Befreiung von __Kira ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Wir saßen nun wieder nebeneinander und eine Frage brannte mir noch immer auf der Zunge. „Wie hast du mich eigentlich gefunden?“ Ich hatte ihn, nach der Sache mit Liam nicht noch einmal gesehen und hatte mir schon die ganze Zeit überlegt wo er wohl gewesen war. Auch wenn ich froh war das er nicht mitbekommen hatte, wie albern ich mich aufgeführt hatte. Es war peinlich darüber nachzudenken wie sehr ich ausgeflippt war. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. Sein Blick ruhte nun ruhig auf mir und doch konnte ich ein gewisses Mitgefühl darin erkennen. „Weißt du eigentlich was wirklich passiert ist?“ Was wirklich passiert ist? Meint er etwas den Streit zwischen Liam und Michael? Michael der Typ der sich den ganzen Abend schon an mich heran gemacht hatte. Es war mir unangenehm in seiner Nähe, er war so aufdringlich und konnte ein Nein einfach nicht akzeptieren. Ein Unbehagen stieg in mir auf, ich wusste dass die Wahrheit wohl ziemlich unschön werden würde. „Weißt du es denn?“ neckte ich ihn und konnte ein kleines Lächeln erkennen bevor er sich wieder einmal verkrampfte. „Ich habe…etwas gelauscht. Muss ich wohl zugeben.“ Er sah mich durchdringend an und nahm meine Hand. Diesmal fühlte ich kein Unangenehmes Gefühl wie bei Michael. „Und was hast du gehört?“ Sein Daumen fuhr kleine Kreise über meine Hand. „Dieser Kumpel von deinem Freund, er hat etwas sehr unschönes getan.“ Es schien ihm wohl nicht sehr einfach dieses Unschöne auszusprechen. Ich drückte seine Hand als Zeichen das es okay war es mir zu erzählen, außerdem genoss ich die Wärme die seine Hand ausstrahlte. „Er hat dir Drogen in deinen Drink gemixt, keine KO-Tropfen aber eine Droge die dich wohl etwas Lockerer machen sollte.“ Lysander betonte das Wort voller Abscheu. Ich hingegen versuchte meinen Schock darüber herunter zu schlucken, es war jetzt nicht an der Zeit um in Panik auszubrechen. Außerdem wollte ich wissen wie die Geschichte weiter ging. „Deswegen war Liam also so sauer…“ Aber wieso hatte er mich dann alleine gelassen? Wieso hat er mich nicht selbst nach Hause gebracht? Ich fühlte mich von ihm im Stich gelassen. „Ja, das war der Moment in dem er es erfahren hatte. Ich hätte diesem Typen am liebsten sofort eine verpasst, dein Freund wohl auch. Aber er wusste das es jetzt oberste Priorität hatte das du nach Hause kommst. Er hat sich deine Tasche geschnappt und wollte dich schon nach Hause bringen, doch dann bist du etwas…“ er suchte nach einem netten Wort zu meinem nicht netten Verhalten. „Ausgeflippt.“ Beendete ich den Satz für ihn. Oh Mann, jetzt fühlte ich mich noch dümmer. „Ja, das kann man so sagen. Wobei ich glaube, dass da eher schon die Droge aus dir gesprochen hatte. Er hat eingesehen dass du dich wahrscheinlich nicht von ihm nach Hause bringen lassen würdest. Also ist er wieder rein und wollte deinen zwei Freundinnen Bescheid geben, doch du bist schon wütend abgedampft und das in eine Richtung die sie nicht bedacht hatten. Ich wusste, dass es nicht richtig war das Ich dich Suchen würde, ich war ja noch ein völlig Fremder für dich, doch ich wusste auch das ich dich finden kann und um deine Freundinnen einzuweihen, dafür war es schon zu spät. Ich hatte Angst um dich und wollte nicht dass dir etwas passiert. Also bin ich aus diesem Club raus und es war mir als hätten meine Füße mich gelenkt und mir den Weg gezeigt.“ Ich beobachtete ihn und die Situation jetzt aus einer anderen und vor allem nüchternen Perspektive. Das zu sehen machte meine ganze Aktion nur noch erbärmlicher. Ich könnte mich in Grund und Boden schämen, aber er hatte Recht, ich war nicht ich selbst. Ich stand unter Drogen. Ich wusste ja dass Michael ein Arschloch war aber dass er sogar so weit gehen würde mir Drogen in mein Drink zu mischen, hätte ich wirklich nicht gedacht. Ich hatte Liam ganz umsonst angeschrien, und oh was ich ihm alles an den Kopf geworfen habe. Wie könnte ich ihm je wieder unter die Augen treten. „Und als du dann da so vor mir saßt, mein Herz ist mir fast in meine Hose gerutscht. Ich hatte es gerade noch so geschafft dich zu finden. Naja und dann bist du einfach in meinen Armen zusammen gebrochen. Ich habe wirklich versucht dich aufzuwecken aber du hast nicht nur geschlafen, du warst bewusstlos. Meine Angst vergrößerte sich und ich wusste nicht was ich tun sollte und dann hab ich aus einem Impuls gehandelt und dich hier her mitgenommen.“ Er wurde verlegen und ich konnte eine leichte Rötung in seinem sonst so makellosen Gesicht erkennen. Er schämte sich. Dieser Verlegene Gesichtsausdruck ließ mich das grausige Ereignis fast vergessen. Es ließ mein Herz höher schlagen. Die meiste Zeit in der ich hier war, habe ich ihn als Bösewichten eingestuft, als völlig Irren der mich nur zu seinem besten hier her verschleppt hatte aber er hatte sich wirklich Sorgen um mich gemacht. Für ihn war es wohl auch nicht einfach, er hatte mir erzählt das ich für ihn geleuchtet habe, was ein klares Zeichen dafür war das ich seine Seelenverwandte war und dann brach ich einfach in seinen Armen zusammen. Ich musste schmunzeln. „Will ich wissen wie du es geschafft hast eine bewusstlose Frau nach Norwegen zu bringen?“ Jetzt lachte auch er und mein Herz füllte sich wieder mit einer Form von Glück, die etwas völlig neues für mich war, es war noch keine Liebe – ja ich sage extra noch – aber ich fühlte mich so unendlich Glücklich wenn er es war. Es schien fast so als würden wir die Gefühle des anderen spüren und in uns aufnehmen vielleicht übernahmen wir sie sogar. Das alles war noch so neu für mich und fühlte sich so richtig und falsch zugleich an. Wie konnte ich so etwas verspüren wenn ich ihn kaum kannte und doch fühlte es sich so unfassbar korrekt an das seine Hand auf meiner lag, wie er immer wieder darüber strich und unsere Finger perfekt ineinander passten. Er schenkte mir ein verschmitztes Lächeln und legte sich einen seiner langen, grazilen Finger auf seine vollen Lippen ohne meine Hand dabei loszulassen. Diese kleine Berührung seiner Hand ließ mich wissen dass es die richtige Entscheidung gewesen war, es zu versuchen. Ich würde versuchen mich in ihn zu verlieben und er wollte alles daran setzen dass ich es auch tat. „Nein, das willst du wirklich nicht wissen und es bleibt auch mein kleines Geheimnis.“ Ich kann nicht mehr genau sagen wie lange wir so dasaßen, mein Kopf ruhte auf seiner Schulter und es war schon sehr spät geworden. Ich hatte zwar keine Uhr aber mein Körper war kraftlos. Ich hatte das Gefühl als könnte ich jeden Moment einschlafen. Ich wollte jedoch nicht dass er ging, seine Nähe strahlte etwas aus was ich noch nicht Verstand etwas das wohl mit dieser Seelenverwandtschaft Sache zu tun hatte. „Würdest du heute hierschlafen?“ fragte ich also schließlich. Mein Blick ruhte auf unseren ineinander verschränkten Fingern. „Sehr gerne.“ Und ganz Gentleman löste er sich von mir und machte es sich auf dem harten Fußboden gemütlich. Ich lächelte und war froh darüber dass er nicht direkt neben mir schlafen wollte. Was bestimmt auch nicht schlimm gewesen wäre aber mein Kopf musste über vieles Nachdenken, was kaum möglich war, wenn er so nah bei mir lag. Ich reichte ihm eines der vielen Kissen und er nahm sich eine der dünneren Decken auf meinem Bett. Ich weiß nicht wer gedacht hatte dass ich hier frieren würde aber ich hatte drei Decken in meinem Bett, eine dünne die er sich bereits genommen hatte um sich damit zu zudecken und zwei dickere, von denen ich ihm jetzt auch noch eine reichte. „Leg diese wenigstens noch unter dich, der Boden ist doch viel zu kalt.“ Er bereitete jetzt erneut sein Nachtlager vor, diesmal auf der Decke und nahm dann erneut meine Hand um mir einen sanften Kuss darauf zu geben. Mein Körper kribbelte und ich vernahm es als ein gutes Zeichen das ich kein Unbehagen dabei spürte. Es war eine kleine Geste und doch sagte sie so viel aus. „Gute Nacht, Prinzessin.“ Sein Kosename ließ erneut einen warmen Schauer über meinen Körper gleiten und nun kuschelte auch ich mich in mein warmes Bett. „Gute Nacht, Schattenwanderer.“ Er lächelte und löschte die kleine Lampe an meinem Bett die uns noch als Lichtquelle gedient hatte. Mein Körper verspürte eine Müdigkeit die ich schon lange nicht mehr verspürt hatte und schlief zu Lysanders ruhigen Atemzügen ein. Ich befand mich auf der Veranda meiner Großeltern, ich erkannte sie sofort und vor mir lag ihr großer, prächtiger Garten. Ich hatte diesen Garten schon immer geliebt, als kleines Kind habe ich hier sehr viel Zeit verbracht und so einige Abenteuer erlebt. Fast konnte ich sehen wie ich als kleines Mädchen mit meiner jüngeren Schwester Lucy hindurchrannte. Oma hatte uns als Elfen und Feen verkleidet und wir waren ihre Naturgeister, die ihren Garten am Leben erhielten. Unsere Großeltern schworen darauf das nur durch und wegen uns alles so erstrahlte wie er es eben tat, das ihr Obst und Gemüse nur so gut schmeckte dank unserer positiven Energie. Doch jetzt saß ich in dem Schaukelstuhl in dem meine Oma jedes Mal gesessen hatte, wenn sie uns Beobachtet hatte. Es war Nacht und der hell am Himmel strahlende Mond spiegelte sich zusammen mit der alten Trauerweide in ihrem großen Teich. Dieser Teil des Grundstückes hatte schon immer etwas Magisches gehabt und als ich dann noch Pocahontas gesehen hatte, konnte ich diesen Teil nie wieder wie vorher sehen. Meine Großeltern wohnten sehr weit außerhalb, so das kein Stadtlicht den Blick auf den wunderschönen Nachthimmel trübte, ich war immer sehr traurig wenn ich zurück nach Hause zu meinen Eltern kam und dann nicht mehr alle Sterne am Himmel sah. Meine Schwester und ich haben wirklich eine tiefe Verbindung, sie ist gerade 19 Jahre alt geworden und ich war nur knapp 2 Jahre vor ihr geboren, so waren wir immer mehr als nur Schwestern. Wir waren Freundinnen, doch sie war immer eher das Stadtkind und ihr wurde es schnell bei Oma und Opa langweilig. Ich hingegen hätte immer hier leben können, hätte immer den vielen Geschichten meines Großvaters zuhören und mich darin verlieren können. Sie waren die Eltern meiner Mutter von der ich auch das meiste meines Aussehens geerbt hatte, die langen Rotbraunen Haare, meine vollen Lippen und die Haselnussfarbenen Augen in denen sich Grüne Sprenkel verirrt hatten. Mein Großvater besaß die gleichen Augen, nur lagen um seine Augen immer ein paar kleine Falten die sein weiches Wesen nur noch mehr unterstrichen. Sein langes Haar, das mit der Zeit ergraut und fast schneeweiß geworden war, hatte er immer zu einem Zopf gebunden der ihm bis zur Mitte seines Rückens reichte. Doch Bilder von früher zeigten, dass er mal tief schwarzes Haar gehabt haben muss. Meine Oma hingegen, war eine typische Omi. Klein mit kurzem Lockigem Haar und immer einem Lächeln auf ihrem Gesicht - genau wie Alienor. Der Tod meines Großvaters hatte uns alle schwer getroffen, besonders uns beide, es kam so plötzlich und unerwartet das es uns den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Meine Mutter war für uns beide dagewesen und hatte viel Zeit schweigend mit uns verbracht in Gedenken an den tollsten Mann der jemals auf dieser Erde gelebt hatte. Und mein Dad, naja, für ihn war es auch nicht einfach, er und meine Schwester hatten sich um alles gekümmert. Mein großer, mutiger und immer witziger Vater hatte mir erzählt das er, als er meine Mam kennengelernt hatte, ziemlich große Angst vor meinem Opa hatte. Meine Mutter war sein einziges Kind und das konnte er doch nicht einem X-beliebigem Typen mitgeben, er hatte ihn ziemlich getriezt und ihn hart schuften lassen. Doch letzten Endes hatte sich mein Vater als würdig erwiesen und durfte meine Mutter heiraten. Für andere Leute schienen meine Großeltern immer etwas merkwürdig, unsere ganze Familie war ein ziemlich Chaotischer Haufen und es gab nicht nur einmal Streit. So viele polarisierende Charaktere zusammen ergibt schon mal Zündstoff, Gesellschaftsspiele brachten das Ganze dann auf ihren Höhepunkt. Meine Gedanken an die alte Zeit, bildeten kleine Tränen in meinen Augenwinkeln und doch musste ich dabei lächeln. Der Garten meiner Großeltern schien so ruhig, so friedvoll und doch so voller Magie. Alles hier strahlte eine Gewisse Kraft auf, die ich als Kind schon gespürt hatte. Hinter mir erklang das Glockenspiel in hellen Tönen, jemand hatte die Tür geöffnet, doch mein Blick hang weiter auf der alten Trauerweide die sich sanft im Wind wog. „Hallo mein Kind.“ Erklang eine vertraute, weiche Stimme neben mir, noch immer betäubt von der ruhe des Ortes drehte ich mich zur Seite und sah jemanden in einem Schaukelstuhl sitzen. „Großvater…“ meine Augen füllten sich mit Tränen, die mir schnell und heiß über meine Wangen rannen, ich hatte ihn so lange nicht mehr gesehen. Der Mondstein auf meiner Brust erleuchtete als Zeichen das auch er ihn erkannte, es war kein Trugbild. Er wirkte so wirklich, so echt. So als wäre er nie weggewesen. „Ja, ich bin es.“ Er lehnte seinen Kopf zu mir herüber und schenkte mir sein warmes, herzliches Lächeln das meine Kindheit begleitet hatte. Es sagte: Alles wird gut. „Aber wie kann das sein?“ Seine Hand streckte sich mir entgegen und blieb an meiner Wange liegen, ich legte mein Gesicht in seine warme Hand. Es fühlte sich so real an. „Das hier ist dein Traum, mein liebstes Kind.“ Da begriff ich, er hatte Recht. Gerade jetzt lag ich schlafend in dem Bett in Lysanders Haus. Es wäre ja auch zu schön gewesen. Ich besinn mich und hörte auf zu weinen, ich hatte viele Nächte für ihn weinend verbracht. „Ich muss mit dir reden, deswegen bin ich hier Amy.“ Seine ernsten Worte rissen mich aus meinem Selbstmitleid. Wie konnte das sein? Bildete ich ihn mir ein, weil ich in einer Situation war in der nur er mir hätte helfen können? Aber er hatte gesagt er müsse mit mir reden. Gefangen in meinen Gedanken nickte ich ihm zu. Wir hatten nie viele Worte gebraucht um uns zu verstehen. „Weißt du wer du bist?“ perplex sah ich meinem Großvater in die alten Augen, als hätte er völlig den Verstand verloren. Es war schon immer ein Gefühl gewesen als würde ich mir selbst in die Augen sehen. Gaelei sagte nie etwas ohne einen weiteren Sinn dahinter, doch diese Frage war Absurd. „Natürlich weiß ich das. Ich bin Amy deine Enkelin.“ Er lachte und sein lachen riss eine riesige Wunde voller alter Erinnerungen auf, sein Lachen war laut und tief. Er konnte damit einen ganzen Saal füllen. „Nein mein Kind so meine ich das nicht.“ Er sah mir tief und ernst in die Augen. „Erinnerst du dich an die Geschichten die ich dir als Kind erzählt habe?“ Natürlich erinnerte ich mich an sie, an jede einzelne. Ich habe sie als Kind geliebt und geliebt wie er davon gesprochen hatte. „Meinst du die über dein Volk?“ Er nickte zustimmend und seine Miene wurde wieder weicher. „Die Lunae, das Volk des Mondes.“ Seine Hand strich mir liebevoll über mein Haar. „Du bist eine von ihnen, du bist ein Kind des Lichts.“ War ich nicht automatisch eine von ihnen? Immerhin war ich seine Enkelin. Ich kannte meinen Großvater zu gut, da steckte noch mehr dahinter. „Was bedeutet das?“ Unser Gespräch schien so normal, so als wäre er noch immer hier und als wäre es kein Traum. Das ganze konnte doch nicht einfach aus meiner Fantasie springen. Gaeleis Blick ruhte auf mir und ich fühlte mich wieder wie das kleine Mädchen das spannend seinen Geschichten lauschte. Das junge Mädchen das an all das glaubte, sah ihren Großvater mit leuchtenden Augen an und hoffte das er endlich weiter sprechen würde. „Du bist einem Schattenwanderer begegnet, das war dein Schicksal mein Kind.“ Der Schock stand mir ins Gesicht geschrieben, mein Herz raste und ich wurde nervös. „Woher weißt du das?“ Meine Stimme zitterte und brach fast. Mein Großvater lächelte mich besänftigend an und strich erneut über meinen Kopf, seine Hand ruhte auf meiner Wange und mir wurde das Herz schwer. Es schien so lange her, seit dem wir das letzte Mal so ein Gespräch geführt hatten, so lange Zeit ohne ihn. Ich hielt meine Tränen zurück, da ich spürte was er als nächstes sagen würde. „Weil ich immer bei dir war, ich war niemals wirklich weg.“ Ich schluckte schwer und spürte erneut wie mich die Trauer übermannen wollte. Ich kämpfte dagegen an. Ich wollte stark sein. Stark für ihn. „Opa…“ meine Stimme brach und ich nahm seine Hand, hielt sie so fest das es schmerzte. „Du musst mir jetzt zuhören, ich habe nicht mehr viel Zeit um in deinem Traum zu bleiben. Meine Kraft wird schwächer.“ Ich nickte und machte mich gefasst auf das was jetzt folgen würde. „Die Kinder des Lichts, sind Menschen die, die Kraft des Mondes geschenkt bekommen haben. Es ist ihr Schicksal eines Tages auf einen Schattenwanderer zu treffen. Sie verbindet ein Band, eine Jahrtausend alte Geschichte. Dir steht ein schwerer Kampf bevor, doch sei dir Gewiss auch wenn dir deine Ahnen diese Bürde volle Aufgabe gegeben haben, stehen wir alle hinter dir.“ Ich versuchte jedes seiner Worte in mich aufzunehmen und dachte an die Geschichte die mir Lysander erzählt hatte, die Liebe des Mondes. Der unerreichbare Wunsch die Schatten zu berühren. Die Schattenwanderer und ich. Ich war ein Kind des Lichts, ein Kind des Mondes. Ich trage das große Geschenk des Mondes in mir, einen Teil von ihm, genau wie mein Großvater vor mir. „Hör zu mein Kind.“ Mein Großvater riss mich aus meinem Gedankenfluss und ich sah ihn unweigerlich mit offenem Mund an. „Ich darf dir nichts über deine genaue Zukunft verraten aber sie wird schwer und lang. Du wirst viel Kraft benötigen.“ Ich nickte. Gaelei lächelte zufrieden und strich mir noch ein letztes Mal über meinen Kopf. Um uns herum begann alles zu verschwinden, es war wie ein Nebel der sich aufzulösen schien. Mein Herz raste, ich hatte doch noch so viele Fragen. „Was ist mit Lysander?“ Ich rief es meinem Großvater zu, doch er war schon verschwunden, wie alles andere um mich herum. Mein Traum war vorbei und ich schreckte hoch als wäre ich aus einem Alptraum erwacht. Die Luft in meiner Lunge brannte und mein Blut kochte in meinen Adern. Lysander, er schlief immer noch völlig ruhig und sein Haar fiel ihm in sein so friedliches Gesicht. Ich wollte ihn nicht wecken. War das alles gerade wirklich passiert? Hatte mich mein Großvater in meinem Traum wirklich besucht? Wohl eher gesucht. Wie zur Bestätigung machte sich mein Amulett bemerkbar, ich griff in mein Shirt und holte er heraus. Es lag nun in meinen Händen und das Licht pulsierte. Ein langer, steinerner Weg war doch genau das was ich jetzt brauchte. Mein Blick fiel wieder auf Lysander. Schicksal hatte mein Großvater gesagt, wieso lief dann nicht alles nach Plan? Ich seufzte wahrscheinlich weil es nie nach Plan läuft. Gaelei hatte einen Auftrag für mich und diesen würde ich versuchen zu erfüllen. Doch jetzt war es erstmal an der Zeit mich noch etwas auszuruhen. Ich betete meinen Kopf auf das weiche Kissen und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Der Geruch von frischem Kaffee erfüllte meine Nase und sofort wurde ich hellwach. Das war eine wirklich Interessante Nacht, das Gespräch mit meinem Opa schwang noch immer in meinem Hinterkopf doch was für mich jetzt zählte war ganz einfach nur der Kaffee. Lysander hatte mein Zimmer wohl verlassen als ich noch geschlafen hatte, sein Nachtlager lag fein säuberlich zusammengelegt auf dem kleinen Holztisch. Ich ärgerte mich etwas darüber dass er einfach so gegangen war, doch hätte ich an seiner Stelle wohl das gleiche getan. Ich schälte mich aus meinem Bett und direkt runter in die Küche, der Kaffee würde mir bestimmt neue Kraft verleihen um all das erlebte zu verdauen. Alienor hantierte schon wild in der Küche und bereitete wohl das Frühstück vor. „Guten Morgen, Ali.“ Ich lächelte ihr zu und Alienor fuhr erschrocken zu mir herum. „Oh, Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?“ Hmpf. Doofe Frage, ich hatte gut geschlafen ja aber doch war alles sehr verstörend. Das musste Ali jedoch nicht unbedingt wissen, ich möchte sie nicht noch mit mehr belasten. „Ach… ja, trotzdem wäre ein Kaffee jetzt nicht schlecht.“ Sofort griff Ali nach einer Tasse und füllte sie mir mit schwarzen, heißen Gold. Erst jetzt viel mir auf, das es extrem ruhig war. Es war kaum etwas zu hören außer Alienor die mit dem Geschirr klapperte. „Ali, wo sind denn alle?“ Ihr übliches Lächeln prägte ihr Gesicht und sie reichte mir vier Teller die ich auf den großen Tisch verteilen sollte. Ich stand also auf und ließ meine Tasse alleine zurück. Auf dem Tisch lagen schon kleine gehäkelte Deckchen, die sie wohl liebevoll selbst gemacht hatte. „Deegan steckt noch immer in seinen Büchern und Lysander meinte er müsste etwas erledigen, er ist schon wirklich früh aufgebrochen.“ Ein breites Grinsen breitete sich auf ihrem zarten Gesicht aus. „Er sah sehr glücklich aus und ich weiß dass er gestern Abend noch in deinem Zimmer war.“ Automatisch errötete ich, was dachte sie wohl was wir getan hatten? Sie denkt doch nicht etwa dass wir miteinander geschlafen hätten. Ich drehte mich schnell von ihr weg und widmete mich dem Tisch auf dem ich jetzt auch das Besteck verteilte. Ich brauchte eine Ablenkung, ich wollte jetzt nicht über letzte Nacht reden. „Und wo ist Zoey?“ fragte ich schnell um Alis Gedanken auf andere Wege zu führe. Zoey, war Lysanders kleine Schwester und das sah man ihr auch wirklich an. Sie hatte genauso schöne strahlende Augen wie er und das dunkle Haar das in ihrer Familie lag lockte sich um ihren Kopf. Die kleine war wirklich süß aber sehr gerissen und trotz ihrer sehr jungen Jahren wusste sie schon genau was vor sich ging. Sie war der Anlass gewesen das Alienor das heikle Thema über die Seelenverwandten überhaupt begonnen hatte. Ihre ernste Frage ob ich ihren Bruder retten könnte, weckte in mir den Wunsch ihn wirklich retten zu wollen. „Sie schläft noch, werde sie aber gleich wecken gehen.“ Alienor wirkte noch sehr gehetzt und schien noch einiges zu tun zu haben, ich wollte sie etwas entlasten. Einfach nur so dazustehen schien mir einfach nicht richtig. Gestern fühlte ich mich noch so fremd hier und wollte nur weg aber jetzt fühlte ich mich hier zuhause. Meine Aufgabe war hier noch nicht zu Ende. Es war mein Schicksal und ich glaubte meinem Großvater, ich vertraute ihm abgöttisch. Wenn er wollte dass ich blieb, dann blieb ich auch wenn es mir schwer fallen würde so weit von meinen Freunden entfernt zu sein. Ich musste heute wirklich mit Deegan sprechen, helfen ist eine Sache, seinen Job verlieren eine andere. „Wenn du möchtest kann ich sie wecken gehen.“ Alienor lächelte mir dankbar zu und erklärte mir welche Tür zu Zoeys Zimmer führte. Ihr Zimmer befand sich genau neben Deegans und Alienors. Zoey lag noch tief schlafend auf ihrem Bett, in ihrer Hand ein kleiner Plüschbär. Ihr kleiner Brustkorb hob und senkte sich in ruhigen Zügen. Das Kleine Bett war selbst gebaut und hatte etwas von einem Prinzessinnen Schloss, an ihre Wand wurden liebevoll kleine Feen gemalt die um sie herum tanzten. So friedlich wie sie da lag wollte ich sie gar nicht aufwecken. Ich erinnerte mich daran wie ich früher meine kleine Schwester beim Schlafen beobachtet hatte, ich war so stolz eine große Schwester zu sein. Im Kindergarten und in der Schule hatte ich immer auf sie Acht gegeben, doch je älter sie wurde desto peinlicher war es ihr von ihrer großen Schwester beschützt zu werden. Unsere Eltern hatten es in unserer Pubertät nicht sehr einfach gehabt, entweder Zickten wir uns unentwegt an oder wir verschworen uns zusammen gegen unsere Eltern. Ich kann mich noch daran erinnern wie wir mit 16/17 oft von zuhause abgehauen waren um mit unseren Freunden auf Partys zu gehen, meistens wollte ich gar nicht mit, doch tat es meiner Schwester zu liebe. Auf einer dieser Partys hatte sich ein Typ an sie heran gemacht und bedrängt, so sehr das meine kleine Schwester Angst vor ihm bekam, er hat sie immer wieder verfolgt und in stille Ecken gedrängt. Ich hatte sie währenddessen überall gesucht und als ich sie fand, gewann mein Beschützerinstinkt in mir. Ich zog den Typen, der sogar älter war als ich, von ihr weg und versetzte ihm einen so heftigen Schlag mit meiner Faust das ich seine Nase brechen hören konnte. Er hatte jämmerlich angefangen zu weinen. Nach dieser Aktion hatte meine Schwester es erstmal ziemlich schwer ein Date mit einem Jungen zu bekommen, da alle panische Angst vor mir hatten. Ich musste schmunzeln und stellte mir Deegan und Lysander vor, wie sie den ersten Jungen der Zoey ausführen möchte mit bösen Blicken musterten. Sie war jetzt noch so klein und musste sich noch nicht um den ganzen Jungs Kram kümmern, für sie gab es ihre Spielzeuge und ihre Familie. Ihre kleinen Augen öffneten sich verschlafen und sahen mich müde an, sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und setzte sich auf. Etwas ertappt ging ich auf sie zu und sie strahlte mich durch ihre leuchtenden Augen an. Sie würde mal eine wahre Schönheit werden. „Möchtest du Frühstücken?“ sie nickte mir zu und griff nach meiner Hand. Sie waren so winzig und weich, ihre großen Augen lagen auf mir und während sie mich an einer Hand hielt, schleppte sie ihren Teddy hinter sich her. Zusammen gingen wir zurück in die Küche in der Alienor mittlerweile fertig war und Deegan vor einer riesigen Tasse Kaffee saß. Unter seinen Augen hatten sich tiefe, dunkle Ringe gebildet, er war wohl wirklich die ganze Nacht auf gewesen. Ali schenkte mir meinen leicht abgekühlten Kaffee mit neuem auf und setzte sich neben Deegan. Zoey saß neben mir und machte sich über ihre Cornflakes her. Es wirkte wie eine ganz normale Familie. „Sero kommt bald wieder nach Hause.“ Informierte Deegan seine Familie. Zoeys Augen verengten sich als würde sie das gar nicht gut finden, Alienor hingegen lächelte – was sie aber eh immer tat. „Wer ist Sero?“ fragte ich zwischen zwei Bissen in mein Brötchen, das noch schön warm war. Ich hatte den Namen einmal kurz mitbekommen, wusste aber nicht mehr genau in welchem zusammen hang. Ich schätze mal es wird ein weiteres Familienmitglied sein. „Unser Bruder, er geht auf ein Internat in der Stadt.“ Hatte ich also Recht behalten. Ich fragte mich wie er wohl sein würde und ob ich noch hier sein würde wenn er ankommt. Würde Lysander auch noch hier sein? Ein Stich durchfuhr mich und ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf das Frühstück. Es verlief Still da jeder – außer Alienor – noch ziemlich müde war oder in seine eigenen Gedanken versunken. Jetzt war noch nicht die richtige Zeit um mit Deegan über mein Arbeitsproblem zu sprechen, er war die ganze Nacht wach gewesen um zu recherchieren wie ich seinem Bruder am besten helfen könnte. Es war wirklich eine verflixt komplizierte Situation in der wir da steckten, Deegan hegte bestimmt die gleichen Beschützerinstinkte für seine Geschwister wie ich für meine Schwester. Sie – also Lucy lebt noch bei meinen Eltern in unserer alten Heimat und steckte mitten in ihren Arbeiten für ihr Abitur, sie wollte irgendetwas mit Eventmanagement studieren. Das lag ihr wirklich gut, sie hatte schon so einige feiern für uns organisiert und auch unsere Geburtstage waren immer etwas Besonderes. Sie war im Gegensatz zu mir immer eher der Mensch der gerne im Mittelpunkts stand und das auch genoss. Die Tür fiel laut ins Schloss und ich ärgerte mich das derjenige sie nicht leise geschlossen hatte, bis ich einen mit Tüten vollgepackten Lysander im Türrahmen sah, naja ich konnte ihn nur an seinen Tattoos erkennen, denn ansonsten umgaben ihn nur unzählige Tüten. Ich erkannte darauf bekannte Marken wie H&M, Zara, Urban Outfitters und Oh mein Gott Vans! Er hatte also eine kleine Shoppingtour hinter sich. Mit einem kleinen Knall lagen sie alle vor ihm und sein Lächeln strahlte quer über sein ganzes Gesicht, ich sah ihn erstaunt an und mein Blick flankierte zwischen den Tüten und seinem Lächeln hin und her. Zoey war völlig unbeeindruckt und beschäftigte sich lieber damit die Milch aus der Schüssel zu trinken, für das Alienor sie tadelte. Auch sonst schien keiner wirklich überrascht von der Tatsache das Lysander dort zwischen mindestens zehn Tüten stand. Er erschien mir jetzt nicht gerade wie der ultimative Shopaholic sondern eher der Typ Mann der 15 gleiche Shirts und 8 gleiche paar Hosen besaß. Man kann sich wohl immer irren auch wenn er jetzt wieder eine der schwarzen Jeans zu einem schwarzem Shirt trug, darauf eine Lederjacke die wirklich scharf an ihm aussah. Er warf Deegan die Schlüssel zu der sie ohne hinzusehen auffing. Dann landete sein erwartungsvoller Blick auf mir. Ich hatte ein ganz schlechtes Gefühl. „Bist du fertig mit deinem Frühstück?“ Ich konnte bloß kurz nicken, da die Tütensituation mich immer noch etwas irritierte. Er war gerade dabei die Tüten wieder aufzusammeln und sah zu mir hoch. „Gut.“ War die einzige Antwort die ich bekam, bevor er mich an meiner Hand nach oben in mein Zimmer zerrte. Zerrte war wirklich kaum übertrieben, ich stolperte hinter ihm her und hätte er mich nicht festgehalten wäre ich sicher über eine der Stufen gefallen. In meinem Zimmer warf er die Tüten auf mein Bett und hielt meine Hand noch immer fest in der seinen. Ich ahnte schlimmes… Die Einkäufe waren nicht für ihn, sie waren für mich. Er hatte mir einen Haufen Klamotten gekauft. Nun ließ er meine Hand los aber nur um mir durch meine verstrubelten Haare zu wuscheln. „Du kannst doch nicht ewig in meiner Jogginghose rumlaufen.“ Grinste er mich neckend an. Es war also seine Hose die ich da trag. Ich hätte auch länger damit herumlaufen können, Jogginghosen waren das bequemste Kleidungsstück das jemals erfunden wurde und ich schätze ihren Namen haben sie ganz Umsonst. Wer hatte denn schon vor zu Joggen, wenn er sich eine Jogginghose kaufte? Niemand. Sie war einfach dazu da, sich gemütlich irgendwo hinzuwerfen und den lieben langen Tag nichts zu tun. Lysander war gerade dabei die einzelnen Tüten auszupacken und ich geriet etwas in Panik was er mir wohl für Kleidung gekauft hatte. Er hatte mich bisher ja nur in dem Party Outfit gesehen das Lara für mich ausgesucht hatte. Doch das erste was ich sah und er aus einer der Tüten zog ließ mich hoch rot anlaufen. „Du hast mir Unterwäsche gekauft?“ Natürlich hatte er das. Unterwäsche war etwas ganz natürliches, aber er war ein Mann. Ein Mann der mir Unterwäsche gekauft hatte! Er würde jetzt also immer wissen was ich unter meiner Kleidung trug. Hatte er sich mich darin vorgestellt? Sein schelmischer Blick verriet ihn und er hob ein dreier Pack Spitzenhöschen nach oben. „Meinst du die hier?“ Ich riss sie ihm aus der Hand und funkelte ihn böse an. „Lass mich die Sachen lieber alleine durchsehen.“ Etwas verwundert blickte er auf mich herab und zuckte dann mit den Schultern. Er verließ das Zimmer und ließ mich alleine mit seiner Ausbeute. Ich hatte mich noch gar nicht bei ihm bedankt, auch wenn es eine unangenehme Sache war, wenn ein fremder Junge einem Kleidung und vor allem Unterwäsche kauft, war es doch eine nette Geste. Er hätte das nicht tun müssen, er hat es von sich aus getan. Aber dann gleich so viel? Natürlich hatte er bereits alle Preisschilder entfernt, damit ich nicht sehen konnte wie viel Geld er für ausgegeben hatte. Ich beäugte die vollen Tüten und entschied mich dann doch nachzusehen was er so gekauft hatte. Die Neugierde siegt eben immer. Ich leerte alle Tüten auf meinem Bett aus und auf dem ersten Blick sah es wirklich nicht schlecht aus. Keine Schrill bunten Farben das war schon mal ein gutes Zeichen. Ich erkannte zwei paar schwarze Jeanshosen, wovon eine diesen angesagten Used-Look hatte, sie hatte einige Querrisse in ihren Beinen. Ein Paar schwarze Leggins und noch eine normale Jeans. An Oberteilen hatte er mir eine ganze Palette mitgebracht für alles was dabei, wobei die Farben sich auch eher auf dunklere Töne beschränkten. Mein Blick viel auf ein paar Karierte Hemden, die genau meinen Geschmack trafen. Er hatte wirklich gute Arbeit geleistet das musste man ihm lassen. Meinen Stil hatte er voll und ganz getroffen. Sogar eine Lederjacke hatte er für mich gekauft, natürlich kein Echt Leder, das wäre ganz und gar abartig. Das nächste Teil das meine Aufmerksamkeit erhaschte war ein Kleid… ein Kleid. Es hatte ein Muster aus kleinen schwarzen Rosen auf einem Weinrotem Stoff der sich ziemlich leicht anfühlte, es hatte Ärmel jedoch lagen die Schultern frei. Auch wenn es ein Kleid war, es war wirklich süß. Nun wanderte mein Blick auf die Tüte die ich mir bis zum Schluss aufgehoben hatte. Die Tüte in der ein Schuhkarton lag. Ein Schuhkarton von Vans. Ein paar Ballerinas – wahrscheinlich für das Kleid – hatte ich schon entdeckt aber dieser Schuhkarton enthielt Liebe, meine Liebe. Es waren einfache schlichte schwarze Vans, aber es waren Vans. Endlich bequeme Schuhe, es fühlte sich wie eine Ewigkeit an seitdem ich das letzte Mal Vans getragen hatte. Ich beschloss mich schnell umzuziehen um mich dann bei ihm zu bedanken. Bei der Unterwäsche zögerte ich immer noch ein wenig, konnte ja aber nicht die ganze Zeit meine jetzige tragen. Ich schlüpfte in die schwarze Jeans ohne Löcher und zog mir ein Tank-Top heraus auf dem ein Wolf mit einem Totenkopf zu sehen war. Mit den Vans in der Hand wollte ich mich gerade auf den Weg nach unten machen und zog meine Tür auf, Lysander stand unmittelbar vor mir und hielt eine weitere Tüte nach oben. Die kleine Tüte baumelte direkt vor meinem Gesicht und ich erkannte das Zeichen einer Drogeriekette darauf. Wir waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Schnell schlang ich meine Arme um seinen Bauch und drückte meinen Kopf auf seine Brust. Sichtlich überrascht von meiner Tat ließ er die Tüte fallen bevor er seine Arme um mich legte und mich fest an sich zog. Es sollte nur eine Dankes Umarmung werden, doch er hielt mich weiterhin fest. Ich gestattete es ihm und ärgerte mich darüber dass ich nichts weiter als das bekannte Kribbeln unseres Bandes der Seelenverwandten spürte. Nach ein paar weiteren Sekunden ließ er mich wieder los und hob die kleine Tüte auf, reichte sie mir und ich breitete sie auf dem kleinen Tisch aus. Abrupt drehte ich mich zu ihm um. „Danke übrigens für die ganzen Klamotten.“ Er lächelte und griff sich nervös in sein Haar, dann schaltete er wieder auf Spitzbübischer Held zurück. „Ich dachte dafür wäre die Umarmung gewesen.“ Ich lachte und stieß ihn leicht mit meinem Ellenbogen in seine Rippen. Während ich die Haarbürste und kleinen Schminkutensilien begutachtete zu den er mir versicherte, dass ich sie gar nicht brauchen würde spürte ich plötzlich seine Finger die mir leicht über meine Schulter strichen. Er fuhr mein Tattoo nach, das dank meiner mega Wundheilung, schon fast komplett verheilt war. Seine Finger berührten meine Haut kaum und ließen mich doch eine Gänsehaut bekommen. Ich genoss die Berührungen, sie fühlte sich schön auf meiner Haut an. „Gaelei Black.“ Diese Worte lösten einen so heftigen Schmerz in mir aus, das ich meinen Rücken schnellstmöglich von ihm abwand und ihm fest ins Gesicht sah. Mein Großvater Gaelei Black, der Nachfahre eines Uralten Volkes das dem Mond diente und er selbst ein Kind des Mondes gewesen war. Lag verewigt mit einem Tattoo auf meiner Haut. Sein Name und der Mond Selbst zierten die Mitte meines oberen Schulterblattes. Gaelei Black der mir gestern Nacht in einem Traum erschienen war und sagte das mir ein schwerer Kampf bevor stand. Das es mein Schicksal war eines Tages auf einen Schattenwanderer, wie Lysander es war, zu treffen. Seinen Namen aus dem Mund eines anderen zu hören, löste diesen entsetzlichen Schmerz in mir aus, den sein Verlust in mir erzeugt hatte. Ich versuchte die Trauer und den Schmerz herunter zu schlucken das sie mich nicht wieder völlig einnahmen und ich wieder darin versank, wie schon so oft zuvor. Die ersten Monate nach dem Tod meines geliebten Großvaters hatte ich schweigend verbracht, ich hatte nur gesprochen wenn man mich dazu gezwungen hatte. Über ihn zu reden schien mir unmöglich. Dieses riesige Loch klaffte in mir, ich konnte nicht verstehen wie sich diese Welt weiterdrehen konnte wenn doch so ein wichtiger Mensch auf ihr fehlte. Nichts ergab mehr einen Sinn für mich. Mein Leben war nicht mehr wie vorher und ich war geprägt von einem Wunsch, dem Wunsch ihn wieder bei mir zu haben. Lysanders nächste Worte ließen mich zusammen fahren als hätte mir jemand in die Brust geschossen. „Ich kenne diesen Namen.“ Er kannte meinen Großvater? Das ist unmöglich. Er konnte ihn nicht kennen, er sollte ihn nicht kennen. Ich wollte weiterhin dass mein Großvater nur mir gehörte. Seine Worte klangen in meinen Ohren wie eine Lüge. Doch wie er sie ausgesprochen hatte, es schwang so viel darin mit. Als könnte er es selbst nicht glauben dass ich ihn kannte. Sein Blick ruhte auf mir beruhigend und doch sah ich ihm an, dass er am liebsten mit mir darüber gesprochen hätte. Ich entgegnete ihm mit einem wütenden, bedrohlichem Blick, wenn er es auch nur wagen würde über meinen Großvater zu sprechen würde ich ihm hier und jetzt an die Kehle springen. Er ließ seine Hand fallen, die er gerade nach mir ausgestreckt hatte und fuhr sich nervös durch sein eigenes Haar. Er war sichtlich angespannt und wusste nicht was er tun sollte. Ich versuchte mich selbst zu beruhigen und redete mir ein dass das alles wohl bloß ein Missverständnis sein müsse. Wir hatten zu wenig Zeit uns kennenzulernen und ein Streit würde dabei nicht weiter helfen. Ich griff nach der kleinen Tüte in die ich alles wieder hineinstopfte und verschwand im Bad. Das kalte Wasser was ich mir ins Gesicht spritzte, ließ meine Wut etwas versiegen. Ich wusste nicht wieso ich auf einmal so unerklärlich wütend geworden war. Das Erlebnis letzte Nacht mit meinem Großvater wühlte noch immer in mir und ließ mir keine Ruhe aber das ich deswegen so durchgedreht war ging doch etwas weit. Ich bürstete mein Haar und band mir meine Haare zu einem lässigen Zopf zusammen. Jetzt war ich sogar froh über das bisschen Make up was ich hatte, ich sah ziemlich fertig aus. Schnell machte ich mich etwas zurecht und war glücklich darüber dass sich meine Wut nun ganz von mir verabschiedet hatte. So schnell sie gekommen war, so schnell war sie auch wieder verschwunden. Ich durfte Lysander nicht für etwas bestrafen worauf er keinen Einfluss hatte. Mein Spiegelbild gefiel mir wieder etwas besser. Ich beschloss mich bei Lysander zu entschuldigen. Er saß betrübt auf meinem Bett und starrte auf seine Füße. „Es tut mir Leid.“ Gab ich etwas kleinlaut zu. Sein Blick erhob sich und fixierte mich. „Du hast doch gar nichts getan. Ich hab dich wütend gemacht.“ Ich kam mir – wieder einmal – so unfassbar dumm vor, er machte sich wirklich Gedanken darüber und ich verhielt mich wie eine Zicke. Momentan waren meine Stimmungsschwankungen wirklich nicht mehr feierlich. Ich setzte mich neben ihn und legte ihm eine Hand auf seinen Oberschenkel, er fühlte sich fest und muskulös an. „Du hast nichts Falsches getan, wirklich. Mein Großvater ist nur ein heikles Thema über das ich nicht unbedingt sprechen möchte – zumindest jetzt noch nicht.“ In meinem Blick lag eine bitte und Lysander entspannte sich wieder. Ohne das Thema weiter zu vertiefen, nahm er meine Hand und zog mich von meinem Bett hoch. Sein lächeln war zurückgekehrt und er enthüllte mir nun seinen Plan was er heute mit mir vorhatte. Ich war gespannt und er hatte noch nicht viel dazu gesagt außer das er es mir zeigen würde. Ich vertraute ihm und ließ mich von ihm durch das Haus führen, vor der großen Haustür blieben wir stehen. Es würde das erste Mal sein, das ich das Haus verlassen würde. Der Gedanke in Norwegen zu sein, bereitete mir noch immer etwas Bauchschmerzen. Es war einfach so weit weg von Köln. So weit weg von zuhause. Die große Haustür schwang auf und auch hier breitete sich fast nur Natur vor mir aus. Weite Felder und viel Grün, unfassbar viel Grün. Ich trat ein paar Schritte heraus und mich erfasste ein angenehmer Luftzug. Es war warm und auch hier hatte der Frühling schon längst Einzug genommen. Alles um mich herum blühte und uns umgab eine friedvolle Ruhe. Vor mir stand Lysander an einem Motorrad gelehnt und lächelte mir in mein verblüfftes Gesicht. Ich schritt auf ihn zu und kreuzte meine Arme vor meiner Brust. „Was hast du mit mir vor, Schattenwanderer?“ Er lachte und streckte mir einen Helm entgegen. „Ich zeige dir die wenigen Vorzüge des tiefsten Norwegens.“ Es war schon immer einmal ein Wunsch von mir gewesen auf einem Motorrad mitzufahren, ich verspürte also eine gewisse Vorfreude. Der Helm war gar nicht so leicht aufzusetzen und Lysander half mir mit dem kleinen Verschluss am Kinn. Elegant setzte er sich auf seine schwarze Maschine und hob mich auf den Platz hinter sich. Ich legte meine Arme um seinen Bauch und schmiegte mich an ihn, natürlich nur um mich gut festzuhalten. Ein letztes Mal beugte er sich zu mir nach hinten. „Gut festhalten, Kleines.“ Und mit diesen Worten, fing der Motor an zu schnurren. Ich konnte ihn unter mir vibrieren spüren und war nun doch etwas nervös. Mein ganzes Vertrauen lag nun auf Lysander und seinen Fahrkünsten. Ein lautes Motorengeräusch ertönte und wir fuhren los, noch nicht mit voller Geschwindigkeit aber ich spürte schon jetzt ein flattern in meiner Brust. Es war ein unfassbar tolles Gefühl so durch die Natur zu fahren, weit und breit war nichts zu sehen. Die Sträucher und Bäume huschten nur so an uns vorbei. Hier und dort standen ein paar Rehe die jedoch schnell wegsprangen sobald sie uns kommen hörten, leise war dieses Ding nun wirklich nicht. Ein Schwarm Vögel flog über unseren Köpfen hinweg und ich wusste schon gar nicht mehr wohin ich meinen Blick zuerst richten sollte. Der Himmel war strahlend blau und kein Wölkchen tat sich am Himmel auf, unendliches blau, zu unendlichen Grün. Wir führen direkt auf den Wald zu den ich von meinem Fenster aus erkennen konnte und es schien als wäre hier schon öfter mal jemand entlang gefahren, ein kleiner Pfad erleichterte es Lysander seinen Weg durch den Wald zu finden. Ich war umgeben von Nadelbäumen und Moosbedeckten Böden. Es war etwas dunkler und kälter hier aber wunderbar angenehm. Alles wirkte wie aus einer Märchenwelt entsprungen. Vor uns tat sich eine große Lichtung auf, die Berge die ich von weitem nur erahnen konnte prangen jetzt hoch vor uns auf. Wir fuhren noch ein Stück weiter auf sie zu und ich erkannte hinter Lysanders Rücken nur schwer die kleinen Gletscher die sich ihren Weg durch die Felsenwand bahnten. Selbst die riesigen Berge waren teilweiße von grünen Teppichen bedeckt, so etwas Schönes hatte ich noch nie gesehen. Das Motorrad verlangsamte seine Fahrt und wir kamen zum Stehen. Irgendwie hatte ich es dann doch geschafft abzusteigen und sah nun wirklich wo Lysander uns hingefahren hatte. Mein Mund blieb vor Staunen offen stehen. Wir befanden uns an einem riesigen See, der zwischen den hohen Bergen lag. Sie Sonne stand hoch am Himmel und ließ die Oberfläche des Sees auf magische Weise glitzern. Jetzt nachdem auch die Motoren Stil waren konnte ich die Natur hören. Ich konnte hören wie die Gletscher in kleinen Wasserfällen auf das Wasser des Sees trafen und ich hörte sogar das rascheln der Bäume die sich im Wind wogen. Um uns herum blühte der Lavendel in seiner prächtigen Violetten Farbe und machte das ganze Schauspiel noch bunter. Lysander breitete eine Decke auf dem Boden aus und setzte sich darauf, den Kopf in den Nacken gelegt genoss er die Wärme der Sonne. Ich wollte mich noch nicht setzen und ließ meine Finger durch die Hohen Farne gleiten, der Geruch des Lavendels durchströmte die Luft und vereinzelt blühten ein paar Weise Blumen von denen ich nicht wusste wie sie hießen. Schon lange hatte ich nicht mehr so viel Natur um mich herum. Mein nächster Weg führte mich zu dem kristallklaren Wasser des Sees. Jemand hatte einen kleinen Steg gebaut an dem ein – noch taugliches – Ruderboot festgebunden war. Mein Blick glitt über das Wasser und ich konnte den Kies auf dem Boden erkennen. Ein kleiner Stein erregte meine Aufmerksamkeit. Vorsichtig, um nicht hinein zu fallen, hüpfte ich über ein paar große Steine und griff nach dem kleinen Stein. Das Wasser war noch kalt aber der Frühling hatte ja auch erst vor kurzem Einzug genommen. Ich erreichte den Stein gerade so und zog ihn aus dem Wasser, seine Oberfläche war glatt und er schimmerte im Licht der Sonne. Lysander hatte mich während meiner ganzen Aktion aus interessierten, listigen Augen beobachtet. „Na was Schönes gefunden?“ Er schien sichtlich amüsiert über mich. „Vielleicht.“ Antwortete ich ihm kurz und ließ mich neben ihm auf die Decke fallen, das Gras lag weich unter uns und wirkte fast wie ein kleines Bett. „Fängst du jetzt auch an Ketten aus Gänseblümchen zu basteln?“ Ich streckte ihm meine Zunge entgegen und betrachtete mein gerade gefundenes Objekt. „Hier.“ Ich hielt ihm den kleinen pechschwarzen Stein entgegen, er griff nach ihm und fing meinen Blick auf. Er bewegte sein Geschenk zwischen seinen Fingern und fuhr über seine Oberfläche. Sein lächeln war sichtlich erfreut und das war mir dank genug. Er verstaute ihn in seiner Tasche der Lederjacke. „Woher hast du eigentlich dieses Teil?“ Mein Finger deutete auf die Schwarze Maschine hinter uns. „Das ist kein Teil.“ Er rollte mit den Augen. „Das meine Gute ist eine Yamaha R6.“ Ich wusste nicht viel über Motorräder aber dieses „Teil“ war echt scharf. Es war Mattschwarz und sah modern aus, ich denke auf einer normalen, asphaltierten Straße könnte sie gewiss Gas geben. Wie er es geschafft hatte über diesen Boden zu fahren ohne das seine Maschine einen Kratzer abbekam schien mir ein unmögliches Rätsel, doch da stand sie heil und unversehrt. Lysander stand auf und reichte mir seine Hand, ohne groß nachzudenken, legte ich meine darin und ließ mich auf meine Beine ziehen. Hand in Hand gingen wir auf den Steg zu. Ich konnte das warme, kribbelnde Gefühl das seine Haut auf meiner Auslöste nicht ignorieren und fragte mich wieder einmal wie so etwas möglich sein konnte. Wie konnte eine so große Reaktion ausgelöst werden nur durch seine kleine Berührung. Noch nie zuvor hatte ich so etwas mit einem anderen Mann erlebt, es fühlte sich wie kleine lokale Stromschläge an, die aber keinesfalls unangenehm waren. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie es sich damals bei meinem ersten Freund angefühlt hatte, es lag zwar schon einige Jahre zurück aber dennoch, an solch ein Gefühl hätte ich mich sicher erinnert. Seine Hand löste sich von der meinen und dieses schelmische lächeln trat zurück in sein Gesicht, seine Augen strahlten in der Sonne und es war schwierig sich nicht darin zu verlieren. „Bereit für eine kleine Bootsfahrt?“ So langsam fragte ich mich ob er das Boot extra hier her gebracht hatte. Ich konnte einfach nicht Nein sagen, dafür liebte ich es zu sehr auf dem Wasser zu sein. Etwas unbeholfen ließ ich mir von ihm in das wackelige Boot helfen und setzte mich auf einer der hölzernen Querbalken ganz vorne. Lysander hatte keine Mühe den Knoten am Steg zu lösen und gab uns einen Stoß weg von dem grünen Ufer. Er schnappte sich links und rechts ein Paddel und mit langsamen, gleichmäßigen Bewegungen begannen wir unsere Fahrt. Ich konnte mich nicht entscheiden wohin ich zuerst sehen sollte, alles sah so wunderschön aus. Einige Stellen der Klippen, die sich komplett um uns herum auftaten, waren mit Moos und anderen Wildpflanzen bedeckt, sie wirkten so unberührt. Das Wasser unter uns war so klar dass ich erkennen konnte wie Fische unter unserem Boot hindurch schwommen, ich rechnete schon damit jeden Moment eine Meerjungfrau zu sehen. Lysander steuerte auf einen der Wasserfälle zu, er beobachtete mich und das kleine Lächeln auf seinem Gesicht ließ mich erröten. Mir meiner Tollpatschigkeit vollkommen bewusst, drehte ich mich um und lehnte mich – soweit es mir gestattete– aus dem Boot hinaus. Meinen Arm ausgestreckt und schon fast auf Zehenspitzen schaffte ich es sogar meine Finger unter das eiskalte Wasser zu halten. Es rann durch meine Finger und spritze in mein Gesicht, die Sonne strahlte darauf und es sah aus als würden kleine Diamanten durch die Luft fliegen. „Sei Vorsichtig.“ Lysanders Stimme erklang besorgt in meinem Kopf. Ich drehte mich zu ihm um und im nächsten Moment wurden seine Augen groß. „Danke, es ist wirklich atemberaubend schön hier.“ Ich strahlte über das ganze Gesicht bis ich seinen erstaunten Blick entgegen sah und erkannte dass seine Wangen leicht gerötet waren. Genauso plötzlich stießen sich seine nächsten Worte in mein Herz. „Du bist atemberaubend schön.“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte, seine Worte hallten immer wieder in meinem Kopf auf. Es war nicht nur dieser Satz der mich erschaudern ließ, sondern die Art wie er sie ausgesprochen hatte, es war kaum mehr als ein Flüstern, doch darin lag so viel Gefühl und Ehrlichkeit. Er sagte sie nicht einfach nur so, er meinte sie wirklich ernst. Eine Stille lag zwischen uns, die wahrscheinlich nicht einmal unangenehm gewesen wäre, wenn mein Kopf und meine Gedanken nicht so rasen würden. Das Wasser plätscherte unaufhörlich neben uns und er hielt meinem Blick noch immer stand. Die Minuten in denen wir uns einfach nur ansahen, vergingen und noch immer raste mein Herz. Fand er mich wirklich schön? Ich war irgendwie süß aber schön? So schön dass es ihm den Atem stockte.. Das krähen eines Rabens riss mich aus meinen Gedanken und ich starrte in den Himmel, über uns flog ein großer, schwarzer Rabe der sich gar nicht bewusst war in was für eine Situation er hier gerade hinein geplatzt war. Lysander lachte. Er lachte. Überrascht starrte ich ihn an. Er wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und sein Blick wurde weicher als er auf meinen verärgerten traf. „Also war das gerade ein Scherz von dir?“ In meiner Stimme lag etwas verletztes, ich hatte nicht bemerkt wie sehr es mich wirklich verletzt hatte das es ein Witz für ihn war. Lysander legte sich auf den Boden des Bootes und sah in die Luft, jede Belustigung war aus seinem Gesicht gewichen. Seine Hände lagen gefaltet auf seinem Bauch und erst nach einem lauten Seufzten antwortete er mir. „Nein, ganz und gar nicht. Du bist das schönste Wesen was ich jemals auf dieser Welt gesehen habe.“ Diese Worte hatten ungefähr die gleiche Reaktion wie seine vorherigen auf mich. Mir wurde heiß und kalt und ich musste meine Gedanken beruhigen. Mein Herz raste noch immer unsicher was es empfinden sollte. Ich wollte wissen wieso er gelacht hatte, da es mich wirklich verletzt hatte und ich wütend geworden war und doch hatten diese Gefühle so viel Glückseligkeit in mir ausgelöst. „Ich musste nur lachen, da der vernichtende Blick den du dem armen Vogel zugeworfen hattest, wirklich witzig ausgesehen hatte. Als hätte er dich bei etwas wirklich wichtigem gestört.“ Prompt lief ich knallrot an. Dieser Rabe hatte mich bei etwas wirklich wichtigem gestört, nämlich was ich als nächstes sagen könnte und doch hatte er auch genau dieses Problem behoben. Manchmal machte ich mir einfach zu viele Gedanken. Lysander schien immer so Sorgenlos und das obwohl er es doch war dessen Zeit ablief. Es waren noch vier ein halb Tage bis zu seinem 25. Geburtstag an dem er einfach aufhören würde zu existieren. Diese letzte Verbleibende Zeit verbrachte er mit mir und seinem Versprechen das ich mich wahrhaftig in ihn verlieben würde. Ich war diejenige die ihn retten konnte und doch war ich auch diejenige die es ihm so schwer machte. Wie soll ich es bloß schaffen meine Gedanken auszuschalten? Mein ganzes Leben hatte ich damit verbracht über alles unzählige Male nachzudenken und jetzt müsste ich nur auf mein Herz hören, aber wieso fiel es mir so verdammt schwer… Ich sah ihn an und auch wenn seine Augen geschlossen waren, konnte ich mir seine strahlenden grünen Augen vorstellen, wie kleine Smaragde die darin schimmerten, er sah gut aus – wenn nicht sogar ultimativ heiß. Sein Oberteil lieferte wieder nur einen begrenzten Blick auf seine Tattoos und doch konnte man darunter seine Muskeln erkennen. Er sah nicht aus wie einer dieser Typen die alle 2 Tage in ein Fitnessstudio rannten, sondern gesund und sportlich, nicht zu übertrieben. Sein Gesicht hatte markante Züge und doch wirkte es so freundlich und liebenswert, seinen Bart hatte er sich etwas gestutzt und wirkte sehr gepflegt und passend zu seinem wieder in Form geschnittenen Haaren. Rundum hatte er ein nahezu perfektes Aussehen. Schon an dem Abend als wir uns „kennenlernten“ hatte er viele Blicke auf sich gezogen und doch wollte er mich. Ich war seine Seelenverwandte. Lysander blinzelte und erwischte mich dabei wie ich seinen Körper mit meinen Augen erkundete. „Bist du mir böse?“ Er klang wie ein kleiner Junge der etwas Böses getan hatte und es zutiefst bereute. Es ließ mein Herz weich werden und ich schüttelte den Kopf. Sofort zeigte sich ein Lächeln in seinen Gesichtszügen. Ich legte mich neben ihn und ließ zu das er einen Arm unter mich schob. Seine eleganten Finger streichelten meinen Arm und ich genoss seine Liebkosung. Auch wenn wir uns noch nicht lange kannten fühlte es sich einfach so an, als hätte es schon immer so sein sollen. Ich wusste mittlerweile dass es an der Seelenverwandten-Geschichte lag und trotzdem verursachte es immer wieder einen Schauer auf meiner Haut. Es war nichts Selbstverständliches auch wenn es sich genau so anfühlte. Die Geschichten die er und mein Großvater mir erzählt hatten kehrten in meinen Kopf zurück. Der Mond der die Schatten so sehr liebte dass er einen Teil von sich gab um bei ihnen zu sein. Der Teil der jetzt in mir lebte und mich zu einer Lunae machte, eine Nachfahrin des Volkes zu dem schon mein Großvater Gaelei gehört hatte, ein Volk mit dem ich unbewusst aufgewachsen war. All die Märchen die mir mein Großvater erzählt hatte, waren in Wirklichkeit Lektionen über mein Volk, mein Blut, meine Herkunft. Er hatte mir mein Schicksal offenbart, das Schicksal eines Tages auf einen Schattenwanderer zu treffen. Die Schattenwanderer die die magische Fähigkeit hatten sich in Tiere zu verwandeln, ein Überbleibsel der Versuche des Mondes etwas zu kreieren das ihn berühren konnte. Ich hatte noch nicht gesehen wie es passierte aber Lysander wollte es mir zeigen. Angst war es nicht was ich davor empfand eher eine Nervosität vor dem was mich erwartete. Wie es aussehen würde und ob es Special Effekts gäbe wie rauch oder ein leuchten. Ich schüttelte meinen Kopf um diese Merkwürdig bizarren Gedanken zu vertreiben. Besagter Schattenwanderer Lysander lag noch immer mit geschlossenen Augen neben mir, sein Atem ging langsam und er war wohl gerade erst eingeschlafen. Ich drehte mich auf die Seite um ihn besser betrachten zu können. Für diesen Mann wurde ich erschaffen, für ihn sollte ich existieren. Schatten können ohne Licht nicht existieren, ich war sein Licht. Lysander hatte mir erzählt das ich für ihn, bei unserer ersten Begegnung, heller als das Licht selbst geleuchtet hätte. Ich war sein Mond und ich wollte für ihn leuchten, die Macht des Mondes, die er uns geschenkt hatte um auf dieser Welt zu wandeln, floss durch meine Adern. Genau wie die Liebe für die Schattenwesen, es war ein unsichtbares Band was uns miteinander verband. Ein Band das aus purer Liebe bestand. Nur war irgendetwas bei mir schief gelaufen. Ohne jeden Zweifel fühlte ich mich zu Lysander hingezogen, seine Nähe fühlte sich richtig an und ich vertraute ihm bedingungslos, doch ein kleines Fünkchen fehlte. Der letzte Funken das es Liebe war. Mein Herz raste in seiner Gegenwart und mein Körper begehrte ihn aber die Sehnsucht fehlte. Wenn er nicht da war, war ich einfach wieder Amy. Amy die nichts von all dem hier wirklich begreifen konnte und Lysander helfen wollte aber genauso sehr auch wieder zurück nach Köln wollte. Zurück in ihr altes Leben. Es lagen erst zwei Tage zwischen heute und dem Abend an dem ich mich mit meinen Freundinnen für eine Party fertig gemacht hatte und doch hatte sich so unglaublich viel verändert. Es fühlte sich an wie ein ganzes Leben das nun dazwischen lag. Ich fühlte mich schrecklich über so etwas nachzudenken, während ich in seinen Armen lag und er Seelenruhig neben mir schlief. Ich beschloss die bösen Gedanken zu verdrängen und konzentrierte mich auf Lysanders Atmung. Sein ruhiges Gesicht zauberte mir ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Es war so einfach sich in seiner Gegenwart wohl zu fühlen. Lysander drehte sich herum und schloss mich nun komplett in seine Arme, er schlief noch immer und mein Herz begann von neuem wild in meiner Brust zu hämmern. Er hielt mich fest in seiner Umarmung und ich konnte meinen Kopf ganz einfach an ihn schmiegen. Unser kleines Boot trieb auf der Mitte des Sees umher und in diesem Moment fehlte mir jeder Erinnerung an meinem Wunsch wieder in Köln zu sein. Wir waren allein inmitten einer wunderschönen Natur die so unberührt erschien als wäre hier noch nie jemand vor uns gewesen. Als würde niemand sonst auf dieser Welt existieren. Ich musste auch eingenickt sein, denn als ich meine Augen wieder öffnete war die Sonne schon weit am Himmel gewandert. Ich brauchte einen Moment um mich daran zu erinnern wo ich war und schreckte nach oben. Unser Boot hatte sich nicht viel bewegt, wir waren bloß etwas näher zum Steg getrieben worden und meine plötzliche Bewegung hatte Lysander wohl aufgeweckt. Er rieb sich verschlafen die Augen und gähnte, doch als er meinen Blick fand zwinkerte er mir verwegen zu. Ich musste an mich halten nicht wieder sofort rot anzulaufen. Diesen Ich-verdrehe-Mädels-den-Kopf-Blick hatte er ziemlich gut drauf. Lysander rappelte sich auf und war nun nur ein paar Zentimeter von mir entfernt. Sein Gesicht kam noch näher so dass seine Lippen nur wenige Millimeter von meinem Ohr entfernt waren. „Guten Morgen, Sonnenschein.“ Ich grinste und war mir seiner Nähe noch immer bewusst. Sanft drückte ich ihn etwas von mir weg. „Ich denke eher, dass wir bereits Nachmittag haben.“ Lysander lachte und schnappte sich die Ruder. „Dann bringe ich Sie wohl wieder zurück, eure Hoheit.“ Er verbeugte sich leicht vor mir und ruderte zurück zum Ufer. Nachdem er das Boot wieder festgebunden hatte, half er mir heraus. Auch wenn wir die ganze Zeit nebeneinander gelegen hatten, löste seine Hand das bekannte Kribbeln auf meiner Haut aus. Sobald ich auf dem Steg stand, zitterten meine Beine. So lange auf dem Wasser war es nun wieder ungewohnt festen Boden unter den Füßen zu haben. Bevor ich jedoch in mich zusammen sacken konnte, hielt mich Lysander im Arm und stützte mich. Wir waren uns nun wieder so nah. Eine elektrisierende Stimmung lag zwischen uns und wieder waren da nur er und ich und dieser Blick der uns beide gefangen hielt. Dieser Blick der uns schon bei unserer ersten Begegnung festgehalten hatte und der dafür gesorgt hatte das er mich hier her gebracht hatte, nachdem ich nach einem ungewolltem Drogencocktail Ohnmächtig geworden war. Es fühlte sich wieder genauso an, meine Welt lag in seinen Smaragdgrünen Augen. Ich wollte nur noch seine Hänge auf meinem Körper spüren und fragte mich die ganze Zeit wie sich wohl seine Lippen auf meinen anfühlten. Ein erneutes krähen des Rabens riss uns aus unserem Bann und diesmal war es Lysander der dem Raben einen todbringenden Blick zuwarf. Ich taumelte ein paar Schritte zurück und hatte nun doch festen Stand gefunden. Das Lachen brach aus mir heraus. Die Ganze Situation die nun Umgekehrt stattfand brachte auch Lysander zum Lachen. Nach dem wir uns wieder beruhigt hatten, packten wir die Decke zusammen und verstauten sie in dem kleinen Fach des Motorrades mit dem wir hier her gekommen waren. Lysander half mir wieder diesen doofen Helm zu schließen und zog mich auf den Platz hinter sich. Die Maschine schnurrte nachdem Lysander den kleinen Schlüssel im Zündschluss gedreht hatte und wir fuhren auf gleichem Wege wieder zurück zu der großen Holzhütte die zu dem Heim von Lysander und seiner Familie geworden war. Zurück durch den kleinen Wald der nun beträchtlich dunkler geworden war und über die riesigen Felder die aus purem Grün bestanden. Alienor schloss mich in eine Umarmung nachdem wir die Küche betreten hatten in der sie wieder – oder immer noch – beschäftigt war. Eigentlich traf ich sie die meiste Zeit in der Küche an. Sie war so etwas wie eine Mutter für alle geworden und genau das strahlte sie auch aus, eine mütterliche wärme die mich meine eigene Mutter vermissen ließ. „Wie war euer Tag?“ fragte sie nachdem sie mir eine Tasse Kaffee auf den Tresen gestellt hatte. Lysander der sich zu seiner kleinen Schwester Zoey herunter gebeugt hatte, die dort spielend mit ihrem Teddybär saß, grinste mich breit an. „Interessant.“ Antwortete er ihr kurz und knapp und ich erkannte an Alis Blick das sie an das falsche dachte. Lysander zwinkerte mir zu und war sich bei seiner Antwort bewusst gewesen das er genau diese Gedanken in ihr ausgelöst hatte. Ich lief – unpassender weiße – wieder rot an und stotterte vor mich her. „Ich ähm ich müsste mal mit Deegan reden.“ Wie mir in diesem Moment einfallen konnte das ich noch bei meiner Arbeit anrufen musste, war mir völlig fraglich, aber ich war sehr froh darüber. Ich wollte raus aus dieser peinlichen Situation, die Lysander absichtlich erschaffen hatte. „Natürlich, Liebes. Er ist in seinem Arbeitszimmer.“ Ich nickte Alienor dankbar zu und warf Lysander noch einen drohenden Blick zu. Sein Lachen hallte hinter mir durch die Räume. Etwas zögerlich klopfte ich an Deegans Tür. Ein lautes „Herein.“ Ertönte und ich drückte die Türklinke nach unten. Deegans Arbeitszimmer war wie das ganze Haus mit Holzwänden verkleidet und es standen viele Bücherregale darin. In der Mitte des Raumes saß er an einem großen Schreibtisch vor einem ziemlich hochwertigen Computer. Ich trat hinein und stellte mich vor besagten riesigen Schreibtisch. Ein wenig fühlte ich mich so als würde ich vor meinem Chef stehen, darauf wartend das er das Gespräch begann. Deegan drehte sich auf seinem Ledersessel um und war fast erstaunt darüber mich in seinem Arbeitszimmer zu sehen. „Amy.“ Er musterte mich. „Wie kann ich dir helfen?“ Etwas Besorgtes lag in seinem Blick, wahrscheinlich rechnete er damit dass ich einen Aufstand proben würde und er mich sofort nach Hause bringen sollte. Vergelten konnte ich es ihm nicht, immerhin war genau das mein Plan gewesen als ich hier aufgewacht war und gemerkt hatte das er auch nicht glücklich darüber war das mich Lysander einfach so hier her gebracht hatte. Sein Blick versuchte noch immer zu erraten wieso ich hier bei ihm war. „Ich müsste mal mit meiner Arbeit telefonieren.“ Erstaunt sah mich dieser viel zu große Mann an. Deegan war definitiv zu groß für diesen Sessel und er wirkte etwas deplatziert in diesem Raum auch wenn er eine gewisse Macht ausstrahlte. Er war einer der Personen vor denen man einfach Respekt hatte. Sein hartes Gesicht zierte eine Narbe die durch seine Augenbraue verlief und mir vorher noch nicht aufgefallen war, auch seine Augen waren anders als die von Lysander und Zoey, kein kräftiges Grün sondern ein sehr dunkles, fast schwarzes Braun. Diese dunklen Augen lagen nun auf mir und verlangten nach mehr Information. „Theoretisch müsste ich ab morgen wieder in meiner Arbeit im Krankenhaus erscheinen. Ich wollte dort anrufen und fragen ob sie mir vielleicht Urlaub geben könnten…“ Ich machte eine kleine Pause um Deegans Reaktion abzuwarten doch seine Überraschung vergrößerte sich nur noch mehr. „…Wenn ich überzeugend genug bin, das es sich um einen Notfall handelt…“ Noch immer regte er sich nicht, was für einen Mann wie ihn fast unmöglich schien. „…Könnte es klappen.“ Ich hielt seinem Blick stand und wartete nun bis er wieder etwas sagen würde. Die Überraschung wich und ich sah das er Nachdachte, nach einer Minute nickte er und reichte mir das Telefon. „Ich weiß was du auf dich nimmst Amy und ich danke dir wirklich sehr dafür.“ Seine Worte waren leise aber ich erkannte eine Ehrlichkeit darin die ich schon bei Lysander gespürt hatte. „Wirklich, gar kein Problem.“ Ich wusste nicht was ich sonst darauf Antworten sollten, da mich sein Dank wirklich verlegen machte. Ich griff nach dem Telefon und Deegan ließ mich alleine. Mit zitternden Händen wählte ich die Nummer unserer Station, die sich als unendlich lang erwies da ich ja noch die Vorwahl für Deutschland + die Kölner Vorwahl wählen musste. Meine Hände schwitzten und mein Herz raste vor Nervosität. Ich hatte mir noch keine genaueren Gedanken gemacht was ich sagen wollte doch mir blieb nicht viel Zeit zum Überlegen. Eine mir bekannte Stimme erklang am Telefon. Es war Benji. „Hi, Benji. Ich bin‘s Amy.“ Er zog die Luft scharf ein und rief meinen Namen, ich konnte im Hintergrund hören wie Haylee angestürmt kam und kurz davor war ihm das Telefon aus der Hand zu reißen. Haylee. Mir wurde das Herz schwer, besonders da ich hören konnte wie wütend sie war. „Benji…“ begann ich meine Riesen Lüge. „Ich habe hier einen Familiären Notfall und auch nicht sehr viel Zeit dir und euch das alles zu erklären aber ihr müsst mir mindestens eine Woche wenn nicht sogar zwei Urlaub eintragen. Ich weiß das es schwierig für euch sein wird und es tut mir unendlich leid aber ich muss hier bleiben.“ Ich hatte so schnell gesprochen dass ich selbst erst einmal Luft holen musste. Benji schwieg und Haylee riss ihm den Hörer aus der Hand, sie hatten mich wohl auf Lautsprecher gestellt. Haylees Stimme zitterte vor Wut und Sorge – schätzte ich. „Wo zur Hölle bist du? Das ist keine deutsche Nummer.“ Fuck. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. „Ich – Ich…“ Was würde es schon ausmachen wenn sie wüssten in welchem Land ich war. „ Ich bin in Norwegen.“ Wieder schweigen auf der anderen Seite der Leitung. „Ich weiß das klingt alles ziemlich merkwürdig aber ihr müsst mir vertrauen, hier wird meine Hilfe benötigt und ich mache es ganz sicher wieder gut. Ich verspreche es euch. Nur bitte, Haylee sorg dafür das ich diesen Urlaub bekomme. Ich werde es ohnehin nicht mehr bis morgen zu euch schaffen.“ Haylee seufzte und ich wusste ich hatte meine beste Freundin auf meiner Seite. „Ist es so schlimm?“ Die Sorge in ihrer Stimme überwog und in mir verkrampfte sich alles bei dem Gedanken dass ich meine beste Freundin anlog. Wobei es keine richtige Lüge war. Es war ein Notfall und es war schlimm. „Ja, du kennst mich, ich würde es nicht tun wenn es nicht so dramatisch wäre.“ Ich konnte sie fast durch das Telefon nicken sehen. Jetzt war es wieder Benji der sprach. „Wir geben unser Bestes, Prinzessin Amidala.“ Diesen Namen zu hören ließ mir Tränen in die Augen steigen und ich spürte wieder wie sehr ich sie schon nach dieser kurzen Zeit vermisste. Ich war überglücklich das sie alle hinter mir standen und mir vertrauten ohne groß Fragen zu stellen. „Danke, schreibt mir dann gerade einfach eine Nachricht auf mein Handy. Ich muss jetzt leider schon wieder Schluss machen. Ich hab euch Lieb und denk an euch.“ Ich legte schnell auf um nicht schon am Telefon ins Schluchzten zu verfallen. Ich weinte und das bitterlich. Ich hatte meine Freunde angelogen und ihnen zusätzliche Arbeit aufgehalst außerdem konnte ich spüren wie groß ihre Sorge um mich war. Lysander war es Wert gerettet zu werden aber was tat ich dabei meinen Jahrelangen Freunden an? Gab es denn nur entweder oder? Aber wem machte ich etwas vor, meine Freunde hätten mir niemals geglaubt wenn ich ihnen die Wahrheit gesagt hätte, vor allem nicht am Telefon. Sie hätten es für einen schlechten Scherz gehalten und es damit abgetan. Ich musste das hier alleine durchstehen, ohne sie. Als hätte Lysander es geahnt das es mir nicht gut ging, kam er in das Zimmer herein gestürmt und zog mich an seine Brust. Er sagte nichts, hielt mich nur fest und streichelte mir über mein zerzaustes Haar. Ich war so dankbar für seine Nähe, für den Halt den er jetzt gerade gab und ließ mich wimmernd in seine Arme fallen. Wir sanken gemeinsam auf den Boden und sofort zog mich Lysander auf seinen Schoß. Er hielt mich fest und wiegte mich wie ein Kleinkind in seinen Armen. All der angestaute Stress der letzten Tage löste sich nun von mir und brach über mich hinein. Beginnend damit das ich unter Drogen gesetzt wurde, mich mit Liam gestritten hatte, gedacht hatte entführt worden zu sein, jemandes Leben retten sollte, übernatürliches erfahren hatte, das mich mein verstorbener Opa im Traum besucht hatte und natürlich weinte ich auch darüber das ich mich nicht einfach in Lysander verlieben konnte. Immer wieder flüsterte mir dieser wundervolle Mann zu das alles gut werden würde und bei dem Klang seiner Stimme wurde mir immer schwerer zumute. Dieser atemberaubend, tolle Mensch würde einfach verschwinden wenn ich mich nicht in ihn verlieben würde. Die Minuten vergingen in denen ich mich selbst bemitleidete und weinte weil ich dachte dass ich vollkommen alleine war mit dieser ganzen Situation. Doch dann sagte Lysander etwas was mich aus meiner Depression heraus riss wie ein Bungee Seil an einer hohen Brücke. „Ich bin hier, ich bin für dich da. Ich werde immer für dich da sein.“ Er hatte Recht. Ich war nicht allein. Ich hatte Ihn. Ich hatte Lysander an meiner Seite. Lysander der mich in seinen Armen hielt und verzweifelt versuchte mich zu trösten, dessen Augen voller Sorge und Angst um mich auf mir lagen. Ich hörte auf zu weinen und schlang meine Arme um seinen Hals. Damit hatte ich ihn nun vollkommen durcheinander gebracht. Reglos saß er da, außerstande sich zu bewegen. „Jetzt ist der Moment indem du deine Arme um mich legen musst.“ Flüsterte ich ihm zu. Noch immer verdutzt von meiner Reaktion legte er seine kräftigen Arme um mich und presste mich fest an sich. Ich hatte nicht nur meinen Freunden zuhause Sorgen bereitet, sondern auch ihm. Besonders ihm. Er wollte mich gar nicht mehr loslassen und so saßen wir weitere Minuten da. Ich saß noch immer auf ihm und die einzigen Millimeter die uns davon abhielten zu verschmelzen waren unsere Kleidung. Lysander war nun wieder etwas gefasster und löste sich aus unserer innigen Umarmung nur um mein Gesicht in seine Hände zu nehmen. Sein Blick zeigte noch immer wie Beunruhigt er war. „Ich will dich nie wieder weinen sehen und ich werde alles daran setzen das du nie wieder weinen wirst.“ Und wieder baute sich dieser Moment zwischen uns auf, die Luft uns herum schwirrte und diesmal gab es keinen Raben der die diesen Augenblick zerstören könnte. Unsere Lippen näherten sich langsam und mein Herz raste in voller Erwartung. Ich schloss meine Augen und wusste dass es jetzt soweit war. In der letzten Sekunde sprang die Tür auf. Erschrocken wichen wir beide voneinander ab und starrten auf den Türrahmen. Mein Herz schlug immer noch wie wild in meinem Brustkorb und ich wusste wie Rot meine Wangen aussehen müssten. Eine vollkommen aufgelöste Alienor sah uns verlegen an, hinter ihr stand Deegan der die ganze Sache sehr gefasst aufnahm. Wieder einmal wirkte Alienor so zerbrechlich neben ihrem Mann, vor allem jetzt da ihr Gesicht überströmt von Tränen war. Ihr hatte ich wohl auch Sorgen bereitet und man sah ihr an das sie zu mir wollte um mich in ihre kleinen, zierlichen Arme zu ziehen. Eine kleine Tatsache hinderte sie wohl noch daran. Die Tatsache dass ich noch immer auf Lysanders Schoß saß. Deegan fand als erstes seine Sprache wieder, während wir anderen peinlich berührt auf den Boden starrten. „Gott sei Dank geht es euch gut.“ Ich glaubte ein unterdrücktes Grinsen zu erkennen wollte aber nicht weiter darauf eingehen da die ganze Situation eh schon verstörend genug war. Ich wollte vor Scham im Boden versinken und betete wirklich dass sich unter Lysander und mir ein riesiges Loch auftun würde. Was natürlich nicht geschah. Benommen rappelte ich mich auf und das war der Moment für Alienor sich in meine Arme zu stürzen. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht als ich dich weinen gehört habe.“ Ich drückte sie und wusste das auch sie für mich da sein Würde. Ich hatte zwar nicht meine Freunde von zuhause aber ich hatte hier ganz sicher neue gefunden. Freunde die ich nicht enttäuschen wollte. „Es tut mir Leid.“ Ali wischte sich ihre Tränen weg. Ich wollte diese traurige Stimmung verfliegen lassen und wusste dass nur ich das auch konnte, da ja nur wegen mir alle überhaupt erst betrübt waren. Selbst Deegan wirkte nun wieder wesentlich entspannter und half seinem Bruder auf. „Übrigens, ich konnte es klären. Meine Freunde werden dafür sorgen das ich noch länger hierbleiben kann.“ Die Mienen aller hellten sich auf und auch ich konnte spüren dass nun die erste Angst komplett überwunden war. Es würde ganz und gar nicht einfach werden aber ich durfte nicht ständig an all das negative denken. Ich war nun hier und meine Aufgabe stand mir noch bevor. Es ist mein Schicksal. Lysanders Smaragdgrüne Augen bedachten mich mit einem liebevollen Lächeln. Er war mein Schicksal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)