Juturna von Aoki ================================================================================ Kapitel 1: The Great Golden Baby -------------------------------- Time takes its toll on us This changes everything I'd be a liar if I denied you at all Now that I know This changes everything There's no gift without a price   Circa Survive – Juturna                  Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich nie bewusst darüber nachgedacht habe. Diese Sentimentalität, die auch vor mir nicht Halt macht. Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Und vielleicht haben wir den Punkt erreicht, an dem wir nicht mehr vorwärts kommen, weil wir uns zu sehr damit beschäftigen, was die Vergangenheit uns mit auf den Weg gegeben hat. Zu vergessen fällt zunehmend schwerer. Also vergib mir, so zu denken. Vergib mir, alles in Frage zu stellen. Vergib mir, nicht mehr die Person sein zu können, die du geglaubt hast für immer zu lieben.         Es wird leichter. Mit jedem Blick, den wir teilen, Fremder …     Die Luft ist abgestanden, fließt mit jedem Atemzug in meine Lungen, legt sich schwer auf meine Brust. Ich bin nicht nüchtern. In einem Zustand, der mich bereits zum zweiten Mal an diesem Wochenende begleitet. Für den kläglichen Versuch zu vergessen, dass es Dinge gibt, die im Moment viel wichtiger wären, als sich an fremde Körper zu schmiegen, die mich im Rhythmus der Musik wiegen. Unbekannte Stimmen, die zwischen dem Bass und meinen Gedanken versinken, Lippen, die über meinen Hals streifen. Mir ist heiß. Viel zu heiß. Und meine Augen brennen.   Doch das ist alles unwichtig. Weit weg. Bis zu dem Augenblick, wo mich meine Schritte taumelnd zurück zu ihm führen. Zu uns und unseren Problemen, die genau an derselben Stelle warten, an der ich versucht habe, sie zurückzulassen.   Sein Kopf ist gesenkt, als die Tür hinter mir ins Schloss fällt und ich weiß, wie er mich gleich ansehen wird. Mit diesem Blick, der mich die letzten Jahre viel zu häufig getroffen hat – immer noch trifft. Wann immer er sich gegen mich richtet.   „Wo warst du?“ Ein viel zu träges Schmunzeln umspielt meine Lippen, als ich mich auf ihn zubewege.   „Tanzen.“   „An zwei Tagen hintereinander?“   „Ja.“ Vor ihm zum Stillstand kommend sehe ich auf in seine Augen, die vor unterdrücktem Zorn funkeln.   „Du hast getrunken“, merkt er an, während sich seine warmen Finger gegen meine Wange schmiegen.   „Ja.“   „Hast du noch etwas anderes gemacht?“ Nein … nein.   „Nein. Nur getanzt.“ Er nickt, sieht mich an – ich weiß, dass er mir nicht glaubt – und greift dann mit seiner Hand, die bis eben noch an meiner Wange geruht hat, in mein Haar, um mich näher an sich heranzuziehen und zu küssen. Ein scheuer Kuss, der völlig im Gegensatz zu dem festen Griff steht, den er auf mich ausübt. Mit einem Brennen, das sich über meine Kopfhaut zieht.   „Wir müssen reden“, haucht er gegen meine Lippen und lässt langsam von mir ab. Es ist dieser Satz, der sich unangenehm auf meine Magengegend auswirkt. Ein Drücken, undefinierbares, flaues Kribbeln, das sich in meinem Bauch entfaltet und verhärtet.   Ich habe Angst davor, was er mir sagen wird. Egal wie oft sich dieses Szenario schon vor meinem inneren Auge abgespielt hat, es ist nicht mit dem zu vergleichen, was man empfindet, wenn es tatsächlich passiert.   Wirst du dich von mir trennen? Das hier zurücklassen?   „Komm“, sagt er ruhig und nimmt meine Finger zwischen seine, um mich zur Couch zu führen. „Setz dich …“             „Sasuke.“   „Mhm?“   „Steh auf.“   „Mhh? Warum?“ Nur schwerfällig öffnen sich meine Augen, die ich kurz darauf wieder zusammenkneife, da sich das Licht als gleißender Schmerz durch meine Nerven frisst.   „Wir müssen reden.“ Und auch die Erinnerungen an letzte Nacht schwappen in mein Bewusstsein. Der missratene Versuch, miteinander zu kommunizieren. Der Sex, weil alles andere zu viel Aufwand erfordert hätte.   „Jetzt?“   „Ja, jetzt.“ An seiner Tonlage erkenne ich, dass er bedrückt ist. Das ist der Vorteil, sich lange zu kennen. Zu wissen, welcher Stimmungsgrad existiert, ohne die Augen öffnen zu müssen.   „Okay.“   „Weißt du, ich glaube, wir haben ein Problem.“ Eines? Wir haben nicht nur ein Problem. Wir haben Tausende. Viele kleine. Große. Wir sind eine unfertige Baustelle, für die kein Konzept besteht. Und während ich anfange zu graben, schüttet er das Fundament. Lässt dadurch Ungleichgewicht entstehen.   Vielleicht ist es aber auch meine Schuld.   „Haben wir?“, erwidere ich ruhig und versuche erneut, langsam die Augen zu öffnen. Schon so früh am Morgen dieses schwere Gefühl im Inneren spüren zu müssen, ist wenig angenehm.   „Ja. Ich denke wir haben ein großes Problem.“ Ich drehe mich zu ihm herum, nachdem er diesen Satz ausgesprochen hat. Strecke die Finger nach ihm aus, um über seine nackte Brust zu streicheln. Er folgt meiner Bewegung nur für einen kurzen Moment, ehe sich seine Augen auf mich richten. „Ich glaube, dass …“ Er schweigt daraufhin. Lässt das schwere Gefühl in meiner Brust nur noch stärker werden.   „Dass was?“   „Dass du nicht ganz ehrlich zu mir bist.“ Ich blinzle, löse meine Finger von seiner Haut.   „Wie meinst du das?“ Ob er bemerkt, wie schnell mein Herz schlägt? Ob er es spüren kann?   „Du verhältst dich sehr seltsam in letzter Zeit …“ In letzter Zeit? „Und ich glaube, dass du … dass du etwas vor mir verheimlichst.“   „Inwiefern?“ Er schnaubt.   „Du kommst spät nach Hause, gehst am Wochenende feiern … und redest noch weniger als sonst.“   „Ich glaube, das bildest du dir ein.“   „Ach ja? Und das gestern war auch Einbildung?“ Dieses Gespräch zerrt an meinen Nerven. Konfrontationen sind eine Sache, mit denen ich nicht gut umgehen kann. Doch das konnte ich noch nie – und er weiß es.   „Weil ich ein Wochenende feiern gehe?“   „Zwei Tage hintereinander. Und dann betrinkst du dich. Seit wann betrinkst du dich, Sasuke?“   „Ich hatte es nötig.“   „Und warum?“   „Weil ich im Moment … Stress habe.“   „Wovon? Und warum redest du nicht mit mir darüber?“   „Weil du nicht hier bist.“   „Tut mir leid, dass ich arbeiten muss.“   „Ist das deine Ausrede?“, erwidere ich trocken und richte mich auf. „Wirklich? Seit Monaten schiebst du Überstunden, aber ich bin Schuld? Ist das dein Ernst?“, spreche ich weiter und steige vom Bett, obwohl mein Kreislauf mich fast wieder dazu zwingt, mich hinzusetzen.   „Es ist keine Ausrede! Ich arbeite, damit ich etwas erreiche!“ Ich verdrehe die Augen und ignoriere den stechenden Schmerz, der sich dabei durch meine Schläfen zieht.   „Es gibt Dinge, die wichtiger sind als dein Status.“   „Sagte der Mann, der keinerlei Ambitionen hat.“ Mit dem Aussprechen dieses Satzes wird es vollkommen still zwischen uns.   Dieses Thema ist zu sensibel. Zu roh, um verdaut werden zu können.   Deshalb lasse ich ihn zurück. Ignoriere sein Seufzen, das mich begleitet, als ich die Tür zum Badezimmer hinter mir schließe.         'Tut mir leid … Ich hab beschissen reagiert. Ruf mich zurück, okay? Ich hab mir freigenommen. Wenn du willst, können wir was machen. Ins Kino gehen? Was zusammen essen? Melde dich einfach … ich will mich bei dir entschuldigen'       Stunden später sitze ich noch immer auf dieser verlassenen Bank im Park, mein Blick auf das Laub gerichtet, das im künstlerischen Eifer mit dem Wind durch die Luft tanzt, begleitet von der untergehenden Sonne, die die Umgebung in herbstlich besänftigendes Rot färbt.   Ich liebe Momente wie diese. Augenblicke, die nur mir gehören. Zeuge von etwas zu werden, auf das kein Einfluss genommen werden muss, um vor Perfektion zu erstrahlen.   „Vorsicht!“ Ich zucke unweigerlich zusammen, als mich etwas Hartes an der Brust trifft und im Anschluss auf meinem Schoß landet.   Ich blicke auf zu dem Mann, der auf mich zusprintet und völlig außer Atem vor mir zum Stillstand kommt.   „Sorry! Ich hab mit meinem Hund gespielt und nicht aufgepasst!“ Er beugt sich leicht nach unten, sieht mich panisch an, doch ich kann nichts erwidern.   Fesselnd. Seine Augen. Sie fesseln mich. Unmittelbar. So hell.   „Ich wollte eigentlich nicht so weit werfen … aber-“   „Schon okay“, unterbreche ich ihn ruhig und greife nach dem feuchten Tennisball, der mir beinahe aus der Hand gerissen wird von dem Hund, dessen Spieltrieb unermesslich scheint. Ich werfe ihn – der Hund fängt an zu rennen – und sein Besitzer sieht mich an.   „Heh, sorry nochmal! Bist du irgendwie schmutzig geworden?“, hakt er nach, als sein Tier erneut auf uns zugestürmt kommt, um den Ball vor meinen Füßen abzulegen.   „Nein“, antworte ich, ehe ich den Ball abermals aufhebe. „Alles okay.“ Mit einem weiteren Wurf fliegt das geliebte Spielzeug davon.   „Gut! Bist du auch mit deinem Hund hier?“ Meine Stirn runzelt sich.   „Ich habe keinen Hund.“   „Oh.“ Er setzt sich ungefragt neben mich. „Ich dachte, weil das ein Hundepark ist …“   „Ist es das?“   „Heh, ich glaube schon?“   Er fängt an, mir von seinem Leben zu erzählen, noch bevor er mir überhaupt seinen Namen nennt. Dinge, die ihn hierher geführt haben, Geschichten, die man nicht als Smalltalk werten kann. Eine ganze Weile lang, bis er scheinbar selbst bemerkt, wie merkwürdig diese Situation ist. Zumal ich die gesamte Zeit über schweigend mit seinem Hund gespielt habe.   „Sorry, ich hab dich ganz schön zugetextet, mh?“   „Kein Problem“, erwidere ich schmunzelnd, ehe ich den Ball ein letztes Mal werfe und ich mich erhebe. Er tut es mir gleich. Steht mir gegenüber. Mit einem Grinsen.   „Ich bin übrigens Naruto. Naruto Uzumaki.“ Ich ergreife seine ausgestreckte Hand, die sich warm um meine Finger schmiegt.   „Sasuke Uchiha.“   „Sasuke, huh?“ Nickend lasse ich meine Hand sinken. „Kommst du öfter hierher?“, fragt er, während sich mein Kopf leicht zur Seite neigt.   „Ich weiß nicht. Ab und zu?“   „Wenn du willst … also ich meine, hast du Lust, mal was mit mir trinken zu gehen? Ich bin relativ neu in der Stadt … und-“   „Gerne.“ Die Vibration meines Handys, das in meiner Hosentasche weilt, erinnert mich daran, dass diese Zusage vielleicht auch anders gewertet werden könnte.   „Cool! Krieg ich deine Nummer?“ Und doch nenne ich ihm Ziffer für Ziffer. Verabschiede mich mit einem Lächeln, das Schritt für Schritt verblasst.   Was tue ich eigentlich? Und warum?             „Hey.“ Er wartet bereits im Flur auf mich, als ich die Tür zu unserer gemeinsamen Wohnung aufgeschlossen habe. Sein Blick wirkt reumütig. Doch so sollte es gar nicht sein.   „Hey.“ Ich lasse zu, dass er mich in seine Arme zieht und umarmt. Spüre seine Lippen, die in meiner Halsbeuge landen, fühle seinen Atem, als er seufzt.   „Tut mir wirklich leid … ich war gestern arschig … und ich hab etwas gesagt, das-“ Unsanft zerre ich an seinem Haar, beobachte, wie sich seine Augen weiten, ehe ich meine Lippen fest gegen seine presse.   Wir sind quitt …   „Schon okay“, hauche ich, suche noch mehr Nähe, stolpere mit ihm ins Wohnzimmer. „Alles ist gut.“                 „Sicher, dass alles okay ist?“ Er klingt erschöpft. Müde, aber auch besorgt. Hier auf seiner Brust liegend, spüre ich sein Herz ganz fest schlagen.   „Ja.“   „Ich wollte nicht so überreagieren …“   „Mach dir keine Gedanken.“   „Tue ich aber … ich denke ständig darüber nach …“   „Worüber?“   „Über uns.“ Seufzend blicke ich nach oben sein Gesicht. Er sieht traurig aus.   „Du denkst zu viel nach.“   „Vielleicht aber auch zu wenig.“   „Müssen wir wirklich jetzt darüber diskutieren?“   „Wann denn sonst? Immer, wenn ich etwas anspreche, weichst du mir aus. Und das geht schon länger so.“ Ich will nicht, dass diese Situation eskaliert.   „Was willst du von mir hören?“ Doch ich trage dazu bei, indem ich entnervt klinge.   „Warum du dich in letzter Zeit so seltsam verhältst. Du gehst am Wochenende feiern, mit weiß Gott wem, du betrinkst dich, und wenn wir zusammen sind gibt es nur Sex und Schweigen.“   „Wenn du das so siehst.“   „Verdammt richtig“, antwortet er schroff und schiebt mich von sich herunter, um sich aufzurichten. Jetzt sieht er wütend aus. „Ich sehe es so, weil es genauso ist! Wenn du von der Arbeit kommst, hängst du nur vor deinem beschissenen Laptop herum! Gespräche? Fehlanzeige. Du verkriechst dich, und wenn ich was mit dir machen will, heißt es nur: 'Keine Lust, später'.“   „Ach ja? Und wie ist es in den letzten Monaten bei dir gewesen? Du bist nur am Arbeiten! Und ich soll aber jedes Mal springen, wenn irgendein langweiliges Essen bei deinen Kollegen stattfindet? Findest du das wirklich gerecht? Du kommst auch nur an, wenn du irgendwas willst.“   „Das ist nicht wahr und das weißt du genau! Tut mir leid, dass ich derjenige bin, der auf was hinarbeitet!“ Er trifft diesen wunden Punkt. Er trifft ihn immer wieder. Doch jetzt ist er zu erzürnt, um sich darüber im Klaren zu sein.   „Ich arbeite auch! Ich arbeite genauso hart wie du! Ich arbeite, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, um etwas zu schaffen, aber das siehst du gar nicht, weil es dich nicht im Geringsten interessiert!“   „Ohh, brotlose Kunst. Na, wie viele Verlage hast du schon angeschrieben? Wie viele Geschichten eingereicht? Was macht das Zeichnen, was macht die Musik? Deine Fotos? Nichts, rein gar nichts. Das alles stiehlt dir nur die Zeit!“ Wütend stehe ich vom Bett auf, die Decke rutscht an mir herunter, doch bevor ich auch nur den möglichen Schritt zur Flucht wagen kann, hält er mich am Handgelenk fest. „Und jetzt haust du wieder ab, weil ich dir die Wahrheit über deine tolle Arbeit gesagt hab. Newsflash: es bringt überhaupt nichts. Du verschwendest dein Potential, weil du irgendetwas hinterher jagst, das überhaupt keine Zukunft hat!“ Sein Brüllen macht es mir einfach. So einfach, ihm dafür meine Faust gegen die Brust zu rammen. Er fällt zurück, doch lässt mich nicht los. Stattdessen fängt er an zu zischen, ehe er mich grob herumreißt und in die Matratze drückt.   „Du verstehst überhaupt nicht, was ich will. Du siehst nur dich, Sasuke.“   „Irrtum“, schnaufe ich. „Ich sehe gar nichts mehr. Absolut gar nichts mehr.“ Auch wenn dieser Ausspruch sich anfühlt, als hätte man mir in den Bauch geschossen, die Worte fließen mühelos von meinen Lippen. Aus Wut. Aus Verletztheit.   Und so wie er mich ansieht, fühlt er es auch.   Ich drehe den Kopf zur Seite, da ich nicht in seine Augen blicken möchte.   „Siehst du das wirklich so?“, haucht er, und lässt mit einem Mal von mir ab. „Willst du mir damit wirklich sagen … dass du-“   „Sei einfach still.“   „Warum, Sasuke? Warum muss es immer so sein? Warum kannst du mir nicht ehrlich sagen, was du empfindest? Was dich bedrückt? Warum endet es immer in einem Desaster?“   Weil du gar nicht hören willst, was ich zu sagen habe. Du willst, dass es gut läuft, und zwar so, wie du es für richtig hältst. Das ist alles. Würdest du mich wirklich respektieren, dann würdest du nicht so reden. Du würdest versuchen, das Gesamtbild zu sehen. Doch das tust du nicht. Du spielst lieber das Opfer.   „Und jetzt schweigst du wieder“, fährt er fort. „Ich liebe dich wirklich, Sasuke, aber das macht mich kaputt. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll …“   „Hör auf.“   „Womit? Die Wahrheit zu sagen?“   „Hör auf, dich ständig in diese Opferrolle zu drücken!“, sage ich laut und blicke ihm entgegen. Er sieht verwirrt aus, doch das ist mir gleich. „Ständig sprichst du davon, dass wir offen über alles reden können, doch wenn ich anfange dir von meinen Sachen zu erzählen, fängst du an sie zu zerreißen! Meinst du es macht mir Spaß ständig von dir zu hören, wie aussichtslos das alles ist? Dass ich überhaupt keine Chance habe? Dass ich lieber das tun sollte, was du für richtig hältst? Ich sag dir mal was: Ich hasse dieses Leben, das du dir für uns wünscht. Ich hasse es. Diese Falschheit. Diese Enge, die mich kaum noch atmen lässt. Es macht mich unglücklich.“ Er weicht zurück – ich zittere.   „Du hasst unser Leben?“   „Ich hasse das, was es geworden ist.“               'Hey, ich bin´s, Naruto! Wir waren vor zwei Tagen zusammen im Park, falls du dich erinnern kannst? Hehehehe. Sicher kannst du das. Zumindest an Shiba, mit dem du gespielt hast, da bin ich mir sicher. Eh ja, was ich eigentlich fragen wollte, hast du Lust, am Freitag mit mir was trinken zu gehen?'       „Sind Sie sich sicher, dass Sie diesen Artikel nicht noch eine Nummer größer haben?“ Das rundliche Gesicht der Frau, die vor mir steht, ist leicht gerötet, als sie mir zum gefühlt 20. Mal dieselbe Frage stellt.   „Tut mir leid, wir führen jegliche Kleidung nur bis maximal Größe 42.“   „Aber XL ist mindestens 44-46. Können Sie nicht noch einmal nachsehen?“ Ich versuche zu Lächeln, als ich ihr das Kleidungsstück aus der Hand nehme, doch scheitere kläglich. Heute ist nicht unbedingt ein Tag, der mich träumen lässt. Viel zu viele genervte Kunden, viel zu wenig Zeit, um Gedanken nachzuhängen.   „Ah, Sasuke, kannst du nachher kurz im Lager bleiben, während Karin den Rest entgegennimmt?“   „Kann nicht, muss was erledigen.“   „Und was?“   „Einer Kundin ein Teil in einer Größe suchen, die wir gar nicht haben.“ Mein Arbeitskollege lacht daraufhin, ehe er mir das Kleidungsstück aus der Hand nimmt.   „Gib her, ich vertreib sie. Du kannst nach dem Lager Pause machen, ich bleib vorne.“             'Ich kann mich an dich erinnern … und an deinen Hund. Shiba? Ist das nicht die Rasse deines Hundes? Ein Shiba Inu?'     „Hey Sasuke, ich brauch unbedingt deine Hilfe! Ich komm ums Verrecken nicht an das blöde Regal, sogar die Trittleiter ist zu kurz.“ Ich verdrehe die Augen, doch helfe Karin dabei, ihre gewünschten Stücke vom Regal zu holen.   „Danke, du bist ein Schatz!“ Vorsorglich gehe ich auch gleich ein Stück zurück, denn sie neigt immer dazu, mich berühren zu wollen. Eine seltsame Eigenschaft, die ich noch nie sonderlich geschätzt habe. „Machst du gerade Pause?“ Ich nicke, und sie kichert. Dann kündigt sich eine SMS auf meinem Handy an.     'Jaha, das ist die Rasse und sein Name! Shiba ist total cool! Also, wie sieht es aus, hast du Lust?'     'Okay … Freitag um acht?'               „Hörst du mir überhaupt zu?“ Dass sich ein langer Arbeitstag dem Ende zuneigt, heißt nicht unbedingt, dass man daraufhin seinen Feierabend genießen kann.   „Was ist?“ Die Stimmung zwischen uns ist in den letzten Tagen ziemlich angespannt gewesen.   „Ich habe gefragt, ob du am Freitag mit mir ins Kino gehen willst. Ich hab da zwei Karten … und naja, ich wollte was mit dir unternehmen.“ Da ist wieder dieses seltsam flaue Gefühl, das sich in meinem Bauch entfaltet – es verstärkt sich, als er von hinten an mich herantritt, um mich zu umarmen – weil ich genau weiß, wie ich mich entschieden habe.   „Das hört sich gut an, aber ich hab Freitag schon was vor.“   „Huh? Was denn?“ Sein Griff um meine Mitte wird fester. Seine Lippen liegen an meinem Hals.   „Ich hab Sakura versprochen, dass ich mit ihr trinken gehe.“   „Mit Sakura?“   „Ja.“   „Seit wann gehst du freiwillig zu Sakura, außer um deine Haare schneiden zu lassen?“   „Seit ich Lust dazu habe.“   „Ich merk schon, du bist immer noch pissig, mh?“ Ich drehe mich herum, blicke ihm in die Augen.   „Du etwa nicht?“ Er seufzt.   „Ich bin nicht pissig, ich will das hier richten. Ich liebe dich.“ Ich liebe dich auch … aber ich brauche Zeit. Mehr Zeit, um diese Gefühle zu sortieren.   „Wie sieht es Samstag aus?“, hake ich nach.   „Muss arbeiten.“ Natürlich. Was könnte er sonst anderes tun?   „Wie lange?“   „Sasuke, komm schon, sag Sakura ab …“   „Nein. Sag du Samstag deiner Arbeit ab.“   „Das geht nicht, es ist wichtig.“   „Bei mir auch.“   „Ah ja? Und warum? Deine Karriere hängt nicht davon ab, oder?“   „Fangen wir wieder an zu streiten? Wenn ja, dann lass es mich wissen, damit ich gehen kann.“   „Sei nicht schon wieder so aggro! Ich will mehr Zeit mit dir verbringen, Himmel Herrgott nochmal.“   „Zu deinen Konditionen.“ Er schüttelt den Kopf.   „Gut, weißt du was?“ Und entfernt sich von mir. „Dann eben nicht. Dann überlass ich es dir. Mach was du willst. Geh mit ihr trinken oder weiß der Geier was. Aber wirf mir ja nie wieder vor, dass ich mich nicht bemühe.“         'Super! Ich freu mich! Eh, wo wollen wir uns eigentlich treffen? Ich kenn mich hier nicht aus …'           „Der Konoha-Haarschneider, Sie sprechen mit Sakura, was kann ich für Sie tun?“   „Ich brauch deine Hilfe.“   „Sasuke?“   „Ja.“   „Musst du deinen Termin für nächste Woche verschieben?“   „Nein … hör zu, falls du angerufen wirst, sag, dass wir am Freitag trinken gehen.“   „Hä? Diesen Freitag? Da hab ich keine Zeit.“   „Ich auch nicht, aber ich brauche dich als Alibi.“   „Oh Sasuke …“   „Sag einfach ja, Sakura.“   „Okay, Sasuke-Slut. Aber wehe ich bekomme am Dienstag nicht sämtliche Einzelheiten!“             „Hey Sasuke, hier drüben!“ Mit diesem Grinsen hebt er sich deutlich von dem Rest der Menschen ab, die durch den U-Bahntunnel strömen, um ihren wohlverdienten Feierabend einzuläuten. Überall nur langezogene Gesichter, doch er, er lächelt. Sieht fröhlich aus. Bewirkt, dass auch meine Laune sich Stück für Stück hebt, mit jedem Schritt, den ich auf ihn zugehe.   „Hi.“ Er kratzt sich über den Hinterkopf, während ich schmunzle.   „Hey“, erwidere ich. „Wartest du schon länger?“ Denn meine Bahn hatte ungefähr zehn Minuten Verspätung.   „Nee, meine Bahn ist erst vor fünf Minuten angekommen, ich dachte, ich hab dich vielleicht verpasst!“   „Hast du nicht. Meine Bahn hatte auch Verspätung.“ Er folgt mir, läuft nebenher, während ich uns zielsicher durch die Massen führe, hoch und nach draußen, wo die Lichter der Stadt unseren Weg erhellen. Es ist ein bekanntes Viertel, bekannt für seine Clubs und Bars.   „Scheint hier ja öfter so zu sein, mh? Ich glaub ich war noch nie irgendwo so richtig pünktlich …“ Banaler Smalltalk begleitet uns, bis wir unser Ziel erreicht haben. Und während er spricht, denke ich darüber nach, welche Erwartung ich an diesen Abend stelle.   Ja, was ist es, das ich mir erhoffe? Einen neuen Freund zu gewinnen? Jemanden besser kennenzulernen? Weshalb?   „Shiba war übrigens richtig fertig, nachdem wir neulich zu Hause angekommen sind. Deine Würfe hatten es in sich.“ Ein schiefes Grinsen ziert meine Lippen, als wir gemeinsam die Bar betreten.   „Ich hab früher Baseball gespielt.“   „Echt?“ Er klingt ehrlich interessiert. Strahlt Neugierde aus. Und irgendwie … irgendwie ist das ein schönes Gefühl.       Ein Gefühl, das mir den Abend über folgt, sich mit jedem Bier, das ich leere, noch mehr festzusetzen scheint.     „Ha, ist nicht dein Ernst, oder? Wie bist du da wieder rausgekommen?“, lacht er, die Wangen leicht gerötet, die Augen voller Glanz. Mittlerweile haben wir beide unser drittes Bier geleert.   „Ich hab einfach versucht, meine nassen Klamotten über die Heizung zu hängen … war nur im Hochsommer leider nicht so effektiv.“ Naruto bricht daraufhin in schallendes Gelächter aus, das so melodisch klingt, dass es mich ansteckt. Auch wenn ich versuche, mich zu kontrollieren – ich gluckse. Und das ziemlich laut.   Diese Erinnerungen an damals mit jemandem zu teilen, der völlig unvoreingenommen an Dinge herangeht. Es fühlt sich gut an. Das hier, es fühlt sich schön an.   „Wah, Sasuke, das ist zu gut. Sag mir nicht, dass du danach nackt nach Hause gehen musstest.“   „Vielleicht.“   „Heh. Einfach genial. Echt jetzt!“   „Dass ich nackt nach Hause gehen musste oder dass ich versucht habe, meine Klamotten auf einer Heizung zu trocken, die überhaupt nicht funktioniert hat?“   „Beides! Mann, das ist echt so lustig, ich krieg Bauchschmerzen“, grinst er mir entgegen und hebt dann sein halbvolles Glas an. „Auf deine Nacktheit!“         Eine Stunde später bin ich nicht mehr beschwipst, sondern an der Grenze zum Betrunkensein. Eigentlich ist sogar diese Schwelle schon überschritten. Doch scheinbar nicht nur bei mir. Naruto lallt – seine Augen sind glasig – und seine Wangen glühen.   „Erzähl mir mehr von dir! Was machst du in deiner Freizeit?“, fragt er mich mit einem Lächeln, das sich angenehm auf mein Gemüt auswirkt.   „Mhm, ich schreibe. Fotografiere, Zeichne … spiele Gitarre.“   „Wow, echt jetzt? Was schreibst du so?“   „Hauptsächlich Romane. Mit …“, ich überlege für einen Moment, ob ich es aussprechen soll, doch der Alkohol in meinem Blut nimmt mir diese Entscheidung ab, „mit homosexuellen Protagonisten.“ Er blinzelt, dann nickt er.   „Hast du schon was veröffentlicht?“ Okay, mit dieser Reaktion hätte ich nicht gerechnet. Doch eigentlich ist es egal, was er davon denkt.   „Nur auf gewissen Plattformen im Netz, nicht als Buch.“   „Okay? Also kann man deine Texte online lesen?“   „Willst du etwa meine Geschichten lesen?“   „Klar, warum nicht?“   „Also stört es dich nicht, dass ich über Männer schreibe, die es mit anderen Männern tun?“   „So richtig explizit?“, sagt er und ich bin mir sicher, dass man mir diesmal meine Überraschung ansehen kann. Sein schelmisches Grinsen … er will mich auf den Arm nehmen?   „Richtig explizit. Mit allem, was zwei Männer miteinander tun können …“ Er gluckst, schüttelt dann den Kopf und hebt sein Glas erneut an.   „Gib mir die Adresse.“ Ich nehme mein Glas ebenfalls in die Hand, die linke Augenbraue angehoben.   „Stehst du etwa darauf?“, hake ich nach und sehe, dass er nickt, nachdem er einen Schluck getrunken hat.   „Ich dachte, das wäre offensichtlich.“ Dieser Satz löst ein ungewohntes, schon lang vergessenes Gefühl in mir aus. Die genaue Definition will mir nicht gelingen, doch ich weiß, dass dieses Empfinden sich nicht negativ anfühlt.   „Flirtest du mit mir?“, stelle ich offen die Frage, die sich am deutlichsten aus dem Wirrwarr meiner Gedanken herauskristallisiert.   „Wäre es schlimm, wenn es so wäre?“ Mein Blick haftet sich auf die dunkle Tischplatte.   Jetzt wäre der passende Moment, ehrlich zu sein. Ihm zu sagen, dass das hier zu nichts führen wird. Denn die Tatsache, dass ich seit zehn Jahren vergeben bin … „Ich meine, ich hab den Ball mit Absicht auf dich geworfen.“ Ich richte meine Augen zurück auf ihn. Habe ich ihn gerade richtig verstanden?   „Du hast mich abgeworfen?“ Er kichert.   „Ja … ich wollte deine Aufmerksamkeit erregen“, gibt er grinsend zu.   „Einfach so? Du hättest nicht wissen können, dass ich auf Männer stehe.“   „Deswegen hab ich nach einem Date gefragt … und du hast ja gesagt.“ Dieser Gedankengang klingt faszinierend. Mindestens genauso faszinierend wie naiv. Das hier ist ein Date? „Außerdem hast du vorhin gesagt, dass du Geschichten über Männer schreibst, die es miteinander treiben.“ Ich kann spüren, wie sich das Blut in meinem Körper verlagert. In die Spitzen meiner Ohren fließt und sie warm werden lässt. „Und entschuldige, wenn ich so direkt bin, aber ich musste dich einfach ansprechen nachdem ich dich da auf der Bank beobachtet habe …“, spricht er leise weiter, und diesmal ist es kein Grinsen, das seine Lippen ziert, sondern ein Lächeln, das es mir für einen Moment lang schwer macht, angemessen Luft zu holen.   Er wollte mich kennenlernen. Mit mir reden … er hat mich absichtlich mit dem Ball beworfen … er flirtet mit mir.   „Naruto … ich … fühle mich geschmeichelt … aber ich bin vergeben.“ Es fühlt sich seltsam an, diesen Satz auszusprechen. Viel unangenehmer als zuvor in meinem Kopf. Obwohl es genau das ist, was ich sagen muss. Das, was richtig ist. Alles andere wäre unfair.   „Oh.“ Er sieht getroffen aus von dieser Antwort, genauso, wie ich mich gerade fühle und es bewirkt, dass sich die Stimmung verändert. Es wird still zwischen uns. Da ist nur dieser geteilte Blick, der dafür sorgt, dass sich ein befremdliches Empfinden in mir breit macht.   „Ich hätte es wissen müssen, mh?“, sagt er. „Ich meine, du bist wunderschön … jemand wie du ist kein Single.“ Sein darauffolgendes Grinsen sieht unecht aus. „Ich bin wirklich dumm, huh?“   „Bist du nicht“, erwidere ich ehrlich. „Wenn dann bin ich der Dumme, weil ich nicht vermutet habe, dass das hier ein Date ist.“   „Autsch …“   „Okay, anders“, korrigiere ich mich. „Ich bin seit zehn Jahren vergeben … ich hab keine Ahnung, wie ein Date aussieht.“   „Seit zehn Jahren?“, fragt er überrascht, die Augen geweitet. Ich nicke. „Wow, das ist krass. Wie alt bist du?“ Ein schiefes Schmunzeln umspielt meine Lippen.   „Was schätzt du?“, erwidere ich.   „24?“   „Wieder fühle ich mich geschmeichelt, aber nein … ich bin 33.“   „Wow …“   „Wie alt bist du denn?“   „30!“   „Mhm, du siehst auch jünger aus“, gestehe ich, da er wirklich nicht so aussieht.   „Ich weiß … aber du … du siehst nicht aus wie über 30!“   „Das höre ich öfter.“ Eigentlich höre ich es ständig. Es ist jedes Mal der Fall, wenn ich auf Veranstaltungen gehe, die ein gewisses Alter voraussetzen.                 „Heh. Ich schätze, wir sollten die nächste Bahn nehmen.“ Wir stehen an derselben Stelle, an der wir uns vor Stunden getroffen haben mit der Ausnahme, dass der U-Bahntunnel weitaus leerer ist. Vereinzelt sieht man Menschen, die auch wie wir, zum Teil angetrunken, ihre Züge erwischen möchten. Doch es besteht ein Unterschied zwischen ihnen und uns, denn wir haben mittlerweile die zweite Bahn ziehen lassen. Die, die auf seiner Seite fährt, kommt erst in sieben Minuten, meine hingegen in drei.   „Ja.“ Ich lächle, da er leicht verlegen wirkt.   „Normalerweise würde ich dich jetzt küssen und dir sagen, dass wir uns wiedersehen sollten, aber-“   „Wir sollten uns wiedersehen“, unterbreche ich ihn aus einem Impuls heraus und beobachte, wie sich seine hellen Augen weiten.   „Wirklich?“ Mit den Schultern zuckend erwidere ich:   „Warum nicht?“   „Naja, du bist vergeben …“   „Hn. Was nicht bedeutet, dass wir uns nicht sehen können, oder?“ Irgendwie klingt diese Aussage fremd.   „Eh …“ Und scheinbar empfindet er es genauso. „Nein … also ja. Also ich meine, klar, wir können uns wiedersehen! Ich dachte nur, es wäre dir vielleicht unangenehm, weil …“   Die Bahn, die dieses Gespräch unweigerlich unterbrechen wird, rollt in den Tunnel, übertönt mit ihrer Lautstärke mühelos das, was er sagt.   „Ich melde mich, okay?“, erwidere ich, ehe ich einen Schritt zurückgehe. Ich sehe ihn lächelnd nicken, dann drehe ich mich herum, um diesen Abend durch den Einstieg in die Bahn zu beenden, die mich nach Hause bringen wird.             'Hey … das vorhin klang irgendwie strange. Also ich meine, ich will dich wirklich gerne wiedersehen … ich dachte nur, dass es vielleicht seltsam für dich wäre, weil ich dir gesagt hab, dass ich an dir interessiert bin … Wow, das liest sich bestimmt bescheuert, hehehehehe. Ok. Sasuke? Es war ein wirklich schöner Abend! Ich freue mich schon auf deine Geschichten … und auf unser nächstes Treffen, schlaf gut!'               „Na, genug mit Sakura getrunken?“ Mit einem Blick auf die Uhr an meinem Handgelenk wundere ich mich darüber, dass er noch wach ist. Es ist nach Mitternacht … und er muss morgen arbeiten.   „Ja …“ Ich lege meine Jacke über den Sessel, ehe ich zu ihm gehe. Er sitzt auf der Couch, auf seinem Schoß liegt ein Buch. Ein Fotoalbum? „Was machst du da?“, frage ich und lasse mich neben ihm nieder.   „Ich hab den Abend damit verbracht, in Erinnerungen zu schwelgen.“ Die Bilder zeigen uns. Unsere Freunde. Verwandte. Vergangene Zeiten. Lächelnd, betrunken, glücklich. Sie bewirken, dass auch bei mir Erinnerungen aufkommen.   „Nostalgie pur“, spricht er leise. „Kannst du dich noch daran erinnern?“ Er zeigt mit dem Finger auf ein Foto, das uns gemeinsam zeigt. Ein Bild, auf dem ich lächle, während er grinsend einen Arm um mich geschlungen hat. „Das ist schon fünf Jahre her, Sasuke …“   „Ich weiß.“   „Also erinnerst du dich? An damals? Ich erinnere mich jeden Tag an diese Zeit …“ Er wirkt melancholisch, als er das Album zuklappt. Sein Blick richtet sich auf mich. „Und ich vermisse es …“ Ich bleibe stumm, als er nach meiner Hand greift. „Ich vermisse uns, Sasuke.“   Ich vermisse uns auch. Vermisse die Zeiten, in denen man nicht darüber nachdenken musste, ob man wirklich glücklich ist. Man hat gelebt, gemeinsam erlebt, und auch wenn wir uns gestritten haben, nichts war festgefahren. Nicht so, wie es jetzt den Anschein hat.   „Ich auch“, hauche ich, streichle mit meinen Fingern über seine Wange und komme ihm entgegen, um ihn zu küssen. Es fühlt sich gut an. Vertraut. Und doch habe ich das Gefühl, dass sich etwas verändert hat.   Doch ich möchte nicht mehr darüber nachdenken. Er ist er. Und ich bin ich. Wir … wir sind wir. Das waren wir schon immer. Vielleicht ist das hier nur eine Krise, die wir überwinden müssen.           'Hey. Mach dir keine Gedanken. Es war ein schöner Abend. Wir sollten das wiederholen. Wie geht es deinem Hund? Und dir? Ich wünsch dir eine schöne Woche'             „Okay, erzähl mir alles!“ Ich habe noch nicht einmal die Möglichkeit, meine Jacke an die Garderobe zu hängen, als Sakura auch schon neben mir steht und mich aus neugierigen, grünen Augen mustert.   „Da gibt es nichts zu erzählen.“   „Lüge! Du hast gesagt, dass du mich als Alibi brauchst. Also, was hast du angestellt? Betrügst du ihn?“ Seufzend ziehe ich mein Handy aus meiner Jackentasche, nachdem ich sie angehängt habe.   'Sasuke, deine Geschichten sind der Hammer! Ich kann nicht mehr aufhören zu lesen!! *_* Wann kommt das nächste Kapitel zu Bonds? Und was wird aus Shin und Menma?! Gibt es einen Kuss? Er darf nicht mehr zu ihr zurückgehen!'   „Sasuke, ich rede mit dir!“ Mein Lächeln ebbt ab, und zwar vollständig.   „Es ist nichts passiert, Sakura.“   „Aha? Und warum musste ich dann als Alibi dienen? Er hat mich übrigens nicht angerufen. Scheinbar vertraut er dir … was auch immer du angestellt hast.“   „Ich habe nichts angestellt, ich war lediglich was trinken.“   „Mit wem?“   „Mit niemandem.“   „Also bist du ein Alkoholiker?“   „Ich bin kein Alkoholiker, Sakura.“ Sie bugsiert mich durch den vollen Salon zu einem der freien Plätze. Etwa einen Meter rechts von mir sitzt eine ältere Dame, verwickelt in ein Gespräch mit der blond-haarigen Friseurin.   „Du gehst trinken und brauchst mich als Alibi, aber du bist weder Alkoholiker noch betrügst du ihn. Wow, das klingt so sehr nach Lüge, dass ich das Bedürfnis verspüre, dir eine Glatze zu scheren.“ Ich verziehe die Lippen.   „Ich würde dir davon abraten.“   „Dann erzähl es mir. Ich zittere vor Neugierde. Und wenn ich zitter, kann ich für nichts garantieren.“   Seufzend blicke ich ihr im Spiegel entgegen. Sie steht hinter mir, grinsend.   „Ich habe jemanden kennengelernt.“   „Ha, also doch ein Betrüger! Sasuke-Slut!“   „Schwachsinn“, erwidere ich augenrollend. „Ich hab einfach nur mit jemandem etwas getrunken … er weiß, dass ich einen Partner habe.“   „Ein Partner ist ein Grund, kein Hindernis. Und außerdem, warum die Heimlichtuerei, wenn du nichts zu verbergen hast?“ Ein guter Punkt, den sie da anspricht.   „Schneid einfach meine Haare.“   „Sasuke, überleg doch mal“, sie bindet mir einen schwarzen Umhang um den Hals, „wenn es wirklich so harmlos ist, warum brauchst du mich dann als Alibi?“   „Weil ich keine Lust habe, mir irgendwas unterstellen zu lassen.“ Sie sieht mich mit einem Blick an, der leicht besorgt wirkt.   „Also läuft es bei euch im Moment nicht gut?“ Es läuft wie immer … nur ein bisschen mehr Streit und Alltag.   „Doch …“, lüge ich. „Alles gut, aber du weißt, wie eifersüchtig er manchmal ist.“ Sie nickt daraufhin, dann greift sie in mein Haar.   „Und, wie war das Trinken? Erzähl mir von ihm.“         'Sasukeeeeh, ich hab gerade das letzte Kapitel von deiner neusten Story gelesen. Im Ernst, warum hast du noch nichts davon veröffentlicht? Du könntest Millionen damit verdienen! Übrigens, ich bin morgen wieder mit Shiba im Park, also wenn du Lust hast? So gegen sechs?'               „Du wirkst abwesend, alles okay bei dir?“ Ich blicke auf in sein Gesicht. Zwinge mich dazu, zu lächeln. Mittlerweile sind Wochen seit meinem Friseurbesuch vergangen, doch das letzte Treffen mit Naruto liegt gerade mal zwei Tage zurück. Und dieses Wochenende hat er mich zu sich nach Hause eingeladen.   „Alles gut. Und bei dir?“   „Ja, war nur stressig in der Klinik heute. Ich sag´s dir, ich brauch Urlaub.“ Wir sitzen am Tisch in der Küche und verspeisen das Essen, das ich vorhin zubereitet habe.   „Was schätzt du, wann kannst du dir welchen nehmen?“ Er seufzt, während er nebenbei die Nudeln auf seiner Gabel aufrollt.   „Keine Ahnung. Aber weißt du was? Wir sollten wegfahren. Oder fliegen. Wie sieht es bei dir aus mit Urlaub? Steht der nicht demnächst an?“   „In zwei Wochen, ja.“   „So kurzfristig bekomme ich nichts. Mann, Sasuke, ich bin fertig.“ Schmunzelnd greife ich nach meinem Weinglas.   „Willst du ein Bad nehmen?“ Er schüttelt kurz den Kopf, dann nickt er.   „Ja … ich glaub ein Bad wäre genau das Richtige für mich … willst du mitkommen?“   „Nein … ich war heute schon.“   „Ein zweites Bad? Ich könnte echt ein paar Streicheleinheiten gebrauchen.“ Streicheleinheiten … Eines der Dinge, die zwischen uns zu kurz kommen, seit ich damit angefangen habe, meine Zeit anderweitig zu verplanen.   „Okay.“     Ich weiß, dass das, was ich tue, nicht in Ordnung ist. Auch wenn ich mir moralisch gesehen nichts vorwerfen müsste, weil zwischen Naruto und mir rein gar nichts läuft außer Gesprächen … doch irgendwie … irgendwie fühlt es sich so an, als wäre es etwas Verbotenes. Zumal niemand außer Sakura etwas davon weiß.           „Bist du Freitag eigentlich wieder bei Sakura?“ Ich lehne mit dem Kopf gegen seine Brust, als er mir diese Frage stellt. Seine Arme liegen um meine Mitte, das Wasser um uns herum.   „Ja.“   Er brummt unzufrieden. „Mah, du bist in letzter Zeit viel zu oft bei ihr“, sagt er, und zieht mich zeitgleich näher zu sich heran. „Warum eigentlich?“   „Sie hat gerade Stress mit ihrem Lover.“   „Und du hilfst ihr indem du was tust?“ Diesmal seufze ich. Warum lüge ich eigentlich? Warum bin ich nicht einfach ehrlich?   „Sie braucht einfach jemanden, bei dem sie sich ausheulen kann.“   „Sasuke, versteh mich nicht falsch, ich finde das wirklich großartig von dir“, mein Bauch zieht sich bei dieser Aussage zusammen, „aber ich raff nicht ganz, wie das passiert ist. Du bist nicht der Typ, der sich zutexten lässt. Und schon gar nicht von Sakura.“   „Menschen ändern sich.“ Er schweigt daraufhin. Eine ganze Weile lang.   „Tun sie wirklich, mh?“ , haucht er. „So wie wir uns verändert haben …“   Ich erwidere nichts. Bleibe stumm. Konzentriere mich auf die sanften Berührungen, die von ihm ausgehen und sich völlig anders anfühlen als die Stimmung, die zwischen uns entsteht.   Er ist intuitiv. Er spürt es. Er spürt es genauso wie ich. Das, was ich nicht mal in Gedanken aussprechen möchte.   „Ich liebe dich, Sasuke.“           'Sasuke, ich brauch deine Hilfe! Ich steh gerade vor dem Regal, aber die haben hier keine getrockneten Tomaten, nur welche aus der Dose!'   'Idiot, die getrockneten Tomaten findest du beim Gemüse'   'Oh … -_-'   'Soll ich noch was mitbringen? Getrocknete Tomaten zum Beispiel?'   'Nee, ich lauf gerade zurück … Ich hab auch die Paprika vergessen, hehehehehehe. Eh, willst du eigentlich Wein oder sowas? Ich hab nur Bier zu Hause'   'Bier ist okay … bis nachher dann'   'Bis dann, Saskeeeeh. Ich hab übrigens noch eine Überraschung für dich!'         Die Adresse, die mir Naruto genannt hat, liegt ungefähr fünf Minuten von der Straßenbahnhaltestelle entfernt. Es ist kühl, der Plastikbeutel in meiner Hand schneidet mir in die Haut, und doch kann ich an nichts anderes denken als an das, was heute möglicherweise passieren könnte.   Unweigerlich kreisen meine Gedanken darum. Ob richtig oder falsch, das ist keine Frage, denn dazu kenne ich die Antwort bereits. Doch sie ist da. Die Neugierde. Die Vorstellung, die mir ein undefinierbares Bauchgefühl verpasst. Schwer und leicht zugleich.   Richtig.   Falsch.   Verboten.   Ich sollte nicht hier sein. Ich sollte nicht die Klingel drücken, auf der sein Name steht. Nicht die Schritte gehen, die mich in seine Wohnung führen werden. Und doch stehe ich hier, lächle, als er mir die Tür öffnet und grinsend zur Seite geht, um mich hereintreten zu lassen.   „Hey Sasuke.“   „Hey.“           „Also pass auf, ich hab dir ja eine Überraschung versprochen …“ Während ich Shiba streichle, der seit geraumer Zeit halb auf meinem Schoß liegt, lausche ich Narutos Worten. „Und zwar hab ich einem Freund deine Geschichten gezeigt. Und er ist begeistert.“ Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe.   „Okay?“ Er nickt.   „Aber es kommt noch besser. Mein Freund arbeitet bei einem Verlag und würde dich gerne kennenlernen!“ Diese Aussage fühlt sich an, als hätte man einen Eimer kaltes Wasser über meinem Kopf entleert.   „Du hast einem Verleger meine Sachen gegeben?“   „Ja! Er hat gesagt, dass du ein spitzenmäßiger Autor bist! Er könnte deine Sachen sofort veröffentlichen. Er ist genauso begeistert wie ich.“   „Warum?“, erwidere ich. Ich bin verwirrt. Verwirrt von diesem Gefühl, das ich nicht genau einordnen kann.   „Weil du gut bist! Sogar mehr als gut“, antwortet er begeistert. „Du darfst dein Talent nicht auf solchen Plattformen liegen lassen. Du musst gelesen werden. Viel mehr gelesen werden!“ Es ist eine Mischung aus Überforderung und Freude, die sich in mir breit macht.   Eigentlich … eigentlich war ich zufrieden damit, so zu schreiben. Für mich.   „Vielleicht will ich ja gar nicht gelesen werden …“, sage ich leise.   „Was? Niemals! Sasuke, du bist zu gut dafür!“   „Vielleicht bin ich aber nicht bereit dafür.“ Er blinzelt, schüttelt dann den Kopf.   „Okay, damit ich das richtig verstehe … du lädst deine Sachen kostenlos für Leute hoch, aber wenn die Chance besteht, dass du damit etwas verdienen kannst, dann fühlst du dich nicht bereit dazu?“ Es klingt so, als wäre ich minderbemittelt. Schnaubend drehe ich den Kopf zur Seite.   „Darum geht es nicht. Ich wollte es selbst tun … wenn ich bereit dazu bin. Außerdem interessiert mich das Geld nicht im Geringsten.“   „Aber es geht nicht nur ums Geld! Sasuke, stell dir vor, wie viele Menschen sich darüber freuen könnten, wenn sie dein Buch in der Hand halten und ihren Alltag ein kleines bisschen besser machen.“ Mein Nacken wird warm.   „Du spinnst …“   „Nee, du spinnst. Du bist wirklich gut, Sasuke. Und wenn ich dich persönlich bei meinem Freund abliefern muss, damit du mit ihm sprichst.“   „Idiot …“   „Heh. Ein Idiot, der dich zu deinem Glück zwingen wird.“   „Wer sagt, dass ich danach glücklicher sein werde?“ Dafür gibt es nämlich keine Garantie. Was, wenn das, was ich tue, nicht gut genug ist? Was passiert, wenn ich scheitere?   „Wer sagt, dass du danach unglücklich sein wirst? Ist es nicht besser, wenn man Chancen nutzt? Es wenigstens versucht?“   „Ich weiß es nicht“, erwidere ich ehrlich.   „Es wird sich nicht zum Negativen verändern. Selbst wenn es nicht klappt, dann hast du es wenigstens versucht. Du wirst auch danach noch toll schreiben können, echt jetzt.“   „Das kannst du nicht wissen … was, wenn ich danach nicht mehr schreiben kann, weil die Kritik zu hart war?“   „Dann werde ich alles daran setzen, damit du deine Motivation wiederfindest und alle Kritiker verprügeln, weil sie keine Ahnung von deinem Talent haben! Du bist gut, Sasuke. Du bist verdammt gut … du solltest dich nur mehr trauen.“   „Tche, hör auf … hör auf-“   „Dich zu loben?“, spricht er dazwischen und kneift mir dann ohne Vorwarnung in den Oberarm. Meine Augen weiten sich.   „Hast du mich gerade gezwickt?“   „Jaha. Und jetzt komm in die Küche, du hast mir die beste Tomatensauce der Stadt versprochen!“ Ich sehe ihm kopfschüttelnd nach, nachdem er von der Couch aufgesprungen ist, um in die Küche zu gehen.   Irgendwie … irgendwie fühlt sich das hier seltsam an. Seltsam gut.       „Dankeschön“, sage ich, lehne mich gegen den Türrahmen und betrachte ihn dabei, wie er Geschirr aus den Schränken zieht. Er sieht kurz zu mir herüber und lächelt mir zu.   „Nicht dafür. Das hätte schon viel früher passieren müssen.“   „Vielleicht ist es ja gut, dass es jetzt passiert.“ Denn seine Worte haben mir die Angst ein wenig genommen. Selbst wenn ich Kritik ernte, er wird mich unterstützen.   „Heh. Stell dir nur mal vor, wenn man dich später in Interviews fragt, wie dein Werdegang war und du ihnen erzählst, dass dein zukünftiger Ehemann dich gezwungen hat, deine Sachen zum Verlag zu bringen.“   „Zukünftiger Ehemann?“   „Hehehehehehe, wir alle haben Träume, Sasuke.“   „Wow, du flirtest so gut … vielleicht sollte ich dich wirklich heiraten“, antworte ich trocken, jedoch mit einem Grinsen auf den Lippen und gehe dann auf ihn zu. Ich stelle mich neben ihn. Das zweite Schneidbrett liegt direkt vor mir.   Er macht öfter solche Anspielungen. Andeutungen, die durchsickern lassen, dass er daran interessiert ist, mehr mit mir zu machen als nur zu reden. Auch wenn er danach meistens wieder zurückrudert, so dass nie die Möglichkeit besteht, diese Anspielungen zu testen.   „Jaha. Und wenn du mir jetzt noch beweist, dass du kochen kannst, werde ich dich gleich hier auf der Stelle heiraten. Shiba macht uns den Priester.“   „Du willst dich von deinem Hund trauen lassen?“   „Klar! Ob ein Affe in einem Amt oder ein Hund in ner Wohnung, das macht kaum einen Unterschied … findest du nicht?“   „Du bist wirklich ein Idiot …“, grinse ich. „Auch wenn du recht hast.“   „Klar hab ich recht“, gluckst er. „Willst du die Zwiebeln schneiden? Oder soll ich?“   „Mach du, meine Hände stinken danach immer.“ Dass ich jetzt bereits daran denke, dass ich später, wenn dieser Abend vorüber ist, vielleicht Rechenschaft ablegen müsste, weil meine Finger nach Zwiebeln riechen, kann nicht gesund sein.   „Hehe. Du hast bestimmt zu wenig Hornhaut an den Fingern.“ Ich hebe eine Augenbraue an.   „Was hat das damit zu tun?“ Er grinst, dann greift er nach meiner rechten Hand. Seine Finger streifen leicht über meine. Fahren über meine Handfläche. Lösen ein leichtes Kribbeln in meinem Arm aus.   „Du hast wirklich schöne Finger, Sasuke …“ Ich blicke auf seine Hand. Sie ist groß, warm, rau. „Und weiche Haut …“ Dann sehe ich in sein Gesicht, in seine Augen. Er lächelt. Was ist das für ein Gefühl? Was für ein Augenblick? „Zwiebelgeruch kann sich also leicht bei dir festsetzen.“ Ein Augenblick, der schnell verwelkt, da sein letzter Satz mich zurück in die Realität katapultiert. Ich verdrehe die Augen und entziehe mich seinem leichten Griff.   „Idiot … das hat gar nichts damit zu tun …“   „Heh, hätte ja klappen können.“ Gegen meinen Willen muss ich lächeln.   Ja.   Beinahe hätte es geklappt …         „Du musst mir unbedingt sagen, was Shin jetzt tun wird! Ich bin so gespannt!“ Die Soße köchelt auf niedriger Flamme, während wir an dem Tisch in seiner Küche sitzen und ein Bier trinken.   „Vergiss es. Ich werde dich nicht spoilern …“   „Aww, Sasuke, komm schon! Sag mir wenigstens, ob die Geschichte gut ausgehen wird!“   „Warum?“   „Weil mich diese Spannung umbringt! Ich meine Shin ist zwar schon echt lange mit ihr zusammen, aber man spürt einfach, dass sie nicht die Richtige für ihn ist. Er kann sich nicht entfalten. Und Menma … Menma bringt ihn dazu, aus sich herauszukommen. Sie passen einfach viel besser zusammen.“ Mein Hals fühlt sich trocken an.   „Aber sie kennen sich kaum … und mit ihr … teilt er viele Erinnerungen.“   „Aber Erinnerungen können wachsen! Und in einer Beziehung zu bleiben, die offensichtlich nicht mehr glücklich macht, ist einfach nur falsch. Dann lieber einen Schritt wagen und das suchen, was einen glücklich macht.“   „Er kann nicht wissen, ob er mit Menma glücklich wird.“   „Sasukeee, das kann man nie wissen. Aber man kann es versuchen. Fakt ist, dass sich nichts ändern wird, wenn Shin in seiner Comfort-Zone steckenbleibt. Er ist einfach nicht glücklich.“   „Was macht dich so sicher? Vielleicht ist es ja nur eine Krise.“   „Eine Krise, die so lange dauert und sich ständig wiederholt? Nein, das glaub ich irgendwie nicht. Shin denkt ständig darüber nach, wie es wäre, wenn er es beendet. Klar, da sind Gefühle für sie, aber ich glaube, das hängt mit der langen Zeit und den Erinnerungen zusammen und damit, dass er einfach Angst davor hat, am Ende alleine zu sein.“ Ich blicke in seine Augen. Sie strahlen mir hell entgegen.   „Vielleicht.“   „Ziemlich sicher sogar. Er hat nur Angst, weil das mit Menma noch zu neu ist … und erst wachsen muss. Shin scheint eher der Typ zu sein, der auf Sicherheit baut“, erwidert er. „Aber ich sag dir eines, zu viel Sicherheit führt nur dazu, dass man sich versteckt und dadurch Dinge verpasst, die einen glücklich machen können.“   „Siehst du das so?“   „Oh ja. Hätte ich nur auf Sicherheit gebaut, wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin. Klar, vielleicht hab ich dadurch einige Fehler mehr gemacht, aber es waren Fehler, die mich geprägt haben. Und im Nachhinein bin ich glücklicher, diese Erfahrungen gemacht zu haben, sonst hätte ich viele wunderbare Dinge verpasst.“   Etwas verpassen … ob es das ist, wovor ich mich fürchte?   „Und selbst wenn es mit Menma nicht klappt, dann hat Shin eine weitere Erfahrung gemacht.“   „Dafür eine lange und stabile Beziehung opfern? Weil man in einer Midlife-Crisis steckt?“   „Nä, Sasuke, ich glaube du siehst das zu sachlich.“ Ich blinzle. „Klar, die beiden führen eine lange Beziehung und haben viel investiert, aber was bringt es, nur der Zeit wegen zusammen zu bleiben?“   „Weil es sich trotz des Ärgers gut anfühlt, jemanden wirklich zu kennen. Neben ihm aufzuwachen und zu wissen, dass man zu Hause ist. Dass man von seinem Partner gesehen wird.“   „Aber sie sieht Shin doch gar nicht richtig. Menma tut das!“ Er zählt mir alle Punkte auf, die ihm während des Lesens aufgefallen und je mehr er spricht, desto unwohler fühle ich mich.   „Er würde Menma nicht küssen wollen, wenn er wirklich glücklich wäre, verstehst du? Er hat Angst, aber er ist neugierig, etwas Neues zu erleben.“   „Es wäre Betrug.“   „Ja, das ist natürlich kein feiner Zug, gerade weil sie sehr viel Wert auf Treue legt, aber ich denke, diese Grenze hat er schon überschritten.“   „Wie meinst du das?“, hake ich nach und nehme einen großen Schluck von meinem Bier.   „Naja, Betrug fängt für mich schon im Kopf an. Wenn man sich vorstellt, jemand anderen zu küssen, sind das Gedanken, die man in einer glücklichen Beziehung nicht haben sollte.“   „Solange man es nicht tut … und seinen Partner respektiert …“   „Also willst du mir wirklich sagen, dass er sich nicht von Menma küssen lassen würde?“   „Vielleicht.“   „Sasukeee, das kannst du nicht tun! Die beiden sind einfach füreinander bestimmt!“   Bestimmung. Schicksal. Wer glaubt an so etwas?   „Vielleicht sind sie das … vielleicht aber auch nicht.“   „Genau. Aber das kann Shin nur herausfinden, wenn er es endlich versucht.“   „Und dann? Überleg dir mal, wie du dich an ihrer Stelle fühlen würdest.“ Dieses Gespräch wühlt mich innerlich auf. Ich will seine Worte nicht auf mich und meine Beziehung übertragen, obwohl ich es zwangsläufig tue.   „Natürlich wäre ich traurig, aber gleichzeitig auch froh darüber, dass sich endlich etwas ändert. Selbst wenn ich dabei auf der Strecke bleibe und die Liebe meines Lebens ziehen lassen müsste, damit sie glücklich wird.“   „Glaubst du wirklich, dass du so selbstlos sein kannst?“   „Ich weiß es, Sasuke, ich weiß es.“ Er erhebt sich, um zum Herd zu gehen. Sein Rücken mir zugedreht. Dieser Satz … hinterlässt ein merkwürdiges Gefühl.   „Also sprichst du aus Erfahrung?“ Diese Frage löst sich wie von selbst von meinen Lippen.   „Jup.“ Er hebt den Deckel vom Topf, legt ihn zur Seite. „Ich war sechs Jahre mit ihm zusammen. Wir waren sogar verlobt“, spricht er leise. „Aber irgendwann hat er mir gestanden, dass er jemanden kennengelernt hat, der ihm etwas geben konnte, das ihm bei mir scheinbar gefehlt hat.“ Diese Vorstellung fühlt sich grausam an. Wirbelt Emotionen in mir auf, die ich gar nicht spüren will. „Doch das war okay. Ich habe ihn wirklich geliebt. Und ich wollte, dass er glücklich wird.“   „Du hast einfach so aufgegeben?“ Er gluckst.   „Nein, es war das reinste Drama, aber irgendwann habe ich verstanden, um es es wirklich geht. Nämlich darum, dass wir im Endeffekt alleine dafür zuständig sind, unser Glück zu finden. Und wenn ein Part nicht mehr glücklich ist, bringt es nichts, sich der Erinnerungen wegen festzubeißen. Denn das wäre einfach nur egoistisch.“   „Wie lange ist das her?“   „Heh … mittlerweile sind es zwei Jahre.“   „Liebst du ihn noch?“, frage ich ruhig, obwohl ich innerlich alles andere als das bin. Mein Herz schlägt schnell in meiner Brust.   „Auf eine Art und Weise werde ich ihn und unsere Erinnerungen immer lieben, doch ich bin bereit dazu, neue Liebe in mein Herz zu lassen.“   So wie er es sagt, klingt es kinderleicht. Doch das ist es nicht. Schon alleine der Gedanke daran, mich aus solchen Gründen aus meiner Beziehung zu lösen, schmerzt. So sehr, dass mein Magen verkrampft.             'Saskeeeeeeeh, mein Freund hat am Donnerstag um sieben Zeit, wie musst du arbeiten?'       „Hey Babe.“ Ich zucke zusammen, da ich so vertieft darin war, an meinem neuen Kapitel zu schreiben.   „Hey, wann bist du nach Hause gekommen?“   „Vor fünf Minuten, was treibst du?“   „Ich schreibe.“   „Aha. Mhh, 'Menma streichelte über seine Wange, beugte sich nach vorne und'-“ Ich klappe schwungvoll den Laptop zu und blicke irritiert über meine Schulter.   „Hör auf, es laut zu lesen.“ Er gluckst.   „Warum? Scheint gerade interessant zu werden. Was treiben sie? Werden sie gleich miteinander schlafen?“ Ich verziehe die Lippen.   „Nein. Du hast sie erfolgreich geblockt.“ Jetzt lacht er.   „Sasuke, wie kann man etwas blocken, das gar nicht existiert?“           'Ich arbeite bis sechs. Willst du mir die Adresse geben? Dann fahr ich gleich nach der Arbeit los'   'Ich kann dich auch abholen! Mit Auto geht es schneller'   'Du willst mitkommen?'   'Klar, irgendwer muss dir ja schließlich das Händchen halten, wenn du deinen Vertrag unterschreibst, hehehe'         „Sasuke, da ist so ein blonder Typ, der nach dir gefragt hat.“ Ich blicke von dem Clipboard auf in Karins Gesicht. Sie lächelt mir entgegen.   „Okay, danke dir.“   „Du hast übrigens seit fünfzehn Minuten Feierabend“, merkt sie an. Ein Blick auf die große Uhr im Mitarbeiterzimmer verrät mir, dass sie recht hat.   „Shit …“ Schnell lege ich das Board zur Seite und gehe zum Schrank, um meine Jacke herauszuziehen.   „Und wer ist der Typ?“   „Geht dich nichts an.“   „Soso … sag, ist er vergeben?“   „Er ist schwul, Karin.“ Sie winselt und fängt dann an zu meckern.   „Warum sind alle scharfen immer Typen schwul? Warum müsst ihr immer schwul sein?“ Ich verdrehe die Augen, ehe ich an ihr vorbeilaufe.   „Bis morgen, schönen Feierabend.“   „Sasuke, ich meine es Ernst! Warum-“ Ich höre ihr schon gar nicht mehr zu, und zu meinem Glück folgt sie mir auch nicht.       Als ich den Verkaufsraum betrete, steht Naruto vor einem Kleiderständer.   „Hey, sorry, ich hab die Zeit vergessen“, begrüße ich ihn, doch er reagiert gar nicht. „Naruto?“ Dann sieht er zu mir herüber.   „Entschuldigen Sie, haben Sie dieses Kleid auch in Größe 34?“ Meine Augen weiten sich bei seiner Frage, was nicht zuletzt daran liegt, dass er seine Stimme komplett verstellt hat. „Diese 36 hier, darin würde ich schwimmen.“ Schmunzelnd greife ich nach dem hässlichen Minikleid, das er vom Bügel gezogen hat. Es ist grün …   „Ich glaube wir führen dieses Kleid sogar in Größe 32, also wenn Sie es anprobieren möchten?“   „Sehr gerne!“, erwidert er hell. „Wissen Sie, ich gehe bald zu einer Hochzeit … als Braut, und da möchte ich möglichst perfekt aussehen.“   „Ja … mit diesem Kleid sind Sie sicher das Gespräch des Abends.“   „Hätten Sie vielleicht noch minzigere Kleider im Angebot?“   „Minziger?“ Er nickt gespielt begeistert.   „Jaha. Diese Farbe ist zwar schön, aber nicht hell genug. Ich will erstrahlen.“   „Wie ein Pfefferminz?“   „Besser noch: ein minziges Minz.“ Ich fange an zu glucksen und er grinst.   „Hey.“ Und tut dann etwas, das mich halb erstarren lässt. Er umarmt mich. Einfach so. Mitten in der Öffentlichkeit.   „Hey“, entgegne ich und versuche, die Umarmung zu erwidern.   Als er sich von mir löst, umspielt ein Lächeln seine Lippen.   „Das Lager hat dich also aufgehalten, mh?“, fragt er und greift dann nach dem Kleid, das sich in meiner Hand befindet, um es zurück an den Bügel zu hängen.   „Ja … das Lager verschluckt die Zeit.“   „Heh. Wollen wir los? Wir brauchen ungefähr zwanzig Minuten.“   „Gerne.“                   „Und, wie war dein Tag so?“ Gut. Besser als gut. Er war perfekt. Nachdem Naruto und ich zum Verlag gefahren sind, wurde mir bereits nach einem zehn Minuten Gespräch ein Vertrag angeboten, der sich verdammt verlockend angehört hat. Es war ein berauschendes Gefühl, so gelobt und anerkannt zu werden. Ein Gefühl, das auch jetzt noch nachklingt. Stunden später, wo ich wieder zu Hause bin.   „Sasuke? Ich hab gefragt, wie dein Tag so war.“   „Gut. Er war gut. Und deiner?“   „Beschissen … mir ist heute ein Pudel gestorben.“ Ich presse die Lippen aufeinander. „Erst sah es so gut aus … und dann ist er einfach abgeklappt. Irgendein Bastard legt massenweise Gift aus …“   „Das ist wirklich beschissen.“   „Ja. Alleine vier Hunde waren heute in der Klinik, um auf die Symptome behandelt zu werden.“ Ich greife nach seiner Hand, streichle über seine Finger. „Wieso machen Menschen sowas? Wer ist so grausam?“   Ich tröste ihn so gut ich kann, obwohl ich weiß, dass ihn diese Sache auch noch Wochen später beschäftigen wird. Er ist sensibel. Was an sich keine schlimme Eigenschaft ist, doch ziemlich anstrengend werden kann, wenn er sich zu sehr hineinsteigert.   „Komm mit rüber …“, hauche ich, ehe ich ihn zu einem Kuss herausfordere, der es zumindest für den Augenblick schafft, ihn vergessen zu lassen.                     'Saskeeeeh! Dein neues Kapitel *_*! Er hat es endlich getan, yes yes yes! Du verfluchter Hund, Shin ist einfach nur der Hammer! Ich habe gerade wirklich Probleme, nicht grinsend durchs Büro zu springen!'   'Solltest du nicht arbeiten? Wer liest denn bitte während der Arbeitszeit Geschichten?'   'Ich! Und das Kapitel war einfach nur geil. Dieser Kuss … Sasuke, ich will auch so geküsst werden!'   'Idiot …'   'Hehehehehehehehehehe. Ich freu mich übrigens schon auf nächste Woche! Ich hoffe du schreibst bis dahin schön weiter, Mr. Urlaub'                 Natürlich versuche ich, in meiner freien Zeit so viel zu schreiben wie möglich. Es ist fünf Uhr. Ich bin alleine, es ist vollkommen ruhig in unserer Wohnung, perfekte Bedingungen also. Wenn da nicht das Telefon wäre, das seit mindestens einer Minute klingelt.   Und das wo ich gerade dabei bin, die Verbindung zwischen meinen Protagonisten zu vertiefen.   Entnervt hebe ich den Hörer ab.   „Ja?“   „Sasuke, ich bin´s. Du, ich hab mein Abendessen liegen lassen … könntest du es mir vielleicht vorbeibringen?“ Ich schnaube leise.   „Ja.“   „Okay, danke Babe, bis nachher, hab dich lieb!“ Er hat aufgelegt, ehe ich dazu komme, etwas zu erwidern.   Auch das noch. Jetzt darf ich durch die halbe Stadt fahren, durch die Kälte spazieren, nur weil er so schusselig war, sein Essen zu vergessen. Dabei hat er heute Spätschicht. Er hätte daran denken können.   Murrend ziehe ich mich an und verlasse wenig später – dick eingepackt – unsere Wohnung gemeinsam mit der Tüte, die ich in der Küche auf der Anrichte gefunden habe.         Vielleicht keine so schlechte Idee, nach draußen zu gehen, denn abgesehen von der Kälte wirkt die Stadt idyllisch. Es schneit. Die perfekte Szenerie, um seine Gedanken fließen zu lassen inmitten der Lichter, die eine warme Atmosphäre schaffen.             Die Klinik ist wie immer voll von Menschen, die ihre Tiere behandeln lassen wollen. Auch jetzt noch am Abend.   „Ah, Sasuke, du wirst schon erwartet!“ Die blonde Arzthelferin, die an der Information sitzt, lächelt mich an, als ich auf sie zugehe.   „Hat er gerade Pause?“   „Nein, er ist im Behandlungsraum 2, aber du kannst schon reingehen. Er muss danach gleich in den OP.“ Toll, also kann er sein Essen ohnehin nicht zu sich nehmen. Es sei denn, er will es vor seinen Patienten essen …   Ich klopfe an die Tür zu dem besagten Behandlungszimmer, ehe ich sie öffne und abrupt erstarre.   „Sasuke?“ Mit aufgerissenen Augen blicke ich auf den Behandlungstisch. Auf den Hund, der darauf liegt und auf seinen Besitzer, der daneben steht.   „Ihr kennt euch?“ Und auch mein Freund ist da. Stellt eine Frage, die er niemals hätte stellen sollen. Denn das hier war nicht geplant. Nie. Zu keiner Zeit.   „Eh … ja? Was machst du hier?“, richtet Naruto seine Frage an mich. Gott, wenn ich jetzt einfach sterben könnte?   „Er bringt mir mein Essen.“ An diesem Tonfall erkenne ich, dass es später viele Fragen geben wird.   „Ja … Ino hat mich reingeschickt …“ Ich bewege mich langsam auf ihn zu.   „Oh. Okay, also kennt ihr euch?“, hakt Naruto nach und bemerkt dabei nicht einmal den Blick, den ich ihm zuwerfe.   „Wir sind ein Paar. Seit zehn Jahren“, antwortet mein Freund – und ich schätze, das ist der Moment, bei dem es auch bei Naruto klick macht.   „Ahhh, also das ist der Mann, von dem du mir erzählt hast!“ Nur leider macht es sein darauffolgender Satz nicht besser.   „Soso, hat er das?“ Ich lasse mich von meinem Partner umarmen, eine leichte Berührung, die mir signalisiert, dass er ganz und gar nicht begeistert ist. Er nimmt mir die Tüte aus der Hand, um sie zur Seite zu legen. „Von dir hat er mir nämlich nichts erzählt.“ Obwohl er seinen Fokus wieder auf Shiba legt, der nebenbei bemerkt nicht gerade erfreut aussieht, weiß ich ganz genau, dass er Antworten hören will.   „Eh ja, ich hab ihn auf seiner Autorenseite kennengelernt! Und ihn an meinen Verleger weitergeleitet. Wir kennen uns auch noch nicht so lange …“, sagt Naruto, das Grinsen auf seinen Lippen so falsch, dass sich das hässliche Gefühl in meinem Bauch nur noch verstärkt.   Das hier ist ein Alptraum.   Warum ist er ausgerechnet hier? Warum bei ihm?   „Autorenseite? Aha.“   „Jap, eh, Entschuldigung, dass ich Sie gedutzt habe, also … Ihr Freund schreibt wirklich großartig. Ich bin ein großer Fan von ihm.“   „Mhmh. Ich werde Ihnen ein paar Medikamente aufschreiben. Ihr Hund hat eine leichte Magenverstimmung. Am besten Sie geben ihm morgens und abends die Tabletten mit einem Stückchen Wurst.“ Es ist erschreckend zu beobachten, wie die Temperatur in einem Raum innerhalb von wenigen Sekunden in den Minusbereich sinken kann.   Ich bleibe stumm, als Naruto seinen Hund von dem Tisch hebt und sich von meinem Freund ein Rezept geben lässt. Auch als er das Behandlungszimmer verlässt, schweige ich.   „Woher kennst du ihn wirklich?“   „Von meiner Autorenseite.“   „Und warum erfahre ich erst jetzt davon? Verleger? Wirklich, Sasuke?“ Ich schlucke das schwere Gefühl herunter, das in meinem Hals festzusitzen scheint.   „Ich hätte es dir erzählt.“   „Und wann?“   „Heute.“   „Lügner“, spricht er die Wahrheit aus. „Du hättest es mir nicht gesagt. Stimmt´s? Du hättest es verschwiegen, weiß Gott warum.“ Ich erwidere nichts darauf, denn alles was ich sagen würde, wäre ein weiterer Grund, um mich anzugreifen. „Ich habe jetzt keine Zeit dafür, aber Sasuke … heute Abend will ich antworten, verstanden? Keine Lügen mehr.“ Auch wenn er ruhig klingt, die nächste Konfrontation steht unmittelbar bevor. Ist so fühlbar, dass ich kaum atmen kann, wenn ich über die möglichen Konsequenzen nachdenke.           Mit gesenktem Blick verlasse ich die Klinik. Das hier ist schlecht. Verdammt schlecht. Nicht nur, dass Naruto jetzt weiß, dass ich ihn verschwiegen habe … nein, auch mein Freund weiß, dass es jemanden gibt, mit dem ich Zeit verbracht habe. Jemandem, von dem ich ihm nichts erzählt habe.   „Du hättest mir sagen können, dass dein Freund Tierarzt ist, weißt du?“ Ich erschrecke, da ich absolut nicht damit gerechnet habe, dass Naruto vor der Praxistür im Flur lehnt. Er ist nicht gegangen?   „Hätte ich … aber ich glaube, das hätte nichts verändert.“   „Vielleicht. Aber dann hätte ich dich fragen können, wo ich auf keinen Fall hingehen sollte …“   „Tut mir leid.“   „Mhmh.“ Meine Augen richten sich auf Shiba, der neben seinem Herrchen auf dem Boden liegt.   „Geht es ihm gut?“ Ich beuge mich herunter, streichle über das weiche Fell.   Wie gerne würde ich jetzt mit ihm tauschen …   „Geht so. Der Doc hat gesagt es ist eine Magenverstimmung.“ Das weiß ich bereits. Ich weiß es, weil ich dabei war.   Ich schnaufe grinsend, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen kann.   „Das ist wirklich bescheuert, oder?“, hauche ich.   „Dass du mich verheimlichst?“   „Auch.“   „Warum hast du ihm nicht von mir erzählt, Sasuke?“ Ich richte mich wieder auf, blicke ihm entgegen. „Wenn da nichts ist, warum hast du mich dann verheimlicht?“   „Weil“, hauche ich. „Vielleicht weil da was ist.“   Ich habe es zugegeben. Gedanken, die ich verdränge, zugegeben. Vor ihm. Es ist raus.   Mein Herz schlägt schnell, unregelmäßig, als ich einen Schritt auf ihn zugehe und meine Hand hebe, um über seine Wange zu streicheln. Er sieht geschockt aus, doch er kommt mir entgegen, als ich endlich das tue, was getan werden muss.   Seine Lippen sind weich, sein Griff fest – er schlingt seine Arme um mich – und in meiner Brust explodiert etwas. Etwas Gigantisches.   Dieses Empfinden sorgt augenblicklich dafür, dass sich das schwere Gefühl in meinem Bauch auflöst.   Er zieht sich nur leicht zurück, seine Augen funkeln. Sie leuchten.   „Sasuke …“ Und dann küsst er mich erneut. So leidenschaftlich, dass sich ein heftiges Kribbeln durch meinen Körper zieht und dafür sorgt, dass meine Beine weich werden.   Das ist es. Das ist das, was ich will. Das, wonach ich gesucht habe. Das, was ich vermisse.   „Verdammt“, keucht er. „Das ist … das ist nicht gut …“ Aus halbgeöffneten Augen blicke ich ihm entgegen, unfähig darauf etwas zu erwidern. „Sasuke …“ Und dass er sich von mir entfernt, lässt ein ungutes Gefühl in mir wachsen. „Ich … ich muss darüber nachdenken, okay? Ich … ich melde mich.“ Er bückt sich, geht in die Knie, um seinen Hund hochzuheben, dann verschwindet er. Und ich bleibe zurück. Mit klopfendem Herzen, flauen Magen.   Ich habe ihn geküsst. Und er hat den Kuss erwidert. Vor der Klinik, in der mein Freund arbeitet.   Mit zitternden Fingern fahre ich mir über die Lippen.   Was habe ich getan?                 Als ich höre, dass die Tür aufgesperrt wird, richte ich mich auf. Es ist dunkel im Wohnzimmer, doch meine Augen haben sich schon vor einigen Stunden daran gewöhnt.   Gleich ist es soweit.   „Sasuke?“ Und als sich unsere Blicke treffen, nachdem er das Licht angemacht hat, spüre ich Übelkeit in mir aufsteigen.   Ich habe ihn betrogen. Unmittelbar nachdem mein Geheimnis aufgeflogen ist. Nach zehn Jahren Treue habe ich ihn hintergangen.   „Warum sitzt du hier im Dunkeln?“ Mir ist zum Schreien zumute. Er ist so ahnungslos. Weiß gar nichts. „Sasuke?“ Setzt sich neben mich auf die Couch, mustert mich besorgt. „Was ist los?“   Ich falle ihm in die Arme, halte mich an ihm fest.   Weshalb habe ich es getan? Warum?   „Hey … was ist denn los?“   „Es tut mir leid“, presse ich hervor und kneife die Augen zusammen.   „Was tut dir leid?“ Er schiebt mich ein Stück weit zurück. „Was tut dir leid, Sasuke?“   „Dass ich nicht ehrlich war.“   „Okay? Und warum warst du nicht ehrlich?“ Weil ein dreckiges Subjekt bin. Jemand, der nur auf sich bedacht ist.   „Weil ich … weil ich nicht wollte, dass du sauer wirst.“ Als ich meine Augen wieder öffne, sehe ich, dass er die Stirn gerunzelt hat.   „Warum sollte ich sauer werden, wenn du neue Menschen kennenlernst? Solange du mich nicht betrügst …“ Diese Aussage bohrt sich geradewegs in meine Innereien.   „Nein …“   „Okay, dann erzähl mir von ihm, wo hast du ihn kennengelernt? Und was hat es mit dem Verlag auf sich?“           'Hey Sas. Ich hab darüber nachgedacht, was neulich passiert ist … und ich denke, wir sollten darüber reden. Also wenn du Zeit hast, würde ich mich gerne mit dir treffen … gerne auch bei mir'             Ich bin ein Lügner. Jemand, der etwas vorspielt. Und dafür hasse ich mich selbst. So zu empfinden ist nicht richtig.         Das, was zwischen Naruto und mir passiert ist, hat sich so gut angefühlt, obwohl es grundfalsch war. Seine letzte Nachricht ist unbeantwortet, liegt Tage zurück. Und hier finde ich mich, vor seiner Haustür, starre auf das Schild, auf dem sein Name steht.   Er hat recht, wir müssen darüber reden. Auch wenn meine Gedanken sich im Kreis drehen. Ich atme tief ein, ehe ich den Knopf drücke.   Wenn er nicht hier ist … dann.   „Ja?“, schallt es mir entgegen und ich bin fast dazu gewillt, mich wieder herumzudrehen, doch ich weiß es besser. Es muss sein. Wir müssen darüber reden.   „Ich bin es, Sasuke.“   „Sasuke?“ Ein lautes Poltern ist im Hintergrund zu hören. „Warte, ich mach dir auf.“   Als ich aus dem Fahrstuhl steige, sehe ich, dass er im Türrahmen lehnt. Er trägt ein Shirt … eine schwarze Jogginghose.   „Tut mir leid, dass ich unangemeldet vorbeikomme …“   „Schon okay, komm rein.“ Ich trete ein, nachdem er einen Schritt zur Seite gegangen ist.   Warum schlägt mein verdammtes Herz so schnell? Es fühlt sich an, als hätte ich einen Marathon hinter mich gebracht.   „Ich bin froh, dass du gekommen bist“, sagt er ruhig und nimmt mir meine Jacke ab, um sie an die Garderobe zu hängen. Eigentlich völlig unnötig, denn ich habe nicht vor lange zu bleiben.   „Hör zu, Naruto … ich will ehrlich zu dir sein …“, beginne ich. „Das, was neulich passiert ist, war eine Kurzschlussreaktion. Ich wollte-“   „Du wolltest mich nicht küssen, es war ein Fehler, yada yada. Ich verstehe schon. Warum hast du mich dann geküsst, wenn du es nicht wolltest?“, unterbricht er mich.   „Es war eine Kurzschlussreaktion.“   „Die durch was ausgelöst wurde?“   „Ich weiß es nicht.“   „Also hast du nichts dabei empfunden?“ Ich schweige daraufhin.   Ja, ich bin ein Lügner. Aber so ist es leichter. Viel leichter als sich der Tatsache zu stellen, dass man ein schlechter Mensch ist.   „Darum geht es nicht“, erwidere ich. „Es war falsch … ich hätte dich nicht küssen sollen.“   „Heh … lustig. Du hast mich aber geküsst. Und ich glaube, es hat dir gefallen.“   „Und wenn schon. Ich bin nur hier, um dir zu sagen, dass das eine einmalige Sache war. Ich bin kein Betrüger … und ich liebe meinen Freund.“   „Mh. Ich verstehe.“ Die Enttäuschung, die durch seine Antwort in mir aufkeimt, irritiert mich.   „Okay.“ Doch ich nehme sie an. Etwas anderes bleibt mir ohnehin nicht übrig. Es ist meine Entscheidung.   „Gut. Dann war es das?“ Er klingt kühl.   „Ich schätze …“   „Okay.“ Ich greife nach meiner Jacke, doch seine Hand hält mich davon ab, sie von der Garderobe zu ziehen.   „Du bist wirklich ein Idiot, Sasuke. Ein großer, dummer Idiot.“ Ich blicke nach unten auf den Boden.   Ja, ich bin ein Idiot. Ein Idiot, der lieber den leichten Weg wählt.   „Ich weiß.“   „Aber ich hab dir schon mal gesagt, dass ich dich zu deinem Glück zwingen werde, wenn es nötig ist.“ Ich gluckse.   „Und mein Glück bist du?“ Als ich aufsehe, stockt mir der Atem. Sein Blick ist so intensiv.   „Verdammt richtig.“ Und bevor ich auch nur dazu kommen kann, ihm zu sagen, dass er offensichtlich an Selbstüberschätzung leidet, küsst er mich. Drückt mich mit einem Ruck gegen die Tür und küsst mich.         Mein Verstand scheint sich zu verflüssigen. Mit jeder Berührung, die mich trifft. Seine Hand fährt in meinen Nacken, seine Finger ziehen leicht an meinem Haar.   „Naruto“, hauche ich, völlig entflammt. Warum fühlt sich das hier so gut an? Seine Lippen streifen über meinen Hals, er saugt, beißt, und ich werfe den Kopf zurück.   Jeglicher Widerstand erloschen, bevor er überhaupt präsent war.   Wir bewegen uns. Er führt – ich lasse mich führen, fühle mich betrunken von diesem Austausch. Seine Zunge fährt über meine, umkreist sie.   Es fühlt sich so gut an. Mein Puls schlägt kräftig, das Kribbeln in meinem Körper entfaltet sich – und ich falle.   Verfalle diesem Rausch.   Stöhnend winde ich mich unter seinen geschickten Fingern, nicht in der Lage dazu, noch einen klaren Gedanken zu fassen.   Alles ist so weit weg, obwohl meine Sinne so scharf sind wie niemals zuvor. Ich fühle, rieche, schmecke, höre, sehe. Nur ihn. Seine hellen Augen, die mich mustern, seine nackte Haut, die sich warm gegen meine schmiegt. Sein Flüstern, das meine Nerven bis aufs Äußerste reizt.   „Bist du dir ganz sicher, Sasuke?“ Niemals zuvor war ich mir so sicher. Das hier kann nicht falsch sein. Dazu fühlt es sich zu richtig an.   „Ja.“   Ich stöhne auf, meine Augen sind geweitet, blicken geradewegs in seine, als er schließlich in mich eindringt. Seine Finger wandern in meine, verflechten sich und drücken leicht zu.   Das hier … das hier grenzt an Wahnsinn. Es ist ein Moment, in dem ich mich vollkommen verliere. Ein Augenblick, der tief in meinem Inneren das Gefühl von Frieden auslöst. Ich fühle mich angekommen. Hier in seinen Armen.                 'Babe, könntest du bis um sieben das Geschenk für meine Ma abholen? Ich schaff es nicht mehr pünktlich.'   'Wo steckst du? Bist du noch bei Sakura? Hast du das Geschenk geholt?'   'Sasuke-Slut, dein Freund hat bei mir angerufen! Ich hab ihm gesagt, dass du schon losgefahren bist … du machst hoffentlich keine Dummheiten!'   'Sasuke, melde dich bei mir! Wo steckst du? Sakura sagt, du bist schon vor zwei Stunden losgefahren …'       „Sasuke.“ Nur schwerfällig lässt sich dieser Dämmerzustand vertreiben. Ich blinzle, blicke auf in Narutos Gesicht. Wir sind auf einer Höhe. Er kniet neben dem Bett. „Du bist eingeschlafen“, sagt er. „Und dein Handy klingelt die ganze Zeit.“ Ich richte mich auf. Blicke an mir hinab. Ich bin nackt … kann ein Brennen spüren.   Wir haben miteinander geschlafen.   Und mein Herz fängt an zu rasen.   „Es ist bereits um neun … ich dachte, ich weck dich mal lieber.“   „Shit“, fluche ich und springe von der Matratze auf. Wo sind meine Klamotten? Habe ich so lange geschlafen? „Warum hast du mich nicht früher geweckt?“ Meine Finger zittern, als ich nach meiner Boxershorts greife.   Ich habe mit Naruto geschlafen.   „Bin auch eingeschlafen, aber dein Handy hat mich geweckt.“ Mein Smartphone liegt auf dem Boden, neben meiner Hose. Das Display blinkt. Ich hebe es auf und spüre augenblicklich ein flaues Gefühl in mir aufziehen.   Er … er wird mich umbringen.   „Sasuke, ist alles okay?“ Absolut gar nichts ist okay. Der Rausch ist verflogen. Hier herrscht grausame Realität, meine Gedanken eine Ruine.   „Nein. Nein. Nichts ist okay. Ich habe …“ Ich schlage mir die Hand über die Lippen. Entziehe mich seinen Fingern, die mich berühren wollen. Ich muss hier raus. Schnappe nach Luft, die knapp zu werden scheint.   „Sasuke, hey …“ Erneut berührt er mich, doch diesmal hält er mich fest, als ich ausbrechen will. Warum schmerzt mein Herz so sehr? „Shht. Beruhig dich.“ Es tut so sehr weh, dass meine Augen brennen.   Wie soll es jetzt weitergehen? Was soll ich jetzt tun?       'Sasuke, ich mache mir langsam wirklich Sorgen. Wo steckst du?! Melde dich! Ich bin zu Hause … ich hoffe du auch bald'       „Wo warst du?“ Er sitzt im Wohnzimmer auf der Couch. Der Fernseher läuft – ohne Ton – und das Licht brennt. Er sieht besorgt aus. Besorgt und müde.   „Ich war spazieren.“ Mit gerunzelter Stirn steht er auf, kommt mir entgegen.   „Bis um zwölf Uhr in der Nacht? Ohne auf Anrufe und Nachrichten zu reagieren?“   Was könnte ich erwidern? Was sagen, ohne das Unvermeidliche anzusprechen?   „Sasuke … wo warst du?“ Als er nach meinem Handgelenk greift, klopft mein Herz angestrengt in meiner Brust. „Hast du … warst du bei Sakura?“   „Nein.“ Seine Lippen öffnen sich, doch kein Laut dringt hervor. Langsam lösen sich seine Finger von mir.   „Wo warst du?“, fragt er erneut, klingt unsicher, leise und sieht mich mit einem Blick an, der mir deutlich macht, dass lügen keinen Zweck hat. Dass er es nicht verdient hat, von mir belogen zu werden.   „Bei Naruto.“ Er nickt, dann dreht er sich um. Ich sehe, dass er tief einatmet.   „Und was hast du da gemacht?“ Seine Stimme klingt heller als gewohnt, doch ich schweige. Ich kann es nicht aussprechen. Auch als er sich wieder herumdreht, mir entgegenblickt. Ich kann einfach nichts sagen.   „Hast du … hast du-“   „Ja“, hauche ich, und er weicht einen Schritt zurück, die Augen aufgerissen.   „Du hast … du hast mich betrogen?“ Ich will nach ihm greifen, doch ich kann nicht. „Du hast mich wirklich betrogen?“ Er sieht so getroffen aus. Sieht genauso aus wie das, was ich empfinde.   „Warum?“, haucht er. „Warum tust du sowas?“   „Ich …“   „Warum hast du das getan?“ Seine Stimme bricht – ich zucke zusammen – und mit ihr bricht auch mein Herz.   Ich habe es getan, weil es sich gut angefühlt hat. Weil es sich für den Moment richtig angefühlt hat. Ich war frei. Ich war glücklich. In einem Rausch, den ich nicht mehr rückgängig machen kann. Und selbst wenn ich die Umstände bereue, ich bereue es keine Sekunde lang, so empfunden zu haben.       Ich muss der schlimmste Mensch sein, so zu fühlen. Jemand, der deine Liebe gar nicht verdient hat. Egal wie oft ich dir sagen würde, dass es mir leid tut, es würde sich nichts verändern. Nichts an der Tatsache ändern, dass ich es getan habe.       'Sasuke-Slut, wo steckst du? Hast du es noch pünktlich nach Hause geschafft? Melde dich mal bei mir!'   'Hey Sas … ich weiß, dass du wahrscheinlich gerade den Kopf mit anderen Dingen vollhast … aber ich will dass du weißt, dass ich für dich da bin, wenn du reden möchtest, okay? Ich vermisse dich.'       „Oh, das wäre doch nicht nötig gewesen!“ Seine Mutter nimmt mich in den Arm, sie drückt mich, lächelt vor Freude, während ich mich dazu zwingen muss, sie nicht von mir zu stoßen. Dieses Schauspiel grenzt an Grausamkeit. Und als sie von mir ablässt, um ihren Sohn an sich zu drücken, wende ich meinen Blick ab.   Die letzte Woche war die reinste Qual. Gespräche, die mich innerlich ausgehöhlt und zerrissen haben. Er hat sich von der Arbeit abgemeldet.   „Kommt, die anderen warten bereits auf das Traumpaar.“ Er greift nach meiner Hand, drückt fest zu.   Traumpaar …   Die letzten Tage, die wir miteinander verbracht haben, bestanden aus Tränen, Öffnen von Wunden und Bedingungen. Stündliche Streitereien, die an meinem Verstand gezerrt haben.   Auch wenn ich seine Gefühle verstehe, sie nachvollziehen kann … Schließlich bin ich derjenige, der daran Schuld ist.   „Sieh mal einer an, wenn das nicht das Traumpaar ist.“ Ich lächle gezwungen, als seine Schwester auf uns zukommt und ihre Arme um meinen Hals schlingt, um mich zu umarmen.   Sie haben alle keine Ahnung davon, wie weit wir davon entfernt sind, wieder ganz zu werden. Früher waren wir eine Einheit … doch jetzt? Jetzt bin ich der Feind. Ein Geschwür, das diese Beziehung zerfrisst.   „Mah, immer noch so schön wie letztes Jahr. Du solltest ihn endlich heiraten.“ Mein Magen verhärtet sich bei dieser Aussage.   Heiraten …   „Das sollte ich wirklich tun, mh?“ Ob er diese Antwort wirklich ernst meint? Diesmal ist mein Schmunzeln echt.   Das hier ist so krank. So verflucht gestört, dass ich die Finger der Hysterie bereits an mir ziehen spüren kann.         'Sasuke … willst du nicht mehr mit mir reden? Ich mache mir Sorgen um dich. Bist du okay? Seid ihr okay? Shiba vermisst dich auch … und ich. Ich vermisse dich sehr. Melde dich'       „Wann hast du heute Schluss?“ Ich verspanne mich unwillkürlich, als er von hinten an mich herantritt und seine Arme um mich legt.   „Um sieben.“   „Okay, dann hol ich dich ab.“   „Musst du nicht.“   „Doch. Ich will ich, dass du sicher nach Hause kommst.“   „Was soll das?“   „Mh?“   „Warum sagst du sowas? Du weißt genau, dass ich sicher von der Arbeit nach Hause kommen kann.“   „Okay. Ich hol dich trotzdem ab. Ich hab noch was mit dir vor.“     Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Die Tatsache, dass er die letzten Tage wie ausgewechselt ist und versucht, mich mit seiner Liebe zu erdrücken oder der Fakt, dass er alles kontrollieren muss.   „Hör zu“, antworte ich ruhig. „Ich weiß, ich hab einen Fehler gemacht … und du hast jeglichen Grund, mich dafür zu hassen … aber-“   „Ich hasse dich nicht, Sasuke. Auch wenn du mir mein Herz rausgerissen hast. Ich kann dich gar nicht hassen“, erwidert er. „Deine Aktion hat mir klargemacht, dass ich mehr tun muss, damit das zwischen uns funktioniert. Ich muss mich mehr bemühen, mehr für dich da sein. Ich will dich nicht verlieren. Und auch wenn ich dir noch nicht verzeihen kann, ich will es zumindest versuchen.“ Mein Bauch kribbelt, doch es ist kein angenehmes Gefühl. Obwohl ich weiß, dass er es ernst meint, dass er jedes verfluchte Wort genauso meint, wie er es sagt … es fühlt sich nicht gut an. Engt mich ein. Lässt bei mir das Bedürfnis entstehen, weit weg zu laufen. „Wir haben schon so viel geschafft … also werden wir das hier auch schaffen.“     Werden wir das wirklich?     „Sasuke, der blonde Typ ist wieder da.“ Ich sehe von der Rechnung auf, blicke zu Karin, die im Türrahmen lehnt. „Er hat gesagt, er muss mit dir reden.“ Und mein Puls steigt bei ihren Worten augenblicklich an.   Naruto …   Eine Erinnerung, die nicht verblasst.   Was tut er hier?   „Okay.“ Und warum sage ich ihr nicht, dass sie ihm sagen soll, dass er gehen muss? Es ist nicht gut, wenn wir uns sehen …   Die Erinnerungen an unsere gemeinsame Nacht, all diese Gefühle, sind allgegenwärtig. Ständig sind sie präsent. Und jetzt? Jetzt ist er tatsächlich hier. Steht im Verkaufsraum, kommt auf mich zu.   „Sasuke.“ Ich schüttle den Kopf, versuche das Kribbeln zu ignorieren, das mich bei seinem Anblick überkommt.   „Nicht hier … komm mit.“ Ich ziehe ihn mit mir durch die Gänge, zu denen kein Kunde Zutritt hat, hinaus durch den Hinterausgang.   „Was willst du hier?“, frage ich mit dem Versuch, kühl zu klingen, doch seine Augen vereiteln meine Absicht.   „Ich will mit dir reden.“ Er sieht zur Seite. „Ich weiß, dass das, was wir gemacht haben, nicht richtig war … aber es war gut. Und ich weiß, dass du das auch gespürt hast.“ Dass ich mich so wohl gefühlt habe, wie niemals zuvor? So angekommen … geborgen. Verstanden.   „Selbst wenn … er weiß es. Ich hab es ihm gesagt.“ Ich höre, wie er die Luft einzieht.   „Seid ihr … seid ihr noch zusammen?“ Er blickt zu mir zurück.   „Ja.“   „Okay …“   „Er sagt, wir werden es schaffen … er verzeiht mir … und er liebt mich.“   „Liebst du ihn auch?“ Daraufhin schweige ich. Natürlich liebe ich ihn … ich liebe ihn schon so lange. Trotz aller Schwierigkeiten.   „Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen … es tut mir leid, wenn ich dir falsche Signale übermittelt habe, aber ich kann das nicht. Ich will das nicht. Ich …“   „Liebst du ihn, Sasuke?“   „Ja.“   „Empfindest du auch etwas für mich?“ Warum sieht er mich so an? Mein Magen fühlt sich flau an.   „Ja“, sage ich, ohne mich davon abhalten zu können, die Wahrheit auszusprechen. Ich will nicht mehr lügen. Ich bin es leid, mich ständig verstecken zu müssen.   „Ich empfinde auch etwas für dich, Sasuke … sehr viel sogar.“ Und dass wir einander näherkommen, fühlt sich richtig an. Seine Lippen streifen über meinen Mundwinkel. „Und wenn auch nur die geringste Chance besteht, dich davon zu überzeugen, dass das mit uns etwas Großartiges werden kann … dann-“ Ergeben schließe ich die Augen und erwidere den Kuss, den er von mir fordert. Mit all diesen Gefühlen, die durch mich hindurch rauschen.   „Dann werde ich darum kämpfen“, haucht er gegen meine Lippen, und als ich die Augen öffne, wünsche ich mir, dass die Zeit stehenbleibt.     Ich habe es wirklich versucht. Zumindest ist es das, was ich mir einrede. Es ist nicht die Versuchung, der ich erliege, es sind die Gefühle, die Sekunde für Sekunde wachsen. Während meine Liebe für dich verwelkt, wächst etwas anderes. Es macht mich zu einem schlechten Menschen, das weiß ich, aber ich kann nicht aus mir heraus. Das bin ich. Mit all dieser Hässlichkeit, die du eigentlich gar nicht verdient hast. Denn du bist hier, wartest auf mich, versuchst mich zu halten, während mein Herz schon längst damit angefangen hat, sich von dir zu lösen. Weißt du, es wäre leichter, wenn du mich einfach hasst. Aufhörst damit, mir verzeihen zu wollen.     „Ich hasse Nachtschicht …“ Ich lächle ihm entgegen. „Wirst du mich später anrufen?“   „Wenn ich schlafe?“ Er verzieht die Lippen.   „Ich will nicht … vielleicht kann ich mich krankmelden.“ Ich verdrehe die Augen.   „Und deine Patienten im Stich lassen?“   „Sasuke … ich wäre viel lieber bei dir.“ Das weiß ich. Das weiß ich auch, ohne dass er es ständig erwähnen muss.   Seine Anhänglichkeit ist so ausgeprägt, dass mein schlechtes Gewissen davon erdrückt wird und fast vollkommen verschwindet, wann immer er anfängt, so zu werden.   „Du wirst die Woche schon schaffen.“   „Ich will sie aber gar nicht schaffen. Ich hasse es, wenn ich nicht neben dir schlafen kann.“             Es ist erschreckend, wie gut sich eine einzige Berührung anfühlen kann. Als wären unsere Interaktionen nur dafür geschaffen worden, genau dieses Gefühl zu vermitteln.   „Sasuke.“ Sein Stöhnen wird von meinen Lippen verschluckt, die zielsicher auf seinen landen. Er bewegt sich in mir, ich bewege mich mit ihm, lasse mich vollständig von den Wellen treiben. Es ist heiß, wir schwitzen, und doch können wir nicht damit aufhören. Sind besinnungslos, wann immer wir zueinander finden, wann immer wir uns berühren.                   „Willst du meine ehrliche Meinung dazu hören?“ Ich blicke Sakura im Spiegel entgegen, während sie an meinem Haar herumzupft.   „Nein.“   „Pech, ich sag sie dir trotzdem, Sasuke-Slut.“ Ich presse die Lippen aufeinander. „Du bist ein mieser Bastard. Warum beendest du die Sache nicht einfach und entscheidest dich für einen? Du richtest mit dieser Art nur unendlichen Schaden an. Selbst wenn er dir verziehen hat … das ist einfach nicht richtig.“ Ich weiß, dass es nicht richtig ist. Ich weiß verdammt genau, dass das, was ich tue, absolut falsch ist. Doch ich kann nicht anders. Die Grenze ist schon längst überschritten. Und das, was ich für Naruto empfinde, lässt sich mit Worten nicht beschreiben.   Ich fühle mich zu gut, um das mit ihm zu beenden. Seine bloße Anwesenheit reicht aus, um meinen Körper und Verstand in einen euphorischen Zustand zu versetzen.   „Das weiß ich selbst.“   „Und warum verletzt du die beiden dann unnötig?“ Sie zieht fest an der linken Haarsträhne, die über meine Wange fällt.   „Wieso beide? Soweit ich weiß ist Naruto ziemlich glücklich …“   „Sagst du. Aber stell dir mal vor, du wüsstest, dass dein Partner nachts zu jemand anderem ins Bett steigt. Das ist kein schönes Gefühl, kann ich dir sagen. Been there, done that.“ Aus dieser Sicht habe ich unsere Beziehung noch nicht betrachtet. Und wenn ich mir vorstelle, dass Naruto jemanden hätte, mit dem er gemeinsam …   Schon alleine dieser Gedanke bereitet mir Übelkeit.   Ob er es auch so empfindet?   „Deshalb rate ich dir, deine Beziehungen zu regeln, bevor das große Drama ausbricht. Nicht, dass es nicht schon großes Drama ist, ich meine, du betrügst deinen langjährigen Partner und scheißt offensichtlich darauf, dass er auch Gefühle hat.“   „Sakura … genug.“ Sie lächelt, doch es sieht erzwungen aus.   „Tu den beiden nicht unnötig weiter weh, nur weil du zu feige bist, Sasuke.“             „An was denkst du gerade?“ Ich liege auf Narutos Brust, beobachte ihn, während er nach oben an die Zimmerdecke starrt.   „An dich“, erwidert er und richtet seinen Blick dann auf mich. Ich lächle.   „Aber ich bin doch hier.“   „Mhmh“, er streichelt mir über den Arm, „und das ist auch gut so.“ Ich genieße die Zeit mit ihm so sehr, dass ich mir jedes Mal wünsche, sie festhalten zu können. Doch das geht nicht. Sie verfliegt zu schnell.   „Ist alles okay bei dir?“, hake ich nach, da sein Blick nachdenklich wirkt.   „Ich weiß nicht …“   „Warum?“   „Es ist kompliziert.“ Mein Herz schlägt automatisch schneller. Ist das der Moment, wo er mir sagt, dass das zwischen uns nicht so weitergehen kann?   „Was ist kompliziert, Naruto?“ Er seufzt, und dreht sich dann zur Seite, sein Gesicht mir zugewandt.   „Ich muss dir was sagen, Sasuke …“ Ich schlucke.   „Okay?“   „Ich liebe dich …“ Und dann halte ich die Luft an. Habe das Gefühl, dass Schmetterlinge in meinem Bauch wild mit ihren Flügeln schlagen. „Und ich weiß, dass du das vermutlich nicht hören willst … aber ich muss es dir sagen … ich lie-“ Ich küsse ihn voller Leidenschaft, bevor er weitersprechen kann. Von ihm geliebt zu werden … ist ein unbeschreiblich gutes Gefühl. Und als ich mich wieder von ihm löse, um in seine Augen zu blicken, kenne ich meine Antwort bereits.               Ich weiß, dass das Ende kurz bevorsteht. Kannst du es auch spüren? Fühlst du, dass sich etwas zwischen uns verändert hat? Ich war feige. Ja, das war ich. Wirklich feige mir einzugestehen, dass ich derjenige bin, der die Entscheidung treffen muss. Ich habe die Last auf dir verteilt, dir die Schuld gegeben für meine eigene Unfähigkeit. Und noch immer hast du dieses Verhalten nicht verdient. Deshalb verzeih mir, dass ich diesen Schritt wage. Den Versuch starte, unsere gemeinsame Zeit hinter uns zu lassen, damit wir endlich unser Glück finden können.           „Wir müssen reden.“   „Hm? Warte, eine Sekunde, ich muss das hier noch zu Ende schreiben.“ Mir wird flau, während ich ihn dabei beobachte, wie er das Dokument ausfüllt. Gleich ist der Moment da. Er wird mich ansehen – und ich werde sprechen.   „Okay, was gibt’s?“ Er lächelt. Ein Lächeln, das ich unmöglich erwidern kann. Mein Herz schlägt angestrengt, meine Hände sind klamm.   „Ich will … ich will das hier beenden.“ Sein Lächeln stirbt, seine Stirn runzelt sich.   „Was meinst du mit beenden?“   „Ich will unsere Beziehung beenden.“ Er dreht sich mir zu, die Lippen geöffnet. „Ich habe Gefühle für jemanden entwickelt … und ich bin nicht ehrlich zu dir gewesen. Meine Gefühle für dich haben sich geändert … und ich will das nicht mehr.“   „Du willst dich von mir trennen?“, haucht er fassungslos. „Du willst … du willst dich wirklich trennen?“   „Ja“, sage ich fest, obwohl ich innerlich kurz davor bin, zu kollabieren. Das hier fühlt sich an, als würde ich mir selbst ins Herz stechen. Sein Blick, seine Haltung … „Ich kann das nicht mehr. Ich will es nicht mehr … ich kann nicht mehr mit dir zusammen sein.“   „Sasuke … das ist nicht dein Ernst. Das ist nicht“, stammelt er. „Das kann nicht dein Ernst sein! Nach zehn Jahren? Willst du wirklich alles wegwerfen?“ Ich weiche zurück, als er aufsteht und auf mich zukommt. „Warum?“, brüllt er. „Warum tust du uns das an? Warum, Sasuke?“   „Ich …“   „Bitte, tu das nicht.“ Er geht in die Knie, presst sein Gesicht gegen meinen Bauch, während er seine Arme um meine Hüfte schlingt. „Das kannst du mir nicht antun“, schluchzt er.   Ich habe es bereits getan. Schon damals, als ich Naruto das erste Mal geküsst habe. Schon da habe ich das Ende dieser Beziehung besiegelt.   Und jetzt, wo sie im Sterben liegt, habe ich das Gefühl, dass ein Stück von meinem Herzen mit ihr stirbt.   „Sasuke, bitte.“   „Es geht nicht mehr. Ich kann diese Beziehung nicht führen, wenn ich weiß, dass meine Gefühle sich geändert haben. Das hast nicht verdient …“   „Warum … Sasuke, warum kannst du es nicht wenigstens versuchen? Warum gibst du so einfach auf? Wir können … wir können das richten. Wir gehen zur Therapie, wir-“   „Nein.“   Die Erinnerungen unsere Jahre sind in mir. Sie sind so klar, dass ich damit kämpfen muss, seinem Flehen nicht nachzugeben. Doch ich weiß, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Und bis er das verstanden hat, muss ich derjenige sein, der stark bleibt. Auch wenn es wehtut. Auch wenn es mich innerlich aufwirbelt und verletzt, an diesem Punkt geht es nicht mehr weiter. Nicht für uns.                       Ich denke oft darüber nach, wo wir gelandet wären, wenn sich meine Gefühle nicht verändert hätten. Doch spinne ich diesen Gedanken weiter, bin ich froh darüber, dass sie sich geändert haben. Ich hätte womöglich nie erfahren, was es bedeutet, wirklich ich selbst zu sein. Für mich zu leben. Auf etwas hinzuarbeiten, was mich wirklich erfüllt.         „Mah, Sasuke … sieht dieser Sonnenuntergang nicht wunderschön aus?“   „Ja …“   „Okay, er ist nicht halb so schön wie du, aber-“   „Tche, schlechter Versuch.“           Dieser Weg, den wir gegangen sind, war zum größten Teil ein schöner. Gefüllt mit Erinnerungen, die ich niemals vergessen werde. Doch irgendwann hat sich dieser Weg geteilt. Und unsere Schritte haben sich voneinander entfernt. Vielleicht unwissentlich, doch deshalb nicht weniger wahr.         „Ich glaube wir haben ihn verstört.“   „Mh?“   „Na Shiba … schau ihn dir an.“   „Er ist ein Hund, ich glaube es interessiert ihn herzlich wenig, dass wir es hier getrieben haben.“   „Sagst du! Sieh dir sein Gesicht an. Er sieht so aus, als ob er uns verachtet!“   „Vielleicht hat er auch nur Hunger … hast du ihn heute schon gefüttert?“   „Oh fuck!“   „Idiot …“       Ich glaube, langsam verstehe ich dieses Konzept. Auch wenn es sicherlich noch dauern wird, bis ich es verinnerlicht habe. Doch weißt du, ich habe jemanden gefunden, der mir dabei hilft. Und ich wünsche mir, dass du auch jemanden finden wirst, der dich so liebt, wie du bist. Den du lieben kannst, ohne Kompromisse eingehen zu müssen. Ich danke dir für diese Erfahrung, für deine Zeit und deine Liebe, mein Liebster.     „Sasuke?“   „Ja?“   „Ich bin wirklich froh, dass du hier bist.“   „Wo sollte ich sonst sein?“ Naruto lacht und ich schmunzle.   „Weiß nicht“, erwidert er und zieht mich dann in seine Arme. „Aber ich bin froh, dass du hier bist.“   „Idiot …“ Unsere Lippen finden sich. Mit diesem Gefühl, das mich schon seit Monaten nicht mehr verlassen will.   Ich bin glücklich. Wirklich glücklich mit ihm. Und ich hoffe, dass dieser Zustand noch lange anhalten wird.           Fin …  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)