Seelensplitter von Lunatik ((Puppyshipping)) ================================================================================ Kapitel 4: Annäherung --------------------- Er hatte die Idee! Es war schon etwas her, seit er und Mokuba etwas gemeinsam unternommen hatten, doch nun hatte er am kommenden Sonntag frei. Er hatte sich schon eine Zeit lang den Kopf zerbrochen, was er dem Jugendlichen vorschlagen sollte (er gab die Hoffnung nicht auf, dass dieser trotz des angespannten Verhältnisses zwischen ihnen zusagen würde). Doch ihm kam nichts in den Sinn was in irgendeiner Art und Weise hilfreich für den Zustand Mokubas oder ihr Verhältnis sein sollte. Die rettende Idee war mit seinem treuen Butler Johnson gekommen. Dieser hatte, aus Sorge um die Gesundheit seines Masters, diesem einen Prospekt von der naheliegenden Sportanlage hingelegt. „Nach diesen ganzen Wochen wäre es vielleicht an der Zeit für etwas Stressabbau, Master Katsuya“, fügte er in einem höflichen aber warmen Ton eher er sich verbeugte und wieder das Zimmer verließ. Das war es! Stressabbau! Das war etwas, was sie beide brauchten und Sport war da das perfekte Mittel.   Mokuba hatte tatsächlich zugesagt am kommenden Sonntag mit zur Sportanlage zu kommen – auch wenn diese Zusage nur ein bloßes Nicken ohne jeglichen Kommentar war. Nun war er damit beschäftigt mit einem Basketball Körbe zu werfen. Katsuya stand etwas abseits vom Feld und betrachtete die Szene nachdenklich. Das, was ihm auf der Zunge lag war nicht sehr nett. Doch vielleicht würde es im Endeffekt helfen. Er nahm einige Schlucke aus der Wasserflasche in seiner Hand und stellte sie auf einer Bank ab. Mit schnellen Schritten erreichte er Mokuba und mit einer flinken Bewegung entriss er ihm den Ball und nach einigen Dribblern legte er einen Korb. Mokuba machte einen leisen Laut, doch schien sich nicht weiter bewegen zu wollen. Katsuya passte den Ball zu dem Schwarzhaarigen und dieser fing ihn problemlos, doch weiterhin ohne viel Begeisterung. Solch eine demotivierende Haltung war nicht gerade Spielfördernd. „Dein Bruder ist weg und meldet sich nicht“, sagte Katsuya plötzlich laut. Sogleich wurde ihm ein harter Pass gespielt. Er fing den Ball und führte ihn Richtung Mokuba. „Er könnte sich sehr einfach melden, aber er tut es nicht“, sprach der Blonde weiter. Ein Arm schellte aus und er konnte den Ball nur im letzten Moment von seinem Gegner wegführen. Ein Blick voller Angriffslust traf ihn. Den Effekt hatte er erwartet – jetzt konnte das Spiel beginnen.   Sie hatten einige Stunden lang gespielt und nun lagen sie auf einer Wiese in der Nähe eines Fußballfeldes und betrachteten die Sonne, die das letzte Stück ihrer täglichen Reise antrat. Schwer atmend zogen die beiden die frische Luft tief ein. Nach einigen ruhigen Minuten fing Mokuba an zu lachen. Überrascht drehte Katsuya den Kopf zu diesem. Wie erwartet war Mokuba nach seinen Provokationen mit vollem Eifer und Einsatz im Spiel gewesen und hatte sich stundenlang verausgabt. Er war ein zäher Bursche, hatte Katsuya schnell festgestellt. Es waren auch für ihn äußerst anstrengende Stunden gewesen. Doch die ganze Zeit über hatte Mokuba Schweigen bewahrt. Keine Äußerungen von Enttäuschung oder Ärger, wenn er den Ball verlor. Auch keine Jubelschrei, wenn er Punkte machte. Es war als würde der Kleine seine Emotionen wegsperren. Doch Katsuya war nicht entgangen, wie sehr sich der Ausdruck in Mokubas Gesicht verändert hatte. Anfangs verfolgten seine Bewegung zwei lodernde Augen, die von einem angespannten Gesicht mit zusammengepressten Lippen blickten. Doch nach und nach wichen die Wut und Verbitterung und machten der Konzentration Platz. Zum Ende hin war der Sechzehnjährige vollkommen vom Spiel eingenommen und manchmal verriet ein Lächeln, dass er auch Spaß daran hatte. Und nun lachte dieser herzlich neben Katsuya liegend. Der Blonde wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte, also wartete er ab. Nach einigen Minuten beruhigte sich Mokuba und fing an zu reden. „Ich glaube das habe ich gebraucht“, es trat eine Pause ein, während sich der Schwarzhaarige setzte. “Es war wohl keine so gute Idee alles in sich zu fressen und es an dir auszulassen, was?“ Auch Katsuya richtete seinen Oberkörper auf und legte seine Arme auf den Beinen ab. „Sorry.“ Katsuya versetzte dem anderen einen leichten Hieb auf die Schulter. „Kein Problem“, fügte er grinsend hinzu. Mokuba lächelte darauf hin. Sein Blick wanderte wieder in die Ferne. „Aber ich verstehe es immer noch nicht. Wieso verhält sich Seto so anders als gewohnt? Wieso hat er mich hier ohne Erklärung zurückgelassen? Was habe ich bloß falsch gemacht?“ Es waren leise gesprochene Worte, in denen weder Wut noch Enttäuschung lagen, die dieser Junge sonst ausstrahlte. Es war eine Stimme, die voller Unverständnis und Schuldbewusstsein war. Der Blonde verpasste Mokuba eine kräftige Kopfnuss. „Du hast nichts falsch gemacht! Es sind nur Kaibas Flöhe. Stell ihn zur Rede, wenn er wiederkommt“, sagte er lautstark. Doch in ihm breitete sich wieder dieses Gefühl der Machtlosigkeit aus. Er sah, dass Mokuba lächelte und die trüben Gedanken verscheuchte. Aber Katsuya wusste, dass sie weiterhin da sein würden. Dass Mokuba nicht aufhören würde nach dem Fehler bei sich selbst zu suchen und dagegen konnte er nichts machen. Er wusste einfach keinen Weg. „Wenn er überhaupt wiederkommt“, murmelte der Schwarzhaarige, was eine weitere Kopfnuss zur Folge hatte. „Natürlich kommt er wieder!“ Katsuya stand auf und streifte einzelne Grashalme von seiner Hose und hielt dann Mokuba eine Hand hin. „Du wirst sehen. Aber jetzt lass uns zurückkehren.“ Mokuba nickte und griff nach der Hand um ebenfalls aufzustehen. Das Grinsen in seinem Gesicht zeigte, dass er nun sichtlich besserer Laune war als bei ihrer Ankunft auf dem Sportplatz. Fürs erste war also sein Plan aufgegangen.   ***   „Ich bleibe dann über Nacht bei einem Schulkumpel“, teilte ihm Mokuba im vorbeirennen mit. „Sei Morgen vor dem Abendessen zurück!“, rief Katsuya hinterher. Er konnte nicht behaupten, dass sich das Verhältnis zwischen ihm und Mokuba komplett geändert hätte, doch es gab erhebliche Fortschritte seit ihrem Ausflug zum Sportzentrum. Mokuba teilte ihm nun meistens mit wenn er ging und kam immer um ihn zu begrüßen. Sie aßen nun nicht nur morgens gemeinsam, auch das Abendessen wurde gemeinsam verzehrt, was dank der wieder humanen Arbeitszeiten Katsuyas immer öfters möglich war. In dieser Zeit erzählte Mokuba immer wieder von seinem Schulleben und fragte Katsuya über das Projekt aus, das diesem so viel Kraft und Zeit raubte.  Doch an diesem Abend erwartete ihn wohl ein einsames Abendessen. Seufzend brachte Katsuya Ordnung auf seinen Schreibtisch. Seit Mokuba hier lebte, kam er zu oft in den Genuss von Gesellschaft während den Mahlzeiten, so fühlte es sich jedes Mal allein, wenn der Kleine ausging. Ganz am Anfang seines neuen Lebens aß mit Katsuya meistens sein Vater. Doch das hatte sich schnell verlaufen auf Grund der Arbeit. Momentan war Herr Wood auf Grund des Großprojekts in Taiwan. Es klopfte an der offenen Tür und Katsuya sah Johnson hereinkommen. „Mokuba ist so eben weggefahren, Master Katsuya.“ „Ah, gut. Ich bin mit der Arbeit fertig, Sie können also auch gehen, Johnson. Das Abendessen krieg ich selbst hin.“ Ein breites Grinsen auf dem Gesicht des Blonden unterstrich die letzte Aussage. „Um ehrlich zu sein, Master Katsuya, meine Frau hat angerufen und angefragt ob Sie nicht wieder bei uns zu Abend essen möchten. Sie hat ihr bestes beim Kochen gegeben und etwas zu viel gemacht.“ Katsuya fühlte eine wohlige Wärme in ihm aufsteigen und ein dankbares Lächeln legte sich in seine Züge. Er war nicht ganz alleine noch. Manchmal, besonders am Anfang, verbrachte er die Abende bei Johnsons Familie, die ihn immer sehr herzlich empfing. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht. „Vielen Dank, Johnson. Ich werde dieser Einladung mit Freuden nachkommen. Lassen Sie mich nur meine Sachen holen.“ „Ich werde an der Eingangstür auf Sie warten.“ Mit einer angedeuteten Verbeugung verließ der Mann das Arbeitszimmer. Nur einige Minuten später folgte der Blonde seinem Beispiel und holte rasch seine Jacke, Geldbörse und die Autoschlüssel.   Er parkte seinen Wagen direkt neben Johnsons dunkelblauen 320. BMW cat Attiva und folgte seinem Butler dann in das Hochhaus, zu welchem der Parkplatz gehörte. Es war ein modernes achtzehnstöckiges Haus in einem besseren Viertel der Stadt. Hier gab es hervorragende Anbindungen sowohl für private wie öffentliche Verkehrsmittel. Er wusste auch, dass ganz in der Nähe eine Einkaufspassage mit Kino rund um die Uhr geöffnet war. Diese Gegend brachte ihn immer zum Schmunzeln – es wäre etwas für ihn. Er legte auch immer von seinem Gehalt Geld zurück um sich eine eigene Wohnung in solch einem Viertel zu kaufen. Johnson und seine Familie mieteten ein hübsches Apartment im fünften Stockwerk, in welchen der Fahrstuhl die beiden nun hinbrachte. An der Tür wurden sie sogleich von Johnsons Ehefrau Annie begrüßt, die wie immer Katsuya sehr herzlich und offen empfing. Sie freute sich auch wie immer über die Pralinen, die er ihr überreichte. Er hatte grundsätzlich eine Packung davon im Auto, da er ebenfalls eine Vorliebe für die Marke hatte. Im Wohnzimmer, wo der schon angerichtete Esstisch stand, überfiel ihn ein dunkelblonder Sechsjähriger mit großen grünen Augen. „Ben! Na, wie geht es? Bereitest du deiner Mutter immer noch so viele Sorgen?“ Das Pflaster auf der rechten Wange des Jungen sowie die blauen Flecken an den Armen zeigten ihm, dass die Antwort offensichtlich „Ja“ war. Die frischen Spuren einer erneuten Prügelei konnten nicht lügen. „Niemals!“, erwiderte der Junge heftig mit dem Kopf schüttelnd. „Du Schwindler!“ – Eine Kitzelattacke folgte als Strafe. „Ben, benimm dich. Das Essen ist fertig, wir sollten uns setzten“, verkündete Annie mit einer einladenden Gäste auf den runden Tisch am Fenster zeigend. Annie war eine hübsche Frau Anfang dreißig und, soweit Katsuya es wusste, keine Amerikanerin. Man hörte manchmal einen leichten Akzent in ihrer Aussprache, doch der Blonde wusste nicht aus welchem Land sie stammt. Aber durch diese kleine Tatsache fühlte er sich der Frau immer sehr verbunden. Die kleine Familie und Katsuya setzten sich an den Tisch, der mit Einiges an Essen ausgerüstet war. Johnson schenkte ihnen allen außer Ben Wein ein. Ein kanadischer Eiswein, wie er feststellte – gab es Grund zum Feiern? Bevor Katsuya nach Amerika gekommen war, mochte er Wein nicht sonderlich, doch unter den Einflüssen der Geschäftswelt und vor allem dem Einfluss von seinem Vater und Johnson entwickelte er sich nun zu einem kleinen Kenner von Rotweinen. „Feiern wir heute etwas?“, stellte der Blonde seine Frage laut. „Aber natürlich!“ – Johnson erhob sich mit seinem gefüllten Glas. „Heute feiern wir, dass Sie, Master Katsuya, die erste Phase des Projektes A399 erfolgreich hinter sich gebracht haben und natürlich sollten wir heute auch Ihren Abschluss zelebrieren!“ Schon wieder breitete sich diese wohlige Wärme in Katsuya aus. Er blickte in diese lachenden Gesichter, die nur hier waren um mit ihm zu feiern. Er war zutiefst gerührt und ja, er war glücklich. Sie waren nicht seine Familie und auch nicht wirklich seine Freunde – sie waren einfach liebe Menschen, die sich für ihn freuten. Der Blonde erhob sich ebenfalls und verbeugte sich. „Danke! Trinken wir auch auf euch, die wundervolle Familie Walkaw!“ Sie stießen an, sogar Ben hielt sein Glas, gefüllt mit Kirschsaft, hin. „Übrigens, wenigstens hier, in dieser Familienatmosphäre reicht ‚Katsuya‘ vollkommen“, fügte er an Johnson gewandt hinzu.   ***   „Passen Sie auf sich auf!“ „Mach ich“, lächelnd verabschiedete sich Katsuya und ging zum Fahrstuhl. Es war ein schöner Abend gewesen. Sie hatten viel gelacht und geredet, vor allem Ben hielt sie alle bei guter Laune mit seiner vorlauten Zunge und den „Heldengeschichten“ aus seiner Schule. So stellte sich Katsuya eine gute Familie vor. Sie achteten auf einander und verbrachten Zeit miteinander. Sie konnten gemeinsam Lachen und er war sich sicher, dass sie sich auch in schwierigen Zeiten unterstützten. Diese Wohnung war ein Ort, an dem er gerne Zeit verbrachte. Auch wenn es nicht oft vorkam – schließlich war dies nicht seine Familie. In solchen Momenten fragte er sich immer wie es war mit einem Partner gemeinsam zu leben. Nach Hause zu kommen, wo jemand auf einen wartete. Morgens nicht mehr alleine aufzuwachen. Wie es wohl war Kinder großzuziehen? Wobei letzteres für ihn nicht in Frage kam. Sogar mit Mokuba war es schon schwierig. In Gedanken versunken stieg der Blonde aus dem Fahrstuhl und ging zu seinem Auto. Er merkte nicht, wie eine Gestalt ihm folgte. Er merkte auch nicht wie weitere in Schatten gehüllte Männer sich ihm näherten als er sein Auto erreichte und dieses aufschloss. Er merkte erst, dass etwas nicht stimmte, als jemand sein Handgelenk umfasste. Dann war der Schmerz an seinem Kopf da und alles wurde schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)