Rise of the Titans von Raija ================================================================================ Kapitel 23: Frauengespräche --------------------------- Kapitel 24 - Frauengespräche Völlig aus der Puste erreichte ich meinen Hof, wo ich die Stufen der Veranda hoch stolperte und die Haustür aufriss. Drinnen rannte ich rastlos umher, stopfte ein paar Kleidungsstücke in einen Rucksack und holte eine große Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Währenddessen hörte ich laute Motorengeräusche und als ich aus dem Fenster sah, flog ein Hubschrauber über meinem Haus davon. Ich rannte ins obere Geschoss und fummelte das Säckchen mit meinem Erspartem unter der Matratze hervor. Auch dieses wanderte in meine Tasche. Hastig eilte ich wieder nach draußen, schmiss den Rucksack in Richtung der Garage, worin sich mein Zweitwagen befand, und betrat den Hundekennel. Ich wusste, dass die Titanen den Hunden keinerlei Beachtung schenken würden, dennoch wollte ich sie frei lassen. Ich ertrug den Gedanken nicht, dass sie eventuell unter Trümmern verschüttet werden könnten oder in ihren Zwingern verhungern würden. Denn eins war klar für mich: Solange die Sonne nicht unterging, war eine Rückkehr hierher ausgeschlossen. Vielleicht in ein paar Monaten, aber bis dahin musste ich mich von allem trennen. Schweren Herzens öffnete ich eine Zwingertür nach der anderen, dabei hörte ich schon, wie gewaltige Schritte sich näherten. Ich öffnete das große Tor des Freilaufes, damit die Hunde in den Wald flitzen konnten. Einige waren sofort auf und davon, ein paar hüpften um mich herum und verlangten nach meiner Aufmerksamkeit. Jedoch ignorierte ich sie, was mir in der Seele weh tat, und hechtete zurück zur Garage. Kaum war ich dort angekommen, brachen die Bäume am Waldrand weg und ein Titan kam zum Vorschein. Augenblicklich hatte er mich entdeckt. Panisch sah ich mich um und griff nach dem erstbestem Verteidigungsmittel, dass ich in der Garage liegen sah. Für einen Bruchteil einer Sekunde wunderte ich mich, dass es ausgerechnet eine Kettensäge sein musste, doch war mir gerade jedes Mittel recht, um meine Haut zu retten. Mit einem Ruck an dem Starterseil heulte der Motor auf. Der Titan stürzte sich auf mich, sobald ich aus der Garage wieder heraustrat, und ich konnte gerade noch rechtzeitig die Säge in Position bringen, damit er mich nicht erwischte. Seine Fingerglieder landeten dampfend auf dem Boden. Allerdings war das kein Grund zur Freude, denn dafür holte er mit der anderen Hand aus und klatschte mich um. Die Säge fiel mir aus den Händen und erst der Maschendrahtzaun, der um die Hundezwinger gespannt war, hielt meinen Körper auf. Benommen schüttelte ich den Kopf, richtete mich auf, wollte fliehen, doch war ich eingekesselt. Plötzlich wurde ich an der Taille gepackt und über eine Schulter geworfen. Erstaunt erkannte ich einen grünen Umhang. Ich hob gradewegs den Blick und sah zu dem Titan, der in diesem Moment zu Boden ging. Natürlich war es kein anderer als Levi gewesen, der den Titan niedergestreckt hatte, und dabei noch so unverschämt gut aussah, dass man am liebst gleich mit ihm in die Kiste hüpfen würde. Wie sehr ich ihn dafür hasste, denn meine Gefühle für ihn flammten direkt wieder auf und wollten ihn auf Knien nach Aufmerksamkeit anbetteln. Aber nicht mit mir! Er hatte mich verletzt und abgeschoben und genau das sollte er noch zu spüren bekommen. Missgestimmt zog ich die Mundwinkel nach unten. In meinen Racheplänen vertieft, bemerkte ich gar nicht, wie ich abgesetzt wurde. Eine Hand wedelte in meinem Blickfeld auf und ab, was mich erwachen und den Kopf anheben ließ. Vor mir erkannte ich Erd, der mich belustigt musterte. „Dich kann man wirklich nicht allein lassen.“ „Ich freu mich auch dich zu sehen“, sagte ich, als wäre dies nicht der Fall, was jedoch nur gespielt war. Kurz sahen wir uns an, ehe wir, trotz der weniger erfreulichen Umstände, zu lachen begannen. Ich wollte ihn umarmen, da ich mich wirklich sehr freute ihn zu sehen, doch er hob anwehrend die Hände. „Wow, nicht so stürmisch! Sieh dich erst mal an, so gibt’s keine Umarmung.“ Beleidigt schob ich die Unterlippe vor. Allerdings hatte Erd recht. Würde ich mich verdautes Ding mit meinen dreckigen Klamotten an ihn schmeißen, so wäre seine Kleidung nicht länger weiß und strahlend rein. Mittlerweile hatten sich Petra, Auruo und Gunther zu uns gesellt. Levi stand an das Auto gelehnt und reinigte seine Schwerter. Die Begrüßung war herzlich und ich hatte das Gefühl, als hätte ich sie gestern das letzte Mal gesehen. Petra zog scherzhaft an meinem geflochtenem Zopf. „Wie ich sehe, hat dir meine Frisur nicht gefallen“, witzelte sie. Sie blickte auf ihre Hand, an der nun das Blut aus meinen Haaren klebte. Angewidert verzog sie das Gesicht, weshalb ich loslachte. „Komm, wir gehen rein, da kannst du dir die Hände waschen“, schlug ich vor. „Lasst euch nicht zu viel Zeit. Wir sollten schnellstmöglich verschwinden“, ermahnte Gunther. Allesamt stimmten wir ihm zu. „Ok, ich geh aufs Dach und halte ausschau“, sagte er und schon war verschwunden. „Dann warte du am Auto, falls ein Funkspruch reinkommt, Auruo“, schlug Petra vor. Auruo meckerte, wackelte aber Richtung Auto davon. Im Haus stieg ich mit Petra die Treppen zum Obergeschoss empor, schubste sie sanft ins Bad und verschloss hinter uns die Tür. „Was hast du denn vor?“, fragte sie skeptisch. „Schau mich an, ich muss dringend duschen“, erklärte ich, während ich mir mein Oberteil über den Kopf zog. „Wolltest du dir nicht die Hände waschen?“, erinnerte ich sie. Daraufhin wandte sie sich von mir ab und trat ans Waschbecken. „Wie kommt es, dass ihr ausgerechnet hier seid?“, fragte ich, während ich das Wasser aufdrehte. Petra setzte sich auf den Klodeckel. „Hanji hat ein Nest unweit von hier ausfindig gemacht.“ „Wo?“, wollte ich wissen. Irgendwo bei Hetta.“ „Das ist wirklich nicht weit. Mich wundert es, dass die Titanen hier oben auftauchen, wo das Land nicht so dicht besiedelt ist.“ „Hast du in letzter Zeit irgendetwas von der Welt mitbekommen, Ivory?“, schoss es aus Petra, dabei schwang ein entgeisterter Ton in ihrer Stimme. „Nö, hab ich denn was verpasst?“ Petra starrte mich ungläubig an. „Das Erdbeben von Nepal?“, fragte sie. „Ja habe ich im Fernsehn gesehen. Das war 2015, stimmt`s?“ „Na immerhin. Das konnte man nicht nicht mitkriegen“, grummelte sie, „Was denkst du, wer dafür verantwortlich war?“ „Die Titanen“, schlussfolgerte ich, wobei meine Stimme belegt klang. „Richtig“, bestätigte sie. „Von dem Rest hast du nichts gehört?“, fragte Petra, „Dem Dammbruch, der Tsunami, das andere Beben?“ „Nein, ich hatte seit ich von Nepal erfahren habe kein Fernsehn mehr geschaut.“ Fassungslos schüttelte Petra mit dem Kopf und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. „Ich wollte eben nichts sehen, dass mich an euch erinnert“, gab ich etwas verärgert zu. Ich drehte das Wasser ab, schnappte mir ein Handtuch, in das ich mich einwickelte, und trat aus der Dusche. „Und dann hat Erwin gerade euch hierher geschickt?“, fragte ich nach. „Nein, Levi wollte es so.“ „Was?“, stieß ich verdutzt aus. Ich lehnte mich an die Zimmertür und verschränkte die Arme vor der Brust. „Hanji hat ihm von dem Nest erzählt. Da hat er bei Erwin den Antrag gestellt, dass wir in diese Gegend kommen“, erklärte Petra. Das wollte ich nicht glauben. Besonders nicht nach der Aktion, die er sich geleistet hatte. Wie konnte er mich hier aussetzen und dann, Jahre später, zu meiner Rettung eilen? Hielt er sich für einen bescheuerten Disney-Prinzen oder was? Die Verwunderung stand mir anscheinend ins Gesicht geschrieben, denn Petra begann seine Tat zu begründen. „Du bist ihm nicht so egal, wie er es nach außen hin ausdrückt.“ Ich schnaubte verächtlich, doch ließ sich Petra nicht von dieser Geste verunsichern. „Seit du nicht mehr da bist, hat auch er sich verändert. Wenn man ihn etwas länger kennt, merkt man, dass ihm etwas fehlt. Ivory, er vermisst dich!“ Gerade als ich widersprechen wollte, klopfte es an der Tür, an der ich lehnte. „Ich unterbreche eure Frauengespräche ja ungern, aber wir sollten uns langsam mal aus dem Staub machen“, drang Erds Stimme gedämpft zu uns vor. Kurz sahen Petra und ich uns kopfschüttelnd an, ehe ich die Tür öffnete. „Hast du etwa gelauscht?“, fragte ich ihn vorwurfsvoll. „Ein bisschen vielleicht“, gab Erd zu, trat dann den Rückzug an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)