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Trombies

von

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Prolog

„Wieder einmal sind zahlreiche Vermisstenanzeigen bei der Polizei eingegangen. Dieses Mal kommen die Vermissten größtenteils aus der Region xxx. Die Polizei hat nach wie vor keine Hinweise auf den Verbleib der mittlerweile über 500 gemeldeten Vermissten und-“ Die blonde Nachrichtensprecherin verschwand und zurück blieb das schwarze Bild des ausgeschalteten Fernsehers.

Yugi wollte nicht noch mehr von diesen Schreckensmeldungen hören. Niemand wusste was mit diesen Menschen geschah, aber diese letzten Vermissten hatten gar nicht weit von ihm entfernt gelebt. Er vermisste niemanden, doch diese Spur von verschwindenden Menschen zog sich bereits seit Wochen durch das ganze Land und nun war sie in seiner Region angekommen.

Mit unwohlem Gefühl im Magen schwang er sich seine Tasche über die Schulter und machte sich auf den Weg zur Uni, es half ja alles nichts. Ob seine Freunde wohl auch schon die neuesten Nachrichten gehört hatten?
 

Wie jeden Morgen machte er sich auf den Weg zum Bahnhof. Er wohnte etwas außerhalb der Stadt und musste deswegen mit dem Zug zur Universität fahren. Um diese Uhrzeit war eigentlich immer schon viel los auf den Straßen, doch heute schienen Autos schon eine Seltenheit zu sein. Ob das an den Nachrichten lag? Sicherlich hatten jetzt viele Angst das Haus zu verlassen und sich frei genommen, bis die Welle auch an dieser Stadt vorbeigezogen war. Vielleicht machte er sich aber auch nur selbst verrückt und bildete sich das alles nur ein.

Am Bahnhof angekommen beruhigte sich Yugi wieder etwas. Zahlreiche Menschen standen am Gleis und warteten auf ihren Zug. Er gesellte sich zu den Wartenden und beobachtete diese nach einer Weile. Es waren viele jüngere Menschen, von denen nicht wenige Kopfhörer auf den Ohren hatten. Letztendlich blieb sein Blick an einer älteren Frau hängen, die sich nervös umsah. Vermutlich verhielt sie sich so, wie er sich eben noch auf dem Weg zum Bahnhof verhalten hatte. Dennoch störte ihn dies nun enorm, da es ihn unruhig werden ließ. Schnell schaute er wieder weg und fixierte die Gleise vor sich.
 

Erst als der Zug einfuhr, hob er seinen Blick wieder. Erleichtert, endlich von hier wegzukommen, stieg er in den Zug ein und setzte sich auf einen der leeren Sitze. Eigentlich war der Zug um diese Uhrzeit verdammt voll und es kam auch schon mal vor, dass er stehen musste. Anscheinend waren wohl doch viele lieber zu Hause geblieben. Mit dem Ziel sich etwas zu entspannen schloss Yugi seine Augen und atmete erleichtert auf, als der Zug endlich losfuhr. Was sollte ihm schon passieren? Er war hier in einem fahrenden Zug, um ihn herum waren noch andere Menschen und in nur 15 Minuten würde er an der Uni ankommen und seine Freunde treffen.

Er entspannte sich wirklich, bis er auf einmal einen panischen Schrei hörte. Erschrocken riss er seine Augen auf und wollte aufspringen, als er merkte, dass er festgehalten wurde.

Das Letzte was er spürte war ein brennender Schmerz in den Armen, ehe ihm schwarz vor Augen wurde...

Die Suche beginnt

„Yo Kats, hast du Yugi heute schon gesehn?“, begrüßte mich mein Kumpel und blieb kurz vor mir stehen.

„Nein, er ist gestern auch nicht ans Telefon gegangen. Ich fahr nachher zu ihm nach Hause, kommste mit?“ Nachdem Yugi, der neben Hiroto mein bester Kumpel ist, zwei Tage ohne etwas zu sagen nicht zur Uni kam, hatte ich gestern versucht ihn telefonisch zu erreichen. Es war untypisch für Yugi so... zu verschwinden. Ich machte mir langsam wirklich Sorgen, dass ihm etwas passiert war.

„Klar komm ich mit. Hoffentlich hat das nichts mit diesen Vermisstenfällen zu tun“, sprach Hiroto meine Befürchtungen aus. Die letzten Meldungen waren wirklich aus unserer Stadt gekommen.

„Alter, mal nicht den Teufel an die Wand“, meckerte ich ihn an.

„Sorry. Mach dir keine Sorgen, der liegt sicher nur mit ner Erkältung im Bett“, versuchte mich mein Kumpel zu beruhigen. Wirklich helfen tat es nicht. Ich würde mich erst beruhigen, wenn ich mit eigenen Augen sah, dass es ihm gut ging.

Wir verabredeten uns für nach der Uni am Bahnhof.
 

„Sag mal Katsuya, hast du den Yugi geklaut?“, fragte Hiroto mit einem Grinsen auf den Lippen, als ich vor Yugis Haustür einen passenden Schlüssel aus meiner Hosentasche zog und aufschloss.

„Sag mal Hiroto, spinnst du?“, stellte ich eine Gegenfrage. Yugi war keiner meiner typischen Freunde. Eigentlich umgab ich mich gerne mit Menschen, die ähnlich wie ich gerne auch mal verbotenen Dinge taten. Yugi war da mit seiner ehrlichen Art das absolute Gegenteil. Aber genau dieses Verhalten brachte ich ihm auch entgegen. Hiroto konnte das noch nie so ganz nachvollziehen, akzeptierte Yugi aber glücklicherweise als meinen Kumpel.

„Der Kleine hat dir seinen Haustürschlüssel anvertraut?“, ärgerte er mich weiter, während wir die kleine Wohnung betraten. Ich ließ die Haustür geräuschvoll ins Schloss fallen und schaute mich um, sah irgendwie verlassen aus.

„Yugi!“, rief ich in die Wohnung, doch es blieb still.

„Ich schau mal im Bad nach.“ Mit diesen Worten verschwand Hiroto Richtung Badezimmer. Ich selbst ging zu Yugis Schlafzimmer, was aber genauso leer wie der Rest seiner Wohnung war.

„Er ist verschwunden“, stellte Hiroto kühl fest, als wir uns wieder im Wohnzimmer trafen. Ich hasste ihn für diese Worte, weil sie der Wahrheit entsprachen.
 

Wir hatten uns gleich darauf zur Polizei begeben, um ihn als vermisst zu melden. Anscheinend war er bereits die 78. Person, die hier innerhalb der letzten drei Tage gemeldet wurde. Wohin verschwanden nur all diese Menschen? Wäre Yugi irgendwohin gefahren, hätte er mir Bescheid gegeben, ihn musste ebenfalls diese Welle spurlos Verschwundener erwischt haben.

„Was willst du jetzt machen?“; fragte mich Hiroto, als wir die Polizeiwache verließen.

„Wer, oder was auch immer dafür verantwortlich ist, es ist noch in der Gegend. Die Polizei wird eh keinen dieser Menschen wiederfinden, also mach ich mich selbst auf die Suche.“

„Morgen haben wir Uni“, merkte Hiroto an, obwohl er genau wusste, dass mir das herzlich egal war. Ich vertrete nur die Augen und schaute ihn erwartungsvoll an. „Ich bin dabei. Kann nur spannender als Uni werden.“ Es nervte mich dezent, dass er das so auf die leichte Schulter nahm, aber zumindest musste ich nicht alleine Nachforschungen anstellen, das war nicht gerade meine Stärke.

„Dann lass uns morgen früh noch mal bei ihm treffen. Es muss doch irgendeinen Anhaltspunkt geben, was mit ihm passiert ist.“ Wenn unsere Suche nur so einfach werden würde.

Anzu

Am nächsten Morgen durchsuchten wir Yugis Wohnung nach Hinweisen für seinen Verbleib. Was genau wir uns zu finden erhofften, wusste ich selbst nicht so genau.

„Wir finden hier nichts“, stellte Hiroto trocken fest und warf sich neben mich auf's Sofa. Ich hatte meine Suche bereits vor einer Weile aufgegeben und überlegte, wo Yugi hätte verschwinden können.

„Wenn wir nur wüssten, wann er verschwunden ist“, murmelte ich eher zu mir selbst.

„Der Kleine hat doch nie viel gemacht? Vielleicht wurde er hier aus der Wohnung entführt.“

„Hier siehts nicht gerade nach Einbruch aus. Was ihm passiert ist, muss auch all den Anderen passiert sein, die verschwunden sind.“ Leider wusste ich nicht viel über die anderen Vermisstenfälle, da sie mich bisher nicht wirklich interessiert hatten.

„Wer kann unbemerkt so viele Menschen verschwinden lassen?“ Hirotos Frage blieb unbeantwortet im Raum hängen, als es auf einmal an der Tür klingelte.

Verwundert schauten wir uns an. Ohne groß zu zögern stand ich auf um die Tür zu öffnen. Wer auch immer das sein mochte, eventuell konnte er uns weiter helfen.

„Yugi!“ Die freudestrahlenden blauen Augen, in die ich blickte, nahmen einen überraschten Ausdruck an. „Ähm... Katsuya, oder? Was machst du hier? Ist Yugi da?“ Vor mir stand Anzu, eine Freundin von Yugi. Sie war ganz süß, aber überhaupt nicht mein Typ.
 

„Ja, äh, nein. Yugi ist nicht da, wir suchen ihn gerade.“ Ich lehnte mich in den Türrahmen.

„Ihr sucht ihn? Also ist er verschwunden?“, fragte sie mehr als nur besorgt. Ich nickte nur stumm und musterte sie. „Wann ist er verschwunden? Warst du schon bei der Polizei?“ Ich ließ sie in die Wohnung, so dass wir zu dritt in Yugis Wohnzimmer saßen.

„Er war die ganze Woche nicht in der Uni“, beantwortete ich ihre Frage.

„Und bei der Polizei waren wir gestern“; ergänzte Hiroto. Das Mädchen schaute kurz zwischen uns hin und her.

„Am Sonntagabend habe ich noch mit ihm telefoniert, also muss Montags irgendwas passiert sein“, teilte sie ihre Gedanken mit uns.

„Wenn er erst Montag verschwunden ist, dann muss das auf'm Weg zur Uni gewesen sein.“ Hiroto schaute kurz zu mir und dann zu Anzu.

„In den Nachrichten wurde gesagt, dass viele auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule verschwunden seien.“ Anzu schaute uns kurz an, als würde sie eine Reaktion erwarten, doch ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. „Jungs, wir suchen doch eine Gemeinsamkeit bei all den Verschwundenen, oder?“ Wir nickten zögerlich, ich wusste immer noch nicht genau, worauf sie hinaus wollte. Immerhin hatte ich gestern noch Nachrichten geschaut um mehr Informationen zu bekommen. Anscheinend verschwanden nicht nur morgens Menschen, sondern zu jeder Tageszeit. Also konnte sie wohl kaum den Weg zur Arbeit oder Schule als Gemeinsamkeit sehen.
 

„Yugi fährt immer mit dem Zug zur Uni“, sagte sie schließlich und verdrehte leicht die Augen.

„Ja und?“, fragte Hiroto sofort und auch ich schaute Anzu fragend an.

„Moment“; murmelte ich. „Von einigen der Verschwundenen weiß man, dass sie mit dem Zug gefahren sind, aber meinst du das hat etwas damit zu tun?“ In meinen Ohren klang das eher nach einem Zufall.

„Wie sollen denn so viele Menschen in einem Zug verschwinden? Das hätte doch irgendwer gesehen“, zweifelte auch mein Kumpel an dieser Theorie.

„Es ist immerhin etwas, dem wir nachgehen können. Aber wenn ihr lieber weiter hier rumsitzen wollt, viel Spaß dabei.“ Mit diesen Worten stand Anzu auf und nahm ihre Tasche. „Morgen ist Wochenende und dann werd ich mich in ein paar Zügen umschaun.“ Mit diesen Worten verabschiedete sie sich und verschwand aus der Wohnung.

Erste Recherchen

Verdutzt schauten wir uns an und mussten dann grinsen.

„Ja klar, in den Zügen läuft ein Entführer rum und lässt ganz unauffällig Menschen verschwinden“, lachte Hiroto, doch mein Blick wurde wieder etwas ernster.

„Na ja, was wenn sie Recht hat“, merkte ich leise an. „Und selbst wenn nicht, irgendwas müssen wir doch machen.“ Mein Kumpel musterte mich einen Augenblick und vergrub dann seufzend eine Hand in seinem Haar.

„Na gut, lass uns noch mal alle Meldungen durchgehen und schaun ob an der Sache mit den Zügen was dran ist.“ Ich nickte zustimmend und wir machten uns auf den Weg zu ihm nach Hause.
 

Den gesamten Vormittag hatten wir im Internet, in Zeitungen und auch im Fernsehen nach Meldungen zu den Verschwundenen gesucht, was nicht sonderlich schwierig war. Immerhin zog sich diese Welle bereits seit Wochen durchs Land. Und tatsächlich schienen sehr viele am Tag ihres Verschwindens mit einem Zug unterwegs gewesen zu sein.

Allerdings waren die letzten Meldungen schon wieder von außerhalb unserer Stadt gekommen. Offenbar entfernte sich die Person, die für all dies verantwortlich war, wieder. Wir hatten schnell einen Entschluss gefasst und machten uns auf zum Bahnhof, wo wir uns zwei Tagestickets kauften. Wir wollten den restlichen Mittag damit verbringen mit allen möglichen Zügen zu fahren, um eventuell etwas ungewöhnliches beobachten zu können.

Wir wussten nicht so recht, wo genau wir anfangen sollten, da die bisherige Spur, die die verschwindenden Menschen im Land hinterlassen hatten, in mehrere Richtungen weiter gehen konnte. Auf gut Glück setzten wir uns einfach in einen Zug, der in eine der Richtungen fuhr und beobachteten besonders aufmerksam die wenigen Menschen, die unterwegs waren.
 

„Lass uns für heute aufhören“, gähnte mir Hiroto ins Ohr. Es war bereits Abend und wir hatten beide Hunger. Zur Feierabendzeit hin, waren noch mal mehr Menschen unterwegs gewesen, doch wir hatten nichts auffälliges beobachten können. Viele Menschen wirkten nervös, doch ansonsten schien alles völlig normal. Genervt stöhnte ich auf.

„Ja. War vermutlich ne echt dumme Idee. Wenn wir darauf kommen, hätte die Polizei das sicher auch schon längst kapiert und nötige Maßnahmen ergriffen, aber es verschwinden immer noch Menschen“, zweifelte ich selbst unser Vorhaben an. Hiroto sagte nichts weiter dazu und wir fuhren wieder nach Hause.

Obwohl wir vermutlich einfach nur unsere Zeit verschwendeten, entschieden wir uns dazu morgen noch mal mit Zügen zu fahren. Bis uns etwas besseres einfiel, konnten wir unsere Zeit auch so verbringen.

Der Wahnsinn greift um sich

Am frühen Vormittag traf ich Hiroto bereits wieder am Bahnhof. Wir begrüßten uns kurz mit einem Handschlag, ehe er sich ebenfalls ein neues Tagesticket zog.

„Ich hatte eigentlich vor mein Wochenende anders zu verbringen“, meinte Hiroto als wir in den nächsten Zug stiegen. „Heute komm ich noch mit, aber wenn wieder nix passiert bin ich morgen raus.“ Entschuldigend schaute er mich an und ich nickte nur kurz. Ich konnte ihn verstehen und war schon dankbar genug dafür, dass er bisher alles freiwillig mitgemacht hatte.

„Katsuya! Hiroto! Hier drüben!“ Fragend schaute ich auf und erblickte Anzu, die uns lächelnd zuwinkte. Sie saß auf einem der Vierer-Sitze und wir setzten uns gegenüber von ihr hin. „Also ist meine Idee auf einmal doch ganz gut, oder warum seid ihr hier?“ Mit verschränkten Armen grinste sie uns abwechselnd an.

„Wir haben gestern noch mal nachgeforscht und haben auch viele Zusammenhänge gefunden“, begann ich zu erzählen.

„Aber vermutlich liegen wir falsch“, sprach mein Kumpel weiter. „Wir sind gestern schon den ganzen Nachmittag rumgefahrn und da ist rein gar nichts passiert.“ Anzus Augen wurden groß.

„Ihr seid schon gefahren? Was wenn euch etwas passiert wäre?“ Überrascht über diese Frage zog ich eine Augenbraue hoch.

„Und du wolltest jetzt WAS genau machen?“

„Ähm, vergessen wird das“, sagte sie schnell und schaute uns ernst an. „Es ist wohl besser, wenn ich nicht alleine unterwegs bin, also schließe ich mich euch an“, verkündete sie breit lächelnd.
 

Schnell tauschte ich einen kurzen Blick mit Hiroto aus.

„Wir wollten es nur noch heute versuchen“, begann Hiroto schließlich zögerlich.

„Was? Ihr wollt Yugi einfach so aufgeben? Was seid ihr denn für Freunde?“ Vorwurfsvoll schaute sie uns an und ehe Hiroto noch etwas sagen konnte, mischte ich mich ein.

„Wir wollen ihn ja auch finden, aber wenn wir uns irren, dann fahren wir den ganzen Tag sinnlos durch die Gegend und...“ Anzus blaue Augen schauten mich entschlossen an, weshalb ich nicht weiter sprach.

„Ich habe auch Nachforschungen angestellt und ich bin mir ziemlich sicher, dass es irgendwas mit den Zügen zu tun hat“, meinte sie nur.

„Und dann denkst du ist es sicher den ganzen Tag Zug zu fahren?“, fragte Hiroto vorsichtig.

„Bis jetzt gab es keine Augenzeugen, also müssen immer alle Leute aus einem Zug verschwinden. Wenn wir also in keine leeren Züge einsteigen, dann kann uns nichts passieren.“ Entschlossen funkelte sie uns an und ich zweifelte kurz an ihrem geistigen Zustand.

„Anzu, das ergibt gar keinen-“ 'Sinn', dachte ich noch, als sie mir bereits ihren Finger auf die Lippen drückte und mich so zum Schweigen brachte.

„Psst! Glaub mir einfach, wir finden ihn schon“, sagte sie erneut zuversichtlich und so gab ich es auf.
 

Ich wechselte ein paar genervte Blicke mit meinem Kumpel, dem ich deutlich ansehen konnte, dass er so gar keine Lust auf Anzu hatte. Trotzdem verging der Tag relativ schnell.Wir fuhren mit vielen Zügen, beobachteten die anderen Passagiere und aßen in einer Imbissbude einer anderen Stadt zu Mittag.

Letztendlich hatte es doch etwas Spaß gemacht, obwohl Anzu dabei war. Und obwohl wir auch heute keinen Fortschritt gemacht hatten, entschlossen wir uns morgen weiter zu machen.

„Ich hatte eh nichts besseres vor“, murmelte Hiroto, nachdem wir uns von Anzu verabschiedet hatten.

„Danke, dass du mich nicht mit der Verrückten alleine lässt“, dankte ich ihm und wir mussten kurz lachen.

Entspannt Zug fahren

Die letzten Tage waren wir sehr viel Zug gefahren, oftmals auch ohne Anzu, da diese, im Gegensatz zu uns, hin und wieder auch mal zur Uni ging. Trotzdem hatten wir uns in der kurzen Zeit besser kennen gelernt, auch wenn sie manchmal noch etwas seltsam war.

Wir mussten immer weiter mit den Zügen fahren, da die Vermisstenwelle mittlerweile an unserer Stadt vorbeigezogen war. In den Nachrichten wurde nach wie vor gesagt, dass die Polizei keine Erklärung für das nach wie vor anhaltende Verschwinden dieser ganzen Menschen habe. Wir hatten jedoch bei jeder weiteren Meldung in den Medien Nachforschungen angestellt und konnten die Personen fast immer in Verbindung mit einer Zugfahrt bringen. Nur aus diesem Grund saßen wir jeden Tag in irgendwelchen stickigen Zügen und beobachteten die wenigen verängstigten Passagiere, die uns signalisierten, dass wir uns in der richtigen Region aufhielten. Es war nie sonderlich spannend und wir hatten irgendwann angefangen Kartenspiele mitzunehmen, um uns irgendwie zu beschäftigen.

Doch heute war es etwas anders. Wir saßen zu dritt auf einem der Vierer-Sitze und hatten schon vor einer ganzen Weile angefangen einen langhaarigen Kerl zu beobachten. Er saß völlig gelassen auf einem der Sitze neben uns. Natürlich waren nicht alle Menschen die wir den Tag über sahen völlig verängstigt, aber er schien, wie wir auch, völlig absichtlich in diesem Zug zu sitzen. Schien kein Ziel zu haben, sondern einfach nur zu fahren um des Fahrens Willen.
 

Doch soeben hatte sich die Situation geändert, da er nun zu uns schaute, mir direkt in die Augen. Sie waren grün und musterten mich nun genauso, wie ich ihn die letzten paar Minuten gemustert hatte. Verlegen hob ich die Hand an meinen Hinterkopf und lachte kurz auf.

„Hey“, grüßte ich ihn, da ich nicht wie ein völliger Psyscho wirken wollte. Er sah aus, als wäre er in unserem Alter, also glaubte ich nicht, dass er irgendetwas mit den verschwindenden Menschen zu tun hatte.

„Hab ich irgendwas im Gesicht?“, fragte er nachdem er mich eine Weile stumm gemustert hatte und schaute nun auch kurz zu Anzu und Hiroto, die ihn genauso angestarrt hatten.

„Ähm nein!“, stotterte Anzu, ehe ich etwas sagen konnte. „Wir finden nur du siehst sehr gut aus“, lächelte sie den schwarzhaarigen Jungen scheinheilig an.

„Sag mal spinnst du?“, rutschte es mir heraus. Aber was dachte sie sich denn dabei? Ich fand den Kerl doch nicht gutaussehend. Na gut, er hatte schöne grüne Augen und... Darum ging es doch gar nicht! Verärgert schaute ich Anzu an, die genervt die Augen verdrehte.

„Wir suchen hier nach auffälligen Leuten, und du bist so entspannt, dass es auffällig ist“, klärte Hiroto die Situation auf.
 

Die Mundwinkel des Jungen verzogen sich zu einem Grinsen, das aber eher herablassend wirkte.

„Ihr sucht also nach auffälligen Leuten?“, fragte er an meinen Kumpel gerichtet, der darauf nur nickte. Kurz schaute der Junge zu mir, dann zu Anzu. „Und warum?“, fragte er weiter und schaute nun wieder ernst.

„Ein Freund von uns ist verschwunden und wir wissen, dass es etwas mit den Zügen zu tun haben muss, deswegen suchen wir nach Auffälligkeiten!“, hielt Anzu begeistert ihre Ansprache.

Innerlich verdrehte ich die Augen. Warum musste sie das so heraus posaunen? Ich schaute in das noch ausdruckslose Gesicht des fremden Jungen und machte mich darauf gefasst, dass er in lautes Gelächter ausbrechen würde.

Ryuji

Überrascht schaute ich auf, als das Lachen ausblieb.

„Dann seid ihr also schlauer, als ihr ausseht“, meinte er trocken und strich sich eine der beiden schwarzen Haarsträhnen, die nicht in seinen Zopf gebunden waren, aus dem Gesicht.

„Du denkst wir sind dumm?“, platzte es aus mir heraus. „Wer bist du überhaupt?“, fuhr ich den Jungen an. Ein Grinsen huschte über seine Lippen.

„Ryuji mein Name. Und wer seid ihr?“ Während er sprach schaute er nur Anzu an. Dieser arrogante...

„Ich heiße Katsuya“, sagte ich schnell, bevor ihm jemand anderes antworten konnte. „Und der da ist Hiroto“, fuhr ich fort, während ich auf meinen Kumpel deutete.

„Und ich heiße Anzu“, stellte sich das Mädchen vor, als sie merkte, dass ich nicht weiter sprach.

„Und ihr denkt, dass ihr durchs Zug fahren jemanden findet, der in kürzester Zeit eine menge Menschen verschwinden lässt?“, fragte er spöttisch.

„Es hat auf jeden Fall mit den Zügen zu tun“, vertrat Anzu weiterhin stur ihre Meinung.

„Was weißt du darüber?“, fragte Hiroto.

„Nicht viel mehr als ihr, aber ich denke, dass es keine Person ist.“

„Was denn dann?“, fragte ich drängelnd, als er nicht weiter sprach. Doch er zuckte nur mit den Schultern.
 

„Dann können wir ja alle zusammen suchen. Alleine ist doch eh zu gefährlich“; freute sich Anzu schon, wurde im nächsten Moment aber schon wieder enttäuscht.

„Ich lehne ab“, lachte Ryuji kurz auf. „Ich kann bestens auf mich selbst aufpassen und habe keine Zeit auf ein paar Amateure wie euch aufzupassen.“

„Was fällt dir ein, du Mieser -“, begann ich mich aufzuregen, wurde aber von Hiroto unterbrochen, der mir seine Hand auf die Schulter legte.

„Beruhig dich“, murmelte er mir ins Ohr.

„Wieso sollten wir dir nicht helfen können?“, fragte Anzu, die die Absage anscheinend nicht akzeptieren wollte.

„Sorry Kleine, aber ich arbeite nur alleine. Aber vielleicht kommt ihr ja besser voran, wenn ihr einen Rivalen habt“, grinste er uns an.

„Das hier ist doch kein Wettkampf, hier geht es um Menschenleben“, regte ich mich wieder auf und wäre am liebsten aufgesprungen.

„Wie du meinst“, meinte er nur und zuckte mit den Schultern. „Ich kenne keinen der Vermissten, also habe ich keinen Grund das allzu ernst zu nehmen.“

„Wieso willst du dann herausbekommen, was mit ihnen ist?“, fragte Anzu noch bevor ich mich erneut über Ryujis abwertende Art aufregen konnte.

„Einfach nur so“, antwortete er mit einem schiefen Grinsen. „Also, ich muss hier raus“, meinte er, während er aufstand. „Viel Spaß er noch, man sieht sich.“ Noch einmal grinste er uns alle kurz an, dann ging er zu den Türen, des gerade haltenden Zuges.

Wir warfen uns alle fragende Blicke zu. Ich hoffte, dass wir diesen Kerl nie wieder sehen würden. Wie konnte man nur so arrogant und abweisend sein?

Pleite

„Katsuya, unsere Freundschaft in allen Ehren, aber ich kann mir das nicht mehr lange leisten.“ Mit diesen Worten ließ sich mein Kumpel zwei Tage später neben mich auf den Sitz am Bahngleis fallen. Es war eine neue Woche und somit ein neues Wochenticket nötig. Auch ich hatte es nicht gerade dicke.

„Denkst du etwa ans Aufgeben?“, lag ihm Anzu sofort vorwurfsvoll in den Ohren.

„Wie kannst du dir das überhaupt leisten? Sind deine Eltern reich?“, fragte Hiroto nur halb interessiert.

„Wisst ihr Jungs, es gibt so etwas das nennt sich Arbeit. Bis vor einer Woche hatte ich auch noch einen Nebenjob.“

„Dann kannst du uns ja etwas abgeben“, mischte ich mich nun auch mal ein.

„Träum weiter.“

„Wir hängen hier doch nur noch wegen dir rum“, warf ihr Hiroto vor.

„Spinnst du?“ Anzu warf ihm einen verständnislosen Blick zu und ich war der Meinung, dass diese Streiterei nun beendet werden sollte.

„Okay Mädels, regt euch ab“, beschwichtigend hob ich meine Hände. Dass ich mal einen Streit schlichten würde, hätte ich auch nicht gedacht.

Mein Kumpel warf mir einen ernsten Blick zu, worauf ich kurz nickte. Er hatte Anzu von Anfang an nicht dabei haben wollen, und diese ganze Idee war auch eher auf meinem Mist gewachsen als auf seinem. Ich war ihm verdammt viel schuldig.

„Da kommt unser Zug“, mit diesen Worten sprang das Mädchen auf und ging zu den Zugtüren, die sich jeden Augenblick öffnen würden.
 

„Ich hoffe du teilst ihre Meinung nicht“, sagte Hiroto, ehe ich Anzu folgen konnte. Ich schüttelte nur leicht den Kopf.

„Keine Angst, wenn du nicht mehr willst, brauchst du nicht mit kommen. Bin dir schon dankbar, dass du bis jetzt alles mitgemacht hast. Aber wenn wir diese Woche auch nichts finden, dann sollten wir's eh lassen, wir leben ja schon fast in diesen Zügen“, lachte ich schwach. Hiroto nickte mir nur kurz zu, ehe wir beide aufstanden.

Gestern waren wir wirklich nicht zu Hause gewesen, weil sich die Heimfahrt mittlerweile einfach nicht mehr lohnte. Ein wenig eklig war es schon, wenn man bedachte, dass wir uns hier nicht mal richtig waschen konnten.
 

„Ist es noch so früh?“, murmelte Hiroto, als wir einstiegen und uns auf den nächstbesten Vierer-Platz setzten. Es war noch früh, ja, aber was er eigentlich mit dieser Aussage meinte, verstand ich erst, als der Zug losgefahren war. Anzu schien es gar nicht erst mitbekommen zu haben, denn diese schaute nur abwesend aus dem Fenster neben sich.

Im Zug saßen nur wenige Leute, aber all diese Leute waren erst eben mit uns eingestiegen. Ein unwohles Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Hatte Anzu nicht mal etwas über komplett leere Züge gesagt? Mir wollte es einfach nicht einfallen. Vermutlich schob ich aber nur unnötigen Stress. Wahrscheinlich war das einfach die erste Station dieses Zuges gewesen. Die anderen Fahrtgäste wirkten nicht unruhiger als sonst und auch Anzu und Hiroto saßen vollkommen entspannt auf ihren Sitzen.

Ich versuchte es mir ebenfalls etwas gemütlicher zu machen, indem ich etwas auf dem unbequemen Polster herumrutschte und dann ebenfalls aus dem Fenster schaute, um die morgendliche Landschaft zu beobachten, die immer schneller an uns vorbeizog.

Der leere Zug

„Wir sind verdammt schnell, oder?“, fragte Anzu auf einmal, was mich aufschauen ließ. Jetzt wo sie es sagte. Ich hatte zwar die ganze Zeit aus dem Fenster geschaut, aber nicht wirklich auf das geachtet, was ich da sah.

„Vielleicht fährt der einfach so schnell?“, versuchte ich eine logische Erklärung zu finden, aber bisher war noch keiner der Züge, in denen wir gesessen hatten, so schnell gefahren, und wir hatten in verdammt vielen gesessen.

„Vielleicht sollten wir dem Schaffner Bescheid geben?“, fragte Anzu verunsichert, was auch sofort wieder das ungute Gefühl in meinem Magen aufsteigen ließ.

„Der Zug ist eh seltsam, nach dem Plan war das nicht die erste Haltestelle, trotzdem war er komplett leer. Ist mir noch nie passiert“, merkte Hiroto unbeeindruckt an.

„WAS?“, schrie Anzu ihn fast schon an, während sie aufsprang. Fast alle Leute in diesem Abteil hatten sofort ihre Blicke auf uns gerichtet. „Ich hab doch gesagt, wir dürfen in keine leeren Züge einsteigen, warum hast du nichts gesagt?“ Sie klang mehr als hysterisch, weswegen ich auch aufstand.

„Beruhig' dich erst mal“, versuchte ich es, ohne großen Erfolg.

„Lass uns verschwinden“, zischte Hiroto, packte das Mädchen am Arm und zog es hinter sich aus dem Abteil. Ihm war es wohl noch etwas unangenehmer als mir, dass uns alle, teilweise sogar sehr ängstlich, anstarrten. In dem leeren Zwischenabteil angekommen, ließ er Anzu wieder los.
 

„Was ist jetzt dein Problem?“, fragte Hiroto erstaunlich ruhig und verschränkte seine Arme vor der Brust.

„Wenn hier bis eben noch Leute gesessen hatten, dann sind die alle verschwunden, ohne dass es Augenzeugen gibt“, antwortete Anzu schnell.

„Das ergibt immer noch keinen Sinn“, entgegnete Hiroto dieser seltsamen Logik. „Aber wenn es so ist, dann sind wir doch ganz nah an dem Verantwortlichen. Das wollten wir doch, oder?“

„Ja schon, aber...“ Anzu schien darauf nichts mehr entgegnen zu können.

„Lasst uns doch einfach zum Lokführer gehen“, schlug ich vor. Der müsste immerhin wissen, wenn hier etwas seltsames vor sich ging.

Anzu nickte nach kurzem Überlegen, als wir plötzlich einen Schrei hörten. Der Zug fuhr nach wie vor verdammt schnell, obwohl ich mir sicher war, dass wir gerade durch einen Bahnhof gefahren waren, an dem er hätte halten müssen.

„Was war das?“, fragte Anzu, die sich auf einmal wieder beruhigt hatte. Wir schauten uns nur ratlos an. Ohrenbetäubender, metallisch klingender Lärm durchzog, gepaart mit einem starken Zittern, den gesamten Zug.

„Und was war das?“, fragte ich mit so ruhiger Stimme, dass ich mich selbst überraschte. Ich war alles andere als ruhig. Ich wusste nicht was hier vor sich ging, niemand wusste das, und das war kein schönes Gefühl.
 

„Ihr bleibt hier und rührt euch nicht vom Fleck, ich schau kurz nach“, meinte Hiroto auf einmal und machte Anstalten, zu dem Abteil zu gehen, in dem wir eben noch gesessen hatten.

„Sollten wir uns wirklich aufteilen?“ Anzu schaute ihn unzufrieden an, doch er schüttelte nur den Kopf.

„Fünf Sekunden, dann bin ich wieder da.“ Mit diesen Worten verschwand mein Kumpel schon durch die Tür. Ich war drauf und dran ihm hinterher zu laufen, doch meine Beine wollten nicht.

Es war seltsam in diesem Zug gefangen zu sein und nicht zu wissen, was gerade passierte. Nur zu wissen, dass vielleicht gerade Menschen verschwanden, dass wir so nahe daran waren, eine Antwort auf alles zu bekommen. Was, wenn Hiroto nun auch verschwand? Es war sicher keine gute Idee sich aufzuteilen.

Was ist hier los?

Nur wenige Sekunden später öffnete sich die Tür wieder und ich spürte, wie sich Anzu etwas hinter mich drückte. Auch ich schaute angespannt zu der Tür und war mehr als erleichtert, als Hiroto durch sie trat. Sein Gesicht war sehr blass, aber sonst schien es ihm gut zu gehen.

„Was ist?“, fragte ich ungeduldig.

„Sie sind alle weg“, flüsterte er fast schon und schaute uns verwirrt an.

„Du willst uns doch verarschen?“, fragte ich etwas zu laut und hoffte, dass er sich nur einen Spaß erlaubte. Was meinte er mit weg?

Als Hiroto auf meine Frage den Kopf schüttelte rannte ich zu ihm, um durch das kleine Fenster in der Tür in das Abteil zu schauen. Ich konnte nicht viel sehen, aber nach dem was ich sah, war es wirklich leer. Es sah wie ein völlig normales leeres Abteil aus. Und doch sah es nicht so aus, wie vorhin, als wir eingestiegen waren. Irgendetwas war seltsam. Ich lehnte mich an die Wand neben der Tür und schaute zwischen meinen beiden Freunden hin und her.

„Du hast niemanden gesehen?“, fragte Anzu ungläubig. Sie stand nach wie vor weit weg von den beiden Türen, die jeweils in ein Abteil führten.

„Nein“, war Hirotos kurze Antwort. Das konnte doch nicht sein.

Ich wollte mich damit nicht zufrieden geben und ging zu der anderen Tür mir gegenüber, um auch dort durch das Fenster zu schauen.

„Was zur Hölle...“ Verwirrt schaute ich in ein komplett abgedunkeltes Abteil, das nur von den Deckenleuchten erhellt wurde. Draußen war es bereits hell, warum also war es da drinnen so verdammt dunkel?
 

„Was ist?“, fragte Anzu, die nun doch zu mir kam. Nach einem kurzen Blick durch das Fenster, ging sie wieder einige Schritte zurück. „Das ist nicht gut, gar nicht gut“, murmelte sie und schrie dann erschrocken auf. Blitzschnell drehte ich mich um und konnte gerade noch erkennen, wie sich die Scheiben der Ausstiegstüren schwarz färbten und den kleinen Raum abdunkelten. Nur der schwache Schein der Deckenleuchten bot uns nun noch Licht.

„Was soll der Mist?“, fragte Hiroto gereizt und trat gegen eine der Türen. Ich konnte deutlich sehen, wie sie an dieser Stelle leicht nachgab, was Hiroto erschrocken seinen Fuß zurück ziehen ließ.

„Was sollen wir jetzt machen? Das ist doch nicht normal“, stellte Anzu fest und schien sich nicht zwischen Angst und Wut entscheiden zu können.

Erneut schaute ich durch die kleine Scheibe in das nächste Abteil und musste schlucken.

„Leute, ich will euch ja nicht beunruhigen, aber die Lichter scheinen nicht mehr lange mitzumachen.“ Sie flackerten wie wild und gingen dann langsam nacheinander aus. Nervös schaute ich zu unseren, bei denen noch alles in Ordnung zu sein schien.

„Nicht dein Ernst.“ Hiroto schaute kurz in das andere Abteil. „Wir sollten hier schnellstens verschwinden.“ Anscheinend war es dort noch nicht so schlimm.

„Hiroto, hinter dir“, sagte Anzu auf einmal und ließ uns damit beide aufschrecken.

Ich sah nichts hinter ihm und wollte dem Mädchen bereits an den Kopf werfen, was das solle, als Hiroto auf einmal näher zu der Ausgangstür ging und an einem Schalter zog.

Natürlich, die Notbremse!
 

Leider passierte nicht das, was wir uns erhofft hatten. Mit einem Schmerzensschrei sprang mein Kumpel zurück, seine Hand blutete stark und der Zug fuhr unbeirrt viel zu schnell weiter.

„Was ist passiert?“, fragte Anzu überrascht und ging schnell zu Hiroto um dessen Hand zu untersuchen.

„Keine Ahnung, muss irgendwie abgerutscht sein“, ärgerte sich Hiroto. Das konnte nicht sein, dafür blutete es viel zu stark. So gefährlich waren Notbremsen mit Sicherheit nicht.

„Nein“, sprach Anzu meinen Gedanken aus. „Ist das eine Bissspur?“ Schnell trat ich näher, um mir die blutende Wunde genauer anzuschauen. Sie musste sich irren.

Rennen

„Fuck!“, fluchte ich laut, während ich Hirotos Hand anstarrte. Das sah wirklich verdammt nach einer Bisswunde aus. Aber das war unmöglich. Anzus erschrockener Aufschrei ließ uns schnell diese ungewöhnliche Wunde vergessen.

„Seht doch“, sie zeigte mit aufgerissenen Augen auf die Notbremse. Der Griff hing auf einmal weiter unten, schwankte an einer Art Schnur. Sie bewegte sich unnatürlich hin und her, es schien, als würde sie ein Eigenleben besitzen. Plötzlich schnellte der Griff, der deutlich mit Zähnen besetzt war, auf uns zu.

„Achtung!“ Wir wischen alle zurück und glücklicherweise schien die Schnur nicht noch länger werden zu können.

„Das ist mir zu krank, lasst uns von hier verschwinden!“ Hiroto zog sein Messer und schlug damit das Notbremsen-Monster beiseite. Anzu und ich zögerten keine Sekunde, um an ihm vorbei in das nächste Abteil zu rennen.

„Wo sollen wir hin?“, fragte ich, während wir das Abteil durchquerten. Die Sitze sahen merkwürdig aus, als würden sie leben. Vermutlich war mit ihnen das Selbe passiert, wie mit der Notbremse. Hier wollte ich auf jeden Fall schnell wieder raus, vor allem da nun auch hier die Lichter zu flackern begannen.

„Zum Führerhaus!“, schrie Anzu und riss die Tür am Ende des Abteils auf. Das hier war ein verdammt langer Zug, und wir befanden uns ziemlich weit hinten.
 

„Scheiße, da drin sieht es genauso aus“, fluchte Hiroto. Wir hatten kurz in dem Zwischenabteil angehalten, um durch das kleine Fenster ins nächste Abteil zu schauen. Es war verlassen und die Scheiben waren vollkommen abgedunkelt.

„Egal, wir müssen weiter. Ich will nicht wissen, was hier abgeht, wenn die Lichter aus sind“, sagte ich leicht panisch. Der Gedanken, dass hier so ziemlich alles auf einmal zum Leben erwachen und mich anknabbern konnte, war nicht gerade beruhigend.

„Katsuya hat Recht. Außerdem haben wir noch einen langen Weg vor uns und die Lampen scheinen nicht mehr lange mit zu machen“, stimmte Anzu mir zu und öffnete auch schon wieder die nächste Tür.
 

Wir waren bereits durch zwei Abteile gerannt, doch ich hatte nicht das Gefühl, dass wir weiter kamen. Es gab keine Hinweise darauf, wo wir uns befanden, oder wie weit es noch zum Führerhaus war, falls wir da überhaupt noch hin konnten. Das hier war alles so unwirklich, da hätte es mich nicht gewundert, wenn wir einfach die ganze Zeit im Kreis liefen.

„Jungs, ich brauch ne Pause.“ In einem der Zwischenabteile blieb Anzu einfach stehen um kurz zu verschnaufen.

„Das ist wirklich ein ganz blöder Moment dazu“, meckerte ich sie an. Zwar hatten wir mittlerweile einen guten Vorsprung zu den flackernden Lampen, trotzdem hatte ich keine Lust irgendwo stehen zu bleiben, immerhin schien hier fast alles zu leben.

„Ach ja? Du musst ja nicht hier bleiben!“, schrie sie mich an und ich konnte sehen, wie sich Tränen in ihren Augen bildeten.

„Gut, du hältst uns eh nur auf“, schrie ich zurück und betrat das nächste Abteil. Was für eine blöde Kuh.

„Hey Katsuya!“, schrie mir Hiroto hinterher. „Wir sollten zusammenbleiben.“ Ich ignorierte ihn einfach und stapfte weiter durch das Abteil. Selbst schuld wenn er nicht mitkommen wollte.

Macheten vs. Sitze

Ich hatte wieder zu rennen begonnen, mich würden diese Dinger sicher nicht erwischen. Schnell rannte ich zum nächsten Zwischenabteil. Ich riss die erste Tür auf, durchquerte es und öffnete genauso eilig auch die zweite Tür. Ohne auf den Boden zu achten stürmte ich in das nächste Abteil und landete prompt auf dem Boden. Vor mir bedeckte eine dunkle Flüssigkeit diesen. Panisch versuchte ich wieder auf die Beine zu kommen, als ich diese als Blut identifizierte, doch irgendetwas hielt meine Füße fest.

Ich schaute nach hinten und sah, wie sich eine Armlehne verlängert und unnatürlich verbogen hatte, wie schon die Notbremse vorhin. Sie hatte sich mehrmals um meinen Knöchel gewickelt und schien mich nicht mehr gehen lassen zu wollen. Trotzdem versuchte ich meinen Fuß wegzuziehen, was als folge hatte, dass ich nun zum Sitz hingezogen wurde. Dieser sah genauso falsch wie die Lehne aus, er hatte eindeutig Zähne und ich war mir sicher auch Blut erkennen zu können. Waren alle Fahrgäste etwa dorthin verschwunden?

„Scheiße, lass mich los!“, brüllte ich dieses Ding an und versuchte nach ihm zu treten, es war sinnlos. Verzweifelt krallte ich mich am Boden fest, damit es mich nicht weiter zu sich ziehen konnte, auch das war ein sinnloses Unterfangen.
 

„Hey du da“, wurde ich aus meinem Todeskampf gerissen. Vor mir stand ein Junge mit langem, schneeweißem Haar. In seiner Hand hielt er eine lange Machete, von der eine dunkle Flüssigkeit tropfte.

„Kümmer du dich um ihn, ich räum so lang hier hinten auf“, hörte ich eine zweite Stimme, konnte aber niemanden erkennen.

„Okay, schön still halten.“ Grinsend kam der Junge auf mich zu und hob seine Waffe. Mir gefror das Blut in den Adern und die Tatsache, dass ich jeden Augenblick von einem Stoffklumpen gefressen werden könnte war vergessen.

Er holte mit seiner Waffe aus, ich schloss meine Augen und das nächste was ich spürte war, dass sich der Griff um meinen Knöchel lockerte. Überrascht öffnete ich meine Augen wieder.

„Jetzt steh schon auf. Und stell dich irgendwo hin, wo sie dich nicht bekommen“, wies er mich an und begann dann die Sitze zu zerlegen, wobei diese seltsame dunkle Flüssigkeit freigesetzt wurde.

Schnell rappelte ich mich auf und konnte dann auch seinen Kumpel sehen, der im am anderen Ende des Abteils der selben Tätigkeit nachging. Was war hier eigentlich los?
 

Gebannt schaute ich zu, wie sie sich Sitz für Sitz vornahmen, wie sich diese mit ihren gruseligen Lehnenarmen wehren wollten, es ihnen aber nicht gelang. Die Beiden wussten was sie taten, als würden sie das hier öfters machen. Wer zur Hölle waren die?

„Kats, alles okay?“, fragte Hiroto augenblicklich, als er das Abteil betrat, direkt hinter ihm Anzu. „Wir haben dich Schreien gehört und- Was ist denn hier los?“, unterbrach er sich selbst, als er das zerstörte Abteil sah. „Und wer sind die da?“

„Weiß auch nicht, aber die scheinen sich auszukennen“, antwortete ich, während ich zuschaute, wie sie den letzten Sitz, der sich besonders wehrte, zerlegten. Hier und da regte sich noch etwas in den, von schwarzer Flüssigkeit bedeckten, Trümmern, doch anscheinend waren die Beiden fertig mit ihrer Show, denn nun schauten sie uns an.

Bakura und Mariku

„Wer seid ihr?“, fragte Anzu, bevor jemand anderes etwas sagen konnte.Wieso hatte Hiroto die nur mitgeschleppt?

„Die, die eurem Freund gerade den Hintern gerettet haben“, antwortete der Weißhaarige.

„Ihr solltet hier nicht alleine rumlaufen“, meinte der andere. Er hatte sandfarbenes Haar, das wild in alle Richtungen stand.

„Ihr solltet generell nicht in diesem Ding sein.“

„In was für einen Ding? Wisst ihr, was hier los ist?“, fragte ich ungeduldig.

„Wir wissen nur, dass hier drinnen alles lebt und uns fressen will“, sagte der Junge mit dem sandfarbenen Haar und grinste dabei. Irgendwie war der verdammt gruselig.

„Und dass wir hier schnellstens verschwinden sollten“, fügte der andere hinzu und deutet auf eine Deckenlampe, die zu flackern begann.

„Gute Idee“, stimmte Hiroto ihnen zu und wir begannen wieder zu laufen. „Ich heiße übrigens Hiroto, das hier ist mein Kumpel Katsuya, und die da heißt Anzu“, stellte er uns vor, während wir das nächste Abteil betraten.

„Ich heiße Bakura und der da Mariku“, stellte sich nun auch der Weißhaarige vor.
 

„Und was macht ihr hier? Also, warum habt ihr Macheten dabei?“, fragte ich. Die mussten doch irgendetwas wissen.

„Es war ziemlich offensichtlich, dass die Leute in den Zügen verschwanden, also wollten wir der Sache mal auf den Grund gehn. Wir dachten uns schon, dass die Teile noch nützlich werden würden“, erklärte Bakura.

„Außerdem mussten wir so keine Tickets zahlen“, fügte Mariku grinsend hinzu und ich hoffte, dass er das nur als Scherz meinte.

„Also wisst ihr nicht, wie wir hier wieder rauskommen?“, fragte Anzu sichtlich enttäuscht.

„Oder ob“, stimmte Bakura ihr nickend zu.

„Na ganz toll“, murrte ich.
 

„Und was macht ihr hier?“, fragte nun Mariku.

„Wir suchen einen Freund, der vor einer Weile verschwunden ist“, erklärte Anzu.

„In einem Zug?“, fragte er weiter.

„Wir sind auch dahinter gekommen, dass es irgendwas mit den Zügen zu tun haben muss“, sagte ich ein wenig stolz.

„Und da seid ihr einfach mal ein bisschen Zug gefahren und habt gehofft euch passiert nichts?“ Bakura lachte kurz auf. „Ziemlich naiv, oder?“

„Wir konnten ja nicht ahnen, dass so was hier“, ich gestikulierte wild mit den Armen, wobei ich fast an einem der Sitze hängen blieb, „passiert. Außerdem wisst ihr doch auch nicht, wie ihr hier raus kommt.“ Was provozierte mich der Kerl denn jetzt? Ich war eh schon gereizt genug.

„Das stimmt“, sagte Bakura ruhig, als wäre nichts weiter dabei. „Aber ihr solltet euren Freund lieber vergessen.“

„Schreib mir nicht vor, was ich zu tun hab“, meckerte ich ihn an.

„Und sag nicht so etwas negatives“, mischte sich nun auch wieder Anzu ein.

„Wie ihr wollt, kann mir auch egal sein“, murmelte er nur noch und konzentrierte sich dann wohl lieber aufs Laufen.

Angriff!

„Warum machen sie jetzt nichts mehr?“, fragte ich. Mittlerweile gingen wir wieder. Die beiden Jungs schienen es nicht sonderlich eilig zu haben, und ich fühlte mich in ihrer Nähe doch etwas sicherer.

„Wer macht nichts mehr?“, fragte Anzu unnützer weiße.

„Na, alles eben“, meckerte ich. Eben hatten sie von allen Seiten versucht uns anzugreifen. Aber seit wir losgelaufen waren, waren sie in allen Abteilen ganz normale Sitze gewesen. Sie hatten zwar merkwürdig lebendig ausgesehen, aber dennoch wie Sitze.

„Ist doch besser so, oder?“, meinte Bakura nur. Recht hatte er ja. Trotzdem fragte ich mich, was eben anders gewesen war.

„Ist das da vorne das Führerhaus?“, fragte Anzu begeistert, als wir das nächste Abteil betraten. Und tatsächlich sah es so aus, als hätten wir endlich das Ende des Zuges erreicht.

„Na hoffentlich bringt uns das auch was“, merkte Mariku grinsend an.

„Was ich falsch mit dem?“, flüsterte ich Hiroto zu, nachdem die beiden Jungs schon ein Stück vorgegangen waren.

„Sei doch froh, dass sie dir den Hintern gerettet haben“, verteidigte Anzu sie, worauf ich ihr nur einen wütenden Blick zuwarf. Immerhin war sie ja erst schuld daran.

„Egal, wir sollten bei ihnen bleiben“, sagte Hiroto schnell und ging dann weiter.
 

Wir hatten gerade die Hälfte des Abteils durchquert und ich fragte mich, wie die Kerle nur so ruhig bleiben konnten. Das letzte Stück hätten wir auch ruhig rennen können, aber ich wollte die zwei doch lieber vorgehen lassen. Auf einmal kreischte Anzu hinter mir.

Aus Reflex drehten Hiroto und ich uns zeitgleich um, um uns verteidigen zu können. Was musste diese Ziege auch immer nur rumkreischen, anstatt zu sagen, was los war? Wir waren auf einen Angriff gefasst gewesen, doch dagegen konnten wir nichts ausrichten. Einer der Lehnenarme hatte sich Anzu geschnappt, hielt sie an der Hüfte fest und zog sie geradewegs zu dem Sitz, der bereits seine Zähne zeigte.

„Scheiße!“, fluchte Hiroto, während er wieder sein Taschenmesser zog.

„Lass stecken“, wies Bakura ihn an, während er schon an uns vorbeilief und mit seiner Machete gezielt auf die Lehne einschlug.

„Bakura, pass auf!“, warnte ich ihn noch, doch da hatte ihn der Nachbarsitz bereits gepackt. Diesmal gingen diese Dinger viel gezielter auf uns los, als vorhin.

„Scheinbar sind wir hier nicht willkommen.“ Mit diesen Worten eilte Mariku seinem Kumpel zu Hilfe, während ich die nun befreite Anzu von den Sitzen wegzog.
 

„Verdammt, steht da nicht so rum!“, fluchte Bakura, nachdem er wieder befreit wurde. Im Gegensatz zu Anzu schien er wirklich angegriffen worden zu sein, sein Oberarm blutete stark.

„Kommt mit.“ Schon zog Hiroto Anzu hinter sich her.

„Wohin?“, fragte ich überfordert.

„Wir müssen ins Führerhaus.“ Möglichst schnell versuchten wir zur Tür am Ende des Abteils zu kommen. Glücklicherweise schienen diese gruseligen Sitze keine Notiz von uns zu nehmen, zumindest bis ich über meine eigenen Füße stolperte und gegen einen fiel. „Kats!“

Ich versuchte dem Lehnenarm auszuweichen indem ich zurück stolperte, doch er kam geradewegs auf mich zu. Gerade als ich zu einem Gegenschlag ansetzte, stoppte das Teil vor mir.

„Jetzt komm schon!“ Hiroto packte mich am Arm und zog mich weiter. Er hatte sein Messer in der Lehne versenkt. Scheinbar hatte das gereicht um sie zumindest kurz abzulenken.

Nun waren sie wohl doch auf uns aufmerksam geworden, zumindest versperrten diese ekligen Arme jetzt den Weg zur Tür. Wir entschlossen uns dazu, uns durchzuboxen und mussten feststellen, dass das erstaunlich gut funktionierte. Wir mussten nur schnell sein und durften uns nicht schnappen lassen. Als wir endlich bei der Tür ankamen stand Anzu immer noch vor dieser und schaute uns nervös an.

„Sie geht nicht auf.“

Alte Bekannte

„Laber keinen Mist.“ Verärgert drückte ich Anzu zur Seite um die Tür zu öffnen. Die Lehnenarme schienen zwar eine begrenzte Reichweite zu haben, aber die hinteren Sitze konnten uns hier trotzdem erreichen. „Shit!“ Wütend trat ich gegen die Tür, als sie sich wirklich nicht öffnen ließ. „Hiroto!“

„Ja.“ Gemeinsam warfen wir uns gegen die Tür. Die war echt verdammt stabil.

„Jungs!“, drängte uns Anzu, während sie mit ein paar gezielten Tritten die Angreifer fern hielt. Immerhin erwies sie sich mal als nützlich.

„Was macht ihr denn hier?“, schnauzte uns Bakura an, während er Anzu befreite. „Geht schon rein. Die Viecher sind echt wütend, die werden nicht lange still halten!“

„Ach ja? Dann geh du doch rein!“, schnauzte ich zurück und fing mir einen wirklich fiesen Blick ein.

Ohne etwas zu sagen ging Bakura zu der Tür und hob seine Machete.

„Moment, du willst sie kaputt machen?“, hielt Hiroto ihn auf. „Was, wenn sie das einzige ist, was uns die Teile vom Hals halten kann?“

„Du kannst gerne hier draußen bleiben.“ Ich hätte meinem Kumpel gerne zur Seite gestanden, aber wir wussten auch nicht, was uns da drinnen erwarten würde. Da war mit Sicherheit kein Mensch drin.
 

Erneut holte Bakura zum Schlag aus, als die Tür von innen aufgeschlossen wurde. Verwirrt schauten wir die Klinke an, die sich nicht rührte.

„Worauf wartet ihr, Mädels?“ Mariku, der bis eben die die Arme, die sich immer wieder neu zusammensetzten und mittlerweile frei durch das Abteil krochen, abgehalten hatte, ging zur Tür um sie zu öffnen. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, das konnte genauso gut eine Falle sein. Aber hier draußen wurde es immer unangenehmer und ich war mir sicher, dass das Licht bereits leicht flackerte.

Gerade als Mariku seine Hand auf die Klinke legte, wurde die Tür aufgerissen.

„Jetzt kommt schon rein!“ Ein Junge mit schwarzen Haaren schaute uns genervt und ziemlich ungeduldig an.

„Oh Gott“, rutschte es mir raus, ehe wir uns alle beeilten rein zu kommen. Sofort sperrte er die Tür hinter uns wieder ab. Hier sah es echt gruselig aus. Es wirkte alles sehr organisch und als würde es sich bewegen. Glücklicherweise schienen uns hier drinnen nichts anzugreifen.

„Hatte ich nicht gesagt, ich hab keinen Bock auf euch aufzupassen? Und wer zur Hölle sind die da?“ Maulte uns Ryuji sogleich an. Warum zur Hölle war der hier?
 

„Was machst du denn hier?“, fragte ich, ohne auf eine seiner Fragen einzugehen.

„Ich versuche das Teil hier aufzuhalten, was denn sonst? Und bis eben war ich sogar unbemerkt geblieben.“ Er klang sehr vorwurfsvoll und meinte damit wohl den Lärm, der von der anderen Seite an der Tür verursacht wurde. Hoffentlich blieb sie weiterhin so stark.

„Ein Freund von euch?“ Bakura lehnte sich gegen die Wand, sein blutender Arm schien ihm mehr zu schaffen zu machen, als er sich anmerken ließ.

„Nein!“, antworteten Anzu und ich gleichzeitig.

„Wie auch immer, ihr könnt euer Wiedersehen später feiern. Jetzt würde ich erst mal gerne hier raus.“

„Ähm ja, das könnte ein Problem werden“, sagte Ryuji jetzt schon wieder deutlich ruhiger.

„Wieso Problem? Du weißt doch, wie man hier wieder raus kommt, oder?“ Hiroto schaute von seiner blutverschmierten Hand auf.

„Nicht so wirklich“, war seine zögerliche Antwort.

Streitereien

„Was soll das heißen?“, fuhr ich ihn sogleich an.

„Das was ich gesagt habe, ich weiß nicht, wie man hier wieder raus kommt“, entgegnete er wieder gereizter.

„Warum bist du dann überhaupt hier?“

„Warum seid ihr dann überhaupt hier?“

„Jetzt regt euch mal ab“, ging Hiroto dazwischen. „Vielleicht können wir ihn ja irgendwie anhalten.“ Ryuji schüttelte kurz den Kopf.

„Ich habe schon alles versucht.“

„Wieso warten wir nicht einfach, bis er wieder anhält?“, schlug Mariku für meinen Geschmack viel zu entspannt vor.

„Außerdem weiß er, dass wir hier sind. Mich hatte er nicht bemerkt, aber jetzt wird er sicher keine Ruhe geben, bis er uns auch hat.“ Ryuji klang mehr als nur vorwurfsvoll.

„Willst du damit sagen, wir sind jetzt schuld daran?“, mischte sich nun auch Anzu ein.

„Und woher willst du wissen, dass er dich nicht bemerkt hat?“, meckerte ich ihn weiter an.

„Leute!“, versuchte Hiroto die Situation wieder etwas zu beruhigen.
 

„Wenn das so ist, dann habt ihr sicher nichts dagegen, wenn wir hier alles auseinander nehmen?“ Es war keine wirkliche Frage seitens Bakura, eher eine Vorwarnung. Mariku wollte bereits mit seiner Waffe zuschlagen, als Ryuji ihn fast schon hysterisch anschrie.

„Spinnst du? Lasst das gefälligst! Wir wissen nicht was passiert, wenn wir hier was kaputt machen!“

„Was soll schon passiern? Schlimmer als das, was passiert wenn hier die Lichter ausgehn, wird’s sicher nicht.“ Bakura schaute ihn ernst an.

„Die Lichter ausgehn?“

„In den hinteren Abteilen sind die Lampen nach und nach kaputt gegangen“, erklärte Hiroto.

„Vielleicht wird der Zug nur wieder normal“, entgegnete Ryuji.

„Vielleicht sterben wir aber auch!“ Er konnte doch nicht ernsthaft einfach abwarten wollen, was passiert. Wir vergaßen unsere Streitigkeit für einen kurzen Moment, als sich ein tiefes Grollen, fast eine Art Brüllen, ohrenbetäubend laut, angefangen am Ende, durch den gesamten Zug zog.
 

„Das war dann wohl der Startschuss?“ Mit diesen Worten schlug Mariku seine Machete in die vordere Wand des Führerhauses, während wir anderen uns noch die Ohren zuhielten.

„Hast du vollkommen den Verstand verloren?“, schrie Ryuji ihn sofort an.

„Wieso? Ist doch nichts passiert“, grinste Mariku ihn nur an und schien weiter machen zu wollen.

„Vergiss es, wir sprengen das Teil.“

„Bitte?“, war das erste, was ich raus brachte.

„Ich habe etwas Sprengstoff dabei. Der sollte eigentlich nur für den Notfall sein, aber...“

„Wieso zur Hölle hast du Sprengstoff dabei?“ Entsetzt schaute Anzu ihn an.

„Es kann ja nicht jeder so unvorbereitet sein wie ihr“, setzte er sich zur Wehr und zog danach ein kleines Päckchen aus seiner Tasche.

„Woah!“ Nicht nur Hiroto trat einen Schritt zurück.

„Und was ist dann mit uns? Willst du uns umbringen oder was?“ Anzu war mehr als nur aufgeregt.

„Wenn es sein muss“, entgegnete Ryuji und man sah ihm an, dass er nicht ansatzweise so ruhig war, wie er vorgab zu sein.

„Vielleicht will ich aber nicht sterben?“, schrie sie ihn weiter an.

„Das hättest du dir vielleicht überlegen sollen, bevor du ihn diesen Zug gestiegen bist!“

Durch die ganze Streiterei war wohl niemanden aufgefallen, dass der Lärm in dem Abteil nebenan verstummt war und das Licht über uns gefährlich zu flackern begonnen hatte.

Die Entscheidung

„Lasst uns einfach die Bombe zünden.“

„Bakura!“ Anzu schien ihren Ohren nicht zu trauen.

„Lieber sterb ich so, als von dem Teil hier gefressen zu werden.“

„Außerdem vernichten wir ihn so vielleicht“, ergänzte Ryuji.

„Aber“, schüttelte Anzu ihren Kopf und ich konnte deutlich sehen, wie sich in ihren Augen Tränen bildeten. Ich konnte sie nur allzu gut verstehen, aber Bakura hatte Recht, die Alternative war noch schlimmer.

„Und wie willst du das anstellen?“, fragte ich Ryuji stattdessen. Wollte er das Ding etwa einfach hier drinnen hochgehen lassen?

„Ich habe in den ersten beiden Abteilen jeweils einen Sprengsatz verteilt-“

„Du hast was?!“ Entsetzt schauten wir ihn an, während Mariku sich einen ablachte. Was war falsch mit dem Kerl, und woher hatte er das Zeugs überhaupt?

„Und für was ist dann das?“, fragte Bakura und deutete auf das Päckchen.

„Ja! Wenn du da draußen schon welchen angebracht hast, dann brauchen wir den doch gar nicht“, sagte ich schnell. Ich hatte genauso wenig Lust darauf, jetzt schon ins Gras zu beißen. Kurz räusperte sich Ryuji.
 

„Das hier“, er hob das Päckchen hoch, „ist nur der Zünder. Wenn ihr mich vorhin hättet ausreden lassen, wüsstet ihr das bereits. Im Idealfall werden die zwei Abteile weggesprengt, so dass wir vom restlichen Zug getrennt werden“, erklärte er seinen Plan.

„Ach so?“ Verdutzt schaute ich zu dem Zünder in seiner Hand.

„Und wie wahrscheinlich ist das?“, fragte Hiroto, der ernsthaft darüber nachzudenken schien.

„Das wird schon einen ordentlichen Wumms geben, also...“ Ryuji zuckte nur mit den Schultern.

„Es ist ja wirklich schön, dass ihr euch viel Zeit für so eine Entscheidung lasst, aber langsam sollten wir etwas machen“, erinnerte uns Bakura an den Zeitdruck, den wir dank des mittlerweile stark flackernden Lichtes hatten.

„Also ich bin dafür“, sagte Mariku, während er seine Hand hob. War ja klar, wobei ich mir bei ihm fast sicher war, dass er einfach nur die Explosion sehen wollte.

„Solange endlich mal was passiert“, stimmte auch Bakura zu. Hiroto nickte ebenfalls.

Danach lag Ryujis fragender Blick auf mir, obwohl sie bereits die Mehrheit hatten.

„Okay, versuchen wir das“, stimmte ich schließlich schweren Herzen zu. Nun ruhten alle Blicke auf Anzu, die nur kurz nickte.
 

„Gut, dann machen wir das. Haltet euch am besten von der Tür fern.“ Witzbold, hier drinnen war kaum genug Platz für sechs Leute. Zusammen mit Hiroto und Anzu presste ich mich an die überraschend weiche Wand links der Tür.

„Das ist wirklich das Dümmste, was wir je gemacht haben“, meinte Hiroto leise. Wir hatten schon viel Mist angestellt, aber einen Zug, in dem wir fuhren, in die Luft zu sprengen toppte alles.

„Die letzten Tage mit euch haben irgendwie schon Spaß gemacht“, sagte Anzu auf einmal.

„Hör auf dich zu verabschieden! Danach fahrn wir erst mal in Urlaub.“ An so etwas negatives wollte ich nicht einmal denken.

„Bereit? Dann geht’s jetzt los.“ Ryuji betätigte den Auslöser in dem Augenblick, in dem das Licht ausging.

Helden

Es knallte und wir wurden ordentlich durchgeschüttelt. Es war ein unglaublich grässliches Geräusch zu hören, das einem bis in die Knochen ging und das ich nicht zuordnen konnte. Ehe ich mich versah wurde ich zu Boden gerissen. Das letzte was ich hörte war Anzus Schrei, bevor ich das Bewusstsein verlor.
 

„...uya, Katsuya! Hey, wach auf!“ Unsanft wurde ich wach gerüttelt. Sofort breitete sich ein dumpfer Schmerz in meinem Kopf aus. Ich hörte mehrere Menschen die umherliefen und redeten. Langsam öffnete ich meine Augen, was meine Kopfschmerzen nur noch verschlimmerte.

„Ist ja gut, ich bin wach“, murrte ich, damit man endlich aufhörte mich zu schütteln. Neben mir saß Anzu und schaute mich besorgt an. Auf ihrer Wange wahren deutlich zwei Kratzer zu sehen.

„Was ist passiert?“, fragte ich und versuchte mich aufzusetzen.

„Wir haben es geschafft.“ Auf einmal breitete sich ein fröhliches Lächeln auf ihren Lippen aus. „Wir haben es wirklich geschafft.“

„Geschafft?“ Irritiert schaute ich sie an. Was war eigentlich passiert? Ich dachte kurz nach und konnte mich an den Zug erinnern. „Wo ist Hiroto?“ Besorgt versuchte ich aufzuspringen und bereute es sofort, mein Kopf dröhnte schrecklich. Anzu drückte mich wieder zurück.

„Bleib liegen du Idiot. Du hast eine Platzwunde am Kopf und vermutlich auch eine Gehirnerschütterung. Hiroto bekommt gerade seine Hand verarztet.“

„Wie?“ Ich schaute mich kurz um, wo waren wir hier überhaupt? Sah aus wie ein Zelt.
 

„Es ist verrückt. Als ich wach wurde wart ihr alle noch ohnmächtig. Der Zug muss entgleist und die Böschung runtergefallen sein. Ich wollte Hilfe rufen, aber mein Handy ging nicht mehr an. Und nach nicht mal 10 Minuten ist ein Helikopter aufgetaucht. Kurz darauf kamen die ganzen Leute hier in schwarzen Vans angefahren, haben das Zelt hier aufgebaut und sich um uns gekümmert.“ Sie hatte sehr leise gesprochen, so dass es sonst niemand gehört hatte.

„Vielleicht hat die Polizei ja doch schon einen Verdacht gehabt“, überlegte ich laut. Immerhin hatten auch schon einige Zivilisten die Zusammenhänge zwischen den Verschwundenen und den Zügen erkannt. Doch Anzu schüttelte nur den Kopf.

„Das hier sieht mir eher nach Militär oder so aus.“ Ich schaute mir die Leute kurz genauer an. Sie hatte Recht, Polizisten waren das nicht gerade.

„Und der Zug?“

„Sie sammeln gerade die Einzelteile ein. Er sieht noch genauso gruselig aus, wie als wir drin waren, also wird man uns hoffentlich glauben.“ Ich nickte nur kurz und schloss dann wieder meine Augen. Eine Aspirin wäre super. Doch ehe ich diesen Wunsch äußern konnte, war ich auch schon wieder eingeschlafen.
 

Noch vor Ort waren wir verhört worden. Netterweise hatte ich eine Tablette gegen die Kopfschmerzen bekommen, trotzdem war es nicht sehr angenehm gewesen. Wie sich herausgestellt hatte, hatte ich auch noch eine gebrochene Rippe. Von allen waren Bakura und ich wohl am schlechtesten davon gekommen.

Danach hatten wir noch eine Schweigepflicht unterschreiben müssen, als ob uns diese Story irgendjemand glauben würde. Ich hatte sie gefragt, ob sie irgendetwas über Yugi wussten, doch keine Informationen bekommen.

Entgegen meiner Erwartungen war Ryuji ohne Strafe oder dergleichen davon gekommen. Immerhin besaß er Sprengstoff und hatte diesen in einem Zug verteilt und anschließend in die Luft gejagt. Im Gegenteile wurde sich bei uns sogar in gewisser Weiße bedankt. Ich wusste nicht so recht, was ich von der ganzen Sache halten sollte.

Doch nun standen wir in der nächsten Stadt, in die man uns netterweise gefahren hatte, immerhin hatten wir uns in einer sehr ländlichen Gegend befunden, und wussten nicht so recht, was wir mit uns anfangen sollten. Das alles zu verarbeiten würde sicher noch eine Weile dauern.

Neue Pläne

„Wo ist Ryuji eigentlich hin?“, fragte Anzu als wir so in dieser Stadt standen.

„Ist doch egal“, murrte ich nur. Viel wichtiger war doch, wie wir nach Hause zurück kamen. Wir waren wirklich verdammt weit weg und hatten auch nicht wirklich Geld dabei. Außerdem schmerzten mein Kopf und meine Rippen. Für unsere Tat hätten sie uns zumindest mal nach Hause bringen können.

„Der ist gleich nach dem Verhör verschwunden, hatte es wohl eilig“, antwortete Hiroto ihr und sah sich dann um. „Wir sollten langsam wieder zurück, es wird schon dunkel.“

„Ach, und wie sollen wir das anstellen. Laufen?“, fragte ich ihn etwas zu gereizt, wobei ich meinen Kopf hielt.

„Wie seid ihr denn hergekommen?“, mischte sich nun Bakura ein. Die Beiden waren ja auch noch da. Der Weißhaarige hatte nicht nur einen großzügigen Verband am Arm, sondern auch am Kopf, außerdem humpelte er auch. Mariku hingegen schien es blendend zu gehen, nicht mal einen Kratzer hatte er.

„Spinnst du, wir steigen jetzt doch nicht noch mal in einen Zug.“ Zumindest hatte ich wenig Lust darauf.

„Warum? Den eben haben wir doch auch kaputt bekommen.“ Mariku schwang nun nicht mehr nur seine, sondern auch Bakuras Machete. Warum hatten sie die behalten dürfen?

„Sie haben schon Recht. Wir müssen nach Hause und ich glaube nicht, dass so etwas jetzt noch mal passiert.“ Na hoffentlich lag Hiroto da richtig.
 

Letztendlich saßen wir nun doch wieder in einem Zug, der geradewegs in unsere Heimatstadt fuhr. Die zwei seltsamen Kerle hatten sich bereits an der ersten Haltestelle verabschiedet, aber versprochen, dass man sich mal wieder sehen würde. Darauf konnte ich gut verzichten. Zumindest Mariku war der übelste Creep gewesen.

Wir saßen da, ohne etwas zu sagen, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, als Anzu plötzlich leise zu schluchzen begann.

„Was ist denn jetzt los?“ Irritiert schaute ich das Mädchen an. Kam das etwa noch von eben?

„Ah, tut mir leid.“ Sie wischte sich schnell über die Augen, um ihre Tränen zu verbergen. „Ich dachte nur gerade, dass wir zwar dieses Ding besiegt haben, aber Yugi haben wir trotzdem nicht gefunden.“

„Anzu“ Das hatte ich in der Aufregung völlig vergessen. Er war schließlich der Grund für all das hier gewesen. Aber wie es aussah waren wir zu spät. Trotzdem wollte ich nicht einfach so aufgeben. „Er ist sicher noch irgendwo da draußen.“

Anzu schaute zu mir auf, doch ihr Blick sagte alles und ließ mich selbst erkennen, wie naiv diese Worte doch waren.
 

„Hört mal Leute“, unterbrach Hiroto nach einer Weile die neu entstandene Stille. „Was machen wir jetzt?“ Die letzten Wochen über war Zug fahren zu unserem Alltag geworden, aber das war nun wohl vorbei.

„Ich schätze jetzt müssen wir wieder zur Uni.“ Das würde jetzt sicher noch weniger Spaß machen, als vorher.

„Uni? Hattest du nicht etwas von Urlaub erzählt?“, fragte Anzu mit einem Mal nicht mehr ganz so traurig.

„Wie kommst du denn jetzt darauf?“, meckerte ich sie an. „Das hatte ich vorhin nur so gesagt.“

„Ich wäre aber auch für etwas Entspannung“, stimmte nun auch Hiroto dem Mädchen zu.

„Dafür haben wir echt kein Geld, also vergesst das einfach schnell wieder.“ Die Beiden waren echt unglaublich.

Epilog

Anzu hatte es tatsächlich geschafft, Hiroto und mich zu einem Nebenjob zu überreden. Nicht dass wir schon in der Uni genug zu tun hatten. Wir hatten so viele Stunden versäumt, dass es nicht einmal sicher war, ob wir das Semester nicht einfach wiederholen mussten.

Bis zum Schluss hatte sie wegen dieser Urlaubssache, die ich blöderweise versprochen hatte, nicht nachgegeben. Und so kam es, dass wir nun nur noch eine Woche von unserem gemeinsamen Urlaub entfernt waren.

„Ich hätte echt nicht gedacht, dass wir jemals mit der freiwillig irgendwohin fahren“, sagte Hiroto während er in seinen Burger bis. Wir hatten gerade Pause und verbrachten diese in unserem Lieblingsladen.

„Aber echt. Und das nur, weil ich da meine Klappe nicht halten konnte.“ Ich ärgerte mich echt noch immer darüber. Dabei verstanden wir uns mittlerweile ja eigentlich ganz gut mit Anzu. Außerdem würden wir eine Woche am Meer verbringen, das war auch nicht gerade das Schlechteste.

„Ich bin einfach nur froh, wenn wir danach nicht mehr arbeiten müssen.“ Das war ebenfalls ein guter Punkt, auch wenn ich mir nicht ganz sicher war, ob ich auf dieses Extrageld wirklich verzichten wollte.
 

Und schon war auch diese Woche vorbei und wir fuhren in unseren Urlaub, mit einem Reisebus natürlich. Diese eine Woche würden wir so richtig genießen, immerhin würden wir uns danach wieder voll und ganz auf die Uni konzentrieren und auch unser restliches Leben irgendwie auf die Reihe bekommen müssen.

Und mit diesem Urlaub würden wir auch das gruselige Kapitel mit dem komischen Zombiezug, von dem wir niemandem erzählen durften, beenden und ein für alle Mal hinter uns lassen.

„Also Jungs, auf eine bessere Zukunft, und auf unsere Freundschaft“, begann Anzu wieder einer ihrer Ansprachen, als wir am Abend am Strand saßen und etwas tranken.

„Mein Studium zu bekommen würde mir schon reichen“, murrte ich nur, während ich widerwillig mit ihr anstieß.

„Das ist doch eine gute Zukunft“, beschwerte sie sich und stieß dann auch mit Hiroto an, der kurz lachte.

„Auf uns.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Hundehertz
2015-08-20T21:45:04+00:00 20.08.2015 23:45
Ich finde die ganze FF super schön geschrieben also du hast eine Anhängerin


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