Sasoris Meisterwerk von ReWeJuIs ================================================================================ Kapitel 8: Durchblick --------------------- „Was erheitert dich so, Deidara?“ Mittlerweile bin ich mir sicher, dass seine Arglosigkeit nur gespielt ist. Er weiß ganz genau, wie seine Worte auf mich wirken und er spielt mit mir, versucht mich zu manipulieren und psychisch zu zermürben, bis ich aufgebe und mich ihm widerstandslos füge. Aber nicht mit mir! Ein Ruck geht durch meinen Körper als ich ihn wieder unter meine Kontrolle bringe. Gut, er will etwas von mir. Er kann mich zwar zwingen es ihm zu geben, aber ich versuche dennoch einen kleinen Vorteil daraus zu schlagen. Ich bin es mir selbst schuldig. Aufgeben gehört nicht zu den Dingen, in denen ich besonders gut bin, und daran soll sich bis zu meinem letzten Atemzug auch nichts ändern. „Gut, ich werde Euch in das Geheimnis meiner Kunst einweihen. Aber dafür nehmt Ihr mir die Augenbinde ab!“, verlange ich und versuche meiner Stimme einen Klang, irgendwo zwischen unterwürfig und bestimmend zu geben, was sich einfacher anhört als es tatsächlich ist. Sein Seufzen höre ich schon fast gar nicht mehr, der Kerl muss doch dauerhaft Depressionen haben, wenn der permanent so genervt von allem ist. „Gut. Du wirst mir damit ohnehin keine Ruhe lassen, nehme ich mal an, also halt still.“ Er tut es? Damit hätte ich jetzt gar nicht mehr gerechnet! Ich hätte erwartet, dass dieses verdammte Sharingan von diesem schwarzhaarigen Hund das letzte war, was ich vor meinem Tod sehen würde und muss mich ernsthaft beherrschen, nicht vor Aufregung zu zittern. Ich frage mich selbst, was mit mir los ist, dass ich meinen Mörder so unbedingt sehen will. Den Mann, der mich zu einer Puppe machen will. Den Mann, der mir die Haut abziehen will. Den Mann, dessen Hände sich so angenehm auf meiner Haut anfühlen… Den Mann, der mich geküsst hat. Ich bewege mich nicht, als ich seine Hände an meinem Hinterkopf und seinen Atem auf meinem Gesicht spüre, als er sich ganz nahe zu mir beugt, und mich von meiner Augenbinde befreit. Endlich ist der dunkle Stoff verschwunden. Vorsichtich blinzelnd öffne ich meine Augen und sofort kommen mir die Tränen. Nach fast fünf Wochen erzwungener Dunkelheit, ist selbst das schwache, gedimmte Licht im Raum zu viel für mich und ich brauche ein paar Minuten, bis ich meine Lider immerhin so weit öffnen kann, dass die schwarzen Schatten vor mir langsam an Farbe und Form gewinnen. Sasori hat sich wohl nicht bewegt, seit er mir die Binde abgenommen hat, denn ich spüre nach wie vor seinen warmen Atem auf meinen Wangen und das erste, was ich dann von ihm sehen kann, sind seine Augen. Ein sanftes, warmes Braun leuchtet mir entgegen und steht im krassen Gegensatz zu der eisigen Kälte, die dahinter lauert. Eingerahmt von fein geschwungenen roten Brauen, die fast unter den roten Strähnen seiner Haare verschwinden. Nicht eine Falte ziert sein makelloses Gesicht. Er… er ist wunderschön. Ein Bild der Perfektion. Ich bin schockiert von meinen eigenen Gedanken. Das soll der Mann sein, der mich so kaltblütig abschlachten will? Er sieht nicht älter aus als ich! Dann runzelt er die Stirn und sieht mich ungeduldig an. Er wartet wohl auf eine Reaktion von mir, aber was soll ich sagen? Dass er aussieht, als könne er kein Wässerchen trüben? Was, so lächerlich es auch klingt, die absolute Wahrheit wäre, genauso, wie die Tatsache, dass er einfach nur unfassbar gut aussieht! „Ähm…“ Mehr fällt mir beim besten Willen nicht ein. Zumindest nicht, wenn ich mich gleich nicht vollkommen lächerlich machen will. „Ist das alles? Du nervst mich seit Tagen damit, dass du mich sehen willst, und das ist alles, was dir einfällt?“ Höre ich da Enttäuschung in seiner Stimme? Das kann nicht sein… Aber ich stelle fest, würde ich nicht hier festsitzen, und wäre die Situation eine andere, dann wäre er genau mein Typ! Vielleicht hat mein Körper das schon vorher erkannt und reagiert deswegen so auf ihn? Allein sein Geruch zieht mich ja schon unheimlich an… Mir kommt da eine Idee. Um ihm meine Kunst zu zeigen, muss er mir Lehm geben. Das könnte meine Chance sein, zu entkommen! Wenn ich es richtig anstelle, kann ich es vielleicht wirklich schaffen, aber dafür muss er etwas von seinem Misstrauen und seiner Wachsamkeit ablegen, sonst setzt er mich sofort wieder Schachmatt und dann war´s das für mich. Ich blinzle noch ein paar Mal und wische mir dann etwas unbeholfen die Tränen aus den Augen, bevor ich ihm ein freundliches Lächeln schenke, von dem ich weiß, dass es die wenigsten kalt lassen würde. „Ihr seid ein sehr attraktiver Mann, Meister, aber das wisst Ihr bestimmt selbst. Ich muss zugeben…“ vorsichtig hebe ich meine Hand und streiche mit meinem Handrücken, weil meine Finger immer noch ein bisschen taub sind, über seine blasse Wange. „Ich muss zugeben, dass ich, wenn ich mir Euch so ansehe, selbst ein bisschen das Bedürfnis verspüre, ein solches Gesicht für die Ewigkeit zu bannen“, flüstere ich leise, lege so viel Ernsthaftigkeit in meine Stimme wie ich kann und hoffe, dass er mir das abnimmt. „Spar dir dein Geschwätz, Deidara, damit wickelst du mich nicht ein“, schmettert er meinen ersten Versuch mit einem trägen Lächeln ab, das mir ein wohliges Kribbeln in der Magengegend beschert. Knapp fünf Wochen Dunkelheit und ich verwandle mich in einen sabbernden Idioten, sobald ich einen anderen Menschen sehe, der einigermaßen nach was aussieht, es ist doch nicht zu fassen… Aber ich lasse mich von mir selbst und seinen abwertenden Worten nicht unterkriegen, lächle tapfer weiter und schiebe meine Finger langsam in sein Haar, rechne aber jeden Moment damit, dass er sich mich entzieht. Er tut es nicht. Entweder stört es ihn nicht, dass ich ihn so anfasse, oder es gefällt ihm. „Warum habt Ihr mich geküsst?“ Angriff ist schließlich die beste Verteidigung und ich habe keine große Lust, mich mit ihm weiter darüber zu unterhalten, ob er mich heute noch um das eine oder andere Körperteil erleichtert. Nein, das muss wirklich nicht sein. Viel lieber konzentriere ich mich darauf, wie weich sich die feinen roten Strähnen unter meinen Fingern anfühlen, jetzt, da die Taubheit langsam aber sicher aus ihnen verschwindet. Ohne, dass er es bemerkt, fängt meine Hand ein loses Haar ein, verschlingt es, und ich muss ein gemeines Grinsen unterdrücken. Ich habe bereits eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was ich damit anstelle, aber das hat noch Zeit. Für den Moment konzentriere ich mich nur auf meinen Plan, seine Verteidigung zu unterwandern und wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, freue ich mich jetzt schon richtig darauf. „Ist das von Belang?“ „Für mich schon. Ich küsse schließlich auch nicht jeden, der mir vor die Füße fällt“, erwidere ich lächelnd, ziehe meine Hand zurück und lasse sie wieder über seine Wangen gleiten. „Hm.“ Er scheint zu überlegen. Ich dränge ihn nicht, lasse ihm die Zeit und nutze sie, um ihn weiter zu mustern. Ich versuche in seinem Gesicht zu lesen, was mir bei anderen Menschen normalerweise relativ gut gelingt, aber bei ihm sehe ich nur stoische Gleichmütigkeit. Als würde ihn das alles nichts angehen. „Ich denke, ich wollte gerne wissen, wie du schmeckst. Deinen Geruch kenne ich jetzt. Ich weiß, wie deine Haut sich anfühlt und vielleicht war ich einfach neugierig, wie es sein würde, denn wenn ich dich erst mal getötet habe, werde ich keine Gelegenheit mehr dazu haben.“ Jetzt hat er es das erste Mal wirklich ausgesprochen. Wenn er mich getötet hat. Und jetzt bin ich mir auch sicher, dass er das absichtlich macht. Allerdings weiß ich immer noch nicht, welche Absicht dahinter steckt. Will er, dass ich sein Partner werde und schockt mich deswegen mit solchen Aussagen, oder steht er einfach drauf seine Opfer auf diese Art zu verunsichern? Ich komme zu keiner Antwort, aber ich lasse mich davon jetzt erst mal nicht aus der Ruhe bringen, sondern konzentriere mich lieber auf den Rest seiner Aussage. „Vielleicht? Ihr seid Euch also nicht sicher?“, frage ich mit leiser Stimme, beuge mich unmerklich nach vorne und lege meinen Kopf zur Seite. Unsere Lippen sind jetzt nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt, er müsste sich nur ein bisschen nach vorne lehnen, um mich erneut zu küssen und ich versuche krampfhaft den Umstand zu ignorieren, dass mir mein Herzschlag allein bei dieser Vorstellung überlaut in den Ohren dröhnt. Ich muss einen kühlen Kopf behalten, aber das ist in Anbetracht der Umstände gar nicht so einfach! „Nein.“ Leise schwebt das Wort durch die spannungsgeladene Luft, prallt gegen meine Lippen, bringt mich dazu, angespannt durch den Mund einzuatmen. „Und… warum nicht?“ Ich frage mich, ob sein Herz genauso schnell schlägt wie meines… „Weil du mich dich nicht hast schmecken lassen“, kommt es fast vorwurfsvoll zurück und da fällt mir wieder ein, dass ich seinen Kuss nicht erwidert habe. „Wollt Ihr…“ Mein Mund ist staubtrocken und ein heißer Schauer läuft mir über den Rücken, als der Mund in meiner linken Hand sich öffnet und mit der Unterlippe sanft über Sasoris weiche Haut fährt, genau das tut, was ich eigentlich gerne mit ihm machen würde, aber noch nicht kann. Ein Zittern geht durch den Mann vor mir und ich kann sehen, wie sich plötzlich noch etwas anderes in seine dunklen braunen Eiskristalle schleicht, sie schmelzt und mich lockt. „Wollt Ihr… es noch einmal versuchen, Meister?“ TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)