Mondschattenblume von Rei-may (Sesshoumaru & Rin) ================================================================================ Kapitel 5: Mörder oder Retter? ------------------------------ Irgendwo, in einem langem Tal zwischen den hohen Bergen der japanischen Hauptinsel, keine Tagesreise entfernt von der Stelle, an der mehrere Jahrhunderte später einmal die Stadtgrenzen Tokios beginnen sollten, saß die Gruppe um Inuyasha und Kagome an einem kleinen Lagerfeuer. Sie hatten einen anstrengende Tag hinter sich. Inuyasha hatte sie alle bereits früh aus den Decken gescheucht und zum Aufbruch getrieben. Einen Grund hatte er nicht genannt, nur, dass er „endlich vorwärtskommen“ wolle. Wohin hatte er nicht gesagt und weder Kagomes Drohungen, ihn so oft Platz machen zu lassen, bis er drei Tage lang nur noch Dreck schmecken würde, noch Mirokus eher pädagogisch angehauchten Versuche, ihn mit Logik zur Preisgabe seines Zieles zu überreden, hatten in irgendeiner Weise gefruchtet. Auch hatte er ein so schnelles Tempo vorgelegt, dass selbst die Nekomata Kiara Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten. Alles in allem waren die Freunde ziemlich verwirrt. Jedoch waren sie lange vor Einbruch der Nacht von aufkommendem Nebel überrascht worden, der so dicht war, dass er ein weiteres Fortkommen erschwerte, ja gar unmöglich machte. Inuyasha saß daher auch mit unglaublich griesgrämiger Miene an einen Baum gelehnt, während die anderen bereits erleichtert auf ihr Essen warteten, welches Kagome in einem kleinen Topf über dem Feuer kochte. Ramen, natürlich. Es gab kaum eine bessere Mahlzeit für unterwegs als Ramen, da war sich die Gruppe einig. Und auch wenn der Hanyou mit Sicherheit sich nur wieder darüber beschweren würde, wie sehr dies hier ihr Fortkommen zu weit hinauszögerte, würde er doch nichtsdestotrotz mit Wonne die schmackhaften Nudeln herunterschlingen. ‚Und vermutlich wird er auch noch Shippos zweite Schüssel klauen wollen’, dachte Kagome, halb lächelnd, hab verkniffen. Sie rührte noch einmal in ihrem Topf und wollte gerade zum Essen rufen, als Miroku urplötzlich von seinem Platz aufstand und angestrengt in den Nebel hinausstarrte. "Inu Yasha, spürst du das auch?" Auch Inu Yasha erhob sich, einen alarmierten Ausdruck im Gesicht. "Diesen hochnasigen Geruch würde ich überall herauserkennen", meinte er missbilligend und mit einer gewissen Anspannung in der Stimme. Kagome bemerkte, wie auch Tessaiga zu vibrieren anfing. Das war ein sicheres Zeichen dafür, dass Tensaiga in der Nähe sein musste. Und so auch Sesshoumaru. Beunruhigt ließen die Freunde ihre Blicke umherwandern. Begegnungen zwischen Inuyasha und Sesshoumaru waren ein garantierter Stressfaktor, denn sie liefen eigentlich immer auf das Gleiche hinaus: Einen Kampf auf Leben und Tod, dessen Grund inzwischen eigentlich niemandem mehr so genau klar war. "Hä...?" Der wenig sinnreiche, jedoch ausgesprochen verwirrt klingende Ausdruck Inuyashas lenkte die Blicke der Anderen auf ihn. Er zog stirnrunzelnd die Nase kraus. "Was ist, Inuyasha? Riechst du noch etwas außer Sesshoumaru?", fragt Kagome. "Ja, Menschenblut", antwortete der Hanyou erstaunt. Alle schauten sich entsetzt an. Hatte Sesshoumaru womöglich Menschen getötet? Woher konnte sonst der Geruch kommen? Inuyasha hielt sich den Ärmel vor das Gesicht, als seine feine Nase überreizt auf den stetig stärker werdenden Blutgeruch reagierte. "Das ist ja widerlich! So ein furchtbarer Geruch!" Doch immer noch bewegte sich nichts in den Nebelschwaden, nur Inuyashas Grimassen ließen erahnen, dass sein Halbbruder ganz in der Nähe sein musste. Als Kagome einmal mehr über die nebelverhangene Wiese zu ihrer Rechten blickte, schrie sie auf. Der Nebel hatte sich etwas gehoben und ein schreckliches Bild bot sich ihr. Sofort drehten sich die Köpfe der anderen zu ihr herum, um zu sehen, was sie so aufgewühlt hatte. Sie hörte Miroku heftig die Luft einziehen und Sango erschrocken aufstöhnen. Shippo drängte sich mit einem furchtsamen Quietschen eng an ihre Beine. Von Inuyasha kam ein tiefes Knurren, dass einem die Haare zu Berge stehen ließ. Nun schauten alle auf Sesshoumaru, der, triefend von Blut, einen leblosen Kinderkörper im Arm, aus den Nebeln trat. "DU...!", zischte Inuyasha und griff nach Tessaiga. "Nein Inuyasha, warte, was tust du da?!", ertönte es von Kagome, die überrascht über den ungewohnt zornigen Unterton in Inuyashas Stimme war. Sonst war seine Reaktion auf seinen Halbbruder zwar ebenfalls heftig, aber mehr von Rivalität denn von Zorn geprägt. "Seit ihr denn alle blind!? Er hat das Kind umgebracht! Du Schwein! Ich wusste es!" Kagome sah, wie Sesshoumaru den schlaffen Körper des Mädchens noch etwas fester an sich drückte. Dieses Bild erschreckte sie noch mehr. Es erschien so – irreal. Irgendetwas stimmte da nicht. Der seltsame Ausdruck in den Augen des Daiyoukai, kaum wahrnehmbar, aber trotzdem da.... "Wie kannst du nur! Du Mörder! Dass du diesen Gestank überhaupt ertragen kannst du...du...argh!!", schrie Inuyasha. Er zog sein Schwert aus der Scheide und richtete es auf Sesshoumaru. "Na los, kämpfe! Zieh dein Schwert, ich mach dich fertig!" Doch er bekam nie die Gelegenheit, loszustürmen, jemand anderes hatte andere Pläne "Inuyasha, mach Platz!" Mit einem dumpfen Klatschen donnerte Inuyasha zu Boden. "Kagome, warum...?", kam es gedämpft von unten hervor. Das Verhalten der jungen Frau irritierte ihn noch mehr, als der Anblick seines Halbbruders mit dem Mädchen im Arm es vermocht hatte. Kagome ging währenddessen langsam auf Sesshoumaru zu, der ihr regungslos entgegen sah. Eiskalte Augen durchbohrten sie förmlich, doch sie hielt dieser Musterung tapfer und mit erhobenem Kopf stand, als sie in einiger Entfernung von ihm stehen blieb. "Du bist die Miko." Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. "Nun... ja..." "Hilf ihr." Ein Befehl, keine Bitte. Kagome betrachtete das Mädchen in seinen Armen. "Das ist die kleine Rin, nicht wahr?" Sesshoumaru antwortete nicht. Da bemerkte die junge Frau, dass er wohl auch verwundet sein musste, abgebrochene Pfeilschäfte steckten in Pelz und Gewand, das Blut, welches den Stoff tränkte, konnte nicht allein von dem Mädchen stammen. Sie konnte nicht sehen, wie tief die Pfeile getroffen hatten und ob er schwerere Wunden davon getragen hatte. Denn selbst wenn sie hätte näher kommen wollen, so konnte sie es nicht. Die Dämonenaura, die ihn immer noch umgab und so schützte, war zu stark, selbst auf mehrere Schritt Entfernung konnte sie es spüren. Sesshoumaru blicke noch einmal auf das Kind in seinen Armen, dann legte er Rin nieder. Kurz warf er noch einen angewiderten Blick auf Inuyasha - der sich gerade wieder aufrappelte und einen wütenden Blick auf Kagome und seinen älteren Bruder warf - und verschwand in einer blauen Energiekugel. Innerhalb von Sekunden war er wieder im Nebel verschwunden. Zurück blieb nur die leblos scheinende Rin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)