Panem Adventskalender von District_13_rising ================================================================================ Kapitel 18: 21.12 - Lilly Dearing --------------------------------- Der vierte Advent Jahr der 74. Hungerspiele Im Haus der Dearings lief leise Weihnachtsmusik. Es war der vierte Advent, nur noch drei Tage bis zum heiligen Abend. Der vierte Advent war bei den Dearings ein besonderer Tag. Denn an diesem Tag wurden morgens Plätzchen gebacken und abends wurde gemeinsam mit der ganzen Familie der Weihnachtsbaum geschmückt. So sollte es auch dieses Jahr passieren. Lilly saß mit Nathan in der Küche und naschte von den noch lauwarmen Plätzchen. „Esst nicht so viele warme Plätzchen, sonst bekommt ihr Bauchschmerzen!“, tadelte Cecelia ihre beiden Großen. Michael, der neben ihr stand und beim Abwaschen half, schmunzelte bei der Aussage nur. Hatte er nicht eben seine Frau dabei erwischt wie sie ebenfalls Plätzchen vom Blech geklaut hatte? Also hatten die Kinder diese Eigenschaft sicher nicht gestohlen. „Aber Mum, die schmecken warm am Besten!“, beteuerte Nathan und schob sich zur Bestätigung noch ein Plätzchen in den Mund. „Nathan, das wollte ich haben!“, beschwerte sich Lilly und schaute hilfesuchend zu ihren Eltern. Ja, Weihnachten lief bei den Dearings immer besonders harmonisch ab. „Ich bin wieder da!“, ertönte Dahlias fröhliche Stimme im Flur und die Haustür fiel schwer ins Schloss. Da es draußen gerade wie verrückt schneite, sah Dahlia aus wie ein kleines Schneemonster, als sie in die Küche kam. Dick eingemummelt mit Schal und Mütze klebten an ihrem ganzen Körper die feinen Schneeflocken. „Bist du allein hergekommen?“ Cecelia wirkte alarmiert. Michael legte ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter. „Ruhig, Schatz. Schau doch aus dem Fenster. Da läuft dein Vater.“, erklärte er und nahm Dahlia die Kiste, die sie ihm präsentierte, ab. „Ich hab ganz viel gebastelt.“, verkündete sie stolz, während sie sich in der Küche auszog und sich ein kleiner Wassersee um sie herum bildete, da der Schnee zu schmelzen begann. „Komm, Prinzessin, das machen wir lieber im Flur.“, kümmerte sich Michael um das Problem und stellte die Box auf den Küchentisch. „Aber nicht reinschauen!“, drohte Dahlia im Hinausgehen mit ernster Miene und gehobenen Zeigefinger. Während Cecelia die Pfütze aufwischte, räumten Nathan und Lilly den Küchentisch frei. Natürlich nicht, ohne sich noch einmal das ein oder andere Plätzchen zu gönnen. „Sie kann manchmal schon ziemlich bestimmerisch sein, was?“, grinste Lilly ihren großen Bruder an. „Und was denkst du, wo sie sich das abschaut?“, neckte er sie sofort, was sie ihm mit einer heraus gestreckten Zunge dankte. Ihre Mum lächelte daraufhin nur selig vor sich hin. Es war doch wirklich schön, wenn alle auf einem Haufen waren. Es wurde nie langweilig. Dahlia kam wieder zurück in die Küche gerannt und krabbelte auf einen der Stühle, um ihre Werke auszupacken. Sie hatte den Vormittag mit ihrer Grandma gebastelt, da sie im letzten Jahr beim Backen die Küche in ein weißes Winterwunderland verwandelt hatte. Sie hatte es so schön gefunden, dass draußen alles weiß gewesen war und wollte auch drinnen eine Winterlandschaft erschaffen. Da war ihr die große Packung Mehl gerade recht gekommen. Lilly konnte sich noch gut daran erinnern wie sehr ihre Eltern geflucht hatten, da sich das Mehl in jede noch so kleine Ritze gesetzt hatte. Daher war Dahlia dieses Jahr zwangsverbannt worden. Allerdings nicht einfach so, sie hatte eine sehr wichtige Aufgabe bekommen: sie hatte Schmuck für dein Weihnachtsbaum und die Fenster basteln sollen. Und nun war sie dabei, ihre Werke vorzuzeigen. „Hier, das war mein Erstes. Das ist noch nicht so gut geworden.“ Sie hielt einen kleinen Stern aus rotem Karton hoch, der an einem feinen silbernen Bändchen hing. Man konnte sehen, dass die Ecken nicht sehr sauber ausgeschnitten waren. „Aber dann hat mir Grandma gezeigt, wie man das besser macht.“ Dahlia war völlig in ihrem Element. Sie kramte immer mehr Sterne hervor und selbst Lilly musste eingestehen, dass man den Fortschritt, den sie beim Basteln gemacht hatte, deutlich sehen konnte. „Das ist mein Lieblingsstern.“, schloss sie ihre kleine Vorschau und hielt einen großen Stern hoch. Er war silbern und Dahlia hatte mit Glitzer noch kleine Sterne darauf gemalt. „Wow, der ist wirklich schön.“, lobte Lilly ihre kleine Schwester und nahm ihr den Stern ab, um ihn noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. „Und das hast du ganz alleine gemacht?“ - „Ja.“ Der Stolz in Dahlias Stimme war nicht zu überhören. „Na wenn das so ist, hast du dir ein besonders schönes Plätzchen verdient.“, sagte Cecelia und holte das Blech von der Küchentheke, um es in die Mitte des Tischs zu stellen. „Aber Mum, die sind doch noch warm!“, warf Nathan feixend ein. „Als würde euch das interessieren.“, seufzte Cecelia und nahm selbst eine der kleinen Köstlichkeiten. Ein wenig später am Tag war es dann endlich soweit: Cecelia hatte mit den Mädchen Tee gekocht und stellte die mittlerweile abgekühlten Plätzchen im Wohnzimmer auf dem Tisch bereit. Die Männer waren los gezogen, um den schönsten Baum zu kaufen, der in ganz Distrikt 8 zu finden war. „Darf ich den Baum alleine schmücken?“, fragte Dahlia, die ihren selbst gebastelten Schmuck andächtig auf dem Sessel ausbreitete. „Nein, wir machen das zusammen.“, warf Lilly gleich ein und stellte eine Kiste mit dem übrigen Weihnachtsschmuck auf den Boden. Wenn Dahlia es alleine machen würde, hätte die Kleine zwar ihren Spaß damit, aber der Baum würde sehr komisch aussehen. Sie hatten das schon einmal probiert und Dahlia hatte die unmöglichsten Farben miteinander kombiniert. Sie hatte einen bunten Baum gewollt. Naja, man lernte aus seinen Fehler und irgendwann wäre Dahlia auch alt genug, um einzusehen, dass manche Farben nicht zusammen am Baum hängen konnten. „Wir machen ihn dieses Jahr Silber und Blau.“, entschied Cecelia und ließ sich auf das Sofa fallen, während die Mädchen die Kugeln aus den Kisten holten. „Also ich finde Rot viel schöner.“, erklärte Dahlia und spielte mit einer der roten Kugeln herum. „Aber Rot kombinieren wir immer mit Gold.“, erklärte Lilly. „Und da du fast nur silberne Sterne gebastelt hast, können wir kein Rot nehmen.“ Man konnte ihrer kleinen Schwester ansehen wie es in ihrem Kopf arbeitete. Das schien wohl letztlich auch ihr ein zu leuchten. Als die Haustür aufging, sprang Dahlia quietschend auf und rannte in den Flur. „Wir haben einen Baum! Wir haben einen Baum!“, rief sie und tanzte wieder zurück ins Zimmer, gefolgt von Nathan und Michael, die einen schönen großen Baum herein brachten. „Der sieht toll aus.“, freute sich Cecelia, als er aufrecht im Raum stand. „Wir haben ihn auch gerade noch so bekommen. Der alte Kauz vom anderen Ende der Straße war schon fast bei ihm angekommen und dann hätten wir wieder mit ihm herum diskutieren müssen wie im letzten Jahr. Ich kann immer noch nicht glauben, dass du mich gezwungen hast, ihm eine Dose Plätzchen als Bestechung anzubieten.“ Michael schaute seine Frau belustigt an. Ja, manchmal kam sie auf komische Idee, da wunderte es ihn gar nicht, dass seine Kinder auch mit solchen Dingen ankamen. „Jetzt redet nicht so lange, macht den Baum fertig, damit ich endlich schmücken kann!“, quengelte Dahlia und hielt schon zwei ihrer Sterne in ihren Händen bereit. „Du meinst, dass WIR anfangen können.“, verbesserte Lilly ihre Schwester und bewaffnete sich ebenfalls mit Kugeln. Als der Baum stand, setzte sich Michael zu Cecelia und legte seinen Arm um sie. „Na, bist du zufrieden?“ Ihre Blicke waren auf den Baum und ihre Kinder gerichtet, die eifrig wie kleine Honigbienchen umher schwirrten und die grünen Zweige schmückten. „Sehr. Wieso kann nicht öfter Weihnachten sein?“ Cecelia lehnte ihren Kopf entspannt an ihren Mann. „Naja, dann wäre es ja nichts Besonderes mehr, oder?“, stellte Michael fest. „Mum! Dahlia hängt immer genau da ihre Sterne hin, wo ich die Kugeln haben möchte!“, schimpfte Lilly verärgert, aber ihre Eltern lächelten nur. „Dann such dir doch einen anderen Platz, Schätzchen.“, schlug ihre Mum vor. „Ich möchte aber diesen einen Zweig, weil man den am besten von dem Sofa aus sieht.“ Lilly stand da und wehrte gerade Dahlias Hände ab, die einen Stern an der Stelle platzieren wollten. Sie hielt die Hände ihrer Schwester fest umklammert. „Dahlia!“ - „Lilly! Hör auf. Mum, Lilly hält mich fest!“, beschwerte sich nun auch die Kleine und versuchte sich zu befreien. Wie es nicht anders hätte sein können, kam genau in diesem Moment Nathan von der anderen Seite des Baums gelaufen und hängte an besagten Zweig eine silberne Kugel. „Nathan!“, echote es aus den Mündern von Lilly und Dahlia. Die Empörung war den Mädchen geradezu ins Gesicht geschrieben. „Tja, wenn ihr euch nicht entscheiden könnt...“, sagte der nur und grinste seine Schwester frech an. Wie durch eine stille Absprache rannten die zwei Mädchen gleichzeitig los, um auf ihren großen Bruder Jagd zu machen. „Das wirst du büßen!“, rief Lilly, während Dahlia ihr lautstark zustimmte: „Ganz genau!“ Nathans Lachen konnten Michael und Cecelia noch hören, als die Kinder schon lange verschwunden waren. Ja, der vierte Advent war eben etwas ganz Besonderes bei den Dearings. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)