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Babysitten für Fortgeschrittene

von

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Der Profi-Babysitter

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Old McDonald had a Farm

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Planschbecken

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Babysitter digitiert zu Adoptivvater

Das Training der nächsten Tage fand in ungewöhnlich guter Stimmung statt. Die Kinder waren gut drauf, sogar Takeshi war gehorsam und es machte sogar ein wenig Spaß, mit ihnen zu arbeiten. Wir machten Fortschritte, die wegen der ständigen Reibereien vorher nicht möglich gewesen wären und ich war sogar ein bisschen stolz auf meine Schützlinge. Ich dachte schon, die erste gemeinsame Mission und unser kleiner Ausflug mit Naruto haben Wunder gewirkt, als Takeshi in der nächsten Woche schon wieder zu spät auftauchte – Und das mit offensichtlichen blauen Flecken und seiner üblichen schlechten Laune. Ich fragte gar nicht erst, was er angestellt hatte – Er würde es mir ja sowieso nicht sagen – Und schickte ihn als Strafe joggen. Natürlich passte ihm das nicht, weshalb er im weiteren Verlauf des Vormittags patzig auf meine Anweisungen reagierte.

Nach der Mittagspause waren alle müde, nervös und lustlos, trotzdem hielt ich an meinem Plan fest, ihnen eine komplizierte Technik beizubringen. Wenn sie erstmal auf sich gestellt wären, würde auch niemand Rücksicht auf ihre Befindlichkeiten legen. Von Erfolg gekrönt waren meine Bemühungen allerdings bei keinem der Kinder, was mich immer unzufriedener werden ließ. Sakura hatte mir schon eine Million Mal gesagt, dass ich geduldiger werden musste, aber das war einfach keine meiner Stärken.

„Willst du die Bewegung nicht lernen?“, fragte ich ungeduldig, als Takeshi zum hundertsten Mal bei einer Übung versagte. Ich machte ihm die Bewegungsfolge nochmal vor. „So wird es gemacht.“

„Vielleicht erklären Sie es einfach scheiße!“, fuhr er mich mit glühenden Augen an. Mir fiel auf, dass er sein Gewicht möglichst oft auf das linke Bein verlagerte und mir seine rechte Seite zudrehte, als würde er eine Schwachstelle schützen wollen. Fast so, als erwarte er, ich würde ihn im nächsten Moment angreifen. „So ein Genie, wie Sie zu sein glauben, sind Sie nämlich gar nicht.“

„Es steht dir immer noch frei, zu gehen.“ Ich verschränkte die Arme, die Stimme kühl und hochnäsig. „Aber komm nicht nochmal angekrochen, wenn du es dir anders überlegst.“

„Ich…“ Takeshi stockte in einer sicherlich flammenden Rede. Unsere Blicke trafen sich wie Waffen, aber schließlich senkte er den Kopf, linste gleichzeitig immer noch wütend zu mir hoch. „Ich versuche es da drüben mal alleine, wenn das ok ist.“

Ich nickte und sah ihm hinterher, dann wandte ich mich kopfschüttelnd wieder den anderen beiden zu. Tsubaki und Nishiki sahen betrübt aus; Ihnen fehlte offensichtlich bereits die gute Atmosphäre der letzten Tage. Nun, das war nicht meine Schuld, dachte ich verstimmt, und pflaumte auch die beiden an, sie sollen endlich weiter machen.

Es war wirklich nicht meine Aufgabe, mich um den Hormonstau dieses grantigen Teenagers zu kümmern. Mit den verwirrenden Veränderungen seines Körpers konnte er sich anderswo auseinandersetzen, nicht in meinem Unterricht. Und wenn er dafür die Unterstützung eines Erwachsenen brauchte hatte er dafür immer noch seine Eltern. Mit denen würde ich auch noch ein ernstes Gespräch führen, nahm ich mir vor, noch heute Abend, wenn es sein musste. Dabei ging es schon lang nicht mehr darum, ob der Junge ein guter Schüler war, sondern darum, dass er kein funktionierendes Mitglied der Gesellschaft sein konnte, so, wie er sich aufführte. Man konnte nicht immer nur seinen Stiefel durchziehen, das hatte auch ich irgendwann lernen müssen.

Die Kinder waren noch immer befangen als sie ein paar Stunden später ihre Sachen zusammenräumten. „Bis Morgen, Sensei.“, sagte Tsubaki und die Jungs wollten sich mit einem Nicken anschließen, doch ich hielt meinen ältesten Schüler zurück.

„Takeshi, auf ein Wort.“

Wiederwillig die Arme verschränkend blieb er stehen, die mitleidigen Blicke der anderen ignorierend. Tsubaki maßregelte ihren Teamkameraden regelmäßig, trotzdem mochte sie ihn wohl, und Nishiki brachte seinem Senpai sogar eine unterschwellige Verehrung entgegen. Zwar machte er ihn nicht nach, aber er bewunderte Takeshi ganz offensichtlich für seine Fähigkeiten. Ob dieser Ehrerbietung gerechtfertigt war, würde sich jedoch erst zeigen, wenn Nishiki etwas älter war; Im Moment hatte er ja noch den Körper eines Kindes.

Als die Jüngeren weg waren, fuhr ich an Takeshi gewandt fort: „Dein Verhalten ist nicht mehr tragbar. Du behinderst damit nicht nur deine eigene, sondern auch die Entwicklung der anderen beiden.“

„Die letzte Woche haben Sie auch nichts gesagt. Nur, weil es heute nicht so gut gelaufen ist…“

„Es ist davor schon lange genug ´Nicht so gut gelaufen` - Was eine Untertreibung ist, wie du sehr wohl weißt.“, fiel ich ihm ins Wort. “Ich habe dir schon gesagt, dass ich Integration erwarte.“

Er warf die Arme hoch und wandte sich ab. „Und was wollen Sie jetzt machen? Mich doch rausschmeißen? War ja klar, dass Sie genauso einknicken wie die anderen…“

„Das hättest du wohl gerne“, zischte ich, nur mit Mühe die Fassung bewahrend. Ich wusste wirklich nicht, warum es diesem Rotzlöffel so leicht fiel, mich auf die Palme zu bringen. „Ich werde mit deinen Eltern sprechen. Offenbar ist in deiner Erziehung grundlegend etwas schiefgelaufen.“

„Sie können es ja versuchen“, lachte er höhnisch.

Ich runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?“

„Das geht Sie überhaupt nichts an, genauso, wie sie meine Erziehung nichts angeht! Vielleicht fassen Sie sich erstmal an die eigene Nase und denken über Ihre Lehrmethoden nach. Tsubaki und Nishiki haben sich bei dieser Lektion auch schwer getan, und die sind Ihnen in den Arsch gekrochen, oder?“

Überrumpelt von dieser flammenden Anklage verschränkte ich die Arme vor der Brust. Es war die Kritik eines kleinen Jungen, nichts weiter, und doch traf sie mich in meinem Stolz. „Niemand hat gesagt, dass das Training leicht wäre… Aber darum geht es nicht“, erwiderte ich ausweichend, Takeshis sarkastisches Schnauben ignorierend. Als würde ich mich von diesem Bengel belehren lassen! „Es geht darum, dass du mit deiner Eigenbrötlerei nicht weiter kommst. Wenn ich eine Übung für richtig halte, wirst du sie machen, Punkt. Vielleicht wirst du mal ein Teamführer sein, aber du kannst hier nicht deinen Kopf durchsetzen, solang du es dir nicht verdient hast, einen zu haben.“

„Ich war hier, ich habe versucht, diese beschissene Technik zu lernen – So wie Sie es wollten. Und ich hab niemanden verletzt, oder? Also haben Sie überhaupt keinen Grund, hier so auszurasten!“

Er hatte mich noch nie ausrasten gesehen und das wollte er mit Sicherheit auch nicht. Kurz davorstehen tat er jedenfalls schon mal. „Niemanden verletzt, ja? Und was ist mit dir selbst?“, fragte ich und nickte zu den Prellungen an seinen Armen, die er hastig mit den Händen bedeckte.

„Mischen Sie sich nicht immer in meine Privatangelegenheiten ein. Das sind nur Kratzer und sie stammen nicht aus dem Training, also sind sie nicht Ihr Problem.“

„Es ist aber das Problem deiner Eltern.“ Nicht mehr gewillt, noch weiter mit einem Kind zu diskutieren, holte ich meinen Rucksack und warf Takeshi seinen zu. „Mit denen werde ich mich jetzt auch unterhalten. Los, bring mich zu ihnen.“

„Das kann ich nicht“, wiedersprach er und warf bockig seine Tasche zu Boden.

Ich machte eine abschneidende Geste. „Genug jetzt. Du wirst tun, was ich sage.“

Takeshi lachte höhnisch, ein Geräusch, das er für einen so jungen Menschen viel zu oft von sich gab. „Wie war das mit ´Es kann nicht immer alles laufen, wie man will`?“

„ICH bin dein Vorgesetzter, entsprechend hast du zu laufen, wie ich will“, zischte ich und machte einen Schritt auf ihn zu, bevor ich bemerkte, dass das eine Drohgebärde war, die ich meinem Schüler gegenüber eigentlich nicht hätte zeigen dürfen. Zurückrudern tat ich allerdings auch nicht und weil er zu trotzig war, um auszuweichen, standen wir uns unangenehm nah. Die Spannung zwischen uns war fast greifbar. Mitten in diese geladene Atmosphäre stellte ich die persönliche Frage, die den Kern all unserer Auseinandersetzungen bildete: „Warum vertraust du mir nicht? Es hat dir nicht wehgetan, als du es versucht hast.“

Unbehaglich und mit angezogenen Schultern wandte er den Blick ab. „Sie kapieren gar nichts…“

„Dann erklär es mir.“

„Sie sind tot!“, schrie er mich an und plötzlich glitzerten seine wütenden Augen verdächtig. Er würde jetzt ja wohl nicht anfangen zu heulen, oder? „Meine Eltern sind tot, ok? Können Sie mit Geistern reden? Ich nämlich nicht, sonst würde ich sie Ihnen schon herholen, Sie… Arschloch!“

Mit diesem Abschlussstatement ließ er mich in meiner Verblüffung stehen, rannte einfach weg durch den Wald. Ich rieb mir über die Augen, fluchte ein leises „Fuck“ und hob den Kopf zum Himmel. Naruto hatte Recht; ich war ein Gefühlskrüppel. Wenn ich jetzt so nachdachte, hatte es genügend Zeichen dafür gegeben, dass Takeshi ein Waise war; Die oft dreckigen Kleider, die Ausdrucksweise, der verschlossene Gesichtsausdruck und diese ständige Wut… Letzteres hatte ich für pubertäre Rebellion gehalten, aber eigentlich hätte gerade ich es als Zeichen der Vereinsamung erkennen müssen. Außerdem hatte er nie über seine Eltern gesprochen, so wie die anderen. Wenn ich schon sonst blind wie ein Maulwurf war, hätte ich zumindest mal darauf kommen können, dass er häuslicher Gewalt ausgesetzt war, aber nicht mal auf diese Idee war ich gekommen.

Diese späte Erkenntnis half mir natürlich nicht dabei, zu entscheiden, was jetzt zu tun war. So einfach ziehen lassen konnte ich ihn nicht, aber ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte. Das Thema wäre schon diffizil genug, hätten Takeshi und ich ein gutes Verhältnis zueinander gehabt. So aber würde er alles, was ich sagte, als Heuchelei abtun – Und vielleicht war es das auch, immerhin wollte ich gar nichts sagen.

Nun, erstmal musste ich ihn finden, also lief ich ihm hinterher.

Ich holte ihn bis zum Dorfrand nicht mehr ein und so erschien es fast unmöglich, ihn noch ausfindig zu machen. Eine Weile lang lief ich durch die Straßen, dann ging ich zur Akademie und durchsuchte Takeshis Unterlagen, in denen ich aber keine Adresse fand. Irgendwie hatte er sich um diese Angabe gedrückt, was mir ein ungutes Gefühl verursachte. Der Junge war zu gut darin, Geheimnisse zu bewahren. Wir konnten uns nicht sicher sein, was wir noch so alles nicht von ihm wussten.

Es waren noch ein paar Kollegen im Gebäude, die ich auf meinen Schüler ansprach und von denen ich einhellig diskreditierende Antworten bekam. Niemand konnte den Jungen leiden, wo er wohnte wusste schon gleich zweimal keiner. Sonst hätte ich diese Aussagen mit einem Schulterzucken abgetan – Jeder durfte schließlich mögen oder nicht mögen, wen er wollte – Aber mit meinem neu erlangten Wissen über Takeshi machte mich die Ignoranz der anderen Ausbilder immer wütender. Hätten sie sich mit dem Problem befasst, wie es ihre Aufgabe gewesen wäre, hätten sie sehr wahrscheinlich dasselbe herausgefunden wie ich, allzu zurückhaltend war der Bursche ja nicht mit der Information gewesen. Vermutlich hatte er schon lange mit jemandem darüber sprechen wollen. Ironie des Schicksals, dass er mit diesem Wunsch ausgerechnet an mich geraten war, der ihn nur sehr unzureichend würde erfüllen können.

„In der Nähe des Industriegebietes hab ich ihn ein paar Mal rumlungern gesehen“, erfuhr ich schließlich von einem naserümpfenden Lehrer. „Aber ich würd mir mit dem keine Hoffnungen oder Extramühen machen, Uchiha. An dem ist Hopfen und Malz verloren.“

„Für dich vielleicht“, zischte ich und wandte mich ab. Wenn seine Lehrer ihm alle so gegenübergetreten waren, war es kein Wunder, dass der Junge so in sich gekehrt war.

Es dämmerte bereits, als ich im erwähnten Industriegebiet ankam. Die Straßen waren ausgestorben, die Arbeiter längst nach Hause gegangen und langsam fragte ich mich, was ich hier überhaupt tat. Am nächsten Tag würde er zum Unterricht kommen, dann könnte ich genauso mit Takeshi sprechen. Nur hatte ich das Gefühl, ich musste jetzt handeln. In der Angelegenheit war schon viel zu lange abgewartet worden. Also lief ich weiter durch die sich verdüsternden Straßen in der vagen Hoffnung, die Nadel im Heuhaufen zu finden.

Was ich zu Takeshi sagen sollte, wenn ich ihn fand, war mir ein Rätsel. Für meine Worte entschuldigen würde ich mich nicht, immerhin hatte ich nicht gewusst, dass er Waise war. Hätte er Mitleid gewollt, hätte er von vorneherein etwas sagen müssen. Außerdem ging ich davon aus, dass er das nicht wollte, so, wie ich ihn einschätzte. Jedweder Versuch, ihm Verständnis zu zeigen, kam mir allerdings sinnlos vor. Niemand konnte den ganz persönlichen Schmerz begreifen, den ein Mensch wegen eines Verlustes durchlebte, nicht mal jemand, dem ein ähnliches Schicksal wiederfahren war. Jeder trauerte auf seine Weise, vermisste, zürnte, verdrängte und wertschätzte anders. Es stand niemandem zu, sich in diesen Prozess mehr einzumischen, als der Betreffende erlaubte.

Ich lief schon eine Ewigkeit durch die Wege, als ich die Gegenwart eines anderen Menschen spürte und mich in die Richtung dieser Präsenz wandte. Sie führte mich in eine leere, stinkende Gasse, die ich nur zögernd betrat. Irgendwo hier war jemand, das spürte, aber wer immer es war verbarg sich vor mir. Ich hob dem Kopf und sah über einem Dachfirst aus Wellblech dreckige, zerbrochene Fenster, die wohl zu einer alten Lagerhalle führte. Eines davon stand offen. Es kam mir ziemlich albern vor, auf das Dach zu springen und vorsichtig an den rostigen Flecken vorbei zu balancieren, um zum Fenster zu gelangen. Selbst wenn jemand da drinnen war, war es wohl nur irgendein Arbeiter oder der Besitzer dieser Bruchbude.

Vorsichtig lehnte ich mich an die Wand und linste ins Innere des Gebäudes in dem eine Lampe für eine schwache Beleuchtung sorgte. Neben der Lichtquelle stand, verborgen hinter alten Regalen und Fässern, eine modrige Matratze, um die einige Dinge verteilt lagen, die nicht in eine Fabrik gehörten: Ein abgegriffenes Schmuddelheft, ein Paar Kleidungsstücke und Verpackungen von Fertiggerichten, außerdem dreckige Kleidung sowie diverse nicht näher identifizierbare Gegenstände.

Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich gesagt, das Ganze sah nach der Karikatur eines Jugendzimmers aus.

Ein Geräusch am Rand meines Sichtfeldes ließ mich zusammenzucken und ich drückte mich mit klopfendem Herzen an die Wand. Im gleichen Moment kam ich mir schon albern vor. Ich tat hier ja nichts Illegales! Trotzdem war ich vorsichtig, als ich wieder um die Ecke linste. Bei dem Anblick, der sich mir bot, riss ich die Augen auf.

Da unten stand Takeshi in einer abgewetzten Jogginghose und einem weiten T-Shirt, ganz so, wie man sich in der häuslichen Gemütlichkeit eben anzog, und er aß Chips aus einer Tüte. Mit seinem Abendessen ließ er sich auf die alte Matratze plumpsen und schlug müßig die Zeitschrift auf. Aus einem nicht zu sehenden aber hörbar alten Radio krächzte wütende Musik.

Das Bild ergab für mich keinerlei Sinn. Der Junge war doch zu alt, um sich eine Räuberhöhle zu basteln! Und tat man sowas nicht normalerweise mit seinen Freunden? Noch dazu sah diese Lagerhalle aus, als würde sie in nächster Zeit abgerissen werden oder von der Natur zurückerobert, auf jeden Fall aber wirkte sie einsturzgefährdet. Unschlüssig, was ich jetzt tun sollte – Wenn es nur ein Spiel für ihn war, musste ich mich ja nicht einmischen – Blieb ich eine Weile auf meinem Aussichtsposten und beobachtete Takeshi. Als er aufgegessen hatte stand er von seiner Sitzgelegenheit auf und fing an, Liegestützten zu machen, erst auf beiden, dann abwechselnd auf nur einem Arm. Danach zögerte er kurz und fuhr, zu meiner übermäßigen Überraschung, mit der Übung fort, die ihm am frühen Nachmittag im Unterricht nicht hatte gelingen wollen. Seine Haltung stimmte noch nicht ganz, weshalb er es immer noch nicht schaffte, was Takeshi mehr und mehr zu frustrieren schien.

Ich schüttelte den Kopf als mir klar wurde, dass ich da gerade einen Minderjährigen beobachtete und das irgendwie falsch rüberkommen könnte. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, sprang ich durch das offene Fenster in die Lagerhalle. Takeshi wirbelte herum, offensichtlich bereit, sich seiner Haut zu erwehren, dann riss er den Mund auf wie ein Fisch, als er sah, wer da vor ihm stand. Sein Blick flog von mir zu dem Fenster und wieder zurück, aber er brachte kein Wort heraus.

„W-Was… Was machen Sie denn hier?!“, fuhr er mich an, als er seine Sprache wiedergefunden hatte.

„Dasselbe könnte ich dich fragen“, erwiderte ich gelassen und sah mich um. In einem der wackeligen Regale, zwischen zerknautschen Kleidungshaufen, stand etwas, das verdächtig nach einem ausrangierten Heizstrahler aussah. „Was ist das hier? Eine Art… Baumhaus für Große?“

Takeshi fühlte sich merklich unwohl. „Verarschen kann ich mich auch selbst…“

Seufzend lenkte ich ein: „Schon gut, deswegen bin ich nicht hier. Es geht um vorhin.“

„Ihre geheuchelten Mitleidsbekundungen können Sie sich schenken“, fauchte er merklich selbstsicherer. Hass fiel ihm wohl leichter als Unbehagen. „Können Sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?“

„Nein.“ Allerdings wusste ich auch nicht, was ich sagen sollte. Ich verstand Takeshi, viel besser, als er wahrhaben wollte, aber es würde ihm nichts bringen, wenn ich ihm das sagte oder ihm irgendwelche Ratschläge gab (Darin war ich sowieso ganz schlecht). Er musste das mit sich selbst und der Welt ausmachen. Und entschuldigen würde ich mich genauso wenig; er hatte gerade klar gemacht, dass er das nicht hören wollte, außerdem hatte ich nichts von seinen Problemen wissen können.

„Wir sind aneinander gebunden, bis deine Ausbildung beendet ist und so lange erwarte ich, dass du dein Bestes tust. Dabei ist es mir egal, was du privat für Probleme hast, denn weißt du was? Da bist du nicht der einzige. Und es wird dich nicht weiter bringen, dich in deinem Selbstmitleid zu suhlen. Glaubst du, deine Eltern wären stolz auf das, was du tust?“

Mit dem letzten Satz hatte ich wohl eine falsche Richtung eingeschlagen, denn er fuhr mich wieder an: „Es ist mir egal, was die von mir gedacht hätten.“

„Wenn du meinst“, erwiderte ich, nicht wirklich überzeugt. „Du wirst so oder so ohne sie auskommen müssen. Das kannst du entweder gut machen oder so, wie du es im Moment tust. Deine Entscheidung.“

"Und trotzdem sind Sie hier und mischen sich in meine Entscheidung ein."

Damit hatte er Recht und ich wäre liebendgerne einfach gegangen, aber es wäre einfach falsch gewesen. "Manche Entscheidungen kann man eben nicht alleine treffen. Vor allem nicht in deinem Alter."

„Was wissen Sie denn davon, was es heißt, alleine zu sein?“, knurrte er wie ein verletztes Tier und ließ sich auf seine Couch fallen.

„Eine ganze Menge. Und siehst du mich jammern?“, gab ich kühl zurück. Erneut hatte ich das unbestimmte Gefühl, es hätte etwas gebracht, wenn ich ihm ein wenig von meiner Vergangenheit eröffnet hätte, aber das konnte ich nicht. Das war meine Sache und hatte nichts mit Takeshis Zukunft zu tun. „Hier kannst du dich nicht ewig verkriechen. Komm, ich bring dich nach Hause.“

Erneut bekam ich dieses höhnische Lachen als Antwort, diesmal untermauert von: „Da sind wir schon.“

Was ich schon eine Weile lang vermutet hatte bestätigte sich jetzt. Ich schloss für einen Moment die Augen und dachte nach, Takeshis genörgelte Kommentare ignorierend. Hier bleiben konnte er natürlich auf gar keinen Fall – Auf meine gemurmelte Frage, wie lang er denn schon in dem Lagerhaus hauste, antwortete er mit einem ungenauen: „Eine Weile.“ – Aber was sollte ich stattdessen mit ihm anfangen? Irgendwie war der Junge durch das Netzt der Stadt gefallen und jetzt wäre es schwer, ihn da wieder reinzustecken. Es würde ewig dauern, bis alle Anträge unterschrieben, alle Untersuchungen gemach und alle Fragen gestellt worden waren, und selbst dann war es nicht sicher, dass Takeshi sich überhaupt wieder ins System einfügen lassen wollte. Die Leute hatten ihn bereits zu lange abgestempelt und er hatte offensichtlich beschlossen, ihnen genau das zu geben, was sie in ihm sehen wollten; ein schwer erziehbares Problemkind.

Ich beschloss, dass heute nichts mehr von alldem geschehen würde, als ich die Augen öffnete und in sein unsicheres Gesicht blickte. Mit einem kühlen „Komm“, wandte ich mich ab und kletterte die Wand hoch zu dem Fenster, durch das ich gekommen war.

Er blieb unten stehen. „Wohin?“, fragte er misstrauisch, als erwarte er, jeden Moment die Polizei vor der Tür zu haben.

Ich sah zu ihm runter, wie er da in der düsteren, dreckigen, kalten Halle stand und so verloren wirkte, dass er aussah wie ein Kind. Schlagartig und vielleicht zum ersten Mal seit unserer gemeinsamen Zeit wurde mir bewusst, dass Takeshi genau das war: Ein Kind. Ein Anflug von Mitleid schwappte in mir auf, den ich jedoch mit einem mürrischen Knurren unterdrückte. Er hätte Hilfe bekommen können, wenn er darum gebeten hätte.

Dass es nicht immer so leicht war, sich mit der Bitte um Unterstützung die eigene Schwäche einzugestehen, wusste ich nur zu gut.

„Fürs Erste mit zu mir“, erklärte ich und verzog das Gesicht. „Du brauchst dringend eine Dusche.“
 

Die Stille am Tisch war erdrückend, aber noch ermüdender war das kontinuierliche Starren meines Gegenübers. „Wenn du…“, fing ich an, betont gelassen die Kaffeetasse zum Mund führend. „Nicht endlich sagst, was dein Problem ist, hast du noch ein neues.“

Rasch senkte Takeshi den Blick auf die muffigen Cornflakes vor sich, die Naruto vermutlich irgendwann mal hier eingeschleust hatte. Ich rührte so einen Fraß nicht an und aß zum Frühstück im Allgemeinen selten etwas. „Ich frage mich nur… Was Ihnen das hier bringt. Sie sind mir außerhalb des Trainings nichts schuldig.“

Dieser kleine Satz machte mich traurig. Wusste er denn nicht, dass ihm gerade als Kind, aber auch als Mensch im Allgemeinen, jeder Hilfe und Respekt schuldig war? Ich ließ mir meine Gefühlslage natürlich nicht anmerken, als ich antwortete: „Du bist ein Kind, das auf der Straße gewohnt hat.“ Mehr Erklärung brauchte es meiner Meinung nach nicht für mein Handeln; es hatte keine andere Option gegeben, als ihn vorerst bei mir aufzunehmen. Ich stand auf, spülte meine leere Kaffeetasse und räumte sie gleich in den Schrank, weil ich es nicht mochte, wenn Geschirr herumstand.

„Ich bin kein Kind“, schmollte mein Gast.

Ich wandte mich mit verschränkten Armen zu ihm um. „Das zu sagen ist meines Wissens typisch für Kinder.“

„Ich hab schon genug durchgestanden, dass es bei mir auch stimmt“, brüstete er sich mit geschürzten Lippen, worüber ich nur schmal lächelte.

„Wir können gerne Lebensgeschichten vergleichen.“

„Was ist mit Ihren Eltern passiert?“, bohrte Takeshi so indiskret nach, dass ich meine Andeutung bereute. Die meisten Leute waren abgeschreckt von derart persönlichen Fragen – Obwohl sie vielleicht neugierig waren – Aber weil ich ihn direkt darauf angesprochen hatte und es ihn irgendwie betraf, fühlte der Junge sich wohl von dieser Zurückhaltungspflicht ausgenommen. „In den Berichten, die ich über Sie gelesen habe, stand nur, dass sie tot sind. Dann stand erst wieder etwas darüber drinnen, dass Sie das Dorf verlassen haben. Wieso haben Sie das getan?“

Naruto hatte anscheinend ganze Arbeit geleistet, was die Unterlagen über mich anging. Eine vollständige Ausgabe meiner Lebensgeschichte dürfte wohl nur noch in den geheimen Archiven der Stadt vorhanden sein. Mein Leben als Abtrünniger war praktisch aus den Annalen des Feuerreichs gelöscht. Unser Hokage wollte das nicht öffentlich sehen, und er war sehr gut darin, seinen Kopf durchzusetzen.

„Bist du fertig?“, überging ich Takeshis Frage. „Der Hokage dürfte nicht viel Zeit haben.“

Der Junge stopfte sich die Pampe in den Mund – Ich unterdrückte ein Würgen – Und schmiss die Schüssel in die Spüle. Unter meinem mahnenden Blick wusch er sie aus, aber ich sah genau, wie er das Gesicht verzog, als er sie abtrocknete und wegräumte. Als wir uns auf den Weg machten, musterte ich Takeshi nachdenklich. Aus den Untiefen meines Schranks hatte ich eine Hose gegraben, die mir etwas zu klein war (Ich hatte den unterschwelligen Verdacht, dass sie Naruto gehören könnte, zog es aber vor, nicht zu genau darüber nachzudenken) und meinem Gast außerdem ein sauberes Shirt gegeben. Er war geduscht, hatte geschlafen und gegessen und war bisher trotz seines leichten Unbehagens wegen meiner Nähe recht gut gelaunt gewesen. Jetzt schwand diese Laune langsam und machte offener Beunruhigung Platz. Er rieb sich die Hände und sah sich immer wieder verstohlen um als wolle er durch die nächste Seitengasse davonstürzen.

„Was?“, fragte ich gereizt als er auch noch anfing, an seinen Nägeln zu kauen, was ich absolut widerlich fand.

Einen Moment sah Takeshi mich nur abwägend an, dann fragte er vorsichtig: „Was werden Sie dem Hokage denn erzählen?“

Ich zog die Brauen hoch, dann schmunzelte ich. Meine Güte, der Junge hatte tatsächlich Angst vor Naruto! Dass ich das noch erleben durfte. „Du wirst ihm von deiner Unterkunft erzählen und von deinen Eltern. Dann wird er entscheiden, was zu tun ist.“

„Ich soll das machen?“

„Natürlich“, antwortete ich, amüsiert über Takeshis Entsetzen, aber dann beschloss ich, ihn doch zu beruhigen. „Du hast noch nie mit dem Hokage gesprochen, oder?“ Als er zögerlich nickte versprach ich: „Er wird dir nicht den Kopf abreißen. Immerhin kannst du nichts für deine Situation und hast nichts Verbotenes getan. Wobei…“, fiel mir ein und ich warf ihm einen Seitenblick zu. „Weiß der Besitzer der Lagerhalle, dass er einen Untermieter hat?“

Als Takeshi nur das Gesicht verzog, seufzte ich leise. Das war zu erwarten gewesen, änderte aber nichts an der Reaktion, die bei Naruto abzusehen war. Im Hokage-Turm fing ich einen jungen Chu-nin ab und schickte sie los, um nach Sakura zu suchen, dann ging ich zum Büro unseres Staatsoberhaupts. Ich klopfte an, wurde aber mit einem „Moment!“, abgewimmelt, der sich dann doch fast zwanzig Minuten hinzog.

Takeshi wanderte über den Flur, während wir warteten. „Der Hokage ist wohl beschäftigt… Sollen wir nicht lieber wann anders wiederkommen?“

„Nein. Und jetzt halt endlich still“, befahl ich, woraufhin er an der anderen Seite des Flurs stehen blieb, wo er jedoch anfing, von der Ferse auf den Fußballen zu wippen. Genervt verdrehte ich die Augen und sah wo anders hin.

Eine ganze Weile später öffnete sich die Tür und drei ANBU verließen das Büro. Einer drehte mir das maskierte Gesicht zu und ließ mich nicht aus den Augen, während er vorbei lief, eine klare Provokation, vor allem, weil ich glaubte, den Typ aus meiner Zeit bei der Eliteeinheit zu kennen. Dann schnaubte er leise und folgte seinen Kollegen den Flur runter. Takeshi hatte das ganze neugierig beobachtet, doch bevor er etwas fragen konnte, schob ich ihn an der Schulter ins Büro, in dem uns ein sichtlich abgespannter Naruto empfing.

Seine Züge hellten sich auf, als er mich sah. „Sasuke…!“

Mit einem strengen Blick und einem Nicken zu meinem Begleiter gebot ich ihm Schweigen. „Hokage-sama“, begrüßte ich ihn mit einer förmlichen Verbeugung.

„Oh, hallo, Takeshi“, begrüßte Naruto den Jungen viel zu vertraut. Er hatte wohl vergessen, dass Takeshi nur seine weibliche Form kannte und deshalb jetzt irritiert die Stirn runzelte, bevor er sich hastig verbeugte. „Was kann ich für euch tun?“

„Ich habe ihn gestern in einer Lagerhalle in der Unterstadt gefunden – Scheinbar seinem Wohnsitz“, fügte ich als Einstieg hinzu. Den Rest durfte Takeshi selbst erklären.

„Wie, Wohnsitz?“, hakte der sichtlich irritierte Naruto nach.

„Ich wohne in einer leerstehenden Fabrikhalle im Gewerbegebiet“, antwortete Takeshi unsicher.

Der Hokage richtete sich in seinem Stuhl auf, Unglauben und Entsetzen in seinen Augen. Er sah mich an und ich nickte bestätigend, dann fragte er an Takeshi gewandt: „Wie ist das zustande gekommen?“

Der jüngste Anwesende warf mir einen Blick zu, dann straffte er die Schultern und begann zu erzählen: „Ich bin mit Sasuke-Sensei hergekommen, um Sie um Hilfe zu bitten, Hokage-sama. Meine Mutter starb bei meiner Geburt, also wuchs ich bei meinem Vater auf. Er… Wollte nie ein Kind und hat mich deswegen oft alleine gelassen, aber das war gut so, denn als er verschwunden ist, konnte ich weitestgehend für mich selbst sorgen.“

„Wann war das?“, hakte Naruto nach, der sich keine Mühe gab, sein Mitgefühl zu verbergen. Takeshis Anfangsplädoyer war schnell herunterjgehaspelt und ihm fehlte es etwas an Zusammenhang, aber Narutos Aufmerksamkeit hatte er schon mal.

„Vor sechs Jahren, also als ich zehn war, Hokage-sama“, erklärte Takeshi bereitwillig. „Danach habe ich eine Weile bei Pflegefamilien gelebt, aber ich bin immer wieder abgehauen und irgendwann hab ich einfach eine falsche Familie als Unterkunft angegeben. Es kam nie jemand, um das zu überprüfen.“

Vermutlich waren die Behörden froh gewesen, den rebellischen Jungen los zu sein. Stellvertretend für diese Institutionen bekam ich ein schlechtes Gewissen. Ich hatte Takeshi zwar nie aufgegeben, aber ohne Sakuras Denkanstoß und meinen eigenen unbedachten Kommentar über seine Eltern hätte ich mich wahrscheinlich nie so eingehend mit ihm beschäftigt, dass ich seine Wohnsituation bemerkt hätte.

„Wolltest du keine Hilfe?“, fragte der Hokage nach.

Takeshi zuckte unter der ungewohnt strengen Stimme leicht zusammen. „Ich habe nicht mehr mit Hilfe gerechnet, Sir.“

„Mhm… Und was erwartest du jetzt von mir?“

„Ich… Ich weiß nicht, Hokage-sama“, gestand der Junge mit einem neuerlichen Seitenblick auf mich. Als könnte ich ihm da helfen. Ich wusste ja noch nicht mal so recht, worauf Naruto mit seinem Machtgehabe hinauswollte. Sollte er dem Burschen doch einfach irgendeine Unterkunft zuschustern und alle wären glücklich. „Sasuke-Sensei hat mich hierher gebracht, nachdem er mich gestern bei sich übernachten gelassen hat.“

„Ach, er durfte bei dir schlafen?“, schmollte Naruto an mich gewandt, was mich genervt die Augen verdrehen ließ. Dafür war jetzt wirklich keine Zeit.

„Hätte ich ihn in der Lagerhalle lassen sollen?“

„Natürlich nicht“, gab unser Staatsoberhaupt mürrisch zu. Begeistert wirkte er trotzdem nicht.

In dem Moment klopfte es an der Tür und Sakura trat herein. Ihr Blick glitt skeptisch zwischen allen Anwesenden hin und her und blieb kurz an Takeshi hängen, der sie ein wenig zu strahlend anlächelte. Fast so wie Naruto es getan hatte, als wir noch Kinder waren. Den hatte Takeshi ja in seinem Sexy Jutsu auch schon so angehimmelt und langsam fragte ich mich, ob mein kleiner Problemschüler zusätzlich nicht ein ganz schöner Schwerenöter war. Das wurde ja immer besser.

„Ihr wolltet mich sprechen?“, kam die Iryonin gleich auf den Punkt.

„Ich hab dich rufen lassen, ja“, erklärte ich, weil Naruto sie anglotzte wie ein Ufo. „Du bist wohl besser mit der Logistik des Dorfes vertraut als Naruto… Was die Unterbringung von Waisen angeht“, fügte ich als kleine Spitze hinzu, weil er einfach insgesamt völlig planlos wäre ohne seine Beraterin. Als Sakura verwirrt nickte, deutete ich auf Takeshi: „Wir brauchen einen Platz für den Jungen.“

Dann erzählten wir nochmal die ganze tragische Geschichte, an deren Ende Sakura meinen Schüler in den Arm nahm. „Du Ärmster“, sagte sie und strich ihm eine Strähne aus den Augen. Sie behielt ihren Arm um ihn gelegt, als sie sich wieder an mich wandte. „Nur leider wird es schwierig sein, auf die Schnelle einen Platz für ihn zu finden, gerade, weil er schon älter ist und einen gewissen Ruf hat“, fügte sie mit einem missbilligenden Blick auf Takeshi hinzu. Der grinste nur unschuldig. „Wir haben sowieso schon sehr wenige Plätze in Kinderheimen und mit Pflegefamilien sieht es noch schlechter aus.“

Das hatten wir noch dem Krieg zu verdanken, den mein letzter lebender Verwandter angezettelt hatte; viele Waisen, wenig Platz. Yai, Uchiha...

„Es wäre ja nur für zwei Jahre“, wiedersprach ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Nur zwei Jahre ist gut. Das heißt immerhin, einen völlig Fremden in die Familie zu integrieren. Das ist eine Aufgabe!“

„Vielleicht wäre es auch besser, wenn es jemand wäre, den du schon kennst, oder, Takeshi?“, warf jetzt auch Naruto mit einem freundlichen Lächeln ein. Das verschlagene Glitzern, das dabei in seine Augen trat, wollte mir so gar nicht gefallen.

„Am liebsten wäre es mir eigentlich, wenn ich alleine wohnen könnte, Hokage-sama. Ich meine, ich möchte niemandem auf die Nerven gehen oder so…“, fügte er hinzu, als wir ihn alle streng ansahen.

Der Hokage runzelte die Stirn. „Nun, das wäre ziemlich teuer…“

„Und du bist noch minderjährig – Kommt überhaupt nicht in Frage!“, lehnte Sakura rigoros ab. „Da können wir dich genauso gut in deiner Fabrikhalle lassen.“

„Das wäre auch nicht schlimm“, meinte Takeshi schulterzuckend, wofür er einen sehr bösen Blick von der Henne im Korb zugeworfen bekam.

Ich verstand ihre Ablehnung nicht so ganz. „Warum sollte er nicht alleine wohnen? Die meiste Zeit ist er sowieso in seiner Ausbildung und die paar Stunden danach… Was macht ein Teenager schon so? Filme sehen?“

Sakura und Naruto warfen sich Blicke zu, die deutlich sagten, dass ihnen noch ganz andere Sachen einfielen, die man mit sechzehn in seiner eigenen Wohnung so treiben konnte. Ich war mir nicht ganz sicher, aber ich vermutete, dass die beiden etwas miteinander gehabt hatten, während ich auf meinem Selbstfindungstrip gewesen war – Diesen Blick wertete ich als weiteres Indiz für meine Annahme. Aber sie erzählten mir nicht davon und ich wollte es nicht wirklich wissen, also ließ ich ihnen dieses Geheimnis.

„Nicht jeder ist so… Verantwortungsbewusst, wie du in dem Alter schon warst, Sasuke-kun“, erklärte Sakura vorsichtig.

„Was soll das denn heißen?“

„Dass du einen Stock im Arsch hattest“, brachte Naruto es auf den Punkt, womit er dem jüngsten Anwesenden ein Kichern entlockte. Ich warf Takeshi einen bösen Blick zu, aber ein Grinsen konnte er nicht unterdrücken. „Und ich glaub, der steckt da immer noch drinnen. Mal ehrlich, du hast Takeshi doch mitgebracht. Wie kannst du ihn jetzt einfach wieder abschieben wollen?“

„Ich will ihn nicht abschieben“, wiedersprach ich unbehaglich. „Aber Sakura sagt selbst, dass es keinen Platz in einer Pflegefamilie oder einem Kinderheim für Takeshi gibt und er möchte in keines von beidem. Was sollen wir stattdessen tun? Willst du ihn bei dir aufnehmen, Sakura?“

„Da-Das…“, stammelte die Iryonin verlegen, bevor sie sich mit einem Räuspern sammelte. „Ich habe kein freies Zimmer, sonst würde ich das schon machen“, verkündete sie dann nobel.

„Außerdem würde sich das nicht schicken“, stimmte Naruto ihr zu, als wäre er ihr Vater.

Dann verschränkte er die Finger und sah mich über deren Kuppen so intensiv an, dass ich unbehaglich mein Körpergewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte. In seinen Augen lag ein Ausdruck, den ich sehr gut kannte, obwohl er ihn seinen Freunden gegenüber selten zeigte. Den Ausdruck, der ihn trotz seiner kindischen Ader zu einem Souverän machte. Die unterschwellige Aura von Macht, die seit Generationen verfeindete Nationen einen Krieg um ihn hatte führen lassen. Das Leuchten, zu dem ich mich hingezogen fühlte wie eine Motte zum Licht. Eigentlich wusste ich schon, worauf das hinauslaufen würde, aber alles in mir bäumte sich gegen die Fremdbestimmung auf, die von Naruto ausging. Er legte die Fingerkuppen aneinander und erinnerte mich stark an Tsunade, bei der er sich die Geste wohl auch abgeschaut hatte, sagte aber nichts.

Ich machte einen halben Schritt rückwärts. „Nein.“

„Was denn?“, fragte Takeshi verwirrt, als habe er etwas überhört.

„Nun, ich denke, uns wird vorerst nichts anderes übrig bleiben, als deine Wohnsituation so zu belassen, wie sie in der letzten Nacht war. Du wirst bei Sasuke einziehen. Er hat ja ein Büro, in das wir ein Bett stellen können. So kann er auch deine Ausbildung besser überwachen und dich vor… Unfug bewahren“, endete Naruto mit hochgezogenen Brauen.

Takeshi schien erstaunt darüber, dass der Hokage über seine Eskapaden im Bilde war, senkte aber nur schweigend den Blick. Er musste wirklich Respekt vor Naruto haben, denn so unterwürfig hatte ich ihn noch nie erlebt. Fast war ich ein bisschen neidisch auf meinen Liebhaber.

Größer noch war allerdings meine Verärgerung. „Und ich habe dazu nichts zu sagen? Immerhin ist es mein Privatleben, über das wir hier sprechen.“

„Hast du einen anderen Vorschlag?“, erkundigte Naruto sich scheiße-freundlich, wofür ich ihm am liebsten den Hals umgedreht hätte.

Er erwiderte meinen Killerblick mit einem immer breiter werdenden Lächeln, weil er genau wusste, dass ich tun würde, was getan werden musste. Sonst hätte ich Takeshi ja gleich in der Lagerhalle zurücklassen können; niemand hätte je herausgefunden, dass ich von seiner Wohnsituation wusste. Das wäre von Anfang an die bequemste Lösung gewesen. Vor allem hätte es aber gegen mein Pflichtbewusstsein, meine Moralvorstellungen und jede Erkenntnis, die ich aus eigenen Erfahrungen gezogen hatte, verstoßen. Vielleicht hätte ich mich früher aus reinem, egoistischem Kalkül dagegen entschieden, dem Jungen zu helfen, aber genau, wie ich Takeshi zu erklären versucht hatte, hatte ich gelernt, dass man sich nicht vor seiner Verantwortung für die Welt drücken konnte. Wir waren alle ein Teil davon und somit miteinander verbunden. Klar riss ich mich nicht um jede Wohltätigkeitsarbeit, aber wenn es jetzt eben sein musste, würde ich mich wohl oder übel mit einem Mitbewohner arrangieren.

Gefallen tat mir diese Notwendigkeit natürlich trotzdem nicht.

„Natürlich, Hokage-sama“, sagte ich distanziert und mit einer angedeuteten Verbeugung. „Sakura, du kümmerst dich darum, eine geeignetere Bleibe für ihn zu finden?“

Sie bemerkte natürlich meine miese Stimmung – Trotz oder gerade wegen meiner teilnahmslosen Stimme – Und zuckte etwas zurück, als sie „J-Ja, sicher, Sasuke-kun…“, stammelte.

„Gut.“

Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr, die ich Naruto bei unserer nächsten Begegnung an den Kopf pfeffern würde, und bedeutete Takeshi, sich zu verabschieden, was er sehr höflich tat. Er lächelte Sakura an, als er mir nach draußen folgte, sah mich aber ziemlich skeptisch an, sobald wir auf dem Flur waren.

„Sie haben keine Lust, das zu tun.“

Sarkastisch zog ich die Brauen hoch. „Wie kommst du denn darauf?“

„Ts, ich dräng mich Ihnen sicher nicht auf. Hab Sie ja auch nicht darum gebeten, mich von zu Hause weg zu holen“, brummte der Junge.

Ein wenig verwirrt sah ich ihn an, bis mir aufging, dass meine Worte ihn wohl verletzt hatten. Das überraschte mich, denn ich hätte nicht gedacht, dass er Wert auf meine Meinung oder Akzeptanz legte. Entschuldigen würde ich mich aber sicher nicht, daran konnte er sich schonmal gewöhnen, wenn er bei mir einziehen wollte. Seufzend kramte ich in der Tasche meiner Weste und zog die Zigarettenschachtel heraus. Unter dem missbilligenden Blick meines Schülers zündete ich mir einen Glimmstängel an und blies den Rauch in die Luft.

„Es geht dabei nicht um dich“, gestand ich dann mürrisch. „Ich bin es nur gewöhnt, alleine zu wohnen. Also… Mach dir nichts draus, wenn ich mich erst an dich gewöhnen muss. Du bist willkommen.“

Verblüfft sah er zu mir hoch, dann drehte er das Gesicht so, dass ich es nicht mehr sehen konnte, aber ich glaubte, zu erkennen, dass er ein wenig rot um die Nase geworden war. „Ihre grantige Art bin ich ja schon gewohnt…“

„Übertreib nicht“, mahnte ich und blies den Rauch aus den Mundwinkel von Takeshi weg.

Er nuschelte etwas Unverständliches und kurz herrschte Schweigen zwischen uns, dann murmelte er etwas, das verdächtig nach „Danke…“, klang.

Ich brummte etwas, das verdächtig nach „Gern geschehen“, klang.

Sicher war ich mir da aber nicht.

WG der verlorenen Kinder

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Schuleinschreibung

Die Nachtluft roch nach Sommer in der Großstadt; warm, voll und giftig.

Bereits jetzt fragte ich mich, was ich hier eigentlich tat. War es für Teenager nicht normal, sich nachts aus dem Haus zu schleichen? Ich kam mir vor wie eine Glucke und das war mir äußerst unangenehm. Trotzdem folgte ich Takeshi die dunkle Straße hinunter, stets einen angemessenen Sicherheitsabstand zwischen uns, von dem ich jedoch das Gefühl hatte, ihn überhaupt nicht zu benötigen. Ich würde den Kindern bald beibringen müssen, wie man die Anwesenheit von Verfolgern bemerkte und ihnen entkommen konnte.

Im Moment gereichte es mir jedoch zum Vorteil, dass der Junge sich völlig unbedarft bewegte. Nur ein Mal wurde es ein wenig brenzlig, als Takeshi stehen blieb und sich umsah, genau während ich unter einer Laterne stand. Es gelang mir gerade noch, mich in den Schatten zu flüchten. Zuerst wusste ich nicht, wo er hin wollte, doch dann kam mir der Weg immer bekannter vor, bis mir schließlich das Ziel klar wurde; das Industriegebiet.

Aha, seine „Freunde“ wohnten also auch in einer verlassenen Lagerhalle. Vielleicht war das gerade in und ich hatte einen Trend verpasst. Wenn dem so war, hingen dem Trend noch nicht allzu viele Leute nach. Bis auf eine Katze, die scheppernd hinter ein paar nahestehenden Mülltonnen flüchtete, war die Straße verlassen. Die Fabrikhallen hoben sich schwarz vom schwarzen Nachthimmel ab und eine warme Briese trug brackige Gerüche heran, gegen die mein Magen rebellierte.

Takeshi wohnte jetzt in einer schönen Gegend mit sauberen Straßen und warmen Wasser – Was zur Hölle zog ihn ausgerechnet hierher zurück?

Schließlich kamen wir in das Randgebiet des Industriegebiets, in dem sich Casinos und Strippschuppen zwischen die Lagerhäuser mischten. Hier war mehr los als vorher und die Straßen waren nicht mehr ganz so schmuddelig – Oder zumindest ließ das schummrige Licht aus den Gebäuden es so erscheinen. Ich lehnte an einer Häuserecke und beobachtete Takeshi aus einiger Entfernung. Er ging ohne zu zögern auf eines der Casinos zu, und obwohl ich erwartet hatte, dass er sofort weggeschickt würde, zeigte er den beiden Türsteher-Gorillas etwas, das ihm Einlass verschaffte. Äußerst verstört von dieser Szene blieb ich noch eine Weile stehen und wartete, doch der Junge kam nicht mehr aus dem Gebäude. Hier war also der Grund des Geheimnisses meines kleinen Mitbewohners.

Ein vorbeischlendernder Mann, der mich schon zuvor bemerkt hatte, musterte mich misstrauisch, als er an mir vorbei lief, doch ich fauchte nur: „Was?“, und er verkrümelte sich wieder. Es war also sogar in einer zwielichtigen Gegend ungewöhnlich, an Häuserecken herumzulungern und Minderjährige zu beobachten.

Ich stieß mich von meiner Wand ab und schlenderte zu dem Tür-Gorilla, der mich schon im Näherkommen ungnädig aus seinen kleinen, schwarzen Knopfaugen musterte, obwohl er das Wort ´ungnädig` vermutlich selbst nicht kannte. Mit einem sehr demonstrativen Schritt in die Mitte der Tür sagte er: „Geschlossene Gesellschaft.“

Natürlich ließ er mich nicht in ein Spielhaus, in dem sehr wahrscheinlich eine illegale Geschichte ablief, wenn sie schon Kinder hineinließen. Ich war als Shinobi bekannt wie ein bunter Hund, und noch dazu der direkte soziale Kreis unseres hochgeschätzten Hokages. Manchmal war es wirklich anstrengend.

Nicht, dass mich das aufhalten würde.

„Du weißt, wer ich bin?“, fragte ich, unauffällig einen Schritt auf ihn zutretend und ohne den Blick von seinem zu lösend. Er nickte stirnrunzelnd, wich aber nicht zurück – Wahrscheinlich war er zu dumm, um Angst zu haben. „Ich habe hier privat etwas zu erledigen, aber das kann ich leicht ändern. Was meinst du? Hätte dein Chef gerne zehn, fünfzehn Shinobi im Haus?“

Das kastenförmige Gesicht des Türstehers verdüsterte sich und seine Muskeln pumpten sich noch ein bisschen mehr auf. Bald würde er Hulk Konkurrenz machen. „Drohst du mir?“

„Ich sage nur, dass ich in diesen Laden möchte. Und das werde ich mit oder ohne Ärger tun.“

Hinter den Stirnfalten rasten offensichtlich mehr Gedanken herum als in den letzten drei Jahren, dann brüllte er völlig unvermittelt: „Hikari!“

Einen Moment später tauchte ein mürrisches, dürres Mädchen mit blau gefärbten Haaren auf, die mich neugierig beäugte, bevor sie sich mit verschränkten Armen an den Gorilla wandte. „Ich sitze zwei Meter entfernt, weißt du?“, klärte sie ihn auf. „Du brauchst nicht so brüllen.“

„Sag dem Chef, dass wir besonderen Besuch haben und frag, ob er rein darf. Er sagt, er sei privat hier“, ignorierte ihr Kollege ihre Bitte. Sie verdrehte die Augen und verschwand in den Untiefen des Casinos, sodass ich in unbehaglicher Stille mit dem Türsteher zurückblieb.

Natürlich hätte ich mir einfach Zutritt verschaffen oder, wie bereits angedroht, mit ein paar Kollegen anrücken können. Aber erstens hatte ich keine Beweise für meinen Verdacht, dass hier etwas Illegales abging und zweitens nutzte ich nur ungern meine Beziehung zu Naruto, um irgendwelche Befehle durchzusetzen. Das stand mir, so sehr es mich oftmals wurmte, als einfacher Ausbilder nicht mehr zu. Ich stand in der Rangfolge des Dorfes nur wenig über meinen eigenen Schülern, was mich wahnsinnig frustrierte.

Gleichzeitig war aber genauso ein Schüler der zweite Grund, aus dem ich keine spontane Razzia anberaumte oder den Türaffen niederstreckte; solange Takeshi da drinnen war, wollte ich so wenig Ärger wie möglich verursachen. Wenn nämlich tatsächlich etwas Illegales ablief und mein Schüler und Mitbewohner da mit drinnen hing, hätte das nach seinem Vorstrafenregister mit Sicherheit Auswirkungen auf seine Ausbildung, vielleicht würde Naruto ihn sogar rausschmeißen müssen. Ich gab es ja nur ungern zu, aber ich wollte den Jungen nicht auf der Straße sehen. Seine Anwesenheit in meinem Haushalt hatte mir einige Aufregung gebracht, was mich zwar eigentlich nervte, den Alltag aber irgendwie auch spannender gestaltete. Zudem war sein Querkopf eine willkommene Herausforderung in meiner Arbeits-Tristesse.

Und wenn er schon unter staatlicher Aufsicht in derart dubiose Kreise geraten war, wollte ich gar nicht wissen, was ohne seine Ausbildung aus Takeshi werden würde. Nein, wenn ich es verhindern konnte, wollte ich ihn da rausholen, ohne, dass es jemand bemerkte.

Wenig später kehrte das dürre Mädchen zurück, inzwischen mit einem Kaugummi bewaffnet, um ihre Langeweile noch besser zur Schau stellen zu können. „Der Chef sagt, er kann rein. Und…“ – Sie erlaubte sich ein undamenhaftes Grinsen – „Dass du ein Hornochse bist.“

Ohne ihre Diskussion weiter zu beachten, schob ich mich zwischen ihnen durch und fand mich in dem schummrigen beleuchteten Eingangsbereich des Casinos wieder. Dem Licht nach zu urteilen war hier alles ziemlich dreckig, der älteste Trick der Welt. Ich gab mir jedenfalls Mühe, nichts zu berühren, während ich zwischen den Automaten und den Spielern hindurchlief. Manche von ihnen hatten leere Augen, als wären sie schon längst in ihr Spiel hineingesaugt worden. Das war ein sehr beunruhigender Anblick, den ich gerne vermieden hätte, wenn ich nicht jemand bestimmten gesucht hätte. Aber nach einer Runde durch den Laden stellte ich fest, dass Takeshi nicht hier war.

Das war gar nicht möglich. Ich hatte ihn eindeutig hier reingehen sehen und danach die ganze Zeit vor der Tür gestanden. Er konnte nicht verschwunden sein…

„Hey“, unterbrach eine Stimme hinter mir meine Überlegungen. Sie gehörte dem dürren Empfangsmädchen, das mich neugierig und ohne Scheu musterte. Als ihre Inspektion fertig war, fuhr sie fort: „Uchiha, oder? Der Chef hat dich zu seiner Privatvorstellung eingeladen. Wenn du mir bitte folgen würdest…“

„Ich bin beschäftigt.“

Ein amüsiertes Leuchten erschien in ihren dunkelgrünen Augen. „Ich fürchte, ich muss darauf bestehen“, erklärte sie und in dem Moment fielen mir drei Männer auf, dem Türgorilla nicht ganz unähnlich, die in der Nähe herumstanden und uns beobachteten.

„Soll das eine Drohung sein?“, erkundigte ich mich unbeeindruckt. In Gedanken legte ich mir schon eine Strategie bereit, um mit den Muskelpaketen fertig zu werden. Sollte kein allzu großes Problem darstellen.

Jetzt lachte die Kleine ganz offen. „Aber nein. Es ist eine Einladung, wie bereits gesagt. Allerdings ist der Chef es nicht gewöhnt, einen Korb zu bekommen.“

„Es gibt immer ein erstes Mal.“

„Da bin ich mir sicher“, stimmte sie zu. „Also? Kommst du?“

Ich überschlug meine Möglichkeiten. Offenbar war dieses Etablissement das Zentrum der Prügel, die mein Schüler regelmäßig bezog. Wenn ich jetzt eine Szene machte und die Aufpasser niederstreckte, würde ich hier nie mehr reinkommen und entsprechend nicht herausfinden, was Takeshi des nächtens in solch zwielichtigen Gegenden trieb. Außerdem war er verschwunden und das Angebot des Klappergestells erschien mir die vielversprechendste Möglichkeit, ihn wieder zu finden.

Ich nickte.

Sie zeigte beim Lächeln ein Piercing im Zahnfleisch, dann wandte sie sich zum Glück ab und ich folgte ihr. Ich hatte nichts gegen Körperschmuck, aber im Mund stellte ich mir das sehr unhygienisch vor. Glücklicherweise ging mich die Reinlichkeit dieser jungen Dame rein gar nichts an, sodass wir in friedlichem Schweigen das Casino durchqueren konnten, bis wir zu einer Tür mit der Aufschrift „Private – Staff only“ gelangten. Höflich hielt das Mädchen sie mir auf und ich betrat einen schummrigen Flur, wobei es mir etwas unangenehm war, sie im Rücken zu haben. Nicht, dass sie mir etwas hätte tun können, es ging einfach ums Prinzip.

Ich sah mich in dem Gang um, der aussah, als würde er für die Strom- und abwasserversorgung des Gebäudes genutzt. Lose Kabel hingen von den dreckigen Wänden, einige Kisten standen herum und der Geruch von unverputzter Wand hing in der Luft. Der Flur zog sich hin. Wir kamen an einigen Biegungen vorbei und an mehreren Türen – Vermutlich Lagerräumen – Aber beachten taten wir keine von diesen Durchgängen. Schließlich fiel mir eine Stahltür auf, auf der „High Voltage – Betreten verboten!“ stand und ich blieb ungefragt stehen.

Meine Begleitung zeigte wieder den Zahnfleischring. „Warst du doch schon mal hier?“, erkundigte sie sich amüsiert, als sie sich an mir vorbei schob um die Tür aufzusperren.

Ich zuckte nur die Schultern. Wenn man lang genug im Geschäft war entwickelte man einen siebten Sinn für sowas.

Mit offensichtlichen Schwierigkeiten zog die Hostess die Tür auf, hinter der uns absolute Schwärze entgegen leckte. Diesmal ging sie wieder vor, aber ich zögerte, ihr zu folgen. Natürlich hatte ich keine Angst vor einer dürren Frau, aber der Grundsatz, nicht alleine in unbekannte, düstere Grüfte zu steigen, war eine der Säulen, auf der das Überleben in meinem Beruf beruhte. Meine Begleitung drehte den Kopf zu mir, aber wegen dem Schatten, den ich von oben auf sie warf, konnte ich nur den Glanz ihrer Zähne im Schein der Lampe hinter mir erkennen.

„Du kannst auch umkehren, wenn du Angst hast“, schnarrte sie und ging weiter.

Mit einem leisen Schnauben folgte ich ihr die Treppe runter – Vielleicht gerade wegen des leichten Unbehagens, das sie bei mir auslöste. Wenn Takeshi hier irgendwo war, musste ich ihn da rausholen, das war meine Pflicht.

Wir stiegen die Treppen hinunter und zuerst konnte ich es nicht richtig einordnen, doch dann hörte ich ein leises Dröhnen, das aus der Tiefe zu kommen schien und immer lauter wurde, je weiter wir gingen. Kurz darauf erreichten wir eine zweite Tür, diesmal in rotem Stahl und mit einem Scharnier auf Augenhöhe, gegen das meine Begleitung klopfte. Ein Riegel wurde hinter dem Scharnier zurückgezogen und schwarze Augen unter abrasierten Augenbrauen kamen zum Vorschein.

Sie registrierten erst das Mädchen, dann mit einiger Skepsis mich. „Passwort?“, verlangte eine überraschend sanfte Männerstimme.

Die Frau verdrehte die Augen und klopfte ungeduldig gegen den Stahl. „Mach keinen Scheiß, Senda. Der Kleine...“ – Ich war zwanzig Zentimeter größer und vermutlich zehn Jahre älter als sie – „Ist ein Gast vom Chef. Jetzt mach die Tür auf oder soll ich ihn holen?“

Die Knorpelwülste, auf denen eigentlich die Augenbrauen hätten sitzen sollen, zogen sich zusammen, ein mürrisches Brummen war zu hören, dann schloss sich der Riegel und die Tür wurde geöffnet. „Spiel dich nicht so auf, Hikari“, beschwerte sich ein gutaussehender Mann mit Undercut und Piercing in der Falte direkt über dem Kinn.

Ich fragte mich, ob ein Gesichtspiercing Pflicht war, wenn man hier arbeiten wollte, dann wurde meine Aufmerksamkeit von einer Bewegung hinter dem Türwächter angezogen. Wir befanden uns in einem schummrig beleuchteten Raum, dessen genaue Größe ich nicht abschätzen konnte, weil er zum einen gesteckt voll mit Menschen war – Bereits einen halben Meter hinter Senda drängten die Leute gegeneinander wie eine wogende Masse – Und weil zum anderen die gesamte Raummitte mit einem Stahlkäfig ausgefüllt war. Die Konstruktion war bestimmt fünf auf fünf Meter groß und zog meinen Blick an wie ein Magnet. Darin bewegten sich zwei Gestalten, die ich zuerst für Tiere hielt, doch dann erkannte ich, dass es Frauen waren.

Tranceartig machte ich einen Schritt nach vorne und sah dem Geschehen gebannt zu.

Eine der Frauen, groß und mit langen roten Haaren, wich gerade ihrer zierlichen Gegnerin mit hellbraunen Rastalocken aus. Mit einem Hechtsprung war sie an der Käfigwand, an der sie hochkletterte wie eine Spinne, bis sie kopfüber an der Decke hing, dann ließ sie los und stieß sich mit bestialischem Kampfgebrüll auf ihre Konkurrentin. Diese sah grinsend zu der Rothaarigen auf und wartete bis zur letzten Sekunde, bevor sie zur Seite sprang. Dabei wurde sie von den langen, klauenartigen Nägeln der anderen erwischt und schrie auf, jedoch schaffte sie es im nächsten Moment, mit ineinander verschränkten Fingern auf den Rücken der am Boden liegenden Hünin zu schlagen. Die Rothaarige rührte sich träge, was die Rastafrau zum Anlass nahm, ihr ins Gesicht zu treten. Die Menge brüllte begeistert, offensichtlich dachten alle, die Siegerin stünde nun fest, doch sie hatten die Rechnung ohne die Rothaarige gemacht, die mit einer blitzschnellen Bewegung und leuchtend goldenen Augen das Bein ihrer kleineren Gegnerin schnappte und sie zu Fall brachte. Die beiden rangelten miteinander, doch die Rothaarige schaffte es, sich auf die Beine zu kämpfen, noch immer den Fuß ihrer Kontrahentin in den Händen, und fing an sich zu drehen wie beim Kugelstoßen bis die Rastafrau einige Zentimeter über dem Boden rotierte. Sie versuchte zwar, sich zu befreien, konnte aber nicht verhindern, mit voller Wucht und lautem Geschrei gegen den Zaun geschleudert zu werden – An dessen Boden sie reglos liegen blieb.

Die Siegerin hob die Arme wie eine Preisboxerin und offenbarte dafür eine ganze Menge Muskeln, vor allem für eine Frau. Die Menge jubelte und geriet noch mehr in Aufregung, dann kamen drei Männer in den Ring. Zwei davon trugen die Bewusstlose raus, der letzte trug ein Mikrofon und ein breites Grinsen, mit dem er die Hand der Rothaarigen nahm und in die Luft stieß. Sie war ein ganzes Stück größer als er, sodass er es nicht bis ganz nach oben schaffte.

„Hier haben wir die stolze Gewinnerin – Kamina! Was für ein Kampf! Wir müssen erstmal das Blut aufwischen, bevor es mit den Männern weitergeht, aber das ist auch gut so! Ihr solltet euch nämlich erstmal abkühlen, denn der nächste Kampf wird heiß!“

Die Rothaarige machte sich los, schien den Moderator anzuknurren und verließ den Käfig, vor dessen Tür sie von einem dunkelhaarigen Mann begrüßt wurde, den sie stürmisch küsste, als wäre er ihre Kriegstrophäe. Der Moderator sah ihr mürrisch nach, dann machte er eine Geste zu einem DJ-Pult, dessen Besitzer das Licht auf der Bühne dämpfte und hypnotische Bässe abspielte. Im ganzen Raum herrschte jetzt eine indirekte blaue Beleuchtung, die den Anwesenden etwas Geisterhaftes gab und ihnen zusammen mit der kühlen Luft einen Schauder nach dem anderen über den Rücken jagte.

„Spannend, oder?“, weckte die Stimme meiner Führerin mich aus meinen Gedanken. Sie sah zu, wie ein unbeeindruckt wirkender Mann die gröbsten Flecken wegwischte, während halbnackte Frauen in der Menge Bier verteilten.

„Was ist das hier?“, überging ich ihre Frage, weil ich nicht ehrlich antworten wollte.

Sie lächelte. „Ein Kampf- und Wettring. Komm, ich führ dich ein bisschen rum. Bis zum nächsten Kampf dauert es noch etwas.“

Damit war sie schon in die Menge eingetaucht und ich hatte keine Zeit, mich zu entscheiden, ob ich ihr überhaupt folgen wollte, ich tat es einfach. Wir schoben uns durch die schwitzenden Menschen, die größtenteils standen. Einige hatten sich in abgesperrten Separees niedergelassen, in denen die Bedienungen fast noch weniger anhatten als in der Menge. Bei einer „Kellnerin“ war ich mir nicht mal sicher, ob sie ihrem Gast gerade einen Lapdance gab oder ob er wirklich in ihr steckte. Der Anblick verursachte mir ein seltsames Flattern im Magen und es fiel mir schwer, mich abzuwenden, als Hikari ihren Weg zur Bar fortsetzte. Der Anblick erregte mich nicht und ich fand ihn nicht abstoßend, sondern obszön auf eine Art, die ich so noch nie gesehen hatte. Der Mann fickte ein bezahltes Mädchen, während seine Kollegen neben ihm gut gelaunten Smalltalk hielten. Es war surreal, genauso wie der ganze Ort hier.

Ich war fasziniert.

„Finden die Kämpfe jeden Tag statt?“, erkundigte ich mich mit betont gleichmütiger Stimme, als meine Begleitung und ich an der Bar darauf warteten, bedient zu werden.

„Nein, nur einmal die Woche. Wie du an dem Mädel mit den Rastas gesehen hast, brauchen die Teilnehmer oft ein Weilchen, um sich wieder zu erholen“, erzählte die Kleine. Sie stützte sich auf den Tresen, bis sie fast darauf lag, und winkte dem Barkeeper. Dessen mürrischer Blick verschwand sofort als er sah, wer die aufdringliche Kundin war. Entweder, er stand auf sie, oder Hikari hatte hier einiges zu sagen. Das würde ich noch rausfinden. Jetzt erzählte sie erstmal weiter: „Es gibt ein Mal die Woche freie Kämpfe, zu denen sich jeder anmelden kann. In den Fights kann man Punkte sammeln, die man braucht, um später an dem jährlichen Turnier teilzunehmen. Für einen Sieg bei den freien Kämpfen gibt es eine Prämie von 70000 Yen, beim Turnier gibt es für jede Runde, die man weiter kommt, 90000. Der Turniersieg bringt 700000 Yen. Natürlich sind das nur die Gagen. Wenn die Kämpfer auf sich selbst wetten, können sie noch einiges mehr abstauben, aber das machen die wenigsten. Man weiß nämlich nicht, gegen wen man antritt, bis man in den Ring steigt, und es gibt ein paar Leute, die hier schon seit Jahren Sieg um Sieg einfahren.“

„Und niemand im Dorf ahnt etwas davon.“

„Du bist der Busenfreund vom Hokage und hattest keine Ahnung, oder?“ Sie grinste selbstgefällig und griff mit spinnengleichen Fingern nach den Bierflaschen, die der Barkeeper uns reichte. Als ich zahlen wollte, winkte sie ab. „Der Chef lädt dich ein.“

„So…?“ Ich ließ das Getränk in der Flasche kreisen, jetzt schon sicher, nichts davon anzurühren. Die Leute hier wussten, wer ich war und behandelten mich dafür viel zu offenherzig. Mit dem, was ich bereits gesehen und gehört hatte, könnte ich alle hier Anwesenden einbuchten lassen, allen voran diesen ominösen ´Chef`, von dem die Angestellten ununterbrochen sprachen. Es war gut möglich, dass dieser Drink ein Versuch sein sollte, mich möglichst einfach zu beseitigen. „Womit komme ich zu dieser Ehre?“

„Sag du es mir.“ Hikari trat auf mich zu, sodass ich an die Bar gedrückt war, und ließ die dünnen Finger über meine Brust tanzen. „Du bist nicht mehr der böse Junge, der du mal warst. Du bist jetzt ein spießiger, kleiner Bürokrat mit einer fünftage Woche, einer kleinen Wohnung, einer kleinen Freundin…? Nein? Auch gut. Jedenfalls bist du ein Speichellecker unseres goldigen Staatsoberhauptes, dem es an nichts mangelt. Du hast keinen Grund, hier zu sein, Sasuke Uchiha, der ehemalige Rächer. Also sag mir, was du hier in dieser Spelunke willst, die nicht zu dem Leben passt, das du jetzt führst.“

Das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde breiter mit jeder Sekunde, die ich nichts sagte, aber mir wollte einfach keine passende Erwiderung darauf einfallen. Natürlich war ich nicht hierhergekommen, um mich an irgendwelchen illegalen Geschäften zu beteiligen – Ich hatte ja noch nicht mal etwas von diesem Club gewusst. Aber das machte mich nicht zu einem spießigen Speichellecker. Genau wie früher tat ich immer genau das, was ich wollte und ließ mich dabei von niemandem beirren. Ich hatte einfach aufgehört, immer den schwierigsten Weg auszusuchen…

War ich dabei aber vielleicht auf den Langweiligsten gekommen?

Ich schluckte die Zweifel, die ich weder mir noch ihr eingestehen wollte, herunter und antwortete trocken: „Ich habe etwas verloren und bin gekommen, um es zu suchen.“

Hikaris Grinsen wurde höhnisch. „Du hast HIER etwas verloren? Na klar…“

Bevor wir unser Gespräch fortsetzen konnten, wurde der Spot wieder auf den Käfig gerichtet und der Moderator betrat mit einem breiten Grinsen die Bühne. „Seid ihr noch alle da?“, brüllte er in sein Mikrofon, woraufhin sich die Menge von ihren Drinks abwandte und ihm einen gewissen Lärmpegel als Antwort gab. „Ich kann euch nicht hören?!“, behauptete er und der daraufhin einsetzende Lärm der Gäste zerriss mir fast das Trommelfell. „Na schon besser! Wir haben heute etwas ganz besonderes für euch; den letzten Qualifikationskampf für das alljährliche Shadowdance-Turnier!“ Erneut johlte die Menge in befriedigendem Maße bis der Mann beschwichtigend die Hände hob. „Ich seh schon, ihr seid genauso heiß auf den Fight wie die Kämpfer! Lasst sie uns begrüßen! In der rechten Ecke haben wir… Zieht eure roten Klamotten aus und begrüßt mit mir: Bullfango!“

Auf den Klang seines Namens und den Jubel der Zuschauer hin öffnete ein untersetzter, haariger Mann die Käfigtür. Er trug zu enge Kleidung, die wohl spanisch aussehen sollte, und bei seiner Ehrenrunde durch den Ring hob er die Hände an den Kopf wie die Hörner eines Bullen. Ich warf Hikari mit hochgezogenen Brauen einen Blick zu und sie zuckte die Schultern nach dem Motto: „Ich sagte doch, dass sich JEDER anmelden darf.“

Nachdem Bullfango mit seiner Einlage fertig war, fuhr der Moderator fort: „Sehr schön, sehr schön… Und jetzt kommt etwas Spannendes: Ein Frischling! Bei seinen bisherigen Kämpfen hat er sich gut geschlagen, aber ob er auch bei den großen Jungs mitspielen darf, wird sich heute zeigen. Hier ist… Wolfskind!“

Der zweite Teilnehmer war genauso klein wie der erste, was allerdings daran lag, dass sein Name keine Erfindung war: Er war tatsächlich ein Kind. Ich schob Hikari beiseite, als ich einen Schritt nach vorne machte. Das konnte doch nicht wahr sein…

Aber dann drehte sich das „Wolfskind“ mit einem breiten selbstgefälligen Grinsen in meine Richtung und winkte selbstbewusst in die Menge. Der Junge hatte die langen, schlaksigen Glieder des typischen Heranwachsenden, sein dunkles Maulwurfhaar hätte dringend einen Frisör gebraucht und er strahlte das lässige Selbstbewusstsein von jemandem aus, der noch nie einen wirklichen Gegner gehabt und entsprechend auch noch nie verloren hatte. Er sprang an die Gitter des Käfigs, rüttelte wie wild daran und stieß ein langgezogenes Heulen aus, das Begeisterungsstürme beim Publikum auslöste.

„Takeshi…“, flüsterte ich, alles andere als begeistert.

„Oh… Hast du gefunden, was du verloren hattest?“, fragte Hikari amüsiert, als sie zwischen dem Jungen, dessen Wangen vor Aufregung im Scheinwerferlicht rot glänzten, und mir hin und her geschaut hatte.

„Oho, ich seh schon, unser Jungspund ist ganz scharf darauf, loszulegen!“, kreischte der Moderator offenbar begeistert. Takeshi bot ihm einiges an Gesprächspotential. Jetzt kam er erstmal von den Gitterstäben runter und umkreiste seinen Kontrahenten, immer um den Anheizer in der Mitte herum, den Blick fest auf den Gegner geheftet. „Ihr kennt die Regeln: Keine Jutsu“ – Bei diesem Hinweis warf er dem Jungen einen skeptischen Blick zu, was klärte, ob er dessen Identität als Shinobi-Lehrling kannte – „Keine Waffen, keine tödlichen Angriffe. Wer ohnmächtig wird oder aufgibt hat verloren und scheidet aus dem Vorentscheid für den Shadowdance aus. Alles klar? Dann fangt an!“

Damit zog er sich rasch zurück und verließ den Ring. Die Kontrahenten umkreisten sich noch einen Moment, dann zuckte Takeshis Mundwinkel, er täuschte mit einer flüchtigen Bewegung des Fußes einen Angriff vor und Bullfango ging voll auf die Finte ein. Er stürzte sich auf die rechte Seite des Jungen, der seinen Vorteil nutzte, indem er dem Älteren den Fuß stellte.

Gelächter und Gejohle schallte aus dem Publikum als er auf seinem feisten Wanst landete und Takeshi badete in der Aufmerksamkeit, indem er die Arme in die Luft schmiss und eine Ehrenrunde durch den Käfig lief. Dabei übersah er, dass sein Gegner sich mit wutverzerrtem Gesicht wieder auf die Beine rappelte und hörte, vermutlich wegen der lauten, peitschenden Musik, auch nicht das Gebrüll, mit dem er sich auf ihn stürzte. Ich machte unbewusst einen Schritt nach vorne als Bullfango sich auf meinen Schüler stürzte und ihn mit seinem beträchtlichen Gewicht zu Boden riss. Der Dicke nahm Takeshi in die Beinschere und ich sah den Jungen schon genauso hilflos am Boden liegen wie vor Kurzem bei unserem Kampf, doch scheinbar hatte in dieser Hinsicht an sich gearbeitet: Mit den gefalteten Händen knickte er den Ellbogen seines Gegners ein und rollte ihn mit Schwung zur Seite, um selbst in die Mount zu gehen. Daraufhin entstand ein Gerangel, bei dem man nicht genau sagen konnte, wer die Oberhand gewann. Klar war jedoch, dass Bullfango jede Gelegenheit nutzte, meinen Schüler mit den Fäusten zu malträtieren, die kaum abgewehrt wurden. Es wunderte mich, dass Takeshi noch etwas sehen konnte, so viele Treffer waren schon in seinem Gesicht gelandet.

Endlich schaffte der Junge es, seinen Gegner in eine Sidemount zu nehmen, allerdings sah ich schon von hier, dass er den Griff nicht sauber ausführte. Sein Gegner schaffte es leicht, sich mitsamt Takeshis Ellbogen zur Seite zu drehen und sein Gewicht zu nutzen, um von dem Jungen wegzukommen.

Beide Kontrahenten nutzten die Gelegenheit für eine kurze Verschnaufpause, in der sie sich misstrauisch umkreisten.

Ich war, ohne es wirklich zu merken, immer näher zum Ring gegangen und stand jetzt in der dritten Reihe vor dem Käfig, noch immer mit Hikari an meiner Seite, die das Schauspiel mit leuchtenden Augen verfolgte. Offensichtlich störte sie die Misshandlung eines Minderjährigen wenig, solange der sich freiwillig dafür meldete.

Die lässige Arroganz hatte der Junge inzwischen verloren. Er hinkte beträchtlich, in der linken Augenbraue hatte er eine Platzwunde und auch insgesamt machte er nicht den Eindruck, als würde er noch lange durchhalten. Das war auch Bullfango aufgefallen, der zwar ebenfalls einiges abbekommen hatte, wegen seiner schieren Masse aber auch mehr einstecken konnte.

Er hüpfte von einem Fuß auf den anderen, dass seine Plauze nur so wackelte, und er spuckte neben sich auf den Fußboden. „War das schon alles, Kleiner?!“, brüllte er. Die klischeemäßigste Herausforderung überhaupt – Aber Takeshi sprang bereitwillig darauf an. Ungeachtet seiner Verletzungen stürzte er sich auf seinen Gegner. Der hatte wohl nur darauf gewartet, denn er stellte sich breitbeinig hin, duckte sich ein wenig und fing den Tritt meines Schülers mit den bloßen Händen ab. Panik blitzte in Takeshis Augen auf, als er zwischen seinem Bein und dem grinsenden Gesicht seines Gegners hin und her sah. Mit aller Kraft versuchte er, sich aus dem Klammergriff zu befreien, aber das nutzte der Pseudo-Spanier nur dazu, in aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Noch bevor Takeshi sich wieder hochrappeln konnte, wofür er mit jedem Angriff, den er einstecken musste, mehr Zeit brauchte, bückte Bullfango sich nach ihm und hob ihn sich auf die Schultern wie einen erschossenen Rehbock. Er brüllte – Was aus der angeheizten Menge erwidert wurde – Drehte seinen halb ohnmächtigen Gegner zum Rand des Rings und ließ sich mit dem Rücken gegen die Gitterstäbe fallen.

Ich keuchte stellvertretend für Takeshi schmerzlich auf. „Das ist doch verboten. Er kann eindeutig nicht mehr kämpfen“, protestierte ich an Hikari gewandt, doch die zuckte nur die Schultern.

„Er hat noch nicht aufgegeben.“

„Er wird ihm das Genick brechen“, fauchte ich, als Bullfango sich immer wieder mit Wucht gegen den Käfig stieß.

Inzwischen regte Takeshi sich wieder und versuchte sich zu befreien aber seine Versuche führten nur zu höhnischem Gelächter bei seinem Gegner. „Gib endlich auf, Kleiner. Du hast hier nichts zu suchen!“

„N-nein…“, stöhnte mein Schüler, der mit einer letzten Kraftanstrengung das Knie ins Gesicht seines Gegners rammte. Dabei musste irgendwas gebrochen sein, jedenfalls schossen dem Mann auf einmal Unmengen von Blut aus der Nase, die er sich mit einem Aufschrei zuhielt. Dabei ließ er Takeshi fallen und der robbte ein paar Meter weiter weg, bis er kraftlos in sich zusammensank.

Als der Spanier einsah, dass die Hände auf seiner Nase die Blutung nicht stoppen würde, wirbelte er mit feurigem Blick herum. Sein Gesicht war rot gefärbt und seine Haare sträubten sich in alle Richtungen, als er auf den Jungen zustapfte, der sich kaum noch rührte.

Ich wusste später nicht mehr genau, wie es passiert war.

Plötzlich war da vor mir einfach die Käfigtür, die ich aufriss. Das grelle Scheinwerferlicht blendete mich, sodass ich fast blind durch den Ring stolperte, doch dann kniete ich vor Takeshi, ein leises Knurren auf den Lippen.

Bullfango starrte mich an.

Das Johlen der Menge war verstummt, nur noch die Bässe der Musik pumpten mir das Blut durch den Körper. Ein Herzschlag drückte neue rote Flüssigkeit aus der Nase des Kämpfers, ansonsten gab es keine Bewegung.

„Sen…Sei…?“

Ich drehte mich nicht nach meinem Schüler um. „Ja.“

„Was… Machst du hier?“

Das wusste ich nicht so genau, aber ich kam nicht zu einer Antwort, denn der jetzt sichtlich wütende Bullfango machte einen weiteren Schritt auf mich zu, sodass seine Nase beinahe mein Brustbein berührte. „Geh aus dem Weg, sonst bist du dein hübsches Gesicht gleich los.“

„Ich würde ja dasselbe drohen, aber da gibt es bei dir nichts zu verlieren“, spottete ich und legte die Hand auf Takeshis Schulter, um ihn zur Tür zu führen.

Dort wurden wir aber von einem sichtlich verwirrten Moderator aufgehalten. „I-Ich fürchte, du kannst nicht so einfach gehen…“

„Er ist offensichtlich nicht mehr kampffähig“, knurrte ich und wollte mich an ihm vorbei schieben, überlegte es mir dann aber nochmal anders, als sich gleich drei Sicherheitsmänner unauffällig ins Sichtfeld schoben.

„Das mag sein…“ Der Moderator räusperte sich; Die mürrischen Rufe aus dem ungeduldigen Publikum machten ihn unruhig. „Aber er hat noch nicht aufgegeben und solange er das nicht getan hat oder ohnmächtig geworden ist…“

„Das hab ich schon gehört“, unterbrach ich genervt. Ich machte eine auffordernde Geste in Richtung Takeshi. „Los. Gib auf, damit wir nach Hause können.“

Der Junge überraschte mich, indem er heftig den Kopf schüttelte und sich von mir los machte, um einen Schritt zurück in den Ring zu machen. „Nein. Wenn ich das mache, bin ich disqualifiziert.“

Ich starrte ihn eine Weile perplex an. Er sah aus wie die Auslage einer Metzgerei und wollte trotzdem nicht aufgeben, das konnte doch nicht wahr sein! Er war so wahnsinnig stur und achtete kein bisschen auf seine eigene Gesundheit, das war eindeutig eine seiner größten Schwächen als Kämpfer.

„Ich erlaube dir nicht, dieses Spielchen hier weiter zu spielen. Du wirst jetzt mit mir nach Hause kommen.“

„Du hast mir überhaupt nichts zu sagen.“

„Zwing mich nicht…“

Bevor ich noch ein paar extra Blessuren zu denen addieren konnte, die Takeshi eh schon aufwies, räusperte sich der zu tiefst verunsicherte Juror: „Na… Na ja, es gäbe da natürlich noch eine andere Möglichkeit…“

„Und die wäre?“, fuhr ich ihn so heftig an, dass er einen Schritt zurück wich.

„Ähm… Du könntest für ihn antreten“, erklärte er mit einem Blick auf Takeshi. „Natürlich würde dann auch der Gewinn an dich übergehen…“

„Was? Nein!“, meckerte Takeshi bevor ich überhaupt etwas sagen konnte.

„Geht es hier auch mal weiter?“, beschwerte sich Bullfango, der uns ansah als wäre es ihm völlig egal, wen von uns er verdreschen durfte.

Mein völlig zerschundener Schüler wandte sich ihm zu und setzte einen Fuß humpelnd vor den anderen, doch bevor er den Schritt auch nur beenden konnte zog ich ihn an der Schulter zurück und trat für ihn vor. „Ja, tut es“, versprach ich und zog mir das Shirt aus: Ich hatte keine Lust auf Flecken.

Takeshi fing das Kleidungsstück zwar auf als ich es ihm zuwarf, griff aber noch in derselben Bewegung nach meinem Arm. „Nein, das kannst du nicht machen. Ich… Ich brauche das Geld. Wirklich.“

Natürlich stellte sich jetzt die Frage, wofür er den Gewinn brauchte, aber auf die Antwort würde ich wohl bis nach dem Kampf warten müssen, also zischte ich nur: „Dann solltest du jetzt loslassen, damit ich es für dich gewinnen kann“, und machte mich los.

Takeshi war für den Moment zu perplex um etwas zu erwidern und auch Bullfango sah mich jetzt eher skeptisch an. „Kenn… Ich dich irgendwoher?“, fragte er, als gerade der Moderator zwischen uns huschte um seinen Kommentar abzugeben.

„Es hat sich eine kleine Änderung im Ablauf des heutigen Abends ergeben – Eine richtige Besonderheit sogar! Dieser junge Mann namens…“

Als er mir einen fragenden Blick zuwarf sagte ich automatisch: „Sasuke.“

Das schien dem Moderator nicht zu gefallen, trotzdem fuhr er fort: „Sasuke hat sich bereit erklärt, für Wolfskind einzuspringen. Ein Teufelsdreier, Leute! Wie findet ihr das? Na? Na?!“, brüllte er nochmal und die Menge johlte bereitwillig auf. Wahrscheinlich war ihnen egal, was passierte, solange es endlich weiter ging. Zufrieden mit der Reaktion wandte der Moderator sich wieder uns zu. „Es gelten dieselben Regeln wie zuvor: Keine Waffen, keine Jutsu, keine Todesstöße. Alles klar?“ Die Frage war an mich gerichtet also nickte ich, woraufhin der Ringsprecher eine übertriebene Handbewegung machte und sich aus dem Käfig rettete. „Dann kämpft!“

Ich war noch ziemlich überfahren von der Situation und hatte nicht damit gerechnet, dass Bullfango sofort auf mich losgehen würde; Falsch gedacht. Noch bevor die Käfigtür zu war musste ich mich unter einem Schlag weg ducken und ein paar Schritte zurückweichen. Aus dem Zuschauerraum war verhaltenes Gelächter zu hören, das mich in den Moment zurück brachte. Ich holte tief Luft und duckte mich leicht, denn mein Gegner holte bereits wieder nach mir aus. Diesmal jedoch fing ich seinen Arm ab und nutzte seinen Schwung um ihn gegen das Gitter zu schleudern. Ich setzte ihm nach, bevor er sich überhaupt bewegen konnte, packte blitzschnell seine Arme, zog sie zurück und stemmte den Fuß in sein Kreuz. Als ich an Bullfangos Handgelenken zog gab der ein gurgelndes Geräusch von sich, das mir eine düsterte Befriedigung verschaffte; wer lachte jetzt, huh?

„Du kannst aufgeben, weißt du?“, schnurrte ich, dicht bei seinem Ohr, als er vergeblich versuchte, sich von mir loszumachen. Missbilligend schnalzte ich mit der Zunge und zog stärker an, bis ein Knacken in der Wirbelsäule des Mannes zu hören war, die sicher nicht mehr lange mitspielen würde. Der Gedanke rauschte mir zusammen mit dem Adrenalin durch die Ohren. Ich war diesem Mann eindeutig überlegen, ich konnte ihn zerstören, wenn ich es wollte…

In dem Moment blickte ich von Bullfangos schweißnassem Nacken auf und blickte in die entsetzten Augen einer jungen Frau, die nur Zentimeter von uns entfernt vor dem Käfig stand. Als sie meinen Blick bemerkte, machte sie einen ängstlichen Schritt zurück und es war, als würde sie dadurch einen Stöpsel aus mir ziehen, der alle Mordlust, die ich gerade noch gespürt hatte, aus mir laufen ließ.

Ich hatte wohl zu locker gelassen, denn mein Gegner nutzte die Gelegenheit um seinen Fuß gegen das Käfiggitter zu stoßen und mich mit seinem gesamten Gewicht zu Boden zu reißen. Stöhnend wurde ich unter ihm auf dem Boden begraben, hörte nur aus der Ferne wie jemand, vielleicht Takeshi, „Sasuke!“, rief. Schneller, als ich es ihm zugetraut hätte, presste Bullfango die Schulter gegen meine Kehle, sodass mir die Luft abgeschnürt wurde. Ich röchelte und griff in sein Haar, fand aber in den schweißnassen Strähnen keinen Halt. Überhaupt wirkte sein Körper wie in Öl eingerieben. Natürlich hätte ich ihn einfach grillen können, aber das war gegen die Spielregeln in diesem Zirkus und irgendwas in dem Blick, mit dem mich Takeshi vorhin angesehen hatte, ließ mich mitspielen.

Ich war wohl mehr aus der Form, als ich gedacht hatte, stellte ich grimmig fest, dann mobilisierte ich meine letzten Kräfte, machte mich schmal und rutschte an der verschwitzten Schulter hoch, gerade so weit, dass ich wieder Luft bekommen konnte. Bullfango schien davon überrascht, denn ich schaffte es, meinen Arm zu befreien, ihn am Kopf zu packen und mit Wucht gegen den Betonboden zu rammen.

Für einen Moment, in dem ich über meinem besiegten, bewusstlosen Gegner kniete, herrschte überraschte Stille im Publikum, dann brach die Hölle los. Der Moderator sagte irgendwas, das ich wegen des Blutrausches in meinem Kopf nicht hörte, und riss meine Hand hoch. Den Blick noch immer auf Bullfango gerichtet taumelte ich ihm hinterher. Ich blickte erst auf, als jemand die Hände auf meine Wangen legte und aufgeregt auf und ab sprang.

„Takeshi“, sagte ich hohl.

„Ja! Du warst BRILLIANT!“, rief er und der plötzlich zurückkehrende Geräuschpegel ließ mich zusammenfahren. Hikari stand mit leuchtenden Augen und verschränkten Armen hinter ihm, nickte mir aber nur zu, als unsere Blicke sich trafen. „Als du ihn an der Käfigwand hattest, dachte ich schon, das wär´s jetzt mit ihm gewesen.“

Das hatte ich auch gedacht, schoss es mir durch den Kopf, aber ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn jetzt kamen die zwei hübschen Ringdamen zurück und führten meinen Schützling und mich davon. Hikari folgte der kleinen Prozession mit einem Nicken zu ihrem Kollegen am Mikrofon. Ich hörte noch, wie der Moderator Tänzerinnen ankündigte, die nach den „Säuberungsarbeiten“ auftreten sollten, dann wurden wir in ein ruhiges Hinterzimmer geschoben, in dem eine Bank und ein paar Plastikpflanzen in großen Töpfen standen, sonst nichts. Irgendwoher zauberte eine der Damen Getränke und die andere Verbandszeug während Hikari im nächsten Raum verschwand. Takeshi trank gierig eine Flasche leer, deren Inhalt ich für Limonade hielt, und ließ sich bereitwillig von dem halbnackten Mädchen verarzten, während ich die andere verscheuchte, als sie sich mir mit Mullbinden näherte.

„Hier warst du also die ganze Zeit…“, zischte ich an den Jungen gewandt, der daraufhin ein wenig blass wurde und das selbstgefällige Grinsen verlor. „Weißt du eigentlich, in welcher Gefahr zu warst? Du hättest sterben können. Ganz davon abgesehen, dass diese ganze Angelegenheit hier höchst illegal ist. Du könntest deine Ausbildung verlieren, wenn nicht sogar ins Gefängnis kommen. Willst du das?“

„Und warum hast du dann mitgemacht?“, murmelte Takeshi trotzig.

Für einen Moment wusste ich keine Antwort, dann wischte ich seine Worte mit einer Handbewegung beiseite. „Ich bin hergekommen, um dich zu retten.“

„Das wäre nicht nötig gewesen!“, brauste er auf, aber ich schnaubte nur herablassend.

„Ach wirklich? Sah aber sehr danach aus, als dieses haarige Biest dich fast zerquetscht hätte.“

„Das war…“

Die beiden Mädchen räusperten sich nervös und warfen sich unsichere Blicke zu, als sie auf uns zutraten. „Na, na, nicht streiten“, flötete eine von ihnen mit zittriger Stimme und strich mir über die Brust.

„Genau – Ihr habt doch gewonnen!“, gurrte die andere in geheuchelter Begeisterung, als sie es sich auf Takeshis Schoß gemütlich machte.

Das schien jetzt auch dem Jungen bewusst zu werden, denn er rief: „Stimmt! Wo ist eigentlich mein Gewinn? Sonst gibt Narumi mir den immer sofort.“

Die Mädchen warfen sich zögernde Blicke zu, doch dann entschied die erste, zu antworten: „Hikari muss noch mit dem Chef reden – Wegen der… Ungewöhnlichen Umstände, weißt du? Mach dir deswegen keine Gedanken!“

Allerdings schien mein Schüler durchaus beunruhigt von dieser Verzögerung, was mich darauf schließen ließ, dass ihm seine Belohnung schon mal vorenthalten worden war. Von da an schwieg er sich aus und ignorierte das zunehmend beleidigte Mädchen auf seinem Schoß, bis sie sich zusammen mit ihrer Kollegin vom Acker machte. Kurz darauf ging die zweite Tür auf und Hikari kam heraus, zuerst ein wenig erstaunt, nur uns vorzufinden, doch dann offenbar amüsiert darüber.

„Der Chef würde gerne mit euch sprechen“, verkündete sie und hielt uns die Tür auf.

Der angrenzende Raum hätte das Büro jeder Steuerkanzlei sein können; ein großer, grauer Schreibtisch bildete das Zentrum, darum herum waren Topfpflanzen und Aktenschränke verteilt. Die einzige Ausnahme von diesem biederen Interieur bildeten die Fotos des Besitzers, die ihn zusammen mit diversen zerschunden aussehenden Personen zeigten.

„Ah, das sind die Fotos der Shadowdance-Gewinner“, erklärte ein Mann, der sich gerade hinter dem Schreibtisch erhob und wohl der schon so oft erwähnte ´Chef` sein musste.

Der Mann war dünn und hatte das etwa schulterlange braune Haar nach hinten gegelt. Er war mittelgroß, trug ein Sakko über einem blauen Shirt (Das war wohl die Dienstkleidung, denn bisher waren alle Angestellten ähnlich angezogen gewesen) und das einzig auffällige an ihm war ein großer goldener Ring und ein Goldzahn, die an Mund und Hand blitzten, als er mir diese entgegen streckte beziehungsweise lächelte.

„Vielleicht könntest du auch bald da hängen, nach dem zu schließen, was mein kleines Singvögelchen hier mir erzählt hat!“, strahlte er und deutete auf Hikari, die die Augen verdrehte und das Büro verließ. Er ignorierte die offensichtliche Ablehnung seiner Angestellten wie jemand, der es gewohnt war und sich nicht darum scherte. „Sie sagte, du hättest Bullfango weggefegt, und der belegt seit Jahren die vorderen Ränge beim Shadowdance. Wie sieht´s aus, Uchiha? Dabei könnte ein hübsches Sümmchen für dich rausspringen.“

„Ich bin nicht an Geld interessiert“, erwiderte ich wahrheitsgemäß, aber Takeshi neben mir wand sich nervös, also fügte ich wiederwillig hinzu: „Aber ihm hier schulden Sie noch seinen Gewinn.“

„Ohne dich hätte er nicht gewonnen, also schulde ich ihm gar nichts“, schnaubte der Chef, dessen dauerhafte gute Laune für einen Moment schwand, bevor er sein Lächeln wiederfand.

Das hatte ich bereits erwartet. Mit einem resignierten Seufzen verschränkte ich die Arme. „Diesem Moderator zufolge gibt es sogar eine eigene Regel dafür, wenn ein Kämpfer einen anderen im Ring ablöst. Davon, dass dabei der Gewinn verfällt, hat er allerdings nicht gesagt. Also würde ich vorschlagen, dass du den Jungen ausbezahlst, damit er ins Bett kommt. Das wird nämlich, falls du es nicht mitbekommen hast, von unserem geschätzten Hokage persönlich regelmäßig besucht“ – Das war natürlich maßlos übertrieben – „Und er würde sich doch wundern, seinen Protegé zu dieser Nachtzeit an so einem Ort aufzufinden, noch dazu derart zerschunden…“

„Schon gut, schon gut“, murrte mein Gegenüber, der jetzt endgültig mit dem dämlichen Grinsen aufgehört hatte. Er öffnete eine Schreibtischschublade, kramte etwas darin herum und reichte mir einige knittrige Geldscheine, die ich unbesehen an Takeshi weitergab.

„Zähl sie durch“, wies ich ihn an, woraufhin der Chef wütend mit der Zunge schnalzte und noch ein paar Scheine dazu legte.

„Du bist ja wirklich hartnäckig… Das gefällt mir – Erinnert mich an mich“, grinste er goldblitzend, dann, als wäre ihm schlagartig etwas eingefallen, schlug er sich gegen die Stirn und reichte mir rasch die Hand. „Wie unhöflich von mir, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt! Mein Name ist Giro… Nach deinem brauche ich gar nicht erst zu fragen – Niemand braucht das! Dieser Name würde uns das Haus füllen! Die Leute würden ausrasten: Uchiha Sasuke… Nein, noch besser: Der Rächer! In meinem Haus! Du wärst eine eigene Sensation. Wir würden in Geld ersaufen, sag ich dir…“

„Ich bin nur hier, um den Jungen abzuholen“, erwiderte ich kühl und legte diesem jetzt die Hand auf die Schulter. „Komm, wir gehen.“

„Aber überleg´s dir, das Angebot steht auf jeden Fall!“, rief Giro mir nach und fügte, kurz, bevor wir aus der Tür waren, hinzu: „Ach, und, Uchiha?“ Ich sah über die Schulter zu ihm und plötzlich war gar nichts mehr Freundliches in seinem Gesicht. „Ich würde aufpassen, was ich meinen Kollegen hierrüber erzähle. Meine Leute arbeiten überall…“

„Willst du mir drohen?“, fragte ich unbeeindruckt. Mit den paar hirnlosen Türsteher-Gorillas würde ich mit Leichtigkeit fertig werden, ich wollte es nur nach Möglichkeit vermeiden.

Giro lächelte jetzt wieder, aber es erreichte nicht seine Augen. „Natürlich nicht, ich würde mich ja über eine Geschäftsbeziehung freuen. Nur… Der Junge steckt hier bis zur Nasenspitze mit drin. Wenn du uns alle verpfeifst, reitest du ihn mit rein. Das ist alles.“

Es gefiel mir nicht, derart entlassen zu werden, trotzdem verließ ich das Büro und durchquerte mit Takeshi den Kampfclub, in dem inzwischen eher getanzt wurde. Im Ring hingen Tücher von der Decke, an denen sich eine schöne Frau lasziv wand, aber als Takeshi ihr zu neugierige Blicke zuwarf, schubste ich ihn resolut weiter. Wir schoben uns durch die Menge, vorbei an mehreren Zuschauern, die uns beglückwünschen, und einigen Hostessen, die uns ihre Gesellschaft verkaufen wollten, aber ich hielt nicht an, bis wir aus dem Club raus waren. Takeshi kannte den Weg durch das Kellergewölbe, sodass wir kurz darauf im Casino waren, in dem wir von Hikari empfangen wurden, die uns mit gelangweiltem Blick zur Tür geleitete.

Dort hielt sie mich am Arm und sagte: „Auf ein Wort.“

Ich zögerte, nickte dann aber dem fragend dreinblickenden Takeshi zu, er solle sich ein paar Meter zurückziehen. Murrend und nach Steinchen tretend verzog er sich, sodass ich ungestört mit der Organistin sprechen konnte.

„Wenn du ihn von hier fernhältst, werden sie ihn holen, und das wird deutlich schlimmer für ihn ausgehen, als ein paar Kratzer.“

Ich schnaubte hochnäsig. „Ich sagte bereits, dass ich mir nicht drohen lasse.“

„Du kannst ihn nicht rund um die Uhr beschützen; sie werden ihn finden, und dann stellt sich die Frage ob er jemals ans Tageslicht zurückkehrt… Und wenn du ihn nicht im Jugendknast sehen willst, würde ich dir abraten, den Hokage da mit reinzuziehen. Takeshi war dem Chef schon bei der einen oder anderen Kleinigkeit behilflich.“

Ihr Lächeln erreichte nicht die Augen und ich wandte das Gesicht ab, um zu meinem Schützling zu blicken, der noch immer frustriert vor sich hin maulte und inzwischen eine Dose malträtierte. Er wollte immer überall mitmischen, aber wo genau hatte er hier seine Nase reingesteckt…?

„Was wollt ihr eigentlich von ihm?“, fragte ich resigniert. „Er ist doch nur ein Junge.“

Hikari zuckte teilnahmslos die Schultern. „Schon mal auf die Idee gekommen, ihn das selbst zu fragen? Immerhin hältst du ihn für das Opfer und uns für die Bösen in der Sache, oder?“ Irgendwo aus ihrer Bluse zauberte sie ein Dokument hervor, das sie mir hinhielt. „Das ist das Anmeldeformular für den Shadowdance. Bring ihn uns einfach vorbei, wenn du so weit bist.“

Ein winziges, überhebliches Lächeln huschte über ihre Lippen, dann zog sie die Tür hinter sich zu und schloss mich mit meinem Papierfetzen aus. Ich war so wütend, dass ich den Bogen in der Hand zerknüllte…

Aber ich warf ihn nicht weg.

Stattdessen wandte ich mich jetzt Takeshi zu, der mich mit einem gelangweilten: „Auch schon fertig?“, begrüßte, das ich jedoch ignorierte.

„Also?“, fragte ich und als Takeshi mich ansah wie ein Ufo, machte ich eine Geste, die alles, vom Casino über die Untergrundbar bis hin zu seiner Nahtoderfahrung einschloss. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach Hause, obwohl sich wohl keiner von uns danach fühlte, gerade mit dem jeweils anderen in einem geschlossenen Raum zu sein. „Erklär mir das. Macht es dir Spaß, dich in illegale Geschäfte zu verwickeln und jeden Versuch des Hokage, dir zu helfen, zu unterwandern?“

„Nein!“, zischte Takeshi, der rot angelaufen war und über diese Sicht der Dinge scheinbar noch nicht mal nachgedacht hatte. „Das ist meine Sache…“

„Ich denke, nachdem ich gerade meinen Kopf und meinen Job für dich riskiert habe, ist es auch meine Sache“, erwiderte ich kühl, woraufhin er verstummte. Erschöpft seufzend sah ich ihn an. „Niemand wird etwas davon erfahren; nicht Tsubaki und Nishiki, nicht Sakura, nicht Naruto. Wir regeln das zu zweit. Du musst mir nur sagen, worum es geht.“

Der Junge zog abwehrend die Schultern an und fing wieder an, imaginäre Steinchen vor sich her zu kicken. Wir waren schon fast bei meiner Wohnung angelangt, als er endlich mit der Sprache rausrückte.

„Mein Vater hatte ein Handelsgeschäft, als er jünger war. Es lief eine Weile gut, aber dann hat er mehrere Lieferungen verloren und niemand wollte ihm einen Kredit geben. Also hat er sich an Geldhaie gewandt. Das half ein paar Monate und er schaffte es sogar, die Raten zurückzuzahlen… Aber dann wurde meine Mum schwanger. Sie wusste natürlich nichts von den Schulden und wollte mich behalten. Er hat versucht, es ihr auszureden, weil sie sich ein Kind nicht leisten konnten, aber weil sie nichts von den Problemen wusste, wollte sie auch nichts von einer Abtreibung hören. Ich schätze, sie hat meinen Vater sehr geliebt“, schnaubte Takeshi geringschätzig, als wäre das eine Straftat. „Jedenfalls bekamen sie mich, aber von da an wurde es nur noch schlimmer mit dem Geld. Mein Vater hat angefangen, mehr Geschäfte mit den Geldhaien zu machen, aber irgendwann konnte er kaum noch die Zinsen ausgleichen. Als immer weniger Zahlungen kamen, sind sie in die Wohnung meiner Eltern eingebrochen, als mein Vater nicht da war. Wahrscheinlich wollten sie meine Mum nur ängstigen, aber sie… Sie hat sich gewehrt und… Und dann ist sie gestürzt, mit dem Kopf gegen eine Tischkante… Sie war sofort tot.“

„Wer hat dir das erzählt?“, fragte ich, anstatt mich mit Mitleidsbekundungen aufzuhalten, die ihm sowieso nichts brachten. Außerdem hatte er die Frau, die ihn geboren hatte, ja nie kennengelernt.

„Teils mein Vater, teils die Leute aus dem Casino“, antwortete Takeshi, als wir zu Hause waren.

Er ließ sich auf die Couch fallen, während ich uns einen Tee machte und den Verbandskasten aus seinem Zimmer holen ging. „Erzähl weiter“, verlangte ich, als er mit einer Tasse versorgt war und ich mich daran machte, seine Verletzungen zu verarzten.

Mit einem mürrischen Seitenblick auf mich ließ er sich die Behandlung gefallen und fuhr fort: „Nach dem Tod meiner Mutter haben wir zu zweit gelebt – Das habe ich ja schon erzählt. Er war immer ziemlich jähzornig und ich habe nie verstanden, wieso… Aber jetzt denke ich, er hat mich dafür verantwortlich gemacht, dass seine Frau gestorben ist. Wenn ich nicht geboren wäre, hätten sie das mit den Schulden geschafft. Dann wäre sie jetzt noch am Leben…“

„Hätte dein Vater sich nicht auf diese Geschäfte eingelassen, wäre es überhaupt nicht dazu gekommen“, wiedersprach ich gelassen, als Takeshis Augen leer wurden und seine Gedanken in eine falsche Richtung zu driften schienen. „Erzähl weiter.“

„Ich hab doch schon gesagt, dass er gegangen ist“, sagte er barsch. „Ich schätze, er hatte eine neue Tussi, ich weiß es nicht. Jedenfalls saß ich auf einmal alleine in der Wohnung und es kam einfach keiner… Also bin ich, als ich Hunger bekam, zu den einzigen Erwachsenen gegangen, die ich kannte: Giro und seine Leute. Er hat dafür gesorgt, dass ich in eine Gastfamilie kam, aber die wurden zu neugierig, also bin ich abgehauen. Das ist ein paar Mal so gelaufen, bis Giro mir den Platz in der Lagerhalle besorgt hat.“

„Wie großzügig.“

Takeshi entriss mir den Arm, den ich gerade verband. „Das ist mehr, als das Dorf je für mich getan hat! Er hat mir ein zu Hause besorgt und einen Job und eine Familie…“

„Ein zu Hause weit weg von ihm, das ihn nichts kostet, einen Job mit dem du – Lass mich raten? – Nur die Schulden deines Vaters abbezahlst und eine ´Familie`, die dafür sorgt, dass du regelmäßig aussiehst wie durch den Fleischwolf gedreht“, führte ich ihm gelassen vor Augen.

Noch immer glommen seine Augen wütend, doch auch ein leiser Zweifel hatte sich in sie geschlichen. „Das ist immer noch mehr, als Konoha…“

"Du wohnst in meiner Wohnung. Der Hokage und seine Beraterin kümmern sich persönlich um dich und deine Ausbildung und Unterbringung. Ich habe dich gerade davor gerettet, zu Matsch verarbeitet zu werden“, fügte ich ein wenig selbstgefällig hinzu, nur der Vollständigkeit halber.

„Du bist mir nur nachgekommen, weil ich mich deinem Befehl wiedersetzt habe und du das unterbinden wolltest!“, platzte Takeshi heraus, mal wieder erstaunlich spitzfindig für einen Teenager.

Ich schnaubte ungnädig. „Vielleicht.“ Dann sah ich ihn sehr ernst an. „Aber wenn du Narutos und Sakuras Bemühungen nicht anerkennst, bist du dümmer, als ich dachte. Sie wollen nur dein Bestes.“

Das wollte ich auch, aber ich konnte es nicht sagen. Geglaubt hätte der sture Bengel es sowieso nicht.

Er wurde ein wenig rot, senkte den Blick und sagte eine Weile nichts mehr. Als er wieder sprach, sah er mich nicht an. „Selbst wenn das so ist…“

„So ist es.“

„Selbst dann ändert das nichts daran, dass ich die Schulden meines Vaters geerbt habe. Giro wird keine Ruhe geben, bis er sein Geld hat.“

Jetzt war es an mir, zu schweigen. Natürlich hätte man nach Takeshis Vater fahnden können, aber nach sechs Jahren konnte er überall sein. In Konoha war er wohl nicht mehr, sonst hätten Giros Ganoven ihn sicherlich schon aufgegriffen. Ihn außerhalb des Dorfes zu suchen, wäre enorm viel Aufwand für einen Jungen – Davon abgesehen, dass ich schlecht einfach abhauen konnte, und Naruto sagen, was ich vorhatte, konnte ich nicht. Wie der Besitzer des Kampfrings nämlich schon gesagt hatte, hätte das meinen Schüler in den Ruin getrieben. Takeshi hatte einfach schon zu viel auf dem Kerbholz, um sich eine jahrelange Mitgliedschaft in einem illegalen Sportverein leisten zu können. Natürlich konnte ich aus diesem Grund den Hokage auch nicht einfach um Geld bitten. Ich war mir ziemlich sicher, dass er mir alles gegeben hätte, worum ich ihn bat – Vermutlich hätte der Idiot noch nicht mal Fragen gestellt – Aber dann würde ich genau das tun, was ich ihm vorgeworfen hatte; meinen privaten Einfluss auf ihn als Staatsoberhaupt ausnutzen. Das kam nicht in Frage.

Jetzt war die Frage also, wie sonst wir an das Geld kommen sollten, ohne dass Takeshi jahrelang illegalen Geschäften nachgehen musste.

Die Antwort war erschreckend einfach.

„Wir hoch sind deine Schulden?“, fragte ich, als wir in der Wohnung waren.

Der Junge beobachtete skeptisch, wie ich das Verbandszeug aufräumte. „Jetzt sind es noch etwa 2500000 Yen. Wieso?“

„Ich werde nicht zulassen, dass du dich länger als nötig in Gefahr begibst…“

„Ich nehme kein Geld von Dir!“

„Das werde ich dir auch nicht geben“, unterbrach ich ihn ungeduldig. „Ich werde mit für dich kämpfen. Und ich werde dieses Tournier gewinnen. Den Rest des Geldes, das du Giro noch schuldest, werde ich dafür verlangen, dass ich teilnehme.“

Der Junge sah mich unbehaglich an. „Bist du dir sicher, dass du das tun willst? Die Kämpfe sind illegal, du könntest deinen Job verlieren.“

„Genau deshalb musst du so schnell wie möglich damit aufhören“, sagte ich gelassen.

Eine Weile sahen wir uns prüfend in die Augen, dann nickte er langsam. „Danke.“

Ein „Danke“ musste reichen, dafür, dass ich meine Verbannung riskierte. Seltsamer Weise spürte ich, wie meine Mundwinkel sich zu einem schmalen Lächeln hoben, als ich: „Natürlich“, antwortete.
 

* - *
 

Hallo, ihr Lieben :D

Das hat jetzt ´etwas` länger gedauert als geplant… *hust* Danke für die Geduld, die wohl leider auch weiterhin nötig sein wird, weil ich keine Kapitel mehr auf Vorrat habe, haha… Tut mir leid. xD°

Ich hoffe, ihr hattet Spaß und bleibt dran.
 

lG

Spiele für große Jungs

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Schulstress

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Schulhof Rowdies

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Cliquen Krieg

Es war leicht, in den Keller zu gelangen, fast schon langweilig. Ein Mädchen-Lächeln für den Mann hinter der Eisentür, schon war ich im dichten Gedränge des Clubs und spürte, wie nicht wenige Männer meinem temporären Körper in den Kleidern begutachteten, die ich extra hierfür besorgt hatte. Der Türsteher gehörte auch zu den Interessierten, doch ich ignorierte ihn wie die anderen Männer. Zum Flirten war ich sicher nicht hier.

Befriedigt stellte ich fest, dass nicht so viel los war wie bei meinen Kämpfen, als ich mich (mühsam wegen der schmalen Frauenschultern) zur Bar durchkämpfte. Zum Glück war Hikari nicht hier. Meine Tarnung war zwar gut, aber sie war intelligenter als die meisten Gorillas, die hier arbeiteten, und kannte mich inzwischen ein wenig. Es wäre möglich, dass sie meine Spionageaktion aufdeckte.

„Bier“, befahl ich, sobald der Barkeeper sich zu mir bequemte.

Auch er musterte das schwarze Tanktop, unter dem sich meine Kurven abzeichneten, mit gewissem Interesse. Nach Narutos Kommentar hatte ich diesen Körper ein wenig üppiger ausgestattet, wenn auch nicht mit so übertriebenen Brüsten wie sein Sexy-no-Jutsu. Er war es auch, der mich auf die Idee gebracht hatte; mein Besuch bei ihm in dieser Gestalt hatte gezeigt, dass niemand die dunkelhaarige Frau, als die ich gerade am Tresen lehnte, mit mir in Verbindung brachte, wodurch sie sich perfekt für mein momentanes Anliegen im Kampfring eignete.

„Trinken hübsche Mädchen nicht eher Cocktails?“, fragte der Barmann grinsend, als er mir meine Flasche hinstellte.

„Einen herzustellen, würde dich nur überfordern.“

„Versuch es.“

„Glaub mir.“ Ich ließ ein herablassendes Lächeln aufblitzen und nippte an meinem Bier. „Ich bin anspruchsvoll.“

„Kann ich mir vorstellen.“

Der Blick des Barkeepers war eindeutig interessiert, was mich wunderte, da er sonst Hikari nachlief wie ein dressiertes Hündchen. Aber sie war nicht da, also nahm er wohl mit mir Vorlieb. Schmeichelhaft.

Ich machte nicht mal Anstalten zu bezahlen. Naruto hatte nicht gelogen: Die Frau, die ich gerade verkörperte, war schön, und schöne Frauen zahlten nicht. Ohne meinen kleinen Verehrer weiter zu beachten wandte ich mich um und legte die Unterarme auf den Tressen, um das Publikum und die Tänzerinnen im Käfig beobachten zu können. Ihre Plastiktitten schimmerten im Licht und das blondierte Haar schwang wie das Pendel eines Hypnotiseurs von einer Seite der schmalen Rücken auf die andere…

Sie sahen aus, als wäre Narutos Sexy-no-Jutsu-Form ihr Vorbild gewesen, aber sie wären an der Nachahmung gescheitert.

Verärgert runzelte ich die Stirn. Ich wollte nicht die ganze Zeit an den Hokage denken, den ich seit der Krankenhaus-Szene nicht mehr gesehen hatte. Er tauchte zwar immer wieder bei meiner Wohnung auf, aber ich weigerte mich, ihn zu sprechen und ließ ihn von Takeshi wegschicken. Aus meinen Gedanken konnte ich ihn leider nicht so leicht verscheuchen wie von meiner Haustür.

Es war doch alles ganz hervorragend gelaufen. Wieso hatte er alles kompliziert machen müssen? Davon abgesehen, dass es rein gar nichts brachte, jetzt mit dieser festen Beziehungskiste anzufangen. Wohin sollte das bitte führen? Er war immer noch der verdammte Hokage und ich nur kein Staatsfeind mehr, weil er es so wollte.

„Wann geht es los?“, wollte ich vom Barmann wissen, der immer noch hinter mir herumlungerte.

Er sah auf seine Armbanduhr (Meine war zu groß für ein Frauenhandgelenk, außerdem erinnerte sie mich zu sehr an den, dessen Namen ich nicht mehr denken wollte) und antwortete: „Paar Minuten noch. Aber ich weiß nich, ob das was für dich ist. Einer der Kämpfer hat seinen letzten Gegner ins Koma geschlagen, was man so hört.“

Das nun nicht, aber fit war Takeshi auch noch nicht wirklich. Ich musste ihn immer wieder vom Training abhalten, jetzt, wo er aus dem Krankenhaus entlassen war, denn er sah nicht ein, dass diese Pause ihm gut tat. Außerdem behinderte ihn das angebrochene Handgelenk, aber er sagte, er könne ja den Rest seines Körpers trainieren. Bisher gehorchte er mir zwar noch, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis er sich nicht mehr zügeln konnte. Ich fragte mich wirklich, woher er diese Sturheit hatte.

Gerade war ich auf der Jagd nach dem, der ihm das angetan hatte. Der Fleischberg, wie ich ihn inzwischen insgeheim nannte, war genau, wie Takeshi ihn beschrieben hatte: Über zwei Meter groß, nur Muskeln. Ich hatte ihn beobachtet seit dem Kampf, und heute würde ich, verkleidet als Frau, seine Technik im Ring ansehen. Für jeden Tag, den der Junge im Krankenhaus verbracht hatte, würde ich dem Fleischberg einen Knochen brechen.

Der Moderator, Mamoru, trat in den Käfig und vertrieb die Tänzerinnen daraus. Sie wirkten tatsächlich beleidigt, als bemerkten sie nicht, mit welch gelangweilten Blicken man sie beobachtete. Nein, das Publikum war nicht für nackte Haut hier - Noch nicht – Sondern für andere, blutigere Spektakel, und die versprach die aufgeputschte Stimme des Ansagers in den höchsten Tönen.

„Hochverehrte Damen, Liebe Gäste!“ Er begrüßte die Leute wie ein Zirkusdirektor und sie kamen näher, um ihm aus der Hand zu fressen. Selbst ich spürte den Sog Richtung Arena, wenn auch aus einem anderen Grund als die Schaulustigen. Ich wollte sein, wieso diese Leute in lustvoller Erwartung schauderten, wen sie anbeteten und fürchteten gleichermaßen. Vor allem aber wollte ich den Fleischberg in die Finger bekommen. So hoffte ich, sein Gegner würde nichts taugen, damit ich im Halbfinale Gelegenheit hatte, ihm die verdiente Abreibung zu verpassen.

„Heute dürfen wir Ihnen eine ganz besondere Vorstellung bieten! Ein wenig verspätet, denn langsam ist der Hokage etwas geizig mit dem Urlaub seiner Leibgarde, aber hier ist nichtsdestotrotz… Kitsune!“

Die Käfigtür öffnete sich und ins Rampenlicht schlenderte eine völlig in schwarz gekleidete Gestalt, unter deren Kapuzenpulli lag, was das Publikum den Atem anhalten ließ; Eine ANBU-Maske verhüllte das Gesicht des Neueinsteigerst. Ohne Mamorus Ankündigung hätte ich nicht mehr daran gedacht, aber so erinnerte ich mich an den blonden Mann, mit dem Giro letztens gesprochen hatte. Das musste er sein, obwohl nur wenige Strähnen des kurzen Haares unter den Kopfbedeckungen hervorlugten. Alles an der Haltung des Mannes strahlte aus, dass ihm weder Publikum noch Scheinwerfer etwas ausmachten, und schon gar nicht der Fleischberg, der kurz nach ihm in den Ring stieg.

Mühsam riss ich den Blick von meinem Kollegen los und betrachtete das Gesicht des Mannes, der Takeshi so zugerichtet hatte. Wie schon bei ihrem Kampf stellte ich fest, dass der Fleischberg gutaussehend war, mal von den zu dichten schwarzen Augenbrauen abgesehen, aber das besänftigte den Hass nicht, der bei seinem Anblick in mir aufloderte. Ich wollte, dass er gewann, nur, damit ich ihn besiegen konnte.

„Die Regeln kennen ja alle; Keine Jutsu, keine Waffen, keine Morde.“ Mamoru sah den Fleischberg an, um ihn an diese letzte Regel zu erinnern und ich fragte mich, was wirklich passiert war bei diesem verfluchten Kampf zwischen ihm und meinem Schüler. „Wer KO geht oder abklatscht, scheidet aus dem Turnier. Alles verstanden? Dann… Kämpft!“

Damit zog er sich aus dem Käfig zurück und wie auf Kommando setzten die Kontrahenten sich in Bewegung, immer im Kreis umeinander. Es wurden immer mehr Runden, bis ich den Fleischberg etwas sagte (Von der Bar aus konnte ich es natürlich nicht hören). Blondies Schultern zuckten, als er lachte, doch dann stieß er sich geschmeidig vom Boden ab und sprang elegant über seinen Gegner. Wie in Zeitlupe konnte ich sehen, wie er den Fleischberg im Flug einen Klaps auf den Hinterkopf verpasste, dann landete er und die Zeit nahm ihren regulären Fluss wieder auf. Der Große wandte sich um und schlug nach seinem Gegner, aber der duckte sich zur Seite und gab ihm diesmal eine Watschen auf die Backe.

Das Publikum lachte, doch da packte der Fleischberg Blondies Arm und drehte sich wie ein Diskuswerfer, nur, dass sein Wurfgeschoss ein Mann war. Blondie krachte mit voller Wucht gegen die Käfigtür. Äußerst schmerzhaft, wusste ich aus eigener Erfahrung, aber er rappelte sich auf als wäre es nichts. Beim Aufprall war seine Kapuze runtergerutscht und sein Raspelkurzes blondes Haar stand ihm um den Kopf wie ein Heiligenschein.

Etwas länger würde mir besser gefallen, schoss es mir durch den Kopf.

Er fuhr sich durchs Haar, dann spannte er die Schultern an und rannte mit voller Wucht in seinen Gegner. Dieser knickte zwar ein, packte Blondie aber an der Hüfte und riss ihn von den Beinen um sich mitsamt ihm auf den Boden knallen zu lassen. Beide richteten sich nur mühsam wieder auf, aber wieder war Kitsune schneller. Flink wie ein Wiesel war er beim Fleischberg und trat diesem mit voller Wucht in den Magen, sodass er ein paar Schritte zurückstolperte.

Noch bevor der Große das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, war Blondie bei ihm und versetzte ihm eine Reihe blitzschneller Schläge, die ihn wieder zu Boden zwangen. Der Fleischberg rutschte von ihm weg, um zu Atem zu kommen, aber sein Kontrahent schlenderte ihm nach und packte ihn am Hals, sobald der Käfig die Flucht begrenzte.

Inzwischen war jedem im Publikum, das erstaunlich still war, klar, dass Kitsune nur mit seinem Gegner spielte. Mit fast unverschämter Lässigkeit hob der Neue den Fleischberg an der Kehle empor und drückte ihn mit der Hand gegen das Stahlgitter, wobei er die zusehends kraftlosen Schläge ignorierte, die sein Kontrahent austeilte.

Irgendwann während des Kampfes war ich an den Rand meines Stuhles gerutscht wie um näher am Geschehen zu sein. Jetzt lehnte ich mich zurück und trank einen Schluck, um meine Enttäuschung runterzuspülen. Diese Art zu kämpfen war nicht normal. Der Neue führte den Fleischberg vor wie einen Stier am Nasenring, und ich hatte die Hoffnung aufgegeben, meinen Schüler rächen zu können, denn es war keine Frage, wer heute gewinnen würde.

„Ich gebe auf!“

Sofort ließ Blondie den Koloss los und der sank in die Knie, die Hände schützend um den wunden Hals gelegt. Als der Neuling sich abwandte, wurde mir klar, dass er seinen Gegner nicht nur zur Kapitulation, sondern auch zu deren lautstarker Verkündung gezwungen hatte. Normalerweise reichte Abklopfen, um sich geschlagen zu geben, aber Kitsune hatte seinen Gegner noch weiter erniedrigen wollen.

Dieser Mistkerl.

Verärgert drehte ich mich zur Bar und bestellte noch ein Bier. Das hätte mein Sieg sein sollen, verdammt. Jetzt hatte ich keine Möglichkeit, es dem Fleischberg heimzuzahlen ohne in seinem Privatleben herum zu pfuschen, und das wollte ich nach Möglichkeit vermeiden.

„Was ist dir für ne Laus über die Leber gelaufen?“, erkundigte sich der Barmann, als er mir mein Getränk hinstellte. Sein Blick fiel auf den Käfig. „Haste auf den anderen gewettet?“

„So in der Art.“

Ich nahm einen Schluck und überlegte, was jetzt zu tun war. Natürlich hatte ich mich über das Leben informiert, das der Fleischberg außerhalb des Kampfringes führte. Er hatte eine Tochter, mit deren Mutter er nicht zusammenlebte. Tagsüber arbeitete er in einer Werkstatt, abends als Türsteher.

In dieses Leben wollte ich nicht eingreifen, zumal das bedeutet hätte, den Shadow Dance auch in mein eigenes Privatleben zu lassen. Nein, es wäre einfach perfekt gewesen, im Ring gegen ihn anzutreten, aber diese nichtsnutzige Blondine hatte sich ja einmischen müssen.

Eine Berührung an meinem Hintern ließ mich aufsehen in das grinsende Gesicht eines der Anzug-Affen, die ich hier schon öfter gesehen hatte, meist mit einem bestenfalls halbnackten Mädchen auf dem Schoß.

„Na, Süße? Ich geb dir einen Cocktail aus. Passt eh besser zu so ner hübschen Dame als ein Bier.“

Ich schlug seine Hand weg und sah ihn gelassen an. „Wenn du mich noch einmal anfasst, breche ich dir die Hand“, erklärte ich, woraufhin er erst überrascht schaute, ehe er lachte.

„Oho, eine kleine Wildkatze~ Das mag ich.“ Er trat näher und drückte mich mit seinem Körper an die Bar, die Hände zu meinen Seiten auf den Tresen abgestützt. „Komm schon, Baby, es ist nur ein Drink. Und dann wirst du sehen, dass du mich magst…“

Ich rammte ihm die Faust so fest in den Magen wie ich konnte. Wäre ich ein Mann gewesen, wäre er jetzt zusammengebrochen, so aber krümmte er sich nur ein wenig. Mit dem Schmerz sickerte der Hass auf sein einfältiges Gesicht. „Miese Schlampe, das wirst du noch bereuen…“, stöhnte er und griff nach meinem Handgelenk.

Er hatte also immer noch nicht genug. Augenverdrehend wollte ich mit losreisen, aber sein Griff war fest wie ein Schraubstock und als ich ihn mit der anderen Hand schlagen wollte, schnappte er sich auch diese. Erneut drängte er mich an den Tresen und seine freie Hand grabschte nach meiner Brust während er seine Lippen auf meine presste.

Entsetzten lähmte mich. Hilflos… Ich fühlte mich so hilflos, als er grob die Zunge in meinen Mund zwang.

Doch dann erinnerte ich mich daran, wer ich war, und ich wollte ihm gerade das Knie zwischen die Beine rammen, als er unsanft von mir weggerissen wurde.

„Was soll der Scheiß? Siehst du nicht, dass wir beschäftigt sind?“, fauchte der Mann, der gestolpert war und sich jetzt ungehalten den Anzug richtete.

Eine Schulter schob sich vor mich und als ich den Blick hob, sah ich nur eine schwarze Kapuze. Ausgerechnet diese Nervensäge muss sich als Held aufspielen, dachte ich verärgert.

„Ich glaube, die Lady möchte sich nicht mit dir beschäftigen.“

„Die kleine Schlampe beschäftigt sich mit jedem. Wenn du wartest, kannst du auch noch ran… Aaah! Du verfickter Psycho!“, schrie der Fremde, als Blondie ihm völlig unvermittelt den Arm herumriss, ihn in den Polizeigriff nahm und so stark anriss, dass ich hoffte, der Arm würde ihm ausgekugelt. So viel Glück hatte ich aber leider nicht.

„Entschuldige dich“, knurrte Blondie leise. Kannte ich diese Stimme nicht? Ich konnte es nicht sicher sagen, die Maske verfälschte den Klang zu sehr, außerdem war es hier wahnsinnig laut. „Sofort.“

Einige Tränen traten in die Augen des Anzug-Affen und er winselte auf, als Kitsune noch fester anzog. „Scheiße, was ist los mit dir?!“

„Entschuldige dich.“ Die Stimme war befehlsgewohnt, dennoch wirkte es erneut lässig, als er den Mann auf die Knie zwang.

„Es tut mir leid, ok?! Jetzt lass mich los, du Psycho!“

„Na also.“ Man hörte das Lächeln hinter der Maske. Als er losließ, funkelte der Mann uns noch mal an, dann ging er so schnell er konnte zu den Separees, wo seine Spießgesellen warteten. Sie lachten über den Zwischenfall, als hätte ihr Freund nicht gerade eine Frau belästigt. Ekelhaftes Pack.

„Geht´s dir gut?“

Ich sah Blondie wütend an und trank ohne eine Antwort mein Bier.

„Okey… Wer bedankt sich auch, wenn ihm geholfen wird?“, spöttelte der Mann mit der Maske, der eine Geste in Richtung des Barkeepers machte und ein Bier („Mit Strohhalm!“) bestellte.

„Ich hatte nicht um Hilfe gebeten“, zischte ich.

„Manchmal braucht man aber trotzdem welche.“

Erneut hörte ich das Lächeln hinter seinen Worten und fragte mich, wieso mir diese Stimme so vertraut war. Wahrscheinlich ein Kollege, mit dem ich früher zusammengearbeitet hatte, ich kam nur nicht drauf, welcher.

„Schön, du hast dich als Ritter in der Not aufgespielt. Dann kannst du jetzt ja wieder gehen.“

„Oh, ich glaube nicht, dass der so leicht aufgibt.“ Blondie schob seinen lächerlichen Strohhalm unter die Maske und nickte zu dem Rudel Anzugträger, das inzwischen emsig diskutierte und immer wieder zu uns blickte.

„Mit denen werde ich fertig.“ Sie würden sich wundern, wenn plötzlich ein Mann vor ihnen stand. Wenn ich mit ihnen fertig war, würden sie nie wieder eine Frau anfassen, so viel stand fest.

„Mein Gott, du kannst ganz schön böse schauen dafür, dass du so hübsch bist.“

Ich zog eine Braue hoch. „Mies.“

Grinsend kratzte Blondie sich am Kopf. „Ich dachte, der wäre gar nicht so schlecht… Sorry, bei so einer Schönheit werde ich einfach nervös.“

Irgendetwas an dem Satz klang in mir nach, aber ich kam nicht darauf, wieso. „Kein Interesse“, klärte ich die Nervensäge auf.

„Hm… Hab ich mir schon gedacht. Bei deinem Aussehen und Charme musst du ja praktisch einen Freund haben.“ Ich presste die Zähne aufeinander, denn daran wollte ich jetzt ganz sicher nicht denken. Natürlich bemerkte er meine Reaktion und bohrte nach. „Oh? Ärger im Paradies?“

„Warum sollte ich dir das erzählen?“

„Warum nicht? Du kennst mich nicht und ich dich nicht, also kann ich dir keinen Strick darauf drehen.“

„Wie dreht man aus einer Beziehung einen Strick?“, fragte ich, worüber er lachte.

„Sag du es mir. Du willst ja nicht darüber reden.“

Bei dieser altklugen Antwort wandte ich mich ab und sah den Tänzerinnen im Käfig zu: Lange konnte ich nicht mehr bleiben, ich spürte bereits, wie mir das Chakra ausging. Aber für ein Bier würde es noch reichen.

„Warum bist du überhaupt hier?“, gab Blondie die Konversationsversuche nicht auf. „Du siehst viel zu edel aus für die Spelunke. Die anderen Mädels sind ganz eifersüchtig.“

„Die hatten gehofft, der Held des heutigen Abends würde sich um sie kümmern. Tu ihnen den Gefallen.“ Ich machte eine Geste, die ihn verscheuchen sollte, aber nur zum Lachen brachte.

„Und was, wenn ich mich nur um eine Dame und nicht um Mädels kümmern will?“, flüsterte er, trotz der lauten Musik gut hörbar, und mir lief ein Schauder den Rücken runter.

„Dann solltest du dir eine Dame suchen“, erwiderte ich gelassener, als ich mich fühlte, und sah zu ihm auf. Die Schlitze der Maske warfen so dunkle Schatten, dass ich seine Augen nicht sehen konnte. Wieder lachte er und schob den Strohhalm unter die Maske. „Und das sieht lächerlich aus.“

„So? Ist das eine indirekte Aufforderung, die Maske abzunehmen?“, fragte er amüsiert.

„Das ist ein Hinweis, dass du so weder Mädchen noch Damen abbekommst. Entweder du spielst den Mysteriösen und hast Durst, oder du zeigst dein Gesicht. Ist doch nicht so schwer.“

„Harte Worte“, stellte er nach wie vor belustigt fest. „Damit werde ich dann wohl leben müssen.“

Und damit schob er sich demonstrativ seinen Strohhalm unter die Maske. Ich verdrehte die Augen und leerte meine Flasche. Zeit zu gehen – Wenn nicht irgendetwas an ihm gewesen wäre, das mich neugierig machte.

„Was willst du von mir?“, fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

Es war sehr irritierend, seine Augen nicht sehen zu können, obwohl ich seinen Blick auf mir spürte wie ein Röntgengerät. „Vielleicht spioniere ich vor meinem nächsten Kampf…?“

Ich verengte die Augen zu Schlitzen. War das ein Scherz oder wusste er, wer ich war und was ich hier trieb? Und wenn ja, woher? Mir kam in den Sinn, was Shikamaru und Sakura gesagt hatte; Dass Naruto wissen wollte, was ich tat. Ich trat näher zu Kitsune und funkelte zu seinen Augenschlitzen hoch. „Wenn du wegen des Hokage hier bist, kannst du dich gleich verpissen. Das hier hat nichts mit ihm zu tun.“

„So?“ Es kam mir vor, als benutze er den Strohhalm inzwischen nur noch um mich zu nerven. Diesmal schlürfte er sogar extra laut an der fast leeren Flasche, bis ich sie ihm ungehalten abnahm. Er lachte leise aus seiner Maske hervor. „Keine Sorge, deswegen bin ich nicht hier. Es geht um den Nervenkitzel. Das kannst du nachvollziehen, oder? Deswegen bist du sogar heute hier, oder, Sasuke…?“

Mein Blick verdüsterte sich und ich verschränkte wieder die Arme. „Von wem redest du?“

„Ach komm schon.“ Er trat so nah an mich, dass er mir ins Ohr flüstern konnte. Mir stellten sich jedes Nackenhaar auf, als er hauchte: „Ich erkenne dich, egal wie du aussiehst, Sasuke…“

Bevor er zurückweichen konnte, holte ich aus, rammte ihm die Faust in den Magen und ließ ihn ohne ein weiteres Wort stehen. Leider hatte mein Schlag stahlharte Muskeln getroffen, sodass Blondie sich wohl kaum so jämmerlich krümmen würde wie der Anzug-Affe, aber wehgetan hatte es sicher.

Was bildete er sich auch ein, mir ungefragt so nahe zu kommen? Hatte er nichts aus dem Schicksal des anderen Mannes gelernt?

Auf dem Weg durch die dunklen Flure bemerkte ich verwundert, wie mein Herz raste. Es dauerte etwas, bis ich merkte, wieso ich so reagierte, denn Angst war es nicht. Blondie wirkte nicht im Geringsten bedrohlich.

Aber sehr erregend.

Diese Selbsterkenntnis irritierte mich ein wenig. Es war nicht so, dass ich sonst keine Erregung verspürte, aber normalerweise brauchte es einen größeren physischen Anreiz als eine Hand auf meinem Rücken und ein paar geflüsterte Worte. Noch dazu von diesem Möchtegern Prince Charming. Ich fragte mich, woher diese Reaktion rührte, denn sein gutes Aussehen konnte es ja nicht sein. Klar, er war muskulös, wie alle meine Kollegen, aber sein blondes Haar war mir eigentlich zu kurz und sonst konnte ich nicht viel zu seiner Erscheinung sagen.

Es musste also alleine von seiner Ausstrahlung herrühren, die aus einer souveränen, schwebenden Aura von Kraft bestand. Er hatte es verbal mit mir aufgenommen und mir Komplimente gemacht, ohne zu schleimen. Außerdem hatte er mich nicht zu sehr angetatscht, gerade als wüsste er, dass ich das bei Fremden nicht schätzte.

Aber das hatte er sich durch die Auseinandersetzung mit dem Wichser vor ihm denken können, und überhaupt; sein Interesse hatte mir als Frau gegolten… Oder? Immerhin hatte er ja scheinbar gewusst, wer ich war.

Noch immer verwirrt kehrte ich nach Hause zurück und zog mich aus. Dabei bemerkte ich, dass Kitsunes Geruch an den Kleidern hing und hielt sie mir an die Nase. Der Gestank von Alkohol, Zigaretten und Schweiß überdeckte viel, aber irgendwie kam mir der Duft vage bekannt vor.

Kopfschüttelnd schmiss ich die Kleider in den Wäschekorb – Man wusste ja nie, wann man wieder inkognito gehen musste – Und ging schlafen.

Ich träumte davon, Sex mit Blondie zu haben und wie er unter seiner Maske hervor lachte: „Das wird deinem Freund aber nicht gefallen“, während er meinen Schwanz ritt.
 

Beim Aufwachen hatte ich Kopfschmerzen.

Stöhnend verfluchte ich das billige Gesöff, das Giro seinen Kunden andrehte, und quälte mich aus dem Bett in die Küche. Takeshi war schon wach und schob mir eine Tasse Kaffee hin. Ich brummte meinen Dank und durchsuchte den Apothekerschrank nach einer Aspirin, welche die feste Komponente meines Frühstücks darstellte. Ausgewogene Mahlzeit und so.

Mein Blick fiel auf meinen Mitbewohner, der schon wusste, dass er morgens nicht viel sagen sollte, wenn er keinen Ärger wollte. Wie seltsam die fünf Tage gewesen waren, in denen er nicht auf diesem Stuhl gesessen hatte…

Natürlich hätte der Junge das Krankenhaus am liebsten noch am selben Tag verlassen, aber die Ärzte wollten ihn weiterhin beobachten. Unter der Androhung, andernfalls ans Bett gefesselt zu werden, war er schließlich geblieben. Jetzt war er bereits ein paar Tage wieder zu Hause, aber so ganz fit war er noch nicht.

Ich hätte nie im Leben gedacht, zu solcher Angst fähig zu sein. Als ich Takeshi ins Krankenhaus gebracht hatte, hatte ich unter Schock gestanden, und dann hatte die Sache mit Naruto mich völlig aus der Bahn geworfen. Aber sobald ich zu Hause im Bett lag, ließen mich die Bilder des bewusstlosen Jungen und die ´Was wäre wenn…?`- Gedanken nicht mehr los.

Ich wollte mir nicht vorstellen, wie es wäre, sein mürrisches Gesicht nicht mehr zu sehen, seine trotzigen Antworten zu vermissen oder sogar seine dreckige Wäsche nicht mehr regelmäßig auf sein Kopfkissen zu legen, weil er zu lange nicht geputzt hatte.

„Was ist?“, fragte genau diese unersetzlich mürrische Stimme, als Takeshi merkte, wie ich ihn anstarrte. Er verzog leicht das Gesicht. „Nur, weil du den Hokage jetzt eine Woche nicht gesehen hast, brauchst du mich nicht anschwulen.“

Und schon waren meine ganzen positiven Gefühle wie weggeblasen.

„Ich ´schwule` dich nicht an. Außerdem verbitte ich mir eine solche Ausdrucksweise.“ Unter meinem strengen Blick nickte er und murmelte eine Entschuldigung, obwohl er die Augen verdrehte als er glaubte, ich sähe nicht hin. „Und ich habe dir schon gesagt, dass ich nicht über Naruto reden will.“

„Musst du ja auch nicht – Aber mit ihm solltest du reden.“

„Hatten wir uns nicht geeinigt, das mit den Beziehungstipps zu lassen?“

„Das mit euch ist was anderes als bei Sakura-san. Ihr solltet das klären.“

Takeshi runzelte besorgt die Stirn, aber ich schnaubte nur. Seit wann brauchte ich jemanden, der sich Sorgen um mich machte? „Nein.“

„Aber… Er ist der Hokage!“, jammerte der Junge, als würde das alle Probleme beseitigen. Tat es aber nicht. Einige der Probleme waren gerade dieser Tatsache entwachsen.

„Na und?“ Und wenn Naruto der verdammte Kaiser von China gewesen wäre, es interessierte mich nicht. War ich ein Weib, das einen Versorger brauchte und deshalb auf die Größe des Nestes schielte, wenn es um einen potentiellen Partner ging?

Potentiell… Jetzt fing ich selbst schon an, es in Erwägung zu ziehen! Daran war nichts ´potentiell`, sondern einfach unmöglich. Unnötig. Ungewollt.

„Aber du magst ihn doch auch“, ließ er Junge nicht locker und mich zusammenzucken.

Verdammt, wer bildete er sich zu sein ein? Gimini Grille?

„Du brauchst jetzt gar nicht so böse zu schauen.“ Takeshi kam näher, obwohl ich die Arme verschränkte und auch sonst alle Signale sendete, die dieses Gespräch bei jedem anderen beendet hätten. Leider war der Junge ein ausgesuchter Sturkopf. Woher er das nur hatte? „Wenn es nicht so wäre, hättest du ihm längst gesagt, dass er sich verpissen soll und würdest ihn nicht so schmoren lassen. Aber hat er jetzt nicht lange genug bewiesen, dass er es ernst meint?“

Das musste Naruto nicht beweisen, ich wusste es auch so. Der Trottel trug das Herz auf der Zunge und hatte sich auch nie die Mühe gemacht, seine Zuneigung zu mir zu verstecken. Nur war ich wohl Analphabet, wenn es um das Lesen von Gefühlen ging. Ehrlichgesagt hatte ich es auch nie entziffern wollen, das Herz des Mannes, der mich nie aufgegeben hatte. Es war mir zu bunt, zu laut, zu voll mit allem Möglichen – Menschen, Orten, Erinnerungen. Alles, was er zu sehen bekam, schloss Naruto ins Herz und ließ es nicht mehr los, bis sein Inneres einer Rumpelkammer glich.

Und diese Rumpelkammer gehörte scheinbar mir.

Das warme Gefühl, das sich bei diesem Gedanken in mir ausbreitete, missfiel mir. Man konnte nur zu leicht verlieren, was einem gehörte. Und wie hätte ich etwas so Großes wie Narutos Herz jemals ersetzen sollen? Nein, da wollte ich es lieber gar nicht erst haben.

„Und was machst du, wenn er irgendwann nicht mehr kommt?“, fragte Takeshi in mein Schweigen hinein genau das, worum ich mir Sorgen machte.

Irgendwann würde ich Naruto langweilen – Und dann? Ich vermisste ihn ja jetzt schon (Ja, ich hatte es mir eingestanden), wie sollte es da sein, wenn ich ihn als festen Freund verlor? Wenn wir zusammen wohnten, wie er sich das jetzt so romantisch vorstellte, und er dann auszog? Wenn wir heirateten, und er es irgendwann leid war, den Ring eines Mannes zu tragen wie ein Stigma am Finger?

Das alles machte mir solche Angst, dass ich nicht darüber sprechen konnte und wollte.

„Das ist meine Angelegenheit“, wies ich Takeshi deshalb schroff ab. „Ich kümmere mich darum, sobald ich deine geklärt habe.“

Der Junge wurde rot; er mochte es ebenso wenig wie ich, wenn andere sich um ihn kümmern mussten. Sagen tat er aber nichts mehr, bevor er die Küche verließ und seine Zimmertür hinter sich zuwarf.

Ich rieb mir erschöpft über das Gesicht. Wenn sich all diese beängstigenden Zukunftsvisionen mit Naruto nur nicht gleichzeitig so verlockend anhören würden.
 

In den folgenden Tagen trainierte ich eigentlich ständig, wobei ich versuchte, Takeshi von mir fernzuhalten. Ich wollte ihm schließlich nicht schmackhaft machen, im nächsten Jahr wieder am Shadow Dance teilzunehmen. Allerdings war dieser Vorsatz an bedacht der Tatsache, dass wir nach wie vor zusammen wohnten, nicht wirklich umzusetzen.

Außerdem vermutete ich, dass der Junge sich nach wie vor Sorgen um mich machte. Das war natürlich lächerlich, es war ja nicht so, als hätte ich Herzschmerz oder sowas. Genau genommen hatte ich beschlossen, sauer auf Naruto zu sein. Wie kam er überhaupt dazu, mir eine Beziehung anzudichten? Normale Menschen redeten über so etwas zuerst mit dem gewünschten Partner. Aber nein, seine Majestät stand über solch unnötigen Konventionen.

Verärgert darüber, schon wieder an Naruto zu denken, schnaubte ich und sperrte die Tür zu dem Wohnhaus auf, in dem ich lebte. Dabei fiel mein Blick auf den Briefkasten zu meiner Rechten, den ich schon seit Tagen nicht beachtet hatte. Jetzt öffnete ich ihn und blätterte lustlos durch Prospekte, Rechnungen… Und einen Brief.

Auf dem Weg durch das kleine Treppenhaus öffnete ich das Schriftstück und begann zu lesen, als ich vor der Tür stand. Der Inhalt verblüffte mich so sehr, dass ich vergaß, aufzusperren. Die Nachricht war von Chiharu Mimori, die besorgte Mutter, die mich vor einer Weile aufgesucht hatte. Im Namen des Elternbeirates (eine vollständige Unterschriftenliste lag bei) schlug sie mir vor, ein anderes, meinen Fähigkeiten angemesseneres Arbeitsfeld zu suchen. Man wäre der Meinung, es sei zum Besten für sowohl die Ausbildung der Kinder als auch mein berufliches Fortkommen. Für meinen weiteren Werdegang wünsche man mir alles Gute.

Gerade so, als wäre mein Abritt schon beschlossene Sache.

Als meine erste Verwirrung sich legte, kam die Wut. Ich ging in die Wohnung, nur, um meine Sachen abzulegen, dann verließ ich sie direkt wieder, den Brief im Gepäck. Irgendwie hatte ich mir denken können, dass meine Provokation gegen Frau Mimori und ihre Mutti-Armee nicht ohne Folgen bleiben würde. Wahrscheinlich hatte ich die ganze Sache bereits als unwichtig abgestempelt, nachdem Naruto darüber gelacht hatte, und es verdrängt. Und jetzt zwang sie mich, meinen Liebhaber aufzusuchen, was ich um jeden Preis hatte vermeiden wollen.

In den letzten zwei Wochen hatte ich es erfolgreich vermieden, Naruto zu sehen, aber in dieser Angelegenheit blieb mir nichts anderes übrig, als ihn zu konsultieren. Immerhin war es an ihm, zu entscheiden, wie ich dem Dorf am nützlichsten war. Wäre es nämlich nach mir gegangen, hätte ich den Babysitterjob schon lange an den Nagel gehängt. Gegen den Inhalt dieses Briefes hatte ich also rein gar nichts, sondern nur gegen die anmaßende Art, auf die sich diese Frau Kompetenzen herausnahm, die sie eindeutig nicht hatte.

Im Hokage Turm wartete ich nicht darauf, in Narutos Büro gebeten zu werden, sondern trat einfach ein. Er war nicht alleine; das war er so gut wie nie.

Jetzt war Sakura bei ihm, und ihre Gesichter erhellten sich praktisch synchron bei meinem Anblick. „Sasuke-kun…“, flüsterte Sakura, trotz ihrer Freude verlegen, doch ich ignorierte sie.

„Wir müssen reden“, erklärte ich dem Hokage, indem ich ihm den Brief vorlegte. Dabei wanderte mein Blick über sein Gesicht (Er sah dünner aus) und blieb an seinem Haar hängen. Es stand nicht mehr unbezwingbar von seinem Kopf ab, sondern war auf wenige Zentimeter abgeschnitten worden. Ein Gefühl von Verlust fuhr mir in die Brust; ich hatte es gemocht, die Finger durch seine Haare gleiten zu lassen, die dann noch weiter abstanden als sowieso schon. Das, und seine Hände, die sanft und gleichzeitig fordernd sein konnten. Und seine Augen, die er jetzt nur so wiederwillig von mir abwandte, um den Zettel zu lesen, den ich ihm gereicht hatte. Was wollte er als nächstes abschneiden lassen, dachte ich verärgert, seinen Penis?

Naruto runzelte die Stirn, als er zu Ende gelesen hatte. „Was soll das?“

„Ich habe der Rädelsführerin vor ein paar Wochen die Meinung gesagt. Das hat ihr wohl nicht gepasst, und hier siehst du ihre Antwort.“

„Das ist die Frau, die mich letztens schon aufgesucht hat, oder?“

„Was steht denn da?“, mischte Sakura sich ein, als ich nickte.

Erneut überging ich sie. „Von mir aus kannst du ruhig tun, was sie will und mich versetzen.“

Narutos Augen wurden hart. „Du bleibst in der Stadt. Punkt.“

So direkt und autoritär hatte er das noch nie gesagt und ich sah ihn kühl an, ehe ich eine Verbeugung andeutete. „Wie Sie wünschen, Hokage-sama“, lamentierte ich, was ihn leicht zusammenzucken ließ.

„Sasuke…“

„Du solltest jedenfalls mit Chiharu sprechen. Diesen Ton kannst du dir nicht bieten lassen.“

Naruto sah aus, als wäre ihm der Inhalt des Briefes völlig egal, aber er nickte. „Ich werde mich darum kümmern… Sakura-chan, kannst du uns alleine lassen?“

„Aber ich wollte mit Sasuke-kun sprechen.“

„Ich auch“, beharrte der Hokage. Früher mal hätte sie ihm für den Tonfall eine mitgegeben, aber jetzt stand er als ihr Vorgesetzter vor ihr und strahlte diese Aura von Autorität aus, die ihn manchmal umgab und ich unglaublich sexy fand. Sakura dagegen nickte nur und verließ das Büro.

Ich ignorierte ihren Abschiedsgruß, die Hände auf dem Rücken gefaltet, die Haltung militärisch gerade. Wenn Naruto mir Befehle geben wollte, würde ich eben einer seiner Soldaten sein, nicht sein Geliebter.

„Hokage?“, fragte ich, als wir alleine waren.

Wieder sah er aus, als hätte ich ihn geschlagen. „Bitte mach das nicht, Sasuke…“

Zwar sah ich ihn kühl an, doch ich gab die Militärhaltung auf, um die Arme locker zu verschränken. „Worüber willst du reden?“

„Na, über uns. Du ignorierst mich seit zwei Wochen, und ich verstehe nicht, wieso.“

„Ach, nicht?“, giftete ich. „Bist du tatsächlich der Meinung, ich solle froh sein darüber, dass du alleine entschlossen hast, dass wir eine Beziehung führen? Soll ich dankbar sein, eine gute Partie wie dich abbekommen zu haben, und den Mund halten?“

„So war das nicht gemeint.“ Er stand auf und kam um den Tisch, doch ich machte mit einem Blick klar, dass er mich besser nicht anfasste. „Du weißt so gut wie ich, dass du jeden haben könntest.“

Leider war ich durchaus anfällig für Komplimente – Besonders von Naruto. Aber ich wollte mich jetzt nicht beruhigen. Eigentlich wollte ich dieses Gespräch gar nicht führen. Konnten wir nicht einfach die Tür absperren und auf der Couch vögeln? Aber nein, diese Einfachheit hatte er ja kaputtmachen müssen.

„Ja, das weiß ich“, gab ich gereizt zurück.

Sonst hätte er über meine Arroganz gelacht, aber jetzt seufzte er nur. „Aber das willst du nicht. Das mit uns geht jetzt mehr als drei Jahre, und war immer exklusiv.“

Wir hatten zwar nicht darüber geredet, aber er kannte mich und wusste, dass ich nicht rumvögelte. Es mochte Teil meiner Arroganz sein, aber man musste es sich verdienen, mich berühren zu dürfen. Ich war ein Uchiha und ich war über solche niederen Instinkte wie bloßes sexuelles Verlangen erhaben. Wenn sich jemand das Recht verdiente, mit mir körperlich zu werden beziehungsweise es schaffte, mich zu erregen, konnte er sich etwas darauf einbilden.

Mir kam meine Reaktion auf „Kitsune“ wieder in den Sinn und Verärgerung und Scham stiegen in mir auf. So viel zu ´Über solche Instinkte erhaben`.

Ich sah aus dem großen Fenster, von dem aus man nur die Dächer des Dorfes sehen konnte. „Vielleicht sollte ich einfach Sakura heiraten…“, murmelte ich, plötzlich einfach nur erschöpft von diesen ganzen Spielchen mit Reputation, Sex und Gefühlen.

„Warum sagst du sowas?“, fuhr Naruto mich an und jetzt hatte sich zu seiner Trauer auch Wut in seine Augen geschlichen. „Du weißt, wie viel du mir bedeutest, und… Ich dachte, du empfindest dasselbe.“

Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und ich spannte die Schultern an. „Und was soll das sein?“, fragte ich, obwohl ich es ahnte.

„Komm schon, Sasuke…“, nuschelte Naruto und fuhr sich durch die Haare, als ich ihn nur auffordernd ansah. Doch dann holte er tief Luft, sah mir fest in die Augen und sagte: „Ich liebe dich.“

Der Knoten in meinem Magen verwandelte sich in Würmer und die krochen mir durch den ganzen Körper. Sakura hatte mir das als Kind mal gesagt, aber das zählte eigentlich nicht, also war das hier mein erstes Liebesgeständnis. Mit 29. Eigentlich peinlich.

Naruto lachte traurig. „Ich wusste, dass du so schauen würdest… Als hätte man dir Krebs diagnostiziert.“

Seufzend rieb ich mir die Augen, um diesen Ausdruck aus ihnen zu wischen, der Naruto verletzte. Ich wollte ihm nicht wehtun, eigentlich. Was ich wollte, das war die Frage ohne Antwort. Und vor allem; liebte ich ihn auch? Ich hatte darüber weder nachgedacht, noch wollte ich es tun. Es gefiel mir ja jetzt schon nicht, mir vorzustellen, ihn zu verlieren, wie wäre es da, wenn er offiziell mir gehörte und dann feststellte, mich nicht mehr zu wollen?

„Wie hast du dir das vorgestellt?“, fragte ich nüchtern gegen seine Gefühlsbetontheit. „Du bist der Hokage. Du solltest eine Frau heiraten und Kinder bekommen und… Normal sein.“

Da lachte er auf. „Seit wann bin ich normal? Und seit wann tue ich, was ich sollte?“, wollte er wissen und kam näher. Als ich nicht zurückwich, nahm Naruto meine Hände. „Ich will keine Frau oder ´Normalität`. Ich will dich… Uns. Kinder wären schon schön, aber das muss nicht sein. Wir müssen es nicht öffentlich machen, wenn du nicht willst. Nichts muss sich ändern… Nur verlass mich nicht, Sasuke. Nicht nochmal.“

Das war ein Schritt zu viel, und ich entzog ihm meine Hände. „Ich kann dich nicht verlassen. Wir waren nicht zusammen.“

Sichtlich geknickt lehnte er sich gegen den Schreibtisch und sah mich an wie ein geprügelter Hund. „Ist die Vorstellung, mit mir zusammen zu sein, wirklich so schrecklich für dich?“

Nein, das war sie nicht. Ganz im Gegenteil war Naruto vermutlich der einzige Mensch, mit dem ich es längerfristig aushalten könnte, obwohl er eine Nervensäge war. Aber so einfach ´Ja` sagen konnte ich nicht. Das wäre, egal, was er sagte, der Verlust eines Grades an Freiheit, zu dem ich nicht bereit war. Außerdem war er nach wie vor mein Vorgesetzter.

„Ich muss darüber nachdenken“, sagte ich schließlich ausweichend.

Er sah zwar traurig aus, akzeptierte aber mit einem Nicken. „Ok…“

„Ich werde jetzt gehen.“

„Ah, eins noch“, hielt er mich auf und ich dachte schon, er würde auf der Beziehung beharren, doch er sagte: „Es geht um Takeshi. Ich denke, es wäre besser, er zöge aus.“

„Und in welche Wohnung?“, fragte ich ein wenig perplex.

„Ich habe das geregelt. Ende des Monats zieht er aus.“

„So plötzlich?“

„Ich bitte dich. Dachtest du wirklich, wir hätten innerhalt eines halben Jahres keine Wohnung für mein Mündel gefunden?“ Der Spott machte Narutos Stimme fremd. Er stand auf und stellte sich mit dem Rücken zu mir, um sein Dorf zu betrachten. „Ich habe ihn dir gelassen, weil ich dachte, es tut euch beiden gut, aber wie sich herausstellte, befördert ihr nur das Schlechte im jeweils anderen.“

„So?“, fragte ich kühl. Zuerst hatte er mir den Jungen gegen meinen Willen aufgedrängt und jetzt, da ich mich an ihn gewöhnt hatte, wollte er ihn mir einfach so wieder wegnehmen, das war alles, was ich hörte.

„Seit er bei dir wohnt, bist du ein noch größerer Geheimniskrämer. Du ziehst dich von allem zurück. Und Takeshi gebärdet sich wie dein Doppelgänger. Er ist gleichermaßen arrogant seinen Altersgenossen und Vorgesetzten gegenüber, hört auf niemanden und macht nur dumme Sprüche…“

„Das hat er auch davor.“ Nur hatte ihm niemand zugehört, bevor Naruto ihn zu seinem (Und meinem) persönlichen Problem gemacht hatte.

„Ihr steht euch zu nahe. Du bist sein Ausbilder.“

Kurz sah ich Naruto nur ungläubig an. Er konnte doch niemandem nahe genug stehen, jeder war sein Freund. Und wenn ich mich gut mit meinem Schüler und Mitbewohner verstand, war das unlauterer Wettbewerb? Unwillkürlich dachte ich wieder an das, was Shikamaru gesagt hatte.

´Er wird nicht die Füße stillhalten, wenn es um dich geht.`

Mich…

„Du bist eifersüchtig.“ Das war eine Feststellung, keine Frage. Ich nickte zu Chiharus Brief. „Du glaubst den Quatsch.“

Naruto drehte sich nicht um, aber ich sah, wie seine Nackenmuskulatur sich anspannte, sodass das viel zu kurze Haar sich sträubte wie das Fell eines Hundes. Er sah so fremd aus...

„Was soll ich denn sonst glauben, Sasuke?“, fragte er. „Ihr habt irgendein Geheimnis – Du gibst dir ja nicht mal Mühe, das zu verbergen. Und er ist ein hübscher Junge.“

"Er ist sechzehn“, erinnerte ich ihn genervt und noch bevor er etwas erwidert konnte, schüttelte ich den Kopf und ging. Das würde ich mir nicht weiter anhören.

Natürlich war mir bewusst, dass Naruto das nicht wirklich glaubte. Er war verunsichert von unserer momentanen Situation, das war alles, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, jeden Mist zu reden. Wahrscheinlich würde er sich noch am selben Abend entschuldigen, und vielleicht könnten wir dann etwas Zeit miteinander verbringen, ohne über diesen Beziehungsquatsch oder den Jungen zu reden. Ich vermisste ihn, auch, wenn ich es mir nicht gerne eingestand.

Ich erledigte noch einige Angelegenheiten, dann kehrte ich nach Hause zurück. Die Wohnung war leer, und obwohl ich keinen Grund dazu hatte, hatte ich ein ungutes Gefühl bezüglich Takeshis Abwesenheit. Da irrte Naruto sich nämlich: Mein Mitbewohner hatte in den letzten Monaten eine engere Bindung zu seinen Mitschülern aufgebaut und hing viel mit ihnen rum, noch mehr, seit Sakura ihn so hintergangen hatte. Er war sauer geworden, als ich ihn ermahnt hatte, sich bei seinen neuen Freunden nicht zu verplappern.

Vielleicht hatte Naruto zumindest in einer Hinsicht Recht. Ich hatte wieder mehr Geheimnisse vor ihm. Es war nur dieses eine, aber es nahm inzwischen so viel Platz in meinem Leben ein, dass es war, als wüsste mein Geliebter praktisch nichts mehr von mir. Kein Wunder, dass ihm das nicht gefiel.

Die Wahrheit war, dass ich mir kaum vorstellen konnte, wie es ohne dieses Turnier sein sollte. Mein Mitbewohner würde ausziehen, sodass ich die Abende alleine in meiner Wohnung verbringen würde, sofern mein Hokage mich nicht zwischen zwei Termine quetschen konnte. So war es vorher auch gewesen, doch jetzt kam mir das trostlos vor. Andererseits hatte ich auch keine Lust, mich ständig mit Narutos Freunden zu treffen. Ich hatte mir nie eingeredet, es wären meine Freunde, und es mir auch nie gewünscht. Wir kamen klar, das war alles, und mehr musste nicht sein. Ich hatte noch nie viel Zuspruch gewollt.

Der einzige, den ich dauerhaft wollte, war Naruto, aber vielleicht stellten wir uns das auf unterschiedliche Arten vor? Im Moment zeichnete sich das Ende unserer Liaison ab, denn ich wusste, dass Naruto keine halben Sachen mehr wollte. Und wenn ich entschied, ihm nichts Ganzes geben zu können, würde ich gar nichts haben.

Ich könnte gehen, bevor es so weit war. Ich wollte nicht, dass er ´Schluss machte`, sofern das bei dem, was wir bisher gehabt hatten, überhaupt möglich war. Lieber würde ich selbst verschwinden.

Wie ich es hasste, ständig an ihn zu denken. Ziemlich genervt erledigte ich einigen Papierkram, der noch zu tun war, aber ich konnte mich nicht richtig konzentrieren. Stattdessen formte sich der Gedanke in mir, tatsächlich das Dorf zu verlassen, sobald der Shadow Dance vorbei war. Ich wollte einfach nicht zurück in dieses dröge, ergebene Nichtstun, zu dem Naruto mich gezwungen hatte, und da er wohl auch nicht bereit war, seinen selbsternannten ´Lebensgefährten` (Oder: Schoßhund) loszulassen, blieb mir wahrscheinlich nichts anderes übrig.

Es war spät, als ich meine Pflichten erledigt und die Wohnung in Ordnung gebracht hatte. Nur ein Zimmer hatte ich nicht gesäubert, aber es war sowieso leer. Takeshi war noch nicht heimgekehrt. Wir hatten keine feste Vereinbarung über Ausgehzeiten und es war noch nicht Mitternacht, aber das ungute Gefühl von zuvor war zurück. Ich wusste einfach, dass er keine Videospiele mit seinen Freunden spielte.

Ich holte mir gerade eine Flasche Wasser aus der Küche, als ich die Haustür leise auf und wieder zugehen hörte. Langsam ging ich zur Küchentür und lehnte mich in deren Rahmen, von wo aus ich beobachtete, wie mein Mitbewohner zu seinem Zimmer schlich. „Wo warst du?“

Takeshi zuckte zusammen, als er meine Stimme hörte. Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, sich erklären zu müssen. Nur zögerlich kam er näher, blieb vor mir stehen und rieb sich den Nacken, ohne mich anzusehen.

„Ich habe gearbeitet“, gab er dann wiederwillig zu, weil er wusste, dass ich es letztlich sowieso herausfinden würde, wenn er log.

„Ich habe dir gesagt, dass ich das nicht möchte.“

„Aber jetzt ist es was anderes!“, platzte er heraus. Er flüchtete sich vor seinen Schuldgefühlen in Wut. Das kannte ich. „Ich habe versagt, da muss ich das Geld halt anders auftreiben, oder?“

Ein wenig überrascht sah ich ihn an. Das war der Grund? Ich hatte gedacht, er wolle mal wieder rebellieren, aber stattdessen trieben ihn Pflichtgefühl und Versagensangst in die Arme dieser Kinderschänder.

„Du hast nicht versagt, sondern verloren“, erklärte ich ruhig.

„Das ist dasselbe.“ Wie giftig seine junge Stimme klingen konnte.

„Nein. Außerdem ist es egal. Ich werde gewinnen, dann ist der größte Teil der Schulden gedeckt. Der Rest…“

„Ich will nicht, dass du für mich zahlst.“

Diesmal verstand ich ihn sogar; Takeshi wollte nicht von mir abhängig sein. Ich hätte es genauso gehalten, aber er war nicht ich, sondern ein Kind, das Hilfe brauchte, und ich würde nicht zulassen, dass er wieder mehr Zeit bei Giro und seinen Spießgesellen verbrachte. Nie wieder würde er des Geldes wegen so zugerichtet sein, solange ich für ihn verantwortlich war.

„Das ist kein Geschenk“, erklärte ich Takeshi ruhig. „Du wirst es mir zurückzahlen. Und dafür wirst du dich wohl oder übel in eine leitende Position arbeiten müssen. Du kannst dir mir der Rückzahlung so viel Zeit lassen, wie du willst, aber wehe, es fehlt auch nur ein Yen. Und wehe, du gehst nochmal dort arbeiten.“

Seine Augen wurden ein bisschen glasig, aber er blinzelte die Tränen weg und nickte. „Ich werde dich nicht enttäuschen.“

Im Vorbeigehen wuschelte ich ihm durch die Haare. „Ich weiß“, sagte ich, ohne ihn mein Lächeln sehen zu lassen.
 

Als die Chunin-Prüfungen nahten, war ich in der besten Form seit langem. Muskeln zeichneten sich unter meiner straffen Haut, meine Kondition war hervorragend und meine Kollegen besiegte ich in den Übungskämpfen mit Leichtigkeit.

Zu schade, dass diese straffen Muskeln niemand zu Gesicht bekam.

Naruto war nicht an dem Abend gekommen, um sich zu entschuldigen, und auch nicht am nächsten Tag. Zuerst war ich irritiert gewesen; er lief mir doch immer nach. Aber inzwischen hatte ich mich damit abgefunden, dass vorbei war, was immer wir da gehabt hatten. Wegen der Prüfungen sah ich ihn öfter, aber er behandelte mich mit derselben kühlen Professionalität wie ich ihn. Takeshi erzählte zwar Gerüchte darüber, dass es unserem Hokage ganz und gar nicht gut ging, aber was ging mich an, wenn er in Besprechungen einschlief oder Gesandte anschnauzte oder seine Regierung Sakura und seinen Beratern überließ? Ich war nicht sein Babysitter. Ich war wohl gar nichts mehr für ihn.

Nach ein paar Wochen schmeckte dieser Gedanke immer noch bitter.

Umso intensiver beschäftigte ich mich mit dem Shadow Dance. Ich war zwar enttäuscht, von Blondie um die Gelegenheit zur Rache gebracht worden zu sein, aber meinen nächsten Kampf gewann ich trotzdem. Gerne hätte ich mit ´Kitsune` gesprochen, doch er tauchte nicht im Kampfring auf, wenn er nicht selbst in den Käfig stieg. Ich ertappte mich dabei, jeden blonden Kollegen zu scannen und zu raten, ob er der andere Kämpfer sein konnte, der mich so leicht enttarnt hatte, aber es gelang mir nicht.

„Vielleicht siehst du ihn jetzt ja wieder“, stichelte Takeshi, als wir mal wieder auf dem Weg ins Casino waren. Es regnete und scheinbar fühlte der Junge sich zwischen den Tropfen sicher, aber ich sah mich aufmerksam um. Sakuras Spionage und Shikamarus Warnung hatte ich noch nicht vergessen.

„Könnte sein.“

„Warum interessierst du dich eigentlich so für ihn? Du hast doch höchstens ein paar Worte mit ihm gewechselt“, erinnerte Takeshi mich, dem ich von meinem Ausflug in den Ring erzählt hatte.

Ich wartete mit der Antwort bis wir an den Türgorillas vorbei waren und durch die Tunnel gingen. „Er ist ein Kollege und mich interessieren seine Gründe, an dem Turnier teilzunehmen.“

Das war sogar Teil der Wahrheit. Der Rest davon war, dass ich einer Intuition und persönlicher Neugierde folgte. Irgendetwas der Ausstrahlung dieses Mannes faszinierte mich und das, ohne auch nur ein Mal in seine Augen geschaut zu haben. Vielleicht war es auch der Sexentzug, der mich so neugierig machte, aber Tatsache war, dass ich diesen Fremden erneut sprechen wollte.

Da er ja nicht mehr am Turnier teilnahm, durfte Takeshi meinem Kampf zusehen. Mir behagte nicht, dass er dabei wieder bei Giros Gefolge verkehren würde. „Kein Wort über Naruto oder mich. Oder Staatsgeschäfte“, mahnte ich, doch er verdrehte nur die Augen.

„Am besten sage ich gar nichts“, murrte er sarkastisch. „Ich bin kein Kind mehr, und du solltest langsam lernen, mir zu vertrauen. Bald sind wir immerhin Kollegen.“

Damit stolzierte er durch die Menge davon und ich sah ihm nachdenklich hinterher. Dass er nicht dumm war wusste ich ja, und auch, dass er Naruto gegenüber loyal war. Nur hatte Giro ihn aufgezogen und ich war nicht sicher, welche Loyalität größer war.

Die Lichter gingen aus und ich schob mich in Richtung des Käfigs, noch bevor Mamoru diesen betreten hatte. Das Publikum bemerkte mich und wich flüsternd zurück, doch ich beachtete sie nicht, denn da vor der Arena sah ich, worauf ich gehofft hatte; blondes, eine Spur zu kurzes Haar über einer Fuchsmaske.

Die Brille des Moderators glänzte im Spott, als er zu sprechen begann, und er sah aus wie eine Made im Speck. „Willkommen, Ladies and Gentlemen! Wie immer scheuen wir weder Kosten noch Mühen, um Ihnen die größtmögliche Unterhaltung zu bieten, aber die heutige Begegnung ist ein Geschenk von Fortuna selbst! Das Los hat entschieden und schickt zwei unserer spannendsten Teilnehmer schon im Halbfinale in den Ring. Begrüßt mit mir… Kitsune und Sasuke!“

Ich ließ meinem Kontrahenten den Vortritt, der in den Käfig lief wie andere in ihr Schlafzimmer. Mamoru erzählte noch weiter, aber ich hörte nicht zu. Blondie zog meine Aufmerksamkeit an wie ein schwarzes Loch.

Seine kräftige Gestalt steckte in einem Sweatshirt, dessen Kapuze er sich tief ins Gesicht gezogen hatte. Darunter trug er die obligatorische Maske der ANBU. Seine Hände waren von dünnen Lederhandschuhen verborgen. Das einzig offene an ihm war sein Blick, der aus dem Halbschatten der Kapuze hervorleuchtete. Hier, im Scheinwerferlicht der Bühne, sah ich zum ersten Mal Blondies Augen.

Sie waren azurblau

„Ihr kennt die Regeln. Keine Jutsu, keine Waffen, kein Töten. Alles verstanden? Dann… Kämpft!“, rief Mamoru in meine temporäre Erstarrung. Er zog sich aus dem Käfig zurück…

Und ich ging auf ein Knie, eine Hand auf dem Boden, die andere an der Brust, den Blick gesenkt. „Hokage“, sagte ich so, dass nur der Angesprochene es hören konnte.

„Steh auf“, befahl er über den Lärm der aufgeregten, verwirrten Menge und Mamorus Erklärungsversuche hinweg.

Ich blieb, wo ich war, wo wir beide wussten, dass es mein Platz war. Hätte ich ihn angegriffen, wäre es Hochverrat.

Aus dem Publikum waren Pfiffe zu hören und der Moderator zählte wiederwillig die Sekunden bis zu meiner Disqualifikation.

„Steh auf, Sasuke. Das ist ein Befehl. Steh auf und kämpfe.“

Mit einem Satz war ich über ihm und holte aus. Für einen Moment blitzten die Augen unter der Maske erschrocken auf, doch dann wich er aus. Bevor er weit kam packte ich sein Bein und riss ihn zurück. Er landete auf dem Bauch und ich sprang auf seinen Rücken. Naruto rollte sich zur Seite, sodass meine Faust hart auf den Boden knallte.

Flink tänzelte er zurück, ließ mir Zeit, mich aufzurappeln. „Seit wann befolgst du Befehle, Sasuke? Du hast dich wirklich verändert“, spöttelte er und täuschte einen Tritt an, doch ich fing den Schlag ab und verpasste ihm dafür einen Kinnhacken, der ihn gegen die Käfigwand pfefferte.

„Kannst du mich nicht mal hier in Ruhe lassen?“, zischte ich und ging wieder zum Angriff über.

Statt zu antworten, lachte Naruto unter seiner Maske. Ein heftiger Schlagabtausch, bei dem wir beide einstecken mussten, trieb uns durch den Käfig. Ich hörte das grölende Publikum nicht, nicht Mamorus Kommentare, nicht mal meinen eigenen Atem. Ich sah nur diese blauen Augen und das Blut an den Verbänden, die sich unsere Arme hochzogen wie eine groteske Abwandlung von Freundschaftsarmbändern.

Da sprang Naruto von mir, brachte Abstand zwischen uns, um uns eine kurze Verschnaufpause zu gönnen. Schwer atmend bewegten wir uns im Kreis umeinander. Die Scheinwerfer, die ihn vorher verraten hatten, standen dem Hokage jetzt im Rücken und ließen seine Augen als schwarze Löcher zurück. Hatte ich tatsächlich geglaubt, etwas vor ihnen geheim halten zu können?

Plötzlich wieder wütend stieß ich mich vom Boden ab, sprang über ihn hinweg und versetzte ihm noch in derselben Bewegung einen Tritt. Er stolperte einige Schritte zurück, dann ging auch Naruto wieder zum Angriff über. Für die Zuschauer waren die Schläge immer noch nur als Schemen zu erkennen, doch ich spürte, wie wir beide langsamer wurden. Allerdings war mir auch klar, dass keiner von uns aufgeben würde. Irgendwie war klar, warum wir hier kämpften. Ich um meine Freiheit, er um die Beziehung, die er sich wünschte.

Wir hatten schon so oft gekämpft, dass wir genau wussten, woran wir beim jeweils anderen waren. Früher hätten wir Jutsu verwendet, aber jetzt wollten wir uns ja nicht töten. Als ich daran dachte, dass er nicht mehr aufstehen könnte, fiel mein Schlag unwillkürlich schwächer aus. Naruto, der unter mir gelegen hatte, nutzte diese kurze Ablenkung, um seine Arme zu befreien. Gerade noch konnte ich mich von seiner Faust weglehnen, wofür ich aber von ihm runterrollen musste.

Er rappelte sich auf, sodass wir uns gegenüberstanden. Narutos Maske hatte einiges an Farbe eingebüßt, wie auch seine Kleidung mehrere Risse aufwies. Ich sah kein bisschen besser aus.

„Willst du das wirklich?“, fragte er durch den anschwellenden Lärm des ungeduldigen Publikums. Unser Kampf dauerte bereits zu lange, als das sie uns noch ein Pläuschchen oder eine Verschnaufpause gönnen würden.

Zur Antwort knurrte ich nur, kämpfte mich auf die Beine und ging wieder auf ihn los. Beinahe synchron rissen wir die Fäuste empor und die Münder zu einem Kampfschrei auf. Nach zwei Schritten waren wir beieinander, ich duckte mich unter seiner Faust weg und rammte meine in Narutos Gesicht. Der hatte das aber wohl kommen sehen, denn er zog das Knie an, das mich voll in die Magengegend traf.

Ich sackte nach vorne gegen Naruto und obwohl er selbst halb ohnmächtig in sich zusammensank spürte ich, wie er mich zu stützen versuchte, als wir zu Boden gingen.

Idiot, dachte ich, dann wurden meine Gedanken schwarz.

Abschlussarbeit

„… ke! Sasuke!“

Ich kniff die Augen fest zu ehe ich sie blinzelnd aufschlug. Es brauchte etwas, bis meine Sicht sich scharf gestellt hatte, ehe ich Takeshis Gesicht dicht über meinem erkannte. Zuerst sah er besorgt aus, doch dann lächelte er strahlend.

„Na endlich! Ich dachte schon…“

Ich schob ihn zur Seite und setzte mich in dem schmalen Feldbett auf, in dem ich mich befand. „Naruto“, sprach ich den ersten klaren Gedanken aus, der sich aus dem Nebel in meinem Kopf löste. Er war zu Boden gegangen… Und dann?

Takeshi runzelte die Stirn. „Der Hokage? Willst du jetzt mit ihm sprechen? … Sasuke?“

Aber ich hörte meinem Schüler schon gar nicht mehr zu, denn mein Blick lag auf der gegenüberliegenden Seite des kleinen Zimmers. Auch dort stand ein Bett – Ich erkannte es als das, in dem Takeshi nach seinem letzten Shadow Dance Kampf behandelt worden war – Vor dem der inkompetente Arzt saß und auf einen weiteren Patienten einredete.

„Ich kann dich nicht richtig behandeln, wenn wir die Maske nicht abnehmen“, erklärte der Quacksalber ungeduldig, doch sein Gegenüber blieb stur.

„Das ist auch nicht nötig.“

„Nach so einem Schlag denke ich das aber durchaus“, beharrte der Arzt und streckte die Hände nach der ANBU-Maske aus, aber ´Kitsune` fing die Handgelenke mitten in der Bewegung ab.

„Ich sagte nein.“ Seine Tonlage duldete keinen Wiederspruch und obwohl es ihm sichtlich gegen den Strich ging, fügte der Medic-Nin sich.

Würdevoll stand er auf. „Na schön.“ Sein Blick fiel auf mich. „Wie sieht es mit dir aus? Bist du auch unverwundbar?“

Ich würdigte ihn keiner Antwort. Stattdessen sah ich Naruto an, der mich ebenfalls eindringlich musterte. Im Licht des Krankenzimmers wirkten seine Augen dunkler – Oder lag das an seiner Verärgerung?

„Hier hört ja scheinbar niemand auf mich! Dann werde ich jetzt gehen, aber wehe, ihr sagt Giro, ich hätte euch nicht behandelt! Das ist eure eigene Schuld! Einen schönen Tag noch“, empörte sich der ignorierte Arzt auf seinem Weg nach draußen wie ein schimpfender Rohrspatz.

„Aber du solltest dich wirklich untersuchen lassen“, meldete Takeshi sich besorgt zu Wort, der die Spannung zwischen dem verkleideten Hokage und mir wohl nicht bemerkte. „Soll ich dich ins Krankenhaus bringen? Oder Sakura…“

„Was machst du hier?“, unterbrach ich meinen Schüler.

Naruto schnaubte und rutschte an den Rand des Bettes. „Das könnte ich dich auch fragen.“

„Das hat nichts mit dir zu tun.“

„Oh doch, es hat sehr wohl etwas mit mir zu tun, wenn mein… Mein bester Mann hier den Mafiosi spielt.“

„Bester Mann“, spöttelte ich. „Deinen ´besten Mann` würdest du wohl kaum zum Babysitten abstellen.“

„Scheinbar Babysittest du ja auch nach Dienstschluss noch gerne weiter“, erwiderte Naruto und nickte in Takeshis Richtung.

„Was blieb mir denn anders übrig, nachdem du ihn mir aufgedrängt hast?“

„Moment… Hokage?“, mischte Takeshi sich auch wieder ein, woraufhin der Angesprochene nur nickte.

„Aber du solltest nicht den Namen von Leuten aussprechen, die offensichtlich undercover unterwegs sind. Zum Glück übertragen die Kameras keinen Ton“, belehrte Naruto sanft. Der Junge murmelte errötend eine Entschuldigung, doch unser Staatsoberhaupt wandte sich bereits wieder mir zu. „Ich hätte nicht gedacht, einem deiner Schüler so etwas erklären zu müssen.“

„Lass ihn aus dem Spiel.“

„Ein Spiel – Ist es das für dich?“

„Du hättest nicht mitspielen müssen, wenn es dir nicht passt“, erwiderte ich trotzig.

Naruto sprang von seinem Bett und kam näher. „Du hast deinen Schüler in Gefahr gebracht und dich genauso. Du hast mich… Das ganze Dorf hintergangen, Sasuke.“

Ich schnaubte herablassend. „Übertreib nicht.“

Wir wussten beide, dass ich ´das Dorf hintergehen` besser konnte als mich in einem Hinterhof zu prügeln. Offenbar gefiel es Naruto jedoch nicht, daran erinnert zu werden, denn er presste die Augen zu kleinen Schlitzen zusammen.

Ich nutzte die Gelegenheit, um Takeshi zu fragen: „Was ist passiert, als wir KO gegangen waren?“

Der Junge war noch beschämt über seine dumme Frage und sah aus, als wolle er am liebsten nicht antworten. „Die Leute waren ganz aus dem Häuschen. So gleichzeitig zu Boden zu gehen ist aber auch eine Kunst… Ich habe das noch nie gesehen, sonst bleibt einer doch immer ein bisschen länger stehen.“

Während der Junge redete, betastete ich meinen Bauch, wo Narutos Knie mich getroffen hatte. Ich berührte die Stelle nur leicht, zuckte aber trotzdem zusammen und hob das Shirt an um die Verletzung zu inspizieren. Mein ganzer Bauch war blau und geschwollen, an manchen Stellen war die Haut aufgeplatzt. Das war aber nur eine Verletzung von vielen, die sich über meinen ganzen Körper zogen. Ich hatte jetzt schon einige Kämpfe im Shadow Dance hinter mir, aber so hatte ich noch nie ausgesehen. Mein Blick fiel auf Naruto, dessen Wunden bereits wieder heilten. Als sich unsere Augen trafen, sah ich seine Sorge, aber die verschwand schnell, so böse, wie ich ihn anstarrte.

„Giro wollte mit ein paar Angestellten entscheiden, wer denn nun gewonnen hat“, fuhr Takeshi fort. „Dann wollte er euch Bescheid geben. Inzwischen müsse Sango“ – Das war wohl der Arzt – „Ihm gesagt haben, dass ihr wach seid, also wird er vermutlich bald hier auftauchen. Er hat auch ihm auch gesagt, dass er Ihnen nicht die Maske abnehmen soll, Ho... Kitsune-sama.“

„Dann sollte ich ihm wohl dankbar sein“, witzelte Naruto, der sich durch die viel zu kurzen Haare fuhr. Tatsächlich war diese Akzeptanz von Geheimnissen unser Glück; ich konnte mir nicht vorstellen, dass unser Hokage so einfach hier rausspaziert wäre, wenn man herausgefunden hätte, wer er war.

Er hätte verletzt werden können…

„Du bist ein Idiot“, ließ ich meinem Unmut freien Lauf. „Du hättest jemanden schicken können, wegen dem sie nicht versuchen, uns alle umzubringen, sobald sie seine Identität herausfinden. Das war leichtsinnig.“

Normalerweise hatten Narutos Augen ein warmes Blau, wie das Meer in der Karibik oder ein Sommerhimmel. Jetzt leuchteten sie wie Eis. „Hätte jemand anderes euch in diese Geschäfte verwickelt gefunden und mir darüber berichtet, hätte ich euch einsperren müssen“, zischte der Hokage.

Darüber hatte ich während des Kampfes nicht nachgedacht, so wütend war ich darüber gewesen, dass er mir gefolgt war. Aber jetzt wurden mir die Dimensionen nur zu deutlich bewusst; nicht nur hatten wir die Chance auf das Preisgeld vertan, sondern auch noch Takeshis Zukunft zerstört. Käme er ins Jugendgefängnis, hätte er nie wieder die Chance auf ein normales Leben, er würde in diesen zwielichtigen Kreisen versumpfen. Irgendwann würde seine Leiche, ausgemergelt von Drogen, gefunden werden, und ich würde Schuld sein…

Sofern ich es überhaupt mitbekommen würde, denn es gab nach wie vor nicht wenige Stimmen im Dorf, die meinen Kopf forderten. Allerdings machte mir die Aussicht, selbst eingesperrt oder getötet zu werden, nicht so viel aus wie der Gedanke daran, was mit meinem Schützling passieren könnte.

„Heißt das… Weil Sie uns gefunden haben, werden Sie uns nicht verhaften lassen?“, fragte Takeshi, dessen Stimme gerade ungewohnt hoch und kindlich klang, gar nicht gehässig wie sonst. Auch hielt er sich auffällig dicht an meiner Seite als ich jetzt aufstand.

„Ich muss darüber nachdenken, was mit euch passiert“, blockte Naruto ab. „Aber jetzt sollten wir uns darauf konzentrieren, wie wir uns Giro gegenüber verhalten sollen. Er wird bald eintreffen.“

„Wir werden fragen, wer gewonnen hat und wie es weiter gehen soll, aber am besten kennen wir uns nicht“, beschloss ich, dann sah ich meinen Schüler an. „Und du solltest gehen.“

„Waas?!“, empörte er sich, doch bevor wir das ausdiskutieren konnten, öffnete sich bereits die Tür und unser Gesprächsthema betrat mit zwei Bodyguards im Schlepptau das kleine Krankenzimmer.

Die beiden Gorillas hatte er wohl von der Kasinotür abgezogen. Sie stellten sich neben einen der Eingänge zum Krankenzimmer und schienen sich in Marmorsäulen zu verwandeln. Ihr Arbeitgeber nahm auf einem der Betten Platz und bot uns großzügig das andere an. Naruto kam dem nach, ich blieb mit verschränktem Armen in seiner Nähe stehen, Takeshi auf der anderen Seite. Es sah aus wie eine grotesk verzerrte Szene aus der Vergangenheit, als ich als Leibwächter des Hokage hinter diesem gestanden hatte.

„Ihr werdet mit verzeihen, dass ich euch ein wenig warten ließ“, begrüßte Giro uns, ließ uns aber keine Zeit, das auch zu tun, bevor er weitersprach: “Nach eurem herrlichen Fotofinish gab es noch einige Angelegenheiten zu klären. Aber was für ein Kampf es war!“ Seine hellbraunen Augen leuchteten vor Begeisterung. „Die Spannung! Das Können! Die Präzession! Und vor allem das dramatische Ende! Kein Hobby-Autor hätte sich das besser ausdenken können!“

„Wir haben unser Bestes getan“, witzelte Naruto, wofür ich ihm einen säuerlichen Blick zuwarf während unser Gastgeber schallend lachte.

„Sehr schön, sehr schön! Das erwarte ich auch von meinen Kämpfern! Nur… Leider bringt mich dieses Ende jetzt eine missliche Lage. Wen soll ich als Sieger in das Finale schicken?“ Er machte eine dramatische Pause. „So, wie ich das sehe, haben wir mehrere Möglichkeiten. Wir könnten euch erneut gegeneinander antreten lassen. Allerdings würde das das Turnier verzögern, und wie ihr wisst, hatten wir sowieso schon ein paar organisatorische Probleme.“ Dabei lächelte er mich strahlend an, weil er nicht wusste, dass die Nachforschungen meiner Kollegen eigentlich auf Narutos Kappe gingen. „Außerdem vermute ich, dass wir zu demselben Ergebnis gelangen würden.

Eine weitere Möglichkeit wäre, euch beide ausscheiden zu lassen und den anderen Halbfinalkampf als Finale anzusetzen. Nur würden uns dabei die Einnahmen eines Kampfes verlorengehen, und das wollen wir natürlich nicht, nicht wahr?“

Mir war das ziemlich egal und ich gab mir keine Mühe, dieses Desinteresse zu verbergen, aber Naruto ließ sich zu einem bestätigenden: „Natürlich nicht“, hinreißen.

„Die dritte Möglichkeit wäre, das Publikum entscheiden zu lassen, wer von euch ihnen besser gefallen hat und wen sie im Finale sehen wollen. Ich halte das für die beste Variante. Die Leute mögen es, mit einbezogen zu werden, und sie werden eher wiederkommen, wenn sie sich die Begegnung selbst ausgesucht haben… Und weil ich die Idee so gut finde, werden wir es auch so machen.“ Er lachte viel zu laut über sich selbst und klopfte sich auf die Beine der schlecht sitzenden Hose, bevor er aufstand. „Das für den heutigen Abend keine Bezahlung ausgestellt werden kann, leuchtet euch hoffentlich ein; kein Gewinner, kein Preis.“

„Das wird dann nachgeholt, sobald der Gewinner feststeht“, warf ich ruhig ein.

Giro presste die Lippen aufeinander, wedelte dann aber nur mit der Hand. „Na schön. Ich will dich nicht davon abhalten, dem Jungen Almosen zuzustecken… Sofern du als Gewinner gewählt wirst.“

Takeshi rührte sich auf Narutos anderer Seite, hielt aber den Mund, was man vor ein paar Monaten noch nicht von ihm hätte erwarten können. Er lernte also wohl doch noch dazu. Auch Giro schien diese Veränderung zu bemerken, denn er musterte seinen früheren Angestellten amüsiert und aufmerksam.

„Du hast den Kleinen gut abgerichtet, Sasuke. Vorhin wollte er gar nicht von deiner Seite weichen.“ Er lächelte, als der Junge errötete. „Wie dem auch sei, es ist spät und du solltest dein Findelkind ins Bett bringen. Wenn ihr durch diese Tür geht“ – Er wies auf den zweiten Ausgang aus dem Zimmer – „Müsst ihr euch immer links halten, dann kommt ihr zurück ins Kasino. Du bist den Weg ja schon mal gegangen. Meine Herren, ich empfehle mich.“

Als Giro zur Tür ging, erhob auch Naruto sich. Zu dritt verließen wir den Raum und fanden uns in dem Tunnelsystem wieder. Takeshi ging voraus, den Weg nach links, denn ich selbst konnte mich kaum mehr erinnern, auf welcher Route ich ihn hier rausgebracht hatte. An diesen Vorfall hatte Giro mich vorhin nicht zufällig erinnert, es war eine Drohung gewesen. Allerdings lag es nicht mehr bei mir, die Obrigkeit zu informieren, es war nur noch die Frage, was diese zu tun gedachte.

„Ich möchte in die Büros dieses Mannes“, kündigte Naruto direkt an, wobei nicht mal der Hauch eines Zweifels in seiner Stimme lag, dass ich ihn dorthin bringen würde. Wie Recht er damit hatte.

„Wieso das?“, fragte Takeshi, für den dasselbe sicherlich nicht zutraf.

„Das geht dich nichts an. Du wirst nach Hause gehen“, wies ich meinen Schüler an.

Natürlich schmollte er und verschränkte die Arme. „Ich kenne mich hier besser aus als ihr. Ich kann euch helfen.“

„Das ist nett von dir, aber wir kommen zurecht. Außerdem wäre es besser, wenn du nicht mit uns gesehen wirst, solange wir hier sind“, belehrte Naruto sanft.

„Aber die wissen doch eh alle, dass ich Sasukes Schüler bin! Und was, wenn Giro schon Ihre Identität erraten hat? Sie könnten in Gefahr sein, Hokage-sama! Es ist meine Pflicht als Shinobi, auf Sie aufzupassen“, brüskierte Takeshi sich.

Naruto sah aus seiner Maske amüsiert zu mir rüber als er meinte: „Ihr habt mich nicht erkannt, und ihr kennt mich besser als dieser Mann.“

Das war natürlich nur auf mich gemünzt und er hatte Recht: Was für ein bester Freund und Geliebter erkannte seinen Partner nicht, wenn dieser direkt vor ihm stand? Ich vermutete zwar stark, dass Naruto gewisse Modifikationen an seiner Gestalt und seiner Stimme vorgenommen hatte, aber das war eine schwache Ausrede. Er war schon immer schlecht in Genjutsus gewesen, während sie meine Stärke sein sollten. Ich hatte einfach nicht mit ihm gerechnet, so naiv das auch sein mochte. Und ich hasste es, naiv zu handeln.

„Außerdem kann ich sehr wohl auf mich aufpassen. Und wenn alle Stricke reißen, habe ich immer noch meinen besten Mann an meiner Seite.“

Mürrisch presste ich die Lippen aufeinander und ballte die Hände zu Fäusten, aber ich ging nicht auf die Provokation ein. „Es ist spät. Geh nach Hause“, befahl ich Takeshi stattdessen schlicht.

Der wirkte zwar beleidigt und schimpfte leise vor sich hin, zog aber den Gang hinunter ab. Seine Stimme hallte noch eine Weile von den Wänden wieder, dann war ich zum ersten Mal seit Wochen alleine mit Naruto. Meine Haut begann zu prickeln und mein Herzschlag beschleunigte sich ohne ersichtlichen Grund als ich ihn ansah. Eine Weile schwiegen wir, sahen uns nur an.

Dann sagte er: „Gut gekämpft.“

Ich brummte als Antwort.

„Hast du Schmerzen?“

„Was soll das?“, ignorierte ich die Frage. „Wieso bist du hier?“

Er seufzte tief und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Also tut das Ego weh…“, stellte er fest, doch bevor ich etwas dazu sagen konnte, antwortete er: „Weil ich immer kommen werde, wenn du mich brauchst. Egal, ob du willst oder nicht. Ich habe es dir doch gesagt: Ich liebe dich.“

Erneut zog sich bei diesen Worten mein Magen zusammen, aber diesmal waren es nicht Würmer sondern Schmetterlinge, die mir durch den Bauch flatterten. Nach der Zeit, in der wir uns nicht gesehen hatten, zu hören, dass seine Gefühle sich nicht geändert hatten, war erleichternd. Am liebsten hätte ich ihm diese dumme Maske vom Kopf gezogen und ihn geküsst, aber gerade war dafür nicht der richtige Moment.

„Was für Almosen meinte er?“, fragte Naruto weiter, als ich nicht antwortete.

„Das haben der Junge und ich schon geklärt.“

Er schloss die Hand um mein Handgelenk, riss mich herum und drückte mich gegen die schmutzige Wand. In der Dunkelheit des Flures konnte ich seine Augen nicht sehen, aber ich spürte Naruto, nicht nur seinen Körper dicht an meinem oder seine Hände auf mir, sondern seine ganze Aura um mich herum.

„Es reicht jetzt, Sasuke“, knurrte er leise. „Sag mir, was bei euch läuft, seit wann und vor allem warum.“

Mein Herzschlag beschleunigte sich erneut, schien in meiner viel zu engen Kehle zu sitzen und meinen flachen Atem nur noch weiter zu blockieren. „Lass mich los“, verlangte ich. Er verstärkte seinen Griff nur und knurrte leise. „Sofort.“

Äußerst widerwillig tat er, was ich wollte. „Sag mir trotzdem…“, fing er an, doch weiter kam er nicht, denn ich schob ihm die Maske vom Gesicht, zog ihn am Revers an mich und presste die Lippen auf seine. Scheiß auf ´nicht der richtige Moment`.

Zuerst war er zu überrascht um zu reagieren, doch dann öffnete er den Mund für meine Zunge. Die Maske fiel scheppernd zu Boden als ich meine Finger brauchte, um über das Gesicht, die Brust und die Arme meines Mannes zu streichen. Gott, wie ich es vermisst hatte, ihn anzufassen…

Grob packte ich seinen Hintern und presste ihn enger an mich. Naruto stöhnte leise auf, als er meine Erregung spürte, dann lachte er leise. „Diese Maske macht dich scharf, oder?“, schnurrte er, nur Millimeter getrennt von meinen Lippen.

„Halt den Mund“, befahl ich und verschloss selbige wieder mit meinen.

Ich schob die Hände in seine Hose und umfasste den festen, kleinen Hintern. Am liebsten wäre ich in ihm gewesen, tief, eng und heiß. Als meine Finger sich jedoch zu seiner Ritze schoben, löste Naruto sich erneut, diesmal endgültig.

„Ich bin nicht dein Sexspielzeug“, belehrte er mich, und obwohl er sich Mühe gab, streng zu klingen, war seine Stimme tief und belegt vor Erregung. Es tat gut, zu wissen, dass er mich genauso sehr wollte wie ich ihn. „Und wir haben anderes zu tun.“

Nur wiederwillig gab ich ihm mit einem Nicken Recht. Im Moment ging es um die Zukunft des Jungen – Auch, wenn es schwer war, daran zu denken, als Naruto sich bückte um seine Maske aufzuheben.

Ich erzählte ihm alles; von Takeshis Familie, wie er an Giro geraten war, wie ich es herausgefunden hatte, von den Schulden und von unserem Plan, das Geld durch die Kämpfe im Turnier zu gewinnen.

Irgendwann während des Berichts hatte Naruto sich an die gegenüberliegende Wand des Flures gelehnt und die Arme verschränkt. In einiger Entfernung flackerte surrend eine Lampe, sonst war es still und dunkel. „Er ist dir wirklich ähnlich“, stellte der Hokage mal wieder fest. „Zu stolz, um Hilfe anzunehmen.“

„Lange Zeit hat ihm niemand welche angeboten“, korrigierte ich. Ich sah ihn abwartend an, aber er hatte zur Sicherheit gegen eventuelle Passanten die Maske wieder aufgesetzt und ich konnte nicht erkennen, was er dachte. „Was hast du mit ihm vor?“

„Ihm?“, fragte Naruto amüsiert. „Du machst dir zuerst Sorgen um den Jungen statt um dich? Das hätte ich auch nicht erwartet.“

Ich verengte leicht die Augen. Eigentlich erwartete ich nicht, dass Naruto mich bestrafen würde, sonst wäre er gar nicht erst selbst hier aufgetaucht. Andererseits hatte ich eben auch nicht erwartet, dass er hier auftauchen würde. Vielleicht war es gar nicht so abwegig, dass er mich einsperrte, nur, damit ich ihm nicht mehr weglief.

„Was solltest du denn mit mir tun?“, fragte ich kühl. „Mich degradieren? Wohin? Zum Küchendienst?“

„Vielleicht. Du sähst sicher heiß aus in Schürze und mit Haarnetz“, kicherte Naruto, worüber ich nur die Augen verdrehte.

„Witzig.“

„Ich weiß.“ Er stieß sich von der Wand ab und kam mir wieder näher, ohne mich jedoch zu berühren. „Was genau hattest du denn erwartet, dass ich tun würde? Es muss ja wirklich schrecklich gewesen sein, wo du dich so beharrlich gewehrt hast, mich einzuweihen. Ich sollte es versuchen, danach hörst du vielleicht endlich mal auf mich.“

„Ich hatte erwartet, du würdest deine Pflicht tun und mich verhaften lassen.“ Gleich in der Zelle neben dem Jungen und seiner toten Zukunft. Und ich hatte gedacht, wenigstens hier unten, im Halbdunkel, ich selbst sein zu können statt des Schoßhundes meines Liebhabers. Ich hatte meine Selbstbestimmtheit wieder gewollt.

„Sasuke…“, seufzte er, bevor er den Kopf schüttelte. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass ich immer hinter dir stehe? Das habe ich getan, als du Konoha verlassen hast, da werde ich es doch sicher auch tun, wenn du einen Schüler beschützt, den ich dir anvertraut habe.“

Das gefiel mir ja gerade nicht. Ich wollte nicht davon abhängig sein, dass Naruto als Hokage mir den Rücken freihielt. Noch dazu konnte ich nicht von ihm erwarten, dass er so einen Alleingang, wie ich ihn durchgezogen hatte, einfach so hinnahm. Er hatte Pflichten, das vergaß ich nie – Im Gegensatz zu ihm, wie es aussah.

„Und was hättest du tun können? Wärst du auch hierher gekommen und hättest deinen Kopf riskiert?“, wollte ich distanziert wissen.

„Ich hätte euch das Geld geben können, das Takeshi diesen Leuten schuldet – Auch wenn ich der Meinung bin, dass er das nicht tut. Ich hätte das Kasino filzen lassen können. Ich hätte dem Jungen Wachen zur Verfügung stellen können, die ihn vor Giro beschützen. Ich hätte alles getan, hättest du nur darum gebeten.“

„Und alles hätte den Jungen hinter Gitter gebracht“, schnaubte ich trocken.

Naruto lachte freudlos. „Ich hätte dir deinen Liebling schon nicht weggenommen.“

Ich verdrehte die Augen. „Hör jetzt auch mit dem Eifersuchtsquatsch.“

„Das kann ich nicht. Dazu bist du mir zu wichtig“, giftete er zurück, bevor er etwas kleinlauter wurde. „Und du hast immer noch nichts dazu gesagt.“

Ausgerechnet hier fing er mit der Gefühlsduselei an, na wundervoll. Nicht, dass es mir andernorts angenehmer gewesen wäre, aber es war trotzdem unpassend. „Wir haben jetzt wirklich anderes zu besprechen.“

„Du hast Recht.“ Er klang wiederwillig, zeigte aber, dass er die Situation bereits überdacht hatte, indem er sagte: „Wir müssen dafür sorgen, dass Takeshi nie hier gewesen ist. Fotos, Rechnungen, Briefe, Mails – Alle Aufzeichnungen über ihn müssen ausgelöscht werden, bevor die anderen hier sind.“

„Die anderen?“, fragte ich ungläubig und er lachte verschlagen.

„Nachdem du mir nicht sagen wolltest, was los ist, habe ich selbst ein paar Nachforschungen angestellt. Als ich merkte, dass ihr ständig hier in der Gegend herumhängt, habe ich Untersuchungen durchführen lassen und eine Einheit zusammengestellt, die hier alles auseinandernimmt. Sie besteht aus unseren Freunden und geht davon aus, dass du Undercover Ermittlungen durchgeführt hast und deswegen so oft hier warst. Für deine Anwesenheit gibt es also eine Erklärung, aber die Beweise über Takeshi sollten wir trotzdem vernichten. Es wäre nur unnötiger Papierkram und würde deinem Ruf schaden, wenn dein Protegé in so etwas verwickelt ist.

Die Truppe war darauf angesetzt, das Kasino im Auge zu behalten, die Angestellten zu überwachen und dergleichen. Sie haben schnell herausgefunden, dass für irgendetwas Gelder abgezwackt werden, aber den Wettring habe ich erst entdeckt, als ich selbst interveniert habe… War ziemlich anstrengend, neben der ganzen Büroarbeit.“

Also war das der Grund für Narutos andauernde Erschöpfung, von der Takeshi erzählt hatte, und nicht unsere Trennung. Selber schuld, dachte ich, genervt zwar, aber doch wiederwillig beeindruckt von seiner Hartnäckigkeit.

„Sobald ich wusste, wonach wir suchen, war es leicht, Shikamaru auf die richtige Fährte zu locken. Aber bevor die Razzia beginnt, haben wir noch einiges zu tun.“

„Takeshi lebt seit seinem zehnten Lebensjahr praktisch hier“, merkte ich an, denn das bedeutete einige Arbeit.

„Dann sollten wir uns beeilen.“

Kurz sah ich ihn nur an, dann zog ich die Augenbrauen hoch. „Jetzt?“

Er nickte. „Dachtest du, wir machen vorher noch einen netten Ausflug? Wir haben bis sechs Zeit, dann wird hier alles gefilzt.“ Als ich verblüfft schwieg, lachte Naruto unter seiner Maske. „Wie du siehst, bin ich dir nicht einfach nachgelaufen. Ich gedenke, diesem Spiel hier ein Ende zu machen. Wenn ich Takeshi da raushalten kann, umso besser, wenn nicht, müssen wir uns etwas anderes ausdenken.“

Zugegeben, ich war sprachlos. Es war so leicht zu vergessen, dass Naruto nicht mehr der übereifrige Lausbub von früher war, sondern ein kompetenter Stratege, Anführer und Feldherr. Er wusste seine Möglichkeiten zu nutzen und seinen Willen durchzusetzen – Und er war mir gegenüber genauso loyal wie ich es bei ihm war. Mir fiel es immer noch schwer, anderen zu vertrauen, das trug wohl dazu bei, dass ich diese Tatsachen so schnell verdrängt hatte.

Aber je länger ich hier stand und darüber nachgrübelte, wie reif mein Liebhaber geworden war, desto unsicherer waren seine Planungen. Außerdem war seine bloße Anwesenheit nach wie vor ein Risikofaktor. Die Gefahr, dass jemand Narutos Identität entdeckte und alle Maßnahmen, die er und ich zu Takeshis Schutz ergriffen hatten, hinfällig machte, war enorm. Noch schlauer wäre es von ihm gewesen, jemand anderen zu schicken, dem er vertraute, vielleicht Sakura.

„Wenn sie dich erwischen, war es das mit ´undercover`. Dann müssen wir uns den Weg hier rauskämpfen.“

Er lachte leise. „Das ist der einzige Grund, aus dem du bleiben darfst.“

Mürrisch presste ich die Lippen aufeinander, aber ich schluckte einen Kommentar runter. Immer hatte ich ihm verboten, seine Sonderposition an mir auszuspielen, mich darüber beschweren, dass er mich nicht einsperrte, konnte ich mich allerdings auch schlecht.

„Was ist der Plan?“, verlangte ich knapp zu wissen.

Als er sich unschlüssig am Kopf kratzte, sah der Undercover-Hokage so dümmlich aus, dass ich ihn am liebsten geschlagen hätte. „Ok, vielleicht darfst du auch bleiben, weil du besser im Planen bist.“

Ich seufzte und sah ins Halbdunkel, das den Flur beherrschte. Hier kamen nur gelegentlich Runner vorbei, die Lagerbestände holten. Die Gäste, die auch jetzt noch im Kampfring feierten, nahmen den Haupteingang, der durch die Stahltür führte. Der Keller diente jetzt allerdings als Disco und würde noch bis in den frühen Morgen stundenlang gut besucht sein: Bei meinen Recherchen über den Fleischberg hatte ich mich ein paar Mal dort rumgetrieben.

Man musste durch die feiernde Menge und an zwei Türstehern vorbei, um zu Giros Büro zu gelangen, in dem er seine Unterlagen aufbewahrte. Und diese Männer waren weder so dumm, noch so auffällig wie die Gorillas an der Tür des Kasinos. Ich glaubte nicht, dass sie Naruto und mir in einem Kampf irgendwelche Probleme bereiten würden, aber wir wollten unauffällig agieren und dafür würden wir sie loswerden müssen.

Hinzu kam Giro selbst. Er hielt sich meist in seinem Büro auf wenn gerade kein Kampf stattfand, und das wir dort alle Informationen finden würden, die wir brauchten, stand für mich außer Frage. Irgendwie mussten wir ihn also dort rausbekommen, und das möglichst schnell, denn es musste bereits weit nach Mitternacht sein.

Der Plan, der sich daraus ergab, war simpel und Naruto stimmte nickend zu, als ich ihm alles erklärte. Ich formte die Fingerzeichen für einen Doppelgänger und spürte das warme Kribbeln in meinem Körper, als der Hokage sein Chakra mit mir teilte.

Besorgt die Stirn runzelnd musterten er und sein Klon mich und mein Ebenbild. „Bist du fit genug dafür? Du hast bei dem Kampf einiges eingesteckt.“

„Nicht mehr als du“, schoss ich sofort zurück und Naruto verdrehte die Augen.

„Aber in dir lebt kein Biju, das alle deine Wunden in Rekordgeschwindigkeit heilen lässt.“

„Es geht mir bestens. Los jetzt, sonst können wir es gleich vergessen.“

Das sah er ein, und wir liefen mir unseren Doppelgängern den Flur entlang zum Haupteingang, wo Naruto an die Eisentür klopfte. Der Türsteher sah uns misstrauisch durch seinen Schlitz an.

„Solltet ihr nicht im Krankenzimmer sein?“, fragte er meinen Doppelgänger, der in meinem normalen Körper neben mir stand, während ich mal wieder als Mädchen verkleidet war. Langsam wurde mir das echt zu viel Östrogen, aber bei Spionageeinsätzen durfte man wohl nicht so wählerisch sein.

„Wir halten mehr aus als das bisschen!“, prahlte Narutos Doppelgänger, der ebenfalls die maskuline Variante meines Liebhabers verkörperte, während der Echte als Frau auftrat. Sein weiblicher Körper war kleiner als meiner und wesentlich kurviger. ´Naruko` hatte Schmolllippen und spielte mit dem hüftlangem blonden Haar, wobei sie irgendwie dümmlich aussah.

„Kommen wir jetzt rein oder nicht?“, quengelte sie.

Der Türsteher musterte sie und dann mich und ein wissender Ausdruck trat in seine Augen. „Aaah, ihr wollt euren Sieg ein wenig feiern. Sagt das doch gleich.“ Er öffnete die Tür und wies ins Innere des Clubraums. „Na, dann tretet ein, Ladys.“

Naruto kicherte und hakte sich bei meinem Doppelgänger unter um ihn in den Raum zu ziehen. Obwohl mein Klon sie genauso mürrisch ansah wie ich es getan hätte, gaben sie ein hübsches Paar ab. Jemand Kitschigeres hätte von Sonne und Mond gesprochen.

Das Abbild meines Liebhabers legte den Arm um meine Schulter und beugte sich dicht zu meinem Ohr. „Na, haust du mir wieder eine runter?“

„Fordere es nicht heraus.“

„Das würde aber unseren tollen Plan zunichtemachen.“ Als ich ihn anfunkelte, lachte er und drückte die Maske auf meine Wange wie zu einem Kuss. Ein paar Frauen aus dem Publikum, das beim Kampf zugegen gewesen war, beobachteten sowohl uns als auch Naruto eifersüchtig, die mit meinem Doppelgänger flirtete als hätten wir uns nie gestritten und halb tot geprügelt.

„Manchmal verstehe ich dich wirklich nicht“, sagte ich leise zu meinem Begleiter als wir zur Bar gingen und bestellten.

Die Frau, als die ich jetzt hier stand, sah ein wenig anders aus als die von meinem letzten Besuch; sie hatte langes Haar bis zur Taille, war aber weniger kurvig. Die Unterschiede waren groß genug, dass der Barkeeper mich nicht erkannte, aber wahrscheinlich hätte er sich sowieso nicht erinnert, schließlich sah er täglich hunderte von Menschen. Jetzt war er zudem damit beschäftigt, Naruto auf den Ausschnitt zu glotzen.

„Was daran verstehst du nicht?“, fragte sein Doppelgänger neben mir, der mir ganz unbefangen die Hand auf den Hintern legte. Ein warmer Schauder lief mir den Rücken runter und erinnerte mich an die Reaktion dieses Körpers auf ´Kitsune` (Was ein nicht gerade kreativer Name war, wie mir jetzt in den Sinn kam). Ich verfluchte meinen eigenen Körper und wusste nicht, ob es schlimmer war, so auf einen Fremden zu reagieren oder auf meinen Geliebten, ohne diesen auch nur zu erkennen.

Entziehen tat ich mich ihm aber auch nicht als er sagte: „Egal, was sonst zwischen uns läuft oder ob du mich als deinen Mann willst, eines ändert sich nie; die Tatsache, dass du mein bester Freund bist. Wenn du Probleme hast, bin ich für dich da, unabhängig von allem anderen.“

Ich wusste nicht so recht, was ich dazu sagen sollte, also wechselte ich das Thema: „Wir sollten jetzt anfangen.“

Der Doppelgänger lachte leise, nickte aber und wandte sich von mir ab um seinem eigenen Erschaffer einen Klaps auf den Arsch zu geben. Das Bild war für mich absurd, doch mein Doppelgänger folgte dem Plan und schupste den anderen Mann grob zur Seite.

„Was soll die Scheiße? Bleib bei deiner eigenen Schlampe“, befahl mein Klon in einer Wortwahl, die ich nie genutzt hätte.

„Die Kleine ist doch froh, wenn sie dich Langweiler mal los ist“, schoss Naruto 2.0 zurück und stieß dabei seinen Kontrahenten ebenfalls weg. Der Richtige Naruto zog sich zu mir zurück, während unsere Abbilder immer lauter und handgreiflicher stritten. Dabei mussten sie sich keine große Mühe geben, passende Beleidigungen zu finden; wir waren schon immer gut darin gewesen, uns zu beschimpfen, und seit wir miteinander schliefen, hatten wir nur noch mehr Zündstoff.

Schon kurz darauf hatten die beiden die Aufmerksamkeit aller Umstehender und sobald der erste Schlag ausgeteilt war, wunderte niemand sich, dass Naruto und ich den Rückzug antraten. Schon bald schirmte ein Kreis aus Schaulustigen, die sich nicht dazwischen zu gehen trauten, die Kontrahenten vor unseren Blicken ab. Wir hörten nur noch Rufe, das Klirren zerbrechender Gläser und etwas, das verdächtig danach klang, als habe einer der Doppelgänger einen Barhocker abbekommen.

„Das ist schnell eskaliert“, kicherte Naruto neben mir, als sich gerade einige Angestellte durch die Schaulustigen drängten um die ´Streithähne` zu beruhigen.

„Was hattest du erwartet?“, fragte ich und zog sie mit mir in Richtung der Tür, hinter der Giros Büro lag. „Eine Stunde Vorlauf?“

Naruto funkelte mich amüsiert an. Ihre Augen waren auch in diesem Körper azurblau und es war angenehm, sie zu sehen, während wir sprachen. „Sollen wir uns auch prügeln?“, erkundigte sie sich neckend.

„Später“, spöttelte ich zurück, denn in dem Moment öffnete sich die Tür zum Vorraum der Arbeitsräume des Mafia-Chefs und dieser kam in Begleitung seiner Organistin und seiner zwei Türsteher heraus. Hikari hatte ihm wohl gesagt, was an der Bar los war, denn er murmelte etwas wie: ´Was für ein Abend`, als er zu der Menschentraube schritt.

Der Hokage und ich waren weit genug entfernt, sodass sie uns nicht bemerkt hatten. Jetzt nickten wir uns zu und traten zur Tür. Unbeachtet von den anderen Anwesenden, die wahlweise die Tänzerinnen im Käfig oder die Streitenden an der Bar beobachteten, schlüpften die beiden Frauen in das spießige kleine Wartezimmer mit der abgewetzten Bank. Kaum hatte die Tür sich hinter ihnen geschlossen, waren sie keine Frauen mehr. Ohne zu zögern gingen wir zu der zweiten Tür, die direkt in Giros Büro führte. Ich hatte gehofft, er hätte in der Eile vergessen abzuschließen, aber die Türklinge reagierte nicht auf meinen Druck. Natürlich hätten wir sie einfach aufbrechen können, aber das hätte man sogar im lauten, vollen Clubraum gehört, also kniete Naruto sich vor das Schloss und fummelte so lange mit einem Draht daran herum bis es mit einem Klicken nachgab.

„Nach dir“, bot der Hokage an und hielt galant die Tür auf.

Er war schon immer gut gewesen in so etwas, erinnerte ich mich und betrat das Büro. Wir waren ein ausgezeichnetes Team gewesen bevor er hinter seinem Schreibtisch versumpfte und mich ans Dorf gekettet hatte.

„Wir dürfen keine Spuren hinterlassen“, erinnerte ich, schließlich kannte ich meinen Liebhaber. Dann zog ich einen der Schränke auf und begann, die Unterlagen darin durchzublättern.

„Ach ne?“

„Ich sage nur: Das Hotel.“

Naruto, der gerade einen Ordner durchblätterte, stöhnte genervt auf. „Das war was anderes! Sie hatten uns entdeckt und ich wollte sie von unserer Fährte ablenken!“

„Und dafür hast du das ganze Haus in die Luft gejagt“, merkte ich hilfsbereit an, falls er es vergessen hatte. „Und jetzt konzentrier dich.“

Halblaut nörgelte Naruto, wie lang diese Geschichte schon her sei, hielt sich ansonsten jedoch an meine Anweisung. So fanden wir in kurzer Zeit alle Beweise, die wir für einen Durchsuchungsbefehl brauchten; unklare Ausgaben, die angeblich das Kasino getätigt worden waren; angaben, die darauf schließen ließen, dass nicht nur Hikari vor ihrer Volljährigkeit hier gearbeitet hatte; sogar Beweise dafür, dass der Arzt ein Behandlungsverbot bekommen hatte, nachdem er verbotene Techniken studiert hatte.

Und mehr Hinweise auf Takeshis Anwesenheit, als mir gefallen wollten. Wir nahmen alles mit, aber als wir uns wieder der Tür zuwandten, war ich nicht sicher, ob wir nichts übersehen hatten. Zumal Giro nicht alle seine Akten hier aufbewahren würde. Aber wir hatten nicht viel Zeit, der Chef des Kampfringes würde sich nicht ewig mit unseren Doppelgängern aufhalten und dann zu seiner Arbeit zurückkehren. Also traten wir den Rückzug an, verwandelten uns wieder in Frauen und schlichen aus dem Vorraum. Ein paar Männer bemerkten uns, aber das ließ sich jetzt nicht mehr ändern.

Wir schoben uns durch die Menge zur Stahltür, wobei wir unsere Doppelgänger nicht zu Gesicht bekamen. Vermutlich waren sie nach wie vor an der Bar, allerdings stand vor der keine Gaffermenge mehr, was wohl bedeutete, dass man den ´Streit` beendet hatte. Vielleicht waren sie bereits aus dem Etablissement geworfen worden.

„Wie lange bleiben sie noch?“, fragte ich auf dem Flur, der uns ins Kasino bringen würde. Ich warf einen Blick auf die Armbanduhr, die an dem Frauenhandgelenk schlackerte. Halb vier. Genug Zeit, bis Narutos Jagdhunde loslegen würden.

„Raus müssten sie es noch schaffen“, mutmaßte Naruto, die wartete, bis ich die Tür in den Raum mit den Spielautomaten aufgeschoben hatte. Niemand beachtete die beiden Frauen, die sich aus den Lagerräumen stahlen; man sah uns nicht, hielt uns für Angestellte oder wusste über den Shadow Dance Bescheid, es war ganz egal, Hauptsache, wir gelangten unbehelligt durch das Kasino und auf die Straße. Ich nickte zu der Seitengasse, durch die ich Takeshi zum ersten Mal hierher gefolgt war, und wir ließen uns von ihrem Halbdunkel verschlucken.

Keine fünf Meter weiter spürte ich, wie mein Doppelgänger sich auflöste. Ich sah seine Erinnerungen und spürte die Schmerzen, wo Narutos Klon ihn geschlagen hatte. Auch sie war stehengeblieben und rieb sich verstohlen den Arm, den ich in einem anderen Körper verletzt hatte. Als sie meinen Blick bemerkte, ließ sie grinsend die Hand sinken und tat, als wäre alles super. Idiot.

„Verwandeln wir uns zurück?“

Ich nickte, doch ehe wir auch nur die Hände heben konnten, nahmen wir beide die Präsenz anderer Menschen wahr und sahen auf. Aus dem zwielichtigen Gewirr der Gassen tauchten fünf Männer auf, alle in dunkelblauen Mänteln, unter denen sich sehr gut auch die dunkelblauen Blazer von Giros Angestellten befinden konnten.

„Hallo?“, fragte Naruto in der Unschuldsmasche, die perfekt zu ihrem momentanen Aussehen passte.

„Wenn die Damen uns begleiten wollen“, sagte einer der Blauröcke übertrieben höflich. „Es gibt da eine Angelegenheit, in der Sie uns behilflich sein könnten.“

„Angelegenheit?“

„Sie waren heute in Begleitung zweier Herren in dem Etablissement, in dem wir beschäftigt sind. Wir suchen diese Herren.“

„Was für Männer?“

Der Höfliche wollte weiter erklären, doch sein Kollege fuhr ihm dazwischen: „Merkst du nicht mal, dass das Miststück dich verarscht?“

„Das würde ich nie tun!“, brüskierte Naruto sich, doch ein breites Grinsen schlich sich auf ihre Züge und verriet sie.

Der Wortführer errötete, dann wurde er zornig und langte nach Narutos Handgelenk. „Ihr kommt jetzt mit…“ Schneller, als er schauen konnte, hatte ich seine Hand weggeschlagen und ihn zurückgeschupst. Ich sagte nichts, aber er zuckte vor meinem Blick weg, bevor er sich fasste. „Wir können das jetzt auf die harte oder die sanfte Tour machen, aber ihr werdet mitkommen“, beharrte er und hatte den Anstand, unglücklich auszusehen, als mein Schweigen und Narutos Kichern ihn zwang, sich an seine Kollegen zu wenden. „Jungs, sammelt sie ein. Aber tut ihnen nicht weh.“

Ich warf Naruto über die Schulter hinweg einen Blick zu, der fragte, ob sie die harte oder die sanfte Tour wünschte. „Lass sie leben“, lächelte mein Hokage, und ich nickte knapp.

Der Höfliche griff nach mir und ich trat ihm in seine ungeschützte Seite, sodass er keuchend zurück taumelte. Mit einem Satz war ich über ihn hinweggesprungen und schlug dem nächsten ins Gesicht, ehe ich mich unter den grabschenden Händen eines anderen wegduckte. Ich war gerade mit einem weiteren beschäftigt, als der Letzte es an mir vorbei schaffte und sich Naruto schnappen wollte. Sie wich ihm aus, stolperte dabei aber über einen herumliegenden Müllsack und geriet ins Straucheln. Ihr Angreifer wollte sie wahrscheinlich auffangen, erwischte dabei aber ihre Backe, die aufplatzte.

Für eine Sekunde sah ich nur Narutos Blut.

Und diese Ablenkung nutze mein Gegner, um mir einen Faustschlag in den Magen zu verpassen, der das Jutsu verpuffen ließ, das mich in eine Frau verwandelte. Als die Rauchschwaden sich verzogen, starrten die beiden verbliebenen Blauröcke mich noch ziemlich blöd an. Ich dagegen ignorierte den aufbegehrenden Schmerz in meiner sowieso schon zerschundenen Körpermitte und schlug dem Mann vor mir die Faust ins Gesicht. Der Rüpel, der Naruto geschlagen hatte, kam endlich auf die Idee zu fliehen, doch da war ich schon über ihm. Mein erster Tritt ließ ihn stolpern, der zweite warf ihn zu Boden und der dritte traf ihn ins Zwerchfell.

„Sas…“

Ich ignorierte die ruhige Stimme hinter mir und schlug Giros Mann ins Gesicht, so, wie er es bei Naruto getan hatte.

„Sasuke.“ Eine männliche Hand legte sich auf meine Schulter und hielt mich zurück. „Es reicht.“

Langsam drehte ich mich zu meinem Hokage um. In seinem gewohnten Männergesicht sah die dünne Blutspur, die an der Lippe herablief, gar nicht mehr so schlimm aus. Dennoch wischte ich sie weg. Naruto fing meine Hand auf und küsste die Finger, bevor er sie sich auf die Wange legte.

„Es ist alles in Ordnung. Mir ist nichts passiert, siehst du? Unkraut vergeht nicht“, kicherte er meine Verlustängste weg, nachdem er sich viel zu kurz ernsthaft bemüht hatte, sie zu zerstreuen.

Verärgert darüber, so leicht durchschaut worden zu sein, zog ich die Hand zurück und sah mich um. Zu den Füßen des Hokages lagen alle fünf Männer bewusstlos, wie Mäuse, die eine überdimensionale Katze ihrem Herren zum Geschenk gemacht hatte. Naruto hatte nicht einen Finger gerührt, nicht mal, als der Mann ihn angriff. Hätte er sich gewehrt, hätte er nicht mal diesen leichten Kratzer davongetragen.

Als er meinen misstrauischen Blick bemerkte, lächelte er, doch jetzt war nicht die Zeit, ihn für seine alberne Bezeugung von Vertrauen zu rügen. „Du musst den Einsatz sofort anberaumen“, drängte ich. „Wenn Giro seine Leute vermisst, wird er alles räumen lassen.“

„Viele Beweise wird er ja nicht mehr verstecken können“, witzelte der Hokage, trotzdem schickte er mich los, die Mitglieder seiner Truppe zu wecken.

Kaum eine halbe Stunde später stand ich mit fünfzehn Kollegen wieder vor Naruto, der alle instruierte. „Ich wünsche keine Verletzten. Diese Leute sind Verbrecher, aber keine Shinobi, also haltet euch wenn möglich zurück.“ Seine Leute nickten einhellig, obwohl sie die verheilenden Kratzer im Gesicht ihres Hokages skeptisch beäugten. Allerdings wagte in dieser großen Runde keiner, nachzufragen. „Gut. Kiba, du hast das Kommando. Kümmert euch darum, und beeilt euch.“

Alle Kollegen warfen mir fragende Blicke zu, da sie damit gerechnet hatten, dass ich die Aktion leiten würde, immerhin hatte Naruto ihnen gesagt, ich hätte einen Undercover-Einsatz durchgeführt. Dann verneigten sie sich jedoch und verließen einer nach dem anderen das Büro. Nur ich blieb mit auf dem Rücken gefalteten Händen stehen und starrte den Hokage verbissen an. Dieser hatte nämlich mit keinem Wort erwähnt, dass ich mich dem Trupp anschließen sollte. Obwohl ohne mich gar keine Untersuchung möglich gewesen wäre. Obwohl wir so gut zusammengearbeitet hatten, obwohl er mich selbst als seinen besten Mann bezeichnet hatte…

Es machte mich so wütend.

„Was soll ich tun?“ Als Naruto leicht die Brauen hochzog, presste ich die Zähen aufeinander. „Hokage“, fügte ich widerwillig hinzu.

„Geh nach Hause.“

„Das alles geht mich mehr an als jeden anderen, den du losgeschickt hast.“

„Ja, weil du schon wieder deine Ränke geschmiedet und niemanden eingeweiht hast. Hättest du mich vor Monaten einbezogen, als du von der Sache erfahren hast, hättest du die Mission leiten dürfen, aber ich belohne es nicht auch noch, dass du mich hintergehst.“

„Inwiefern habe ich das?“

„Du hattest Geheimnisse vor mir. Du hast an einem illegalen Wettkampf teilgenommen. Du hast die einzige Aufgabe versaut, die ich dir gegeben habe; dafür zu sorgen, dass den Kindern nichts passiert.“ Die Erinnerung an den halbtoten Takeshi ließ mich schweigen. Naruto schnaubte und wandte sich ab. „Geh nach Hause und tu deinen Job – Wenigstens ein Mal.“

„Er ist kein Kind mehr, und er hat sich das selbst ausgesucht.“

„Was er nicht gemusst hätte, wenn du mir alles erzählt hättest. Ich hätte ihm helfen können.“

„Ich bin nicht dein Hausfrauchen, das du vor allem beschützen musst“, fuhr ich ihn an. „Und selbst wenn du mich im Dorf bei den Kindern einsperrst, kann mir genauso etwas passieren. Erinnere dich an unsere erste Mission.“

„Das tue ich!“, platze Naruto heraus, doch dann wich die Wut in seinen Zügen langsam tiefer Qual. „Das tue ich, und ich will dich nie wieder so leblos sehen. Ich will dich sicher und glücklich sehen. Du hast Recht, am liebsten würde ich dich in einen goldenen Käfig sperren, damit du mich nicht mehr verlässt. Ich will dich einfach nicht verlieren, Sasuke. Kannst du das denn gar nicht verstehen?“

Doch, das konnte ich, viel zu gut sogar. Bloß reagierte ich völlig gegensätzlich auf diese Verlustangst. Naruto wollte nicht loslassen, während ich gar nicht erst haben wollte, was ich verlieren könnte. In letzter Zeit hatte ich gedacht, ich hätte ihn schon vertrieben, aber so, wie Naruto mich jetzt gerade anschaute, war seine kühle Art einfach nur eine Show gewesen.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn an. „Wenn du mich weiter wie einen Schoßhund behandelst, wirst du das aber.“

Naruto zuckte schmerzlich zusammen. „Sasuke…“

"Du weißt, dass ich für andere Aufgaben besser geeignet bin. Wenn du mich unbedingt hier haben willst, mach mich wieder zu deiner Garde, aber ich werde nicht länger Babysitter spielen… Nicht mal für dich.“

Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, ja, doch erst jetzt wurde mir bewusst, wie ernst es mir mit diesen Überlegungen war, das Dorf zu verlassen. Bevor ich eine weitere Genin-Gruppe annähme, würde ich eher Konoha verlassen, und Naruto mit ihm. Die latente Unzufriedenheit, die mich in den Shadow Dance getrieben hatte, würde nicht einfach so verschwinden, und wer wusste, welche Möglichkeit sich mir als nächstes böte, sie zu überwinden? Der Kampfring war eine Spielerei gewesen, doch ich schloss nicht aus, unantastbar für wirklich gefährliche Strömungen zu sein. Im Moment war ich Naruto treu ergeben, doch wer wusste, wie das in ein paar Jahren aussah? Und bevor ich ihn wirklich hinterging, ging ich lieber ganz direkt.

„Erpresst du mich?“

Ich legte den Kopf schief. „Könnte ich das denn?“

Der Hokage seufzte tief und winkte mich um den Tisch herum zu sich. Zögernd folgte ich der Aufforderung. Als ich vor ihm stand, ergriff er meine Hände. Ich ließ sie ihm, nach wie vor misstrauisch. „Du weißt genau, dass ich alles tun würde, um dich bei mir zu haben“, begann er und lächelte unglücklich zu mir auf. „Auch, wenn es mir nicht gefällt, dich dafür in Gefahr zu bringen.“

„Das heißt?“

„Das heißt, ich werde eine geeignete Stellung für dich finden“, versprach Naruto. „Aber deine jetzige Gruppe musst du noch durch die Prüfungen bringen.“

„Wie du möchtest.“

„Das möchte ich. Es wäre nicht gut, ihnen so kurz vor dem Abschluss noch einen anderen Lehrer vor die Nase zu setzen. Außerdem mögen sie dich.“ Ich sah ihn verblüfft an und Naruto lachte. „Ich frag mich auch, wieso. Wobei… Eigentlich nicht“, änderte er seine Meinung und zeigte mal wieder dieses dumme, bekiffte Lächeln, das ich so hasste. Nur, dass ich jetzt wusste, dass es nicht bekifft war.

Es war verliebt.

Unbehaglich wandte ich das Gesicht ab. „Sie sind bald fertig.“

„Das stimmt.“ Naruto hatte bis dahin auf seinem Stuhl gesessen und stand jetzt auf, nur, um sich direkt auf seinen Schreibtisch zu setzen. „Aber ich denke trotz allem, es wäre besser, wenn du nicht mehr mit Takeshi zusammenwohnst.“

„So?“, fragte ich leicht verärgert. Das ganze wäre aber auch zu einfach gewesen, hätte es keinen Haken gegeben. „Und stattdessen?“

Naruto zog mich näher zu sich und schob mein Shirt hoch. Seine Finger strichen so sanft über die zerschundene Haut meines Bauches, dass es nicht schmerzte. „Ich habe da schon so eine Idee“, deutete er an, doch bevor ich nachfragen konnte, küsste er mich hungrig. Ich stand zwischen seinen leicht geöffneten Beinen und mein Schwanz reagierte sofort auf die sanfte Bewegung seines Beckens. Vielleicht war ich doch sein Schoßhündchen, auf gewisse Art.

Leise lachend löste Naruto die Lippen von meinen. „Ich dachte schon, ich müsste jetzt diese ANBU-Maske aufsetzen“, neckte er, wofür ich ihn grob in den Hintern kniff. Er quiekte ganz entzückend, drückte sich aber nur noch enger an mich. „So scharf wie du auf ´Kitsune` warst, dachte ich echt, du vernascht mich gleich auf der Bar… Wirst du immer geil, wenn du sauer bist?“

„Kann sein.“

Naruto lachte, lehnte die Stirn an meine und ließ die Finger zärtlich über meine Wangen streichen. „Ich hab dich so vermisst…“, flüsterte er leise.

Ich dich auch, dachte ich, aber statt zu antworten, küsste ich ihn.

Extra: Weihnachten

Hinter Konohas Häusern versank langsam die Sonne, völlig ohne spektakulären Sonnenuntergang, da Wolken jede Farbe verschluckten. Vor einer Woche hatte es geschneit, aber inzwischen hatte der kalte Wind die Flocken auf den Hausdächern zu festen Eisplatten zusammengeschweißt, und seither war es zu kalt für neuen Schnee. Ähnlich trostlos fühlte sich der Hokage, der dieses Szenario durch sein Bürofenster beobachtete, anstatt sich den Dokumentenstapel vor sich zu widmen. Ihm war, als höre er die so ungewöhnliche Stille des Shinobi-Hauptquartiers an seiner Türe branden. Konnte es sein, dass er die einzige lebende Seele im ganzen Gebäude war? Und sie hatten ja Recht. Aber ihm hätte es nichts gebracht, nach Hause zu gehen.

Nach Hause – was hieß das überhaupt? Naruto hatte immer starkes Pflichtgefühl und Verbundenheit zu Konoha empfunden. Er war stolz, wenn ihre Chunin sich bei den Prüfungen besonders gut anstellten oder seine Shinobi sich auf Missionen hervortaten und er verteidigte die Belange seiner Untertanen (obwohl er sie eher als seine Familie betrachtete) in internationalen Belangen. Was auch kommen würde, er würde das Dorf und seine Bewohner beschützen, in seiner Funktion als Hokage genauso wie als Bewohner. Hier gehörte er her.

Aber das war Heimat, und Heimat war nicht zu Hause, wie Naruto in den letzten Jahren festgestellt hatte. Letzteres war für ihn etwas Privateres, ein Rückzugsort – und als Hokage hatte er diese Qualitäten als Luxus zu schätzen gelernt. Zu Hause hieß für ihn, seine Pflichten für ein paar Stunden in den Hintergrund zu schieben, denn ganz vergessen könnte und wollte er sie niemals. Zu Hause hieß sein, wie er war, denn so sehr er sich immer geschworen hatte, sich nie zu verstellen, gehörte dies doch in gewisser Weise einfach zu seinen Aufgaben.

Diese Aufgaben ermöglichten es ihm, in einer luxuriösen Wohnung zu leben, obwohl er das persönlich nicht gebraucht hätte. Es gehörte wohl dazu, wenn man Staatsoberhaupt war. Und – bei dem Gedanken lächelte Naruto – seinem Verlobten gefiel es, obwohl er das natürlich nie zugegeben hätte. Es war nicht so, als stünde Sasuke auf Prunk und Protz; sein Stil war in jeder Hinsicht eher schlicht. Doch er mochte eindeutig hochwertige Güter, was ein Grund war, aus dem der Hokage damals Sakura seine Wohnung hatte einrichten lassen. Er wollte, dass sie Sasuke gefiel, damit dieser vielleicht doch einzog, und seine beste Freundin hatte eher ein Händchen für Minimalismus als er selbst. Geholfen hatte es nicht, sein persönlicher Starrkopf war nur äußerst selten bei ihm gewesen. Doch Naruto wusste, dass Sasuke das Mobiliar gefiel, sonst hätte er viel mehr bissige Kommentare gemacht.

Und das war der Punkt, den Naruto ´Zu Hause` nannte: Sasuke.

Er liebte es, in die Wohnung zu kommen und von seinem Verlobten begrüßt zu werden, weshalb er, seit sie offiziell zusammen waren, kaum eine Nacht im Büro verbracht hatte. Egal, wie müde er war oder wie spät es geworden war, er hatte sich immer nach Hause geschleppt. Und Sasuke war da. Zu Beginn hatte er sich nicht alleine ins Bett legen wollen und hatte entweder gewartet oder war auf der Couch eingeschlafen. Doch nachdem der Hokage seinen Liebsten ein paar Mal ins Schlafzimmer getragen hatte, war dieser dazu übergegangen, von selbst schlafen zu gehen. So kam es, dass Sasuke manchmal, wenn Naruto nach Hause kam, einfach die Bettdecke hob, sodass er darunter schlüpfen konnte, und kommentarlos weiterschlief. Naruto gefiel das sehr. Meistens war sein Verlobter jedoch eher zickig, wenn er geweckt wurde, was den Hokage jedoch genauso wenig störte, es gehörte eben einfach zu Sasuke.

Bis es dazu gekommen war, hatte er jedoch einiges an Überzeugungsarbeit geleistet, denn natürlich hatte der Uchiha nicht so einfach Narutos Wohnungsschlüssel annehmen wollen. Irgendwann hatte er aber eingesehen, dass es praktischer war, direkt im Appartement des Hokages zu warten, wohin sie sich sowieso meist zurückzogen, um ungestört zu sein. Zwar verbrachten sie durchaus Zeit mit Takeshi und ihren Freunden, aber meist hatte Naruto einfach zu wenig Zeit, um sonderlich viel zu unternehmen. Er hatte allerdings nicht das Gefühl, als würde es Sasuke stören. Der war sowieso niemand, der ständig unterwegs sein wollte.

Schade nur, dass er es gerade jetzt trotzdem war.

Naruto wandte sich wiederwillig seiner Arbeit zu, als seine Gedanken diese Richtung nahmen. Dabei wollte er gar nicht daran denken, dass sein Verlobter auf einer Mission war – und zwar schon zwei Tage länger als ursprünglich geplant. Hatte er doch gewusst, warum er ihn nicht hatte gehen lassen wollen. Andererseits, musste er zugeben, wollte er ihn nie gehen lassen. Aber der Dickkopf hatte darauf beharrt, die Truppe zu begleiten, welche ins Grenzgebiet aufgebrochen war, um dortige Aufstände zu beenden. Er hatte gesagt, ´Es wäre gut, wenn der Hokage dort direkte Präsenz zeigte`, und sich damit so sehr als einen Teil von Narutos Leben und Persönlichkeit ausgestellt, dass dieser gar nicht mehr hatte nein sagen können. Er war dahingeschmolzen, und sein verdammter, berechnender Freund hatte das ganz genau gewusst.

„Mistkerl…“, murmelte Naruto dem leeren Büro zu. Warum wusste Sasuke nur so genau, welche Knöpfe er bei ihm drücken musste? Manchmal war es zum verrückt werden, vor allem, weil er diese Fähigkeit meistens nutzte, um ihn in den Wahnsinn zu treiben. Wenn sie sich stritten, konnte der Uchiha ihn mit chirurgischer Präzision verletzten oder auf die Palme bringen. Das zeigte, wie gut er ihn eigentlich kannte, und Naruto fragte sich, wieso er das nicht manchmal durch nette Gesten zeigte. Aber nein, wenn Sasuke sich mal ´süß` benahm, dann nur, um seinen Liebhaber zu manipulieren. Obwohl dieser das ganz genau wusste, funktionierte es trotzdem jedes Mal. Gr.

Und trotzdem hätte Naruto gerade alles getan, um den Bastard bei sich zu haben. Er hasste es, länger von ihm getrennt zu sein. Obwohl er eigentlich wusste, dass sein Verlobter auf sich aufpassen konnte, kroch jedes Mal die Verlustangst aus ihrem Versteck und zog ihre unruhigen Kreise hinter den Gittern in Narutos Kopf. Kurama hasste diesen Zustand, und er stauchte seinen Jinchuriki oft zusammen, doch irgendwann reckte das andere Biest in ihm wieder den Kopf. Es war stärker als der Neunschwänzige, und das wollte schon etwas heißen. Andererseits war es Liebe, also wohl nicht verwunderlich.

Ein Klopfen an der Tür riss den Hokage aus seinen wehmütigen Gedanken. Auf seinen Ruf trat ein junger Mann mit kurzem Maulwurfshaar ein, der eine kurze Verbeugung andeutete und näher trat.

„Hokage-sama.“

„Takeshi, schön, dich zu sehen“, begrüßte er ehrlich erfreut den ehemaligen Mitbewohner seines Verlobten. Er mochte den Jungen, obwohl er bisweilen rechthaberisch und launisch sein konnte. „Wie geht es dir?“

„Äh, gut, danke“, antwortete er, ein wenig verunsichert von den Smalltalk-Versuchen. „Und Ihnen?“

Naruto nickte lächelnd. Er verstand, dass es dem Jungen unangenehm sein musste, ein derartiges Vertrauensverhältnis mit seinem Staatsoberhaupt zu haben. Sie verstanden sich im Privaten recht gut, doch wenn sie bei der Arbeit miteinander sprachen, verfiel der Junge oft in seine steife Nervosität zurück. Mit dieser Mischung aus Freundschaft und Vorgesetztem konnte wohl nicht jeder so selbstbewusst umgehen wie Sasuke. Dem war damals scheinbar egal gewesen, welchen Titel sein Liebhaber trug, was den frischgebackenen Hokage sehr beruhigt hatte. Er hatte diese Bestätigung gebraucht.

„Wie kann ich dir helfen?“

Scheinbar erleichtert reichte Takeshi ihm den Missionsbericht und fasste kurz alles zusammen. Irgendwas von wegen aufwieglerische Reden gegen Naruto, aber das kam alle paar Monate vor und war das Recht jeden Bürgers. Wenn sie ihn nicht mehr wollten, würde er abtreten. Die meisten schienen allerdings zufrieden mit seiner Arbeit, sodass er diese nach bestem Gewissen fortführen würde.

„Sehr gut. Im Moment habe ich keine weitere Arbeit für dich, aber wenn etwas ansteht, werde ich es dich wissen lassen.“ Der Junge verneigte sich, zögerte, wandte sich halb ab, zögerte erneut. Naruto sah dem Spektakel halb amüsiert, halb verwirrt zu und verlangte schließlich schmunzelnd: „Spuck´s schon aus.“

Errötend straffte Takeshi die Schultern, bevor er erklärte: „Es geht um einen Platz in Ihrer Garde, Hokage-sama.“

Ah ja, darüber hatte er bereits mit seinem Verlobten gesprochen. Naruto hatte nicht unbedingt versucht, Sasuke zu überzeugen – das hatte sowieso keinen Sinn, wie er wusste. Aber er hatte dem Uchiha einige Argumente gegeben, die für den Jungen sprachen. Trotzdem hatte er natürlich nicht hören wollen, und es machte durchaus Sinn, was er gesagt hatte.

„Ich fürchte, in der Hinsicht kann ich nichts für dich tun.“

„Aber Sie sind…!“, platzte er heraus, bevor er sich zusammenriss und die unangebrachte Bemerkung herunterschluckte. „Ich verstehe nur nicht, was dagegen spricht, mich die Prüfung machen zu lassen. Wenn er es nicht versucht, wird er nie sehen, dass ich gut genug bin. Außerdem weiß er ganz genau, dass ich stark bin.“

„Das ist nicht das Problem“, wiedersprach Naruto nachsichtig. Er verstand Takeshis Wunsch, Sasuke zu beeindrucken, der einerseits von der Ausstrahlung des Schwarzhaarigen und andererseits von seiner Funktion als Mentor herrührte. Nur war sein Verlobter nicht leicht zu beeindrucken, und von Leuten, die er mochte, erwartete er tendenziell eher noch mehr als von Außenstehenden, immerhin mussten sie seiner Aufmerksamkeit würdig sein. „Sasuke möchte nur Jonin in der Garde, die schon ein paar Jahre gedient haben. Sein Test ist hart und…“

„Also hält er mich doch für schwach“, platzte Takeshis innerer Teenager jetzt doch heraus. Allerdings merkte er sofort, dass er eine Grenze überschritten hatte, und zog den Kopf etwas ein. „Entschuldigen Sie, das war unangebracht. Es ist nur… So frustrierend.“

Naruto zuckte die Schultern. „Daran wirst du dich bei ihm gewöhnen müssen oder dir einen anderen Lehrer suchen. Er wird dir nicht mit Lob hinterher rennen – vermutlich wird er dich nie loben. Und seine Zuneigung zeigt er durch fehlende Abneigung. Er…“

„Ich weiß, dass Sasuke kompliziert ist, danke.“

Diese motzige, sarkastische Antwort erinnerte Naruto so sehr an ihren Gesprächsgegenstand, dass er schmunzeln musste. Ja, der Junge hatte sich eindeutig einiges bei seinem Lehrer abgeschaut. Wenn Sasuke Kinder hätte, ob die dann wohl genauso wären?

„Tja, und was erwartest du dann?“ Er nahm sich ein neues Dokument und überflog die Überschrift. Steuern. Ugh. Aus dem Augenwinkel sah er zu Takeshi. „Dass er dir Beförderungen schenkt, weil du sein Lieblingsschüler bist? Das kannst du vergessen. Gerade deswegen wirst du härter arbeiten müssen als die anderen. Zeig ihm, dass du nicht auf den leichten Weg aus bist. Dass du arbeiten willst. Dabei hilft er dir sicher.“

„I-Ich wollte gar keine Abkürzung nehmen… Ich glaube einfach, dass ich dafür gut geeignet wäre. Und ich will Sie beschützen, Hokage-sama“, plädierte er mit wachsendem Selbstbewusstsein und zunehmend flammendem Blick.

Das fand Naruto angesichts der Tatsache, dass er neben einer elitären Garde Kurama hatte, davon abgesehen, dass er selbst nicht gerade hilflos war, sehr niedlich, und er musste lachen, was Takeshi natürlich gar nicht passte, so, wie er die Lippen aufeinander presste.

„Ich weiß deinen Einsatz zu schätzen“, erklärte er versöhnlich. „Aber ich bin Sasukes Meinung. Du brauchst noch ein paar Jahre. Gib dir selbst Zeit.“

Von der Ungeduld des Jungen hatte er schon so einiges gehört, und gerade bewahrheitete sich alles davon. Nun war es nicht so, dass Naruto Takeshi für unfähig hielt, ganz im Gegenteil. Unter einem anderen Gardenhauptmann hätte er die Prüfung wahrscheinlich ablegen und unter Umständen vielleicht sogar bestehen können. Normalerweise delegierte der Wachvorsteher des Hokage die Ausbildung an jemanden, hatte er doch selbst genug mit Planung, Training und eben Wacheschieben zu tun. Doch Sasuke delegierte nicht. Das hätte ja geheißen, sich auf jemand anderen zu verlassen. Oh nein, Sasuke riss alle Aufgaben an sich und erledigte sie natürlich mit Bravour, obwohl ihn gewisser Kleinkram nervte und er eigentlich zu viel zu tun hatte. Mit Vorliebe regte er sich über Dilettantismus unter seinen Leuten auf. Naruto riet ihm immer, die Zügel zumindest ein wenig lockerer zu lassen, anderen Arbeit zu geben, doch davon wollte er nichts hören. Er war Perfektionist, Narzisst und neigte zum paranoiden Misstrauen. Eine perfekte Führerfigur, eben. Man beachte den Sarkasmus.

„Ich bin sicher, wenn es so weit ist, wirst du einer der besten Anwärter sein“, bemerkte Naruto noch, als sein Gegenüber wütend die Lippen aufeinander presste.

Ein wenig entspannter deutete Takeshi eine kleine Verbeugung an. „Danke für Ihre Zeit, Hokage-sama.“

„Natürlich.“ Der junge Shinobi war schon auf halbem Weg zur Tür, als sein Vorgesetzter ihn nochmal zurückrief: „Ach, Takeshi… Möchtest du heute Abend zu mir kommen? Wir können zusammen Essen. Dann sind wir nicht so alleine.“

Takeshi sah Naruto ungläubig an, dann senkte er verlegen den Blick. „Ich kann leider nicht…“

„Du brauchst echt nicht verlegen sein. Weihnachten sollte man mit seinen Lieben verbringen. Wie wäre es, wenn wir…“

„I-Ich bin bei meiner Freundin, Hokage-sama.“

„Deine… Oh.“

Unbehagliche Stille trat ein. Naruto war fest davon ausgegangen, dass Takeshi aus bloßem Stolz behauptet hatte, nicht zu können, um nicht bedürftig zu wirken. Doch in Wahrheit war er selbst der Bedürftige. Er hasste es, alleine zu sein, und an Heiligabend konnte er sich nicht mal mit Arbeit ablenken oder mit Kollegen reden. Blöder Teme, warum musste er ausgerechnet jetzt weg sein, an ihrem ersten Weihnachten als offizielles Paar…?

„Oh, ähm, das ist schön“, brachte er hervor und lachte, als Takeshi rot wurde. „Wie heißt sie?“

Leuchtend braune Augen strahlten ihn an, alle Verlegenheit vergessend. „Muuto Teru. Sie ist Bänkerin und echt süß!“

Gar keine Kunoichi… Ob das längerfristig gut gehen würde, stand wohl in den Sternen. Natürlich wünschte Naruto jedem das Beste, doch die Berufsbedingungen seiner Shinobi waren einfach schwierig. Obwohl sie in friedlichen Zeiten lebten, waren sie oft lange auf Missionen unterwegs, und verletzt werden konnten sie jederzeit. Daher waren so viele Kollegen untereinander liiert – was dann oft nicht lange hielt – oder eben single. Naruto selbst hatte das vor seiner Beziehung (oder Affäre, wenn es nach Sasuke ging) eher locker gehandhabt. Er war ein paar Mal mit Hinata ausgegangen (schließlich hatte sie ihm ein Liebesgeständnis gemacht), doch war sie so nervös gewesen, dass sie kaum ein Wort herausgebracht hatte, weshalb sich ihre Treffen irgendwie im Sande verliefen. Sein erstes Mal hatte er mit einer älteren Kollegin gehabt, mit der er danach noch eine Weile etwas gehabt hatte. Allerdings war er ihr irgendwann zu anhänglich geworden, sodass sie sich jemand anderen suchte. Danach hatte er sich ausgelebt, jedoch hauptsächlich mit Sakura eine Art ´Freunde mit gewissen Vorzügen`-Arrangement getroffen. Damals hatte er sie schon ´nur noch` als beste Freundin gesehen, und es hatte gut geklappt.

Bis Sasuke zurückgekommen war.

Natürlich hatte Sakura (wieder) versucht, den Uchiha für sich zu gewinnen. Offensichtlich hatte sie seine Verabschiedung als Versprechen interpretiert, wobei ihr jedoch recht schnell klar geworden war, dass es höchstens ein Versprechen auf Freundschaft gewesen war. Damals hatte Naruto seine eigene Erleichterung noch nicht verstanden. Jetzt kam es ihm bescheuert vor, aber er hatte tatsächlich nicht gemerkt, wie vernarrt er eigentlich in Sasuke gewesen war, hatte es für Freundschaft gehalten. Er hatte nicht gemerkt, dass er sich Nähe wünschte, körperlich und emotional. Er hatte nicht realisiert, dass dieses Kribbeln im Bauch, wenn ihre Blicke sich trafen, nicht ´normal unter so guten Freunden` war.

Er war ein Vollidiot gewesen.

Aber zum Glück hatte sich ja irgendwie alles zum Guten gewendet, und jetzt würden sie heiraten. Obwohl sie immer noch kein Datum festgelegt hatten, bemerkte er mal wieder mit einem Blick auf seinen Ring.

„Mhm, und ich schätze, älter als du?“, führte Naruto das Gespräch fort.

Takeshi grinste schief und kratzte sich am Kinn. „24.“

„Hm, das geht ja noch… Dann wünsche ich euch viel Spaß und schöne Weihnachten.“

„Danke. Ihnen auch!“, rief der Junge ausgelassen und verließ endlich das Büro. Scheinbar hatte er zumindest seinen Ärger wegen der Prüfung vergessen, die er noch nicht antreten durfte, das war immerhin etwas.

Aber jetzt war Naruto alleine, und er würde es für den Rest des Abends bleiben. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit, das er zu vertreiben suchte, indem er sich in die Steuertexte vertiefte. Er war bereits ein gutes Stück weiter gekommen und draußen war es inzwischen stockdunkel, als es erneut an der Tür klopfte. Diesmal trat eine junge Frau, Mitte 20, mit kinnlangem, hellbraunem Bob und intelligenten, grünen Augen, ein. Auf dem Arm hielt sie einige penibel sortierte Blätter, welche sie mit einem Lächeln auf den Stapel auf Narutos Schreibtisch legte.

„Ist das dein Ernst, Chise…?!“, stöhnte der Hokage seine Assistentin erschöpft an, woraufhin sie scheu lächelte.

„Ich fürchte, das muss noch erledigt werden, Hokage-sama.“ Ihr Blick fiel auf den Stapel der Papiere, die er bereits durchgearbeitet hatte, und ein Hauch von Unzufriedenheit schlich sich in ihre Augen. „Sie haben nicht so viel erledigt, wie wir angedacht hatten.“

„Ein Chunin war hier und hat Beratung gebraucht“, rechtfertigte er sich, nahm jedoch folgsam das nächste Dokument. „Außerdem ist es noch gar nicht so spät. Es ist erst… Oh“, stockte er, als er auf die Uhr blickte und feststellte, dass es bereits fast halb zwölf war.

Der Gesichtsausdruck seiner Sekretärin wurde etwas weicher. „Nun, es ist Weihnachten. Vielleicht sollten Sie lieber nach Hause gehen. Heute schaffen wir sowieso nicht mehr viel.“

„Wundert mich eher, was du hier noch treibst. Alle anderen sind doch bestimmt schon heim, oder?“

„Solange Sie noch hier sind…“

„Das ist doch Quatsch!“, unterbrach Naruto und stand auf, um sie sanft an der Schulter zu nehmen und in Richtung Tür zu führen. „Ich bin immerhin Hokage und es ist meine Verantwortung, wenn ich zu lahmarschig bin. Dafür musst du dich doch nicht bestrafen!“

„Aber…“

„Du gehst jetzt nach Hause und isst gemütlich, was noch übrig ist, und ruhst dich ein bisschen aus, ja? Und gönn dir ein paar Kekse für mich mit.“

„Hokage-sama…“

„Das war kein Vorschlag, Chise“, beharrte Naruto, woraufhin sie sich kurz in die Augen sahen, er auffordernd lächelnd, sie unsicher die Stirn runzelnd, bevor die junge Frau langsam nickte.

„Wie Sie möchten, Hokage-sama.“

„Ja, ich möchte.“ Bekräftigend öffnete er die Tür, musste sie jedoch beinahe nach draußen schieben. Ein wenig erschöpft sah er ihr hinterher. So ein Arbeitstier hatte er ja schon lange nicht mehr gesehen, sie war ja fast schlimmer als Sakura, die ihn zuvor bei administratorischen Aufgaben unterstützt hatte. Schließlich schloss er die Tür, um sich wieder an den Schreibtisch zu begeben.

Dort griff er jedoch nicht nach der nächsten Akte, sondern öffnete eine Schublade, aus der er ein Foto nahm. Es zeigte ihn und Sasuke, ganz schlicht, keine Küsse, kein Händchenhalten oder kuscheln. Nur sie beide. Und damit alles, was Naruto sich wünschte.

Viel lieber als es in die Schublade zu stecken, hätte er es auf den Schreibtisch gestellt, doch das wollte sein Verlobter nicht, weil ihn dann ja jeder sehen würde. Als würde ihn nicht sowieso schon jeder im Dorf kennen. Aber der Hokage respektierte die Wünsche seines Verlobten, und musste sich eben mit solchen flüchtigen Blicken wie jetzt begnügen. Eine Welle heißer Sehnsucht durchfuhr ihn plötzlich und unerwartet, und ihm schnürte sich die Kehle zu.

„Ach, scheiße…“, murmelte er und rieb sich den Nasenrücken. „Du solltest doch jetzt da sein, Teme…“

Es war ihr erstes Weihnachten als richtiges Paar. Es war ihr erstes (und vermutlich einziges) Weihnachten als Verlobte. Es war einfach Weihnachten. Aber eigentlich war es egal, was für ein Tag war, denn Naruto wollte Sasuke immer bei sich haben. Er vermisste seinen Sarkasmus und seine Intelligenz und seinen Starrsinn und seinen Putzfimmel und seine Morgenmuffeligkeit und sein Lachen und seine Stimme und seinen Körper und seinen Geruch und seine Hand zu halten.

Gerade vermisste er Sasuke so sehr, dass es körperlich wehtat, und dieses Gefühl rief schmerzhafte Erinnerungen wach an eine Zeit, als er nicht sicher gewesen war, ob er den anderen je wiedersehen würde.

Seine Augen brannten unangenehm und er wischte darüber, doch die Erleichterung zu weinen war ihm sowieso nicht vergönnt. Fast war es, als könnte er seinen Verlobten: „Heulsuse“, sagen hören. Und dann fast so, als würde sich eine kühle Hand auf seine Wange legen, sein Kinn heben und warme Lippen sich an seine schmiegen.

Doch dann blinzelte Naruto ungeweinte Tränen weg, und er war wieder alleine in seinem Büro.

Er hatte sich noch nie geschämt, zu weinen, und jetzt kullerten ein paar Tropfen über seine Wangen, bevor er sich wieder einkriegte. Es reichte aber! Schließlich würde sein Teme schon bald wieder hier sein, vielleicht sogar am nächsten Tag. Da war es vollkommen unnötig, hier herumzujammern. Vermutlich war er nur übermüdet und sollte langsam ins Bett gehen, es war immerhin schon fast dreiviertel zwölf.

Die paar Minuten bis Mitternacht würde er jetzt noch durchhalten, beschloss er, dann würde er sein Schlafzeug aus dem Schrank holen und es sich auf der Couch bequem machen. Während er also weiter arbeitete, bewegte der große Zeiger der Uhr sich unaufhörlich in Richtung der Senkrechten, auf seinen kleinen Bruder zu. Im ganzen Gebäude war es geisterhaft still. Naruto war jetzt wirklich die einzige lebende Seele im ganzen Gebäude.

So kam es, dass er die Schritte auf dem Flur hörte bevor sie die Tür erreichten. Ein wenig verwundert richtete er sich auf. Wer wollte denn um diese Zeit noch etwas? Ein Notfall, vielleicht?

„Her…“, fing er in Erwartung des obligatorischen Klopfens an, doch die Tür öffnete sich einfach und herein trat kein anderer als Sasuke.

Zuerst dachte Naruto, er würde schon wieder phantasieren und schob endgültig seine Arbeit von sich. Doch dann sagte die Halluzination: „Du arbeitest also wirklich noch“, und seine Stimme jagte dem Hokage einen angenehmen Schauer den Rücken runter, den er sich gar nicht einbilden konnte, nicht mal in der ausschweifendsten Sexphantasie.

Völlig verblüfft konnte er Sasuke nur ansehen. Ein paar Schneeflocken – Naruto hatte nicht mal bemerkt, dass es angefangen hatte zu schneien - hingen noch in seinem Haar und schmolzen. Über seine Schulter schlang sich der abgegriffene Gurt eines Rucksackes. Seine Kleider waren schmutzig und er hatte Ringe unter den Augen und er war es wirklich.

„Sasuke!“, schrie der Hokage und sprang praktisch über den Tisch in die Arme seines Liebsten. Dieser taumelte unter so viel Begeisterung und brummte etwas Unwilliges, doch er legte die Hände in Narutos Taille, als dieser ihn überschwänglich küsste.

Naruto grub die Finger in sein Haar und zog ihn enger an sich. Er wollte mehr, viel mehr, nach dem sie so lange getrennt gewesen waren und vor allem nach seiner vorherigen Sehnsuchtsattacke. Gott, da glaubte er gerade, es vor Einsamkeit nicht mehr auszuhalten, und genau in dem Moment tauchte der Bastard wieder auf. Und es tat so gut, ihn sehen, zu halten, zu schmecken, zu riechen… Er tat so unendlich gut.

Schließlich löste Sasuke sich mit gerunzelter Stirn wieder. „Was ist los?“, wollte er misstrauisch wissen, doch Naruto lachte nur.

„Nichts. Ich freue mich nur, dass du dich extra beeilt hast, um mich heute noch zu sehen.“

Wie erwartet wurden die schwarzen Augen abweisend, doch Naruto erkannte dies als Sasukes Art, verlegen zu werden. "Wir sind eben jetzt nach Hause gekommen, das hat nichts mit dir zu tun...", murrte er, doch der Hokage wusste es besser und grinste breit.

Sein Blick fiel auf die Uhr. Samstag, der 24. Dezember, 23.59 Uhr. Er küsste seinen Liebsten nochmal. „Frohe Weihnachten, Sasuke.“

Flügge werden

Ein kalter Wind fegte durch das hohe Tor und trug einzelne Schneeflocken mit sich, die im Haar der Wartenden verfingen und schmolzen. Eine kleine Truppe hatte es trotzdem nicht eilig mit der herzlichen Verabschiedung. Freunde ließ man eben nicht gerne gehen.

„Ich werde dich echt vermissen“, verkündete Naruto nicht zum ersten Mal und ich verzog leicht das Gesicht. Langsam hatten es alle gehört. „Aber es wird ja nicht für lange sein.“

„Wenn du uns weiter in dieser Eiseskälte aufhältst, wird er nie wieder kommen, weil er erfroren ist“, beschwerte sich die Schwester des angesprochenen Kazekage.

Naruto lachte verlegen und reichte allen ein letztes Mal die Hand bevor er die Suna-Leute endlich ihrer Wege ziehen ließ. Neben Temari und dem Kazekage war noch ein Shinobi mitgekommen, der Kankuro ersetzte. Dieser hatte sich nämlich in Abwesenheit des Staatsoberhauptes um die Belange ihres Dorfes gekümmert. Nachdem die Chunin-Prüfungen nun vorbei waren, würde alles wieder seine geregelten Bahnen gehen… Nun, soweit es das in Konoha je tat.

Sobald die Gäste außer Sicht waren, wandte unser eigener Kage sich seinem Dorf zu. Wo zuvor nur er, Sakura und ich zu sehen gewesen waren, standen jetzt sieben weitere Kollegen, die die Abreise der Staatsgäste überwacht hatten. Unter anderem auch Shikamaru, welcher seiner Frau nachschaute. Sie wollte ihren Bruder nach Hause eskortieren und ihre Heimat besuchen, und ihr Mann war wohl noch nicht sicher, was er von seinem Strohwitwerdasein halten sollte.

Seine Shinobi standen stramm in einer Reihe, während Naruto ihnen freundlich zulächelte. „Gute Arbeit in den letzten Tagen. Ich bin sehr zufrieden. Sasuke, Sakura-chan, begleitet unsere Gäste zur Grenze und meldet euch bei mir, sobald ihr die Berichte fertig habt. Die anderen können sich zurückziehen.“

Unsere Kollegen verneigten sich, dann verschwanden sie so spurlos wie sie aufgetaucht waren. Sakura und ich ließen den Hokage zurück, der gemütlich in sein Dorf spazierte, um den Kazekage zu folgen, der seinem eigenen Dorf entgegeneilte. Es war nicht gesagt worden, dennoch war uns klar, dass wir nicht gesehen werden sollten.

„Naruto hat ihn gefragt, ob er kommt, wenn es so weit ist, oder?“, fragte Sakura einige Stunden später, als wir von einem Ast aus zusahen, wie der Kazekage hinter der Grenze immer kleiner wurde.

Ich nickte.

„Glaubst du, er wird kommen?“, ließ sie nicht locker, denn sie freute sich zu sehr, dass ich sie nicht mehr ignorierte.

Dass sie es nur unserem besten Freund zu verdanken hatte, dass ich wieder mit ihr redete, war ihr sicherlich klar. Als er merkte, wie ich Sakura ignorierte, hatte Naruto gefragt, was passiert war (Ich hielt es Sakura zugute, dass sie ihn nicht schon vorher auf mich angesetzt hatte). Natürlich hatte Naruto sofort Partei für seine beste Freundin ergriffen, und nachdem er mich ewig mit seinem Gebettel penetriert hatte, hatte ich nachgegeben. Allerdings war ein wichtiger Grund für dieses Nachgeben meinerseits, dass ich keine Lust auf das alberne Drama hatte. Wenn sie mit mir reden wollte, sollte Sakura das eben tun – Und das wollte sie.

Deshalb fuhr sie bei meinem Schweigen auch fort: „Es ist ein weiter Weg und er wirkte irgendwie enttäuscht, wenn du mich fragst.“

Das hatte ich aber nicht, und so wandte ich mich mit einem Schulterzucken wieder Richtung Heimat. „Wir werden sehen.“

Wenn der Kazekage wirklich enttäuscht über den Grund für Narutos Einladung war, wollte ich ihn gar nicht da haben. Es gab sowieso schon zu viele wiederwillige oder angeekelte Stimmen, da brauchte ich nicht auch noch einen eifersüchtigen Nebenbuhler. Seufzend dachte ich an die allgemeine Verblüffung, der Entsetzen gefolgt war, als Naruto und ich unsere Beziehung öffentlich machten. Nur seine besten Freunde wussten, dass das nicht alles war, und sogar von denen hatten einige es dem Hokage ausreden wollen (ich selbst nicht zuletzt), doch er war stur wie immer geblieben.

Plötzlich lag meine Hand in Sakuras und sie wiederholte, was sie so oft schon kopfschüttelnd gesagt hatte: „Ich kann es immer noch nicht richtig glauben.“

Es fiel ihr schwer, mich loszulassen, wenn sie mich mal berührte. Deshalb entzog ich ihr die Hand jetzt und betrachtete selbst den Ring, der sie in derartigen Unglauben stürzte. Es war ein schlichter Silberreif auf den ein Kreis gestanzt worden war, ganz ähnlich der Sonne, die früher auf Narutos Hand geprangt hatte. Er selbst trug einen goldenen Ring in den eine Mondsichel graviert worden war.

Hätte ich nicht diesen (kitschigen) Beweis, hätte ich es wohl selbst genauso wenig geglaubt wie Sakura, aber es stimmte. Ich war verlobt mit dem Hokage, und dieser hatte seinen guten Freund, den Kazekage, zur Hochzeit eingeladen. Wir hatten zwar noch keinen Termin (Und ich hatte es sicherlich auch nicht eilig damit, einen zu finden), aber Naruto war vollkommen aus dem Häuschen. Wie eine Frau hörte er gar nicht mehr auf, davon zu reden, seit er mir vor drei Monaten den Antrag gemacht hatte, und er liebte es, mich ´seinen Verlobten` zu nennen.

Das hatte kurz nach dem ganzen Shadow-Dance-Fiasko angefangen. Kibas Team hatte genug Beweise gefunden, um eine ganze Menge Leute hinter Gitter zu bringen. Die Verhörräume waren während der nächsten Wochen in Dauerbelegung gewesen, und ein paar Mal mussten auch Takeshi und ich uns dort einfinden.

„Tut mir Leid, Alter, aber diese Mafiosi behaupten einhellig, ihr wärt in die Sache verwickelt“, entschuldigte Kiba sich, als er und seine Leute unsere Wohnung durchsuchten.

Ich hatte nur die Schultern gezuckt. „Ich hab dort gearbeitet“, erwiderte ich schlicht. Das war die Geschichte, die Naruto sich ausgedacht hatte, und er hatte sogar die entsprechenden Befehle unterzeichnet und mich nachträglich Berichte schreiben lassen. So dumm, wie er aussah, war unser Hokage manchmal doch nicht.

„Ich weiß, aber der Junge…“, hatte Kiba beharrt.

„Sie wussten, dass er mein Schüler und Mitbewohner ist, und haben deshalb falsche Informationen über ihn platziert. Ich weiß nicht, wie sie an ihn rangekommen sind, aber sie sollten nicht seine Zukunft zerstören.“

Mein Kollege hatte skeptisch ausgesehen, und einige seiner Leute drängten auf weitere Untersuchungen, aber als die ersten Ermittlungen nichts ergaben, wurde die Sache fallengelassen. Das war wohl Narutos Einfluss auf uns zu verdanken und großes Glück, denn hätten sie weiter gebohrt, hätten sie sicher etwas herausgefunden.

Takeshi musste Naruto hochheilig schwören, sich nie wieder in diese Kreise zu begeben, was er sofort tat. Vielleicht war es naiv, ihm so einfach zu vertrauen, vielleicht verdiente sich der Hokage damit einen hundertprozentig loyalen Gefolgsmann, das würde die Zeit zeigen müssen.

„Mit Sasuke wirst du trotzdem nicht mehr zusammen wohnen“, hatte Naruto dem Jungen verkündet, als das geklärt gewesen war.

Takeshi warf mir einen hilflosen Blick zu, aber ich sah stur weiter auf unseren Chef. Dieser hatte mir nämlich immer noch nicht sagen wollen, was er vorhatte, aber jetzt musste er ja wohl mit der Sprache herausrücken.

Der Hokage lächelte über unsere angespannten Gesichter. „Du, Takeshi, wirst in der Wohnung bleiben. Dein Sensei wird ausziehen.“

„Aber…!“, fing der Junge an, während ich nur das Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte. Das gefiel mir nicht, und es lag nicht in seinem Befugnis Bereich, wie Naruto sehr wohl wusste.

„Keine Sorge“, hatte Naruto mit einem Lächeln gesagt, bei dem mein Magen sich unangenehm verknotet hatte. „Ich habe schon eine andere Unterkunft für ihn.“

Und heute war es an der Zeit, diese zu beziehen. Die letzten Monate hatten für die Klärung diverser Angelegenheiten gedient, aber jetzt war alles geregelt und als ich mich von Sakura trennte und in meine alte Wohnung kam, fand ich dort nur wenige Umzugskartons. Naruto hatte gesagt, ich müsse gar nichts mitnehmen, aber ganz zurücklassen konnte ich mein altes Leben eben auch nicht.

Takeshi zerlegte gerade den einzigen Schrank, den ich mitnehmen würde, als ich in die Galerie trat, die bisher als mein Schlafzimmer gedient hatte. Seit der Ankündigung, dass ich ausziehen würde, hatte ich nicht viel Zeit hier verbracht.

„Eigentlich ist die Wohnung viel zu groß für einen“, stellte Takeshi fest, als ich ihm half, das Möbelstück zu verpacken.

Gemeinsam trugen wir die Kisten nach unten und über die kühlen Straßen des Dorfes. „Du hast den Hokage gehört. Lange wirst du nicht alleine bleiben“, erinnerte ich ihn

„Es war schon schwer genug, sich mit dir zusammen zu raufen. Noch mal brauche ich das nicht – Und dann noch mit ständig anderen Kindern“, beklagte Takeshi sich, als wäre er keines mehr, nur, weil ihm ein fransiger Bart an ein paar Stellen am Kinn wuchs.

Narutos Plan war es, eine Art Kindergarten mit Übernachtungsmöglichkeit für den Nachwuchs seiner Shinobi aufzubauen, während diese auf Missionen waren. Natürlich war ihm bewusst, dass ein (inzwischen) Siebzehnjähriger sich nicht um ein solches Unterfangen kümmern konnte, weshalb Erwachsene das Projekt betreuen würden, aber Takeshi sollte seinen Teil dazu beitragen. Immerhin war er jetzt seit drei Tagen ein Chunin. So würde er nicht nur Verantwortung lernen, sondern auch Zusammenarbeit und Rücksicht. Außerdem wollte Naruto einen Ausbau von Waisenhäusern und eine bessere Einbindung der Familienlosen erreichen, aber ob unser junger Freund sich so sehr für diese Richtung interessierte, wie der Hokage sich das scheinbar wünschte, blieb noch abzuwarten.

„Ich habe nie darum gebeten!“, beschwerte er sich gerade. „Das war die Idee des Hokage. Wegen mir hätten wir auch weiter zusammenwohnen können…“

Ich zog die Brauen hoch und verlagerte das Gewicht des Pakets auf meiner Schulter. „Wie hattest du dir das vorgestellt?“

Darauf konnte Takeshi nur verlegen mit den Schultern zucken, immerhin war er dabei gewesen, als Naruto mir den Ring gab. Direkt, nachdem er von seinen Wohnungsplänen erzählt hatte, hatte er eine Schublade seines Schreibtisches geöffnet und eine kleine schwarze Schachtel hervorgezogen, die er dann zu mir schob.

„Ich habe schon eine andere Unterkunft für ihn. Immerhin wäre es komisch, wenn mein Ehemann nicht bei mir wohnte, oder?“, hatte er Takeshi gefragt, ohne den Blick von mir abzuwenden.

„Ihr…? Oh“, verstand der Junge, sobald auch er mich ansah.

Langsam hatte ich die Hand nach der Schatulle ausgestreckt und die Ringe gesehen, die wir jetzt an den Fingern trugen. Damals waren sie mir genauso kitschig vorgekommen, aber ich hatte es von der ersten Sekunde an verstanden. Naruto wollte verhindern, dass ich Konoha erneut verließ. Dass ich ihn erneut verließ, wie ich es ihm angedroht hatte.

„Ist das dein Ernst?“, hatte ich gefragt, ohne das Metall zu berühren. Ich fürchtete, es könne sich genauso an der Haut festsaugen wie der, der es mir schenkte.

„Natürlich. Und wenn du jetzt wieder von den ´Widrigkeiten` redest, verprügle ich dich gleich nochmal“, warnte Naruto vor, der aufstand, um den Tisch kam, den Silberring nahm und mir auffordernd die Hand hinhielt. Gerade so, als wäre es keinerlei Frage, wie ich auf diesen Überraschungsangriff-Antrag reagieren würde.

„Du hast mich nicht verprügelt“, wich ich aus.

Der Hokage verdrehte die Augen. „Ich war vor dir wieder wach.“

„Darum geht es jetzt auch nicht.“ Mein Blick lag auf dem Schmuckstück in Narutos Hand, dann sah ich ihm wieder in die Augen, suchte nach einem seiner dummen Scherze. Aber das war kein Scherz. Dieser Trottel wollte mich wirklich heiraten, ohne auch nur einen Tag mit mir zusammengewohnt zu haben, ohne eine längerfristige (offizielle) Beziehung geführt zu haben, ohne auch nur ein Mal ´Ich liebe dich` aus meinem Mund gehört zu haben.

Andererseits hatten wir auf Missionen mehr Zeit miteinander verbracht als so manch anderes Paar von sich behaupten konnte. Wir hatten wochenlang nur uns als Gesellschaft gehabt, und auch nicht mehr Streit als sonst gehabt. Und eigentlich basierte unsere Beziehung darauf, dass wir so wunderbar miteinander streiten konnten.

Was die Länge unserer Beziehung anging, so hatte ich festgestellt, dass wir zwar erst seit der Nacht im Kampfring offiziell zusammen waren, sehr wohl aber davor schon ein Paar gewesen waren. Er war zu mir gekommen, wann immer er Zeit erübrigen konnte, und wann immer das nicht ging, hatte ich bei ihm aufgeschlagen. Er hatte mir seine Probleme erzählt und sich von mir beraten lassen und sich (soweit ich das konnte) trösten lassen, und er hatte mir entweder den Grund für meine etwaige schlechte Laune aus der Nase gezogen oder sie mir aus dem Kopf gevögelt. Und zwar nur mir, in den letzten drei Jahren. Bei uns gab es keine Herzchen, kein Händchenhalten und keine geflüsterten Versprechungen, weil ich das nicht wollte, und keine Dates, weil er dafür keine Zeit hatte, aber es funktionierte. Wir funktionierten, und vielleicht war das der einzige Weg, wie es für mich funktionieren konnte, Teil einer Partnerschaft zu sein.

Und vielleicht war Narutos Liebe zu mir so groß, dass es für uns beide reichte. Denn wenn ich mir vorstellte, diese drei Worte auszusprechen, schnürte sich mir nach wie vor die Kehle zu. Aber er hatte nie darum gebeten. Er war sich sicher, mich für immer zu lieben, so sicher man sich eben sein konnte, sonst hätte er mich nicht gefragt. Er war sich meiner sicher, und das konnte er auch sein. Ich war ihm gegenüber als Hokage und Freund loyal, und als Ehemann würde ich es auch sein.

Als mein Schweigen immer länger wurde, ließ er die Hand sinken und sah mich ungewöhnlich ernst an. "Ich weiß, dass du mich nicht brauchst", sagte er leise. "Aber ich glaube, dass du mich trotzdem willst. Und du kannst mich haben… Für immer, wenn du möchtest."

Endlich verstand ich, was das alles sollte. Mal wieder hatte Naruto mich durchschaut, meine Unsicherheit, was unsere Zukunft als Paar anging, bemerkt, und das hier war seine Reaktion darauf. Er wollte mir beweisen, dass er bei mir bleiben würde und ich keine Angst zu haben brauchte.

Diese Geste war so übertrieben und dumm und sentimental, wie sie nur Naruto zustande bringen konnte. Und doch rührte sie mich, denn ich wusste, dass er es ernst meinte.

Also nahm ich ihm wortlos den Ring aus der Hand steckte ihn mir an.

Es war noch immer seltsam, sich Naruto als Ehemann vorzustellen, dachte ich, als ich meinen Schrank in seine Wohnung trug… Unsere Wohnung, rief ich mir ins Gedächtnis. Seit dem Verlöbnis hatte ich fast jede Nacht hier verbracht, sofern ich nicht mit den Kindern auf Missionen gewesen war. Und fast jeden Morgen war Naruto nicht neben mir aufgewacht und ich hatte ihm Frühstück gebracht und wir hatten Sex auf seinem Schreibtisch oder auf seiner Bürocouch oder in seinem Badezimmer oder auf dem Fensterbrett…

Er hatte nicht gelogen; es hatte sich nichts geändert, seit wir offiziell ein Paar waren.

In der Wohnung selbst hatte sich ebenfalls nicht viel getan. Seine Einrichtung war hochwertig und dank Sakura geschmackvoll und bis auf meine Kaffeemaschine (Er besaß keine, weil er zu Hause so gut wie nie Kaffee trank), und den Schrank, den ich gerade mit Takeshi im Wohnzimmer abstellte, brachte ich nur meine Kleidung, Schriftrollen und Bücher mit. Meine Möbel spendete ich Narutos Hilfsprojekt, immerhin brauchte ich sie jetzt nicht mehr. Mein Verlobter hätte mir eine Villa hingestellt, wenn ich das verlangt hätte.

„Ab morgen wohnst du offiziell hier“, stellte Takeshi wehmütig fest. Sein Haar war wieder so kurz wie am Anfang seiner Ausbildung, aber er war noch ein gutes Stück gewachsen. Inzwischen war er fast so groß wie Naruto, und vermutlich würde er genauso breite Schultern und kräftige Arme bekommen. Zusammen mit seiner Intelligenz würde er es noch zu etwas bringen, hoffte ich.

Er fuhr sich durch die Haare und sah mich stirnrunzelnd an. „Ich… Ich werde dich vermissen…“, gestand er verlegen.

Verblüfft sah ich meinen ehemaligen Mitbewohner an, der eigentlich genauso wenig zu Gefühlsausbrüchen neigte wie ich. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber da rettete mein Verlobter mich, der aus dem Büro kam und den Arm um meine Schulter legte. „Es war schon schwer genug, ihn davon zu überzeugen herzukommen“, beschwerte Naruto sich und küsste meine Schläfe. „Red ihm nichts anderes ein, sonst bist du deine Beförderung schneller wieder los als dir lieb ist!“

„Das können Sie gar nicht!“, empörte sich der Junge, der der einzige zu sein schien, dem es nichts machte, Naruto und mich so zu sehen. Das lag wohl daran, dass er es vor dem Rest des Dorfes gewusst hatte.

„Ich bin der Hokage. Ich kann alles“, behauptete er und die beiden zankten sich wie so oft spielerisch.

Ich löste mich von meinem Zukünftigen und machte mich auf den Weg zur Haustür. „Baut den Schrank auf, während ihr spielt. Ich hole den Rest aus meiner Wohnung.“

„Takeshis Wohnung“, betonte Naruto, der mir in den Flur gefolgt war. „Wie viel ist noch da?“

Ich überlegte. „Vier Kartons.“

Bevor ich auch nur meine Schuhe anziehen konnte, hatte mein Verlobter drei Doppelgänger beschworen, die mir alle die Wange küssten, bevor sie in den Hausflur traten und loszogen, um sich als Umzugshelfer zu betätigen. Mürrisch sah ich Naruto an. „Das ist unnötig.“

„Wieso?“, fragte er gut gelaunt und trat näher, um die Hände auf meine Hüften zu legen. „Du bist der Hauptmann meiner Wache und solltest nicht von meiner Seite weichen, um ein paar Kisten zu holen.“

Er erstickte meine Beschwerde mit einem Kuss, den ich bereitwillig erwiderte. Meine Hände fanden sich in seinem Haar wieder, das er auf meinen Wunsch hin hatte nachwachsen lassen, und seine Finger wanderten zu meinen Hintern. Mehr Platz war in den letzten Monaten selten zwischen uns gewesen. Seit ich seinen Ring am Finger trug, konnte er seine kaum noch von mir lassen, und ich musste zugeben, dass es mir ähnlich ging. Es war ein schönes Gefühl, nichts als den schmalen Silberreifen am Körper zu tragen.

Bevor es jetzt aber soweit kommen konnte, meldete unser Gast sich: „Ganz ruhig, ihr zwei! Wartet wenigstens, bis ich gegangen bin.“

Seine schüchterne Nervosität vor Naruto war von Takeshi abgefallen, seit er den Hokage näher kannte. Er bewunderte ihn zwar noch immer, aber seit Naruto ihn von den Verdächtigungen bezüglich der Mafiosi entlastet hatte, behandelte der Junge ihn eher wie einen normalen Menschen.

„Ach was, du kannst gerne bleiben. Willst du mit uns Abendessen?“, fragte mein Verlobter, wobei er jedoch die Hand hinter meinem Rücken tiefer in meine Hose schob. Für Takeshi sah es aus, als läge die Hand auf meinem Rücken, aber wenn ich etwas dagegen getan hätte, hätte es der Junge sicher gemerkt, also blieb ich stehen und biss die Zähne zusammen.

„Echt?“, fragte Takeshi und strahlte, als wir nickten. „Cool! Ich bin am Verhungern.“

„Wann bist du das nicht?“, fragte mein Verlobter und zog die Hand von mir zurück, um meinem Schützling in die Küche folgen zu können.

„Das könnte man dich auch fragen“, erklärte ich Naruto, woraufhin dieser beleidigt die Backen aufblieb.

In ähnlicher ausgelassener Stimmung spielten Kochen und Abendessen sich ab, und danach sahen wir noch einen Film an, bevor der Junge sich auf den Heimweg machte. Ich verstand, dass er nicht alleine in die große Wohnung zurückkehren wollte, aber lange würde er ja nicht ohne Gesellschaft bleiben.

„Gehen wir ins Bett?“, fragte Naruto, sobald wir alleine waren, und ich nickte. Wie normal es auf ein Mal war, zusammen schlafen zu gehen.

Auf dem Weg ins Badezimmer funkelte ich ihn jedoch an. „Du sollst mich nicht vor dem Jungen anfassen“, stellte ich bezüglich seiner kleinen Grabscherei von vorhin fest.

Mein Verlobter lachte ohne die geringste Spur von Schuldbewusstsein. „Tu nicht so, ich weiß, dass du das magst. Außerdem hast du angedeutet, dass du mir wieder weglaufen willst. Das war nur Prävention.“

„Ich laufe nicht weg“, erwiderte ich einigermaßen verwirrt.

„Nein, das hast du ja noch nie gemacht“, sagte Naruto sarkastisch und zog sich die Hose aus, denn er schlief nur in Boxershorts. „Nicht, als du ohne ein Wort Itachi nachgerannt bist oder als du Konoha nach dem Krieg verlassen hast und sicherlich auch nicht erst letztens, als du dich vor mir versteckt hast, weil du nicht mit mir reden wolltest. Aber du hast gesagt, dass du eigentlich nur wegen dem Sex mit mir zusammen bist, also gebe ich dir so viel davon, dass du gar nicht mehr weggehen kannst.“

Zuerst hielt ich das für einen Scherz, doch als ich mich von der Kiste, in der unsere dreckige Wäsche auf die Putzfrau wartete, abwandte um ihn anzusehen, merkte ich, dass er es ernst meinte. Nicht, dass ich ihm wieder weglaufen würde, aber die Sorge, dass ich nur seinen Körper wollte. Andererseits musste ihm bewusst sein, dass ich ihn nicht deswegen heiraten würde, also war es wohl irgendwie auch ein Scherz. Mein Verlobter war so ein Vollidiot… Nun, zumindest wusste ich jetzt, wieso er in den letzten drei Monaten praktisch auf mich gesprungen war, sobald er mich gesehen hatte.

Kommentarlos nahm ich den Ring vom Finger und warf ihn Naruto an den Kopf, doch er fing ihn auf, bevor er zu Boden fallen konnte. Missbilligend schnalzte er mit der Zunge und trat über seine Wäsche auf dem Boden auf mich zu. Er streckte die Hand fordernd nah meiner aus und steckte mir das Schmuckstück wieder an, bevor er seine Finger um meine schloss und meine Hand küsste.

„Nimm ihn nicht zu oft ab. Irgendwann glaub ich wirklich noch, dass du ihn nicht willst.“

„Will ich auch nicht“, motzte ich, ließ mich aber noch im selben Atemzug küssen.

Ich wollte es wirklich nicht, dieses Drama um eine Beziehung zwischen Männern, zwischen Staatsoberhaupt und Abtrünnigen, zwischen Vorgesetztem und Bodyguard. Ich wollte nicht für das Glück eines anderen Menschen verantwortlich sein, wo ich mein eigenes noch nicht mal sichern konnte. Ich wollte keine Kinder und ich wusste, dass mein Verlobter das irgendwann anbringen würde – Vermutlich würde er die Hälfte der Kinder adoptieren wollen, die er eigentlich ins Waisenhaus stecken sollte. Ich wollte nicht, dass Sakura eifersüchtig (oder traurig) war, nachdem wir uns wieder angenähert hatten. Ich wollte nicht so sehr an einen Partner gebunden sein. Schon die Vorstellung, mit Naruto zusammen zu wohnen, machte mich nervös.

Ich wollte all das wirklich nicht.

Aber ich wollte Naruto, und wenn er das brauchte, würde ich mich wohl damit arrangieren.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben :D
Vielen Dank für die Kommentare und Favoriten, ich freue mich wirklich über jeden <3

Das Kapitel war so eigentlich nicht geplant, aber da die Thematik mir dann doch zu wichtig erschien, um sie irgendwo reinzuquetschen, habe ich umdisponiert. Immerhin ist Sasukes und Takeshis Beziehung eigentlich die wichtigste der ganzen Story, obwohl ihr wahrscheinlich alle eher wegen Naruto lest xD°
Apropos: Und diesem Kapitel gab es jetzt ja keinen Lemon (ist bisher das einzige ohne, aber ich werde sehen, wie ich Lust darauf habe :) Geplant ist eigentlich einer pro Kapitel ). Lest ihr lieber mit oder ohne sexy Time? Oder lest ihr überhaupt nur wegen dem Porno? xD° Wäre auch ok, ich bin nur sehr neugierig, weil ich noch nie so viele Sexszenen in eine Story gepackt hab und das auch ein Teil des Experiments dieser FF ist. Im weiteren Verlauf wird es Sex und Gewalt geben, ich komm mir vor als würd ich nen Männerfilm schreiben… Nun für Männer die auf Schwule stehen xD°
Ok, genug geredet! Ich hoffe ihr hattet Spaß

Im nächsten erfahren wir mehr über das nicht ganz unkomplizierte WG-Leben der Jungs und die Vergangenheit der beiden.

Bis dann! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo, ihr Lieben :)

Ich hab einen Faible dafür, dass die beiden sich prügeln glaube ich xD (In meiner letzten FF haben sie das auch gemacht) Aber irgendwie brauchten sie auch mal eine aufs Maul, Sasuke weil er so stur ist und Naruto weil er keine Ruhe gibt xD Kann man das nachvollziehen? Ich hoffe es.

Wir nähern uns dem Ende der Veranstaltung, wahrscheinlich ist gibt es noch ein Kapitel und einen Epilog. :3 Ich hoffe, ihr haltet noch so lange durch. ;)

lg Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo, ihr Lieben :)

Wie angekündigt ist das das letzte Kapitel, allerdings wird es tatsächlich noch einen Epilog geben. :)
Ich hoffe, ihr hattet beim Lesen genauso viel Spaß wie ich beim Schreiben und man ließt sich in einer anderen Geschichte mal wieder. Schaut doch mal in meine Liste!

lg YM Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo, ihr Lieben! :D
Etwas verspätet, da ich Probleme mit dem Internet hatte, aber ich hoffe, ihr seid noch ein wenig in Weihnachtsstimmung, haha. Obwohl das ganze hier eher Narutos Gefühle während der Geschichte reflektiert als wirklich weihnachtlich zu sein I´D Es hat Spaß gemacht, das zu tun, vor allem der Aspekt, dass Sasuke genau weiß, welche Knöpfe er bei Naruto drücken muss und dass er das gnadenlos ausnutzt XD
Anyhow, ich wünsche euch ein frohes neues Jahr und hoffe, ihr freut euch, dass ich eine Fortsetzung von "Babysitten für Fortgeschrittene" plane. Ein paar Aspekte wurden hier schon aufgeführt; Sasuke als Hauptmann der Garde, Takeshi wird auch wieder eine Rolle spielen und Chise, obwohl sie hier nur sehr kurz angerissen wurde, und die Tatsache, dass Sas die Hochzeit so lange wie möglich hinauszögern will. Ich Hoffe, ihr seid dann wieder dabei. :) Ich werde eine Leseprobe dazu (wieder aus Narutos Sicht) hier hochladen, also haltet die Augen offen. Könnte allerdings noch ein wenig dauern, haha... :´D

Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen, eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch.
LG yM Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo, Ihr Lieben :D

Dies nun ist das endgültige Ende. xD Ich hoffe, es befriedigt das Fan-Herz etwas mehr als der sonst doch recht offene Schluss.
Für mich ist es der Wahnsinn, dass es so positiv ausgegangen ist .__. Normalerweise bekommen die zwei nicht so ein glückliches Ende von mir, aus verschiedenen Gründen, aber… Das hier war ein kleines, lustiges Projekt und ich wollte selbst, dass die zwei glücklich werden. <3
Ich hoffe, der Zeitverlauf des Kapitels ist nicht zu verwirrend. ^^°

Hoffentlich liest man sich bald wieder,
lg Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (38)
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Von: abgemeldet
2021-01-19T18:11:29+00:00 19.01.2021 19:11
Ok, ich muss jetzt einen Kommentar schreiben, sonst tu ich's nie. 😂 Hab die FF auf fanfiktion.de gelesen (und in den Kommis gesehen, dass du auf animexx bist, deshalb bin ich hinterher hierher gekommen, weil ich mehr von dir lesen wollte 🙄 und ich hab mir dann gleich mal wieder einen Account gemacht, weil mein letztes Mal animexx ein gutes Jahrzehnt her ist hehe) Ich bin ein gemächlicher (arsch-lahmer) Leser und habe glaube ich 3 Tage gebraucht, um sie vor und nach der Arbeit zu lesen. Und während der Arbeit hatte ich dann Zeit, alles nochmal in Gedanken durchzukauen und peinlich berührt zu versuchen, mich nicht komplett ablenken zu lassen haha. Glaub mir, ich war teils dann doch so abgelenkt, dass ich nicht gecheckt hab, das meine Kollegin was von mir möchte. 😂
Anfangs war ich tatsächlich recht skeptisch; Ich bin froh, dass ich dieses Gefühl übergangen bin und einfach weitergelesen habe. Ich war sooo enttäuscht davon, wie naruto geendet und weitergeführt wurde (so wie viele 🙄😒), aber konnte mir das hier richtig gut als alternative Fortsetzung vorstellen. Ich glaube, ich hab noch nie einen so überzeugenden Sasuke gelesen. Das hat einfach gepasst, in allen Facetten. Und die Art und Weise, wie er mir Naruto und Naruto mit ihm umgegangen ist und die Dynamik ihrer Beziehung. Es war... so gut. Ich bin mir sehr sicher, dass ich nochmal zurückkommen und es ein zweites Mal lesen werde.
Musste so schmunzeln darüber, wie Sasuke nicht gecheckt hat, dass es für Naruto schon immer so ernst war. Und wie er da so mega in denial war sich selbst gegenüber. Aber andererseits... hat es einfach gepasst. Auch wie Naruto damit umgegangen ist uff
Ich kann da irgendwie noch keine guten Gedanken zu fassen. Werde mich dann einfach nochmal melden, wenn ich es ein zweites Mal gelesen hab 😂
Uff
Antwort von:  RedRidingHoodie
23.01.2021 17:35
Auch hier vielen, vielen Dank für deinen Kommentar. You made my day. <3 Besonders, dass dir mein Sasuke so gefällt, freut mich sehr. :) weiterhin viel Spaß beim Duchstöbern und liebe Grüße.
Von:  Angel_of_sorrow
2018-11-05T22:47:56+00:00 05.11.2018 23:47
hey ich habe deine ff gerade entdeckt und auf einen rutsch gelesen =)
dein schreibstil ist toll und mir hat die idee der ff richtig gut gefallen <3
Antwort von:  RedRidingHoodie
09.11.2018 15:33
Freut mich, dass es dir gefallen hat :)
Von: abgemeldet
2018-10-09T21:56:30+00:00 09.10.2018 23:56
Hey! :)

Deine Fanfic ist echt klasse, ich habe sie fast in einem Rutsch durchgelesen, so spannend war sie, dass ich kaum mit dem Lesen aufhören konnte (^-^);

Die Storyline mit den illegalen Machenschaften und Takeshi überhaupt ist komplex, gut ausgedacht und sehr spannend! Was mir an der Fanfic aber am meisten gefällt ist, wie authentisch Naruto und Sasuke dargestellt werden.

Sie hat mich sogar dazu gebracht, über Narutos Charakter nachzudenken; trotz seiner schwierigen Kindheit liebt er sein Dorf, seine Menschen und hat einfach ein Herz aus Gold! Einige Stellen haben mich echt gerührt, z.B. als er Sasuke sagt, dass er ihm die Welt bedeutet, oder die Tatsache, dass er für Sasuke auch bei diesem Turnier mitmischt, und wenn man Naruto ein bisschen kennt, kann man sich sehr gut sein Gesicht vorstellen, wie er Sasuke verliebt, enttäuscht, ernst etc. anschaut. Seine Gefühle sind ihm ja meistens ins Gesicht geschrieben xD, und du hast sie schön beschrieben :)
... es müsste mehr Menschen mit seinem Charakter auf der Welt geben, finde ich :b

Liebe Grüße,
nelly_legend
Antwort von:  RedRidingHoodie
18.10.2018 14:21
Hallo und vielen, vielen Dank für deinen lieben Kommentar! Ich freue mich sehr, dass du Spaß hattest :)

Takeshi ist mein Baby ;__; Ich freue mich, dass du ihn bzw seine Geschichte magst, irgendwie scheinen viele Leute ihn einfach so hinzunehmen, haha...? Liegt wohl auch daran, dass die Geschichte in der zweiten Hälfte doch sehr zu Narutos und Sasukes Beziehung shiftet. Na ja.

Ich finde es interessant, dass dich die Geschichte dazu gebracht hat, über Naruto nachzudenken, obwohl sie nicht aus seiner Perspektive geschrieben ist und er in weiten Teilen gar nicht vorkommt. Aber es freut mich, dass Sasukes Gedanken zu Naruto dich überzeugt haben ;)
Sasuke würde wohl nicht zustimmen, dass es noch mehr laute, aufdringliche, unbedachte Menschen geben muss xD Aber ich stimme dir. zu <3

Nochmal vielen Dank für deinen Kommentar und liebe Grüße
RRH
Von:  1Katniss1
2018-09-29T09:43:01+00:00 29.09.2018 11:43
Diese Fanfiction ist definitiv meine Lieblingsstory hier!
Ich mag deinen Stil total gerne und ich finde die Charaktere sind sehr gut getroffen.
Vielleicht gibt es ja eine Fortsetzung? — Ich würde mich definitiv drüber freuen! 😊
Antwort von:  RedRidingHoodie
01.10.2018 11:35
Vielen Dank für deinen Lieben Kommentar, ich freue mich sehr darüber! :)
Dieses Jahr bin ich leider nicht so viel zum Schreiben gekommen, aber eine Idee und der Wunsch für eine Fortsetzung sind da.
Es wäre schön, sich dann wieder zu lesen - oder bei einer anderen Geschichte ;)

lG RRH
Von: Norrsken
2018-05-17T18:54:14+00:00 17.05.2018 20:54
Ich habe diese Fanfiction auf Twitter empfohlen bekommen, als ich nach Beispielen für gut geschriebenen Lemon gefragt habe. Diese Empfehlung war wirklich sehr trefflich! Dafür bin ich sehr dankbar.

Zu erst einmal muss ich sagen. Naruto ist nicht mein Fandom und Sasuke und Naruto für mich kein Shipping - aber du hast es geschafft, dass ich das Gefühl hatte, dass die beiden eine gute Beziehung miteinander pflegen. Daher habe ich die Fanfiction auch wirklich sehr gerne gelesen, obwohl ich nur wegen dem Lemon hergekommen bin und Sasuke und Naruto kein Shipping für mich sind.

Ich mag die Dynamik der beiden, wie du sie schreibst. Sie sind sehr unterschiedlich, was für Konflikte sorgt, aber harmonieren noch soweit miteinander, dass es nicht aufreibend ist. Du hast mir vor allem das Gefühl gegeben, dass sie auf Aufgenhöhe miteinander sind und das schätze ich sehr!
Meine persönlich allerliebste Passage der ganzen Fanfiction war: Er war immer noch ein wenig kleiner als ich, aber das merkte man nicht, als er mich aus seinen blauen Hundeaugen anschaute. Als gäbe sein übergroßes Herz ihm ein paar Zentimeter mehr.
Da hat mein Herz richtig höher geschlagen. ♥

Der Lemon - der Grund weswegen ich hierher gekommen bin xD - gehört auch definitiv zu dem Besten, den ich bisher lesen durfte. Ich freu mich voll, weil viele sagen immer "das kann man auf deutsch nicht schön schreiben" und - glückwunsch - deine Fanfiction wird nun zu denen zählen, die ich denen um die Ohren schlage, die das behaupten.
Ich finde toll, dass du nicht zu blumig/metaphorisch schreibst, aber die direkte Benennung auch nicht vulgär wirkt. Es ist ein sehr schmaler Grat, den du da gemeistert hast. Einfach ausgedrückt: es klingt so natürlich und real. Das mag ich super gerne.
Passagen wie Erst kam ich mir etwas albern vor. Nicht, dass er sich nicht schon mal vor mir einen runtergeholt hätte, aber er rammelte da gerade meine Beine! und „Die scheiß Tannennadeln kleben an deinem Sperma auf meinem Rücken.“ ließen mich schmunzeln, weil ich das so echt empfand. Es hat aber nicht die Stimmung des Momentes gekillt.
Und natürlich muss auch noch mal klar gelobt werden, dass du nicht einfach jedes Mal Schema F gefahren bist, sondern dir jedes Mal etwas neues hast einfallen lassen, wie die beiden sich vergnügen. Durch dich ist mir erst klar geworden, welche Möglichkeiten Naruto in der hinsicht bietet (wie gesagt: eigentlich nicht mein Fandom). Super klasse!

Diese Fanfiction hat mir einen kompletten Abend versüßt.
Ich hoffe, deine Muse bringt dich auf weitere dieser tollen Fanfictions. ♥
Antwort von:  RedRidingHoodie
18.05.2018 12:36
Oh mein Gott, vielen Dank für deinen Lieben Kommentar. Ich freue mich so sehr, das glaubst du gar nicht. :D
Schon wenn man das Ship nicht mag, lesen es ja nicht besonders viele, und wenn man dann noch nicht mal im Fandom ist, ist das noch eine größere Ehre. Es freut mich auch, dass dir abgesehen vom Lemon auch noch die Beziehungsdynamik gefallen hat. Das ist mir persönlich wichtig, sonst kann man ja auch gleich PWP schreiben, haha.

Wenn du guten deutschen Lemon lesen willst, versuch es doch mal mit Minami, die ist toll. Sie hat auch mit Naruto angefangen, ist dann zu Final Fantasy abgewandert und im Moment bei BnHA. Vielleicht ist da ja etwas dabei xD https://www.animexx.de/fanfiction/autor/487884/ordner/-1/order_1_0/?scroll_seite=1

Nochmal vielen Dank, ich freue mich wirklich, wirklich sehr über deine Lieben Worte. <3
Vielleicht ließt man sich ja irgendwann nochmal.

lG RRH
Von:  _Riku_schatz_
2018-02-03T16:25:09+00:00 03.02.2018 17:25
Hey :D
Erstmal muss ich gestehen, dass ich diese Geschichte zwei mal angefangen habe...am Anfang dachte ich das ist so eine Geschichte wo Naruto nur seinen Rang ausnutzt und Sasuke dazu zwingt damit er in Konoha bleiben darf...das war auch der Grund warum ich erst nach Monaten wieder neu Angefangen hab.
Ich bin so Glücklich das ich es doch getan hab! Diese Geschichte ist einfach umwerfend fesselt <3 Sie war richtig Lustig und Interessant von Anfang bis ende (nachdem ich mich überwunden hab) XD War meine eigene Dummheit das ich so voreingenommen war...das sollte ich wie mir bewiesen wurde mal endlich ablegen -_-`
Du glaubst gar nicht wie gerne ich einfach weiter gelesen hätte, die Charaktere waren so wundervoll natürlich und nicht verstellt. Es war mehr ein Film als einfach Wörter man konnte direkt eintauchen und man wollte einfach nicht mehr aufhören...will ich übrigens immer noch nicht! XD Vielen Dank für diese Wunderschöne Geschichte <3 würde mich über mehr davon seeehr freuen *.*
Hab ich gerade in den Kommentaren wirklich gelesen, dass es eine Fortsetzung gibt?! wehe ihr macht mir Hoffnung und da kommt keine >.< Ich geh sie dann mal suchen :D <3 Danke noch mal <3

LG Diana
Antwort von:  RedRidingHoodie
04.02.2018 12:20
Oh mein Gott, dein Kommentar freut mich so sehr, vielen, vielen Dank! <3
Haha, ich bin auch froh, dass du dich nochmal hierher verirrt hast - ich persönlich würde das nicht machen, wenn das Thema mich schon so abschreckt xD

Was die Fortsetzung angeht: Ja... Ja, es ist eine geplant, und ein paar Kapitel habe ich schon, aber (wie du vielleicht siehst, wenn du meine Galerie durchsiehst *werbunghustWERBUNG* xD) ich arbeite schon an zwei anderen Geschichten und studiere, weshalb ich nicht wirklich oft daran arbeite...
Allerdings habe ich nach diesem super lieben Kommentar jetzt Lust darauf, haha. <3
Wenn es so weit ist, werde ich auf jeden Fall hier ein Teaser-Kapitel mit dem Link zur Fortsetzung einstellen, wenn du die FF favst, bekommst du es also auf jeden fall mit ^^

Nochmal vielen Dank für den Lieben Kommentar, ich freue mich wirklich sehr. *////*

lG
Von:  SenseiSasuNaru
2017-05-06T13:04:59+00:00 06.05.2017 15:04
Tolle Geschichte
Von:  ChrisSami
2017-01-27T22:44:51+00:00 27.01.2017 23:44
Sehr schön die beiden sind sooo süß
Von:  ChrisSami
2017-01-27T22:41:14+00:00 27.01.2017 23:41
Hihi süß. Fortsetzung klingt echt toll...
Antwort von:  RedRidingHoodie
27.01.2017 23:45
Freut mich, dass es gefällt und ja, dann hoffentlich bis zur Fortsetzung :)
Von:  Scorbion1984
2017-01-05T07:11:48+00:00 05.01.2017 08:11
Gut geschrieben ,zeigt jedoch sehr eindeutig wie tief ihre Beziehung geht !
Antwort von:  RedRidingHoodie
05.01.2017 09:48
Vielen Dank, freut mich sehr, dass es dir gefallen hat :)


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