Rise of the Titans von Raija ================================================================================ Kapitel 1: 19 Jahre später -------------------------- Kapitel 1 – 19 Jahre später „Gee!“, gab ich das Kommando. Sofort bogen meine Leithunde rechts ab. Nur noch wenige Kilometer und wir waren wieder zu Hause. Wir hatten schon knappe 80 Kilometer hinter uns und nun begann der Akku meiner Stirnlampe zu schwächeln. Da die Sonne zu dieser Jahreszeit nur ganz kurz schien, war ich auf dieses Ding angewiesen. Die letzten 6 Stunden war sie mit voller Leistung in Betrieb gewesen. Ich leuchtete in die Ferne. Vor uns lag nur noch eine offene Stelle und schon waren wir zu Hause. „Haw!“, rief ich nun meinen Hunden zu, damit sie links in die Einfahrt bogen. Wir hielten in dem großen Freilauf, der auf zwei Seiten von Zwingern umgeben war, und ich sicherte mittels Schneeanker den Schlitten. Schon hörte ich die Haustür zuknallen und Sarah, meine Angestellte, eilte zu mir. Sie schloss das Tor hinter uns und half mir den zwölf Hunden die Zuggeschirre und Booties auszuziehen. Sarah wusste, dass ich bei dieser Tätigkeit mich immer voll und ganz auf die Hunde konzentrieren möchte, weshalb sie schwieg, doch ich konnte es an ihrer zappeligen Art ablesen, wie sehr sie mir etwas sagen wollte. „Na los, spuck' es aus.“, forderte ich sie auf, während ich mich in den Schnee neben das Gespann setzte. „Willst du nicht erst die Hunde aus schirren?“, fragte sie unsicher nach. „Die sind müde und können warten.“, gab ich zurück. Wie aufs Kommando kam Olaf, ein großer grau-weißer Alaskan Husky mit strahlend blauen Augen, zu mir und schleckte mir auffordernd über das Gesicht. Sanft schob ich seinen Kopf weg und begann ihn am Schwanzansatz zu kraulen. Rüden lieben das! „A-also die Polizei hat angerufen. Dein Vater ist im Gefängnis. Mehr haben sie mir nicht gesagt!“ „Hast du dir eine Telefonnummer geben lassen?“ „Ja! Sie hängt an der Pinnwand neben dem Telefon.“, bestätigte Sarah. „Kannst du dich bitte um die Hunde kümmern? Ich ruf sofort zurück.“, bat ich sie und verschwand kurz darauf im Haus. Drei Tage später war ich viele tausende Kilometer von meinem Haus entfernt und stand in einem fensterlosen Warteraum. Nachdem ich eine saftige Kaution bezahlt hatte, wartete ich nun auf meinem Vater. Verärgert lief ich auf und ab, wobei die Keilabsätze meiner Schuhe laut klackerten. Die metallene Gittertür, die als Durchgang zu den Zellen diente, wurde mittels Schlüssel geöffnet und mein Vater, begleitet von zwei bulligen Wachmännern, wurde in den Raum geführt. Nachdem die Polizisten uns alleine gelassen hatten, lachte mein Vater mir entgegen. „Na, Kleine?“ „Für was ziehe ich diese nuttigen Hacken an, wenn du mich noch immer als klein bezeichnest?“, fauchte ich ihn an und deutete dabei auf meine Schuhe mit hohem Absatz. Ich war wirklich nicht die Größte und versuchte das in der Öffentlichkeit mit hohen Schuhen zu kaschieren. Mein Vater lächelte weiterhin zu mir hinab. „Das nächste Mal hol ich dich nicht hier raus!“, drohte ich ihm mit dem Finger. Ich machte auf dem Absatz kehrt und verließ gefolgt von ihm das Gebäude. „Was denkst du dir eigentlich?“, fragte ich ihn lautstark, als wir hinaus auf die Straße traten. „Was glaubst du, wie ich mich dabei fühle?“ „Ich habe nach deiner Mutter gesucht.“, war die schlichte Antwort. Ich blieb stehen. Auf einmal fühlte ich mich so müde und eine tiefe Trauer drohte mich hinab zu ziehen. „Ivory, das war kein normales Erdbeben!“, setzte mein Vater an. „Doch das war es!“, unterbrach ich ihn. „Du hast diesen Riesen doch auch gesehen!“ „Ich war 5! Ich weiß nicht was ich gesehen habe.“, fuhr ich ihn an. Ich war den Tränen nahe. Er war immer noch von dieser Verschwörungstheorie überzeugt. „So was wie menschenfressende Riesen, die unter der Erde leben, gibt es nicht. Also-“ „Es gibt sie!“, wurde ich unterbrochen. Neben uns stand ein braunhaariger Junge. Mit ernstem Blick schaute er uns abwechselnd an. „Ich habe sie auch gesehen!“ „Eren.“ Ein Mädchen zog ihn mit sich, gefolgt von einem anderem Jungen. Ungläubig schauten wir ihnen hinterher. „Siehst du! Er hat sie auch gesehen. Ich muss dort noch mal runter.“, sagte mein Vater. „Ich habe nicht all diese Stunden bei einem Psychotherapeuten verbracht, um mich nun wieder diesem Terror auszusetzen!“, explodierte ich. „Ich weiß nicht was damals passiert ist und ich weiß nicht was ich gesehen habe, aber eins weiß ich: Meine Mutter ist tot und sie wird nicht wieder kommen! Mensch Papa, ich bitte dich. Wir haben doch nur noch uns. Komm mit mir nach Hause.“ „Nur noch ein Mal möchte ich dorthin.“, gab mir mein Vater zu verstehen. Ein tiefer Seufzer entglitt meiner Kehle. Gedanklich ging ich mehrere Szenarien durch. „Ok, ein letztes Mal, aber dann kommst du mit mir!“ „Versprochen.“, willigte er ein. Noch in der selben Nacht schlüpften wir durch ein Loch im Zaun in das abgegrenzte Gebiet. Im Prinzip hatten sie die ganze Stadt von der Außenwelt abgeschirmt. Offiziell hieß es, dass das Erdbeben 1995 große unterirdische Tunnel geschaffen hatte und deswegen große Teile der Stadt einsturz gefährdet sei. Wir liefen schon eine Weile durch die verlassenen Straßen. Im Strahl der Taschenlampe sahen die verfallenen Häuser ganz schön gruselig aus. Ein lautes Klirrend war aus einer dunklen Seitengasse zu vernehmen. Ich leuchtete in die Richtung aus der ich das Geräusch vermutete. Dort schepperte ein Deckel von einem Blecheimer auf dem Boden und eine Katze huschte in die Dunkelheit. Das Tiere hier noch lebten war für mich unbegreiflich. „Du bist zu laut.“, sagte mein Vater im Flüsterton. Stumm gestikulierte ich wild vor mich her, womit ich ihm klar machen wollte, dass ich dafür nichts konnte. Er deutete jedoch nur auf meine Stiefel. „Was soll ich denn machen? Etwa ausziehen?“ „Ja, der Boden ist warm.“ Kritisch betrachtete ich meinen Vater, ging dann jedoch in die Hocke und legte eine Hand auf den alten Asphalt. Er war tatsächlich warm! „Das kommt von den Riesen.“, erklärte er mir. Ich erhob mich wieder. Auffordernd blickte mein Schöpfer auf meine Schuhe. Etwas missgestimmt zog ich sie mir von den Füßen und stand dafür jetzt in barfuß da. Unglaublich! Ich hatte eine Jeans und eine Daunenjacke an, aber keine Schuhe. Der alte Herr war mir echt was schuldig. Wir setzten unseren Weg fort. Nach einer schier endlosen Wanderung hatten wir die Altstadt erreicht. Zerstörte Gebäude und einstige Sehenswürdigkeiten ragten in die Höhe. Überall lagen Schutt und Trümmer. Das alte Kopfsteinpflaster schien wärmer zu werden. Es dauerte noch etwas, dann hatten wir die Stelle erreicht, an der mir von 19 Jahren meine Mutter genommen wurde. Mein Vater lief schnurstracks auf dieses Loch zu. Ich jedoch blieb stehen und versuchte den Kloß in meinem Hals runter zu schlucken. Dabei bemerkte ich, wie der von Wolken bedeckte Himmel heller wurde. Anscheinend ging die Sonne auf. Waren wir etwa die ganze Nacht durchgelaufen? „Das musst du dir ansehen!“, riss mich mein Vater aus meinen Gedanken. Schnell eilte ich zu ihm. Er deutete in das unglaublich große Loch im Boden vor uns. Ich legte Schuhe und Taschenlampe ab und ging noch wenige Schritte weiter. Es war so warm geworden, dass ich den Reißverschluss meiner Jacke öffnete. In dem Krater meinte ich etwas erkennen zu können. Die Wolken zogen weiter und gaben endlich die Sonne, die mehr und mehr Licht spendete, frei. Und jetzt sah auch ich was dort unten lauerte. Eine abnormal große Gestalt saß da und schien zu schlafen. Sie war nackt und irgendwie glich die Anatomie nicht ganz der menschlichen. Derweil waren die Wolken vollends verschwunden und die Sonne leuchtete die Tiefe vor mir aus. Ich trat noch einen Schritt nach vorne. Plötzlich schlug die Gestalt die Augen auf und blickte mich direkt an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)