Farbenspiel von Rabenkralle ================================================================================ Himmelblau [Shikamaru (x Temari)] --------------------------------- Himmelblau Wie jeden Tag, wenn es das Wetter zuließ, lag ich in meiner Mittagspause im Gras und betrachtete ihn. Meist suchte ich nach einer Wolke, die ich verfolgen konnte, aber heute begnügte ich mich mit dem strahlendem Blau des Himmels. Das musste ich auch, so ganz ohne Wolken, aber das machte mir nichts aus. Die Sonne tauchte die Lichtung, auf der ich mich befand, in gleißendes Licht und wärmte mich. Obwohl der Frühling laut Kalender erst vor zweieinhalb Wochen begonnen hatte, war es ungewöhnlich warm für Anfang April. Ich vernahm das Summen eines Insektes. Die Nachwirkungen des kurzen Winters waren verschwunden und die Umgebung so voller Leben. Das mochte ich. Es näherte sich mir, dann flog es über mir hinweg ins Blaue. Himmelblau … Die Farbe hatte mir schon immer gefallen. Vermutlich schaute ich wegen dieses Farbtons so gerne in den Himmel. Und so sehr ich den Anblick der Wolken mit ihrem Weiß und den Grauschattierungen mochte: Gegen dieses Blau kam es nicht an. Nicht, seitdem sich ein neuer Aspekt in meinem Leben aufgetan hatte. »Shikamaru!« Ich hörte Schritte. Jemand blieb neben mir stehen und schnappte nach Luft. »Meine Güte, warum treibst du dich ausgerechnet heute hier im Wald herum?« Sakura seufzte und strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Es ist so weit«, sagte sie und schenkte mir ein Lächeln. »Temari wartet schon auf dich.« Ich warf einen letzten Blick in den Himmel. Himmelblau … Von heute an hatte diese Farbe eine besondere Bedeutung für mich. Ich lächelte. Es war die Farbe, die mein erstgeborenes Kind in nächster Zeit sehr oft tragen würde. Graubunt [Kankurou (& Temari)] ------------------------------ Graubunt Liebe Temari, ich und Gaara bedauern es immer noch sehr, dass du nicht mehr hier bist. Das Haus ist so still und leer ohne deine sarkastischen, aber lieb gemeinten Sprüche und dein fröhliches, manchmal auch schadenfrohes Lachen fehlt uns sehr. Du hast Farbe in unser Leben gebracht, doch ohne dich ist es nur noch grau. Ich vermisse dein Essen. Okay, oft war der Geschmack eher zweifelhaft und ich frage mich immer noch, wie du es geschafft hast, alles und jedes anbrennen zu lassen, aber nun sehne ich mich nach einem deiner rustikal angebratenen Steaks, die du immer so schön nach Holzkohleart zubereitet hast. (Ehrlich, auch wenn ich ständig gemeckert habe, es hat mir nichts ausgemacht, das Verbrannte – und das war eine ganze Menge! – wegzuschneiden.) Oder die verkohlten Pommes, die du uns gelegentlich aufgetischt hast. Die meisten waren schwarz, aber die wenigen, die überlebt hatten, waren ein absoluter Hochgenuss. Oder deine Tomatensoße. Sie schmeckte einzigartig auf ihre Weise und sah trotzdem so wunderschön frisch und rot aus. Mit dem Spinat hatten Gaara und ich manchmal eine wirklich bittere Pille zu schlucken, aber das Dunkelgrün der Blätter war ein reiner Augenschmaus. Und im Pizza aufbacken hat dir niemand so schnell etwas nachgemacht. Ich träume hin und wieder von einem deiner Meisterwerke mit Salami und viel Käse – goldgelben Käse, so verlockend wie ein Haufen Münzen derselben Farbgebung. Du siehst, dein Essen war immer etwas Besonderes für mich (und auch für Gaara). Etwas Gewöhnungsbedürftiges, aber es war besonders (im wahrsten Sinne des Wortes). Und der Vorteil, den wir haben: Unsere Mägen sind davon so abgehärtet, dass ihnen keine Lebensmittelvergiftung der Welt etwas anhaben kann. Ach ja, und dick sind wir deshalb auch nicht geworden. Vielen Dank dafür, Schwesterherz! Apropos: Hat sich dein Kerl schon an deine Kochkünste gewöhnt? Ich hoffe nicht und wünsche mir, dass er sich eines Tages daran verschluckt und – Ups, ich schweife vom Thema ab. Was fandest du eigentlich noch mal an ihm? Klar, ich kann mir vorstellen, dass die vier Monate, die du jedes Jahr in Konoha verbracht hast, langweilig waren und dass ein bisschen Spaß Abwechslung in den öden Alltag gebracht hat, aber warum musstest du dich in den Trottel verlieben? Echt, ich versteh es nicht. Du hast doch ständig gesagt, dass du nicht auf Dunkelhaarige stehst und auf gar keinen Fall einen nehmen würdest, der jünger ist als du. Und was nun? Jetzt hast du einen intelligenten, aber unmotivierten Langweiler an der Backe, der sich selbst im Weg steht (ansonsten könnte er es sogar zu was bringen) und – was zur Hölle hat dich dazu getrieben? – dich von ihm schwängern lassen. Also ehrlich, was ist nur in dich gefahren? Einen so schlechten Männergeschmack hätte ich dir niemals zugetraut. Ach ja, wie geht es dir und dem Würmchen? Ich hoffe , dass es sich gut entwickelt und dir die Schwangerschaft nicht allzu viele Probleme macht (falls doch, sag Bescheid, dann nehm ich mir den Verursacher des Ganzen zur Brust). Ich weiß, gut zwei Monate hast du noch, aber muss ich jetzt was in rosa oder in blau besorgen? Oder wäre dir etwas Neutrales wie weiß oder grün lieber? Lila fände ich auch nicht verkehrt – schließlich ist es deine Lieblingsfarbe –, aber wenn es ein Junge wird, wäre diese Farbe diskussionswürdig. Das war es erstmal wieder von hier. Wenn dir der Idiot irgendwie blöd kommen sollte (ich wette, das kommt täglich vor), pack deine Sachen und komm einfach wieder zu uns zurück. Die Wüste ist ohnehin viel schöner als die olle Waldlandschaft, die man im Feuerreich bis zum Abwinken hat. Gut, momentan ist Winter bei euch, aber ich hätte an deiner Stelle von den tausend Bäumen mit ihren Millionen Grüntönen (was für eine furchtbar hässliche Farbe!) schon Alpträume. In Liebe, Kankurou PS: Herzliche Grüße auch von Gaara! PPS (an den Mistkerl): Wie konntest du es wagen, uns unsere Schwester wegzunehmen? Wenn du ihr das Herz brichst oder sie auf sonst eine Weise unglücklich machst, kannst du was erleben! Dann komme ich persönlich vorbei und es wird mir das reinste Vergnügen sein, dich zu zerlegen und als Marionette auf dem Flohmarkt zu verscherbeln. Lass dir das gesagt sein! Babyblau [Temari (& Kankurou)] ------------------------------ Babyblau Kankurou, du bist ein Arsch! Was bildest du dir ein, dem Vater meines Kindes Morddrohungen zu machen? Ich weiß selbst, dass er nicht der fleißigste Mensch ist und seine Bequemlichkeit mich manchmal ganz schön auf die Palme bringen kann (und nein, es bricht mir damit weder das Herz noch macht es mich unglücklich – niemand auf dieser Welt ist perfekt), aber dafür hat er ganz andere Qualitäten, von denen du Großkotz nur träumen kannst. Wenn du es tatsächlich wagen solltest, ihn umzubringen, mach ich dich fertig, bis du dir wünschen wirst, dass du an seiner Stelle gestorben wärst. Also halte dich in Zukunft gefälligst zurück, wenn du an deinem Leben hängst. Und mein Liebesleben geht dich einen verdammten Scheißdreck an! Mit wem ich Spaß habe (aber da du es anscheinend unbedingt wissen willst: den hatte ich damals definitiv) und in wen ich mich verliebe, entscheide ich ganz allein. So, nun aber zu den schöneren Dingen. Um gleich auf deine Frage zu antworten: Es wird ein Junge. Aber wag es ja nicht, mir babyblaue Sachen zu schicken. Ich kann diese Farbe nicht mehr leiden, seit Shikamarus Mutter (ja, der Idiot hat tatsächlich einen Namen, also benutz ihn auch!) den Schrank im Kinderzimmer (das sie übrigens auch so streichen wollte – aber nichts da!) mit Kleidung in diesem Farbton vollgestopft hat, die mindestens für Drillinge ausreichen würde. Anstatt Shikamaru mit kindischen Drohungen zu belästigen, solltest du ihr lieber einen Besuch abstatten. Ehrlich, da hätte ich nichts gegen. Die Frau ist der nervigste Mensch auf Erden und ein Dämpfer würde ihr nur gut tun – aber übertreib es nicht, denn sie ist im Gegensatz zu mir eine begnadete Köchin. (Ach, deine nette Kritik an meinem Essen geht mir übrigens, gelinde gesagt, am Allerwertesten vorbei.) Davon einmal abgesehen geht es uns bestens. Dein Neffe wächst und gedeiht und wenn er nicht gerade einen Tiefschlaf hält (er kommt halt ganz nach seinem Vater), kann er ganz schön austeilen. Ich bin ganz froh, dass es für ihn wohl keinen Reiz hat, mit meiner Blase oder meinem Magen Kickboxen zu spielen. Generell ist die ganze Schwangerschaft bis jetzt sehr unkompliziert verlaufen. Okay, so kurz vor dem Ende wird es anstrengend für mich (du glaubst nicht, wie ätzend es ist, wenn man nachts ständig aufs Klo rennen muss – und was ist eine bequeme Liegeposition?) und es sieht ziemlich bescheuert aus, wenn man wie ein fußkranker Pinguin durch die Gegend watschelt, aber im Großen und Ganzen kann ich mich nicht beklagen. Mein Bauch ist riesig. Obwohl es bis zum Termin noch fünf Wochen sind, werde ich jetzt schon ständig gefragt, wann der Kleine denn endlich dort raus will. Schon nervig diese Fragerei, aber zum Glück wagt es niemand, meine Kugel zu betatschen – zum Glück für die Leute, sonst gäbe es einige unappetitliche Fettflecken auf der Straße. (Hab ich das wirklich geschrieben? Na ja, wenigstens weiß ich jetzt, warum Shikamaru mich manchmal gruselig findet.) Und ja, ich vermisse Gaara und dich (wenn ich mir deinen letzten Brief angucke, frage ich mich zwar warum) auch, aber ihr seid nicht aus der Welt. Kommt einfach alle sechs Monate zur Endausscheidung der Prüfung her, dann sehen wir uns regelmäßig. Und wenn der Kleine in eineinhalb bis zwei Jahren reisefähig ist, kommen wir euch auch wieder besuchen. Es ist Ende Februar und die ersten Vorboten des Frühlings kündigen sich an. Ich mag die Wüste, aber ich hab wirklich keine Lust, mir hochschwanger bei den Temperaturen einen Wolf zu schwitzen. Ich finde übrigens, dass grün eine schöne Farbe ist. Also kauf für deinen Neffen farbtechnisch irgendwas in die Richtung (und das sag ich nicht nur, um dich zu ärgern) – die Hauptsache ist, dass es nicht baby-, himmel-, blass- oder was-weiß-ich-was!-blau ist! (Ich wünschte, ich hätte den Nerv dazu, dann würde ich den ganzen Kram umfärben.) Richte Gaara meine allerliebsten Grüße und eine Umarmung aus. Temari PS: Glaub ja nicht, dass ich den Bullshit vom letzten Mal vergessen habe, weil mein Geschreibsel zum Ende nett klingt. Dir ziehe ich meinen Fächer noch Sekunden vor der Geburt über den Schädel, wenn du es wagen solltest, in dem Moment Shikamaru anzugehen. Und das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen. Merk dir das! Mitternachtsblau [Naruto x Sakura x Hinata] ------------------------------------------- Mitternachtsblau Naruto schaute aus dem Fenster in den dunklen Nachthimmel. Er schien schwarz, doch je mehr sich sein Blick dem Vollmond näherte, hellte er sich ein wenig zu einem wunderschönen Mitternachtsblau auf. Er wandte sich zu seinem Bett um. Die Decke hob und senkte sich von dem Atem der Person, die dort schlief. Über Jahre hinweg war er in sie verliebt gewesen und nach tausend Absagen, die er von ihr kassiert hatte, hatte sie nun doch nachgegeben. Er erinnerte sich an das Versprechen, das er ihr gegeben hatte. Dass er Sasuke zurück nach Konoha bringen würde, doch das hatte er nie. Naruto wusste nicht, was Sakura dazu bewegt hatte, ihre große Liebe aufzugeben, doch sie hatte es getan. Und nun lag sie in seinem Bett. Er wusste, dass er glücklich darüber sein sollte, doch er war es nicht. Es machte ihm nichts, dass er nur die zweite Geige bei ihr spielte, denn er liebte sie. Zumindest dachte er es. Mitternachtsblau … Diese Farbe ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Es war der Farbton, den ihre Haare hatten. Hinatas Haare. Lange Zeit hatte er gedacht, dass sie nur eine gute Freundin war, doch als er seine Beziehung zu Sakura bekannt gegeben hatte, hatte er ihr das Herz gebrochen. Der Blick, den sie ihm zugeworfen hatte, hatte wehgetan und selbst ein Stück aus seinem Herzen gerissen. Völlig unerwartet, schließlich sollte er glücklich sein. Aber es war nicht so. Nicht mal im Ansatz. Naruto betrachtete den pinkfarbenen Haarschopf, der auf seinem Kopfkissen lag. Es war die falsche Farbe, die völlig falsche Farbe. Lang und glatt sollten sie sein. Und in einem wunderschönen Mitternachtsblau. Er stand auf, zog sich an und nahm sich seinen Haustürschlüssel von der Kommode. Einen Augenblick zögerte er noch, dann verließ er die Wohnung. Er betrachtete den klaren Himmel der Nacht. Nahe des Mondes war er nicht schwarz, sondern blau. Mitternachtsblau. Smaragdgrün [Sasuke x Sakura] ----------------------------- Sasuke hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte und die Wohnungstür aufgestoßen und wieder geschlossen wurde. Ein Paar Schuhe landeten in einer Ecke des Flures und hektische Schritte tönten über den Holzfußboden.   »Tut mir leid, dass ich so spät bin.« Sakura warf ihm ein entschuldigendes Lächeln zu und hauchte ihm einen Kuss auf den Mund. »Ich konnte mich wieder nicht entscheiden, welchen Film ich ausleihe.« Wie immer, dachte Sasuke, sprach es jedoch nicht aus und nahm ihr die Tüte ab. Er betrachtete die Hülle der DVD. Als er den Titel sah, zuckte unbemerkt seine rechte Braue nach oben.   »Wie ein einziger Tag«, las er und schaute seine Freundin skeptisch an. »Hatten sie nichts, das weniger schnulzig klingt?« Sie lächelte. »Zugeben, es klingt kitschig, aber ich habe nur Gutes über den Film gehört.«   Sasuke nahm das Cover genauer in Augenschein. Ein Mann und eine Frau, die offensichtlich einen Wet-T-Shirt-Contest ausgetragen hatten, waren in einer sinnlichen Pose darauf zu sehen. Und die Unterschrift sprach Bände: Jede große Liebe hat eine große Geschichte … Er gab zu, dass da etwas dran war. Jeder Liebesfilm, den er sich bis jetzt mit ihr angesehen hatte, erzählte eine große, kitschige Geschichte voll dämlicher Klischees. Und er wusste, das würde bei diesem Streifen nicht anders sein, obwohl er noch nicht eine Sekunde davon gesehen hatte. Er drehte die Hülle um. Als er die Laufzeit erblickte, verspürte er den Drang, mit dem Kopf voran gegen die nächste Wand zu laufen. Wie sollte er zwei Stunden geballten Kitsch bloß überleben?   »Alles in Ordnung?«, fragte Sakura besorgt. »Du siehst auf einmal so bleich aus.« Sasuke schüttelte den Kopf. »Mir ist nur eingefallen, dass mir im Missionsbericht ein kleiner Fehler unterlaufen ist.« »Was denn für einer?« »Ich habe am Ende des letzten Satzes den Punkt vergessen«, antwortete er und seine Freundin brach lauthals in Gelächter aus.   Das war ihm tatsächlich vor ein paar Wochen passiert, nur dass er sich in Wirklichkeit nicht viel daraus gemacht hatte. So pedantisch war er dann doch nicht.   »Du bist ein unverbesserlicher Perfektionist.« Sakura wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln, warf sich auf die Couch und klopfte mit der linken Hand auf die Sitzfläche. »Wie sieht es aus? Hast du Lust auf eine schnulzige Romanze?«   Sie strahlte ihn an, als könnte sie sich nichts Schöneres vorstellen, wie sie diesen Abend verbringen konnte. Sein Blick ruhte einen Moment auf ihrer erwartungsvollen Miene, die tief unter ihrer Oberfläche darauf wartete, dass sie ihm weitere Argumente auftischen konnte, um ihn zu überzeugen. Aber das musste sie nicht. Sasuke öffnete die Hülle, kehrte ihr den Rücken zu und legte die Scheibe in den DVD-Player. Er schmunzelte. Was tat er nicht alles, um ihre wundervollen, smaragdgrünen Augen leuchten zu sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)