in alle Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- ER war schon da und aus irgendeinem Grund schien ER heute noch schlechterer Laune zu sein als sonst. Lucius bewunderte Severus für seine Kaltschnäuzigkeit, wie er ohne jegliches Zögern auf IHN zuging, zu Boden sank und den Saum der Robe küsste. Genauso kalt erhob er sich wieder und reihte sich in die Masse der Todesser ein, kein Zögern, kein Blick, kein verräterisches Funkeln in den schwarzen Augen, ganz der treue Todesser. Lucius selbst musste sich sehr zusammenreißen um die normale Begrüßung ihre Meisters zu vollbringen. Er war froh, dass Andere vor ihm waren und ihm etwas Zeit verschafften. Als er an der Reihe war, hatte er sich wieder soweit gefangen um sich nichts anmerken zu lassen. ER wartete bis alle seine Anhänger vor ihm niedergekniet waren bevor er einen Blick durch die Reihen schweifen ließ. Glühende Augen musterten jeden Todesser einen Moment bevor sie weiter wanderten. ER registrierte jedes Zusammenzucken, jedes ängstliche Blinzeln, jedes nervöse Zucken, und ER merkte sich auch jeden Todesser, der IHM ohne Angst und ohne Scheu in die Augen sah. Gut, das war nicht schwer denn davon gab es nicht sehr viele. Bellatrix, ja, das war eine Todesserin nach SEINEM Geschmack. Stark, reinblütig, etwas wahnsinnig aber absolut loyal und das Letztere war das Wichtigste. Sie war das Beste, was das Haus Black hervorgebracht hatte. Die Blacks waren schon immer treue Anhänger gewesen aber sie hatten auch Zauberer hervorgebracht, die nicht SEINEN Idealen entsprachen. Wie Bellas Schwester Andromeda, die einen Muggel geheiratet hatte und damit, zu Recht, aus dem blackschen Stammbaum gestrichen wurde. Oder Sirius Black, nun, über den musste man sich keine Sorgen mehr machen und SEINE Gedanken reisten weiter. Rabastan und Rodolphus Lestrange, treue Anhänger, wenn auch manchmal etwas zögerlich aber gut, dass war nichts was ein Cruziatus nicht verändern könnte. Oder ein anderer netter Folterfluch? Darüber würde er sich später Gedanken machen. SEINE Aufmerksamkeit galt kurz einem anderen Todesser, schwefelgelbe Augen in einem kantigen, brutalen Gesicht, welches nicht von einer Silbermaske verhüllt war. Er hatte sie sich noch nicht verdient, genauso wenig wie das Dunkle Mal auf seinem Unterarm und doch war er sehr nützlich. Genauso wie ein gut dressierter aber bissiger Hund. Grabbe und Goyle, dumme, einfache Primaten aber sehr treu und loyal. Sie waren für die Drecksarbeit gut und führten ihre Befehle sehr zuverlässig aus, naja, zumindest solange die Befehle einfach genug formuliert waren. Die Carrows, Bruder und Schwester, beide sahen ein bisschen aus wie große Klöpse aber im Kampf waren sie gut und treu. Sie waren erst nach seiner Auferstehung zu seinen Anhängern gestoßen, sie hatten sich als treue und nützliche Anhänger erwiesen. Der nächste Todesser, stahlgraue Augen hinter einer edlen Silbermaske. Er musste die blonden, fast weißen Haare nicht sehen um den Malfoy zu erkennen. Lucius. Er sah seinem verstorbenen Vater Abraxas zum Verwechseln ähnlich, genau wie Draco seinem Vater ähnlich sah, eben typisch Malfoy. Er hatte diese Familie schon immer in seinen Diensten gehabt, sie waren treu, nützlich und vor allem hatten sie extreme politische Macht. Der Name Malfoy hatte schon so manche verschlossene Tür geöffnet. Doch in letzter Zeit sah er öfters ein Flackern in den grauen Augen, ein Zögern in der Antwort oder ein Zucken in der Bewegung. Irgendetwas hatte sich bei Lucius verändert aber das würde er später regeln. Sein Blick ging weiter und kam bei dem Todesser an, der ihn heute am Meisten interessierte. Schwarze, völlig gefühllose Augen, die ihn ohne jegliches Zögern ansah. Severus Snape. Ein brillanter Tränkebrauer, ein sehr fähiger Duellant und er verfügte über eine Entschlossenheit, die der seinen sehr nahe kam. Und er war ein ausgezeichneter Okklumentiker, kein einziger Gedanke drang an die Oberfläche und weder seine Augen noch seine Körperhaltung ließen erahnen, was er dachte. „Severus“, schnarrte er leise und schneidend. Sofort lag jegliche Aufmerksamkeit auf dem Tränkemeister, der ihn einfach ansah, nichts deutete auf seine Gedanken oder Hintergründe hin. „Mein Lord?“, fragte er jetzt, nicht mal seine Stimme gab Aufschluss über irgendwelche Gefühle. Die anderen Todesser wichen, wie sie hofften, unmerklich von ihm zurück. „Severus, was gibt es Neues?“, fragte Voldemort. „Nichts, mein Lord.“ „Bist du sicher, Severus?“ „Ja, mein Lord, bin ich. Es gibt nichts Neues. Der Phönixorden hat sich die gesamten Sommerferien über nicht versammelt“, sagte Severus völlig tonlos. Voldemort schritt von den Reihen weg, ging sie in aller Ruhe ab und wandte sich dann wieder Severus zu. „Bist du ganz sicher? Denk sehr gut nach.“ „Mein Lord, ich bin mir sicher. Ich habe nichts Neues vom Phönixorden gehört“, sagte Severus erneut doch in Gedanken wusste er, was Voldemort meinte. Er verstärkte seine Okklumentikschilde und rief sich die Schutzsprüche in Erinnerung, die er neu gelernt hatte. Exakt für diese Situation. „Ich meine nicht den Phönixorden. Gibt es vielleicht Neuigkeiten aus Hogwarts?“, fragte Voldemort. Seine Stimme klang völlig neutral und doch wichen die Todesser weiter vor Severus zurück. „Ich war seit Beginn der Sommerferien nicht mehr in Hogwarts und hatte auch keinen Kontakt. Ich bin seit sechs Wochen alleine Zuhause“, sagte Severus. „Severus, warum lügst du deinen Lord und Meister an?“ „Mein Lord, ich verstehe euch nicht ganz. Ich lüge euch nicht an.“ „Oh Severus, warum tust du das? War ich nicht immer gut zu dir, ich bin sehr enttäuscht von dir“, säuselte Voldemort und spätestens jetzt wusste Severus, dass er hier nicht mit heiler Haut rauskam. Die restlichen Todesser schwiegen und traten teilweise noch einen Schritt zurück, sie wollten ihrem Lord nicht im Wege stehen. „Mein Lord, ich bin mir nicht sicher was genau ihr meint. Ich habe euch nicht belogen“, versuchte es Severus erneut, „es gibt nichts Neues, weder in Hogwarts, noch beim Phönixorden. Nur die normalen Kampfvorbereitungen, nichts, was es wert wäre euch damit zu stören.“ „So, nichts Neues? Nichts Wichtiges? Du hältst es also nicht für wichtig, dass Harry Potter vier Tage vor Beginn der Sommerferien spurlos verschwunden ist?“, fragte Voldemort schneidend, er spielte mittlerweile mit seinem Zauberstab. Severus schluckte unmerklich, in den weiten Robenärmeln umklammerte er längst seinen Zauberstab aber er war sich nicht sicher ob er einen Kampf überleben würde. Eine sanfte Bewegung an seiner Seite zeigte ihm, dass sein Harry begonnen hatte zu zittern. Er hoffte einfach, dass man die Bewegung von außen nicht sehen konnte. Er setzte zu einer Erklärung an, „mein Lord, ich hielt es nicht für notwendig da es keinerlei Anhaltspunkte für seinen Aufenthaltsort gab. Bis jetzt hat sich das auch nicht geändert, sonst hätte mich Albus kontaktiert.“ „Du hältst es also nicht für erwähnenswert, dass mein größter Feind sich alleine und ohne Zauberstab außerhalb der schützenden Mauern Hogwarts aufhält. Dir ist dieser Umstand seit sechs Wochen bewusst und du hast es nicht für nötig gehalten, deinen Lord darüber zu informieren damit ich die geeigneten Maßnahmen ergreifen kann?“, fragte Voldemort, der nicht wirklich eine Antwort erwartete. Er sah wie es kurz in den schwarzen Augen flackerte bevor sich Severus wieder unter Kontrolle hatte. „Nun, Severus, dieses Versäumnis hat mir die Möglichkeit genommen, nach Harry Potter suchen zu lassen bevor der Phönixorden seine Leute überall verteilt hat. Es lässt mich auch daran zweifeln wem deine Loyalität gilt“, fuhr Voldemort fort. „Mein Lord, meine Loyalität gehört selbstverständlich euch“, warf Severus ein doch er wusste, dass es vergebene Liebesmüh war. „Warum nur glaube ich dir nicht, Severus? Hm, warum glaube ich nur nicht, dass du noch so loyal bist wie früher? Vielleicht weil du mich heute schon mehrfach angelogen hast? Vielleicht weil du ständig deine Gedanken abschirmst? Severus, mein lieber Severus, ich bin sehr enttäuscht von dir“, sagte Voldemort säuselnd. Leises, hämisches Lachen erklang, einige Todesser rückten wieder näher aber diesmal lag etwas Bedrohliches in ihren Bewegungen. Severus ignorierte sie, sie waren nicht sein Problem. Sein Problem stand zwei Meter vor ihm, mit erhobenen Zauberstab. „Mein Lord, ich bin mir sicher, dass es ein Missverständnis ist. Ich bin euch so loyal wie immer“, sagte er jetzt. „Dann muss ich davon ausgehen, dass du nie loyal warst, Snape! Du weißt ja, wie ich zu diesem Thema stehe“, fauchte Voldemort jetzt, „Cruzio.“ „Protego speculum“, rief Severus im gleichen Moment während er sich gleichzeitig zur Seite fallen ließ. Er machte sich zu keinem Moment falsche Illusionen, der neu entwickelte Schutzzauber konnte den Cruziatus nicht aufhalten. Aber er würde ihm die benötigte Zeit erkaufen, die er benötigte um eine wirkungsvollere Verteidigung aufzubauen. Die Zauber prallten aufeinander und explodierten in einem Funkenregen. „Schnappt ihn!“, brüllte Voldemort und sofort kam Bewegung in die Masse der Todesser. „Purgatorias“, brüllte Severus, der den Zauberstab wie ein Schwert im Halbkreis schwenkte. Gelbrote Flammen brachen aus der Stabspitze und griffen in rasender Geschwindigkeit auf alles über, was sich ihnen in den Weg stellte. Schreiend versuchten sich die Todesser aus der Gefahrenzone zu bringen, einige sprachen Wasser- und Löschzauber und tatsächlich, die Flammen gingen aus. Verwirrt hielten zwei, drei Todesser in ihren Bewegungen inne, sie hatten vermutete, dass es sich um ein ähnliches Feuer wie das Dämonsfeuer handelte, unlöschbar und alles verzehrend. Doch nur wenige ließen sich durch das Feuer ablenken, der größte Teil griff Severus mit unzähligen Flüchen an, die bis jetzt allerdings noch an einem sehr starken Schutzschild abprallten. Voldemort mischte sich nicht ein, zwischen ihm und Severus befanden sich die Todesser und ER war der Meinung, dass sie mit einem einzigen Verräter fertig werden müssten. Die Aufrechterhaltung des Schutzschildes kostete enorm Kraft und machte es Severus unmöglich einen Gegenangriff zu starten. Der Fegefeuer-Zauber hatten seinen Zweck erfüllt, er hatte seine Gegner so lange abgelenkt bis er ein starkes Schutzschild heraufbeschworen hatte. Doch jetzt stand er mit dem Rücken zur Wand, und das im wortwörtlichen Sinne, und brauchte seine ganze Kraft um die Flüche abzuwehren. Und zu allem Überfluss krabbelte diese verfluchte Fledermaus gerade aus seiner Tasche. „Bleib hier“, brüllte er über die explodierenden Flüche hinweg doch wie immer hörte Harry genauso viel wie sein Namensgeber, nämlich gar nicht. Mit schrillem Gekreische schwang er sich in die Luft und ging auf den nächsten Todesser, den Carrowbruder, los. Amycus lachte laut auf als die winzige Fledermaus auf ihn zugeschossen kam, scheinbar schickte Snape jetzt schon sein Haustier in den Kampf. Nun, dem konnte sehr schnell abgeholfen werden. Mit einem breiten Grinsen hinter der Maske richtete er den Zauberstab auf das Tier und rief, „Avada kedavra.“ Der grüne Fluch schoss auf das Tier zu, man hörte Severus' lauten Schrei doch am Schicksal seines Haustieres konnte er nichts ändern. Nur wenige Momente später schrie Amycus geschockt auf, die Fledermaus flog völlig unbeeindruckt durch den Avada weiter und verbiss sich mit voller Wucht in seine Hand. Fluchend ließ er den Zauberstab fallen und schüttelte die Hand um das Mistvieh loszuwerden. Die Fledermaus ließ von sich aus los und flog zum nächsten Todesser, gleich zwei Todesflüche prallten wirkungslos an ihr ab. Hätte er vorher gewusst, was für eine Wirkung Harry auf die Todesser hatte, hätte er ihn als Erstes in den Kampf geschickt. Dieser kleine Flederwisch zischte förmlich durch die Reihen der Todesser, sämtliche Zauber prallten wirkungslos an ihm ab und genau diese Tatsache verwirrte seine Gegner. Und gab ihm die Zeit abzuhauen. Langsam und vorsichtig arbeitete er sich an der Wand entlang, den Schutzschild behielt er natürlich ständig aufrecht denn nicht alle Todesser ließen sich von seinem fliegenden Freund ablenken. Er sah sich um, sein Blick traf auf Lucius, der ihm unmerklich zunickte und hinterrücks einen seiner Kameraden ausschaltete. In dem Chaos, welches mittlerweile herrschte, fiel es nicht auf. Er hatte die Tür fast erreicht als einer der Todesser auf eine andere Idee kam. Das überraschte Kreischen von Harry ließ ihn sich umdrehen. Ein Todesser hatte irgendetwas in ein Netz verwandelt, welches jetzt hinter Harry herflog. Es war nur den extrem schnellen Bewegungen des Tieres zu verdanken, dass er noch nicht eingefangen war. Severus fluchte leise, die Tür befand sich in unmittelbarer Nähe und ihn schien keiner mehr wirklich zu beachten. Er könnte jetzt einfach hinaus schlüpfen und von der Eingangshalle aus disapparieren. Doch das wäre das Todesurteil des Kleinen denn irgendwann würde das Netz ihn erwischen und die Todesser würden ihn nicht am Leben lassen. Er zögerte kurz, Harry wich dem Netz gerade sehr knapp aus und versuchte an Höhe zu gewinnen. Nein, der Kleine hatte ihm wahrscheinlich das Leben gerettet, da konnte er ihn nicht einfach so zurücklassen. Er richtete den Zauberstab auf den Todesser, der mit seinem Stab den Flug des Netzes überwachte, „Purgatorias.“ Der Mann wurde von roten Flammen eingehüllt, seine Schreie übertönten für einen Moment alles doch dann erhob Severus die Stimme, „HARRY!“ Für einen Moment schien die Zeit still zustehen, die Todesser sahen ihn verwirrt an doch Harry reagierte, so schnell er konnte, schoss er auf ihn zu. Nicht nur ein Todesser sah ihn jetzt sehr verwirrt an, nun, das kam ihn gerade recht. Harry segelte gerade über seinen Kopf hinweg aus dem Raum hinaus. „Impenetrabulo nebula“, rief Severus in den Raum hinein und sofort breitete sich dichter, schwarzer Nebel vor ihm aus. Er hörte das Fluchen und Schimpfen, die Flüche schossen an ihm vorbei da die Todesser nicht mehr zielen konnten. Jetzt hieß es schnell sein, der Nebel löste sich leider viel zu schnell wieder auf. So schnell er konnte schlüpfte er durch die Tür. „Harry“, rief Severus als er die Fledermaus in der Eingangshalle nicht sah. Ein lautes Quietschen ließ ihn aufsehen und im nächsten Moment hatte er eine panisch zitternde Fledermaus an der Brust kleben. Er spürte die Krallen selbst durch die dicke Robe hindurch und dennoch legte er eine Hand über das Tier, er wollte es beim disapparieren auf keinen Fall verlieren. Doch hier konnte er noch nicht, er musste zur Mitte der Eingangshalle. Dorthin, wo auf dem Boden ein Kreis aus dunklem Marmor zu sehen war und der war noch gute vier Meter von ihm entfernt. Er rannte, hinter ihm ertönten Stimmen, ein hellblauen Fluch flog nur wenige Zentimeter neben ihm vorbei. „Festhalten“, knurrte er leise, der Marmorkreis kam näher, er hatte bis heute nicht gewusst wie weit vier Meter sein konnten. Schritte erklangen hinter ihm, fluchen, schimpfen, schreien und über allem die Stimme Voldemorts. „FASST IHN!“ Sein rechter Fuß betrat den Marmorkreis, er leitete jetzt schon den Disappariervorgang ein als sein Glück zu Ende war. Wie hatte er auch glauben können, dass er es gegen die versammelten Todesser schaffen würde? Severus riss die Augen auf als der Fluch ihn direkt in den Rücken traf, im Schwung betrat er den Kreis vollkommen und trotz der Wunde disapparierte er. Ob er allerdings heil an der anderen Seite ankam, wusste er nicht. Mit dem letzten Gedanken bevor sich sein Körper komplett auflöste, hoffte er, dass es wenigstens Harry schaffen würde. Dann wurde es dunkel. Er war nicht tot, dessen war sich Severus sehr sicher denn wenn er tot gewesen wäre, hätte er nicht so unerträgliche Schmerzen gehabt. Er fühlte in sich hinein, er lag auf dem Bauch und der Schmerz ging vom Rücken aus, die restlichen Glieder schienen unverletzt. Gut, da war ein leichtes Brennen an den Unterarmen und an den Schienbeinen aber das war nebensächlich. „Severus?“ Er kannte die Stimme, Poppy, er hatte es wirklich bis nach Hogwarts geschafft. Langsam öffnete er die Augen, sein Blick fiel auf eine Wand des Krankenflügels. „Severus?“, fragte die Medihexe nochmal. „Wach“, gab Severus leise zurück. „Merlin sei Dank. Wie konntest du mit so einer Wunde apparieren? Das grenzt an Selbstmord“, maulte Poppy sofort los. Er hörte Schritte und schließlich kam sie in sein Blickfeld, er versuchte gar nicht erst sich aufzurichten. „Aber egal, erst mal müssen wir dich zusammenflicken.“ „Warum hast du das nicht schon gemacht?“, fragte Severus leise. „Es geht nicht, ich kann die Wunde nicht heilen.“ „Wieso nicht?“ „Weil es nicht geht. Kein Heilzauber, kein Trank, nichts wirkt. Ich kenne den Schneidezauber nicht, der das angerichtet hat.“ „Schneidefluch?“ „Ja, glaub ich zumindest. Die Wunde ist durchs apparieren aufgerissen und bedeckt deinen ganzen Rücken“, sagte Poppy. „Ich will es sehen.“ Er hörte die Medihexe seufzen, dann erschien allerdings ein Spiegel in seiner Hand, genauso über ihm. Er atmete nochmal durch und sah dann hinein. Sein Rücken war komplett aufgerissen, er konnte das Weiß einiger Wirbel sehen. Der Fluch musste ihn direkt an der Wirbelsäule getroffen haben, er hatte Glück, dass keine Wirbel durchtrennt waren und da er seine Füße und Beine spürte, waren auch keine Nerven beschädigt. Poppy hatte die Blutung gestillt und scheinbar ein magisches Netz über seine Wunden gelegt. „Gib mir meinen Zauberstab“, forderte Severus sie auf doch er hatte das Stück Holz noch nicht in der Hand als er stockte, „wo ist die Fledermaus?“ „Welche Fledermaus?“, fragte Poppy während sie ihm den Zauberstab in die Hand drückte. „Ich hatte eine gefleckte Fledermaus dabei, wo ist sie?“ „Severus, du bist völlig blutüberströmt in der Eingangshalle aufgeschlagen, ich wusste bis dahin nicht mal, dass man nach Hogwarts hinein apparrieren kann. Da war keine Fledermaus.“ Severus fluchte leise, sollte er seinen kleinen Freund wirklich unterwegs verloren haben? Er musste ihn suchen. „Severus, alles in Ordnung? Kannst du die Wunde etwa heilen? Kennst du den Zauber?“ „Ja, kenne ich. Ich habe ihn selber erschaffen und leider in Gegenwart einiger Leute zu oft angewendet“, seufzte Severus bevor er mit dem Zauberstab auf seinen Rücken deutete und einen leisen Singsang anstimmte. Unter den erstaunten Blicken der Medihexe begannen die Wunden sich zu schließen. Dennoch dauerte es fast drei Stunden bis sämtliche Wunden geschlossen waren und selbst dann war die Haut, die sich darüber spannte, extrem dünn. Poppy holte sofort eine Creme, die sie dem erschöpften Tränkemeister auf den Rücken schmierte. „Du musst die nächsten Tage liegen bleiben, die Haut kann jederzeit wieder aufreißen“, sagte sie mahnend. Doch statt den Anweisungen Folge zu leisten, stemmte sich Severus hoch. „Was machst du da? Bleib liegen.“ „Nein, ich muss Harry finden.“ „Harry? Seit wann sorgst du dich um den Jungen?“ Severus warf ihr einen abfälligen Blick zu und murrte, „der Junge ist mir egal, Harry ist meine Fledermaus.“ „Deine Fledermaus? Severus, du musst liegen bleiben. Du kannst dein Leben nicht für ein Haustier aufs Spiel setzen“, sagte Poppy aufgeregt doch Severus setzte sich jetzt komplett auf. Er musste die Zähne zusammen beißen, die Wunde war zwar geheilt aber der Schmerz wütete noch immer in seinem Körper. „Schmerztrank“, murmelte er auffordernd. Er wich dem missbilligenden Blick der Medihexe aus, die ihm aber dann doch eine Phiole reichte. Er schluckte das bittere Zeug und schüttelte sich, irgendwann musste er mal einen anderen Geschmack erfinden, das war ja widerlich. „Du gehörst ins Bett“, wiederholte Poppy. „Ich gehe ins Bett wenn ich meine Fledermaus wieder habe“, murrte Severus, „hast du was zum Anziehen für mich oder soll ich halb nackt durch Hogwarts laufen?“ Er sah auf, hellgrau traf auf schwarz und hellgrau wandte sich als Erstes ab. Murrend und leise vor sich hin grummelnd verließ Poppy den Raum und kehrte mit einer schwarzen Robe zurück. „Du gehörst ins Bett“, mahnte sie nochmal. „Du wiederholst dich, ich gehe ins Bett wenn ich meine Fledermaus wieder habe“, gab Severus zurück während er sich vorsichtig anzog, sein Rücken stand förmlich in Flammen. „Severus, du weißt doch gar nicht wo du suchen sollst. Das ist ein Tier, das wird irgendwo rum fliegen. Du gehörst ins Bett“, versuchte es Poppy erneut doch Severus schüttelte leicht den Kopf, „ich muss ihn finden.“ „Ich werde Albus unterrichten, dass du dich meinen Anweisungen widersetzt.“ Es war ihr letzter Versuch, der völlig ungehört an Severus abprallte. Er stand auf, die Robe war ihm etwas zu groß aber das interessierte ihn momentan nicht, er griff sich seinen Zauberstab und machte sich dann die Krankenstation zu verlassen. „Severus, bitte.“ „Danke Poppy, für die Heilung“, murmelte er während er die Tür hinter sich schloss. Poppy sah die geschlossene Tür einen Moment fassungslos an, dann schnaubte sie wütend und machte sich auf den Weg zum Schulleiter. Irgendetwas musste diesen starrköpfigen Mann doch aufhalten können. Severus war froh, dass noch Sommerferien waren und sich damit keine Schüler in Hogwarts aufhielten. Es wäre zu peinlich gewesen wenn er in der Eingangshalle nach seiner Fledermaus gerufen hätte. Genau das hatte er jetzt vor, nur dazu musste er die Halle erst mal erreichen. Sein Rücken schmerzte, welcher dieser verfluchten Todesser hatte seinen eigenen Zauber gegen ihn angewandt? Er war stolz auf den Schneidefluch Sectumsempra, er war wirkungsvoll und nur durch einen speziellen Singsang zu heilen. Er hatte ihn bei Todessermissionen oft angewendet, gut, manchmal war ihm ein Todesser in den Weg gelaufen aber dafür konnte er schließlich nichts, oder? Nun, jetzt spürte er die Auswirkungen am eigenen Leib und insgeheim musste er sich eingestehen, dass er es manchmal mit der Perfektion seiner Zauber übertrieb. Hm, er sollte an einem wirkungsvolleren Heilzauber arbeiten aber erst wenn er diesen kleine Monster gefunden hatte. „Harry!“ Severus' Stimme hallte seltsam hohl durch die Eingangshalle, „Flederwisch, komm schon, wenn du hier irgendwo bist, melde dich.“ „Severus, was machst du hier?“ Verärgert drehte sich Severus um, sein Vorgesetzter stand lächelnd vor ihm und sah ihn fragend an. „Albus, das siehst du doch, ich suche meine Fledermaus.“ „Wir haben keine Fledermaus gesehen als wir dich gefunden haben.“ „Das sagte Poppy schon, ich muss ihn finden.“ „Willst du mir nicht erst mal sagen, was mit dir passiert ist?“, fragte Albus. „Nach was sieht es denn aus? Ich bin aufgeflogen und mit zerfetztem Rücken entkommen“, knurrte Severus, „und jetzt suche ich meine Fledermaus. Harry.“ „Was ist genau passiert?“ „ER ist dahinter gekommen, dass Potter seit Ferienbeginn verschwunden ist und ER war sehr ungehalten, dass ich IHN nicht darüber informiert habe. Nun, ER zweifelte an meiner Treue und nachdem ich SEINEN Cruziatus abgewehrt habe, wollte ER meinen Kopf. Und zwar auf einem Silbertablett. Ohne Harry wäre ich nicht mehr am Leben und deswegen muss ich ihn finden“, erklärte Severus. „Hast du einen harten Schlag auf den Kopf bekommen? Dein Harry ist eine Fledermaus, zugegeben eine magische Fledermaus aber immer noch ein kleines Tier. Wie sollte dich dieses Tier retten?“ Severus, der bis jetzt die Hallendecke abgesucht hatte, seufzte und drehte sich zu Albus um. Er würde wohl keine Ruhe haben bis dessen Neugier befriedigt war. „Seit der Kleine wieder gesund ist, prallen sämtliche Zauber einfach an ihm ab. Und dabei ist es egal welcher Art der Zauber ist. Harry hat heute ungefähr zehn Avadas abbekommen und war trotzdem putzmunter. Die Todesser waren so verwirrt über diese Tatsache, dass sie ihre Aufmerksamkeit ihm zugewandt haben und ich dadurch verschwinden konnte. Er befand sich direkt bei mir als ich appariert bin, er muss hier irgendwo sein“, knurrte Severus. Er wurde etwas fassungslos angesehen bevor Albus leise sagte, „Du könntest ihn unterwegs verloren haben. Du warst mehr tot als lebendig als du hier ankamst und eigentlich gehörst du ins Bett.“ „Erst wenn ich meine Fledermaus wieder habe. Also entweder hältst du mich noch länger vom Suchen ab oder du hilfst mir das Schloss abzusuchen“, knurrte Severus jetzt. „Du lässt dich nicht davon abhalten?“ „Nein, ich will meine Fledermaus wieder.“ „Dann sollten wir die Hauselfen und Geister mit der Suche beauftragen, das geht wesentlich schneller“, schlug Albus vor. „Dann los.“ Wo war er hier? Er hatte den Sog des Disapparieren gespürt, Severus' Hand auf seinem Rücken und dann, war sie weg gewesen. Er hatte sich mit aller Kraft festgekrallt aber der Sog war stärker, irgendwo war er von der Robe gerissen worden. Jetzt saß er hier, umgeben von steinernen Wänden und mit einer verschlossenen Tür, kein Fenster, keine Einrichtung, nichts. Ein leerer Raum und er war ganz allein. Er wusste ja nicht mal wo Severus eigentlich hinwollte, er konnte sich nicht mal umsehen. Es war stockdunkel im Raum und nachdem er vier, fünf Runden geflogen war, hatte er sich in eine Ecke an die Decke gehängt und sich in seine Flügel eingewickelt. War Severus verletzt? Er hatte gespürt, wie der Fluch ihn getroffen hatte. War er etwa tot? Das konnte, das durfte nicht sein. Ja, er mochte den mürrischen Tränkemeister mittlerweile und hoffte, dass ihm nichts passiert war. Nur, wo war er? Hatten ihn die Todesser doch noch gekriegt? Nein, das war eigentlich ausgeschlossen, sie waren disappariert und waren ihnen entkommen. Zumindest hoffte Harry das. Er wusste nicht, wie sich die Verletzung auf den Vorgang ausgewirkt hatte aber er hoffte einfach, dass es Severus gut ging. Hoffentlich fand ihn hier jemand, er würde hier sonst jämmerlich verdursten. Severus war gerade dabei die große Halle erneut abzusuchen als eine Hauselfe ungefragt vor ihm erschien. Die Schmerzen in seinem Rücken und die Sorge um Harry machten seine Laune nicht gerade besser und so knurrte er die Hauselfe nur an. Das arme Geschöpf duckte sich zitternd zusammen und piepste, „Mindy hat Auftrag von Master Dumbledore bekommen. Mindy hat Auftrag erfüllt. Mindy hat kleine Fledermaus gefunden, schwarz, mit weißen Punkten, ganz so wie Master Dumbledore gesagt hat. Aber Mindy konnte kleine Fledermaus nicht anfassen, deswegen holt Mindy Master Snape. Mindy ...“ „Halt den Mund“, fuhr Severus die Elfe an, „zeig mir lieber, wo die Fledermaus ist.“ Das Wesen starrte ihn aus riesigen Augen an, nickte aber dann heftig und trippelte Richtung Kerker. Severus folgte ihr und musste sich sehr beherrschen um der Schnelligkeit der Hauselfe nicht mit einem kleinen Zauber nachzuhelfen. Mindy führte Severus in den tiefsten Teil der Kerkergewölbe, dorthin wo sonst nicht mal die Schlangen hingingen. Selbst Severus war in seinem Leben erst ein oder zwei Mal hier unten gewesen und doch war nirgends Staub zu sehen. Severus schnaubte leise, manchmal hatten die Hauselfen wirklich zu viel Zeit. „Geht das nicht schneller?“, knurrte er ungehalten. „Natürlich, natürlich.“ Die Elfe beschleunigte ihren Schritt und doch war es für Severus noch nicht schnell genug. Er hatte sich eng in seine Flügel eingewickelt, er hatte Angst und bekam von seiner Umgebung nicht mehr viel mit. Und so überhörte Harry auch wie sich die Tür öffnete und jemand den Raum betrat. Auch die Stimme überhörte er. Da hing seine kleine Fledermaus an der Decke und rührte sich nicht. „Harry, hey, Kleiner“, rief Severus doch es folgte keine Reaktion. Etwas verwundert verstärkte Severus den Lumos an seiner Zauberstabspitze und rief erneut, „Harry. Hey, Flederwisch, komm schon. Ich muss ins Bett.“ Harry zuckte leicht. „HARRY! Würdest du dich jetzt endlich hier runter machen? Ich habe gerade eine schwere Wunde an meinem Rücken geheilt, bin hundemüde und ich will einfach nur ins Bett. Also bitte, komm da runter.“ Das Zucken wurde stärker, ein Flügel wurde entfaltet und ein kleines Gesicht sah ihn ungläubig an. „Komm her, Harry“, sagte Severus erneut und diesmal war die Reaktion wesentlich stärker. Die Flügel falteten sich auseinander während die Krallen los ließen und er sich langsam in die Luft schwang. Er flatterte noch einen Moment auf der Stelle bevor er ein lautes Kreischen ausstieß und im nächsten Moment an seiner Brust klebte, jetzt leise vor sich hin quietschend. „Ich habe dich auch vermisst, Kleiner“, sagte Severus leise, die Hand über die Fledermaus legend, „und jetzt sollte ich ganz schnell ins Bett, sonst hext mich Albus noch rein.“ „Hat Master noch eine Aufgabe für Mindy?“, fragte die Hauselfe jetzt. „Nein, gut gemacht. Oder doch, geh zu Albus Dumbledore und sag ihm, dass ich in meinen Räumen bin und schlafe. Und ich will die nächsten zwölf Stunden nicht gestört werden. Und sag in der Küche Bescheid, ich hätte gerne eine Abendessen, ebenfalls in meinen Räumen“, wies Severus sie an. Die Elfe nickte hektisch und verschwand. „Und wir gehen, Flederwisch. Es ist Zeit für was zu essen und einen langen Schlaf“, murmelte Severus, die Hand immer noch über Harry, der zufrieden vor sich hin fiepste. Eine halbe Stunde später saß Severus in seinen Räumen, Harry auf seinem Schoß und beide satt und müde. Ihnen gegenüber saß Albus, der sich die Geschichte nochmal in allen Einzelheiten hatte erzählen lassen. Severus schloss die Finger um die Kaffeetasse, auf dem Tisch lagen zwei leere Phiolen und Harry döste mittlerweile auf seinem Schoß. „Was hast du jetzt vor?“, fragte Albus. „In meine Wohnung kann ich nicht zurück, einige Todesser wissen wo ich wohne. Aber ich hätte gerne meine Sachen. Ich habe einige sehr wertvolle Bücher und Zutaten, die ich ungern verlieren möchte. ER müsste die restliche Nacht toben also haben wir ein paar Stunden Zeit“, sagte Severus, „und ich möchte Topsy nicht dort lassen.“ „Einen Zauberer zu schicken, ist zu gefährlich.“ „Dann eine Hauselfe, mit dem Befehl an Topsy, dass sie alles einpacken und hierher bringen sollen.“ Albus nickte und rief sofort nach seinem persönlichen Hauself, der sofort mit einem Plopp erschien und sich so tief verbeugte, dass seine Ohrspitzen den Boden berührten. „Was kann Eddy für Master tun?“ „Du wirst nach Spinner's End reisen. In die Privatwohnung von Severus Snape. Dort wirst du Topsy antreffen, eine Hauselfe. Ihr werde alles, was ihr in der Wohnung findet, einpacken. Alles, ohne Ausnahme, hörst du. Es wird nichts da gelassen. Ihr bringt es nach Hogwarts, in die leeren Räume hier im Korridor“, erklärte Albus, der Elf hörte ihm aufmerksam zu und nickte immer wieder. „Gut dann geh jetzt und beeilt euch!“ Eddy nickte nochmal und verschwand dann mit einem Plopp. „Willst du auf die Hauselfen warten?“, fragte Albus. „Natürlich. Ich habe einige sehr empfindliche Zutaten, ich hoffe, der Hauselfenzauber verdirbt sie nicht.“ „Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Ich werde kein Mitglied des Ordens hinschicken und du gehst auch nicht.“ Severus seufzte leise, trank einen Schluck Kaffee und sagte dann, „das weiß ich. Es wäre Selbstmord wenn ich nach Hause gehen würde. Es fällt nur schwer, auch wenn es keiner versteht aber Spinner's End ist mein Zuhause.“ „Du kannst dahin zurück wenn ER besiegt ist und dafür müssen wir Harry finden“, sagte Albus sanft. Severus verleierte die Augen, stellte seine Kaffeetasse weg und stupste die Fledermaus an, die mittlerweile tief und fest schlief. Doch sein Harry rührte sich nicht, er wickelte den linken Flügel nur enger um sich und schlief weiter. „Schlafmütze“, murmelte er leise bevor er sich an Albus wandte, „ich habe keine Ahnung wo sich Potter aufhält und es ist mir egal. Wenn er wieder auftaucht, kannst du ihn fragen. Ich bleibe die restlichen Ferien hier. Hast du eigentlich über meine Anfrage nachgedacht?“ „Ja, habe ich. Aber ich bin noch nicht zu einem Entschluss gekommen. Du wirst dich gedulden müssen.“ „Das tu ich seit mehreren Jahren.“ „Warum willst du diese Stelle überhaupt? Du bist der Beste in Zaubertränke.“ „Lass das meine Sorge sein, gib mir die Stelle einfach.“ Ein Plopp unterbrach ihr Gespräch, Eddy verbeugte sich vor den Zauberer und piepste, „Topsy hat die ersten Möbel dabei. Wie möchten Master die Möbel stellen?“ Albus wandte sich zu Severus, der langsam die Fledermaus in ihr Nest auf dem Tisch legte und erhob sich schwerfällig, er verzog das Gesicht vor Schmerzen. „Ich komme ja schon“, murmelte er leise. Es war ihm anzusehen, dass er am Ende seiner Kräfte war. „Soll ich das vielleicht übernehmen?“, fragte Albus sanft. „Nein. Ich werde es schon noch schaffen, meine eigenen Sachen zu verstauen. Trotzdem danke Albus. Ich würde danach gerne unverzüglich ins Bett.“ „Natürlich. Die Hauselfen sind angewiesen dir deine Mahlzeiten in deine Gemächer zu bringen. Zusätzlich zu den Heil- und Stärkungstränken, die dir Poppy schickt. Nimm sie bitte.“ „Jaja.“ Damit schob sich Severus langsam an ihm vorbei, zur Tür raus, Eddy folgte ihm. Albus warf noch einen Blick auf die Fledermaus, die friedlich schlummerte und verließ die Räume dann ebenfalls. Ihm fehlten fast die Kräfte um ins Bett zu kommen, auf die Dusche musste er verzichten und so sprach er nur einen schnellen Reinigungszauber über sich bevor er sich einfach in die Kissen fallen ließ. Ein empörtes Quietschen war die Antwort, schwerfällig drehte sich Severus rum und sah zu Harry, der auf seinem Kopfkissen lag und ihn böse an quietschte. „Hör auf dich zu beschweren, Kleiner“, murmelte Severus, der sich bequemer hinlegte und die Decke über sich zog. Einen Zipfel legte er dabei auf Harry. „Habe ich mich eigentlich schon bei dir bedankt? Nein, anscheinend nicht. Vielen Dank, mein kleiner Freund. Ohne dich wäre ich da nicht lebend raus gekommen, danke sehr“, flüsterte Severus bevor er sich vorbeugte und Harry einen Kuss auf den Kopf gab, „Danke, kleiner Freund.“ Harry starrte ihn einfach nur an, er brachte nicht mal mehr ein Fiepsen raus so überrascht war er. Nie, absolut nie hätte er vermutet, dass der Tränkemeister auch so sein konnte. Severus hingegen bemerkte von dieser Überraschung nichts, er hatte sich zurückgelehnt und die Augen geschlossen, er war binnen weniger Sekunden eingeschlafen. Harry legte den Kopf fragend schief, Severus sah noch älter aus als sonst doch irgendwie störte es ihn nicht. Langsam krabbelte er näher und nach kurzem Zögern kuschelte er sich kurzerhand an ihn. Severus brummte leicht im Schlaf, wachte aber nicht nochmal auf und so blieb Harry liegen und schloss ebenfalls die Augen. Er brauchte etwas länger, schlief aber dann ebenfalls ein. Die Schule begann wieder, die Erstklässler waren eingeteilt und es gab zwei Veränderungen in der Lehrerbelegschaft. Severus Snape, meist gehasster Lehrer der Schule unterrichtete keine Zaubertränke mehr, eigentlich ein Grund zur Freude wenn er nicht gleichzeitig den Posten in Verteidigung gegen die Dunklen Künste bekommen hätte. Der etwas ältere Zauberer Horace Slughorn nahm seine Stelle in Zaubertränke ein, Hauslehrer von Slytherin blieb allerdings Severus. Alle Schüler wunderte dieser Wechsel, alle wussten, dass Severus diesen Posten schon seit Beginn seiner Lehrerlaufbahn haben wollte, sie ihm aber immer verwehrt wurde. Dass er ihn jetzt bekam, nun, das musste schwerwiegende Gründe haben. Die Siebtklässler, die für ihre spätere Laufbahn eine UTZ in Zaubertränke benötigten, waren erleichtert – sie stellten es sich jetzt wesentlich leichter vor. Dafür verzweifelten diejenigen, die eine UTZ in Verteidigung benötigten. Doch darüber mussten sie sich erst am nächsten Tag Sorgen machen, heute Abend würden die Meisten das Wiedersehen mit ihren Freunden genießen. „Harry?“ Ein lautes Quietschen antwortete Severus und kurz darauf klebte die Fledermaus an seiner Wange. „Ich habe dich auch vermisst, kleiner Flattermann“, murmelte Severus während er die Lehrerrobe aufknöpfte und sorgfältig auf einen Bügel hängte, er hasste es wenn sie zerknitterte. Harry quietschte leise und machte es sich auf seiner Schulter bequem. „Verfang dich nicht wieder in meinen Haaren. Das letzte Mal haben wir fast eine halbe Stunde gebraucht um die Knoten aus meinen Haaren zu bekommen. Sonst darfst du morgen nicht mit.“ Sofort verstummte Harry und sah ihn geschockt an. Severus musste sich ein Lachen verkneifen, ein Zauberstabwink ließ eine Rotweinflasche, ein Glas und ein Buch zu sich schweben während er sich setzte. Leise fiepsend stupste Harry ihn an, fragend, mitleidig. „Ja, du darfst mit. Aber wehe du machst Ärger. Ich habe gleich in den ersten Stunden eine der schlimmsten Klassen also brauche ich nicht noch mehr Ärger“, sagte Severus, der sich gerade einschenkte und einen Schluck trank. Ein fragendes Fiepsen. „Gryffindor Sechstklässler, die Klasse von deinem Namensgeber, wo auch immer der sich rum treibt. Hast du schon gegessen?“ Harry schüttelte den Kopf und fiepste ihn auffordernd an. Severus verleierte die Augen und murrte, „Du bist gesund, du kannst fliegen also geh gefälligst selbst jagen. Hier leben genug Insekten um hundert Fledermäuse zu versorgen.“ Ein entrüstetes Fiepsen war die Reaktion auf diesen Vorschlag. „Wie hast du früher überlebt? War da auch jemand, der dir dein Futter maulgerecht serviert hat? Das kann doch wohl nicht wahr sein“, murrte Severus, ließ aber dann alle benötigten Utensilien zu sich schweben. Wie schon die letzten acht Wochen schälte er die Insekten aus ihren Panzern, entfernte Flügel und Beine und verfütterte sie dann an seine Hausfledermaus, die mittlerweile auf seinem Schoß saß und ihn lautstark anbettelte. „Du solltest langsam lernen für dich selbst zu sorgen.“ Das Fiepsen kam nur sehr undeutlich aus dem kauenden Maul. „Na, du willst doch irgendwann mal nach Hause, oder?“ Harry kaute zu ende und legte den Kopf zur Seite. „Nein?“ Er schüttelte den Kopf und bettelte dann weiter. Severus lächelte, steckte ihm das nächste Fleischstück ins Maul und sagte, „Ich würde mich freuen wenn du bei mir bleibst. Du bist intelligenter als die meisten Schüler hier.“ Diesmal sparte sich Harry einen Kommentar, er kaute zufrieden sein Fleisch und verdrängte den Gedanken, dass das hier alles vorbei war wenn er sich irgendwann zurückverwandeln würde. Er wollte nicht daran denken denn er hatte den Tränkemeister von einer Seite kennengelernt, die er nicht mehr missen wollte. Severus hob eine Augenbraue als das dritte Käferstück völlig missachtet wurde und seine kleine Fledermaus völlig geistesabwesend in die Gegend starrte. Manchmal fragte er sich was in dem pelzigen Kopf vor ging. Er legte das Fleisch beiseite und griff erneut nach seinem Buch, der Unterricht für Morgen war schon vorbereitet. Also konnte er sich den restlichen Abend über entspannen. Harry starrte noch immer in die Gegend und bekam scheinbar nichts um sich herum mit. Gut, er würde ihn nicht vom Denken abhalten, das machten die Schüler hier viel zu wenig. Bereits nach zehn Minuten war sich Severus nicht mehr sich ob er wirklich Verteidigungslehrer bleiben wollte. Diese Torfköpfe waren in Verteidigung noch schlechter als in Zaubertränke, auch wenn er nicht gedacht hatte, dass das überhaupt möglich war. Aber ohne das Schutzschild, mit dem er sich umgeben hatte, wäre er längst im Krankenflügel gelandet. Und dabei war die Aufgabe wirklich einfach gewesen. Er hatte die Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt, die Eine sollte angreifen, die Andere abwehren. Zudem gab es eine Auswahl an Angriffs- und Verteidigungszauber, die er vorher an die Tafel geschrieben hatte. An sich keine schwere Aufgabe aber diese Gryffindors brachten es wirklich fertig diese einfache Aufgabe völlig zu verhunzen. Er verleierte die Augen, genau wie die Fledermaus auf seiner Schulter und brüllte, „SCHLUSS!“ Verwirrt hielten die Schüler inne. „Auf eure Plätze“, fauchte Severus ungehalten. Mit einem Schwenk des Zauberstabes rückte er die Pulte wieder an ihren Platz und ließ die unzähligen Rußspuren von den Wänden verschwinden. „Ich habe ja gedacht, dass ihr schon in Zaubertränke Nieten seit aber diese Zurschaustellung von Inkompetenz schlägt einfach alles. Eure Angriffe sind völlig unkoordiniert, zu schwach und die Verteidigung“, schnarrte Severus bevor er mit einem Schnauben, welches seine Meinung darstellte, abbrach. Sein Blick wanderte über die Klasse, die meisten Schüler machten sich auf ihren Plätzen klein, nur wenige erwiderten seinen Blick und nur Mrs. Granger sah wütend und enttäuscht aus. Gut, ihre Angriffe waren gut gewesen aber das hätte er nie zugegeben. Er seufzte innerlich und knurrte dann, „Gut, fangen wir beim Anfang an. Weasley, Longbottom, vorkommen.“ Unsicher erhoben sich die zwei Angesprochenen und stellten sich vor der Klasse gegenüber voneinander auf. „Longbottom, sie werden den Beinklammerfluch auf Mr. Weasley zaubern. Mr. Weasley, ihr Schutz ist der Protego und ich fordere eine einwandfreie Durchführung. Ich...“ Severus unterbrach sich als sich Harry von seiner Schulter löste und zu dem rothaarigen Gryffindor flog. Dieser hob den Stab, wagte aber nicht irgendeinen Zauber zu sprechen, Severus' Warnung vom Anfang der Stunde schien zu wirken. „Ähm, Professor, was mach ich jetzt?“, fragte Weasley als Harry auf seinem Kopf gelandet war und es sich dort bequem machte. „Einen Schutzzauber sprechen. Longbottom, bereit?“, schnarrte Severus, „und Weasley, sollte meiner Fledermaus nur ein Haar gekrümmt werden, werden sie das restliche Schuljahr Kessel schrubben. Verstanden?“ „Ja, Professor“, murmelte Weasley mit zusammengebissenen Zähnen. „Gut, dann sind wir uns ja einig. Longbottom anfangen.“ Die nächsten Sekunden liefen vor Severus' Augen wie ein schlechter Muggelfilm ab. Longbottom hob zögernd den Zauberstab und krächzte mehr als undeutlich den Zauberspruch, „Lo..locomotis mortor.“ Severus riss den Zauberstab hoch, der Spruch war völlig falsch und im selben Moment traf er auf das, mehr als schwache Schutzschild von Weasley. Der falsche Fluch durchbrach den Schild, spaltete sich in mehrere kleinere Flüche auf, die jetzt unkontrolliert in den Raum schossen. „Protego Maxima“, brüllte Severus, der Zauber breitete sich vor den Schülern aus, die Fluchsplitter prallten daran ab und versanken schließlich in den Mauern des Raumes. Die alten Zauber, die in die Mauern Hogwarts eingewoben waren, neutralisierten sie endgültig. „Longbottom, sie Trottel. LocomoTOR morTIS und nicht andersherum. Sind sie mittlerweile selbst zu blöd um von der Tafel abzulesen? Seien sie froh, dass niemand verletzt wurde. Fünfzig Punkte Abzug für Gryffindor, sie schreiben einen Aufsatz über das richtige Anwenden von Zaubern, zwei Ellen lang und sie finden sich die nächsten zwei Wochen jeden Abend um Acht bei Mr. Filch ein“, brüllte Severus den völlig eingeschüchterten Schüler an, „und jetzt scheren sie sich auf ihren Platz und wehe sie fassen ihren Zauberstab heute nochmal an.“ Wie ein verängstigter Hase huschte Longbottom auf seinen Platz während sich Severus zu Weasley wandte. „Was ihren Protego angeht, haben sie schon mal was davon gehört, dass man einen Zauber mit FESTER Stimme ausspricht? Oder, dass man den Zauberstab FESTHÄLT und nicht mitten im Spruch fallen lässt? Fünfzig Punkte Abzug für Gryffindor, sie schreiben einen Aufsatz über die Herstellung und Verwendung von Zauberstäben, zwei Ellen lang und sie leisten Longbottom bei Mr. Filch Gesellschaft. Und ich will beide Aufsätze MORGEN haben. Verstanden?“, fauchte er ihn an. Auch Weasley nickte nur vorsichtig. „Gut, dann setzen. Ich will sie..., wo ist meine Fledermaus?“ Die letzten Worte waren leise und schneidend gewesen. Weasley tastete auf seinen Kopf, der allerdings leer war. „Ich weiß es nicht, Professor“, flüsterte er leise. „Sie sind ein Trottel. Setzen“, knurrte Severus. Er überlegte kurz ob er Harry beim Namen rufen sollte, es wäre allerdings mehr als peinlich, er hätte ihn doch Fauchi nennen sollen. Kurz bevor er wirklich mit Namen nach ihm rief, fiepste es leise. Er warf den Schülern noch einen eisigen Blick zu, jede Bewegung erstarrte und ging dann zu der Ecke, wo ihn Harry unglücklich an fiepste. Vorsichtig nahm er ihn hoch und legte ihn aufs den Lehrertisch, ein Tintenfass verwandelte er vorher in ein Kissen. „Weasley, Longbottom, sollte das hier irgendwelche Auswirkungen auf ihn haben, werden sie sich wünschen dieses Jahr nicht nach Hogwarts gekommen zu sein“, knurrte er ungehalten. Die Angesprochenen zuckten zusammen, versuchten sich noch etwas kleiner auf ihren Stühlen zu machen. „Jetzt die Zauberstäbe weg. Ich dachte bis eben, dass ich es mit Sechstklässlern zu tun habe aber da habe ich mich wohl geirrt. Wir müssen wohl ganz von vorne anfangen, möglichst langsam damit auch alle mitkommen. Also, Bücher raus. Kapitel 1 bis 5 lesen und eine Zusammenfassung mit eigenen Worten schreiben. Die wird am Ende der Stunden benotet. Lese ich auch nur eine einzige Formulierung aus dem Buch, ist das ein Troll. Mindestlänge eine Elle, LOS!“ Das eifrige Kratzen von Schreibfedern erfüllte den Raum, es gab kein anderes Geräusch und das war auch gut so. Severus saß mittlerweile hinter dem Lehrertisch und untersuchte Harry, der immer wieder schmerzvoll auf fiepste. „Du bist doch sonst so zauberresistent, was ist denn los?“, murmelte er so leise, dass es die Schüler nicht hörten. Gute Frage, dachte sich Harry, dessen Körper vor Schmerzen förmlich brannten. Das gelbe Licht der Kerzen tat in seinen Augen weh. Moment, Harry blinzelte ein paar Mal aber das Ergebnis blieb, wie schon damals gleich, er sah Farben und das konnte nur eines bedeuten. Er verwandelte sich zurück. Das durfte nicht sein, nicht hier, nicht jetzt und vor allem nicht vor Severus. Er würde ihn umbringen. Verzweifelt begann er mit den Flügeln zu schlagen, er musste hier weg. „Du bleibst hier, du bist verletzt und bevor ich nicht weiß, wie sich dieser Fluch auf dich ausgewirkt hat, flatterst du hier nicht rum“, raunte Severus. Die Bewegungen von Harry wurden stärker, er wollte hier weg und zwar sofort. Etwas verwirrt sah Severus auf seinen Harry, der sich quietschend und fiepsend gegen seinen Griff wehrte. Schließlich versenkte er sogar die Zähne wieder in seiner Hand doch diesmal ließ Severus nicht los. Irgendetwas stimmte nicht mit seinem kleinen Freund und er würde ihn nicht weglassen bevor er nicht wusste, was los war. Das bettelnde Fiepsen wurde lauter, drängender, verzweifelter aber Severus ließ nicht los. „Nein, du bleibst hier“, murmelte er. Mittlerweile war das Kratzen der Federn verstummt, sämtliche Schüler sahen sich das Schauspiel am Lehrertisch an. Severus hatte mittlerweile echte Mühe das Tier festzuhalten und vor allem litt er scheinbar an Wahnvorstellungen denn irgendwie kam es ihm so vor als wäre Harry größer geworden. Nein, das konnte nicht sein, er hatte den Rückverwandlungszauber auf ihn gesprochen, seine geliebte Fledermaus konnte nicht Potter sein. Doch die Verwandlung ging weiter, Severus legte ihn schließlich zurück auf den Schreibtisch und völlig resignierend blieb Harry auch liegen während er sich weiter verwandelte. Fassungslos beobachtete Severus wie sich 'sein' Harry langsam aber sicher verwandelte, das Fell zog sich in die Haut zurück, die Flughaut verschwand in den Gliedmaßen, welche sich gleichmäßig streckten. Die dunkle Haut wurde heller, menschlicher, genau wie die komplette Gestalt. Es zerriss ihm förmlich das Herz, seine geliebte, kleine Fledermaus war wirklich Potter und der würde in wenigen Momenten völlig nackt auf seinem Schreibtisch hocken. Mit dem Schwenk eines Zauberstabes beschwor er eine Robe herauf, die er dem Jungen an den Leib hexte bevor er sich erhob. Er war innerlich völlig geschockt aber äußerlich sah man ihm nichts an, seine Maske saß wieder perfekt. „Potter“, war alles was er hasserfüllt ausspie. Ja, jetzt Hasste er den Jungen. Das hier hätte er nicht wissen wollen, es war perfekt mit seiner Fledermaus aber nein, nicht mal ein bisschen Freundschaft war ihm vergönnt. „Professor“, gab Potter jetzt leise zurück. „Runter von meinem Schreibtisch. Sie werden sich sofort im Schulleiterbüro einfinden“, schnarrte Severus. „Lassen sie mich doch bitte erklären“, bat Potter sehr leise, nur er hörte es. „Sie können Professor Dumbledore alles erklären, wir haben nichts mehr miteinander zu besprechen, Potter!“ Er wurde fast schon verzweifelt angesehen bevor Potter nickte und langsam vom Schreibtisch runter kletterte. Severus beobachtete wie der Junge, wie ein geprügelter Hund durch den Klassenraum schlich. Es interessierte ihn nicht, er musste erst mal seine eigenen Empfindungen sortieren und dann konnte er darauf reagieren. „Harry!“ „WEASLEY, SOFORT WIEDER HINSETZEN!“, brüllte Severus und der Junge stockte mitten in der Bewegung. „HINSETZEN. Sie haben alle einen Aufsatz zu schreiben und zwar SOFORT!“ Seine Stimme donnerte durch den Raum, die Schüler zuckten zusammen und Harry nutzte diesen Moment um aus dem Raum zu stürzen. „Wer sich auch nur einen Millimeter von seinem Platz bewegt, wird mich richtig kennenlernen. Sie schreiben jetzt ihre Aufsätze zu ende und wenn sie morgen noch hier sitzen“, rief Severus, seine Stimme bebte vor Wut und diesmal widersprach kein Schüler, das eifrige Kratzen von Federn war wieder zu hören. Todunglücklich saß Harry im Schulleiterbüro, völlig in sich zusammen gesunken auf einem Stuhl und mit den Fingern hielt er sich krampfhaft an der Teetasse fest. Ihm gegenüber saß Albus Dumbledore, der, nachdem die erste Freude über das Wiedersehen, schnell Sorge gewichen war, ihn jetzt sorgenvoll ansah. Sein ehemaliger Tränkelehrer war ein sehr nachtragender Mensch, er hatte die Zuneigung zu der kleinen Fledermaus deutlich gespürt und nachdem, was Harry ihm gerade erzählt hatte, war Severus alles andere als begeistert von dieser Angelegenheit. „Harry, kannst du dich noch an die genauen Zutaten erinnern?“, fragte er leise. „Ja, kann ich. Auch an die Zubereitung aber irgendetwas muss schief gegangen sein, ich konnte mich nicht zurückverwandeln“, murmelte Harry. „Das hast du bereits erklärt. Kannst du sie mir aufschreiben?“ „Natürlich.“ Albus schob ein Pergament und eine Feder zu ihm rüber, es dauerte dennoch einen Moment bis Harry anfing zu schreiben. „Willst du darüber reden?“, fragte Albus als Harry aufgehört hatte zu schreiben und ihm das Pergament zugeschoben hatte. „Da gibt es nichts zu reden. Ich habe einen verbotenen Trank gebraut, habe mir Professor Snape noch stärker zum Feind gemacht als sowieso schon und ich habe Dinge gehört, die wahrscheinlich nie für meine Ohren bestimmt waren. Also entweder werden wir das alles unter den Tisch kehren und ich gehe ganz normal in den Unterricht bis ich irgendwann im Kampf gegen Voldemort jämmerlich verrecke oder ich werde von der Schule verwiesen, werde irgendwo weggesperrt um dann vor geholt zu werden um im Kampf mit Voldemort zu verrecken“, sagte Harry verbittert. „Aber Harry, das musst du falsch verstanden haben. Du wirst gewinnen, du bist stärker als Tom, du wirst nicht sterben“, sagte Albus schnell. Doch Harry schüttelte den Kopf, „ich habe gehört was sie und Professor Snape gesagt haben, ich war dabei. Und er hat Recht, wir haben uns wie Kinder aufgeführt und es ist Wahnsinn wenn ich gegen Voldemort antrete. Himmel, die Leute aus dem Phönixorden sind allesamt besser als ich, um Längen besser. Wie soll ich Voldemort besiegen?“ „Du besitzt den Schutz deiner Mutter, du bist mutig und du bist besser als du selber denkst. Was Severus gesagt hat, war nicht wahr. Du weißt doch, wie er sich gegenüber den Gryffindors verhält. Glaubst du wirklich, er würde etwas gut heißen, was von euch kommt? Ihr habt euch sehr gut geschlagen, euch fehlt lediglich die Erfahrung und die werdet ihr bekommen. Severus ist ein hervorragender Lehrer und ich werde dich ebenfalls noch unterrichten. Du wirst es schaffen“, sagte Albus zuversichtlich. „Habe ich eine andere Wahl? Es wird doch von mir erwartet, oder? Was wird aus mir wenn ich sage, dass ich nicht gegen Voldemort kämpfen will?“, fragte Harry bitter. Er hatte in den letzten Wochen sehr viel Zeit zum Nachdenken gehabt und war zu einem Ergebnis gekommen, dass die Zauberwelt schocken würde. „Aber mein Junge, was redest du denn da? Du bist verwirrt, das ist völlig normal. Du musst dich jetzt erst mal ausruhe und dann sieht die Welt gleich ganz anders aus. Am Besten gehst du erst mal zu Madame Pomfrey, damit sie dich untersucht und vielleicht kann sie dir auch bei deinen Ohren helfen.“ „Ohren?“ „Du hast es nicht bemerkt?“, fragte Albus vorsichtig. „Was habe ich nicht bemerkt?“ Albus seufzte leise und verwandelte eine Teetasse in einen Spiegel, den er Harry über den Tisch hinweg reichte. Mit zittrigen Finger griff er danach, er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Trankunglück irgendwelche Nachwirkungen haben könnte. Harry atmete nochmal tief durch und sah dann in den Spiegel. Die gleichen grünen Augen wie vor der Verwandlung, dieselben strubbeligen Haare und dieselbe verdammte Narbe, eigentlich alles wie immer, wenn man von den extrem seltsamen Ohren absah, die aus seinen Haaren herausstachen. Sie waren weder spitz, noch wirklich rund, weder wirklich menschlich, noch tierisch, sie sahen ein bisschen wie eine Mischung zwischen Fledermaus- und Menschenohren. Und sie waren grausig. „Gehen die wieder weg?“, fragte Harry leise. „Das weiß ich nicht. Severus wird den Trank nach brauen und untersuchen. Dann müssen wir untersuchen, was der falsche Zauberspruch von Mr. Longbottom genau angerichtet hat und dann können wir sehen, was wir machen können. Madame Pomfrey wird dir Blut abnehmen und ein paar Diagnosezauber auf dich sprechen. Und dann sehen wir weiter“, erklärte Albus doch er hatte das Gefühl, dass ihm Harry nicht mehr zuhörte. Dieser nickte nur, legte den Spiegel weg und erhob sich. „Geh bitte sofort auf die Krankenstation.“ „Mach ich.“ „Harry, denk nicht darüber nach was Severus gesagt hat, er ist in dieser Sache nicht sehr objektiv und würde nie ein gutes Haar an dir oder deinen Aktionen lassen. vergiss es einfach, Harry.“ „Mach ich.“ Harry nickte Albus nochmal zu und verließ dann das Büro, die sorgenvollen Blicke des Schulleiters völlig ignorierend. „Severus, lass mich rein“, rief Albus. Die Tür vor ihm war per Zauber verschlossen und es drang kein Laut darauf hervor. Severus hatte sich nach der letzten Schulstunde in seinen Räumen verbarrikadiert und war seitdem nicht mehr raus gekommen. Albus war versucht die Tür per Zauber zu öffnen aber er respektierte den Wunsch des Anderen nach etwas Ruhe. „Severus, ich lege dir das Pergament mit der Trankbeschreibung von Mr. Potter vor die Tür. Hol es bitte rein bevor es ein anderer Schüler findet, wir können solch ein Debakel nicht noch einmal gebrauchen.“ Damit legte er die Pergamentrolle vor die Tür und ging. Irgendwann holte Severus das Pergament rein, legte es aber sofort beiseite denn er war viel zu durcheinander um überhaupt irgendeinen Trank zu brauen, oder sich auch nur die Beschreibung durchzulesen. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass seine kleine Fledermaus wirklich Potter war. Er war die ganze Zeit bei ihm gewesen, sogar bei ihm geblieben als er die Möglichkeit zur Flucht gehabt hätte. Warum? Warum? Dieser Bengel hasste ihn. Warum war er also geblieben? Warum war er nicht sofort weggeflogen? Hatte er etwa gehofft, dass er ihm helfen konnte? Wie auch? Er hatte ja die Möglichkeit einer Verwandlung gleich am Anfang ausgeschlossen. Sein Kopf dröhnte, er hatte die ganze Zeit über nachgedacht und war zu keinem zufrieden stellenden Ergebnis gekommen. Sein Blick fiel auf die Pergamentrolle, mit einem Seufzen holte er sie zu sich und begann zu lesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)